Modellierung von Unsicherheit in Systemen ! Motivation ! Systeme Zeitdiskrete, lineare und nicht-­‐lineare Systeme, Beispiele ! Wahrscheinlichkeiten Zufallsvariablen, Wahrscheinlichkeitsdichten, mehrdimensionale Zufallsvariablen, Erwartungswert, Varianz, Kovarianz, Gesetze ! Normalverteilung Ein-­‐ und mehrdimensional, Fehlerellipsen, Summe und Produkt, Fehlerfortpflanzung, Beispiele ! Monte-Carlo-Simulation ParFkelmengen, Fehlerfortpflanzung, Beispiele Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-1 Motivation t1 ! Roboter befindet sich zum Zeitpunkt t1 an Position x1 und misst Abstand z1 zur Wand. z1 x x1 d z2 t2 x x2 ! Roboter bewegt sich im nächsten Zeitschritt um d nach vorne in den Zustand x2 und misst erneut den Abstand zur Wand z2. Typische Fragestellungen: ! Wie ungenau ist die Positionsschätzung bei ungenauer Sensormessung und ungenauer Kenntnis der Wand? ! Wie pflanzt sich die Ungenauigkeit in der Position fort, wenn Bewegung nur ungenau gemessen werden kann? ! Wie lässt sich die Ungenauigkeit der Position verbessern, wenn erneut Sensormessung verfügbar ist? Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-2 Zeitdiskrete Systeme ! Wir betrachen Systeme zu diskreten Zeitpunkten t0, t1, t2 , ... ! Der Abstand zwischen den Zeitpunkten ist typischerweise konstant (Abtastintervall) T = tk+1 - tk . ! Die Systemgleichung beschreibt den Zusammenhang zwischen dem Zustand xk zum Zeitpunkt tk und dem Folgezustand xk+1 zum Zeitpunkt tk+1: xk uk x k +1 = f k (x k ,uk ) fk xk+1 ! xk: n-dimensionaler Zustandsvektor zum Zeitpunkt tk € ! uk: m-dimensionaler Eingangsvektor (Steuervektor) zum Zeitpunkt tk ! fk kann von der Zeit abhängen ! zeitinvariantes System, falls fk nicht von der Zeit abhängt. ! im allgemeinen ist fk nicht-linear. Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-3 Lineare Systeme ! Ein wichtiger Spezialfall sind lineare Systeme x k +1 = A k x k + B k uk ! Ak: n*n-dimensionale Systemmatrix ! Bk: n*m-dimensionale Steuermatrix ! €Ak und Bk können von der Zeit abhängen ! sonst zeitinvariantes System Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-4 Beispiel 1 ! Roboter wird mit konstantem a horizontal beschleunigt (z.B mit einem Elektromotor). a x ! Systemzustand besteht aus Position und Geschwindigkeit: ⎛ x k ⎞ x k = ⎜ ⎟ ⎝ v k ⎠ ! Steuervektor ist die Beschleunigung € uk = a ! Unter der Annahme, dass in der Zeitspanne T die Geschwindigkeit konstant ist, ergibt sich folgendes lineares und zeitinvariantes System: € ⎛ x k +1 ⎞ ⎛1 T ⎞⎛ x k ⎞ ⎛ 0 ⎞ ⎜ ⎟ = ⎜ ⎟⎜ ⎟ + ⎜ ⎟ $a v 0 1 v k ⎠ ⎝ T ⎠ u k ⎝!" k +1 ⎠ $ # ⎝!"#⎠⎝$ x k+1 A Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz € xk B Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-5 Bemerkung ! Eigentlich sind Systeme kontinuierlich. ! Systemgleichung ist dann eine Differentialgleichung. Für den beschleunigten Roboter wäre das: a x ⎛ x˙ k ⎞ ⎛0 1⎞⎛ x k ⎞ ⎛ 0⎞ ⎜ ⎟ = ⎜ ⎟⎜ ⎟ + ⎜ ⎟ !a ˙ v k ⎠ ⎝0 0⎠⎝ v k ⎠ ⎝ 1⎠ u k ⎝! "#$ ! ! x˙ k A xk B x˙ k = Ax k + Buk ! Die zeitdiskreten Systeme sind eine numerische Approximation. Die Approximationsfehler sind jedoch weitaus geringer als die Fehler, € die später durch Sensorik und Aktorik in den Systemen entstehen. ! Zeitdiskrete Systeme sind einfacher zu behandeln. ! In der Praxis sind Robotersysteme diskret gesteuert. Typisches Abstastintervall ist dabei T = 0.01 sec. Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-6 Beispiel 2 ! Horizonal geworfener Ball y ! Systemzustand besteht aus Position und Geschwindigkeit in x und y-Richtung: ( x k = xk yk v xk v yk ) T v0 h g ! Anfangszustand: € Flugbahn x x 0 = (0 h v 0 0) T ! Steuervektor ist die Gravitation: € € uk = g ! Systemgleichung ist linear und zeitinvariant: ⎛ x k +1 ⎞ ⎛1 0 T 0 ⎞⎛ x k ⎞ ⎛ 0 ⎞ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟⎜ ⎟ ⎜ ⎟ y 0 1 0 T ⎜ k +1 ⎟ = ⎜ ⎟⎜ y k ⎟ + ⎜ 0 ⎟ g ⎜v x k+1 ⎟ ⎜0 0 1 0 ⎟⎜ v x k ⎟ ⎜ 0 ⎟ % ⎜ ⎟ ⎜ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ u k ⎟ v y k+1 ⎠ ⎝0 0 0 1 ⎠⎝ v y k ⎠ ⎝ T ⎠ ⎝! #% % "# !$$"$$ x k+1 Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz A xk B Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-7 Modellierung von Unsicherheit in Systemen ! Motivation ! Systeme Zeitdiskrete, lineare und nicht-­‐lineare Systeme, Beispiele ! Wahrscheinlichkeiten Zufallsvariablen, Wahrscheinlichkeitsdichten, mehrdimensionale Zufallsvariablen, Erwartungswert, Varianz, Kovarianz, Gesetze ! Normalverteilung Ein-­‐ und mehrdimensional, Fehlerellipsen, Summe und Produkt, Fehlerfortpflanzung, Beispiele ! Monte-Carlo-Simulation ParFkelmengen, Fehlerfortpflanzung, Beispiele Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-8 Zufallsvariablen und Wahrscheinlichkeitsdichte ! In der Robotik werden Positionen, Sensorwerte, Steuerbefehle, usw. als Zufallsvariablen modelliert. ! Eine Zufallsvariable kann beliebige, reelle Werte annehmen (wir betrachten hier nur stetige Zufallsvariablen). ! Einer Zufallsvariablen x ist eine Wahrscheinlichkeitsdiche (probability density function, pdf) zugeordnet p(x): p(x) x ! Für die Wahrscheinlichkeit, dass x im Intervall [a,b] liegt, gilt: b P(a ≤ x ≤ b) = ∫ p(x)dx a Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-9 Verteilungsfunktion ! Für eine Wahrscheinlichkeitsdichte muss gelten: +∞ ∫ p(x)dx = 1 −∞ p(x) € x ! Zur einer Wahrscheinlichkeitsdichte p gibt es eine Verteilungsfunktion F: a F(a) = P(x ≤ a) = ∫ p(x)dx −∞ Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-10 Mehrdimensionale Zufallsvariablen ! Zufallsvariablen könen auch mehrdimensional (Zufallsvektor) sein x = ( x1, x 2 , ..., x n ) € T ! Beispiel: Eine Roboterposition (x,y,θ) ist eine 3-dimensionale Zufallsvariable. ! Die zugehörige Wahrscheinlichkeitsdichte p ist dann ebenfalls mehrdimensional und es gilt: +∞ +∞ ∫ ... ∫ p(x , x ,..., x 1 −∞ 2 n )dx1 ...dx n = 1 −∞ € Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-11 Mittelwert, Varianz und Kovarianz ! Der Mittelwert µ (Mean) einer Zufallsvariablen x (skalar oder mehrdimensional) wird definiert als der Erwartungswert E(x). µx = E(x) = ∫ x p(x) dx ! Varianz einer skalaren Zufallsvariablen x: σx2 = E((x − µx ) 2 ) € ! Kovarianz zweier skalaren Zufallsvariablen x und y: € σxy = E((x − µx )(y − µy )) € Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-12 Kovarianz einer mehrdimensionalen Zufallsvariablen ! Kovarianz einer mehrdimensionalen Zufallsvariablen (Zufallsvektor) x: Σ x = E((x − µx ) (x − µx )T ) ! Für einen zweidimensionalen Zufallsvektor x =(x, y)T ergibt sich: € ⎛⎛ x − µx ⎞ Σ x = E ⎜⎜⎜ ⎟ x − µx ⎝⎝ y − µy ⎠ ( ⎞ ⎛ σ x2 σ xy ⎞ y − µy ⎟⎟ = ⎜ 2 ⎟ ⎠ ⎝σ xy σ y ⎠ ) € Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-13 Lineare Transformation von Zufallsvariablen Skalarer Fall Skalare Zufallsvariable y geht aus x durch eine lineare Transformation hervor: y = ax + b Dann folgt aus den Rechenregeln für Erwartungswerte: µy = aµx + b und σ y2 = a 2σ x2 € Mehrdimensionaler Fall € n-dimensionaler Zufallsvektor y geht aus m-dimensionalen Zufallsvektor x durch eine lineare Transformation hervor: y = Ax + B Dann folgt aus den Rechenregeln für Erwartungswerte : µy = Aµx + B und Σ y = AΣx A T € Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-14 Summe von Zufallsvariablen ! Seien zwei unabhängige Zufallsvariablen x und y (skalar oder mehrdimensional) gegeben. ! Dann gilt für z = x + y: µz = µx + µy und Σz = Σx + Σy • Für skalare Zufallsvariablen ist σ2 statt Σ zu nehmen. € Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-15 Modellierung von Unsicherheit in Systemen ! Motivation ! Systeme Zeitdiskrete, lineare und nicht-­‐lineare Systeme, Beispiele ! Wahrscheinlichkeiten Zufallsvariablen, Wahrscheinlichkeitsdichten, mehrdimensionale Zufallsvariablen, Erwartungswert, Varianz, Kovarianz, Gesetze ! Normalverteilung Ein-­‐ und mehrdimensional, Fehlerellipsen, Summe und Produkt, Fehlerfortpflanzung, Beispiele ! Monte-Carlo-Simulation ParFkelmengen, Fehlerfortpflanzung, Beispiele Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-16 Eindimensionale Normalverteilung ! Eine normalverteilte Zufallsvariable x mit Mittelwert µ und Varianz σ2 hat folgende Wahrscheinlichkeitsdichte (Gaußsche Glockenkurve): ! Schreibweise: x ∼ N(x;µ,σ2) ! Nützliche Fakten: p(x) P(µ-σ ≤ x ≤ µ+σ ) = 68% P(µ-2σ ≤ x ≤ µ+2σ ) = 95.5% µ P(µ-3σ ≤ x ≤ µ+3σ ) = 99.7% -σ Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz σ Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit x WS 16/17 3-17 Mehrdimensionale Normalverteilung ! Ein normalverteilter Zufallsvektor x der Dimension n mit Mittelwert µ und Kovarianz Σ hat folgende Wahrscheinlichkeitsdichte: p(x) = 1 n (2π ) det(Σ) e 1 − (x − µ )T Σ −1 (x − µ ) 2 ! Schreibweise: x ∼ N(x,µ,Σ) € µ Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-18 σ-Ellipsen ! Für die einfache Darstellung von zweidimensionalen Normalverteilungen eignen sich die Höhenlinien (Punktmengen mit gleichen Wahrscheinlichkeitsdichten) besonders gut. ! Wir führen dazu den Mahalanobis-Abstand d zwischen x und µ ein: d(x, µ) = (x − µ)T Σ −1 (x − µ) ! Für d(x,µ) = r2 = konstant ergeben sich Ellipsen mit dem Mittelpunkt µ. ! Die Ellipsen für r = 1, 2, … werden auch 1σ-Ellipsen, 2σ-Ellipsen, … genannt. € 1σ-Ellipse µ 2σ-Ellipse ! Veranschaulichung im eindimensionalen Fall: d(x,µ) = 1 ergibt im eindimensionalen Fall: (x - µ)2/ σ2 = 1 x=µ±σ Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz (68%-Intervall) Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-19 Beispiel für σ-Ellipse Normalverteilte 2-dimensionale Variable (x,y) ~ N(µ,Σ) mit: 1σ-Ellipse Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-20 Vorgehensweise zum Zeichnen einer σ-Ellipse ! Ermittle für Σ-1 die Eigenwerte λ1 , λ2 und die Eigenvektoren V = (v1, v2). ! Berechne Punktmenge für Einheitskreis: {(y1,y2) / y1 = cos(t) und y2 = sin(t) mit t = 0, h, 2h, …, 2π} ! Dehne bzw. quetsche Einheitskreis (d.h. Punktmenge) so, dass Ellipse mit Achsenabschnitte 1/√λ1 und 1/√λ2 entsteht. ! Drehe Ellipse mit Rotationsmatrix V ! Verschiebe Ellipse um µ. Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 2-21 Beispiel ! Normalverteilung gegeben: µ = ( µx µy )T = (5 3)T ⎛ σ x2 σ xy ⎞ ⎛ 12.25 15 3 4 ⎞ Σ = ⎜ ⎟ 2 ⎟ = ⎜ σ σ 15 3 4 4.75 ⎝ ⎠ ⎝ xy y ⎠ ! Eigenvektoren und Eigenwerte von Σ-1: Nicht gedrehte Ellipse mit Hauptachsenabschnitte 4 und 1. € Mit V gedrehte Ellipse ! Hauptachsenabschnitte der Ellipse: Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-22 Summe von Normalverteilungen ! Um Wahrscheinlichkeitsdichten mit mehreren relativen Maxima zu modellieren, lassen sich Summen von Normalverteilungen bilden (Gausssche Mischdichten): p(x) = ∑ w i N(x, µi ,Σ i ) i ! Die Gewichte wi der einzelnen Normalverteilungen addieren sich zu 1. € + = N(x,2,0.25) € Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz N(x,5,1) € 0.5 * N(x,2,0.25) + 0.5 * N(x,5,1) € Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-23 Beispiel ! Roboter stellt aufgrund seiner Sensorik eine Türe mit einer gewissen Unsicherheit fest. ! Aufgrund seiner Umgebungskarte muss er sich entweder bei x = 2 oder x = 4 befinden. ! Beide Hypothesen sind gleich wahrscheinlich und mit der gleichen Unsicherheit versehen. ! Die Schätzung des Zustands kann als Summe von Normalverteilungen modelliert werden. 2 Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz x 4 0.5 * N(2,0.16) + 0.5 * N(4,0.16) Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit € WS 16/17 3-24 Produkt von Normalverteilungen ! Das Produkt zweier Normalverteilungen N(x,µ1,Σ1) und N(x,µ1,Σ1) ist (geeignet normiert) wieder eine Normalverteilung mit: ! Für den eindimensionalen Fall ergibt sich: 1 1 µ + µ σ12 1 σ 22 2 µ= 1 1 + σ12 σ 22 € 1 1 1 = + σ 2 σ12 σ22 € Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz N(x,1,4) * N(x,7,16) = N(x,µ,σ2) mit µ=11/5 und σ2 =16/5. Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-25 Beispiel ! Roboter steht vor einer Wand und misst mit zwei unterschiedlichen Sensoren den Abstand d zur Wand: z1 = 5 m bzw. z2 = 5.3 m. ! Die Unsicherheit ist dabei σ1= 0.2 m bzw. σ1= 0.1 m. ! Messung 1: d ∼ N(d, 5, 0.04) ! Messung 2: d ∼ N(d, 5.3, 0.01) ! Fusionierung der beiden Messwerte: d ∼ N(d,5,0.04) * N(d,5.3,0.01) d N(5, 0.04) * N(5.3, 0.01) Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-26 Skalare lineare Transformationen Falls x ~ N(x, µx ,σ x2 ) y = ax + b dann € y ~ N(y, µy ,σ y2 ) mit µy = aµx + b und σ y2 = a 2σ x2 € Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-27 Lineare Vektor-Transformation Falls x ~ N(x, µx ,Σ x ) y = Ax + b dann € y ~ N(y, µy ,Σ y ) mit µy = Aµx + b und Σ y = AΣx A T €Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-28 Beispiel ! lineares, zeitdiskretes System: x k +1 = 2x k +10 ! Anfangszustand x0 ist nur mit einer gewissen Unsicherheit bekannt: x 0 ~ N(x 0 ,1,1) € ! Fortplanzung der Unsicherheit: € x k +1 ~ N(x k +1, 2x k +10, 2σx2k ) € Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-29 Nichtlineare Transformation (1) ! Anwendung einer nichtlinearen Transformation zerstört die Normalverteilung Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-30 Nichtlineare Transformation (2) Linearisierung von g durch Tangente an der Stelle x=µ: g(x) ≈ g( µ) + gʹ′( µ)(x − µ) Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz € Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-31 Nichtlineare Transformation (3) ! Qualität der Linearisierung hängt von σx ab: Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-32 Nichtlineare Vektor-Transformation Gegeben: x ~ N( µx ,Σ x ) x n − dimensional y = g(x) y m − dimensional Linearisiere g (G ist die sogenannte Jakobi-Matrix oder Ableitungsmatrix): € g(x) ≈ g( µx ) + G( µx )(x − µx ) = G( µx )x + g( µx ) − G( µx ) µx ∂g mit G( µx ) = ( µx ) ∂x Nun mit Gesetz für lineare Vektor-Transformation: € y ~ N( µy ,Σ y ) mit µy = g( µx ) und Σ y = G( µx )Σ x G( µx )T Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz € Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-33 Jakobi-Matrix ⎛ x1 ⎞ ⎛ y1 ⎞ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ x y 2 ⎟ 2 ⎟ ⎜ ⎜ wobei x = und y = ⎜ ! ⎟ ⎜ ! ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ x ⎝ n ⎠ ⎝ y m ⎠ ! Gegeben: y = g(x) ! g läßt sich ausführlicher € schreiben: ⎛ y1 ⎞ ⎛ g1 (x) ⎞ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ y 2 ⎟ ⎜ g2 (x) ⎟ ⎜ y= = ⎜ ! ⎟ ⎜ ! ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ y g (x) ⎝ m ⎠ ⎝ m ⎠ ! Jakobi-Matrix€ G: ⎛ ∂g1 ⎞ ∂g1 ⎜ ∂x (x) ! ∂x (x) ⎟ n ∂g ⎜ 1 ⎟ G(x) = (x) = ⎜ " # " ⎟ ∂x ⎜ ∂gm (x) … ∂gm (x)⎟ ⎜ ∂x ⎟ ∂x n ⎝ 1 ⎠ Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-34 Beispiel ! Roboter erkennt in Entfernung d und Winkel α ein Objekt ⎛σ d2 0 ⎞ ⎛ d ⎞ x = ⎜ ⎟ und Unsicherheit Σ x = ⎜ 2 ⎟ ⎝α ⎠ ⎝ 0 σα ⎠ ! x = (d, α)T soll in kartesiche Koordinaten y = (x,y)T umgerechnet werden: € ⎛ x ⎞ y = ⎜ ⎟ und Unsicherheit Σ y ⎝ y ⎠ ! Nicht lineare Vektorgleichung: € Σy y ⎛ x ⎞ ⎛ g1 (x) ⎞ ⎛ d cos α ⎞ ⎜ ⎟ = ⎜ ⎟ = ⎜ ⎟ y g (x) d sin α ⎝!⎠ ⎝ 2 ⎠ ⎝" $#$ %⎠ y d α g(x ) ! Jacobi-Matrix: € ⎛ ∂g1 ⎜ ∂d (x) G(x) = ⎜ ∂g ⎜ 2 (x) ⎝ ∂d ! Damit: x ⎞ ∂g1 (x) ⎟ ⎛cos α ∂α = ∂g2 ⎟ ⎜⎝ sin α (x)⎟ ⎠ ∂α −d sin α ⎞ ⎟ d cos α ⎠ Σ y = G(x)Σ x G(x)T Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz € Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-35 Modellierung von Unsicherheit in Systemen ! Motivation ! Systeme Zeitdiskrete, lineare und nicht-­‐lineare Systeme, Beispiele ! Wahrscheinlichkeiten Zufallsvariablen, Wahrscheinlichkeitsdichten, mehrdimensionale Zufallsvariablen, Erwartungswert, Varianz, Kovarianz, Gesetze ! Normalverteilung Ein-­‐ und mehrdimensional, Fehlerellipsen, Summe und Produkt, Fehlerfortpflanzung, Beispiele ! Monte-Carlo-Simulation ParFkelmengen, Fehlerfortpflanzung, Beispiele Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-36 Motivation und Idee ! Bei komplexen Umgebungen und sehr ungenauer Kenntnis der Position können Wahrscheinlichkeitsdichten sehr unhandlich werden. ! Monte-Carlo-Verfahren lösen komplexe Probleme, indem zahlreiche Zufallsexperimente durchgeführt werden. ! Wahrscheinlichkeitsdichten werden durch eine Menge von zufällig gezogenen Stichproben (Partikel) angenähert. ! Für jeden Partikel können je nach Problemstellung die gewünschten Transformationen durchgeführt werden. Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Jeder rote Punkt ist ein Partikel und ist eine mögliche Position des Roboters. Die Gesamtheit der Partikel stellt eine Wahrscheinlichkeitsdichte für die Roboterposition dar. Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-37 Partikelmengen ! Jeder Partikel stellt eine Hypothese (d.h. einen konkreten Wert) für den Zustand x dar. ! Partikelmenge: χ = {x[1], x[1], .., x[M]}, wobei x[m] ein Partikel ist. ! M ist üblicherweise groß (z.B. M = 1000) Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-38 Generierung von Partikelmengen aus Dichten ! Genererierung eine Partikelmenge χ aus einer Wahrscheinlichkeitsdichte p: Algorithm generateParticle(p): χ = ∅; i = 0; while i < M do generiere Zufallszahl x aus [a,b]; generiere Zufallszahl q aus [0,c]; if q < p(x) then i = i+1; χ = χ ∪ {x}; endif endwhile c p a b return χ; Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-39 Transformation einer Partikelmenge Wahrscheinlichkeitsverteilung und Partikelwolke nach Anwendung der Funktion g. Menge von Partikeln die gemäß der Normalverteilung p(x) zufällig generiert wurden. Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-40 Generierung von Dichten aus Partikelmengen (a) Menge von Partikeln die gemäß der Verteilung p(x) zufällig generiert wurden. (b) Aus der Partikelmenge gewonnene Normalverteilung, indem aus der Partikelmenge Mittelwert und Varianz ermittelt wird. (c) Aus Partikelmenge gewonnenes Histogramm. (d) Stetige Variante (Kerndichteschätzer, kernel density estimation) Bilde Summe aus Normalverteilungen, wobei jeder Partikel eine Normalverteilung bildet. Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-41 Genauigkeit der Verteilungsapproximation in Abh. von der Partikelanzahl • 25 Partikel • 250 Partikel Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-42 Beispiel ! lineares, zeitdiskretes System: x k +1 = 2x k +10 ! Anfangszustand x0 ist nur mit einer gewissen Unsicherheit bekannt: x 0 ~ 0.5 * N(x 0 ;0,1) + 0.5 * N(x 0 ;5, 0.25) € ! Partikelmenge wird gemäß der Verteilung des Anfangszustands generiert. ! Auf jeden Partikel wird solange Systemgleichung angewendet, bis x4 erreicht wird. € x0 Partikelwolke (grüne) besteht aus jeweils 200 Partikeln. Wahrscheinlichkeitsdichten (blau) wurden mit einem Kerndichteschätzer generiert. x4 Prof. Dr. O. Bittel, HTWG Konstanz Mobile Roboter - Modellierung von Unsicherheit WS 16/17 3-43