Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd., 56 (1), S. 1-8,2004, ISSN 0027-7479. © Eugen Ulmer GmbH & Co., Stuttgart Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Institut für Pflanzenvirologie, Mikrobiologie und biologische Sicherheit, Berlin Anthraknose an Lupine Teil 1: Colletotrichum-Befallsbilder bei den drei landwirtschaftlich wichtigen Lupinearten Lupinus albus, L. angustifolius und L.luteus Anthracnose on lupins Part 1: Documentation of different symptoms caused by Colletotrichum lupini var, setosum on the three important agricultural lupin species Lupinus albus, L. angustifolius and L. luteus Uta Feiler und Helgard I. Nirenberg Zusammenfassung Symptome der Anthraknose an Lupine werden vorgestellt. Dabei werden insbesondere bisher weniger bekannte Merkmale der Krankheit sowie Unterschiede der drei Lupinenarten in der Symptomausprägung dokumentiert. Stichwörter: Anthraknose, Colletotrichuni lupini var, setosum, Lupinus albus, L. angustifolius, L. luteus, Symptomatologie Abstract Symptoms of Anthracnose on lupins are introduced. Especially not well known features and differences of reactions of three lupin species to the anthracnose fungus are shown. Key words: Anthracnose, Colletotrichum lupini var. setosum, Lupinus albus, L. angustifolius, L. luteus, symptoms Einleitung Die Anthraknose ist die weltweit bedeutendste Lupinenkrankheit. Sie wird durch den anamorphen Pilz Colletotrichum lupini verursacht, der in zwei regional unterschiedlich verbreiteten Varietäten vorkommt (NIRENBERG et al., 2001) und primär vorwiegend mit dem Saatgut übertragen wird. In Deutschland wird die Anthraknose durch die Varietät "setosum" verursacht. Befallen werden die landwirtschaftlich wichtigen Lupinenarten Lupinus albus, Lupinus angustijolius, Lupinus luteus und Lupinus mutabilis (FRENCEL, 1998; FREY, 1985; WEIMER, 1943, 1952; WELLS und FORBEs, 1967) sowie die in der Forstwirtschaft und im Gartenbau genutzten mehljährigen Lupinenarten Lupinus arboreus (DICK, 1994), Lupinus polyphyllus (REED et al., 1996) und Lupi11l1S perennis, einschließlich ihrer Hybriden. Unter für den Erreger günstigen Bedingungen kann ein Saatgutbefall von 0,1 % Ertragsausfälle bis zu 50 % verursachen (THOMAS et al., 1998). Die Krankheit wird im Lupinenbestand meist kurz vor bzw. im Stadium der Pflanzenblüte durch typische Symptome an den Pflanzen sichtbar (BHASKARA REDDY et al., 1996; RÖMER, 1998). Während der Hülsenbildung werden von der Mehrzahl der Landwirte die ersten Befallssymptome bemerkt, häufig wird die Nachrichlenbl. Deut. Pflanzenschulzd. 56. 2004 Krankheit jedoch erst bei der Abreife der Pflanzen erkannt (FEILER, 1999). Als deutlich zuordenbare Symptome werden verdrehte bzw. verkrümmte Stengel, Brennflecken an den Stengeln und an den Hülsen beobachtet (BHASKARA REDDY et al., 1996; SWEETINGHAtvI, 1997; FEILER, 1999). Als Brennflecken bezeichnet man eingesunkene Flecken mit dunklem Rand und einem helleren Zentrum, das durch die Konidienlager des Pilzes gelborange gefärbt sein kann. Über das Auftreten von Blattflecken wird seltener berichtet. Vor allem nach lang anhaltender feuchter Witterung oder im gärtnerischen Anbau mit Bewässerung der Pflanzen von oben (über Kopf) treten jedoch Blattflecken regelmäßig auf (JOANNI und GERLACH, 1998). Die Anfälligkeit der einzelnen Lupinenarten gegenüber einer Infektion mit dem Krankheitserreger wird unterschiedlich angegeben. Lupinus mutabilis wird als die anfälligste Art erwähnt (FREY, 1985; KORNEICHUK, 1996). Von den in Deutschland landwirtschaftlich genutzten Arten werden Lupinus albus und L. luteus als sehr anfällig, L. angustifolius als weniger anfällig bezeichnet (YAKUSHEVA, 1996; RÖMER, 1998). Oft wird die Weißlupine als am stärksten von der Mykose betroffen angesehen (FEILER, 1999). In den letzten Jahren hat das vermehrte Beobachten von "Spätbefall", d. h. von Brennflecken an den Hülsen zur Abreife der Lupinen, ohne vorherige Anzeichen einer Anthraknose im Bestand, Fragen zur Ursache aufgeworfen. Als auslösende Faktoren für diesen "Spätbefall" wurde vor allem ein Eintrag von außen, d. h. von anderen Wirtspflanzen oder anderen anthraknosebefallenen Lupinenflächen diskutiert. Zur Klärung sind daher Untersuchungen zur Befallsentwicklung an Lupinen sowohl in Gefäßversuchen, Feldversuchen als auch in Lupineanbaubetrieben durchgeführt worden. Da bisher keine Veröffentlichungen zur Spezifizierung der Symptome an den verschiedenen Lupinenarten verfügbar sind, wurden neben L. albus auch L. angustifolius und L. luteus in die Untersuchungen einbezogen. Material und Methoden In der Zeit 1997 bis 2003 wurden Saatgutproben und eingesandte Lupinenpflanzen unterschiedlicher Herkunft auf eine Infektion mit dem Anthraknoseerreger überprüft, Außerdem wurde die Befallsentwicklung dieser Mykose in Infektionsversuchen, in Feld- 2 UTA FEILER und HELGARD I. NIRENBERG, Anth raknose an Lupine Abb. 1. Körner von Lupinu s albus mit unterschiedlichen Colletotrichum lupini-Befallswerten; oben links 97 % Befall - Mitte 13 % Befall - rechts 67 % Befall; unten Mitte ohne Befall. Abb. 2. Typische Befallssymptome an L. albus - Stengelverdrehungen und Stengelflecken. Abb. 3. Typische Befallssymptome an L. albus - Hülsenflecken. Abb. 4. Typische Befallssymptome an L. albus - Stengelläsion mit Sporulation des Pilzes. Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 56. 2004 UTA FEILER und HELGARD I. NIRENBERG, Anthraknose an Lupine Abb. 5-14. Befallssymptome an Lupinus angustifolius. 5. Leichte Hypokotylverlängerung und -verdrehung im 2-Blatt-Stadium 6. und 7. Welke und starres Herabhängen der ersten zwei Laubblätter (Blattskelette). 8. Verdrehung der Blattstiele. 9. und 10. Einrollen der Laubblätter durch sinkenden Turgor bei Befall. 11 . Starres Herabhängen einzelner vertrock neter Laubblätter, leicht verboge ne Blattstiele. 12. Inhomogene Entwicklung der Pflanzen mit Welkeerscheinungen und leichten Missbildun gen. 13. Verfärbung der Laubblätter. 14. Welkeerscheinungen mit star rem Herabhängen der Laubblätter sow ie Verkr ümmun g des Sprosses. Nachrichtenbl. Deut. Pflanzen schutzd . 56. 2004 3 4 UTA FEILER und HELGARD I. NIRENBERG, Anthraknose an Lupine Tab. 1. Ergebnisse der Saatgutuntersuchungen von 4 L. etbusChargen Saatgutcharge Körner mit Flecken oder Körner mit ColletotrichumAuswuchs in % Verfärbungen in % 1 2 3 4 67,2 57 23 13,0 20 97 26 bung des Saatgutes sein können (FEILER, 1990). Hinzu kommt, dass die Einschätzung des Befalls anhand von Fleckigkeit und Verfärbung bei dunkelfarbigen und gemusterten Samen enorm erschwert ist. Um sicher zu sein, ob ein Befall mit dem Anthraknoseerreger vorliegt, ist daher eine mikroskopische Untersuchung des Saatgutes entsprechend der Methode nach FEILER und NIRENBERG (1998) unerlässlich. Symptome an den Pflanzen Ergebnisse und Diskussion Sowohl im Gefäßversuch als auch im Feldbestand waren die Frühsymptome der Mykose meistens nicht mit den als typisch bekannten Krankheitsmerkmalen. wie Krümmung und Verdrehung des Sprosses (Abb. 2) und Brennflecken mit Sporulation des Pilzes im Zentrum (Abb. 4), identisch. Oftmals war die Krankheit erst vor der Blüte, in manchen Beständen sogar erst bei ausgebildeten Hülsen bzw. während der Abreife mittels Verdrehungen des Haupttriebes und Brennflecken auf den Hülsen (Abb. 3) deutlich erkennbar. Unterschiede in der Symptomausprägung waren von dem Vorliegen eines Primärbefalls oder eines Sekundärbefalls. von der Feuchtigkeit, dem Entwicklungsstand der Pflanzen und der Lupinenart abhängig. Vor allem der Feuchtigkeit ist dabei als limitierendem Faktor für die Entwicklung des Erregers und damit von Symptomen mit Konidienlagern, verbunden mit der Befallsausweitung im Bestand, eine beträchtliche Bedeutung beizumessen. Symptome am Saatgut Symptome an Lupinus angustifolius (Abb. 5-14) Entgegen den Angaben bei WEUvlER (1952), wonach mit Colletotrichum befallene Lupinensamen immer eine Verfärbung aufweisen, die schon mit dem bloßen Auge erkennbar ist, konnte keine Korrelation zwischen der Verfärbung des Saatgutes und der Infektion mit C. lupini festgestellt werden. Die vorhandenen Symptome waren nicht eindeutig. Sowohl hohe Verseuchungsgrade mit dem Pathogen als auch ganz gering, sind bei der Bonitur von fleckigem, stark verfärbtem Saatgut gefunden worden. Andererseits war makroskopisch "gesundes" Saatgut nicht selten hochgradig mit dem Erreger befallen (Abb. 1). Selbst das Vorhandensein von Myzel, welches bei Betrachtung des Samens unter dem Binokular sichtbar wird, ist kein sicheres Anzeichen für einen Befall mit Colletotrichum. In der Mykozoenose des Lupinensaatgutes kommen bis zu 29 verschiedene Pilz arten vor, wovon ein erheblicher Anteil (z. B. Alternaria spp.) aufgrund ihrer dunkel gefärbten Strukturen mitverantwortlich für eine Verfär- Bei einer Infektion mit Colletotrichum lupini sind oft Auflaufverzögerungen zu beobachten. Häufigstes Merkmal infizierter Keimlinge und Jungpflanzen sind unspezifische Welkeerscheinungen (Abb. 6, 7, 11, 12). Diese können auf das Erschlaffen der Laubblätter (Abb. 9, 10) oder das Abfallen der Fiederblätter beschränkt sein oder sie können das gleichmäßige Vertrocknen der gesamten Pflanze betreffen. Flecken an den Keimblättern treten auch auf. Diese sind oft unterschiedlich in Größe, Farbe und Form und entwickeln sich nur unter ausreichender Feuchtigkeit zu den typischen Brennflecken. Meist führt der Befall jedoch zu einer Missbildung der Keimblätter und ihrem vorzeitigen Abfallen. Zwergwuchs, Missbildungen und Stengelkrümmungen (Abb. 5, 8, 12, 14) werden mit zunehmendem Längenwachstum der Pflanzen deutlich letztere prägen sich jedoch nur selten zu starken Verdrehungen aus. Stengelbasisflecken sind eher selten. Sind sie jedoch vorhanden, dann vor allem bei älteren Pflanzen. versuchen sowie auf verschiedenen Praxisflächen (Feldbestand) zu 6 Boniturterminen (Auflauf bis Ausbildung der ersten bei den Laubblattpaare. 6-8-Blatt-Stadium, 12-14-Blatt-Stadiuill, Beginn Blüte, Vollblüte/Hülsenansatz. Reife) untersucht. Nach der Symptombonitur und deren fotografischer Dokumentation sind die Proben zum Nachweis des Erregers aufbereitet worden: Samen sowie Pflanzenstücke mit und ohne Symptome (Wurzel, Stengel, Blattstiele, Kotyledonen, Fiederblättchen) von ca. 2 x 5 mm wurden entsprechend NIRENBERG (1990) auf SNA mit Antibiotika ausgelegt. Für die Inkubation und zur Bonitur der Proben auf das Vorhandensein von Colletotrichum wurde der Appressoriennachweis nach FEILER und NIRENBERG (1998) genutzt. Tab. 2. Überblick der Colletotrichum-Befallssymptome bei den drei landwirtschaftlich genutzten Lupinenarten Pflanzenstadium Lupinus albus Lupinus angustifolius Lupinus luteus Auflauf bis Ausbildung der ersten beiden Laubblattpaare • • • • Verlängerung Hypokotyl Umfallen der Keimlinge Hypokotylflecken Verdrehung u. Verkrümmung des Stengels und der Blattstiele • Verlängerung der Blattstiele des ersten Laubblattpaares • Auflaufverzögerung • unspezifische Welkeerscheinungen • unspezifische Flecken an den Primärblättern • Auflaufverzögerung • Flecken auf den Primärblältern • gelbliche Verfärbungen und Verformungen • Hypokotylfäule ... oft bleiben nur Primärblätter übrig 6-12 Blätter • Stengelflecken • Primärblätter noch vorhanden • Missbildungen an Laubblättern • Stengelkrümmungen • Verfärbungen Blüte - Hülsenansatz • Abfallen der Fiederblälter • Verdrehung des Sprosses • Abknicken der Pflanzen in Höhe der Stengelflecken • unspezifische Welkeerscheinungen • Zwergwuchs • Stengelkrümmungen • Einrollen der Fiederblätter • Herabhängen einzelner Laubblätter Reife • Hülsenflecken • Hülsenmissbildungen • Blattflecken bei Feuchtigkeit • verformte Hülsen mit unspezifischen Flecken • • • • • Stengelkrümmungen • Verfärbungen • unspezifische Stengel- und Blattflecken Missbildungen Vergilbung Stengelflecken unspezifische Hülsenflecken Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschulzd. 56. 2004 UTA FEILER Typische Brennflecken an den Hülsen bilden sich nur unter entsprechendem Feuchteregime. Oft zeigen die Hülsen unspezifische Flecken und Missbildungen. Die höchste Absterberate ist durch ein "inneres Vertrocknen" der infizierten Pflanzen zwischen Keimlings- und Jungpflanzenstadium (6-8 Blätter) zu verzeichnen. Zur Reife hin zeigen die Überlebenden der infizierten Pflanzen kaum Symptome. Oftmals sind einzelne herabhängende Blättchen (Abb. 11), ein Einrollen der Fiederblätter durch Absinken des Zellturgor (Abb. 9, 10), eine leichte Schiefstellung des Sprosses (Abb. 5, 11, 12) sowie deformierte oder fleckige Hülsen die einzigen Anzeichen für eine Infektion. Symptome an Lupinus luteus (Abb. 15-22) Infizierte Gelblupinenkeimlinge sind vor allem durch helle Verfärbungen, Deformierungen, Flecken an den Primärblättern (Abb. 15) und durch Fäule am Spross gekennzeichnet. Auflaufverzögerungen treten häufig auf. Die Läsionen an den Keimblättern dehnen sich oft bis zum Spross aus und bilden dort faulige dunkle Stengelflecken. Manchmal bleiben nur die Kotyledonen zurück, nachdem der Spross entweder vertrocknet oder abgefault ist. Solche missgebildeten Pflänzchen bleiben teilweise lange erhalten, bevor sie absterben. Auch anfänglich normal entwickelte Pflanzen zeigen im Vegetations verlauf häufig Missbildungen an den Blättern oder an der gesamten Pflanze, ein Verdrehen oder Abfallen einzelner Fiederblätter, Vergilbungen, Zwergwuchs und leichte Welkeerscheinungen (Abb. 16, 17, 18, 19,20). Auch wenn alle Gelblupinen infiziert sind, erscheint der Bestand sehr inhomogen. Leichte Verdrehungen, vor allem aber Krümmungen und Schrägwuchs des Sprosses treten bereits ab dem 8-IO-BlattStadium auf (Abb. 21). Stengelbasisflecken sind weniger häufig. Zu Beginn der Blüte findet man vereinzelt vertrocknete Pflanzen sowie normal entwickelte Pflanzen mit herunterhängenden vertrockneten Blättern (Abb. 22). Der Anteil verkrümmter Gelblupinen im Bestand nimmt zu. Auch bei trockener Witterung bilden sich zur Reife hin mehr Stengelflecken, aber auch Hülsenflecken und sogar Blatttlecken aus, die meist nicht den typischen Brennflecken ähneln und eher unspezifisch sind. Brennflecken entwickeln sich erst bei ausreichend feuchten Perioden. Im Vergleich zu L. angustifolius sind bei mit C. lupini infizierten L. lufeus-Pflanzen wesentlich weniger Welkeerscheinungen. dafür aber mehr Pflanzen mit Missbildungen, Sterigelflecken und Vergilbungen zu finden. Zur Ernte hat ein erheblicher Anteil der infizierten Pflanzen zumindest unspezifische Symptome entwickelt. und HELGARD I. NIRENBERG, Anthraknose an Lupine 5 vielfach noch die fleischigen Kotyledonen finden. Zwergwuchs ist äußerst selten, ebenso Vergilbungs- und Missbildungserscheinungen der gesamten Pflanze. Missbildungen an den Laubblättern konnten von deren Ausbildung an bis zur Blüte bonitiert werden. Ein Abfallen der Fiederblättchen war in der Blühperiode verstärkt. Bei ausreichend Feuchtigkeit bildeten sich in diesem Zeitraum die für die Anthraknose typisch geltenden Verdrehungen des Hauptsprosses aus. Bei anhaltend trockener Witterung sind jedoch eher an den Nebentrieben und Blattstielen Verkrümmungen zu finden (Abb. 29). Eingeschnürte Blattstiele und einzeln herabhängende welke Blätter, gerade herabhängende Blattstiele mit schlaffen Blättern sowie trockene Blattskelette sind häufig zu finden (Abb. 30, 31). Pflanzen mit Sterigelflecken knickten oft am Läsionspunkt um. Die Ausbildung von typischen Brenntlecken an den Hülsen war häufiger als bei den anderen beiden Lupinenarten. Bei trockener Witterung traten diese Brenntlecken jedoch nur selten auf, während Hülsenmissbildungen, -verfärbungen und unspezifische Flecken zahlreich waren. Bei allen drei Lupinenarten sind die Symptome bis zur Blüte und bei trockener Witterung meist unspezifisch. Für eine realistische Einschätzung des Befallsgeschehens ist es daher notwendig in den Lupinenbestand zu gehen. Besonders zu achten ist auf einen Schiefwuchs bzw. eine Krümmung der Triebe, vor allem der Nebentriebe und Blattstiele, auf einzelne mit Stiel herabhängende trockene Blätter (Abb, 11, 12, 14, 21, 22, 26, 27) sowie Pflanzen mit abgeknickten schlaffen bzw. vertrockneten Blättern (Abb, 30, 31). Diese Symptome der Anthraknose sind bei allen drei Lupinenarten häufig. Herrscht Unsicherheit, ob ein Befall vorliegt, sollten Proben der betreffenden Pflanzenteile für 24 h in eine "feuchte Kammer"(Plastiktüte) gelegt werden. Bei Erscheinen von gelblich-orangefarbeneu Konidienlagern ist dann etwas von diesen auf einen Objektträger abzunehmen und unter dem Mikroskop zu untersuchen. Eine sichere Diagnose ist ebenfalls möglich bei Anwendung der Appressorienmethode nach FEILER und NIRENBERG (1998), wobei anstelle der Samen Pflanzenstücke von 2 mm Länge ausgelegt werden. Bei den zahlreichen Bonituren konnte festgestellt werden, dass es sich bei dem immer wieder von den Landwirten diskutierten "Spätbefall" nicht, wie bisher angenommen, um einen Eintrag von außerhalb des Bestandes handelt, sondern um einen verdeckten Befall. Bonitiert man die betreffenden Flächen zu früheren Zeitpunkten als vor der Blüte, kann man die vielfältigen oben beschriebenen Symptome aufnehmen, die die Anthraknose anzeigen. Symptome an Lupinus albus (Abb. 23-31) Literatur Nach dem Auflaufen fällt vor allem eine Verlängerung des Hypokotyls im Vergleich zu gesunden Pflanzen auf. Oftmals fallen diese langen Keimlinge bei der Ausbildung der Laubblätter um, bleiben aber meist vor dem Absterben noch einige Zeit grün (Abb, 23). Hypokotylflecken sind in der Regel dunkelbraun, von unterschiedlicher Länge und teilweise wie eingefräst (Abb, 24, 25). Läsionen und Missbildungen an den Primärblättern treten seltener auf als bei L. luteus. Sind die Primärblätter nicht abgefallen und zeigen keine Symptome, dann treten oft Verdrehungen und Sprossverlängerungen auf. Bereits im 2-4-Blatt-Stadium der Lupinen sind Verdrehungen und Verkrümmungen des Stengels und der Blattstiele zu beobachten. Vor allem die Stiele des ersten Laubpaares sind häufig verlängert, die Blätter hängen dadurch wie "Schlappohren" nach unten (Abb. 26, 27). Stengeltlecken mit sowohl typischen als auch untypischen Läsionen lassen sich regelmäßig ab der Ausbildung des 10.-12. Blattes beobachten (Abb. 28). Während bei gesunden Pflanzen die Primärblätter in der Regel aufgebraucht sind, lassen sich an infizierten Pflanzen ALMElDA, A. M. R.•A. MONDARDO. R. DERPSH. J. H. LAFFRANCHI, 1981: Hosts for soy bean pathogens within plant species used as winter green manure. Fitopathologia Brasiliera 6, 109-113. BHASKARA REDDY, M. v., G. ATLlN, T. C. PAULITZ. 1996: Response of white lupine cultivars to Phoma sp. and Colletotrichum gloeosporioides. 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Ptlanzenschutzd. 56. 2004 6 UTA FEILER und HELGARD I. NIRENBERG,Anthraknose an Lupine Abb. 15-22. Befallssymptom e an Lupinus luteus. 15. Flecken an den Primärblälle rn. 16. Links: vertrocknetes Skelell einer abgestorbe nen Pflanze - Mille : einzelne vertrocknete Fiederbläll er - Rechts: Kümmerwuchs mit Missbildung. 17. Welke der gesamten Pflanze mit Beginn von außen . 18. Blattmissbildungen. 19. Verdrehung einzelner Fiederbläll er. 20. Vergilbung der Pflanzen. 2 1. Verkrümmungen des Sprosses. 22. Starres Herabhängen einzelner vertrockneter Laubbläll er, leicht bogiger Wuchs der Verzweigungen. Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschu tzd. 56. 2004 UTA FEILER und HELGARD I. NIRENBERG, Anthraknose an Lupine Abb. 23-31. Befallssymptome an L. albus. 23. Verlängerung des Hypokotyls mit Umfallen des Keimlings. 24. und 25. Flecken an den Primärblättern. 26. und 27. Verlängerung der Blattstiele des ersten Laubblattpaares, dadu rch "Schlappohren". 28. Stengelfleck in Höhe der Primärblätter an normal entwickelter Pflanze. Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd . 56. 2004 7 29. Bogiges Herabhängen der Nebentr iebe mit Welke der Fiederblätter. 30. Vertrocknen der Blüten, Abkn icken der Laubblätter und starres Herabhängen mit nachfolgender Welke. 31. Skelette von Fiederblättern. 8 UTA FEILER und HELGARD I. NIRENBERG, Anthraknose an Lupine GONDRAN, J., R. C. LAGATTU, E. VUILLAUME, 1986: Anthracnose (Colletotrichum gloeosporioides 01' Lupinus albus and L. mutabilisi in France. Proceed. 4th Int. Lupin Conf. Geraldton. WA, 325. HERING, 0., H. 1.NIRENBERG, 1995: Differentiation 01' Fusarium sambueinuni Fuckel sensu lato and related species by RAPD-PCR. Mycopathologia 129 (3), 159-164. JOANNI, c., W. P. GERLACH, 1998: Brennflecken an Lupinen. De Ga 2, 42-43. KORNEICHUK, N. S., 1996: Anthracnose 01' lupins in the Ukraine. 8th Int. Lupin Conf., Pacific Grove, California, USA. Abstract Book. 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