Uli Wagner AG Sozialpsychologie & ZfK Philipps-Universität Marburg Intergruppenkonflikte [email protected] http://www.sozialpsychologie-marburg.de Die Entwicklung gewaltsamer und gewaltfreier politischer Konflikte von 1945 bis 2003 Quelle: Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung; Konfliktbarometer 2003 Gewalttaten mit erwiesenem oder zu vermutendem rechtsextremistischem Hintergrund 3000 2500 2000 1500 1000 500 • Bis 1989 nur Gewalttaten mit erwiesenem rechtsextremistischen Hintergrund • Ab 1990 Gewalttaten mit erwiesenem und zu vermutendem rechtsextremistischen Hintergrund • Schwarze Balken:Gewalttaten ohne Sachbeschädigungen mit erheblicher Gewaltanwendung • Ab 2001 – Umstellung auf „Politisch motivierte Kriminalität – rechts“ 05 20 04 20 03 20 20 02 01 20 00 20 99 19 98 19 97 19 96 19 95 19 94 19 93 19 92 19 91 19 90 19 89 19 88 19 87 19 86 19 19 85 0 Übersicht • Theorie des realistischen Gruppenkonflikts (Sherif, 1948) • Theorie der Sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1979, 1986) • Reduzierung von Intergruppenkonflikten Übersicht • Theorie des realistischen Gruppenkonflikts (Sherif & Sherif, 1969) • Theorie der Sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1979, 1986) • Reduzierung von Intergruppenkonflikten The Robbers Cave Experiment (Sherif, White, Hood & Sherif, 1961) Gruppenbildung The Robbers Cave Experiment (Sherif, White, Hood & Sherif, 1961) Wettstreit Sherif, Ferienlageruntersuchungen Charakterisierung der eigenen und der fremden Gruppe am Ende der zweiten Woche: extrem positive Charakterisierung extrem negative Charakterisierung für die eigene Gruppe 83 0 für die fremde Gruppe 11 28 vgl. Sherif, Harvey, White, Hood & Sherif, 1961 Theorie des realistischen Gruppenkonflikts (Sherif, 1948) Wenn zwei Gruppen um ein Ziel wetteifern, das nur eine Gruppe (auf Kosten der anderen) erreichen kann, kommt es zu Feindseligkeiten zwischen den Gruppen. Übersicht • Theorie des realistischen Gruppenkonflikts (Sherif, 1948) • Theorie der Sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1979, 1986) • Reduzierung von Intergruppenkonflikten Das Minimal-Group-Paradigma (Tajfel et al., 1971) Gewinnverteilung an Mitglieder der eigenen und fremden „Gruppe“ Mitglied der eigenen Gruppe 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 fremden Gruppe 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 O O O O O O O O O O O Das Minimal-Group-Paradigma (Tajfel et al., 1971) Gewinnverteilung an Mitglieder der eigenen und fremden „Gruppe“ Mitglied der eigenen Gruppe 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 fremden Gruppe 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 O O O O O O O O O O O Das Minimal-Group-Paradigma (Tajfel et al., 1971) Gewinnverteilung an Mitglieder der eigenen und fremden „Gruppe“ Mitglied der eigenen Gruppe 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 fremden Gruppe 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 O O O O O O O O O O O eigenen Gruppe 10 40 60 fremden Gruppe 40 10 50 O O O Das Minimal-Group-Paradigma (Tajfel et al., 1971) Gewinnverteilung an Mitglieder der eigenen und fremden „Gruppe“ Mitglied der eigenen Gruppe 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 fremden Gruppe 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 O O O O O O O O O O O eigenen Gruppe 10 40 60 fremden Gruppe 40 10 50 O O O Die Theorie der sozialen Identität Die Soziale Identität beschreibt den Teil des Selbstkonzeptes eines Individuums, „der sich aus seinem Wissen um seine Mitgliedschaft in sozialen Gruppen und aus dem Wert und der emotionalen Bedeutung ableitet, mit der diese Mitgliedschaft besetzt ist.“ (Tajfel, 1982, S.102) Persönliche Identität Soziale Identität Psychologische Kernannahmen der Theorie der Sozialen Identität 1. Menschen wollen eine positive Selbsteinschätzung erhalten oder herstellen. 2. Menschen leiten einen Teil ihrer Selbsteinschätzung, ihre Soziale Identität, aus ihren Gruppenzugehörigkeiten und den Bewertungen dieser Gruppen ab. 3. Die Bewertung einer Gruppe ergibt sich aus dem Vergleich dieser Gruppe mit relevanten anderen Gruppen. Voraussetzungen: • Identifikation mit der Gruppe/Kategorie • Situative Salienz der Gruppe/Kategorie Definition von Gruppe Nach der klassischen Kleingruppenforschung: entsteht eine Gruppe dann, wenn zwei oder mehr Personen psychologisch oder sozial voneinander abhängig sind. Nach der Selbstkategorisierungs-Theorie: ist ein Gruppe definiert als eine Ansammlung von Menschen, die sich selbst als zu einer gemeinsamen Kategorie zugehörig wahrnehmen. Wie reagieren Personen bei ungünstigen Intergruppenvergleichen? Sozio-strukturelle Rahmenbedingungen (als Merkmale von Statushierarchien und Gruppengrenzen): • Legitimität • Stabilität • Permeabilität Ausgänge von ungünstigen Intergruppenvergleichen Statushierarchie legitim --------------------- illegitim stabil ----------------------- instabil negative Soziale Identität unsichere Soziale Identität social mobility individuelle Mobilität Veränderung der Attribute Soziale Kreativität Neue Vergleichsdimensionen Wechsel der Vergleichsgruppe Sozialer Wettbewerb social change • Theorie des realistischen Gruppenkonflikts -> materieller (Sherif, 1948) Konflikt • Theorie der Sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1979, 1986) -> Identitätskonflikt Die Kontextabhängigkeit von (inter)gruppalem Verhalten Ein Beispiel Die Kontextabhängigkeit von (inter)gruppalem Verhalten Ein Beispiel US-Amerikaner Übersicht • Theorie des realistischen Gruppenkonflikts (Sherif, 1948) • Theorie der Sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1979, 1986) • Reduzierung von Intergruppenkonflikten Reduzierung von Intergruppenkonflikten: 1. Rekategorisierung Reduzierung von Intergruppenkonflikten 2. Intergruppenkontakt Intergruppenkontakt führt insbesondere dann zur Reduktion von Intergruppenkonflikten, wenn • die Beteiligten (zumindest in der Kontaktsituation) den gleichen Status haben, • ein gemeinsames Ziel verfolgen, • Gelegenheit zum persönlichen Kontakt gegeben ist und • der Kontakt durch Autoritäten unterstützt wird. Allport, 1954, Amir, 1971, Pettigrew, 1997 The Robbers Cave Experiment (Sherif, White, Hood & Sherif, 1961) Kooperation Literatur: Sherif, M. & Sherif, C. W. (1969). Social psychology. New York: Harper & Row. Tajfel, H., Billig, M. G., Bundy, R. P. & Flament, C. (1971). Social categorization and intergroup behavior. European Journal of Social Psychology, 1, 149-178. Tajfel, H. & Turner, J. C. (1979). An integrative theory of intergroup conflict. In W. G. Austin & S. Worchel (Eds.), The social psychology of intergroup relations (pp. 33-47). Monterey, CA: Brooks/Cole. Tajfel, H. & Turner, J. C. (1986). The social identity theory of intergroup behavior. In S. Worchel & W. G. Austin (Eds.), Psychology of intergroup relations (pp. 7-24). Chicago: NelsonHall. Wagner, U. & Stellmacher, J. (2000). Intergruppenprozesse. Fernuniversität Hagen. vgl. auch http://www.uni-marburg.de/fb04/teamwagner/lehre/downloads/download%20hagenpapier.pdf