KATALOG - Galerie Kunst der Antike

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KATALOG
ÄGYPTISCH
Stele des Djehoutihermaktouf
Kornosiris
Kopf des Gottes Bes
STELE DES
DJEHOUTIHERMAKTOUF
ägyptisch, 19. Dynastie (1290-1224 v. Chr.)
Theben, Deir el Medina, vor 1928 gefunden
Französische Privatsammlung
STELE DES
DJEHOUTIHERMAKTOUF
Das untere Register zeigt einen knieenden Mann auf der Seite, er trägt einen langen Kilt und hebt die Arme in einer Geste
der Anbetung, hinter ihm sieht man auch eine Frau, ebenfalls
knieend. Vor ihnen stehen sieben Spalten Hieroglyphen (Übersetzung J.J. Clére im Jahr 1929 in „Monuments inédits des serviteurs dans la Place de Vérité“ (BIFAO 28, Le Caire, 1929, Seite 173-201, Nr. 2, Tafel I,2): „Bewundert Amun-Ra, König aller
Götter, riecht die Erde vor Toeris, der wundervollen, so dass sie
mir das Leben geben, Gesundheit und Kraft, Geschicklichkeit,
Gefälligkeiten und Liebe, eine (schöne) Existenz [...], vereint mit
der Kraft, mit der Freude des Herzens [...] dem Bösen, und dem
Genuss, eine Existenz zu verbringen [...] alles was die Götter
machen um[...] seine Arbeit für seinen Meister, für den Diener in
der Stätte der Wahrheit (Deir el-Medineh) im großen Westen von
Thèbes Djehoutihermaktouf, wahre Stimme (spricht die Wahrheit?), [...] Restauriert im Auftrag seines Herren […]“ Das obere
Register zeigt einen Teil eines Sockels wo die Türe noch sichtbar ist.
Der Name DJEHOUTIHERMAKTOUF taucht, neben dieser Stele,
auch auf einem Ostrakon mit der Kartusche Ramses II auf, welches der französische Archäologe B. Bruyére im Jahr 1929 in
einem Schacht etwa 200 Meter nordöstlich des Heiligtums des
Amun in Deir el-Medina entdeckte.
In diesem Schacht wurden insgesamt über 5.000 Ostraka geborgen, darunter private Briefe, Abrechnungen, Skizzen und
Gerichtsprotokolle. Dieser Fund hat sehr zur Erforschung der
damaligen Verhältnisse der Bewohner und zum Gesamtverständnis des Lebens der Bevölkerung im Alten Ägypten beigetragen.
In Deir el-Medina, der Arbeitersiedlung im Süden von ThebenWest wohnten die Arbeiter und Künstler, welche die Gräber im
Tal der Könige schufen, mit ihren Familien. Hier lebten und
wirkten unter anderem aber auch der Verbrecher Paneb, der
Schreiber Ramose, sein Nachfolger und Adoptivsohn Kenherchepechef und dessen Ehefrau Naunachte.
Direkt neben der Siedlung befinden sich (westlich und östlich)
die Friedhöfe der Arbeiter. Die Gräber stammen aus der 18., 19.
und 20. Dynastie. Die Wände sind mit Malereien geschmückt,
die in der Qualität ihrer Ausführung an die Königsgräber jener
Zeit heranreichen und dadurch den damaligen Standard der Adligengräber Westthebens überragen.
B. Bruyére, der ebenfalls diese Nekropolen erforschte, stieß
dort auch auf das Grab des DJEHOUTIHERMAKTOUF. In einer
Korrespondenz aus dem Jahr 1966 bestätigt B. Buyére dem
Ägyptologen J.J. Clére die Datierung dieser Stele in die Zeit
Ramses II.
Literatur: Monuments inédits des serviteurs
dans la Place de Vérité“ (BIFAO 28, Le Caire, 1929,
Seite 173-201, Nr. 2, Tafel I,2)
Götter - Paraonen
KORNOSIRIS
IN FALKENFÖRMIGEM
HOLZSARKOPHAG
ägyptisch, Spätzeit - Ptolemäerzeit
möglicherweise noch 26. Dynastie (664-525 v. Chr.)
möglicherweise Fayum
Französische Privatsammlung
verkauft - keine Annahme mehr möglich
KORNOSIRIS
IN FALKENFÖRMIGEM
HOLZSARKOPHAG
Bedeutender Kornosiris mit Atefkrone, Uräusschlange und
rituellem Götterbart im Holzsarkophag des hier mumienförmig dargestellten chthonischen Falkengottes Sokar.
Kopf und Krone des Osiris sind aus bemaltem Bienenwachs.
Diese Technik setzt mit Beginn der Spätzeit ein. Für die grüne
Hautfarbe wurde Malachit, für die Konturen und Details
schwarzes Pigment verwendet. In der altägyptischen Farbsymbolik steht das Grün, die Farbe der neuen Vegetation und der
Fruchtbarkeit, für die Todesüberwindung. Auch das Schwarz ist
ein Ausdruck von Leben spendender Fruchtbarkeit: zog sich der
Nil nach seiner jährlich wiederkehrenden Überschwemmung
wieder in sein Flussbett zurück, ließ er auf den Feldern fruchtbaren schwarzen Schlamm zurück.
Von der feinen Vergoldung der Federfleckenzeichnung des Falkenkopfes durch Auripigment, aufgetragen auf dem durch einen
schwarzen Harzüberzug erzeugten Grund, sind noch Spuren
vorhanden. Die Mumie erinnert dadurch an die Gruppe “gelbe
Dekoration auf schwarzem Grund + Gold oder Wachsmaske +
PT368 und 369“, die nach neuesten Vermutungen aus dem Fayum stammt, Raven aber noch als Tinha und Tuna Gruppe bezeichnete und von Centrone in Meidum vermutet wird. PT368
und 369 sind beides Pyramidensprüche für Osiris. Diese treten
ab der 26. Dynastie im Fayum auf Särgen auf. Vergleichsbeispiele dieser speziellen Kornmumiengruppe befinden sich im
Metropolitan Museum of Art, dem Berliner Museum sowie in
Tübingen. Ein weiteres diesem Typ nahestehendes Exemplar,
ohne Pyramidensprüche, dafür mit figuralen Darstellungen,
befindet sich in der Sammlung des Rosicrucian Egyptian Museum. Der Falkensarkophag dort ähnelt dem vorliegenden Exemplar. Er wird in die 27./28 Dynastie datiert.
Unsere vorsichtige Datierung in die 26. Dynastie erfolgt auf
Grund von stilistischen Merkmalen, sowie Vergleichsbeispielen. Die feine künstlerische Ausführung zeigt weiters das
Streben danach sich wieder an der Kunst und Kultur des mittleren Reichs zu orientieren. Die 26. Dynastie, auch Saitenzeit
genannt, ist eine Epoche der ägyptischen Renaissance, in der
das Fürstenhaus von Sais im Delta, die assyrische Oberhoheit
abschüttelt, in Oberägypten kuschitische Relikte in ein Gesamtreich integriert und als dieses noch einmal versucht in bewußtem Rückgriff auf die Vergangenheit sich als Großmacht zu
präsentieren.
Kornmumien scheinen seit dem mittleren Reich im Zuge der
Feste im Monat Choiak (4. Monat der Nilüberschwemmung), in
dem die wichtigsten Kulthandlungen zu Ehren Osiris gefeiert
wurden, verwendet worden zu sein. Sie dienten der periodischen Erneuerung der Vegetation und der Wiederauferstehung
der Toten. (Korn-­Osiris, Sargtexte IV 169 “Ich lebe, ich sterbe, ich bin die Gerste, ich vergehe nicht”). Ab der 18. Dynastie
taucht in den Gräbern zunächst hochgestellter Persönlichkeiten der sog. Kornosiris auf. Es handelte sich dabei um eine
kleine Figur in Osirisform, die mit Erde und Korn gefüllt wurde.
Durch Bewässern keimen die Körner und symbolisieren so ein
Weiterleben nach dem Tod.
Ab dem späten Neuen Reich sind rituelle Bestattungen von
Kornmumien konkret belegt; zunächst als Einzelgräber in eher
lockerer Art, zunehmend aber in Form aufwendiger unterirdischer Katakomben.
Die Kombination von falkenköpfigem Holzsarkophag und Figur,
also eine tiefgreifendere Verschmelzung zwischen den Totengöttern Osiris und Sokar (so auch Sokar-Osiris genannt), ist als
besonere Unterkategorie des Typus Kornmumie, bzw. Kornosiris zu betrachten und geschieht während der späten dritten
Zwischenzeit (2. Hälfte 8. Jhdt. v. Chr.). Ab nun, und bis zum
Ende der griechisch-römischen Zeit, finden auch die Figuren
des Kornosiris im Falkensarkophag in verschiedenen Ausarbeitungen und mit unterschiedlichem Dekor bei den Osirismysterien und im Grabbrauchtum Ober- und Mittelägyptens rituelle
Verwendung.
Kornmumien, gleich welchen Typs, wurden immer gemacht um
das Wiederaufleben der Natur und ein Weiterleben der Götter
sowie der Sterblichen im Jenseits zu garantieren. Magie war
ebenso Teil dieser Rituale, wie die Kornmumien selbst ein
übernatürliches Artefakt für die Wiedergeburtsbezeugungen
gewesen seien müssen. Die erhaltenen Kornmumien, die die
Ägypter als Chontamentifigur bezeichnet haben, bzw. die selteren Darstellungen des Kornosiris im Falkensarkophag, sind
von unterschiedlichen Fundplätzen dokumentiert. Die bekanntesten sind Tuna el-Gebel, Tihna el-Gebel, Fayum, Theben und
El Sheikh Fadl.
Die ersten Exemplare des Kornosiris im Falkensarkophag,
zum großen Teil aus Theben stammend, gelangten zu Beginn
des 19. Jhdts. im Zuge des Napoleonfeldzuges, sowohl in den
Louvre als auch in den Privatbesitz von Feldzugsteilnehmern.
Die alten Beschriftungen, bzw. Sammlungsetiketten des vorliegenden Stückes lassen auch hier die Vermutung zu, dass dieser
Kornosiris ursprünglich vom Napoleonfeldzug nach Frankreich
mitgebracht wurde. Es gibt aber keine konkreten Beweise und
ist deswegen derzeit reine Spekulation.
Osiris ist der ägyptische Gott des Jenseits, der Wiedergeburt
und des Nils. Sein Hauptkultort war Abydos. Der falkenköpfige Sokar ist in seiner Hauptfunktion ein ägyptischer Totengott.
Sokar wurde genau wie Ptha als Schutzherren von Memphis
verehrt. Sie wurden mit der Zeit miteinander verschmolzen zu
Ptah-Sokar. Ptah-Sokar behielt die Gestalt von Sokar bei. Er
wurde als Mensch mit Falkenkopf abgebildet. Sokar wirkt mit
Ptah zusammen. Gemeinsam führen sie das Ritual der Mundöffnung beim Toten aus.
Sehr viel enger griff die Beziehung zwischen Sokar und Osiris.
Das konnte nicht ausbleiben, da sich beide im Kern ihres Wesens stark ähnelten. Da Osiris wesentlich mächtiger als Sokar
war, wurde Sokar als Erscheinungsform des Osiris gesehen.
Man nannte ihn Sokar-Osiris oder auch Ptah-Sokar-Osiris.
Auch in dieser Form behielt Sokar seine Gestalt der falkenköpfigen Darstellung bei. Manchmal wird sein Leib mumienförmig
dargestellt, um ihn Osiris anzunähern.
Literatur: Kornmumien aus dem Fayum? Ein Kornosiris in
falkenförmigem Holzsarkophag
Corn-Mummies
A Cornmummy Decoded
Einige Inschriften auf Särgen des Korosiris
Egyptian corn mummies: A class of religous artefacts
Die ägyptischen Jenseitsvorstellungen im alten Ägypten
KOPF DES
GOTTES BES
ägyptisch, makedonisch-ptolemäische Dynastie (332-31 v. Chr.)
möglicherweise Ost-Delta, Tell Basta
Deutsche Privatsammlung
KOPF DES
GOTTES BES
Kalksteinkopf des ägyptischen Gottes Bes. Das fratzenartige
Gesicht mit heraushängender Zunge, dicken Bartzotteln,
löwenähnlichen Ohren und weit offenen Augen ist typisch für
diesen, zur Abwehr vieler Gefahren dienenden, Gott. Die im
Gegensatz zu früheren Darstellungen schon menschlicher
wirkenden Gesichtszüge sind signifikant für den hellenistischen Einfluß in griechisch-römischer Zeit.
Besdarstellungen als architektonisches Element sind seit der
kuschitischen Dynastie sehr beliebt und in einem Mammisi oder
bei Tempeln, die mit einem Geburtsgott in Verbindung stehen,
nachweisbar. Auch ganze Steinskulpturen des Bes sind bekannt. So fand sich eine einen Meter hohe Statue des Gottes in
einer Kapelle des Serapeums in Sakkara, die in die 30. Dynastie datiert wird. Bei dem vorliegenden Stück könnte es sich um
einen Kopf solch einer Statuette, oder ein Bildhauermodell handeln.
In der ägyptischen Götterwelt gilt Bes als Schutzgott, der seinen Schutz während der Nacht ausübte. Er schützte die ihn verehrenden Personen vor gefährlichen Wüstentieren, die er mit
Messern vernichtete. Darunter insbesondere Schlangen, weswegen Bes auch oft als Schlangenwürger oder Schlangenverschlinger dargestellt wurde. Er wird jedoch ebenfalls als Gott
der Zeugung und der Geburt angesehen und seine Abbildungen
sind deshalb häufig in Frauengemächern und an den Kopfenden
von Betten (insbesondere Hochzeitsbetten) zu finden. Er sollte
einerseits böse Geister vom Haus fernhalten und galt damit anderseits aber auch als Beschützer der Schwangeren, Wöchnerinnen und Neugeborenen. Allmählich wuchs er als Schutzgott
des Gotteskindes - also der Nachkommen des Königs (Pharao)
- empor. So zählte Bes beispielsweise zu den Göttern, die bei
der Geburt von Königin Hatschepsut anwesend waren.
Literatur: Götter - Pharaonen
The Bes-Image in Pharaonic Egypt
Egyptian Sculpture
GRIECHISCH
Fischteller des Augenbrauen-Malers
Lekane des Unterwelt-Malers
Kore des strengen Stils im dorischen Peplos
FISCHTELLER
DES AUGENBRAUEN-MALERS
nordapulisch (320-310 v. Chr.)
möglicherweise Canosa
Deutsche Privatsammlung
Rotfiguriger, apulischer Fischteller des Augenbrauen-Malers.
Die Zuweisung erfolgte durch Ian McPhee und Professor A.D.
Trendall.
Die dargestellten Fische werden in der Regel Marmorbrassen
genannt. Da diese jedoch eine geteilte Schwanzflosse aufweisen, dürfte es sich bei dieser Darstellung um drei Serraniden
(Zackenbarsche) handeln. Typisch für den Augenbrauen-Maler
sind neben der omegaförmigen Brauengestaltung die drei
Maul- und Kiemenstriche, sowie die Flossen und das Muster in
der Vertiefung. Als Seltenheit darf auf jeden Fall die Efeuranke
am Rand gesehen werden. Diese kommt normalerweise auf paestanischen Fischtellern vor.
verkauft - keine Annahme mehr möglich
Über den Gebrauch der Fischteller besteht bis heute keine Einigkeit: Aufgrund der Bemalung wurde zunächst an eine Funktion als Vorlegeteller für Fischspeisen gedacht. In Verbindung
mit der Meeresmotivik hat man immer wieder auch Jenseitsdeutungen erwogen. Fische und ihr Lebensraum, der Okeanos,
seien als Symbol für die Grenzen der Welt und den damit verbundenen Übergang vom Diesseits in die „Gefilde der Seligen“,
das Elysion, zu interpretieren. Ein Graffito auf der Unterseite
eines Exemplares aus Olynth hat sogar dazu geführt, dass D. M.
Robinson und N. Kunisch den Fischtellern eine besondere Verwendung im Rahmen des Symposions, nämlich dem Kottabos,
zugewiesen haben. Diese Theorie wird aber allgemein als die
unwahrscheinlichste angesehen.
Literatur:
Greek Fish-Plates
Die Fischteller der Sammlung Florence Gottet
ROTFIGURIGE
LEKANE DES
UNTERWELTMALERS
nordapulisch (325-320 v. Chr.)
möglicherweise Canosa
Belgische Privatsammlung
ROTFIGURIGE LEKANE DES
UNTERWELT-MALERS
Apulische, rotfigurige Knopfhenkelschale des Unterwelt-Malers. Dionysos sitzt in Dreiviertel-Ansicht nach links. Er hält
einen Thyrsosstab in seiner rechten Hand und eine Phiale in
seiner linken. Er blickt aufwärts zu einem Satyr, der links auf
einem felsigen Vorsprung steht, sich auf einem Thrysosstab
aufstützt und den Gott mit einem Kranz bekrönt. Darunter eine
liegende Ziege und ein Alabastron in aufgelegtem Gelb-Weiss.
Links eine Mänade in entspannter Pose, von hinten dargestellt.
Sie legt ihren linken Arm auf den Rand eines Waschbeckens
auf einem Sockel. Mit ihrer rechten Hand streckt sie eine flammende Fackel über den Kopf des Dionysos. Die Figuren stehen
über einem Eierstab. Im Abschnitt darunter ein Blumenmotiv.
Die zentrale Szene ist von einem Wellenmuster umgeben. Unterhalb des Randes eine Zone von Weinblättern in aufgelegter
Farbe. Aussen: Ein sitzender Eros, der eine Cista hält. Eine
sitzende Frau mit einer Cista in ihrer rechter Hand und einem
Spiegel in der linken. Palmetten-Komplexe unterhalb der Henkel. Das Gefäss ist mit sechs Noppen versehen. Vier sind am
Rand befestigt, zwei an den Henkeln.
Der Unterwelt-Maler war ein apulischer Vasenmaler und bedeutender Vertreter des reichen Stils der Unteritalischen
Vasenmalerei. Seine Werke werden in die zweite Hälfte des
4. Jahrhunderts v. Chr. datiert. Der Unterwelt-Maler gilt als
Nachfolger des Dareios- Malers, in dessen Werkstatt er seine
Karriere begann und die er entweder später übernahm oder
zumindest als einflussreicher Handwerker mitprägte. Seinen
Notnamen erhielt er aufgrund einer Namenvase, auf der er
Hades und Persephone in ihrem Palast in der Unterwelt zeigt.
Die stilistische Nähe zum Dareios-Maler zeigen drei sehr große
Lekythen, die als Frühwerk des Malers gelten. Die Bildkompositionen und der mythologische Inhalt sind denen des DareiosMalers recht nahe, auch die Wiedergabe von Gewändern und
Gesichtern erinnert an ihn.
Die Ziege, ein wichtiges Symboltier des Dionysos, könnte hier
auch an die Nymphe Amaltheia erinnern, die in eine Ziege verwandelt, den Gott als Kind ernährte und großzog. Amaltheia,
deren Name „Göttliche weiße Ziege“ bedeutet, besaß ein Füllhorn mit guten Gaben, und daher ist es leicht, in ihr eine ursprüngliche Form der Großen Mutter zu erkennen, die dann zur
Nymphe herabgestuft wurde.
Literatur:
Apulian Red-Figured Paterae with Flat or Knobbed Handles
Corpus vasorum antiquorum, Kestnermuseum
The Red-Figured Vases of Apulia
Rotfigurige Vasen aus Unteritalien und Sizilien
Das Gegenstück zu unserer Schale befindet sich in der Sammlung der Kestnermuseums.
KORE DES
STRENGEN STILS
IM DORISCHEN
PEPLOS
attisch (450-440 v. Chr.)
Schweizer Privatsammlung
KORE DES
STRENGEN STILS
IM DORISCHEN
PEPLOS
Aufrecht stehendes Mädchen. Das Gewand ist untergürtet, Kolpos und Apoptygma sind gut zu sehen. Die nackten Füße ruhen
auf einer fast quadratischen Basis. Beide Arme hängen dicht an
der Körperflanke herab, in der linken hält sie eine Phiale, in der
rechten eine Frucht. Der Kopf sitzt streng frontal auf dem langen, kräftigen Hals. Das Gesicht von gestrecktem, ovalem Umriss, zeigt klar geformte Züge. Das Haar rahmt in Wellen Stirn
und Schläfen. Sie trägt einen Sakkos. Reste der ursprünglichen
Bemalung (rot, blau) auf cremefarbener Engobe erhalten.
Diese Terrakotte gehört zu einem Typus strengen Stils, der in
Athen entstanden, aber auch in Böotien, auf der Peloponnes, in
Kleinasien, in Rhodos und auf Sizilien nachgeformt und umgebildet worden ist.
Das vorliegende Stück ist aufgrund seiner Ähnlichkeit mit den
Skulpturen des Zeustempels von Olympia und einem Skulpturenkopf des Pantheon um 450-440, also kurz nach dem Beginn
dieses Typus zu datieren. Es entspricht Poulsens attischem,
stehenden Typ II.
Derartige Terrakotten eignen sich besonders gut zu einer Weihung in einem Heiligtum, aber auch als Grabbeigabe fanden
solche Figuren Verwendung. Vergleichsbeispiele befinden sich
unter anderem im British Museum oder dem Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg.
Literatur: Katalog der Antiken
Antiken aus rheinischem Privatbesitz
Terracottas in the British Museum
Tonfiguren aus dem Altertum
Der strenge Stil
KOPF EINES
JÜNGLINGS
späthellenistisch (2. Jhdt. v. Chr.)
nach wohl polykletischem Vorbild des 5. Jhdt. v. Chr.
möglicherweise Kopf des Doryphoros
Österreichische Privatsammlung
KOPF EINES
JÜNGLINGS
Späthellenistische Kopfreplik eines wohl polykletischen Vorbilds des 7. Jahrzehnts des 5. Jhdt. v. Chr. Der Kopf ist möglicherweise eine summarisch gearbeitete, gegenüber dem Original vor allem in der Haargestaltung vereinfachte Kopie des
sog. Doryphoros. Die angedeutete Spinne, die Spangenlocken,
sowie deren Anordnung und die leicht, geneigte Kopfhaltung
nach rechts lassen an dieses polykletische Werk denken.
Polyklet (480 v. Chr. - Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr.) war
einer der bedeutendsten griechischen Bildhauer der griechischen Antike. Seine Hauptschaffenszeit umfasst die Jahre von
etwa 460 v. Chr. bis 420 v. Chr., in denen er zahlreiche Bronzestatuen schuf, die noch Jahrhunderte nach seinem Tod gerühmt wurden. Von seinem Werk sind keine Originale erhalten,
lediglich in Olympia wurden zwei Basen polykletischer Statuen gefunden, ohne dass man sagen kann, Polyklet selbst habe
an diese Basen Hand angelegt. Er verfasste eine theoretische
Schrift, in der späteren Literatur Kanon genannt.
Der Doryphoros steht im Mittelpunkt jeder Beschäftigung mit
dem polykletischen Kanon. Ein Zitat aus dem Kanon besagt,
dass das Schöne, Gute, Richtige aus vielen Zahlen bestehe. Der
Kanon war also eine auf Maßen und Maßverhältnissen beruhende Proportionslehre oder schloss sie ein. Auf den polykletischen Kanon haben sich nicht nur antike Künstler bezogen.
Auch Philosophen und Ärzte haben sich auf ihn berufen, wenn
sie sagen wollten, dass ein Grundsatz ihrer eigenen Wissenschaft eine allgemeine Gültigkeit besitze. Die antiken Quellen
deuten darauf hin, dass das rechte Maß (nicht zu groß, nicht zu
klein, nicht zu dick nicht zu dünn) nicht nur durch Zahlen zu gewinnen und nicht nur in den Körperformen zu gewinnen war.
Auch Haltung eines Menschen, Gefühlsausdrücke und andere
Dinge können ein rechtes Maß zum Ausdruck bringen.
Tatsächlich verkörpert der Doryphoros das rechte Maß in jedem Sinn, in den Körperformen wie in der Haltung, die auch ein
geistiger Ausdruck ist. Erst dadurch, nicht allein durch ideale
Körpermaße konnte er das Musterwerk der griechischen Plastik werden.
Zum Kanon gehört auch die Wahl des Themas, die Nacktheit
und das Lebensalter, das Doryphoros in den ersten Mannesjah-
ren zeigt, nicht zu jung und nicht zu alt. Nicht eine oder andere
Hälfte des Lebens, sondern seine Mitte ist hier das rechte Maß.
Lebensalter und Körpermaße befinden sich in einer ausgleichenden Mittellage.
Bei der Haltung hingegen sind die Gegensätze festgehalten, die
sich im Ganzen ausgleichen: Ruhe und Bewegung, Spannung
und Entspannung und Hebung und Senkung. Der bekannteste Ausdruck dieses Spiels der Gegensätze ist der Kontrapost.
Nicht nur Stand- und Spielbein, sondern alle Bewegungsmotive
von Kopf bis Fuß sind beim Doryphoros kontrapostisch entgegengesetzt. Der Doryphoros steht nach allen Seiten ausgeglichen da, in vollkommender Harmonie, die auf dem Gleichgewicht von Gegensätzen beruht.
Mit dem Doryphoros hat Polyklet die griechische Kunst in eine
neue Welt erhoben. Bis dahin hatte sich die Plastik von der archaischen Starre zu einer freien Ponderation entwickelt, die der
natürlichen Weise zu stehen und sich zu bewegen entsprach.
Auch der Doryphoros scheint vollkommen natürlich dazustehen. Zugleich verkörperte er jedoch ein Gesetz, das für die
Griechen universelle Gültigkeit besaß, das Gleichgewicht der
Kräfte oder der Gegensätze, ihre gegenstrebige Harmonie.
Diese entsprechen auch Grundsätzen griechischer Philosophie
und Kunst, z. B. Aristoteles’ Tugenddefinition.
Mit dem Doryphoros hat Polyklet der griechischen Plastik eine
neue Aufgabe gestellt und sie über alles erhoben, was sie bisher geleistet hatte. Der Doryphoros stellt nicht nur einen Lanzenträger dar, (wahrscheinlich Achilleus) wie andere Statuen
einen Athleten, Heros oder Gott, dessen Wesen sie erfassen
sollen, sei es mit Hilfe von Attributen oder durch ihre bloße
Gestalt. Bei ihm verwirklicht sich zugleich und vollkommen ein
Gesetz, das für die Griechen den Rang nicht nur eines allgemeinen Kunstgesetzes, sondern eines Weltprinzips besaß.
Die Statue des Doryphoros gilt als Vorbild für den Augustus von
Primaporta (1. Jahrhundert v. Chr.).
Literatur:
Arachne Köln
Polyklet
RÖMISCH
Torso einer Venusstatuette
Bronzestatuette der Minerva
Bronzestatuette des jugendlichen Dionysos
TORSO EINER
VENUSSTATUETTE
römisch, kaiserzeitlich
Österreichische Privatsammlung
Die nackte Göttin steht auf dem rechten Bein, das linke ist zurückgesetzt. Der etwas gedrungene Körper schwingt in der
rechten Hüfte leicht aus. Die Brust ist klein gebildet. Der rechte
Arm ist abgewinkelt nach vorne gestreckt, die Hand hielt möglicherweise eine Patera.
Der linke Arm ist angewinkelt, die Hand fällt etwas herab. Daumen und Zeigefinger hielten wohl ursprünglich den Apfel.
Reste der auf die Schultern herabfallenden Lockenwellen noch
erhalten.
Venus war die römische Göttin der Liebe, des Verlangens und
der Schönheit. Das ihr beigeordnete Tier ist der Delphin, da dieser in der Antike als Symbol für Liebe und Philanthropie galt.
Literatur:
Die römischen Bronzen aus Deutschland
LIMC II,1,161
Die Götter der Römer
BRONZESTATUETTE DER
MINERVA
römisch (2./3. Jhdt. n. Chr.)
Fundort: Carnuntum
Österreichische Privatsammlung
Die Göttin ist mit Chiton und übergeworfenem Mantel bekleidet,
der nur auf der linken Schulter aufliegt und die Brust frei läßt.
Dort sieht man einen Teil der Ägis mit angedeuteten Gorgoneion.
Der Mantel bildet zur rechten Hüfte verlaufend einen langen
und dichten Wulst. Auf dem Haupt trägt die Göttin einen korinthischen Helm mit hohem Helmbusch. Das Haar, gescheitelt,
quillt unter dem Helm hervor. Die erhobene linke hielt wohl den
Speer, die gesenkte, nach vorn gestreckte Rechte wahrscheinlich eine Phiale.
Die Römer betrachteten Minerva als Beschützerin der Handwerker und des Gewerbes. Die Göttin wurde mit der griechischen Athene gleichgesetzt und so auch Schutzgöttin der
Dichter. Minerva war die Göttin der Weisheit, der taktischen
Kriegsführung, der Kunst und des Schiffbaus sowie Hüterin des
Wissens.
Literatur:
Die Götter der Römer
Die römischen Bronzen aus Deutschland
BRONZESTATUETTE DES
JUGENDLICHEN
DIONYSOS
vom Typ Ala nach Manfrini-Aragno
römisch (3. Jhdt. n. Chr.)
Typ orientiert sich an griechischen Vorbildern des 4. Jhdts. v. Chr.
Schweizer Privatsammlung
Bronzestatuette des jugendlichen Dionysos, stehend im Kontrapost, der nur mit der Nebris (braunes, hell geflecktes Fell
des Hirschkalbes), als Schutz vor der ihm nach dem Leben
trachtenden Hera, und seinen Stiefeln bekleidet ist. Er neigt
sein Haupt leicht schräg nach rechts und blickt scheinbar versonnen, fast müde vor sich hin. Mit seiner erhobenen linken
hält er den Thyrsos und der nach unten hängenden rechten den
Kantharos. Sein langes Haar, kunstvoll am Hinterkopf zu einem
Knoten zusammengebunden, entlässt er in langsträhnigen Locken auf die Schultern. Er trägt weiters den für ihn typischen
üppigen Kranz aus Wein- und Efeublättern mit Weintrauben und
Korymben als Kopfschmuck. Körpergestalt und Attribute wie
der Kranz aus Wein- und Efeulaub, sowie der Kantharos erweisen den dargestellten Gott als Dionysos-Bacchus.
Dieser Statuette wiederholt eine bekannte und beliebte Gruppe von Dionysosstatuen der römischen Großplastik, die sich an
griechischen Vorbildern des 4. Jahrhunderts v. Chr. orientiert
hat, jedoch eine römische Erfindung war. Nach der Typologie,
erstellt von Manfrini-Aragno, entspricht unsere Statuette dem
Typ Ala. In der Großplastik wäre ein Baumstumpf, an dem eine
Rebe emporwächst, als Statuenstütze im Hintergrund. Rechts
vom Gott sitzt oft ein kleines zu seinem Herrn aufblickendes,
oder in eine Traube beißendes Pantherweibchen. Der Gott ist
in der Großplastik meist bis auf den Haarschmuck nackt dargestellt.
Literatur:
The Morven Collection of Ancient Art, Nr.: 514
Catalogue of the Greek, Etruscan and Roman Bronzes, Nr.: 83-8
Die Götter der Römer
Die Götter der Griechen
Bacchus dans les Bronzes Hellénistiques et Romains
Arachne Köln
LIMC IV, 2, Taf. 615
ETRUSKISCH
Bronzestatuette des Hercle
BRONZESTATUETTE DES
HERCLE PROMACHOS
etruskisch (5.-3. Jhdt. v. Chr.)
möglicherweise sabellisch
Österreichische Privatsammlung
Diese fein modellierte Statuette könnte auch eine andere Gottheit wie zum Beispiel Zeus, oder einen Krieger darstellen. Wir
interpretieren diese Kleinplastik aber vorsichtig als Hercle.
Der weit ausschreitende Hercle, das etruskische Pendant zum
griechischen Herakles, hielt in der rechten erhobenen Hand
eine, heute nicht mehr erhaltene Keule, mit der er wohl zum
Schlag ausholt. Über dem nach vorn gestreckten linken Arm
hing sein, ebenfalls nicht mehr erhaltenes Löwenfell. Sein Gesicht mit den mandelförmigen Augen, der hakenförmigen Nase,
sowie Körperbau und Haltung, sind im Vergleich zu anderen
Statuetten dieses Typs, aufwendig modelliert.
Herakles, „Der, der sich an Hera Ruhm erwarb“, lateinisch
Hercules ist ein für seine Stärke berühmter griechischer
Heros, dem göttliche Ehren zukamen und der in den Olymp
aufgenommen wurde. Er war Heil- und Orakelgott, Beschirmer
der Gymnasia (Sportstätten) und Paläste. Er war ein Schützling der Athene (Schutzgöttin von Athen). Seine Attribute sind
das Fell des Nemëischen Löwen, Keule, Bogen und Köcher.
Um Herakles ranken sich diverse Sagen. Demnach war er der
Sohn des Zeus und der Alkmene, Zwillingsbruder des Iphikles,
erster Gatte der Megara, zweiter Gatte der Omphale, Gatte der
Deianeira und der Auge und nach seinem Tode Gatte der Göttin
Hebe, außerdem Geliebter der Iole und des Abderos und Vater
zahlreicher Kinder. Herakles war Vetter und Freund des Oionos,
Urgroßvater des Hippotes und des Deiphontes und Vorfahre des
Polyphontes. Sein Ziehvater ist Amphitryon. Über die Genealogie seiner Mutter gehört er zum Geschlecht der Perseiden.
Bei den Etruskern erfreute sich Herakles und sein Kult besonderer Beliebtheit. So kommt Hercle nicht nur als Bronzefigur
sondern auch auf den etruskischen Bronzespiegeln vor.
Literatur:
Sammlung antiker Kleinkunst - Jena
Götter und Helden im antiken Griechenland
Antike Kunst aus den Sammlungen der Justus-Liebig- Universität u. d. Friedrich-
GALERIE KUNST DER ANTIKE STADTPL ATZ 6, A-4840 VÖCKL ABRUCK, TELEFON +43 - 676 72 28 084,
[email protected], W W W.GKDA-ART.COM
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