Teilchenidentifizierung (PID)

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Teilchenidentifizierung (PID)
Seminar: Teilchendetektoren
SoSe14
Seminarleiter: Prof. Dr. Wiedner
Betreuer: Dr. Torsten Schröder
Referent: Christian Hausen
Gliederung
1. Einleitung
2. Verfahren der PID
2.1 TOF
2.2 Energieverlustmessung (dE/dx)
2.3 Elektromagnetisches Kalorimeter
2.4 Myonendetektor
3. PID in aktuellen Experimenten
4. Quellenverzeichnis
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1. Einleitung
• Welche Teilchen können registriert werden
(→ Lebensdauer)?
๏ƒ˜ ๐‘’ +/− , ๐œ‹ +/− , ๐พ +/− , ๐‘, ๐‘, ๐œ‡ +/−
• Vorher können andere, kurzlebige Teilchen
entstanden sein
• Bsp.
๐‘’ + ๐‘’ − → ๐œ“(3770) → ๐ท0 ๐ท0 → ๐พ − ๐œ‹ + ๐พ + ๐œ‹ −
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Einleitung
• Wie rekonstruiert man die kurzlebigen
Teilchen?
Häufigkeit
๏ƒ˜ Bestimmung der 4er-Impulse
๏ƒ˜ Energiebestimmung über m, p:
๐ธ 2 = ๐‘2 ๐‘ 2 + ๐‘š2 ๐‘ 4
๏ƒ˜ Nutze die Invarianz der 4erImpulsquadrate, um die
Massenverteilung zu erhalten
๏ƒ˜ Masse der jeweils vorherigen
Teilchen ablesbar
๐‘š๐พ๐œ‹ ๐‘–๐‘›
๐‘€๐‘’๐‘‰
4
๐‘²
Einleitung
• Wie identifiziert man die
langlebigen Teilchen?
• Masse m und Ladung
q charakterisieren ein Teilchen
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Einleitung
• Wie identifiziert man die
langlebigen Teilchen?
• Masse m und Ladung
q charakterisieren ein Teilchen
q und Impuls p schon bekannt
• Ziel der PID: Bestimmung der
Masse m
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2. Verfahren der PID
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2.1 TOF („time of flight“)
• p bekannt
• Messe Flugzeit t, Flugstrecke s
ist bekannt, wenn vorher die
Spur des Teilchens
rekonstruiert wurde
→ Berechne Geschwindigkeit v
Berechnung von m möglich:
๐‘ = ๐‘š0 ๐›พ๐‘ฃ
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TOF - Einsatz
• Flugzeitdifferenz zweier
Teilchen der Massen ๐‘š1 , ๐‘š2 :
โˆ†๐‘ก =
๐ฟ๐‘
2
(๐‘š
1
2๐‘2
− ๐‘š22 )
๏ƒ˜ Bei großen Impulsen wird die
Zeitauflösung schlechter
๏ƒ˜ Für große p werden sehr
lange Detektoren benötigt
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TOF - Einsatz
• Unterscheidung zwischen Pion und Kaon:
– ๐‘š๐œ‹ ≈
๐‘€๐‘’๐‘‰
140
, ๐‘š๐พ
๐‘²
≈
๐‘€๐‘’๐‘‰
500
๐‘²
– Mit einem angenommenen Impuls von
๐บ๐‘’๐‘‰
๐‘=1
und einer Detektorlänge von
๐‘
L = 2๐‘š wird folgende Zeitauflösung
erforderlich:
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2.2 Energieverlustmessung - Grundprinzip
• Teilchen wechselwirkt beim Durchgang mit Materie
(Ionisation, Bremsstrahlung)
• Energieverlust wird beschrieben durch Bethe-BlochFormel:
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Energieverlustmessung - Grundprinzip
• Bethe-Bloch-Formel gilt nicht für einfallende Elektronen
• Stattdessen gilt die Berger-Seltzer-Formel:
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Beiträge zum Energieverlust
Beiträge zum relativen Energieverlust für
๐‘’ + ๐‘ข๐‘›๐‘‘ ๐‘’ −
Energieverlust für ein Myon in Kupfer
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Energieverlustmessung - Drahtkammer
• Einfallendes Teilchen ionisiert die Gasatome
in der Kammer
• Die ausgelösten Elektronen bewegen sich in
einem angelegten E-Feld zum Anodendraht
• In Anodennähe lösen die stark
1
beschleunigten ๐‘’ − (da ๐ธ~ ) weitere ๐‘’ − aus
๐‘Ÿ
→ Elektronenlawine
• Registrierte Signalhöhe ist proportional zur
Anzahl der ausgelösten Primärteilchen, die
Zahl der Ionenpaare ist wiederum
proportional zum Energieverlust des
einfallenden Teilchens
→ Proportionalzähler
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Drahtkammer - Ortsbestimmung
• Vielzahl an Drähten ermöglicht zudem Spurrekonstruktion
• Ortsauflösung etwa halber Drahtabstand
๏ƒ˜ höhere Drahtdichte verbessert die Ortsauflösung
• Für die genauen Ortskoordinaten werden mehrere leicht versetzt ausgerichtete
Drähte verwendet
→ Vieldrahtkammer
• Driftkammern als Weiterentwicklung der Drahtkammern bieten verbesserte
Ortsauflösung (~50๐œ‡๐‘š) und eignen sich ebenso zur PID
• Gemessen wird hier die Driftzeit, die Zeit, die die ausgelösten Elektronen
brauchen, um vom Ort der Ionisation zur Anode zu driften
• Bei bekannter Driftgeschwindigkeit lässt sich auf den Ort der Ionisation
schließen
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Energieverlustmessung - Drahtkammer
Richtwerte
• Häufig verwendetes Gas: Ar (wegen hoher
Elektronenaffinität)
• Angelegte Hochspannung: ๐‘ˆ ≈ (3 − 4)๐‘˜๐‘‰
• Dicke des Anodendrahtes: ~ 20๐œ‡๐‘š
• Elektronenvervielfachung: im Bereich von 105
• Anodendrähte etwa im Abstand von 2๐‘š๐‘š
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Driftkammer im BaBar-Detektor
Technische Daten
• Außenradius: 80cm, Innenradius:
22,5cm
• Etwa 7000 Signaldrähte, Dicke 20๐œ‡๐‘š
• Ortsauflösung: (125 − 150)๐œ‡๐‘š
• Auch hier nicht nur
Spurrekonstruktion, sondern auch
Energieverlustmessung aus
Signalhöhe
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Energieverlustmessung - Halbleiterdetektor
• Einfallendes Teilchen erzeugt
Elektron-Loch-Paare in der
ladungsfreien Zone
• Ionenpaar bewirkt einen Stromfluss
• Stromstärke als Maß der Ladung
(proportional zur Anzahl der Ionen)
kann als Maß der abgegebenen
Energie verwendet werden
• Vorteil: hohe Energieauflösung, da
nur etwa 1eV zur Erzeugung eines
Elektron-Loch-Paares benötigt wird
(Vgl.: ca. 30eV, um Gasatom zu
ionisieren)
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Energieverlustmessung - PID
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Energieverlustmessung - Problem
• Energieverlust durch WW mit
Materie ist ein statistischer
Prozess
• Messunsicherheiten (Rauschen)
๏ƒ˜ Schwankungen
• Viele Messungen nötig, um
Detektor zu kalibrieren
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2.3 Elektromagnetisches Kalorimeter
• Erfasst werden Teilchen, die über die elektromagnetische Kraft mit
Materie wechselwirken und dadurch Teilchenschauer auslösen
• Hauptziel: Ortsbestimmung und Bestimmung der Teilchenenergie
• Aber: auch eine Unterscheidung zwischen
(i) Hadronen
(ii) Elektronen, Positronen, Photonen
ist möglich!
• Form der entstehenden Teilchenschauer gibt Aufschluss über die
Sorte des detektierten Teilchens
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Elektromagnetisches Kalorimeter
• Ursache für die Verschiedenartigkeit der Teilchenschauer ist die
verschiedene Wechselwirkung der Teilchen:
– (i) Ionisation, starke WW
– (ii) Bremsstrahlung, Paarerzeugung
(Hadronen)
(Elektronen, Positronen, Photonen)
• Für die im Kalorimeter deponierte Energie gilt:
๐ธ๐‘˜๐‘Ž๐‘™
๏ƒ˜
๐‘๐‘†๐‘๐‘ข๐‘Ÿ
< 1 für Hadronen
๐ธ๐‘˜๐‘Ž๐‘™
๏ƒ˜
๐‘๐‘†๐‘๐‘ข๐‘Ÿ
= 1 für Elektronen, Positronen, Photonen
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Elektromagnetisches Kalorimeter
• Unterscheidungskriterien:
๏ƒ˜Amplitudenverhältnis zwischen vorderem und hinterem Teil des
Kalorimeters
๏ƒ˜Eindringtiefe, bei der die erste WW auftritt
๏ƒ˜Breite der Schauer
๏ƒ˜Schauer-Schwerpunkt
• Beachte: Die Kriterien sind teilweise stark korreliert!
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Elektromagnetisches Kalorimeter
Amplitudenverhält- Erste WW
nis vorderer Bereich
zu hinterem Bereich
Breite des Schauers
SchauerSchwerpunkt
Elektron
Groß
Bei geringer
Eindringtiefe
Schmal
Höher
Pion
Klein
Bei großer
Eindringtiefe
Breit
Tiefer
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Elektromagnetisches Kalorimeter
• Ausbreitung einer Teilchenkaskade in
einem Sampling-Kalorimeter
• Abwechselnd Schichten aus
Absorbermaterial (Pb) und
Szintillatoren
• Im Pb finden die WW statt (hier:
Bremsstrahlung und Paarbildung, da
ein Elektron einfällt)
• Die Szintillatorschichten vermessen
die Kaskade abhängig von der
Eindringtiefe
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Elektromagnetisches Kalorimeter
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2.4 Myonendetektor
• Myonen
– haben eine verhältnismäßig hohe Lebensdauer (2 โˆ™ 10−6 ๐‘ )
๏ƒ˜ Myonendetektoren befinden sich außen an den Detektorwänden
– wechselwirken nicht hadronisch, verlieren wenig Energie durch
Bremsstrahlung
๏ƒ˜ Eisenwände absorbieren alle anderen Partikel
geringen Raten können auch ๐พ๐ฟ0 und
• In
๐‘› registriert werden
• Nachweis der
– Myonen: Ionisation
– ๐พ๐ฟ0 , ๐‘› : Teilchenschauer (vgl. Kalorimetrie)
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Myonendetektor im BaBar-Experiment
• Stahlplatten zur Rückführung des BFeldes werden als Myonenfilter
genutzt
• 18 Lagen von (2-10)cm dicken
Stahlabsorbern, ca. 3cm Abstand
zwischen den Absorberlagen
• Zur Identifizierung werden
Gasdetektoren genutzt
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Myonendetektor im BaBar-Experiment
• Resistive Plate Chamber (RPC)
• Isolierende Schicht aus Bakelit
• Außen Kondensatorplatten, die mit einer
Spannung knapp unter der
Durchschlagsgrenze aufgeladen werden
• Durchschlag auf Teilchenbahn
• Registriert wird der Spannungsabfall
• Nachweiswahrscheinlichkeit für Myonen:
๏ƒ˜ 90% für 1,5
๐บ๐‘’๐‘‰
๐‘
<๐‘<3
๐บ๐‘’๐‘‰
๐‘
• Missidentifikation (identifiziere Pion als
Myon): 6 − 8 %
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Benötigte Detektorlänge in Abhängigkeit des Impulses
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3. PID in aktuellen Experimenten
31
Atlas-Detektor
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Der PANDA-Detektor
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4. Quellenverzeichnis
•
•
•
•
•
•
•
•
Grupen, Claus: „Teilchendetektoren“
Kleinknecht, Konrad: „Detektoren für Teilchenstrahlung“
Povh, Rith, Scholz, Zetsche: „Kerne und Teilchen“
Amsler, Claude: „Kern- und Teilchenphysik“
Lohrmann, Erich: „Elementarteilchenphysik“
Particle Data Group
PANDA (Website)
„Nuclear Instruments and methods in Physics Research“ A479: „The BaBar
Detector“
34
Quellenverzeichnis
• Lippmann, Christian: „Particle identification“
• Deppermann, Thomas: „Simulation und Messung der Lichtintensitäten des
Lichtpulsersystems für den BaBar-Detektor“ (Diplomarbeit)
• KuT-Vorlesungen von Herrn Prof. Wiedner
• Heckmann, Jörg: „Aufbau und Test eines Lichtpulser-Prototyps für das BaBarKalorimeter“ (Diplomarbeit)
• Jansen, Ulrich: „Nachweis von Elementarteilchen in Teilchendetektoren“
35
Vielen Dank
für Ihre
Aufmerksamkeit!
36
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