Der Missionsbarock der Jesuiten in Paraguay am Beispiel der Musik

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Geschichte
Veronika Pichl
Der Missionsbarock der Jesuiten in
Paraguay am Beispiel der Musik
Studienarbeit
W3 Historiographiegeschichte
Der Missionsbarock der Jesuiten in Paraguay
am Beispiel der Musik
von
Veronika Pichl
Inhaltsverzeichnis
1 .Vorwort .................................................................................................................. 2
2. Die Jesuiten in Lateinamerika ............................................................................. 2
3. Der Missionsbarock ............................................................................................. 5
4. Literatur und CDs ............................................................................................... 10
1 .Vorwort
Ich habe mich in nachfolgender Arbeit mit dem Phänomen des Missionarsbarock der
Jesuiten in Lateinamerika, sowie dessen Verschmelzung mit den indigenen
Musiktraditionen der Guarani und Moxoindianer auseinandergesetzt, welches die
Lebensverhältnisse der Reduktionen auf künstlerischer Ebene widerspiegelt.
Die Wiederentdeckung der Alten Musik und die Auseinandersetzung mit deren
Aufführungspraxis im 20. Jahrhundert sowie das wiedererlangte Selbstbewusstsein
der lateinamerikanischen Bevölkerung und deren Suche nach ihren Wurzeln legten
den Grundstein zu der Idee, tausende Notenbeispiele, die in Klosterarchiven in
Paraguay und Bolivien schlummern, zu edieren und aufzuführen. Mein besonderes
Interesse gilt der Arbeit des polnischen Stylermissionars und Musikwissenschafters
Pietro Nawrot, der sich seit vielen Jahren der Erschließung der Musik der
Jesuitenreduktionen in Paraguay und Bolivien widmet und mit seinen Konzerten, auf
Basis der von ihm editierten Notierungen große Erfolge feiert.
2. Die Jesuiten in Lateinamerika
Die Gesellschaft der Jesuiten wurde von dem baskischen Adeligen Ignatius von
Loyola (1491 bis 1556) 1534 gegründet. Der neugegründete Orden hatte in Europa
einen bedeutenden Einfluss an der Gegenreformation und übte eine rege Tätigkeit
vor allem im Bereich der Predigt und Seelsorge aus. Der Orden ist straff organisiert
und durch strikten Gehorsam gegenüber dem Papst geprägt. .Die Ausbildung des
Nachwuchses ist umfassend und kann bis zu zwanzig Jahre dauern. Neben dem
Schwerpunkt der Bildung der Jugend engagierten sich die Mitglieder in der barocken
Kunst, vor allem der Baukunst und des Theaters. Ein weiteres Arbeitsgebiet der
Jesuiten war die Missionierung von China, Indien und Amerika. In Lateinamerika
gründeten sie um 1600 die sogenannten Jesuitenreduktionen (reducciones - von
reducir "zusammenschließen"). Die nichtsesshaften Indianer wurden in größeren
Siedlungen zusammengeschlossen um sie zu zum christlichen Glauben und sie vor
Übergriffen der Eroberer zu schützen. Im 17. und 18. Jahrhundert gründete der
Orden ca. 70 solcher Siedlungen. Die Jesuitenreduktionen waren autonom und
selbstverwaltet und entwickelten sich zu einem wichtigen politischen und
wirtschaftlichen Faktor im kolonialen Lateinamerika.
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Es
entstand
eine
Symbiose
von
Indiostämmen
mit
der
europäischen
Ordensgemeinschaft, die traditionellen Lebensformen der indigenen Einwohner
wurden mit den Lebensidealen der europäischen Kloster vermischt.
In Paraguay bestand von 1610 bis 1767 ein Jesuitenstaat, auch „Heiliges
Experiment“ genannt, in welchem die Jesuiten unter den Indianern ein christliches
Sozialsystem eingeführt hatten. Es gelang, die Indianer dadurch vor der
Unterdrückung in den Encomiendas1 zu bewahren.
Die Reduktionen wurden nach einem einheitlichen Schema organisiert, deren
Mittelpunkt architektonisch und sozial ein Hauptplatz mit Kirche bildete. Neben dem
Sakralbau befand sich der Friedhof, die Wohnhäuser der Patres und ein
Schulgebäude. Daran angeschlossen wurden Handwerksbetriebe und Werkstätten
errichtet. Um diese zentrale Anlage waren schließlich die Wohnhäuser der
Dorfbewohner gruppiert. Im Umkreis der Siedlungen legten die Jesuiten Felder und
Weideflächen an. Agrarprodukte waren Baumwolle, Zuckerrohr und Mate-Tee,
dessen Verkauf als wirtschaftliche Grundlage diente.
Es existierte eine Gemeindeverwaltung nach spanischem Vorbild, die indianische
Großfamilie blieb aber innerhalb diese Systems erhalten. Die Gemeinden bildeten
innerhalb der spanischen Kolonialmacht ein wirtschaftlich unabhängiges Element,
das politisch dem Provinzialgouverneur unterstellt war und durch diese Konstellation
zu zahlreichen Konflikten mit Zentralregierung neigte. Die einzelnen Reduktionen
standen untereinander kommunikativ in Verbindung.
Der Tagesablauf in den Reduktionen war streng in Einheiten unterteilt, die durch
Glockenschläge und Gottesdienste, sowie Prozessionen mit Musik unterteilt wurden.
Die Gemeindemitglieder führten einen Achtstundenarbeitstag, an drei Tagen der
Woche wurden Dienste für die Gemeinschaft erbracht. Privates Eigentum und der
Besitz monetärer Mittel war nicht vorgesehen, lediglich landwirtschaftlich nutzbarer
Boden wurde an die Familien zur Unterhaltversorgung zugeteilt. Der Außenhandel
mit den erzeugten Produkten wurde zentral abgewickelt. Wichtigste Ausfuhrprodukte
waren Rinderhäute, Baumwolle, Yerba und Mate-Tee. Aus den Gewinnen wurden
die benötigten Importprodukte und Steuern an die spanische Krone finanziert.
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Die Institution der Encomienda in der Neuen Welt hat ihren Ursprung im mittelalterlichen Spanien der
Reconqista und bedeutete die Übereignung von Ländereien an privilegierte Spanier, die sich erfolgreich bei der
Unterdrückung der Mauren behauptet hatten. Einem ähnlichen Konzept unterlag die Encomienda in der Neuen
Welt.
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