Beschluss-Beirat-NL-22-02-05 Bekämpfung des Riesenbärenklaus

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Beschluss-Beirat-NL-22-02-05
Bekämpfung des Riesenbärenklaus (Heracleum mantegazzianum)
Der Sachverständigenbeirat für Naturschutz und Landschaftspflege unterstützt die Naturschutz- und
Grünflächenämter bei vorbeugenden Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Riesenbärenklaus. Zudem
empfiehlt er ihnen und der Forstverwaltung, umgehend mit einer gezielten und planvollen Bekämpfung des
jetzt auch in Berlin merklich häufiger werdenden Riesenbärenklaus zu beginnen. Hierbei sind folgende
Maßnahmen Erfolg versprechend:
o Keimlinge können im Frühjahr herausgezogen, einzelne Pflanzen mitsamt der Wurzel im Frühjahr
oder Herbst ausgegraben oder der obere Teil des Wurzelsystems mitsamt des verdickten
Vegetationskegels im Frühjahr (spätestens April) oder Herbst (spätestens Oktober) mit einem
Spaten abgestochen werden. Da bei größeren Beständen meist nicht alle Pflanzen mit solchen
Maßnahmen erreicht werden, muss im gleichen oder in den Folgejahren nachgearbeitet werden.
o Zu Beginn oder während der Blüte führt auch eine Mahd zum Absterben der Pflanzen. Danach ist
die Kontrolle gemähter Bestände nötig, um Nachblüten zu entfernen. Hierauf kann man verzichten,
wenn nach einer Mahd der Vegetationskegel mit einem Spaten abgestochen wird (Zerhacken reicht
nicht). Dolden mit Fruchtansatz sollten entsorgt werden, da sie nachreifen können.
Dominanzbestände können auch erfolgreich mit einer Traktorfräse bearbeitet werden
o Vor der Blütezeit ist eine Mahd wirkungslos, da aus dem Vegetationskegel in erheblichem Ausmaß
Seitentriebe mit Ersatzblüten nachgetrieben werden. (HARTMANN et al. 1995 mit weiteren Details).
o Eine Beweidung durch Schafe reduziert das Wachstum und lässt die Entwicklung anderer Arten zu.
Vor Beginn der Maßnahmen sollten die im jeweiligen Verantwortungsbereich vorhandenen Vorkommen
(auch von Einzelpflanzen) kartografisch und in Listen erfasst werden, wobei es sinnvoll ist, die Kenntnisse
von gebietskundigen Botanikern und von Naturschutzverbänden einzubeziehen. Der Erfolg der
Bekämpfungsmaßnahmen muss durch jährliche Kontrollen bis zum Erlöschen der Vorkommen überprüft
werden.
Begründung
Der Riesenbärenklau ist ein ursprünglich im Kaukasus beheimateter Neophyt, der sich bundesweit in
rascher Ausbreitung befindet und an den von ihm bevorzugten Standorten – Gewässerränder,
Grünlandbrachen, Ruderalstellen usw. – artenarme Massenbestände bilden kann.
Die Art verursacht in zweierlei Hinsicht Probleme:
1. Das medizinische Problem: Bestimmte Inhaltsstoffe (Furocumarine) werden bei Kontakt mit den
Pflanzen über die Haut aufgenommen und verursachen im Sonnenlicht unter UV-Einfluss Symptome,
die schweren Verbrennungen ähneln (Phyto-Photo-Dermatitis). Es handelt sich bei den Hautschäden
nicht um allergische Reaktionen, sondern alle Menschen können davon betroffen sein. Die Aufnahme
der Inhaltsstoffe wird durch feuchte Haut (Schwitzen) begünstigt, wobei empfindliche Hautpartien
(Arminnenseiten, Gesicht, Schleimhäute) besonders gefährdet sind.
2. Das Naturschutzproblem: Die ausbreitungsstarke Art drängt einheimische Arten zurück und bildet auf
geeigneten Standorten Dominanzbestände, wodurch auch naturschutzfachlich bedeutsame
Lebensräume beeinträchtigt werden können (z. B. Feuchtbiotope).
Im Berliner Stadtgebiet kommt der Riesenbärenklau im Gegensatz zu anderen Bundesländern bislang
noch zerstreut vor. In neuerer Zeit häufen sich jedoch die Beobachtungen von Neuansiedlungen.
Stellenweise haben sich größere Bestände entwickelt, die dort vor einigen Jahren noch nicht zu
beobachten waren. Mit einer weiteren Ausbreitung ist also zu rechnen. Es erscheint daher – nicht zuletzt
aus ökonomischer Sicht - sinnvoll, jetzt mit der gezielten Bekämpfung zu beginnen. Zu weiteren
Informationen zu Bekämpfungsmethoden wird auf die nachstehenden Informationsquellen verwiesen.
Weitere Auskünfte zur Bekämpfung von H. mantegazzianum erteilt auch gern Herr Dr. Uwe Starfinger,
Institut für Ökologie der TU, Tel. 76803991.
Quellen
Ingo Kowarik 2003: Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. 320 Seiten. Ulmer,
Stuttgart.
Brigitta Szyska (Bearb.) 2004: Neophyten. Ergebnisse eines Erfahrungsaustausches zur Vernetzung von
Bund, Ländern und Kreisen. BfN-Skripten 108.
www.ochsmann-online.de/heracleum/Heracleum-FAQ.htm
www.neophyten.de
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