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Liederabend Sylvia Schwartz
Samstag, 26.11.2011 · 20.00 Uhr
So klingt nur Dortmund.
Sylvia Schwartz Sopran
Malcolm Martineau Klavier
Abo: Große Stimmen I – Lied
In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handyklingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen
während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis!
2,50 E
4I 5
Franz Schubert (1797 – 1828)
Enrique Granados (1867 – 1916)
›Die Sterne‹ D 939 (1828)
›Du bist die Ruh‹ D 776 (1823)
›Versunken‹ D 715 (1821)
›Heimliches Lieben‹ D 922 (1827)
Aus: »Tonadillas en estilo antiguo« (1910)
›Amor y odio‹
›El majo tímido‹
›El majo discreto‹
Alban Berg (1885 – 1935)
Jesús Guridi (1886 – 1961)
»Sieben frühe Lieder« (1908)
›Nacht‹
›Schilflied‹
›Die Nachtigall‹
›Traumgekrönt‹
›Im Zimmer‹
›Liebesode‹
›Sommertage‹
»Seis Canciones Castellanas« (1939)
›El Labrador‹
›¡Sereno!‹
›Llámale con el pañuelo‹
›No quiero tus avellanas‹
›¿Cómo quieres que adivine?‹
›Mañanita de San Juan‹
Gustav Mahler (1860 – 1911)
»La courte paille«
Sieben Lieder nach Worten von Maurice Carême (1960)
›Le sommeil‹
›Quelle aventure!‹
›La reine de cœur‹
›Ba, be, bi, bo, bu‹
›Les anges musiciens‹
›Le carafon‹
›Lune d’avril‹
Aus: »Fünf Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert« (1902)
›Liebst du um Schönheit‹
›Ich atmet’ einen linden Duft‹
›Blicke mir nicht in die Lieder‹
›Ich bin der Welt abhanden gekommen‹
– Pause ca. 20.50 Uhr –
Francis Poulenc (1899 – 1963)
– Ende ca. 22.00 Uhr –
Aufgrund einer kurzfristigen Programmänderung war es leider nicht möglich, alle Werktexte
des Programmhefts neu zu gestalten. Wir bitten um Ihr Verständnis.
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Programm
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Poesie in Musik verwandelt
Franz Schubert Lieder
Für Franz Schubert stand fest, dass er »für nichts als das Komponieren auf die Welt gekommen«
sei. Er ging und fand seinen Weg; heute gilt er als Erfinder des romantischen Kunstliedes. In seinem kurzen Leben schrieb der »Liederfürst« über 600 Klavierlieder. Die »Wiener Zeitung« schrieb:
»Schubert sorgt unablässig für die Befestigung seines Rufes als Liederkomponist. Er verdient ihn
auch in vollstem Maße. Seine Kompositionen besitzen Originalität, Charakter, Wahrheit und Gefühl.«
Berühmte deutsche Gedichte und Balladen hat Schubert vertont. Er fand, wie Robert Schumann es
ausdrückte, »Töne für die feinsten Empfindungen, Gedanken, ja Begebenheiten und Lebensumstände.« Den Text des träumerischen Liedes ›Die Sterne‹ verfasste Karl Gottfried von Leitner. Schubert
komponierte dazu schlichte, aber drängende Musik. Aus Goethes »West-Östlichem Diwan« stammt
das sinnliche Liebesgedicht ›Versunken‹, zu dem Schubert 1821 eine betörende Melodie mit sprudelnder Klavierbegleitung schrieb. 1822/23 vertonte er einige Texte von Friedrich Rückert: In ›Du
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bist die Ruh‹ erhebt sich aus einem Klangkosmos ein fast religiöser Gesang. Berühmt geworden
ist die kunstvolle Melodie der Liebeshymne ›Sei mir gegrüßt‹. »Wollte ich Liebe singen, ward sie
mir zum Schmerz. Und wollte ich wieder Schmerz nur singen, so ward er mir zur Liebe,« fasste
Schubert den Grundgedanken dieses Liedes einmal selbst in Worte. ›Heimliches Lieben‹ von
Caroline Louise von Klencke war eines der Lieblingsgedichte von Marie Pachler – eine Pianistin, die
Schubert 1827 in Graz besuchte. Sie fand den Text »so sehr zur Komposition geeignet«, dass sie
Schubert bat, ihn zu vertonen. Entstanden ist ein hochromantisches Lied mit heftigen Ausbrüchen –
Abbild einer Liebe, die nicht gelebt werden darf. ›Auf dem Wasser zu singen‹ ist die Vertonung eines
Gedichtes des Grafen Leopold zu Stolberg. Die Begleitung ist eng mit der Singstimme verwachsen,
malt die Wellen, auf denen sich sowohl der »wankende Kahn« als auch die Seele bewegen.
Kinder des Südens
Hugo Wolf »Spanisches Liederbuch«
Hugo Wolf gilt neben Schubert als der bedeutendste Liederkomponist. Mit seinen tiefgründigen
Vertonungen ebnete er als Schöpfer des neudeutschen Liedes den Weg für die Moderne. 1889/90
entstand in einem Schub fieberhafter Kreativität sein berühmtes »Spanisches Liederbuch«, das 44
geistliche und weltliche Gesänge enthält. Nach »Gitarrengeklimper, Liebesseufzern, Mondscheinnächten, Champagnergelagen« stand Wolf der Sinn. Er meinte, dass er mit solchen »freundlichen
Bildern« den damaligen Zeitgeist treffen würde – die Sehnsucht nach dem Fremden und Exotischen. In Spanien war der bettelarme Komponist zwar nie, aber die spanischen Themen und die
Folklore haben ihn magisch angezogen. Wie schrieb Schumann doch einmal: »Höre fleißig auf
alle Volkslieder! Sie sind eine Fundgrube der schönsten Melodien und öffnen dir den Blick in den
Charakter der verschiedenen Nationen.«
Die Texte des »Spanischen Liederbuchs« sind Übersetzungen bzw. freie Nachdichtungen meist
anonymer altspanischer Gedichte, erstellt von Emanuel Geibel und Paul Heyse. »Ein warmes Herz,
dess’ kann ich mich verbürgen, pocht in diesen kleinen Leibern meiner jüngsten Kinder des Südens,
die trotz allem ihre deutsche Herkunft nicht verleugnen können,« meinte Wolf über sein »Italienisches
Liederbuch« – er hätte es genauso über seine spanischen Lieder sagen können. Das nationale Element wird in seine persönliche, spätromantische Tonsprache eingeschmolzen. Jedes der weltlichen
Lieder ist ein Mikrokosmos rund um das Thema der Liebe, mal witzig, mal tragisch. Ein Tanzlied
ist ›Wer tat deinem Füßlein weh?‹, eine feinsinnige Komposition dagegen ›In dem Schatten meiner
Locken‹, in der eine Frau den schlafenden Geliebten betrachtet. Die Verse von ›Köpfchen, Köpfchen,
nicht gewimmert‹ stammen aus der Feder von Miguel de Cervantes. Es ist ein Sprüchlein gegen
Kopfschmerzen, von Wolf mit Klavierstaccati garniert. Die große leidenschaftliche Geste bringen
schließlich die beiden Lieder ›Bedeckt mich mit Blumen‹ und ›Mögen alle bösen Zungen‹.
Werke
Musikalische Visitenkarte Spaniens
Jesús Guridi »Seis Canciones Castellanas«
Im Gegensatz zu Hugo Wolf schöpfte Jesús Guridi unmittelbar aus der folkloristischen Fundgrube
seines Landes. Als einer der bedeutendsten spanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts
prägte er das Musikleben seiner Zeit. 1886 im Baskenland geboren, hielt er sich während seines
Studiums in Paris, Brüssel und Köln auf, verbrachte aber ansonsten die meiste Zeit seines Lebens
in seiner Heimat. Großes Ansehen erwarb er sich als Organist und Improvisator sowie als Chorleiter in Bilbao. Seine größten Erfolge als Komponist feierte er mit Orchesterwerken und Opern.
Zudem schrieb er auch zahlreiche Klavierwerke und Lieder. Von Anfang an machte Guridi klar,
dass er gerne in seiner Muttersprache komponierte. Wesentliche Teile seiner Inspiration holte er
sich daher aus der baskischen Folklore, denn die kulturelle Identität dieser autonomen Region
im Norden Spaniens war ihm ein besonderes Anliegen. Viele seiner baskischen Werke hätten
auch im Ausland größere Verbreitung finden können – wenn das Regime von General Franco es
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Melancholische und schelmische Skizzen
Francis Poulenc »La courte paille« Sieben Lieder nach Worten von Maurice Carême
Paris am Anfang des 20. Jahrhunderts: Hier pulsierte das Leben, hier trafen sich Künstler und Intellektuelle in den Salons. Hier war aber auch die nationale Musikproduktion durch den grassierenden Wagner-Taumel im Keim erstickt worden. Die Komponistengruppe »Les Six« wollte sich
in den 1920er-Jahren von dem übermächtigen Einfluss befreien und die Kultur ihres Vaterlandes
mitgestalten. Auch Francis Poulenc gehörte zu den Mitgliedern der Gruppe, deren Vorbild Erik
Satie war. Dieser forderte ironisch eine »Musik ohne Sauerkraut«. Es ging um die »Simplicité«,
die Wiederbelebung der klassisch-idealen Einfachheit.
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nicht verhindert hätte. Beeinflusst von Richard Wagner und den Spätromantikern ist für Guridis
Stil eine Mischung aus opernhaftem Gestus, subtilen Effekten und folkloristischen Einflüssen
charakteristisch. Gelegentlich wird er als »spanischer Respighi« bezeichnet. Die abwechslungsreichen »Seis canciones castellanas« schrieb er 1939 auf volkstümliche Gedichte aus der Region
Kastilien. Entstanden sind kleine Welten, mal dramatisch, mal zart und poesievoll, mal humorvoll, mit tänzerischen Rhythmen, harmonischer Vielfalt und leidenschaftlichen Melodien – ein
wunderbares Beispiel, wie Folklore in die Kunstmusik Eingang finden kann. Durch ihre hohe
musikalische Qualität zählen diese Miniaturen zu den berühmtesten Werken des spanischen
Liedrepertoires – eine musikalische Visitenkarte aus post-romantischen Gefilden.
Neben ernsten und oft tief religiösen Werken schrieb Poulenc zahlreiche betont unterhaltende Werke für fast alle Gattungen. Der Musikkritiker Claude Rostand bemerkte einmal: »In
Poulenc wohnen zwei Seelen – die eines Mönchs und die eines Lausbuben.« Poulenc selbst
sagte: »Meine Musik ist mein Selbstporträt.« Stets bemühte er sich um die Bereicherung der
französischen Melodik, auch in seinen zahlreichen Liedern. »Solange es Dichter gibt, wird es
auch Lieder geben,« drückte er seine Wertschätzung der Gattung aus. Drei Jahre vor seinem
Tod komponierte er 1960 den Zyklus »La courte paille« auf Gedichte von Maurice Carême. Die
sieben Lieder schrieb er für die befreundete Sängerin Denise Duval, und zwar, »damit sie sie
ihrem sechsjährigen Sohn vorsingt. Diese melancholischen und schelmischen Skizzen erheben
keinen besonderen Anspruch. Sie sollten zärtlich gesungen werden. Das ist der sicherste Weg,
um das Herz eines Kindes zu erreichen,« meint der Komponist. Die einzelnen Texte der Lieder
sind fröhlich und fantasievoll – allerdings schwingt gelegentlich auch ein Hauch von Melancholie
und Makabres mit. Entstanden sind kurze Kompositionen mit spielerischen Melodien nach Art
der Abzählreime, mit plötzlich auftauchenden Bildern und unerwarteten Aufzählungen. Poulenc
spannt in diesem kleinen Zyklus den Bogen von kindlich-einfachen Liedern wie ›Ba, be, bi, bo, bu‹
bis zu wunderbar-ernsten Elegien wie ›La reine de cœur‹.
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Werke
14 I 15
Franz Schubert
›Die Sterne‹ D 939
(Karl Gottfried Ritter von Leitner, 1800 – 1890)
Wie blitzen die Sterne so hell durch die Nacht!
Bin oft schon darüber vom Schlummer erwacht.
Doch schelt ich die lichten Gebilde drum nicht,
Sie üben im Stillen manch heilsame Pflicht.
Sie wallen hoch oben in Engelgestalt,
Sie leuchten dem Pilger durch Heiden und Wald.
Sie schweben als Boten der Liebe umher,
Und tragen oft Küsse weit über das Meer.
Die Pforten zu.
Treib andern Schmerz
Aus dieser Brust!
Voll sei dies Herz
Von deiner Lust.
Dies Augenzelt
Von deinem Glanz
Allein erhellt,
O füll es ganz!
Mein Auge flammt, Glut schwebt auf meinen Wangen;
Es schlägt mein Herz ein unbekannt’ Verlangen;
Mein Geist, Verirrt in trunk’ner Lippen Stammeln,
Kann kaum sich sammeln.
O! Dass es doch nicht außer sich kann fliehen,
Die Seele ganz in deiner Seele glühen!
Dass doch die Lippen, die voll Sehnsucht brennen,
Sich müssen trennen!
Mein Leben hängt in einer solchen Stunde
An deinem süßen, rosenweichen Munde,
Und will bei deinem trauten Armumfassen
Mich fast verlassen.
Dass doch im Kuss mein Wesen nicht zerfließet,
Wenn es so fest an deinen Mund sich schließet,
Und an dein Herz, das niemals laut darf wagen,
Für mich zu schlagen!
Alban Berg
»Sieben frühe Lieder«
›Versunken‹ D 715
Sie blicken dem Dulder recht mild ins Gesicht,
Und säumen die Tränen mit silbernem Licht.
Und weisen von Gräbern gar tröstlich und hold
Uns hinter das Blaue mit Fingern von Gold.
So sei denn gesegnet, du strahlige Schar!
Und leuchte mir lange noch freundlich und klar.
Und wenn ich einst liebe, seid hold dem Verein,
Und euer Geflimmer lasst Segen uns sein.
›Du bist die Ruh‹ D 776
(Text: Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832)
›Nacht‹
Voll Locken kraus ein Haupt so rund!
Und darf ich dann in solchen reichen Haaren
Mit vollen Händen hin und wieder fahren,
Da fühl ich mich von Herzensgrund gesund.
(Text: Carl Hauptmann, 1858 – 1921)
Und küss ich Stirne, Bogen, Augen, Mund,
Dann bin ich frisch und immer wieder wund.
Der fünfgezackte Kamm, wo sollt er stocken?
Er kehrt schon wieder zu den Locken.
Das Ohr versagt sich nicht dem Spiel,
(Text: Friedrich Rückert, 1788 – 1866)
Du bist die Ruh,
Der Friede mild,
Die Sehnsucht du
Und was sie stillt.
Ich weihe dir
Voll Lust und Schmerz
Zur Wohnung hier
Mein Aug und Herz.
Kehr ein bei mir,
Und schließe du
Still hinter dir
16 I17
So zart zum Scherz, so liebeviel!
Doch wie man auf dem Köpfchen kraut,
Man wird in solchen reichen Haaren
Für ewig auf und nieder fahren.
Voll Locken kraus ein Haupt so rund!
Dämmern Wolken über Nacht und Tal,
Nebel schweben, Wasser rauschen sacht.
Nun entschleiert sich’s mit einem Mal:
O gib Acht! Gib Acht!
Weites Wunderland ist aufgetan.
Silbern ragen Berge, traumhaft groß,
Stille Pfade silberlicht talan
Aus verborg’nem Schoß;
Und die hehre Welt so traumhaft rein.
Stummer Buchenbaum am Wege steht,
Schattenschwarz, ein Hauch vom fernen Hain
Einsam leise weht.
Und aus tiefen Grundes Düsterheit
Blinken Lichter auf in stummer Nacht.
Trinke Seele! Trinke Einsamkeit!
O gib Acht! Gib Acht!
›Heimliches Lieben‹ D 922
(Text: Caroline Louise von Klencke, 1754 – 1802)
›Schilflied‹
O du, wenn deine Lippen mich berühren,
So will die Lust die Seele mir entführen;
Ich fühle tief ein namenloses Beben
Den Busen heben.
Auf geheimem Waldespfade
Schleich ich gern im Abendschein
An das öde Schilfgestade,
(Text: Nikolaus Lenau, 1802 – 1850)
Mädchen, und gedenke dein!
Wenn sich dann der Busch verdüstert,
Rauscht das Rohr geheimnisvoll,
Und es klaget und es flüstert,
Dass ich weinen, weinen soll.
Und ich mein, ich höre wehen
Leise deiner Stimme Klang,
Und im Weiher untergehen
Deinen lieblichen Gesang.
›Die Nachtigall‹
(Text: Theodor Storm, 1817 – 1888)
Das macht, es hat die Nachtigall
Die ganze Nacht gesungen;
Da sind von ihrem süßen Schall,
Da sind in Hall und Widerhall
Die Rosen aufgesprungen.
Sie war doch sonst ein wildes Blut,
Nun geht sie tief in Sinnen,
Trägt in der Hand den Sommerhut
Und duldet still der Sonne Glut
Und weiß nicht, was beginnen.
Texte
›Traumgekrönt‹
(Text: Rainer Maria Rilke, 1875 – 1926)
Das war der Tag der weißen Chrysanthemen,
Mir bangte fast vor seiner Pracht...
Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen
Tief in der Nacht.
Mir war so bang, und du kamst lieb und leise,
Ich hatte grad im Traum an dich gedacht.
Du kamst, und leis wie eine Märchenweise
Erklang die Nacht.
Am offnen Fenster lauschte der Sommerwind,
Und unsrer Atemzüge Frieden trug er
Hinaus in die helle Mondnacht.
Und aus dem Garten tastete zagend sich
Ein Rosenduft an unserer Liebe Bett
Und gab uns wundervolle Träume,
Träume des Rausches,
So reich an Sehnsucht.
›Sommertage‹
(Text: Paul Hohenberg, 1885 – 1956)
›Im Zimmer‹
(Text: Johannes Schlaf, 1862 – 1941)
Herbstsonnenschein.
Der liebe Abend blickt so still herein.
Ein Feuerlein rot knistert im Ofenloch und loht.
So, mein Kopf auf deinen Knien, so ist mir gut.
Wenn mein Auge so in deinem ruht,
Wie leise die Minuten ziehn.
›Liebesode‹
(Text: Otto Erich Hartleben, 1864 – 1905)
Im Arm der Liebe schliefen wir selig ein,
Nun ziehen Tage über die Welt,
Gesandt aus blauer Ewigkeit,
Im Sommerwind verweht die Zeit.
Nun windet nächtens der Herr
Sternenkränze mit seliger Hand
Über Wander- und Wunderland.
O Herz, was kann in diesen Tagen
Dein hellstes Wanderlied denn sagen
Von deiner tiefen, tiefen Lust:
Im Wiesensang verstummt die Brust,
Nun schweigt das Wort, wo Bild um Bild
Zu dir zieht und dich ganz erfüllt.
Gustav Mahler
Aus: »Fünf Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert«‹
(Text: Friedrich Rückert, 1788 – 1866)
›Liebst du um Schönheit‹
Liebst du um Schönheit,
O nicht mich liebe! Liebe die Sonne,
Sie trägt ein gold’nes Haar!
Liebst du um Jugend,
O nicht mich liebe! Liebe den Frühling,
Der jung ist jedes Jahr!
Liebst du um Schätze,
O nicht mich liebe. Liebe die Meerfrau,
18 I19
Sie hat viel Perlen klar.
Liebst du um Liebe,
O ja, mich liebe! Liebe mich immer,
Dich lieb ich immerdar.
›Ich atmet’ einen linden Duft‹
Ich atmet’ einen linden Duft!
Im Zimmer stand ein Zweig der Linde,
Ein Angebinde von lieber Hand.
Wie lieblich war der Lindenduft!
Wie lieblich ist der Lindenduft!
Das Lindenreis
Brachst du gelinde!
Ich atme leis im Duft der Linde
Der Liebe linden Duft.
›Blicke mir nicht in die Lieder‹
Blicke mir nicht in die Lieder!
Meine Augen schlag ich nieder,
Wie ertappt auf böser Tat.
Selber darf ich nicht getrauen,
Ihrem Wachsen zuzuschauen.
Deine Neugier ist Verrat!
Bienen, wenn sie Zellen bauen,
Lassen auch nicht zu sich schauen,
Schauen selber auch nicht zu.
Wenn die reichen Honigwaben
Sie zu Tag gefördert haben,
Dann vor allen nasche du!
›Ich bin der Welt abhanden gekommen‹
Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,
Sie hat so lange nichts von mir vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!
Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält,
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.
Ich bin gestorben dem Weltgetümmel,
Und ruh in einem stillen Gebiet!
Ich leb allein in meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied!
Enrique Granados
Aus: »Tonadillas en estilo antiguo«‹
(Text: Fernando Periquet, 1873 – 1940)
›Amor y odio‹
Pensé que yo sabria ocultar la pena mía
Que por estar en lo profundo
No alcanzara a ver el mundo:
Este amor callado que un majo malvado
En mi alma encendió.
Y no fue así
Porque él vislumbró
El pesar oculto en mí.
Pero fue en vano que vislumbrara
Pues el villano
No mostrose ajeno de que le amara.
Y esta es la pena
Que sufro ahora: Sentir mi alma
Llena de amor
›Liebe und Hass‹
Ich dachte, ich könnte mein Leid verbergen,
Dass diese verborgene Liebe,
Die ein verruchter Majo in mir entzündet hat,
So tief in mir ist,
Dass die Welt sie nicht sehen kann.
Dem war jedoch nicht so,
Weil er die verborgene Qual
In mir erahnte.
Aber vergeblich war diese Ahnung,
Da es dem Niederträchtigen
Gleichgültig war, dass ich ihn liebe.
Und das ist das Leid,
Das mich quält: Zu sehen, dass meine Seele
Mit Liebe zu jemandem erfüllt ist,
Texte
Por quien me olvida,
Sin que una luz alentadora
Surja en las sombras de mi vida.
Der mich vergisst,
Ohne ermutigendes Leuchten,
Um die Schatten meines Lebens zu erhellen.
Jesús Guridi
›El majo tímido‹
Llega a mi reja y me mira
Por la noche un majo
Que, en cuanto me ve y suspira,
Se va calle abajo.
¡Ay que tío más tardío!
¡Si así se pasa la vida estoy divertida!
Si hoy también pasa y me mira
Y no se entusiasma
Pues le suelto este saludo:
¡Adiós Don Fantasma!
¡Ay que tío más tardío!
¡Odian las enamoradas
Las rejas calladas!
›Der schüchterne Majo‹
Ein Majo kommt abends
An mein Fenster,
wirft mir einen Blick zu,
Seufzt bei meinem Anblick und entflieht.
Oh, welch Zauderer bist du nur!
So kann das Leben ja heiter werden.
Wenn er heute wieder vorbeikommt
Und bei meinem Anblick nicht begeistert ist,
Werde ich den Gruß an ihn richten:
Adieu, Herr Geist!
Oh, welch Zauderer bist du nur!
Verliebte Frauen hassen
Stumme Fenstergitter.
›El Labrador‹
Allá arriba, en aquella montaña,
Yo corté una caña, yo corté un clavel.
Labrador ha de ser, labrador,
Que mi amante lo es.
No le quiero molinero,
Que me da con el maquilandero.
Yo le quiero labrador,
Que coja las mulas y se vaya a arar
Y a la medianoche me venga a rondar.
Entra labrador si vienes a verme.
Si vienes a verme ven por el corral,
Sube por el naranjo,
Que seguro vas.
Entra labrador si vienes a verme.
›Der Landmann‹
Dort oben auf dem Berg
Pflückte ich einen Halm und eine Nelke.
Ein Landmann muss es sein, ein Landmann
Muss mein Liebhaber sein.
Ich möchte keinen Müller,
Der mich wie sein Korn behandelt.
Ich will einen Landmann,
Der mit seinen Maultieren zum Pflügen geht
Und mir um Mitternacht den Hof macht.
Tritt ein, Landmann, wenn zu mir kommst.
Wenn zu mir kommst, komm über den Hof,
Klettre auf den Orangenbaum
Und du wirst sicher sein.
Tritt ein, Landmann, wenn zu mir kommst.
›El majo discreto‹
Dicen que mi majo es feo.
Es posible que sí que lo sea,
Que amor es deseo
Que ciega y marea. Ha tiempo que sé
Que quien ama no ve.
Mas si no es mi majo un hombre
Que por lindo descuelle y asombre,
En cambio es discreto
Y guarda un secreto
Que yo posé en él
Sabiendo que es fiel.
¿Cuál es el secreto
Que el majo guardó?
Sería indiscreto contarlo yo.
No poco trabajo costara saber
Secretos de un majo con una mujer.
Nació en Lavapiés.
¡Eh, eh! ¡Es un majo, un majo es!
›Der verschwiegene Majo‹
Sie sagen, mein Majo sei hässlich.
Vielleicht, aber wenn es so ist,
Dann weil Liebe gleich Begehren ist
Und blind macht. Ich weiß schon seit langem,
Dass der, der liebt, nicht sieht.
Wenn mein Majo auch kein Mann ist,
Der alle mit seiner Schönheit erstaunt,
So ist er doch verschwiegen
Und weiß ein Geheimnis zu wahren,
Das ich ihm anvertraut habe,
Weil ich weiß, dass er treu ist.
Was ist dieses Geheimnis,
Das der Majo nicht preisgab?
Es wäre indiskret von mir, es zu verraten.
Es kostet einige Mühen, die Geheimnisse
Eines Majo um eine Frau aufzudecken.
Er wurde in Lavapiés geboren.
Oh, oh! Er ist und bleibt ein Majo.
›¡Sereno!‹
¡Sereno!
En mi casa hay un hombre
Durmiendo con un capotón.
En la mano llevaba un reloj
Y un puñal de plata.
¡Ay! Sereno, este hombre me mata.
›Nachtwächter!‹
Nachtwächter!
In meinem Haus ist ein Mann,
Er schläft in einem Mantel.
In der Hand hält er eine Uhr
Und einen silbernen Dolch.
Ah! Nachtwächter, dieser Mann bringt mich um.
›Llámale con el pañuelo‹
Llámale con el pañuelo,
Llámale con garbo y modo.
Echale la escarapela
Al otro lado del lomo.
Llámale majo al toro.
Torero tira la capa;
Torero tira el capote;
Mira que el toro te pilla,
Mira que el toro te coge.
›Wink ihm mit dem Taschentuch‹
Wink ihm mit dem Taschentuch,
Grüße ihn mit Anmut und Grazie.
Wirf ihm die Rosette
Seitlich über die Schulter.
Nenn ihn einen echten Kerl.
Wirf die Capa, Torero;
Wirf den roten Capote, Torero;
Pass auf, dass der Stier dich nicht erwischt,
Pass auf, dass er dich nicht aufspießt.
20 I21
»Seis Canciones Castellanas«
(Text: volkstümlich)
Texte
Majo, si vas a los toros,
No lleves capa pa torear;
Que son los toros muy bravos
Y a algún torero le van a matar.
Junge, wenn du zum Stierkampf gehst,
Nimm nicht die Capa zum Kämpfen;
Denn die Stiere sind sehr wild
Und irgendwann wird ein Torero getötet.
›No quiero tus avellanas‹
No quiero tus avellanas,
Tampoco tus alelíes,
Porque me han salido vanas
Las palabras que me diste.
›Ich will deine Haselnüsse nicht‹
Ich will deine Haselnüsse nicht
Und auch nicht deine Blumen,
Denn als leere Versprechungen
Stellten sich deine Worte heraus.
Las palabras que me diste
Yendo por aqua a la fuente,
Como eran palabras de amor
Se las llevó la corriente.
Die Worte, die du zu mir sagtest,
Als du am Brunnen Wasser holtest,
Waren Worte der Liebe,
Die der Strom mit sich nahm.
Se las llevó la corriente
De las cristalinas aguas
Hasta llegar a la fuente
Donde me diste palabra,
Der Strom nahm sie mit sich
Im kristallklaren Wasser
Bis zum Brunnen,
Wo du mir dein Wort gabst.
Donde me diste palabra
De ser mía hasta la muerte.
Dort gabst du mir dein Wort,
Dass du mein wärest bis zum Tod.
›¿Cómo quieres que adivine?‹
Cómo quieres que adivine
Si estás despierta o dormida,
¡Cómo no baje del cielo
Un ángel y me lo diga!
¿Cómo quieres que adivine?
Alegría y más alegría,
Hermosa paloma,
Cuando serás mía,
¡Cuando vas a ser,
Hermosa paloma, remito laurel!
Cuando voy por leña al monte
Olé ya mi niña
Y me meto en la espesura,
›Wie soll ich es wissen?‹
Wie soll ich es wissen,
Ob du wach bist oder schläfst,
Wenn kein Engel aus dem Himmel
Hinabsteigt, um es mir zu sagen!
Wie soll ich es wissen?
Freude über Freude,
Schöne Taube,
Wenn du mein bist,
Wenn du schließlich mein bist,
Schöne Taube, mein Lorbeerzweig!
Wenn ich im Wald Brennholz suche,
Oh, mein Mädchen,
Mich durch das Dickicht schlage
22 I23
Y veo la nieve blanca,
Olé ya mi niña,
Me acuerdo de tu hermosura.
Quisiera ser por un rato
Anillo de tu pendiente,
Para decirte al oído
Lo que mi corazón siente.
Las estrellas voy contando,
Olé ya mi niña,
Por ver la
Que me persigue.
Me persigue un lucerito,
Olé ya mi niña,
Pequeñito pero firme,
Alegría y más alegria,
Hermosa paloma,
Cuando serás mía,
Cuando vas a ser,
Hermosa paloma,
Ramito laurel.
¿Cómo quieres que adivine?
Und den weißen Schnee sehe,
Oh, mein Mädchen,
Denke ich an deine Schönheit.
Ich würde gerne eine Weile
Dein Ohrring sein,
Um dir ins Ohr zu flüstern,
Was mein Herz begehrt.
Ich zähle die Sterne,
Oh, mein Mädchen,
Um den zu finden,
Der mich begleitet.
Mich begleitet ein kleines Licht,
Oh, mein Mädchen,
Sehr klein, aber standhaft,
Freude über Freude,
Schöne Taube,
Wenn du mein bist,
Wenn du schließlich mein bist,
Schöne Taube,
Mein Lorbeerzweig!
Wie soll ich es wissen?
›Mañanita de San Juan‹
Mañanita de San Juan,
Levántate tempranito
Y en la ventana verás
De hierbabuena un poquito.
Aquella paloma blanca
Que pica en el arcipiés,
Que por dónde la cogeria,
Que por dónde la cogeré;
Si la cojo por el pico
Se me escapa por los pies.
Coge niño
La enramada,
Que la noche está serena
Y la música resuena
En lo profundo del mar.
›Am Morgen des Johannestag‹
Am Morgen des Johannestag
Stehe früh auf
Und am Fenster wirst du
Etwas Minze sehen.
Diese weiße Taube,
Die das Zweiglein pickt,
Wie kann ich sie fangen
Wie werde ich sie fangen;
Wenn ich sie am Schnabel fasse,
Entkommt sie mir zu Fuß.
Gehe zum Hafen,
Mein Freund,
Denn die Nacht ist ruhig
Und die Musik ertönt
Aus den Tiefen des Meeres.
Texte
Francis Poulenc
»La courte paille«
(Text: Maurice Carême, 1899 – 1978) © Fondation Maurice Carême
›Le sommeil‹
Le sommeil est en voyage.
Mon Dieu! Où est-il parti?
J’ai beau bercer mon petit;
Il pleure dans son lit-cage,
Il pleure depuis midi.
›Der Schlaf‹
Der Schlaf ist verreist,
Mein Gott! Wo ist er hin?
Ich habe mein Kleines umsonst gewiegt;
Es schreit in seinem Bettchen,
Es schreit seit dem Mittag.
Où le sommeil a-t-il mis
Son sable et ses rêves sages?
J’ai beau bercer mon petit;
Il se tourne tout en nage,
Il sanglote dans son lit.
Wo hat der Schlaf
Seinen Sand und seine Träume gelassen?
Ich habe mein Kleines umsonst gewiegt;
Es wälzt sich schweißgebadet,
Es schluchzt in seinem Bett.
Ah! Reviens, reviens, sommeil,
Sur ton beau cheval de course!
Dans le ciel noir, la Grande Ourse
A enterré le soleil
Et rallumé ses abeilles.
Ach! Komm wieder, Schlaf,
Auf deinem schönen Rennpferd!
Am schwarzen Himmel hat der Große Bär
Die Sonne verdeckt
Und sein Bienenvolk entzündet.
Si l’enfant ne dort pas bien,
Il ne dira pas bonjour,
Il ne dira rien demain
A ses doigts, au lait, au pain
Qui l’accueillent dans le jour.
Wenn das Baby nicht gut schläft,
Sagt es nicht Guten Morgen,
Es sagt überhaupt nichts
Zu seinen Fingern, zur Milch, zum Brot,
Die es morgens begrüßen.
›Quelle aventure!‹
Une puce, dans sa voiture,
Tirait un petit éléphant
En regardant les devantures
Où scintillaient des diamants.
›Was für ein Abenteuer!‹
Ein Floh zog in seinem Wagen
Einen kleinen Elefanten
Während er sich die Schaufenster ansah,
In denen Diamanten glitzerten.
Mon Dieu! Mon Dieu!
Quelle aventure!
Qui va me croire, s’il m’entend ?
Mein Gott! Mein Gott!
Was für ein Abenteuer!
Wer wird mir glauben, wenn ich das erzähle?
24 I 25
L’éléphanteau, d’un air absent,
Suçait un peu de confiture.
Mais la puce n’en avait cure,
Elle tirait en souriant.
Geistesabwesend schleckt der Elefant
Etwas Konfitüre.
Aber der Floh macht sich nichts draus,
Er zieht lächelnd weiter.
Mon Dieu! Mon Dieu!
Que cela dure
Et je vais me croire dément.
Mein Gott! Mein Gott!
Das ist hart
Und ich glaube, ich werde verrückt.
Soudain, le long d’une clôture,
La puce fondit dans le vent
Et je vis le jeune éléphant
Se sauver en fendant les murs.
Plötzlich, an einem Zaun,
Verschwindet der Floh,
Und ich sehe, wie der kleine Elefant
Sich rettet und dabei Wände einreißt.
Mon Dieu! Mon Dieu!
La chose est sûre.
Mais comment la dire à maman?
Mein Gott! Mein Gott!
Es ist wirklich wahr.
Aber wie sag ich das Mama?
›La reine de cœur‹
Mollement accoudée
A ses vitres de lune,
La reine me salue
D’une fleur d’amandier.
›Die Herz-Dame‹
Sanft gelehnt
An ihr Mondfenster,
Winkt die Königin mir
Mit einer Mandelblüte zu.
C’est la reine de cœur.
Elle peut, s’il lui plaît,
Vous mener en secret
Vers d’étranges demeures
Es ist die Herz-Dame.
Wenn sie will,
Kann sie dich heimlich
In sonderbare Behausungen führen,
Où il n’est plus de portes,
De salles ni de tours
Et où les jeunes mortes
Viennent parler d’amour.
Wo es keine Türen mehr gibt
Oder Räume oder Türme
Und wohin die jungen Toten
Kommen, um über Liebe zu sprechen.
La reine vous salue:
Hâtez-vous de la suivre
Dans son château de givre
Aux doux vitraux de lune.
Die Königin grüßt dich:
Beeile dich, folge ihr
In ihr Raureif-Schloss
Mit schönen Mondglasfenstern.
Texte
›Ba, be, bi, bo, bu‹
Ba, be, bi, bo, bu, bé!
Le chat a mis ses bottes,
Il va de porte en porte
Jouer, danser, chanter.
Pou, chou, genou, hibou.
»Tu dois apprendre à lire,
A compter, à écrire,«
Lui crie-t-on de partout.
Mais rikketakketau,
Le chat de s’esclaffer
En rentrant au château:
Il est le Chat botté!
›Ba, be, bi, bo, bu‹
Ba, be, bi, bo, bu, bé!
Der Kater hat seine Stiefel an,
Er geht von Tür zu Tür,
Spielend, tanzend und singend.
Pou, chou, genou, hibou.*
»Du musst Lesen,
Rechnen und Schreiben lernen,«
Sagt man ihm immer wieder.
Aber rikketikketau,
Der Kater bricht in Gelächter aus
Und geht zurück zum Schloss:
Er ist der Gestiefelte Kater!
* Laus, Kohl, Knie, Eule – ein Reim, um sich die Wörter mit Plural-X zu merken
›Les anges musiciens‹
Sur les fils de la pluie,
Les anges du jeudi
Jouent longtemps de la harpe.
›Die musikalischen Engel‹
Auf den Regenfäden
Spielen die Donnerstags-Engel
Schon lange Harfe.
Et sous leurs doigts, Mozart
Tinte, délicieux,
En gouttes de joie bleue,
Und aus ihren Fingern klingt
Mozart, herrlich,
In Tropfen aus blauer Freude,
Car c’est toujours Mozart
Que reprennent sans fin
Les anges musiciens
Denn es ist immer Mozart,
Den die musikalischen Engel
Endlos wiederholen,
Qui, au long du jeudi,
Font chanter sur leur harpe
La douceur de la pluie.
Den ganzen Donnerstag
Lassen sie auf ihrer Harfe
Den sanften Regen singen.
›Le carafon‹
»Pourquoi, se plaignait la carafe,
N’aurais-je pas un carafon?
Au zoo, madame la Girafe
N’a-t-elle pas un girafon?«
Un sorcier qui passait par là,
›Die Baby-Karaffe‹
»Warum,« klagte die Karaffe,
»Kann ich keine Baby-Karaffe haben?
Im Zoo, die Frau Giraffe –
Hat sie etwa keine Baby-Giraffe?«
Ein Zauberer, der gerade vorbeikam,
26 I 27
A cheval, sur un phonographe,
Enregistra la belle voix
De soprano de la carafe
Et la fit entendre à Merlin.
»Fort bien, dit celui-ci, fort bien!«
Il frappa trois fois dans les mains
Et la dame de la maison
Se demande encore pourquoi
Elle trouva, ce matin-là,
Un joli petit carafon
Blotti tout contre la carafe
Ainsi qu’au zoo, le girafon
Pose son cou fragile et long
Sur le flanc clair de la girafe.
Einen Fonografen reitend,
Nahm die schöne Sopranstimme
Der Karaffe auf
Und spielte sie Merlin vor.
»Sehr gut,« sagte dieser, »sehr gut!«
Er klatschte dreimal in die Hände –
Und die Dame des Hauses
Fragt sich immer noch,
Warum sie an diesem Morgen
Eine hübsche kleine Baby-Karaffe
An ihre Karaffe gelehnt fand,
Ganz wie im Zoo, wo die Baby-Giraffe
Ihren zarten, langen Hals
Gegen die Flanke der Giraffe lehnt.
›Lune d’avril‹
Lune, belle lune d’avril,
Faites-moi voir en mon dormant
Le pêcher au cœur de safran,
Le poisson qui rit du grésil,
L’oiseau qui, lointain comme un cor,
Doucement réveille les morts
Et surtout, surtout le pays
Où il fait joie, où il fait clair,
Où, soleilleux de primevères,
On a brisé tous les fusils.
›Aprilmond‹
Mond, du schöner Aprilmond,
Zeig mir in meinem Fensterrahmen,
Den Pfirsichbaum mit einem Safrankern,
Den Fisch, der über den Graupel lacht,
Den Vogel, der von weitem wie ein Horn
Sanft die Toten weckt
Und vor allem, vor allem das Land,
Wo Freude herrscht, wo es hell ist,
Wo man, sonnig von Schlüsselblumen,
Alle Waffen zerschlagen hat.
Texte
28 I 29
Sylvia Schwartz
Malcolm Martineau
Die spanische Sopranistin Sylvia Schwartz ist in kurzer Zeit zu einer der bemerkenswertesten
lyrischen Sopranistinnen ihrer Generation geworden. Sie sang bereits an den wichtigsten Opernhäusern und bei den renommiertesten Festivals, darunter die Mailänder Scala, die Staatsoper
Unter den Linden Berlin, die Wiener und die Bayerische Staatsoper, das Bolschoi Theater, das
Théâtre du Châtelet Paris, das »Edinburgh International Festival«, der »Maggio Musicale Fiorentino«,
die »Festspiele Baden-Baden« und das »Verbier Festival«.
Malcolm Martineau stammt aus Edinburgh, studierte Musikwissenschaft am St Catharine’s College in Cambridge und Klavier am Royal College of Music. Er gilt als einer der führenden Liedbegleiter unserer Zeit und hat mit Sängerpersönlichkeiten wie Sir Thomas Allen, Dame Janet Baker,
Olaf Bär, Barbara Bonney, Ian Bostridge, Angela Gheorghiu, Susan Graham, Thomas Hampson,
Della Jones, Simon Keenlyside, Angelika Kirchschlager, Magdalena Kožená, Solveig Kringelborn,
Jonathan Lemalu, Dame Felicity Lott, Christopher Maltman, Karita Mattila, Lisa Milne, Ann Murray,
Anna Netrebko, Anne Sofie von Otter, Joan Rodgers, Amanda Roocroft, Michael Schade, Frederica
von Stade, Bryn Terfel und Sarah Walker zusammengearbeitet.
Ab der Saison 2005/06 gehörte Sylvia Schwartz dem Ensemble der Deutschen Staatsoper Berlin an, wo sie Rollen wie Susanna (»Le nozze di Figaro«), Pamina (»Die Zauberflöte«), Zerlina (»Don
Giovanni«), Sophie (»Der Rosenkavalier«), Nannetta (»Falstaff«), Oscar (»Un ballo in maschera«)
und Marzelline (»Fidelio«) sang und mit Dirigenten wie Daniel Barenboim, Philippe Jordan, René
Jacobs und Fabio Luisi zusammenarbeitete.
Als gefragte Sängerin für Liederabende und Konzerte trat sie u. a. mit Pianisten wie Wolfram
Rieger, Charles Spencer und Malcolm Martineau sowie mit Dirigenten wie Claudio Abbado, Sir
Colin Davis, Gustavo Dudamel, Patrick Fournillier, Yves Abel, Jean Christophe Spinosi, Hellmut
Rilling und Christopher Hogwood auf.
Höhepunkte der vergangenen Spielzeiten umfassten außerdem die Rolle der Maria in einer
Neuproduktion von »The Sound of Music« am Théâtre du Châtelet Paris, Auftritte an der Staatsoper Unter den Linden und der Wiener Staatsoper.
Kürzlich war sie auf einer großen Tournee durch die USA und Europa im Quartett mit Bernarda
Fink, Michael Schade und Thomas Quasthoff, begleitet von Malcolm Martineau und Justus Zeyen,
sowie bei Liederabenden mit Wolfram Rieger und Malcolm Martineau bei der »Schubertiade
Schwarzenberg« und in der Wigmore Hall als Teil der Reihe »Decade by Decade« zu erleben.
Zukünftige Engagements führen Sylvia Schwartz an die Wiener Staatsoper, die Staatsoper
Unter den Linden und zum »Maggio Musicale Florenz«, zu Konzerten nach Wien (mit José Carreras), Düsseldorf und bei den »Salzburger Festspielen« und zu Liederabenden im Concertgebouw
Amsterdam und in der Wigmore Hall London.
Ihre Diskografie umfasst unter anderem eine CD mit Liedern verschiedener Komponisten, die
Texte von spanischen Dichtern oder von Spanien inspirierte Gedichte vertont haben, darunter bekannte Lieder wie die von Hugo Wolf oder selten zu hörende Werke wie die ›Spanische Romanze‹
von Halfdan Kjerulf.
30 I 31
An der Wigmore Hall hat er eigene Reihen mit Britten und Poulenc sowie die Reihe »Decade
by Decade – 100 years of German Song« präsentiert, die von der BBC aufgezeichnet wurde.
Beim »Edinburgh Festival« gestaltete er ein Programm mit sämtlichen Liedern von Hugo Wolf.
Seine Engagements führten ihn durch ganz Europa – unter anderem in die Wigmore Hall, ins
Barbican Centre, in die Queen Elizabeth Hall, an das Royal Opera House, an die Mailänder Scala,
an das Pariser Théâtre du Châtelet, in Berlin in die Philharmonie und ins Konzerthaus, ins Concertgebouw Amsterdam, nach Wien (Konzerthaus und Musikverein), nach Nordamerika und Australien. Zudem gastierte er bei den Festivals u. a. in Aix-en-Provence, Wien, Edinburgh, München,
bei der »Schubertiade Schwarzenberg« und bei den »Salzburger Festspielen«.
Zu den zahlreichen CDs, die Malcolm Martineau eingespielt hat, zählen u. a. Aufnahmen von
Schubert, Schumann und englischen Liedern mit Bryn Terfel sowie Recital-Aufnahmen mit Angela
Gheorghiu, Barbara Bonney, Magdalena Kožená, Della Jones, Susan Bullock, Solveig Kringelborn
und Amanda Roocroft.
Zusammen mit Simon Keenlyside nahm er Lieder von Schubert und Strauss auf. Mit Sarah
Walker und Tom Krause spielte er sämtliche Lieder von Fauré ein. Des Weiteren legte er Gesamteinspielungen der Volkslieder und Liederzyklen von Britten und Beethoven sowie der Lieder von
Poulenc vor.
In dieser Saison tritt Malcolm Martineau mit Simon Keenlyside, Magdalena Kožená, Dorothea
Röschmann, Susan Graham, Christopher Maltman, Thomas Oliemanns, Kate Royal, Christiane
Karg, Iestyn Davies, Florian Boesch und Anne Schwanewilms auf.
Malcolm Martineau erhielt 2004 einen Ehrendoktortitel der Royal Scottish Academy of Music
and Drama und wurde 2009 als »International Fellow« im Bereich Begleitung ausgezeichnet. Er
ist Künstlerischer Leiter des Festivals »Leeds Lieder+« 2011.
Biografien
GroSSe Stimmen
Oratorium
Ein unverzichtbares Stück Adventszeit bringt der Dezember im Konzerthaus: Bachs Weihnachtsoratorium, gesungen vom Thomanerchor Leipzig. Für die jungen Sänger gehört das Weihnachtsoratorium zu den alljährlichen musikalischen Höhepunkten.
Do 15.12. 2011 · 20.00
Liederabend
Ein Abend mit einem dieser Sänger wäre denkwürdig; ein Programm mit allen zusammen ist
herausragend: Martina Janková, Bernarda Fink, Michael Schade und Thomas Quasthoff singen
ein Programm mit Liebesliedern von Schumann und Brahms.
Do 26.01. 2012 · 20.00
Oper konzertant
In Mozarts letzter Oper »Titus« beschäftigen Intrigen und Beziehungsränke die Protagonisten im
alten Rom. Zwischen den Fronten steht dabei der charakterschwache Sesto, dessen schwerelose Koloraturen und üppigen Glanz Elı̄na Garanča meistern wird.
Sa 18.02. 2012 · 19.30
Musik ist wie ein Puzzle aus Tönen: Viele Elemente fügen sich zusammen
zur Erfolgsmelodie des KONZERTHAUS DORTMUND. Unterstützen auch
Sie hochkarätige Konzerte und profitieren durch Kartenvorkaufsrecht,
exklusive Einladungen, kostenlosen Bezug von Broschüren etc. Werden
Sie Teil der Gemeinschaft der »Freunde des Konzerthaus Dortmund e.V.«
Infos: T 0231- 22 696 261· www.konzerthaus-dortmund.de
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Texte Heidi Rogge
Fotonachweise
S. 04 © Enrico Nawrath
S. 08 © Enrico Nawrath
S. 14 © Enrico Nawrath
S. 28 © Russell Duncan
Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND
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