Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) Von den Grundlagen zur erfolgreichen Implantation Bearbeitet von Christian Butter, Hans-Heinrich Minden 1. Auflage 2008. Buch. ix, 162 S. ISBN 978 3 7985 1712 7 Format (B x L): 20,3 x 27,6 cm Weitere Fachgebiete > Medizin > Klinische und Innere Medizin > Kardiologie, Angiologie, Phlebologie Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte. 2.2 Konventioneller Beginn Für die Implantation von CRT-Geräten hat sich das transvenöse Vorgehen als Methode der Wahl etabliert. Nur in Ausnahmefällen, in denen eine transvenöse Platzierung der LV-Elektrode nicht möglich ist, kommt ein thoraxchirurgisches Vorgehen mit Implantation einer epikardialen Elektrode in Betracht [1, 2]. 2.2.1 Zugang Die Implantation eines CRT-Systems kann sowohl über einen linksseitigen als auch einen rechtsseitigen Zugang, im Regelfall über die V. subclavia, gelegentlich die V. cephalica oder die V. brachiocephalica, in Lokalanästhesie vorgenommen werden. Es hat sich als günstig erwiesen, wenn bei Verwendung der V. subclavia für jede zu implantierende Elektrode eine separate Punktionsstelle gefunden wird, die möglichst Abb. 2.20. Intraoperative Phlebographie der V. subclavia (1) vor Aufrüstung eines rechtsseitig implantierten konventionellen Herzschrittmachers (2) auf einen biventrikulären ICD, Steno- weit lateral liegen sollte. Damit kann die Friktion der Elektroden bei der Platzierung und langfristig die Gefahr von Sondenbrüchen verringert werden. Hingewiesen wird in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeit der so genannten extrathorakalen Punktion der V. subclavia, die allerdings die Durchführung einer Phlebographie voraussetzt [3, 4] (Abb. 2.20, 2.21). Insbesondere bei Aufrüstungen (Upgrading) von konventionellen Schrittmachern oder Defibrillatoren zu biventrikulären Systemen kann diese Technik sinnvoll sein. Die angiographische Darstellung der Venen sollte auch bei bekannten oder vermuteten Punktionsproblemen routinemäßig vor der eigentlichen Implantation durchgeführt werden. Beispielsweise finden sich innerhalb der Patientengruppe, die einem Upgrading unterzogen werden soll, in bis zu 11% Verschlüsse der V. subclavia [5] (Abb. 2.22; ). Handelt es sich um einen kurzstreckigen Verschluss, so kann sierung der V. subclavia dextra in Höhe des rechten Sternoklavikulargelenkes (3); PA-Projektion 50 ] 2 Spezieller Teil Abb. 2.21. Die laterale Punktion der V. subclavia proximal der Stenose (1) erlaubt eine problemlose Punktion und ein einfacheres Vorschieben des Führungsdrahtes (2) (zugehörige Phlebographie s. Abb. 2.20); PA-Projektion Abb. 2.22. Die V. subclavia (1) weist einen kurzstreckigen Verschluss (2) nach vorangegangener Implantation eines Defib- rillators auf, ausgeprägte Kollateralisation über die Halsvenen; PA-Projektion das proximale Lumen eventuell über eine Punktion erreicht werden, bei längerstreckigen Verschlüssen ist ein solches Vorgehen jedoch nicht möglich. Die linksventrikuläre Sonde kann dann lediglich kontralateral oder (bei beidseitigen Verschlüssen) im Rahmen einer linkslateralen Minithorakotomie kardiochirurgisch epikardial implantiert werden [6]. Nach mehreren frustranen Punktionsversuchen der V. subclavia besteht die Indikation zur intraoperativen Phlebographie. Dies gestattet den Ausschluss bzw. Nachweis von anatomischen Varianten und Hindernissen (supraklavikulärer Verlauf der V. subclavia, langstreckiger Verschluss der V. subclavia, persistierende linke obere Hohlvene (Abb. 2.23; , Abb. 2.24)) und 2.2 Konventioneller Beginn ] Abb. 2.23. Lageanomalie der V. subclavia (1) mit atypischem supraclavikulärem Gefäßverlauf; PA-Projektion a b Abb. 2.24 a, b. Selektive Darstellung einer in den Sinus coronarius mündenden links persistierenden oberen Hohlvene (1), die V. brachiocephalica sinistra ist nicht angelegt, Angiographiekatheter (2); PA-Projektion (a), LAO-Projektion (b) trägt zur Vermeidung von punktionsbedingten Komplikationen bei. Ist die Venenpunktion technisch ausgesprochen schwierig, kann man sich aber auch mit zwei Punktionsstellen begnügen. Empfehlenswert ist es dann die rechtsatriale und die rechtsventrikuläre Elektrode über eine Punktionsstelle und die LV-Elektrode über eine zweite Punktionsstelle zu implantieren. Die meisten Untersucher bevorzugen aufgrund der einfacheren Platzierbarkeit der Führungskatheter und Elektroden im CS ein linksseitiges Vorgehen. Bei entsprechend erfahrenen Operateuren sind die Erfolgsraten bei rechtsseitiger Implantation jedoch genauso hoch. Darüber hinaus bietet der rechtsseitige Zugang den Vorteil, dass die zur Visualisierung des CS genutzten LAO-Projektionen einfacher ausgeführt werden können [7]. Darüber hinaus 51 52 ] 2 Spezieller Teil ist bei der Implantation von CRT-D-Systemen zu bedenken, dass die Defibrillationsreizschwelle (DFT) bei rechtsseitigem Zugang höher ist als bei linksseitigem. Insbesondere bei Patienten mit einer hohen DFT kann dies Bedeutung erlangen [8, 9]. Aus genannten Gründen bevorzugen wir ein linksseitiges Vorgehen. Prinzipiell sollte der Operateur jedoch mit beiden Zugangswegen vertraut sein. 2.2.2 Implantation der konventionellen Elektroden Vor der Sondierung des CS mit einem Führungskatheter ist die Implantation einer Elektrode im rechten Ventrikel dringend zu empfehlen (Abb. 2.25). Diese erlaubt eine sichere rechtsventrikuläre Stimulation bei höhergradigen AV-Blockierungen, die in bis zu 20% bei der Sondierung des CS auftreten können und unter Umständen keinen Ersatzrhythmus aufweisen [10]. Die Implantationstechnik entspricht der für konventionelle Schrittmacher bzw. Defibrillatorelektroden [11]. Demgegenüber kann die Implantation der rechtsatrialen Elektrode sowohl vor als auch nach der Implantation der LV-Elektrode erfolgen. Zur Erleichterung der Manipulationen mit dem CS-Führungskatheter ist aber die Implantation der rechtsatrialen Schrittmacherelektrode erst nach Platzierung der LV-Elektrode sinnvoll. Die Region des rechten Vorhofes, in dem die Elektrode platziert wird, richtet sich in erster Linie nach den erzielten Reizschwellen- und Wahrnehmungswerten. Für die Hämodynamik ist der Implantationsort von eher untergeordneter Bedeutung. Es konnten keine Unterschiede hinsichtlich der akuten Verbesserung von Kontraktilität und Schlagvolumen zwischen einer Implantation im rechten Vorhofohr oder dem interatrialen Septum nachgewiesen werden [12]. Da die CRT möglicherweise einen positiven Einfluss auf die Konversion von persistierendem Vorhofflimmern besitzt, empfehlen wir auch bei dieser Patientengruppe routinemäßig die Implantation einer rechtsatrialen Elektrode. Deren Platzierung ist auch während bestehendem Vorhofflimmern problemlos möglich, sofern ein systematisches Mapping des rechten Vorhofes zur Identifikation eines optimalen intrakardialen Signals vorgenommen wird [13]. Letztlich ist aber der Stellenwert der CRT für die Wiederherstellung des Sinusrhythmus nicht sicher belegt [14]. Sowohl im Vorhof als auch im Ventrikel ist die Verwendung von bipolaren Elektroden zum Schutz vor Störsignalen zwingend erforderlich. Dies ist von besonderer Bedeutung, da bei älteren Patienten und solchen mit schweren kardia- Abb. 2.25. Implantation einer ICD-Elektrode (1) in den rechten Ventrikel vor Aufsuchen des CS-Ostiums mit einem AL2-Diagnostikkatheter (2); LAO-Projektion 2.2 Konventioneller Beginn len Grunderkrankungen mit geringen intrinsischen Signalamplituden zu rechnen ist. Außerdem ist eine Reihe von Schrittmacherfunktionen an das Vorhandensein bipolarer Elektroden gebunden. Ventrikelelektroden von implantierbaren Defibrillatoren sind ohnehin wegen der notwendigen Einstellung auf höchste Empfindlichkeiten der ventrikulären Wahrnehmung nur in bipolarer Konfiguration verfügbar. Tipps und Tricks in Kürze ] CRT-Implantation möglichst linksseitig vornehmen ] bei Zugang über die V. subclavia möglichst weit lateral gelegene Punktionsstelle verwenden ] für jede Elektrode separate Punktionsstelle anstreben ] jede CRT-Implantation beginnt mit der Implantation einer rechtsventrikulären Elektrode ] stets Vorhofsonde implantieren, auch bei Vorhofflimmern ] vor jedem Upgrading oder bei Verdacht auf venöse Anomalie präoperative Phlebographie des Zugangsweges durchführen ] Literatur 1. Ritter P, Mugica J, Lazarus A (1998) Why did we leave the epicardial approach? Arch Mal Coeur 91:153 2. Hansky B, Vogt J, Güldner H, Lamp B, Tenderich G, Krater L, Heintze J, Minami K, Horstkotte D, Körfer R (2002) Left heart pacingexperience with several types of coronary vein leads. J Interv Card Electrophysiol 6(1):71–75 3. Kawakami T, Ichinose H (2004) Double target method (double marker-guided extrathoracic introducer insertion). Pacing Clin Electrophysiol 27(6 Pt 1):818–820 ] 4. 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