28 SPORT BERLINER KURIER, Sonnabend, 30. Januar 2016 Sixdays-Star Christian Grasmann KURIER-Sixdays-Serie: Die Profis ganz privat und ohne Helm Unser Radsport-Verband ist eine Ansammlung von Ehrenamtlichen Teil 3 Der 34-Jährige hat mit seinem Team Maloja Pushbikes ein beeindruckendes Gegenkonzept erschaffen Von DAJANA RUBER und JOSEPHINE JAPKE Berlin – Im Velodrom geht es rund. Christian Grasmann ist einer der Stars auf der Sechstage-Bahn. Im KURIER redet der 34-Jährige über Trachten, seine Abneigung gegen den Verband und sein Team Maloja Pushbikers. Foto: privat, City Press, Rubert Christian Grasmann mit seiner Freundin Anne in Tracht und bei den Sixdays mit Partner Nico Heßlich. KURIER: Mutig, in Berlin auf die Bahn zu gehen, wenn man auf Facebook eine Seite liked, die „Die beste Tracht für an Preißn is a Tracht Prügel“ heißt... Grasmann lacht: Das ist ja lustig, wie du das aussprichst. Man muss das „r“ rollen. Dann hört sich der Spruch gleich viel harmloser an. Aber ihr wisst, wo das herkommt? Nein. Ich komme aus einer absolut traditionellen Gegend. Mit einer Tracht zeigt man die Verbundenheit zu seinem Landkreis – also zu seiner Tracht. Auf meiner Tracht sind grüne Stickereien auf einer schwarzen Hose – ein Erkennungszeichen. Was im Moment passiert, ist, dass man für 29 Euro im Discounter eine Lederhose kauft und meint, man trägt Tracht. Nein, liebe Berliner, das ist keine Tracht. Sie sind sehr heimatverbunden. Genießen Sie die Berliner Luft beim Sechstagerennen trotzdem? Ich bin 200 Tage im Jahr auf Reisen, sehe meist von den Städten gar nicht viel. 120 Tage im Jahre fahre ich Wettkämpfe. Aber ja, Berlin mag ich tatsächlich sogar mehr als München. Macht das immer Spaß? Es ist eine Sucht, die mich antreibt. Wenn ich zwei Wochen zu Hause bin und die Taschen nicht packen darf, fällt mir die Decke auf den Kopf. Sie fahren an 120 Tagen im Jahr Wettkämpfe, müssen trainieren und Sie managen Ihr Team, die Maloja Pushbikers. Wie machen Sie das? Ich hatte die letzten drei Jahre 100-Stunden-Wochen. Seit diesem Jahr habe ich auf 70 Stunden reduziert. Und der sportliche Erfolg ist gleich viel größer. In Bremen habe ich mein erstes Sechstagerennen nach 65 Anläufen gewonnen. Warum investieren Sie so viel Zeit in ihr Team? Um jungen Sportlern eine Per- SPORT 29 BERLINER KURIER, Sonnabend, 30. Januar 2016 spektive zu bieten. Bei uns funktioniert Radsport mittlerweile über den Lifestyle. Es geht nur um Lifestyle, Lifestyle, Lifestyle. Wir verkaufen im Jahr über 400 Trikotsätze der Maloja Pushbikers. Dabei haben wir „nur“ sechzig Kinder im Training. Mit Lifestyle allein gewinnt man aber keine Medaillen... Natürlich nicht. Aber es geht um Identifikation. Da sind wir wieder beim Thema Tracht. Du musst stolz auf das sein, was du trägst. Das klingt mehr nach Handball oder Fußball, nach einer richtigen Mannschaft eben. Genau. So etwas gibt es im Radsport sonst nicht. Radsport ist Hobby. Eigentlich ist es eine glückliche Fügung, dass das alles noch halbwegs funktioniert. Dabei fehlt es an allem, an Strukur, an langfristigen Plänen. Der BDR ist letztlich eine Ansammlung an Ehrenamtlichen, die versuchen, das Ganze am Laufen zu halten. Ich muss mich zügeln. Ich hänge am Tropf des BDRs durch meine Lizenz. Wenn ich zu laut bin, legen Sie mich still. Was bedeutet das genau? Ich sage es mal so. Für mich gibt es nur drei Regeln bezüglich des Radsportes. Erstens: Versuche, den Kontakt zum Verband zu vermeiden. Zweitens: Versuche, den Kontakt zum Verband zu vermeiden. Und drittens: Versuche, den Kontakt zum Verband zu vermeiden. Denn je enger der Kontakt ist, desto mehr Stress hast du, desto mehr Zeit verschwendest du, desto mehr Sachen kannst du nicht tun, die wirklich wichtig sind. Die Maloja Pushbikers gehen zu keinen Verbandstagungen. Und das geht? Wer von uns sollte denn da hingehen. Wir haben nicht einmal einen Trainer. Am Ende müsste ich mir da den A*** platt sitzen und mir stundenlang das Gejammer anhören. Und eine Lösung hat wieder niemand. Weil die Strukturen eingefahren sind?! Genau. Oder anderes Beispiel. Leif Lampater darf wieder für Deutschland fahren. An sich eine super Geschichte, so entstehen für unseren Nachwuchs Vorbilder. Leif ist für die ein Held. Jetzt kommt der BDR und sagt zu Leif: Wenn du bei Olympia fahren willst, musst du ins RadNetRose-Team wechseln. Für mich ist das nah an einer Er- Robert Förstemann 29 Jahre Ichkannheißes Wasserkochenund außerdem... Reis mit Hühnchen und Broccoli Wennichein Superheldwäre,... AufeinenKaffee würdeichmichgern maltreffenmit... Wennichnicht Radprofiwäre, wäreich... RichtigaufdiePalme bringtmich... Dasteuerste,wasich mirjegekaufthabe, war... Ehrlich:Der dümmsteFehler denichjegemacht habe,war… Wennichbeiden SixdaysdasMikro inderHandhätte, würdeich… Ichbewundere… DasKennzeichen echterMännerist… pressung. Damit machen sie unsere erfolgeichen Strukturen kaputt. Plötzlich fangen die jungen Sportler an zu zweifeln. Und ich als Teammanager bekomme weder eine Ausbildungs-Pauschale noch eine Prämie, wenn er bei Olympia fährt. Da klingt eine Menge Verbitterung mit. Vergeht einem da nicht die Lust? Nein, nicht bei den Typen vom BDR. Dafür gibt es einfach genug Menschen die hinter uns stehen. Vor fünf Jahren dachten alle, mein Team ist eine Eintagsfliege. Jetzt haben wir Partner, Förderer, Sponsoren... Die Idee, ein Radteam im Stile Daniel Holloway 28 Jahre Nick Stöpler 25 Jahre Andreas „Prinz“ Graf 30 Jahre ziemlich gute Haferflocken machen überall schlafen wie ein Meister kochen wäre ich vermutlich Hulk wäre ich Captain America wäre ich Hankhook und hätte viel Spaß würde ich alle Radrennen gewinnen mit Fred Rompelberg (GeschwindigkeitsWeltrekord mit Fahrrad im Windschatten von 268,8km/h) Micheal Jordan Barack Obama Mr Olympia ;-) würde ich mein eigenes Geschäft aufmachen und mein eigener Boss sein Lena MeyerLandrut nicht auf dieser Welt ein Velodrom ohne Bahnzeiten Misserfolg eigentlich überhaupt nichts irrationale Menschen Na mein Fahrrad... ein Auto und es war ein Fehler kann man nicht mit Geld kaufen mein Auto mit dem Rad von Berlin an die Ostsee um dort zu baden und anschließend bei Gegenwind zurück zu fahren nicht auf Ratschläge zu hören, die mir gegeben wurden, als ich jünger war ist ein Geheimnis und wird es auchbleiben ;) es an Nate Koch weiterreichen- ich denke er weiß was damit umzugehen meine Frau, dass sie es mittlerweile seit 7 Jahren mit mir aushält. die Menge bitten zu schreien Ich bereue nichts, das ich je gemacht habe. die Weltherrschaft an mich reißen Micheal Jordan, weil er ein „nein“ als Antwort nie akzeptiert hat Lindsay Vonn, weil sie nach jedem Rückschlag wieder kommt Albert Einstein, weil er uns die Relativitätstheorie gab, durch die wir das Universum erklären können. die Narbe an deren Körper zu seinem Wort zu stehen so zu sein, wie ich….. Hahahaha / einer Fußballmannschaft aufzubauen, wo kam die her? Ich kenne die Strukturen vom Deutschen Skiverband. Stichwort: Soziales Marketing. Die guten Fahrer fahren nicht für sich, sondern finanzieren damit auch den Nachwuchs. Wenn ich mit einem Superhelm fahre, dann der Nachwuchs auch. Das muss der Sponsor mittragen, oder ich unterschreibe den Vertrag nicht. Wir kommen noch einmal zum Sechstagerennen zurück. Wo landen Sie am Ende? Nach zwei Abenden schwer zu sagen. Darf ich die Frage am Sonntagabend beantworten?! der Film Direktor von Star Wars meiner Mama „Hallo“ sagen Christian Grasmann managed sein MalojaPushbiker-Team und fährt bei den Sixdays ums Podium mit.