Funktionelle Gruppen Amine Amine sind Stickstoff-Derivate, die als schwache organische Basen gelten. H H H C N Einfachstes Amin, Methanamin. H H Ammoniak besitzt drei H-Atome, die formal durch organische Reste ersetzt werden können. Somit entstehen durch Ersatz von einem H-Atom primäre Amine; RNH2 zwei H-Atomen sekundäre Amine; R2NH drei H-Atomen tertiäre Amine; R3N H H R N H primäres Amin R N R‘ sekundäres Amin R‘‘ R N R‘ tertiäres Amin R‘‘ R N + R‘‘‘ R‘ quartäres Amin; entsteht aus dem Ammonium-Ion NH4+ Als funktionelle Gruppe werden primäre Amine als Amino-Gruppe bezeichnet 28 Funktionelle Gruppen Amine Nomenklatur: An den Namen des Kohlenwasserstoffes wird die Endung Amin angehängt. Beispiel: CH3-NH2 Methanamin NH2 Benzenamin, Trivialname: Anilin Bei mehrwertigen Aminen werden Zahl und Art der KW-Reste der Endung –amin vorangestellt. H H C2H5 Diethylamin N C2H5 CH2 NH2 COOH C2H5 N Ethylmethylamin CH3 Beim Vorhandensein einer zusätzlichen funktionellen Gruppe höherer Priorität, wird die Amino-Gruppe durch die Vorsilbe Amino- gekennzeichnet. 29 Bsp.: Aminoethansäure Funktionelle Gruppen Amine Eigenschaften: Amine sind Protonenakzeptoren. Sie reagieren mit Wasser und bilden Ionen Beispiel: Methylamin + H2O Methanammonium-Ion H CH3 N + H2O H [ CH3 H N H ] H + + OH- Mit HCl bilden Amine einen weißen Rauch eines Alkylammoniumsalzes Beispiel: Methylamin + HCl Methanammoniumchlorid Wichtige Amine: Methanamin: Wie andere leichte Amine gasförmig. Kommen kleinen Mengen in Fischen vor und verursachen nach deren Tad den charakteristischen Verwesungsgeruch. Anilin: wichtiger Ausgangsstoff für die Farbstoffindustrie Cholin: quartäre Ammoniumverbindung, die bei Veresterung mit Ethansäure Acetylcholin bildet, dass für Nervenzellen wichtig ist. Als Phospholipid ist Cholin Bestandteil von Zellmembranen. 30 Funktionelle Gruppen Amine Nitroverbindungen Nitroverbindungen enthalten die Nitrogruppe NO2. Dem entsprechenden KW wird der Präfix „Nitro-“ vorangesetzt. Nitroalkane werden als Spezialkraftstoff oder als Sprengstoff eingesetzt. + HO-NO2 H2SO4 NO2 + H2O Beispiel Nitrobenzen: wird durch die Nitrierung von Benzen hergestellt. Es lässt sich leicht reduzieren und reagiert dabei zu Anilin. Mehrfach nitrierte KW‘s sind häufig explosiv. NO2 + 3 H2 Prominentes Beispiel: Trinitrotoluol (TNT) NO2 + 2 H2O CH3 NO2 O2N NO2 31 Funktionelle Gruppen Amine Säureamide und Nitrile Carbonsäuren können mit Ammoniak unter Wasserabspaltung reagieren indem die OH-Gruppe der Carboxyl-Gruppe durch die NH2-Gruppe ersetzt wird. Es entsteht ein Säureamid. O R C O OH Carbonsäure R C NH2 Säureamid Beispiel: Harnstoff (Diamid) entsteht, wenn zwei OH-Gruppen der Kohlensäure ersetzt werden. O OH C O OH Kohlensäure NH2 C NH2 Harnstoff Harnstoff wird im Körper als Abbauprodukt von Proteinen und Nucleinsäuren gebildet. 32 Funktionelle Gruppen Amine Säureamide und Nitrile Spaltet man aus Carbonsäureamiden Wasser ab, entstehen Nitrile O CH3 C NH2 CH3 – C ≡ N + H2O 33 Funktionelle Gruppen Amine Aminosäuren Aminosäuren haben zwei funktionelle Gruppen, die Amino-Gruppe (die als Base reagieren kann) und die Carboxyl-Gruppe (kann als Säure reagieren). NH2 CH2 COOH H H O N C C H H Aminoethansäure OH (Glycin) Aminosäuren sind die Grundbausteine von Proteinen. Von ihrem Grundgerüst kann man alle Aminosäuren ableiten, die in Proteinen enthalten sind. COOH NH2 C H Die Amino-Gruppe befindet sich am zweiten C-Atom. Dieses wird auch als α–Atom bezeichnet. R + NH3 COOH C R H ↔ + NH3 COOC R H COO- ↔ NH2 C H R 34 pH – Wert steigt Funktionelle Gruppen Amine Aminosäuren mit unpolaren Resten COONH3+ C H R COONH3+ C COONH3+ H CH3 C COONH3+ H CH C COONH3+ H CH2 CH3 CH CH3 CH3 Alanin COONH3+ C H Valin NH2+ C CH2 H CH3 Leucin COO- Isoleucin COONH3+ C H CH2 H CH CH2 CH3 CH3 Glycin C COONH3+ C H CH2 CH CH3 CH3 Phenylalanin Prolin Methionin NH Tryptophan 35 Funktionelle Gruppen Amine Aminosäuren mit polaren Resten COONH3+ C H H C OH H COONH3+ C H H C OH COONH3+ C H COONH3+ C H COONH3+ CH2 CH2 H CH2 C SH CH3 C O NH2 CH2 Serin Threonin Cystein Tyrosin Asparagin COONH3+ C H CH2 Glutamin CH2 C O NH2 36 Funktionelle Gruppen Amine Aminosäuren mit sauren Resten COONH3+ C H COONH3+ C H mit basischen Resten COO- NH3+ C H COONH3+ C CH2 CH2 CH2 CH2 C CH2 CH2 CH2 C CH2 CH2 CH2 NH NH3+ C O OO O- H COONH3+ C H CH2 +HN NH NH2+ NH2 Aspartat Glutamat Lysin Arginin Histidin Das α-C-Atom aller Aminosäuren (außer Glycin) ist mit vier verschiedenen Substituenten verbunden. Es ist somit ein asymmetrisches C-Atom. Von den möglichen Konfigurationen D- und L- kommt in Proteinen nur die LKonfiguration vor. 37 Funktionelle Gruppen Amine Heterocyclen Heterocyclen mit Stickstoffatomen sind im Allgemeinen basisch. Sie sind Bestandteil von Nukleinsäuren, Enzymen, Vitaminen, Farbstoffen und Alkaloiden. Beispiele: Pyridin: Sechserring mit einem N-Atom. Es ist giftig und hat einen widerlichen aromatisch Geruch. Ein Derivat des Pyridins ist z. B. die Nicotinsäure. Pyrimidin: ebenfalls aromatisch, bildet das Grundgerüst der Basen von Nucleinsäuren O C OH N Pyridin N Nicotinsäure N N N Pyrimidin N CH3 Nicotin 38 Funktionelle Gruppen Amine Substituiert bildet Pyrimidin die Basen Cytosin, Uracil und Thymin NH2 O O H N O H N O N H CH3 N O N N H H Purin ist das Grundgerüst der Basen Adenin und Guanin sowie des Coffeins O N N N N H CH3 O N N N CH3 NH2 CH3 N N N N N H O H N N NH2 N N H Purin Coffein Adenin Guanin Die Pyrimidin und Purinbasen sind Bausteine der Nucleinsäuren, die die genetische 39 Information speichern