Grundlagen der Pädagogik Kurs zur Studienberechtigungsprüfung „Pädagogik“ SS 2012 Dr. Daniela Moser 1 Thema Gegenstandsbereich und Fragestellungen der Pädagogik Grundbegriffe der Pädagogik und ihrer Teildisziplinen Der Erziehungsprozess Medienerziehung Institutionen der Erziehung und Bildung Übersicht 2 Hobmair (Hrsg.): Pädagogik, 4. Auflage, Bildungsverlag EINS Kron, Friedrich: Grundwissen Pädagogik, 7. Auflage, München 2009. Literatur 3 Erste Begegnungen mit dem Fach „Pädagogik“ 4 Pädagogik (griech.) Erziehung, Bildung oder Knabe, Kind oder führen ◦ Pädagoge als Knabenführer hatte die Aufgabe, ausgewählte Knaben den Philosophen zur Erziehung zuzuführen Erziehungswissenschaft befasst sich mit der Theorie und Praxis der Erziehung und Bildung Pädagogik = Oberbegriff für alle Formen des praktischen Erziehungsgeschehens und für die Erziehungswissenschaft Begriff 5 Anforderungen an eine wissenschaftliche Theorie (Erziehungswissenschaft): ◦ reliabel ◦ objektiv ◦ valide ◦ systematisch gewonnen ◦ Evidence based Begriff - Wissenschaftlichkeit 6 Gegenstandsbereich Anthropologie und Erziehung Sozialisation und Erziehung Institutionen und Organisationsformen Entwicklung und Lernen Erziehung in früher Kindheit Denktraditionen und Forschungsmethoden Geschichte der Pädagogik und Erziehung Vergleichende EW Pädagogische Diagnostik Medienarbeit 7 Mensch unter seinen individuell und „gattungsmäßig“ begründeten Bedingungen ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ Grundsatzfragen nach dem Wesen des Menschen Abgrenzung zu anderen Lebewesen Bildsamkeit und Erziehbarkeit Erziehungsbedürftigkeit Möglichkeiten und Grenzen der Erziehung Anlage – Umwelt-Problematik Anthropologie und Erziehung 8 Mensch unter gesellschaftlichen Aspekten, in Gruppenprozessen und Face-to-FaceBeziehungen Ziel: gesellschaftliche Handlungsfähigkeit Werte, Normen, Wertorientierungen von Heranwachsenden Sozialisation und Erziehung 9 Institutionen und Organisationen sind bereitgestellte Strukturen der Gesellschaft, um die junge Generation zu integrieren Gesellschaftlich legitimiert Vermitteln Normen, Regeln und Gesetze Institutionen und Organisationsformen 10 Menschliches Leben unterliegt der Entwicklung Mensch ist von Geburt bis zu Tod ein Lernender => Lernprozesse bestimmen alle erzieherisch relevanten Bereiche Entwicklung und Lernen 11 Erziehungsaufgaben der Familien Wandel der Kernfamilie Familienergänzende Einrichtungen Erziehung in früher Kindheit 12 Empirische Forschungsmethoden: Experiment, Interview, Beobachtung, … Geisteswissenschaftliche Methoden: Hermeneutik, Phänomenologie, … Denktraditionen und Forschungsmethoden 13 Erziehung und Bildung von der Antike bis in die Gegenwart Antike: Soziale Einstellung an die jüngere Generation weitergeben => umfassende Bildung für die freien Bürger Geschichte der Pädagogik und Erziehung 14 Mittelalter/Renaissance: ◦ Scholastik – Gedanke Aristoteles (Beweisführung und logische Begründungen, Vorteile und Nachteile wurden abgewogen) mit christlichen Lehren verbunden ◦ Bildung in Klöstern – septem artes liberales septem artes liberales (7 Fächer): Trivium (sprachliche Fächer) Rhetorik, Grammatik, Dialektik Quadrivium (mathematische Fächer) Geschichte der Pädagogik und Erziehung 15 Mittelalter/Renaissance ◦ Ritterliche Ausbildung Page, Knappe => Ritter in fremden Haushalt, ab 7. LJ septem artes probitates (Bogen schießen, reiten, schwimmen, fechten, jagen, Schachspiel, Verskunst) ◦ Ausbildung zum Handwerk Lehrling – Geselle – Meister Zünfte bestimmen die Ausbildung fremder Haushalt Kinder lernt durch Praxis Geschichte der Pädagogik und Erziehung 16 Neuzeit ◦ Wirtschaftlicher/kultureller Hintergrund: Erfindungen: Buchdruckkunst durch Gutenberg Entdeckungen: geografisches Wissen wird erweitert Heinrich der Seefahrer, Columbus ◦ Joan Amos Comenius Allgemeinbildung für alle Menschen beiderlei Geschlechts rationelle Lehrmethoden Geschichte der Pädagogik und Erziehung 17 Unterricht in der Aufklärung „das pädagogische Jahrhundert“ ◦ Rousseau: gegen allgemeine Schulbildung (Einzelerziehung) Kinder sollen nicht zu früh systematisch lernen Mensch ist von Natur aus gut das Gewissen ist ein angeborenes Prinzip des Guten Erzieher sollen gute Anlagen fördern keinen Zwang ausüben natürliche Entwicklung fördern Geschichte der Pädagogik und Erziehung 18 Unterricht in der Aufklärung „das pädagogische Jahrhundert“ Pestalozzi ◦ lehnt reines Buchwissen ab Erziehung von „Kopf, Herz, Hand“ = können, kennen, wollen ◦ Lernen in „Lebenskreisen“ „Musteranstalten“ impulsgebend für Europa Geschichte der Pädagogik und Erziehung 19 Reformpädagogik Pädagogik vom Kinde aus Maria Montessori Arbeitsschulbewegung Gaudig, Kerschensteiner Freinet-Pädagogik C. Freinet – Schüler lernen in Freiarbeit und organisieren sich selbst (experimenetieren, drucken eine Zeitung) Dalton-Plan H. Parkhurst Tages-, Wochen-, Jahresplanarbeit Geschichte der Pädagogik und Erziehung 20 Fragestellungen im internationalen Vergleich ◦ ◦ ◦ ◦ zB Vergleiche von Institutionen Unterschiede in Ressourcenverteilung Gemeinsamkeiten der Bildungssysteme Multikulturelle Fragestellungen Vergleichende Erziehungswissenschaft 21 Ursachen von Sozialisations-, Erziehungsund Entwicklungsbeeinträchtigungen Leistungsdiagnostik (insbesondere im schulischen Bereich) Pädagogische Diagnostik 22 Erforschung des Umgangs mit modernen Medien Konzepte für die Medienerziehung, Jugendmedienarbeit und Mediendidaktik => Medienpädagogik Medienarbeit 23 Teildisziplin Didaktik Schulpädagogik Sonderpädagogik Sozialpädagogik Berufs-, Wirtschafts- und Betriebspädagogik Erwachsenenbildung Sexualpädagogik Teildisziplinen der Pädagogik 24 Grundbegriffe der Pädagogik und ihrer Teildisziplinen 25 Enkulturation ist das Lernen von Kultur Grundpersönlichkeit: Leistungen der Gesellschaft, um Individuum kulturell handlungsfähig zu machen ◦ Zu sein wie alle anderen => Anpassung ◦ Zu sein wie kein anderer => Gestaltung Lernprozesse im frühen Kindesalter (primäre Sozialisation) Enkulturation 26 Soziale Prozesse => Mensch wird Mitglied der Gesellschaft (Emile Durkheim) ◦ Mensch wird handlungsfähig => Grundpersönlichkeit (Anpassungsprozess) Soziale Rollen sind gesellschaftlich festgelegt und verbindlich ◦ Vergesellschaftung ist ein dynamischer Prozess => aktive Übernahme der Rollen ◦ Sozialisation ist ein lebenslanger gesellschaftlicher und individueller Entwicklungsprozess Sozialisation 27 6./7. LJ Grundbedürfnisse werden mit sozialen Anforderungen in Einklang gebracht (Institutionen) Schule, erste Berufstätigkeit Weiter- und Fortbildung (LLL) Soziabilisierung 28 Erziehung ist ein sozialer Prozess Erziehung ist die Tätigkeit eines Erziehers Erziehung ist das Zusammenwirken von Erzieher und Educanden (System sozialer Interaktion = symbolisch vermitteltes kommunikatives Handeln) Erziehung 29 Institutionen sind Einrichtungen der Gesellschaft in denen Menschen dauerhaft und vorhersehbar handeln aufgrund vorgegebener und vereinbarter Regeln => Schnittflächen von Individuen und Gesellschaft Institution 30 Handeln ist gegenseitiges „sich verhalten“ von Personen und Gruppen das sich in Institutionen abspielt Arten des Handelns (nach Weber, 1972) ◦ ◦ ◦ ◦ zweckrational wertrational affektuell traditionell Handeln – soziales Handeln 31 Beobachtbare Aktivitäten des Organismus aufgrund von Reizen die in der Umwelt entstehen Reiz-Reaktions-Schema Verhalten 32 Lernen ist innere Organisation von Wissen und Fertigkeiten um handlungs- und leistungsfähiger zu sein geschieht in Interaktion mit der Umwelt Lernen 33 Neuerwerb/Veränderung von Verhaltens- oder Leistungsformen und Veränderungen der inneren Kräfte (wahrnehmen, denken, fühlen, werten) und Veränderung des inneren Wissens, der Gesinnung und der Interessen => um den Anforderungen der Welt besser gewachsen zu sein Pädagogischer Bezug: Lernen muss an Entwicklungsfortschritt, Interessen und dem Verständnis der Lernenden ausgerichtet sein. Lernen – Heinrich Roth 34 Bedingungsfelder, die beim Lehren berücksichtigt werden müssen: ◦ Individuelle Bedingungen: motorische, affektive und kognitive Bedingungen ◦ Umweltbedingungen: Kulturelle Angebote (Inhalte), die in Form von Fächern von Lehrenden repräsentiert werden. Lernen – Robert Gagné 35 Drei Teilprozesse des Lernens ◦ Aneignung neuer Information (acquisition of knowledge) ◦ Umwandlung des Wissens (transformation of knowledge) ◦ Bewertung des Wissens (evaluation of knowledge) Lernen – Jerome Bruner 36 Soziale Inhalte, die im Lernprozess vermittelt werden (soziale Normen, Regeln) ◦ Soziales Lernen als „soziale Integration“ => Chancengleichheit (zB Gesamtschule) ◦ Soziales Lernen als „angstfreies Lernen“=> Orientierung an Schülerbedürfnissen, Abbau von Zwängen (zB antiautoritäre Erziehung) ◦ Sozialerziehung => Erziehung zu sozialem Verhalten (zB Werteerziehung) Soziales Lernen 37 ◦ Soziale Interaktion => Zusammenspiel von fachlichem und sozialem Lernen (Schule – Unterricht) ◦ Lernen durch Erfahrung (John Dewey) => soziales Lernen kann mit unterschiedlichen Methoden und Medien realisiert werden Schulebene (zB Projekte) Klassenebene (zB Rollenspiele) Individualebene (zB Beratung, Coaching, COOL) Soziales Lernen 38 Wahrnehmung ◦ Gehirn interpretiert die von den Sinnesorganen kommende Erregungen => Informationen werden entschlüsselt => ◦ Neuronale Netze werden aktiviert, die die neuen Signale einordnen => ◦ damit alte und neue Infos nicht miteinander vermischt werden, werden sie an verschiedene Netzwerke weitergegeben => ◦ werden dort bearbeitet => ◦ wieder zusammengeführt => ◦ komplexes, neuronales Netzwerk Neurobiologische Erkenntnisse zum Lernen 39 Wahrnehmung – Schlussfolgerungen ◦ Lernen ist eine aktive konstruktive Tätigkeit ◦ Lerninhalte werden von den Lernenden individuell „zusammengebaut“ ◦ Konstrukte („Zusammengebaute Wahrnehmungen“) sind subjektiv bedeutsame Lerninhalte ◦ Erziehen und Lernen bedeutet, Lernsituationen zu arrangieren, in denen Lernende konstruktiv tätig sein können ◦ Lehrpläne sollen individuelles Lernen ermöglichen Neurobiologische Erkenntnisse zum Lernen 40 Gedächtnis www.regiosurf.net/supplement/gedach/ge dh.htm ◦ sensorisches Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis) ◦ Kurzzeitgedächtnis (Arbeitsgedächtnis) ◦ Langzeitgedächtnis Neurobiologische Erkenntnisse zum Lernen 41 Lerntechniken ◦ Mündliches und schriftliches Wiederholen von überschaubaren Wissensinhalten und Fertigkeiten => zB Chunks ◦ Gruppieren und Organisieren von Inhalten und Fertigkeiten in „Strategieplänen“ zB MindMaps http://www.zmija.de/mindmap.htm ◦ Herausarbeiten von Oberbegriffen ◦ Gliederung und Strukturierung ◦ „Schlüsselbegriffe“ herausfiltern ◦ Bilder – Vorstellungen suchen Neurobiologische Erkenntnisse zum Lernen 42 43 Bildung ist die harmonische Entfaltung aller Kräfte im Menschen ◦ Ideal menschlicher Selbstverwirklichung ◦ Gedanke der Aufklärung => Aneignung von Wissen und Fertigkeiten ◦ Humboldt‘sches Bildungsideal (1767 – 1835): Mensch steht im Mittelpunkt will seine inneren Kräfte stärken seinem Wesen Dauer verschaffen Kraft braucht Gegenstand => äußere Welt Bildung – geisteswissenschaftliche Definition 44 Kategoriale Bildung – Klafki => Menschen sind in der Lage durch Erkenntnisse geprüfte Aussagen zu machen. Kategorien: das Elementare: einfache und grundlegende Sachverhalte, die über sich hinausweisen das Fundamentale: Grunderfahrungen und grundlegende Einsichten der Wahrnehmung der Welt das Exemplarische: das Typische, der Einzelfall, der für eine große Auswahl eines Sachgebiets mit gleicher Struktur steht. Bildung – geisteswissenschaftliche Definition 45 Bildung begründet sich auf ◦ ◦ ◦ ◦ unterschiedlich anerkannten Qualifikationen die die Mitglieder einer Gesellschaft in verschiedenen Institutionen erwerben dadurch wird ihre Stellung in der Gesellschaft bestimmt Bildung – sozialwissenschaftliche Definition 46 Entwicklung ist die ständige Differenzierung eines Organismus bei immer höherer Integration Veränderungen im Menschen, die mit dem Lebensalter verbunden sind => Rücksichtnahme auf die körperlichen und seelischen Voraussetzungen im Kinde Entwicklung 47 Gegenseitige Beeinflussung von Mensch und Umwelt Mensch ist handelndes Subjekt wird von der kulturellen und sozialen Umwelt bestimmt gestaltet die kulturelle und soziale Umwelt Entwicklung – interaktionistischer Ansatz 48 Mensch greift Angebote der Umwelt auf konstruiert und organisiert diese selbst Bsp. Warum-Fragen des Kindes => bis sein Handlungskonzept befriedigt ist => Umwelt soll so gestaltet werden, dass sie das Denken des Kindes herausfordert zB kreative Spiele, Rollenspiele, schülerorientierter Unterricht Entwicklung – konstruktivistischer Ansatz 49 Mensch ist bei der Geburt ein unbeschriebenes Blatt „tabula rasa“ alles was er werden soll, lernt er von seiner Umwelt durch Erfahrung (behavioristische Lernansätze: Skinner, Bandura) Entwicklung – exogenistische Theorien 50 Entwicklung = Reifung Reifung = Wachstum eines vorbestimmten Planes Phasentheorien: Entwicklungsretardierungen können festgestellt werden Umwelt hat wenig Einfluss Entwicklung – endogenistische Theorien 51 1. 2. Säuglingsalter (Geburt – 1. LJ) Kindesalter (1. – 12. LJ) a. frühe Kindheit (1. – 6. LJ) b. mittlere Kindheit (7. – 10. LJ) c. späte Kindheit (11. – 12. LJ) 3. Jugendalter (13. – 21. LJ) 1. Vorpubertätsalter 2. Pubertätsalter 3. Nachpubertätsalter 4. 5. Erwachsenenalter (21. – 65. LJ) Alter Entwicklungsabschnitte 52 Jean Jacques Rousseau (1712 – 1778): Entwicklungsroman „Emile“ Erziehung muss sich an der Entwicklung des Heranwachsenden orientieren => Selbständigkeit und Mündigkeit Emile lernt von der Umwelt => Kinder sollen nicht zu früh systematisch lernen bis 12.LJ: Körper und Sinne entwickeln 12.-15.LJ: Denken fördern ab 15. LJ: Fühlen und Liebe „lernen“ Entwicklungskonzepte 53 Maria Montessori (1870 – 1952): Interaktion von Individuum und Umwelt Natürliche Entwicklung des Kindes hat Priorität => sensible Phasen => Umgebung muss sich der Entwicklung des Kindes anpassen => „vorbereitete Umgebung“ => kindgerechtes Spielmaterial http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Perlenketten.jpg http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nagelbrett_-_Ubersicht.jpg http://commons.wikimedia.org/wiki/File:MotessoriMaterials.jpg => Phänomen: Kind ist ganz bei der Sache => Polarisation der Aufmerksamkeit Video (15 min): https://diegesellschafter.de/filmwettbewerb/film.php?uk=iz1lcedyqxtw0&z1=1 258056848&z2=b35cc026e6f1072dae79d0ff0058fa31& Entwicklungskonzepte 54 Der Erziehungsprozess – Modelle von Erziehung 55 Funktionale-intentionale Erziehung Das pädagogische Verhältnis Erziehung als Verhaltensmodifikation Erziehung als symbolische Interaktion Vier Modelle von Erziehung Funktional Intentional Funktional-intentionale Erziehung Von „Sitten und Traditionen“ gehen entwicklungsbestimmende Einflüsse aus. Durch das „So sein der Eltern“ und das „Dabei-sein“ bei deren Lebensbewältigung werden Kinder nachhaltiger geformt als durch ausdrückliche Erziehungsakte. Dazu kommen weitere prägende Lebenseinflüsse wie Fernsehen, Theater, Presse, … Netzer, 1972 Funktionale Erziehung Der Erzieher nimmt bewusst und absichtlich Einfluss auf den zu erziehenden Menschen. Sie ist gekennzeichnet durch die Begegnung zwischen dem Erzieher und dem zu erziehenden Menschen. Erziehung ist immer ein Tun in Verantwortung Netzer, 1972 Intentionale Erziehung Diskussion ◦ Nennen Sie konkrete Beispiele für funktionale bzw. intentionale Erziehung. ◦ Wovon sind Werte einer intentionalen Erziehung abhängig? ◦ Formulieren Sie einige Erziehungswerte und begründen Sie diese. ◦ Welche Schlüsse können für Ihre Erziehungsarbeit gezogen werden? Arbeitsauftrag Neubestimmung der intentionalen Erziehung hat Erziehungswillen erwachsener, gebildeter Mensch Pädagogischer Bezug intensiv persönlich, auf geistigseelischer Grundlage jüngerer Mensch strebt nach Bildung wie sein Vorbild Pädagogische Bemühungen innere Kraft Auseinandersetzung mit der Umwelt Personwerdung Eigenständigkeit Bildsamkeit „übersetzt“ das Kulturgut durch Sprechen, Handeln und Denken spricht, handelt und denkt in seiner Welt => will diese sinnvoll gestalten Das pädagogische Verhältnis Kriterien des pädagogischen Bezugs: Zweifache Absicht Liebe zum Heranwachsenden, Liebe zu seinem Ziel Unvollständigkeit des Heranwachsenden Doppelfunktion des Erziehers Vermittlung zwischen Kind und Kultur Pädagogische Liebe keine karitative und keine erotische Liebe Pädagogische Autorität Das pädagogische Verhältnis Neopositivistische und neorationalistische Grundrichtung (Brezinka, 1978, 1990) Vorhandene (wertvolle) Dispositionen ausbauen, verstärken, stabilisieren, differenzieren Noch nicht vorhandene Dispositionen auf der Grundlage der vorhandenen schaffen, hervorbringen, erzeugen Vorhandene (schädliche) Dispositionen beseitigen, abbauen, auflösen, schwächen Erziehung als Verhaltensmodifikation 64 Behavioristische Grundposition (Tausch/Tausch, 1968) Werte und Normen einer demokratischen Gesellschaft werden als sinnvoll erkannt. Erziehungshandeln kann sich an den gegebenen Werten und Normen orientieren Soziales Handeln ist solange sinnvoll, als es erfolgreich ist (situationsgerecht) Wenn Verhalten nicht erfolgreich => Person muss „umlernen“, bis es die Richtigkeit erkannt hat. Erziehung als Verhaltensmodifikation 65 Erziehung als Steuerung von Verhalten (F. Winnefeld) => Welchselwirkung zwischen E und R, die auf Steuerung und Umsteuerung von Verhalten abzielen E E E R R R v1 t1 v2 t2 v3 t3 R v4 t4 Erziehung als Verhaltensmodifikation 66 Lernen durch Versuch und Irrtum – Shaping (Gagné) ◦ Beispiel: Baby – lernt Flasche zu halten ◦ viele Versuche und Verhaltensregulationen ◦ allmähliches stufenweises Ausformen eines ungesicherten Ausgangsverhalten => sicheres Endverhalten (koordinierte Reaktionen) ◦ Diskrimination: Baby muss unterscheiden zwischen richtigem und falschem Reiz => Befriedigung Erziehung als Verhaltensmodifikation 67 Lernen durch Versuch und Irrtum – Shaping (Gagné) ◦ Beispiel: Baby – lernt Flasche zu halten ◦ Bekräftigungskontingenz: Mutter beobachtet und unterstützt den Vorgang, sie verstärkt immer wieder (soziales Handeln) ◦ Kontiguität: Verstärkung passiert sofort ◦ Wiederholung: mehrmals am Tag über Wochen Erziehung als Verhaltensmodifikation 68 Lernen am Modell ◦ Durch Nachahmung oder Beobachtung des Verhaltens anderer kann dieses Verhalten gelernt werden (Tier und Mensch). ◦ Durch Beobachtung eines Modells können Menschen alte Verhaltensweisen modifizieren oder verstärken ◦ Das Modelllernen kann verstärkt werden durch „stellvertretende Verstärkung“. Erziehung als Verhaltensmodifikation 69 Lernen am Modell Dimensionen, die für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen förderlich sind: ◦ ◦ ◦ ◦ Achtung – Wärme – Rücksichtnahme einfühlendes, nicht wertendes Verstehen Echtheit fördernde, nicht dirigierende Einzeltätigkeiten Erziehung als Verhaltensmodifikation 70 Behavioristische Grundposition (Tausch/Tausch, 1968) Werte und Normen einer demokratischen Gesellschaft werden als sinnvoll erkannt. Erziehungshandeln kann sich an den gegebenen Werten und Normen orientieren. Soziales Handeln ist solange sinnvoll, als es erfolgreich ist (situationsgerecht). Wenn Verhalten nicht erfolgreich => Person muss „umlernen“, bis es die Richtigkeit erkannt hat. Erziehung als Verhaltensmodifikation 71 Lernen am Modell Dimensionen, die für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen förderlich sind: ◦ ◦ ◦ ◦ Achtung – Wärme – Rücksichtnahme einfühlendes, nicht wertendes Verstehen Echtheit fördernde, nicht dirigierende Einzeltätigkeiten Erziehung als Verhaltensmodifikation 72 Bedeutungen entstehen in sozialen Interaktionen. Menschen handeln aufgrund von Bedeutungen Bedeutungen werden in kommunikativen Akten (symbolische Interaktionen) gelernt, verändert, bewertet, angewendet. Erziehung als symbolische Interaktion Blumer, 1976 Geste Menschen entwickeln Bedeutungen Wird Bedeutung geteilt => handlungsleitend Erziehung als symbolische Interaktion Bedeutung für die Erziehung: ◦ Strukturierung von Situationen „Was passiert?“ ◦ Verhältnis der Personen „Wer führt?“ Beispiele: ◦ Kind lernt laufen ◦ Das Aufräumen des Kinderzimmers Erziehung als symbolische Interaktion 5 Axiome der Kommunikation 1. Man kann nicht nicht kommunizieren. 2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. 3. Die Art der Beziehung ist durch die Interpunktation der Kommunikationsabläufe gekennzeichnet. 4. Menschliche Kommunikation ist digital und analog. 5. Kommunikationsabläufe sind symmetrisch oder komplementär. Kommunikation als Grundstruktur von Erziehungshandeln Watzlawick, 1972 Ziele in der Erziehung 77 Meine Kinder sollen einmal selbständig und unabhängig leben können. Aus eigener Erfahrung belehrt, würde ich meinen, dass mein Kind lernt, richtig mit seinem Geld umzugehen, vor allem etwas sparsamer als ich,. Berufliche Tüchtigkeit, gute Umgangsformen und Bescheidenheit werden dem Kind weiterhelfen. Meine Kinder sollen einmal selbständig und unabhängig leben können. Gemeinschaftssinn und Lebensfreude, Interessiertheit und Aufgeschlossenheit sowie Liebe und Achtung gegenüber anderen Menschen wären für mich entscheidend. 78 Erziehungsziele als Orientierungshilfe hinsichtlich des Soll-Zustand des zu Erziehenden des erzieherischen Verhaltens Erziehungsziel als Ideal für Educanden Erziehungsziel als Vorschrift für Erzieher Erziehungsziele als Orientierungshilfe (Brezinka, 1990) 79 Werte zB Ehrfurcht vor dem Leben Normen zB „Du sollst nicht töten“ Erziehungsziele zB Erziehung zu Friedfertigkeit Erziehungsziele als soziale Wertund Normvorstellungen 80 Soziale Werte und Normen Werte und Normen, die in der Erziehung wirksam werden Werte und Normen, die außerhalb des Erziehungsprozesses bleiben Werte und Normen, die ausdrücklich und bewusst in der Erziehung gesetzt werden = Erziehungsziele Werte und Normen, die nicht bewusst in der Erziehung mitwirken 81 Instanzen, die Erziehungsziele festsetzen (Klafki, 1986) Wirtschaft Regierung Politische Parteien Kirchen, Verbände 82 Faktoren, die die Setzung von Erziehungszielen beeinflussen Umweltbedingungen Werte, Normen Staatssystem Persönlichkeitsmerkmale des Erziehers aktuelle Trends, Mode eigene Wünsche, Bedürfnisse Wirtschaftsordnung Einstellungen wirtschaftliche Verhältnisse Menschenbild familiäre Situation eigene Erziehung Bezugsgruppen individuelle Erlebnisse 83 Funktionen von Erziehungszielen ◦ Verwirklichung von Wert- und Normvorstellungen ◦ Verwirklichung von gesellschaftlichen Interessen ◦ Organisation der Erziehung ◦ Reflexion des erzieherischen Verhaltens ◦ Verbesserung der Erziehungspraxis ◦ Zusammenarbeit, Verständigung und Ausrichtung der Erzieher ◦ Idealvorstellungen, für die sich Erziehende einsetzen 84 Probleme von Erziehungszielen ◦ Unsicherheit durch Werte- und Normenpluralismus ◦ Normenkonflikt ◦ unrealistische und unerreichbare Ideale ◦ Verbauung der Zukunftsoffenheit ◦ Leitbilder weltanschaulicher Manipulation ◦ Erzeugung falschen Bewusstseins ◦ Verschleierung von Macht- und Interessensansprüchen 85 Erziehungsziele lassen sich begründen aus anthropologischer Sicht Grundlage: Aussagen über das Wesen des Menschen normativer Sicht Grundlage: Unumgänglichkeit des durch soziale Werte und Normen geregelten Zusammenlebens pragmatischer Sicht Grundlage: Aufgaben und Probleme der Zeit, die zu bewältigen sind 86 Pädagogische Mündigkeit ist ein Prozess und umfasst Selbstkompetenz Sozialkompetenz Sachkompetenz Bewältigung des eigenen Lebens Bewältigung des sozialen Lebens Bewältigung der Sachwelt 87 Erziehungsstile 88 Untersuchung an 5 Jugendgruppen mit unterschiedlichem Führer Verhalten des Führers: demokratisch – autoritär – laissez-faire Reaktionen der Jugendlichen? Erziehungsstile Die Lewin-Lippitt-White Studie 89 Der autoritäre Gruppenführer … ◦ legte alle Richtlinien fest ◦ schreibt Techniken, Tätigkeiten, einzelne Aufgaben vor ◦ stellt die Arbeitsgruppen zusammen ◦ verteilt Lob und Tadel nach persönlichen Gesichtspunkten ◦ hält sich abseits von der Gruppe Erziehungsstile Die Lewin-Lippitt-White Studie 90 Der demokratische Gruppenführer … ◦ lässt Richtlinien durch Gruppendiskussionen und -entscheidung festlegen ◦ hilft beim Zustandekommen von Entscheidungen durch Vorschläge alternativer Mittel und Verfahren ◦ lässt die Schüler ihre Arbeitspartner selbst auswählen ◦ orientiert sich beim Erteilen von Lob und Tadel an objektiven und sachlichen Gesichtspunkten ◦ versucht, Mitglied der Gruppe zu sein Erziehungsstile Die Lewin-Lippitt-White Studie 91 Der Gruppenleiter im laissez-faire-Stil ◦ überlässt alle individuellen und Gruppenentscheidungen völlig den Gruppenmitgliedern ◦ beschafft lediglich Material, stellt aber keine Arbeitsaufträge ◦ gibt Informationen nur auf Befragen ◦ nimmt am Gruppenleben nicht teil, beurteilt nicht, enthält sich sämtlicher Regelungen oder spontaner Bemerkungen Erziehungsstile Die Lewin-Lippitt-White Studie 92 Der Gruppenleiter im laissez-faire-Stil ◦ überlässt alle individuellen und Gruppenentscheidungen völlig den Gruppenmitgliedern ◦ beschafft lediglich Material, stellt aber keine Arbeitsaufträge ◦ gibt Informationen nur auf Befragen ◦ nimmt am Gruppenleben nicht teil, beurteilt nicht, enthält sich sämtlicher Regelungen oder spontaner Bemerkungen Erziehungsstile Die Lewin-Lippitt-White Studie 93 Autoritär: ◦ größte Leistungsquantität ◦ geringere Arbeits- und Gruppenmoral, mehr Konflikt, ◦ Aggression gegenüber Sündenböcken: extrem hoch oder niedrig ein deutlicher Anstieg, sobald der Führer den Raum verließ ◦ weniger Arbeitsbeharrlichkeit bei Abwesenheit des Leiters Erziehungsstile Ergebnisse 94 demokratisch: • geringe Produktionsmenge, höhere Qualität • höhere Arbeits- und Gruppenmoral, weniger Konflikte • Aggression und Sündenböcke: aggressives Verhalten trat in mittleren Maß auf, auch die Arbeitsleistungen waren mittelstark ausgeprägt, ähnlich wie die der aggressiven autoritären Gruppen. • größere Arbeitsbeharrlichkeit bei Abwesenheit des Lehrers: Insgesamt war die Einstellung gegenüber dem Führer positiv, die Arbeitsleistungen nahmen 60 % der Zeit in Anspruch. Erziehungsstile Ergebnisse 95 laissez-faire: ◦ geringe Produktivität: Die Arbeitsleistungen waren insgesamt am schlechtesten, sie nahmen aber zu, sobald der Führer den Raum verließ, ein Junge übernahm die Führungsrolle ◦ geringe Arbeits- und Gruppenmoral ◦ hohe Aggression Erziehungsstile Ergebnisse 96 In der realen Erziehungs- und Unterrichtssituation wurde durch teilnehmende Beobachtung in amerikanischen Kindergärten und Grundschulen das sprachliche und nichtsprachliche Lehrerverhalten unter dem Aspekt des dominativen und integrativen Typus untersucht. Erziehungsstile H. H. Anderson 97 Unterrichtsstil Dominatives Verhalten Rigorose Lenkung durch Erziehungsperson, Tadel, Verwarnung, Drohung, Strafen, Kritik, Zurechtweisung, Vorwurf, Missbilligung, Ermahnung, Aufforderungen und Befehle, kaum Rücksichtnahme auf kindliche Bedürfnisse Erziehungsstile H. H. Anderson Folgen beim Kind Angst – Aggression Widerstand gegenüber den Befehlen, Dominanz und Aggression gegenüber anderen Kindern (Lernen am Modell), nervöse Angewohnheiten (zB Nägelkauen, zappeliges Verhalten, apathische Reaktionen, Passivität) 98 Unterrichtsstil Folgen beim Kind Integratives Verhalten wenig Lenkung, freundliche Haltung, Bitten und Meinungen der Kinder werden akzeptiert, Aktivitäten der Kinder werden gelobt, Kinder werden zur Formulierung von Gedanken und Vorschlägen ermuntert. Aktivität – Kooperation Spontanes Berichten eigener Erfahrungen, spontane Vorschläge und Antworten, gute Mitarbeit, kaum Widerstand gegenüber dem Lehrer, wenig Aggression gegenüber Gleichaltrigen, wenig nervöse Angewohnheiten. Erziehungsstile H. H. Anderson 99 Das Hamburger Ehepaar entwickelte in langjähriger Unterrichtsforschung die amerikanischen Untersuchungen zu den Erziehungsstilen weiter bzw. übertrug sie auf deutsche Schulverhältnisse. Erziehungsstile Reinhard und Anne-Marie Tausch 100 Ebene des Typs Ebene der Dimension Ebene der Merkmale Autokratischer Stil häufige Befehle und Aufforderungen, häufige Lehrerfragen, langes und häufiges Reden, Strafen, Vorwürfe, Kritik, häufige Kontrolle Lenkung – Dirigierung (stark ausgeprägt) Emotionale Verständnislosigkeit, Dimension = Kälte, Irreversibilität, Abneigung Entmutigung, Geringschätzung, erregtes, unfreundliches, unhöfliches Verhalten, Pessimismus, geringe Respektierung von Wünschen und Belangen der Schüler Ebene der Verhaltensweisen Weiterlesen! Schaut her! Nun passt doch auf! Was ist heute unsere Aufgabe? Oder Wie heißt das? Ein dusseliges Volk seid ihr! gleich helfe ich dir! ja, gerade du hast es nötig! Na, nun komm, Freundchen! Es hat gar keinen Zweck mit dir. Setzen! Ruhe! Erziehungsstile Tausch/Tausch 101 Ebene des Typs Ebene der Dimension Ebene der Merkmale Sozialintegrativer Stil Emotionale Dimension = Wärme, Zuneigung Wertschätzung, höfliches, freundliches und ruhiges Verhalten, Optimismus, Verständnis, Reversibilität, Ermutigung wenig Befehle, seltene Aufforderungen, kürzeres Reden, kooperatives Verhalten, selten Lehrerfragen, geringe Häufigkeit von Ausdrucksformen der Macht, Überlegungen, Stärke Lenkung – Dirigieren (gering ausgeprägt) Ebene der Verhaltensweisen Eure Vorschläge haben sehr geholfen! Du möchtest am liebsten weinen. Ja, das ist wahr. Bitte nur flüstern. Einige möchten noch weiter arbeiten. Ich könnte euch helfen. Das Lesestück ist auf Seite … Bitte macht Vorschläge. Erziehungsstile Tausch/Tausch 102 Hauptdimensionen, die das soziale und emotionale Lehrerverhalten charakterisieren: Die emotionale Dimension: Missachtung, Kälte, Abweisung vs. Achtung, Wärme, Zuneigung Die Lenkungsdimension: Keine Lenkung, Dirigierung, Kontrolle vs. Starke Lenkung/Dirigierung/Kontrolle Die Dimension Nichtdirigierende fördernde Aktivität: Keine Angebote, Vorschläge, Alternativen vs. viele Angebote, Vorschläge Erziehungsstile Tausch/Tausch 103 Elterliche Erziehungsstile ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ autoritative Erziehung autoritäre Erziehung permissive Erziehung nachgiebige Erziehung vernachlässigende ERziehung Elterliche Erziehungsstile 104 Ordnungssysteme sind willkürlich gewählt und konstruiert Idealvorstellungen vom Erziehungsverhalten sind gesellschafts-, zeit- und kulturabhängig Die Erziehungsstilforschung ist einseitig, sie konzentriert sich auf das Lehrerverhalten und beachtet die Eigenarten und Verhaltensprobleme der Kinder zu wenig. Über die Auswirkungen von Erziehungsstilen gibt es trotz aller Untersuchungen nur wenig gesicherte Erkenntnisse, die Erziehungsstilforschung bleibt deshalb für die Praxis oft wenig brauchbar. Kritik an Erziehungsstilforschung 105 Antiautoritäre Erziehung ◦ Ablehnung von Unterdrückung, Zwang, Machtausübung und emotionaler Kälte ◦ hohes Maß an Wertschätzung und Verständenis ◦ größtmöglicher Raum an Freiheit für den zu Erziehenden Antiautoritäre Erziehung 106 Antiautoritäre Erziehung ◦ Liberale Form: Alexander S. Neill: Inernatschule Summerhill ◦ Sozialistische Form Konsequenz der Ideen der Studentenbewegung und der ersten Kommunen - Kinderladenbewegung Antiautoritäre Erziehung 107 Institutionen der Erziehung und Bildung 108 Die Familie Merkmale der Kernfamilie ◦ Lebens- und Haushaltsgemeinschaft auf längere Dauer ◦ Ziel, Kinder zu erziehen ◦ Beziehungen zwischen Familienmitgliedern ◦ „Wir-Gefühl“ ◦ Gegenseitige Verantwortung, Beständigkeit, Verlässlichkeit Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 109 Die Familie Funktionen der Familie ◦ ◦ ◦ ◦ Geburt von Kindern und ihre Sozialisation Standortfindung Haushalts- und Freizeitfunktion Spannungsausgleich Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 110 Die Familie Probleme der familiären Erziehung ◦ ◦ ◦ ◦ Familiäres Zusammenleben Unvollständigkeit der Familie Berufstätigkeit beider Elternteile Verfehlte Erwartungen an das Kind Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 111 Probleme der familiären Erziehung ◦ Familiäres Zusammenleben Autoritäts- und Generationskonflikte Ablösung des Jugendlichen Disharmonisches Familienklima Trennung der Eltern Außergewöhnliche Belastungen Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 112 Probleme der familiären Erziehung ◦ Unvollständigkeit der Familie Gesellschaftliche Vorurteile Finanzielle Situation Betreuungsprobleme Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 113 Probleme der familiären Erziehung ◦ Berufstätigkeit beider Elternteile Belastung für Kinder? Unzufriedenheit mit Arbeit Überforderung im Beruf Doppelrolle Beruf – Haushalt Entscheidung: Qualität der Beziehung (weniger die Quantität) Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 114 Probleme der familiären Erziehung ◦ Verfehlte Erwartungen an das Kind Emotionale Überforderung durch gestörtes Familienklima Überhöhte Leistungsanforderungen Kind wird in Rollen gedrängt Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 115 Probleme der familiären Erziehung ◦ Kind wird in Rollen gedrängt (Richter, 1989) Kind soll Enttäuschungen ausgleichen, die durch die gestörte Elternbeziehung entstanden sind. Kind soll übersteigertes Eigenbild eines Elternteils kompensieren Kind soll Ideal der Eltern verwirklichen Kind übernimmt die Rolle des „schwachen“ Kind wird herangezogen, um in Konfliktsituationen einem Elternteil beizustehen Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 116 Der Kindergarten ◦ Familienergänzende Einrichtung auf freiwilliger Basis ◦ Erziehung durch ausgebildete Kindergartenpädagogen oder Erzieher ◦ Träger sind Gemeinden, Städte, private und kirchliche Organisationen ◦ stehen unter Aufsicht von Jugendämtern und Regierungen Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 117 Der Kindergarten Aufgaben des Kindergartens ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ Förderung der Motorik Förderung der Sprache und Kommunikation Förderung der Kreativität Förderung der Wahrnehmung und Orientierung Förderung der Konzentration und der Denkund Gedächtnisleistungen ◦ Förderung der Lernmotivation Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 118 Der Kindergarten Aufgaben des Kindergartens ◦ Förderung des Sozialverhaltens ◦ Förderung des Umwelt und Naturverständnisses ◦ Förderung der Gesundheit ◦ Elternarbeit ◦ Religiöse Erziehung Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 119 Der Kindergarten Organisation des Kindergartens ◦ Alternsgemischte Gruppe => Förderung des Sozialverhaltens (Einzelkinder) ◦ Geplante pädagogische Arbeit (Jahreszeiten, Feste, …) ◦ Gestaltung der Räume im Kindergarten Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 120 Der Kindergarten Probleme der Kindergartenarbeit ◦ Widersprüchliche Erwartungen zwischen Trägern des Kindergartens und den Erziehungsberechtigten ◦ Kindergartenpädagoginnen beklagen sich über mangelndes Interesse der Eltern ◦ Unnötiger Leistungsdruck vonseiten der Eltern Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 121 Der Kindergarten Probleme der Kindergartenarbeit ◦ Unterschiedliche Erziehungsstile im Kindergarten und im Elternhaus ◦ Defizite können nicht immer ausgeglichen werden (Chancengleichheit?) ◦ Gruppengröße ◦ Migrantenkinder – Sprachprobleme ◦ Verhaltensauffällige Kinder überfordern Erzieher Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 122 Das Heim ◦ als familienersetzende Einrichtung (zB Säuglings-, Kinder-, Jugendheim) ◦ als familienergänzende bzw. –unterstützende Einrichtung (zB Internate) Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 123 Das Heim als familienergänzende Einrichtung Aufgaben der Heimerziehung ◦ Rückkehr des Kindes in die Familie ◦ Erziehung in einer anderen Familie (oder familienähnlichen Lebensform) vorzubereiten ◦ Verselbständigung des Jugendlichen zu fördern Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 124 Das Heim als familienergänzende Einrichtung Aufgaben sind abhängig von Gründen, aus denen ein Kind ins Heim kommt: ◦ ◦ ◦ ◦ Krankheit oder Tod der Eltern/eines Elternteils Erziehungsunfähigkeit der Eltern Kindesmisshandlungen Vernachlässigungen Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 125 Das Heim als familienergänzende Einrichtung Aufgaben sind abhängig von Gründen, aus denen ein Kind ins Heim kommt: ◦ ◦ ◦ ◦ Ungünstige Voraussetzungen im Elternhaus Gefährdung der Entwicklung des Kindes Soziale Auffälligkeiten des Kindes Behinderung des Kindes Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 126 Das Heim als familienergänzende Einrichtung Aufgaben ◦ Wiedereingliederung in die Gesellschaft (zB bei Delinquenz) ◦ Förderung des Sozialverhaltens ◦ Förderung von individuellen Interessen und Fähigkeiten Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 127 Das Heim als familienergänzende Einrichtung Aufgaben ◦ Schul- und Berufsausbildung ◦ Behandlung von psychosozialen Schwierigkeiten ◦ Nachholung von Erziehungsversäumnissen ◦ Heil- bzw. sonderpädagogische Förderung Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 128 Das Heim als familienergänzende Einrichtung Erzieherische Arbeit im Heim ◦ Vorbereitung und Durchführung der Aufnahme Kennenlernen des Heimes ◦ Aufenthalt im Heim Erziehungsplan, individuelle Förderung ◦ Vorbereitung und Durchführung der Entlassung Arbeits- und Wohnungssuche Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 129 Das Heim als familienergänzende Einrichtung Probleme der Heimerziehung ◦ Fluktuation des Erziehungspersonals ◦ Auffällige Kinder beeinflussen die anderen ungünstig ◦ Regeln der Heimordnung ◦ Starrer Tagesablauf Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 130 Das Heim als familienergänzende Einrichtung Probleme der Heimerziehung ◦ Zu späte Heimeinweisung ◦ Keine festen Bezugspersonen ◦ Fehlen von finanziellen Mitteln in Heimen Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 131 Jugendarbeit Begriff Jugendarbeit ◦ ◦ ◦ ◦ Orientiert sich an Interessen von Jugendlichen Jugendliche gestalten mit Ziel: Selbstbestimmung Anregung zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und sozialem Engagement Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 132 Jugendarbeit Schwerpunkte der Jugendarbeit ◦ Außerschulische Jugendbildung (politisch, sozial, kulturell, technisch, naturkundlich) ◦ Sport, Spiel und Geselligkeit ◦ Internationalität ◦ Kinder- und Jugenderholung ◦ Jugendberatung ◦ Arbeitswelt-, schul-, familienbezogende Jugendarbeit Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 133 Jugendarbeit Schwerpunkte der Jugendarbeit ◦ Außerschulische Jugendbildung (politisch, sozial, kulturell, technisch, naturkundlich) ◦ Sport, Spiel und Geselligkeit ◦ Internationalität ◦ Kinder- und Jugenderholung ◦ Jugendberatung ◦ Arbeitswelt-, schul-, familienbezogende Jugendarbeit Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 134 Jugendarbeit Aufgaben der Jugendarbeit ◦ Sinnvolle Freizeitbeschäftigung ◦ Ort des sozialen Lernens ◦ Ort des politischen Lernens Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 135 Jugendarbeit Methoden in der Jugendarbeit ◦ Pädagogik der offenen Situationen (Sozialpädagogen als Moderatoren ◦ Personales Angebot – Sachangebot – reflektierte Gruppe ◦ Erfahrungsorientierter Ansatz ◦ Erlebnisorientierter Ansatz Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 136 Jugendarbeit Richtungen der Jugendarbeit ◦ Jugendverbandsarbeit ◦ Offene Jugendarbeit ◦ Jugendbildungsarbeit Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 137 Jugendarbeit Formen der Jugendarbeit (nach Interessen und Bedürfnissen ◦ Jugendarbeit in Gruppen ◦ Jugendarbeit in Einrichtungen ◦ Jugendarbeit als Einzelveranstaltungen und aktivitäten Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 138 Jugendarbeit Probleme der Jugendarbeit ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ Viele Wünsche der Jugendlichen Desinteresse Vorurteil: Jugendarbeit und Drogenkonsum Keine geregelten Arbeitszeiten der Mitarbeiter Finanzielle Probleme Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 139 Jugendarbeit Probleme der Jugendarbeit ◦ Hauptamtliche Mitarbeiter oft mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt ◦ Konflikte zwischen Trägern, Mitarbeitern und Jugendlichen Erziehung in pädagogischen Einrichtungen 140 Materialien zu Erziehungseinrichtungen: ◦ ◦ ◦ ◦ Familienprobleme Das SOS-Kinderdorf Freizeitpädagogik Jugendzentrum 141 Erziehung durch Medien 142 Erziehung durch Medien 143 Medienpädagogik Begriff Medium/Medien ◦ Instrument, das Informationen an andere Personen überträgt Erziehung durch Medien 144 Medienpädagogik Begriff Massenmedien ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ Fernsehen Video Film Hörfunk Computer, Videospiele, Internet Telefon, Handy Printmedien Tonträger Erziehung durch Medien 145 Medienpädagogik Funktionen von Massenmedien ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ Meinungsspiegelung Informationsvermittlung kritisieren und kontrollieren (zB Politik) Unterhaltung Kommunikation Erziehung durch Medien 146 Medienpädagogik Begriff Medienpädagogik ◦ erzieherische Fragen, die mit Medien zu tun haben. Begriff Medienerziehung ◦ Erziehung zur Handhabung von Medien ◦ Erziehung zum kritischen Umgang mit Medien Erziehung durch Medien 147 Medienpädagogik Richtungen der Medienpädagogik ◦ Integrative Medienpädagogik Medien als Informations- und Lernquelle ◦ Kritische Medienpädagogik will Medien als Manipulationsmittel enttarnen ◦ Instrumentelle Medienpädagogik Medien als Vermittler in Erziehung, Bildung und Unterricht Erziehung durch Medien 148 Medienpädagogik Richtungen der Medienpädagogik ◦ Agitative (beeinflussende) Medienpädagogik untersucht die Abhängigkeit von Aussagen in Massenmedien zum Gesellschaftssystem ◦ Präventive (vorbeugende) Medienpädagogik untersucht Gefährdung junger Menschen durch Massenmedien Erziehung durch Medien 149 Ziele der Medienpädagogik Menschen (Rezipienten) sollen im Rahmen der Medienerziehung … ◦ die Verbreitung und Wirkung von Medien kennen lernen ◦ Medien verstehen und beurteilen lernen ◦ Medien gestalten und einsetzen lernen ◦ Medien auswählen und auswerten lernen ◦ Medien im Gesellschaftlichen Zusammenhang sehen lernen Erziehung durch Medien 150 Aufgaben der Medienpädagogik ◦ Sachwissen und Kenntnis über Massenmedien vermitteln ◦ Möglichkeiten zur schaffen, um die unterschiedlichen Aussagen von Medien zu verstehen ◦ Bewusstsein schaffen, wie Massenmedien wirken Erziehung durch Medien 151 Wirkungszusammenhänge von Massenmedien ◦ Auswahl bestimmter Sendungen und ihre Wirkungen hängen ab von den persönlichen Einstellungen und dem sozialen Umfeld. ◦ Ältere Jugendlichen gehen reflektierter mit Medieninhalten um. Erziehung durch Medien 152 Wirkungszusammenhänge von Massenmedien ◦ Medieninhalte wirken auf Gefühls- und Denkprozesse, reale und mediale Erfahrungen können sich vermischen. ◦ Medieninhalte führen nicht zwingend zu bestimmten Verhaltensweisen (wie zB Gewaltbereitschaft). Sie fördern, wenn das mediale Umfeld mit dem persönlichen übereinstimmt. Erziehung durch Medien 153 Theorien der Medienwirkung (Gewalt-, Horror-, pornografische Darstellungen) ◦ Stimulationsthese (Ermunterungsthese) enthemmend => regen zum Nachahmen an ◦ Katharsisthese unterdrückte Triebe werden ausgelebt => Aggressivität wird abgebaut Erziehung durch Medien 154 Theorien der Medienwirkung (Gewalt-, Horror-, pornografische Darstellungen) ◦ Habitualisierungsthese Häufiges Ansehen => Gleichgültigkeit, Gewalt wird ein Mittel, das in entsprechenden Situationen angewendet werden kann. ◦ Inhibitionsthese Dargestellte Gewalt lässt aggressive Handlungen nicht zu, da diese in der Gesellschaft nicht gebilligt wird => Schuldgefühle Erziehung durch Medien 155 Gefahren durch Medien ◦ Isolation Kontakte nehmen ab. ◦ Physiologische Wirkungen (Nervosität, Haltungsfehler, Kopfschmerzen, Schlafstörungen) ◦ Angst- und Schockreaktionen Erziehung durch Medien 156 Folgen überdurchschnittlichen Medienkonsums ◦ Wirkungen negativer Sendungen wird verstärkt (Aggressionsneigung, Nervosität, …) ◦ Kreativität wird beeinträchtigt ◦ Aktive Sprachentwicklung kann gestört werden. Erziehung durch Medien 157 Folgen überdurchschnittlichen Medienkonsums ◦ Kontaktschwierigkeiten ◦ Kindliche Unbefangenheit wird beeinträchtigt. ◦ Überreizungen ◦ Oberflächlichkeit und Kritiklosigkeit ◦ Aufbau einer geordneten Vorstellungswelt ◦ Entwicklung der Fantasie Erziehung durch Medien 158 Das Lernen von Gewalt ◦ Je realistischer ein Film vom Rezipienten eingestuft wird desto gewaltsamer wird er empfunden. ◦ Zeichentrickfilme haben keine negativen Effekte auf Kinder oder Jugendliche. Erziehung durch Medien 159 Das Lernen von Gewalt Nachahmungsbereitschaft ist abhängig von ◦ Persönlichkeitsmerkmalen des Modells im Medium ◦ Persönlichkeitsmerkmalen des Rezipienten ◦ Art der Beziehung des Rezipienten zum Modell Erziehung durch Medien 160 Medienerziehung Vermittlung von Medienkompetenz (Bedienung von Medien Verstehen medialer Aussagen abhängig ◦ ◦ ◦ ◦ vom Alter des zu Erziehenden von der Menge der medialen Aussagen vom sozialen Zusammenhang von der medialen Aussage Erziehung durch Medien 161 Medienerziehung Möglichkeiten der Medienerziehung ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ Bewusstes Einsetzen von Medien Bewusste Auswahl von Medieninhalten Vorbildwirkung der Erzieher Hilfestellung bei der Verarbeitung von Eindrücken Auseinandersetzung mit Medienmodellen und deren Bewertung ◦ Hinführung zu kritischen Lesern, Hörern, Zusehern Erziehung durch Medien 162