Präsentationsfolien 11. Sitzung 23.01.2017

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Gewalt
Entstehung, Facetten, Auswege
Gewalt gegen Kinder – Zur individuellen, familiären
und gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber
Schutzbefohlenen
Dr. Markus Fath, LMU München
Wintersemester 2016/17
Montag, 18:00 – 20:00 Uhr c.t.
Geschwister-Scholl-Platz 1, B101
Programm
31.10.2016
Erscheinungsformen von Gewalt und Ansätze zur Erklärung
07.11.2016
Denkmuster, Feindbilder und das Schuldprinzip
14.11.2016
Legitimierte Gewalt, Rechtsirrtümer und Justizopfer
21.11.2016
Radikalisierung, Pogrom und Genozid
28.11.2016
Wenn das Wohl von Menschen für Werte, Moral und Ideale geopfert wird
05.12.2016
Zum Zusammenhang von Mobbing und Amokläufen
12.12.2016
Amokläufe und Anschläge
19.12.2016
Warum Frieden trotz allem keine Illusion ist
09.01.2017
Kriegsverbrechen
16.01.2017
Endlichkeit, Sterben, Tod und die Relativierung von Werten
23.01.2017
Gewalt gegen Kinder
30.01.2017
Gewalt gegen zukünftige Generationen
06.02.2017
Auswege aus der Gewalt
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
2
Aufzeichnung und Folien
Aufzeichnung frei verfügbar bei der UnterrichtsMitschau
VideoOnline der LMU:
https://videoonline.edu.lmu.de/de/wintersemester-20162017/8202
Folien zum Download frei verfügbar im LSF unter der
Veranstaltungsnummer 11917 und unter der Homepage:
http://www.edu.lmu.de/apb/personen/dozent/fath/
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
3
Agenda
1.
Gewalt gegen (werdende) Mütter
2.
AD(H)S – Diagnostik und Therapie
3.
Sexuelle Gewalt gegen Kinder
4.
Übergeordnete Zusammenhänge
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
4
„Eine Ohrfeige hat noch niemandem geschadet.“
„Es kann einem ja schon mal die Hand ausrutschen.“
„Eine ordentliche Tracht Prügel gehört dazu. Das hat mir auch nicht geschadet.“
… und ähnlicher Bullshit …

Was bedeutet es, eine Behandlung von Kindern für legitim zu erklären, die
man für Erwachsene bzw. sich selbst nicht legitimieren kann oder will?

Würde jemand, der diese Sichtweisen zur Gewalt gegen Kinder hat, bei
eigenem Falschparken die Strafe akzeptieren, eine Ohrfeige zu bekommen
und ohne Essen ins Bett geschickt zu werden?

Falls nicht, handelt es sich um Doppelten Standard und letztlich darum,
Kindern das Recht abzusprechen, vollwertige Menschen zu sein!
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
5
Gewalt als Erziehungsmittel?
•
Eine Schule lässt einen „auffälligen Problemschüler“ in den Pausen alleine vor
dem Sekretariat sitzen
•
Der Schüler war „sicher kein Lämmchen“
•
Die Schule wird gerichtlich wegen Verstoßes gegen das Allgemeine
Persönlichkeitsrecht verurteilt

Strafe ist „soziale Isolation“ und setzt den Schüler der Gefahr von
Demütigungen aus

Einsehen der Schule: Auch Ausnahmefälle müssen im Rahmen der
gesetzlichen Vorgaben und der Verfassungsrechte behandelt werden

§ 1631 BGB Absatz 2: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung.
Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende
Maßnahmen sind unzulässig.“

§ 16 Absatz 1 Achtes Buch Sozialgesetzbuch: Angebote zur Förderung der
Erziehung „sollen auch Wege aufzeigen, wie Konfliktsituationen in der Familie
gewaltfrei gelöst werden können.“
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
6
Es ist nicht die Aufgabe der Kinder, sozial
angepasstes Verhalten zu erlernen und dabei
so gut als möglich die Nerven der
Erwachsenen zu schonen.
Es ist Aufgabe der Erwachsenen, Kindern
Erziehung und Bildung zu ermöglichen, ohne
dabei deren Menschenrechte zu verletzen.
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
7
1. GEWALT GEGEN
(WERDENDE) MÜTTER
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
8
No Excuse 2015
Milleniumskampagne
1. Bekämpfung von extremer Armut und Hunger
2. Primarschulbildung für alle
3. Gleichstellung der Geschlechter / Stärkung der Rolle der
Frauen
4. Senkung der Kindersterblichkeit
5. Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter
6. Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren
Krankheiten
7. Ökologische Nachhaltigkeit
8. Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
9
Senkung der
Kindersterblichkeit
•
„Tick, tack, tot. Tick, tack, tot. Tick, tack, tot.“
•
2007 starben ca. 9 Millionen Kinder unter fünf Jahren
•
Alle 3 Sekunden stirbt ein Kind, dessen Tod durchaus vermeidbar wäre
•
Am schwersten betroffen ist Subsahara-Afrika: Ca. jedes 7. Kind stirbt
vor seinem 5. Geburtstag
•
Ursachen sind Infektionskrankheiten (vor allem Masern), verschmutztes
Wasser und unhygienische Lebensbedingungen
•
Vorrangige Bekämpfung durch Impfkampagnen: Masernimpfung bei unter
Einjährigen mit einer Abdeckung von ca. 82% weltweit

Debatte um die Einführung einer Impfpflicht

Masern-Impfungen gibt es erst seit ca. 50 Jahren

Keine Langzeitdaten verfügbar

Problematik der Impfbeschleuniger: Quecksilber, Aluminium etc.
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
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10
Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter
•
Jährlich sterben über 500.000 Frauen an vermeidbaren bzw. behandelbaren
Komplikationen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt
•
Entspricht dem Bild, als ob alle vier bis fünf Stunden ein mit 250 schwangeren
Frauen vollbesetzter Jumbo Jet abstürzen würde
•
99% dieser Todesfälle ereignen sich in Entwicklungsländern
•
Am stärksten belastet sind Subsahara-Afrika und Südasien
•
Afrikanische Folklore: Schwangere Mütter verabschieden sich bei ihren Kindern
mit den Worten „I am going to the sea to fetch a new baby. The journey is
dangerous and I may not return.“
•
95% aller Kinder, deren Mütter sterben, sterben selbst bevor sie das 5.
Lebensjahr vollenden

Fund for safe Motherhood: Budget für die Jahre 2008-2010 38 Mio. US$

Entspricht weniger als 1% der Summe, die zur Bekämpfung von AIDS,
Tuberkulose und Malaria ausgegeben werden

Entspricht ca. 0,1% der Summe, die in Europa im gleichen Zeitraum für
Eiscreme ausgegeben wurde
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
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„Spätabtreibung“
•
Abtreibung nach der 22. Schwangerschaftswoche
•
Ab diesem Zeitpunkt ist das Kind außerhalb des Mutterleibes überlebensfähig
•
In Deutschland zulässig bis zum Einsetzen der Wehen unter den Bedingungen
des § 218a, Abs. 2 StGB:

„Der mit Einwilligung der Schwangeren von einem Arzt vorgenommene
Schwangerschaftsabbruch ist nicht rechtswidrig, wenn der Abbruch der
Schwangerschaft unter Berücksichtigung der gegenwärtigen und
zukünftigen Lebensverhältnisse der Schwangeren nach ärztlicher
Erkenntnis angezeigt ist, um eine Gefahr für das Leben oder die Gefahr
einer schwerwiegenden Beeinträchtigung des körperlichen oder seelischen
Gesundheitszustandes der Schwangeren abzuwenden, und die Gefahr
nicht auf eine andere für sie zumutbare Weise abgewendet werden kann.“

Häufigste Ursache, die als Erfüllung der „Gefahr einer schwerwiegenden
Beeinträchtigung des körperlichen und seelischen Gesundheitszustandes
der Schwangeren“ betrachtet wird: diagnostizierte Behinderung bzw.
Beeinträchtigung des Kindes

Betrifft jedes Jahr in Deutschland über 200 Kinder
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
12
Wo beginnt (Mit-)Verantwortung
für eine gewaltfreie Behandlung
von Kindern?
•
Jede Form von Gewalt gegen werdende Mütter ist Gewalt gegen das
ungeborene Kind
•
Auch jede Form von Gewalt gegen nahestehende Menschen einer schwangeren
Frau sind durch das Leid, das sie für die schwangere Frau bedeuten, als
Gewaltakte gegen das ungeborene Kind zu betrachten

Wenn man eine Frau schlecht behandelt, wie oft denkt man darüber nach, ob
diese Frau schwanger sein könnte?

Wann immer man generell einen Menschen schlecht behandelt, wie oft denkt
man darüber nach, ob dieser Mensch für eine schwangere Frau wichtig ist?

Es ist nicht möglich, einem Menschen Schmerz und Leid zuzufügen,
ohne den Menschen, für die dieser bedeutsam ist, ebenfalls Schmerz
und Leid zuzufügen

Der Anfang individueller, familiärer und gesellschaftlicher
Verantwortung gegenüber Schutzbefohlenen!
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
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2. AD(H)S – DIAGNOSTIK
UND THERAPIE
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
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Grundinformationen
•
AD(H)S – Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit und ohne Hyperaktivität
•
Prävalenzraten unterscheiden sich teilweise gravierend je nach Studie
und Erhebungsmethode
•
Weltweiter Durchschnitt: ca. 7%
•
Deutscher Durchschnitt: Vorschulkinder ca. 3% und Jugendliche ca. 8%
•
In Würzburg liegt die Diagnosehäufigkeit um 75% über dem
Bundesdurchschnitt

Zurückgeführt auf sehr hohe Ansiedelung von Kinder- und
Jugendpsychiatern
•
Häufigste medikamentöse Behandlung mit Methylphenidat (Ritalin,
Medikinet etc.)
•
2011 wurden in Deutschland ca. 56 Millionen Tagesdosen von deutschen
Ärzten verordnet
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
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Diagnostik ICD-10
Unaufmerksamkeit: mindestens 6 Symptome bestanden mindestens 6 Monate lang in
einem Zustand, der nicht mit dem Entwicklungsstand des Kindes „angemessen vereinbar“
ist:
•
Sind häufig unaufmerksam gegenüber Details oder machen Flüchtigkeitsfehler bei
den Schularbeiten und sonstigen Arbeiten und Aktivitäten
•
Sind häufig nicht in der Lage, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben und beim Spielen
aufrechtzuerhalten
•
Hören häufig scheinbar nicht, was ihnen gesagt wird
•
Können oft Erklärungen nicht folgen oder ihre Schularbeiten, Aufgaben oder Pflichten
am Arbeitsplatz nicht erfüllen (nicht wegen oppositionellem Verhalten oder weil die
Erklärungen nicht verstanden werden können)
•
Sind häufig beeinträchtigt, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren
•
Vermeiden ungeliebte Arbeiten, wie Hausaufgaben, die geistiges Durchhaltevermögen
erfordern
•
Verlieren häufig Gegenstände, die für bestimmte Aufgaben wichtig sind, z.B.
Unterrichtsmaterialien, Bleistifte, Bücher, Spielsachen und Werkzeuge
•
Werden häufig von externen Stimuli abgelenkt
•
Sind im Verlauf der alltäglichen Aktivitäten oft vergesslich
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
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Diagnostik ICD-10
Überaktivität: mindestens 3 Symptome bestanden mindestens 6 Monate
lang in einem Zustand, der nicht mit dem Entwicklungsstand des Kindes
„angemessen vereinbar“ ist:
•
Zappeln häufig mit Händen oder Füßen oder winden sich auf den Sitzen
•
Verlassen ihren Platz im Klassenraum oder in anderen Situationen, in
denen Sitzenbleiben erwartet wird
•
Laufen häufig herum oder klettern exzessiv in Situationen, in denen dies
unpassend ist (bei Jugendlichen oder Erwachsenen entspricht dem nur
ein Unruhegefühl)
•
Sind häufig unnötig laut beim Spielen oder haben Schwierigkeiten, sich
ruhig mit Freizeitbeschäftigungen zu befassen
•
Zeigen ein anhaltendes Muster exzessiver motorischer Aktivitäten, die
durch die soziale Umgebung oder Vorschriften nicht durchgreifend
beeinflussbar sind
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
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Diagnostik ICD-10
Impulsivität: mindestens 1 Symptom bestand mindestens 6
Monate lang in einem Zustand, der nicht mit dem
Entwicklungsstand des Kindes „angemessen vereinbar“ ist:
•
Platzen häufig mit der Antwort heraus, bevor die Frage
beendet ist
•
Können häufig nicht in einer Reihe warten oder warten nicht,
bis sie bei Spielen oder in Gruppensituationen an die Reihe
kommen
•
Unterbrechen und stören andere häufig (z.B. mischen sie sich
ins Gespräch oder Spiel anderer ein)
•
Reden häufig exzessiv, ohne angemessen auf soziale
Beschränkungen zu reagieren
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
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Diagnostik ICD-10
•
Beginn der Störung vor dem 7. Lebensjahr
•
Kriterien sollen in mehr als einer Situation erfüllt sein, z.B.
nicht nur in der Schule
•
Symptome verursachen „deutliches Leiden“ oder
„Beeinträchtigung der sozialen, schulischen oder beruflichen
Funktionsfähigkeit“
•
Störung erfüllt nicht Kriterien einer „tiefgreifenden
Entwicklungsstörung“, einer „manischen Episode“, einer
„depressiven Episode“ oder einer „Angststörung“
 sprich: es gibt keine bessere psychiatrische Erklärung
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
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Diagnose „AD(H)S“
=
Diagnose „Kind“ ?
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
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Methylphenidat (1)
•
Gehört zu der Gruppe der Psychostimulanzien
•
Dopaminerger Stoff
 Hemmt die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Dopamin und
Noradrenalin
 Durch die Hemmung bleiben die Stoffe länger im synaptischen
Spalt erhalten
 Psychoanaleptische Wirkung (anregend und aufregend)
 Unterdrückt Müdigkeit und Hemmungen
 Steigert kurzfristig körperliche Leistungsfähigkeit
 Schmerz und Erschöpfungssignale werden unterdrückt (normale
Reaktionen bei körperlicher Überlastung)
 Toxikologisch eng verwandt mit Kokain
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23.01.2017
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Methylphenidat (2)
Nebenwirkungen:
•
Unregelmäßiger Herzschlag
•
Stimmungswechsel, Stimmungsumschwünge oder
Persönlichkeitsveränderungen
•
Selbsttötungsgedanken oder das Gefühl, dass man sich das Leben
nehmen möchte
•
Fühlen oder Hören von Dingen, die nicht echt sind
•
Unkontrollierte Sprache oder Körperbewegungen
•
Anzeichen von Allergien wie Ausschlag, Jucken oder Quaddeln auf der
Haut, Anschwellen von Gesicht, Lippen, Zunge oder anderen Körperteilen,
Kurzatmigkeit, pfeifendes Atmen oder Atemschwierigkeiten
•
Manien (Gefühle außergewöhnlicher Aufregung, Überaktivität oder
Hemmungslosigkeit)
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
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Methylphenidat (3)
Nebenwirkungen:
•
Herzinfarkt
•
Anfälle (Krämpfe, Epilepsie mit Krämpfen)
•
Abschälen der Haut oder purpurrote Flecken
•
Muskelkrämpfe, die nicht kontrolliert werden können und die Augen,
Kopf, Genick, Körper und Nervensystem betreffen können (Folge einer
zeitweisen Unterbrechung der Blutzufuhr zum Gehirn)
•
Lähmungen oder Bewegungs- und Sehprobleme, Schwierigkeiten beim
Sprechen (mögliche Hinweise auf Gefäßprobleme im Gehirn)
•
Abnahme der Zahl an Blutzellen, erhöhte Neigung zu Infektionen, erhöhte
Neigung zu Blutungen und Verletzungen
•
Plötzlicher Anstieg der Körpertemperatur, sehr hoher Blutdruck und
schwere Fieberkrämpfe (nicht sicher, dass diese Nebenwirkung durch
Methylphenidat ausgelöst wird)
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
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Methylphenidat (4)
Nebenwirkungen:
•
Unerwünschte Gedanken, die immer wiederkommen
•
Unerklärliche Ohnmacht, Schmerzen im Brustkorb, Kurzatmigkeit
(mögliche Anzeichen für Herzprobleme)
•
Kopfschmerzen
•
Nervosität
•
Schlaflosigkeit
•
Gelenkschmerzen
•
Trockener Mund
•
Erhöhte Temperatur, Fieber
•
Ungewöhnlicher Haarausfall und Dünnerwerden der Haare
•
Ungewöhnliche Müdigkeit oder Benommenheit
•
Appetitverlust oder verringerter Appetit
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Methylphenidat (5)
Nebenwirkungen:
•
Juckreiz, Ausschlag oder gerötete, juckende Exantheme (Quaddeln)
•
Husten, Heiserkeit oder Reizung von Nase und Rachen
•
Veränderungen des Blutdrucks (meist hoher Blutdruck),
anormaler Puls, schneller Herzschlag (Tachykardie)
•
Schwindelgefühl, Bewegungen, die nicht kontrolliert werden können,
ungewöhnliche Aktivität
•
Aggression, Aufregung, Ängstlichkeit, Depression, Reizbarkeit
und anderes anormales Verhalten
•
Magenschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Unwohlsein und Erbrechen
•
Verstopfung
•
Beschwerden im Brustkorb
•
Blut im Urin
•
Schütteln oder Zittern
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Methylphenidat (6)
Nebenwirkungen:
•
Doppeltsehen oder verschwommenes Sehen
•
Muskelschmerzen, Muskelzucken
•
Kurzatmigkeit oder Schmerzen im Brustkorb
•
Erhöhte Leberwerte
•
Zorn, Ruhelosigkeit, Weinerlichkeit, übersteigerte Wahrnehmung der
Umgebung, Schlafprobleme
•
Veränderungen im Geschlechtstrieb
•
Gefühle der Desorientierung
•
Erweiterte Pupillen, Sehschwierigkeiten
•
Anschwellen der Brüste bei Männern
•
Übermäßiges Schwitzen, Hautrötung, geröteter Hautausschlag mit
Quaddeln
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Methylphenidat (7)
Nebenwirkungen:
•
Herzinfarkt
•
Plötzlicher Tod
•
Muskelkrämpfe
•
Kleine rote Flecken auf der Haut
•
Entzündung oder verstopfte Arterien im Gehirn
•
Abnorme Leberfunktionen einschließlich Leberversagen und Koma
•
Veränderungen bei Testergebnissen (einschließlich Leber- und Bluttests)
Selbsttötungsversuch (einschließlich vollendeter Selbstmord),
anormale Gedanken, Mangel an Gefühl und Emotionen, ständiges
Wiederholen von Dingen, Besessenheit von einer Sache
•
Taubheit, Prickeln und Farbveränderungen in Fingern und Zehen bei Kälte
•
Migräne
•
Sehr hohes Fieber
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Methylphenidat (8)
Nebenwirkungen:
•
Langsamer oder schneller Herzschlag oder zusätzliche
Herzschläge
•
Epileptischer Anfall
•
Glauben von Dingen, die nicht wahr sind, Verwirrung
•
Starke Magenschmerzen, häufig mit Übelkeit und Erbrechen
•
Problem mit Blutgefäßen im Gehirn (Schlaganfall, zerebrale
Arterienentzündung oder Verstopfung einer Hirnschlagader)
•
Erektionsstörungen
•
Verringertes Wachstum bei Langzeitgabe
•
Verringerte Gewichtszunahme bei Kindern
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23.01.2017
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Methylphenidat (9)
•
Es bestehen Bedenken, dass eine langfristige Gabe von Methylphenidat zu einer
irreversiblen Einstellung der körpereigenen Produktion von Dopamin führt
•
Einstellen der körpereigenen Dopaminproduktion gilt als Risikofaktor für Morbus
Parkinson
•
Teilweise vehement bestritten


Im Hinblick auf die Nebenwirkungen ist das Medikament als besonders sicher
einzustufen

Stellungnahme der Grünenthal GmbH

Hersteller von „Contergan“

Anfang der 1950er Jahre eingeführt

1961 erst rezeptpflichtig (August) und dann vom Markt genommen
(November)

2012 wird ein Denkmal für die Opfer errichtet und eine Entschuldigung
ausgesprochen
Wird man in 30-40 Jahren von den Ritalin-Kindern sprechen?
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
29
Erstes Fazit
Ein Stoff wird weit verbreitet an Kinder
verabreicht, dessen Nebenwirkungen als extrem
bedenklich eingestuft werden müssen.
Zu Langzeitfolgen gibt es keinerlei ausreichende
Erkenntnisse, dafür aber sehr ernstzunehmende
Bedenken.
 Historisch und kulturübergreifend beispiellos!
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
30
3. SEXUELLE GEWALT GEGEN
KINDER
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
31
„Sexueller Mißbrauch“
•
Straftat nach § 176 StGB: Sexuelle Handlungen, die Erwachsene oder
Jugendliche an, mit oder vor einem Kind vornehmen oder an sich
vornehmen lassen; umfasst Handlungen mit und ohne Körperkontakt
(Exhibitionismus, Vorzeigen pornographischer Materialien etc.)
•
Jährlich ca. 14.000 Kinder in Deutschland betroffen

Reines Hellfeld

Schätzungen gehen teilweise davon aus, dass dies nur 1% des
Dunkelfelds sind
•
Täter kommen deutlich überwiegend aus dem sozialen Nahraum, fast
immer mit wichtiger emotionaler Bedeutung: Verwandtschafts- oder
naher Bekanntschaftskreis

Begriff „Mißbrauch“ ist abzulehnen, da er impliziert, es gäbe einen
„richtigen Gebrauch“ von Kindern

Ersetzung durch „sexuelle bzw. sexualisierte Gewalt“
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
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Täterprofile (1)
„Regressiver“:
•
Geringes Selbstwertgefühl und geringe Konfliktfähigkeit
•
Kinder werden als Ersatz benutzt
•
Stress als Tatimpuls
•
Hauptkriterium der Opferwahl: Verfügbarkeit
•
Zwang und Gewalt können zur Durchsetzung benutzt werden
•
Teilweise Besitz und Anfertigung von Kinderpornographie
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23.01.2017
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Täterprofile (2)
„Moralisch Wahlloser“:
•
Missbrauch ist Teil eines generellen Musters, andere Menschen als Mittel
zum Zweck zu betrachten
•
Sexuelles Experimentieren als zentrale Motivation
•
Prämisse der sexuellen Gewalt an Kindern: „Warum nicht?“
•
Kriterien der Opferwahl: Verletzlichkeit und Gelegenheit
•
Nutzung von Zwang, Drohung, Manipulation, Lockmitteln, physischer
Gewalt
•
Opfer häufig Bekannte, können aber auch Fremde sein
•
Mangelnde Empathiefähigkeit
•
Sammlung von gewalthaltiger Pornographie mit Erwachsenen und
Kindern
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
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Täterprofile (3)
„Sozialer Außenseiter“:
•
Generelle Defizite in sozialen Fähigkeiten
•
Kinder werden aus Sicherheit oder Neugier ausgewählt als unbedrohliche
Sexualobjekte
•
Kriterium der Opferwahl: Hilflosigkeit – bekannte, aber auch fremde
Kinder, sowie ältere und pflegebedürftige Menschen
•
Probleme beim Ausdruck von Wut, Ablehnung und anderer Impulse
•
Evtl. Sammlung von Pornographie (eher Erwachsenenpornographie)
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
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Täterprofile (4)
„Verführer“:
•
Präferenz klar auf Kinder gerichtet
•
Kind wird lange mit Aufmerksamkeit und Zuneigung manipulativ
vorbereitet
•
Schrittweiser Abbau sexueller Hemmungen beim Opfer, z.B. durch Einbau
sexueller Momente in Spielhandlungen
•
Oft mehrere Opfer gleichzeitig
•
Fähigkeit zu starker Identifizierung mit dem Kind
•
Kein spezifischer Opfertyp
•
Drohungen und Gewalt nur im Hinblick auf mögliche Aufdeckung
•
Meist naher Bekanntenkreis
•
Sammlung von Kinderpornographie möglich
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23.01.2017
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Täterprofile (5)
„Introvertierter“:
•
Klar auf Kinder gerichtete Präferenz
•
Versucht mit minimalem kommunikativen Aufwand an Kinder zu kommen
•
Opfer meist fremde und sehr junge Kinder
•
Suchen flüchtiger sexueller Begegnungen (z.B. auf dem Spielplatz)
•
Exhibitionistisches Verhalten
•
Kontakt zur Kinderprostitution
•
Nutzung des Internet
•
Vorkommen gezielten Heiratens und Zeugens von Kindern, um an Kinder
heranzukommen
•
Sammlung von Kinderpornographie
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
37
Täterprofile (6)
„Sadist“:
•
Sexuelle Präferenz auf das Zufügen echten Leidens und Schadens der
Opfer
•
Nutzung von Lockmitteln und Zwang
•
Gefährdet, Opfer zu entführen und sogar zu ermorden, um Aufdeckung
zu verhindern
•
Unklar, wie sich Neigungen entwickeln
•
Seltene Tatmotivation
•
Sammlung gewalthaltiger Pornographie
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23.01.2017
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Täterprofile (7)
„sexuell Wahlloser“:
•
Keine besonders starke Präferenz für Kinder
•
Eher Nutzung von Situationen
•
Sexuelles Experimentieren als Motiv
•
Reiz des Verbotenen als besonders bedeutsam
•
Kriterium der Opferauswahl: Zugänglichkeit, häufig eigene Kinder
•
Integration der Opfer in andere bestehende sexuelle Interessen (Rituale
etc.)
•
Pornographiesammlung nach Interessen
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
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Soziale Risikofaktoren (1)
•
Anforderung an Männer, in sexuellen Beziehungen dominant und
mächtig zu sein
•
Soziale Toleranz gegenüber Kinderpornographie
•
Erotische Darstellungen von Kindern in Werbung
•
Männliche Tendenz, emotionale Bedürfnisse zu sexualisieren
•
Repressive Normen über Masturbation und außerehelichen Sex
•
Soziale Tolerierung von sexuellem Interesse an Kindern
•
Schwache strafrechtliche Sanktionierung
•
Ideologie patriarchalischer Vorrechte
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
40
Soziale Risikofaktoren (2)
•
Soziale Toleranz gegenüber Verbrechen im Rausch
•
Männliche Unfähigkeit, sich mit kindlichen Bedürfnissen zu
identifizieren
•
Fehlende soziale Unterstützung für Mütter
•
Faktoren, die der Gleichstellung von Frauen entgegenwirken
•
Zerfall sozialer Netzwerke
•
Ideologie der heilen Familie
•
Mangelnde Sexualerziehung von Kindern
•
Soziale Machtlosigkeit von Kindern
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
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Strategien der Manipulation
„Der vati hat mir zwei hefte geschenkt. Wieder mit so nackten männern und
mädchen… Der vati sagt, die mädchen hätten richtig spaß am sex. Nicht so
wie ich, daß ich immer flenne und kotze und alles kaputt mache, wenn‘s
gerade schön würde. An denen sollte ich mir ein beispiel nehmen.“
•
Appelle an Schuld- und Schamgefühle
•
Mechanische Erregungsreaktion des Körpers wird genutzt um Kinder zu
überzeugen, dass es ihnen „Spaß macht bzw. gemacht hat“ (vgl. VL
09.01.17: Nötigung von Männern, eigene Familienmitglieder bei
Kriegsverbrechen zu vergewaltigen)
•
Drohung mit worst-case-Szenarien: Zerstören der Familie, Suizid des
Täters etc.  massive Schuldgefühle der Opfer bei Eintreten des
Szenarios nach Bekanntwerden
•
Besonders bedeutsam: Wahren des Geheimnisses
Dr. Markus Fath: Gewalt – Entstehung, Facetten, Auswege
23.01.2017
42
Strategien der Prävention
•
Stärkung von Kindern arbeitet mit dem Bewusstsein für das Recht,
über den eigenen Körper zu bestimmen, und der Unterscheidung von
guten und schlechten Geheimnissen
 Gutes Geheimnis: man freut sich darauf, dass es alle erfahren (Papa
schenkt der Mama zum Geburtstag Schmuck)
 Schlechtes Geheimnis: man hat Angst davor, dass es jemand erfährt;
„Geheimnis macht Bauchweh“
•
Hilfe für Männer, die sexuelles Interesse an Kindern verspüren:
Initiatives Netzwerk „Kein Täter werden“ (Mikado-Studie 2015)
 Das Interesse kann nicht gelöscht werden
 die Umsetzung des Interesses und das damit verbundene Leid kann
sehr wohl verhindert werden
 Voraussetzung wäre eine Erhöhung der Bereitschaft, sich helfen zu
lassen und eine Senkung der Hemmschwelle, das Interesse
einzugestehen
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23.01.2017
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Hemmschwellen für
Prävention
Mikado-Studie (2015):
•
Zustimmung zu Aussagen über Männer, mit sexuellem Interesse an Kindern
ohne jede Form kriminellen Verhaltens („nur Interesse“):
 „sollten eingesperrt werden“: 48,6%
 „sollten besser tot sein“: 26,7%
•
Bereitschaft von Therapeuten, Männer mit sexuellem Interesse an Kindern zu
behandeln:
 Ohne jede Form von kriminellem Verhalten bei der betreffenden Person:
80%
 Mit vorhandenem kriminellen Verhalten bei der betreffenden Person: 40%

Soziale Ächtung des sexuellen Interesses an Kindern ist hinderlich und
kontraproduktiv, wenn sie personalisiert wird, d.h. die Person geächtet wird

Erneute hohe Relevanz der Trennung von Handlung und Handelndem
und der Fokussierung auf die Handlungen!
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4. ÜBERGEORDNETE
ZUSAMMENHÄNGE
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Übergeordnete
Zusammenhänge (1)
•
•
Eine hohe Gefahr liegt in der sozialen Machtlosigkeit von Kindern

Breite Zustimmung zur Legitimität von Gewalt gegen Kinder

Gabe von Medikamenten mit gefährlichen Nebenwirkungen ohne
Langzeiterkenntnisse an Kinder
Sexuelle Gewalt ist in den allermeisten Fällen ein langwieriger Prozess,
der mit emotionaler Erpressung arbeitet und von dem Wahren des
Geheimnisses abhängt

Notwendigkeit, emotionale Erpressung nicht als Normalität, sondern
als schwerwiegende Gewalt zu begreifen

Soziale Ächtung der Personen hemmt die Hilfe und stellt genaue jene
worst-case-Szenarien dar, mit denen Kinder gefügig gemacht werden

Personalisierte Schuld als wesentlicher Stabilisator
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Übergeordnete
Zusammenhänge (2)
Kindliche Verhaltensweisen:
•
Wissen nicht für sich behalten zu können, sondern unaufgefordert damit
herauszuplatzen
•
Exzessives Reden
•
Missachtung sozialer Beschränkungen
•
Missachtung sozialer Erwartungen
•
Missachtung von Vorschriften und Anweisungen
•
Weigerung, ungeliebte Aufgaben zu erfüllen

Dies wären alles hoch bedeutsame Schutzfaktoren, die starke Ressourcen
darstellen, um den langwierigen Prozess sexueller Gewalt zu unterbrechen bzw.
gar nicht erst zustande kommen zu lassen

Diese Verhaltensweisen werden pathologisiert und zu Symptomen einer
behandlungsbedürftigen Störung erklärt (AD(H)S)

Auch „Störungen“ sind nicht schwarz-weiß und können kontextabhängig
durchaus wertvolle Schutzfaktoren sein (vgl. VL 16.01.17: Sichelzellanämie etc.)
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Übergeordnete
Zusammenhänge (3)
Das brave, gehorsame, sozial angepasste, leistungsfähige, nicht störende,
völlig unauffällige Kind:

Dominantes Kindheitsbild unserer Gesellschaft: eine abstrakte Idee

Grundlage der AD(H)S-Diagnostik und -Therapie

Nahezu perfektes Opfer für Manipulationen

Zentrale Gemeinsamkeit öffentlicher Meinung, legitimierter
„Therapien“ und sexueller Gewalt

Wenn AD(H)S-Symptome nicht dazu führen würden, dass dem Kind
suggeriert wird, dass mit ihm etwas nicht stimmt, und …

Wenn AD(H)S-Symptome nicht dazu führen würden, dass Druck auf die
Eltern ausgeübt wird, um ihr Kind „in den Griff zu bekommen“, und …

Wenn AD(H)S-Symptome als gute und erwünschte Schutzfaktoren
betrachtet werden würden, …

Gäbe es noch einen Leidensdruck bzw. wären die Symptome eine
behandlungsbedürftige Störung?
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Übergeordnete
Zusammenhänge (4)
Auswege zu einem besseren Schutz von Kindern:
•
Individuell: Personen, gegenüber denen das Kind keinerlei Angst hat,
alles offen auszusprechen  bedingungslose Unterstützung und Fürsorge
•
Familiär: Ablehnung emotionaler Erpressung als Normalität 
bedingungslose Unterstützung von Familienmitgliedern, die von der Norm
abweichen
•
Gesellschaftlich: Überwindung von Personalisierungen,
Schuldzuweisungen, Dämonisierungen und anderen Varianten von
Feindbildern; offene Hilfsangebote  Reflexion von Werten und Idealen,
insbesondere des Kindheitsideals

Es ist durchaus zumutbar für Erwachsene, nervlich anstrengendes
Verhalten von Kindern auszuhalten, in dem Wissen, dass dies einen
fundamentalen Schutzfaktor darstellen kann

„Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es
noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt.“ (A. Einstein)
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Literatur (1)
Fath, M. (2011). Gewalt und Gewaltlosigkeit. Entwicklung eines Theorie-Modells.
Münster: Lit.
Fath, M. (Hrsg.) (2013). Bildung und Ethik. Beiträge und Perspektiven jenseits
disziplinärer Grenzen. Münster: Lit.
Forward, S. & Frazier, D. (2000). Emotionale Erpressung. Wenn andere mit Gefühlen
drohen. München: Wilhelm Goldmann.
Galtung, J. (1975). Strukturelle Gewalt. Beiträge zur Friedens- und Konfliktforschung.
Reinbek: Rowohlt.
Galtung, J. (2007). Konflikte und Konfliktlösungen. Die Transcend-Methode und ihre
Anwendung. Berlin: Kai Homilius.
Heitmeyer, W. & Soeffner, H.-G. (Hrsg.) (2004). Gewalt. Entwicklungen, Strukturen,
Analyseprobleme. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Kuhnen, K. (2007). Kinderpornographie und Internet. Medien als Wegbereiter für das
(pädo-)sexuelle Interesse am Kind? Göttingen: Hogrefe.
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Literatur (2)
Lamnek, S., Luedtke, J & Ottermann, R. (2006). Tatort Familie. Häusliche Gewalt im
gesellschaftlichen Kontext. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Liebsch, B. (2007). Subtile Gewalt. Spielräume sprachlicher Verletzbarkeit. Weilerswist:
Velbrück Wissenschaft.
Michaelis-Arntzen, E. (1994). Die Vergewaltigung aus kriminologischer, viktimologischer
und aussagepsychologischer Sicht. München: C. H. Beck.
Roggensack, C. (2006). Mythos ADHS. Konstruktion einer Krankheit durch die
monodisziplinäre Gesundheitsforschung. Heidelberg: Carl-Auer.
Schmidt, R. F. & Thews, G. (Hrsg.) (1997). Physiologie des Menschen. Berlin, Heidelberg,
New York: Springer.
Welter-Enderlin, R. & Hildenbrand, B. (Hrsg.) (2008). Resilienz – Gedeihen trotz widriger
Umstände. Heidelberg: Carl-Auer.
http://www.dunkelziffer.de/startseite/
https://www.kein-taeter-werden.de/
http://www.mikado-studie.de/
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HERZLICHEN DANK FÜR
IHRE AUFMERKSAMKEIT!
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