Darmzentrum Hamm-Süden Darmzentrum Hamm-Süden Tipps und Tricks in der Behandlung kolorektaler Karzinome Diagnostik beim multimorbiden Patienten Dr. med. Markus Badzies Was ist zu beachten ? Leitender Arzt der radiologischen Abteilung des EvK Hamm gGmbH Darmzentrum Hamm-Süden Fragestellung: a) b) Tumor- bzw. Metastasensuche im Abdomen bzw. Colon Kontrolluntersuchung (Staging) bei bekannten (therapierten) colorektalen Tumoren ►erfordert zur optimalen Diagnostik in der CT und in der MRT die perorale und intravenöse KM-Gabe Darmzentrum Hamm-Süden Denn ohne i.-v.-KM-Gabe deutlich eingeschränkte Aussagekraft in der Schnittbilddiagnostik! Aber: Insbesondere das i.v.-applizierte CTKM wird über die Nieren ausgeschieden. 1 Darmzentrum Darmzentrum Hamm-Süden Hamm-Süden Überprüfung der Nierenfunktion: Kreatininspiegel : Insbesondere bei schon bekannter Nierererkrankung Einnahme von nephrotoxischen Medikamenten (z.B. Chemotherapeutika, Nichtsteroidale Antirheumatica), D.M., Hyperurikämie, arterieller Hypertonie, Proteinurie - Orientierungshilfe, von vielen Faktoren - Kreatinin-Clearance - GFR (glomeruläre Filtrationsrate) - eGFR (estimated glomeruläre Filtrationsrate) - ein „normaler“ Kreatininwert schließt eine beginnende Niereninsuffizienz nicht aus. Denn der Kreatininwert steigt erst bei einer Einschränkung der GFR über 50 % an ! Aber: Relativ aufwendige Verfahren abhängig, z. B. Muskelmasse, Hydratation usw. und - Wert ≤ 7 Tage Darmzentrum Hamm-Süden Darmzentrum Hamm-Süden Normwert des Kreatininspiegels: - Erwachsene: 0,5 – 1,2 mg/dl - Kinder: In Abhängigkeit des Lebensalters. ► Geringfügige Schwankungen je nach Labor. 2 Darmzentrum Darmzentrum Hamm-Süden Hamm-Süden Kreatinspiegelerhöhung: - moderat: 1,2 – 2 mg/dl Hydratationstherapie über 24 Std, (Cave: Herzinsuffizienz) Ggf. Acetylcysteingabe (2 x 600 mg per os ) (Acetylcystein: Antioxidans und Steigerung der renalen Hämodynamik) Ggf. Dialyse bzw. Dialysebereitschaft herstellen. Hydratationstherapie fortsetzen Kontrolle des Kreatininspiegels spätestens am Folgetag (Anstieg > 25% oder 0,5 mg/dl) Tepel M, van der Giet M, Schwarzfeld C, Laufer U, Liermann D, Zidek W: Prevention of radiographiccontrast-agent-induced reductions in renal function by acetylcysteine. N Engl J Med 2000; 343: 180–184. Darmzentrum Darmzentrum Hamm-Süden Hamm-Süden Kreatinspiegelerhöhung: Jodallergie: - deutlich: ≥ 2 mg/dl Hydratationstherapie über 24 Std. Acetylcysteingabe (2 x 600 mg per os ) Dialyse bzw. Dialysebereitschaft herstellen. Hydratationstherapie fortsetzen Kontrolle des Kreatininspiegels spätestens am Folgetag (Anstieg > 25% oder 0,5 mg/dl) - wird kontrovers diskutiert. - Eine Allergie gegen Jod gibt es nicht, da das Jodatom zu klein ist, um eine Antikörperreaktion hervor zu rufen. Zwar gibt es Unverträglichkeitsreaktionen nach Anwendung von jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln, jodhaltigen Desinfektionsmitteln oder jodhaltigen Medikamenten. Diese werden jedoch durch großmolekulare Verbindungen, die an das Jod gebunden sind, verursacht. Jod ist ein essentielles Spurenelement, welches natürlicher Weise in einigen Nahrungsmitteln vorkommt und im Körper vor allem zur Bildung der Schilddrüsenhormone benötigt wird. In Deutschland besteht für den größten Teil der Bevölkerung Jodmangel, der durch die Verwendung von jodiertem Speisesalz ausgeglichen werden soll. Eine Hoch- oder Überdosierung von Jod ist durch Jodsalz und durch Lebensmittel mit Jodsalz nicht möglich. (Quelle: BELV) 3 Darmzentrum Darmzentrum Hamm-Süden Hamm-Süden KM-Allergie: KM-Allergie: - 0,1% bis 0,01%: Hypotension, Tachykardie, Schock, Bronchospasmus, Kehlkopfschwellung, Lungenödem, Bewustlosigkeit, Tod. Mortalität durch KM beträgt 1: 1 000 000 - Informationsfluss das Risikofaktoren vorliegen bzw. eine KM-Allergie besteht - Risikofaktoren: Anamnestisch bekannte anaphylaktoide Reaktion nach KM-Gabe Asthma bronchiale Medikamentös behandelte Allergien Darmzentrum Hamm-Süden Darmzentrum Hamm-Süden KM-Allergie: Nichtinsulinpflichtiger Diabetes mellitus: - Allergische Spätreaktionen möglich ! - Metforminhaltige orale Antidiabetika: - Prophylaxe: H1- und H2- Blocker i.v. (1- 2 Amp. z. B. Tavegil und Zantic) Corticoide i.-v. (z. B. 250 mg Solu-Decortin) Prednisolon 30 mg p.o. oder Methylprednisolon 32 mg p.o. mind. 6 h vor Untersuchung und 2 Stunden vor der Untersuchung - Gruppe der Biguanide ► Effekt nicht sicher bewiesen. 4 Darmzentrum Darmzentrum Hamm-Süden Diabetes mellitus – Metformin - Da es bei der intravaskulären Gabe von jodhaltigem KM bei radiologischen Untersuchungen zu einer eingeschränkten Nierenfunktion kommen kann, besteht die Gefahr, da das Metformin ebenfalls über die Nieren ausgeschieden wird, dass die MetforminKonzentration im Blut akkumuliert. Dies kann in extrem seltenen Fällen zu einer Laktatazidose führen, die tödlich sein kann. Darmzentrum Hamm-Süden Schildrüsenfunktionsstörungen / Hyperthyreose: - TSH-Wert-Bestimmung bei positiver Anamnese und/oder vorliegender Klinik (tastbare Struma/ klinische Symptome einer Hyperthyreose) Keine Prophylaxe bei fehlender Anamnese und unauffälligem klinischen Befund - TSH basal- Spiegel- Normwerte : 0, 27 – 4, 2 mlU/ml, Wert ≤ 7 Tage - TSH b an der unteren Normgrenze: Latente Hyperthyreose, fT3 und fT4 können dann noch im Normbereich sein. Klinische Symptomatik des Patienten kann fehlen. Hamm-Süden Diabetes mellitus – Metformin - Empfehlungen der ESUR 2007 (Europäische Gesellschaft für Urogenital-Radiologie): a) Normaler Kreatinin-Wert: - Metformin ab Untersuchungsbeginn absetzen - KM-Untersuchung durchführen - Kreatinin-Kontrolle 48 Stunden nach KM-Gabe, wenn normal, dann Metformin wieder ansetzen b) Niereninsuffizienz: - Metformin 48 Stunden vor der Untersuchung absetzen - Vorwässerung vor der KM-Gabe - KM-Untersuchung durchführen - Kontrolle der Nierenfunktion - Metformin nur nach Rücksprache mit Ihrem Stationsarzt oder Hausarzt wieder einnehmen Darmzentrum Hamm-Süden Schildrüsenfunktionsstörungen / Hyperthyreose: - Elektiv: Latente Hyperthyreose und/oder Knotenstruma und/oder geringe Schilddrüsenautonomie Schilddrüsenautonomie (mit Thyreostatikum eingestellt) : 3 x 20 Tropfen Perchlorat (Irenat) Beginn: 2-4 Stunden vor Untersuchung Dauer der Therapie: 14 Tage ! 5 Darmzentrum Darmzentrum Hamm-Süden Schildrüsenfunktionsstörungen / Hyperthyreose: Hamm-Süden Plasmozytom / Immunozytom (M. Waldenström) - Aggressives B-Zell-NHL / lymphoplasmazytoides Lymphom - Notfall: Latente Hyperthyreose und/oder Knotenstruma und/oder geringe Schilddrüsenautonomie 3 x 20 Tropfen Perchlorat (Irenat) Wenn Zeitintervall 2-4 h nicht einzuhalten, 60 Tropfen vor Untersuchung Dauer der Therapie: 14 Tage ! Manifeste Hyperthyreose / Höhergradige Schilddrüsenautonomie Nur bei vitaler Indikation Perchlorat (Irenat) wie oben Thiamazol 20-40 mg (RS mit Endokrinologen) - Beim Plasmozytom Nierentubulischädigung durch toxischen Effekt der Leichtketten bzw. Ablagerung von Leichtketten in Nierentubuli und beim Immunozuytom Gefahr der Ausbildung eines Hyperviskositätsyndroms - I.-v. und / oder i.-a.- Injektion eines jodhaltigen KM absolut kontraindiziert !! ► Gefahr des akuten Nierenversagens!!! Darmzentrum Darmzentrum Hamm-Süden Hamm-Süden MRT-KM MRT-KM - wenig NW bzw. allergische Reaktionen - Bei eingeschränkter Nierenfunktion / Dialyse entwickeln 3 – 5 % der Patienten eine - Bei normaler Nierenfunktion fehlt Nephrotoxität der jodhaltigen KM - Kann auch bei Plasmozytom/Immunozytom eingesetzt werden Nephrogene systemische Fibrose (NSF) - Überwiegend renale Elimienierung 6 Darmzentrum Darmzentrum Hamm-Süden Hamm-Süden MRT-KM / NSF MRT-KM / NSF - Pathogenese: Dissoziation der Gd-Chelate durch Transmetallierung und Verdrängung des zentral gebundenen Gadoliniums aus seiner Bindung durch körpereigene Kationen (Kupfer, Zink, Calcium, etc.) und konsequtiven Ablagerungen in Haut, Herz, Lungen und Zwerchfell - FDA: Kein Einsatz der KM bei GFR < 30 ml/min/1,73m2 - Therapie: a) Physikalisch durch KG b) Medikamentös: - Natriumthiosulfat Giersig, C., Nephrogene systemische Fibrose als unerwünschte Arzneimittelwirkung gadoliniumhaltigerKontrastmittel für die Magnetresonanztomographie. Radiologe, 2007. 47(9): p. 794-9. Heinrich, M. and M. Uder, Nephrogene systemische Fibrose nach Anwendung gadoliniumhaltiger Kontrastmittel--ein Statuspapier zum aktuellen Stand des Wissens. Röfo, 2007. 179(6): p. 613-7. Kei, P.L. and L.P. Chan, Gadolinium chelate-associated nephrogenic systemic fibrosis. Singapore Med J, 2008. 49(3): p. 181-5. Kuo, P.H., et al., Gadolinium-based MR contrast agents and nephrogenic systemic fibrosis. Radiology, 2007. 242(3): p. 647-9. Darmzentrum Hamm-Süden Take home : - Zumindest Bestimmung des Kreatinin-Spiegels - Infusionsttherapie - Protektive Wirkung von Acetylcystein nicht sicher bewiesen, aber schadet auch nicht. Geringe Kosten. - Information bzgl. Risikoprofil / bestehender KM-Allergie weitergeben - KM-Spätreaktionen - Rechtzeitiges Absetzen von Metformin bei Nierenfunktionsstörungen - Bei Verdacht auf Schildrüsenüberfunktion TSH b- Bestimmung - Fortführung der Perchlorattherapie (Irenat) - Radiologen kontaktieren Darmzentrum Hamm-Süden Und deshalb stehe ich bei Fragen auch sonst jederzeit gerne zur Verfügung: Dr. med. M. Badzies FA Radiologie Notfallmedizin Ltd. Arzt der radiologischen Abteilung des EvK Hamm gGmbH Tel: 02381 / 589- 1315 oder 02381 / 5890- 7280 E-Mail: [email protected] 7 Darmzentrum Hamm-Süden Vielen Dank fü für Ihre Aufmerksamkeit ! 8