DIE BEDEUTUNG DER POSTNATALEN ERNÄHRUNG AUF DIE LEBENSLANGE GESUNDHEIT Ass. Prof. PD. Dr. Nadja Haiden , pädiatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MUW Entstehung der Darmflora • Darm intrauterin steril • Gesamtheit an Mikroorganismen die den Darm besiedeln (500-1000 verschieden Arten) • „Ökosystem“ • „Mikrobiota“ Darmflora und Geburtsmodus • Vaginale Geburt • E.Coli • Enterobakterien • Streptokokken • Lactobazillen • Sectio • mütterliche Hautkeime Darmflora-Einfluss der Nahrung • Bifidobakterien • Lactobazillen Milchsäure Saures Darmmilieu-PH Erschwerte Ansiedelung pathogener Keime Entstehung von Erwachsenenflora Einflüsse im ersten Lebensjahr Empfehlungen ESPHGAN • Ausschließliches Stillen für ca. 6 Monate • Einführung von Beikost zwischen 17. und 26. LW • weiterstillen solange es Mutter und Kind es wünschen • Beginn Zufuhr Gluten nicht vor dem 4.LM und nicht nach dem 7.LM • Geringe Mengen Gluten sollten während der Stillzeit gegeben werden • Substanzen einzeln Einführen um bei Auftreten einer Unverträglichkeit Identifizierung zu ermöglichen ESPGHAN; JPGN 2008 46:99-110, Wachstum- Übergewicht- Adipositas Ausschließliches Stillen für mehr als 4 Monate führt: • wahrscheinlich zu einer langsameren Gewichtszunahme in der Kindheit (Level2) • sehr wahrscheinlich protektiven Effekt gegen Übergewicht und Fettleibigkeit in der Adoleszenz (Level 1) • Möglicherweise auch Erwachsenenalter (Level 3) • Dosis-Wirkungsbeziehung • WHO Wachstum- Übergewicht- Adipositas • Beikost kein Zusammenhang Muttermilch ≠ Formula ≠ Inhaltsstoffe –Proteine- Immunologische Faktoren • IgA: AK- Körperflüssigkeiten • IgM: AK- als frühestes im Verlauf einer Immunantwort produziertes Immunglobulin zur Aktivierung des Komplementsystems • IgG: AK -von B-Lymphozyten bzw. Plasmazellen nach Kontakt mit einem Antigen produziert wird. Wirken vor allem gegen Bakterien Inhaltsstoffe Protein- Abwehrstoffe • Lysozym • Cytokine • Makrophagen, • T-Lymphozyten • Neutrophile Granulozyten Inhaltsstoffe Hormone • • • • • • EGF: epidermal growth factorWachstum von Epithelien IGF 1+2: insulin like growth factor – Somatomedin/Wachstumshor mon TGF: transforming growth factor- differenziert Gewebe NGF: nerval growth factorWachstum von Nerven Steroide Schilddrüsenhormon Inhaltsstoffe- Hormone-Leptin • hemmt das Auftreten von Hungergefühlen und spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Fettstoffwechsels von Menschen und anderen Säugern • Programmierung früher Leptinspiegel möglicher Zusammenhang mit späterer Fettleibigkeit Stillen versus Flaschenfütterung Stillen Selbstreguliert Formula Elternreguliert • Frequenz • Frequenz • Volumen • Volumen- Flasche • Energieaufnahme • Zusammensetzung austrinken Proteinaufnhame: Muttermilch versus Formula Lönnerdal et al; Nestle Nutrition workshop 9/ 2007 Konsequenz zu hoher Proteinaufnahme Koletzko ; Nestle Nutrition Workshop 2006 Vol 58 • Langes Stillen senkt wahrscheinlich das Risiko für Typ 2 Diabetes (Level2 ; Dauer- Wirkungsbeziehung) • Stillen senkt wahrscheinlich das Risiko für Typ 1 Diabetes (Level 2) • Einführung von Gluten-hältiger Beikost protektiven Effekt für Entstehung von Typ1 Diabetes • Unklar ob MM selbst, Vermeidung von Formula oder Infektionsprävention den Effekt verursacht Blutdruck und Cholesterin • Assoziation zwischen Stillen und niedrigerem systol. RR sowohl im Kindes wie auch im Erwachsenenalter (Level 2) • Effekt 1mm Hg systolisch • 2mm Hg- 17% weniger Personen mit Hypertonie, 6%wenigiger mit cardiovaskulären Erkrankungen, 15% weniger mit Schalganfällen oder TIA • Stillen ist assoziiert mit niedrigerem Cholesterinspiegel im Erwachsenenalter (Level 2)- Effekt in der Kindheit unklar- unklar ob Bezug zu kardiovaskulären Erankungen Infektionen Stillen hat einen protektiven Effekt auf • Otitis media • Gastrointestinale Infektionen • Respiratorische Infektionen • Je länger die Stilldauer desto größer • der Effekt (Level1) Maligne Erkrankungen • Mögliche Risikoreduktion für Leukämien im Kindesalter und andere maligne Tumoren im Kindesalter • Stilldauer >6 Monate • Limitierte Daten da kindliche Tumore selten Atopie/Allergie • Stillen hat wahrscheinlich keinen protektiven Effekt auf die Entstehung von Atopie • Genetisches Belastung spielt hier große Rolle • Beikost: Frühe Beikosteinführung <4. Lebensmonat erhöht das Riskio für die atopische Dermatitis Asthma • Bezüglich Stillen sehr kontroversielle Ergebnisse • Wahrscheinlich ein protektiver Effekt bei vorbelasteten Familien in der Kindheit bis 8 Jahre IQ • Stillen beeinflusst die Entwicklung des Kindes positiv gemessen an einem höherem IQ und Entwicklungsscores (Level 2) Zöliakie • Wahrscheinlich hat Stillen einen protektiven Effekt auf die Enstehung einer Zöliakie, wenn kleine Mengen Gluten unter dem Schutz des Stillen eingeführt werden. (Level 2) • günstigster Zeitpunkt ? (Empfehlung nicht vor der 17. und nicht nach der 26. LW) Entzündliche Darmerkrankungen • Wahrscheinlich, dass Stillen vor entzündlichen Darmerkrankungen schützt (Level2) Zusammenfassung- Auswirkungen Gesicherter protektiver Dosis/Dauer Effekt von Stillen auf • Übergewicht und Adipositas in der Adoleszenz • Infektionen: Otitis, GI, respiratorische Infektionen Zusammenfassung- Auswirkungen • Wahrscheinlicher protektiver Dosis/Dauer Effekt von Stillen auf • Gewichtszunahme und Wachstum im ersten halben LJ • Blutdruck • Cholesterin • IQ • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen • Zöliakie • Diabetes Typ 1+2 Zusammenfassung- Auswirkungen • Möglicher Effekt: Leukämie und kindliche maligne Tumore • Effekt derzeit unwahrscheinlich bzw. unkonklusiv: • Atopie • Asthma • Allerg. Ekzem Danke!! Wissenswertes Beikost • Kuhmilch: • Keine Kuhmilch vor dem 4.-6.LM (Allergie) • bei Zufuhr vor dem 9.LM okkulte Blutungen möglich • Kuhmilch schlechte Eisenquelle- Hauptgrund diese vor dem 1 LJ nicht als Hauptnahrungsquelle zu geben • Hoher Anteil an Eiweiß, kein optimales Proteinprofil • Geringe Mengen vor dem 12.LM aber als Getränk/Mahlzeit erst nach dem 12.LM • Honig: • kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten- Konsum von Honig wiederholt mit kindlichen Botulinismus assoziiert • unbehandelten Honig deshalb nicht vor dem 12 LM. • Fleisch: • Wichtige Eisenquelle- deshalb in Beikost inkludieren- bei gestillten Kindern eher früh einführen • Eisenmangel mit schlechtem neurologischem outcome assoziiert • Fisch: • Wichtige Quelle für LCPUFAS- deshalb in Beikost inkludieren ESPGHAN; JPGN 2008 46:99-110, Inhaltsstoffe- Muttermilch • Proteine: • Immunologische Faktoren: IgA,IgM, IgG, Lactoferrin, Lysozym, Nucleotide, Cytokine, Makrophagen,T-Lymphozyten, Neutrophile • Hormone und Wachstumsfaktoren Hypophysenhormone, Leptin, EGF, IGF 1+2, TGF, NGF, Steroide, Schilddrüsenhormon • Lipide: LCPUFA, Cholesterin, AA, DHA • Kohlenhydrate: Oligosacharide, Lactose, Mucine • Bifidusbakterien Milchmenge und Proteinaufnahme Dewy et al; Eur J Clin Nutr 1996; 50:119-50