Pressemitteilung - Johann Heinrich von Thünen

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Pressemitteilung
29. Juni 2012
Rind- und Schaffleischproduktion muss produktiver
werden
Ergebnisse der agri benchmark Beef and Sheep Conference 2012
Steigende Nachfrage, steigende
Fleischpreise und Produktionskosten
sowie Landknappheit erfordern
weitere Produktivitätssteigerungen in
der Rind- und Schaffleischproduktion, wenn die Produktion
gleichbleiben oder sogar steigen soll.
Dies sagen die Teilnehmer der
zehnten agri benchmark Beef and
Sheep Conference, die Ende Juni in
Südafrika stattfand. In dem globalen agri-benchmark-Netzwerk haben sich Agrarökonomen
aus mehr als 25 Mitgliedstaaten zusammengeschlossen.
Der internationale Vergleich von Produktionssystemen und ihrer Wirtschaftlichkeit bildet die
Kernkompetenz des Netzwerks. Die diesjährigen Diskussionen standen im Zeichen
zunehmender Preisschwankungen für Futtermittel und andere Betriebsmittel.
Mutterkuhbetriebe, deren Futtergrundlage weitgehend Weide und nur in geringem Umfang
zugekaufte Futtermittel bildet, haben den jüngsten Anstieg der Futterkosten relativ gut
absorbiert. Ihre Rentabilität wird im Vergleich zu Mastbetrieben kurzfristig eher von den
Absetzerpreisen als von den Kosten bestimmt. In der Rindermast konnten in den meisten
untersuchten Betrieben im Jahr 2011 die Kostensteigerungen von Futtermitteln, Pachten
und Arbeit zumindest teilweise durch Preissteigerungen bei Rindfleisch kompensiert werden.
Dies trifft nicht für die Feedlots in den USA zu, wo die hohen Futtermittelpreise mit
historisch hohen Preisen für Kälber zusammentrafen. Das Resultat war ein weiteres in einer
Reihe von Verlustjahren, was auf hohe Konkurrenz und Überkapazitäten bei gleichzeitig
geringen Rinderbeständen hinweist.
Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI)
Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei
Bundesallee 50
38116 Braunschweig
www.vti.bund.de
Pressesprecher:
Dr. Michael Welling
Fon: 0531-596 1016
Fax: 0531-596 1099
[email protected]
Pressemitteilung des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI)
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Asien und Afrika werden das globale Bevölkerungswachstum in den nächsten 35 Jahren
anführen. Das Bevölkerungswachstum sowie steigende Pro-Kopf-Einkommen werden
voraussichtlich zu weiter steigender Fleischnachrage führen. In den Maghreb-Staaten
Marokko, Tunesien und Algerien stellen Überweidung, informelle Märkte und ihre Folgen für
Fleischqualität und -sicherheit große Herausforderungen dar. Auf der anderen Seite schafft
die Kostenstruktur der Kleinbetriebe eine relativ hohe Flexibilität zur Anpassung an
Preisschwankungen von Betriebsmitteln. Das Finden einer Balance zwischen nachhaltigem
Viehbesatz, Leistungen des Einzeltiers und Einkommensbedarf ist der Schlüssel zum
Wachstum in diesen Betrieben. Angesichts der Nähe von Wild- und Nutztieren im südlichen
Afrika wird es dort voraussichtlich schwierig sein, die Probleme mit Maul- und Klauenseuche
anderer Tierkrankheiten zu beheben. Dies verringert die Chancen für den Aufbau einer
exportorientierten Fleischwirtschaft.
Asien und Russland sind die führenden Importeure von Rindfleisch. Gleichzeitig haben
Russland, die Ukraine und Kasachstan Förderprogramme aufgelegt, um die Produktion von
Rindfleisch und anderer Produkte (z. B. Milch) zu erhöhen. Unter anderem gehören
Großbetriebe und Holdings zu den Profiteuren dieser Politik. In der EU wird eine stabile bis
leicht sinkende Produktion erwartet, wobei die Umsetzung der Agrarreform im Jahr 2014
und die Abschaffung der Milchquote im Jahr 2015 Unsicherheitsfaktoren darstellen.
Die Ausdehnung der landwirtschaftlich genutzten Fläche ist in einigen Ländern eine mittelbis langfristige Option zur Steigerung der Rindfleischproduktion, setzt aber politische
Stabilität, Investitionen und ausreichend hohe Preise zu deren Rechtfertigung voraus.
Weiterhin ist es fraglich, ob neue Flächen überhaupt für die Rindermast genutzt würden.
Das Schließen der Produktivitätslücke zwischen Ländern sowie zwischen den Produzenten
innerhalb eines Landes ist daher der wichtigste Ansatz zur Produktionssteigerung. Die
Potenziale sind dort besonders hoch, wo die Ausgangsbasis niedrig ist, wie beispielsweise in
Kleinbetrieben in Entwicklungs- und Schwellenländern, aber auch in größeren Betrieben in
Brasilien und Argentinien. In den Ländern, in denen Kälber knapp werden (z. B. in
Südafrika), ist die Steigerung der Kälberzahl oberstes Ziel. Um die Produktivität zu steigern
sehen die agri-benchmark-Experten zwei Hauptwege: zum einen die Verbesserung von
Weideproduktivität und -management, zum anderen die Endmast mit energiereichen
Rationen in den letzten 90-150 Tagen anstelle der Endmast auf der Weide. Es ist zu
erwarten, dass kurz- bis mittelfristig Marktsignale für Produktivitätssteigerungen sorgen
werden. Diese können jedoch auch unerwünschte Nebeneffekte wie Überweidung,
Wasserverschmutzung und Probleme mit dem Tierwohl haben. Aus- und Fortbildung,
Beratung sowie Begleitung von Produzenten sind dabei Schlüssel zur Nachhaltigkeit. Sie
müssen aber eingebunden sein in eine Strategie, die im besten Fall von allen relevanten
Gruppen der Wertschöpfungskette erarbeitet wird. Politikmaßnahmen zu Landkauf und bewirtschaftung können derartige Entwicklungen fördern oder hemmen.
Ein Workshop mit der Überschrift ‚Die Rückkehr der Schafhaltung‘ versuchte die Frage zu
beantworten, ob die jüngsten Preissteigerungen bei Lamm- und Schaffleisch zu einer
Ausweitung der Schafhaltung führen wird. Die Antwort ist ein vorsichtiges und
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differenziertes ‚Ja‘. Die Nachfrage in Asien und dem mittleren Osten schafft günstige
Absatzvoraussetzungen für rentable Schafproduktion. Das Potenzial wird hauptsächlich in
Entwicklungs- und Schwellenländern sowie in Australien gesehen, wo sich in einigen
Regionen bereits die Schafhaltung auf Kosten der Rinderhaltung ausgedehnt hat. In den
Entwicklungs- und Schwellenländern müssen Problem wie Überweidung, Versteppung,
Produktivität und Fleischqualität überwunden werden. Da diese Länder von einem niedrigen
Niveau ausgehen, erscheint eine Steigerung von Produktivität bereits mit relativ geringem
Aufwand realisierbar, sofern die Preisverhältnisse dies zulassen. In einigen Fällen sind auch
strukturelle Änderungen in der Wertschöpfungskette erforderlich, um unrealistisch hohe
Verbraucher-Erzeugerpreisrelationen zu verringern. Mit einem Anstieg von 78% des
erzeugten Gewichts je Mutterschaf in den letzten 20 Jahren gibt Neuseeland ein Beispiel für
die Produktivitätssteigerung, mit der der Rückgang des Schafbestandes kompensiert wurde.
Bei der öffentlichen Abschlussveranstaltung der Konferenz in Pretoria waren 120
Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Forschung und NRO anwesend und diskutierten
eine Bandbreite von internationalen und lokalen Themen. In Ergänzung zu den obigen
Aspekten hoben die Teilnehmer die Bedeutung der Nachhaltigkeit hervor, die Schaffung
geeigneter Rahmenbedingungen durch die Politik (anstelle von Dauersubventionen), den
Einfluss der heimischen Nachfrage in Brasilien auf Preisniveau und Exporte, die
Besonderheiten der Märkte in Schwellenländern und die alte, aber wahre Aussage, dass
letztlich die Verbraucher die Richtung bestimmen, in die sich die Fleischproduktion bewegt.
Komtakt:
Dr. Claus Deblitz
Thünen-Institut für Betriebswirtschaft, Braunschweig
Fon: 0531 590-5141
Mail: [email protected]
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