Bachelor-Arbeit Darstellungstheorie der Symmetrischen Gruppe verfasst von Benjamin Mueller Student der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im WS 2009/10 Betreuer: Prof. Dr. Duco van Straten Fachbereich 08 Vorwort Diese Bachelorarbeit basiert auf dem Seminar Darstellungstheorie endlicher Gruppen“ aus dem ” Sommersemester 2009, betreut von Herrn Prof. Dr. Duco van Straten. Sie soll die gewonnene Theorie speziell bezüglich der Symmetrischen Gruppe vertiefen und vor allem den Einfluss der Young-Diagramme in diesem Zusammenhang untersuchen. Warum Darstellungstheorie? Der Urgedanke dahinter ist es, Elemente von Gruppen durch Matrizen zu ersetzen, um mit diesen nun bekannte Multiplikationen durchführen zu können, ohne die womöglich komplexe Gruppenverknüpfung verstehen zu müssen. Warum Symmetrische Gruppe? Nach dem Satz von Cayley ist jede Gruppe mit n Elementen isomorph zu einer Untergruppe der Symmetrischen Gruppe Sn , dies alleine macht aber nicht ansatzweise die Faszination aus, die von dieser Gruppe herrührt. Vor allem in der Physik und Chemie treten unentwegt Symmetrien auf und so ist die Wichtigkeit der Symmetrischen Gruppe unumstritten. Der Pionier auf dem Gebiet Darstellungstheorie in Bezug auf die Symmetrische Gruppen ist Alfred Young (1873-1940), welcher mit Hilfe der von ihm erfundenen Young-Diagramme erstmals Darstellungsmatrizen der irreduziblen Charaktere bestimmte. Die Darstellungstheorie selbst wurde um 1900 vor allem durch den deutschen Mathematiker Ferdinand Georg Frobenius (1849-1917) und dem englischen Mathematiker William Snow Burnside (1852-1927) entwickelt. Als Student von Frobenius trug darüber hinaus auch Issai Schur (1857-1941) zur weiteren Ausarbeitung der Darstellungstheorie bei. Diese Arbeit gliedert sich in drei Teile. Zunächst verschaffen wir uns einen kurzen Überblick in Sachen Symmetrische Gruppe, lernen die Young-Diagramme kennen und wagen uns dann in die Welt der Darstellungstheorie vor. Hier konzentrieren wir uns zunächst auf die Darstellungsmatrizen der Symmetrischen Gruppe und wenden die Ergebnisse des Kapitels auf die S5 an. Im letzten Kapitel widmen wir uns zunächst allgemein den Graden der irreduziblen Darstellungen, gehen dann näher auf Charaktere ein und verfolgen das Ziel, die Charaktertafel der S5 aufzustellen. 3 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung: Die Symmetrische Gruppe und Darstellungstheorie. . . . . . . . . . . 5 1.1 Zykel-Notation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.2 Konjugationsklassen und Partitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.3 Young-Diagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.4 Darstellungstheorie und Charaktere. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2 Darstellungsmatrizen der Symmetrischen Gruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.1 Young-Tableaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.2 Standard-Young-Tableaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.3 Young-Untergruppen und deren induzierte Darstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.4 Distanzen innerhalb der Young-Tableaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.5 Youngs Seminormalform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.6 Konstruktion der Darstellungsmatrizen S5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3 Charaktere der Symmetrischen Gruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3.1 Charaktere der Symmetrischen Gruppe sind ganze Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3.2 Haken der Young-Diagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 3.3 Frame-Robinson-Thrall-Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 3.4 Beispiel: Grade der irreduziblen Darstellungen der S5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3.5 Schief-Haken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.6 Die Munrughan-Nakayama-Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.7 Charaktertafel S5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 4 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 4.1 Die Symmetrische Gruppe S3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 4.2 Die Symmetrische Gruppe S4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 4.3 Die Symmetrische Gruppe S5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 4.4 Symmetrische Gruppe S6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 4.5 Symmetrische Gruppe S7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 4 § 1 Einführung: Die Symmetrische Gruppe und Darstellungstheorie Wir beginnen mit einer kurzen Übersicht zur Symmetrischen Gruppe. Speziell machen wir uns ein Bild der Zykel-Notation, der Konjugationsklassen innerhalb der Sn und wir werden die wichtigen Young-Diagramme kennen lernen. Danach gehen wir kurz auf die Darstellungstheorie beziehungsweise die Charaktertheorie ein. 1.1 Zykel-Notation Die Symmetrische Gruppe Sn ist die Menge aller Bijektionen auf einer Menge von Zeichen, also Zahlen oder Buchstaben, der Mächtigkeit n. Wir legen diese in der gesamten Arbeit auf die Menge {1, . . . , n} fest. Eine solche Bijektion bezeichnen wir als Permutation, welche sich durch zwei äquivalente Zykelschreibweisen notieren lassen. Beispiel: ( S3 = ! 1 2 3 1 2 3 , 1 2 3 2 1 3 ! , 1 2 3 ! 3 2 1 , ! 1 2 3 1 3 2 , 1 2 3 2 3 1 ! , 1 2 3 !) 3 1 2 = {(1), (12), (13), (23), (123), (132)}. Jede Permutation lässt sich eindeutig (bis auf Reihenfolge) durch Komposition paarweise disjunkter Zykel ausdrücken, wobei diese Komposition (Multiplikationen) von links nach rechts stattfindet, da man Zykel auch als Operatoren bezeichnen kann. Unter dieser Betrachtungsweise können wir alle Permutationen auch als Komposition von Transpositionen (im Allgemeinen nicht mehr disjunkte), also Zykel der Länge zwei, schreiben: (1 . . . n) = (12)(23) . . . (n − 1, n). Es gilt die Eigenschaft: (i, j + 1) = (j, j + 1)(i, j)(j, j + 1), womit schon ein wichtiges Ergebnis zu beobachten ist: Die Symmetrische Gruppe wird durch Transpositionen erzeugt, das heißt Sn =< (12), (23), . . . , (n − 1, n) >. 1.2 Konjugationsklassen und Partitionen Für die Darstellungstheorie ist vor allem das Konzept der Konjugationsklassen wichtig. Daher ist es von Interesse zu wissen, wie wir diese charakterisieren können. 5 6 Einführung: Die Symmetrische Gruppe und Darstellungstheorie 6 Wir erinnern uns, dass zwei Elemente σ, σ 0 einer Gruppe in derselben Konjugationsklasse liegen, falls ein weiteres Element π aus der Gruppe existiert mit σ 0 = πσπ −1 . Um die Konjugationsklassen in Sn beschreiben zu können, wollen wir demnach wissen, wie πσπ −1 mit π, σ ∈ Sn aussieht. Sei dazu zunächst σ = (a1 , a2 , a3 , . . . , ak ) ∈ Sn ein beliebiger Zykel der Länge k, dann ist πσπ −1 π(ai ) = πσ π −1 π(ai ) = π σ(ai ) = π(ai+1 mod k ). Also ist πσπ −1 = π(a1 ), π(a2 ), π(a3 ), . . . , π(ak ) wieder ein Zykel der Länge k. Sei nun σ ein beliebiges Element der Sn , das heißt σ kann geschrieben werden als ein Produkt disjunkter Zykel σ = σ1 . . . σr . Wir erhalten somit: πσπ −1 = πσ1 . . . σr π −1 = πσ1 π −1 πσ2 π −1 . . . πσr π −1 . Wie oben gilt wieder πσi π −1 = π(ai1 ), . . . , π(aik ) , wobei die πσi π −1 untereinander disjunkt sind, weil, falls σi = (ai1 , . . . , aik(i) ), gilt aik 6= ajl für (i, k) 6= (j, l), denn die σi waren disjunkt und demnach ist dann auch π(aik ) 6= π(ajl ) für (i, k) 6= (j, l), da π eine Bijektion ist. Somit haben die zu σ konjugierten Elemente πσπ −1 genau den selben Zykeltyp. Umgekehrt zeigen wir noch, dass falls zwei Zykel σ und σ 0 den selben Zykeltyp besitzen, dann ist σ konjugiert zu σ 0 . Sei dazu σ = σ1 . . . σr , σi = (ai1 , . . . , aik(i) ) und σ 0 = σ10 . . . σr0 , σi0 = (bi1 , . . . , bik(i) ). bi , falls k = ai , l l Setze π(k) := k, sonst. Jetzt gilt mit πσπ −1 = πσ1 π −1 . . . πσr π −1 und πσi π −1 = π(ai1 ), . . . , π(aik(i) ) = (bi1 , . . . , bik(i) ) = σi0 , dass σ und σ 0 zueinander konjugiert sind. Um den Zykeltyp genauer zu beschreiben, führen wir den Begriff der Partition eines Zykel ein. Sei α = (α1 , α2 , . . . ), mit den Eigenschaften: (i) ∀i ≥ 1 : αi ≥ αi+1 , P∞ (ii) i=1 αi = n, wobei die αi nicht negative ganze Zahlen sind, die die Länge der Zykelfaktoren wiedergeben. Dann nennt man α die Partition eines n-Zykels und schreibt dazu kurz: α`n Dabei gibt es ein h mit αi = 0 für alle i > h und wir lassen diese αi in der Notation weg. Beispiel: π = (123)(456)(7) ⇒ α = (3, 3, 1) =: (32 , 1) Darüber hinaus ist es möglich auf der Menge der Partitionen eine Ordnungsrelation wie folgt zu definieren. Seien α = (α1 , . . . ), β = (β1 , . . . ) Partitionen, dann ist α≤β :⇔ ∀ i gilt i X k=1 αi ≤ i X k=1 βi . 7 Einführung: Die Symmetrische Gruppe und Darstellungstheorie 7 1.3 Young-Diagramme Um eine Partition α = (α1 , . . . , αh ) näher zu untersuchen, betrachten wir das so genannte YoungDiagramm [α]. Dieses intuitive Konstrukt stellt man folgendermaßen auf: [α] := . .. .. . .. . ... α1 -viele Kästchen ... .. . α2 -viele Kästchen .. . αh -viele Kästchen Das heißt in der i-ten Zeile sind αi Kästchen. Betrachten wir ein konkretes Beispiel α = (3, 2, 12 ): [3, 2, 12 ] = (man schreibt [3, 2, 12 ] statt [(3, 2, 12 )]) Diese unscheinbaren Objekte werden sich im Verlauf dieser Arbeit als mächtige Werkzeuge entpuppen. 1.4 Darstellungstheorie und Charaktere 1.4.1 Darstellung einer Gruppe Eine Darstellung einer (endlichen) Gruppe G ist eine Abbildung ρ : G → GL(V ), wobei V ein Vektorraum über C ist. Das heißt, jedem Gruppenelement g wird ein Element ρ(g) ∈ GL(V ) zugeordnet, sodass ρ(gh) = ρ(g) ◦ ρ(h), ρ(g −1 ) = ρ(g)−1 und ρ(1) = idV gilt. Abstrakt kann man den Darstellungsraum V (oft ebenfalls Darstellung genannt) auch als C G-Modul sehen, denn G wirkt auf V durch G×V →V; (g, v) 7→ ρ(g)(v) ∈ V. Der Grad einer Darstellung ist die Dimension des Vektorraums V ; und wir nennen eine Darstellung irreduzibel, falls V oder {0} die einzigen ρ-invarianten Unterräume sind. Beispielsweise ist die Darstellung auf G, welche einfach jedem Element g ∈ G die 1 ∈ GLn (C) zuordnet, im Allgemeinen nicht irreduzibel, da zum Beispiel < e1 >, für e1 den kanonischen ersten Basisvektor von V , unter dieser Darstellung invariant bleibt. 8 Einführung: Die Symmetrische Gruppe und Darstellungstheorie 8 1.4.2 Reguläre Darstellung Als eines der einfachsten Beispiele für Darstellungen endlicher Gruppen betrachten wir die reguläre Darstellung RG, deren Grad gleich der Ordnung von G ist. Wir indizieren die Basis von V durch die Elemente von G, das heißt {eg }g∈G ist Basis von V . Die reguläre Darstellung ist nun gegeben durch RG(s)(eg ) := esg , s, g ∈ G. Insbesondere bilden die Bilder der Basiselemente unter RG wieder eine Basis von V . 1.4.3 Der Charakter einer Darstellung Sei ρ : G → GL(V ) eine Darstellung von Grad n und {ei } eine Basis von V . Sei T = (tij ) die P Darstellungsmatrix zur Abbildung ρ(g), dann ist Spur(T ) = ni=1 tii die Spur von T . Der Charakter χρ : G → C der Darstellung ρ ist nun definiert durch χρ (g) = Spur(T ). Ein Charakter heißt irreduzibel, wenn die zugehörige Darstellung irreduzibel war. Für den Charakter gelten folgende Eigenschaften: (i) χ(1) = n. (ii) χ(g −1 ) = χ(g), für g ∈ G. (iii) χ(sgs−1 ) = χ(g), für s, g ∈ G, das heißt, Charaktere sind Klassenfunktionen. Eigenschaften (i) und (iii) folgen direkt aus Eigenschaften der Spur. (ii) gilt, da die Spur der Matrix T gleichzeitig der Summe ihrer Eigenwerte entspricht und da g |G| = 1 für alle g ∈ G gilt, folgt, dass alle Eigenwerte von T Einheitswurzeln sind, welche die Bedingung λ = λ−1 erfüllen. (z bezeichnet das komplex Konjugierte von z ∈ C.) Weiter ist nach Maschkes Theorem jede Darstellung eine direkte Summe von irreduziblen Darstellungen, also ist auch jeder Charakter Summe von irreduziblen Charakteren. 1.4.4 Orthogonalitäten Wir definieren ein Skalarprodukt für zwei Charaktere (beziehungsweise Klassenfunktionen) χ, χ0 folgendermaßen: (χ|χ0 ) = 1 X χ(g)χ(g). |G| g∈G Es gelten, hauptsächlich aufgrund des Lemmas von Schur, die folgenden wichtigen Eigenschaften: (i) Falls χ ein irreduzibler Charakter ist, gilt (χ|χ) = 1. (ii) Falls χ und χ0 zwei nicht isomorphe Charaktere sind (d. h. die zugehörigen Darstellungen sind nicht isomorph), dann gilt (χ|χ0 ) = 0. 9 Einführung: Die Symmetrische Gruppe und Darstellungstheorie 9 1.4.5 Anzahl irreduzibler Charaktere und Konjugationsklassen Dieser elementare Zusammenhang ist denkbar einfach, denn die Anzahl irreduzibler Charaktere ist genau gleich der Anzahl der verschiedenen Konjugationsklassen in G. Um dies zu zeigen, bestimmen wir zunächst die Dimension des Raumes der Klassenfunktionen K. Seien C1 , . . . , Ck die verschiedenen Konjugationsklassen von G. Betrachten wir eine Klassenfunktion f auf G, dann ist diese konstant auf den Konjugationsklassen, das heißt zu jeder Konjugationsklasse Ci nimmt f einen festen Wert λi an. Infolgedessen ist die Dimension des Raums aller Klassenfunktionen genau k. Wir nehmen nun an, dass es h-viele irreduzible Charaktere χ1 , . . . , χh von G gibt. Es ist Ziel, nachzuweisen, dass h = k gilt, indem wir zeigen, dass diese h irreduziblen Charaktere eine Orthonormalbasis von K bilden. Wir wissen bereits, dass irreduzible Charaktere normiert und orthogonal zueinander sind, das heißt es reicht zu zeigen, dass jedes Element aus K durch die χ1 , . . . , χh erzeugt werden kann. Hierzu zeigen wir, das jedes Element f aus K, welches orthogonal zu allen χi ist, gleich Null sein muss. Sei dazu ρ eine Darstellung von G von Grad n mit Charakter χ und P ρf ∈ End(V ) mit ρf = g∈G f (g)ρ(g). Einfache Rechnungen zeigen, dass ρ(g)−1 ρf ρ(g) = ρf , also ρf ρ(g) = ρ(g)ρf . Mit dem Lemma von Schur (vgl. [Ser77] S. 13) gilt nun, dass ρf = λ idV . Weiter ist die Spur von λ idV gleich nλ, also ist der Skalar λ gegeben durch λ= |G| 1X f (g)χ(g) = (f |χ). n n g∈G Hieraus folgt direkt, dass λ gleich 0 ist, da (f |χ) = (f | P χi ) = 0 nach obiger Annahme. Also ist auch ρf = 0. Wir ersetzen nun ρ durch die reguläre Darstellung RG und berechnen das Bild des kanonischen Basisvektors e1 unter ρf : ρf (e1 ) = X f (g)RG(g)(e1 ) = g∈G X f (g)eg . g∈G Da ρf gleich Null ist, gilt ρf (e1 ) = 0 und daher muss f (g) = 0 für alle g ∈ G. Wir erhalten somit das gewünschte Ergebnis, dass jede Klassenfunktion, die zu allen χi orthogonal ist, Null sein muss. Insbesondere ist also die Anzahl der irreduziblen Charaktere h gleich k, der Anzahl der verschiedenen Konjugationsklassen von G. 1.4.6 Induzierte Darstellungen Sei H < G, T (g) ∈ GLn (C) eine Darstellungsmatrix einer Darstellung ρ(g) von H. Setze T (g), falls g ∈ H Ṫ (g) := 0 ∈ GL (C), falls g ∈ /H n 10 Einführung: Die Symmetrische Gruppe und Darstellungstheorie 10 Sei nun m = [G : H] der Index von H in G, das heißt es existieren g1 , . . . , gm Repräsentanten der Nebenklassen von H in G, so dass G = H ∪ g2 H ∪ g3 H ∪ · · · ∪ gm H, wobei ohne Einschränkung g1 = 1 ∈ G. Wir definieren nun T ↑ G(g) := Ṫ (gi−1 ggj ) ∈ GLnm (C). Hierbei handelt es sich um eine Darstellung, dessen Darstellungsmatrix aus n2 Submatrizen besteht, wobei jeder Subblock (i, j) durch T ↑ G(g) i,j = Ṫ (gi−1 ggj ) i,j gegeben ist. Wir nennen T ↑ G eine von H induzierte Darstellung von G. Entsprechend bezeichnet T ↓ H die Restriktion der Darstellung auf die Untergruppe H. Ausgerüstet mit diesem Basiswissen wollen wir nun im zweiten Kapitel konkret alle irreduziblen Darstellungsmatrizen der Sn bestimmen. § 2 Darstellungsmatrizen der Symmetrischen Gruppe Zu Beginn betrachten wir die Young-Diagramme in einer Variante, die sich Young-Tableaus nennen um mit Hilfe dieser die irreduziblen Darstellungsmatrizen zu konstruieren. 2.1 Young-Tableaus Wir nehmen ein Young-Diagramm zu einer Partition α = (α1 , . . . , αh ) ` n und schreiben in die Kästchen die Ziffern {1, . . . , n}, auf der die Sn operiert, so dass keine Zahl doppelt vorkommt. Anschaulich, wieder mit α = (3, 2, 12 ) ` 7, entspräche das zum Beispiel: [3, 2, 12 ] = 6 1 7 4 2 . 3 5 Entsprechend gibt es dann n! verschiedene solcher Tableaus zu jeder Partition α. Diese sortieren wir lexikographisch und bezeichnen sie mit tα1 , . . . , tαn! . 2.2 Standard-Young-Tableaus Eine Verfeinerung der Young-Tableaus entsteht, indem wir uns bei der Benutzung der YoungTableaus auf spezielle Standard-Young-Tableaus beschränken, in denen die Zahlen, sowohl zeilenweise als auch spaltenweise, aufsteigend angeordnet sind. Eine Ordnung auf der Menge dieser Standard-Young-Tableaus ist gegeben, indem wir diesmal invers-lexikographisch sortieren. Am Besten betrachten wir ein einfaches Beispiel. Sei α = (3, 2) ` 5: 1 2 4 5 3 > 1 2 3 5 4 > 1 3 2 5 4 > 1 2 3 4 5 > 1 3 2 4 5 . Wir bezeichnen eine solche Sequenz zu α mit tα1 , . . . , tαfα , wobei f α hier eine noch (im Allgemeinen) unbekannte natürliche Zahl ist. Im Verlauf der Arbeit wird jedoch klar werden, was es damit auf sich hat. 2.3 Young-Untergruppen und deren induzierte Darstellungen Alfred Young konstruierte als Erster irreduzible Darstellungen der Sn und wir wollen versuchen seine damalige Vorgehensweise nachzuvollziehen. 11 12 Darstellungsmatrizen der Symmetrischen Gruppe 12 Wir betrachten das erste“ Standard-Young-Tableau, tα := tα1 zu einem festen α = (α1 , . . . , αh ) ` n ” 0 und behalten uns die Existenz des zugehörigen transponierten Tableaus tα vor (siehe Beispiel unten). Nun untersuchen wir alle mögliche Permutationen der Einträge der Zeilen des Young-Tableaus, welche für jede Zeile eine Untergruppe der Sn bilden. Im kartesischen Produkt dieser Untergruppen entsteht dann die sogenannte Young-Untergruppe Sα . Ebenso ergibt sich eine weitere 0 Young-Untergruppe zu α, wenn man die Spalten von tα beziehungsweise die Zeilen von tα untersucht, welche wir analog Sα0 nennen. Sα := S{1,...,α1 } × S{α1 +1,...,α2 } × · · · × S{n−αh +1,n−αh +2,...,αh } . Für α0 ist dies allgemein nicht mehr so schön notierbar, daher betrachten wir eine Veranschaulichung mit α = (32 , 2, 1): α t = 1 2 3 4 5 6 7 8 9 , α0 t 1 4 7 = 2 5 8 3 6 9 , Sα = S{1,2,3} × S{4,5,6} × S{7,8} × S{9} ∼ = S3 × S3 × S2 × S1 ≤ S9 . Sα0 = S{1,4,7,9} × S{2,5,8} × S{3,6} ∼ = S4 × S3 × S2 ≤ S9 . Das kartesische Produkt sehen wir im Folgenden einfach als Multiplikation der Elemente, das heißt wenn (12) ∈ S{1,2} und (345) ∈ S{3,4,5} , dann ist (12)(345) ∈ S{1,2} × S{3,4,5} . Wir behalten uns noch im Hinterkopf, dass gilt: Sα ∩ Sα0 = {(1)}. Weiter setzen wir ISα gleich der eindimensionalen Identitäts-Darstellung (auch triviale Darstellung genannt) der Gruppe Sα und ASα0 gleich der Signum-Darstellung (Alternierende Darstellung) von Sα0 . ISα (π) := 1 ∀π ∈ Sα 1, ∀π ∈ SαA0 := Sα0 ∩ An ASα0 (π) := −1, ∀π ∈ S 0 \ S A α α0 Wir untersuchen im Folgenden, was passiert, wenn wir diese Darstellungen zur Sn induzieren. Sei dazu β ` n neben α eine weitere Partition, dann können wir ISα und ASβ zur Sn induzieren und erhalten die Darstellungen ISα ↑ Sn und ASβ ↑ Sn der Sn . Wir wollen nun die Verflechtungszahl (englisch intertwining number ) i(ISα ↑ Sn , ASβ ↑ Sn ) 13 Darstellungsmatrizen der Symmetrischen Gruppe 13 berechnen, welche eine Aussage über die gemeinsamen irreduziblen Unterdarstellungen dieser induzierten Darstellungen liefern. Hier hilft uns Mackey’s Intertwining-Number-Theorem, das besagt X i(ISα ↑ Sn , ASβ ↑ Sn ) = 1. Sα πSβ Sα ∩πSβ π −1 ={1} Dies ist eine Summe über die Doppelnebenklassen Sα πSβ (π ∈ Sn ) von Sα und Sβ in Sn . Nun liegt es nahe, genau die α, β zu finden, sodass die Verflechtungszahl gleich 1 ist, denn dann hätten wir eine irreduzible Darstellung der Sn gefunden. Einige Theoreme sagen uns an dieser Stelle, dass dies genau dann eintritt, wenn β = α0 ist (vgl. etwa [JK81] Theorem 2.1.3). Das heißt: i(ISα ↑ Sn , ASα0 ↑ Sn ) = 1. Mit anderen Worten heißt dies, dass ISα ↑ Sn und ASα0 ↑ Sn genau eine irreduzible Darstellung gemeinsam haben. Dieses wichtige Ergebnis führt unter Missbrauch“ des Symbols ∩ zur ” grundlegenden Definition: [α] := ISα ↑ Sn ∩ ASα0 ↑ Sn , die zu α gehörende irreduzible Darstellung der Sn . Betrachten wir einen Spezialfall: α = (1n ) ` n, das heißt α0 = (n). Wir sehen leicht, dass für die zugehörigen Young-Untergruppen gilt: S(1n ) = {(1)}, S(n) = Sn . Daher ist sowohl IS(1n ) ↑ Sn = RSn als auch AS(1n ) ↑ Sn = RSn genau die reguläre Darstellung der Sn (da der Grad gleich n! ist). Weiter ist IS(n) ↑ Sn = ISn und AS(n) ↑ Sn = ASn . Dies zeigt [n] = ISn und [1n ] = ASn . (2.1) Als bemerkenswert entpuppt sich der Zusammenhang zwischen [α] und [α0 ], denn nach FrobeniusReziprozität gilt: ASn ⊗ (ISα ↑ Sn ) = ASα ↑ Sn und ASn ⊗ (ASα0 ↑ Sn ) = ISα0 ↑ Sn . (Vergleiche Korollar aus Frobenius Reziprozitätsgesetz, das für Darstellungen µ von G und ν von H ≤ G besagt: µ ⊗ ν ↑ G = (µ ↓ H ⊗ ν) ↑ G ). Demnach gilt: [α0 ] = [1n ] ⊗ [α]. (2.2) Im Klartext bedeutet das, dass die Charaktere der irreduzible Darstellung [α0 ] sich von [α] nur in den ungeraden Permutationen und da lediglich durch das Vorzeichen unterscheiden. 14 Darstellungsmatrizen der Symmetrischen Gruppe 14 Der Beweis, dass {[α] | α ` n} das System aller irreduziblen paarweise nicht isomorphen Darstellungen von Sn ist, benötigt nur den Nachweis, dass aus [α] = [β] folgt α = β, denn dann hilft uns die Mächtigkeit der Menge, welche gleich der Anzahl der Konjugationsklassen der Sn ist. Wir verwenden an dieser Stelle das Theorem von Gale und Ryser, das unter anderem besagt, dass falls i(ISα ↑ Sn , [β]) 6= 0, folgt α ≤ β (erinnere die Ordnung auf der Menge der Partitionen, Ende 1.2). Unter der Annahme, dass [α] = [β], gilt nun für die Verflechtungszahlen folgende Gleichung: i(ISα ↑ Sn , [β]) = i(ISα ↑ Sn , [α]) = 1 = i(ISβ ↑ Sn , [β]) = i(ISβ ↑ Sn , [α]). Demnach gilt also α ≤ β sowie β ≤ α, das heißt es ist α = β. Betrachten wir kurz ein Zahlenbeispiel indem wir die S3 betrachten. Die irreduziblen Darstellungen zu den drei möglichen Portionen sind [3], [2, 1] und [13 ]. Aus Gleichung (2.1) folgt, dass [3] = IS3 und [13 ] = AS3 . 0 3 Weiter gilt nach (2.2), dass sich die Charaktere von [3] und [13 ], wegen t(3 ) = t(1 ) (transponieren des Young-Tableaus zu (3) ` 3), nur in den ungeraden Permutationen unterscheiden, insbesondere ist also der Grad der Darstellungen gleich. Damit ist auch der Grad von [2, 1] auf 2 festgelegt, da die Quadrate der Grade aufsummiert 6, also der Mächtigkeit der S3 , ergeben müssen. Zudem ist (2, 1)0 = (2, 1), also muss der Charakter von [2, 1] unter allen ungeraden Permutationen der S3 , also den Transpositionen, verschwinden. So ergibt sich folgende Charaktertafel: (13 ) (22 , 1) (3) χ 1 1 1 χ(3) 1 -1 1 χ(2,1) 2 0 * (13 ) Wobei sich der letzte Eintrag ∗ aufgrund von Spaltenorthogonalität zu −1 ergibt. Wir wollen nun unser Ziel, die Darstellungsmatrizen der Sn zu bestimmen, weiter verfolgen. Hierzu ist es notwendig, noch einmal die Standard-Young-Tableaus zu betrachten. 2.4 Distanzen innerhalb der Young-Tableaus Hier führen wir zunächst einen Abstandsbegriff d für zwei Zahlen r und s (mit jeweils Koordinaten (ir , jr ), (is , js )) ein: d(r, s) := (is − js ) − (ir − jr ) = (jr − js ) + (is − ir ). Es werden also die überschrittenen Kästchen im Diagramm auf dem Weg von r nach s gezählt, wobei zu beachten ist, dass Schritte nach links und unten positiv, Schritte nach rechts und 15 Darstellungsmatrizen der Symmetrischen Gruppe 15 oben negativ gezählt werden. Mit dαi (r, s) bezeichnen wir die Distanz zwischen r und s im i-ten Standard-Young-Tableau zur Partition α. Es gilt die einfache, aber nachher nützliche Beziehung dαi (r, q) + dαi (q, s) = dαi (r, s) ∀ q, r, s ∈ {1, . . . , n} (2.3) Nun können wir uns Youngs wichtiger Konstruktionsvorschrift widmen: 2.5 Youngs Seminormalform Sei α ` n, das Diagramm [α] und dessen Standard-Young-Tableaus tα1 , . . . , tαfα gegeben. Die Darstellungsmatrix T α zum Charakter χα ist gegeben durch T α (m − 1, m) = aik ((m − 1, m)) ik , wobei für 1 < m ≤ n, (m − 1, m) eine Transposition ist. Die Einträge aik von T α ergeben sich folgendermaßen: (i) aii (m − 1, m) = ±1. +1“, falls die Zahlen m − 1 und m in derselben Zeile und −1“, ” ” falls die Zahlen in derselben Spalte von tαi auftauchen, (ii) falls i < k und tαi = (m − 1, m)tαk , ergibt sich folgende Submatrix: ! ! aii (m − 1, m) aik (m − 1, m) −dαi (m − 1, m)−1 1 − dαi (m − 1, m)−2 , = 1 dαi (m − 1, m)−1 aki (m − 1, m) akk (m − 1, m) (iii) aik (m − 1, m) = 0 überall sonst. Beweis: Vollständige Induktion nach n. Im Fall n = 2 betrachten wir die S2 und stellen fest, dass es nur zwei Partitionen mit jeweils einem möglichen Standard-Young-Tableau gibt: [2] = 1 [12 ] = 2 , 1 2 . Die S2 besitzt zwei Darstellungen, die triviale und die Signum-Darstellung, welche beide Grad 2 1 haben und für die Darstellungsmatrizen gilt T (2) (12) = 1, T (1 ) (12) = −1, welche auch Punkt (i) liefern. Sei also n > 2 und wir nehmen an, die Behauptung gelte für Sn−1 . Insbesondere heißt das, die Behauptung gilt für alle Transpositionen (m − 1, m), 1 < m < n. Wir wollen prüfen, ob die Behauptung für die Transposition (n − 1, n) stimmt, nehmen dabei aber an, dass die Submatrizen von T α wieder die Form γ 1 − γ2 1 −γ ! 16 Darstellungsmatrizen der Symmetrischen Gruppe 16 haben (vlg. [JK81] S. 124). Wir zeigen nun, dass γ = −dαi (n − 1, n)−1 , wobei tαi das StandardYoung-Tableau mit n in der r-ten Zeile und n − 1 in der s-ten Zeile (r < s) ist. Sei j der Index des Young-Tableaus, welches tαi = (n − 1, n)tαj erfüllt. Weiter gilt: (n − 2, n) = (n − 1, n)(n − 2, n − 1)(n − 1, n) = (n − 2, n − 1)(n − 1, n)(n − 2, n − 1). Wir bestimmen nun γ mit Hilfe des Eintrags aji , der zu beiden Ausdrücken korrespondierenden Matrix von (n − 2, n). Nach Induktionsvoraussetzung bekommen wir für die Matrix T α (n−2, n−1) folgende Submatrix am Schnittpunkt der i-ten und j-ten Spalte und der i-ten und j-ten Zeile: ! −dαi (n − 2, n − 1)−1 0 −dαj (n − 2, n − 1)−1 0 (Es kann durchaus sein, dass in den Zeilen und Spalten noch weitere Einträge ungleich Null vorkommen, diese sind aber im folgenden Argument nicht wichtig.) Betrachten wir nun die entsprechende Submatrix von T α (n − 1, n) T α (n − 2, n − 1) : γ 1 − γ2 1 −γ ! ! −dαi (n − 2, n − 1)−1 0 0 −dαj (n − 2, n − 1)−1 = −γdαi (n − 2, n − 1)−1 −(1 − γ 2 )dαj (n − 2, n − 1)−1 −dαi (n − 2, n − 1)−1 γdαj (n − 2, n − 1)−1 sowie die Einträge aji von T α (n − 1, n)(n − 2, n − 1)(n − 1, n) und T α (n − 2, n − 1)(n − 1, n)(n − 2, n − 1) . Es gilt: ! , T α (n − 1, n)(n − 2, n − 1)(n − 1, n) = T α (n − 1, n)(n − 2, n − 1) T α (n − 1, n) Tα ⇒ aji = −γdαi (n − 2, n − 1)−1 + γdαj (n − 2, n − 1)−1 , (n − 2, n − 1)(n − 1, n)(n − 2, n − 1) = T α (n − 2, n − 1) T α (n − 1, n)(n − 2, n − 1) ⇒ aji = dαi (n − 2, n − 1)−1 dαj (n − 2, n − 1)−1 . Nach dem Gleichsetzen dieser Bedingungen erhalten wir: γ −1 = −dαj (n − 2, n − 1) + dαi (n − 2, n − 1) = dαi (n − 2, n) + dαi (n − 2, n − 1) = −dαi (n − 1, n), wobei die vorletzte Gleichheit wegen tαi = (n − 1, n)tαj gilt und die letzte wegen Eigenschaft (2.3). 17 Darstellungsmatrizen der Symmetrischen Gruppe 17 2.6 Konstruktion der Darstellungsmatrizen S5 Betrachten wir nun als Anwendung das Beispiel S5 und α := (3, 2). Die Anordnung der StandardYoung-Tableaus ist wie in Punkt 2.2: t1 = 1 2 4 5 3 > tα2 = 1 2 3 5 4 > tα3 = 1 3 2 5 4 > tα4 = 1 2 3 4 5 > tα5 = 1 3 2 4 Beginnen wir mit T (3,2) (12) . Hier tritt nur Punkt (i) der Konstruktionsvorschrift ein, denn die Zahlen 1 und 2 tauchen dreimal in derselben Spalte (bei tα1 , tα2 und tα4 ) und zweimal in derselben Zeile (bei tα3 und tα5 ) auf. Also tragen wir auf die Diagonale der Matrix entsprechend +1 oder −1 ein. Es ergibt sich: T (3,2) 1 0 0 (12) = 0 0 0 0 0 0 0 0 −1 0 0 . 0 0 1 0 0 0 0 −1 1 0 0 Für die Matrix T (3,2) (23) stellen wir zunächst fest, die Zahlen 2 und 3 tauchen in t1 in derselben Zeile auf, entsprechend ist a11 = 1. Dass 2 und 3 noch einmal in derselben Zeile oder Spalte auftauchen, ist in den restlichen Tableaus nicht mehr gegeben, daher tritt Punkt (ii) in kraft. Es gilt tα2 = (23)tα3 und tα4 = (23)tα5 . Wir lesen ab dα2 (2, 3) = 2 = dα4 (2, 3). Also entsteht die folgende Matrix: T (3,2) 1 0 0 − 1 2 (23) = 0 1 0 0 0 0 0 0 0 3 4 1 2 0 0 0 . 3 4 0 0 − 12 0 1 1 2 Die letzten beiden Matrizen ergeben sich durch analoges Vorgehen zu: T (3,2) −1 3 1 (34) = 0 0 0 8 9 1 3 0 0 0 0 0 1 0 0 , 0 0 1 0 0 0 0 −1 0 0 5 . 18 Darstellungsmatrizen der Symmetrischen Gruppe T (3,2) 1 0 0 − 1 2 (45) = 0 0 0 1 0 0 18 0 0 0 0 3 4 − 12 0 0 1 2 1 0 0 3 . 4 0 1 2 Wir sehen, die Ordnungsbedingung ist erfüllt, denn 2 2 2 2 T (3,2) (12) = T (3,2) (23) = T (3,2) (34) = T (3,2) (45) = I5 , das heißt, die Matrizen haben dieselbe Ordnung wie die Transpositionselemente der S5 , die sie repräsentieren. Wie in 1.1 bemerkt, wird die Sn von Transpositionen erzeugt, also können wir mit den obigen Matrizen auch die restlichen Darstellungsmatrizen der S5 zur Partition (3, 2) durch einfache Matrixmultiplikation erhalten. Die Darstellungsmatrizen zu den übrigen Partitionen sind im Anhang einzusehen. § 3 Charaktere der Symmetrischen Gruppe Da die Charaktere nach Definition die Spur der Darstellungsmatrizen sind, könnten wir diese nun natürlich einfach über die Darstellungsmatrizen berechnen. Allerdings haben Charaktere so faszinierende Eigenschaften, dass es Möglichkeiten gibt, sie zu berechnen, ohne auf die Darstellungsmatrizen zurückzugreifen. Auf diesem Weg untersuchen wir zunächst eine spezielle Eigenschaft der Symmetrischen Gruppe in Bezug auf dessen Charaktere, nämlich: 3.1 Charaktere der Symmetrischen Gruppe sind ganze Zahlen Um diesen Sachverhalt zu zeigen, brauchen wir etwas Vorarbeit und Wissen über Charaktere. Im Folgenden sei G eine beliebige endliche Gruppe mit |G| = h. 3.1.1 Satz Werte von Charakteren sind algebraisch über Q(ε), wobei ε eine primitive h-te Einheitswurzel ist. Beweis: Sei T (g), g ∈ G eine Darstellungsmatrix einer Darstellung der Gruppe G von Grad n, das heißt T (g) ∈ GLn (C), und ein Charakter χ von G gegeben. Zunächst ergründen wir, warum jede Darstellungsmatrix (über C) diagonalisierbar ist: Alle Elemente g ∈ G genügen der Gleichung g h = 1, also besitzt das charakteristische Polynom einer Darstellungsmatrix T (g) die Form xh − 1, welches über C in Linearfaktoren zerfällt. Da das Minimalpolynom das charakteristische Polynom teilt und daher ebenfalls in Linearfaktoren zerfällt, ist T (g) diagonalisierbar. Demnach existiert also eine reguläre n × n Matrix S, sodass für alle g ∈ G gilt: S −1 T (g)S = diag(ε1 , . . . , εn ). Wegen g h = 1 für alle g ∈ G folgt: In = S −1 T (g h )S = (S −1 T (g)S)h = diag(ε1 , . . . , εn ) h = diag(εh1 , . . . , εhn ), also gilt εhi = 1 für alle i ∈ {1, . . . , n} und somit sind alle εi algebraische ganze Zahlen. Weiter existieren νi ∈ Z mit εi = ενi und somit ist χ(g) = εν1 + · · · + ενn eine algebraische Zahl über Q(ε) 19 20 Charaktere der Symmetrischen Gruppe 20 Ein kurzer Ausflug in die Galoistheorie bescheinigt uns, dass Q(ε) als Kreisteilungskörper Q[h] eine normale Körpererweiterung von Q vom Grad ϕ(h) (Eulersche Phi-Funktion) ist und damit gilt: ∗ G = Gal Q(ε)/ Q ∼ = Z /h Z . Ist nun σ ∈ G und χ Charakter von G, so setzen wir: σχ(g) = σ χ(g) , g∈G und es gilt σ(ε) = εa mit ggT(a, h) = 1. 3.1.2 Satz Es gilt σχ(g) = χ(g a ). Beweis: Nach Satz 3.1.1 ist χ(g) = ε1 + · · · + εn mit εk = ενk , das heißt σ(εk ) = σ(ε)νk = εak . Es folgt σχ(g) = σ χ(g) = σ(ε1 ) + · · · + σ(εn ) = εa1 + · · · + εan = Spur T (g)a = Spur T (g a ) = χ(g a ). 3.1.3 Lemma Algebraische Zahlen, die mit allen ihren Konjugierten übereinstimmen, sind rational. Beweis: Sei α eine solche Zahl, dann besteht die Galoisgruppe nur aus der Identität und somit ist der Grad der Erweiterung [Q(α) : Q] = Gal Q(α)/ Q = 1, nach dem Lemma von Artin. Also muss α rational gewesen sein. 3.1.4 Definition Ein Element g ∈ G heißt rational, falls g zu allen Erzeugern der zyklischen Untergruppe < g > konjugiert ist. Ein Charakter von G heißt rational, falls seine Werte rational (und daher dann ganzzahlig) sind. Abschließend betrachten wir das wichtige Theorem: 21 Charaktere der Symmetrischen Gruppe 21 3.1.5 Theorem Sei g ∈ G rational, dann ist χ rational für alle irreduziblen Charaktere χ von G. Beweis: Sei g rational, χ ein beliebiger irreduzibler Charakter von G und σ ∈ G. Wie oben gezeigt, gilt σχ(g) = χ(g a ) mit ggT a,ord(g) = 1. Da g rational ist, ist g a konjugiert zu g und, weil χ eine Klassenfunktion ist, gilt χ(g a ) = χ(g), also σχ(g) = χ(g) für alle σ ∈ G. Mit dem gerade gezeigten Lemma 3.1.5 folgt, dass χ(g) rational ist. Wir können nun das Theorem auf die Symmetrische Gruppe anwenden, da alle Elemente der Sn rational sind. Infolgedessen sind die Werte der Charaktere der Symmetrischen Gruppe alles ganze Zahlen, da rationale ganzalgebraische Zahlen Nullstellen eines (normierten) Polynoms über Z und somit ganze Zahlen sind. Mit dieser Erkenntnis wollen wir nun die Werte der Charaktere möglichst allgemein für die Sn bestimmen, wozu wir zunächst noch etwas Theorie brauchen. 3.2 Haken der Young-Diagramme Eine wichtige Rolle spielen die sogenannten Haken in den Young-Diagrammen. Es war T. Nakayama, der das Konzept der Haken als erstes einführte und er bezog sich damit auf folgende Konstrukte innerhalb eines Young-Diagramms [α]: Jeder Haken Hi,j besitzt eine Ecke an der Position (i, j) innerhalb des Diagramms. Die Kästchen in der Spalte unterhalb der Ecke (die Ecke selbst nicht) bilden das Bein des Hakens. Das unterste Kästchen mit Position (αj0 , j) heißt der Fuß des Hakens. Von der Ecke aus rechts, zum Ende des Diagramms, erhält man den Arm mit zugehöriger Hand an Position (i, αi ). Wir veranschaulichen uns die Situation anhand eines einfachen Beispiels mit α = (4, 3, 2): x [4, 3, 2] = x x x x Die Ecke befindet sich hier bei (1, 2), der Fuß bei (3, 2) und die Hand bei (1, 4). Wichtig ist es, die Hakenlänge hij des Hakens Hi,j zu ermitteln, in dem wir, ähnlich wie bei den Distanzen in den Young-Tableaus, ablesen hij := αi − j + αj0 − i + 1. Schreiben wir nun die Hakenlängen in das jeweilige Kästchen, ergibt sich eine noch unscheinbare Tabelle“ von Zahlen; mit obigem Beispiel: ” 6 5 3 [4, 3, 2] = 4 3 1 2 1 1 . 22 Charaktere der Symmetrischen Gruppe 22 Später benötigen wir noch die Länge des Hakenbeines (englisch leg length), welche wir definieren als ll(Hi,j ) := hij − αi + j − 1. Im obigen Diagramm ist zum Beispiel ll(H1,2 ) = 2. Wir widmen uns nun wieder dem Ziel, die Charaktere der Symmetrischen Gruppe zu bestimmen und fangen damit an, uns zunächst auf den Grad der Darstellung einer Partition α, das heißt dem Wert des Charakters χα an der Stelle 1 ∈ G, zu konzentrieren. Hierbei untersuchen wir einen erstaunlichen Zusammenhang zwischen den Hakenlängen und dem Grad einer Darstellung. Die Formel, die den Zusammenhang widerspiegelt, erscheint so simpel, dass selbst dessen Entdecker G. de B. Robinson zunächst ungläubig war. Schließlich bewies er sie aber zusammen mit seinem Freund J. S. Frame. Interessanterweise bewies unabhängig davon auch R. M. Thrall die Formel an exakt demselben Tag (vgl. [Sag00] S.125). Daher spricht man von der Frame-Robinson-Thrall-Formel. 3.3 Frame-Robinson-Thrall-Formel Sei α = (α1 , . . . , αh ) ` n eine Partition und [α] das zugehörige Young-Diagramm. Für f α , den Grad der zu [α] gehörenden Darstellung, gilt: fα = Q n! α i,j hij Das heißt, der Grad einer jeden irreduziblen Darstellung der Sn ist einfach n! geteilt durch das Produkt aller Hakenlängen des Young-Diagramms. Übrigens wird hier auch klar, dass f α gleichzeitig die Anzahl der möglichen verschiedenen Standard-Young-Tableaus ist, wie in 2.2 angedeutet. Beweis: An dieser Stelle verwenden wir eine leicht verständliche Variante des Beweises, indem wir einsehen, dass es eine Determinantenform für Darstellungen gibt, mit der dann der Grad f α der Darstellung [α] auch als Determinante geschrieben werden kann. Die Determinantenform lautet folgendermaßen: 1 f α = χα (1) = n! . (αi + j − i)! 1≤i,j≤h Erinnern wir uns an die Definition der Hakenlänge in 3.2, so gilt αi = hi1 + i − h, da j = 1 und damit αj0 = h (wir schreiben zur besseren Übersicht kurz hi1 statt hαi1 ). Ersetzen wir den Nenner erhalten wir: 1 1 = . (αi + j − i)! 1≤i,j≤h (hi1 − h + j)! 1≤i,j≤h 23 Charaktere der Symmetrischen Gruppe 23 In den folgenden Umformungen betrachten wir nur die oberste Zeile der Matrix, zu der die Determinante zu berechnen ist, denn die k-te Zeile hat die Form: 1 1 1 1 . ··· (hk1 − h + 1)! (hk1 − 2)! (hk1 − 1)! hk1 ! Es werden im Folgenden nur Spaltenoperationen vorgenommen, genauer addieren wir die vorletzte auf die drittletzte Spalte, die drittletzte auf die viertletzte Spalte und so weiter. Dies verändert die Determinante nicht. Es gilt: 1 1 (h1,1 −h+1)! · · · (h1,1 −2)! 1 (hi1 − h + j)! = .. . 1 1 (h1,1 −1)! h1,1 ! h Y 1 = hi1 ! [h1,1 (h1,1 − 1) · · · (h1,1 − h + 2)] · .. . ··· h1,1 (h1,1 − 1) h Y 1 = hi1 ! 2 [h1,1 (h1,1 − 2) · · · (h1,1 − h + 2)] · .. . ··· h21,1 h1,1 1 h Y 1 = hi1 ! 3 [h1,1 (h1,1 − 3) · · · (h1,1 − h + 2)] · .. . ··· h21,1 h1,1 1 i=1 i=1 i=1 h1,1 1 .. . h Y 1 = hi1 ! i=1 hh−1 1,1 · hh−2 1,1 hh−3 1,1 ··· h21,1 .. . h1,1 1 . Das heißt, rechts steht die Vandermonde-Determinante: Y |(hαi1 )h−j | = (hαi1 − hαj1 ). i<j Eingesetzt ergibt sich also, dass Q α f = n! α i<j (hi1 Q − hαj1 ) α i hi1 ! ein Ausdruck in den Hakenlängen ist, deren Haken-Ecken sich in der ersten Spalte des YoungDiagramms befinden. Betrachten wir nun unter einem festen i, was uns noch zur Behauptung fehlt: Qh α α n! j=i+1 (hi1 − hj1 ) ! n! = Q αi α . hαi1 ! ν=1 hiν Umgestellt müssen wir also für 1 ≤ i ≤ h zeigen: h Y (hαi1 − hαj1 ) j=i+1 Offenbar haben beide Seiten hαi1 Faktoren und αi Y ν=1 hαiν = hαi1 !. (3.1) 24 Charaktere der Symmetrischen Gruppe 24 • hαi1 − hαj1 steigen strikt, wenn j steigt und • hαiν fällt, wenn ν steigt. Weiter sind die Faktoren links alle kleiner oder gleich hαi1 . Es reicht also um (3.1) zu zeigen, dass alle linken Faktoren paarweise verschieden sind. Wir prüfen dazu: hαi1 − hαj1 < hαiν < hαi1 − hαj+1,1 (3.2) für ein passendes j in Abhängigkeit von ν. Setze j := αν0 , so dass αj ≥ ν und αj+1 < ν. Damit gilt hαi1 − hαj1 = αi + h − i − (αj + h − j) ≤ αi − i − ν + j < αi − i − ν + j + 1 = hαiν und hαi1 − hαj+1,1 = αi + h − i − (αj+1 + h − j − 1) > αi − i − ν + j + 1 = hαiν . Dies zeigt (3.2), was (3.1) impliziert. 3.4 Beispiel: Grade der irreduziblen Darstellungen der S5 Veranschaulichen wir uns Formel nun am Beispiel der S5 . Es gibt sieben verschiedene Partitionen (also Zykeltypen) innerhalb der S5 , entsprechend also sieben irreduzible Darstellungen. Um deren Grade zu erhalten, betrachten wir einfach die zugehörigen Young-Diagramme und tragen die Hakenlängen ein: [5] = 5 4 5 3 2 2 1 , 2 4 1 , [3, 1 ] = 2 [4, 1] = 2 [2 , 1] = 3 1 5 3 2 1 2 1 , = 1: [5], [15 ], • zwei von Grad 5! 5·3·2 = 4: [2, 13 ], [4, 1], • zwei von Grad 5! 4·3·2 = 5: [3, 2], [22 , 1] und • eine von Grad 5! 5·2·2 = 6: [3, 12 ] gibt. 3 [2, 1 ] = Die leichten Rechnungen zeigen, dass es 5! 5·4·3·2·1 , [3, 2] = 5 1 • zwei Darstellungen von Grad 1 3 2 1 4 3 2 1 1 , 5 1 4 , 5 [1 ] = 3 . 2 1 25 Charaktere der Symmetrischen Gruppe 25 Hier verifizieren wir nochmal, das die berechneten Darstellungsmatrizen in 2.6 zu Recht Grad 5 haben. Die Ergebnisse hier wiederum können wir prüfen, da die Summe über die Quadrate der Grade gleich der Mächtigkeit der Gruppe sein muss: 12 + 12 + 42 + 42 + 52 + 52 + 62 = 120 = 5! = |S5 |. Konzentrieren wir uns nun auf die restlichen Werte der Charaktere der Symmetrischen Gruppe, indem wir noch einmal die Haken der Young-Diagramme genauer betrachten: 3.5 Schief-Haken Wir kennen bereits die normalen“ Haken eines Young-Diagramms. Wir projizieren diese Haken ” auf den Rand des Young-Diagramms, um neue Schief“-Haken (englisch skew oder rim) ξ zu ” erhalten. Anschaulich, sei α = (6, 3, 3, 1, 1). Wir betrachten den Haken H1,1 : x x x x x x x x x x x x Projektion −−−−−−→ H1,1 = x ξ= x x x x x x x Man beachte, dass das Entfernen von ξ aus dem Young-Diagramm wieder ein Young-Diagramm ergibt. Im obigen Beispiel ist [α] \ ξ = [22 ]. Dies geschieht analog zu dem Fall, dass, wenn α = (α1 , . . . , αh ) eine Partition ist, so ist α \ α1 = (α2 , . . . , αh ) ` (n − α1 ) ebenfalls eine Partition. Wir verwenden noch einen Längenbegriff des Schief-Hakens ξ, den wir auf die Beinlänge des ursprünglichen Hakens festlegen, vergleiche also 3.2: ll(ξ) := ll(Hi,j ). Nun können wir uns der bedeutendsten Formel dieses Abschnitts zuwenden: 3.6 Die Munrughan-Nakayama-Formel Sei α ` n eine Partition und ρ ∈ Sn ein Zykel mit Partition λ = (λ1 , . . . , λh ) ` n. Wir spalten ρ in zwei Zykel π und σ auf, wobei π Partition (λ2 , . . . , λh ) und σ Partition (λ1 ) besitzt. Weiter sei ξ der zu Haken Hi,j gehörende Schief-Haken innerhalb des Young-Diagramms [α]. Dann gilt: χα (πσ) = X (−1)ll(ξ) χα\ξ (π), hij =λ1 wobei χ(0) (1) = 1. Diese Formel muss iterativ ausgerechnet werden, indem man zunächst alle möglichen λ1 -Hakenlängen 26 Charaktere der Symmetrischen Gruppe 26 im Young-Diagramm [α] betrachtet und die zugehörigen Schief-Haken aus dem Diagramm entfernt, um dann dasselbe mit den neu entstandenen Diagrammen zu tun. Bevor wir uns den etwas komplizierteren Beweis anschauen, betrachten wir zunächst ein detailliertes Anwendungsbeispiel mit α = (42 , 3) ` 11 und ρ = (12)(3456)(789 10 11) ∈ S11 . Der Zykel ρ besitzt die Partition (5, 4, 2) ` 11 und ρ = πσ wird aufgespalten zu π = (12)(3456), σ = (789 10 11), wobei σ 2 ,3) Partition (5) besitzt. Wir berechnen nun χ(4 (ρ): [42 , 3] = . suche Haken der Länge 5 und bilde zugehörige Schief-Haken & x x x x x −1 x x x ↓ Entferne Schief-Haken x x x +1 x ↓ Entferne Schief-Haken ↓ Suche Haken der Länge 4 x x ↓ Keine Haken der Länge 4 −1 0 ↓ Entferne Schief-Haken ↓ suche Haken der Länge 2 x x −1 ↓ Entferne Schief-Haken (−1)3 Die zugehörigen Rechnungen sind wie folgt: 2 ,3) χ(4 (ρ) = −χ(4,2) (12)(3456) + χ(3,2,1) (12)(3456) = − − χ(2) (12) + 0 = − − − χ(0) (1) = (−1)3 = −1. Charaktertafeln für beliebige Symmetrische Gruppen aufzustellen ist nun also nur noch Fleißarbeit. 27 Charaktere der Symmetrischen Gruppe 27 Beweis: Wie angekündigt ist der Beweis recht komplex und bedarf einigem Wissen über Charaktere und Kombinatorik. Im Folgenden werden wir die Beweisidee nur skizzieren, für einen detaillierten Beweis verweise ich auf [Sag00] S.180-184. Sei m = λ1 und πσ ∈ Sn−m × Sm ≤ Sn , wobei π ein Zykel mit Partition (λ2 , . . . , λh ) und σ ein m-Zykel ist. Die irreduziblen Charaktere χµ ⊗ χν , mit µ ` (n − m), ν ` m, bilden eine Basis der Klassenfunktionen auf Sn−m × Sm . Das bedeutet χα (πσ) = χα ↓ Sn−m × Sm (πσ) = X mλµν χµ (π)χν (σ). µ`(n−m) ν`m Die mαµν sind Multiplizitäten, welche man mit Frobenius-Reziprozität zu mαµν = (χα ↓ Sn−m × Sm , χµ ⊗ χν ) = (χα , (χµ ⊗ χν ) ↑ Sn ) = (χα , χµ · χν ) = cαµν umformen kann, wobei cαµν dem Littlewood-Richardson-Koeffizient entspricht (vgl. [Sag00] Theorem 4.9.4). Betrachten wir zunächst χν (σ). Hier gilt (ohne Beweis): (−1)m−r , falls ν = (r, 1m−r ), χ(σ)ν = 0, sonst. (r ∈ {1, . . . , m}) Dies hat unmittelbar zur Folge, dass wir den Koeffizienten cαµν nur für den Fall betrachten müssen, in dem ν ein Haken der Form ν = (r, 1m−r ) ist. Hier gilt wieder aufgrund der LittlewoodRichardson-Regel, dass es sich um folgenden Binomialkoeffizienten handelt: h−1 α cµν = . c−r Dies vereinfacht obige Formel zu: χα (πσ) = X µ χµ (π) m X h−1 (−1)m−r . c−r r=1 Wobei für die hintere Summe gilt: " # m X h−1 h−1 h−1 h−1 m−r m−c (−1) = (−1) − + ··· ± c−r 0 1 h−1 r=1 (−1)m−c , falls h − 1 = 0, = 0, sonst. 28 Charaktere der Symmetrischen Gruppe 28 Ist aber h = 1, so kann ξ nur ein Schief-Haken mit m Kästchen und c Spalten sein, also gilt m − c = ll(ξ). Demnach folgt: χα (πσ) = X (−1)ll(ξ) χα\ξ (π), ll(ξ)=m−c was zu zeigen war. 3.7 Charaktertafel S5 Mit diesem mächtigen Werkzeug ist es nur noch eine Formalität die Charaktertafel aufzustellen. Wir betrachten als Beispiel die Charaktertafel der S5 : χα \ α (15 ) (22 , 1) (3, 12 ) (5) (2, 14 ) (4, 1) (3, 12 ) 1 1 1 1 1 1 1 χ(5) 1 1 1 1 -1 -1 -1 3 χ(2,1 ) 4 0 1 -1 2 0 -1 χ(4,1) 4 0 1 -1 -2 0 1 χ(3,2) 5 1 -1 0 1 -1 1 χ 5 1 -1 0 -1 1 -1 2 χ(3,1 ) 6 -2 0 1 0 0 0 χ(1 5) (22 ,1) Die Charaktertafeln der Sn für n = 3, . . . , 7 sind im Anhang einzusehen. Mit Hilfe solcher Charaktertafeln können wir nun zum Beispiel die Normalteiler der Sn ablesen, dieser ist als Kern eines jeden Charakters im Allgemeinen nur die An , die Alternierende Gruppe, und die triviale Gruppe. (Ausnahme ist hier die S4 , welche noch die Kleinsche Vierergruppe als Normalteiler besitzt, siehe Tafel im Anhang.) § 4 Anhang 4.1 Die Symmetrische Gruppe S3 Charaktertafel: χα \ α (13 ) (22 , 1) (3) χ 1 1 1 χ(3) 1 -1 1 χ(2,1) 2 0 -1 (13 ) Darstellungsmatrizen der Transpositionen für α = (2, 1) : ! 1 0 T α (1, 2) = , T α (2, 3) = 0 −1 − 12 1 3 4 1 2 ! . 4.2 Die Symmetrische Gruppe S4 Charaktertafel: χα \ α (14 ) (2, 12 ) (22 ) (3, 1) (4) 4 χ(1 ) 1 1 1 1 1 χ(4) 1 -1 1 1 -1 2 χ(2 ) 2 0 2 -1 0 χ(3,1) 3 1 -1 0 -1 2 χ(2,1 ) 3 -1 -1 0 1 Darstellungsmatrizen der Transpositionen für α = (22 ), β = (3, 1), β 0 = (2, 12 ) : Tα (12) = 1 0 ! 0 −1 1 0 , 0 0 , 0 0 −1 Tβ 0 1 0 0 , (12) = 0 −1 0 0 0 −1 3 4 1 2 (23) = Tβ 1 0 1 (23) = 0 − 2 0 1 T β (12) = 0 1 − 21 Tα 1 − 12 0 T β (23) = 1 0 29 ! 3 4 1 2 , 0 0 0 , 0 −1 ! 0 (34) = Tβ −1 3 (34) = 1 0 3 , 4 1 2 1 Tα , 0 −1 −1 0 T β (34) = 0 0 8 9 1 3 0 0 , 0 1 0 − 13 1 0 8 . 9 1 3 30 Anhang 30 4.3 Die Symmetrische Gruppe S5 Charaktertafel: χα \ α χ(1 (15 ) (22 , 1) (3, 12 ) (5) (2, 14 ) (4, 1) (3, 12 ) 5) 1 1 1 1 1 1 1 χ(5) 1 1 1 1 -1 -1 -1 3 χ(2,1 ) 4 0 1 -1 2 0 -1 χ(4,1) 4 0 1 -1 -2 0 1 χ(3,2) 5 1 -1 0 1 -1 1 2 χ(2 ,1) 5 1 -1 0 -1 1 -1 2 χ(3,1 ) 6 -2 0 1 0 0 0 Darstellungsmatrizen der Transpositionen für α = (4, 1), α0 = (2, 13 ), β = (3, 2), β 0 = (22 , 1), γ = (3, 12 ) : Tα 0 0 1 0 0 (12) = 0 0 1 0 , 0 0 0 −1 Tα 1 0 0 1 0 0 0 Tα 0 , 0 0 1 Tα 0 Tα 1 0 0 0 0 −1 0 0 , (12) = 0 0 −1 0 0 0 0 −1 0 0 Tα −1 0 0 − 13 (34) = 0 1 0 0 0 Tβ 1 0 0 (12) = 0 0 0 0 0 8 9 1 3 0 , 0 0 −1 0 0 0 −1 0 0 , 0 0 1 0 0 0 0 −1 1 0 1 (45) = 0 0 0 Tβ 0 0 0 , 0 −1 0 0 0 −1 −1 1 1 2 3 4 1 2 0 (45) = 0 0 0 , 3 4 0 0 , 1 0 0 1 0 − 12 0 0 0 1 (23) = 0 0 0 Tα 0 15 16 1 4 − 14 0 Tα 0 0 1 0 (23) = 0 0 − 1 2 0 0 1 8 9 1 3 0 − 31 (34) = 0 1 0 0 1 0 0 0 0 0 −1 0 0 − 41 0 , 15 16 0 1 0 0 − 1 2 (23) = 0 1 0 0 0 0 1 4 0 0 0 3 4 1 2 0 0 0 , 3 4 0 0 − 21 0 1 1 2 31 Anhang Tβ 0 0 0 0 0 0 Tβ 0 0 −1 0 0 , 0 0 1 0 0 0 0 −1 1 0 8 9 1 3 0 0 0 0 Tβ 0 0 0 Tβ (34) = 0 0 0 1 8 9 1 3 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 −1 − 13 0 0 0 0 0 , 0 8 9 0 0 0 0 − 31 0 0 0 0 1 1 3 1 Tγ 0 1 0 0 − 12 0 1 (23) = 0 0 0 0 0 −1 0 0 − 14 0 0 (45) = 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 3 4 − 12 0 0 1 2 1 0 0 3 . 4 0 0 0 0 3 4 1 2 0 0 0 , 3 4 1 2 0 0 − 21 0 0 0 − 1 2 (45) = 0 0 0 1 0 0 0 0 0 Tγ 0 1 0 − 1 2 (23) = 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0 , 0 0 1 0 0 0 0 −1 1 0 1 0 0 − 1 2 (45) = 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 −1 0 0 0 , 0 0 1 0 0 0 0 0 −1 0 0 0 0 0 0 −1 Tγ 0 −1 3 1 (34) = 0 0 0 0 0 (12) = 0 0 0 0 0 0 1 0 0 , 0 0 1 0 0 0 0 −1 1 0 (12) = 0 0 0 Tγ 8 9 1 3 1 (34) = 0 0 0 Tβ Tβ − 31 31 1 2 1 0 0 0 0 3 4 − 12 0 0 1 2 1 0 0 3 . 4 0 1 2 0 0 0 0 3 4 1 2 0 0 0 0 0 1 2 3 4 0 1 − 21 0 0 0 0 , 0 0 −1 0 0 0 0 0 0 15 16 0 1 4 0 15 16 0 1 4 0 1 0 − 41 0 0 0 0 0 . 0 0 1 32 Anhang 32 4.4 Symmetrische Gruppe S6 Charaktertafel: χα \ α (16 ) (2, 14 ) (22 , 12 ) (23 ) (3, 13 ) (3, 2, 1) (32 ) (4, 12 ) (4, 2) (5, 1) (6) χ 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 χ(6) 1 -1 1 -1 1 -1 1 -1 1 1 -1 χ(5,1) 5 3 1 -1 2 0 -1 1 -1 0 -1 4 χ(2,1 ) 5 -3 1 1 2 0 -1 -1 -1 0 1 2 χ(3 ) 5 1 1 -3 -1 1 2 -1 -1 0 0 3 χ(2 ) 5 -1 1 3 -1 -1 2 1 -1 0 0 χ(4,2) 9 3 1 3 0 0 0 -1 1 -1 0 (16 ) (22 ,12 ) χ 9 -3 1 -3 0 0 0 1 1 -1 0 2 χ(4,1 ) 10 2 -2 -2 1 -1 1 0 0 0 1 3 χ(3,1 ) 10 -2 -2 2 1 1 1 0 0 0 -1 χ(3,2,1) 16 0 0 0 -2 0 -2 0 0 1 0 33 4.5 Symmetrische Gruppe S7 Charaktertafel: χα \ α (2, 15 ) (22 , 13 ) (23 , 1) (3, 14 ) (3, 2, 12 ) (3, 22 ) (32 , 1) (4, 13 ) (4, 2, 1) (4, 3) (5, 12 ) (5, 2) (6, 1) (7) χ 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 χ(7) 1 -1 1 -1 1 -1 1 1 -1 1 -1 1 -1 -1 1 χ(6,1) 6 4 2 0 3 1 -1 0 2 0 -1 1 -1 0 -1 χ 6 -4 2 0 3 -1 -1 0 -2 0 1 1 1 0 -1 χ(5,2) 14 6 2 2 2 0 2 -1 0 0 -1 1 1 -1 0 2 3 χ(2 ,1 ) 14 -6 2 -2 2 0 2 -1 0 0 -1 -1 1 1 0 χ(4,3) 14 4 2 0 -1 1 -1 2 -2 0 1 -1 -1 0 0 2 χ(2 ,1) 14 -4 2 0 -1 -1 -1 2 2 0 -1 -1 1 0 0 χ 15 5 -1 -3 3 -1 -1 0 1 -1 1 0 0 0 1 4 χ(3,1 ) 15 -5 -1 3 3 1 -1 0 -1 -1 -1 0 0 0 1 3 χ(4,1 ) 20 0 -4 0 2 0 2 2 0 0 0 0 0 0 -1 2 χ(3 ,1) (2,15 ) (5,12 ) 21 1 1 -3 -3 1 1 0 -1 -1 -1 1 1 0 0 (3,22 ) χ 21 -1 1 3 -3 -1 1 0 1 -1 1 1 -1 0 0 χ(4,2,1) 35 5 -1 1 -1 -1 -1 -1 -1 1 -1 0 0 1 0 2 χ(3,2,1 ) 35 -5 -1 -1 -1 1 -1 -1 1 1 1 0 0 -1 0 Anhang (17 ) (17 ) 33 Literaturverzeichnis [BZ98] Berkovich, Ya. G. und E. M. Zhmud’: Characters of Finite Groups (Part 1). American Mathematical Society, 1998. [HI00] Hill IV., Victor E.: Groups and Characters. Chapman, 2000. [Jam78] James, G. D.: The Representation Theory of the Symmetric Groups. Springer Verlag, 1978. [JK81] James, Gordon und Adalbert Kerber: The Representation Theory of the Symmetric Group. Encyclopedia of Mathematiks, 1981. [Mül80] Müller, W.: Darstellungstheorie von endlichen Gruppen. B. G. Teubner, 1980. [Sag00] Sagan, Bruce E.: The Symmetric Group: Representations, Combinatorial Algorithms. Springer Verlag, 2000. [Ser77] Serre, Jean-Pierre: Linear Representations of Finite Groups. Springer Verlag, 1977. [Wüs04] Wüstholz, Gisbert: Algebra. Vieweg, 2004. 34 Eigenständigkeitserklärung Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Hilfe anderer als der angegebenen Quellen angefertigt habe. Mainz, am 16. Februar 2010 35