Helmut-Schmidt-Universität Universität der Bundeswehr Hamburg Professur für Energietechnik / Laboratorium für Strömungsmaschinen Univ.-Prof. Dr.-Ing. Franz Joos Dipl.-Ing. Sebastian Harder PDF-Modellierung turbulenter, reagierender Strömungen Beschreibung turbulenter, reagierender Strömungen Turbulente, reagierende Strömungen vereinen die Überlagerung und Interaktion zweier Phänomene in sich. Das sind zum einen die turbulente Strömung und zum anderen die chemische Reaktion. Beide Vorgänge sind nicht unabhängig, sondern üben eine starke Wechselwirkung aufeinander aus. Das globale Ziel liegt dabei in der Beschreibung von Schadstoffausstoß, Flammenstabilität und Verlöscheffekten, wobei die Turbulenz-Chemie-Interaktion beide physikalischen Teilmodelle verbindet. Die grundlegende Schwierigkeit besteht in der Erfassung der turbulenten Schwankungen auf die chemischen Umsatzraten, die im allgemeinen stark nichtlinear sind. Aufgrund des stochastischen Charakters von Turbulenzphänomenen, ist es naheliegend die Turbulenz-Chemie-Interaktion ganz allgemein über Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen (probability density function -PDF) zu beschreiben. Im Gegensatz zu Flamelet-Modellen ist dieses Verfahren nicht auf bestimmte Damköhler-Zahlen beschränkt und auf vorgemischte sowie auf nichtvorgemischte Verbrennung anwendbar. Die PDF beschreibt die Wahrscheinlichkeit mit der ein durch Temperatur und Zusammensetzung definierter Zustand, lokal im Strömungsfeld eintritt. Weil die chemischen Umsatzraten Funktionen dieser Größen sind, lässt sich der gemittelte Quellterm in den Spezienerhaltungsgleichungen exakt bestimmen. Statistische Beschreibung U A , TA , ϕ A Die das Strömungsfeld beschreibenden Variablen (z.B. Temperatur, Spezies) werden als Zufallsvariablen aufgefasst. Eine gemeinsame Verteilungsfunktion F (ψ ; x, t ) gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der an einem Ort x zur Zeit t eine bestimmte Realisierung ϕ des Strömungsfeldes die Bedingung ϕ < ψ erfüllt. Die Ableitung der Verteilungsfunktion ergibt dann die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion P (ψ ; x, t ) , die die Eintrittswahrscheinlichkeit für das Ereignis ψ < ϕ < ψ + dψ angibt. Mit Kenntnis der PDF ergibt sich der Erwartungswert des chemischen Quellterms zu: U B , TB , ϕ B T ,ϕ +∞ Sα ( x, t ) = ∫ Sα (ψ ) Pα (ψ )dψ. P(ψ ) −∞ Zur Schließung der Turbulenzformulierung fehlt letztlich nur die PDF selbst. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten diese zu erhalten. Entweder man beschreibt P (ψ ; x, t ) durch eine geringe Anzahl von Parametern, wie Mittelwert bzw. Standartabweichung (Presumed-PDF) oder man löst eine Transportgleichung für die PDF. t F (ψ ) 1 0 ,1 5 0 ψ 1 0 ψ 1 Stochastische Strömungsgrößen und abgeleitete PDF bzw. CDF PDF-Transportgleichung Es gibt verschiedene Ansätze um die Transportgleichung herzuleiten. Zum einen kann man ausgehend von einem stochastischen Markov Prozess die Fokker-Planck-Gleichung zur Herleitung verwenden. Andererseits ist die Einführung einer momentanen Wahrscheinlichkeitsdichte Pˆ (ψ ) = δ (ϕ −ψ ) sinnvoll. Diese entsprechend differenziert und in die momentanen Erhaltungsgleichungen eingesetzt, ergibt nach einigen Umformungen die Transportgleichung der Skalar-PDF: α i ∂J ∂ ∂ ∂ ∂ [ ρ (ψ ) Pϕ (ψ )] + [ ρ (ψ ) U i ψ Pϕ (ψ )] + [ ρ (ψ ) Sα (ψ ) Pϕ (ψ )] = [ ψ Pϕ (ψ )] ∂t ∂xi ∂ψ α ∂ψ α ∂xi Dreidimensionale PDF [2] Aufgrund der Höherdimensionalität der PDF ist eine effiziente Lösung der Transportgleichung nur mit Hilfe eines Monte-Carlo-Verfahrens [1] möglich. Dabei wird P über einen Ensemble sogenannter stochastischer Partikel dargestellt und entsprechend der Transportgleichung der Teilchentransport simuliert. Fehlende Größen (Turbulenzparameter, Geschwindigkeiten) werden über eine gekoppelte CFD-Rechnung bereitgestellt. Problematisch bei der Lösung ist der ungeschlossen auftretende Mischungsterm (rechte Seite), da die PDF nur eine EinPunkt-Beschreibung zulässt und somit keine Informationen über räumliche Gradienten enthält. Zielsetzung Da der ungeschlossene Mischungsterm als schwächstes Glied innerhalb der PDF-Transportgleichung auftritt, sollen hier ausgehend von bestehenden Mischungsmodellen, diese mit stochastischen Methoden hinsichtlich einer praxisnahen Anwendung auf industriellen Drallbrennkammern verbessert werden. Partikel -Plot einer reagierenden Scherschicht Literatur [1] [2] [3] Pope S.B:“PDF Method for Turbulent Reactiv Flows“, Progress in Energy and Combustion Science, 119-192, 1985 Maas U.: „Statistical Modeling of Turbulent Flames“, Universitt Stuttgart Helge Möbus:„Euler- und Lagrange-Monte-Carlo-PDF-Simulation turbulenter Strömungs, Mischungs- und Verbrennungsvorgänge“, Universität Stuttgart, 2001