Jahrbuch 2007/2008 | Lancaster, C. Roy D. | Elektrogene und elektroneutrale Katalyse durch dihämhaltige Succinat:Chinon-Oxidoreduktasen Elektrogene und elektroneutrale Katalyse durch dihämhaltige Succinat:Chinon-Oxidoreduktasen Electrogenic and electroneutral catalysis by dihaem-containing succinate:quinone oxidoreductases Lancaster, C. Roy D. Max-Planck-Institut für Biophysik, Frankfurt am Main Korrespondierender Autor E-Mail: [email protected] Zusammenfassung Die atomaren Strukturen eines bakteriellen Succinat:Chinon-Oxidoreduktase-Enzyms und mechanistisch interessanter Varianten, hergestellt durch gerichtete Mutagenese, w urden durch Röntgenstrukturanalyse bestimmt. Zusammen mit komplementären Funktionsuntersuchungen erlaubten diese den eindeutigen Bew eis eines neuartigen Transmembranprotonentransfers, der in diesem Proteinkomplex Transmembranelektronentransfer ermöglicht. Summary The atomic structures of a bacterial succinate:quinone oxidoreductase and of mechanistically interesting variants have been determined by X-ray crystallography. Together w ith complementary functional studies, these results have yielded unequivocal evidence for a novel type of essential transmembrane proton transfer driving transmembrane electron transfer in this protein complex. Die Abteilung Molekulare Membranbiologie (Direktor: Hartmut Michel) arbeitet an der Aufklärung der Funktion und W irkungsw eise von Membranproteinen und Membranproteinkomplexen auf der Basis von möglichst genau ermittelten dreidimensionalen, atomaren Strukturen. Die Bestimmung dieser Strukturen erfolgt durch Röntgenstrukturanalyse, die Herstellung der dafür nötigen Einkristalle ist ein limitierender Schritt bei diesem Prozess. Für die Herstellung und Reinigung der dazu benötigten Membranproteine w erden molekularbiologische und biochemische Methoden eingesetzt. Innerhalb der Abteilung befasste sich die Arbeitsgruppe Lancaster besonders mit einer w eitverbreiteten Superfamilie von Enzymen, die in der inneren Mitochondrienmembran von eukaryontischen Zellen oder in der Cytoplasmamembran von Bakterien verankert sind: den so genannten Succinat:Chinon-Oxidoreduktasen (SQOR). Diese SQOR bestehen aus mehreren Proteinuntereinheiten, die im hydrophilen Teil des Enzymkomplexes zw ischen den verschiedenen Organismen hohe Sequenzhomologie besitzen, sich aber je nach Spezies und genauer Enzymspezifizität im membranständigen Teil des Enzymkomplexes insbesondere im Gehalt an gebundenem Häm B unterscheiden. Dort sind entw eder zw ei, eine oder gar keine Hämgruppe gebunden. Die Mitglieder der Superfamilie katalysieren in vivo entw eder im Rahmen der aeroben Atmung die © 2008 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 1/9 Jahrbuch 2007/2008 | Lancaster, C. Roy D. | Elektrogene und elektroneutrale Katalyse durch dihämhaltige Succinat:Chinon-Oxidoreduktasen Kopplung der Oxidation von Succinat zu Fumarat an die Reduktion von Chinon zu Hydrochinon, das auch als Chinol bezeichnet w ird – dann w erden diese Succinat:Chinon-Reduktasen (SQR-Enzyme, „Komplex II“) genannt –, oder sie katalysieren im Rahmen der anaeroben Atmung die entsprechende Reaktion in umgekehrter Richtung, also die Reduktion von Fumarat durch Chinol – dann w erden sie als Chinol:FumaratReduktasen (QFR) bezeichnet. Neben der Übertragung von zw ei Elektronen w erden bei den Einzelreaktionen auch jew eils zw ei Protonen übertragen. QFR-Enzyme findet man bei vielen anaeroben Organismen, so z. B. beim ε-Proteobakterium Wolinella succinogenes, das im Rinderpansen vorkommt. Dieses nichtpathogene Bakterium dient als Modellsystem für verw andte, aber humanpathogene ε-Proteobakterien, w ie z.B. Helicobacter pylori und Campylobacter jejuni. Die QFR von W. succinogenes ist ein dihämhaltiges Enzym, das die Oxidation von Menachinol (MKH2 ) durch Fumarat katalysiert. Diese Reaktion ist der letzte Teilschritt der Fumarat-Atmungskette, bei der das Fumarat den Sauerstoff als terminalen Elektronenakzeptor ersetzt und dies dem Bakterium erlaubt, mit verschiedenen Elektronendonorsubstraten, w ie beispielsw eise Formiat oder W asserstoff zu w achsen (Abb. 1A). © 2008 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 2/9 Jahrbuch 2007/2008 | Lancaster, C. Roy D. | Elektrogene und elektroneutrale Katalyse durch dihämhaltige Succinat:Chinon-Oxidoreduktasen Die Übe rtra gung von Ele k trone n und P rotone n durch Me m bra nprote ink om ple x e be i de r Fum a ra t-Atm ung (A) und in de r Q FR von W. succinogenes (B,C ,D). P ositive und ne ga tive Se ite n de r Me m bra n sind da s P e ripla sm a bzw. da s C ytopla sm a . (A) Sche m a tische Da rste llung de r Enzym e de r Fum a ra t-Atm ung (B) Struk tur de s Hom odim e rs de r Q FR von W. succinogenes m it je zwe i A-, B- und C -Unte re inhe ite n. Die C α-Ke tte n de r be ide n A-Unte re inhe ite n sind in bla u und bla ugrün, die de r be ide n B-Unte re inhe ite n in rot bzw. lila , und die de r be ide n C -Unte re inhe ite n in grün bzw. he llbla u da rge ste llt. Die a tom a re n Struk ture n de r se chs prosthe tische n Gruppe n sind zur be sse re n Sichtba rk e it in de n Vorde rgrund projizie rt. Von obe n na ch unte n sind die se s da s Histidyl-FAD, da s [2Fe -2S]-, da s [4Fe -4S]- und da s [3Fe -4S]-Ze ntrum , die prox im a le (bP) und die dista le (bD) Hä m gruppe . C , N, O , P , S und Fe Atom e sind ge lb, bla u, rot, he llgrün, grün bzw. ora nge da rge ste llt. (C ) Hypothe tische Ge ne rie rung e ine s e le k troche m ische n P rotone npote nzia ls durch die O rie ntie rung de r k a ta lytische n Ze ntre n zu unte rschie dliche n Se ite n de r Me m bra n. Die prosthe tische n Gruppe n e ine s Monom e rs im W . succinoge ne s-Q FR -Dim e r sind da rge ste llt, zusa m m e n m it de r Se ite nk e tte de s Am inosä ure re sts Glu C 66 (grün) und e ine s © 2008 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 3/9 Jahrbuch 2007/2008 | Lancaster, C. Roy D. | Elektrogene und elektroneutrale Katalyse durch dihämhaltige Succinat:Chinon-Oxidoreduktasen Mode lls de r Bindung von Me na chinol (MKH 2, rot) sowie de s ge bunde ne n Fum a ra ts. (D) Hypothe tische r C o-Tra nsfe r von e ine m P roton (H + ) pro Ele k tron (e - ) übe r die Me m bra n („EW e g-Hypothe se “). Die zwe i be i de r O x ida tion von Me na chinol fre iwe rde nde n P rotone n we rde n in da s P e ripla sm a (unte n) übe r de n R e st Glu C 66 fre ige se tzt. Zur Kom pe nsie rung de r Ele k trone nübe rtra gung übe r die be ide n Hä m gruppe n we rde n P rotone n vom P e ripla sm a übe r die C -R ing-P ropiona tgruppe de r dista le n Hä m gruppe bD und de r Se ite nk e tte von Glu C 180 in da s C ytopla sm a (obe n) übe rtra ge n, wo sie die be i de r R e duk tion von Fum a ra t ge bunde ne n P rotone n e rse tze n. Im ox idie rte n Zusta nd de s Enzym s ist de r „E-W e g” block ie rt. © Ma x -P la nck -Institut für Biophysik /La nca ste r Analog zur aeroben Atmung w ird auch bei der Fumarat-Atmung die freiw erdende Energie nach der chemiosmotischen Theorie von Peter Mitchell in Form eines elektrochemischen Protonenpotenzials Δp zw ischengespeichert. Dieses kann zur Phoshorylierung von Adenosindiphosphat (ADP) mit anorganischem Phosphat zu Adenosintriphosphat (ATP), der „Energiew ährung“ der Zelle, verw endet w erden. W ährend die meisten SQR-Enzyme ein Chinon mit vergleichsw eise hohem Redoxpotenzial reduzieren, also eines das sich vergleichsw eise leicht reduzieren lässt, w ie z.B. Ubichinon, oxidieren die QFR-Enzyme in der anaeroben Atmung ein Chinol mit vergleichsw eise niedrigem Redoxpotenzial, das sich entsprechend leichter oxidieren lässt, w ie z.B. Menachinol, sodass in beiden Fällen die katalysierte Gesamtreaktion der Succinatoxidation durch Chinon bzw . der Fumaratreduktion durch Chinol jew eils unter Standardbedingungen exergonisch verläuft. Eine w ichtige Ausnahme w ird w eiter unten diskutiert. Die dreidimensionale Struktur der QFR von W. succinogenes w urde durch Röntgenstrukturanalyse, zunächst bis zu einer Auflösung von 2.2 Angström (Å) bestimmt (für eine Übersicht siehe [1]). Diese Auflösung w urde später auf 1.78 Å verbessert [2]. Zw ei Komplexe aus jew eils einer A-, B- und C-Untereinheit bilden ein 260 kDa großes Homodimer (Abb. 1B). Die A-Untereinheit bindet kovalent das Flavinadenindinukleotid (FAD) und bildet auch das katalytische Zentrum der Fumarat-Reduktion, die B-Untereinheit bindet drei verschiedene EisenSchw efel-Zentren, und die membranständige C-Untereinheit bindet die beiden zuvor erw ähnten Häm BGruppen, die aufgrund ihrer relativen Lage zu den hydrophilen Untereinheiten als das proximale Häm bP bzw . das distale Häm bD bezeichnet w erden. Außerdem bildet die C-Untereinheit die Stelle der Chinoloxidation in der Nähe von Häm-bD . Durch strukturelle und funktionelle Charakterisierung des Variantenenzyms E66Q, bei dem das in der Nähe liegende protonierbare Glutamat C66 mittels gerichteter Mutagenese durch den nichtprotonierbaren Rest Glutamin ersetzt w urde, zeigten die W issenschaftler, dass dieses Glu C66 essentiell für die Oxidation von Chinol ist (Abb. 1C). Die bei der Chinoloxidation frei w erdenden Elektronen können über die lineare Kette von sechs prosthetischen Gruppen eines Monomers zum Ort der Fumaratreduktion in direkter Nachbarschaft der FAD-Gruppe übertragen w erden. Aufgrund der Orientierung der katalytischen Zentren der mit Protonenfreisetzung verbundenen Chinoloxidation und der mit Protonenbindung assoziierten Fumarat-Reduktion zu unterschiedlichen Seiten der Membran sollte die Chinol-Oxidation durch Fumarat bei Katalyse durch eine solche dihämhaltige QFR ein elektrochemisches Protonenpotential (Δp) erzeugen, also elektrogen sein (Abb. 1C). Überprüfung der elektrogenen bzw. elektroneutralen Katalyse durch dihämhaltige SQOR Es gab experimentelle Hinw eise darauf, dass dies zumindest in einigen dihämhaltigen SQOR der Fall zu sein schien. So w ird die Reaktion in umgekehrter Richtung, also die Oxidation von Succinat durch Menachinon, eine © 2008 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 4/9 Jahrbuch 2007/2008 | Lancaster, C. Roy D. | Elektrogene und elektroneutrale Katalyse durch dihämhaltige Succinat:Chinon-Oxidoreduktasen endergone Reaktion unter Standardbedingungen, durch eine dihämhaltige SQOR in Gram-positiven Bakterien w ie Bacillus subtilis oder Bacillus licheniformis katalysiert. Die Arbeitsgruppe von Gottfried Unden (Mikrobiologie, Universität Mainz) hatte gezeigt, dass diese Reaktion in Gram-positiven Bakterien durch Protonophore, also durch Substanzen, die die Membran durchlässig machen für Protonen, gehemmt w ird, w as darauf hinw eist, dass sie durch das Protonenpotential Δp über der Membran getrieben w ird. Allerdings w urden diese Experimente ausschließlich an ganzen Zellen und isolierten Membranen durchgeführt, und es w ar bezw eifelt w orden, dass die beobachteten Effekte spezifisch mit der SQR assoziiert sind. Die Arbeitsgruppe Lancaster konnte zeigen, dass die dihämhaltige Succinat:Menachinon-Reduktase nach Isolierung aus dem Gram-positiven Bakterium Bacillus licheniformis und nach Einbau in ein künstliches Membransystem – der so genannten Rekonstitution in Proteoliposomen – nur dann in der Lage ist, die Reduktion des löslichen Menachinonanalogons 2-Ethyl-3-Methyl-1,4-Naphthochinon (EMN) zu katalysieren, w enn das Protonophor Carbonylcyanid-m-chlorphenylhydrazon (CCCP) hinzugesetzt w ird. Daraus w urde geschlossen, dass die Reaktion selbst bei hohem Überschuss des Edukts nicht hinreichend exergonisch ist, um den Aufbau eines elektrochemischen Protonenpotenzials Δp über der Proteoliposomenmembran zu unterstützen. Um die Triebkraft der Reaktion zu erhöhen, modifizierte die Arbeitsgruppe Lancaster in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Harald Schw albe (Organische Chemie, Universität Frankfurt am Main) das Substratchinon, sodass es ein höheres Redoxpotenzial besaß, w ie es für das lösliche Ubichinonanalogon EQ-0 der Fall w ar. Um die Triebkraft der Reaktion in entgegengesetzter Richtung zu erhöhen, w urde das Substrat 2-Methyl-3-Methylamino-1,4-Naphthochinol (MMANH2 ) entw ickelt, mit einem im Vergleich zum EMNH2 und DMNH2 (2,3-Dimethyl-1,4-Naphthochinol) niedrigeren Redoxpotenzial. Zw ei Komponenten tragen zum elektrochemischen Protonenpotenzial Δp bei, zum einen das Membranpotenzial ΔΨ, das durch eine unterschiedliche Anzahl von elektrischen Ladungen beider Seiten der Membran entsteht, und zum anderen der Protonengradient ΔpH. Letzterer w ird durch Messungen von pHÄnderungen im Lumen der Proteoliposomen anhand der Absorptionsänderungen des Indikatorfarbstoffs 8Hydroxy-1,3,6-Pyrentrisulfonat (Pyranin) gemessen, w ie in Abbildung 2 (rot) dargestellt. Ka ta lytische Ak tivitä t de r prote oliposom a le n SQ R a us B. liche niform is (bla u), O x ida tion de s Nie drigpote nzia lchinols MMANH 2 (A) und R e duk tion de s Hochpote nzia lchinons EQ -0 (B) sowie die Ve rfolgung de r Ge ne rie rung e ine s ∆pH (rot). © Ma x -P la nck -Institut für Biophysik /Ma de j, La nca ste r Die Oxidation des Niedrigpotenzialchinols MMANH2 w ird ebenfalls photometrisch verfolgt, w ie in Abbildung 2A blau dargestellt, und ist mit einer Ansäuerung des Proteoliposomenlumens verknüpft. Entsprechend ist die von der proteoliposomalen SQR katalysierte Reduktion des Hochpotenzialchinons EQ-0 mit einer Alkalisierung des Proteoliposomenlumens assoziiert (Abb. 2B). © 2008 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 5/9 Jahrbuch 2007/2008 | Lancaster, C. Roy D. | Elektrogene und elektroneutrale Katalyse durch dihämhaltige Succinat:Chinon-Oxidoreduktasen Das Membranpotenzial ΔΨ w urde durch Verfolgung der Aufnahme von lipophilen Ionen in die Proteoliposomen mithilfe von Elektroden gemessen, die spezifisch w aren für die lipophilen Ionen Tetraphenylphosphonium (TPP +) und Tetraphenylborat (TPB - ). Sow ohl im Fall der Chinoloxidation als auch im Fall der Chinonreduktion konnte (über die Aufnahme von TPB- bzw . TPP +) die Entstehung eines Membranpotenzials gemessen w erden, w elches zusammen mit den ΔpH-Messungen die elektrogene Katalyse durch dieses Enzym bew eist [3]. Allerdings w urde bei entsprechenden Messungen mit der QFR von W. succinogenes gefunden, dass Gleiches für dieses Enzym nicht gilt. W ährend, w ie in Abbildung 3 (blau) gezeigt w ird, die Oxidation des Niedrigpotenzialchinols MMANH2 unterstützt w ird, konnte w eder der Aufbau eines Protonengradienten noch eines Membranpotenzials nachgew iesen w erden. Die Reaktion w ar also elektroneutral. Es entstand also das Problem, dass man mit der ermittelten Membranproteinstruktur die Funktionsw eise verw andter Enzyme besser erklären konnte als die des Enzyms, dessen Struktur aufgeklärt w orden w ar. Ve rfolgung de r k a ta lytische n Ak tivitä t (A) sowie de r Ge ne rie rung e ine s pH-Gra die nte n ΔpH (B) und e ine s Me m bra npote nzia ls ΔΨ (C ) durch prote oliposom a le Q FR von W . succinoge ne s (bla u), durch da s Va ria nte ne nzym E180Q Q FR (rot) und durch E180Q -Q FR in Ge ge nwa rt de s Inhibitors DHN (20 μM, grün). © Ma x -P la nck -Institut für Biophysik /Ma de j, La nca ste r Beweis der „E-Weg Hypothese“ der durch Transmembran-Protonenübertragung getriebenen Transmembran-Elektronenübertragung Als Arbeitshypothese zur Aufhebung dieser Diskrepanz hatte Lancaster die „E-Weg-Hypothese“ („E-pathw ay hypothesis“) aufgestellt (Abb. 1D). Danach ist der Elektronentransfer über die Membran in W. succinogenes QFR strikt an die Übertragung von einem Proton pro Elektron vom Periplasma in das Cytoplasma gekoppelt. Der Weg der Protonentranslokation w ird transient w ährend der Reduktion der Hämgruppen etabliert und ist in der Struktur des oxidierten Enzyms nicht durchgängig erkennbar. Mögliche Bestandteile des Weges sind das C-Ring-Propionat der distalen Hämgruppe und die Seitenkette von Glu C180, die sich in der Mitte der Membran befindet und dem „E-Weg“ seinen Namen gibt. Dieser Rest ist in den QFR-Enzymen von ε-Proteobakterien © 2008 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 6/9 Jahrbuch 2007/2008 | Lancaster, C. Roy D. | Elektrogene und elektroneutrale Katalyse durch dihämhaltige Succinat:Chinon-Oxidoreduktasen konserviert, nicht aber in den dihämhaltigen SQR-Enzymen von Gram-positiven Bakterien. Seit der Formulierung dieser Hypothese hat die Gruppe theoretische [4] und experimentelle [5] Ergebnisse erhalten, die diese Hypothese stützen. Von zentraler Bedeutung ist hierbei eine gerichtete Mutagenese, bei der das Glu C180 durch Gln ersetzt w urde. Die Mutante E180Q w ächst nicht durch anaerobe Respiration mit Fumarat als terminalem Elektronenakzeptor. Mit dem heutigen Kenntnisstand kann man sagen, dass diese Beobachtung die Unverzichtbarkeit des „E-Wegs“ für das Leben unter den Bedingungen der Fumarat-Atmung zeigt. Wenn Fumarat durch Nitrat ersetzt w ird, w ächst die Mutante und produziert eine QFR-Variante, die von der Arbeitsgruppe isoliert und ausgiebig charakterisiert w urde, unter anderem auch durch Rekonstitution in Proteoliposomen. Analog proteoliposomalen SQR zur zuvor gezeigten von B. licheniformis durch Stimulierung der Zugabe Entkopplers des Chinonreduktionsaktivität CCCP w ird auch der die Chinoloxidationsaktivität der proteoliposomalen E180Q-QFR von W. succinogenes durch Zugabe von CCCP ermöglicht. Im Gegensatz zur W ildtyp (W T)-QFR, die nach Rekonstitution in Liposomen zw ar die Oxidation des Niedrigpotenzialchinols MMANH2 durch Fumarat katalysiert (blau in Abb. 3A), dabei aber w eder eine Änderung der lumenalen Protonenkonzentration (blau in Abb. 3B) noch eine Generierung eines Membranpotenzials (blau i n Abb. 3C) verursacht, w urde gezeigt, dass im Fall der E180Q-Variante eine w enn auch vergleichsw eise geringere katalytische Aktivität (rot in Abb. 3A) mit einer deutlichen Ansäuerung des Proteoliposomenlumens (rot in Abb. 3B) sow ie einer Aufnahme von TPB- in die Proteoliposomen (rot in Abb. 3C) verbunden ist. Diese Ergebnisse belegen klar das Vorhandensein des „E-Wegs“ im W ildtyp-Enzym und die Nichtfunktionalität dieses E-Wegs in der E180Q-Variante [2]. Die Rolle w eiterer Reste als mögliche Bestandteile des E-Wegs ( Abb. 4A, 4B) sow ie die Eintritts- und Austrittsstellen für Protonen w erden w eiterhin intensiv untersucht. © 2008 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 7/9 Jahrbuch 2007/2008 | Lancaster, C. Roy D. | Elektrogene und elektroneutrale Katalyse durch dihämhaltige Succinat:Chinon-Oxidoreduktasen De r „E-W e g“ in dihä m ha ltige r Q FR . Da s P e ripla sm a be finde t sich in de n Abbildunge n unte n, da s C ytopla sm a obe n; (A), (B) O rthogona le Ansichte n von m ögliche n Ele m e nte n de s „EW e gs” wie in de m be i 1.78 Å Auflösung ve rfe ine rte n Struk turm ode ll de r Q FR von W . succinoge ne s. Zur Erle ichte rung de r O rie ntie rung zwische n de n be ide n Ansichte n ve rbinde n ge striche lte he llbla ue Linie n die Hydrox ylgruppe de s R e ste s Tyr C 245 und da s Nε-Atom von His B215 und die Hydrox ylgruppe von Tyr C 231 zum C γ -Atom de r Hä m bD C R ingpropiona tgruppe . Entla ng die se r ge striche lte n Linie k önne n e inige pola re und protonie rba re R e ste ge funde n we rde n. Im Fa ll de s „dista le n Konform e rs“ von Glu C 180 sind die Kohle nstoffa tom e he llbla u da rge ste llt. Ansonste n ist die Fa rbk odie rung wie für Abbildung 1B de finie rt. Die Gruppe n, de re n R olle im „E-W e g“ e x pe rim e nte ll unte rstützt wird [1], Glu C 180 und die Hä m bD C -R ing P ropiona tgruppe , sind m it lila Ellipsoide n he rvorge hobe n. Die Ele k trone ndichte , da s e ige ntliche e x pe rim e nte lle Erge bnis, in da s da s a tom a re Mode ll e inge pa sst wird, ist in bla u für a usge wä hlte P rote ingruppe n und in grün für Nicht-P rote ingruppe n wie die Hä m gruppe n und W a sse rm ole k üle da rge ste llt. (C ) und (D) ve ra nscha uliche n die Konse que nze n de r Abwe se nhe it de s „E- © 2008 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 8/9 Jahrbuch 2007/2008 | Lancaster, C. Roy D. | Elektrogene und elektroneutrale Katalyse durch dihämhaltige Succinat:Chinon-Oxidoreduktasen W e gs” in dihä m ha ltige n Succina t:Me na chinon-R e duk ta se n, z.B. von Gra m -positive n Ba k te rie n (C ) bzw. de sse n Anwe se nhe it in dihä m ha ltige n Me na chinol:Fum a ra tR e duk ta se n. © Ma x -P la nck -Institut für Biophysik /La nca ste r Insgesamt w urde gezeigt, dass die unter Standardbedingungen endergone Oxidation von Succinat durch Menachinon, die durch eine dihämhaltige SQR in B. licheniformis und anderen Gram-positiven Bakterien katalysiert w ird, unter Ausnutzung von Δp betrieben w ird (Abb. 4C). Umgekehrt ist die bei der Reduktion von Fumarat durch Menachinol freiw erdende Energie offensichtlich nicht ausreichend, um bei dihämhaltigen QFREnzymen zum Aufbau eines Protonenpotentials Δp beizutragen. Hier sind offenbar solche Enzyme essentiell, die einen kompensatorischen „E-W eg“ besitzen (Abb. 4D). Originalveröffentlichungen Nach Erw eiterungen suchenBilderw eiterungChanneltickerDateilisteHTML- Erw eiterungJobtickerKalendererw eiterungLinkerw eiterungMPG.PuRe-ReferenzMitarbeiter (Employee Editor)Personenerw eiterungPublikationserw eiterungTeaser mit BildTextblockerw eiterungVeranstaltungstickererw eiterungVideoerw eiterungVideolistenerw eiterungYouTubeErw eiterung [1] C. R. D. Lancaster, A. H. Haas, M. G. Madej and M. Mileni: Recent progress on obtaining theoretical and experimental support for the "E-pathway hypothesis" of coupled transmembrane electron and proton transfer in dihaem-containing quinol:fumarate reductase. (Special Issue: Proton Transfer Reactions) Biochimica et Biophysica Acta, Bioenerg. 1757, 988-995 (2006). [2] M. G. Madej, H. R. Nasiri, N. S. Hilgendorff, H. Schwalbe and C. R. D. Lancaster: Evidence for transmembrane proton transfer in a dihaem-containing membrane protein complex. The EMBO Journal 25, 4963-4970 (2006). [3] M. G. Madej, H. R. Nasiri, N. S. Hilgendorff, H. Schwalbe, G. Unden and C. R. D. Lancaster: Experimental evidence for proton-motive force-dependent catalysis by the dihaeme-containing succinate:menaquinone oxidoreductase from the Gram-positive bacterium Bacillus licheniformis. Biochemistry 45, 15049-15055 (2006). [4] A. H. Haas and C. R. D. Lancaster: Calculated coupling of transmembrane electron and proton transfer in dihaemic quinol:fumarate reductase. Biophysical Journal 87, 4298-4315 (2004). [5] C. R. D. Lancaster, U. S. Sauer, R. Groß, A. H. Haas, J. Graf, H. Schwalbe, W. Mäntele, J. Simon and M. G. Madej: Experimental support for the "E-pathway hypothesis" of coupled transmembrane e- and H+ transfer in dihaemic quinol:fumarate reductase. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 102, 18860-18865 (2005). © 2008 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 9/9