R &W Pr oduktr epor t Versorgung einer insuffizienten Frontzahnrestauration mit IPS e.max UNAUFFÄLLIG GEHT VOR! Ein Anwenderbericht von Oliver Brix, Wiesbaden/Deutschland In einer Zeit zunehmender Massenanfertigungen bleibt die Zahntechnik weiterhin ein Berufsbild mit starkem Bezug zur Natur. Um das natürliche Vorbild nahezu identisch nachzuahmen, helfen dem Zahntechniker – neben dem eigenen Können – modernste Materialien. Ein natürliches und vitales Erscheinungsbild ist heute das ausschlaggebende Argument für viele Patienten, sich für eine zahntechnische Versorgung zu entscheiden. Dieser Erfahrungsbericht von Oliver Brix ist ein Beispiel für die ästhetischen Möglichkeiten, die die Kombination von handwerklichem Geschick und modernen Werkstoffen bietet. Indizes: Zirkondioxid, Verblendkeramik, IPS e.max ZirCAD, IPS e.max Ceram Ein perfektes, natürlich wirkendes Ergebnis zu erreichen ist das Ziel eines jeden Zahntechnikers. Erleichtert wird ihnen dies, wenn moderne Werkstoffe und Arbeitsverfahren eingesetzt werden. Gerade die CAD/CAM-Technologie erlaubt vollkeramische Versorgungen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren. Dadurch ist es möglich, sich voll und ganz auf die keramische Verblendung zu konzentrieren. So auch im nachfolgend beschriebenen Fall. Die Patientin stellte sich mit einer insuffizienten Frontzahn-Restauration in der Praxis vor (Abb. 1). Die Okklusionsebene „hing“, die Restauration war zum Teil überkonturiert, die Achsen, Leisten und Zahnfarben der Metallkeramikkronen stimmten nicht (Abb. 2). Zudem war die Patientin mit dem optischen Eindruck der alten Restauration absolut unzufrieden. Neben einem funktionierenden Zahnersatz wünschte sie sich vor allem ein gepflegtes Erscheinungsbild ihrer Zähne. Nachdem die bisherige Versorgung entfernt wurde, präparierte der Behandler nach – natürlich unter Berücksichtigung der biologischen und funktionellen Aspekte. Dabei zeigte sich, dass die präparierten Stümpfe verfärbt waren. Da sich die Patientin inzwischen für eine metallfreie Versorgung entschieden hatte, wurde für die definitive Versorgung Zirkondioxid gewählt. Denn die Opazität dieses Werkstoffs ist in der Lage, die Verfärbungen zu kompensieren. 60 0 1 . J a h rg a n g 0 3 / 2 0 0 7 Zunächst wurde ein Provisorium angefertigt und der Zahn 23 leicht gekürzt. Innerhalb der nächsten sechs Monate konnte sich die Patientin an die neue Situation gewöhnen (Abb. 3). Bereits mit diesem Provisorium hatte sich das Erscheinungsbild der Patientin deutlich verändert (Abb. 4). Hoch-opakes Zirkondioxid statt lichtundurchlässiges Metall Abbildung 5 zeigt das Provisorium nach einem halben Jahr Tragezeit in situ. Nach dem Ausgliedern stellte sich dem Behandler die Situation folgendermaßen dar: K Die Gingiva war ausgeheilt, K 14 und 15 waren stark verfärbt und K die Stümpfe im sichtbaren Bereich mit Aufbaufüllungen versehen. Während der sechsmonatigen Tragezeit, wurde die Gingiva durch das Provisorium bereits für die Gestaltung des Pontic vorbereitet (Abb. 6). Wie schon angesprochen, wünschte sich die Patientin eine Versorgung ohne störendes Metall. Gleichzeitig zwangen die dunklen Verfärbungen und Stumpfaufbauten uns dazu, einen opaken Werkstoff zu verwenden. Deshalb fiel die Entscheidung auf eine stabile und dauerhafte Versorgung aus yttrium- Pr oduktr epor t R &W Abb. 1 Unzufrieden: Die Patientin stellte sich mit insuffizienter und zum Teil überkonturierter Frontzahn-Restauration vor. Achsen, Leisten und Zahnfarbe entsprachen nicht der natürlichen Situation und dem ästhetischen Empfinden. Abb. 2 Die Nahaufnahme verdeutlicht, wie sehr ihr Erscheinungsbild beeinträchtigt war. Neben einem funktionierenden neuen Ersatz wünschte sich die Patientin vor allem ein gepflegt wirkendes Erscheinungsbild. 2 1 Abb. 3 Für das Provisorium wurde Zahn 23 gegenüber der Ursprungssituation bereits leicht gekürzt. Innerhalb von zirka sechs Monaten sollte sich die Patientin an die neue Situation gewöhnen. Abb. 4 Schon mit dem inserierten Provisorium hatte sich das Erscheinungsbild der Patientin erkennbar normalisiert. 3 stabilisiertem Zirkondioxid IPS e.max ZirCAD als Fundament. Das Material wird im inLab (Sirona) verarbeitet und deckt auch verfärbte Stümpfe ab, ohne dass der Helligkeitswert der Restauration sinkt. Diese Gerüste passen gut und besitzen eine gleichmäßige Wandstärke. Wer kein CAD/CAM-Gerät besitzt, kann die Gerüste übrigens auch extern fertigen lassen. Auf die Bedürfnisse abgestimmt In unserem Fall wurde das maschinell geschliffene und gesinterte Zirkondioxid-Gerüst labial auf zirka 0,3 mm ausgedünnt. Darauf wird anschließend der fluoreszierende IPS e.max Ceram ZirLiner 1 aufgetragen und mit IPS e.max Ceram Shades farblich modifiziert. Nach dem Brand zeigt sich bereits die primäre Grundfarbe der Käppchen. Der ZirLiner kompensiert die Verfärbungen der Stümpfe ohne dass er den Lichtdurchfluss durch die Käppchen blockiert. Während viele Zahntechniker noch immer herkömmliche Schichtkeramiken „zweckentfremden“, nur weil sie glauben, dass die Verblendkeramik vom 4 Toleranzbereich und ihres WAK-Werts möglicherweise zum Zirkondioxid-Gerüst passt, habe ich die Schichtkeramik gefunden, die meinen Bedürfnissen entspricht: IPS e.max Ceram. Dabei handelt es sich um eine niedrig schmelzende Glaskeramik, die durch die darin enthaltenen Nano-Fluor-Apatit-Kristalle in ihrer Struktur dem natürlichen Zahn sehr ähnlich ist. Ihre Fluoreszenz, die natürliche Lichtstreuung und das ausgewogene Verhältnis von Helligkeit und Chroma lassen Restaurationen aus IPS e.max Ceram wunderbar unauffällig wirken. Neben Zirkondioxid kann ich damit auch Gerüste aus den Glaskeramiken IPS e.max Press und CAD verblenden. Ein Eindruck von optischer Tiefe Beim Schichten platziere ich approximal ganz leicht etwas IPS e.max Ceram und die Farben okklusal Dentin orange und Deep Dentin. Trotz des hohen Helligkeitswerts bietet das Gerüst damit den Eindruck von farblicher Tiefe. Anschließend wird das Gerüst mit einer Mischung aus Deep Dentin und 0 1 . J a h rg a n g 0 3 / 2 0 0 7 61 R &W Pr oduktr epor t Abb. 5 Das Provisorium nach einem halben Jahr Tragezeit in situ. Abb. 7 Glänzend: Die Verblendungen schrumpfen während des Brennvorgangs nur wenig und haben eine homogene Oberfläche. Die Zahnform und die Stellung der Zähne wurden vom Provisorium übernommen. Abb. 6 Stark verfärbt: Die Stümpfe im sichtbaren Bereich waren mit Aufbaufüllungen versehen. Da die Patientin eine metallfreie Versorgung wünschte, wurde als Werkstoff Zirkondioxid ausgewählt. Seine Opazität kompensiert die Verfärbungen. Abb. 8 Von okklusal: Die Ansicht zeigt die exakte Dimensionierung der Restauration. Die Restauration deckt – trotz Metallfreiheit – die starken Verfärbungen der Stümpfe komplett ab. Schön unauffällig Dentin kaschiert. Zervikal steigere ich das Chroma indem ich 50 % Dentin mit 50 % Cervical Transpa orange mische und auftrage. Gleichzeitig senke ich dadurch den Helligkeitswert im Zervikalbereich. Den Zahnkörper modelliere ich mit verschiedenen Dentinen auf Originalgröße und reduziere ihn anschließend bis er ungefähr zwei Drittel der Schichtstärke einnimmt. Die inzisale Neigung sorgt für optische Tiefe und ausreichend Platz für natürliche Effekte und die Schneide. Den Schneideteller verlängere ich mit verschiedenen Incisal- und Transpa-Massen um rund 1 mm – allerdings immer in Korrelation zu den Nachbarzähnen. Wer mag, kann ausdrucksstarke Effekte mit feuchten IPS e.max Ceram Impulse-Massen einlegen. In diesem Fall habe ich jedoch labial ausschließlich mit Transpa Incisal und den Transpa Massen Incisal TI 1–TI 3, Transpa clear und Cervical Transpa orange überschichtet. Die Schichtdicke beträgt ungefähr 0,2mm. 62 0 1 . J a h rg a n g 0 3 / 2 0 0 7 IPS e.max Ceram schrumpft beim Brennen nur wenig und hat eine homogene Oberfläche. Nach einem Korrekturbrand übernimmt man die Zahnform und die Stellung der Zähne vom Provisorium. Den Glanzgrad kann ich je nach eigenem Geschmack mit Glanzbrand und Gummierlinsen beeinflussen. Nachdem die Oberflächentextur eingearbeitet und poliert wurde, erscheint die Restauration leicht glänzend (Abb. 7). Die Okklusalansicht verdeutlicht den Aufbau und die exakten Dimensionen der Restauration. Trotz Metallfreiheit sind die Verfärbungen komplett abgedeckt (Abb. 8). Die Mundaufnahme zeigt einen subtilen Farbverlauf – auch aus der Tiefe heraus. Die eingearbeiteten Effekte sind unaufdringlich und integrieren sich natürlich in das Gesamterscheinungsbild (Abb. 9). Der Abstand zu den Lippen ist gleichmäßig und exakt am Unterkieferprofil orientiert. Die Nahaufnahme verdeutlicht, wie schön sich das Zahnfleisch adaptiert (Abb. 10). Pr oduktr epor t Abb. 9 Unaufdringlich: Die Mundaufnahme zeigt einen subtilen Farbverlauf aus der Tiefe heraus. So integrieren sich die Verblendungen angenehm und natürlich in das Gesamterscheinungsbild. Abb. 11 Die Patientin wünschte sich eine optische Verbesserung ihres Erscheinungsbilds. Ihre Zahnform wurde an das Lippenbild angepasst und die Zahnfarbe einheitlich gestaltet. Zum Dank gab es ein zufriedenes Lächeln. R &W Abb. 10 Die Nahaufnahme verdeutlicht, dass sich das Zahnfleisch wunderbar an die Verblendkeramik adaptiert. Fazit Präzise Analyse, konsequente Planung und ein gutes Teamwork zwischen Behandler und Zahntechniker – das sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Versorgung ohne Unsicherheiten in der Umsetzung. In unserem Fall wünschte sich die Patientin eine positive Veränderung ihres Erscheinungsbilds. Die Zahnform wurde an das Lippenbild angepasst und die Zahnfarbe einheitlich gestaltet. Moderne Werkstoffe wie das stabile IPS e.max ZirCAD und IPS e.max Ceram haben mir bei der Wiederherstellung ihrer oralen Harmonie geholfen, sodass ich letztlich ihre ästhetischen Vorstellungen in die Tat umsetzen konnte. Die Restauration besticht durch ihre hohe Lichttransmission, die beeindruckende Farbwirkung und die rot-weiße Ästhetik. Die Patientin dankt es mit einem zufriedenen Lächeln (Abb. 11). K Kurse mit Oliver Brix siehe Kurse und Kongresse Zur Person Oliver Brix absolvierte 1989 seine Ausbildung zum Zahntechniker. Anschließend ging er auf Wanderschaft durch verschiedene Zahnarztpraxen und Dentallaboratorien. Des Weiteren nahm er an vielen nationalen und internationalen Kursen und Kongressen teil. 1993 begann Oliver Brix mit seiner internationalen Tätigkeit als Referent und Kursleiter. Seine Kernkompetenzen liegen in der Ästhetik und Keramik. Im Jahr 1997 begann die Zusammenarbeit mit der Gemeinschaftspraxis Dr. H. Mayer und K. Stryzek. 2002 eröffnete er sein eigenes Unternehmen. Er ist Mitglied des ZAD, Vorstandsmitglied der DGÄZ und im Beirat der internationalen Fachjournale „teamwork“ und „dental dialogue“. Kontaktadresse Oliver Brix • Innovatives Dental Design • Dwight-D.-Eisenhower-Straße 9 • 65197 Wiesbaden • Fon +49 6195 902984 • Fax +49 6195 902985 [email protected] • www.idd-oliver-brix.de Ivoclar Vivadent AG • Bendererstrasse 2 • 9494 Schaan • Fürstentum Liechtenstein • Fon +42 3235 3535 • Fax +42 3235 3360 [email protected] • www.ivoclarvivadent.com 0 1 . J a h rg a n g 0 3 / 2 0 0 7 63