M E D I Z I N Andreas Geier1 Carsten Gartung1 Gundula Staatz2 Huan N. Nguyen1 Siegfried Matern1 Zusammenfassung Die durch die weite Verbreitung der Sonographie nachgewiesenen fokalen Raumforderungen der Leber erfordern eine rasche weiterführende Diagnostik zur Klärung ihrer Dignität. Von entscheidender klinischer Bedeutung ist, ob es sich um einen Zufallsbefund handelt oder bereits ein Tumorleiden oder eine chronische Lebererkrankung einschließlich einer Leberzirrhose bekannt ist. Die Sonomorphologie mit Unterteilung in echofreie, echoarme oder echogene Raumforderungen stellt ein weiteres wichtiges Kriterium dar. In der weiterführenden Diagnostik sind gegenwärtig die Magnetresonanz- und die Computertomographie die wichtigsten bildgebenden Verfahren. Letztlich kann die Dignität einer fokalen Leberläsion oft aber nur histologisch mittels sonographischer, computer- und magnetresonanztomographischer oder endoskopischer Punktionstechniken F ortschritte in der modernen Bildgebung und deren weite Verbreitung und Verfügbarkeit haben im letzten Jahrzehnt häufiger zum Nachweis fokaler Raumforderungen in der Leber geführt. Zumeist werden diese Leberläsionen nicht im Rahmen einer hepatologischen Diagnostik bei vorbestehender Lebererkrankung entdeckt, sondern ergeben sich in der Basisversorgung häufig zufällig durch die breite Anwendung der Sonographie im Rahmen einer Routineuntersuchung oder während der Abklärung anderer Grunderkrankungen. In der nachfolgenden Übersicht sind unter Berücksichtigung moderner Diagnoseverfahren die häufigsten benignen und malignen Raumforderungen der Leber im klinischen Kontext dargestellt, um rasch deren Dignität und damit das weitere therapeutische Vorgehen zu klären. Eine zielgerichtete Abklärung verhindert dabei ein unnötiges Risiko für den Patienten durch eine Überdiagnostik und daraus resul- A 3120 Moderne Diagnostik benigner und maligner Raumforderungen der Leber eindeutig geklärt werden. Entscheidend für die rationale, gesundheitsökonomisch sinnvolle Abklärung einer Leberraumforderung ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärzten, Hepatologen und interventionellen Radiologen. Schlüsselwörter: Leberrundherd, Sonographie, Computertomographie, Magnetresonanztomographie, Leberbiopsie Summary Diagnosis of Benign and Malignant Liver Lesions A focal lesion of the liver requires an immediate diagnostic work-up to determine its potential malignancy when detected by abdominal ultrasound. The distinction between either random findings by ultrasound or a past history of malig- tierende höhere Kosten, insbesondere angesichts der gegenwärtig angespannten Finanzsituation im Gesundheitswesen. Fortschritte in der bildgebenden Diagnostik Das diagnostische Spektrum der Lebersonographie als Eingangsuntersuchung ist durch die farbkodierte Dopplersonographie zur Darstellung vaskulärer Strukturen in den Raumforderungen erweitert worden. In den letzten Jahren wurde an medizinischen Zentren eine zunehmende Erfahrung mit echosignalverstärkter Power-Dopplersonographie, zum Teil in Verbindung mit Ultra- 1 Medizinische Klinik III (Direktor: Prof. Dr. med. Dipl.Biochem. Siegfried Matern), Universitätsklinikum der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen 2 Klinik für Radiologische Diagnostik (Direktor: Prof. Dr. med. Rolf Günther), Universitätsklinikum der RheinischWestfälische Technische Hochschule Aachen nancy or known chronic liver disease including cirrhosis is of major clinical importance. Another important aspect for further work-up resembles the ultrasonic appearance of the liver lesion which can be subdivided into echofree, hypoechoic or echogenic hepatic lesions. The two presently most important diagnostic procedures include magnetic resonance tomography and computed tomography. However, histology is often required to distinguish benign from malignant lesions by puncture either guided by ultrasound, magnetic resonance and computed tomography or endoscopic techniques. The close collaboration between general practitioners, hepatologists and interventional radiologists is necessary to obtain a rational approach to patients with focal liver lesions. Key words: liver lesion, ultrasound, computed tomography, magnetic resonance tomography, liver biopsy schallkontrastmitteln gesammelt, die eine sensitivere Detektion niedriger Flussgeschwindigkeiten zulässt, jedoch aufgrund hoher Kosten und langer Untersuchungszeiten noch nicht zur Routinediagnostik gehört (5). In jüngster Zeit konnte durch Verminderung von Bewegungsartefakten eine deutliche Verbesserung der Bildqualität mit Tissue Harmonic Imaging (THI, ohne Kontrastmittel) und Contrast Harmonic Imaging (CHI, mit Kontrastmitteln) erreicht werden (2). THI erlaubt eine präzisere Darstellung echoarmer Strukturen durch Kontrastanhebung, CHI erleichtert die Zuordnung vaskularisierter Herde. Aufgrund hoher Kosten und unklarer Vergütung sind diese beiden Untersuchungstechniken bisher ausschließlich spezialisierten Zentren vorbehalten (2). Weitere Verbreitung haben dagegen sonographische Bildgebungstechniken mit leberspezifischen Kontrastmitteln gefunden. Das seit 1995 in Deutschland verfügbare Levovist (Schering AG, Berlin) weist eine le- Deutsches Ärzteblatt½ Jg. 98½ Heft 47½ 23. November 2001 M E D I Z I N berspezifische Spätphase fünf Minuten nach Injektion auf und erleichtert sowohl die Detektion von isointensen Metastasen, die im konventionellen Ultraschall nicht erkennbar sind, (1) als auch die Unterscheidung maligner von benignen Läsionen (25). Es bedarf allerdings spezieller, kontrastmittelverstärkender Bildgebungstechniken wie der „stimulierten akustischen Emission“ (SAE), bei der ein kurzlebiges, intensives Signal durch die Zerstörung der Mikrobläschen entsteht, um die Intensität der Signalverstärkung anzuheben. Aufgrund erster Erfahrungen könnte diese Methode in der Zukunft eine viel versprechende Alternative zu Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) darstellen, größere Vergleichsstudien stehen aber derzeit noch aus. Technische Weiterentwicklungen der Computertomographie (CT) geben dem Kliniker heute drei prinzipiell verschiedene Methoden der Leberdarstellung an die Hand. Die bekannte konventionelle, dynamische CT-Untersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel (KM) wurde im letzten Jahrzehnt um die Spiral-CT (SCT) erweitert. Je nach Aufnahmebedingungen können Schichtdicken kleiner als 3 mm rekonstruiert werden, was zur besseren Erkennung kleiner Läsionen geführt hat (29). Goldstandard der Diagnostik kleinerer Läsionen, insbesondere bei Malignomen kleiner als 1 cm, ist die CT-Arterioportographie mit optimaler Darstellung dieser zumeist arteriell versorgten Tumoren. Aufgrund ihres invasiveren Charakters bleibt diese Methode jedoch überwiegend der präoperativen Diagnostik vor chirurgischer Resektion vorbehalten (29). Die Untersuchung der Leber mittels Magnetresonanztomographie (MRT) ist zuletzt immer mehr in Konkurrenz zur CT getreten. Weiterentwicklung der Spulen, Optimierungen der Aufnahmeparameter und vor allem die Entwicklung spezifischer Kontrastmittel zur hepatologischen Diagnostik haben dieses Verfahren bei vielen Fragestellungen bereits zur Methode der Wahl werden lassen. Leberzellspezifische Kontrastmittel vom Typ der Gadolinium-Chelate oder Mangan-Chelate, die sich in Leberparenchym und Gallenwegen anreichern und retikuloendotheliale Kon- trastmittel vom Typ der Eisenoxid-Partikel, die zu einer Reduktion der Signalintensität von Lebergewebe führen, ermöglichen teilweise eine sensitivere Detektion und bessere Charakterisierung vieler hepatischer Läsionen als die CT (21, 31). Auf dem Gebiet der Nuklearmedizin konnten die seit langem bekannten, planaren Darstellungen mit 99mTechnetium-markierten SchwefelKolloiden beziehungsweise Erythrozyten (Blutpool-Szintigraphie) durch die Einführung der Single Photon Emission Computed Tomography (SPECT), einer tomographischen Untersuchung mit rotierender Kamera, ´ Tabelle 1 C in Bezug auf ihre Sensitivität deutlich verbessert werden. Da diese Technik jedoch weiterhin der CT oder MRT unterlegen ist, haben die nuklearmedizinischen Verfahren nur in der Charakterisierung von unklaren Befunden Bedeutung, vor allem bei Verdacht auf Hämangiom oder fokal noduläre Hyperplasie (17). Von bislang noch weitgehend akademischem Interesse ist die Malignomdiagnostik der Leber mittels Positronenemissionstomographie (PET) oder tumorspezifischen, markierten Antikörpern, die bislang nur eine geringe Sensitivität aufweisen und lediglich an Zentren angeboten werden. Zur hi- ´ Sonographisches Erscheinungsbild verschiedener Leberläsionen Echofreie Läsionen echogleiche bzw. schwach echogene Läsionen echogene Läsionen Zyste Metastasen Metastasen Echinokokkus-Zyste Adenom hepatozelluläres Karzinom (HCC) frisches Hämatom fokal noduläre Hyperplasie (FNH) Cholangiokarzinom (CCC) eingeschmolzener Abszess frischer Abszess Hämangiom Metastase (nekrotisch) hepatozelluläres Karzinom (HCC) organisiertes Hämatom Caroli-Syndrom fokale Minderverfettung fokale Verfettung Grafik 1 Diagnostik hepatischer Raumforderungen bei wegweisender Anamnese (Malignom, Cholestase, vorbestehende Hepatopathie). CCC, cholangiozelluläres Karzinom; HCC, hepatozelluläres Karzinom Deutsches Ärzteblatt½ Jg. 98½ Heft 47½ 23. November 2001 A 3121 M E D I Z I N stologischen Sicherung der Dignität einer Leberläsion stehen mit der entweder durch Ultraschall, CT oder MRT gesteuerten Leberpunktion und der Laparaskopie mehrere Verfahren zur Verfügung. Insbesondere die Entwicklung kleinerer, endoskopischer Optiken hat zur Verbreitung der minimalinvasiven ´ Tabelle 2 C Laparaskopie (Minilaparaskopie) beigetragen, bei der unter Sicht nach Einführen zweier dünner Trokare (2,75 mm Optikkanal, 2 mm Biopsiekanal) neben der visuellen Inspektion der Leberoberfläche und des Peritoneums Gewebeproben mit einer Biopsiezange entnommen werden können (11, 12). Diagnostisches Vorgehen Der erstmalige Nachweis einer Leberläsion erfolgt in der Regel durch die Sonographie und ist in den meisten Fällen nicht pathognomonisch. Klinisch entscheidend für das weitere Vorgehen ist, ob es sich um einen Zufallsbefund han- ´ Diagnosekriterien der häufigsten malignen Raumforderungen Metastasen Hepatozelluläres Karzinom Ultraschall/ Farbdoppler echoreich oder echoarm, mit Wachstum zentrale Echoverstärkung („Bulls Eye“), echoarmer Halo, selten Verkalkungen (8, 13, 19, 23) echoarm (Frühstadium) bis variable Echogenität, z. T. echovermehrt mit echoarmem zentrale Narbe, selten Randsaum (Spätstadium) Verkalkungen (8, 13, 19, 22) Farbdoppler: Hypervaskularisation, „Basket-Pattern“, Pfortaderinvasion (8, 9, 19, 23, 33) echoreiche, strangförmige, infiltrierende Struktur, echoarmer Randsaum, dilatierte Gallengänge (8, 9, 13, 19) CT/CTAP/SCT nativ: hypodens KM: variabel, z. T. periphere Anreicherung, z. T. hypodens; hypervaskuläre Metastasen z. T. isodens (8, 9, 19, 22, 32) nativ: hypodens, unregelmäßiger Rand KM: rasche, starke, heterogene Anreicherung in der arteriellen Phase (8, 9, 19) nativ: isodens bis leicht hypodens KM: isodens bis hyperdens, z. T. zentrale Narbe, hypodense, fibröse Septen (8, 9, 14, 19, 22) nativ: hypodens bis isodens KM: zentral verzögerte Anreicherung (8, 9, 19) MRT nativ: hypointens in T1 (Ausnahme Melanom stark hyperintens), hyperintens in T2, Zentrum oft mit Schießscheibenmuster, Halo-Ring Gadolinium: Anreicherung peripher oder flächig, perifokales Ödem in T1 (3, 8, 15, 19, 20, 21) nativ: hypointens in T1, hyperintens in T2, Gadolinium: arterielle Anreicherung, Gefäßinvasion SPIO: initialer Signalanstieg (6, 8, 9, 19, 2) nativ: hypo- bis isointens in T1, heterogen hyperintens in T2, hypointense Narbe und Septen in T1 und T2, Gadolinium: heterogene Anreicherung (8, 19) nativ: hypointens bis isointens in T1, hyperintens mit hypointensem Zentrum in T2, sternförmiger Rand Gadolinium: frühe periphere Anreicherung, inkomplette zentripetale Füllung (8, 9, 13, 21) Angiographie hypo- bis hypervaskulär, AV-Shunts (8, 24) hypervaskulär („Buschmuster“), irreguläre Kaliber, AV-Shunts, Gefäßeinbruch, Verdrängung der peripheren Gefäße (8, 18, 22) hypervaskulär (8) gefäßarm, Irregularitäten, initiale Darstellung der Peripherie, keine Gefäßeinbrüche (19, 24) Szintigraphie 18F-FDG 18F-FDG 99mTc-Schwefel-Kolloid: 99mTc-Schwefel-Kolloid: Defekt (8) Defekt (8) Laparoskopie PET: Aufnahme der markierten Glucose in Metastase und Primärtumor; markierte Antikörper gegen Tumorstrukturen: Aktivität nach Antigen-Bindung 99mTc-Schwefel-Kolloid: Defekt (8, 16) PET: Aufnahme der markierten Glucose in Metastase und Primärtumor 99mTc-Schwefel-Kolloid: Defekt (13, 17, 28) scharf begrenzte Knoten, grau-weiß, harte Konsistenz, zentrale Eindellung (Krebsnabel), dunkelrote Verfärbung der Umgebung (Zahnscher Infarkt) (19) weißlich-gelb, weiche Konsistenz, häufig Hämorrhagien, zentrale Nekrose (9, 19) Fibrolamelläres hepatozelluläres Karzinom cholangiozelluläres Karzinom grau-weiß, teilweise dunkelgrün, derb, häufig Schleim produzierend (19) CTAP, Computertomographie-Arterio-Portographie; KM, Kontrastmittel; SCT, Spiralcomputertomographie A 3122 Deutsches Ärzteblatt½ Jg. 98½ Heft 47½ 23. November 2001 M E D I Z I N delt oder bereits ein Tumorleiden oder eine Leberzirrhose bekannt ist. In einer großen Sammelstatistik konnte gezeigt werden, dass in 84 Prozent der Patienten mit einem neu diagnostizierten soliden Leberrundherd (n = 1 382 Fälle) eine Lebermetastasierung bei bekanntem Tumorleiden vorlag, während die Ätiologie nur in 13 Prozent zunächst unklar blieb (34). Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sonomorphologie des Leberrundherdes, die in echofreie, echoarme und echogene Läsionen unterteilt werden kann (Tabelle 1). Der Stellenwert weiterer diagnostischer Verfahren ergibt sich in Abhängigkeit von der Einstufung der Leberläsionen als eher maligne oder be´ Tabelle 3 C nigne, beziehungsweise zunächst nicht klassifizierbar (30). Die diagnostischen Kriterien der verschiedenen Verfahren sind in den Tabellen 2 bis 4 dargestellt. Algorithmen zur Diagnostik von Raumforderungen der Leber bieten in Abhängigkeit von einer prädisponierenden Anamnese die Grafiken 1 und 2. Leberläsionen bei bekanntem Tumorleiden Bei bereits bekanntem malignen Grundleiden ist bei sonographisch neu aufgetretenen echoarmen und echogenen Leberrundherden am ehesten von Lebermetastasen extrahepatischer Tu- moren (Abbildung 1) auszugehen, die in über 90 Prozent als multiple Herde vorliegen und mindestens 20-mal häufiger auftreten als primäre Neoplasien der Leber (8). Durch SAE mit Levovist-Kontrast lassen sich auch zum Teil in konventioneller Technik nicht abgrenzbare Metastasen darstellen (4). Mit fortschreitendem Wachstum bilden sich Nekrosen mit zentraler Echoverstärkung („Bulls Eye“- oder „Schießscheiben“-Muster) und echoarmen Halo aus, selten sogar Verkalkungen (8, 13, 23). Zur Sicherung der Dignität empfiehlt sich bei echoarmen Läsionen als unmittelbar nächster Schritt die perkutane Schneidbiopsie mit einer Trucut- ´ Diagnosekriterien der häufigsten benignen Raumforderungen Adenom Fokal noduläre Hyperplasie Hämangiom Ultraschall/ Farbdoppler echoarm, variable Echogenität, Farbdoppler: venöse Signale (8, 18, 22) echoarm, sehr variable Echogenität, selten zentrale Narbe Farbdoppler: radiär angeordnete Gefäße mit hohem arteriellen Fluss Powerdoppler: versorgende Arterie in 80% nachweisbar (8, 18, 22, 33) echoreich, homogen (sog. „weißer Tumor“), mit zunehmender Größe irreguläre Binnenstruktur, posteriore Schallverstärkung (13, 18, 23) CT/CTAP/SCT nativ: hypodens bis isodens KM: früharterielle Anreicherung, hypodenses Zentrum (22) nativ: hypo- bis isodens KM: kurze, massive Anreicherung in der arteriellen Phase, zentrale, sternförmige, hypodense Narbe in 60% (18, 22) nativ: hypodens KM: frühe, periphere Anreicherung, zentripetale Füllung (IrisblendenPhänomen (18, 22) MRT nativ: isointens bis leicht hyperintens mit hypointenser Kapsel in T1, erhöhte Signalintensität nach frischer Blutung in T1, heterogen hyperintens oder isointens in T2 Gadolinium: frühe Anreicherung, später isointens (8, 21, 22) nativ: isointens in T1, leicht hyperintens in T2, zentrale Narbe hypointens in T1 in 78% Gadolinium: frühe, starke Anreicherung, hypodense Narbe SPIO: verminderte Signalintensität (7, 8, 22) nativ: hypointens in T1, stark hyperintens in T2 („light bulb“) Gadolinium: periphere noduläre Anreicherung und zentripetale Füllung (8, 18, 21, 22) Angiographie avaskulär mit umschließenden Gefäßen zentrale versorgende Arterie (60%), oder hypervaskularisiert mit peripherer typische Radspeichen-ähnliche GefäßGefäßversorgung (8, 15, 22, 24) strukturen (8, 22, 24) schnelle KM-Füllung mit verzögerter venöser Phase, venöse Seen (typ. „Cotton wool“-Bild), z. T. falschnegativ bei Läsionen <2 cm (8, 22, 24) Szintigraphie 99mTc-Schwefel-Kolloid: 99mTc-Erythrozyten-Blutpool-Szinti- Laparoskopie Aufnahme vermindert (80% fokaler Defekt) 99mTc-IDA: (hepatobiliäre Funktionsszintigraphie) ohne Anreicherung (18, 22) 99mTc-Schwefel-Kolloid: Mehrspeicherung pathognomonisch (8, 17, 18, 22) gelblich bis hellrot, z. T. gestielt, rot bis gelbbraun, gelappte Oberfläche, gummiartige Konsistenz, große Gefäße z. T. gestielt, derbe Konsistenz (18, 22) an der Oberfläche (15, 18, 22) graphie: initiale Hypoperfusion, periphere Anreicherung, Perfusions-Blutpool-Missverhältnis 99mTc-Schwefel-Kolloid: Defekt (8, 17, 18, 22) „Blickdiagnose“, blaurot bzw. purpurrot, durch Pseudokapsel scharf abgegrenzt, knollenartiger Aufbau, Lage subkapsulär, überragen Kapsel nur wenig (18) CTAP, Computertomographie-Arterio-Portographie; SCT, Spiralcomputertomographie A 3124 Deutsches Ärzteblatt½ Jg. 98½ Heft 47½ 23. November 2001 M E D I Z I N Nadel, die sonographisch, beziehungsweise alternativ bei eingeschränktem Zugang (zum Beispiel subdiaphragmal oder gefäßnah) computertomographisch erfolgen sollte (30). Differenzialdiagnostisch kommen bei echogenen Herden trotz vorbekanntem Tumorleiden in erster Linie auch Hämangiome in Betracht, die zunächst mittels einer kontrastangehobenen CT durch das typische lakunäre Kontrastmittelanreicherungsverhalten und Irisblendenphänomen vor einer geplanten Punktion ausgeschlossen werden sollten. Weitergehende Diagnostik mittels CT oder MRT bei echoarmen Läsionen ist nur erforderlich, wenn eine Resektion des Tumorherdes in Betracht kommt (Tabelle 2). Abhängig von der Größe liegt die Sensitivität der CT zwischen 55 Pro-zent (< 15 mm Durchmesser) und 92 Prozent (> 15 mm Durchmesser), wobei die CT-Arterioportographie als allerdings invasive Maßnahme präoperativ die höchste Sensitivität bei kleinen Herden bietet (19, 32). Im MRT liegt die Sensitivität bei größeren Herden zwischen 85 und 95 Prozent und kann durch Verwendung von superparamagnetischen Eisenoxiden (SPIO) ´ Tabelle 4 C Grafik 2 Diagnostik bei zufällig nachgewiesenen Raumforderungen in der Leber (keine wegweisende Anamnese) ´ Diagnosekriterien pseudotumoröser Raumforderungen Zyste Echinococcus-Zyste Abszess Fokale Verfettung Ultraschall/ Farbdoppler dünnwandig, begrenzt, echo- echoarm, Binnenechos durch frei, dorsale SchallverstärDebris, Septierung durch kung (8, 13, 18) Tochterzysten, „Wasserlilienzeichen“ (13, 23) variabel, zumeist echoarm, unscharf begrenzt, gasbedingte Spiegelbildung, Debris (8, 13, 18, 23) variabel, echoreich (22) CT/CTAP/SCT nativ: scharf begrenzt, homo- nativ: scharf umschrieben, gen, dünnwandig, Dichte gelappt, Radspeichenvon Wasser (+0 bis +15 HE) Septierungen (3) KM: keine Anreicherung (8, 18) nativ: hypodens (Dichte höher als Wasser), dickwandig, Septen, Spiegelbildungen KM: periphere Anreicherung (8, 18) nativ: hypodens (Dichte von Fett), scharf abgrenzbar, kein Verdrängungseffekt (8, 22) MRT nativ: hypointens in T1, hyperintens in T2, extrem dünnwandig Gadolinium: ohne Anreicherung (8, 21) nativ: hypointens in T1, hyperintens in T2 Gadolinium: periphere ringförmige Anreicherung (8) nativ: hypointens in T1, hypointens in T1-FettSupressionstechnik, hypobis isointens in T2 (8, 22) Angiographie hypovaskulär (8) Szintigraphie 99mTc-Schwefel-Kolloid: 99mTc-Schwefel-Kolloid: Defekt (8) Aufnahme normal (8, 16, 22) nativ: hypointens in T1, hyperintens in T2, scharf umschrieben, gelappt, Radspeichen-Septierungen (3) CTAP, Computertomographie-Arterio-Portographie; SCT, Spiralcomputertomographie Deutsches Ärzteblatt½ Jg. 98½ Heft 47½ 23. November 2001 A 3125 M E D I Z I N Echofreie Leberläsion blutungen auftreten können (13, 15). Im Ultraschall zeigt sich in der Regel ein unspezifischer Befund einer gut abgrenzbaren, echoarmen Läsion mit allerdings variabler Echogenität (8, 18, 22). Auch die schnittbildgebenden Verfahren ermöglichen häufig keine Abgrenzung von anderen Tumoren (Tabelle 3). Abhängig von einer sich bereits ereigneten Blutung zeigt die hypo- bis isodense Läsion im CT eine deutliche, früharterielle und/oder irreguläre Kontrastmittelanreicherung mit hypodensem Zentrum, ähnlich der Narbe einer fokal nodulären Hyperplasie. Die Etwa zehn Prozent der Bevölkerung weisen Leberzysten auf, die zumeist solitär vorliegen und bis zu 20 cm groß sein können (8, 23). Die Diagnose wird in fast allen Fällen durch das typische Bild einer dünnwandig begrenzten, echofreien Struktur mit dorsaler Schallverstärkung im Ultraschall gestellt (Abbildung 2) (8, 13, 18). Selten wird eine CT oder MRT zur IdentifiAbbildung 1: Metastase eines Kolonkarzinoms: sonogra- kation erforderlich phisch solitäre Raumforderung im rechten Leberlappen mit (Tabelle 4). Als SonVerdrängung einer Lebervene derform gilt die parasitäre Zyste durch noch erhöht werden (19, 32). Sonogra- Echinococcus granulosus phisch echofreie Leberrundherde mit oder multilocularis (Abbildorsaler Schallverstärkung, zartem dung 3), die im Ultraschall als Randsaum und vollständig echofreiem echoarm mit Binnenechos Lumen entsprechen auch bei Patienten durch Debris beziehungsweimit bekanntem Tumorleiden in erster se eine Septierung durch Linie Zysten, da nur ein bis zwei Pro- Tochterzysten (E. multilocuzent aller Metastasen als reine Zysten laris) auffällt (13), die Ablöimponieren (20). sung einer Endozyste führt zum typischen „WasserlilienZeichen“ (23). Als sonograLeberläsionen als sonographischer phisch echofreie Leberrund- Abbildung 3: Echinococcuszyste: computertomographisch zyZufallsbefund herde können des Weiteren stische Läsion im rechten Leberlappen mit Septenbildung Bei fehlendem Tumorleiden kommen frische Hämatome, eingedifferenzialdiagnostisch in Abhängig- schmolzene Leberabszesse keit von der Sonomorphologie des Le- sowie multiple zystische Läsionen des Unterscheidung gelingt hier manchmal berrundherdes neben Metastasen vor Caroli-Syndroms imponieren. in der MRT, die bei ähnlichem Konallem Zysten und Hämangiome, seltetrastverhalten nach Blutung oder Nener aber auch Adenome, eine fokal krose im Adenom in T1-gewichteten Echoarme Leberläsion noduläre Hyperplasie, eine umschrieSequenzen ein hypointenses Zentrum bene Mehr- oder Minderverfettung, Ebenso wie bei Patienten mit bekann- aufweist, während dagegen die FNHAbszesse oder primäre Neoplasien der tem Tumorleiden stellen Metastasen Narbe Kontrastmittel aufnimmt (22). bei bisher unbekanntem Primärtumor Bleibt die Diagnose jedoch unsicher, ist Leber vor. den Großteil aller echoarmen trotz wegweisender Befunde bei suLäsionen in der Leber dar. spektem Befund der bioptische AusAdenome als häufigste benig- schluss eines Malignoms notwendig. ne echoarme Lebertumoren Als zweithäufigste der benignen treten aufgrund ihrer ätiologi- echoarmen Läsionen tritt die fokal schen Assoziation mit der noduläre Hyperplasie (FNH) ebenfalls Einnahme oraler Kontrazep- häufiger bei Frauen auf, zumeist zwitiva wesentlich seltener als schen der dritten und fünften Dekade Metastasen auf und sind mei- (8). Auch hier ist die Erscheinung der stens bei jungen Frauen mit in vorwiegend echoarmen Struktur im Ulden letzten Jahren steigender traschall sehr variabel und kann ein Inzidenz nachzuweisen. Die vieldeutiges, untypisches Bild bieten. oft mehr als 10 cm großen Tu- Die bekannte zentrale Narbe kann nur moren werden häufiger durch selten im Ultraschall dargestellt werden. Oft finden sich dopplersonograAbbildung 2: Leberzyste: sonographisch echofreie Raumfor- Schmerzereignisse im Oberderung mit dorsaler Schallverstärkung bauch apparent, die nach Ein- phisch radiär verlaufende Gefäße mit A 3126 Deutsches Ärzteblatt½ Jg. 98½ Heft 47½ 23. November 2001 M E D I Z I N Szintigraphie an, die hier im Gegensatz zu den meisten genannten Raumforderungen eine pathognomonische Speicherung der Aktivität erkennen lässt (8, 17). Daher wird nur in sehr seltenen Fällen zur Diagnosesicherung eine Gewebeentnahme notwendig. Bei Abszessen liefert die Sonographie ein variables Bild, zumeist sind die Herde aber echoarm, unscharf beAbbildung 4: Fokal noduläre Hyperplasie (FNH): computer- grenzt und weisen im Inneren tomographisch multifokale FNH mit zentraler Narbe nach gasbedingte SpiegelbildunKontrastmittelgabe gen oder Debris auf (8, 13, 18, 23). Die Diagnosestellung ergibt sich bei Abszessen häufig schon aus einem pyogenen Streuherd in der Anamnese. Computertomographisch zeigen sich hier eine dickere Wand, Septen und Spiegelbildungen, die Dichte ist häufig höher als Wasser (8). Sowohl CT als auch MRT erlauben nach Kontrastmittelgabe die Identifikation anhand der typischen peripheren, ringförmigen Kontrastmittelanreicherung (8) (Tabelle 3). Abbildung 5: Hämangiom: sonographisch echoreiche RaumZur Darstellung einer echoforderung armen Leberläsion im Ultraschall kann es aber auch durch peripher hohem arteriellen Flussmuster eine fokale Minderverfettung kommen. (18, 23), und mit der echoverstärkten Die Diagnose kann hier kernspintomoPower-Dopplersonographie kann in bis graphisch oder durch eine normale Aufzu 80 Prozent der Fälle eine zentrale, nahme in einer 99mTc-Schwefel-Kolloidversorgende Arterie nachgewiesen Szintigraphie bestätigt werden (22) (Tawerden (22). In der Kontrastdarstel- belle 4). lung mit Levovist kann dieses charakteristische Muster manchmal besser darEchoreiche Leberläsion gestellt und vom mosaikartigen Muster eines HCC unterschieden werden (25). Die häufigste, benigne echoreiche LäIn der CT kann der nativ hypo- bis iso- sion der Leber ist mit 0,4 bis 20 Prodense Herd anhand einer kurzen, mas- zent das Hämangiom, wobei Frauen siven Anreicherung in der arteriellen sechsmal häufiger betroffen sind (22). Phase erkannt und dabei in 60 Prozent Die Größe kann zwischen wenigen der Patienten eine hypodense Narbe Millimetern und über 20 cm liegen, abgegrenzt werden (Abbildung 4) (22). und ab 4 cm Größe werden diese Im MRT wird die charakteristische Raumforderungen im angloamerikaniNarbe sogar in 78 Prozent dargestellt. schen Sprachgebrauch als „giant hemZur Abgrenzung gegenüber anderen angioma“ bezeichnet (8). Die Herde Läsionen wie Hämangiomen, Adeno- werden zumeist inzidentell als echomen oder hepatozellulären Karzino- reiche Raumforderung im Ultraschall men (HCC), die ebenso zentrale nar- festgestellt (Abbildung 5) und erscheibenähnliche Strukturen aufweisen kön- nen als „weißer Tumor“ mit zum Teil nen, bietet sich die Schwefel-Kolloid- posteriorer Schallverstärkung (18, 23). A 3128 Auch unter Zuhilfenahme der farbkodierten Dopplersonographie gelingt eine verlässliche Diagnosesicherung selten (23). Diese kann häufig in der CT mit einer Sensitivität und Spezifität von mehr als 90 Prozent anhand der typischen, zentripetalen Füllung der hypodensen Läsionen nach Kontrastmittelapplikation, dem so genannten Irisblendenphänomen, gesichert werden (Abbildung 6) (18, 22). MR-tomographisch besteht im Vergleich zur CT eine höhere Sensitivität bei Läsionen unter 2 cm (8, 18, 22). Bei weiterhin unklarem Befund kann die Blutpool-Szintigraphie mit 99mTechnetium-markierten Erythrozyten die Diagnose sichern (Tabelle 3). Eine Angiographie steht aufgrund der hohen Invasivität am Ende der Untersuchungskette (24). Eine Punktion eines Hämangioms ist wegen der extremen Blutungsgefahr immer kontraindiziert. Neben der häufig diffusen Verfettung im Sinne einer Steatosis hepatis kann selten auch eine fokale Verfettung auftreten und als Pseudotumor imponieren. Anamnestisch sollten assoziierte Faktoren wie Adipositas, Diabetes mellitus, Mangelernährung oder Alkoholismus berücksichtigt werden (23, 26). Der Sonographiebefund ist zumeist unspezifisch mit echoreicheren Läsionen. Die Diagnose kann mit einer hohen Sensitivität und Spezifität kernspintomographisch gestellt werden (8) (Tabelle 4). Typischerweise fehlt ein Verdrängungseffekt auf umliegende Leberstrukturen (13). Hilfreich kann eine 99mTc-Schwefel-Kolloid-Szintigraphie sein, die im Gegensatz zu vielen der oben genannten Raumforderungen eine normale Aufnahme zeigt (22). Leberläsionen bei chronischer Lebererkrankung Klinisch relevant ist neben der Sonomorphologie des Leberrundherdes, ob bei dem Patienten bereits eine langjährige Lebererkrankung beziehungsweise bereits eine Leberzirrhose vorliegt, die ihn für die im Vergleich zu Metastasen weitaus selteneren primären Neoplasien der Leber einschließ- Deutsches Ärzteblatt½ Jg. 98½ Heft 47½ 23. November 2001 M E D I Z I N zeigen (9, 19). In der Detekti- geringen Sensitivität bei kleineren Tuon und Ausbreitungsdiagno- moren nur ein begrenzter Stellenwert stik hat gegenwärtig die MRT eingeräumt (17, 28). Bei Risikopatienmit geeigneten Kontrastmit- ten empfiehlt sich als Screening die teln eine herausragende Stel- halbjährliche Durchführung einer ablung (6, 30) (Tabelle 2). Die dominalen Sonographie in KombinatiLäsionen erscheinen hier zu- on mit einer AFP-Bestimmung (6). Einen besonderen Subtyp stellt promeist hypointens in T1-gewichteten und hyperintens in gnostisch die fibrolamelläre Variante T2-gewichteten Sequenzen des HCC (FHCC) dar, die vor allem mit einer Gadolinium-Kon- jüngere Patienten zwischen dem 5. und trastanreicherung vor allem 35. Lebensjahr betrifft und vorwiegend a in der arteriellen Phase in einer nichtzirrhotischen Leber auf(Abbildung 7). Kontrastdar- treten kann. Abweichend vom Ultrastellungen mit superparama- schallbefund eines HCC ist öfter eine gnetischen Eisenoxiden er- zentrale Narbe zu sehen, selten auch möglichen zum Teil eine Un- Verkalkungen, sodass die Unterscheiterscheidung von anderen dung eines FHCC von einer FNH sehr Malignomen, da beim HCC schwierig sein kann (8, 9, 13). Die Beein initialer Signalanstieg stimmung des AFP trägt wenig zur Diafestgestellt werden kann (27). gnosestellung bei und ist zumeist nicht Neben der bildgebenden Un- im pathologischen Bereich (9). In der tersuchung sollte immer eine weiteren Diagnostik hat das MRT ähnBestimmung des alpha-Feto- lich wie beim HCC eine vorherrschende proteins (AFP) bei HCC- Bedeutung (Tabelle 2). b Verdacht durchgeAbbildung 6: Hämangiom: a) computertomographische Dar- führt werden, allerstellung in der früharteriellen Phase mit lakunärem Anreicherungsverhalten und b) mit homogener Kontrastmittelan- dings weist die alleiBestimmung reicherung in der Spätphase bis auf ein kleines thrombosier- nige tes Areal dieses Tumormarkers eine niedrige lich primärem hepatozellulären Karzi- Sensitivität und Spezifität auf nom (HCC) prädestiniert. Mit 1 Milli- (6). Bei unklarer Dignität der on Neuerkrankungen pro Jahr ist das Leberläsion stellt die Gewinhepatozelluläre Karzinom weltweit nung einer Histologie den das häufigste viszerale Malignom, in letzten Schritt der Diagnostik Deutschland beträgt die Inzidenz ein dar, auch wenn manche Klinibis vier Neuerkrankungen pro 100 000 ker dieses Vorgehen wegen Einwohner pro Jahr (8, 9). Als Risi- der Gefahr von Tumorzella kofaktoren gelten vor allem Zirrho- aussaat (Stichkanalmetastasen bei chronisch viraler Hepatitis sen) bei resektablen TumoB und C und Hämochromatose. Sym- ren ablehnen (15). ptomatische Patienten präsentieren Die Bedeutung der Compusich im fortgeschrittenen Stadium mit tertomographie liegt beim Schmerzen im Oberbauch oder bereits HCC (Abbildung 8) neben tastbarer Raumforderung. Mit zu- dem Nachweis der Läsion in nehmender Routinediagnostik werden der Verlaufskontrolle eines beHCC-Patienten aber auch im asympto- kannten Tumors (30). Die CTmatischen Stadium erkannt. Im Früh- Arterioportographie weist eistadium stellen sich diese Leberläsio- ne ähnlich hohe Sensitivität nen sonographisch zumeist echoarm wie die MRT auf, ist aber aufdar, können aber mit zunehmender grund des invasiveren CharakGröße nach Einblutungen zentral ters der Untersuchung zeitb echovermehrt mit echoarmem Rand- lich aufwendiger und birgt ein saum erscheinen (16). Farbdopplerso- potenzielles Blutungsrisiko. Abbildung 7: Hepatozelluläres Karzinom: magnetresonanztomographisch gut abgrenzbare, hypointense Raumforderung nographisch sind oft auch Malignitäts- Nuklearmedizinischen Unter- in der T1-gewichteten Spinechosequenz a) vor Kontrastmitzeichen wie Hypervaskularisation und suchungen (PET, 67Gallium- telgabe und b) mit deutlicher, inhomogener KontrastmittelPfortaderinvasion des Tumors aufzu- SPECT) werden aufgrund der aufnahme nach Gadolinium-Applikation A 3130 Deutsches Ärzteblatt½ Jg. 98½ Heft 47½ 23. November 2001 M E D I Z I N Leberläsionen bei Cholestase Neben größeren intrahepatischen Raumforderungen, die aufgrund ihrer Verdrängungseffekte zu einer Cholestase führen, stellt das cholangiozelluläre Karzinom (CCC) eine Sonderform einer Leberläsion bei Cholestase dar, das für etwa zehn Prozent der hepatischen Karzinome verantwortlich ist (9). Klinisch liegt bei ErstmaniAbbildung 8: Hepatozelluläres Karzinom: kontrastmittelfestation häufig bei zentraler angehobenes CT bei dem Patienten aus Abbildung 7. Lage des Tumors (Klatskin-Tumor) ein Ikterus mit laborchemischer Cholestase vor. Es wird meist im echoarm und echoreich unterteilt werhöheren Lebensalter (60 bis 80 Jahre) den kann. In Abhängigkeit von der Beund vermehrt bei Männern diagnosti- fundkonstellation stellen MRT und CT ziert (8). Im Ultraschall zeigt sich neben die wichtigsten bildgebenden Verfahren dilatierten Gallengängen oft auch eine in der weiteren Diagnostik dar. Letztendstrangförmig, echoreiche, infiltrierende lich kann die Dignität einer Leberläsion Struktur mit echoarmen Randsaum (9, aber nur histologisch gesichert werden. 13, 19). Das weitere Vorgehen hängt von Hier kommen je nach Verfügbarkeit und der Lage des Karzinoms ab. Während bei Erfahrung des Untersuchers verschiedezentralen Raumforderungen die Gallen- ne Biopsieverfahren einschließlich sonogangsdarstellung mittels endoskopisch graphischer, computer- und magnetresoretrograder Cholangiopankreatikogra- nanztomographischer beziehungsweise phie (ERCP) oder Magnetresonanzchol- endoskopischer Punktionstechniken in angiopankreatikographie (MRCP) er- Betracht. Entscheidend für den sinnvolfolgt, werden periphere Tumoren am be- len Einsatz der apparativen Diagnostik sten mit MRT oder CT weiter charakteri- ist der Kontakt zwischen niedergelassesiert (Tabelle 2). Die sichere Diagnose nen Ärzten, interventionellen Radiologelingt oft erst mithilfe einer Histologie, gen und Hepatologen. Nur bei frühzeitientweder über eine Bürstenzytologie beziehungsweise eine cholangioskopisch gewonnene Biopsie im Rahmen einer ERC oder einer bei unklaren Befunden gewonnenen perkutanen Gewebeprobe. Referiert Fazit Durch die breit verfügbare Sonographie stellen nachgewiesene Leberrundherde eine große diagnostische Herausforderung dar. Zur weiteren Abklärung der Ätiologie und Dignität stehen heute eine Vielzahl modernster technischer Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Entscheidend für das weitere Vorgehen ist, ob anamnestisch eine maligne Grunderkrankung oder eine Leberzirrhose bereits bekannt ist oder es sich um einen Zufallsbefund handelt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sonomorphologie des Leberrandes, die in echofrei, Abkürzungen: AV-Shunt, arteriovenöser Shunt; AFP, Alpha-Fetoprotein; CCC, cholangiozelluläres Karzinom; CT, Computertomographie; ERCP, endokopisch retrogradige Cholangiopankreatikographie; FDG, Fluordesoxyglukose; FHCC, fibrolamelläres hepatozelluläres Karzinom; FNH, fokal noduläre Hyperplasie; HCC, hepatozelluläres Karzinom; KM, Kontrastmittel; MRCP, Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie; MRT, Magnetresonanztomographie; PET, Positronen-Emissions-Tomographie; SCT, Spiralcomputertomographie; SPECT, Single Photon Emission Computed Tomography; SPIO, superparamagnetische Eisenoxide; Tc, Technetium Gewidmet Herrn Universitätsprofessor Dr. med. Dr. h.c. Wolfgang Gerok, em. Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Freiburg i. Br., anlässlich seines 75. Geburtstages ❚ Zitierweise dieses Beitrags: Dt Ärztebl 2001; 98: A 3120–3131 [Heft 47] Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist. Anschrift für die Verfasser: Priv.-Doz. Dr. med. Carsten Gartung Medizinische Klinik III Universitätsklinikum der RWTH Aachen Pauwelsstraße 30, 52074 Aachen E-Mail: [email protected] Analgetika: Cannabinoide ohne Vorteile Eine Metaanalyse von 20 randomisierten Studien zum Einsatz von Cannabis ergab keine Vorteile gegenüber herkömmlichen Analgetika vom Opioidtyp. Insgesamt konnten die Daten von 222 Patienten mit akuten oder chronischen Schmerzen bei malignen und nichtmalignen Erkrankungen ausgewertet werden. Bei keiner der Studien kam Cannabis selbst zur Anwendung, meist wurden orale Cannabinoide eingesetzt, so zum Beispiel Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC). Hierbei zeigte sich, dass Cannabinoide nicht effektiver als beispielsweise Codein in der Kontrolle von Schmer- Deutsches Ärzteblatt½ Jg. 98½ Heft 47½ 23. November 2001 ger interdisziplinärer Koordination ist ein zielgerichtetes Vorgehen im Sinne einer rationalen, gesundheitsökonomisch vertretbaren Stufendiagnostik gewährleistet. Sollte trotz aller diagnostischen Verfahren letztendlich keine eindeutige Diagnose möglich sein, so verbleibt neben einer Verlaufskontrolle die chirurgische Intervention als Ultima Ratio. zen waren, aber ZNS-Nebenwirkungen wie Sedation aufwiesen, die ihren Einsatz limitierten. Bevor also Cannabinoide in die Therapie von speziellen Schmerzsyndromen eingeführt werden sollten, wären nach Ansicht der Autoren weitere valide, randomisierte Studiacc en erforderlich. Campell et al.: Are cannabinoids an effective and safe treatment option in the management of pain? A qualitative systematic review. BMJ 2001; 323: 14–16. F. A. Campell, Pain Management Centre, Undercroft, South Block, Queens Medical Centre, Nottingham, NG7 2UH, England. A 3131