Titanenwurz die größte Blume der Welt Die Titanenwurz (Amorphophallus titanum (Becc.) Becc. ex Arcang.) aus Sumatra (Indonesien) ist eine der spektakulärsten Erscheinungen in der Pflanzenwelt und wurde 1878 von dem florentinischen Botaniker Odoardo Beccari (1843-1920) entdeckt. Sie ist eine Unterwuchspflanze in Regenwäldern. Der Grund für die Seltenheit in Botanischen Gärten liegt in der äußerst schwierigen Kultur begründet. Die riesige Knolle ist ausgesprochen empfindlich und wird leicht von Fadenwürmern (Nematoden) befallen, die sie dann zerstören. Ihr Erblühen in Bonn hat eine Tradition: 1937, 1940, 1987, 2 Exemplare 1996, 1998, 2000, 2003 und 2006, 4 Exemplare 2008, 2009, 2 Exemplare 2010, 2011. Der Blütenstand von 2003 erreichte mit 274 cm einen Eintrag in das Guinnessbuch der Rekorde. Aus diesem Grunde wurde als Emblem für unsere Gärten die Titanenwurz ausgewählt. Lebenszyklus der Titanenwurz Die Pflanze besitzt eine unterirdische, flach-rundliche, bis 120 kg schwere und 60-80 cm breite Knolle, aus der ein einzelnes, bis 6 m hohes und beinahe ebenso breites, mehrfach gefiedertes Blatt austreibt. Das Blatt bleibt 9-18 Monate stehen und liefert die Nährstoffe für eine neue, größere Knolle bevor es abstirbt. In unregelmäßigen Abständen von mehreren Jahren wächst anstelle eines Laubblattes ein kolossaler, bis über 3 m hoher und 1,50 m breiter Blütenstand. 3 Monate 9–24 Monate 1 Monat 2–6 Monate 3 Monate 2–4 Tage 1 Tag 1–2 Tage Titanwurz (Amorphophallus titanum, Araceae) 2–4 Wochen 9 Monate Illustration Sabine Hirsig, Konzept Heinz Schneider c Botanischer Garten Basel Blütenbiologie Längenzuwachs eines sich entwickelnden Blütenstandes innerhalb von 24 Std: > 18 cm Die winzigen männlichen und weiblichen Einzelblüten stehen am Grunde des enormen Blütenstands und werden von einem riesigen Hochblatt (Spatha) umhüllt. Er stellt im blütenbiologischen Sinne die größte Blume im Pflanzenreich dar. Durch ihre braunpurpurne Farbe und ihren üblen Aasgeruch imitiert die Blume einen verwesenden Tierkadaver und lockt kleine, nachtaktive Käfer sowie Bienen an. Die Tiere kriechen über das Hochblatt oder die aufrechte Blütenstandsachse in das Innere der Blume hinab, um dort ihre Eier abzulegen. Dabei übertragen sie den Pollen und bestäuben die Pflanzen. Die ausschlüpfenden Larven der Insekten müssen aber verhungern, da sich ihre Elterntiere von der Titanenwurz haben täuschen lassen. Aus diesem Grunde nennt man Blumen, die ihre Bestäuber nicht entlohnen, Täuschblumen. Weiterführende Literatur: Unsere Erfahrungen und Kenntnisse sind in zwei Publikationen veröffentlicht. Barthlott, W. & W. Lobin (eds.) 1998: Amorphophallus titanium. – Tropische und Subtrop. Pflanzenwelt 99: 225 pp. Vergriffen. Lobin, W., M. Neumann, M. Radscheit & W. Barthlott 2007: The cultivation of Titan Arum (Amorphophallus titanium) – A flagship species for Botanic Gardens. – Sibbaldia 5: 69 – 86. www.botgart.uni-bonn.de Dieser Blütenstand in den Botanischen Gärten Bonn erreichteam 23.05.03 eine Höhe von 274 cm. Der Fruchtstand kann bis 2 m hoch werden. Die zweisamigen, ca. 4-6 cm langen Beerenfrüchte werden von Nashornvögeln gefressen, die die Samen dadurch verbreiten. Aus den Beeren des Fruchtstandes von 1996 wurden in den Botanischen Gärten Bonn Jungpflanzen herangezogen und an viele Botanische Gärten weltweit abgegeben. Der Blütenstand befindet sich nur ungefähr drei Tage im aufrechten Zustand. 2003 fanden rund 17.000 neugierige Besucher den Weg in die Botanischen Gärten Bonn, um die blühende Pflanze zu bestaunen.