Kalorimetrie Raphael Sigrist, Lars Müller D-CHAB 25. Januar 2004 Zusammenfassung Mit Hilfe eines Kalorimeters wurden Temperaturänderungen verschiedener Reaktionen gemessen, woraus Rückschlüsse auf die Enthalpieänderung gezogen bzw. berechnet werden konnten. Enthalpieänderungen treten bei chemischen Umwandlungen und beim Lösen oder Mischen von Substanzen auf und sind auf die Wechselwirkungen zwischen den Substanzteilchen und deren Bewegungen zurückzuführen. In den Versuchen wird die Wärmekapazität Cp,K des leeren Kalorimeters, die Schmelzenthalpie ∆mHEsp von Eis sowie die molare Lösungsenthalpie ∆sH von Lithiumchlorid LiCl bestimmt, wobei folgende Resultate ermittelt wurden: Wärmekapazität Cp,K des leeren Kalorimeters Schmelzenthalpie ∆mHEsp von Eis molare Lösungsenthalpie ∆sH von Lithiumchlorid LiCl [email protected] 137.7 ± 4.8 J·K-1 343 ± 43.6 kJ·kg-1 - 32.3 ± 1.2 kJ·mol-1 [email protected] Praktikumsbericht Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist INHALTSVERZEICHNIS 1. Einführung 3 1.1 Theoretische Grundlagen zur Kalorimetrie 1.2 Versuchsidee, Prinzip 2. Versuchsdurchführung 3 4 5 2.1 Versuchsanordnung 2.2 Versuche 5 5 2.2.1 Bestimmung der Wärmekapazität des Kalorimeters 2.2.2 Bestimmung der Schmelzenthalpie von Eis i. Eiswasser ii. Eiswürfel 2.2.3 Bestimmung der Lösungsenthalpie eines Salzes 3. Experimentelle Resultate 6 3.1 Wärmekapazität des Kalorimeters 6 3.1.1 Messresultate 3.1.2 Fehlerrechnung 3.1.3 Diagramm 3.2 Schmelzenthalpie von Eis 8 3.2.1 Theoretische Berechnung der Schmelzenthalpie 3.2.2 Messresultate i. Eiswasser ii. Eiswürfel iii. Schmelzenthalpie von Eis 3.2.3 Fehlerrechnung 3.2.4 Diagramme i. Eiswasser ii. Eiswürfel 3.3 Lösungsenthalpie eines Salzes 13 3.3.1 Messresultate 3.3.2 Fehlerrechnung 3.3.3 Diagramm 4. Diskussion 17 5. Literaturnachweise 17 -2- Praktikumsbericht Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist 1. Einführung 1.1 Theoretische Grundlagen zur Kalorimetrie [1] Es gibt folgende drei Systeme, in welchen chemische Reaktionen ablaufen: Offenes System: Geschlossenes System: Abgeschlossenes System: Austausch von Materie und Energie mit Umgebung möglich Austausch von Energie möglich; kein Austausch von Materie Kein Austausch von Energie und Materie Die innere Energie U in einem vollständig abgeschlossenen System bleibt in ihrer Summe immer konstant. Dabei kann die Energie verschiedene Formen annehmen, wie etwa kinetische, elektrische und thermische Energie oder Masse. Zahlreiche Experimente haben gezeigt, dass jede Änderung der inneren Energie U eines Systems nur durch den Austausch von Wärme Q und/oder Arbeit W mit der Umgebung geschieht: ∆U = δQ + δW (1.0) Sehr viele chemische und biologische Prozesse laufen bei konstantem Druck (isobar) ab. Deshalb wurde eine neue Energie-Zustandsfunktion definiert, die mit der inneren Energie U verknüpft ist. Man nennt sie Enthalpie H, wobei der Druck p konstant bleibt. H = U + pV (1.1) Bei Zustandsänderungen, bei denen der Druck p konstant gehalten wird, ist die Enthalpieänderung ∆H gleich derjenigen Wärmeenergie δQ, welche mit der Umgebung ausgetauscht wurde. Das heisst, wenn in einem abgeschlossenen System von aussen eine gewisse Wärmemenge δQ zu- oder weggeführt wird, sich die Enthalpie im System um ∆H ändert. ∆H = δQ (1.2a) Im betrachteten System eines Kalorimeters entspricht die Enthalpie einer zugeführten oder freigegebenen Wärme. Dies geht aus Formel (1.2a) hervor. Um in Versuch 2.2.1 die Wärmekapazität ausrechnen zu können, muss die dem System zugeführte Energie Q bekannt sein. Sie lässt sich folgendermassen aus Widerstand und Spannung des Heizgerätes sowie Heizzeit t berechnen: P= U2 U2 ⇒Q= ⋅t R R (1.2b) Ändert man in einem System die Enthalpie, so ändert sich proportional zu dieser die Temperatur, wobei ein für eine gewisse Substanz konstanter Faktor Cp die Wärmekapazität angibt. -3- Praktikumsbericht Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist ∆H = Cp·∆T Cp = ∆H ∆T (1.3) Wärmekapazitäten findet man für viele Substanzen in Form von molaren Wärmekapazitäten Cp [J·mol-1·K-1] oder in Form von spezifischen Wärmekapazitäten cpsp [J·kg-1·K-1] tabelliert. Dabei gilt folgende Formel: Cp = n·cp = m·cpsp (1.4) Um im weiteren Verlauf des Berichts Unklarheiten für die Bezeichnung von Grössen vorzubeugen, wurden die verwendeten Symbole zusammengefasst: Symbol Definition Einheit Q Wärme Cp Gesamtwärmekapazität J·K-1 Cp,K Wärmekapazität des Kalorimeters J·K-1 R Elektrischer Wiederstand Ω U Elektrische Spannung V W Arbeit J p Druck Pa H Enthalpie J P Leistung W = J·s-1 J Tab. 1.1 Liste der wichtigsten verwendeten physikalischen Grössen 1.2 Versuchsidee, Prinzip Die Temperatur verändert sich bei chemischen Umwandlungen oder beim Lösen bzw. Mischen von Substanzen. Man kann also die Temperaturdifferenz ∆T bestimmen und so auf die Wärmekapazität Cp schliessen. Es gilt: Erhöht man in einem System bei konstantem Druck die Enthalpie, so erhöht sich auch proportional dazu die Temperatur. Diesen Zusammenhang kann man mit dem Kalorimeter messtechnisch erfassen und ist das Grundprinzip der durchgeführten Versuche[5]. -4- Praktikumsbericht Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist 2. Versuchsdurchführung 2.1 Versuchsanordnung Fig. 2.1 zeigt den Aufbau der Versuchsvorrichtung. Nicht eingezeichnet sind der Anschluss des Thermometers an einem Sensor, welcher wiederum mit einem PC verbunden ist. Ebenfalls wurde in der Figur die Heizvorrichtung, welche wie das Thermometer ins Dewargefäss ragt, nicht eingetragen. Heidolph MR-82 2.2 Versuche 2.2.1 Bestimmung der Wärmekapazität des Kalorimeters Prinzip: Durch Zufuhr einer bekannten Wärmemenge erhöht sich die Temperatur des Systems entsprechend seiner Gesamt-Wärmekapazität. Vorgehen: Das Dewar-Gefäss wurde genau mit 100mL dest. Wasser gefüllt, anschliessend der Magnetrührer dazugegeben und das Gefäss mit einem PVC-Deckel verschlossen. In diesem Deckel wurde die leere Probenzelle, die Heizsonde und der Temperaturfühler befestigt. Das ganze System ist (siehe Fig. 2.1) an einem Computer angeschlossen, wodurch die einzelnen Temperaturschritte aufgezeichnet werden konnten. Nachdem sich die Temperatur eingependelt hatte, wurde die Anfangstemperatur Ti gemessen. Nun wurde die Heizsonde für 2 min eingeschaltet, und die Endtemperatur Tf festgehalten. Die Messung wurde 3 Mal jeweils mit erneuertem Wasser durchgeführt. Aus den Messergebnissen wurde die Gesamt-Wärmekapazität Cp und die Wärmekapazität des leeren Kalorimeters Cp,K berechnet. 2.2.2 Bestimmung der Schmelzenthalpie von Eis i. Eiswasser In das Dewargefäss wurden 100ml destilliertes Wasser gegeben. Nach der Eichung (ca. 2 Minuten, bis sich die Temperatur eingependelt hat) wurde die Anfangstemperatur gemessen. Für die ersten 3 Versuche wurden ca. 29 g Eiswasser hinzugegeben. Nachdem sich nach der kompletten Mischung die neue Temperatur Tf eingestellt hatte, wurde diese abgelesen. ii. Eiswürfel Analog zur Durchführung 2.2.2. i). An Stelle der 29 g Eiswasser wurde ca. 29 g festes Eis zugefügt. -5- Praktikumsbericht Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist 2.2.3 Bestimmung der Lösungsenthalpie eines Salzes 100 ml destilliertes Wasser wurden in das Dewargefäss eingefüllt und die Anfangstemperatur bestimmt. In der Probezelle befand sich ca. 2 g LiCl, welches nach dem Messen der Anfangstemperatur ins Wasser übertragen wurde. Beim Lösen des Salzes konnte eine Temperaturänderung beobachtet werden, welche Rückschlüsse auf die Lösungsenthalpie des Salzes zulässt. 3. Experimentelle Resultate 3.1 Wärmekapazität des Kalorimeters 3.1.1 Messresultate In Versuch 2.2.1 wurde die totale Wärmekapazität des Systems Kalorimeter mit 100mL Wasser gemessen. Es gilt zu beachten, dass jedoch die Wärmekapazität des leeren Kalorimeters bestimmt werden soll. Dies wird erreicht, indem die Wärmekapazität von Wasser vom erhaltenen Messresultat für Cptot abgezogen wird. Gemäss [1] ist cpsp (Wasser) = 4182 J·kg-1·K-1, wobei 100mL Wasser in guter Näherung 0.1 kg entsprechen, woraus sich eine Wärmekapazität des Wassers im Kalorimeter von 418.2 J·K-1 ergibt. Ti [°C] Tf [°C] ∆T [K] Q [J] Cptot [J·K-1] Cp,K [J·K-1] t [s] Messung 1 20.29 22.44 2.15 1200 556.316 138.116 120 Messung 2 20.00 22.16 2.16 1200 553.761 135.561 120 Messung 3 21.24 23.39 2.15 1200 557.621 139.421 120 Tab.3.1: Enthält die Messresultate von drei Messungen von Versuch 2.2.1. Es wurden die Anfangstemperatur Ti, Endtemperatur Tf, Temperaturunterschied ∆T, zugeführte Energie Q (errechnet aus (1.2b)) festgehalten und daraus Cptot und Cp,K berechnet, gemäss (1.3) 3.1.2 Fehlerrechnung Bei der Fehlerangabe wurden die Standardabweichung Sx (Streuung um den Mittelwert) und das Vertrauensintervall c mit 95%iger Sicherheit berechnet, gemäss folgenden Formeln: Sx = N 1 ⋅ ∑ ( xi − x) 2 N − 1 i =1 (1.5) Die Standardabweichung Sx wird berechnet, aus der Anzahl Messungen N, dem Mittelwert x und den jeweiligen Messresultaten xi. c = ts ⋅ S x = ts ⋅ -6- Sx N (1.6) Praktikumsbericht Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist Das Vertrauensintervall kann berechnet werden aus ts, der Standardabweichung Sx und der Anzahl Messungen N. Um eine 95%ige Sicherheit garantieren zu können, wurde ts = 4.3 gesetzt (gemäss Tabelle 2.1 des Handbuchs der allgemeinen Chemie, Teil physikalische Chemie). Mittelwert x ∆T [K] 2.16 Cptot [J·K-1] Cp,K [J·K-1] Vertrauensintervall c mit 95% Sicherheit Standardabweichung Sx ± 0.02 0.01 555.9 ± 4.9 1.96 137.7 ± 4.8(2) 1.94 (1) Tab.3.2: Enthält die aus Tab. 3.1 errechneten Mittelwerte x, Standardabweichung Sx und das Vertrauensintervall c der gemessenen Grössen ∆T, Cptot, Cp,K Die ausgerechnete Standardabweichung von 0.0076 macht hier keinen Sinn, denn das Thermometer misst nur auf eine Genauigkeit von ± 0.01 K. Daher wurde dieser Wert als Sx verwendet. (2) Es macht durchaus Sinn, den auf den ersten Blick kleineren Fehler von C p,K anzugeben, denn wenn der prozentuale Fehler der beiden Resultate Cptot (0.9%) und Cp,K (3.5%) vergleicht wird, zeigt sich, dass der Fehler von Cp,K immer noch grösser ist, was von der Fehlerfortpflanzung her zu erwarten war. (1) Theoretischer Fehler: Anhand des theoretischen Fehlers lässt sich die Signifikanz eines Resultates bestimmen, das heisst es kann die Richtigkeit eines Messresultates abgeschätzt werden. Beachtet werden dabei die voraussehbaren Fehler, die beim Messprozess begangen werden. [2] Der theoretische Fehler lässt sich aus folgender Formel ausrechnen: Stheo = s1, rel + s2, rel + s3, rel + ... 2 2 2 Bei Versuch 2.2.1 tritt folgender theoretischer Fehler in Erscheinung: • s1,rel: -Ablesefehler Messkolben: -Eichfehler Messkolben: -Auslauffehler Messkolben: ± ± ± ± 0.5 0.1 0.5 1.1 mL mL mL mL Es wurde ein 100 mL Messkolben verwendet, daraus ergibt sich für s1,rel: s1, rel = 100% ⋅ • 1.1mL = 1.1% 100mL s2,rel: -Fehler des Thermometers: 100% ⋅ -7- 0.01K = 0.46% 2.16 K (1.7) Praktikumsbericht Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist Stheo = 1.12 + 0.462 = 1.1% Da der relative theoretische Fehler mit 1.1% grösser ist, als der erhaltene experimentelle Fehler (0.9%), waren die Messungen von Versuch 2.2.1 signifikant. 3.1.3 Diagramm Fig. 3.1: Die Abbildung zeigt den Temperaturverlauf bei der Erhitzung von Wasser durch Zufuhr einer Energie Q = 1200 Joule während einer festgelegten Zeit t = 2 min, wobei Q aus Formel (1.2b) errechnet wurde, mit gemessenem Widerstand 10 Ω. 23 22.5 θ / °C 22 21.5 21 20.5 20 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600 650 700 750 Zeit t [s] 3.2 Schmelzenthalpie von Eis 3.2.1 Theoretische Berechnung der Schmelzenthalpie Zuerst wird die Berechnung der Schmelzenthalpie theoretisch hergeleitet. Dafür wird die Energiebilanz verwendet (Energie des Wassers HW, Energie des Kaloriemeters HK, Energie des Eises HE): Energie vor der Reaktion: Energie nach der Reaktion: HW (Ti) + HK (Ti) + HE (TE(i)) HW (Tf) + HK (Tf) + HE (Tf) Auf Grund der Tatsache, dass ein System betrachtet wird, in dem die Energie erhalten bleibt und nicht an die Umwelt abgegeben wird, muss die Energie vor und nach der Reaktion gleich sein: Energiebilanz: HW (Ti) + HK (Ti) + HE (TE(i)) = HW (Tf) + HK (Tf) + HE (Tf) 0 = HW (Tf) - HW (Ti) + HK (Tf) - HK (Ti) + HE (Tf) - HE (TE(i)) ∆HW ∆HK ∆HE 0 = mW ⋅ c p ,W (T f − Ti ) + C p , K (T f − Ti ) + mE ⋅ ∆mH + mE ⋅ c p ,W (TEWf − TEWi ) sp ∆HW sp ∆HK ∆HE -8- Praktikumsbericht Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist Dies entspricht der Formel zum Schmelzen: 0 = mW ⋅ c p ,W (T f − Ti ) + C p , K (T f − Ti ) + mE ⋅ ∆mH + mE ⋅ c p ,W (TEWf − TEWi ) sp sp Und der Formel zum Erwärmen des Eiswassers: 0 = mW ⋅ c p ,W (T f − Ti ) + C p , K (T f − Ti ) + m E ⋅ c p ,W (TEWf − TEWi ) sp sp Beim Auflösen dieser Gleichung nach Cp,K und Einsetzen ineinander erhält man: ∆mH E = c p ,W ( sp sp mEW ∆TE ⋅ ⋅ TEWf − TEf ) mE ∆TEW (1.8) 3.2.2 Messresultate i. Eiswasser TEWi [°C] TEWf [°C] ∆T [K] mEW [g] Messung 1 21.18 17.40 3.78 29.06 Messung 2 20.82 17.10 3.72 29.00 Messung 3 20.86 17.15 3.71 28.84 Tab.3.3: Enthält die Messresultate von drei Messungen von Versuch 2.2.2 i). Es wurden die Anfangstemperatur Ti, Endtemperatur Tf, Temperaturunterschied ∆T und die verwendete Menge an Eiswasser [g] festgehalten. ii. Eiswürfel TEi [°C] TEf [°C] ∆T [K] mE [g] Messung 1 19.74 6.48 13.26 26.90 Messung 2 18.27 4.59 13.68 27.32 Messung 3 18.74 5.93 12.81 27.20 Tab.3.4: Enthält die Messresultate von drei Messungen von Versuch 2.2.2 ii). Es wurden die Anfangstemperatur Ti, Endtemperatur Tf, Temperaturunterschied ∆T und die verwendete Menge an Eis [g] festgehalten. -9- Praktikumsbericht Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist iii. Schmelzenthalpie von Eis Mit den aus Tab. 3.3/3.4 enthaltenen Resultaten können nun mit Formel (1.8) folgende Schmelzenthalpien für Eis berechnet werden: ∆mHEsp [kJ·kg-1] Vertrauensintervall c mit 95% Sicherheit Standardabweichung Sx [kJ·kg-1] Berechnung 1 343 - - Berechnung 2 358 - - Berechnung 3 327 - - Mittelwert x 343 ± 43.6 17.6 Tab.3.5: Enthält die berechneten Schmelzenthalpien von Eis aus drei Messungen von Versuch 2.2.2. Es wurden zusätzlich die Mittelwerte x, Standardabweichung Sx und das Vertrauensintervall c festgehalten. Für die einzelnen Berechnungen ist es unmöglich, eine jeweilige Standardabweichung bzw. Vertrauensintervall anzugeben, daher die leeren Felder. 3.2.3 Fehlerrechnung ∆TEW [K] Mittelwert x Vertrauensintervall c mit 95% Sicherheit Stanadardabweichung Sx ∆TE [K] mEW [g] mE [g] 3.74 13.2 28.96 27.14 ± 0.094 ± 1.1 ± 0.28 ± 0.54 0.11 0.22 0.038 0.44 Tab.3.6: Enthält die aus Tab. 3.3/3.4 errechneten Mittelwerte x, Standardabweichung Sx und das Vertrauensintervall c der gemessenen Grössen ∆TEW, ∆TE, mEW und mE. Theoretischer Fehler: Bei Versuch 2.2.2 tritt folgender theoretischer Fehler in Erscheinung: Eiswasser: • s1,rel: -Ablesefehler Messkolben: -Eichfehler Messkolben: -Auslauffehler Messkolben: ± ± ± ± 0.5 0.1 0.5 1.1 mL mL mL mL Es wurde ein 100 mL Messkolben verwendet, daraus ergibt sich für s1,rel: s1,rel = 100% ⋅ 1.1mL = 1.1% 100mL - 10 - Praktikumsbericht • Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist s2,rel: -Eichfehler Waage: -Umgiessfehler: ± 0.001 g ± 1.000 g ± 1.001 g Es wurden 28.96 g eingewogen, daraus ergibt sich für s2,rel: 1.001g = 3.45% 28.96 g s2, rel = 100% ⋅ • s3,rel: Messfehler des Thermometers: ± 0.01 K s3, rel = 100% ⋅ 0.01K = 0.27% 3.74 K Stheo , Eiswasser = 1.12 + 3.452 + 0.27 2 = 3.63% Eis: • s1,rel: -Ablesefehler Messkolben: -Eichfehler Messkolben: -Auslauffehler Messkolben: ± ± ± ± 0.5 0.1 0.5 1.1 mL mL mL mL Es wurde ein 100 mL Messkolben verwendet, daraus ergibt sich für s1,rel: s1, rel = 100% ⋅ • 1.1mL = 1.1% 100mL s2,rel: -Eichfehler Waage: -Umgiessfehler: ± 0.001 g ± 0.500 g ± 0.501 g Es wurden 27.14 g eingewogen, daraus ergibt sich für s2,rel: s2, rel = 100% ⋅ • 0.501g = 1.846% 27.14 s3,rel: Messfehler des Thermometers: ± 0.01 K - 11 - Praktikumsbericht Kalorimetrie s3, rel = 100% ⋅ Lars Müller, Raphael Sigrist 0.01K = 0.08% 13.248K S theo, Eis = 1.12 + 1.846 2 + 0.08 2 = 2.15% Stheo (Eis + Eiswasser) = Stheotot = 3.47% + 2.15% = 5.62 % Da der relative theoretische Fehler mit 5.62% grösser ist, als der erhaltene experimentelle Fehler (5.13%), waren die Messungen von Versuch 2.2.2 knapp signifikant. 3.2.4 Diagramme i. Eiswasser Fig. 3.2: Die Abbildung zeigt den Temperaturverlauf beim Abkühlen von 100mL Wasser durch Zugabe von ca. 29 mL Eiswasser. 20.5 20 θ / °C 19.5 19 18.5 18 17.5 17 0 50 100 150 200 Ze it t [s] - 12 - 250 300 Praktikumsbericht Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist ii. Eiswürfel Fig. 3.3: Die Abbildung zeigt den Temperaturverlauf beim Abkühlen von 100mL Wasser durch Zugabe von ca. 29 g Eis. 20 18 θ / °C 16 14 12 10 8 6 4 0 50 100 150 200 250 300 350 400 Zeit t [s] 3.3 Lösungsenthalpie eines Salzes 3.3.1 Messresultate Ti [°C] Tf [°C] ∆T [K] mB [g] nB [mol] Messung 1 19.40 22.10 2.7 1.946 0.0459 Messung 2 20.08 22.81 2.73 1.986 0.0468 Messung 3 20.25 22.95 2.70 2.003 0.0467 Tab.3.7: Enthält die Messwerte des Versuches 2.2.3, wobei Ti die Anfangstemperatur, Tf die Endtemperatur, ∆T die Temperaturänderung, mB die Masse des Salzes B und nB die Anzahl Mol des Salzes B darstellen. Informationen zu LiCl [3] Summenformel LiCl Molmasse [g·mol-1] 42.39 R-Sätze 22-36, 38 S-Sätze - Reinheit > 99.0% Giftklasse (CH) 3 Tab.3.8: Aufgelistet sind einige Informationen zu LiCl. - 13 - Praktikumsbericht Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist Das prozentuale Stoffmengenverhältnis wird angegeben mit 100%· nB n Lsm (1.9) Dafür ergibt sich 0.08 ± 0.001% Berechnung der Lösungsenthalpie: Die Formel für die Berechnung lässt sich aus der Wärmekapazität des Systems, des gemessenen Temperaturunterschieds und der Anzahl mol des Salzes B herleiten: ∆ s H = −C p ⋅ ∆T nB (2.0) Die Wärmekapazität Cp bezieht sich dabei auf das gesamte System, wobei das Kalorimeter eine wichtige Rolle spielt. Es ergibt sich folgende Gleichung: C p = C p , K + C p ,W sp (2.1) Eingesetzt ergibt dies die Formel: ∆ s H = −(C p , K + C p ,W ) ⋅ sp ∆T nB (2.2) In diese werden nun die Werte eingesetzt. Aus dem vorhergehenden Versuch 2.2.1 wurde Cp,K = 137.7 ± 4.8 J·K-1 ermittelt. Die anderen Werte gehen aus der Tabelle 3.7 hervor. Unter Verwendung dieser Daten lassen sich folgende Zahlen berechnen: ∆sH [kJ·mol-1] Vertrauensintervall c mit 95% Sicherheit [kJ·mol-1] Standardabweichung Sx [kJ·mol-1] Berechnung 1 -32.8 - - Berechnung 2 -32.3 - - Berechnung 3 -31.8 - - Mittelwert x -32.3 ± 1.2 0.486 Tab.3.9: Enthält die berechneten Lösungsenthalpien von LiCl aus drei Messungen von Versuch 2.2.3. Es wurden zusätzlich die Mittelwerte x, Standardabweichung Sx und das Vertrauensintervall c festgehalten. Für die einzelnen Berechnungen ist es unsinnig, eine jeweilige Standardabweichung bzw. Vertrauensintervall anzugeben, daher die leeren Felder. - 14 - Praktikumsbericht Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist 3.3.2 Fehlerrechnung • s1,rel: -Ablesefehler Messkolben: -Eichfehler Messkolben: -Auslauffehler Messkolben: ± ± ± ± 0.5 0.1 0.5 1.1 mL mL mL mL Es wurde ein 100 mL Messkolben verwendet, daraus ergibt sich für s1,rel: s1, rel = 100% ⋅ • 1.1mL = 1.1% 100mL s2,rel: -Eichfehler Waage: -Einfüllfehler: ± 0.001 g ± 0.010 g ± 0.011 g Es wurden 1.978 g eingewogen, daraus ergibt sich für s2,rel: s2,rel = 100% ⋅ • 0.011g = 0.56% 1.978 s3,rel: Messfehler des Thermometers: ± 0.01 K s3, rel = 100% ⋅ 0.01K = 0.08% 13.248K Stheo, Eis = 1.12 + 0.562 + 0.082 = 1.24% Aufgrund der Tatsache, dass Cp,K in einem Vorversuch ermittelt wurde, ist dieser Wert noch fehlerbelastet. Das bedeutet, dass die Fehlerfortpflanzung beachtet werden muss. Dafür wird folgende Formel verwendet: ∆ s H = −C p ∆T n (2.3) Dies ist also eine Funktion, die von Cp, ∆T und n abhängig ist: y = f (C p , ∆T , n) Diese Funktion wird nun nach jeder Variablen abgeleitet: - 15 - (2.4) Praktikumsbericht Kalorimetrie Cp ⎛ ∆T ⎞ 2 ⎛ ⋅⎜− ⎟ + S ∆T ⋅ ⎜⎜ − ⎝ n ⎠ ⎝ n 2 S y = S Cp 2 2 Lars Müller, Raphael Sigrist ⎞ ⎛ ∆T ⋅ C p ⎞ ⎟⎟ + S n 2 ⋅ ⎜⎜ ⎟⎟ 2 ⎠ ⎝ n ⎠ 2 Cp ∆T ⎞ 2 ⎛ 2 ⎛ S y = S Cp ⋅ ⎜ − ⎟ + S ∆T ⋅ ⎜⎜ − ⎝ n ⎠ ⎝ n 2 ⎞ ⎛ ∆T ⋅ C p ⎟⎟ + S n 2 ⋅ ⎜⎜ 2 ⎠ ⎝ n 2 2 ⎞ ⎟⎟ ⎠ (2.5) 2 2 J ⎞ J ⎛ ⎛ 2 2 555.9 ⎟ 2.71K ⋅ 555.9 ⎜ ⎜ J ⎞ ⎛ 2.71K ⎞ ⎛ 2 K ⎟ + (0.057 mol )2 ⋅ ⎜ K S y = ⎜ 0.486 ⎟ ⋅ ⎜ − ⎟ + (0.017 K ) ⋅ ⎜ − 2 K ⎠ ⎝ 0.46mol ⎠ 0.21mol ⎜ 0.46mol ⎟ ⎜ ⎝ ⎜ ⎟ ⎜ ⎝ ⎠ ⎝ ⎞ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟ ⎠ Sy = 409 J·mol-1 = 0.41 kJ·mol-1 Da der Wert von ∆sH direkt abhängig ist von Cp,K, ist es unsinnig, in diesem Fall für ∆sH den kleineren Fehler der Fehlerfortpflanzung anzugeben. Es wird anstelle das Vertrauensintervall (1.2 kJ·mol-1, aus Fehlerberechnung erhalten, s. Tab.) für die Resultatangabe verwendet, da es den (kleineren) Fehler aus der Fortpflanzung miteinschliesst. 3.3.3 Diagramm Fig. 3.4: Die Abbildung zeigt den Temperaturverlauf beim Lösen von ca. 2g LiCl in Wasser während eines unbestimmten Zeitintervalls t. 23 22.5 θ / °C 22 21.5 21 20.5 20 0 50 100 150 200 250 Zeit t [s] - 16 - 300 350 400 450 2 Praktikumsbericht Kalorimetrie Lars Müller, Raphael Sigrist 4. Diskussion • Für das Kalorimeter wurde eine Wärmekapazität von 137.7 ± 4.8 J·K-1 ermittelt. Gemäss Definition sollte ein Kalorimeter eine möglichst geringe Wärmekapazität haben, um möglichst genau die Umstände eines abgeschlossenen Systems zu simulieren. Bei den durchgeführten Versuchen lagen die jeweiligen ermittelten Werte deutlich höher (im kJ-Bereich), wodurch das Kalorimeter die Resultate nicht wesentlich beeinflusst hat. • Der Literaturwert von Schmelzenthalpie ∆mHEsp von Eis liegt gemäss [5] bei 6 kJ·mol-1. Umgerechnet auf kJ·kg-1 ergibt dies 6 kJ·mol-1 : 18 g·mol-1 = 0.333 kJ·g-1 = 333 kJ·kg-1. Unser errechneter Wert liegt bei 343 ± 43.6 kJ·kg-1 und ist somit äusserst befriedigend. • Der Literaturwert von ∆sH = -37.03 kJ·mol-1 (Handbook of Physics and Chemistry)[4] liegt in der Nähe vom ermittelten -32.3 ± 1.2 kJ·mol-1. Auf Grund dieser Tatsache das Resultat als Näherung zufriedenstellend, in Anbetracht der vielen möglichen Fehlerquellen. Diese können beim Umleeren von Flüssigkeiten sowie Feststoffen, bei den Ungenauigkeiten der Messgeräte und Ablese- bzw. Abmessfehler. • Es wurde bei der Aufnahme der Messdaten beobachtet, dass die Drehgeschwindigkeit des Magnetrührers einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die Löslichkeit des Salzes haben kann. Falls zu stark gerührt wurde (600 Umdrehungen/Minute) wurde das Salz nicht komplett gelöst. Bei Durchführung mit ca. 300 Umdrehung/Minute gab es keine Probleme. • Das Kalorimeter wird als abgeschlossenes System betrachtet. Jedoch wird dem System eine Energie über den Magnetrührer zugeführt, dessen kinetische Energie durch Reibung ins System übertragen werden kann. Dieser Umstand wurde als geringfügig eingestuft und bei den Fehlerberechnungen nicht berücksichtigt. 5. Literaturnachweise [1] E. Meister, A. Schweiger, Praktikum Allgemeine Chemie Teil physikalische Chemie, 4. Auflage 2003, Laboratorium für physikalische Chemie ETHZ, Zürich, 2003 [2] H. Schönberg, Praktikum in allgemeiner Chemie, anorganische und analytische Chemie, ETH Zürich, Zürich, 2003 [3] A. Holleman, Lehrbuch der anorganischen Chemie, 101. Auflage, Walter de Gruyter, Berlin, 1995 [4] D. Lide, Handbook of Physics and Chemistry, 84. Auflage 2003-2004, CRC-Verlag 2003 [5] C. Mortimer, Chemie – Das Basiswissen der Chemie, 5. Auflage, Georg-ThiemeVerlag, Stuttgart, 1987 - 17 -