Hämodynamisches Monitoring Die Messung des Herzzeitvolumens als Maß für die globale Perfusion und die Herzarbeit stellt eine wichtige Größe zur differenzierten Therapieentscheidung und – überwachung dar. Die Erfassung des Herzzeitvolumens sowohl als Maß der globalen Perfusion des Organismus als auch der Pumpfunktion des Herzens ist aus grundlegenden physiologischen Überlegungen von großer klinischer Relevanz bei der Behandlung hämodynamisch instabiler Patienten. Begründet durch die bis heute nicht eindeutig geklärte Diskussion über das Risiko-NutzenVerhältnis des Swan-Ganz-Katheters (Pulmonalarterieller Katheter, PAK) sind gerade in den letzten Jahren zahlreiche weniger invasive Verfahren wie z.B. das PiCCO-Monitoring-System zur Bestimmung des Herzzeitvolumens etc. eingeführt worden. Herzzeitvolumen (HZV [l x min-1]) Für den systemischen Blutfluss ist die Pumpfunktion und damit die Auswurfleistung des Herzens verantwortlich. Diese wird in Form des HZV (cardiac output, CO), bzw. auf die Körperoberfläche bezogen, mittels Herzindex (HI, cardiac index, CI)) quantifiziert. Das HZV ist somit definiert als die Menge an Blut, die von einem Ventrikel über die Zeit ausgeworfen wird. Es wird in der Einheit [l x min –1] bzw. HI in der Einheit [l x min-1 x m-2] angegeben. Determinanten des Herzzeitvolumens Die beiden grundlegenden Faktoren, die das Herzzeitvolumen bestimmen, sind das vom Herzen produzierte Schlagvolumen (SV) und die Herzfrequenz bzw. der Rhythmus der Herzaktion. Herzfrequenz und Rhythmik sind von sympathischen und parasympathischen Stimuli bzw. von den elektrophysio-logischen Eigenschaften des Myokards und dessen Reizleitungssystems abhängig. Die Größe des Schlagvolumens wird vor allem durch die kardiale Vorlast, die kardiale Nachlast sowie die myokardiale Inotropie bestimmt. Methoden zur Messung des Herzzeitvolumens Bestimmung nach dem Fick'schen Prinzip: Der klassische Weg (1870), wonach der Fluß eines von einem Organ aufgenommenen oder von ihm abgegebenen Indikators der Differenz der Indikatorflüsse im Zuflusstrakt und im Ausflusstrakt des betreffenden Organs gleicht. Die arteriovenöse Sauerstoffkonzentrationsdifferenz lässt sich oxymetrisch bestimmen. Die pro Zeiteinheit in der Lunge umgesetzte Sauerstoffmenge wird mit Hilfe der Spirometrie gemessen. Indikatorverdünnungsmethode: Als Indikator wir Indocyaningrün verwendet, das sich nach Injektion vorwiegend an Lipoproteine bindet. Das Absorptionsmaximum liegt bei 805 nm und lässt sich somit deutlich von der Hämoglobinabsorption differenzieren. Die Konzentration wird dabei durch zeitlich schnell aufeinander folgende Blutentnahmen als Funktion der Zeit analysiert. Impedanzkardiographie: Die Impedanzkardiographie beruht auf der Bestimmung der komplexen Thoraximpedanz, die von dem darin befindlichen Blutvolumen abhängt. In der systolischen Phase tritt eine Blutvolumenvergrößerung und in der diastolischen eine -verringerung auf. Diese Volumenänderung führt zu einer entsprechenden Impedanzvariation, die Rückschlüsse auf das Schlagvolumen und damit das HZV erlaubt. Aufgrund des hohen personellen und apparativen Aufwands, werden die oben genannten Methoden auf der Intensivstation nicht durchgeführt. Hämodynamisches Monitoring, Klinikstandards, Becher, Stand 2011 Thermodilutionsmethode: Die Injektion eines Indikators mit niedriger Temperatur in das Blutkreislaufsystem wird zur Ermittlung des HZV bei Einsatz des PiCCO-Monitor-Systems als auch bei Einsatz des Swan-Ganz-Katheters genutzt. Dabei wird, je nach eingesetztem Verfahren, zwischen transkardiopulmonaler und pulmonalarterieller Thermodilution unterschieden. Transkardiopulmonale Thermodilution Diese Methodik wird im PiCCO-Monitor-System verwendet. Zur Messung des HZV wird hier ein Kältebolus, zumeist 20 ml kalte Kochsalzlösung, zentralvenös injiziert. Die Temperatur des Injektates wird mittels eines Thermistors am Injektionsort regisitriert. Mit einem 2. Thermistor, der in die Spitze eines 3 - 5 Fr starken Katheters integriert ist und in der Regel über die A. femoralis bis in die distale Aorta eingebracht wird, wird nun der Temperaturverlauf des Blutes nach Injektion des Indikators gemessen. Anhand der so registrierten Dilutionskurve lässt sich nach Extrapolation von Rezirkulationsphänomenen unter der Verwendung der Stewart-Hamilton-Gleichung das HZV (pCO) bzw. der HI (p-CI) bestimmen. In zahlreichen Untersuchungen wurde dieses Verfahren vor allem gegen die weiterhin klinisch als Goldstandard angesehene pulmonalarterielle Thermodilution evaluiert. Die Werte der transkardiopulmonalen Thermodilution lagen geringfügig niedriger. Dies wurde auf den höheren Indikatorverlust bei längerer Laufzeit und größerem Verteilungsvolumen des Indikators zurückgeführt [1]. Generell besteht aber eine sehr gute Übereinstimmung mit der pulmonalarteriellen Thermodilution [2]. Wichtig ist, den Einfluss von potentiell bestehenden Herzvitien mit einem intrakardialen Shunt zu berücksichtigen. Bei einem Links-Rechts-Shunt kann dies zu einer Rezirkulation des Indikators mit einem auffällig flachen Verlauf der Dilutionskurve führen. Andererseits kann ein z.B. durch die Applikation eines positiven endexspiratorischen Atemwegsdruck (PEEP) induzierter Rechts-LinksShunt durch ein offenes Foramen ovale sich als Doppelgipfel der Dilutionskurve darstellen. Pulmonalarterielle Thermodilution Seit Einführung des Pulmonaliskatheters durch Swan und Ganz 1970 ist die pulmonalarterielle Thermodilution die gebräuchliste Methode zur Bestimmung des HZV, bei der in aller Regel Kälte als Indikator dient. Hierzu werden 10 ml kalte Kochsalzlösung zentralvenös als Bolus appliziert. Der Temperaturverlauf wird dann mittels eines Thermistors an der Spitze des Pulmonaliskatheters, der zuvor in einen Pulmonalarterienast eingeschwemmt wurde, gemessen. Die Indikatordilutionskurve bildet die Veränderung der Temperatur über die Zeit ab. Das HZV wird nach der Stewart-Hamilton-Gleichung berechnet. Der Anstieg der pulmonalarteriellen Thermodilutionskurve erfolgt aufgrund der kürzeren Indikatorlaufzeit vom Ort der Injektion bis zum Ort der Detektion steiler und ist somit mit dem geringeren Verteilungsvolumen des Indikators erklärbar (Abb. 1). Daher ist auch die Gesamtzeit, die für eine Messung erforderlich ist, bei der pulmonalarteriellen Thermodilution geringer. Der Einfluss von Klappenvitien, hier insbesondere der Trikuspidalklappeninusffizienz, auf die Validität der HZV-Messungen mit der pulmonalarteriellen Thermodilution hat in aller Regel nur geringe klinische Folgen, auch wenn die Anlage eines Pulmonaliskatheters eine Insuffizienz der Trikuspidalklappe induzieren bzw. verstärken kann. Neben Klappenvitien können auch intrakardiale Shunts Einfluss auf die Ergebnisse der pulmonalarteriellen Thermodilution haben. Hämodynamisches Monitoring, Klinikstandards, Becher, Stand 2011 Abb. 1: Pulmonalarterielle und transkardiopulmonale Thermodilutions-kurve im Vergleich: Zu erkennen ist, dass bei der pulmonalarteriellen Dilutionskurve zum einen aufgrund der kürzeren Indikatorlaufzeit vom Zeitpunkt der Injektion (rechter Vorhof) bis zum Zeitpunkt der Detektion (Pulmonalarterie) das Zeitintervall bis zum steilen Aufstrich der Dilutionskurve im Vergleich zur transkardiopulmonalen Dilutionskurve kürzer ist. Auch ist die Amplitude der Dilutionskurve, d. h. die maximale Temperaturdifferenz am Detektionsort (Pulmonalarterie bzw. distale Aorta) bei der pulmonalarteriellen Thermodilution aufgrund des geringeren Verteilungsvolumens des Indikators größer. Kontinuierliche Echtzeitverfahren Arterielle Pulskonturanalyse Die arterielle Pulskonturanalyse dient der kontinuierlichen Messung von Schlagvolumen und des HZV bzw. HI. Anhand der Analyse der aortalen Druckkurve wird auf das linksventrikuläre Schlagvolumen rückgeschlossen. Für die Bestimmung des absoluten Schlagvolumens und somit auch des HZV ist jedoch immer eine initiale Kalibrierung mit einem Referenzverfahren, wie z. B. einem Indikatordilutionsverfahren (Thermodilution), notwendig. PiCCO-Monitor Breite Anwendung fand die arterielle Pulskonturanalyse zur kontinuierlichen Messung des HZV erst durch die Kombination mit alternativen, diskontinuierlichen Methoden wie der transkardiopulmonalen Thermodilution. Diese Kombination von arterieller Pulskonturanalyse und transkardiopulmonaler Thermodilution in einem Hämodynamiksystem ist im PiCCO-Monitor realisiert. Ein arterieller Katheter, der in eine zentrale Arterie (zumeist A. femoralis) eingebracht wird und der neben dem Lumen zur arteriellen Druckmessung und zur Abnahme arterieller Blutproben einen in der Katheterspitze integrierten Thermistor besitzt, ermöglicht die initiale Messung des HZV mittels transkardiopulmonaler Thermodilution. Der so mittels transkardiopulmonaler Thermodilution gewonnene Wert des HZV dient nun zur Kalibrierung der arteriellen Pulskonturanalyse. In der Folge wird von der implementierten Software Schlag für Schlag das linksventrikuläre Schlagvolumen errechnet. In einem kontinuierlich fortschreitenden, vordefinierten Zeitfenster wird nun das Schlagvolumen bzw. nach Multiplikation mit der Herzfrequenz das HZV bzw. der HI vor Anzeige auf dem Display gemittelt (Displayanzeige: p-CO Hämodynamisches Monitoring, Klinikstandards, Becher, Stand 2011 = durch die Thermodilution bestimmtes HZV, p-CI = durch die Thermodilution bestimmter HI (HZV bezogen auf die Körperoberfläche), PCCO = durch die Pulskonturanalyse kontinuierlich berechnetes HZV, PCCI = durch die Pulskonturanalyse kontinuierlich bestimmter HI (HZV auf die Körperoberfläche berechnet)). Volumenhaushalt und Vorlast-Monitoring mittels PiCCO-Technologie Globales Enddiastolisches Volumen (GEDV [ml]) Globaler Enddiastolischer Volumen Index (GEDI, GEDVI [ml x m-2]) Intrathorakales Blutvolumen (ITBV [ml]) Intrathorakaler Blutvolumenindex (ITBI, ITBVI [ml x m-2]) Die Vorlast ist gemäß dem Frank-Starling-Mechanismus eine wesentliche Komponente des Herzzeitvolumens und ist von einem adäquaten intravasalen Volumenstatus abhängig. Die Kenntnis der Höhe der Vorlast ist für die Steuerung der Therapie ebenso unabdingbar wie das Wissen, ob durch zusätzliche Volumengabe die Vorlast optimiert und so das Herzzeitvolumen gesteigert werden kann. Denn andererseits kann die Oxygenierung beeinträchtigt werden, wenn sich eine überhöhte Volumengabe in einem Lungenödem niederschlägt. Das Globale Enddiastolische Volumen (GEDV) bzw. der auf die Körperoberfläche berechnete Globale Enddiastolische Volumen Index (GEDE, GEDVI) setzt sich aus den enddiastolischen Volumina aller vier Herzhöhlen zusammen. Auch wenn dieses Volumen physiologisch nicht existiert (keine gleichzeitige Diastole aller vier Herzhöhlen), reflektiert es doch den Füllungszustand des Herzens und ist im Gegensatz zu den Füllungsdrucken (ZVD, PAOP bzw. PCWP) ein valider Parameter der kardialen Vorlast. Die Korrelation des Globalen Enddiastolischen Volumens mit dem kardialen Auswurf zeigte sich der mit dem ZVD oder PCWP überlegen [3]. Das Intrathorakale Blutvolumen (ITBV) bzw. der auf die Körperoberfläche berechnete Intrathorakale Blutvolumen Index (ITBI, ITBVI) entspricht dem Gesamt-EnddiastolischenBlutvolumen plus dem Blut, das sich in der Lungenstrombahn befindet. Das Intrathorakale Blutvolumen ist in der Regel um 25% höher als das Gesamt-Enddiastolische-Blutvolumen. Für die beiden Parameter GEDV und ITBV konnte ein linearer Zusammenhang gezeigt werden. Somit lässt sich das ITBV aus dem GEDV errechnen (ITBV = 1.25 * GEDV). Höhe der Vorlast, Volumenreagibilität und Wassergehalt der Lunge stehen in einer engen Beziehung und sind miteinander verknüpft. Da der Thorax nur eine begrenzte Möglichkeit hat sich auszudehnen, interagieren drei intrathorakale Kompartimente: die Füllung der Herzkammern (Globales Enddiastolisches Volumen, GEDV), das Extravaskuläre Lungenwasser (EVLW) und das Gasvolumen (Tidalvolumen/PEEP). Wird bei unveränderten Verhältnissen eines dieser drei Kompartimente verändert, beeinflusst dies unweigerlich die anderen. So führt beispielsweise eine Erhöhung des Atemzugvolumens zu einer Reduktion des im Thorax befindlichen Blutvolumens: Es wird aus dem intrathorakalen Kreislauf gedrückt – die Vorlast sinkt. Demnach verringert sich das Globale Enddiastolische Volumen (GEDV) bzw. das Intrathorakale Blutvolumen (ITBV) und gibt somit die aktuelle Situation wieder. Der direkte Zusammenhang von GEDV bzw. ITBV und dem HZV ist vielfach bewiesen und kann als wissenschaftlich gesichert angesehen werden [3], [4]. Hämodynamisches Monitoring, Klinikstandards, Becher, Stand 2011 Limitationen GEDV und ITBV: GEDV bzw. ITBV wird bei großen Aortenaneurysmen falsch hoch gemessen. Weiterhin ist es bei intrakardialen Links-Rechts-Shunts nicht verwertbar und kann bei höhergradigen Klappenvitien überschätzt werden. Volumenreagibilitäts-Monitoring mittels PiCCO-Technologie Schlagvolumen Varition (SVV [%]) Pulsdruck Variation (PPV [%]) Neben dem HZV (PCCO) werden aus der arteriellen Druckkurve auch die dynamischen Parameter der Volumenreagibilität (SVV, PPV) kontinuierlich bestimmt. Hierfür werden über ein Zeitfenster von 30 Sekunden die Schlagvolumina gemessen und daraus die Schlagvolumen-variation berechnet. Die Schlagvolumen-Variation (SVV) gibt – stabiler Herzrhythmus und kontrollierte mechanische Beatmung vorausgesetzt – Information darüber, ob eine Erhöhung der Vorlast zu einer Steigerung des Herzzeit-volumens führt. Analog zur Schlagvolumenvariation wird die Pulsdruckvariation bestimmt. Auch diese ist ein Parameter der Volumenreagibilität und gibt Aufschluss darüber, ob eine Volumenersatztherapie zur Verbesserung des Schlagvolumens und damit des HZV führt. Limitationen SVV und PPV: SVV und PPV sind nur bei voll kontrollierter Beatmung (minimales Tidalvolumen 6 - 8 ml / kg KG) und Fehlen von kardialen Arrhythmien verwertbar (sonst meist falsch hoch). Lungenwasser-Monitoring mittels PiCCO-Technologie Extravaskuläres Lungenwasser (EVLW [ml x kg-1) Extravaskulärer Lungenwasserindex (ELWI [ml x kg-1 x m-2]) Das extravaskuläre Lungenwasser (EVLW) erfasst die Flüssigkeitsmenge im Lungengewebe und markiert den Zeitpunkt, ab dem eine weitere Volumengabe nicht mehr vorteilhaft ist oder kritisch abgewogen werden muss. Volumengabe bei ansteigendem Lungenwasser führt zu einem Lungenödem und wirkt sich negativ auf Oxygenierung und Atemarbeit aus [5]. Die Höhe des bestimmten Lungenwassers ist Indikator und Therapiekontrolle eines Volumenentzugs in einem, sollte allerdings immer unter Kontrolle des Globalen Enddiastolischen Volumens moduliert werden. Selbst wenn HZV und Oxygenierung durch vasoaktive Medikation aufrecht erhalten werden, kann sich ein niedriges Globales Enddiastolisches Volumen negativ auf die Perfusion anderer Organe oder Gewebe, z. B. Splanchnikus, Niere oder Gehirn auswirken. Limitationen EVLW: EVLW wird bei größeren pulmonalen Perfusionsausfällen (Makroembolie) falsch niedrig gemessen und ist bei intrakardialen Links-Rechts-Shunts nicht verwertbar. Pulmonalvaskuläre Permeabilitätsindex (PVPI) Ein weiterer Parameter der die Ursache eines Lungenödems diagnostiziert ist der Pulmonalvaskuläre Permeabilitätsindex (PVPI). Ein hoher Permeabilitätsindex weist auf ein kapilläres Leck, bedingt durch inflammatorische Prozesse hin. Ist er normal, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Stauungsödem oder kardial bedingtes Ödem [6]. Hämodynamisches Monitoring, Klinikstandards, Becher, Stand 2011 Kontraktilität und Nachlast-Monitoring mittels PiCCO-Technologie Systemischer Vaskulärer Widerstand (SVR [dyn x s x cm-5]) Systemischer Vaskulärer Widerstandindex (SVRI [dyn x s x cm-5 x m-2]) Globalen Auswurffraktion (GEF) Linksventrikulären Kontraktilität (dPmx) Oftmals ist die Optimierung des Volumenhaushalts allein nicht ausreichend, um die hämodynamische Situation zu stabilisieren und eine ausreichende Organperfusion sicher zu stellen. Die kardiale Kontraktilität und die Nachlast sind weitere Determinanten des Frank-StarlingMechanismus, denen in diesem Zusammenhang Bedeutung zukommt. Durch die kontinuierliche Berechnung des Herzzeitvolumens und des Systemischen Vaskulären Widerstands (SVR) bietet das PiCCO-System die Möglichkeit, jederzeit in die Wechselwirkung zwischen Herzzeitvolumen und Gefäßwiderstand steuernd einzugreifen. Der mögliche kardiale Effekt einer solchen Therapie wird anhand der Globalen Auswurffraktion (GEF) ebenso erfasst wie durch die Messung der Linksventrikulären Kontraktilität (dPmx) [34]. Darüber hinaus kann die Messung der Globalen Auswurffraktion die Notwendigkeit echokardiographischer Diagnostik reduzieren. PiCCO-Technologie Normalwerte Abb. 2: Verfügbare Parameter und deren Normwerte Indikationen und Anwendungsgebiete der PiCCO-Technologie - Schwere Sepsis - Septischer Schock / SIRS-Reaktion - ARDS - Kardiogener Schock bei Myokardinfarkt/-ischämie - Kardiogener Schock bei dekompensierter Herzinsuffizienz - Herzinsuffizienz (z.B. bei Kardiomyopathie) - Pankreatitis - Polytrauma bzw. hämorrhagischer Schock - Subarachnoidalblutung / Schwerbrandverletzte Hämodynamisches Monitoring, Klinikstandards, Becher, Stand 2011 Liegedauer des PiCCO-Katheters: Die maximale Liegedauer des PiCCO-Katheters wird mit maximal 10 Tagen angegeben. Limitationen der PiCCO-Technologie: Alle Parameter der Pulskonturanalyse sind bei Verwendung einer IABP nicht verwertbar. Die durch Thermodilution ermittelten Messwerte sind unbeeinflusst. Eine Nierenersatztherapie bedeutet in der Regel keine Beeinflussung der Messwerte. Bei Patienten in Bauchlagerung werden die Messwerte korrekt bestimmt. Eine periphervenöse Injektion wird nicht empfohlen, da die Messwerte ggf. inkorrekt sind. Kontraindikationen PiCCO-Technologie: Aufgrund der geringen Invasivität gibt es keine absoluten Kontraindikationen. Zu beachten sind die üblichen Vorsichtsmaßnahmen bei der Punktion großer Gefäße (z. B. Gerinnungsstörungen, Gefäßprothesen). Komplikationen PiCCO-Technologie: Die Komplikationen der PiCCO-Technologie beschränken sich auf die üblichen Risiken von arteriellen Punktionen (Punktionsverletzungen, Infektionen, Durchblutungs-störungen). Hämodynamisches Monitoring, Klinikstandards, Becher, Stand 2011 Volumenhaushalt und Vorlast-Monitoring mittels Swan-Ganz-Katheter Zentralvenöser Druck (ZVD [mmHg]) Pulmonalarterieller Okklusionsdruck Verschlußdruck (PCWP [mmHg]) (PAOP [mmHg]) bzw. pulmonalkapillärer Studien mit dem Ziel die Sauerstoffversorgung durch Optimierung des mittels Swan-Ganz-Katheter gemessenen HZV zu verbessern, lieferten keine eindeutigen Ziel-HZV-Werte. Dennoch ist es erforderlich, die Fälle zu identifizieren, in denen ein sehr niedriges oder sehr hohes HZV allein durch die klinische Untersuchung nicht festzustellen ist. Neben der Messung des HZV bzw. des HI ist der nächste Schritt in der hämodynamischen Bewertung die Ermittelung des Volumenstatus, bei Monitoring mittels Swan-Ganz-Katheter bzw. pulmonalarteriellem Katheter (PAK) erfolgt dies auf der Basis der Messung der Füllungsdrücke (zentralvenöser Druck, ZVD, und pulmonalarterieller Okklusionsdruck, PAOP oder pulmonalkapillärer Verschlußdruck, PCWP) [7]. Tatsächlich ist dies ein wesentlicher Nachteil des PAK-Verfahrens gegenüber den volumetrischen Vorlastparametern (z.B. GEDV), da sich wiederholt gezeigt hat, das Füllungsdrücke für die Beurteilung des HZV und die Vorhersagbarkeit der Volumenreagibilität des individuellen Patienten wenig verlässlich sind. Zudem sollten vorgegebene Normwerte für Füllungsdrücke nicht als Volumenersatz-Endpunkte eingesetzt werden, so dass es im individuellen Fall keine studiengesicherten, optimalen Ziel-Werte für den Patienten gibt [8-9] . Abb. 3: Das hämodynamische Monitoring mittels PAK, hier Herzindex (CI) und pulmonalkapillärer Verschlussdruck (PCWP). Beide bieten diagnostische und therapeutische Hilfestellung bei kritisch kranken Patienten. Hämodynamisches Monitoring, Klinikstandards, Becher, Stand 2011 Lungenwasser-Monitoring mittels Swan-Ganz-Katheter Eine direkte Messung des extravaskulären Lungenwassers ist mittels PAK nicht möglich. Hinweise auf eine pulmonale Stauung bzw. ein Lungenödem bietet die Auskultation im Rahmen der körperlichen Untersuchung sowie röntgenologische Thoraxaufnahmen. Kontraktilität und Nachlast-Monitoring mittels Swan-Ganz-Katheter Systemisch Vaskulärer Widerstandindex (SVRI [dyn x s x cm-5 x m2]) Im Rahmen der Ermittlung des HZV wird bei der Durchführung der Thermodilution der systemisch vaskuläre Widerstandsindex berechnet, der Hinweis auf den totalen peripheren Widerstand gibt und als wichtiger Parameter bei der Diagnose und Therapie bei kritisch kranken Patienten dient. Indikationen und Anwendungsgebiete Swan-Ganz-Katheter: (siehe Indikationen und Anwendungsgebiete des PiCCO-Katheters) Liegedauer des Swan-Ganz-Katheters: Nach 3 - 4 Tagen Liegedauer steigt die Infektionsrate steil an, so dass über die Entfernung des Katheters nachgedacht werden sollte. Die Zunahme der Infektionsrate wird auch bei hochsteriler Katheteranlage und Anwendung eines Katheterpflegeprotokolls berichtet. Kontraindikation Swan-Ganz-Katheter: Absolute Kontraindikationen: • Trikuspidal- und Pulmonalklappenstenose • Tumor und Thrombus im rechten Vorhof bzw. rechten Ventrikel • Verschiedene angeborene Herzfehler (z. B. „single ventricle“) Relative Kontraindikationen: • Schwere, vorbestehende Rhythmusstörung • Schwere Koagulopathie • Neu gelegte Schrittmacherelektrode (Dislokation) Komplikationen Swan-Ganz-Katheter: (letale Komplikationen 0,4%; bedrohliche Komplikationen bis 4%) Bei der Punktion: • Arterielle Fehlpunktion: Bei intakten Gerinnungsverhältnissen im Allgemeinen ohne Konsequenzen • Hämatothorax / Hämatomediastinum / Retroperitoneale Blutung: Durch Gefäßperforation; im Allgemeinen geringe direkte Auswirkung, Cave: Infektion, ggf. Antibiotikaprophylaxe • Pneumothorax (selten): Pleuradrainage. Cave: unter Beatmung Spannungspneumothorax Hämodynamisches Monitoring, Klinikstandards, Becher, Stand 2011 • Luftembolie: Besonderes Risiko bei Punktion von V. subclavia oder V. jugularis, bei Hypovolämie, bei sehr negativem Druck oder bei angehobenem Oberkörper (zu vermeiden). Möglichst Punktion bei Kopftieflage. Vorgehen bei V. a. Lungenembolie: Patient auf die linke Seite lagern oder in Trendelenburg-Lage bringen. Versuch, die Luft über den liegenden Katheter aus dem rechten Ventrikel zu aspirieren. Sauerstoffinsufflation. • Chylothorax: Durch Verletzung bei linksseitigem Zugang Beim Vorschieben: • Arrhythmien: Isolierte oder salvenartige ventrikuläre Extrasystolen sind normalerweise ohne Auswirkungen. Anhaltende ventrikuläre Tachykardien und Kammerflimmern sind schwerwiegend. Katheter zurückziehen bzw. entfernen, adäquate Behandlung. • Rechtsschenkelblock: Sofern bereits ein Linksschenkelblock existiert, entsteht ein kompletter AV-Block. Daher bei vorbestehendem Linksschenkelblock möglichst von vornherein einen Schrittmacher-PA-Katheter legen bzw. auf einen Swan-Ganz-Katheter verzichten. Ggf. separate Schrittmachersonde bereithalten. • Knotenbildung: Bei bereits im Herzen oder in der V. cava liegendem anderweitigen Katheter; PA-Katheter möglichst vermeiden; sonst ggf. unter Durch-leuchtungskontrolle legen. Diagnose bei Knotenbildung: Widerstand beim zurückziehen (nie gegen Widerstand zurückziehen) => Röntgenaufnahme Vorgehen bei Knotenbildung: • Knoten nicht zusammengeschnürt: Katheter durch Metallführungsdraht versteifen, durch Vorschieben des Katheters Knoten mobilisieren. • Knoten zusammengeschnürt: Katheterknoten bis zur Schleuse zurückziehen, dann Katheter + Schleuse (unter Zug gegen die Schleuse) gemeinsam herausziehen. Thorakotomie äußerst selten erforder-lich. • Seltene Komplikation: Klappenverletzung, Perikard-tamponade Bei liegendem Katheter: • Katheterinfektionen: Vorgehen wie bei Infektionen zentralvenöser Katheter • Venenthrombose: nicht selten, meist ohne Folgen • Lungeninfarkt: Durch Thrombus oder zu lange geblockten Ballon (unbedingt vermeiden). Im allgemeinen nur geringe Folgen. Auf Spontan-Wedge achten. • Ruptur der Pulmonalarterie: gefürchtete Komplikation, zu 50% tödlich. Risikofaktoren: Fortgeschrittenes Alter, Hypothermie, pulmonale Hypertonie, Gerinnungsstörung, Wanderung des Katheters nach distal Initiales Symptom: Meist Hämoptysen, arterielle Hypoxämie Thorax-Röntgenaufnahme: Neues Infiltrat Vorbeugung: Blockung des Ballons auf absolut notwendige Messung beschränken, nie gegen Widerstand blocken. Hämodynamisches Monitoring, Klinikstandards, Becher, Stand 2011 Abb. 4: Flowchart zur Anlage eines Swan-Ganz-Katheters Hämodynamisches Monitoring, Klinikstandards, Becher, Stand 2011 Referenzen: [1] L. Huter, K. Schwarzkopf, N.P. Preussler, E. Gaser, H. Schubert, W. Karzai and T. Schreiber, Measuring cardiac output in one-lung ventilation: a comparison of pulmonary artery and transpulmonary aortic measurements in pigs, J Cardiothorac Vasc Anesth 2004; 18 190-3. [2] T. von Spiegel, G. Wietasch, J. Bursch and A. Hoeft, [Cardiac output determination with transpulmonary thermodilution. 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Summerhill and M. Baram, Principles of pulmonary artery catheterization in the critically ill, Lung 2005; 183 209-19. [9] J.L. Vincent, M.R. Pinsky, C.L. Sprung, M. Levy, J.J. Marini, D. Payen, A. Rhodes and J. Takala, The pulmonary artery catheter: in medio virtus, Crit Care Med 2008; 36 3093-6. Hämodynamisches Monitoring, Klinikstandards, Becher, Stand 2011