Arzneimittel zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege und Ohren 1. Arzneimittel zur Behandlung von Bronchialasthma Bronchialasthma ist eine chronische Entzündung der Atemwege im Bereich der Bronchien. Das gesamte Bronchialsystem reagiert auf einen Reiz überempfindlich mit Schwellung der Atemwege, übermäßige Schleimproduktion und Verkrampfungen der Bronchialmuskulatur. Diese drei Begleiterscheinungen führen zu einem lebensbedrohlichen Asthmaanfall. Die akute Verengung der Atemwege durch Verkrampfung der Bronchialmuskulatur wird mit kurz wirksamen inhalativen β2-Sympathomimetika, bei Unverträglichkeit mit Parasympatholytika behandelt. Zur langandauernden Entzündungshemmung der Bronchialschleimhaut werden zur Vorbeugung inhalative Glucocorticoide eingesetzt. Das schwer abzuhustende zähe Bronchialsekret wird mit Sekretolytika zur besseren Verflüssigung behandelt. Wirkstoffgruppe Anwendung INN-Name bei Anfall β2-Sympathomimetika, kurzwirkend ja β2-Sympathomimetika, langwirkend nein Salmoterol, Formoterol, Clenbuterol, Bambuterol Parasympatholytika nein Ipratropiumbromid Glucocorticoide nein Beclomethason, Budesonid, Fluticason 2. Fenoterol, Salbutamol, Terbutalin Arzneimittel zur Behandlung des Schnupfens (Rhinitis) und der Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) und des Heuschnupfens Eine akute Rhinitis (Schnupfen) wird durch Viren ausgelöst, die Nasenschleimhaut ist angeschwollen und die Nasenatmung wird behindert. Meistens klingen die Beschwerden nach einigen Tagen von selbst wieder ab. Eine Linderung der Beschwerden wird meist mit α-Sympathomimetika erreicht. Diese wirken als Vasokonstriktoren gefäßverengend, dadurch bewirkt man eine Schleimhautabschwellung. Als Folge der Schädigung der Nasenschleimhaut durch Viren kann es zu einer bakteriellen Infektion kommen, dem eitrigen Schnupfen (infektiöse Rhinitis). Das Sekret ist nun dickflüssig und zumeist gelb bis grünlich gefärbt. Als Folge kann eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) entstehen. Sprays mit α-Sympathomimetika dürfen höchstens 3-mal täglich längstens eine Woche eingesetzt werden, sonst entsteht ein chronischer Schnupfen. Ist bei einem Schnupfen die Belüftung der Nasennebenhöhlen behindert, kann hieraus eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) entstehen. Meistens tritt auch hier eine Selbstheilung ein, bei Schmerzen bzw. Fieber kommen Antibiotika zum Einsatz. Gelegentlich ist eine Punktion der erkrankten Nebenhöhle durch einen HNO-Arzt notwendig. Ein allergischer Schnupfen wird durch Allergene wie Tierhaare, Blütenpollen oder Milbenkot ausgelöst. Bei Kontakt überbrücken die Allergene die Immunglobuline an den Mastzellen im Blut- und Lymphsystem. Die Mastzellen platzen, es wird das Gewebshormon Histamin ausgeschüttet. Es wirkt stark gefäßerweiternd und bewirkt eine übermäßige Sekretbildung in der Nasenschleimhaut. Es kommen Mittel zur Anwendung, die entweder die Mastzellen stabilisieren (die volle Wirkung tritt nach ca. 10 Tagen ein) oder das ausgeschüttete Histamin blockieren (Antihistaminika). α-Sympathomimetika (kein Einsatz bei Glaukom) Imidazolin-Derivate wie z.B.: Xylometazolin, Tramazolin, Oxymetazolin als Spray, Tropfen oder Salbe Ätherische Öle (nicht bei Kleinkindern) Tropfen/Spray: Kamille, Eukalyptus; Kochsalz isoton. Kochsalzlösung, bei Kleinkindern nicht als Spray Mastzellenstabilisator Cromoglicinsäure (Dinatriumcromoglycin), Nedocromil H1-Antihistaminika Levocabastin, Cetirizin, Desloratadin, Fexofenadin, Loratadin Salbe: Pfefferminz, Thymian 3. Arzneimittel zur Behandlung von Ohrenerkrankungen Eine Entzündung des äußeren Gehörgangs (Otitis externa) mit Juckreiz und Hörstörungen wird meistens durch Bakterien, seltener durch Pilze, Viren oder auch Ekzeme verursacht. Entsprechend den verursachenden Erregern wird mit Antiinfektiva wie Polymyxin B, Clotrimazol oder Aciclovir in Salben oder Tropfenform behandelt. Ohrentropfen sollten nur körperwarm in den Gehörgang gebracht werden, denn kalte Flüssigkeiten können Schwindel oder Schmerzen verursachen. Bei der akuten Mittelohrentzündung (akute Otitis media) kommt es zu starken pulsierenden Schmerzen in Begleitung von Hörstörungen, Druckgefühl im Ohr und hohem Fieber. Zur Behandlung der Symptome werden abschwellende Nasensprays und zur Schmerzstillung und Fiebersenkung z.B. Ibuprofen und Paracetamol eingesetzt. In besonders schweren Fällen werden Antibiotika (Penicilline, Makrolide, Cephalosporine) oral verabreicht. Äußerlich verabreichte Medikamente erreichen den Krankheitsherd hinter dem Trommelfell nicht. Zur Schmerzminderung bei Otitis externa und media wird Cholinsalizylat eingesetzt. Bei Ohrenschmerzen ein Gemisch aus Phenazon und Procain. Als Antibiotika kommen noch Ciprofloxacin oder Neomycin zum Einsatz. Bei Gehörgangsekzemen werden Glucocorticoide wie Dexamethason und Cinchocain zur Anwendung gebracht. 4. Arzneimittel zur Behandlung von Erkrankungen im Mund-, Rachen- und Halsbereich Eine akute Mandelentzündung (Tonsillitis) geht einher mit Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Kopfschmerzen und Fieber. Sie wird durch Viren oder Bakterien hervorgerufen. Sie entsteht aus einer Angina lacunaris mit stark geröteten geschwollenen Mandeln und gelben Eiterpunkten. Wegen der gravierenden Folgen ist hier eine ärztliche Behandlung notwendig, um ein rheumatisches Gelenkfieber oder gar Herzmuskel- und Nierenschäden durch die Streptokokkeninfektion zu verhindern. Lokalantibiotika erreichen nicht den Infektionsherd im Gewebe, es kommen Antibiotika wie Penicilline, Macrolide, Cephalosporine zum Einsatz. Zur Behandlung der Symptome eignen sich Emser Salz oder Isländisch Moos als Lutschpastillen. Rachensprays und Gurgelmittel wirken nur auf der Schleimhautoberfläche oder erreichen nicht alle erforderlichen Behandlungsstellen. Lutschpastillen mit Chlorhexidin weisen zudem noch eine lang anhaltende antimikrobielle Wirkung auf. Bei stark schmerzendem Verlauf ist (Kombi-)Präparaten mit Antiseptikum und Lidocain als Lokalanästhetikum der Vorzug einzuräumen. Ein Kombipräparat mit einer ChlorhexidinLidocain-Kombination steht in Deutschland nicht zur Verfügung, man nehme Einzelpräparate. 5. Arzneimittel zur Unterdrückung des Hustenreizes und zur Sekretlösung Husten ist ein deutliches Symptom der Erkrankung der unteren Atemwege durch akute Infekte (Bronchitis) oder chronische Erkrankung (Bronchialasthma). Trockener Husten oder Reizhusten ohne Schleimbildung ist die Reaktion auf Reize wie Rauch oder Staub und kann zu einer chronischen Bronchitis führen. Der produktive Husten mit Schleimbildung tritt bei akuter Bronchitis, Grippe oder Erkältung auf, oft zusammen mit Schnupfen, Heiserkeit oder auch Fieber. Der Krankheitsverlauf beginnt für 2 bis 3 Tage mit einem trockenen Husten und wandelt sich dann in einen produktiven Husten mit Schleimbildung. Als Hustenstiller nur für den trockenen Husten ohne Schleimbildung dienen zentral wirkende Analgetika wie Codein und Dihydrocodein. Meistens wird der Gang zur Apotheke vollzogen, wenn der trockene Husten durch den produktiven Husten bereits abgelöst wurde. Hier werden Expektoranzien eingesetzt, welche den Abtransport des Bronchialsekrets verbessern, die Abgabe von Bronchialflüssigkeit steigern, und die Zähigkeit des Schleims herabsetzen. Morgens und nachmittags sollte ein Expektoranz und vor dem Schlafengehen ein Hustenstiller genommen werden, aber niemals beide Mittel gleichzeitig. Zur Steigerung der Sekretproduktion kommen Efeublätterextrakt, Thymianfluidextrakt, Myrtol und Cineol in Betracht. Zur Schleimverflüssigung wird vor allem N-Acetylcystein, aber auch Bromhexin eingesetzt. Da bei Erkältungskrankheiten auch auf eine hohe Flüssigkeitszufuhr zu achten ist, bieten sich hier Hustenund Bronchialtees die Schleimdrogen enthalten besonders an: Eibischwurzel, Süßholzwurzel, Primelwurzel, Efeublätter und Thymiankraut sowie deren Extrakte.