Die Etrusker - zusammengestellt von Frau Dr. Elisabeth Bruna Ab dem 10./9.Jhdt. v.C. lässt sich zwischen dem Arno im Norden und dem Tiber im Süden eine einheitliche Kultur feststellen. Diese Villanova-Kultur entwickelt sich rasch weiter, ihre Träger sind die Etrusker, besonders ab der orientalisierenden Periode (8.-6.Jhdt. v.C. – starke Importe aus dem Orient, Stilelemente werden in der Kunst verwendet). Metallvorkommen (v.a. Eisen) lassen Handel und Handwerk (speziell Schmuck, Keramik) aufblühen. Mit zunehmendem Reichtum kommt es zu einer sozialen Staffelung, einer Ausbildung von Hierarchien und schließlich zur urbanen Zentralisierung. Die Schrift wird Ende des 8.Jhdts. von den Griechen übernommen. Im 6. Jhdt. erfolgt eine Expansion in die Po-Ebene (Zentrum Felsina = Bologna), nach Kampanien (in das Gebiet um Capua) sowie zu Einflüssen in Latium. Etrurien kann als innovativster Faktor in Italien betrachtet werden, der starken Einfluss auf sein Umland genommen hat. Im 6. Jhdt. ist Etrurien am Höhepunkt seiner Macht und gerät daher in Konflikt mit den in Italien ansässigen Griechen – Etrurien verbündet sich daher zeitweise auch mit den Karthagern. Im 5. Jhdt. werden die Etrusker im Süden von den Griechen und im Norden von den Kelten in ihr ursprüngliches Kernland zurückgedrängt. Die weitere Entwicklung ist nun lokal begrenzt, Schritt für Schritt beginnt nun die römische Eroberung, die in der ersten Hälfte des 3. Jhdts. v.C. abgeschlossen ist. Etrurien geht im Römischen Reich auf, behält teilweise noch bis in die erste Hälfte des 1. Jhdts. Kultur und Sprache, dann wird auch diese vom Lateinischen verdrängt. Sprache und Herkunft sind bis heute nicht restlos geklärt. Bei der Sprache dürfte es sich um eine vor-indoeuropäische Sprache handeln1, die aber keiner Gruppe zuzuweisen ist. Sie ist nicht homogen und hat offensichtlich verschiedene Elemente in sich aufgenommen (Beziehung auch zum Umbrischen). Bezüglich der Herkunft gibt es 3 sich einander z.T. ausschließende Theorien: • Einwanderung als fertiges Volk aus dem Osten (östlichen Mittelmeerraum, kleinasiatischer Bereich); antike Theorie; so behauptet HERODOT (1,94), der Königssohn Tyrrhenos sei aufgrund von Hungersnöten im eigenen Land mit der Hälfte der Bevölkerung aus Lydien (Kleinasien) ausgewandert und so im Gebiet der Umbrer gelandet, wo sie "Tyr(s)ener" genannt wurden (dies war auch die griechische Bezeichnung für die Etrusker). • Einwanderung aus dem Norden (also von nördlich der Alpen) – dabei handelt es sich um eine moderne Theorie (1. Hälfte 20.Jhdt.) ohne antike Vorbilder, die sich an den archäologischen Funden v.a. der Terramare-Kultur orientiert. • Autochthones Volk, das schon seit der Bronzezeit in Italien ansässig war. Diese bereits von Dionysios von Halikarnassos (1,26) vertretene Theorie ist v.a. von der Sprachwissenschaft gepflegt. Die heute vertretene Theorie wurde von Massimo PALLOTTINO in der 2. Hälfte des 20 Jhdts. (in den 20-er/30-er Jahren) mit einem neuen Konzept entwickelt: er spricht von einer "langsamen Volkswerdung in Italien" im etruskischen Kerngebiet selbst. Nach Pallottino sind einheimische sowie aus dem Norden und Osten eingewanderte Völker in einem Formationsprozess in Italien selbst verschmolzen. Ergänzung findet diese Theorie in der modernen Sprachwissenschaft: Die Träger des Volksnamens (Tyrrhener = Etrusker) seien tatsächlich aus dem Osten eingewandert2, und zwar wahrscheinlich aus der nordöstlichen Agäis. Dort nämlich ist die Wurzel des Namens = TURS sehr häufig (v.a. in Ortsund Völkernamen) zu finden. Die Einwanderer brachten auch die Sprache mit nach Italien, wo die Vermischung mit der einheimischen Bevölkerung erfolgte (= Formationsprozess). Dies muss jedenfalls VOR 1.000 v.Chr. (also vor dem Ende der Bronzezeit) erfolgt sein, weil wir zu dieser Zeit bereits die Proto-Villanova-Kultur und die Villanova-Kultur in Italien haben, deren Träger ja die Etrusker waren. Der Einwanderungszeitpunkt wird heute mit der 2. Hälfte der Bronzezeit, also der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends angenommen. Die Sprache dürfte sich mit der umbrischen vermischt haben und daraus ist dann das heute fassbare Etruskisch mit stark indoeuropäischen Akzenten entstanden. 1 2 Die These, dass es sich um eine nicht-indoeuropäische Sprache handelt, ist bis heute wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt, da sich zumindest "Indogermanismen" finden. Man geht davon aus, dass es sich dabei um kleinere Einwanderungsgruppen mit höherem zivilisatorischem Niveau gehandelt hat, sodass sie sich der einheimischen Bevölkerung gegenüber durchsetzen konnten.