Universitätsklinikum Ulm Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Kommissarischer Leiter der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe: Prof. Dr. med. Rainer Terinde Nutzen verschiedener geriatrischer Assessments zur Prädiktion gesundheitsrelevanter Endpunkte Eine Untersuchung an Patientinnen mit Mammakarzinom Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm vorgelegt von Melanie Hasch geb. Ulrich geboren in Balingen 2012 Amtierender Dekan: Prof. Dr. Thomas Wirth 1. Berichtserstatter: PD Dr. Katharina Hancke 2. Berichtserstatter: PD Dr. Gebhard Fröba Tag der Promotion: 16.05.2013 Für Sebastian und für meine Eltern, danke für eure Unterstützung. INHALTSVERZEICHNIS ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS III 1. EINLEITUNG 1 1.1 Die ältere onkologische Patientin 1 1.2 Das Mammakarzinom 3 1.3 Toxizität und Fatigue einer adjuvanten Therapie bei älteren Patientinnen 8 1.4 Geriatrische Assessments 10 1.5 Fragestellung 12 2. PATIENTINNEN UND METHODEN 13 2.1 Studiendesign 13 2.2 Auswahl der Studienpopulation 13 2.3 Angewandte Assessmentinstrumente 16 2.4 Erhebung der primären Endpunkte Toxizität und Fatigue 22 2.5 Datenerhebung 23 2.6 Endpunkte 23 2.7 Statistische Verfahren 24 3. ERGEBNISSE 26 3.1 Beschreibung der Studienpopulation 26 3.2 Dauer der Befragung 33 3.3 Geriatrische Assessmentergebnisse der Patientinnen 34 3.4 Einfluss verschiedener klinischer Parameter auf die primären Endpunkte - Toxizität und Fatigue 35 3.5 Einfluss der geriatrischen Assessments auf die primären Endpunkte – Toxizität und Fatigue I 37 3.6 Einfluss der geriatrischen Assessments auf die sekundären Endpunkte – Lebensqualität und Alltagsfähigkeit 42 3.7 Zusammenfassung der bivarianten Regression 46 3.8 Multiple Regression 48 3.9 Zusammenfassung der Ergebnisse in Bezug auf die Fragestellung (prim./sek. Endpunkte) 4. DISKUSSION 50 53 4.1 Geriatrische Assessments im internationalen Vergleich 53 4.2 Stärken und Schwächen unserer Studie 59 4.3 Bewertung der einzelnen Assessments 61 4.4 Schlussfolgerung 62 5. ZUSAMMENFASSUNG 64 6. LITERATURVERZEICHNIS 66 7. ANHANG 79 8. DANKSAGUNG 82 9. LEBENSLAUF 83 II Abkürzungsverzeichnis AIO Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie BET Brusterhaltende Therapie BMI Body Mass Index BRCA1/2 Breast Cancer 1, Brustkrebsgen 1, Tumorsuppressorgen CA Chemotherapie-Ambulanz CGA Comprehensive Geriatric Assessment CMF Chemotherapieschema: Cyclophosphamid, Methotrexat, 5Fluoruracil CTC Common Toxicity Criteria CTCAE Common Terminology Criteria of Adverse Events DCIS Duktales Carcinoma in situ Doc Docetaxel ECOG Eastern Cooperative Oncology Group EORTC European Organisation for Research and Treatment of Cancer EORTC-QLQ-C30 European Organisation for Research and Treatment of Cancer Quality of Life-Fragebogen (30 Fragen) ER Östrogenrezeptor ETC Chemotherapieschema: Epirubicin, Palitaxel, Cyclophosphamid FACT-An Funtional Assessment of Cancer Treatment-Anemia FEC Chemotherapieschema: 5-Fluoruracil, Epirubicin, Cyclophosphamid G Grading, Angabe wie differenziert das Tumorgewebe ist (G1/2/3/4) Gy Gray, Einheit für Strahlendosis HER2/neu Human epidermal growth factor receptor 2, epidermaler Wachstumsfaktorrezeptor L Lymphangiosis vorhanden (L1)/nicht vorhanden (L0) LCIS Lobuläres Carcinoma in situ LE Lymphadenektomie M Vorhandensein/Fehlen von Fernmetastasen (M0/1) MW Mittelwert III N Vorhandensein/Fehlen von regionären, befallenen Lymphknoten (N0/1/2/3) n Anzahl (der Patienten) OP Operation Pat. Patienten PgR Progesteronrezeptor QoL Quality of Life, in den Tabellen steht QoL für die Global health/QoL-Skala des EORTC-QLQ-C30 R Resttumorgewebe nach der Operation (R0/1/2) SD Standardabweichung SF-LLFDI Short Form of the Late-Life-Function and Disability Index SN Sentinel Node T Größe des Primärtumors (T0/1/2/3/4) TCH Chemotherapieschema: Trastuzumab, Carboplatin, Docetaxel TNM Stadieneinteilung maligner Tumore (Primärtumor/regionäre Lymphknoten/Fernmetastasen) Tox. Toxizität VAS Visuelle Analoge Schmerzskala VES-13 Vulnerable Elders Survey (13 Fragen) WHO World Health Organisation WHO-QOL-OLD World Health Organisation- Quality of Life-Fragebogen für ältere Patienten IV 1. Einleitung 1.1 Die ältere onkologische Patientin 1.1.1 Epidemiologie Die Anzahl der älteren onkologischen Patienten nimmt durch den demographischen Wandel stetig zu. Die Lebenserwartung steigt von Jahr zu Jahr weiter an (2010: 92,7 Jahre für neugeborene Mädchen, 87,6 Jahre für Jungen; Berechnung von Prof. Bomsdorf, Universität Köln [19]). Tabelle 1: Durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen nach ausgewählten Altersstufen (Statistisches Bundesamt: Lebenserwartung in Deutschland [122]). Durchschnittliche und fernere Lebenserwartung für Frauen nach ausgewählten Altersstufen Sterbetafel 2005/2007 2006/2008 2007/2009 2008/2010 Alter 0 Jahre 82,25 82,40 82,53 82,59 Alter 60 Jahre 24,61 24,71 24,81 24,85 Alter 65 Jahre 20,31 20,41 20,52 20,56 Alter 80 Jahre 8,92 8,97 9,04 9,06 Das mittlere Erkrankungsalter für einen malignen Tumor liegt bei Männern und Frauen bei etwa 69 Jahren. Männer versterben im Mittel mit 72 Jahren an ihrem malignen Tumor, Frauen mit 76 Jahren [113]. Die Krebsinzidenz hat seit 1980 nach der aktuellen Schätzung des Robert Koch-Instituts um 35 Prozent bei Frauen und um mehr als 80 Prozent bei Männern zugenommen. Seit 1990 hat die Inzidenz allerdings nur noch bei den 55- bis 80jährigen Männern und den 45- bis 70-jährigen Frauen zugenommen. Dies ist bei den Männern auf die größere Anzahl und die frühere Erkennung von Prostatakrebserkrankungen zurückzuführen. Bei den Frauen kann dies durch eine Zunahme an Mammakarzinomen, die bei älteren Frauen häufiger sind, an der gesamten Krebsinzidenz erklärt werden [113]. 1.1.2 Die geriatrischen Patienten Geriatrische Patienten sind definiert durch die „Multimorbidität und das höhere Lebensalter (überwiegend 70 Jahre oder älter)“ [6, S.2]. Patienten über 80 Jahre werden 1 unabhängig von der Multimorbidität als geriatrische Patienten definiert aufgrund ihrer durch das höhere Lebensalter bedingten erhöhten Vulnerabilität. Diese äußert sich z.B. durch „Komplikationen und Folgeerkrankungen, die Gefahr der Chronifizierung sowie dem erhöhten Risiko eines Verlustes der Autonomie mit der Verschlechterung des Selbsthilfestatus“ [6, S.2]. Geriatrische Patienten weisen neben der Multimorbidität häufig die geriatrischen Syndrome, sog. „geriatrische Riesen“, auf [69]. Instabilität, Immobilität, Intellektueller Abbau, Inkontinenz, Inappetenz und iatrogene Nebenwirkungen bewirken den Verlust der Selbstständigkeit und die erhöhte Vulnerabilität der älteren Patienten. Depressionen und häufige Stürze sind weitere Probleme. Von Renteln-Kruse et al. fanden bei ihren Assessments an 250 geriatrischen Patienten in stationärer Akutbehandlung (mittleres Alter: 81 Jahre) bei 53,2 % eine Depression, bei 46,8 % ein Sturzereignis in den letzten 3 Monaten, bei 79,6 % eine eingeschränkte kognitive Funktion und bei 66,4 % eine Harninkontinenz [108]. Häufige Erkrankungen geriatrischer Patienten wurden bei einer Gesundheitsumfrage des Bundeslandes Bremen erhoben. Bluthochdruck, Arthrose und entzündliche Gelenk- oder Wirbelsäulenerkrankungen waren die drei häufigsten Erkrankungen bei den 60- bis 80-jährigen Befragten [118]. 1.1.3 Therapieschwierigkeiten bei der älteren onkologischen Patientin Patienten über 65 Jahre sind eine sehr heterogene Gruppe. Einige Patienten sind physisch und kognitiv sehr früh eingeschränkt, andere Patienten erfreuen sich bis ins hohe Alter einer sehr guten Gesundheit. Daher gestaltet sich die Einschätzung dieser Patienten im klinischen Alltag als äußerst schwierig. Da bisher nur wenige Studien bei Patienten über 65 Jahren durchgeführt wurden, stehen die Ärzte heute oftmals vor der Frage, wie sie ohne Therapieleitlinien und ohne Erfahrungen aus Studien zu Toxizität und Nebenwirkungen einen geeigneten Therapieplan für die geriatrisch-onkologischen Patienten erstellen sollen. Die älteren onkologischen Patienten werden seltener mit einer systemischen Therapie behandelt als jüngere Patienten mit einer vergleichbaren TNM-Klassifikation [31, 33, 37, 40, 51, 57, 59]. Eine große Rolle spielt hierbei die Multimorbidität der älteren Patienten [8, 40, 61, 117]. Durch diese Zunahme an Begleiterkrankungen treten bei den älteren Patienten häufiger Nebenwirkungen auf und es zeigte sich, dass die Dosis der Chemotherapie oft reduziert werden muss [49, 84]. Eine größere Anzahl an Komorbiditäten geht zudem mit einer erhöhten Mortalität einher [98, 117]. Durch die Multimorbidität kommt das Problem 2 der Polypharmazie dieser älteren Patienten hinzu. Einige Medikamente können mit der Tumortherapie in Interaktion treten und diese dadurch negativ beeinflussen [29, 104]. Die physiologische Veränderung der Organkapazitäten im Alter nimmt ebenfalls Einfluss auf die Verträglichkeit der Chemotherapie. So nimmt beispielsweise die Halbwertszeit der renal eliminierten Wirkstoffe durch die verminderte Nierenfunktion zu. Dadurch ist auch die Toxizität dieser Wirkstoffe erhöht [131]. Der erhöhte Fettgewebsanteil älterer Patienten bewirkt eine verlängerte Halbwertszeit lipophiler Substanzen [73, 90]. Zudem können durch die altersbedingt nachlassende Funktion von Herz, Lunge und Immunsystem an diesen Organen früher Nebenwirkungen auftreten als bei jüngeren Patienten. Ältere Patienten erleiden daher häufiger eine Kardiomyopathie, Lungenschädigung oder eine Infektion während der Chemotherapie [10, 84, 109]. Jedoch sind nicht allein das Alter und die Komorbiditäten für die Verträglichkeit einer adjuvanten Therapie verantwortlich. Faktoren wie z.B. der Ernährungszustand, das soziale Umfeld, die Psyche und die körperliche Funktionsfähigkeit in den täglichen Aktivitäten spielen ebenfalls eine große Rolle [49, 81, 82]. Diese Faktoren können über geriatrische Assessments erhoben werden. 1.1.4 Geriatische Assessments in der Onkologie Zahlreiche Studien belegen die Relevanz eines geriatrischen Assessments zur Therapieentscheidung bei älteren onkologischen Patienten [10, 28, 43, 83, 114, 132]. Bisher werden geriatrische Assessments nicht routinemäßig in der Onkologie eingesetzt. In verschiedenen Studien wurden Assessmentinstrumente für die Onkologie entwickelt [65]. Allerdings sind diese im klinischen Alltag schwer einsetzbar, da oft die Zeit fehlt. Daher gibt es noch keine evidenzbasierten Leitlinien, um über die Therapieform der älteren onkologischen Patienten zu entscheiden. Unter 1.4 werden die geriatrischen Assessments genauer erläutert. 1.2 Das Mammakarzinom 1.2.1 Epidemiologie Brustkrebs ist weltweit mit einem Anteil von 29% der häufigste maligne Tumor der Frau. 2006 erkrankten in Deutschland 58.000 Frauen am Mammakarzinom. Die 10-JahresPrävalenz nahm zwischen 1990 und 2004 um 66% bei den 60- bis 69-jährigen Frauen zu 3 [113]. Bei Frauen über 60 Jahren finden sich zwei Drittel der Neuerkrankungen an Brustkrebs. Die Hälfte der Neuerkrankungen tritt bei Frauen über 65 Jahren auf [134]. Da die Bevölkerung weiter altert, wird die Anzahl der älteren Patientinnen mit Brustkrebs zunehmen. Durch die frühere Entdeckung und verbesserten Therapiemöglichkeiten steigt außerdem die relative 5-Jahres-Überlebensrate mit Brustkrebs weiter an. Sie wird in Deutschland aktuell mit 83 bis 87 Prozent angegeben [113]. Viele der älteren Patientinnen versterben daher nicht an ihrem Mammakarzinom, sondern an ihren Begleiterkrankungen [17, 102, 115, 117]. Somit steht der Onkologe bzw. Gynäkologe vor der Herausforderung die Lebenserwartung der älteren Patientin nicht zu verkürzen und ihre Lebensqualität für die verbleibenden Lebensjahre zu erhalten. Relative Überlebenswahrscheinlichkeiten (in Prozent) nach Tumorstadium (=T), in Jahren nach Diagnosestellung 100 100 100 99 99 100 98 95 90 90 97 95 93 93 92 86 % 82 78 80 79 76 74 73 69 62 60 55 50 46 42 38 40 20 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Jahre T1 Abbildung 1: T2 T3 Relative Überlebenswahrscheinlichkeiten (in Prozent) nach Tumorstadium des Mammakarzinoms (Tumorgröße: T1<2cm;, T2>2cm,<5cm;T3>5cm), in Jahren nach Diagnosestellung, 1996-2002. (Tumorregister München des Tumorzentrums München am Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie, Epidemiologie (IBE), n=26.602 [112]),(n= Teilnehmerzahl). 4 1.2.2 Risikofaktoren Risikofaktoren für Brustkrebs sind frühe Menarche, späte erste Schwangerschaft, Nulliparität, kein Stillen, positive Familienanamnese, Genmutation in BRCA 1 und BRCA 2, späte Menopause (> 55 Jahre), Gewichtszunahme nach der Menopause und eine postmenopausale Hormontherapie mit einem Östrogen-Gestagen-Präparat [123]. Der Hauptrisikofaktor für Brustkrebs ist jedoch das Alter [22]. 1.2.3 Tumorbiologie 1.2.3.1 Allgemeines Das Mammakarzinom kann postoperativ anhand von verschiedenen Kriterien klassifiziert werden. Man unterscheidet die TNM-Klassifikation, die den Tumor nach Größe/Ausdehnung (= T 1-4), Lymphknotenbefall (= N 0-3) und Metastasen (= M 0-1) beurteilt, die Histologie des Tumors, den Hormonrezeptorstatus und das Grading. Histologisch unterscheidet man intraduktale und lobuläre, sowie invasive und nicht-invasive Tumore. Für die nicht-invasiven Karzinome unterscheidet man das intraduktale (DCIS) und das lobuläre (LCIS) Karzinom, von denen das DCIS häufiger ist. Unter den invasiven Karzinomen ist das duktale Karzinom mit 40-75% der invasiven Karzinome am weitesten verbreitet [87]. Weitere invasive Karzinome sind das invasive lobuläre Karzinom, das muszinöse Karzinom, das medulläre Karzinom, das papilläre und das tubuläre Karzinom sowie weitere sehr seltene Histologien. Prognostisch am günstigsten sind das papilläre, das tubuläre und das muzinöse Karzinom. Mittels Grading beschreibt der Pathologe die Differenzierung des Tumors. Dabei steht G1 für eine gute, G2 für eine mäßige, G3 für eine schlechte Differenzierung und G4 für undifferenzierte Tumore. G1 Tumore weisen die günstigste Prognose auf. 1.2.3.2 Tumorbiologie bei älteren Patientinnen Ältere Patientinnen weisen weniger G3-Tumore auf als jüngere Patientinnen [95]. Muzinöse und lobuläre Karzinome treten bei älteren Patientinnen häufiger auf [3, 35, 50]. Bei Frauen über 70 Jahren ist das Mammakarzinom häufiger Östrogen- und ProgesteronRezeptor-positiv und weist seltener eine Überexpression von HER2/neu auf als bei jüngeren Patientinnen [4, 27, 35, 50, 94]. Ein positiver Hormonrezeptorstatus geht mit einer besseren Prognose (höheren Überlebenswahrscheinlichkeit) einher. Insbesondere die 5 Patientinnen über 55 Jahre mit Hormonrezeptor-positiven Befunden haben eine gute Prognose [56]. Ältere Patientinnen weisen oft schon fortgeschrittene Stadien auf [24, 59]. Zudem sind die Tumore meist größer und die axillären Lymphknoten sind häufig befallen [50, 94]. Obwohl einige der oben aufgeführten Tumorcharakteristika der älteren Patientinnen die Prognose verbessern, zeigen zahlreiche Studien eine erhöhte Mortalitäts-rate der älteren Patientinnen [14, 20, 21, 38]. Die Autoren dieser Studien sind der Meinung, dass dieser Effekt auf die nicht-leitliniengerechte Therapie der Patientinnen zurückzuführen sei. 1.2.4 Therapie Primär erfolgt bei operablen Tumoren die Lokaltherapie. Man unterscheidet eine brusterhaltende Therapie (BET) von einer vollständigen Entfernung der Brustdrüse (Mastektomie). Eine BET ist bei günstiger Relation zwischen Ausdehnung der Läsion und Brustgröße möglich. Nach einer BET wird eine Radiatio der Mamma, der Brustwand und/oder der Lymphabflusswege empfohlen. Die Radiotherapie erfolgt mit 50 Gy und einem anschließenden Boost von 10-16 Gy. Dieser Boost führt in allen Altersgruppen zu einer Risikoreduktion, wobei der Effekt bei jüngeren Patientinnen größer ist [5, 12]. Nach einer Mastektomie wird die Radiotherapie nur bei Patientinnen mit >4 befallenen regionalen Lymphknoten oder größeren Tumoren (T3 oder T4) empfohlen [127]. Bisher publizierte Daten zeigen allerdings, dass die älteren Patientinnen signifikant seltener eine adjuvante Radiotherapie erhalten als jüngere Patientinnen und dadurch die Mortalität steigt [11, 35, 48, 57]. Laut den Empfehlungen der St. Gallen Konferenz 2009 wird über eine systemische adjuvante Therapie (Chemotherapie, endokrine Therapie) anhand der in Tabelle 2 aufgeführten Kriterien entschieden [55]. 6 Tabelle 2: Therapieempfehlungen der St. Gallen Konferenz 2009 [55]. (ER= Östrogenrezeptor, PgR= Progesteronrezeptor, G= Grading, N= Vorhandensein/Fehlen von befallenen Lymphknoten, T= Größe des Primärtumors, HER2Neu= Human epidermal growth factor receptor 2) Therapieform Absolute Indikation Endokrine Therapie Östrogenrezeptor(ER) positiv/ Progesteronrezeptor (PgR) positiv Adjuvante Chemotherapie ER/PgR negativ, HER2/neu negativ (Triple-negative disease) Kombination Chemotherapie und endokrine Therapie ER positiv, HER2/neu negativ Relative Indikation - Hohe ER- und PgR-Level G1 NO pT ≤ 2 cm Niedrige Prolifertionsrate - Niedrige ER- und PgRLevel G3 N1 pT > 5 cm Hohe Proliferationsrate Kombination Chemotherapie und Trastuzumab ER/ PgR negativ, HER2/neu positiv Die S3-Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) von 2008 [75] richtet sich nach der Risikoeinteilung der St. Gallen Konferenz von 2005 und 2007 [53, 54]: - Bei Patientinnen mit einem niedrigen Rezidivrisko (Alter > 35 Jahre, Tumordurchmesser ≤ 2 cm, Grading 1, positiver Östrogen- und/oder ProgesteronRezeptorstatus, negativer HER2/neu-Status, N0) kann laut S3-Leitlinie auf eine adjuvante Chemotherapie verzichtet werden. Eine endokrine Therapie sollte jedoch durchgeführt werden. - Bei Frauen mit einem erhöhten Risiko und bei negativem Hormonrezeptorstatus sollte in jedem Fall eine adjuvante Chemotherapie erfolgen. - Bei Frauen mit intermediärem Risiko und positivem Hormonrezeptorstatus sollte die Kombination aus endokriner Therapie und Chemotherapie bei folgenden Faktoren ungünstiger Prognose erfolgen: Lymphknotenbefall, ungünstiges Grading, Alter unter 35 Jahren, geringe Hormonrezeptorexpression, größere Tumoren. Es liegen nur wenige Studien über Therapieeffekte bei Frauen über 65 Jahren vor. Für die meisten Studien gilt ein Alter über 65 Jahren als Ausschlusskriterium. Eine Therapie mit 7 Tamoxifen scheint bei älteren, gebrechlichen Patientinnen gut verträglich zu sein und das Gesamtüberleben zu verlängern [96, 134]. Einige Studien haben gezeigt, dass die Therapie mit Aromatasehemmern bei postmenopausalen Patientinnen noch effektiver ist als die Therapie mit Tamoxifen [121]. Eine adjuvante Chemotherapie hingegen kann bei älteren, gebrechlichen Patientinnen u.a. durch ihre Komorbiditäten ein erhöhtes Toxizitätsrisiko bergen [31]. Daher sollten die Lebenserwartung, das geriatrische Assessment, die Komorbiditäten und der mögliche Nutzen einer Chemotherapie zur Therapieentscheidung in Betracht gezogen werden [30, 132]. Die Entscheidung über eine Chemotherapie sollte auch bei älteren Patientinnen nach den Risikoprofilen der St. Gallen Konferenz erfolgen [39, 52, 96]. Es zeigt sich jedoch, dass ältere Patientinnen unabhängig von ihren Komorbiditäten seltener mit einer adjuvanten Chemotherapie behandelt werden als jüngere Patientinnen [13, 33, 35, 45, 61, 136], sie werden dementsprechend untertherapiert. Diese Untertherapie geht mit einer verminderten Überlebenswahrscheinlichkeit einher [20, 21, 38, 52, 77]. 1.3 Toxizität und Fatigue einer adjuvanten Therapie bei älteren Patientinnen Es stellt sich die Frage, ob diese Untertherapie zur Vermeidung von Toxizitäten und Fatigue gerechtfertigt ist oder ob Patientinnen über 65 Jahre genauso wie jüngere Frauen, trotz häufigeren Nebenwirkungen, von einer leitliniengerechten Therapie profitieren würden. 1.3.1 Definition Fatigue Unter Fatigue (franz. „Müdigkeit“) versteht man die quälende, mit Krebs assoziierte Müdigkeit. Sie gehört „noch vor dem Schmerz zu den am schlimmsten empfundenen Symptomen“ [36, S.3] einer Krebserkrankung. Allerdings ist die Beschreibung der Fatigue sehr unpräzise. Oft wird sie mit Müdigkeit, Erschöpfung, Abgeschlagenheit und Energiemangel gleichgesetzt. Es ist auch eine Dreiteilung des Begriffes in physische, emotionale und mentale Fatigue möglich. Dabei bezieht sich die physische Fatigue auf die Unfähigkeit alltägliche Aufgaben zu bewältigen, die emotionale Fatigue auf die „verminderte Motivation und Depressivität“ [36, S.3] und die mentale Fatigue auf Konzentrationsprobleme. Dementsprechend geht die Fatigue mit einer verminderten 8 Lebensqualität einher und tritt bei mindestens 75 Prozent der Krebspatienten auf [138]. Laborchemisch ist die Fatigue häufig mit einer Anämie (Hb < 12,0 g/dl) assoziiert. Eine Radiotherapie scheint bei älteren Patientinnen vermehrt eine Fatigue zu verursachen [103]. 1.3.2 Definition Toxizität Die Toxizität einer Chemo- bzw. Radiotherapie wird über die Common Toxicity Criteria (CTC) bzw. Common Terminology Criteria of Adverse Events (CTCAE) erhoben. Die CTC bzw. CTCAE ermöglicht die systematische Einteilung der häufigsten Chemotherapie-Nebenwirkungen. Sie wurde von der Eastern Cooperative Oncology Group (ECOG) entwickelt. Die deutsche Version wurde von der Phase-I/II-Studiengruppe der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) der Deutschen Krebsgesellschaft bearbeitet [16]. Sie ergänzen spezifische akute Nebenwirkungen, die während und nach einer Radiotherapie auftreten können. Die jeweiligen Nebenwirkungen werden in vier Schweregrade eingeteilt. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind ab Grad 3 definiert. 1.3.3 Studienlage In mehreren Studien wurde untersucht, inwieweit die Toxizität einer adjuvanten Chemotherapie die Dosisreduktion bei älteren Patientinnen beeinflusst. Es konnte in einigen Studien gezeigt werden, dass eine adjuvante Chemotherapie zu einer erhöhten Toxizität und Unverträglichkeit bei den älteren Patientinnen führte und somit häufiger mit Dosisreduktionen der Chemotherapeutika assoziiert war [64, 81, 84, 97, 109]. Es gibt allerdings auch Studien, die nicht das Alter, sondern beispielsweise die Komorbiditäten oder das Chemotherapieschema der Patienten als Ursache für die schlechtere Therapieverträglichkeit anführen [62, 82, 139]. Eine Übersicht ist in Tabelle 3 dargestellt. 9 Tabelle 3: Auswahl relevanter Studien zu Toxizität und Dosisreduktion einer adjuvanten Chemotherapie bei älteren Patienten. (Pat. = Patienten; Tox. = Toxizität) Autor Patientinnen Studienart (Jahr, Land) Anzahl (n) Toxizität Dosisreduktion Alter Lnych [82] (2010, USA) prospektiv 18 ≥ 65 Erhöht bei Pat. mit Komorbiditäten, vermindertem funktionellen Status und begrenzter Unterstützung Muss [97] (2007, USA) retrospektiv 6642 jedes Ältere Pat. häufiger Grad 4 hämatologische Tox., kein Unterschied für Grad 3/4 nicht-hämatologische Tox. Ältere Pat.(>51J.) häufiger Therapieabbruch Shayne [119] (2009, USA) prospektiv 1224 jedes Kein Unterschied in Neutropenie, Anämie, Thrombozytopenie 34% der älteren Pat. (>65J.) Dosisreduktion >15% (20% der jüngeren Pat.) Lyman [81] (2003, USA) retrospektiv 20799 jedes Hurria [64] (2006, USA) prospektiv 19 ≥ 65 De Maio [84] (2005, England) retrospektiv 180 Hurria [62] (2005, Niederlande) retrospektiv 132 ≥ 65 Tox. hängt mehr von der Art der Chemotherapie ab als von Alter und Komorbidität 16% Dosisreduktion beim AC-TSchema Zauderer [139] (2009, Niederlande) retrospektiv 162 ≥ 60 Toxizitätsrisiko ist mehr von Komorbidität und niedrigem Hämoglobin zu Beginn der Therapie abhängig als vom Alter 22% Therapieabbruch Ältere Pat. haben höchstes Risiko für Dosisreduktion 53% ≥ Grad 3 Tox. bei 35mg/m² Docetaxel wöchentlich >60/<65 47% der ≥65-Jährigen Grad und 3/4 hämatologische Tox. ≥ 65 38% der ≥65Jährigen erhielten Dosisreduktion, 27% der <65Jährigen 1.4 Geriatrische Assessments Geriatrische Assessments sind multidimensionale Evaluationen, welche die medizinischen, psychosozialen und funktionellen Fähigkeiten 10 und Probleme älterer Patienten quantifizieren. Sie werden eingesetzt um die betagten Patienten ganzheitlich und umfassend betreuen und therapieren zu können. Erfasst werden medizinische Daten, das körperliche, kognitive und psychische Befinden, die soziale Struktur und die Wohnverhältnisse der Patienten. 1936 führte Marjory Warren in England erstmals ein geriatrisches Assessment durch, um die älteren Patienten zu klassifizieren [130]. Seit einigen Jahren wird das geriatrische Assessment in der Geriatrie eingesetzt. Es dient als wichtiges Diagnosekriterium und hilft bei der Therapieplanung. Balducci et al. zeigten wie ältere, onkologische Patienten im klinischen Alltag anhand eines geriatrischen Assessments in drei Therapiegruppen eingeteilt werden können [10]: - „GoGos“: Patienten, die aufgrund ihrer Selbstständigkeit im Alltag und ihrer Gesundheit (keine Komorbiditäten) eine Standardtherapie erhalten können. - „SlowGos“: Patienten, die bei mindestens einer alltäglichen Aktivität Hilfe benötigen und maximal zwei Begleiterkrankungen haben, sollten eine dosisreduzierte Therapie erhalten. Bei schlechter Therapietoleranz bzw. uneingeschränkter Lebensqualität durch den Tumor ist eine palliative Therapie angezeigt. - „NoGos“: Gebrechliche Patienten (auf die Hilfe Anderer in ein bis drei Bereichen des täglichen Lebens angewiesen, mindestens drei Begleiterkankungen oder ein geriatrisches Syndrom) sollten eine palliative Therapie erhalten. Chaïbi et al. zeigten in ihrer Studie, dass geriatrische Assessments die Therapieentscheidungen in der Onkologie beeinflussen können [26]. Im Vergleich zu der vorherigen Einschätzung des Onkologen erhielten 28% der 161 Patienten dieser Studie nach der Durchführung des geriatrischen Assessments eine intensivere Therapie, 18% erhielten eine weniger aggressive Therapie. Nur 18% der Patienten erhielten die ursprünglich geplante Therapie. Auch Gesundheitsprobleme bei Patienten, die mit einer Chemotherapie behandelt werden, können durch geriatrische Assessments aufgedeckt werden [71]. 11 1.5 Fragestellung Können ausgewählte, anhand der Literatur vielversprechende, geriatrische Assessments (s.u.) bei Frauen über 65 Jahren mit einem Mammakarzinom - Toxizitäten und Fatigue (primäre Endpunkte) - andere Faktoren der Lebensqualität und Alltagsfähigkeit (sekundäre Endpunkte) vorhersagen? Folgende geriatrische Assessments wurden untersucht: - Vulnerable Elders Survey (VES-13) - WHO- Quality of Life-Fragebogen für ältere Patienten (WHO-QOL-OLD) - EORTC-Quality of Life-Fragebogen (EORTC-QLQ-C30) - Hurria’s Geriatrisches Assessment (mit Karnofsky-Index) - Fried’s Physical Frailty Scale - der Uhrentest - Short form of the late-life-function and disability (SF-LLFDI)-Test - die visuelle analoge Schmerzskala 12 2. Patientinnen und Methoden 2.1 Studiendesign Die Studie wurde als prospektive, beobachtende Kohortenstudie durchgeführt. In der Universitätsfrauenklinik Ulm wurden Patientinnen, die älter als 65 Jahre zum Zeitpunkt ihrer Operation aufgrund eines Mammakarzinoms bzw. gynäkologischen Tumors waren, zu zwei Zeitpunkten befragt. Die erste Befragung umfasste mehrere geriatrische Assessmentinstrumente (eine ausführliche Beschreibung folgt weiter unten). Die zweite Befragung nach Beendigung der Radio- bzw. Chemotherapie umfasste die Toxizität und die Fatigue der Patientinnen, sowie Teile der ersten Befragung mit zusätzlichen Assessmentinstrumenten (s.u.). Zu beiden Befragungszeitpunkten wurden spezielle Fragebögen eingesetzt. Ziel der zweiten Befragung war es, abzuschätzen, inwiefern die jeweilige Therapie von den Patientinnen toleriert wurde und in welchem Rahmen sie die Therapie subjektiv, in ihrem persönlichen Empfinden, sowie funktionell, in verschiedenen täglichen Aktivitäten, eingeschränkt hatte. Anhand der Toxizität und der Fatigue wurde die Verträglichkeit der Therapie ermittelt. Zusätzlich wurden anhand der Patientenakten die subjektiven Angaben der Patientinnen mit den ärztlichen Befunden verglichen. 2.2 Auswahl der Studienpopulation Alle Patientinnen, die auf Grund der Erstdiagnose eines Mammakarzinoms an der Universitätsfrauenklinik operiert wurden, wurden bezüglich der Ein- und Ausschlusskriterien geprüft und über die Studienteilnahme aufgeklärt. Im Folgenden sind die Ein- und Ausschlusskriterien genau erläutert: Einschlusskriterien: - Verdachtsdiagnose eines Mammakarzinoms - primäre Operation aufgrund eines Mammakarzinoms/DCIS - Alter: 65 Jahre oder älter - Einverständnis zur Studienteilnahme - geplante adjuvante Therapie (Chemo- /Radiotherapie) 13 Ausschlusskriterien: - fehlendes Einverständnis - Alter < 65 Jahre - Ablehnen der geplanten adjuvanten Therapie - gutartiger Brusttumor - keine adjuvante Therapie geplant - neoadjuvante Therapie 2.2.1 Ablauf Die Patientinnen wurden vor Beginn der interview-basierten Befragung über den Zweck der Studie, die Freiwilligkeit und den Ablauf informiert (siehe Patientenaufklärung). Die Patientinnen erklärten ihr Einverständnis durch ihre Unterschrift. Fragebögen von Patientinnen, die die Fragebögen zum Selbstausfüllen vor der Aufklärung erhielten und nach Aufklärung nicht an der Studie teilnehmen wollten, wurden vernichtet und die Daten nicht ausgewertet, d.h. die Patientinnen wurden aus der Studie ausgeschlossen. Die Patientinnen wurden zu zwei Zeitpunkten befragt (s. Abbildung 2). Die erste Befragung wurde vor der Operation in der Universitätsfrauenklinik Ulm durchgeführt. Erhielten die Patientinnen eine Chemo- oder Radiotherapie in der ChemotherapieAmbulanz der Frauenklinik Ulm bzw. in der Strahlenklinik der Universitätsklinik Ulm, wurde der zweite Teil der Befragung ebenfalls persönlich interviewbasiert durchgeführt. Wenn die Patientinnen die weitere Therapie in einer anderen Klinik durchführen ließen, erfolgte die Befragung telefonisch. Dabei konnten die Handkraft und die Gehgeschwindigkeit nicht gemessen werden. 2.2.2 Ort und Zeitraum der Studie/ Art der Behandlung Über einen Zeitraum von 2 Jahren, von Februar 2008 bis Januar 2010 wurden bei 115 Patientinnen die Geriatrischen Assessments vor ihrer Operation durchgeführt. Die interview-basierte Erhebung der Assessments fand entweder im Patientenzimmer statt, wenn die Patientin in einem Einzelzimmer untergebracht war oder im Aufenthaltsraum der Station. Die Privatsphäre der Patientinnen wurde dabei stets berücksichtigt und auf ausreichende Ruhe geachtet. 14 Keine weitere Therapie bzw. Therapie abgelehnt bzw. Vorhandensein von Ausschlusskriterien 1. Befragung vor der Operation (n=115) Adjuvante Therapie an der Universitätsklinik Ulm 2. Befragung in Strahlenklinik/ Chemoambulanz (n= 51) Adjuvante Therapie in einer anderen Klinik Befragung in Strahlenklinik/CA nicht möglich 2. Befragung telefonisch (n= 23) Abbildung 2: Patientin aus Studie ausgeschlossen Telefonische Kontaktaufnahme mit Patientin 2. Befragung bei Patientin zu Hause (n= 4) 2. Befragung in Klinik bei nächstem Termin (n= 4) Ablauf der Datenerhebung für diese Studie an der Universitätsfrauenklinik Ulm von Februar 2008 bis Januar 2010; (n=82). (n= Anzahl der Patientinnen, CA= Chemotherapieambulanz) 82 der 115 Patientinnen konnten auch nach Beendigung ihrer adjuvanten Chemo- bzw. Radiotherapie befragt werden. Die Befragungen in der Chemotherapie-Ambulanz fanden möglichst vor Beginn oder nach Ende der Behandlung statt. Wenn dies nicht möglich war, wurden die Patientinnen befragt, während sie ihre Infusion erhielten. In diesem Fall konnten die Gehgeschwindigkeit und Handkraft nicht erhoben werden. Die Befragungen am Telefon bzw. zu Hause fanden später statt als die regulären Befragungen. Die befragten Patientinnen waren zum Zeitpunkt der ersten Befragung zwischen 65 und 86 Jahre alt. Das Durchschnittsalter (Mittelwert [MW]) betrug 70,88 Jahre (Standardabweichung [SD] = 5,01). 14 Patientinnen wurden nach der adjuvanten Chemotherapie befragt, 59 Patientinnen nach der adjuvanten Radiotherapie und 9 Patientinnen sowohl nach der Chemotherapie als auch nach der darauffolgenden Radiotherapie. Die 33 Patientinnen, die nur zum ersten Zeitpunkt befragt wurden, konnten aus folgenden 15 Gründen nicht weiter in die Studie aufgenommen werden: 10 erhielten keine weitere Therapie nach der Operation, 10 wurden an ihrem Termin verpasst und auch danach nicht erreicht (lost to follow up), 5 lehnten eine weitere Therapie ab, 5 lehnten die weitere Teilnahme an der Studie ab, eine Patientin wurde nachträglich ausgeschlossen aufgrund neoadjuvanter Therapie, eine konnte aufgrund von Sprachproblemen nicht weiter befragt werden und eine Patientin bekam die adjuvante Therapie aufgrund eines anderen Primärkarzinoms. 2.3 Angewandte Assessmentinstrumente Folgende Assessmentinstrumente wurden für die Studie ausgewählt: - Vulnerable Elders Survey (VES-13) - WHO- Quality of Life-Fragebogen für ältere Patienten (WHO-QOL-OLD) - EORTC-Quality of Life-Fragebogen (EORTC-QLQ-C30) - Hurria’s Geriatrisches Assessment (mit Karnofsky-Index) - Fried’s Physical Frailty Scale - der Uhrentest - Short form of the late-life-function and disability (SF-LLFDI)-Test - die visuelle analoge Schmerzskala - sowie die gezielte Anamnese nach Stürzen, Gewichtsverlust und Inkontinenz 2.3.1 Vulnerable Elders Survey (VES-13) Als erstes Assessmentinstrument, das meist selbstständig von den Patientinnen durchgeführt werden konnte, wurde der Vulnerable Elders Survey (VES-13) eingesetzt. Der VES-13 wurde von Saliba et al. im Jahre 2001 entwickelt [116]. Er wird als kurzes Screening für die Vulnerabilität bzw. Gebrechlichkeit der Patienten eingesetzt. Patienten, die im VES-13 als gebrechlich klassifiziert werden (Wert ≥ 3), haben nachweislich ein erhöhtes Risiko für ein relevantes Funktionsdefizit und für eine frühe Sterblichkeit [92, 116]. Molina-Garrido et al. empfehlen den VES-13 als Screeninginstrument bei Patientinnen mit frühem Mammakarzinom [93]. Eine Studie von Luciani et al. konnte zeigen, dass der VES-13 eine gute prädiktive Vorhersagekapazität für Funktionsdefizite bietet und daher der Survey dem ausführlichen Geriatrischen Assessment (CGA) 16 vorzuziehen ist [80]. Der Fragebogen besteht aus 13 Fragen, die das Alter, die Selbstbewertung der Gesundheit, Einschränkungen in der physischen Funktionsfähigkeit und funktionelle Behinderungen der Patienten evaluieren. Die Auswertung des VES-13 erfolgte nach folgenden Kriterien: - 1 Punkt für Alter 75-84 Jahre, 3 Punkte für Alter ≥ 85 - 1 Punkt wenn der allgemeine Gesundheitszustand von der Patientin mit schlecht oder mäßig bewertet wurde - 1 Punkt für jede körperliche Aktivität, die mit großen Schwierigkeiten verbunden oder nicht durchführbar ist, maximal 2 Punkte möglich - 4 Punkte, wenn bei mindestens einer Alltagsaktivität Hilfe benötigt wird Maximal sind 10 Punkte möglich, ab einem Wert von ≥ 3 werden die Patientinnen als gebrechlich klassifiziert. 2.3.2 EORTC-QLQ-C30 Der EORTC-QLQ-C30, ein Lebensqualitätsfragebogen, der speziell für Krebspatienten entwickelt wurde, erweiterte unseren Fragenkatalog. Dieser Fragebogen, bestehend aus 30 Fragen, wurde von der Quality of Life-Group der European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC) im Jahre 1993 entwickelt [1]. Er beinhaltet fünf funktionelle Skalen (physisch, emotional, kognitiv, funktional und sozial), drei Symptomskalen (Fatigue, Schmerzen, Nausea), sechs einzelne Elemente (Dyspnoe, Schlafprobleme, Appetitlosigkeit, Diarrhö, Verstopfung und finanzielle Schwierigkeiten), sowie eine Skala für die Lebensqualität und den subjektiven allgemeinen Gesundheitsstatus [1]. Die ersten 28 Fragen können mit 1-4 Punkten bewertet werden, 1 Punkt entspricht hierbei keiner Beeinträchtigung, 4 Punkte entsprechen einer starken Beeinträchtigung. Den Schluss bilden zwei Fragen zum Gesundheitszustand und der Lebensqualität in der letzten Woche, die mit 1 (sehr schlecht) bis 7 (ausgezeichnet) Punkten angegeben werden konnten. Für die Auswertung der Fragen erfolgte die Unterteilung in eine funktionelle Skala (Functional Scale, Fragen 1-7, 20-27), eine Symptom Skala (Symtom Scale, Fragen 8-19, 28) und eine Lebensqualitätsskala (Global health status/QoL, Fragen 29-30). Dabei wurde jeweils der Durchschnitt der Fragen der einzelnen Skalen (RS; Summe dividiert durch Anzahl der Fragen) durch folgende Formeln in Zahlen von 0-100 berechnet [44]: 17 Functional scales: ( RS − 1) S= 1 − × 100 range Symptom scales / items: ( RS − 1) S= × 100 range Global health status / QoL: ( RS − 1) S= × 100 range “Range“ ist hierbei die Differenz aus der bestmöglichen Antwort und der schlechtesten Antwort. Die meisten Fragen können mit Zahlen von 1-4 bewertet werden, entsprechend ist „range“ bei der funktionellen und der Symptom Skala gleich 3. Für die Lebensqualitätsskala ist der „range“ gleich 6. Für die funktionelle Skala und die Lebensqualitätsskala ist der bestmögliche Wert 100, für die Symtomskala 0. In dieser Studie wurde der EORTC-QLQ-C30 sowohl zum ersten als auch zum zweiten Zeitpunkt der Befragung eingesetzt. 2.3.3 WHO-QOL-OLD Das dritte Assessmentinstrument wurde ebenfalls selbstständig von den Patientinnen ausgefüllt. Der WHO-QOL-OLD, ein von der WHO entwickelter [133] und international eingesetzter Fragebogen zur Lebensqualität im Alter, umfasst 21 Fragen. In diesem Fragebogen, der speziell auf die Probleme der älteren Patienten abzielt, werden neben dem physischen und psychischen Wohlbefinden auch Partizipation und Isolation, Veränderungen im Sehen, Hören etc., Aktivitäten in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, persönliche Autonomie, Nutzen und Einteilung der Zeit, sowie Einstellung zum Tod und Sterben evaluiert. Die Fragen können mit Punkten von 1 (überhaupt nicht) bis 5 (völlig) bewertet werden. Maximal sind 105 Punkte möglich. 2.3.4 Geriatrisches Assessment von Hurria et al. Interview-basiert wurde das Geriatrische Assessment von Hurria et al. durchgeführt. Hurria et al. entwickelten diesen Fragebogen in ihrer Studie “Developing a cancer-specific geriatric assessment: a feasibility study” [63]. Dieser Fragebogen soll die Morbidität und Mortalität vorhersagen und Probleme in der Tumortherapie aufdecken, die sonst möglicherweise unentdeckt bleiben würden [43, 66]. Die Bedürfnisse der älteren onkologischen Patienten können dadurch besser identifiziert werden [65]. 18 Evaluiert werden der funktionelle Status des Patienten, die Medikation und die Komorbiditäten, die Seh- und Hörkraft, der Ernährungsstatus, der psychologische Status und die soziale Unterstützung. Aus diesen Daten kann ein Komorbiditätsscore berechnet werden. Die 13 Diagnosen, die abgefragt werden, werden mit einem Punkt, wenn die Krankheit nicht vorliegt und mit 2 Punkten bei vorliegender Diagnose bewertet. Des Weiteren wird die Beeinträchtigung durch die Komorbiditäten mit 1 (überhaupt nicht) bis 3 (stark) bewertet. Die Seh- und Hörkraft kann mit Werten von 1 (sehr gut) bis 5 (blind bzw. taub) evaluiert werden. Auch hier wird die Beeinträchtigung mit 1-3 Punkten in Zahlen gefasst. Die Anzahl der Medikamente und der Stürze in den letzten 6 Monaten werden mit absoluten Zahlen angegeben. Der Ernährungsstatus wird über den BMI und einen möglichen Gewichtsverlust in den letzten 6 Monaten ermittelt. Die Bewertung des funktionellen Status erfolgt über die Frage nach Aktivitäten, bei denen Hilfe im Alltag benötigt wird bzw. bei denen die Patientin sich beeinträchtigt fühlt. Die soziale Unterstützung wird mithilfe von 12 Fragen evaluiert. Der psychologische Status wird in diesem Assessmentinstrument über die Frage nach der Anspannung in der letzten Woche (angegeben in Zahlen von 1-10) und der Frage, ob das Gespräch mit einem Sozialarbeiter oder Psychologen erwünscht sei, erhoben. Ebenfalls im Teil D unserer Befragung wurden fünf Fragen zur Vergangenheit und den Familienverhältnissen der Patientinnen gestellt. Die Beantwortung dieser persönlichen Fragen wurde den Patientinnen freigestellt. 2.3.5 Karnofsky-Index Der 1949 entwickelte Karnofsky-Index ist eine Skala zur Bewertung der Einschränkungen der Krebspatienten bezüglich Selbstversorgung, Aktivität und Selbstbestimmung, die häufig im klinischen Alltag Anwendung findet [70]. Sie wurde ebenfalls im Teil D erhoben. Die Patientinnen wurden dazu aufgefordert, die Aussage von acht Möglichkeiten auszuwählen, die sie aktuell am Besten beschrieb. „Normal, keine Beschwerden, keine Krankheitssymptome“ wurde einem Karnofsky-Index von 100% gleichgesetzt. „Ich kann normale Aktivitäten durchführen und habe nur geringe Beschwerden“ entsprach einem Karnofsky-Index von 90% und „ich habe Mühe mit normalen Aktivitäten und habe einige Beschwerden“ ergab entsprechend einen Karnofsky-Index von 80%. In der statistischen 19 Auswertung wurde ein Karnofsky-Index von 100% mit dem Wert 1 gleichgesetzt, 90% entsprechend mit 2, 80% mit 3 usw. 2.3.6 Fried’s Physical Frailty Scale Fried’s Physical Frailty Scale wurde ebenfalls interview-basiert durchgeführt. Dieser Fragebogen bestimmt mittels Gehgeschwindigkeit, Handkraft, Aktivität, Erschöpfung und Gewichtsverlust die Gebrechlichkeit der Patientinnen. Er wurde von Fried et al. in ihrer Studie „Frailty in older adults: Evidence for a phenotype“ veröffentlicht [47]. Gebrechlichkeit geht mit einer erhöhten 30-Tage-Sterberate einher [124]. Zudem besteht ein erhöhtes Sturz- und Frakturrisiko [41]. Stürze werden mit zunehmendem Alter häufiger und sind in 44 Prozent der Fälle mit Gebrechlichkeit assoziiert [32]. Die Handkraft wurde für dieses Assessment mittels eines hydraulischen Handkraftmessgerätes (JAMAR-Dynamometer) in Kilogramm bestimmt. Der höhere der beiden Werte von linker und rechter Hand wurde gewertet. Die Gehgeschwindigkeit wurde bei normalem Gehen auf einer Strecke von vier Metern gemessen. Das Patientenbett diente hierbei als Maß. Die Patientinnen wurden aufgefordert entlang der Längsseite des Bettes (zwei Meter) zur Wand und wieder zurück zu gehen. Die fünf Symtome der Frailty nach Fried sind: ungewollter Gewichtsverlust (>10%), Erschöpfung (>6 auf einer Skala von 0-10), Schwäche (Handkraft <21kg), niedrige Gehgeschwindigkeit (<76 m/s) und niedriges körperliches Aktivitätsniveau. Die Definition der Symptome wurde in verschiedenen Studien sehr ähnlich eingeteilt. Diese Einteilung wurde jedoch je nach Population unterschiedlich differenziert. Die Einteilung der Schwäche erfolgt anhand der Handkraft und dem BMI. Die Gehgeschwindigkeit wird unter Berücksichtigung der Größe der Patienten klassifiziert. Von einer Pre-Frailty spricht man, wenn ein bis zwei Symptome vorhanden sind, ab drei und mehr von einer Frailty. In der Literatur wird die Einteilung der Frailty in drei Gruppen empfohlen [47]. Die erste Gruppe umfasst die Patientinnen mit einem Gesamtergebnis nach der Fried’s Physical Frailty Scale von 0-2 Punkten, entsprechend keiner Frailty/Gebrechlichkeit, die zweite Gruppe diejenigen mit 3-6 Punkten („Frailty“) und die dritte Gruppe Patientinnen mit einem Score von 7-10 Punkten („high Frailty“). Diese Einteilung wurde bei der Auswertung der Ergebnisse eingesetzt. Die Skala wurde sowohl zum ersten als auch zum zweiten Zeitpunkt der Befragung erhoben. 20 2.3.7 Uhrentest Bei diesem Test werden die Patienten aufgefordert eine Uhr zu zeichnen und die Zeiger auf eine bestimmte Uhrzeit (11 Uhr 10) zu stellen. Es werden maximal 7 Punkte vergeben: einen Punkt wenn alle 12 Zahlen vorhanden sind und jeweils zwei Punkte, wenn die Zahl 12 oben hingeschrieben wird, wenn beide Zeiger vorhanden sind und für die richtig eingezeichnete Uhrzeit [126]. Der Uhrentest stellt ein Testverfahren mit hoher Sensitivität (85%) und Spezifität (85%) zur Früherkennung von Demenzen dar [120]. Sunderland et al. entwickelten diesen Test im Jahre 1989 [125]. 2.3.8 Visuelle analoge Schmerzskala und Inkontinenz Mithilfe der visuellen analogen Schmerzskala konnte die subjektive Schmerzstärke zu beiden Zeitpunkten der Befragung erhoben werden. Die Patientinnen wurden nach ihrem Schmerzempfinden während der letzten zwei Wochen befragt. Sie gaben entweder selbstständig oder unter zu Hilfenahme einer visuellen Skala ihre maximale und minimale Schmerzstärke mit Zahlen von 0 bis 10 an. Zwei Anamnesefragen zur Inkontinenz bildeten den Schluss der ersten Befragung. Inkontinenz ist ein Indikator für Gebrechlichkeit [60]. Dieser Parameter ergänzte somit die Daten, die in Fried’s Physical Frailty Scale erhoben werden konnten. 2.3.9 SF-LLFDI (Short Form of the Late-Life-Function and Disability Index) Bei der zweiten Befragung Assessmentinstrument können wurde der SF-LLFDI körperliche eingesetzt. Durch dieses Funktionseinschränkungen und Alltagsbeeinträchtigungen frühzeitig festgestellt werden. Es wurde von Verbrugge et al. auf der Grundlage eines einheitlichen Disability-Konzeptes entwickelt [128]. McAuley et al. entwickelten eine verkürzte Version, die in dieser Studie eingesetzt wurde [88]. Die deutsche Kurzversion bietet ebenfalls eine akzeptable bis sehr gute interne Konsistenz und Test-Retest-Reliabilität [34]. Sie beinhaltet 23 Fragen zur Funktionsfähigkeit und zu den Beeinträchtigungen der älteren Patientinnen. Die Bewertung erfolgt mit 5 (keine Schwierigkeiten) bis 1 (komplett eingeschränkt) Punkten. Maximal sind 155 Punkte erreichbar. Wie bereits erwähnt, wurden bei der zweiten Befragung auch der EORTC-QLQ-C30, 21 Fried’s Physical Frailty Scale und die visuelle analoge Schmerzskala erhoben, sowie nochmals spezifisch nach Stürzen und Gewichtsverlust in den letzten sechs Monaten gefragt. Tabelle 4 zeigt eine Übersicht über die eingesetzten Assessmentinstrumente. Tabelle 4: Übersicht über die in dieser Studie an der Universitätsfrauenklinik Ulm (2008-2010) eingesetzten Assessmentinstrumente mit durchschnittlichem Zeitaufwand (VES-13: Vulnerable Elders Survey-13; EORTC-QLQ-C30: European Organisation for Research and Treatment of Cancer -Quality of Life-Fragebogen; WHO-QOL-OLD: World Health Organisation- Quality of Life-Fragebogen für ältere Patienten; CGA: Comprehensive Geriatric Assessment, VAS: Visuelle analoge Schmerzskale, SF-LLFDI: Short form of the Late-Life-Function and Disability Index) Assessment Geprüfte Funktionen VES-13 Gebrechlichkeit, Aktivitätseinschränkungen 5 min EORTC-QLQ-C30 Krebs bezogene Lebensqualität 15 min WHO-QOL-OLD Lebensqualität im Alter 15 min Hurria CGA Gesundheitszustand, tägliche Aktivitäten, Familiensituation 20 min Vor der Operation, Karnofsky-Index Aktivität, Selbstversorgung 1 min interviewbasiert Fried’s Physical Frailty Scale Gehgeschwindigkeit, Erschöpfung, Handkraft, Gewichtsverlust, Aktivität 15 min Uhrentest Kognition 5min VAS, Anamnese Schmerzen, Inkontinenz 2 min EORTC-QLQ-C30 Krebs bezogene Lebensqualität 15 min Fried’s Phsyical Frailty Scale Gehgeschwindigkeit, Erschöpfung, Handkraft, Gewichtsverlust, Aktivität 15 min SF-LLFDI Genaue selbstbewertete Funktionen 15 min VAS Schmerzen 1 min Anamnese Stürze, Gewichtsverlust 2 min Vor der Operation, selbstständig ausgefüllt Nach Therapieende, interviewbasiert Zeitaufwand 2.4 Erhebung der primären Endpunkte Toxizität und Fatigue Die Toxizität der Therapie wurde über die Common Toxicity Criteria (CTC) evaluiert. Dabei werden 77 mögliche Nebenwirkungen aufgeführt und jeweils nach ihrem Schweregrad (Grad 1-3, entsprechend 1-3 Punkten) unterteilt. Nebenwirkungen, die nicht aufgetreten sind, werden mit 0 Punkten gewertet. Außerdem wurde die Fatigue der Patientinnen über die 13 Fatigue-Subfragen des Funtional Assessment of Cancer Treatment-Anemia-(FACT-An-) Fragebogens, der speziell auf die mit Anämie assoziierte Fatigue zugeschnitten ist, abgeklärt. Bei diesem Fragebogen 22 werden verschiedene Fatigue-Symptome abgefragt und mit 0 (überhaupt nicht) bis 4 (sehr) bewertet. Maximal ist ein Gesamtwert von 52 Punkten möglich. 2.5 Datenerhebung 2.5.1 Umgang mit patientenbezogenen Daten Vor Beginn der Datenerhebung wurde ein entsprechender Ethikantrag mit der Nr. 47/08 von der Ethikkommission der Universität Ulm positiv bewertet. Das Einverständnis der Patientinnen erfolgte nach einem persönlichen Aufklärungsgespräch. Ein Patientenaufklärungsbogen mit einer Beschreibung der Ziele der Studie und des Ablaufs, sowie den Kontaktdaten des Prüfarztes wurde den Patientinnen zur Durchsicht und Aufbewahrung überlassen (s. Anhang). 2.5.2 Datenerhebung Die Daten wurden interviewbasiert bzw. durch selbstständiges Ausfüllen der Fragebögen erhoben. Neben den oben aufgeführten Assessmentinstrumenten wurden persönliche Daten wie Name, Geburtsdatum, Größe und Gewicht sowie die bereits aufgeführten Anamneseelemente Stürze, Inkontinenz, Nebendiagnosen und Dauermedikation erfragt. Die Diagnose der Patientinnen mit TNM-Klassifikation, pathologischem Befund und Hormonrezeptorstatus wurde ebenso wie die geplante Therapie dem Tumorboard-Protokoll der Universität Ulm entnommen. Der Verlauf der Therapie sowie die Laboruntersuchungen wurden mittels entsprechenden Arztbriefen beobachtet. Der Abbruch einer Therapie sowie die Dosisreduktion konnte anhand der Arztbriefe festgestellt und dokumentiert werden. Falls bei einer Patientin beidseits ein Mammakarzinom diagnostiziert wurde, wurde in die Datentabelle für die TNM- Klassifikation der jeweils höhere Wert aufgenommen. 2.6 Endpunkte In der Studie wurden als primäre Endpunkte der Nebenwirkungs- und Toxizitätsindex der Therapie nach den CTC-Kriterien und die Fatigue der Patientinnen definiert, um die Verträglichkeit der Therapie zu bewerten. Erhoben wurden diese Endpunkte im Mittel 5,88 23 Monate (SD= 1,39) nach der Operation. Sekundäre Endpunkte waren die Lebensqualität und Alltagsfähigkeit der Patientinnen nach der Therapie. Diese wurden anhand der Ergebnisse der drei Skalen des EORTC-QLQ-C30 und des SF-LLFDI bewertet. In der multiplen Regression wurde nur der SF-LLFDI als sekundärer Endpunkt berücksichtigt. Als Einflussfaktoren wurden in der bivarianten Regression die zum ersten Zeitpunkt der Befragung erhobenen Daten untersucht: VES-13, EORTC-QLQ-C30, WHO-QOL-OLD, Frailty nach Fried, Hurria’s Geriatrisches Assessment, Handkraft, Gehgeschwindigkeit, Uhrentest, Karnofsky-Index und Schmerzskala. Zudem wurde untersucht, ob ein altersabhängiger Unterschied in den Assessmentergebnissen und den Endpunkten der Patientinnen besteht. Dazu wurde das Patientenkollektiv in zwei Gruppen unterteilt (Gruppe 1: 65-74 Jahre und Gruppe 2: >74 Jahre). Folgende weitere klinische Parameter wurden auf ihren Zusammenhang zu den Endpunkten untersucht: BMI, TNMKlassifikation, Risikoscore der St. Gallen Konferenz von 2009 [55] (Einteilung in drei Gruppen nach Tumorgröße, Grading, Lymphknotenstatus, Hormon- und Her2neuRezeptorstatus), Anzahl der Medikamente, Anzahl der Nebendiagnosen und Anzahl der Stürze in den letzten 6 Monaten. 2.7 Statistische Verfahren Die Ergebnisse wurden als Mittelwerte bzw. als Median mit ihrem Minimum und Maximum und mit der Standardabweichung für die einzelnen Endpunkte angegeben. Der Mittelwert und der Median reduzieren die Gesamtheit der Daten auf einen Wert und geben somit z.B. die durchschnittliche Verträglichkeit der Therapie an. Das Minimum und das Maximum einer Wertereihe hingegen sind in der Lage die Variabilität der Messwerte wiederzuspiegeln (z.B. die beste und schlechteste Verträglichkeit der Therapie). Als Maß für die Streuung der Werte innerhalb des Messwertebereichs, der durch Minimum und Maximum definiert wird, eignet sich die Berechnung der Standardabweichung. Sämtliche in den Fragebögen erhobenen Daten wurden in einer Microsoft-Excel-Tabelle dokumentiert, die als Grundlage für die Rechnungen diente. Die Patientinnen wurden mit einer Identifikationsnummer versehen. Die Patientinnen, die sowohl nach der Chemotherapie als auch nach der Radiotherapie befragt wurden, wurden in der Tabelle mit einem „A“ hinter der Patienten-Identifikationsnummer für die Befragung nach Chemotherapie und mit einem „B“ für die Befragung nach Radiotherapie gekennzeichnet. 24 Um anzugeben ob es einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Endpunkten und den Einflussgrößen gibt, wurde die einfache lineare Regression eingesetzt. Durch die einfache lineare bzw. bivariante Regression können Aussagen über mögliche Abhängigkeiten und Korrelationen zwischen zwei Parametern gemacht werden. Ein p-Wert von <0,05 wurde als statistisch signifikant gewertet. Außerdem wurde zur Prüfung der Unabhängigkeit der Ergebnisse von anderen Parametern eine multiple Regression durchgeführt. Als primärer Endpunkt wurde ein Kombinationsoutcome aus den CTC-Kriterien und der Toxizität/Fatigue bestimmt. Dieser wurde durch einfaches Addieren der Antwortkategorien (mit Zahlen von 0-4) ermittelt. Als sekundärer Endpunkt wurde der ebenfalls Patienten-relevante SF-LLFDI, ein Maß für die Funktionsfähigkeit im Alltag, bestimmt. Zur Adjustierung der Ergebnisse wurden klinische Parameter ausgewählt, die in der einfachen linearen Regression eine Korrelation zu beiden Endpunkten zeigten. Folgende Parameter gingen in die Berechnung der multiplen Regression ein: Risikoscore der St. Gallen Konferenz von 2009 [55], Alter, BMI, Anzahl der Medikamente (dieser Wert zeigte eine Korrelation zur Anzahl der Nebendiagnosen) und Chemotherapie. Die Operationsmethode und das Chemotherapieschema zeigten keinen Einfluss auf die Endpunkte. Auch die Dosis der Chemo- und Radiotherapie wurde in der multiplen Regression nicht berücksichtigt, da sich hierbei keine großen Unterschiede in unserem Patientenkollektiv zeigten. Nur bei zwei Patientinnen wurde die Chemotherapiedosis reduziert. Die Radiotherapie wurde bei allen Patientinnen mit mindestens 50 Gy durchgeführt (>90% mindestens 60 Gy). Die Multiple lineare Regression ist eine Methode bei der mehrere unabhängige Variablen auf ihren Einfluss auf die abhängige Variable überprüft werden. Dabei kann festgestellt werden, wie groß der Zusammenhang zwischen einer unabhängigen Variablen und der abhängigen Variablen (primäre und sekundäre Endpunkte) ist, wenn zusätzlich der Zusammenhang dieser unabhänigigen Variablen zu anderen Einflussfaktoren berücksichtigt wird. Ein hoher tWert steht dabei für eine hohe Assoziation der Parameter mit dem Endpunkt, d.h. der Parameter ist auch dann in der Lage den Endpunkt vorherzusagen, wenn andere Einflussfaktoren in der statistischen Auswertung mitberücksichtigt werden. Eine Bonferroni-Korrektur wurde nicht durchgeführt, da eine zu große Korrelation zwischen den unabhängigen Variablen besteht und die Ergebnisse daduch verzerrt werden könnten. Die multiple Regression wurde mit SAS 9.1 durchgeführt. Alle weiteren Rechnungen erfolgten mithilfe von Microsoft Excel 2000 und GraphPad Prism 5. 25 3. Ergebnisse 3.1 Beschreibung der Studienpopulation 3.1.1 Charakteristiken der Studienpopulation Das Kollektiv dieser Studie besteht aus 82 Patientinnen, die aufgrund eines Mammakarzinoms in der Universitätsfrauenklinik Ulm zwischen Februar 2008 und Januar 2010 operiert wurden. Die Patientinnen erhielten eine adjuvante Chemo- und/oder Radiotherapie. 14 Patientinnen (17%) wurden nach ihrer Chemotherapie befragt, 59 (72%) nach ihrer Radiotherapie und 9 Patientinnen (11%) sowohl nach der Chemotherapie als auch nach der anschließenden Radiotherapie. Die Patientinnen waren zum Zeitpunkt der ersten Befragung zwischen 65 und 86 Jahre alt (Mittelwert: 70,88 Jahre; SD= 5,0; Median 70). In Tabelle 5 und 6 sind verschiedene Charakteristiken der Studienpopulation dargestellt. Die Studienpopulation wurde dazu in zwei Altersgruppen aufgeteilt. Die erste Altersgruppe umfasst die jüngeren Patientinnen zwischen 65 und 74 Jahre, die zweite Altersgruppe die Patientinnen, die zum Zeitpunkt der Befragung älter als 74 Jahre alt waren. Tabelle 5: ¹ Sozialstatus der Patientinnen mit Mammakarzinom und Bedarf an Hilfsmitteln (Häufigkeit der Charakteristiken in Prozent) bezogen auf das Alter der Patientinnen, Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n=82); (n= Anzahl der Patientinnen). Einige Patientinnen wollten keine persönlichen Angaben machen, daher fehlen für diese Patientinnen die Angaben zu Schulabschluss, Familienstand, Arbeitsverhältnis und Hilfsmittel Charakteristiken Schulabschluss, n (%) Grundschule Haupt-/Realschule Gymnasium/Studium Familienstand, n (%) Ledig Verheiratet Geschieden Verwitwet Arbeitsverhältnis, n (%) Berentet Hausfrau Angestellt Hilfsmittel, n (%) Keine Pflegekraft Haushaltshilfe Essen auf Rädern 26 Alter: 65-74 Jahre (n= 65) Alter: >74 Jahre (n= 17) Gesamt (n= 57) ¹ 7 (12) 40 (70) 10 (18) (n= 58) ¹ 2 (3) 39 (67) 7 (12) 10 (17) (n= 58) ¹ 48 (83) 8 (14) 2 (3) (n= 60) ¹ 54 (90) 3 (5) 2 (3) 1 (2) (n= 12) ¹ 2 (17) 6 (50) 4 (33) (n= 12) ¹ 3 (25) 3 (25) 1 (8) 5 (42) (n= 12) ¹ 11 (92) 1 (8) 0 (0) (n= 12) ¹ 10 (83) 0 (0) 1 (8) 1 (8) (n= 69) ¹ 9 (13) 46 (67) 14 (20) (n= 70) ¹ 5 (7) 42 (60) 8 (11) 15 (21) (n= 70) ¹ 59 (84) 9 (13) 2 (3) (n= 72) ¹ 64 (89) 3 (4) 3 (4) 2 (3) (n= 82) Tabelle 6: Charakteristiken der Studienpopulation (Häufigkeit der Charakteristiken in Prozent bzw. Mittelwert (MW) mit Standardabweichung (SD)) bezogen auf das Alter der Patientinnen mit Mammakarzinom, Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n=82). (n= Anzahl der Patientinnen, BMI=Body Mass Index, OP=Operation) ¹ ² Die Angaben zur Hörkraft einer Patientin fehlen. Für eine Patientin konnte der Karnofsky-Index nicht ermittelt werden. Charakteristiken Anzahl der Nebendiagnosen, MW ±SD Komorbiditätsscore (Hurria), MW ±SD Beeinträchtigung durch Komorbiditäten, MW ±SD Anzahl der Medikamente vor OP, MW ±SD Sehkraft, n (%) Sehr gut Gut Ausreichend Schwach Beeinträchtigung durch Sehkraft, n (%) Gar nicht Etwas Sehr Hörkraft, n (%) Sehr gut Gut Ausreichend Schwach Beeinträchtigung durch Hörkraft, n (%) Gar nicht Etwas Sehr BMI, MW ±SD ≥1 Sturz in den letzten 6 Monaten, n (%) Karnofsky-Index, n (%) 100% 90% 80% 70% 60% Harninkontinenz, n (%) Keine Gering Mäßig Gewichtsverlust >5%, n (%) Gehgeschwindigkeit (in cm/s), MW ±SD Erschöpfung (Skala von 0-10), MW ±SD Maximale Handkraft (in kg), MW ±SD Risikoscore, n (%) Low risk Intermediate risk High risk 27 Alter: 65-74 Jahre (n= 65) 2,52 ±1,9 15,34 ±1,6 14,34 ±1,7 3,64 ±3,7 Alter: >74 Jahre (n= 17) 3,71 ±3,4 16,18 ±1,6 14,59 ±1,5 4,06 ±2,7 Gesamt (n= 82) 2,77 ±2,3 15,53 ±1,6 14,38 ±1,5 3,16 ±2,5 12 (18) 42 (65) 11 (17) 0 (0) 2 (12) 9 (53) 5 (29) 1 (6) 14 (17) 51 (62) 16 (20) 1 (1) 59 (91) 6 (9) 0 (0) (n= 64) ¹ 14 (22) 34 (53) 15 (23) 1 (2) (n= 64) ¹ 53 (83) 10 (15) 1 (2) 25,83 ±4,2 10 (15) (n= 64) ² 23 (36) 35 (54) 5 (8) 0 (0) 1 (2) 13 (76) 3 (18) 1 (6) 72 (88) 9 (11) 1 (1) 2 (12) 8 (47) 5 (29) 2 (12) 16 (20) 42 (52) 20 (25) 3 (4) 10 (59) 7 (41) 0 (0) 25,86 ±4,8 10 (59) 63 (78) 17 (21) 1 (1) 25,84 ±4,3 20 (24) 6 (35) 9 (53) 1 (6) 0 (0) 1 (6) 29 (36) 44 (54) 6 (7) 0 (0) 2 (2) 43 (66) 18 (28) 4 (6) 1 (2) 79,95 ±19,0 2,81 ±2,3 27,96 ±5,6 8 (47) 8 (47) 1 (6) 3 (18) 72,01 ±17,2 4,73 ±2,3 22,94 ±5,3 51 (62) 26 (32) 5 (6) 4 (5) 78,36 ±18,9 3,19 ±2,4 26,91 ±5,8 10 (15) 49 (75) 6 (9) 0 (0) 16 (94) 1 (6) 10 (12) 65 (79) 7 (8) Geriatrische Patienten sind häufig multimorbide. Unsere Patientinnen hatten zwischen 0 und 14 Nebendiagnosen, durchschnittlich 2,77 (SD= 2,3). Bei dem im Rahmen des Geriatrischen Assessments von Hurria et al. erhobenen Komorbiditätsscore, bei dem die 13 häufigsten geriatrischen Komorbiditäten erfragt werden, errechnete sich in unserem Patientenkollektiv ein Mittelwert von 15,47 (SD= 1,6) bei einem Maximalwert von 21. Die Zahl 13 ist in diesem Fall als Nullwert anzusehen, da die Angabe „Ich leide nicht an dieser Erkrankung“ mit einem Punkt gewertet wird. Bei der Frage nach der Beeinträchtigung durch diese Erkrankungen ergab sich ein Mittelwert von 14,33 (SD= 1,6) bei einem Maximalwert von 20. Bei dieser Frage gab es die Möglichkeit Zahlen von 1 bis 3 anzugeben. Die Zahl 1 stand dabei für „keine Beeinträchtigung“, die Zahl 2 für „etwas beeinträchtigt“ und die Zahl 3 für eine „starke Beeinträchtigung“. Daher wäre ein Maximalwert von 39 erreichbar. Die 13 Komorbiditäten, die im Komorbiditätsscore berücksichtigt wurden, präsentierten sich in diesem Kollektiv wie folgt: - andere Krebserkrankung oder Leukämie: 12 Patientinnen (15%) - Arthritis, Rheuma oder eine andere Bindegewebserkrankung: 28 Patientinnen (34%) - Glaukom: 10 Patientinnen (12%) - Lungenemphysem oder chronische Bronchitis, chronisches Asthma: 13 Patientinnen (16%) - Hypertonie: 45 Patientinnen (55%) - Herzerkrankung (z.B. Herz- Insuffizienz/ -Schwäche, Rhythmusstörung oder Herzoperationen): 21 Patientinnen (26%) - Durchblutungsstörung in Armen oder Beinen: 17 Patientinnen (21%) - Diabetes mellitus: 7 Patientinnen (9%) - Magen- oder Darmerkrankungen: 13 Patientinnen (16%) - Osteoporose: 14 Patientinnen (17%) - Chronische Leber- oder Nierenerkrankung: 6 Patientinnen (7%) - Schlaganfall: 2 Patientinnen (2%) - Depression: 12 Patientinnen (15%) 28 Der Risikoscore der Patientinnen bemisst sich nach der Tumorgröße, dem Hormonrezeptorstatus und dem Lymphknotenbefall. Die Einteilung der Patientinnen in die Risikoscores erfolgte nach folgenden Tumorcharakteristiken: - Risikoscore 1 (Low risk): pT1 und pN0, Hormonrezeptoren positiv, HER2/neu negativ. - Risikoscore 2 (Intermediate risk): pT>1 oder G2/G3, pN0 oder HER2/neu positiv oder pN1 und HER2/neu negativ. - Risikoscore 3 (High risk): pN1 und HER2/neu positiv oder pN2. 3.1.2 Therapieform und –charakteristiken Die 82 Patientinnen mit Mammakarzinom, die an dieser Studie teilnahmen, erhielten eine adjuvante Therapie nach der primären Operation. Die Patientinnen wurden meist brusterhaltend operiert. Je nach Befall des Sentinel Node Lymphknotens, wurden zusätzlich noch die Axilla Level 1+2 bzw.1+2+3 mitentfernt. Die adjuvante Therapie bestand aus einer Chemotherapie, einer Radiotherapie, einer Hormontherapie oder aus einer Kombination dieser Therapieformen. In Abbildung 3 ist die relative Häufigkeit (in Prozent) der verschiedenen Therapieformen für die zwei Altersgruppen (65-74 Jahre und >74 Jahre), sowie für die gesamte Studienpopulation dargestellt. 29 Therapieform nach Alter 100 97 100 88 95 93 91 % 100 85 82 80 74 71 73 60 37 40 31 29 21 18 20 12 6 5 3 5 0 6 2 01 Hormontherapie Radiotherapie Chemotherapie keine LE Axilla Level 1 - 3 Axilla Level 1+2 SN Mastektomie BET 0 Therapieform 65-74 Jahre Abbildung 3: >74 Jahre Gesamt Therapieform der Patientinnen mit Mammakarzinom (Anteile in Prozent) nach Alter (in Jahren), Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n= 82); (n= Anzahl der Patientinnen, BET= brusterhaltende Therapie, SN= Sentinel Node, LE= Lymphadenektomie). Eine adjuvante Chemotherapie wurde bei 25 Patientinnen (30,5%) durchgeführt. Sie erhielten zwischen 1 und 16 Zyklen. Das am häufigsten verwendete ChemotherapieSchema war mit 20% die Kombination aus Docetaxel und Cyclophosphamid. Weitere häufige Therapieschemata waren das FEC-Schema (12%), das FEC-Doc-Schema (+/- Avastin) (16%), das TCH-Schema (16%) und das ETC-Schema (12%). Die restlichen 24% erhielten das CMF-Schema, Herceptin mono oder in Kombination mit Taxol und Bondronat, Topotecan oder Trastuzumab in Kombination mit Docetaxel und Carboplatin oder Epirubicin. Die verschiedenen Therapieformen und die Therapieverträglichkeit bezogen auf das Alter der Patientinnen, sind in Tabelle 7 dargestellt. 30 Tabelle 7: Therapiecharakteristiken (angegeben in Prozent bzw. Mittelwert (MW) mit Standardabweichung (SD)) bezogen auf das Alter der Patientinnen mit Mammakarzinom, Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n=82). (n= Anzahl der Patientinnen) Therapiecharakteristiken Alter: Alter: 65-74 Jahre >74 Jahre (n= 65) (n= 17) (n= 82) 5,28 ±1,8 24 (37) 5,94 ±2,1 1 (6) 5,41 ±1,9 6,71 ±3,6 2 (8) 4 ±0 6,5 ±3,5 0 (0) 2 (2) 19 (79) 1 (100) 20 (80) 59 (91) 76 (93) 60,89 ±4,5 Dosisreduktion um 25%* /50%** bei >50% der Bestrahlungen, n (%) 61,08 ±4 1 (2)* 17 (100) 60,26 ±5,9 1 (6)** Bestrahlungspause von einigen Tagen wegen Nebenwirkungen, n (%) 2 (3) 0 (0) 2 (2) 53 (82) 70 (85) 48 (92) 17 (100) 14 (82) 4 (8) 3 (18) 7 (9) Krankenhausaufenthalt in Tagen, MW ±SD Chemotherapie, n (%) Durchschnittliche Anzahl der Zyklen, MW ±SD Dosisreduktion um 25% bei <50% der Zyklen, n (%) Radiotherapie nach Chemotherapie, n (%) Radiotherapie, n (%) Durchschnittliche Dosis in Gy, MW ±SD Hormontherapie, n (%) Aromatasehemmer, n (%) Tamoxifen, n (%) Gesamt 25 (31) 1 (1)*/** 62 (76) 3.1.3 Tumorbiologie und TNM-Klassifikation Für die Therapieentscheidung ist die pathologische Untersuchung des Tumorgewebes, inbesondere hinsichtlich der Expression von Hormonrezeptoren, essentiell. Eine Übersicht über die Ergebnisse der pathologischen Untersuchung für die Patientinnen dieser Studie bietet Tabelle 8. 31 Tabelle 8: Tumorbiologie des Mammakarzinoms (Häufigkeit in Prozent) bezogen auf das Alter der Patientinnen, Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n=82); (n= Anzahl der Patientinnen, HER2/neu= Human epidermal growth factor receptor 2). Tumorbiologie Histologie des Karzinoms, n (%) Duktal Lobulär Andere HER2/neu, n (%) Positiv Negativ Progesteronrezeptor, n (%) Positiv Negativ Östrogenrezeptor, n (%) Positiv Negativ Alter: Alter: Gesamt 65-74 Jahre >74 Jahre (n= 65) (n= 17) (n= 82) 56 (86) 5 (8) 4 (6) 13 (77) 3 (18) 1 (6) 69 (84) 8 (10) 5 (6) 14 (22) 51 (78) 2 (12) 15 (88) 16 (20) 66 (80) 55 (85) 10 (15) 17 (100) 0 (0) 72 (88) 10 (12) 57 (88) 8 (12) 16 (94) 1 (6) 73 (89) 9 (11) Andere Histologien als duktal-invasive und lobulär-invasive Karzinome waren: muzinöse Karzinome bei 2 Patientinnen, tubuläre Karzinome bei 2 Patientinnen, ein lobulo-duktales Karzinom, sowie ein DCIS, das zu den duktalen Karzinomen gerechnet wurde. Die TNMKlassifikation ist ebenfalls entscheidend für die Therapieplanung. Abbildung 4 zeigt die TNM-Klassifikation der Patientinnen als relative Häufigkeit (in Prozent) für die zwei Altersgruppen (64-74 Jahre und >74 Jahre) und für die gesamte Studienpopulation. 32 T N M -K las s ifika tion n a c h Alte r 100 % 88 76 80 74 61 79 77 74 71 59 60 47 60 57 47 40 35 32 26 21 18 18 18 20 26 23 20 12 17 15 6 6 2 3 1 2 2 666 2 2 2 1 1 T u m o rsta d iu m L ym p h k n o ten M e ta sta se n G3 G2 G1 Keine M1 M0 N3 N2 N1 N0 T4 T3 T2 T1 Tis 0 G ra din g TNM 6 5 -7 4 Ja h re Abbildung 4: 7 5 -8 6 Ja h re G e sa m t TNM-Klassifikation des Mammakarzinoms der Patientinnen dieser Studie (Anteile in Prozent) nach Alter (in Jahren), Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n=82); (n= Anzahl der Patientinnen, TNM= Stadieneinteilung maligner Tumore, T= Größe des Primästumors, N=Vorhandensein/Fehlen von regionären, befallenen Lympknoten, M= Vorhandensein/Fehlen von Fernmetastasen, G=Grading) „Keine“ bei Metastasen bedeutet, dass keine Aussage zum Metastasenstatus der Patientin getroffen wurde; 2 Patientinnen hatten beidseits ein Mammakarzinom, das höhere Tumorstadium und der höhere Lymphknotenstatus wurden jeweils gewertet. Eine Lymphangiosis (L1) fand sich bei 11 der 82 Patientinnen (13%). 3.2 Dauer der Befragung Für die Studie wurden die Patientinnen zu zwei Zeitpunkten befragt, vor Therapiebeginn und zum bzw. nach dem Therapieende. Wenn möglich wurden die Patientinnen zum Therapieende befragt, d.h. an ihrem letzten Termin in der Strahlenklinik (zur Abschlussuntersuchung) bzw. bei der letzten Verabreichung einer Chemotherapie in der Chemotherapie-Ambulanz. Wenn dies nicht möglich war, wurden die Patientinnen telefonisch befragt oder es wurde ein Termin zur Befragung ausgemacht. Die zweite Befragung fand im Schnitt 5,87 Monate (SD= 1,4) nach der ersten Befragung statt. Die 33 telefonischen Befragungen bzw. die Befragungen nach dem Therapieende fanden später statt als die regulären Befragungen. Eine Übersicht bietet Tabelle 9. Tabelle 9: Zeitpunkt der 2. Befragung der Patientinnen mit Mammakarzinom (in Monaten nach 1. Befragung) nach Chemo- oder Radiotherapie (angegeben als Mittelwert mit Standardabweichung), Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010; Anmerkung: 9 Patientinnen konnten sowohl nach ihrer Chemotherapie als auch nach ihrer Radiotherapie befragt werden; (n= 91), (n= Anzahl der Patientinnen). Therapieform Zeitpunkt der 2. Befragung (in Monaten nach 1. Befragung) Mittelwert ± Standardabweichung Befragung bei letztem Telefonbefragung Zu Hause/in Klinik Termin befragt Chemotherapie 4,62 ±0,8 n = 16 6,15 ±0,9 n=6 5 ±0 n=1 Radiotherapie 5,93 ±1,5 n = 42 5,57 ±1,4 n= 18 6,75 ±1,4 n=8 3.3 Geriatrische Assessmentergebnisse der Patientinnen Die Assessmentergebnisse der Patientinnen bei Aufnahme bzw. die Toxizität und Fatigue der Therapie sind in Tabelle 10 und 11 altersabhängig dargestellt. Tabelle 10: Assessmentergebnisse bei Aufnahme bezogen auf das Alter der Patientinnen; Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n=82), (n= Anzahl der Patientinnen, VES-13= Vulnerable Elders Survey-13, EORTC-QLQ-C30 = European Organisation for Research and Treatment of Cancer Quality of Life-Fragebogen, WHO-QOL-OLD= World Health Organisation-Quality of Live-Fragebogen für ältere Patienten, CGA= Comprehensive geriatric assessment). Erklärung der Ergebnisse: VES-13↑: Gebrechlichkeit↑, EORTC-Functional Scale↑: funktionelle Fähigkeiten↑, EORTC- Symptom Scale↑: mehr Symptome, EORTC- Global health/QoL↑: Lebensqualität↑, WHO-QOL-OLD↑: Lebensqualität↑, Hurria↑: Beeinträchtigung↑, Karnofsky-Index↑:Gebrechlichkeit↑ (1=100%, 2=90% etc.), Frailty↑: Gebrechlichkeit↑, Uhrentest↑: Kognition↑, VAS↑: Schmerzstärke↑ Assessmentergebnisse bei Aufnahme, MW ±SD VES-13 EORTC-QLQ-C30 Functional Scale Symptom Scale Global health/QoL WHO-QOL-OLD Hurria CGA Karnofsky-Index Frailty nach Fried Uhrentest Visuelle analoge Schmerzskala (VAS) 34 Alter: 65-74 Jahre (n= 65) 0,9 ±1,4 Alter: >74 Jahre (n= 17) 2,69 ±2,4 Gesamt (n= 82) 1,43 ±2,1 78,84 ±15,5 16,17 ±10,3 58,87 ±20,1 86,17 ±8,1 18,09 ±1,7 1,76 ±0,7 0,91 ±0,7 5,97 ±1,5 2,98 ±2,9 77,6 ±16,5 20,34 ±14,3 63,24 ±13,2 84,67 ±6,5 19,65 ±2,3 1,88 ±1,0 1,81 ±0,8 5,44 ±1,8 3,68 ±2,7 79,74 ±12,9 17,25 ±11,2 61,32 ±17,7 84,13 ±8,6 18,41 ±2,2 1,79 ±0,8 1,05 ±0,8 5,86 ±1,6 3,04 ±2,9 Tabelle 11: Toxizität und Fatigue nach der Chemo- bzw. Radiotherapie bezogen auf das Alter der Patientinnen; Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n=82). (n= Anzahl der Patientinnen, CTC= Common Toxicity Criteria, FACT-An= Funtional Assessment of Cancer Treatment-Anemia) Toxizität und Fatigue nach der Therapie, MW ±SD Alter: 65-74 Jahre (n=65) Alter: >74 Jahre (n= 17) Gesamt Toxizität (CTC) nach Radiotherapie 11,38 ±9,4 6,35 ±4,5 10,36 ±8,2 Toxizität (CTC) nach Chemotherapie 24,86 ±9,0 45 ±0 25,74 ±9,7 Fatigue (FACT-An) nach Radiotherapie 10,98 ±9,0 9,35 ±6,6 11,42 ±8,9 Fatigue (FACT-An) nach Chemotherapie 21,86 ±12,8 14 ±0 21,52 ±12,6 (n=82) Das höhere Alter einiger Patientinnen (>74 Jahre; n= 17) war nicht mit einem höheren Wert der Toxizität und der Fatigue assoziiert (mittlere Toxizität der Radiotherapie: 6,35 (SD= 4,5); mittlere Fatigue: 9,35 (SD= 6,6)). Insgesamt waren die Toxizität und Fatigue der Patientinnen nach der Chemotherapie jedoch deutlich höher als nach der Radiotherapie. Die mittlere Toxizität nach der Radiotherapie betrug 10,36 (Median 10; SD= 8,2). Nach der Chemotherapie war sie mit 25,74 (Median 23; SD= 9,7) mehr als doppelt so hoch. Der Mittelwert der Fatigue nach Radiotherapie ergab 11,42 (Median 9; SD= 8,9), nach Chemotherapie 21,52 (Median 19; SD= 12,6). Eine Toxizität mit einem Gesamtwert nach den CTC-Kriterien von 30 oder mehr Punkten fand sich bei 30% der Patientinnen, die eine Chemotherapie erhielten, jedoch nur bei 3 % der Patientinnen, die mit einer Radiotherapie behandelt wurden. Auch eine Fatigue mit einem Gesamtwert von 30 oder mehr Punkten fand sich bei 22% der mit einer Chemotherapie Behandelten und bei 4 % der Patientinnen, die eine Radiotherapie erhielten. 3.4 Einfluss verschiedener klinischer Parameter auf die primären Endpunkte – Toxizität und Fatigue Die 9 Patientinnen, die sowohl nach der Chemotherapie als auch nach der Radiotherapie befragt wurden, werden in der gesamten weiteren Auswertung der Ergebnisse wie zwei Patientinnen gewertet, da für sie zwei verschiedene Ergebnisse der Endpunkte vorliegen (n= 91). Tabelle 12 stellt den Einfluss verschiedener klinischer Parameter auf die Toxizität und Fatigue der Patientinnen als Median und Range dar. 35 Tabelle 12: Einfluss verschiedener klinischer Parameter auf die Toxizität und Fatigue der Chemobzw. Radiotherapie der Patientinnen mit Mammakarzinom; Median und Range; Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n= 82 bzw. 91). (n= Anzahl der Patientinnen, TNM= Stadieneinteilung bei malignen Tumoren, T= Größe des Primärtumors, N= Vorhandensein/Fehlen von regionären, befallenen Lymphknoten, M= Vorhandensein/Fehlen von Fernmetastasen, TX bedeutet beliebiges T (is/1/2/3/4), NX bedeutet beliebiges N (0/1/2)) Klinische Parameter Radiotherapie Chemotherapie Toxizität Fatigue Toxizität Fatigue Median (Range) Alter 65-74 Jahre (n=65) >74 Jahre (n=17) Risikoscore 1 (n=10) 2 (n=74) 3 (n=7) TNM Tis/1 N0 M0 (n=42) T2 N0 M0 (n=22) T3 N0 M0 (n=2) TX N1 M0 (n=16) TX N2/3 M0 (n=6) TX NX M1 (n=1) Anzahl der Stürze in den letzten 6 Mon. 0 (n=68) ≥1 (n=22) Anzahl der Nebendiagnosen 0-1 (n=27) 2 (n=21) 3-4 (n=22) >4 (n=21) Anzahl der Medikamente 0-1 (n=26) 2-3 (n=29) 4-5 (n=13) >5 (n=23) 22 (12-53) 45 (n=1) 19 (0-50) 14 (n=1) 10 (1-56) 5 (1-18) 9 (0-35) 7 (0-21) 0 (n=0) 28 (12-53) 19,5 (17-23) 0 (n=0) 19 (7-50) 18,5 (0-22) 10,5 (3-21) 10 (1-56) 4 (n=1) 9,5 (1-33) 9 (0-35) 2 (n=1) 17 (12-53) 28 (19-45) 30 (n=1) 21 (17-32) 20 (19-23) 20 (n=1) 12 (7-50) 16 (12-41) 19 (n=1) 27 (19-46) 18 (0-22) 19 (n=1) 8,5 (1-56) 10 (1-18) 3 (n=1) 11 (4-31) 4 (n=1) 0 (n=0) 11 (1-35) 9 (2-20) 0 (n=1) 7 (0-22) 2 (n=1) 0 (n=0) 22 (12-53) 24 (15-32) 19 (0-50) 20 (12-46) 10 (1-56) 8 (1-20) 8 (0-35) 11 (2-33) 19,5 (17-28) 21 (19-34) 26 (12-35) 30 (19-53) 15,5 (0-30) 22 (15-38) 16 (8-41) 21 (12-50) 7,5 (1-56) 11 (4-16) 10 (1-20) 10,5 (3-31) 6 (0-35) 9,5 (1-25) 12 (2-35) 10,5 (0-28) 21 (17-35) 27,5 (12-53) 19 (17-45) 26 (15-30) 27 (8-35) 23,5 (10-46) 19 (18-25) 22 (10-40) 9 (1-19) 9,5 (1-56) 8,5 (1-31) 11 (3-20) 11 (3-24) 15 (6-37) 12,5 (4-31) 13 (7-28) Wie Tabelle 12 zeigt, ergibt sich kein eindeutiger linearer Zusammenhang zwischen der Größe der klinischen Parameter (z.B. einer größeren Anzahl an Nebendiagnosen) und der Toxizität bzw. Fatigue der Therapie. Die Toxizität der Chemotherapie lässt jedoch einen linearen Zusammenhang zu der Anzahl der Nebendiagnosen, der Tumorgröße (T), dem Alter der Patientinnen und der Anzahl der Stürze in den letzten 6 Monaten vermuten. Diese 36 Parameter zeigen in Tabelle 12 eine höhere Toxizität der Chemotherapie bei steigender Anzahl bzw. Größe der Parameter. Inwieweit ein Zusammenhang zwischen den Ergebnissen der geriatrischen Assessments und der Toxizität bzw. Fatigue der Therapie besteht, wird im folgenden Kapitel untersucht. 3.5 Einfluss der Assessments auf die primären Endpunkte – Toxizität und Fatigue Um den Einfluss der geriatrischen Assessments auf die primären und sekundären Endpunkte zu untersuchen, wurden die Patientinnen anhand ihrer Ergebnisse in den einzelnen Assessments in verschiedene Gruppen unterteilt. Die Einteilung erfolgte nach den Empfehlungen in der Literatur bzw. nach klinischen Einteilungen (VES-13, Frailty, Uhrentest, Schmerzskala) oder nach den vier Gruppen, die sich aus der 25%-Quartile, der 50%-Quartile und der 75%-Quartile ergeben (EORTC-QLQ-C30, Handkraft, Gehgeschwindigkeit, SF-LLFDI). Dabei erfolgte die Einteilung nach folgendem Schema: 1. Quartil: Patientinnen mit Ergebnissen ≤ dem 25%-Quartil, 2. Quartil: Patientinnen mit Ergebnissen > 25%-Quartil und ≤ 50%-Quartil, 3. Quartil: Patientinnen mit Ergebnissen >50%-Quartil und ≤ 75%-Quartil, 4. Quartil: Ergebnisse > 75%-Quartil. Da der EORTC-QoL/Global health den gleichen Wert für die 50%- und 75%-Quartile ergab, erfolgte hierbei die Einteilung folgendermaßen: 1. Quartil: Ergebnisse <25%-Quartil, 2. Quartil: Ergebnisse ≥ 25%-Quartil und < 50%-Quartil, 3. Quartil: Ergebnisse entsprechen dem 50%- bzw. 75%-Quartil, 4. Quartil: Ergebnisse > 50%-/75%-Quartil. In Tabelle 13 und 14 sind der Median, sowie Minimum und Maximum der primären Endpunkte in den einzelnen Gruppen aufgeführt. Tabelle 15 zeigt die Ergebnisse der linearen Regression für die Toxizität und Fatigue der Therapie. 37 Tabelle 13: Einfluss der geriatrischen Assessments VES-13, EORTC-QLQ-C30, Frailty nach Fried, WHO-QOL-OLD und Hurria CGA auf die Toxizität und Fatigue der Chemo- bzw. Radiotherapie der Patientinnen mit Mammakarzinom; Median und Range; Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n=91). (n= Anzahl der Patientinnen, VES-13= Vulnerable Elders Survey-13, EORTC-QLQ-C30= European Organisation for Research and Treatment of Cancer -Quality of Life-Fragebogen, EORTC = European Organisation for Research and Treatment of Cancer (Teile des EORTC-QLQ-C30), WHO-QOL-OLD= World Health Organisation-Quality of Live-Fragebogen für ältere Patienten, CGA= Comprehensive geriatric assessment) Erklärung der Ergebnisse: VES-13↑: Gebrechlichkeit↑, EORTC-Functional Scale↑: funktionelle Fähigkeiten↑, EORTC- Symptom Scale↑: mehr Symptome, EORTC- Global health/QoL↑: Lebensqualität↑, Frailty↑: Gebrechlichkeit↑, WHO-QOL-OLD↑: Lebensqualität↑, Hurria↑: Beeinträchtigung↑. ¹ Das Assessmentergebnis einer Patientin fehlt. ² Das Assessmentergebnis von 2 Patientinnen fehlt. ³ Das Assessmentergebnis von 3 Patientinnen fehlt. Assessmentinstrument Radiotherapie Chemotherapie Toxizität Fatigue Toxizität Fatigue Median (Range) VES-13³ Score 7+ (n=4) Score 3-6 (n=15) Score 0-2 (n=69) EORTC-Functional¹ 1. Quartil (n=25) 2. Quartil (n=22) 3. Quartil (n=27) 4. Quartil (n=16) EORTC-Symptom¹ 1. Quartil (n=33) 2. Quartil (n=19) 3. Quartil (n=19) 4. Quartil (n=19) EORTC-QoL¹ 1. Quartil (n=15) 2. Quartil (n=28) 3. Quartil (n=25) 4. Quartil (n=22) Frailty nach Fried¹ Score 0 (n=20) Score 1 (n=47) Score ≥2 (n=23) WHO-QOL-OLD² 1. Quartil (n=23) 2. Quartil (n=25) 3. Quartil (n=24) 4. Quartil (n=17) Hurria CGA¹ 1. Quartil (n=32) 2. Quartil (n=21) 3. Quartil (n=14) 4. Quartil (n=13) 26 (n=1) 28 (19-32) 21 (12-53) 16 (n=1) 12 (12-46) 19 (0-50) 6 (5-10) 14 (1-19) 9 (1-56) 12 (11-13) 11,5 (3-33) 7,5 (0-35) 30 (19-53) 24 (12-45) 22 (15-28) 18 (17-21) 19 (12-50) 19 (8-41) 24 (12-38) 14 (0-22) 11 (3-19) 11 (2-20) 6,5 (1-31) 9 (1-56) 14 (1-33) 11,5 (1-28) 6 (0-35) 6 (0-35) 19,5 (12-23) 26 (21-28) 31 (19-45) 29 (15-53) 18,5 (0-22) 30 (16-38) 21 (12-46) 20 (12-50) 6 (1-56) 11 (1-31) 10 (3-20) 11 (3-19) 6 (0-35) 10 (1-25) 9 (1-28) 18 (0-33) 32 (21-53) 21 (15-45) 26 (12-28) 19 (17-28) 41 (19-50) 19(12-38) 16 (8-30) 11 (0-21) 12,5 (2-31) 10 (2-21) 10 (1-56) 8 (1-19) 11,5 (6-33) 9 (0-28) 10,5 (2-35) 6,5 (0-35) 19 (12-21) 27 (15-53) 25,5 (19-45) 8 (0-22) 20 (7-50) 14,5 (12-46) 10 (1-56) 9,5 (1-21) 10 (1-20) 11 (1-35) 7 (1-33) 17 (0-27) 23,5 (12-34) 28 (15-30) 23 (19-53) 21(17-35) 18 (8-46) 19 (12-30) 18 (0-50) 38 (7-41) 10 (3-19) 11 (1-20) 5 (2-21) 8 (1-56) 14 (3-33) 11,5 (0-35) 7 (0-22) 6 (1-35) 26,5 (12-45) 20,5 (17-23) 28 (19-53) 27 (19-30) 11 (0-41) 20 (18-38) 21 (12-50) 21,5 (12-30) 8 (1-56) 8 (3-18) 11 (1-20) 7 (3-19) 6 (1-35) 9 (0-35) 10 (2-27) 14 (11-33) 38 Tabelle 14: Einfluss der geriatrischen Assessments Karnofsky-Index, Handkraft, Gehgeschwindigkeit, Uhrentest und Schmerzskala auf die Toxizität und Fatigue der Chemo- bzw. Radiotherapie der Patientinnen mit Mammakarzinom; Median und Range; Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n=91). (n= Anzahl der Patientinnen) Erklärung der Ergebnisse: Karnofsky-Index↓:Gebrechlichkeit↑, Uhrentest↑: Kognition↑, Schmerzskala↑: Schmerzstärke bei Aufnahme↑ ¹ Das Assessmentergebnis einer Patientin fehlt. ² Das Assessmentergebnis von 2 Patientinnen fehlt. Assessmentinstrument Chemotherapie Toxizität Radiotherapie Fatigue Toxizität Fatigue Median (Range) Karnofsky-Index¹ 100 % (n=30) 20 (19-28) 19 (0-30) 7,5 (1-56) 6 (0-35) 90 % (n=51) 23 (12-45) 19 (7-46) 10 (1-21) 10,5 (0-35) < 90 % (n=9) 39,5 (26-53) 33 (16-50) 11 (6-19) 13 (11-33) 1. Quartil (n=32) 30 (19-45) 19 (12-46) 9,5 (1-20) 10,5 (0-33) 2. Quartil (n=17) 26 (20-35) 19 (16-41) 10 (4-56) 7,5 (1-35) 3. Quartil (n=23) 20 (15-34) 19 (0-30) 7 (2-16) 11 (2-25) 4. Quartil (n=19) 17 (12-23) 18 (7-38) 10 (1-21) 6 (1-35) Handkraft Gehgeschwindigkeit² 1. Quartil (n=23) 26 (19-45) 15 (12-46) 10 (1-20) 11,5 (1-26) 2. Quartil (n=21) 21 (20-30) 21 (19-38) 7 (1-20) 6,5 (0-28) 3. Quartil (n=24) 21 (17-30) 19 (0-22) 10 (2-56) 7 (1-35) 4. Quartil (n=21) 23 (12-35) 18 (7-41) 10 (1-19) 13,5 (1-35) <6 (n=35) 23,5 (17-45) 14,5 (0-46) 10 (1-56) 10 (1-35) 6-7 (n=55) 23 (12-53) 21 (8-50) 9 (1-31) 8,5 (0-35) ≤3 (n=48) 20,5 (12-35) 19 (0-41) 7 (1-56) 6,5 (0-35) >3 (n=43) 28 (17-53) 21 (12-50) 11 (1-21) 11,5 (0-33) Uhrentest¹ Schmerzskala 39 Tabelle 15: Einfluss der geriatrischen Assessments auf die Toxizität und Fatigue der Chemo- bzw. Radiotherapie der Patientinnen mit Mammakarzinom; lineare Regression (r²= Bestimmtheitsmaß, Regressionskoeffizient, p-Wert; Anmerkung: Statistisch signifikante Ergebnisse sind grau hinterlegt); Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n=91). (n= Anzahl der Patientinnen, VES-13= Vulnerable Elders Survey-13, EORTC = European Organisation for Research and Treatment of Cancer (Teile des EORTC-QLQ-C30), WHO-QOL-OLD= World Health Organisation-Quality of Live-Fragebogen für ältere Patienten, CGA= Comprehensive geriatric assessment) Assessmentinstrument Chemotherapie Toxizität Fatigue Radiotherapie Toxizität Fatigue r² (Regressionskoeffizient; p-Wert) VES-13 0,04 (1,02; 0,360) 0,002 (0,34; 0,817) 0,002 (0,19; 0,697) 0,06 (1,04; 0,045) EORTC-Functional 0,28 (-0,42; 0,010) 0,14 (-0,40; 0,071) EORTC-Symptom 0,36 (0,58; 0,002) 0,17 (0,52; 0,047) 0,002 (-0,03; 0,622) 0,02 (0,11; 0,218) 0,17 (-0,27; 0,0006) 0,12 (0,28; 0,004) EORTC-QoL 0,17 (-0,27; 0,049) 0,36 (-0,50; 0,002) 0,02 (-0,07; 0,216) 0,03 (-0,08; 0,166) Frailty nach Fried 0,11 (4,27; 0,115) 0,06 (4,05; 0,257) 0,03 (-1,53; 0,208) 0,002 (0,57; 0,664) WHO-QOL-OLD 0,01 (0,14; 0,60) 0,003 (0,10; 0,786) 0,12 (-0,36; 0,004) Hurria CGA 0,09 (0,65; 0,167) 0,09 (0,82; 0,177) <0,001 (0,003; 0,980) <0,001 (0,09; 0,86) Karnofsky-Index 0,08 (3,31; 0,202) 0,02 (2,25; 0,513) 0,002 (0,42; 0,74) 0,102 (3,43; 0,008) Handkraft 0,28 (-0,77; 0,011) Gehgeschwindigkeit 0,05 (-0,09; 0,309) 0,008 (-0,18; 0,701) 0,02 (-0,09; 0,493) <0,001 (0,04; 0,814) 0,01 (0,04; 0,423) Uhrentest 0,002 (0,38; 0,837) 0,04 (2,05; 0,386) Schmerzskala 0,22 (1,59; 0,024) 0,18 (1,86; 0,044) 0,003 (-0,29; 0,646) 0,03 (0,49; 0,159) 0,002 (-0,08; 0,693) 0,0004 (0,01; 0,861) <0,001 (0,14; 0,837) 0,007 (0,25; 0,505) 0,11 (1,38; 0,007) Der VES-13 bei Aufnahme kann die Toxizität und Fatigue der Therapie nicht ausreichend erklären. Es besteht zwar ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem VES-13 und der Toxizität der Radiotherapie mit einem Bestimmtheitsmaß von 0,06, für die anderen Endpunkte ergab die lineare Regression jedoch nur ein Bestimmtheitsmaß von ≤0,04, d.h. maximal 4% der Unterschiede in der Toxizität und Fatigue der Patientinnen sind durch den VES-13 erklärbar. Der Zusammenhang zwischen der Toxizität und Fatigue der Chemotherapie bzw. der Toxizität der Radiotherapie und dem VES-13 bei Aufnahme stellte sich als nicht signifikant heraus. 40 Alle drei Skalen des EORTC-QLQ-C30 bei Aufnahme können die Toxizität der Chemotherapie bei Entlassung statistisch signifikant erklären. Es besteht jedoch kein signifikanter linearer Zusammenhang zwischen den Skalen des EORTC-QLQ-C30 und der Toxizität der Radiotherapie. Die Fatigue der Chemotherapie lässt sich durch die Global health/QoL-Skala des EORTCQLQ-C30 erklären. Die lineare Regression der Fatigue der Radiotherapie ergibt ein hoch signifikantes Ergebnis für den Functional Scale und den Symptom Scale des EORTCQLQ-C30. Die Berechnung der linearen Regression der Frailty nach Fried zeigte, dass dieses Assessmentinstrument die Toxizität und Fatigue der Chemo- bzw. Radiotherapie bei Entlassung nicht statistisch signifikant erklären kann. Der WHO-QOL-OLD zeigte einen signifikanten, linearen Zusammenhang mit der Fatigue der Radiotherapie. 12% der Unterschiede in der Fatigue der Patientinnen, die eine Radiotherapie erhielten, kann durch den WHO-QOL-OLD bei Aufnahme erklärt werden. Die anderen Endpunkte zeigten keinen signifikanten Zusammenhang zum WHO-QOL-OLD. Das geriatrische Assessment von Hurria et al. steht in positivem, linearem Zusammenhang zur Fatigue der Radiotherapie. Die Fatigue der Radiotherapie kann durch den Hurria CGA signifikant mit einem Bestimmtheitsmaß (r²) von 0,11 vorhergesagt werden. Der Karnofsky-Index zeigte ebenfalls einen signifikanten Zusammenhang zur Fatigue der Radiotherapie mit einem etwas geringeren Bestimmtheitsmaß als das geriatrische Assessment von Hurria et al. (r²=0,102). Die Handkraft und die Gehgeschwindigkeit, die für die Frailty nach Fried erhoben wurden, werden in der statistischen Auswertung als eigene Assessmentparameter betrachtet. Die Handkraft der Patientinnen vor der Operation stand mit der Toxizität der Chemotherapie signifikant in einem negativen linearen Zusammenhang (r²= 0,2816). Weder die Gehgeschwindigkeit noch der Uhrentest bei Aufnahme können die Toxizität und Fatigue der Therapie erklären. Die Schmerzskala bei Aufnahme steht, wie die Ergebnisse der linearen Regression zeigen, in signifikantem Zusammenhang zur Toxizität und Fatigue der Chemotherapie. 41 3.6 Einfluss der Assessments auf die sekundären Endpunkte – Lebensqualität und Alltagsfähigkeit Inwieweit die Ergebnisse der Patientinnen in den einzelnen geriatrischen Assessments mit den sekundären Endpunkten im Zusammenhang stehen, ist in Tabelle 16, 17 und 18 dargestellt. Als sekundäre Endpunkte wurden die drei Skalen des EORTC-QLQ-C30 und der SF-LLFDI untersucht. Diese Assessments spiegeln die Lebensqualität der Patientinnen nach der Therapie, sowie eventuelle Einschränkungen in ihren funktionellen Fähigkeiten und durch körperliche Beeinträchtigungen, wieder. Tabelle 16: Einfluss der geriatrischen Assessments VES-13 und EORTC-QLQ-C30 auf die sekundären Endpunkte (EORTC-Functional Scale, -Symptom Scale, -Global health, SFLLFDI); Median und Range; Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n=91). (n= Anzahl der Patientinnen, EORTC-QLQ-C30= European Organisation for Research and Treatment of Cancer -Quality of Life-Fragebogen, SF-LLFDI= Short form of the Late-Life-Function and Disability Index, VES-13= Vulnerable Elders Survey-13, EORTC= European Organisation for Research and Treatment of Cancer (Teile des EORTC-QLQ-C30)) Erklärung der Ergebnisse: VES-13↑: Gebrechlichkeit↑, EORTC-Functional Scale↑: funktionelle Fähigkeiten↑, EORTC- Symptom Scale↑: mehr Symptome, EORTC- Global health/QoL↑: Lebensqualität↑. Assessmentinstrument EORTC-QLQ-C30 Functional Scale Symptom Scale SF-LLFDI Global health Median (Range) VES-13 Score 7+ (n=4) Score 3-6 (n=15) Score 0-2 (n=69) EORTC-Functional 1. Quartil (n=25) 2. Quartil (n=22) 3. Quartil (n=27) 4. Quartil (n=16) EORTC-Symptom 1. Quartil (n=33) 2. Quartil (n=19) 3. Quartil (n=19) 4. Quartil (n=19) EORTC-QoL 1. Quartil (n=15) 2. Quartil (n=28) 3. Quartil (n=25) 4. Quartil (n=22) 80 (54,8-86,7) 68,9 (26,7-95,6) 84,4 (51,1-100) 12,8 (5,1-30,8) 25,6 (5,1-30,8) 15,4 (0-51,3) 58,3 (41,7-66,7) 58,3 (0-91,7) 66,7 (16,7-100) 117 (97-135) 118 (95-143) 138 (85-149) 68,9 (26,7-95,6) 78,9 (51,1-100) 88,9 (53,3-100) 91,1 (51,1-100) 20,5 (0-48,7) 19,2 (0-43,6) 10,3 (0-41) 11,5 (0-51,3) 58,3 (0-100) 66,7 (16,7-83,3) 66,7 (41,7-100) 66,7 (41,7-91,7) 117 (85-146) 126 (103-146) 140 (117-149) 140 (125-147) 88,9 (51,1-100) 82,2 (53,3-100) 80 (26,7-95,6) 70 (48,9-95,6) 10,3 (0-51,3) 17,9 (2,6-41) 18 (0-48,7) 25,6 (5,1-41) 66,7 (41,7-100) 66,7 (41,7-91,7) 50 (0-100) 62,5 (33,3-83,3) 139 (104-149) 138 (123-146) 125 (95-146) 116 (85-141) 80 (26,7-95,6) 77,8(53,3-100) 84,4 (51,1-100) 87,8 (68,9-100) 20,5 (0-48,7) 17,9 (0-43,6) 12,8 (0-51,3) 10,3 (0-25,6) 66,7 (0-83,3) 58,3,7 (16,7-100) 66,7 (33,3-100) 66,7 (41,7-91,7) 137 (85-146) 126 (94-149) 136 (96-147) 139 (104-147) 42 Tabelle 17: Einfluss der geriatrischen Assessments Frailty nach Fried, WHO-QOL-OLD, Hurria CGA, Karnofsky-Index, Handkraft, Gehgeschwindigkeit, Uhrentest und Schmerzskala auf die sekundären Endpunkte (EORTC-Functional Scale, -Symptom Scale, -Global health, SF-LLFDI); Median und Range; Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n=91). (n= Anzahl der Patientinnen, EORTC-QLQ-C30= European Organisation for Research and Treatment of Cancer -Quality of Life-Fragebogen, SF-LLFDI= Short form of the Late-Life-Function and Disability Index, CGA= Comprehensive geriatric assessment, WHO-QOL-OLD= World Health Organisation-Quality of LiveFragebogen für ältere Patienten) Erklärung der Ergebnisse: Frailty↑: Gebrechlichkeit↑, WHO-QOL-OLD↑: Lebensqualität↑, Hurria↑: Beeinträchtigung↑, Karnofsky-Index↓:Gebrechlichkeit↑, Uhrentest↑: Kognition↑, Schmerzskala↑: Schmerzstärke bei Aufnahme↑, SF-LLFDI↑: Fähigkeit Alltagsaktivitäten durchzuführen↑. ¹ Das Assessmentergebnis von 2 Patientinnen fehlt. Assessmentinstrument EORTC-QLQ-C30 Functional Scale Symptom Scale SF-LLFDI Global health Median (Range) Frailty nach Fried Score 0 (n=20) Score 1 (n=47) Score ≥2 (n=23) WHO-QOL-OLD 1. Quartil (n=23) 2. Quartil (n=25) 3. Quartil (n=24) 4. Quartil (n=17) Hurria CGA 1. Quartil (n=32) 2. Quartil (n=21) 3. Quartil (n=14) 4. Quartil (n=13) Karnofsky-Index¹ 100 % (n=30) 90 % (n=50) <90 % (n=9) Handkraft 1. Quartil (n=32) 2. Quartil (n=17) 3. Quartil (n=23) 4. Quartil (n=19) Gehgeschwindigkeit 1. Quartil (n=23) 2. Quartil (n=21) 3. Quartil (n=24) 4. Quartil (n=21) Uhrentest <6 (n=35) 6-7 (n=55) Schmerzskala ≤3 (n=48) >3 (n=43) 88,9 (51,1-100) 84,4 (48,9-100) 77,8 (26,7-100) 11,5 (0-51,3) 15,4 (0-43,6) 18,0 (0-48,7) 66,7 (41,7-100) 66,7 (16,7-100) 58,3 (0-91,7) 141 (123-149) 137 (85-146) 118 (95-144) 74,4 (26,7-100) 82,2 (51,1-100) 87,8 (57,8-100) 88,9 (51,1-100) 21,8 (0-48,7) 18,0 (2,6-43,6) 10,3 (0-33,3) 18,0 (0-51,3) 66,7 (0-100) 66,7 (16,7-100) 66,7 (41,7-100) 66,7 (37,5-91,7) 123 (94-147) 136 (101-145) 138 (85-147) 138 (125-149) 90 (51,1-100) 84,4 (51,1-100) 77,8 (26,7-95,6) 71,1 (48,9-93,3) 10,3 (0-51,3) 15,4 (0-41,0) 21,8 (2,6-48,7) 20,5 (0-43,6) 66,7 (37,5-100) 66,7 (33,3-100) 66,7 (0-83,3) 66,7 (16,7-75) 141,5 (100-149) 135 (116-146) 127 (85-142) 114 (96-146) 91,1 (51,1-100) 81,1 (26,7-97,8) 64,4 (48,9-91,1) 10,3 (0-51,3) 15,4 (0-48,7) 25,6 (5,1-41) 66,7 (50-100) 66,7 (0-100) 50 (33,3-75) 140,5 (96-149) 132 (94-146) 114 (85-141) 80 (26,7-100) 80 (51,1-100) 84,4 (57,8-95,6) 91,1 (53,3-100) 20,5 (0-48,7) 15,4 (0-51,3) 15,4 (0-30,8) 10,3 (0-41) 66,7 (0-100) 58,3 (37,5-91,7) 66,7 (16,7-91,7) 66,7 (41,7-100) 126 (95-147) 138 (116-149) 133 (94-147) 141 (117-146) 77,8 (26,7-100) 86,7 (51,1-100) 86,7 (0-100) 82,2 (57,8-100) 17,9 (0-48,7) 10,3 (0-43,6) 15,4 (2,6-51,3) 15,4 (0-38,5) 66,7 (0-100) 66,7 (16,7-100) 66,7 (33,3-100) 66,7 (33,3-83,3) 124 (95-146) 136 (103-146) 139,5 (107-147) 139 (94-149) 82,2 (26,7-100) 84,4 (48,9-100) 12,8 (0-51,3) 15,4 (0-43,6) 66,7 (0-100) 66,7 (16,7-100) 136 (95-147) 137 (85-149) 86,7 (51,1-100) 78,9 (26,7-100) 14,1 (0-51,3) 16,7 (0-48,7) 66,7 (33,3-100) 58,3 (0-100) 138,5 (96-149) 127 (85-146) 43 Tabelle 18: Einfluss der geriatrischen Assessments auf die sekundären Endpunkte (EORTCFunctional Scale, -Symptom Scale, -Global health, SF-LLFDI); lineare Regression (r²= Bestimmtheitsmaß, Regressionskoeffizient, p-Wert; Anmerkung: Statistisch signifikante Ergebnisse sind grau hinterlegt); Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010 (n=91). (n= Anzahl der Patientinnen, EORTC-QLQ-C30= European Organisation for Research and Treatment of Cancer -Quality of Life-Fragebogen, SF-LLFDI= Short form of the Late-Life-Function and Disability Index, VES-13= Vulnerable Elders Survey-13, EORTC= European Organisation for Research and Treatment of Cancer (Teile des EORTC-QLQ-C30), WHO-QOL-OLD= World Health Organisation-Quality of LiveFragebogen für ältere Patienten, CGA= Comprehensive geriatric assessment) Assessmentinstrument EORTC-QLQ-C30 Functional Scale Symptom Scale SF-LLFDI Global health r² (Regressionskoeffizient; p-Wert) VES-13 0,16 (-2,95; 0,0002) 0,06 (1,43; 0,025) 0,10 (-2,81; 0,003) 0,22 (-3,55; <0,0001) EORTC-Functional 0,21 (0,46; <0,0001) 0,06 (-0,20; 0,007) 0,16 (0,48; 0,002) 0,34( 0,71; <0,0001) EORTC-Symptom 0,20 (0,50; <0,0001) 0,20 (0,50; <0,0001) 0,06 (-0,43; 0,017) 0,19 (-0,63; <0,0001) EORTC-QoL 0,04 (0,19; 0,049) 0,03 (-0,12; 0,119) 0,02 (0,17; 0,143) 0,08 (0,25; 0,009) Frailty nach Fried 0,02 (-2,38; 0,218) 0,002 (0,68; 0,665) 0,01 (-1,83; 0,438) 0,09 (-5,41; 0,004) WHO-QOL-OLD 0,08 (0,52; <0,007) 0,03 (-0,25; 0,119) 0,02 (0,32; 0,178) 0,10 (0,58; 0,003) Hurria CGA 0,07 (-1,42; 0,012) 0,04 (0,90; 0,047) 0,02 (0,99; 0,149) 0,19 (0,96; 0,014) Karnofsky-Index 0,10 (-5,97; 0,002) 0,03 (2,59; 0,104) 0,15 (-13,17; 0,0002) 0,10 (-6,12; 0,002) Handkraft 0,04 (0,56; 0,049) 0,03 (-0,37; 0,10) 0,01 (0,31; 0,372) 0,11 (0,92; 0,001) Gehgeschwindigkeit 0,01 (0,83; 0,449) 0,01 (-0,06; 0,429) 0,0003 (-0,02; 0,881) 0,10 (0,24; 0,003) Uhrentest 0,01 (0,83; 0,449) 0,004 (-0,47; 0,584) 0,002 (0,49; 0,706) 0,002 (0,48; 0,660) Schmerzskala 0,09 (-1,59; 0,005) 0,04 (0,86; 0,061) 0,09 (-1,95; 0,004) 0,13 (-1,98; 0,0004) Der VES-13 und die Werte des EORTC- Functional Scale sowie des SF-LLFDI bei Entlassung sind signifikant mit einem Bestimmtheitsmaß von r²>0,15 miteinander assoziiert. Der EORTC- Functional Scale und der SF-LLFDI können durch den VES-13 bei Aufnahme zu 15,5% bzw. 22% erklärt werden. Auch für den EORTC- Symptom Scale und den Global health/QoL ergibt die lineare Regression einen signifikanten 44 Zusammenhang. Der EORTC-QLQ-C30 nach der Therapie steht im Zusammenhang mit dem EORTCQLQ-C30 bei Aufnahme. Das Bestimmtheitsmaß ist für die verschiedenen Skalen jedoch unterschiedlich hoch. Der Functional Scale bei Aufnahme steht in größerem Zusammenhang mit dem Functional Scale und dem Global health/QoL bei Entlassung. Auch der Symptom Scale bei Aufnahme ergibt mit dem Symptom Scale und dem Functional Scale bei Entlassung eine Regressionsgerade mit einem höherem Bestimmtheitsmaß. Zudem besteht ein signifikanter Zusammenhang von >19% zwischen den beiden Skalen Functional Scale bzw. Symptom Scale des EORTC-QLQ-C30 und dem SF-LLFDI. Der Global health/QoL bei Aufnahme steht mit dem Functional Scale und dem SF-LLFDI bei Entlassung in einem geringeren, signifikanten Zusammenhang. Die Frailty nach Fried zeigte in der linearen Regression für alle sekundären Endpunkte nur ein geringes Bestimmtheitsmaß. Einzig die Regression mit dem SF-LLFDI ergab einen signifikanten, negativen Zusammenhang mit einem Bestimmtheitsmaß von r²= 0,09. Der WHO-QOL-OLD zeigt einen signifikanten, linearen Zusammenhang zum Functional Scale des EORTC-QLQ-C30 und zum SF-LLFDI. Die beiden anderen Skalen des EORTCQLQ-C30 ergeben jedoch mit dem WHO-QOL-OLD keine signifikanten Korrelationen. Das geriatrische Assessment von Hurria et al. steht mit dem Functional Scale und dem Symptom Scale in einem signifikanten, linearen Zusammenhang. Für den SF-LLFDI zeigen die Ergebnisse des geriatrischen Assessments von Hurria et al. bei Aufnahme einen signifikanten Zusammenhang mit einem Bestimmtheitsmaß von r²=0,19, d.h. 19% der Unterschiede in den Ergebnissen des SF-LLFDI nach der Therapie können durch die Ergebnisse des geriatrischen Assessments von Hurria et al. bei Aufnahme erklärt werden. Der Karnofsky-Index zeigte signifikante Korrelationen mit den Endpunkten Functional Scale, Global health und SF-LLFDI. Das höchste Bestimmtheitsmaß ergab die einfache Regression mit dem Global health des EORTC-QLQ-C30 (r²=0,15). Die Handkraft der Patientinnen steht in signifikantem linearen Zusammenhang mit einem Bestimmtheitsmaß von r²= 0,11 mit dem SF-LLFDI. Auch der Functional Scale zeigt einen geringen, signifikanten Zusammenhang mit der Handkraft. Die Gehgeschwindigkeit und die sekundären Endpunkte stehen in diesem Kollektiv in 45 geringem Zusammenhang. Das größte Bestimmtheitsmaß und das einzige signifikante Ergebnis ergab die lineare Regression der Gehgeschwindigkeit mit dem SF-LLFDI. Mit zunehmender Gehgeschwindigkeit der Patientin ging eine höhere Selbstständigkeit bei Alltagsaktivitäten einher. Der Uhrentest bei Aufnahme kann weder die Toxizität und Fatigue der Therapie noch die Lebensqualität nach der Therapie erklären. Es besteht kein signifikanter Zusammenhang zwischen den kognitiven Fähigkeiten der Patientinnen und der Therapieverträglichkeit bzw. den körperlichen Einschränkungen durch die Therapie. Die Schmerzskala zeigte bei der linearen Regression signifikante Zusammenhänge zu allen sekundären Endpunkten. Die höchste Korrelation besteht zwischen der Schmerzskala und den Ergebnissen des SF-LLFDI (r²= 0,13). Für die Werte der drei Skalen des EORTCQLQ-C30 ergab die lineare Regression ein Bestimmtheitsmaß von r² ≥0,04. Die Schmerzskala stellte sich in diesem Kollektiv als einfach durchzuführendes und geeignetes Assessmentinstrument zur Beurteilung der sekundären Endpunkte heraus. 3.7 Zusammenfassung der bivariaten Regression In Tabelle 19 sind die Ergebnisse der linearen Regression für die primären und sekundären Endpunkte zusammengefasst. Es sind nur die Endpunkte und Assessmentinstrumente aufgeführt, die ein Bestimmtheitsmaß von r² ≥0,1 überschreiten. Der EORTC-QLQ-C30 mit seinen drei Skalen ist insgesamt am häufigsten an oberster Stelle zu finden. 46 Tabelle 19: Primäre und sekundäre Endpunkte der Studie und die Assessmentinstrumente als Einflussfaktoren mit den größten Bestimmtheitsmaßen bei der linearen Regression; Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010. (EORTC = European Organisation for Research and Treatment of Cancer (Teile des EOTC-QLQ-C30), WHO-QOL-OLD= World Health Organisation-Quality of Live-Fragebogen für ältere Patienten, CGA= Comprehensive geriatric assessment, VES-13= Vulnerable Elders Survey-13, SF-LLFDI= Short form of the Late-Life-Function and Disability Index) Erklärung der Ergebnisse: VES-13↑: Gebrechlichkeit↑; EORTC-Functional Scale↑: Funktionsfähigkeit↑, EORTC-Symptom Scale↑: mehr Symptome, EORTC-Global health/QoL↑: Lebensqualität↑, Handkraft↑: Kraft↑, Schmerzskala↑: Schmerzstärke↑, Frailty↑: Gebrechlichkeit↑, WHO-QOL-OLD↑: Lebensqualität↑, Hurria CGA↑: Beeinträchtigung↑, Karnofsky-Index↓:Gebrechlichkeit↑. Endpunkt Assessmentinstrument Regressionskoeffizient Bestimmtheitsmaß EORTC-Symptom Handkraft EORTC-Functional Schmerzskala EORTC-Global health 0,5768 -0,7663 -0,423 1,5914 -0,2657 0,3614 0,2816 0,2754 0,2213 0,172 Toxizität Radíotherapie - - - Fatigue Chemotherapie EORTC-Global health Schmerzskala EORTC-Symptom -0,5015 1,861 0,5210 0,3627 0,1792 0,1746 Fatigue Radiotherapie EORTC-Functional WHO-QOL-OLD EORTC-Symptom Hurria CGA Karnofsky-Index -0,2738 -0,3599 0,2802 1,377 3,434 0,1683 0,1225 0,1234 0,1072 0,1021 EORTC- Functional Scale EORTC-Functional EORTC-Symptom VES-13 Karnofsky-Index 0,5869 -0,6897 -2,950 -9,759 0,2423 0,2320 0,1553 0,1013 EORTC- Symptom Scale EORTC-Symptom 0,5019 0,195 EORTC- Global health/QoL Karnofsky-Index EORTC-Functional -8,759 0,4678 0,1522 0,1072 EORTC-Functional VES-13 EORTC-Symptom Hurria CGA Schmerzskala Handkraft Karnofsky-Index 0,7056 -3,554 0,6343 -2,356 -1,9841 0,9230 -6,127 0,3427 0,2197 0,1935 0,1874 0,1308 0,1145 0,104 Toxizität Chemotherapie SF-LLFDI 47 3.8 Multiple Regression Für die multiple Regression wurden die Ergebnisse der primären und sekundären Endpunkte mit den klinischen Parametern Alter, BMI, Medikamentenanzahl, Risikoscore und Chemotherapie, sowie mit den geriatrischen Assessments, adjustiert. Als primärer Endpunkt wurde die für Patienten relevante Kombination aus Toxizität (nach den CTC-Kriterien) und Fatigue (Fragebogen FACIT-Fatigue) nach Chemo- bzw. Radiotherapie untersucht. Der SF-LLFDI wurde als sekundärer Endpunkt berechnet, da er die körperliche Funktion und Lebensqualität nach der Therapie gut wiederspiegelt (siehe Methoden). Die Ergebnisse der multiplen Regression sind in Tabelle 20 dargestellt. Signifikante Ergebnisse sind durch eine dickere Schrift markiert. Ein hoher t-Wert steht für eine hohe Assoziation der Parameter mit dem Endpunkt. Die multiple Regression zeigt die erwartet hohe Assoziation zwischen der Chemotherapie und der Fatigue bzw. Toxizität der Therapie unter Berücksichtigung relevanter Einflussfaktoren inklusive der geriatrischen Assessments. Auch der BMI der Patientinnen zeigt eine knapp signifikante positive Korrelation mit der Fatigue und Toxizität. Der EORTC-QLQ-C30 steht sowohl mit dem primären Endpunkt, als auch mit dem sekundären Endpunkt, in signifikantem Zusammenhang. Auch der Karnofsky-Index zeigte in der multiplen Regression für die primären und sekundären Endpunkte eine signifikante Korrelation. Das Geriatrische Assessment von Hurria et al. ist mit dem SF-LLFDI assoziiert. Das R² für die Assoziation der Parameter mit den primären Endpunkten Toxizität und Fatigue ergab 0,469 und mit den sekundären Endpunkten Lebensqualität 0,515, d.h. ca. 50% der Veränderungen in der Toxizität und Fatigue bzw. in der Lebensqualität der Patienten können durch die geriatrischen Assessments und die anderen Parameter erklärt werden. 48 Tabelle 20: Assoziation der Parameter mit beiden Endpunkten (primär und sekundär) in der linearen Regression (Beta-Koeffizient: Regressionskoeffizient, R²= Bestimmtheitsmaß, t-Wert: Beta-Koeffizient dividiert durch den Standardfehler: Marker für die Stärke der Assoziation); Universitätsfrauenklinik Ulm, 2008-2010. (SF-LLFDI= Short form of the Late-Life-Function and Disability Index, FACT-An= Funtional Assessment of Cancer Treatment-Anemia, CTC= Common Toxicity Criteria, BMI= Body Mass Index, CGA= Comprehensive geriatric assessment, WHO-QOL-OLD= World Health Organisation-Quality of Live-Fragebogen für ältere Patienten, EORTC-QLQ-C30= European Organisation for Research and Treatment of Cancer -Quality of Life-Fragebogen, VES-13= Vulnerable Elders Survey-13) SF-LLFDI Fatigue/Toxizität (Beeinträchtigung und Funktion) (FACT-An + CTC) Endpunkt t-Wert (Beta-Koeffizient; p-Wert) Parameter Alter -1,32 (-0,44; 0.194) 0,36 (0,18; 0,719) BMI -0,94 (-0,31; 0,349) 2,02 (0,99; 0,047) Anzahl der Medikamente -0,71 (-0,46; 0,478) -0,79 (-0,76; 0,433) 1 0,47 (3,26; 0,638) 0,44 (4,47; 0,661) 2 0,15 (0,73; 0,883) 0,89 (6,51; 0,374) 3 Referenz Referenz -1,97 (-6,59; 0,053) 4,20 (20,68; <0,001) Referenz Referenz Hurria CGA -2,18 (-1,98; 0,033) 1,71 (2,29; 0,092) WHO-QOL-OLD -1,09 (-0,21; 0,282) 1,02 (0,29; 0,313) EORTC-QLQ-C30 2,55 (0,40; 0,013) -3,07 (-0,70; 0,003) 100% -3.59 (19.45, <0.001) -2.31 (17.22, 0.024) 90% -2.75 (13.91, 0.007) -2.00 (13.90, 0.049) Referenz Referenz Score = 0 1,49 (6,68; 0,140) 1,78 (11,7; 0,080) Score = 1 1,47 (5,56; 0,146) 1,25 (6,9; 0,218) Score >1 Referenz Referenz Score <3 0,41 (1,59; 0,682) 0,35 (1,99; 0,729) Score ≥3 Referenz Referenz 0,515 (adjustiert 0,425) 0,469 (adjustiert 0,372) Risikoscore Chemotherapie Ja Nein Assessments Karnofsky Index < 90% Frailty Index VES-13 R2, erklärte Varianz 49 3.9 Zusammenfassung der Ergebnisse in Bezug auf die Fragestellungen (prim./sek. Endpunkte) Der VES-13 bei Aufnahme kann den primären Endpunkt Toxizität und Fatigue der Therapie nicht signifikant erklären. Die sekundären Endpunkte EORTC-QLQ-C30 und SFLLFDI, als Faktoren der Lebensqualität nach der Therapie, stehen jedoch in signifikantem Zusammenhang zum VES-13 bei Aufnahme. Der VES-13 kann daher zur Einschätzung der Lebensqualität und der körperlichen Funktion nach der Therapie eingesetzt werden. Jedoch zeigte die multiple Regression für den VES-13 kein signifikantes Ergebnis. Da der VES-13 ein kurzer Fragebogen ist, der von den Patientinnen meist in 5 Minuten ausgefüllt werden konnte, ist sein Einsatz zur Therapieentscheidung in Ergänzung zu anderen Assessmentinstrumenten wie z.B. EORTC-QLQ-C30 und Karnofsky-Index möglich. Der EORTC-QLQ-C30 kann durch seine drei Skalen die Toxizität und Fatigue der Therapie (primärer Endpunkt), sowie verschiedene Faktoren der Lebensqualität (sekundärer Endpunkt) signifikant erklären. Dies zeigte sowohl die einfache Regression der drei Skalen, als auch die multiple Regression. Er stellte sich daher in dieser Studie, zusammen mit dem Karnofsky-Index, als das Assessmentinstrument heraus, das die primären und sekundären Endpunkte am Besten erklären kann. Die Durchführung ist mit einem Zeitaufwand von ca. 15 Minuten praktikabel. Die Frailty nach Fried kann die Toxizität und Fatigue (primärer Endpunkt) nicht vorhersagen. Der SF-LLFDI als sekundärer Endpunkt zeigte in der einfachen Regression eine signifikante Assoziation zur Frailty nach Fried. Die multiple Regression bestätigte diese Assoziation jedoch nicht. Zudem stellten sich die Fragen nach den Aktivitäten der Patientinnen als sehr zeitaufwändig heraus. Durchschnittlich benötigten die Patientinnen für dieses Assessment 15 Minuten, einige Patientinnen brauchten jedoch 30 Minuten und länger zur Beantwortung der Fragen. Die Erhebung der Frailty nach Fried bei Aufnahme, um die Toxizität, Fatigue und Lebensqualität nach der Therapie vorherzusagen, erscheint daher nicht sinnvoll. Der WHO-QOL-OLD zeigte in der einfachen linearen Regression einen signifikanten Zusammenhang zu dem primären Endpunkt Fatigue der Radiotherapie. Auch die sekundären Endpunkte konnten durch den WHO-QOL-OLD signifikant vorhergesagt werden. Die multiple Regression zeigte jedoch keine signifikante Assoziation zu den 50 primären oder sekundären Endpunkten. Da der WHO-QOL-OLD zudem mit einem durchschnittlichen Zeitaufwand von ca. 15 Minuten eher zu den zeitaufwändigen Assessments gehört und die intimen Fragen bei den Patientinnen teilweise auf Ablehung stießen, kann die Durchführung dieses Assessments bei Aufnahme nicht empfohlen werden. Das Geriatrische Assessment von Hurria et al. steht in der linearen Regression in signifikantem Zusammenhang zur Fatigue der Radiotherapie (primärer Endpunkt). Außerdem zeigte sowohl die einfache als auch die multiple Regression signifikante Ergebnisse für die Assoziation mit den sekundären Endpunkten. Das Geriatrische Assessment von Hurria et al. ist mit durchschnittlich 20 Minuten das zeitaufwändigste Assessment dieser Studie. Dennoch kann die Durchführung dieses Assessments zur Abschätzung der Beeinträchtigung von Lebensqualität und Funktionsfähigkeit der Patientinnen durch die Therapie empfohlen werden. Der Karnofsky-Index, als das älteste der eingesetzten Assessments, zeigte in der linearen Regression vor allem für die sekundären Endpunkte signifikante Korrelationen. In der multiplen Regression konnte der Karnofsky-Index die primären und sekundären Endpunkte signifikant vorhersagen. Er ist sehr schnell und einfach zu erheben und sollte daher bei jeder Aufnahmeuntersuchung von Brustkrebspatientinnen erhoben werden. Die Handkraft der Patientinnen zeigte bei der einfachen linearen Regression einen signifikanten Zusammenhang mit der Toxizität der Chemotherapie (primärer Endpunkt) und mit dem SF-LLFDI (sekundärer Endpunkt) mit einem höheren Bestimmtheitsmaß. Da die Handkraft schnell und einfach durchzuführen ist (30-60 Sekunden), kann dieses Assessment in Kombination mit anderen Assessments durchgeführt werden, um einen umfassenderen Eindruck von der körperlichen Fitness der Patientin zu erhalten. Die Gehgeschwindigkeit bei Aufnahme kann die Toxizität und Fatigue (primarer Endpunkt) bzw. den SF-LLFDI (sekundärer Endpunkt), als Lebensqualitätsfaktor bei Entlassung nicht ausreichend erklären. Auf die Durchführung dieses Assessments kann daher verzichtet werden. Der Uhrentest kann weder die primären noch die sekundären Endpunkte vorhersagen. Es ist daher nicht sinnvoll dieses Assessment bei Patientinnen mit einem Mammakarzinom durchzuführen. Die Schmerzskala zeigte für die primären Endpunkte Toxizität und Fatigue der 51 Chemotherapie signifikante Assoziationen. Auch die sekundären Endpunkte konnten durch die Schmerzskala in der einfachen, linearen Regression erklärt werden. Die Erhebung der Visuellen Analogen Schmerzskala benötigt weniger als eine Minute und kann daher vorallem bei Patientinnen, die eine Chemotherapie erhalten sollen, hilfreiche Informationen zur Entscheidungsfindung liefern. 52 4. Diskussion Diese Studie ist eine der ersten Fall-Kontroll-Studien in Deutschland, die die Fähigkeit eines geriatrischen Assessments verschiedene Nebenwirkungen und Veränderungen in der Lebensqualität durch eine onkologische Therapie vorherzusagen, bei Mammakarzinompatientinnen über 65 Jahre testet. Bisherige Studien haben selten mehrere geriatrische Assessments an einem Patientenkollektiv gleichzeitig getestet. 4.1 Geriatrische Assessments im internationalen Vergleich 4.1.1 VES-13 In unserer Studie kann weder die Toxizität noch die Fatigue durch den VES-13 adäquat vorhergesagt werden, allerdings gibt es in der einfachen Regression eine Assoziation zu den sekundären Endpunkten EORTC-QLQ-C30 und SF-LLFDI. Der VES-13 kann daher für unser Patientenkollektiv zwar die Therapieverträglichkeit nicht vorhersagen, zur Einschätzung der Lebensqualität nach der Therapie erscheint die Durchführung des VES13 jedoch sinnvoll. Dies entspricht anderen Studien z.B. fanden Mohile et al. bei Männern mit Prostatakarzinom einen signifikanten Zusammenhang zwischen einem Score im VES-13 von ≥3 und einer Beeinträchtigung bei den täglichen Aktivitäten der Patienten, einem schlechteren physischen Status, einer erhöhten Komorbidität sowie einer kognitiven Beeinträchtigung [92]. Min et al. beschreiben in ihrer Studie an 420 älteren Patienten, dass ein Score im VES-13 von ≥3 das Risiko einer funktionellen Einschränkung und des Todes der Patienten vorhersagen kann [91]. Eine größere Studie an 6205 älteren Patienten von Saliba et al. fand ein 4-fach erhöhtes Risiko einer Funktionseinbuße bzw. der Mortalität der Patienten mit einem VES-13 ≥3 [116]. Einige Studien empfehlen den VES-13 als Screeninginstrument bei jeder Patientin über 70 Jahre durchzuführen, um die gebrechlichen Patientinnen (VES ≥3) herauszufiltern und diese einem umfassenderen Assessment, das z.B. die Erhebung der Alltagskompetenzen (ADL/IADL), der Komorbiditäten und der Medikamente der Patienten umfasst, zuzuführen [80, 93, 114]. Unsere Studie bestätigt diese Ergebnisse. Die Endpunkte 53 EORTC-QLQ-C30 und SF-LLFDI, die mit dem VES-13 bei Aufnahme in signifikantem Zusammenhang stehen, evaluieren die Alltagskompetenzen der Patientinnen. Daher zeigt der VES-13 in unserer Studie eine Praktikabilität zur Einschätzung der Alltagsfähigkeit und Lebensqualität der Patientinnen nach der Therapie. 4.1.2 EORTC-QLQ-C30 Unsere Studie zeigt, dass der EORTC-QLQ-C30 durch seine drei Skalen verschiedene Faktoren der Lebensqualität, sowie die Toxizität und Fatigue einer onkologischen Therapie erklären kann. Es ist in unserer Studie das Assessmentinstrument mit der besten Vorhersagekraft für die untersuchten Endpunkte. Dies entspricht anderen publizierten Studien. Kramer et al. fanden an 187 Patientinnen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom einen Zusammenhang zwischen den Variablen des EORTC-QLQ-C30, der Chemotherapieverträglichkeit und der Mortalität [74]. Ein geringes Ergebnis in der Global health/QoL-Skala war mit einer höheren Mortalität der Patientinnen und einer geringeren Verträglichkeit der Chemotherapie assoziiert. Die Dyspnoe und Fatigue der Patientinnen, als Variablen des EORTC-QLQ-C30, sagten ebenfalls eine geringere Therapieverträglichkeit voraus. Für die Prognose der Patientinnen stellten sich zusätzlich die Fragen nach der Beeinträchtigung durch Schmerzen und Fatigue als prognostisch heraus. Ein großes Manko dieser Studie ist allerdings, dass sie auch Patientinnen <65 Jahre einschloss. Eine andere Studie konnte zeigen, dass die Lebensqualität vor der Chemotherapie, erhoben durch den EORTC-QLQ-C30, das Überleben der Patienten vorhersagen konnte (n=566, nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom) [85]. 4.1.3 WHO-QOL-OLD Der WHO-QOL-OLD zeigte in unserer Studie einen Zusammenhang zwischen der Lebensqualität der Patientinnen vor der Operation und ihrer Lebensqualität und Alltagsfähigkeit nach der Therapie, sowie der Fatigue durch die Radiotherapie. Allerdings wurde dieser Fragebogen am meisten von den Patientinnen kritisiert. Viele empfanden die Fragen als zu intim und zu uneindeutig gestellt. Deshalb wurden einige Fragen von den Patientinnen nicht beantwortet (Missing items). In unserer Studie wurden durchschnittlich 4,3% der 21 Fragen von den Patientinnen nicht beantwortet. Auch die Studie von Peel et al. an 100 älteren Menschen über 65 Jahre lässt eine geringe Akzeptanz der Fragen des 54 WHO-QOL-OLD vermuten. Nur 52 Teilnehmer beantworteten den Fragebogen und der Anteil an Missing items betrug 13,5% [101]. Eine andere Studie von Lucas-Carrasco et al. an 286 Personen über 60 Jahren zeigte jedoch nur einen Anteil an Missing items von 1% [79]. Beide Studien wurden allerdings an gesunden Personen durchgeführt. Peel et al. versandten den WHO-QOL-OLD an 100 Personen mit der Bitte den Fragebogen ausgefüllt zurück zu schicken [101]. Lucas-Carrasco et al. setzten hingegen auf den persönlichen Kontakt zu den Studienteilnehmern [79]. In unserer Studie wurden die Patientinnen persönlich aufgeklärt, den WHO-QOL-OLD füllten sie meist selbstständig aus. Eine ausführliche Aufklärung und die Möglichkeit Fragen zu stellen bestand dann im Anschluss. Dabei fiel auf, dass insbesondere Fragen aus dem WHO-QOL-OLD unklar waren. Aufgrund der relativ hohen Rate an Missing items liegt jedoch der Schluss nahe, dass einige Patientinnen ihre Fragen nicht im persönlichen Gespräch stellten, sondern unklare Fragen einfach nicht beantworteten. Dies bestätigt die schwierige Praktikabilität des WHO-QOL-OLD. 4.1.4 Geriatrisches Assessment von Hurria et al. Das von Hurria et al. entwickelte geriatrische Assessment wird in der Studie mit einem durchschnittlichen Zeitaufwand von 12,5 Minuten (Minimum: 2 Minuten, Maximum: 60 Minuten) angegeben [65]. In unserer Studie zeigte sich ein durchschnittlicher Zeitaufwand von 20 Minuten. Obwohl dieses Assessment daher eher zeitaufwändig ist, kann die Durchführung im klinischen Alltag aufgrund seiner guten Vorhersagekapazität der Fatigue der Radiotherapie und der sekundären Endpunkte empfohlen werden. Hurria et al. zeigten in ihrer Studie an 500 Krebspatienten (≥65 Jahre), dass das von ihnen entwickelte Assessment einen signifikanten Zusammenhang zur Toxizität der Chemotherapie aufweist [67]. Anhand von Parametern aus dem geriatrischen Assessment, Laborwerten, Patienten-, Tumor- und Therapiecharakteristiken gelang ihnen die Einteilung der Patienten in drei Gruppen, die das Risiko Nebenwirkungen der Chemotherapie zu entwickeln bewerten. Die Parameter aus den Geriatrischen Assessments, die in den Risikoscore eingehen, umfassen die Anzahl der Stürze in den letzten 6 Monaten, die Abnahme der Hörkraft, die Unfähigkeit einen Block weit zu gehen oder Medikamente selbstständig einzunehmen und die herabgesetzte soziale Aktivität der Patienten. Unsere Studie zeigte hingegen keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Toxizität der Chemotherapie und dem 55 Geriatrischen Assessment, jedoch zur körperlichen Funktion und Lebensqualität der Patientinnen nach der Chemo- bzw. Radiotherapie, sowie zur Fatigue nach der Radiotherapie. Daher kann, unter Berücksichtigung der Zeitintensität, dieses Assessment durchaus in der klinischen Praxis empfohlen werden. 4.1.5 Karnofsky-Index In unserer Studie zeigte der Karnofsky-Index der Patientinnen eine positive Korrelation zu ihrer Verträglichkeit der Chemo- bzw. Radiotherapie. Die multiple Regression ergab sowohl für die primären als auch für die sekundären Endpunkte signifikante Ergebnisse. Patientinnen mit einem geringen Karnofsky-Index, entsprechend einer höheren Gebrechlichkeit, gaben bei der Befragung auch eine höhere Toxizität und Fatigue durch die Chemo- bzw. Radiotherapie an. Zudem zeigten sie sich stärker in ihrer Lebensqualität und in der Bewältigung von alltäglichen Aufgaben beeinträchtigt, wie die Ergebnisse des EORTC-QLQ-C30 und SF-LLFDI als sekundäre Endpunkte demonstrieren. Andere Studien zeigten bereits die Relevanz des Karnofsky-Index für die Therapieentscheidung bei Krebspatienten. Brown et al. dokumentierten bei 38 Patienten mit metastasiertem Bronchialkarzinom einen signifikanten Zusammenhang zwischen einer höheren Fatigue der Patienten und ihrem geringeren Karnofsky-Index [23]. Eine Studie von Marinello et al. an 110 älteren (>70 Jahre) Patienten mit Kolon- (n=50), Bronchial(n=45) oder Mammakarzinom (n=15) zeigte zudem einen Zusammenhang zwischen der Toxizität der Chemotherapie (Nebenwirkungen Grad 3/4, Therapieabbruch) und dem Karnofsky-Index [86]. Demgegenüber stehen die Ergebnisse einer Studie von Hurria et al. Sie demonstrieren an 500 Krebspatienten (11% mit Brustkrebs), dass ein Risikoprofil aus verschiedenen Assessmentvariablen eine höhere Toxizität der Patienten (Grad 3 bis 5) besser vorhersagen kann als der Karnofsky-Index allein [67]. Hurria et al. empfehlen daher bei der Therapieentscheidung sowohl Parameter wie das Alter, das Chemotherapieschema und die Blutwerte der Patienten als auch Assessmentvariablen, wie z.B. die soziale Aktivität der Patienten, zu berücksichtigen. Die signifikante Korrelation des Karnofsky-Index in unserer Studie zu den primären und sekundären Endpunkten legt jedoch den Schluss nahe den Karnofsky-Index, in Kombination mit anderen geriatrischen Assessments, zur Einschätzung der älteren Patientin mit Brustkrebs weiterhin im klinischen Alltag zu erheben. 56 4.1.6 Frailty nach Fried In unserem Kollektiv konnte die Darstellung der Frailty nach Fried die Lebensqualität nach Therapieende nicht erklären und ergab eine statistisch nicht-signifikante negative Korrelation mit der Toxizität und Fatigue. Des Weiteren zeigte sich, dass für unsere Patientinnen die Beantwortung sehr zeitaufwändig war und viele von ihnen Probleme hatten, genau anzugeben wie viele Stunden am Tag sie zu Fuß unterwegs sind oder wie viel Sport sie treiben. Möglicherweise sind unsere Ergebnisse der Frailty nach Fried durch den Zeitpunkt der Befragung beeinflusst worden. Da dieses Assessment am Tag vor der Operation durchgeführt wurde, könnte es möglicherweise bei einigen Patientinnen durch die immense Anspannung zu einer Dramatisierung des körperlichen und seelischen Zustandes gekommen sein. Ein anderer Grund könnte sein, dass einige Patientinnen nur über das Telefon befragt werden konnten. Bei diesen Patientinnen konnte die Frailty nicht vollständig erhoben werden, da die Gehgeschwindigkeit und Handkraft nicht gemessen werden konnten. Im Gegensatz zu unseren Ergebnissen zeigten andere Studien, dass gebrechlichere Patientinnen höhere Toxizitäten der Therapie zu erwarten haben und auch die Fatigue der gebrechlichen Patientinnen größer ist [31, 49, 82]. Allerdings wurde in diesen Studien meistens nicht die Frailty nach Fried erhoben, sondern die Gebrechlichkeit der Patienten durch die Anzahl ihrer Komorbiditäten und ihren funktionellen Status klassifiziert. Eine Studie von Retornaz et al. beschreibt, dass bei älteren Krebspatienten die potentielle Vulnerabiltät durch die Frailty vorhergesagt werden kann [110]. Jedoch zeigten auch andere Studien, dass die Frailty nach Fried nicht der geeignete Parameter ist, um die Toxizität der Therapie vorherzusagen. Eine Studie von Puts et al. untersuchte die verschiedenen Symptome einer Frailty und fand heraus, dass nur die Handkraft der Patienten die Toxizität vorhersagen konnte [106]. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Frailty nicht sensitiv genug ist, um akute Endpunkte, wie z.B. die Toxizität vorherzusagen. Basso et al. fanden ebenfalls keinen Unterschied in der Häufigkeit von Grad 3/4 Toxizitäten von gebrechlichen und nicht-gebrechlichen Patienten [15]. Eine weitere Studie von Puts et al. zeigte zudem, dass auch die Notwendigkeit einer stationären bzw. ambulanten Behandlung der Krebspatienten nicht durch die Frailty der Patienten vorhergesagt werden kann [105]. 57 Insgesamt liegen bisher sehr wenige Studien vor, die die Bedeutung der Frailty bei älteren Patienten mit Krebs evaluieren. Unsere Ergebnisse bestätigen eher die Studien, die keinen Vorhersagewert für die Toxizität der Therapie bzw. Einschränkungen in der Lebensqualität zeigen. 4.1.7 Handkraft, Gehstrecke,Uhrentest Für die Untersuchung der Handkraft zeigte sich in unserer Studie ein signifikanter Zusammenhang mit der Toxizität der Chemotherapie und den Einschränkungen des täglichen Lebens durch den SF-LLFDI. Ein großer Vorteil dieses Assessments ist, dass es sehr schnell und einfach durchzuführen ist. Bisherige Studien zur Handkraft können dies bestätigen [7, 100, 129]. Puts et al. fanden in ihrer Studie an 112 Krebspatienten über 65 Jahren einen signifikanten Zusammenhang zwischen der höheren Toxizität der Therapie und der geringeren Handkraft der Patienten [106]. Eine Studie an 55 Mammakarzinompatientinnen von Rietman et al. beschreibt die Handkraft der Patientinnen ebenfalls als prädiktiv für die Lebensqualität der Patientinnen nach der Therapie [111]. Weder die Gehgeschwindigkeit noch der Uhrentest bei Aufnahme konnten in unserem Kollektiv die Toxizität, Fatigue bzw. andere Faktoren der Lebensqualität nach Abschluss der Therapie ausreichend erklären. In bisher publizierten Studien wurde die geringe Gehgeschwindigkeit der Patienten jedoch als Risikofaktor für eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit bewertet [2, 25, 58, 72]. Daher sollten diesbezüglich weitere Studien an größeren Kollektiven durchgeführt werden, um den Vorhersagewert der Gehgeschwindigkeit zu überprüfen. Für den Uhrentest fanden sich keine vergleichbaren Studien. 4.1.8 Schmerzskala Die Schmerzskala konnte in unserer Studie vor allem die Toxizität und Fatigue der Chemotherapie erklären, im Gegensatz zur Bestrahlung. Des Weiteren konnten wir einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Schmerzskala, dem SF-LLFDI und den drei Skalen des EORTC-QLQ-C30 nachweisen. Außerdem stellte sie sich in unserem Kollektiv als einfach durchzuführendes Assessmentinstrument dar. 58 Andere Studien konnten ebenfalls die Schmerzskala als geeingetes Assessmentinstrument für die Therapieverträglichkeit und die Veränderungen in der Lebensqualität darstellen. Eine Studie von Black et al. an 94 älteren Krebspatienten in 14 verschiedenen Hospizen beschreibt eine Assoziation von Schmerzangaben mit der Fatigue, dem Appetit, der Angst, und der Lebensqualität der Patienten [18]. Eine andere Studie von Rietman et al. an 55 Brustkrebspatientinnen in den Niederlanden zeigte einen Zusammenhang zwischen dem Schmerz der Patientinnen und ihrer Beeinträchtigung im Alltag bzw. ihrer Lebensqualität [111]. 4.2 Stärken und Schwächen unserer Studie Eine Schwäche unserer Studie ist die geringe Anzahl an eingeschlossenen Patientinnen (n=82). Allerdings muss man hier bedenken, dass es eine unizentrische Untersuchung war und der Untersuchungszeitraum nur 24 Monate betrug. Dies ist insbesondere auf Grund der Erhebung im Rahmen einer Doktorarbeit und der damit verbundenen Praktikabilität zu erklären (kurze Wege, Zeiteinteilung neben dem Studium, fehlende Teilnahme am klinischen Alltag und dadurch Verlust einiger einzuschließenden Teilnehmer etc). Andererseits kann durch diese Erhebung eine Vorauswahl bezüglich zu untersuchender Assessments getroffen werden und anhand dieser Grundlage neue Studien aufgebaut werden. Des Weiteren sind viele der bisher publizierten Studien ebenfalls an geringen Fallzahlen durchgeführt worden (Yoo et al.: 47 Patientinnen über 65 Jahre mit Mammakarzinom [137], Garg et al.: 62 Patientinnen über 70 Jahre mit Mammakarzinom [49], De Maio et al.: 100 Patientinnen zwischen 60 und 65 Jahre jedoch nur 80 Patientinnen über 65 Jahre mit Mammakarzinom [84], Hurria et al. : 96 Patientinnen über 75 Jahre mit Mammakarzinom [61]), was durch ein mangelndes Interesse von älteren Patientinnen an Studien generell erklärt werden könnte [68, 78]. Eine weitere Schwäche unserer Studie ist, dass ein Großteil unseres Kollektivs generell eine geringe Beeinträchtigung im alltäglichen Leben zeigte, d.h. dass die Patientinnen mit einem höheren Grad der Gebrechlichkeit in diesem Kollektiv unterrepräsentiert sind. Bei der Erhebung der Frailty nach Fried zeigten 31% der Patientinnen einen Frailty-Score von ≥2, jedoch nur 3% einen Score von 3 oder 4. In der Studie von Fried et al. zeigten 7% der 5317 Probanden (≥65 Jahre) einen Frailty Score von ≥3 [47]. Den gleichen Anteil an gebrechlichen Personen über 65 Jahre (Score ≥3) fanden Avila-Funes et al. in ihrer Studie 59 mit 6078 Probanden [9]. Andere Studien an älteren Frauen ergaben einen Anteil an gebrechlichen Patientinnen von 16% [42, 135]. Jedoch sind alle diese Studien nicht an Krebspatienten durchgeführt worden. Die Studie von Barthélémy et al. an älteren Brustkrebspatientinnen zeigt jedoch einen Anteil von 2,7% an gebrechlichen Patientinnen, die eine Chemotherapie erhielten [13]. Die Einteilung erfolgte in dieser Studie nach der Klassifikation von Balducci et al. [10]. Im VES-13 zeigten 24% der Patientinnen unserer Studie einen Score von ≥3. Auch der VES-13 ergab in anderen Studienpopulationen einen höheren Anteil an gebrechlichen Patienten. McGee et al. beschreiben in ihrer Studie einen Anteil an gebrechlichen Patienten von 32% [89]. Auch diese Studie wurde jedoch nicht an Krebspatienten durchgeführt. Da alle diese Studien also ein breiteres Kollektiv repräsentieren, erklärt sich die geringere Anzahl an gebrechlichen Patientinnen in unserer Studie dadurch, dass unser Kollektiv sowohl durch die Diagnose Mammakarzinom als auch durch das Einschlusskriterium adjuvante Therapie eingeschränkt ist. Möglicherweise bekamen die gebrechlichen Patientinnen keine adjuvante Therapie bzw. lehnten diese ab und wurden daher nicht in unsere Studie aufgenommen. Ein anderer Grund könnte sein, dass die gebrechlicheren Patientinnen die Teilnahme an der Studie ablehnten. Dementsprechend können durch die geringere Anzahl an gebrechlichen Patientinnen unsere Ergebnisse verändert sein. Weitere Analysen zeigten zudem, dass es eine große Rolle spielen kann, wann die Patientinnen untersucht werden und welche Patientinnen eingeschlossen werden. So zeigte sich bei den Patientinnen, die nach der Chemotherapie befragt wurden und damit zu einem früheren Zeitpunkt als die Patientinnen, die eine Radiotherapie erhielten, eine höhere Einschränkung. Diese spiegelt sich in verschiedenen Assessmentergebnissen (v.a. EORTC-QLQ-C30) wieder. Diese Unterschiede sollten in zukünftigen Projekten bedacht werden. Eine große Stärke unserer Studie ist, dass an einem Kollektiv verschiedene Assessments nicht nur bezüglich der Therapieverträglichkeit sondern auch der Veränderung der Lebensqualität getestet wurden. Die meisten anderen Studien untersuchten bisher lediglich ein oder zwei verschiedene geriatrische Assessments [46, 74, 76]. Eine weitere Stärke unserer Studie ist, dass wir uns streng an die Altersgrenzen der Einschlusskriterien gehalten haben und eine Differenzierung hinsichtlich des Alters machen konnten. Viele andere Studien sind sehr inhomogen in der Altersverteilung und schließen oft jüngere Patientinnen ein (vgl. Kramer et al.: 102 Pat. ≤55 Jahre, 85 Pat. >55 60 Jahre [74], Lee et al.: 73% postmenopausal [76], Noal et al.: 31-84 Jahre [99], Reinertsen et al.: 30-74 Jahre [107]. ). 4.3 Bewertung der einzelnen Assessments hinsichtlich der Praktikabilität und Durchführung Bei einigen Assessmentinstrumenten gestaltete sich die korrekte Erhebung als schwierig. Probleme entstanden dadurch, dass manche Patientinnen die Fragen, so wie sie gestellt waren, nicht verstanden. Fragen mussten erklärt werden und die Antworten der Patientinnen wurden dadurch unter Umständen beeinflusst. Wenn die Angehörigen der Patientinnen anwesend waren, nahmen auch sie häufig Einfluss auf die Antworten der Patientinnen. Wenige Probleme ergab die Erhebung des VES-13, des EORTC-QLQ-C30, der Frailty, des Karnofsky-Index und des SF-LLFDI. Einige Patientinnen hatten Probleme auf die Fragen im WHO-QOL-OLD zu antworten. Die Fragen wurden als zu persönlich empfunden und manche Formulierungen wurden häufig nicht verstanden bzw. als zu undifferenziert empfunden (z.B. „In welchem Umfang können Sie ihre Zukunft beeinflussen?“). Daher ist der WHO-QOL-OLD in dieser Studie das Assessment, das die meisten fehlenden Angaben (missing items) aufweist. Auch die Erhebung der Frailty nach Fried war oft schwierig. Die Patientinnen hatten Probleme damit anzugeben, wie viel Zeit sie für verschiedene Aktivitäten aufwenden, z.B. wie viel Zeit sie sitzend verbringen. Auch gaben manche Patientinnen an, dass sie sich bezüglich ihrer körperlichen Aktivitäten in der Woche vor der Operation anders verhalten hätten als sonst, z.B. aus Zeitmangel oder um sich zu schonen. Das Geriatrische Assessment von Hurria et al. bereitete meist keine Probleme bei der Erhebung, stellte sich in der Kombination mit den anderen Assessments jedoch als sehr zeitaufwändig heraus. Insgesamt dauerten die Befragungen oftmals sehr lange. Bei einigen Patientinnen, die Schwierigkeiten hatten die Fragen zu verstehen, dauerten die Befragungen bis zu 90 Minuten. Die Erhebung aller in dieser Studie durchgeführten Assessmentinstrumente erscheint daher im klinischen Alltag nicht sinnvoll. Die Kombination von ausgewählten Assessments, die in unserer Studie signifikante Zusammenhänge zu den Endpunkten zeigten, ist jedoch durchaus sinnvoll, um besser über die Therapie der älteren Patientinnen 61 zu entscheiden. Nach den Ergebnissen dieser Studie kann die Kombination von KarnofskyIndex, EORTC-QLQ-C30 und Geriatisches Assessment von Hurria et al. empfohlen werden. Die Erhebung dieser Assessments ist mit einem durchschnittlichen Zeitaufwand von ca. 40 Minuten verbunden, der hinsichtlich der zu erwartenden Informationen zur Abschätzung der Therapieverträglichkeit gerechtfertigt ist. Eine Alternative wäre, zunächst nur den Karnofsky-Index durchzuführen, um die gebrechlichen Patientinnen (KarnofskyIndex <100%) herauszufiltern und diese einem umfassenderen Assessment zuzuführen. 4.4 Schlussfolgerung Um in der onkologischen Therapieentscheidung für die älteren Patientinnen die zu erwartenden Toxizitäten und Einflüsse auf die Lebensqualität vorhersagen zu können, benötigen die Ärzte dafür geeignete und valide Assessmentinstrumente. Unsere Studie zeigt, dass der Karnofsky-Index die beste Übereinstimmung für die Therapieverträglichkeit und die Lebensqualität hatte und einfach durchzuführen war. Auch der EORTC-QLQ-C30 mit seinen drei Skalen zeigte eine signifikante Korrelation zu den primären und sekundären Endpunkten. Das Geriatrische Assessment von Hurria et al. konnte die sekundären Endpunkte und die Fatigue nach Radiotherapie signifikant erklären, letztere jedoch nicht in der multiplen Regression. Dagegen konnte der VES-13 zwar keine adäquaten Vorhersagen zur Toxizität, aber zur körperlichen Funktion leisten, die jedoch in der multiplen Regression nicht mehr nachweisbar waren. Insgesamt erscheint es nach den Ergebnissen unserer Studie sinnvoll, den Karnofsky-Index und den EORTC-QLQ-C30 in der Klinik einzusetzen, um die Therapieentscheidung in Bezug auf die zu erwartende Toxizität und Fatigue bei älteren Patientinnen zu erleichtern. Das Geriatrische Assessment von Hurria et al. könnte die Therapieentscheidung zusätzlich erleichtern. Aufgrund des Zeitmangels im klinischen Alltag könnte es sinnvoll sein zunächst über den Karnofsky-Index Patientinnen mit einem höheren Risiko für eine schlechte Therapieverträglichkeit herauszufiltern und diese dann einer umfassenderen Diagnostik zuzuführen. Diese Diagnostik sollte dann den EORTC-QLQ-C30 enthalten. Die Handkraft der Patientinnen, die Schmerzskala und der VES-13 zeigten nur in der bivarianten Regression signifikante Ergebnisse. Ihr Einsatz im klinischen Alltag kann daher nur eingeschränkt empfohlen werden. Es sind allerdings weitere Studien an größeren 62 Kollektiven notwendig, um eindeutige Cut-offs mit guter Trennschärfe festzulegen und um dann eventuell den Karnofsky-Index und den EORTC-QLQ-C30 für die ältere Patientin in die Leitlinien der Therapieempfehlungen des Mammakarzinoms mit aufzunehmen. 63 5. Zusammenfassung Das Mammakarzinom ist der häufigste maligne Tumor der Frau. Die Hälfte der Neuerkrankungen tritt bei Frauen über 65 Jahren auf. Die älteren Patientinnen erhalten heutzutage jedoch immer noch häufig eine sogenannte Untertherapie. Diese geht mit einer erhöhten Mortalität der Patientinnen einher. Die behandelnden Ärzte benötigen ein Instrument, das ihnen eine gute Einschätzung des Allgemeinzustandes der Patientinnen ermöglicht und ihnen dadurch die Therapieentscheidung erleichtert. Sie müssen in der Lage sein die Therapie für die älteren Patientinnen zu finden, die sowohl eine suffiziente Behandlung des Karzinoms darstellt als auch die individuelle körperliche Verfassung der Patientinnen berücksichtigt. Diese passende Therapie sollte die Lebensqualität der Patientinnen durch ihre Toxizität und durch die Fatigue der Patientinnen nicht zu sehr beeinträchtigen. Ziel der Studie war es herauszufinden, wie gut verschiedene etablierte Assessments (der Vulnerable Elders Survey-13 (VES-13), der European Organization for Research and Treatment of Cancer - Quality of Life (EORTC-QLQ-C30), der Frailty Index nach Fried, das Geriatrische Assessment von Hurria et al., der WHO Quality of Life for older adults (WHO-QOL-OLD), der Karnofsky-Index, die Handkraft, die Gehgeschwindigkeit, der Uhrentest und die Visuelle Analoge Schmerzskala) die primären und sekundären Endpunkte erklären können. Als Endpunkte wurde eine Kombination aus Toxizität und Fatigue, als Faktoren der Therapieverträglichkeit (primärer Endpunkt), sowie der EORTCQLQ-C30 und der Short Form of the Late-Life-Function and Disability Index (SF-LLFDI) nach der Therapie, als Faktoren der Lebensqualität (sekundärer Endpunkt), festgelegt. Es wurden 82 Patientinnen, die 65 Jahre oder älter zum Zeitpunkt ihrer Operation in der Universitätsfrauenklinik Ulm waren, in die Studie eingeschlossen. Ausschlusskriterien waren dabei eine neoadjuvante Therapie, das Ablehnen der geplanten adjuvanten Therapie und benigne Neoplasien bzw. Karzinome, die keine weitere adjuvante Therapie benötigten. Die Patientinnen wurden am Tag vor ihrer Operation zum ersten Mal befragt. Dabei wurden folgende Assessmentinstrumente durchgeführt: VES-13, EORTC-QLQ-C30, WHO-QOL-OLD, Geriatrisches Assessment von Hurria et al. (inklusive KarnofskyIndex), Fried’s Physical Frailty Scale, Uhrentest, Visuelle Analoge Schmerzskala und die Inkontinenzanamnese. Die zweite Befragung fand nach der adjuvanten Therapie statt. Dabei wurde der EORTC- 64 QLQ-C30, Fried’s Physical Frailty Scale, SF-LLFDI, die Visuelle Analoge Schmerskala, die Sturz- und Inkontienzanamnese sowie die Toxizität nach den Common Toxicity Criteria (CTC) und die Fatigue nach dem Funtional Assessment of Cancer TreatmentAnemia- (FACT-An-) Fragebogen erhoben. Untersucht wurde der Zusammenhang mittels der einfachen und multiplen Regression. 14 Patientinnen (17%) wurden nach ihrer Chemotherapie befragt, 59 Patientinnen (72%) nach ihrer Radiotherapie und 9 Patientinnen (11%) sowohl nach ihrer Chemotherapie, als auch nach der darauffolgenden Radiotherapie. Die Patientinnen waren zum Zeitpunkt der ersten Befragung zwischen 65 und 86 Jahre alt (Median: 70, Mittelwert: 70,87, Standardabweichung SD= 5,0). Der EORTC-QLQ-C30 mit seinen drei Skalen Functional Scale, Symptom Scale und Global health/QoL konnte sowohl die primären als auch die sekundären Endpunkte signifikant erklären. Diese Assoziation des EORTC-QLQ-C30 zu den Endpunkten konnte auch in der multiplen Regression bestätigt werden. Als weiteres geeignetes Assessmentinstrument stellte sich der Karnofsky-Index heraus. Die multiple Regression ergab für die primären und sekundären Endpunkte eine signifikante Korrelation. Das Geriatrische Assessment von Hurria et al. zeigte nur für den sekundären Endpunkt einen signifikanten Zusammenhang in der multiplen Regression. Die anderen Assessmentinstrumente ergaben teilweise in der einfachen Regression signifikante Ergebnisse, die in der multiplen Regression jedoch nicht bestätigt werden konnten. Daher kann die Erhebung des Karnofsky-Index und des EORTC-QLQ-C30 im klinischen Alltag zur Therapieentscheidung empfohlen werden. Um zusätzliche relevante Informationen zu erhalten, kann auch das Geriatrische Assessment von Hurria et al. verwendet werden. Weitere Studien sind notwendig, um herauszufinden, welche Assessmentinstrumente die Toxizität, Fatigue und die Lebensqualität nach Therapieende erklären können, um die Ergebnisse dieser Studie zu verifizieren und um eindeutige Cutoffs mit ausreichender Trennschärfe festzulegen. Die Gehgeschwindigkeit, der VES13, die Frailty nach Fried, der WHO-QOL-Old, die Handkraft, die visuelle analoge Schmerzskala und der Uhrentest stellten sich nicht als geeignete Assessmentinstrumente zum Einsatz im klinischen Alltag heraus. Sie waren nicht ausreichend in der Lage die Toxizität, Fatigue und die Lebensqualität nach der Therapie vorherzusagen. 65 6. Literaturverzeichnis 1. Aaronson NK, Ahmedzai S, Bergman B, Bullinger M, Cull A, Duez NJ, Filiberti A, Flechtner H, Fleishman SB, de Haes JC. The European Organization for Research and Treatment of Cancer QLQ-C30: a quality-of-life instrument for use in international clinical trials in oncology. J Natl Cancer Inst 85: 365–376, 1993. 2. Abellan van Kan G, Rolland Y, Andrieu S, Bauer J, Beauchet O, Bonnefoy M, Cesari M, Donini LM, Gillette Guyonnet S, Inzitari M, Nourhashemi F, Onder G, Ritz P, Salva A, Visser M, Vellas B. 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Anhang PATIENTEN INFORMATION Titel der Studie: Vergleich onkologisch-geriatrischer Assessments bei Brustkrebs und bösartigen Unterbauchtumoren – die OncoAssess-Studie Sehr geehrte Patientin, Die Verdachtsdiagnose Krebs ist zunächst ein Schock, der nur schwer verarbeit werden kann. Dennoch gibt es zunehmend bessere und auch verträgliche Behandlungsmöglichkeiten. Hierzu gehören die Operation, die Strahlen- und Chemotherapie und die systemische Hormontherapie. In den letzten Jahren hat man mehrere Faktoren für die Durchführung und den Erfolg der Therapie gefunden, die auf den ersten Blick nicht unmittelbar mit dem Therapieerfolg zusammenhängen scheinen, aber sehr wichtig sind. Die individuellen Voraussetzungen werden jedoch in der Praxis oft noch zu wenig beachtet. Dazu gehören die körperliche Fitness, häusliche Unterstützung, körperliche Fähigkeiten bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben und anderes. Des Weiteren gibt es heutzutage Möglichkeiten die körperliche Fitness im Blut anhand verschiedener Tests zu prüfen. Wir wollen in unserer klinischen Untersuchung herausfinden, welche dieser von uns eingesetzten individuellen Informationen (Fragebögen, Untersuchungen inklusive Bluttests) am Besten vorhersagen, wie eine Patientin die Therapie verträgt und wie sich dies auf die Lebensqualität auswirkt. Damit soll es in Zukunft möglich sein, die Therapien besser an die Patientinnen anzupassen. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie an der Untersuchung teilnehmen würden. Wir bedanken uns im Voraus für Ihre Hilfe. Wollen Sie nicht teilnehmen entstehen Ihnen keinerlei Nachteile und Sie brauchen keine Unterschrift zu leisten. Für Fragen stehen wir immer gerne zu Verfügung. Dr. med Katharina Hancke, Studienleiterin (Tel. 0731 50058582), Dr. med Michael Denkinger (Tel. 0173 8307556), Prof. Dr. med Kreienberg Ablauf Sie werden durch die Befragung und die Messungen bis auf den Zeitaufwand (von 30-60min bei Aufnahme und 30-60 min nach erfolgter Therapie 6 Monate später) keine Nachteile haben. Ihre Sorgen und Fragen werden von uns ernst genommen und an das Sie behandelnde Team bei Bedarf oder auf Wunsch weitergegeben und beantwortet. Freiwilligkeit: An diesem Forschungsprojekt nehmen Sie freiwillig teil. Ihr Einverständnis können Sie jederzeit und ohne Angabe von Gründen widerrufen, dann werden sämtliche Proben und Daten vernichtet. Dieser eventuelle Widerruf hat keine Auswirkungen auf Ihre medizinische Betreuung. Erreichbarkeit des Prüfarztes: Sollten zusätzliche Fragen auftauchen, so können Sie jederzeit folgende(n) Ansprechpartner Dr. med. K. Hancke unter der Telefonnummer 0731/50058582 erreichen. Versicherung: Während der Teilnahme an diesem Forschungsprojekt genießen Sie Versicherungsschutz. Es gelten die allgemeinen Haftungsbedingungen. Schweigepflicht/Datenschutz: Alle Personen, welche Sie im Rahmen dieses Projektes betreuen, unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht und sind auf das Datengeheimnis verpflichtet. Die studienbezogenen 79 Untersuchungsergebnisse sollen in anonymisierter Form in wissenschaftlichen Veröffentlichungen verwendet werden. Soweit es zur Kontrolle der korrekten Datenerhebung erforderlich ist, dürfen autorisierte Personen (z.B.: die behandelnden Ärzte der Universität) Einsicht in die studienrelevanten Teile der Krankenakte nehmen. Sofern zur Einsichtnahme autorisierte Personen nicht der oben genannten ärztlichen Schweigepflicht unterliegen, stellen personenbezogene Daten, von denen sie bei der Kontrolle Kenntnis erlangen, Betriebsgeheimnisse dar, die geheim zu halten sind. Ich habe die Patientin aufgeklärt und Fragen beantwortet Name Ort, Datum Unterschrift 80 EINWILLIGUNGSERKLÄRUNG Name der Studie: Vergleich onkologisch-geriatrischer Assessments bei Brustkrebs und bösartigen Unterbauchtumoren – die OncoAssess-Studie Inhalt, Vorgehensweise, Risiken und Ziel des oben genannten Forschungsprojektes sowie die Befugnis zur Einsichtnahme in die erhobenen Daten hat mir Dr. ...................................... ausreichend erklärt. Ich hatte Gelegenheit Fragen zu stellen und habe hierauf Antwort erhalten. Ich hatte ausreichend Zeit, mich für oder gegen die Teilnahme am Projekt zu entscheiden. Eine Kopie der Patienten- bzw. Probandeninformation und Einwilligungserklärung habe ich erhalten. Ich willige in die Teilnahme am Forschungsprojekt ein. .......................................................... (Name des Patienten bzw. Probanden) ..................................... .................................................................. Ort, Datum (Unterschrift des Patienten bzw. Probanden) INFORMATION UND EINWILLIGUNGSERKLÄRUNG ZUM DATENSCHUTZ Bei wissenschaftlichen Studien werden persönliche Daten und medizinische Befunde über Sie erhoben. Die Weitergabe, Speicherung und Auswertung dieser studienbezogenen Daten erfolgt nach gesetzlichen Bestimmungen und setzt vor Teilnahme an der Studie folgende freiwillige Einwilligung voraus: 1. Ich erkläre mich damit einverstanden, dass im Rahmen dieser Studie erhobene Daten/Krankheitsdaten auf Fragebögen und elektronischen Datenträgern aufgezeichnet und ohne Namensnennung verarbeitet werden 2. Außerdem erkläre ich mich damit einverstanden, dass eine autorisierte und zur Verschwiegenheit verpflichtete Person (z.B.: die Ärzte der Universität) in meine erhobenen personenbezogenen Daten Einsicht nimmt, soweit dies für die Überprüfung des Projektes notwendig ist. Für diese Maßnahme entbinde ich den Arzt von der ärztlichen Schweigepflicht. .......................................................... (Name des Patienten bzw. Probanden) ...................................... .................................................................. Ort, Datum (Unterschrift des Patienten bzw. Probanden) 81 8. Danksagung Zunächst möchte ich mich bei meiner Doktormutter Frau PD Dr. med. Katharina Hancke für das interessante Thema meiner Promotion, sowie für die hervorragende Betreuung und Beratung bedanken. Des Weiteren gilt mein Dank Herrn PD Dr. med. Michael Denkinger für die Beratung und Hilfe bei allen statistischen Fragestellungen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich beide stets als kompetente und zuverlässige Ansprechpartner bei allen Fragen zur Promotion erfahren durfte. Ein großes Dankeschön gebührt auch allen Patientinnen, die sich bereit erklärt haben und Zeit investiert haben, um die Fragebögen für diese Studie auszufüllen. Zudem bedanke ich mich bei allen Ärzten und Ärztinnen sowie dem Pflegepersonal der Stationen FG2 und FG3 der Universitätsfrauenklinik Ulm und insbesondere auch bei dem Pflegepersonal der Chemotherapieambulanz für ihre Unterstützung bei meiner Datenerhebung. Abschließend möchte ich herzlich meinem Ehemann, meiner Familie und meinen Freunden für ihre Anteilnahme und ihr Interesse an meiner Promotion danken. 82 Der Lebenslauf wurde aus Gründen des Datenschutzes entfernt. 83