TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 1/27 Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Schichtdickenbestimmung von Polymerfilmen Versuchsplatz Probenpräparation: Spin-Coater, Schwingquarze, Polymerlösungen verschiedener Konzentration, µL-Spritze, Reinigungslösung Ellipsometrie: Ellipsometer, Laserschutzbrillen Mikrogravimetrie: Impedanzanalysator, PC 1 1.1 Allgemeines zum Versuch Warum kann man mit Reflektometrie Schichtdicken von weniger als einer Wellenlänge bestimmen? Reflektometrie spielt sowohl in der Technik, als auch in der Grenzflächenforschung eine große Rolle. In der Technik sind die Proben oft Funktions-Schichten (z.B. Photolacke oder Haftvermittler). Im Bereich der Grenzflächenforschung untersucht man vielfach Adsorbate, wobei letztere oft im Mittel weniger als eine Atomlage dick sind. Bedeckungsgrade von weniger als einer Monolage kennen Sie aus dem Versuch „Adsorptions-Isotherme“. Dort war mit einer sehr großen Oberfläche (Aktivkohle) gearbeitet worden, und die adsorbierte Menge war indirekt aus der Konzentration des Adsorbats in der überstehenden Lösung erschlossen worden. Für viele Anwendungen möchte man den Bedeckungsgrad aber direkt bestimmen. Optische und akustische Reflektometrie können diese Bestimmung leisten. Dass man auf optischem Wege eine Schichtdicke von unter einem Nanometer bestimmen kann, erscheint zunächst erstaunlich, da ja das beugungsbegrenzte Auflösungsvermögen eines Mikroskops im Bereich der Wellenlänge (also bei einigen 100 nm) liegt. Sollte nicht eine Schichtdickenbestimmung im Nanometer-Bereich aufgrund dieser Beugungsbegrenzung unmöglich sein? Die Antwort auf diese Frage ist grundsätzlich „Ja“. Möglich wird diese hochpräzise Dickenbestimmung immer erst dann, wenn zusätzliche Information über die Probe vorliegt. Die Probe bestehe aus einem lateral homogenen Film mit konstanter Dicke. Diese Annahme ist wesentlich. Falls dies nicht der Fall ist, führen alle ellipsometrischen Messungen in die Irre. Der Einfluss von Mikroheterogenitäten (Rauhigkeit, heterogener TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 2/27 Bedeckungsgrad) ist eines der größten Probleme bei der Interpretation ellipsometrischer Daten. Wenn die Probe lateral homogen ist, darf man den reflektierten Strahl als eine ebene Welle betrachten. Wir machen uns die Tatsache zunutze, dass Lichtstrahlen stets in zwei Teilstrahlen unterschiedlicher Polarisation zerlegt werden können. Der Unterschied in der Länge des optischen Weges, den die beiden Polarisationen bei Reflexion an der Probe durchlaufen haben, kann mit einer Genauigkeit von weit unterhalb der Wellenlänge vermessen werden. Im Grunde handelt es sich um eine Form der Interferometrie, wobei die beiden interferierenden Strahlen aus demselben Laser stammen, und durch die beiden Polarisationen gegeben sind. Eine Phasenverschiebung zwischen zwei Strahlen kann man leicht bis auf ein Tausendstel von 2π bestimmen und damit eine Dickenauflösung in der Größenordnung von einem Tausendstel der Wellenlänge (und besser) erreichen. Ohne nähere Begründung erwähnen wir, dass analoge Argumente in der Beschreibung des Verhaltens von Quarz-Resonatoren Anwendung finden. Quarz-Resonatoren sind akustische Reflektometer. Wichtig ist, dass man bei der Reflektometrie immer auf die Bestimmung einer Phasendifferenz setzt. Um eine Phasendifferenz zu bestimmen, muss man stets zwei Wellen zur Interferenz bringen. Eine goldene Regel der Optik besagt, dass die Bestimmung von Phasen und Winkeln immer leichter ist, als die Bestimmung einer Intensität. 1.2 Präparation von dünnen Polymerfilmen durch Spin-Casting Spin-Casting ist eine ausgereifte und bequeme Methode, um Polymerfilme mit einer Dicke zwischen etwa 10 nm und 1 µm herzustellen. Man gibt zunächst einen Tropfen einer Polymerlösung auf das Substrat. Kurze Zeit später bringt man das Substrat in schnelle (∼3000 Umdrehungen pro Minute1) Rotation. Dabei wird der größte Teil des Tropfens zur Seite weggeschleudert.2 Zurück bleibt ein relativ homogener Film. Das Spin-Casting wird unter anderem in der Elektronik-Industrie zum Aufbringen von Photolack eingesetzt. Wir gehen kurz auf die Physik des Trocknungsprozesses ein. Wesentlich ist die Tatsache, dass der Entzug des Lösungsmittels einen Glasübergang induziert. Spin-Casting funktioniert 1 englisch: 3000 rpm = 3000 revolutions per minute (sic!) 2 Dies ist dann ein Nachteil, wenn das Polymer kostbar ist. Der weitaus größte Teil des eingesetzten Materials landet „in der Rinne“. TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 3/27 nur mit Materialien, die ein solches Verhalten zeigen. Dies sind in erster Linie die Polymere. Das Lösungsmittel wirkt als Weichmacher, der die Glastemperatur des Polymers beträchtlich herabsetzt. Bei Verdunsten des Lösungsmittels steigt die Glastemperatur, Tg an. In dem Moment, in dem Tg Raumtemperatur erreicht, erstarrt der Film. Wenn der Tropfen vom Substrat abgeschleudert wird, verbleibt aus rein hydrodynamischen Gründen zunächst ein dünner Flüssigkeitsfilm auf der Substratoberfläche. Auch dieser wird von der Zentrifugalkraft nach außen getrieben. Parallel zu dieser Bewegung verdampft aber das Lösungsmittel, und treibt dabei die konzentrierte Polymerlösung in den Glasübergang. Die Viskosität steigt stark an und stoppt schließlich die zentrifugale Bewegung. Dass die erzeugten Filme in der Tat ganz außerordentlich homogen (über Flächen von vielen Quadratzentimetern) sein können, ist nicht trivial. 1.3 Ellipsometrie 1.3.1 Allgemeines Die Ellipsometrie ist eine empfindliche, zerstörungsfreie Methode zur Bestimmung von Filmdicken. Ein Laserstrahl definierter Polarisation fällt unter einem bestimmten Winkel auf den Film, wird dort reflektiert, und anschließend auf Polarisationsänderungen untersucht. Aus dem Polarisationszustand des reflektierten Strahls lässt sich die Dicke der Schicht berechnen. Die Genauigkeit der Ellipsometrie kann unter einem Atomdurchmessers liegen. Deshalb kann man nicht nur an geschlossenen Filmen, sondern auch an partiell bedeckten Oberflächen (so genannten „Sub-Monolagen“) messen. Es stellen sich aber aufgrund der Mikroheterogenität gewisse Probleme bei der Interpretation. Da die wahre Filmdicke an einer bestimmten Stelle niemals Bruchteile des Moleküldurchmessers betragen kann, ist die gemessene Filmdicke ein Mittelwert über den Messfleck. Für hinreichend dicke Schichten (> 100 nm) ist es auch möglich, gleichzeitig Schichtdicke und Brechungsindex zu bestimmen. Bedeutende Einsatzgebiete der Ellipsometrie sind die Mikroelektronik und die Mikrosystemtechnik. Im Bereich der physikalischen Chemie spielt die Verfolgung der Adsorption von gelösten Substanzen an (oft speziell chemisch modifizierten) Festkörperoberflächen eine große Rolle. 1.3.2 Die Polarisation von Licht Licht ist eine sich räumlich ausbreitende elektromagnetische Welle. An einem festen Ort wirkt ein sich zeitlich mit der Kreisfrequenz ω änderndes elektrisches (und magnetisches) TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Fortgeschrittenen-Praktikum Feld. Stand: 03.05.2005 Seite 4/27 Zu einem festen Zeitpunkt ändert sich das elektrische (bzw. magnetische) Feld längs der Ausbreitungsrichtung z periodisch; die räumliche Periode ist dabei die Wellenlänge λ. Da in isotropen Medien die Richtung des elektrischen Feldvektors stets senkrecht zur Ausbreitungsrichtung z ist, ist Abb. 1 Schwingungsrichtung linear polarisierten Lichts mit das Licht eine Transversalwelle, die einem Amplitudenverhältnis Es0 / Ep0= 0.5 insbesondere auch polarisiert sein kann. Unter polarisiertem Licht versteht man eine Welle mit einer bestimmten Schwingungsebene des elektrischen Feldvektors.3 Natürliches, „unpolarisiertes“ Licht besteht aus verhältnismäßig kurzen Wellenzügen, deren Schwingungsebenen statistisch verteilt sind. Ein beliebiger Polarisationszustand kann als Überlagerung zweier senkrecht zueinander polarisierter Teilstrahlen mit den elektrischen Feldvektoren Es und Ep betrachtet werden.4 Die zeitabhängigen Terme der Wellengleichungen lauten dann Es = Es 0 ⋅ sin (ω t ) (1) E p = E p 0 ⋅ sin (ω t + ∆ ) (2) Es0 und Ep0 stellen dabei die Amplituden der jeweiligen Komponente dar, ω ist die Kreisfrequenz und ∆ bezeichnet die Phasenverschiebung. 3 Wir beziehen uns stets auf die Richtung des elektrischen Feldvektors und bezeichnen diese Richtung als die Polarisationsebene. Dies ist deshalb sinnvoll, weil die elektrischen Wechselwirkungen zwischen Licht und Materie etwa tausend mal stärker sind, als die magnetischen. Leider wird in der älteren Literatur jedoch bisweilen auch die Richtung des magnetische Feldvektor als die Richtung der Polarisation bezeichnet. In den betreffenden Arbeiten gilt dann die Richtung des E-Vektors als die „Schwingungsebene“. 4 Wir verwenden „s“ und „p“, um die möglichen Polarisationrichtungen zu bezeichnen. Für s-Licht steht das elektrische Feld senkrecht auf der Einfallsebene, also der Ebene, die von dem einfallenden und dem reflektierten Strahl aufgespannt wird. Bei p-Licht liegt der Feldvektor parallel zu dieser Ebene. Beachten Sie: Die Einfallsebene ist nicht die Substratebene. Falls keine Reflexion vorliegt, stehen „p“ und „s“ synonym für „x“ und „y“. TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Fortgeschrittenen-Praktikum Seite 5/27 Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Polarisationsrichtungen ∆ spielt in der Ellipsometrie eine entscheidende Rolle. Wir gehen deshalb ∆ kann einfach näher auf sie ein. gemessen werden. Haben die beiden überlagerten Strahlen zueinander eine Phasenverschiebung, so rotiert der resultierende E-Vektor auf einer Ellipse (daher der Name „Ellipsometrie“). Im Abb. 2 Zirkular polarisiertes Licht mit Es0=Ep0 und ∆ = π/2. Anhang zeigen wir, dass man durch Der elektrische Feldvektor von zirkular polarisiertem Licht Elimination der Zeit aus (1) und (2) die allgemeine Gleichung einer rotiert bei konstantem Betrag um die Ausbreitungsrichtung. Ellipse erhält: 2 2 E ⋅E Es E p − 2 ⋅ s p ⋅ cos ∆ = sin 2 ∆ + Es 0 ⋅ E p 0 Es 0 E p 0 (3) Sie beschreibt die Umlaufkurve des E-Feld-Vektors aus den beiden überlagerten Komponenten Es und Ep. Gleichung 3 zeigt, dass man aus der Elliptizität der Polarisation auf die Phasenverschiebung zwischen beiden Teilstrahlen schließen kann. Die Details der Umrechnung brauchen hier nicht wiedergegeben zu werden. Die Messung der Elliptizität ist denkbar einfach. Das Instrument hat vor dem Detektor einen rotierenden Analysator und misst die Intensität des transmittierten Lichts als Funktion der Analysatorstellung. Es gibt zwei Spezialfälle: Fall 1: Lineare Polarisation: Als linear polarisiert bezeichnet man Licht, bei dem der resultierende elektrische Feldvektor E nur in einer Ebene schwingt. Die Wellen der x- und yKomponente haben dann die Phasenbeziehung ∆ = N · π mit N = 0, 1, 2, ... . Damit vereinfacht sich die Gleichung (3) zur Gleichung einer Geraden: Es = Ep · Es0/Ep0. In diesem Fall kommt es am Detektor zur Auslöschung, wenn der Analysator senkrecht auf der Polarisationsebene steht (vgl. Abb. 1). TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 6/27 Abb. 3 Elliptisch polarisiertes Lichte erhält man zum einen, wenn die Phasenverschiebung ∆ = π/2 ist (wie bei zirkular polarisiertem Licht), aber die Amplituden der Teilstrahlen nicht gleich groß sind (links). Elliptisch polarisiertes Licht erhält man aber auch, wenn die Amplituden gleich groß sind (wie bei zirkular polarisiertem Licht), aber die Phasenverschiebung ungleich π/2 ist (rechts). Fall 2: Zirkulare Polarisation: Haben die beiden Komponenten gleiche Amplituden (Ep0 = Es0) und haben sie eine relative Phasenverschiebung von ∆ = π/2 (oder einem ungeradzahligen Vielfachen davon), so entsteht zirkular polarisiertes Licht. Für ∆ = π/2 folgt aus Glg. 3 die Gleichung eines Kreises mit Radius r: Ep2 + Es2 = r2. Der Radius ist hier r = Ep0 =Es0. In diesem Fall ist die Intensität am Detektor für alle Analysatorstellungen gleich groß (vgl. Abb. 2). Für alle anderen Fälle resultiert elliptische Polarisation (vgl. Abb. 3): Eine gewisse Komplikation entsteht dadurch, dass elliptische Polarisation auch dann eintritt, wenn die Phasenverschiebung ∆ = π/2 ist, die Amplituden von s- und p-Licht aber verschieden groß sind. (Falls sie gleich groß sind, resultiert zirkular polarisiertes Licht). Wir halten hier ohne Beweis fest, dass die Phasenverschiebung eindeutig aus der Form der Ellipse und ihrer Orientierung im Raum abgeleitet werden kann. 1.3.3 Reflexion und Brechung von polarisiertem Licht Trifft ein Lichtstrahl unter einem Winkel 0° < θi < 90° auf die Grenzfläche zwischen zwei Medien (z.B. Luft und Glas), so wird dabei sowohl der reflektierte als auch der gebrochene Strahl teilpolarisiert. Zur genaueren Betrachtung des Effekts ist es zweckmäßig, den E-Vektor der einfallenden Welle in zwei Komponenten Es und Ep senkrecht und parallel zur Einfallsebene zu zerlegen. Die Einfallsebene wird dabei durch die Ausbreitungsrichtung des TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Fortgeschrittenen-Praktikum Lichts und die Richtung Seite 7/27 der Grenzflächennormalen definiert. Aus einem optisch weniger dichten Medium (z.B. Luft) kommend, wird beim Auftreffen auf die Grenzfläche zum optisch dichteren Medium die senkrecht zu Einfallsebene schwingende Komponente bevorzugt re- flektiert; die parallele Komponente wird bevorzugt in das optisch dichtere Medium hinein gebrochen. Daraus ergibt sich, dass sowohl der reflektierte, als auch der gebrochene Strahl teilpolarisiert sind. An dielektrischen Grenzflächen erfolgt unter dem so genannten Brewster-Winkel die völlige Abtrennung der parallelen Komponente, d. h. es wird vollständig linear polarisiertes s-Licht reflektiert (vgl. Abb. 4). Am Brewster-Winkel θB gilt tan(θB) = ni/nt mit ni und nt den Brechungs- Abb. 4 Reflexion (R) und Brechung (T) eines einfallenden Strahls (I). Die reflektierende bzw. brechende Oberfläche ist durch die Ebene a,b gegeben. Die Einfallsebene wird durch I und R aufgespannt und enthält das Einfallslot c. Enthält der einfallende Strahl sowohl p-polarisierte (blaue Striche mit PfeilEnden) als auch s-polarisierte Anteile (rote Striche mit KreisEnden), so enthält R vorwiegend s-Anteile. Fällt das Licht, so wie hier dargestellt, unter dem Brewster-Winkel ein, so enthält R überhaupt keinen p-Anteil mehr. R ist vollständig linear polarisiert. T enthält immer noch p- und s-Anteile, die Amplitude der s-Komponente ist gegenüber I jedoch verringert, da ein Teil reflektiert wurde. Selbst wenn I vorher unpolarisiert war, ist T somit teilpolarisiert. Beachten Sie: in der Optik werden die Einfallswinkel stets relativ zur Flächen-Normalen angegeben (0°: senkrechte Inzidenz). indizes der beiden Medien. In der „Brewster-Winkel-Mikroskopie“ erscheint die Probe im Wesentlichen schwarz. Kleinste Abweichungen von der Idealität der dielektrischen Grenzfläche (z.B. hervorgerufen durch einen monomolekularen Film) führen zur Verletzung der Brewster-Bedingung und werden deshalb als helle Flecke sichtbar. Die Amplituden der reflektierten Wellen, rs und rp, werden durch die Fresnelschen Gleichungen beschrieben: TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Fortgeschrittenen-Praktikum Seite 8/27 1 Rp, Rs 0 0 15 30 45 60 75 90 Einfallswinkel θi [deg.] Abb. 5 Verlauf der Reflexionskoeffizienten für parallel (Rp) und senkrecht (Rs) zur Einfallsebene polarisiertes Licht entsprechend Gleichung 6. Der Wert bei senkrechter Inzidenz (Einfallswinkel 0°) sowie der Brewster-Winkel, bei dem Rp = 0 ist, hängen von den Brechungsindizes der beiden Medien ab. rs = rp = ni cos ( θi ) − nt cos ( θt ) ni cos ( θi ) + nt cos ( θt ) nt cos ( θi ) − ni cos ( θt ) nt cos ( θi ) + ni cos ( θt ) = k z , i − k z ,t k z , i + k z ,t kz, i 2 i n = kz, i ni2 − + (6a) k z ,t nt2 k z ,t (6b) nt2 Dabei ist kz = n cos(θ) ω/c die z-Komponente des Wellenvektors.5 Die Feld–Amplitude des einfallenden Strahls ist dabei immer gleich Eins gesetzt. Für die reflektierten Intensitäten Rp und Rs, gilt Rp = |rp|2 und Rs = |rs|2 (s. Abb. 5). Beachten Sie, dass die Reflexions- amplituden komplex sein können, wenn die Brechungsindizes komplex sind, oder wenn Totalreflexion vorliegt. 5 Für die mathematisch Ambitionierten unter Ihnen sei angemerkt, dass die Formulierung mit dem Wellenvektor kz statt dem Winkel θ dann handlicher ist, wenn komplexe Brechungsindizes oder Totalreflexion vorliegen. Absorbierende Medien und Metalle haben komplexe Brechungsindizes. Komplexe Brechungsindizes ziehen komplexe z-Komponenten der Wellenvektoren nach sich. Komplexe Wellenvektoren sind per se nichts Ungewöhnliches: der Imaginärteil des Wellenvektors beschreibt den Zerfall der Welle entlang der z-Achse. Komplexe Winkel sind zwar mathematisch definiert, aber unanschaulich. Man vermeidet sie, solange man kann. TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 9/27 In der Ellipsometrie betrachtet man nicht die Amplituden rp und rs, sondern den Quotienten rp/rs. Auf diese Weise wird man unabhängig von der Lichtintensität und ihren Schwankungen. Der Quotient wird nochmals umparametrisiert. Man I Luft Medium schreibt rp/rs = tanΨ exp(i∆) mit zwei Winkeln Ψ II n1 ≈ 1 β n2 d und ∆. Diese Definition hat in erster Linie Abb. 6 Zustandekommen des Gangunterhistorische Gründe: Bei so genannten „Null- schieds zwischen den Teilstrahlen I und II in Reflexionsrichtung. Strahl II legt gegenüber Ellipsometern“ kann man die Intensität am Strahl I den zusätzlichen Weg 2·d⋅cos β zurück. Detektor zu Null machen, indem man die Winkel Die zusätzliche optische Weglänge beträgt zweier Polarisatoren geeignet einstellt. Ψ und ∆ sind im wesentlichen diese „Null-Winkel“. 2·n2·d⋅cos β Der ellipsometrische Parameter ∆ ist aber gleichzeitig auch die Phasendifferenz zwischen den beiden orthogonal polarisierten Teilstrahlen. Die Bedeutung, die der Parameter ∆ oben hatte (eine Phasendifferenz), bleibt also erhalten.6 Für den Fall, dass das Medium aus verschiedenen Schichten aufgebaut ist, findet an jeder Grenzfläche erneut Reflexion und Brechung statt. Im Weiteren soll der einfache Fall betrachtet werden, dass die Probe aus einer transparenten Schicht auf einem voll reflektierenden (z.B. metallischen) Substrat besteht (Abb. 6). Das in Reflexionsrichtung ausfallende Licht besteht dann aus der Überlagerung des an der ersten Grenzfläche (Luft / Medium) reflektierten Strahls mit dem ins Medium gebrochenen und an der Grenzfläche Medium / Substrat reflektierten Strahl.7 Die Strahlen I und II überlagern sich, solange der Strahldurchmesser (genauer: die Kohärenzlänge) groß genug ist. Das ist insbesondere sicher immer dann der Fall, wenn die Schichtdicke kleiner als die Wellenlänge ist. Zwischen den beiden ausfallenden Strahlen besteht ein Laufzeitunterschied und somit auch eine Phasenverschiebung, die sich aus den unterschiedlichen optischen Weglängen ergibt. Wie in Abb. 6 dargestellt, ist der Unterschied der optischen Weglängen gegeben durch die Größe 2 n2 d cos(β) mit n2 dem Brechungsindex der Schicht, d der Schichtdicke und β 6 Achtung: Hier bezieht sich ∆ aber auf die relative Phase von rp und rs. Dies ist dann exakt gleich der Phasendifferenz zwischen den reflektierten Teilstrahlen, wenn mit linear polarisiertem Licht unter 45° eingestrahlt wurde (die Phasenverschiebung als für den eingestrahlten Lichtstrahl verschwindet). 7 Wir vernachlässigen hier der Einfachheit halber Vielfach-Reflexionen (in Abb. 6 gestrichelt dargestellt). TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 10/27 dem Winkel des Strahls zur Schichtnormalen.8 Nachdem s-Licht bevorzugt an der oberen Grenzfläche, p-Licht aber bevorzugt an der unteren Grenzfläche reflektiert wird, ergibt sich eine relative Phasenverschiebung zwischen s- und p-Licht. Die Details sind komplizierter, weil die Reflektivitäten der Grenzflächen nicht – wie oben vereinfachend angenommen – Eins oder Null sind, sondern Zwischenwerte annehmen. Sie können insbesondere auch negativ oder sogar komplex sein (Phasensprung). Die Reflektivitäten unter schrägem Lichteinfall hängen aber stets von der Polarisation ab (Glg. 6), so dass wir aus der Änderung des Polarisationszustands auf die Schichtdicke schließen können. Für die konkrete Rechnung verlassen wir uns auf die Software. 1.4 Ellipsometrie im Grenzfall dünner Schichten Grundsätzlich führt die ellipsometrische Messung zu zwei Parametern Ψ und ∆, anhand derer auch zwei Parameter des untersuchten Schichtsystems bestimmt werden können. Diese zwei Parameter können z.B. die Dicke und der Brechungsindex des Films sein. Dass man den Brechungsindex separat bestimmen kann, wird aus der vereinfachenden Diskussion in Abschnitt 1.3 nicht deutlich. Die Differenz der optischen Weglängen ist das Produkt n2 d cos(β). Demnach sollte der Parameter ∆ bei gegebenem Einfallswinkel allein durch das Produkt n2 d beeinflusst sein. In der Tat: die separate Bestimmung von Brechungsindex und Dicke ist schwierig. Der mathematische Algorithmus lässt sie im Prinzip zu, aber die Fehlerfortpflanzung ist ungünstig. Wenn z.B. ein Film aus Polystyrol mit einem Brechungsindex von n = 1.59 und einer Dicke von 10 nm vorliegt, kann ein kleiner Fehler dazu führen, dass der Algorithmus einen Brechungsindex von n = 3.2 und eine Dicke von 5 nm ausgibt. Beachten Sie: das Produkt n2 d wird in etwa richtig ausgerechnet. Die Zerlegung in die Faktoren ist problematisch. Man sagt: „Die Fehler in n2 und d sind hochkorreliert.“ Das Produkt n2 d – andererseits – ist ein „robuster“ (verlässlich bestimmbarer) Parameter. Mess- und Kalibrationsfehler pflanzen sich natürlich auch in dieses Produkt hinein fort. Es ist aber so, dass bei der Berechnung des Produkts niemals zwei kleine, fehlerbehaftete Zahlen voneinander abgezogen werden und deshalb die relativen Fehler nicht in derselben Weise „verstärkt“ werden, wie bei der separaten Bestimmung von n2 und d. 8 Die optische Weglänge berücksichtigt nicht nur die zusätzliche geometrische Strecke 2 d cos β, sondern auch die im Medium (Index 2) herabgesetzte Ausbreitungsgeschwindigkeit c2, ausgedrückt durch den Brechungsindex n2 = c0/c2 (mit c0 der Vakuum-Lichtgeschwindigkeit). TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 11/27 Bei Messungen an „dünnen“ Filmen (d † λ, λ die Wellenlänge) treten nun zwei Dinge ein. Zunächst wird die separate Bestimmung von n2 und d nicht nur schwierig, sondern praktisch unmöglich. Andererseits wird aber die Bestimmung des Produkts n2 d immer stabiler.9 Falls man also den Brechungsindex des Films kennt, kann man die Dicke immer noch gut bestimmen. Man nennt die so bestimmte Dicke gerne „optische Dicke“. Der Zusatz „optisch“ deutet an, dass die Dickenbestimmung eine Annahme über den Brechungsindex erfordert. Auf einem Goldsubstrat sind die Verhältnisse besonders übersichtlich. Betrachten wir zunächst den Parameter Ψ. Der Tangens von Ψ gibt das Verhältnis |rp|/|rs| an, also den Quotienten der Beträge der Amplituden von p- und s-Licht am Detektor. Nachdem das Goldsubstrat gut reflektiert, gelangt nahezu alles Licht schließlich und endlich zum Detektor. Sowohl |rp| als auch |rs| sind nahe bei 1 und der Quotient ist deshalb ebenfalls in etwa 1. Nachdem der Arcustangens von 1 einem Winkel von 45° entspricht, liegt der Parameter Ψ stets in der Nähe von 45°. Er ist nicht genau 45°, weil erstens die Reflektivität von Gold nicht perfekt ist, und weil zweitens Streuung an der Probenoberfläche die Messung verfälscht. Streuung wird vom Fresnel-Formalismus nicht erfasst. Im Detail zeigt sich, dass s-Licht mehr gestreut wird als p-Licht. Der Einfluss der Filmdicke auf Ψ ist aber – insbesondere bei kleinen Dicken – eher gering. Deshalb wird der Parameter Ψ bei der Dickenbestimmung gerne ignoriert. Mit dem Parameter ∆ verhält es sich ganz anders. ∆ hängt nicht nur stark von der Filmdicke ab, sondern ist für Filmdicken unter etwa 30 nm in guter Näherung sogar eine lineare Funktion der Filmdicke. Man kann deshalb wie folgt vorgehen: Zunächst bestimmt man am leeren Substrat den Parameter ∆0 (sowie den unbedeutenden Parameter Ψ0). Man passt den Brechungsindex des Substrats in der Weise an, dass er die Parameter ∆0 und Ψ0 reproduziert. Das ist für Gold zulässig, weil der Brechungsindex von Gold von den Bedingungen beim Bedampfen abhängt, und weil weiterhin aufgedampftes Gold dazu neigt, etwas zu altern. Man nimmt an, dass der Brechungsindex des Goldes sich bei der Beschichtung nicht ändert.10 9 Die genaue Rechnung zeigt, dass derjenige Parameter, der robust bestimmt wird, nicht exakt die Größe n2d ist, sondern die Größe E = d (n22−1)/(nSubstrat2−1) ist. E heißt auch „ellipsometrisches Moment“. 10 Das ist für spin-coating legitim, für andere, aggressivere Verfahren (Plasmapolymerisation, elektrochemische Polymerisation) aber problematisch. TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Fortgeschrittenen-Praktikum Seite 12/27 In einem zweiten Schritt führt man eine Modellrechnung durch, die vorhersagt, wie für einen bestimmten Brechungsindex des Films n2 der Parameter ∆ von der Filmdicke abhängt. Dieses Diagramm (s. z.B. Abb. 7) druckt man aus. Die Filmdicke bestimmt man graphisch anhand dieses Diagramms. Man schaut nach, welcher Wert der Filmdicke dem (an der beschichteten Probe) gemessenen Parameter ∆ entspricht und betrachtet diesen Wert als die gemessene Filmdicke. Derartige graphische Auswertungen sind nicht nur völlig legitim, sie sind auch oft transparenter als die Anwendung einer Software, deren Wirkungsweise nicht durchleuchtet werden kann. Auch für die Schwingquarzmikrowaage vereinfacht sich die Auswertung beträchtlich, wenn man dünne Schichten betrachtet. Um die „akustische Schichtdicke“ zu bestimmen, muss man grundsätzlich Annahmen über Dichte und Schermodul der Probe machen. Im Grenzfall dünner Schichten ist jedoch derjenige Parameter, der robust bestimmt wird, das Produkt aus Dicke und Dichte, also die Masse pro Einheitsfläche. Nachdem die Dichte in der Regel bekannt ist, ist die Umrechnung in die Dicke meist kein Problem. 44.0 110 43.5 100 43.0 ∆ Ψ 42.5 90 42.0 80 41.5 41.0 40.5 70 0 10 20 30 film thickness [nm] 40 50 0 10 20 30 40 50 film thickness [nm] Abb. 7 Verlauf der ellipsometrischen Parameter Ψ und ∆ als Funktion der Dicke eines Polymerfilms (n = 1.5) auf Gold (n = 3.47 + i 1.44) TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 13/27 λ/2=dq+df λ/2=dq Abb. 8 Scherschwingung einer Quarzscheibe: Wenn die Scheibe mit einem Film bedeckt ist, steigt die Dicke. Damit steigt die Wellenlänge der resonanten Mode und es sinkt die Resonanzfrequenz. 1.5 Quarz-Resonatoren In Materialien ohne Inversionssymmetrie beobachtet man „Piezoelektrizität“. Hierunter versteht man das Auftreten einer elektrischen Polarisation bei Anlegen einer mechanischen Spannung. Der umgekehrte Effekt, eine mechanische Deformation induziert durch ein elektrisches Feld, wird als inverser piezoelektrischer Effekt bezeichnet. α-Quarz,11 der eine trigonale Kristallstruktur ohne Inversionszentrum besitzt, ist ein piezoelektrisches Material. Legt man an ein Quarzplättchen ein elektrisches Feld an, so beobachtet man je nach Lage der Schnittrichtung relativ zu den kristallographischen Achsen eine Dehnung/Stauchung oder eine Scherung des Plättchens. Legt man an ein AT-geschnittenes Quarzplättchen12 eine Wechselspannung an (z.B. mittels aufgebrachter Elektroden), so kommt es zu einer Scher-Oszillation (Abb. 8). Bei bestimmten Frequenzen – den akustischen Resonanzfrequenzen – steigt die Amplitude der Schwingungsbewegung enorm an. Gleichzeitig steigt auch der Strom durch die Elektroden.13 Der stark ansteigende Strom macht es möglich, akustische Resonanzen auf elektrischem Weg zu detektieren. Beachten Sie: Trotz der elektrischen Detektion sind die Resonanzen im Grunde ein akustisches Phänomen. Uns interessieren die Dicken-Scherschwingungen. Da bei diesen Schwingungsmoden kein longitudinaler Schall abgestrahlt wird, sind die betreffenden Resonanzen besonders scharf. Deshalb werden Quarz-Resonatoren vielfach als Frequenznormale (Uhren) ein- gesetzt. Die Schärfe der Resonanz macht Schwingquarze auch als Sensoren attraktiv. 11 α-Quarz ist die bei Raumtemperatur stabile kristalline Modifikation von SiO2. 12 Der AT-Schnitt ist ein spezieller Kristall-Schnitt, der erstens eine reine Scherschwingung zur Folge hat, und zweitens bedingt, dass die Resonanzfrequenz des Plättchens weitgehend Temperatur-unabhängig ist. 13 Bei der Resonanzfrequenz ist die Scherdeformation und deshalb auch die durch den Piezo-Effekt hervorgerufene Polarisation des Kristalls sehr groß. Diese, mit der Frequenz ω oszillierende Polarisation wird durch einen äußeren Strom in die Elektroden hinein kompensiert. TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 14/27 Relative Verschiebungen der Resonanz von 1 ppm (∆ f / f = 10-6) lassen sich bequem nachweisen. Wir befassen uns mit einer sensorischen Anwendung von Schwingquarzen, der „Schwingquarz–Mikrowaage“ (englisch „quartz crystal microbalance, QCM“). Wir geben die Funktionsweise vereinfacht wieder: Eine Dicken-Scherschwingung stellt eine stehende transversale akustische Welle mit Bäuchen an der Quarzoberfläche dar. Die Anzahl der Knotenebenen im Plättchen ist gleich der Oberton-Ordnung. Als Resonanz-Bedingung ergibt sich: d = n⋅ λ 2 (7) mit d der Dicke des Resonators, n der Obertonordnung und λ der Wellenlänge der akustischen Welle. Nur Resonanzen mit ungerader Obertonordnung n können über den Piezo–Effekt detektiert werden, da bei gerader Obertonordnung die an den Kristalloberflächen induzierte Polarisation an beiden Seiten dasselbe Vorzeichen hat, und deshalb keinen Strom zwischen den Elektroden hervorruft. Wir betrachten nun eine Quarz-Scheibe, die mit einem Film der Dicke ∆d beschichtet ist. Das Filmmaterial habe die gleichen akustischen Eigenschaften wie der Quarz. Dann steigt die Wellenlänge der resonanten Mode um einen Faktor (d +∆d) / d. Nachdem die Frequenz einer Welle invers proportional zur Wellenlänge ist, sinkt die Resonanzfrequenz um denselben Faktor. Wenn die Resonanzfrequenz mit einer relativen Genauigkeit von ∆f / f = 10-7 bestimmt werden kann (ein realistischer Wert für Schwingquarze in gasförmiger Umgebung), dann können auch Filme mit einer Dicke von ∆d = 10-7 d nachgewiesen werden. Bei einer typischen Resonator-Dicke von 320 µm entspricht dies einer Nachweisgrenze von etwa 0.3 Å. Oben hatten wir (unrealistisch) angenommen, dass das Filmmaterial die gleichen Eigenschaften habe wie der Quarz. Diese Annahme kann man fallen lassen, wenn man statt der Dicke d die Masse pro Einheitsfläche mA (das Produkt aus Dicke und Dichte) betrachtet. Die Begründung würde eine längere Rechnung zur akustischen Reflektometrie erfordern, die wir hier nicht wiedergeben. Es gilt: ∆mA ∆f =− f m A, q (8) TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Fortgeschrittenen-Praktikum Seite 15/27 mit mA,q der Masse pro Einheitsfläche des Quarzes. Der Parameter mA,q wird in der Regel noch anders ausgedrückt. Es gilt: m A, q = ρ ⋅ d = ρ ⋅ λ 1 υ 1 Zq = ρ⋅ = 2 2 ff 2 ff (9) Hierbei ist υ die Schallgeschwindigkeit, Zq = ρυ = 8.84 · 106 kg / (m2 s) die akustische Impedanz des Quarzes, und ff ist Resonanzfrequenz der Grundschwingung (mit nur einer Knotenebene, n = 1). Die akustische Impedanz ist eine Materialkonstante. Sie spielt in der Akustik dieselbe Rolle wie der Brechungsindex in der Optik. Mit der Umformung (9) erhalten wir die berühmte Sauerbrey-Gleichung ∆mA = − 2 Zq 2 ff f ⋅ ∆f (10) Typische Fragen (unter vielen anderen) könnten sein: • Was ist Ellipsometrie? Welche Hauptkomponenten hat ein Ellipsometer? • Was ist polarisiertes Licht? • Warum ändert sich der Polarisationszustand des Lichtes aufgrund Reflexion? • Welche Arten von polarisierten Licht gibt es? • Wie beschreibt man mathematisch den Polarisationszustand des Lichtes? • Was besagen die Fresnelschen Gleichungen? • Warum ändert sich der Brechungsindex einer Substanz mit der Wellenlänge des eingestrahlten Lichtes? • Was ist der Brewster-Winkel? • Wovon hängt der komplexe Brechungsindex einer Substanz ab? • Welche Verfahren gibt es, dünne Schichten herzustellen? • Wie kann man Schichtdicken bestimmen? • Warum unterscheiden sich die physikalischen Eigenschaften dünner Schichten im Vergleich zum Bulk der gleichen Substanz? Die Denk- und Frageweise der Praktikumsassistenten unterliegt der Entropiezunahme und ist damit de facto unvorhersehbar… TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Fortgeschrittenen-Praktikum Seite 16/27 3 Literatur • E. Hecht: Optik, 3. Auflage, Oldenbourg Verlag, München 2001 • H. Niedrig (Hrsg.), H. J. Eichler: Optik, Bd. 3, 9. Aufl., in Bergmann, Schaefer: Lehrbuch der Experimentalphysik, de Gruyter, Berlin 1993 • R. M. A. Azzam, N. M. Bashara: Ellipsometry and Polarized Light, 4. Paperback ed., Elsevier, Amsterdam 1999 • A. Arnau (Hrsg.): Piezoelectric Transducers and Applications, Springer, Heidelberg 2004 4 Aufgabe Beschichten Sie zwei 5 MHz-Schwingquarze mittels Spin-Coating mit unterschiedlich dicken Polymerfilmen. Bestimmen Sie die Dicken der Filme mit Mikrogravimetrie und Ellipsometrie. Diskutieren Sie die Homogenität der Filme und ggf. die Unterschiede der Ergebnisse, die Sie aus den beiden Meßmethoden erhalten, sowie die Abhängigkeit der Schichtdicke von der Konzentration der eingesetzten Polymerlösung. Das Ellipsometer enthält einen HeNe-Laser der Laserschutzklasse III. Während der Messungen am Ellipsometer sind deshalb die Laserschutzbrillen zu tragen. Niemals direkt in den (evtl. reflektierten) Laserstrahl schauen (warum?). 5 Versuchsdurchführung Für Messungen mit den Quarz-Resonatoren müssen die Resonanzfrequenzen der unbeladenen Quarze ( f0 ) bekannt sein. Daher werden zuerst die Resonanzfrequenzen für die Grundfrequenz sowie für einige Obertöne bestimmt. Dann werden unterschiedlich dicke Polystyrol-Filme auf die Messelektroden zweier 5 MHz-Schwingquarze aufgebracht. Die Dicken werden daraufhin zunächst mittels Mikrogravimetrie, und dann für jeweils fünf verschiedene Stellen mittels Ellipsometrie bestimmt. Die nur 0.32 mm dicken Schwingquarze und ihre Elektrodenflächen sind empfindlich. Behandeln Sie diese daher mit Vorsicht. Fassen Sie die Quarze nicht mit bloßen Fingern an, sondern verwenden Sie immer eine Pinzette und vermeiden Sie die Berührung der Elektrodenflächen. TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Fortgeschrittenen-Praktikum 5.1 Seite 17/27 Bestimmung der Resonanzfrequenzen der unbeschichteten Quarze Schließen Sie den Halter für die Schwingquarze („Pfeifenkopf“) an den Impedanzanalysator an und legen Sie einen Schwingquarz so ein, dass die (größere) Messelektrodenfläche oben liegt und mit dem Massekontakt verbunden ist. Legen Sie den Haltering auf und spannen Sie den Quarz durch Aufschrauben des Überwurfrings ein. Achten Sie dabei darauf, dass der Haltering mit seiner Aussparung am Rand immer durch den kleinen Führungsstift im Pfeifenkopf gehalten wird und sich beim Anziehen des Überwurfrings nicht verdreht. Ziehen Sie den Überwurfring nur leicht handfest an. Starten Sie das Messprogramm „QTZ–Basics“. Vorbemerkung: Das Programm hat „Input Verification“. Bestätigen Sie alle Eingaben mit Enter, um sie wirksam zu machen. Wählen Sie für den Parameter „Center“ (Mittenfrequenz) die ungefähre Grundfrequenz 5 MHz. Nachdem Sie „Enter“ gedrückt haben, bestimmt der Impedanz-Analysator (eine Einschubkarte im PC, die Sie nicht sehen) den frequenzabhängigen Leitwert des QuarzPlättchens. Der Leitwert ist hier der Quotient zwischen Strom und Spannung. durchläuft bei der Resonanz ein Maximum. Dieser Der Analysator misst um die eingegebene Mittenfrequenz herum in einem Frequenzfenster, dessen Breite unter „Span“ einzugeben ist. Sollte im Messfenster keine Resonanz zu sehen sein (sondern nur Rauschen), so befindet sich die Resonanzfrequenz offenbar außerhalb des Messfensters. (Ist der Schwingquarz elektrisch angeschlossen?). Um die Resonanz zu finden, muss das Messfenster verbreitert werden. Dazu kann entweder manuell eine neue Breite unter Span eingegeben werden, oder der vorhandene Wert mit den Buttons „x2“, „x5“ usw. vergrößert werden. Beachten Sie aber, dass eine Breite des Messfensters größer als 10% der Mittenfrequenz keinen Sinn macht, da erstens die Fertigungstoleranzen der Quarze geringer sind und zweitens die Resonanzen dann schmaler als der Abstand zwischen zwei Messpunkten sind, und deshalb übersehen werden können. Wenn Sie die Resonanz gefunden haben, können Sie diese durch Anklicken mit der linken Maustaste zentrieren. Bewegen Sie dazu den Mauszeiger auf die Spitze der Kurve, bis sich der Zeiger in eine Hand verwandelt. Klicken Sie dann mit der linken Maustaste. Nun muss TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 18/27 der Messbereich so weit verringert werden, dass die Resonanzkurve mit genügend hoher Auflösung das Messfenster ausfüllt. Dazu stehen mehrere Methoden zur Verfügung. Sie können wie zuvor beschrieben die Breite des Messfensters durch direkte Eingabe des Wertes oder durch die Buttons „/2“, „/5“ usw. verringern. Alternativ können Sie auch Beginn und Ende des Messbereichs durch Anklicken mit der Maus festlegen: Um den Beginn festzulegen klicken Sie auf den Button „New Start“ und wählen anschließend einen Punkt der Messkurve mit dem Mauszeiger aus. Der Mauszeiger muss dabei zu einer Hand werden. Um das Ende des Messbereichs festzulegen, klicken Sie auf den Button „New Stop“, wählen mit dem Mauszeiger das Ende des Messbereichs aus, und klicken auf den Button „Go“. Die Resonanzkurve soll schließlich den Messbereich ausfüllen. Klicken Sie nun auf „Acquire and Fit“. Der Computer versucht daraufhin, eine theoretischen Resonanzkurve an die Messwerte anzupassen. Dazu optimiert er selbständig die Parameter der Resonanzkurve, solange bis die Differenz der Fehlerquadrate minimal ist. Der wichtigste Fit-Parameter ist dabei die Resonanzfrequenz. Diese wird im Fenster links oben als „f_res“ angezeigt. Notieren Sie diese bitte. Verfahren Sie analog für die ungeraden Obertöne bis 75 MHz. Beachten Sie dabei, dass bei den Obertönen nicht nur die reine Dicken-Scherschwingung angeregt werden kann, sondern auch anderen Schwingungsmoden. Deren Resonanzfrequenzen liegen jedoch stets höher als die Resonanzfrequenz der reinen Dicken-Scherschwingung.14 Die reine DickenScherschwingung ist in einer Gruppe von benachbarten Resonanzen stets diejenige mit der niedrigsten Frequenz. Notieren Sie bitte für jeden Oberton die durch den Fit errechnete Resonanzfrequenz. 14 Die „reine Dicken-Scherschwingung“ hat im Gegensatz zu den „anharmonischen Seitenbändern“ keine Knotenlinien in der Ebene des Plättchens. Bei anharmonischen Seitenbändern schwingen also verschiedene Bereiche des Plättchens in entgegengesetzte Richtung. Wie auch aus der Spektroskopie bekannt, sind Moden mit vielen Knotenebenen energiereicher (und damit höherfrequent) als solche mit wenigen Knoten. TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum 5.2 Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 19/27 Die Bedienung des Ellipsometers und Messen des Polarisationszustandes des reflektierten Lichts Die Messungen werden an einem Ellipsometer EL X-02C der Firma DRE – Dr. Riss Ellipsometerbau GmbH vorgenommen. Das zugehörige Messprogramm Ellipsometer befindet sich auf dem Arbeitsplatzrechner. 5.2.1 Vor einer Messung Vor der eigentlichen Messung wird eine Liste erzeugt, in die automatisch alle Messwerte eingetragen werden. Dazu wählt man list – new list und zum Abspeichern unter einem anderen Namen list – save list as – save list. Alle Listen werden im Ordner des jeweiligen Praktikumssemesters gespeichert. Zuerst wird eine Probe auf der Mitte des Probentisches platziert. Es ist darauf zu achten, dass der Laserstrahl auf einen möglichst homogenen Bereich der Schicht fällt. Der Messfleck sollten keine Ringe, Schlieren oder Staub-Partikel (Streuung) enthalten. Anschließend wird die Probe justiert: measurement – before – sample alignment. Dies geschieht über die Einstellung der Neigung des Probentisches in zwei Achsen. Zunächst dreht man an den beiden Mikrometerschrauben solange bis der reflektierte Strahl in dem kleinen Loch des Detektorarms verschwindet. Beobachten Sie nun die Anzeige des Monitors. Die Intensitätsanzeige rechts sollte im grünen Bereich liegen. Die vier Segmente links zeigen die Intensität des einfallenden Laserstrahls für jeden Quadranten der (Quadranten-) Diode an. Zur Feinjustierung der Probe hat es sich bewährt, zuerst die Mikrometerschrauben so zu drehen, bis zwei direkt benachbarte Segmente annähernd gleich groß sind. Jetzt kann man – mit etwas Fingerspitzengefühl und Geduld – diesen großen roten Halbkreis zuerst soweit verkleinern, dass auf der gegenüberliegenden Kreisseite zwei (unterschiedlich kleine) Segmente auftreten. Anschließend sind die Mikrometerschrauben so zu drehen, dass zwei fast identische Halbkreise im Kontrollfenster erscheinen. Erst wenn alle vier Segmente ein bestimmtes Größenverhältnis haben, erscheint der Kreis grün, und die Justierung ist beendet (accept klicken). Als nächstes wird die Intensität eingestellt. Dazu geht man auf measurement – before – intensity test. Die Potentiometerschraube am Detektor wird nun so lange gedreht, bis die Intensität im Kontrollfenster bei knapp unter 90 % liegt. Bei zu hoher Intensität erscheint der TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 20/27 Balken rot, bei zu niedriger Intensität muss entweder die Probe neu justiert werden, oder – wenn das nicht hilft – die Verstärkung heraufgesetzt werden (amp mode: high amplification). Schließlich wird noch die auf den Detektor einfallende Streulicht-Intensität gemessen (measurement – before – rest intensity). Hierzu muss der Shutter des Lasers geschlossen werden. Nach erfolgter Messung darauf achten, den Shutter wieder zu öffnen! Diese Prozeduren (sample alignment, intensity test, rest intensity) sind für jeden Messfleck erneut durchzuführen. Nachdem die vorbereitenden Einstellungen erfolgt sind, sollten sie keine Teile des Ellipsometers mehr verstellen. 5.3 Bestimmung der Referenzwerte ∆0 an den unbeschichteten Gold-Oberflächen Nehmen Sie für jeden Quarz 10 Datenpunkte auf. Wählen Sie dazu measurement – multiple. Es erscheint ein Fenster, in das Probendaten eingegeben werden können. Sie können hier zur Unterscheidung der einzelnen Messungen z.B. die Nummer des Quarzes und die Nummer des Messflecks notieren. Wenn Sie OK clicken, erscheint ein weiteres Fenster, in dem die Anzahl der Datenpunkte (10) angegeben werden kann. Nach Bestätigung mit OK beginnt die Messung. Falls eine Fehlermeldung auftaucht, kontrollieren Sie ob des Shutter offen ist. Nach Aufnahme der 10 Datenpunkte speichern Sie die Liste sicherheitshalber mit list – save list ab. Wir gehen davon aus, dass die Eigenschaften des Goldes lateral homogen sind und nehmen daher nur einen Referenzwert auf, den wir später für alle Messflecke verwenden. 5.4 Herstellen der Polystyrol-Schichten Es werden Polystyrol-Lösungen in Toluol mit zwei verschiedenen Konzentrationen < 4 g/L verwendet. Der Spin-Coater muss mit Druckluft versorgt werden. Öffnen Sie dazu den blauen Hahn. Der Spin-Coater schaltet sich dabei selbstständig ein. Falls dies nicht geschieht, betätigen Sie den Hauptschalter auf der Rückseite des Geräts. Plazieren Sie einen Schwingquarz (mit der Messelektrode nach oben) auf den Drehteller. Verwenden Sie dabei einige Sorgfalt auf das Zentrieren des Quarzes, da ungenügende Zentrierung zu einer Unwucht führt und der Quarz von Drehteller geschleudert wird. Der TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 21/27 Quarz wird durch einen Unterdruck auf dem Drehteller festgehalten. Schalten Sie dazu die Vakuumpumpe ein. Verschiedene Beschichtungsabläufe ist in sogenannten „recipes“ abgespeichert. Wählen Sie recipe 4 aus: Drücken Sie „Load“, wählen sie mit der „↑“ und der „↓“ die Nummer 4 aus, bestätigen Sie mit „Enter“ und drücken nochmals „Load“. Bringen Sie nun einige Tropfen der Lösung so auf, dass die Elektrode bedeckt ist. Schließen Sie nun zügig den Spin-Coater und drücken Sie „Start“ (Vermeiden Sie dadurch vorzeitige Verdampfung). Der Spin-Coater beschleunigt nun schrittweise auf 4000 rpm, hält diese Rotationsgeschwindigkeit für etwa eine Minute, und bremst den Quarz danach sanft ab. Sobald im Display „Remove Coated Part“ erscheint, können Sie den Schwingquarz entfernen. Beschichten Sie den zweiten Schwingquarz mit der anderen Lösung mit demselben „recipe“. 5.5 Bestimmung der Resonanzfrequenzen der beschichteten Quarze Bestimmen Sie die Resonanzfrequenzen der beschichteten Quarze für die Grundschwingung und die Obertöne bis 75 MHz wie in 5.1 beschrieben. 5.5.1 Messung Nehmen Sie für insgesamt 5 Messflecke wie unter 5.3 beschrieben jeweils 10 Datenpunkte auf. Wählen Sie dabei verschiedene Abstände von der Mitte des Quarzes. Verfahren Sie genauso für den zweiten Quarz. Die Liste mit den insgesamt 100 Messwerten kann Ihnen z.B. per e-mail zugeschickt werden. 6 Auswertung Mikrogravimetrie Berechnen Sie mit Hilfe der Sauerbrey-Gleichung (Glg. 10) die akustischen Schichtdicken. Berücksichtigen Sie dabei die Obertonordnung (!). Die Dichte von Polystyrol kann mit hinreichender Genauigkeit als 1 g/cm3 angenommen werden. TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 22/27 Ellipsometrie Bilden Sie zunächst für jeden Messfleck den Mittelwert von ∆, sowie die Standardabweichung und den mittleren Fehler des Mittelwerts. Bestimmen Sie für jeden Messfleck mithilfe des Diagramms von ∆ gegen Schichtdicke in Anhang C graphisch die optische Dicke. Korrigieren Sie dazu ggf. die Modellkurve durch Parallelverschiebung entlang der Vertikalen, so dass die Kurve bei Schichtdicke 0 den Referenzwert ∆0 annimmt. Diskussion Diskutieren Sie anhand der Ergebnisse die folgenden Punkte: – Vergleichen sie die ellipsometrisch bestimmte laterale Heterogenität mit den mittleren Fehlern der Messwerte. – Finden Sie auf allen Obertönen die gleichen akustischen Schichtdicken? Welche Gründe könnte es für systematische Abweichungen geben? – Vergleichen Sie akustische und optische Schichtdicken. Welche Gründe gibt es für die Abweichungen? – Führte die höhere konzentrierte Lösung zu einer höheren Schichtdicke? Warum? 7 Anhänge Anhang A: Zur Funktionsweise des Ellipsometers Da die Polarisationsellipse des in Reflexionsrichtung ausfallenden Lichts von der Phasenverschiebung ∆ und damit unter anderem vom Brechungsindex der Schicht und von deren Dicke abhängt, ist ersichtlich, dass diese Ellipse Informationen über diese Einflussgrößen enthalten muss. Wie in Kapitel 1.2.1 gezeigt, lässt sich die bei der Reflexion am Substrat entstehende Polarisationsellipse mit Gleichung (3) beschreiben. Dies ist die Gleichung einer im x-yKoordinatensystem um den Winkel χ gedrehten Ellipse, die in ein Rechteck mit den Seiten 2 X̂ und 2Yˆ eingeschrieben ist und dieses an vier Punkten berührt. Mit der Koordinaten- transformation Eζ = Ex cos χ + Ey sin χ Eη = – Ex sin χ + Ey cos χ (Α1) TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Fortgeschrittenen-Praktikum Seite 23/27 ergibt sich Eζ = a cos (ωt + Θ) Eη = ± b sin (ωt + Θ) (A2) a und b stellen die Halbachsen der Ellipse dar. Mit tan Ψ = Yˆ Xˆ und tan γ = b a (A3) erhält man durch Umformen, Einsetzen und Anwenden trigonometrischer Beziehungen tan (2χ) = tan (2Ψ) cos ∆ sin (2γ) = ± sin (2Ψ) sin ∆ (A4) und tan ∆ = ± tan (2 γ ) sin (2χ ) (A5) Damit kann die Ellipse durch die Parameter Ψ, das Amplitudenverhältnis, und ∆, die Phasenverschiebung zwischen den Komponenten parallel und senkrecht zur Einfallsebene, beschrieben werden. Die Beziehungen (A1) bis (A4) stellen die Grundgleichungen der Beschreibung der Ellipse in der Ellipsometrie dar. Dazu muss man die relativen Amplitudenund Phasenänderungen, die durch die Fresnel-Koeffizienten gegeben sind, durch die Änderungen der Polarisationsparameter beschreiben, d.h. die Gleichungen (6a) und (6b) zur Auswertung heranziehen. Das Verhältnis der verallgemeinerten Fresnel-Koeffizienten für senkrechten oder parallelen Einfall beschreibt die relativen Veränderungen. Das Resultat sind die allgemeinen Grundgleichungen der Ellipsometrie. Rp Rp Rs Ep Ep = Es = Rs Es tan Ψ R i ( ∆ R − ∆ E ) e tan Ψ E = ei∆ tan Ψ (A6) mit tan Ψ R = Rp Rs und ∆R = (Θp – Θs)R (A7) (A8) Lässt man linear polarisiertes Licht einfallen, bei dem der Feldvektor um ±π/4 relativ zur Einfallsebene schwingt, erhält man vereinfacht TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Fortgeschrittenen-Praktikum tan ΨE = 1 und Seite 24/27 (A9) ∆E = 0 (A10) und damit ei∆ tan Ψ = Rp (A11) Rs Es zeigt sich, dass die ausfallende Welle elliptisch polarisiert ist, da durch die Reflexion Rp ≠ Rs und ΘR,p ≠ ΘR,s ist. Die ellipsometrischen Messungen beruhen nun darauf, die Größen Ψ und ∆ messtechnisch zu bestimmen. Dabei hängen diese Größen von folgenden Parametern der Schicht und des Substrates ab, was ja letztlich zur Messung ausgenutzt wird: n2, k2 Brechungsindex und Absorptionskoeffizient der Schicht d2 Schichtdicke n3, k3 Brechungsindex und Absorptionskoeffizient des Substrats λ benutzte Lichtwellenlänge ϕ1 Einfallswinkel des Strahls im Medium 1 auf die Schicht (Medium 2) Sind die dielektrischen Schichten transparent, so wird der Absorptionskoeffizient gleich null. Ist die Schicht nicht transparent, so muss k2 zuvor ermittelt werden. Alle anderen Parameter außer n2 und d2 sind bekannt. Damit sind die obigen Grundbeziehungen im Prinzip auswertbar, und man erhält zur Berechnung folgende Gleichungen (Airysche Beziehung): Rp = Rs = r12 p + r23peiD 1 + r12 p r23peiD r12s + r23s eiD 1 + r12s r23s eiD D = 4πn2 und (A12) mit (A13) d2 cos ϕ2 λ (A14) rijp und rijs sind die Fresnel-Koeffizienten der Grenzschichten Luft/Schicht/Substrat (Indizes 1, 2, 3) für parallel (p) bzw. senkrecht (s) polarisiertes Licht: rijp = rijs = n j cos ϕi − ni cos ϕ j n j cos ϕi + ni cos ϕ j ni cos ϕi − n j cos ϕ j ni cos ϕi + n j cos ϕ j (A15) (A16) TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Fortgeschrittenen-Praktikum Seite 25/27 Man beachte dabei die Indizes! Die Ausfallswinkel und die Brechzahlen hängen durch das Snelliussche Gesetz zusammen. n1 sinϕ1 = n2 sinϕ2 = n3 sinϕ3 (A17) Vom Ellipsometer wird nun das Verhältnis der Reflexionskoeffizienten Rp Rs = ei∆ tan Ψ (A18) gemessen und gemäß Gleichungen (A12) bis (A18) ausgewertet. Da es sich hier um komplexe Beziehungen handelt und D nur implizit enthalten ist, wird die Auswertung mit Rechnern durchgeführt. Die Diagramme zeigen dann Verläufe in der Ebene Ψ als Funktion von ∆ (beide in Grad), wobei jeder Messpunkt einer bestimmten Filmdicke bei einem bestimmten Brechungsindex entspricht. Anhang B Herleitung von Glg. 3 Wir gehen von Glg. 3 aus und setzen Glg. 2 ein: 2 2 EE Es E p − 2 s p cos ∆ = sin 2 ∆ + Eso E po Eso E po (B1) sin 2 ( ωt ) + sin 2 ( ωt+∆ ) − 2sin ( ωt ) sin ( ωt+∆ ) cos ∆ = sin 2 ∆ (B2) sin 2 ( ωt ) + ( sin ( ωt ) cos ∆ + cos ( ωt ) sin ∆ ) 2 − 2sin ( ωt ) ( sin ( ωt ) cos ∆ + cos ( ωt ) sin ∆ ) cos ∆ = sin 2 ∆ sin 2 ( ωt ) + sin 2 ( ωt ) cos 2 ∆ + cos 2 ( ωt ) sin 2 ∆ + 2sin ( ωt ) cos ∆ cos ( ωt ) sin ∆ − 2sin 2 ( ωt ) cos 2 ∆ − 2sin ( ωt ) cos ( ωt ) sin ∆ cos ∆ = sin 2 ∆ sin 2 ( ωt ) − sin 2 ( ωt ) cos 2 ∆ + cos 2 ( ωt ) sin 2 ∆ = sin 2 ∆ ( (B3) (B4) (B5) sin 2 ( ωt ) 1 − cos 2 ∆ + cos 2 ( ωt ) sin 2 ∆ = sin 2 ∆ ) (B6) sin 2 ( ωt ) sin 2 ∆ + cos 2 ( ωt ) sin 2 ∆ = sin 2 ∆ (B7) sin 2 ∆ = sin 2 ∆ (B8) TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Fortgeschrittenen-Praktikum Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Seite 26/27 Anhang C Warum misst die Schwingquarzmikrowaage die Masse pro Einheitsfläche? Wir behaupten zunächst, ohne Beweis, dass die Frequenzverschiebung ∆f proportional zum Quotienten aus Scherspannung und Scherauslenkung an der Grenzfläche zwischen Quarz und Probe ist. Für den unbelasteten Quarz ist diese Scherspannung gleich Null. Je schwerer (oder dicker) die Probe, desto größer die Scherspannung. Die Scherspannung ist die fundamentale Größe, welche die Frequenzverschiebung determiniert. Es gilt 1 σ ∆f * = fr πZ qω u mit ∆f* (C1) der Frequenzverschiebung, ff der Frequenz der Fundamentalen, Zq = 8.8 ⋅ 106 kg m-2 s-1 der akustischen Impedanz des Quarzes, ω der Kreisfrequenz, σ der Spannung und u der Auslenkung. σ und u sind komplexe Amplituden einer periodischen Bewegung. Auch die Frequenzverschiebung ist komplex: der Imaginärteil der komplexen Resonanzfrequenz entspricht der halben Halbwertsbreite. Wir müssen also ausrechnen, welche Scherspannung ein viskoelastischer Film der Dicke df an der Quarz-Film Grenzfläche hervorruft, wenn er einer periodischen lateralen Oszillation unterworfen wird. Nach dem dritten Newtonschen Gesetz ist diese Scherspannung gleich der Masse pro Einheitsfläche mal der Beschleunigung: σ = mA d2 u = − mAω2u . Damit wird d t2 1 − ω 2u m A ∆f = f f πZ qω u (C2) −2f mA = Zq Dies ist die Sauerbrey-Gleichung. Die wesentliche Annahme in der Herleitung war die Proportionalität von Frequenzverschiebung und Lateralspannung. Die Lateralspannung ihrerseits ist nach Newton proportional zur Massendichte. Daher der Begriff: Schwingquarzmikrowaage. TU Clausthal Institut für Physikalische Chemie Stand: 03.05.2005 11. Ellipsometrie und Mikrogravimetrie Fortgeschrittenen-Praktikum Seite 27/27 Anhang D Diagramm zur graphischen Auswertung der ellipsometrischen Daten 110 108 106 104 102 100 ellipsometric angle ∆ [deg.] 98 96 94 92 90 88 86 84 82 80 78 76 74 72 70 0 5 10 15 20 25 30 35 film thickness d [nm] 40 45 50