Dres. med. Eisenbach Simon Schwar z Block Internisten Gastroenterologen Franz-Kail-Straße 2 51375 Leverkusen Telefon 0214.55036 Telefax 0214.504900 Hepatitis C praxis@gastroenterologie leverkusen.de www.gastroenterologie leverkusen.de Allgemeine Informationen: Das Hepatitis-C-Virus wurde 1988 erstmals beschrieben. Es sind mehrere Formen dieses Virus (Genotypen 1-6 mit Subtypen) bekannt. Das Hepatitis C-Virus ist in Deutschland nach der Hepatitis A und B mit einem Anteil von 20 % der dritthäufigste Erreger von virusbedingten Lebererkrankungen. Etwa 0,5 bis 1% der Bevölkerung in Deutschland haben eine chronische Hepatitis C (ca. 500.000 bis 1 Millionen Menschen). In Asien, Afrika, aber auch im Mittelmeerraum kommt die Hepatitis C weitaus häufiger vor als bei uns. Übertragung / Ansteckungsmöglichkeit: Die Hepatitis C wird genauso wie die Hepatitis B über infiziertes Blut übertragen. Als Übertragungswege sind Geschlechtsverkehr (vaginal, oral, anal), infizierte Nadeln oder Spritzen, infizierte Blutkonserven und Blutprodukte und selten (ca.3%) der Geburtsvorgang (von der infizierten Mutter zum Kind) möglich. Im Gegensatz zur Hepatitis B ist eine Übertragung des Virus beim Küssen oder über die Muttermilch beim Stillen nicht bekannt. Ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern, Personen, die mit an chronischer Hepatitis C infizierten Menschen zusammenleben, Drogenabhängige (die Drogen in die Blutwege spritzen), Empfänger von Blut und Blutprodukten, Dialysepatienten und Angehörige von Heil- und Pflegeberufen. Die Ansteckungsgefahr (Virulenz) ist etwa um den Faktor 10-20 geringer als bei der Hepatitis B. Die Zeit zwischen Infektion und Erkrankung (Inkubationszeit) beträgt zwischen 20 Tage und 6 Monaten. Die akute Infektion verläuft meistens ohne größere Beschwerden und heilt in 20 – 50 % der Fälle ohne Folgen aus. Ein schwerer Verlauf mit Leberversagen tritt als Komplikation sehr selten auf (fulminanter Verlauf). Mehr als die Hälfte aller Hepatitis-C-Infektionen nehmen einen chronischen Verlauf. Am Ende einer chronischen Hepatitis C kann eine zunehmende Einschränkung der Leberfunktion, eine Leberzirrhose und selten ein Leberzellkarzinom stehen. Diagnose: Die Diagnose einer Hepatitis C erfolgt durch den Nachweis von Antikörpern (HCV-AK) gegen das Hepatitis-C-Virus im Blut. Zusätzlich wird der Nachweis der Erbinformation (HCV-RNA) mit der Möglichkeit der Bestimmung der Virusmenge und des Virustyps (Genotyp 1-6) zur Diagnostik genutzt. Als chronisch wird eine Hepatitis C bezeichnet, wenn nach mehr als einem halben Jahr nach der akuten Leberentzündung noch eine aktive Vermehrung von Hepatitis C-Viren (HCV-RNA positiv) nachweisbar ist. Therapie der chronischen Hepatitis C: Um o.g. Komplikationen zu verhindern, ist seit Zulassung neuer direkt antiviral wirksamer Substanzen (DAA) ab Anfang 2015 bei fast allen Patientinnen/Patienten mit chronischer Hepatitis C eine antivirale und interferonfreie Behandlung in Tablettenform möglich und sinnvoll. Für die Entscheidung zur Art der Behandlung sind der Krankheitsverlauf bis zur Diagnosestellung, die Zeit bis zur Diagnosestellung, der HCV-Genotyp, das Patientenalter, Begleiterkrankungen und zu erwartende Therapietreue maßgebend. Ziel der Therapie ist es durch Inaktivierung des Virus im Blut und Blockade der Virusvermehrung den Entzündungsvorgang in der Leber zu stoppen. PRAX PRAXSS Thomas Karl-Georg Gabriela Thomas Die dauerhafte Erfolgsquote der oben aufgeführten Kombinationstherapien liegt derzeit bei durchschnittlich > 90 % abhängig vom Genotyp und der Vorschädigung der Leber. Der nicht schützende ! HCV-Antikörper ist lebenslang nachweisbar. Eine erneute Ansteckung ist deshalb auch nach Ausheilung der Hepatitis C bei erneutem Kontakt mit infiziertem Blut möglich. Bevor eine Behandlung begonnen werden kann, stehen verschiedene Blutuntersuchungen zur Beurteilung der Erkrankungsaktivität, eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes (Sonografie) und zur Beurteilung des Bindegewebsvermehrung in der Leber als nicht belastende Ultraschalverfahren (FIBROSCAN® und ARFI®) zur Verfügung. Beide Verfahren sind jedoch bis jetzt keine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse. Zur Therapie der chronischen Hepatitis C werden (Kenntnisstand Frühjahr 2016) überwiegend folgende zugelassene Kombinationstherapien, in Übereinstimmung mit der deutschen Leitlinie eingesetzt. Bei Genotyp 1 ( über 8 / 12 / 24 Wochen): Sofosbuvir 400mg + Ledipasvir 90mg in einer Tablette (HARVONI®) 1x tgl. +/- Ribavirin (gewichtsadaptiert 1200mg/d bei > 75 kg, 1000mg bei < 75kg) oder Dasabuvir 250mg (EXVIERA®) 1-0-1 + Paritaprevir 75mg/Ritonavir 50mg + Ombitasvir 12,5mg = 1 Tablette (VIEKIRAX®) 2-0-0 +/- Ribavirin (gewichtsadaptiert 1200mg/d bei > 75 kg, 1000mg bei < 75kg) Bei Genotyp 2 ( über 12 Wochen): Sofosbuvir 400mg (SOVALDI®) 1x tgl. + Ribavirin (gewichtsadaptiert 1200mg/d bei > 75 kg, 1000mg bei < 75kg) Bei Genotyp 3 ( über 24 Wochen): Sofosbuvir 400mg (SOVALDI®) 1x tgl. + Ribavirin (gewichtsadaptiert 1200mg/d bei > 75 kg, 1000mg bei < 75kg) oder über 12 / 24 Wochen Sofosbuvir 400mg (SOVALDI®) + Daclatasvir 90mg (DAKLINZA®)1x tgl. +/- Ribavirin (gewichtsadaptiert 1200mg/d bei > 75 kg, 1000mg bei < 75kg) Bei Genotyp 4: (über 12 Wochen): Sofosbuvir 400mg + Ledipasvir 90mg in einer Tablette (HARVONI®) 1x tgl. +/- Ribavirin (gewichtsadaptiert 1200mg/d bei > 75 kg, 1000mg bei < 75kg) oder Paritaprevir 75mg/Ritonavir 50mg + Ombitasvir 12,5mg = 1 Tablette (VIEKIRAX®) 2-0-0 +/- Ribavirin (gewichtsadaptiert 1200mg/d bei > 75 kg, 1000mg bei < 75kg) Bei Genotyp 5+ 6 (über 12 Wochen): Sofosbuvir 400mg + Ledipasvir 90mg in einer Tablette (HARVONI®) 1x tgl. Die neuen Medikamente in der Hepatitis C-Therapie sind meist gut verträglich mit Hauptnebenwirkungen i.S. von Kopfschmerzen, Müdigkeit, seltener Übelkeit, geringen Stimmungsschwankungen u.a. Ganz wichtig ist jedoch die Überprüfung von möglichen Wechselwirkungen mit Ihrer Dauertherapie durch den behandelnden Arzt vor Therapiebeginn und während der antiviralen Behandlung die konsequent notwendige Rücksprache mit dem behandelnden Arzt, bevor ! neue Medikamente von anderen Kolleginnen und Kollegen (z.B. Zahnarzt) (z.B. Antibiotika, Schmerzmedikamente) zusätzlich eingesetzt werden. Sonst könnten in seltenen Fällen lebensbedrohliche Komplikationen auftreten. Da es aufgrund der Vielfalt der aktuell zur Verfügung stehenden direkt antiviral wirksamen Substanzen und Substanzklassen (Polymeraseinhibitoren, Proteaseinhibitoren, NS5A-Inhibitoren) nicht einfach ist, die individuell richtige Therapie auszuwählen, sollten ausschließlich in der Leberheilkunde erfahrene Ärztinnen/Ärzte eine solche Therapie bei chronischer Hepatitis C durchführen. Das Spektrum der direkt antiviral wirksamen Substanzen für die Behandlung der chronischen Hepatitis C wird im Laufe des Jahres 2016 um Elbasvir 50mg + Grazoprevir 100mg in einer Tablette (ZEPATIER®) und eine Kombination aus Sofosbuvir 400mg + Velpatasvir 100mg in einer Tablette erweitert. Allgemeine Maßnahmen: Als allgemeine Maßnahmen ist allen Patientinnen/Patienten mit chronischer Hepatitis C eine gesunde fettarme Ernährung und ein maßvoller Umgang mit alkoholischen Getränken zu empfehlen. Der behandelnde Arzt sollte eine gezielte Auswahl von leberschonenden Medikamenten bei Notwendigkeit einer anderweitigen Therapie (z.B. zur Behandlung eines erhöhten Blutdruckes) treffen. Zusätzlich sollten sich Patientinnen/Patienten mit chronischer Hepatitis C gegen Hepatitis A und Hepatitis B impfen lassen, sofern keine Immunität gegen diese beiden Hepatitisviren besteht (vorherige Laboruntersuchung erforderlich). Wenn Sie an weiteren Informationen über dieses Krankheitsbild interessiert sind, stehen wir für Fragen gerne zu Ihrer Verfügung. Auch halten wir für Sie darüber hinaus eine ausführliche Informationsbroschüre zu Ihrer Verfügung. Dres. Th. Eisenbach / K.-G. Simon / G. Schwarz / Th. Block und Mitarbeiterinnen