Leibniz Universität Hannover Fakultät für Mathematik und Physik Prof. Dr. M. Erné, apl. Prof. Dr. T. Holm 15. Juni 2010 Übungen zu Diskrete Strukturen Sommersemester 2010 Blatt 9 - Lösungshinweise 25. (a) Zeigen Sie: Eine irreflexive Relation S auf X ist genau dann eine strikte Ordnung (d.h. transitiv), wenn R = S ∪ idX eine Ordnung auf X ist. (b) Welche der folgenden Relationen sind strikte Ordnungen? S = {(x, y) ∈ 6 × 6 | ∃ t ∈ 6 mit y = xt 6= x}, T = {(x, y) ∈ 6 × 6 | x 6= y}. Lösung: (a) Für irreflexiv-transitives S ist R = S ∪ idX eine Ordnung: R reflexiv: nach Konstruktion, da idX ⊆ R. R transitiv: nach Skript, Satz 2.5, ist R2 ⊆ R zu zeigen. Es gilt unter Benutzung der Distributivgesetze (Skript, Satz 2.2) R2 = (S ∪ idX )2 = (S ∪ idX )(S ∪ idX ) = S 2 ∪ S idX ∪ idX S ∪ id2X = S 2 ∪ S ∪ idX = S ∪ idX = R wobei in der vorletzten Gleichung die Voraussetzung S 2 ⊆ S benutzt wurde. R antisymmetrisch: Sei xRy und yRx; zu zeigen ist dann x = y. Angenommen, x 6= y, d.h. (x, y) 6∈ idX . Dann ist also xSy und ySx. Nach Voraussetzung ist S transitiv, daher xSx, im Widerspruch zur Irreflexivität von S. Umgekehrt ist S 2 ⊆ S zu zeigen, falls R = S ∪ idX eine Ordnung ist. Es ist S ∩ idX = ∅ (da S irreflexiv), also S = R \ idX . Nach Voraussetzung ist R antisymmetrisch, daher folgt auch S 2 ∩ idX = (R \ idX )2 ∩ idX = ∅. Mit der Transitivität von R folgt nun S 2 ⊆ R2 \ idX ⊆ R \ idX = S, d.h. S ist transitiv. (b) Beide Relationen sind nach Definition irreflexiv. S ist auch transitiv, also eine strikte Ordnung: sei xSy und ySz, d.h. es gibt t, u ∈ 6 \ {1} mit y = xt und z = yu. Damit gilt z = yu = xtu; und außerdem z 6= x, da wegen t, u 6= 1 auch tu 6= 1. Also ist xSz und damit S transitiv. T ist nicht transitiv, also keine strikte Ordnung: 1 T 2 T 1, aber nicht 1 T 1. 26. Bestimmen Sie für die Relation R = {(x, y) | xy ≤ 0} auf den ganzen Zahlen Z (i) die reflexive Hülle, (ii) den irreflexiven Kern, (iii) die symmetrische Hülle, (iv) die transitive Hülle, (v) die reflexiv-transitive Hülle. Lösung: Für die relevanten Definitionen siehe [Skript, Abschnitt 2.3]. (i) Es gilt zwar (0, 0) ∈ R, aber (x, x) 6∈ R für alle x 6= 0. Diese Paare müssen für die reflexive Hülle hinzugenommen werden, also R= = R ∪ {(x, x) | x ∈ Z \ {0}}. (ii) Bei dem irreflexiven Kern müssen alle Schleifen aus R entfernt werden, also R6= = R \ {(0, 0)}. (iii) Die Relation R ist bereits symmetrisch, daher ist sie gleich ihrer symmetrischen Hülle, also Rs = R. (iv) R ist nicht transitiv, z.B. ist (−1, 1) ∈ R und (1, −1) ∈ R, aber (−1, −1) 6∈ R. Nach Definition sind alle Paare (x, y), wobei x und y verschiedene Vorzeichen haben, bereits in R; ebenso alle Paare (x, y), wobei einer der Einträge Null ist. Es fehlen in R die Paare (x, y), für die x und y ungleich Null sind und gleiches Vorzeichen haben. Alle diese liegen aber in der transitiven Hülle, da xR0Ry. Also gilt R→ = Z × Z. (v) Da nach (iv) bereits die transitive Hülle ganz Z × Z ist, kann beim weiteren Bilden der reflexiven Hülle nichts mehr hinzukommen, also auch R∧ = Z × Z. 27. Bestimmen Sie die Zusammenhangskomponenten (d.h. die Äquivalenzklassen der reflexivsymmetrisch-transitiven Hülle) folgender Relation auf Z, der Menge der ganzen Zahlen: (a) R = {(x, y) | |x| = |y|}, (b) R = {(x, y) | |x − y| = 3}, (c) R = {(x, y) | x und y sind teilerfremd}, (d) R = {(x, y) | xy > 0}. (e) R = {(x, y) | xy ≥ 0}. Lösung: Anschaulich sind zwei Elemente in der gleichen Zusammenhangskomponente, wenn sie im Diagramm von R durch einen ungerichteten Weg verbunden sind. Formaler: x, y ∈ (Rs )∧ , wobei Rs = R ∪ Rd die symmetrische Hülle ist und (Rs )∧ = (Rs )≥0 der reflexiv-transitive Abschluss. (a) Man sieht leicht, dass R bereits reflexiv, symmetrisch und transitiv ist. Die Zusammenhangskomponenten sind K0 = {0} und Kn = {−n, n}, n ∈ N. (b) R ist symmetrisch, also (Rs )∧ = R∧ = {(x, y) | |x − y| = 3m für ein m ∈ N0 }. Es gibt also genau drei Zusammenhangskomponenten: K0 = 3Z = {3m | m ∈ Z}, K1 = 3Z + 1 = {3m + 1 | m ∈ Z}, K2 = 3Z + 2 = {3m + 2 | m ∈ Z}. (c) Je zwei ganze Zahlen x, y sind durch einen (ungerichteten) R-Weg miteinander verbunden, denn xR1 und 1Ry. Also ist Z die einzige Zusammenhangskomponente von R. (d) Die Relation ist bereits symmetrisch und transitiv (vgl. Aufgabe 22). Für alle x 6= 0 gilt auch xRx. Bei der reflexiv-symetrisch-transitiven Hülle wird also nur das Paar (0, 0) zu R hinzugefügt. Als Zusammenhangskomponenten erhält man K1 = {x ∈ Z | x > 0}, die positiven Zahlen K−1 = {x ∈ Z | x < 0}, die negativen Zahlen und K0 = {0}. (e) Die Relation ist bereits reflexiv und symmetrisch. Aber sie ist nicht transitiv; z.B. ist (1, 0) ∈ R und (0, −1) ∈ R, aber (1, −1) 6∈ R. Für alle x, y ∈ Z gilt aber (x, 0) ∈ R und (0, y) ∈ R, d.h. (x, y) ist in der transitiven Hülle von R. Damit hat R nur eine Zusammenhangskomponente. Knacky 9: Teilende Nachbarschaft Wir bezeichnen mit Tn die durch die Teilbarkeitsrelation |n geordnete Menge aller Teiler der Zahl Q e n = kj=1 pj j , wobei p1 , ..., pk die verschiedenen Primteiler von n sind. Wieviele Elemente hat Tn , und aus wievielen Paaren besteht die zu |n gehörige Nachbarschaftsrelation |∨n ? Lösung: Wegen der eindeutigen Primfaktorzerlegung natürlicher Zahlen ist die Abbildung Q Q r fn : Pn = kj=1 {0, ..., ej } → Tn , (r1 , ..., rk ) 7→ kj=1 pj j bijektiv. Also gilt Q Q ] Tn = ]( kj=1 {0, ..., ej }) = kj=1 (ej + 1). In Tn ist x genau dann unterer Nachbar von y, wenn y/x einen Primzahl ist. Übertragen wir mittels fn die Nachbarschaftsrelation auf Pn , so sehen wir, dass dort (r1 , ..., rk ) dann und nur dann ein unterer Nachbar von (s1 , ..., sk ) ist, wenn es genau eine Position j mit Q rj + 1 = sj und ri = si für alle anderen i gibt. Bei festem j hat man daher ej j6=i (ei + 1) Möglichkeiten, ein benachbartes Paar auszuwählen. Insgesamt sind das also Q Pk j=1 ej j6=i (ei + 1) solche Paare.