Kieferorthopädie – Technik

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Begleitskript zum
Kurs der kieferorthopädischen Propädeutik
Inhaltsverzeichnis
VORWORT ................................................................................................................. 3
MATERIAL ................................................................................................................. 4
Obligates Werkzeug ............................................................................................. 4
Fakultatives Werkzeug ......................................................................................... 4
Verbrauchsmaterial .............................................................................................. 4
BIEGEÜBUNGEN ...................................................................................................... 4
Folgende Einzelelemente sollen erstellt werden .................................................. 4
Draht .................................................................................................................... 5
Muster für die Biegeübungen ............................................................................... 5
GEGENSEITIGE ABFORMUNGEN ........................................................................... 6
Folgende Strukturen müssen gut abgeformt sein ................................................ 6
Klinischer Ablauf .................................................................................................. 6
Trimmen der Modelle ........................................................................................... 8
OBERKIEFER - DEHNPLATTE ............................................................................... 10
Konstruktionszeichnung (Beispiel) ..................................................................... 10
Hinweise zur Herstellung ................................................................................... 11
VORSCHUBDOPPELPLATTE ................................................................................. 19
Konstruktionszeichnung (Beispiel) ..................................................................... 19
Hinweise zur Herstellung ................................................................................... 20
AKTIVATOR (II/1) .................................................................................................... 23
Konstruktionszeichnung (Beispiel) ..................................................................... 23
Hinweise zur Herstellung ................................................................................... 24
GEKLEBTE RETAINER ........................................................................................... 29
Technisches Vorgehen ...................................................................................... 29
Begleitskript zum Kurs der kieferorthopädischen Propädeutik, Version 2.3, November 2015
2
Vorwort
Das vorliegende Begleitskript wurde erstellt mit dem Gedanken, den Studentinnen und
Studenten beim Herstellen der technischen Arbeiten im Rahmen des Kurses der kieferorthopädischen Propädeutik einen Leitfaden an die Hand zu geben, der ihnen auch im weiteren Verlaufe des Studiums hilfreich sein soll.
Es beinhaltet praktische Anleitungen über die Konstruktion der kieferorthopädischen Apparaturen, wie sie speziell im Kurs herzustellen sind. Für die Patientenarbeiten in den klinischen Kursen können davon abweichende individuelle Regeln gelten. Wie also jedes wissenschaftliche Schriftstück sollte es nicht dogmatisch befolgt, sondern lediglich als Wegleitung konstruktiv, aber auch kritisch betrachtet werden.
Das Skriptum stellt in keiner Weise einen Ersatz für den Besuch der angebotenen Kursseminare dar, da es nur den technischen Teil abhandelt. Es wird jedoch empfohlen, es
während des Kurses immer dabei zu haben, so dass das Mitschreiben auf ein Minimum
reduziert werden kann.
Es ist geplant, die vorliegende Version kontinuierlich zu überarbeiten und zu verbessern.
Hierfür sind wir auf die konstruktive Kritik von Seiten der Studentenschaft angewiesen
und hoffen daher auf einen regen Gedankenaustausch.
Bonn, im November 2015
Dr. Nikolaos Daratsianos
Kursleiter
Leitender Oberarzt der
Poliklinik für Kieferorthopädie
Autoren:
Nikolaos Daratsianos
Franziska Kroll
Mai-Trinh Winterfeld
Konstantina Papadopoulou
Matthias Kämena
Anne Ziegler
Fachschaft Zahnmedizin
Begleitskript zum Kurs der kieferorthopädischen Propädeutik, Version 2.3, November 2015
3
Material
Obligates Werkzeug
- 1 Schutzbrille
- 1 Kramponzange (z.B. Dentaurum 072-000, Äskulap DP 505) vorne ganz spitz, Branchen müssen geschlossen sein!
- 1 Hohlkehlzange (z.B. Renfert 1223) spitz zulaufender Konus, entsprechend konkave
Gegenbranche!
- 1 Seitenschneider (z.B. Äskulap DP 530 C)
- 1 Fixator oder Okkludator (z.B. von älteren Semestern besorgen!)
- 2 Abdrucklöffel für OK / UK entsprechend der abzuformenden Kiefergröße des Kommilitonen und 1 Mundspiegel (ggf. von dem klinischen Kurs ausleihen)
Fakultatives Werkzeug
KFO-Messplatte nach Prof. Schmuth
Stechzirkel
Metallzentimetermaß, 10 cm
Adererzange
Dentaurum 003-366
(z.B. Seitz & Haag)
(z.B. Everhardts)
Es gibt viele Arten von Zangen, man kann auch Handwerkerzangen in entsprechenden
Größen verwenden. Die Innenseiten der Branchen der Flachzangen sollen geriffelt sein.
Zangen mit Riffelung können bei unsachgemäßer Handhabung natürlich Spuren am Draht
hinterlassen, die wegpoliert werden müssen, doch sind sie vorzuziehen, weil der Draht
nicht so leicht verrutscht. Eine zarte Entschärfung der Zangenriffelung ist evtl. zu empfehlen.
Verbrauchsmaterial
Sammelbestellung vom Semestersprecher anhand der Verbrauchsmaterialliste!
Biegeübungen
Die erste von Ihnen herzustellende Kursarbeit wird als Biegeübung bezeichnet und dient
zum Erlernen des Umgangs mit kieferorthopädischem Draht. Hierbei werden einzelne
Elemente, die später in den Apparaturen eingesetzt werden, zu Übungsaufgaben zusammengefasst. So tauchen die U-Schlaufen aus den „Zäunen“ in den Labialbögen der Geräte
wieder auf. Auch die rechten Winkel werden später benötigt, um die Halteelemente exakt
biegen zu können.
Folgende Einzelelemente sollen erstellt werden
A. Gleichseitige Dreiecke: Größe 2 cm, 3 cm, 4 cm, feinkantig, spitzwinklig
B. Zäune:
1. Rechtecke mit 5 mm Kantenlänge
2. Parallele U-Schlaufen mit 5 mm Kantenlänge
3. U-Schlaufen nach oben und Dreiecke nach unten mit 5 mm Grundlinie
(Satz des Pythagoras, Grundseitenlänge & Höhe 5 mm, d.h. Seitenlänge >
5mm!)
4. U-Schlaufen nach oben und unten abwechselnd mit 5 mm Grundlinie
5. Dreidimensionale Biegeübung, Rechtecke mit 5 mm Kantenlänge, Drahtebenenwinkel 90 °
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4
Draht
Für die Biegeübungen muss 0,7 mm federharter Draht (Chrom-Nickel-Stahl mit hohem
Verformungswiderstand) verwendet werden, entweder von der Rolle oder Stangendraht.
Rollendraht muss vor dem Biegen erst ganz begradigt werden, um sich die Arbeit nicht
unnötig zu erschweren. Alle Biegeübungen müssen plan auf der Tischebene aufliegen, die
Einzelelemente der Biegeübungen identisch sein und den Formansprüchen genügen.
Muster für die Biegeübungen
(dieser Ausdruck ist nicht maßstabgerecht!)
2 cm
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3 cm
4 cm
5
Gegenseitige Abformungen
Folgende Strukturen müssen gut abgeformt sein
-
-
Vestibulum und alle Wangenbänder
Das Vestibulum muss überall in voller Höhe abgeformt sein (wulstiger Verlauf des
Abdrucks), da es u.a. die Ausdehnung kieferorthopädischer Geräte bestimmt und
ein zweifaches Ausgießen des Abdrucks erleichtert.
Lippen und Zungenbänder
apikale Basis
OK: Tuber und Gaumen mit Raphe mediana palatina (zusätzliche Markierungen
nach Abdrucknahme)
UK: retromolare Region mit Alveolarkamm
 Ggf. müssen die Abdrucklöffel mit Kerr-Masse oder blauem Wachs individualisiert
werden („verlängerte Flügel“).
Klinischer Ablauf
-
-
-
Der Patient sitzt aufrecht im Behandlungsstuhl, der Kopf ist abgestützt. Der abzuformende Kiefer soll horizontal liegen, d.h. beim OK ist der Kopf eher nach vorne
und beim UK eher nach hinten geneigt.
Das Alginat muss eine teigige Konsistenz haben (z.B. wie Speiseeis). Wenn es zu
dünnfließend angerührt wird, besteht die Gefahr, dass
1. es vom Löffel in den Rachen fließt und
2. die Weichgewebe nicht genügend verdrängt werden, d.h. das Vestibulum unzureichend erfasst wird.
Aus psychologischen Gründen zuerst den UK abformen (Würgereiz geringer).
Beim Einführen des Löffels den Mund nicht maximal öffnen lassen; die Lippen sollten entspannt sein.
Ein „Durchdrücken“ des Löffels lässt sich nicht immer vermeiden.
Die Lippe sollte in entspanntem Zustand leicht abgehoben werden, um das Lippenbändchen gut abzuformen.
Zum Entfernen des Löffels wird er zunächst dorsal abgehoben. Dabei unbedingt mit
einem Finger zwischen den Zahnreihen die Gegenzahnreihe schützen!
Unterkiefer-Abformung
Nach dem Einführen des Löffels sollte die Zungenspitze leicht an den Gaumen gehoben werden. Anschließend sollte die Zunge leicht herausgestreckt werden, um das
Zungenbändchen abzuformen.
Oberkiefer-Abformung
1. Methode: Zuerst wird der Löffel distal und gleich anschließend vorne angedrückt.
Dabei muss man darauf achten, dass genug Material vor den Frontzähnen vorhanden
ist.
2. Methode: Ein erfahrener Behandler kann den Löffel erst vorne, vor die Frontzähne
ansetzen und mit einer Bewegung gleichzeitig nach posterior schieben und hinten hoch
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drücken. Dies hat den Vorteil, dass genug Material vor den Frontzähnen vorhanden ist.
Allerdings kann Material in den Rachen fließen, da die Löffel in der Regel nicht abgedämmt sind. In diesem Fall sollte man das überschüssige Alginat mit einem Mundspiegel vom weichen Gaumen entfernen.
Bei der Abdrucknahme sollte die Oberlippe abgehalten werden, damit das labiale Vestibulum gut abgeformt werden kann. Ggf. muss das Alginat leicht mit Fingern oder
Daumen an das Vestibulum angedrückt werden (s.u. Foto). Dann wird die Lippe leicht
nach vorne gezogen und auf dem Alginatwulst abgelegt. Es werden keine Funktionsbewegungen durchgeführt!
Nach der Abformung erfolgt die Markierung des dorsalsten Punktes der Raphe palatina
mediana, der im Abdruck noch erkennbar ist, durch Einritzen eines Pfeils, der mit der
Spitze nach anterior zeigt. Dadurch soll später die Raphe auf dem Modell besser erkennbar sein.
Wachsregistrat = Situationsbiss
Rosa Plattenwachs wird über einer Flamme oder im warmen Wasser erwärmt und
meist dreischichtig gefaltet. Anschließend wird die hufeisenförmige (von 7er zu 7er)
Wachsplatte auf den UK aufgelegt, und man lässt den Patienten zubeißen, so dass die
Wachsplatte an den Punkten der Interkuspidation durchgebissen wird. Die Bissnahme
sollte in der Regel in der habituellen IKP des Patienten erfolgen. Nach der Herausnahme aus dem Mund wird der Wachsbiss mit kaltem Wasser gekühlt. Das Registrat
wird mit dem nun abgekühlten, harten Wachsbiss wiederholt und auf Korrektheit überprüft.
 Bei Abgleitbewegungen (habituelle Interkuspidation  Zentrik) muss ein zweites
Wachsregistrat in Zentrik genommen werden!
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Trimmen der Modelle
 Das Modellpaar wird zu den drei Bezugsebenen: Kauebene, Tuberebene und Raphe - Median - Ebene getrimmt.
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Oberkiefer mit Zahnreihe auf Tischebene legen (möglichst viele Kontaktpunkte zum
Tisch). Besteht eine auffallende Supraposition der oberen Front, sollten die Frontzähne dabei die Tischebene überragen! (Modell am Tischrand positionieren).
In ca. 3,2 cm Höhe zur Tischebene eine Linie um den Sockel des Oberkiefers ziehen und bis zu dieser Linie das Modell parallel zur Kauebene trimmen und die Kippel-Kante dorsal wegtrimmen.
Oberkiefer-Rückwand so trimmen, dass sie senkrecht zur Raphe mediana palatina
steht und beide Tubera noch gut erkennbar sind. Die Bläschen auf den Okklusalflächen und die Erhöhung am Ende des Tubers entfernen.
Zusammen mit dem Situationsbiss wird der UK auf den OK gesetzt und seine
Rückwand bündig zu der des OK getrimmt.
Beim zusammengesetzten Modellpaar eine Linie in ca. 6,2 cm Höhe um den UK
ziehen und bis zu dieser Linie das UK-Modell plan trimmen.
Entlang des Zahnbogens des größeren Kiefers das Modellpaar halbellipsenförmig
trimmen, dabei ca. 4-8 mm Rand seitlich vom tiefsten Punkt der Umschlagfalte stehen lassen, d.h. dieser bleibt unversehrt! Wichtig ist, dass die Modellbreite (rechtslinks) 7,9 cm und die Modelltiefe (anterior-posterior) 6,4 cm nicht überschreitet, da
die Modelle später in genormte KFO-Modellkästen eingeordnet werden, die 8 cm
breit und 6,5 cm hoch sind (die Modellpaare werden dabei mit der Rückwand auf
die Basis des Kastens gestellt). Falls nicht alle wichtigen anatomischen Details in
6,4 x 7,9 cm passen, sollten ausnahmsweise die Modelle doch größer werden.
Der dorsale Abschluss des Modellpaares bildet zunächst zu den Seiten einen 90°Winkel. Diese Ecken werden in einem 45°-Winkel zum dorsalen Abschluss weggetrimmt bis eine 1 cm breite Kante entsteht.
Modellpaar fein trimmen und auf glatter Unterfläche schmirgeln (Schmirgelpapier
150). Das Modellpaar muss zum Schluss eine Höhe von 6 cm ± 2 mm aufweisen.
Die Außenkante wird mit Hilfe eines Gips- oder Teppichmessers weggeschabt, so
dass von der stärksten Vertiefung des Vestibulums aus eine Fläche im Winkel von
ca. 5° zur Horizontalen nach außen hin abfällt. Eine Rille ist dann nicht mehr vorhanden. Der tiefste Punkt des Vestibulums muss von der Seite sichtbar sein!
Im UK entsteht links und rechts eine harmonische Kurvatur, die frontal am Lippenbändchen endet. Wegen der beiden Wangenbändchen im OK entsteht links und
rechts jeweils ein Doppelschwung.
Der Sublingualraum wird horizontal dargestellt, der Ansatz des Zungenbändchens
bleibt dabei unberührt. Dorsal entsteht eine kastenförmige Begrenzung.
Nicht anatomische Bereiche müssen eine makellose glatte Oberfläche erhalten.
Blasen sollten mit Gips gefüllt werden. Artefakte sollten entfernt werden.
Zum Schluss werden die Modelle dorsal noch beschriftet.
links auf der 45°-Fläche: Geburtsdatum des Patienten
Mitte der Dorsalfläche:
Name des Patienten
rechts auf der 45°-Fläche: Abdruckdatum
Der Name des Studenten, der die Abformung und das Modell gemacht hat, kommt
auf die Basis beider Modelle
DIE MODELLE MÜSSEN IN TROCKENEM ZUSTAND ABGEGEBEN WERDEN. SIE
SOLLEN DAFÜR MEHRERE STUNDEN TROCKEN GELAGERT WERDEN!
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Tiefe ≤ 6,4 cm
Höhe = 6,0 cm ± 2 mm
Breite ≤ 7,9 cm
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Oberkiefer - Dehnplatte
Konstruktionszeichnung (Beispiel)
Gerät:
Oberkiefer – Dehnplatte
Pat. Name, Vorname:
Auftragsdatum:
Fertigstellungsdatum:
Techniker:
Farbe:
Zeichnung:
Sonstiges:
Labialbogen 0,7 federhart
Protrusionsfedern 0,5 federhart
Dreiecksklammer 0,7 federhart
Knopfanker 0,7 federhart
Adamsklammer 0,7 federhart
Dehnschraube



Konstruktionszeichnung im DIN A6 Format
Draht-Elemente mit Bleistift zeichnen
Zähne und Mittellinie mit rotem Buntstift zeichnen
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Hinweise zur Herstellung
Modellvorbereitung
Erst nach der Radierung können die Halteelemente so gebogen werden, dass sie in die
untersichgehenden Stellen am Zahnhalsbereich greifen und so eine ausreichende Retention der Platte später im Mund ermöglichen. Es darf nicht zu viel Gips radiert werden,
da der entfernte Gips der künftigen Verdrängung des Zahnfleischs bzw. der Papille entspricht. Bei der Dreiecksklammer und der Tropfenklammer wird ca. 1mm der Papille gekappt. Bei den Adamsklammern wird der Sulkus im Klammerbereich keilförmig vertieft und
verbreitert. Die Papille wird nicht komplett entfernt!
Danach sollte man das Arbeitsmodell durch einen Alginatabdruck dublieren, um ein exaktes Duplikat für die Abgabe der Arbeit zu haben. Ein doppeltes Ausgießen der gleichen
Silikonform oder des gleichen Abdrucks kann zu nicht identischen Modellen führen und
gibt den Zustand nach dem Radieren nicht wieder!
Drahtelemente
Die Überführungen aller Drahtelemente nach lingual verlaufen okklusal des Approximalpunktes auf Höhe der Randleisten, um so eine geringe Elongation der Zähne zu erlauben.
Dreiecksklammer
-
Horizontales, möglichst kleines, gleichseitiges Dreieck parallel zur Okklusionsebene
Ende nach distal offen und geschützt
Distaler Schenkel wird nach okklusal und mesial geführt und in Höhe der okklusalen
Randleisten nach palatinal umgebogen → Es entsteht eine Pyramidenform, wobei
das gleichseitige Dreieck die Basis bildet. Weiterer Verlauf s. u..
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Tropfenklammer = Knopfanker
-
Der Knopfanker ist ca. 80° zum okklusalen Drahtverlauf abgewinkelt (rückläufig)
80°
Adamsklammer
Okklusaler Verlauf entsprechend der Dreiecksklammer nach vestibulär in Höhe der Randleisten; Abknickung in einem Winkel < 90° (ca. 80°) bis zur Höhe der radierten Interdentalpapille (rückläufig); an der tiefsten Stelle Abknickung um ca. 30°-50° in Gegenrichtung, in
Höhe der halben klinischen Krone Abknickung mit horizontalem Verlauf.
An dem 30-50°-Knick soll die Klammer den Zahn berühren, um so eine ausreichende Retention so gewährleisten.
Der vestibuläre, horizontal verlaufende Klammerteil sollte ca. 1mm Abstand zum
Zahn haben. So kann die Klammer nachaktiviert werden.
30-50°
½
1mm
m
80°
½
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Protrusionsfeder
-
Schlaufenabstand gerade so, dass man mit der Kramponzange zum Aktivieren hineingreifen kann
Breite 1mm geringer als die mesio-distale Auslenkung des Zahnes.
Vorderer Anteil parallel zur Okklusionsebene, übriger Anteil parallel zum Gaumenverlauf
Labialbogen
-
-
-
Verläuft horizontal in Höhe des Übergangs des okklusalen zum mittleren Kronendrittel der mittleren Schneidezähne
Geht zwischen dem mesialen und mittleren Drittel des Eckzahns in die U-Schlaufe
über (90°). Je nach Behandlerwunsch kann hier ein Kontakt zum Eckzahn hergestellt werden. Bei der Dehnplatte sollte kein Kontakt zwischen U-Schlaufe und Eckzahn vorhanden sein, damit die Aktivierung der Transversalschraube und die dazugehörige Verformung des Labialbogens erleichtert wird
Die U-Schlaufe reicht 1mm oberhalb des physiologischen Verlaufs des Gingivalrandes des mittleren Incisivus und tritt zwischen Eckzahn und Prämolar auf Höhe der Randleiste nach oral über.
Die Schenkel der U-Schlaufe verlaufen parallel zueinander.
Cave: Die U-Schlaufe darf die Gingiva auf keinen Fall berühren (ca. 1mm Abstand)!
Der Labialbogen sollte eine ideale Zahnbogenform in der Horizontalebene darstellen. Dabei berührt er die am weitesten labial stehenden Zähne. Es ist meist unwesentlich, zu welchen anderen Zähnen er noch Kontakte aufweist!
Rundung,
nicht eckig!
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Retentionen
Die Retentionen aller Elemente haben ein ringförmiges Ende in Form eines Tennisschlägers. Ein knapper Millimeter Abstand zur Gingiva ist anzustreben, so dass sie vollkommen
in Kunststoff eingebettet werden können. Sie sollten alle gleichartig gebogen werden und
ihr Ende einen gebührenden Abstand zum Gaumen sowie zur Kunststoffbegrenzung haben!
Testat: Die Konstruktion wie unten abgebildet zum Testieren vorzeigen. Der Labialbogen
sollte nur an einer Stelle mit Klebewachs fixiert sein!
CAVE: Die Klebestellen auf den Überführungen sollen nicht genau über den Approximalkontaktpunkt, sondern etwas bukkaler davon liegen, damit beim Streuen der Kunststoff
weit genug nach vestibulär ausgedehnt werden kann und die Kunststoff-Septen dargestellt
werden können.
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Schraube
-
-
Die Schraube hat eine Positionierungshilfe, für die im Gipsmodell ein Loch gefräst
werden muss.
Die Schraube sollte mit einem knappen Millimeter Abstand zur Gingiva angebracht
werden, möglichst platzsparend dem Verlauf des Gaumengewölbes folgend.
Exakt in der Mitte über der Raphe mediana palatina und senkrecht zu dieser
Das Schraubengewinde (mittlerer Steg der Schraube) liegt im Bereich der Eckzähne. Bei sehr schmalen Kiefern kann es etwas weiter hinten liegen zwischen Eckzahn und ersten Prämolaren damit die Ausdehnung des Kunststoffes so klein wie
möglich ist. Das Schraubengewinde verläuft parallel zur Okklusionsebene!
Der Pfeil auf der Schraube zeigt nach anterior.
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Überführung in Kunststoff
1.
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5.
Alle Elemente außer den Protrusionsfedern punktuell im bukkalen Randleistenbereich so mit Klebewachs fixieren, dass eine korrekte Positionierung überprüft werden kann.
Protrusionsfeder: Die Schlaufen und der Raum zwischen den Schlaufen und der
Gingiva bzw. dem Zahn müssen vollständig mit Thermowachs ausgeblockt werden (kastenförmig). Hierfür ist Klebewachs oder rosa Wachs nicht geeignet, denn
es kann zur Verfärbung des Kunststoffs führen.
Thermowachs auf den Protrusionsfedern glätten (fast bis auf die Höhe des Metalls).
Alle Elemente vestibulär mit Klebewachs gegen Verrutschen zusätzlich fixieren.
Schraube mit der Positionierungshilfe mit Klebewachs im gefrästen Loch fixieren.
CAVE: Zwischen den ausgeblockten
Protrusionsfedern und der Dehnschraube Abstand halten. Die oberste Bleistift-Linie markiert die Schneidekante und die darunter liegende
Linie markiert die Kante der Platte,
d.h. über der Ausblockung muss
noch genügend Kunststoff Platz finden. Das kann nur gelingen, wenn
die Protrusionsfedern nicht zu weit
okklusal fixiert sind!
Begleitskript zum Kurs der kieferorthopädischen Propädeutik, Version 2.3, November 2015
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6.
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8.
9.
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13.
14.
Alle Elemente vestibulär mit einer Rosa-Wachs-Manschette ausblocken. Das rosa
Wachs sollte bis zur Längsfisur der Molaren / Prämolaren reichen, jedoch interdental sollte es reduziert werden, damit sich genügend große Kunststoff-Septen
ausbilden können. Es empfiehlt sich auf jedem Fall diesen Schritt vorzuzeigen!
Bei Platten im UK müssen die untersichgehenden Bereiche im distolingualen
Raum mit Thermowachs ausgeblockt werden.
Modell mindestens 15 min. wässern. Dies dient der Isolation gegen Kunststoff und
dem Entweichen von Luft aus dem Gipsmodell. CAVE: Gefahr der Blasenentstehung im Kunststoff bei unzureichender Wässerung!
Trockenpusten bis Wasserglanz verschwindet.
Polymer streuen und Monomer darauf tropfen (am besten mit kleiner Kanüle auf
der Monomerflasche); Vorgang wiederholen bis Platte ausreichend dimensioniert
ist; Mit einem kleinen Spatel (LeCron) direkt die endgültige Form modellieren
(wegfräsen ist mühselig!).
Zinnfolien-Plättchen mit den Initialen des Studenten vorbereiten.
Seitlich an die Platte eine kleine Vertiefung einschleifen, um die Zinnfolie einzulegen. Nun werden die Folien mit einer dünnen Schicht Kunststoff überzogen. Bitte
zuerst Flüssigkeit, dann Pulver dazu geben.
Modell für ca. 15 min. in den Drucktopf bei 2,2 bar und 30°C stehen lassen.
CAVE: In den ersten 10 Minuten darf der Drucktopf wegen Blasenbildungsgefahr
nicht geöffnet werden!
Modell in den Ausbrühautomaten für ca. 2 min (CAVE: Kunststoff kann sich verbiegen!)
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15. Die Ausarbeitung erfolgt mit Fräsen (Drahtelemente dürfen nicht angefräst
werden!). Die Ränder (Oberkiefer am Gaumengewölbe und distaler Rand,
Unterkiefer sublingualer und distaler Rand) sollten „halb-tropfenförmig“ gestaltet werden (s. Zeichnung). Der Rand am Gaumengewölbe bzw. der sublinguale Rand sollten horizontal parallel zur Okklusionsebene verlaufen. Die
Spange dazu niemals an den Trimmer halten (die Trimmerscheibe wird beschädigt und die Drahtelemente werden verletzt). Der 2. Molar sollte mindestens zu 2/3 mit Kunststoff gefasst sein. Der Kunststoff sollte bis max. 1mm unterhalb der Schneidekanten und knapp unter das Niveau der Okklusionsebene reichen und eine Stärke von 3mm in der Mitte haben sowie dünn und rund auslaufen. Beim Reduzieren des überschüssigen Kunststoffs im Zahnkronenbereich sollte die Fräse nahezu parallel zur Okklusionsebene gehalten werden, so dass zwischen Zahn und Kunststoff kein Hohlraum entsteht. Der Übergang vom distalen in
den horizontalen Plattenrand wird leicht abgerundet (siehe abgebildete Oberkieferplatte).
16. Ausarbeitung mit Schleifpapier und Bimsmaterial
17. Platte exakt median und so dünn wie möglich geradlinig sägen, um den Schraubenspalt zu gestalten: das Sägen in dieser Phase kann unter Umständen leichter
sein als wenn die Platte fertig poliert ist, weil die Säge mehr Griff auf dem rauen
Kunststoff hat.
18. Anschließend Hochglanzpolitur
19. Die Kunststoffsepten an der Innenseite mit einem Skalpell reduzieren.
20. Auf der Innenseite der Zahnspange nur kurz und vorsichtig ein Mal mit Bims
drüber gehen aber nicht polieren, um Unebenheiten zu beseitigen (d.h. kaum bearbeiten!).
21. Plattensitz auf Abgabemodell (dubliertes Arbeitsmodell) überprüfen. Das Abgabemodell sollte schön, sauber und trocken sein, es wird mitbewertet!
22. Die fertige Platte in Wasser legen und so grundsätzlich bis zum Einsetzen am Patienten lagern. Dadurch entsteht keine Spaltkorrosion und Nickel wird nicht frei.
die fertige Dehnplatte
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Vorschubdoppelplatte
Konstruktionszeichnung (Beispiel)
Gerät:
Vorschubdoppelplatte
Pat. Name, Vorname:
Auftragsdatum:
Fertigstellungsdatum:
Techniker:
Farbe:
Zeichnung:
Sonstiges:
Labialbogen
0,7 federhart
Dreiecksklammer 0,7 federhart
Adamsklammer
0,7 federhart
Stege
1,2 federhart
schiefe Ebene mit seitlichen Kanten
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Hinweise zur Herstellung
Konstruktionsbiss
Der Konstruktionsbiss dient der Festlegung der künftigen therapeutischen Okklusion. Beim
Patienten erfolgt die Bissnahme in vorgeschobener UK-Position.
Im Gegensatz zur klinischen Situation werden im Kursfall die Modelle „von Hand“ näherungsweise in der therapeutischen Okklusion aufeinander gesetzt, wobei zwischen den
Modellen ein zuvor erweichter, dicker Wachswulst (½ Wachsplatte zusammengerollt) die
Position fixiert. Die Front und die distalen Molaren haben Kontakt zueinander. Der UKVorschub beträgt ca. 4mm bis zum Kontakt der oberen und unteren Inzisivi. Es ist ein horizontaler und vertikaler Überbiss von 1-2 mm einzustellen, wobei die oberen Fontzähne in
Kontakt zu den unteren Frontzähnen stehen. Eine Mittellinienabweichung sollte korrigiert
werden. Um die seitliche Okklusion besser beurteilen zu können, muss das überstehende
vestibuläre Wachs entfernt werden.
Der Konstruktionsbiss muss in seiner Form der klinischen Situation entsprechen. Er darf
nicht mit heißen Instrumenten nachbearbeitet werden.
Einokkludieren
Das Einokkludieren erfolgt vor dem Herstellen der
Drahtelemente, um die Höhe der Überführungen
der Drahtelemente kontrollieren zu können. Die
Überführungen dürfen dabei keine Bisserhöhnung
hervorrufen. Das Modell wird dazu so im Okkludator / Fixator befestigt, dass die Frontzähne in
Richtung Scharnier weisen. Die Feststellschrauben sollen am Fixator richtig gestellt werden, so
dass die vertikale Sperrung konstant bleibt. Die
Lage des Unterkiefers zum Oberkiefer wird dabei
durch den Konstruktionsbiss bestimmt.
Begleitskript zum Kurs der kieferorthopädischen Propädeutik, Version 2.3, November 2015
20
Ausblocken im Unterkiefer
Die untersichgehenden Bereiche des lingualen Alveolarbereichs müssen mit
Thermowachs ausblockt werden, da sich
sonst die UK-Platte später nicht vom Modell lösen lässt. Außerdem wäre auch ein
Einsetzen beim Patienten nicht möglich.
Jedoch sollte nur so viel ausgeblockt werden wie gerade nötig.
Die schiefe Ebene
-
Beim Streuen sollte schon drauf geachtet werden, dass der Kunststoff im Bereich
der schiefen Ebene ausreichend dick ist.
Die schiefe Ebene wird zunächst gefräst und anschließend mit der Feile fein nachgearbeitet.
Sie soll absolut plan sein und in einem 70°-Winkel zur Okklusionsebene stehen.
Die seitlichen Begrenzungen des kastenförmigen Ausschnitts reichen bis zur Mitte
der seitlichen Inzisivi und verlaufen parallel zueinander.
Die seitlichen Begrenzungen bilden eine scharfe Kante zu den Seiten und gehen
ohne Zwischenstufe in sie über!
Das Frontplateau der Unterkiefer-Platte verläuft parallel zur Okklusionsebene ca.
1mm unterhalb der Inzisialkante. In sagittaler Richtung ist es ca. 9mm breit.
Die Inzisalkanten des Unterkiefers treffen auf den Kunststoff der Oberkiefer-Platte
(Frontaler Aufbiss). Deswegen heißt diese Arbeit auch „abgestützte Vorschubdoppelplatte“
Begleitskript zum Kurs der kieferorthopädischen Propädeutik, Version 2.3, November 2015
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Die Stege
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Die Stege erst herstellen, wenn beide Platten schon fast fertig sind, also mindestens mit dem Bimsstein vorpoliert worden sind.
Die Stege reichen bis 1mm über den Unterrand der UK-Platte hinaus und sollen 1,6
cm lang sein. Zu kurz sollten sie auf keinen Fall gestaltet werden.
Der Abstand der beiden Drähte eines Stegs beträgt ca. 2 - 3mm.
Beide Stege verlaufen parallel zueinander und liegen der schiefen Ebene sowie deren seitlichen Begrenzungen an.
Im Bereich der Retentionen muss an der OK-Platte der Kunststoff leicht weggefräst
werden (s. gestrichelte Linie), möglichst flach und ohne scharfkantige Stufe zwischen gefrästem und poliertem Bereich. Vorsicht, Platte dabei nicht perforieren! Die
Abknickungen der Stege müssen sich später wegen der besseren Stabilität im
Kunststoff befinden.
Einpolymerisieren der Stege: Dazu gibt es mehrere Wege:
A. Das UK-Frontplateau leicht auswachsen. Die Platten miteinander im Bereich der
Zähne mit Wachs im Fixator fixieren. Die OK-Platte auf dem Model lassen und auf
den Kopf stellen. Dann die Stege an das Plateau der UK-Platte mit Wachs fixieren
und Kunststoff auf die obere Platte auf die Retentionen streuen (s. Abbildung).
oder
-
B. Die Stege werden an das Plateau der UK-Platte mit Klebewachs fixiert und der
Fixator wird geschlossen (therapeutische Position). Dann einen Tropfen Kunststoff
(Pulver und Flüssigkeit teigig anmischen) auf die Retentionen der Stege im Fixator
an die OK-Platte geben und den ganzen Fixator in den Drucktopf stecken. Nachdem die zwei Tropfen ausgehärtet sind, sind die Stege bereits fixiert. Dann kann
man den Rest des Streuvorgangs außerhalb des Fixators und ohne die UK-Platte
vornehmen.
70
°
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Aktivator (II/1)
Konstruktionszeichnung (Beispiel)
Gerät:
Aktivator
Pat. Name, Vorname:
Auftragsdatum:
Fertigstellungsdatum:
Techniker
Farbe:
Zeichnung:
Sonstiges:
Labialbogen 0,8 hart
Halte-/Stützdorn 0,8 hart
 Die geschlossenen Kreise bedeuten, dass die Überführungen des Labialbogens im
Bereich der Sperrzone verlaufen und etwa 2mm Abstand zu den Zähnen haben (im
Gegensatz zu den kreisförmigen, aber geöffneten Retentionen, die bei einem üblichen
Labialbogen gezeichnet werden).
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Hinweise zur Herstellung
Konstruktionsbiss
Vorgehen wie bei der Vorschubdoppelplatte (s. voriges Kapitel), aber die Modelle werden
nicht in Kontakt gebracht. Der Behandler kann den Konstruktionsbiss individuell gestalten.
In unserem Kursfall soll der senkrechte Lotabstand des Konstruktionsbisses im Bereich
der Inzisalkanten 3mm, im Bereich der endständigen Molaren 5mm betragen. Diesen Abstand bezeichnet man auch als Sperrzone. Als therapeutische Position soll hier 1mm Mesialokklusion eingestellt werden, jedoch darf generell die gesamte Vorverlagerungsstrecke
im Unterkiefer nicht mehr als 7mm betragen.
Die nebenstehende Abbildung zeigt die Art
und Weise der Einbringung der Modelle in
den Fixator.
Die Fixator-Enden zeigen nach schräg hinten (vom vorderen Teil des ersten Quadranten in Richtung dorsalen Bereich des
zweiten Quadranten). Nur so kann man
das Modell gut in der Front und an den Seiten beurteilen. Außerdem besteht ein guter
Zugang von hinten zu den Zahninnenflächen, wo später der Kunststoff gestreut
werden muss. Vor dem Abbinden müssen
die Rendelschrauben fest angezogen werden.
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Labialbogen und Abstützdorn
Der Labialbogen verläuft im Bereich des Übergangs von inzisalem Drittel zum mittleren
Drittel der mittleren Inzisivi, denen er zudem anliegen soll. Die U-Schlaufen müssen Abstand zur Gingiva haben. Die Überführung nach oral darf nicht wie bei den Platten knapp
oberhalb der Schneidekante verlaufen, sondern muss knapp unterhalb der Mitte der Sperrzone nach oral geführt werden (ca. 2mm vertikaler Abstand zu den Randleisten). Die Abknickung des horizontalen Verlaufs in die U-Schlaufen erfolgt am Übergang des mesialen
zum mittleren Drittel des bleibenden Caninus.
Der Abstützdorn verläuft an der mesialen Randleiste des ersten oberen Molaren und verhindert die Mesialwanderung, wenn der zweite Milchmolar ausfällt. So bleibt die Stützzone
erhalten.
Runde Überführung,
nicht eckig!
Streuvorgang
Um später beim Einschleifen den Zahnäquator besser erkennen zu können, sollten die
oralen Sulci am Gipsmodell leicht nachgezogen werden.
Die Inzisalkanten sollen in Kunststoff gefasst sein. Bei den Seitenzähnen reicht der Kunststoff bis zur Längsfissur oder bis zu den vestibulären Höckern. Dementsprechend kann die
Wachsmanschette gestaltet werden, damit man danach nicht zu viel fräsen muss (s. Abbildungen).
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Mittels Streutechnik wird der Kunststoff von der oralen Seite her eingebracht. Es ist darauf
zu achten, dass die Inzisialkanten vollständig gefasst werden. Der Übergang zwischen OK
und UK sollte leicht konkav gestaltet sein (keine keilförmige Einziehung in Höhe der Okklusionsebene).
So sollte der Aktivator aussehen, nachdem
die Wachsmanschette entfernt wurde.
Die grobe Ausarbeitung
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-
Die Vestibulärflächen der oberen Frontzähne werden freigeschliffen.
Die Inzisalkanten der UK-Frontzähne bleiben vom Kunststoff gefasst.
Im Seitenzahnbereich wird der Kunststoff bis zur Längsfissur oder bis zu den vestibulären Höckern weggeschliffen.
Die Hinterkanten sollen im 90°-Winkel zur Okklusionsebene stehen.
Es muss genügend Freiraum für das Zungenbändchen geschaffen werden.
Auf der oralen Seite wir der Aktivator poliert, und es dürfen keine scharfen Kanten
bestehen bleiben.
Das therapeutische Einschleifen des Aktivators
Durch das Einschleifen des Aktivators soll der Zahndurchbruch
gesteuert werden. Der Zahndurchbruch sollte nicht behindert
werden. In geringem Maße ist eine Steuerung des Durchbruchs in oral-vestibulärer und mesial-distaler Richtung möglich. Die freigeschliffenen Flächen werden nicht poliert, um
später die Schlifffacetten durch den Gebrauch besser erkennen zu können.
a) Um den Zahndurchbruch nicht zu behindern, muss der Aktivator bis zum Zahnäquator freigeschliffen werden, nicht
jedoch darüber hinaus. Diese Grenze wird vor dem Einschleifen mit einer dünnen Bleistiftlinie eingezeichnet. Damit die oberen Seitenzähne nicht zu weit palatinal durchbrechen, sollte eine schiefe Ebene mit 80° zur Okklusionsebene entstehen. Im Unterkiefer sollen die Zähne leicht
nach lingual geneigt bzw. senkrecht durchbrechen können
(siehe Abbildung).
b) In der Seitenansicht entstehen so genannte „alternierende Schlifffacetten“. So soll der
Zahndurchbruch direkt in die Neutralokklusion ermöglicht werden.
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c) Im Oberkiefer sollen die Zähne leicht nach
distal geführt werden. Es ist darauf zu achten, dass die Zähne mesial eine Kunststoffabstützung behalten, während distal
deutlicher freigeschliffen wird.
d) Die Palatinalfläche der OK-Schneidezähne muss deutlich freigeschliffen werden, um eine Retrusion der Zähne zu ermöglichen.
Lediglich im Bereich der Inzisalkanten sollte zunächst kaum
Kunststoff entfernt werden, damit
die Zähne derotiert werden können. Im Verlauf der Behandlung
kann hier succzessiv freigeschliffen
werden.
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Geklebte Retainer
Technisches Vorgehen
1. Trimmen der Modelle
2. Einzeichnen der Retainerposition (mit Bleistift)
3.
4.
5.
6.
Biegen des Retainers (3-fach verseilter Draht)
Entfernen der Markierungen
Retainer festwachsen an einen endständigen Zahn (Testat)
Retainer festwachsen auch an den 2. endständigen Zahn
7. Übertragungswälle herstellen (mit Alphasil)
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8. Übertragungswälle beschneiden (die endständigen Zähne müssen frei sein, d.h. bei
einem 3-3-Retainer umfasst der Wall mindestens die mittleren Schneidezähne und
höchstens alle Schneidezähne) und die Mitte okklusal markieren.
9. Klebewachs entfernen.
10. Septen bei Übertagungswällen entfernen.
11. Passgenauigkeit der Wälle überprüfen und „Feinschliff“ der Wälle.
12. Modelle säubern
13. Abgabe der beschrifteten Modelle mit Retainer und Silikonwällen.
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Zugehörige Unterlagen
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