Therapie mit Azathioprin oder 6-Mercaptopurin (6-MP) Eine Information für den behandelnden Arzt Pat. Kleber: Indikation: __________________________ für diesen Patienten wird folgendes Medikament empfohlen: ( ) Azathioprin (z.B. Azafalk® / Azamedac®/ Imurek® / Zytrim®) ( ) 6-Mercaptopurin (z.B. Puri-Nethol®, Medipurin®, Xaluprine® Die Behandlung erfolgt als kontinuierliche Langzeittherapie. DOSIS: .................... mg entsprechend ......................... Tablette(n) à 50 mg Azathioprin/6-MP täglich Die Dosierung sollte einschleichend, beginnend mit 50 mg, erfolgen, außer wenn die klinische Situation einen frühestmöglichen Wirkungseintritt erfordert. Eine routinemäßige Bestimmung der Thiopurinmethyltransferase ist nicht erforderlich, weil durch die einschleichende Dosierung sowie BB-Bestimmungen seltene Defizienzen i.d.R. erfasst werden. Cave lebensbedrohliche Wechselwirkung mit Allopurinol oder Febuxostat (s.u.)! Dosisreduktion bei eingeschränkter Nierenfunktion: Kreatinin-Clearance < 20 ml/min. maximal 1,5 mg/kg KG, bei Werten > 20 ml/min. ist keine Dosisreduktion notwendig. Teratogenität: In Tierversuchen zeigte sich unter Azathioprin/6-MP eine erhöhte Teratogenität. Obwohl Studien beim Menschen keine Teratogenität nachweisen konnten, empfehlen die Hersteller zur Sicherheit bei Frauen während der Behandlung mit Azathioprin/6-MP und bis zu sechs Monaten nach Therapieende eine sichere Kontrazeption. In Studien ist eine erhöhte Teratogenität und/oder Abortrate in den zugelassenen Dosierungen nicht belegt. Im Falle einer ungewollten Schwangerschaft unter Azathioprin/6-MP sollte eine Beratung erfolgen, in dem Vor-und Nachteile einer Fortsetzung oder eines Absetzens dieser Medikamente besprochen werden. Auch Männer sollten nach Empfehlungen der Hersteller während der Azathioprin/6-MP-Therapie und bis zu sechs Monaten nach Therapieende keine Kinder zeugen. Studien konnten jedoch eine erhöhte Fehlbildungsrate bei Kindern von Vätern unter Azathioprin/6-MP nicht belegen. Impfungen: Eine aktive Lebendimpfung sollte während der Therapie mit Azathioprin/ 6-MP nicht durchgeführt werden. Der Impfstatus sollte vor der Therapie überprüft und ggf. aktualisiert werden. Nicht-Lebendimpfungen unter immunsuppressiver Therapie gelten als sicher. Sofern bisher nicht geimpft/ serologisch negativ, sollte gegen Hepatitis B, Grippe plus Schweinegrippe (jährlich), Windpocken, HPV und Pneumokokken geimpft werden. Wirkungseintritt: In aller Regel verzögert nach 8-12 Wochen. Eine langfristige Behandlung sollte angestrebt werden (> 1 Jahr). Untersuchungen vor Therapiebeginn: Befragung Exanthem, gastrointestinale Symptome, Infekte, Tumorerkrankungen, Tbc Klin. Untersuchung Fieber, Infekte, Blutungen, Lymphome etc. Laborbestimmungen Blutbild einschl. Thrombozyten, Diff.-Blutbild, GPT, alkalische Phosphatase, gamma-GT, Lipase, Kreatinin, Urinstatus, HBV-, ggf. auch HIV- & HCV-Serologie sonstige Diagnostik: Sono Abdomen, Röntgen Thorax, Tbc-Interferon-Assay (Alternativ: Tbc-Hauttest) Überwachung unter der Therapie nach 1, 2, 4, 8 und 12 Wochen, danach alle 12 Wochen Befragung Exanthem, gastrointestinale Symptome, Blutungsneigung, Infekte Klin. Untersuchung Fieber, Infekte, Blutungen etc. Laborbestimmungen Blutbild einschl. Thrombozyten und Diff.-Blutbild, GPT Bei Oberbauchbeschwerden zusätzlich: Bilirubin, alkalische Phosphatase, gamma-GT, Lipase Indikation zum Absetzen der Therapie (bitte Rücksprache mit Ihrer CED-Ambulanz) Dermatologie Exanthem Hämatologie Leukopenie < 2000/µl Thrombopenie < 80 000/µl aplast. Anämie (Abgrenzung zu Entzündungs-und Blutungsanämie !) Gastroenterologie Transaminasenanstieg um das 3-fache, Ikterus, Pankreatitis Sonstiges pulmonale Infiltrate, schwerer Infekt, Kinderwunsch Nebenwirkungen: Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen von den Herstellern. Als seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen können eine akute Pankreatitis, Hepatitiden, opportunistische Infektionen und Blutbildveränderungen (bis hin zur Agranulozytose) auftreten. Anmerkung: Das Lymphomrisiko ist unter einer Azathioprintherapie ebenso wie das Risiko für Haut-Plattenepithelkarzinome leicht erhöht. Es sollte daher auf einen sorgfältigen Sonnenschutz geachtet werden (z.B. Sonnencreme mit höherem Schutzfaktor). Bei Risikopatienten sollte eine jährliche dermatologische Untersuchung erfolgen. Kontraindikationen: Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen von den Herstellern. Wichtige Kontraindikationen sind schwere Leber-, Nieren-und Knochenmarksschäden, bekannte Allergie gegen Azathioprin und/ oder 6-Mercaptopurin, Infektionserkrankungen (Tbc, akute/chron. bakterielle oder virale Infekte, Mykosen) und Gravidität. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten: Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen von den Herstellern. DIE GLEICHZEITIGE THERAPIE MIT ALLOPURINOL ODER FEBUXOSTAT SOLLTE VERMIEDEN WERDEN. Bei zwingender Notwendigkeit der Gabe von Allopurinol wird eine Dosisreduktion um 75 % empfohlen, da die Hemmung der Xanthinoxydase den Abbau von Azathioprin deutlich verzögert. Die Wirkung polarisierender Muskelrelaxantien (z. B. Tubocurarin, Pancuronium) kann aufgehoben sein. Die Wirkung von Suxamethonium kann verstärkt sein. Bei Fragen rufen Sie uns bitte an: ............................................... Verfasser: Prof. Dr. J. C. Hoffmann, St. Marienkrankenhaus, Ludwigshafen, in Zusammenarbeit mit Prof. D. O. Stichtenoth, Institut für klinische Pharmakologie, Medizinische Hochschule Hannover. Nach einer Vorlage der AG Diagnose-und Therapierichtlinien der DGfR. Stand 03/2000 Letzte Änderung: 10.01.2015