Regenwald Tropischer Regenwald

Werbung
Regenwald
Tropischer Regenwald in Amazonien, Brasilien
Temperierter Nadelholz-Regenwald bei Vancouver, Kanada
Als Regenwald bezeichnet man ein weitgehend naturbelassenes WaldÖkosystem, das durch ein besonders feuchtes Klima aufgrund von mehr als 2000
mm Niederschlag (im Jahresmittel) gekennzeichnet ist. Dabei unterscheidet man
zwischen den Regenwäldern in den Tropen und den Regenwäldern der
gemäßigten Breiten.
Tropischer Regenwald
Als tropischen Regenwald bezeichnet man eine der Vegetationsformen, die nur
in den immerfeuchten tropischen Klimazonen anzutreffen ist. Tropische
Regenwälder existieren in Süd- und Mittelamerika, Afrika und Südasien sowie
Australien beidseits des Äquators bis ungefähr zum 10. Breitengrad, stellenweise
aber auch deutlich darüber hinaus. Ausnahmen bilden die Andenregion
Südamerikas und die Passat-Monsun-Zone in Ostafrika.
Die Verbreitung tropischer Regenwälder
Ökologie
Klimatische Bedingungen
Charakteristisch für das Wetter dieser Ökosysteme sind ganzjährige
Niederschläge, die im Frühjahr und im Herbst - während der so genannten
Regenzeiten - besonders intensiv sind und dazu führen, dass pro Jahr
mindestens zehn Monate ein humides Klima herrscht, also mehr Niederschlag
fällt als verdunsten kann. Gleichwohl verdunstet eine erhebliche Menge des
Regens rasch wieder, auch über das Blattwerk der Vegetation, so dass der
Regenwald selbst durch diese starke Verdunstung zu neuerlichem Niederschlag
beiträgt. Die Niederschlagsmenge liegt pro Jahr zwischen 2000 und 4000 mm; sie
kann aber an Berghängen, die dem Wind ausgesetzt sind, auch mehr als 6000
mm erreichen (zum Vergleich: am Südhang des Taunus ca. 800 mm pro Jahr).
Im Verlauf der Jahreszeiten ändert sich die Temperatur in den tropischen
Regenwäldern nur sehr geringfügig: Die Tageshöchsttemperatur beträgt im
wärmsten Monat in der Regel ca. 28 - 31 °C, im kühlsten Monat ca. 24 °C. Auch
von Jahr zu Jahr sind die Schwankungen der mittleren Jahrestemperaturen mit
0,5 - 0,6 °C gering. Etwas ausgeprägter sind nur die Unterschiede zwischen der
Tageshöchst- und der nächtlichen Tiefsttemperatur, die 5 bis 10 °C betragen
können. Wegen des Fehlens von thermisch deutlich unterscheidbaren
Jahreszeiten mit Vegetationspausen bezeichnet man das Klima der tropischen
Regenwälder auch als Tageszeitenklima.
Aufgrund der hohen Niederschlagsmengen fließen durch viele tropische
Regenwälder bedeutende Ströme, in Brasilien zum Beispiel der Amazonas.
Erscheinungsbild
Charakteristisch für das äußere Erscheinungsbild des immergrünen tropischen
Regenwalds ist der so genannte Stockwerkbau, der sich vom Wurzelwerk über
die bodennahe Krautschicht und die bis zu fünf Meter hohe Etage des
Buschwerks bis hinauf zum dichten Hauptkronendach in 40 Meter Höhe und
einzelnen, weit darüber hinaus ragenden Baumriesen erstreckt. Neben den
Korallenriffen weisen die tropischen Regenwälder die höchste Artendichte sowohl
hinsichtlich der Fauna als auch der Flora auf.
Da in jedem „Stockwerk“ andere, aber relativ konstante ökologische Bedingungen
herrschen, haben sich im Verlauf vieler Jahrtausende in den unterschiedlichen
Höhen extrem viele und extrem spezialisierte Tier- und Pflanzenarten entwickelt,
die zudem häufig nur in einem kleinen Verbreitungsgebiet leben und daher eine
nur geringe Individuenzahl aufweisen. So kann beispielsweise schon das
Abholzen einer bestimmten Baumart in einem bestimmten Regenwaldgebiet dazu
führen, dass die Lebensgrundlage bestimmter Arten zerstört wird und diese Arten
aussterben.
Stoffkreisläufe
Immergrüne tropische Regenwälder konnten aufgrund der ganzjährigen
Vegetationszeit ohne Jahreszeiten einen (fast) perfekten Kreislauf entwickeln.
Sämtliche ehemals im Boden (oft wachsen tropische Regenwälder auf sog.
Ferralsolen, benannt nach dem prägenden bodenbildenden Prozess der
Ferralitisierung) vorhandenen Nährstoffe sind in die lebende Biomasse überführt
worden. Die Wälder stehen auf dem blanken Quarz uralter Böden (im Gegensatz
zu durch Eiszeiten bedingten, jungen und nährstoffreichen Böden oder den
borealen Nadelwäldern mit zunehmender Festlegung der Nährstoffe in toter
Biomasse, die erst wieder durch Brände im nennenswerten Umfang mobilisiert
werden). Die so genannten Mykorrhizen führen die Minerale zu den Bäumen und
leben so mit ihnen in einer Symbiose. Die Bäume können die Mineralien alleine
nicht aufnehmen, weil der Boden für sie nur eine physische Stabilitätsform
darstellt.
80 % der Biomasse wird in der Kronenregion produziert, daher halten sich etwa
zwei Drittel der Tiere in den Baumkronen, nur wenige auf dem Erdboden auf.
Kennzeichnend für den Regenwald ist seine große Tier- und Pflanzenvielfalt.
Vermutlich etwa 30 Millionen verschiedene Arten leben auf der Erde (nach Terry
Edwin, Smithsonian Institution, 1982; 2003 noch immer nicht verifiziert und eher
die Untergrenze).
Die herunterfallenden Blätter und Zweige sowie Tierkadaver werden durch das
Klima sehr schnell wieder dem Nährstoffkreislauf zugeführt. Die Wurzeln der oft
riesigen Urwaldbäume und anderer Pflanzen sind dicht unter der Oberfläche
angesiedelt, um die dort anfallenden Nährstoffe wieder aufzunehmen.
Dass der Kreislauf nur beinahe perfekt ist, zeigt sich an der natürlichen
Degeneration von Regenwäldern im westlichen Südamerika (Kolumbien). Dort
kommt es zum kreisförmigen Absterben des primären Regenwaldes mit der
Ausbildung von Waldgesellschaften, die mit den Sekundärwäldern nach Rodung
vergleichbar sind.
Tagesablauf im tropischen Regenwald
Aufgrund der Nähe zum Äquator und der deswegen kaum durch unterschiedliche
Tageslängen markierten Jahreszeiten ist der Tagesablauf in den tropischen
Regenwäldern außerordentlich konstant. Unmittelbar am Äquator steht die Sonne
genau zwölf Stunden über dem Horizont und 12 Stunden darunter: Es ist dort
also 12 Stunden hell und 12 Stunden dunkel; der Übergang vom Tag zur Nacht
(um 6 Uhr abends) sowie von der Nacht zum Tag (um 6 Uhr morgens) - die
Dämmerung - dauert nicht einmal eine halbe Stunde.
Am frühen Vormittag, wenn sich bei zunehmender Sonneneinstrahlung Luft und
Boden rasch erwärmen, steigt das verdunstende Regenwasser als feucht-warme
Luft nach oben und ballt sich am Himmel in zunehmend dichteren Wolken
zusammen. Schließlich regnen diese Wolken in den frühen Nachmittagsstunden
aus, häufig in Verbindung mit einem Gewitter.
Ein möglicher Tagesablauf kann demnach so aussehen:
6:00 Uhr Sonnenaufgang, der Regenwald liegt im Nebel (20 °C)
bis 10:00 Uhr viel Wasser verdunstet (20 - 25 °C)
bis 13:30 Uhr große Wolken entstehen und verdecken die Sonne (28 °C)
zwischen 14 und 17:00 Uhr heftige Regenfälle und Gewitter (bis ca. 30 °C)
ab 17:00 Uhr die Sonne scheint wieder (28 °C)
18:00 Uhr Sonnenuntergang (26 °C)
nach 18:00 Uhr es ist dunkel (nachts 23 - 20 °C)
Pflanzen- und Tierwelt
Unter anderem durch die weitläufige Verteilung der einzelnen Baumarten
entstand im immergrünen Regenwald ein auf der Erde einzigartiges Phänomen,
das der größten Artenvielfalt. Nach Schätzungen befinden sich in immergrünen
Regenwäldern 40-60 % aller auf der Erde lebenden Arten.
Flora
Im tropischen Regenwald wachsen die Pflanzen sowohl extrem dicht
nebeneinander als auch in einer bestimmten vertikalen Staffelung, die als
Stockwerkbau bezeichnet wird. Häufig werden sechs Etagen beschrieben, die
jedoch nicht strikt von einander getrennt werden können, sondern ineinander
übergehen:
die Bodenschicht, bestehend aus dem Wurzelwerk der Pflanzen sowie
aus einer meist sehr dünnen Humusdecke sowie den darin siedelnden
Kleinlebewesen, Bakterien, Algen und Pilzen
die Krautschicht, zu der beispielsweise Moose, Farnpflanzen und andere
Bodendecker mit geringem Lichtbedarf gehören können
die Strauchschicht bis zur Höhe von ca. 5 m, zu der auch junge Bäume
gehören
die Schicht der niedrigen Bäume
die Kronenschicht mit ihrem Hauptkronendach in ca. 40 m Höhe
die als „Baumriesen“ bekannten so genannten Überständer, die vereinzelt
bis in ca. 60 m Höhe über das Hauptkronendach hinaus ragen.
Die Ausprägung der verschiedenen Stockwerke hängt vom Standort des Waldes
ab. Bäume im Tieflandregenwald haben beispielsweise häufig flache, weit
auslaufende Wurzeln, die sogenannten Brett- und Stelzwurzeln. Da der Boden im
Regenwald nur eine dünne Humusschicht besitzt und damit wenig
Speicherkapazität für Nährstoffe aufweist, spielen die Mykorrhiza hier eine
besonders wichtige Rolle bei der Nährstoffversorgung. Je nach dem Standort
eines tropischen Regenwaldes kann man verschiedene Typen unterscheiden.
Beispiele hierfür sind der Tieflandregenwald, prämontaner Regenwald (d. h. der
Regenwald der Vorberge), Bergregenwald, Terra-Firme-Wald.
Tropischer Regenwald
Ameisen und Termiten nehmen eine Sonderstellung im komplexen Gefüge der
Regenwälder ein. Mit Hilfe von Symbionten wandeln sie pflanzliche Biomasse in
tierisches Eiweiß um. Damit nehmen sie eine Vermittlerrolle zwischen
Produzenten und Konsumenten ein. Durch die hohe Produktion von Biomasse
das ganze Jahr hindurch ist der Stoffkreislauf des tropischen Regenwaldes nicht
auf einen nährstoffreichen Boden angewiesen. Der Stoffkreislauf ist also bis in die
Baumkronen vorhanden. Dort befindet sich eine ganz eigenständige Artenvielfalt,
die erst seit kurzem mit Hilfe der so genannten Baumkronenforschung erkundet
wird.
Man unterscheidet die Kletterpflanzen des Regenwaldes in Lianen, Epiphyten
und Hemi-Epiphyten. Die Epiphyten (Aufsitzer) sind zum Beispiel Farne und
Bromelien. Sie wachsen auf Astgabeln und Zweigen der Bäume, gehen dabei
aber keinerlei physiologische Verbindung mit dem Trägerbaum ein. Sie nutzen in
den oberen Regionen der Bäume das dort intensivere Licht und lösen ihr
Versorgungsproblem über ihre Blätter: So genannte Nischenblätter können zum
Beispiel einen Hohlraum bilden, in dem Humus entsteht und Wasser gesammelt
wird. Viele Bromelien bilden wiederum mit ihren Blättern Zisternen, in denen sich
Wasser sammelt. Dieses Wasser wird über die Blattoberfläche mit Hilfe spezieller
Absorptionsorgane (Saugschuppen) aufgenommen. Die Pfeilgiftfrösche zum
Beispiel legen in diese Tümpel ihre Eier und verbringen ihr gesamtes Leben in
den Baumkronen.
Epiphytische Orchideen wiederum besitzen Luftwurzeln, die mit einem
Absorptionsgewebe überzogen sind. Lianen dagegen wurzeln im Boden und
entfalten ihre Blätter erst im Kronendach. Dabei sind sie auch in der Lage,
Luftwurzeln auszubilden, um eine zusätzliche Wasserversorgung zu
gewährleisten. Hemi-Epiphyten haben einen Mittelweg für die
Nährstoffversorgung gefunden: Sie beginnen ihr Leben als Epiphyt (Versorgung
über Blätter) und bilden bei Versorgungsengpässen Verbindungen zum Boden
aus, um sich Wasser und Nährstoffe zu beschaffen.
Lianen und Epiphyten prägen das Erscheinungsbild der Urwaldvegetation. Bis zu
80 verschiedene Aufsitzerarten wurden auf einem Baum gezählt. An die
Pflanzendecke auf den Bäumen haben sich viele verschiedene Tiere angepasst,
sie haben hier ihre ökologische Nische gefunden.
Fauna
Kapuziner
Ara
Im Regenwald gibt es eine sehr große Artenvielfalt. [1] Die weitaus größte Menge
der tierischen Arten des Regenwaldes sind Arthropoden. Zu ihnen gehören
Insekten, Spinnentiere, Krebstiere und Tausendfüßer.
Eine eher kleine Artengruppe sind die Säugetiere. Beispiele sind hier der
afrikanische Waldelefant. Als größtes Tier im Regenwald ist er jedoch deutlich
kleiner als sein Verwandter auf der Steppe. Das größte Raubtier ist in Asien der
Tiger und in Süd- und Mittelamerika der Jaguar. Reptilien erreichen im
Regenwald gewaltige Ausmaße. Zu nennen sind hier das Krokodil das in
verschiedenen Arten fast überall in den Tropen vorkommt, und die Anakonda in
Südamerika. Es gibt zudem viele kleinere und sehr giftige Reptilien und
Amphibien in den Regenwäldern – beispielsweise Schlangen und Pfeilgiftfrösche
– sowie ungiftige Tiere wie Schildkröten oder Chamäleons.
Vögel sind im Regenwald häufig sehr bunt. Beispiele sind hier die farbenfrohen
Aras, Paradiesvögel oder die kleinen Kolibris.
In den meisten großen Regenwäldern kommen Primaten vor. Der Orang Utan
lebt in Asien, Gorilla, Schimpanse und Bonobo in Afrika und viele kleinere Affen in
Süd- und Mittelamerika. Die großen Primaten und besonders die Orang Utans
sind sehr stark vom Aussterben bedroht. [2] Die Flüsse der Regenwälder sind sehr
fischreich. Sie ernähren in Südamerika sogar Flussdelfine und Riesenotter.
Bodenbeschaffenheit
Tropische Regenwälder sind wegen der stetigen Versorgung mit Wasser
besonders üppig begrünte Gebiete. Dieser Anschein von unbegrenztem
Wachstumspotential trügt jedoch, da er nur von der sichtbaren Oberfläche
abgeleitet ist. Der Untergrund ist nämlich - beispielsweise im Vergleich zu
europäischen Mischwäldern - eher unfruchtbar. Jahrtausende lang waren die
Böden der meisten Regenwälder unentwegt der feucht-warmen Witterung
ausgesetzt, so dass das Gestein im Untergrund extrem stark und mancherorts bis
zu 50 Meter tief verwittert ist. Zugleich reicherten sich an der Oberfläche Eisen-
Oxide und Aluminium-Oxide an, die den Boden vieler tropischer Waldgebiete
rötlich erscheinen lassen. Viele Mineralien, die auch für die Ernährung der
Pflanzen wichtig wären (u.a. Phosphor, Stickstoff und Calcium), sind infolge
dieser Verwitterung jedoch immer tiefer in den Boden abgesunken, so dass er an
der Oberfläche relativ arm an Nährstoffen ist. Es entstehen Ferralsole und
Latosole, nährstoffarme und kaolinithaltige Böden mit geringer
Kationenaustauschkapazität.
Dieses Geschehen hatte zur Folge, dass die Nährstoffe so gut wie ausschließlich
über der Erde „bevorratet“ sind: In den lebenden oder erst seit kurzem
abgestorbenen Pflanzen und Tieren. Aufgrund des Klimas werden alle
abgestorbenen organischen Substanzen jedoch rasch und wegen der fehlenden
Jahreszeiten zudem kontinuierlich zersetzt. Danach stehen sie wieder als
anorganische Nährstoffe für andere Pflanzen zur Verfügung. Wegen des dichten
Wurzelwerks versickern diese Nährstoffe kaum noch in den Untergrund, zum Teil
werden sie auch schon in größerer Höhe über dem Boden von epiphytischen
Pflanzen aufgenommen.
Die Vegetation der heutigen tropischen Regenwälder ist somit Ausdruck der
Anpassung an einen im Grunde unwirtlichen Boden: Sie existieren seit dem
Tertiär, weil sich in ihnen ein fein abgestimmtes, zugleich aber gegen Störungen
recht anfälliges „Recyclingsystem“ (Stoffkreislauf) für organische Stoffe entwickelt
hat.
Gefährdung des tropischen Regenwaldes
Abholzungen des Regenwaldes aus dem All
Ursachen und Ausmaß
Die Ursachen, welche zum Verlust von tropischem Regenwald führen, sind
allgemein deckungsgleich mit den Triebkräften, die für die Entwaldung in allen
Ländern der Erde wirken. Der gesamte Waldflächenverlust der Erde beläuft sich
jährlich auf etwa 13 Millionen Hektar, was etwas mehr als einem Drittel der
Fläche Deutschlands entspricht. Der Waldverlust in tropischen Ländern beläuft
sich dabei auf etwa 8 bis 10 Millionen Hektar[3], wobei nicht alle Wälder der
tropischen Länder Regenwälder sind (es gibt außerdem noch Mangrovenwälder,
Nebelwälder sowie saisongrüne Wälder wie beispielsweise Savannen). Auf zur
Holznutzung gerodeten Flächen können sich Sekundärwälder einfinden, welche
natürlich ebenfalls tropischen Regenwald in einem frühen Stadium der
Sukzession darstellen. Man spricht daher auch von einem Nettoverlust an
Waldfläche.
1950 wurde die Ausdehnung der tropischen Regenwälder auf 16 - 17 Mio. km²
geschätzt, also etwa 11 % der Landfläche der Erde. Im Jahre 1982 zeigte die
Auswertung von Geländeuntersuchungen, Luftaufnahmen und Satellitenbildern,
dass nur noch 9,5 Mio. km² übrig waren. Eine erneute Bestandsaufnahme in 1985
zeigte die Vernichtung einer weiteren Million km² [4].
Der Fachzeitschrift New Scientist zufolge wurden bis Ende 2006 ungefähr 13 %
der ursprünglich vorhandenen Regenwälder Brasiliens abgeholzt; 85 % dieser
gerodeten Flächen wurden in Weideland umgewandelt, 15 % in Felder zum
Anbau von Sojabohnen. [5] Der WWF gibt dazu an, dass in den letzten
Jahrzehnten im brasilianischen Teil Amazoniens etwa 17 % der
Regenwaldflächen abgeholzt oder verbrannt und weitere 18 % stark geschädigt
wurden (2007) [6]. Eine Studie der brasilianischen Universität von Viçosa hat
zudem ergeben, dass Sojabohnenfelder sehr viel negativere Auswirkungen auf
das Wettergeschehen im Amazonasbecken haben als Weideflächen: Sie
reduzieren aufgrund des sehr hohen Albedos der Sojapflanzen den Regenfall
viermal so stark wie Grasland.[7] Alleine in den letzten fünf Monaten des Jahres
2007 gingen in Brasilien 3.235 km² verloren, alleine im Dezember 2007 sogar
948 km².[8] In der Folge beriet im Januar 2008 ein Notfallkabinett der
brasilianischen Regierung über Maßnahmen.[9]
Auf den gerodeten Flächen werden teils Plantagen, teils Weiden für die
Rinderzucht [6] [10] angelegt, oder das Land wird für den Ackerbau hergerichtet.
Häufig werden nur die wertvollsten Tropenhölzer gezielt geerntet, die Masse der
„minderwertigen“ Bäume aber bloß als Bauholz genutzt oder zu Papier
verarbeitet.
Die Rodung von tropischen Regenwäldern führt zur irreversiblen Zerstörung.
Durch Ausschwemmung geht der überwiegende Teil der Nährstoffe verloren.
Auch werden fast mit jedem gefällten Baum unwiderruflich Pflanzen- und
Tierarten ausgerottet (siehe Artenvielfalt). In diesem Zusammenhang wird
unterschieden zwischen ursprünglichem, also Primärwald und Sekundärwald.
Der Schutz des tropischen regenwaldes ist auch aus weiteren Gründen sehr
wichtig: Er gilt als die größte Apotheke der Welt. Bis jetzt ist aber nur ein kleiner
Teil der dortigen Pflanzen auf ihren möglichen Einsatz als Heilmittel untersucht
worden. Wenn das Brandroden und Abholzen in dem derzeitigen dramatischen
Umfang fortgesetzt wird, dann gehen unweigerlich potentielle Naturheilstoffe
verloren.
Biokraftstoff
In den klimatischen Bedingungen des tropischen Regenwalds wachsen auch
Nutzpflanzen sehr schnell, so dass dort zweimal oder sogar mehrmals pro Jahr
geerntet werden kann. Auch können hier Pflanzen angebaut werden, die sonst
nirgendwo wachsen würden. Daraus resultiert ein vergleichsweise hoher Profit
aus den Nutzpflanzen bzw. deren Endprodukten. Weltweit besteht ein großer
Bedarf an Biokraftstoffen. Vor allem in Indonesien und Malaysia werden derzeit
Regenwaldflächen vernichtet, um darauf Palmöl anzubauen, aus dem Bioenergie
produziert wird. Dabei werden auch riesige Torfflächen verbrannt.
Wissenschaftler wie der Biologe Florian Siegert von der Universität München
haben anhand von Satellitenbildern berechnet, dass Waldbrände in Indonesien
im Jahr 2006 für 3 bis 15 Prozent des gesamten vom Menschen verursachten
CO2-Ausstoßes verantwortlich waren. Die Aufnahmen belegen auch, dass die
meisten Brände gelegt wurden, um Platz für Palmöl-Plantagen zu schaffen.
Dadurch wurde ein Vielfaches mehr an CO2 freigesetzt als durch den Einsatz von
Palmöl anstelle von Mineralölen eingespart werden kann. Die Klimabilanz von
Palmöl aus gerodeten Regenwäldern, insbesondere aus Küstensumpfwäldern, ist
daher eindeutig negativ. [11] Für den Amazonasregenwald gibt der WWF an, dass
dieser so viel Kohlenstoff speichert, wie er weltweit in ca. 15 Jahren durch fossile
Brennstoffe freigesetzt wird [6].
Soja für Rinder
Ein weiteres Anbauprodukt, das vermehrt in Brasilien auf ehemaligen
Regenwaldflächen angebaut wird, ist Soja. [12] Wie auch beim Biokraftstoff aus
Palmöl kaufen Deutschland und die Europäische Union Soja in großen Mengen.
Aus dem Soja wird Kraftfutter für Rinder hergestellt. So erzeugen Europa ebenso
wie die USA, einen großen Teil seiner Milch mit Soja von abgebrannten
Regenwaldflächen. [13] Soja wird auch als Futter für Mastvieh, wie Fleischrinder
und Schweine, verwendet. [14]. Es gibt eine freiwillige Verpflichtung der SojaIndustrie, keinen Handel mit Soja zu betreiben, das von frisch zerstörten
Urwaldflächen stammt. So hat sich das Tempo der Vernichtung des
Amazonasregenwaldes verlangsamt, konnte jedoch nicht gestoppt werden. [15]
Durch die Brandrodungen wurden in diesem Gebiet trotz des positiven Trends
mehr Flächen zerstört, als zuvor (2007). [15] Die Umwandlung von
Regenwaldflächen zu Weiden für Rinder trägt laut WWF ca. 70 % an der
Vernichtung der brasilianischen Regenwälder bei [14].
Brandrodung, Wanderfeldbau
Durch diese Brandrodung werden große Flächen landwirtschaftlich nutzbar
gemacht. Hierdurch wird einerseits zwar die gesamte Vegetation zerstört,
zugleich aber auch Asche produziert, die den Boden düngt und so zumindest für
einige Jahre fruchtbar macht. Solche Brandrodungen haben, selbst mit
zusätzlichen Düngemitteln, oft den so genannten Brandrodungs-Wanderfeldbau
zur Folge. Schon nach ein paar Jahren ist der Boden durch die intensive Nutzung
ausgelaugt und bringt keinen Ertrag mehr. Regenfälle haben die dünne
Humusschicht mit dem Dünger fortgespült. Die Menschen ziehen weiter und
brennen das nächste Stück Regenwald nieder.
Holzentnahme
Der rasche Stoffkreislauf im „Ökosystem Regenwald“ wird schon jäh und
nachhaltig gestört, wenn einzelne, tragende Elemente aus diesem
„Recyclingsystem“ entnommen werden - insbesondere gilt das für die Bäume.
Werden die Bäume abgeholzt, versiegt der Nachschub an abfallendem Laub, so
dass am Boden kein Nachschub an Nährstoffen mehr entstehen kann. Zugleich
verschlechtern sich die Lebensbedingungen für die Pflanzen der Kraut- und
Strauchschicht; sie sind an geringe Lichtverhältnisse angepasst und werden nach
dem Fällen der hohen, Schatten spendenden Bäume durch den intensiveren
Lichteinfall gleichsam versengt. Als Ersatz für den natürlichen Nachschub an
Nährstoffen kann zwar eine Zeit lang Mineraldünger eingesetzt werden. Nach
dem Abholzen der Bäume sterben aber auch deren Wurzeln ab: Wegen des
ausgedünnten Wurzelgeflechts und infolge der stetigen Niederschläge können die
Mineralstoffe im porösen Untergrund rasch in so tiefe Schichten versickern, dass
sie für die meist flach wurzelnden Pflanzen nicht mehr erreichbar sind. Wird der
Boden gar völlig vom Wurzelwerk des ehemaligen Waldes befreit, weil er als
Ackerland genutzt werden soll, wird dessen Oberfläche binnen weniger Jahre von
den kräftigen Regenschauern weggeschwemmt. Die Folgen sind beispielsweise
in Luftbildaufnahmen unübersehbar: Viele Flüsse, die in tropischen
Regenwäldern ihren Ursprung haben, sind heute schlammig grau-braun verfärbt,
während sie in naturbelassenen Gegenden grün-blau aufscheinen. Nach dem
Verlust der ursprünglichen Bodendecke reichern sich Eisenminerale an der
Oberfläche an, die den Boden rot färben: Es entstehen Laterit-Böden mit
niedriger Fruchtbarkeit.
Selektiver Einschlag
Mit selektivem Einschlag wird das gezielte Fällen einzelner Bäume bezeichnet.
Diese Form des Holzfällens soll einer Verarmung der Böden an Nährstoffen im
immergrünen Regenwald entgegenwirken. Idealerweise wird die den Nutzbaum
umgebende Pflanzen- und Tierwelt nicht dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen.
Oft wird jedoch für den Abtransport der in der Regel sehr großen Bäume eine
Schneise geschlagen, die dann an einer Straße endet. So haben Forscher bei der
Analyse von Satellitenaufnahmen von rund zwei Millionen Quadratkilometern
Regenwald aus den Jahren 1999 bis 2004 festgestellt, dass auch ein selektiver
Einschlag oft zur kompletten Waldzerstörung führt. Rund ein Sechstel der
beobachteten Gebiete sei bereits ein Jahr nach dem Beginn des selektiven
Einschlags komplett entwaldet gewesen, nach vier Jahren schon knapp ein
Drittel.
Verwendung der Holzarten
Holzkohlegewinnung im Regenwald
Mahagoni und Teakhölzer werden häufig im Außenbereich verwendet, da sie
sehr witterungsbeständig sind. Für Musikinstrumente wird häufig Mahagoni,
Palisander und Ebenholz verbaut (siehe auch Klangholz). Die tropischen Hölzer
sind außerdem beliebt, weil sie aufgrund des Tageszeitenklimas keine
Jahresringe haben.
Weitere Einsatzbereiche sind Küchenbrettchen, Einwegessstäbchen,
Gartenmöbel und vor allem Papier.
Schutzoptionen
siehe auch Maßnahmen gegen Entwaldung.
Zahlreiche Organisationen und auch Privatpersonen haben es sich zur Aufgabe
gemacht, den Regenwald zu schützen und dem Raubbau entgegenzuwirken. Ein
Weg ist die Errichtung von Nationalparks, was unter anderem durch Spenden
finanziert wird. Ein weiterer Schritt der seitens der Regierungen zum Teil bereits
begangen wird, sind stärkere Kontrollen, da ein Großteil der Abholzungen illegal
geschieht.
Daneben wurden im Internet Seiten aufgebaut, die Sponsoren für den Regenwald
gefunden haben. Jeder Internetbenutzer kann so mit einem Klick einen kleinen
Beitrag für den Regenwald leisten.
Der Verzicht auf teure Edelhölzer ist keine Option zum Schutz des tropischen
Regenwaldes, da die Ursachen für den Rückgang der Flächen sehr vielfältiger
Natur sind, unter anderem ist er auch durch Armut bedingt. Holz stellt eine
wichtige Einkommensquelle für die lokale Bevölkerung in den betroffenen
Ländern dar. Um zu gewährleisten, dass das Holz nicht aus destruktiven
Nutzungsformen des Waldes stammt, existiert die Möglichkeit, Holz mit FSCoder PEFC-Zertifikat zu verwenden. Diese Zertifikate sollen sicherstellen, dass es
sich um Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft handelt.
Da großflächige Entwaldung oft das Resultat wirtschaftlicher Erwägung ist,
besteht ein wichtiger Ansatz zum Schutz der Wälder darin, ihnen einen höheren
Vermögenswert zuzuordnen. Viele Wirkungen des Waldes sind schwer zu
monetarisieren, weil es sich um intrinsische Werte handelt (der Wert eines
Waldes als Wald) oder um nicht bzw. derzeit nicht vermarktete Güter. Besonders
tropische Regenwäldern bieten ein großes Potenzial, welches nur durch deren
Schutz erhalten werden kann. Hier muss insbesondere die Biodiversität und der
wissenschaftliche Erkenntniswert Erwähnung finden. Man weiß jedoch bis heute
nur wenig über die Details der Funktionsweise der Ökosysteme tropischer
Regenwälder. Viele Tier- und Pflanzenarten sind noch nicht einmal erfasst.
Deshalb muss in den Wäldern geforscht werden. Besonders der Kronenbereich
der Regenwaldbäume ist der Wissenschaft fast vollkommen unbekannt. Da sich
die Bäume besonders in dieser Zone gegen ihre Fressfeinde verteidigen müssen,
haben die Blätter der Kronen oft ganz andere chemische Inhaltsstoffe als die
erreichbaren Blätter in Bodennähe. Für die Medizin ist das Potential der
Regenwaldbaumkronen gewaltig. So wurden hier schon Mittel gegen Krebs und
Antibiotika entdeckt. Beteiligt man die Menschen der Region an diesen
Gewinnen, bekommt der Wald einen Wert und wird nicht mehr unbedacht
zerstört.
Agroforstliche Systeme
Beim Etagenanbau wird der Wald nicht destruktiv, sondern nachhaltig
bewirtschaftet. Dieses Waldwirtschaftssystem ist vielen eingeborenen Völkern in
den Regenwäldern Amazoniens, Afrikas und Asiens bekannt. In dieser
Bewirtschaftung werden neben den wild wachsenden Bäumen viele verschieden
Nutzpflanzen angebaut. Diese Nutzpflanzen werden in der ganzen Höhe des
Waldes angebaut und nicht nur auf dem Boden.
In der obersten Etage baut man z. B. Paranüsse an. Diese Bäume werden bis zu
60 m hoch. Sie benötigen viel Sonne und geben den darunter wachsenden
Pflanzen ein wenig Schatten und Schutz.
In der mittleren Etage werden z. B. Bananen, Jackfrucht, Apfelsinen, Papayas
und Mangos angebaut. Die Pflanzen sind nicht so groß und werden von den
hohen Bäumen vor der prallen Sonne geschützt.
Auf dem schattigen Waldboden kann man Gemüse mit nur wenig Lichtbedarf
anbauen. In der Erde wachsen Maniok, Süßkartoffeln oder Yamswurzeln.
Zudem liefert der Wald wertvolles Nutzholz, mit dem die Bauern Geld verdienen
können. Da ihre Anbaumethode nur mit dem Wald und nicht ohne den Wald
funktioniert, achten sie sehr darauf, dass dieses Ökosystem nicht zerstört wird.
Sofort nach dem Fällen eines Baumes schließen sie die entstandene Lücke durch
eine Neuanpflanzung. Der Waldboden ist immer mit Pflanzen bedeckt und die
Wurzeln halten den Boden fest. So wird er vor zu starker Sonneneinstrahlung und
vor Auswaschung durch Regenfälle geschützt. Jede Pflanze liefert den optimalen
Ertrag, da sie sich in ihrer Wachstumshöhe gut entfalten kann. Schädlingsbefall
kommt so gut wie nie vor, da die Bauern keine Monokultur, sondern eine
ökologische Mischkultur betreiben. So kann der Wald über Generationen genutzt
werden. Sogar Kleintiere lassen sich in dieses System integrieren.
Viele der in den Regenwald zugewanderten Menschen betreiben Brandrodung
und Wanderfeldbau, weil sie noch nie vom Etagenanbau gehört haben. Manche
halten ihn gar für rückständig, weil er von den Eingeborenen betrieben wird.
Verschiedene Hilfsorganisationen leisten hier Überzeugungsarbeit und die EU
beteiligt sich finanziell an dieser Arbeit. Dies geschieht nicht ganz uneigennützig,
denn beim Etagenanbau bleibt der Regenwald erhalten. Die Bauern wirken der
Globalen Erwärmung entgegen und leisten so ihren Beitrag zum Schutz unseres
Klimas.
Allerdings muss erwähnt werden, dass auch agroforstliche Systeme wie der
Etagenanbau einen menschlichen Einfluss auf das Waldökosystem darstellen,
und somit eine Umwandlung von Primärwäldern in sekundäre Wirtschaftswälder,
in welchen die Produktion von Holz im Gegensatz zu den meisten
forstwirtschaftlichen Systemen nicht von höchster Priorität ist.
Einfluss auf das Klima
Global
Bäume nehmen das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf[16]. Ein
bestehender Wald stellt somit einen CO2-Speicher dar. Allerdings sind solche
Wälder keine CO2-Senken, da bei einem Primärwald am Ende der Sukzession
keine Nettozuwächse mehr stattfinden, und somit auch keine CO2-Fixierung. Wird
ein Wald gerodet, so wird der in ihm gespeicherte Kohlenstoff unmittelbar
(Brandrodung) oder zu einem späteren Zeitpunkt freigesetzt.
Lokal
Weiterhin verdunsten Bäume Wasser und fördern damit die Wolkenbildung. Die
riesigen Verdunstungswolken, die aus dem feuchten Wald täglich aufsteigen,
lassen die direkten Strahlen der Sonne oft gar nicht erst bis zu den Baumkronen
vordringen und kühlen die Erde bereits in der Atmosphäre. Das Wasserpotential
der Wolken über den Regenwäldern ist gewaltig. So haben Forscher errechnet,
das ein Wassertropfen fünf bis sechs mal über dem Amazonasgebiet verdunstet
und wieder herabregnet, bevor er einen der vielen Flüsse erreicht.
Wenn man den Regenwald rodet, bricht dieser Wasser- und Kühlkreislauf unter
Umständen zusammen. Ohne Wald trifft die Sonnenstrahlung auf den
ungeschützten Boden und erwärmt dort die Erdoberfläche. Der Boden kann
austrocknen. Dann bilden sich über dem ehemaligen Waldgebiet viel weniger
oder gar keine schützenden Wolken. Diese Veränderung der Strahlungsbilanz
trägt zur globalen Erwärmung bei. Die genauen Folgen der Entwaldung auf den
Wasserhaushalt hängen jedoch von den örtlichen Gegebenheiten ab.
Gemäßigter Regenwald
Gemäßigter Regenwald am Mount Hood, Oregon, USA
Der Regenwald der gemäßigten Breiten ist ein Wald-Ökosystem, das sich
durch einen besonderen Wasserhaushalt auszeichnet. Die Abgrenzung zum
tropischen Regenwald ist durch seine Lage in gemäßigten Klimazonen gegeben.
Definition
Steigungsregen
Als Regenwald gelten Wälder, die im langjährigen Mittel mehr als 2000 mm
Niederschlag im Jahr erfahren. Diese Niederschlagsmengen werden in den
gemäßigten Breiten nur an den Hängen von Küstengebirgen erreicht. Hier führen
landeinwärts gerichtete Seewinde feuchtigkeitsgesättigte Luftmassen gegen das
Gebirge und zwingen diese zum Aufstieg, was einen Steigungsregen nach sich
zieht.
Das maritime Klima dämpft die jahreszeitlichen Klimaschwankungen im
gemäßigten Regenwald, so dass die Winter milder und die Sommer kühler sind
als im Landesinneren unter Einfluss des kontinentalen Klimas. Auch im Sommer
tritt oft Nebel auf, der den Wald zusätzlich feucht hält.
Vorkommen
Gemäßigte Regenwälder können an den Küsten aller Kontinente in den
gemäßigten Breiten entstehen.
Größere und landschaftsprägende Bestände gibt es in:
Nord-Amerika: Am bekanntesten ist der temperate rainforest an der
nordamerikanischen Pazifikküste zwischen Nord-Kalifornien (USA), BritischKolumbien (Kanada) und dem südöstlichen Teil von Alaska (USA). Hier
dominieren die Nadelbäume, vorwiegend Fichten und in Kalifornien der
Küstenmammutbaum, die höchste Baumart der Erde; typisch sind auch die
Scheinzypressen. Hierzu ist auch der einzige gemäßigte Regenwald im
Binnenland zu rechnen: Ein kleines Vorkommen im kanadischen MountRevelstoke-Nationalpark.
Südamerika: gemäßigte Regenwälder stehen vorwiegend an der
chilenischen Pazifikküste - valdivianischer Regenwald. Er besteht vorwiegend
aus Zypressengewächsen (Chilezeder, Patagonische Zypresse) und
Scheinbuchen.
Australien und Westtasmanien: Im australischen Bundesstaat Victoria und
auf dem westlichen Teil der Insel Tasmanien südlich von Australien dehnen
sich auch heute noch gemäßigte Regenwälder aus. Es überwiegt der
Eukalyptus in Verbindung mit Monimiengewächsen und Scheinbuchen.
Neuseeland : Die gemäßigten Regenwälder werden von Scheinbuchen
und Steineibengewächsen dominiert. Typisch sind Baumfarne im Unterwuchs
Nordanatolien und Georgien: In der Kolchis-Region wird der Küstenwald
durch Baumarten aus den Familien der Walnussgewächse und der Ulmen
geprägt.
Kleine Wälder oder Reste an besonderen Standorten finden sich in:
Iberische Halbinsel: Reste haben sich nur noch in Schluchten erhalten,
Norwegen: wenige Quadratkilometer in der Region Trøndelag als Reste des
skandinavischen Küstennadelwaldes, Südafrika (Ostküste), Brasilien (auf
Hochebenen); Ostasien: Im Süden Koreas und Chinas gehen gemäßigte
Regenwälder teilweise in tropische Regenwälder über, im Süden Japans finden
sich noch Restbestände ursprünglich ausgeprägter gemäßigter Regenwälder.
Ökologische Bedeutung und Bedrohung
Der gemäßigte Regenwald ist das artenreichste Ökosystem in der gemäßigten
Klimazone. Die hohe Biodiversität zeigt sich in der Tierwelt besonders bei
Insekten und Spinnentieren sowohl in der Kronenschicht wie in den oberen
Bodenschichten. Die Vielfalt der Pflanzenarten ist in den verschiedenen
Großregionen unterschiedlich.
Das milde Klima und die ganzjährig hohe Feuchtigkeit ermöglichen eine hohe
Geschwindigkeit biologischer Abbauprozesse. Abgestorbene Bäume und anderes
Totholz, abgeworfenes Laub und alles andere abgestorbene biologische Material
werden durch Destruenten in kurzer Zeit abgebaut und die Nährstoffe von
Pflanzen wieder aufgenommen. Die Böden sind daher in der Regel nährstoffarm.
Soweit es noch großflächig zusammenhängende, durch menschliche Einflüsse
weitgehend ungestörte Waldgebiete gibt, sind diese oft auch Rückzugsraum für
anderswo verdrängte Arten.
In verschiedenen Regionen gibt es speziell an den Lebensraum gemäßigter
Regenwald angepasste Arten. Ein bekanntes Beispiel ist der nordamerikanische
Fleckenkauz (engl. Spotted Owl), Strix occidentalis, der von Naturschützern in
den 1990er Jahren zum Symbol des Kampfes um den Schutz der letzten
großflächigen Gebiete des temperate rainforest an der Nord-West-Küste gemacht
wurde.
Der gemäßigte Regenwald ist in vielen Gebieten durch die Forstwirtschaft
bedroht. In den großflächigen Urwäldern stehen oft besonders große Exemplare
gefragter und damit wertvoller Baumarten.
Insbesondere in Nordamerika ist die übliche Nutzungsform der Kahlschlag, der
das gesamte Ökosystem vollständig zerstört. Selbst wenn die Wieder-Aufforstung
vorschriftsmäßig durchgeführt wird und erfolgreich ist, ist auf den nährstoffarmen
Böden auch nur eine wenig wirtschaftliche Nutzung möglich. Trotz der höheren
Kosten geht man deshalb vielfach zur Entnahme einzelner Stämme (oft unter
Einsatz von Hubschraubern) über, durch die der Gesamtbestand möglichst
geschont wird.
Mitte der 1990er Jahre wurden im Nordwesten des nordamerikanischen
Kontinents große Vorkommen des gemäßigten Regenwaldes unter Naturschutz
gestellt. Für andere wurden Nutzungseinschränkungen eingeführt, aber es
bleiben auch weiterhin Gebiete für die Nutzung per Kahlschlag offen.
Herunterladen