Der Praktische Tierarzt

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Der Praktische Tierarzt
3/2010
91. Jahrgang
2
Supplement für die ATF-anerkannte interaktive fortbildung
Themen:
• Die Untersuchung der Maulhöhle
• Störungen beim Zahndurchbruch
• Fehlerhafte Abnutzung des Gebisses
Häufige Befunde in der
Pferdezahnheilkunde
ATF-anerkannte interaktive fortbildung
Der praktische tiErarzt 91 (Suppl. 3), 2010
4
12
Isabell Herold, Tilman Simon
Die Untersuchung der Maulhöhle
Tilman Simon, Isabell Herold
Störungen beim Zahndurchbruch
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29
2
Isabell Herold, Tilman Simon
Fehlerhafte Abnutzung des Gebisses
ATF-Fragebogen
Fotos Titelseite:
© Herold, Simon
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn ein Pferd beim Auftrensen
abwehrt oder beim Annehmen
der Zügel mit dem Kopf schlägt,
wenn es einen steifen Gang zeigt
oder beim Reiten die Ohren anlegt – dann ist die Ursache häufig
eine Erkrankung der Zähne. Rittigkeitsprobleme fallen deutlich
früher auf als eine Störung der
Futteraufnahme.
Losgelassenheit ist nur über
ein entspanntes Kiefergelenk
möglich. Der Oberkiefer muss
frei über den Unterkiefer gleiten
können. Zahnkanten und -haken, überlange oder unregelmäßig abgenutzte Zähne stören die
Dreipunkt-Balance aus Schneidezähnen, Backenzähnen und
Kiefergelenk. Wenn beim Reiten
zusätzlich Gebisse und Kandaren ins Maul geschnallt werden,
zeigen sich die entstehenden
Schmerzen und Verspannungen
deutlich.
Das Gebiss des Pferdes ist auf
ein Leben in der Steppe ausgelegt.
Dort verbrachten die Wildpfer-
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
de viele Stunden am Tag mit der
Aufnahme von Raufutter. Um den
entstehenden Abrieb des Gebisses
auszugleichen, wachsen Pferdezähne kontinuierlich – jedes Jahr
um einige Millimeter. Heutzutage
nimmt die Futteraufnahme jedoch
wesentlich weniger Zeit in Anspruch, weiches Weidegras, Körner- und Kraftfutter beanspruchen
das Gebiss kaum. Das kontinuierliche Längenwachstum der Zähne
führt bei Veränderungen in der
Maulhöhle häufig zu einem Circulus vitiosus: Das Pferd kaut nicht
mehr gleichmäßig auf beiden Seiten, die Zähne werden ungleichmäßig abgenutzt, weitere Fehlstellungen und Malokklusionen
resultieren. Auslöser sind häufig
Störungen beim Zahndurchbruch.
Regelmäßige Untersuchungen der
Maulhöhle ermöglichen es, Probleme rechtzeitig zu erkennen
und durch gezielte Behandlung
den Teufelskreis zu durchbrechen.
Den Ablauf einer fachgerechten
Untersuchung – vor und in Seda-
tion – vermittelt Ihnen der erste,
reich bebilderte Artikel in diesem
Heft. Im Anschluss stellen unsere
Autoren aus ihrer Praxiserfahrung
heraus die häufigsten Probleme
vor, die beim Zahndurchbruch und
durch eine fehlerhafte Abnutzung
des Gebisses entstehen. Detailliert wird jeweils die Behandlung
beschrieben, mit der die Balance
im Pferdemaul wiederhergestellt
werden kann. Wir wünschen viel
Freude und Erfolg bei der Fortbildung!
Mit besten Grüßen
Dr. Ines George
Dr. Ulrike Oslage
3
ATF-anerkannte interaktive fortbildung
Der praktische tiErarzt 91 (Suppl. 3),
2), 4–11
x–x (2010)
(2010)
2
Die Untersuchung der Maulhöhle
Isabell Herold, Tilman Simon
Pferde haben hypselodonte Zähne. Das bedeutet, dass sie
bis zum Alter von etwa sieben Jahren einem tatsächlichen
Längenwachstum unterliegen und anschließend durch Anlagerung von Zement einige Millimeter pro Jahr aus ihrer Alveole
herausgeschoben werden. Deshalb unterliegt eine Pathologie
an den Zähnen stets einem dynamischen Prozess.
Wenn keine klinischen Symptome auftreten, genügt eine
jährliche Untersuchung der Zähne. Da das Pferd im Alter von eineinhalb bis fünf Jahren 24 Milchzähne wechselt,
sollte in diesem Zeitraum eine halbjährliche Zahnkontrolle
erfolgen.
Schneidezähne
Equiden besitzen im Ober- und Unterkiefer jeweils sechs
Schneidezähne, die Incisivi. Sie werden pro Quadrant als
I1–I3 bezeichnet. Als Milchzähne werden sie als Dezidui mit
einem vorgestellten d gekennzeichnet (z. B. dI1).
In der Triadan-Nomenklatur wird der rechte obere Qua­
drant mit 100, als Milchgebiss mit 500 beziffert. Somit werden
die Schneidezähne im rechten oberen Quadranten mit 101, 102
und 103 bezeichnet. Der linke obere Quadrant erhält eine 200
(Milchgebiss 600), die Schneidezähne tragen demzufolge die
Nummern 201, 202 und 203. Der linke untere Quadrant wird
mit 300 (Milchgebiss 700) und der rechte untere Quadrant
mit der Ziffer 400 (Milchgebiss 800) gekennzeichnet.
Die Schneidezähne besitzen Infundibula, die sich palatinal
bzw. lingual der Pulpa befinden. Es handelt sich dabei um
Schmelzeinstülpungen, die nicht ganz bis zur Okklusalfläche
mit Zement aufgefüllt sind und auch als Kunde bezeichnet
werden. Diese Kunden können zur groben Altersschätzung
herangezogen werden.
Backenzähne
In jeder der vier Backenzahnreihen befinden sich beim Pferd
drei prämolare (P2–P4) und drei molare (M1–M3) Backenzäh-
❚
kompakt
Lagebezeichnungen an den Zähnen
• Apikal: in Richtung Wurzelspitze
• Okklusal: in Richtung Kaufläche
• Approximal: in Richtung Nachbarzahn
• Lingual: in Richtung Zunge
• Palatinal: in Richtung Gaumen
• Bukkal: in Richtung Backe
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ne. Der Wolfszahn wird als P1 den Prämolaren zugeordnet.
Im rechten oberen Quadranten befinden sich nach TriadanNomenklatur der 105 (Wolfszahn) bis 111 (M3). Im linken
oberen Quadranten 205–211 und im Unterkiefer links 305–311
bzw. rechts 405–411.
Die rechteckige lange Krone des Backenzahnes wird in
die sichtbare klinische Krone und die unter dem Zahnfleisch
verborgene Ersatzkrone eingeteilt. Diese Ersatzkrone wird
ein Leben lang kontinuierlich durch Zementanlagerung aus
ihrer Alveole herausgeschoben. Die Backenzähne im Oberkiefer besitzen drei, die im Unterkiefer zwei kurze Wurzeln,
mit Ausnahme des M3 im Unterkiefer: Er hat drei Wurzeln.
Im Oberkiefer ragen die Wurzeln des M3 und M2 mit ihrem
Alveolendach in die kaudale Kieferhöhle. Der M1 und der
kaudale Anteil des P4 ragen mit ihrem Alveolendach in die
rostrale Kieferhöhle.
Die Backenzähne sind umgeben von einer Schicht aus
Zement, der weichsten der drei Zahnhartsubstanzen. Diese
Schicht schützt durch ihre Elastizität den sehr harten Zahnschmelz. Dieser Zahnschmelz ummantelt das Dentin (Zahnbein) und faltet sich in dieses ein. Er bildet im Oberkiefer durch
tiefe Einstülpungen die Infundibula, welche mit Zement gefüllt
sind. Das Dentin hat den größten Anteil am Backenzahn und
umschließt die Pulpenhöhle. Die Pulpa besteht aus Blutgefäßen, Nerven, Bindegewebe und Odontoblasten. Sie hat eine
apikal liegende Pulpenkammer, die beim jungen Pferd noch
groß ist, mit zunehmendem Alter aber mit Sekundärdentin
zugemauert und deshalb immer kleiner wird. Zur Okklusalfläche ragen fünf bis sieben Pulpenhörner. Sie werden an der
Okklusalfläche ebenfalls mit Sekundärdentin zugemauert und
sind dort als braune „Flecken“ zu erkennen.
Um die Funktion des Mahlens erfüllen zu können, bildet eine Backenzahnreihe eine funktionelle Einheit, bei der
alle Backenzähne mit engem Approximalkontakt lückenlos
aneinandergereiht sind. Der P2 und M3 sind in ihrer Form
etwas dreieckig um den Anfang bzw. das Ende dieser Reihe
abzurunden.Von der Seite betrachtet ist die Okklusalfläche der
Backenzahnreihe durch Querkämme etwas gezackt (transverse
ridges) und bildet einen flachen Bogen (Curve of Spee).
Die Backenzähne des Oberkiefers stehen physiologisch
zu denen im Unterkiefer in einem Winkel von 12–15°, der
Winkel ist an den hinteren Molaren etwas steiler, während
er an den Prämolaren etwas flacher ist. Dabei zeigt die Ebene
der Kaufläche auf der bukkalen Seite nach unten und auf der
lingualen Seite nach oben. Diesen Winkel bezeichnet man
als „Curve of Wilson“.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
Abb. 1: Triadan-Nomenklatur und herkömmliche Benennung.
Quelle: Simon T, Herold I, Schlemper H (2009): Praxisleitfaden
Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. Parey Verlag, Stuttgart.
Abb. 2: Aufbau des Backenzahns schematisch: A: Gingiva, B: Alveolarknochen, C: Ligamentum Periodontale mit Scharpey`schen
Fasern, D: Zahnzement, A–D: Diese vier Strukturen bilden das
Parodont, E: Primärdentin, F: Sekundärdentin zum Verschluss der
Pulpenhörner. Quelle: Simon T, Herold I, Schlemper H (2009):
Praxisleitfaden Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. Parey
Verlag, Stuttgart.
Untersuchung vor der Sedation
Bei angehobenen Lippen werden die Schneidezähne auf
Vollständigkeit und Stabilität untersucht. Halten sie der Belastung durch das Maulgatter stand? Milchzähne sind durch
ihre hellere Farbe und ihre flachere Form – nicht immer
einfach – zu unterscheiden. Man achtet auf chronologischen
und symmetrischen Zahnwechsel.
Durch die Beurteilung der Stellung der Schneidezähne im
Kiefer und zueinander können Rückschlüsse auf Pathologien
der Backenzähne gezogen werden.
Die Maulhöhle wird geöffnet, indem die Zunge ergriffen
und aufrecht im Interdentalspalt gehalten wird. Die Zunge
darf nicht zu weit aus dem Maul oder zu weit nach oben gezogen werden, weil das Zungenbändchen an der Unterseite
Die Untersuchung vor der Sedation dient nicht der Befund­
erhebung am einzelnen Zahn, sondern lediglich als Indizien­
sammlung. Man benötigt dazu eine starke Lichtquelle, am
besten eine Kopflampe.
Anamnese
Das Alter des Pferdes und der Zeitpunkt der letzten Zahnbehandlung hat große Bedeutung für die zu erwartenden
Veränderungen. Das Fressverhalten (Wickelkauen, verzögerte Futteraufnahme und Inappetenz) sowie Rittigkeitsprobleme liefern wertvolle Hinweise auf Schmerzen in der
Maulhöhle.
Ein Tetanusimpfschutz ist unerlässlich, da bei der Behandlung Schleimhautverletzungen nie ausgeschlossen werden
können.
Adspektion
Das Pferd wird nach der Signalement-Erhebung in seinem Ernährungs- und Pflegezustand beurteilt. Am Kopf achtet man auf
ein- oder beidseitigen Nasenausfluss (Kieferhöhlenempyem?,
Akuter Infekt?), auf die Symmetrie der Mm. temporales und
Mm. masseter (einseitiges Kauen?) und Fistelöffnungen
(Apikalabszess?). Die Lippen sind auf ihrer Schleimhautseite
auf Verletzungen, das Zahnfleisch auf Fistelöffnungen und
Ulzerationen zu untersuchen (Allgemeinerkrankungen wie
z. B. Cushing oder Stomatitis?).
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
Abb. 3: Solche „Wickel“ spuckt ein Pferd mit eingeschränkter
Kaufunktion aus, da es hartes Raufutter nicht zerkleinern kann.
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➞ Die Untersuchung der Maulhöhle
Abb. 4: Eine Fistelöffnung über einem Incisivus ist ein erster
deutlicher Hinweis auf eine Parodontalerkrankung.
Abb. 5: Vor dem Einsetzen des Maulgatters sollten die Schneide­
zähne auf ihre Belastungsfähigkeit untersucht werden.
der Zunge dadurch einreißen und das Zungenbein leicht
beschädigt werden kann. Nun werden der Interdentalspalt
und die Backenzähne einer groben, adspektorischen Untersuchung unterzogen. Oft ist die Sicht aber durch Futterbrei
und Bewegungen der Zunge und des Kopfes eingeschränkt.
Somit ist die Untersuchung ohne Sedation von der Kooperationsbereitschaft des Patienten abhängig. Eine eingehende
Untersuchung der Backenzähne ist nur mit eingesetztem
Maulgatter möglich, also in Sedation.
Bei der Adspektion vor der Sedation wird auf die Größe
und Integrität von vorhandenen Hengstzähnen geachtet, kontrolliert, ob Wolfszähne vorhanden sind und das Zahnfleisch
auf Verletzungen und Rötungen untersucht. Die Backenzahnreihen werden auf die Kontinuität ihrer Okklusionsflächen
und Zahnspitzen geprüft.
Symmetrie und Schwellungen untersucht. Das Pferd wird
nun durch einen Finger in der Maulspalte zum Kauen angeregt und der Untersucher ertastet mit der anderen Hand die
Kiefergelenke in Bewegung. So bleiben ein Kiefergelenksknacken und ein- oder beidseitiger Schmerz im Kiefergelenk
nicht verborgen.
Nun wird eine Lateralexkursion am abgesenkten Kopf
durchgeführt. Dabei wird mit der einen Hand der Nasenrücken und mit der anderen Hand die Lade am Unterkiefer
ergriffen, wie in Abbildung 10 dargestellt. Der Unterkiefer
wird nun gegen den Oberkiefer so weit verschoben, bis ein
deutlicher Widerstand der Backenzähne zu spüren ist. Dabei
wird einerseits die Beweglichkeit des Unterkiefers beurteilt:
Es zeigt sich, ob eine ovoide Kaubewegung durch Vorkontakte
oder Gleithindernisse behindert wird. Andererseits gibt die
Weite der Lateralexkursion Auskunft über die relative Länge
der Schneidezähne in Bezug zu den Backenzähnen. Je länger
die Schneidezähne sind, desto weiter ist der Ausschlag der
Lateralexkursion. Im physiologischen Zustand beträgt diese
Weite etwa eine Schneidezahnbreite.
Nach der Lateralexkursion wird bei geschlossenem Maul
die Backe etwas zurückgezogen, sodass ein Blick auf die Backenzähne möglich ist. Der Abstand der Backenzähne vom
Ober- zum Unterkiefer sollte bei geschlossenen Schneide­
zähnen wenige Millimeter betragen sowie links und rechts
gleich sein. Durch die Winkelung der Okklusalfläche der
Palpation
Mit sanftem Druck werden die Backenzähne des Oberkiefers von außen abgetastet. Dabei sind große Zahnkanten,
Zahnhaken und Zahnlücken bis zum M1 zu ertasten und die
Abwehrreaktion des Patienten einzuschätzen. Auf keinen Fall
sollte beim unsedierten Patienten zwischen die Backenzahnreihen gegriffen werden. Diese Untersuchung ist unvollständig,
überflüssig und gefährlich!
Es werden beide Unterkieferäste abgetastet, die Mandibularlymphknoten palpiert und die Fossa supraorbitalis auf
Abb. 6: Milchschneidezähne vor dem Wechsel: Beide dI1 des
Unterkiefers fallen bald aus. Im Oberkiefer hat der Zahnwechsel
bereits stattgefunden. Wurzelreste sind als kleine Splitter im Zahnfleischrand zu erkennen.
6
Abb. 7: Schiefe Abnutzungsebene der Schneidezähne. Bei einer
derartig stark ausgeprägten schiefen Abnutzung ist auch mit einer
Malokklusion der Backenzähne zu rechnen.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
Abb. 8: Zungengriff: Diese erste Untersuchung vor der Sedation
setzt einen kooperativen Patienten voraus.
Backenzähne von 12–15° werden die Backenzähne bei einer
ovoiden Kaubewegung in Kontakt gesetzt.
Die Oberkieferbackenzähne sind etwas breiter als ihre
Gegenspieler im Unterkiefer. Bei geschlossenem Maul und in
Mittelposition sind die Backenzähne nicht kongruent.
Mit den Daumen wird der Interdentalspalt auf Schmerzhaftigkeiten, Krepitationen sowie blinde Hengst- und Wolfszähne untersucht.
Untersuchung in Sedation
Für jede eingehende Untersuchung, insbesondere die der
Backenzähne, ist das Einsetzen eines Maulgatters und damit
immer eine Sedation notwendig. Wird einem unsedierten
Pferd ein Maulgatter eingesetzt, kann ein um sich schlagender
Pferdekopf mit scharfem Metall wie ein Vorschlaghammer
wirken. Das Entfernen des Maulgatters bei einem panischen
Pferd kann lebensgefährlich werden und ist ein vermeidbares
Abenteuer. Selbst bei kooperativen Patienten besteht der
Nachteil in der viel größeren Kraft mit der sie unsediert auf die
Bissplatten drücken. Es wurde über Kieferfrakturen berichtet,
die auf diese Weise zustande kamen. Eine Sedation kommt
also sowohl dem Patient als auch dem Tierarzt zugute, der
sich auf seine Arbeit konzentrieren kann.
Zur Untersuchung in Sedation benötigt man eine Kopflampe, ein Dentalhalfter, ein Seil oder einen Kopfständer sowie
Abb. 9: Abtasten der Zahnkanten der Oberkieferbackenzähne.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
7
➞ Die Untersuchung der Maulhöhle
8
Abb. 10: Lateralexkursion.
Abb. 11: Verhältnis der Oberkiefer- zu den Unterkieferbackenzähnen.
ein Maulgatter. Weiterhin eine Spülspritze, einen Zahnspiegel
(evtl. ein Zahnendoskop) und eine Zahnsonde.
Der Sedation geht eine Allgemeinuntersuchung voraus,
um die Sedationsfähigkeit zu beurteilen. Allgemeinerkrankungen und Trächtigkeit schränken die Sedationsfähigkeit
ein und erfordern eine gründliche Risikoabwägung. Die
Autoren sedieren in der Regel mit Detomidin (20–40 μg/kg)
und Butorphanol (0,008–0,01 mg/kg) intravenös.
Nun wird das Maulgatter eingesetzt und ein Dentalhalfter
angelegt, an welchem ein Ring die Befestigung eines Seils
erlaubt. Beim Wiener Modell ist diese Möglichkeit bereits
integriert und macht ein Dentalhalfter überflüssig. Das Seil
wird über einen Balken gelegt oder durch einen Deckenring
gezogen und von einer Hilfsperson festgehalten. Die Autoren
bevorzugen das Seil gegenüber einem T-förmigen Kopfständer, weil dadurch die Kopfhöhe des Patienten variabel ist und
die Hilfsperson hinter dem Tierarzt wesentlich sicherer steht
als neben dem Patient, der jederzeit mit dem Kopf schlagen
kann. Aus diesem Grund sollte auch der Tierarzt beim Öffnen
des Maulgatters stets vor und nicht über oder neben dem
Patient stehen.
Am geöffneten Maul kann nun festgestellt werden, auf
welcher Seite das Pferd zuletzt gefressen hat. Kaut der Patient
immer nur einseitig, werden sich auf dieser Seite entsprechende Abnutzungserscheinungen und auf der anderen
Seite Pathologien finden lassen. Die Maulhöhle wird am
abgesenkten Kopf an der bukkalen Seite der Backenzähne
ausgespült. Um eine Aspirationspneumonie zu vermeiden,
bleibt die Maulöffnung dabei stets der tiefste Punkt am Kopf.
Zum Ausspülen eignen sich eine selbstfüllende Spülspritze
und lauwarme 0,1%ige Chlorhexidinlösung.
Abb. 12: Während der Wolfszahn am rechten Oberkiefer bereits
bei der Adspektion ins Auge fällt, ist der blinde Wolfszahn links
nur durch Palpation festzustellen.
Abb. 13: Sediertes Pferd mit Maulgatter. Der Strick wird über die
Querschiene des Boxeneingangs geführt und von einer Hilfsperson in der gewünschten Position gehalten.
Adspektion
Bei der Adspektion wird die Anzahl der Zähne, Zahnlücken
und Diastemata erfasst. Der Zahnbogen der Backenzähne
von rostral nach kaudal (Curve of Spee) und die Stellung der
Backenzähne zueinander wird beurteilt. Die Winkelung der
Kauflächen (Curve of Wilson) sollte an den Backenzähnen
12–15° betragen. Es werden Zahnkanten an den Backenzahnreihen und Zahnhaken am P2 und M3 kontrolliert sowie
Backenschleimhaut und Zunge auf Verletzungen und Ulzera
untersucht.
Mit einem Zahnspiegel oder Zahnendoskop wird die
Kaufläche jedes einzelnen Zahnes untersucht. Man achtet
dabei auf Milchzahnfragmente, Chip- und Sagittalfrakturen
sowie auf Infundibularkaries. Nur die Backenzähne des
Oberkiefers besitzen Infundibula. Im gesunden Zustand
sind sie gelb, halbmondförmig und bis zur Okklusalfläche
mit Zement aufgefüllt. Sie unterscheiden sich von den mit
braunem Sekundärdentin zugemauerten Pulpenhörnern,
die als „Flecken“ ebenfalls auf der Okklusalfläche der
Backenzähne anzutreffen sind. Kariöse Infundibula sind
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
Abb. 14: Endoskopisches Bild eines gesunden Infundibulums am
Oberkieferbackenzahn.
Abb. 15: Endoskopisches Bild einer Infundibularkaries. Beide
Infundibula sind mit vergorenen Futterresten gefüllt. Durch Sondierung kann man die Tiefe der Kavität abschätzen.
schwarz und enthalten nach der Maulspülung noch immer
Futterreste.
Die Backenzähne werden nun mit dem Zahnspiegel einzeln von ihrer bukkalen und lingualen bzw. palatinalen Seite
betrachtet. Man kann so Milchzahnkappen und Zahnstein
an den Backenzähnen nicht übersehen. Zahnstein an einem
Backenzahn deutet auf eine Fehlbelastung hin. Genauso
wird auch die Gingiva auf Entzündungen, Parodontaltaschen
und Fistelmäuler untersucht. Um das lästige Beschlagen des
Zahnspiegels im warmen Pferdemaul zu verhindern, kann
man ihn mit Isopropylalkohol besprühen.
Stehen Zähne weit über das Niveau der Okklusalfläche
hinaus, ist der Gingiva des Antagonisten besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Durch die große Belastung des meist
ausgehöhlten Antagonisten kommt es häufig zu Parodontal­
erkrankungen. Fehlt der Antagonist, kann ein Meißelzahn bis
zur Gingiva reichen und diese stetig traumatisieren.
wird dabei eine schwarze, übelriechende Masse ausgeräumt.
Beträgt die Sondierungstiefe weniger als 5 mm, und hat sich
die Karies nicht über den Schmelzzylinder des Infundibulums
hinaus ausgedehnt, es werden keine endodontischen Maßnahmen eingeleitet, weil nach einer Okklusionskorrektur zu
erwarten ist, dass der Zahn wieder in physiologischen Abrieb
kommt und die Infundibularkaries zum Stehen kommt. Damit
werden die Strukturen um das Infundibulum einige Millimeter
abgetragen und die Kavität verkleinert sich.
Palpation
Es wird eine Bewegungsprobe jedes einzelnen Zahnes
durchgeführt. Ein gelockerter Zahn beweist einen zerstörten Aufhänge­apparat. Dabei sind das Parodont mit seinen
Scharpey´schen Fasern und meist auch die knöcherne Alveolenwand beteiligt.
Anschließend sind die Infundibula mit einer Zahnsonde
in die Tiefe zu sondieren. Im Falle einer Infundibularkaries
Abb. 16: Offenes Pulpenhorn mit Zahnsonde. Eine offene
Pulpenposition deutet auf ein abgestorbenes Pulpenhorn hin: Es
kann sich nicht mehr von innen heraus mit Dentin „zumauern“,
um den natürlichen Abrieb zu kompensieren.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
9
➞ Die Untersuchung der Maulhöhle
Abb. 17: Sagittalfraktur am M1 des Oberkiefers (endoskopische
Aufnahme).
Parodontaltaschen an der seitlichen Gingiva oder an einem Diastema machen sich durch eingebissenes Futter und
Schleimhautretraktion bemerkbar und sind ebenfalls auszuräumen sowie auf ihre Tiefe zu sondieren.
Während dieses Untersuchungsganges bleibt das Maul
lange genug geöffnet, um einen eventuell vorhandenen,
spezifisch üblen Geruch wahrzunehmen, der auftritt, wenn
beispielsweise in einer Sagittalfraktur oder einer Parodontaltasche Futterreste vergären. Der Ursprungsort des Foetor ex
ore sollte gesucht werden, wenn er nicht ins Auge springt. Ein
starker Speichelfluss deutet auf einen schmerzhaften Prozess
hin, welcher bei der eingehenden Untersuchung ebenfalls
gefunden werden sollte.
Röntgen
Da sich mehr als die Hälfte des Pferdezahnes dem Blick des
Tierarztes entzieht, bietet das Röntgenbild als weiterführende
Untersuchung eine wertvolle Hilfe. Allerdings wird die Interpretation von Röntgenbildern am Kopf durch Überlagerungen
von zahlreichen knöchernen Strukturen erschwert. Auch
deshalb erhält das klinische Bild in der Pferdezahnmedizin
immer den höheren Stellenwert.
Röntgenaufnahmen sind bei kooperativen Patienten zum
Teil ohne Sedation möglich. Da die Röntgenaufnahmen meist
im Anschluss an eine eingehende klinische Untersuchung
angefertigt werden, sind die Pferde ohnehin sediert. Dem
Pferd sollte ein Halfter ohne Metallteile angelegt werden.
Für die Schneide-, Haken- und Wolfszähne wird eine
Aufnahme in laterolateraler Ebene gewählt. Zusätzlich wird
als zweite Ebene eine dorsoventrale Aufnahme mit der Aufbisstechnik angefertigt. Dabei wird dem sedierten Patient eine
Röntgenplatte bis zum Maulwinkel zwischen die Schneidezähne geschoben. Für den Oberkiefer erfolgt die Belichtung
von dorsal und für den Unterkiefer von ventral. So erhält
man überlagerungsfreie Aufnahmen von den Schneide- und
Hakenzähnen.
Die Backenzähne werden in laterolateraler Ebene aufgenommen, wobei sich die Platte stets auf der erkrankten
Seite befinden sollte. In dorsoventraler Ebene werden die
Backenzähne nicht befriedigend erreicht. Durch tangentiale
Aufnahmen lassen sich aber die Wurzeln einer Backenzahnreihe ohne Überlagerung darstellen. Dazu wird ein Winkel
10
von 40–55° gewählt. Im Oberkiefer liegt also die Platte auf
der erkrankten Seite, der Strahlengang kommt von oben und
im Röntgenbild ist die obere Wurzelreihe die Erkrankte. Im
Unterkiefer liegt die Platte auf der erkrankten Seite und der
Strahlengang kommt analog von unten. Im Röntgenbild ist
die untere Wurzelreihe die Erkrankte.
Um die Kronen in der tangentialen Aufnahme besser
sichtbar zu machen, kann das Maul in geöffnetem Zustand
geröngt werden. Das Maul sollte dazu mit nicht röntgendichtem Material offen gehalten werden, z. B. einem kurzen
PVC-Rohr oder -Block.
Für die Kieferhöhlen wird eine laterolaterale Aufnahme
angefertigt, wobei die Belichtungszeit etwas geringer gewählt
werden kann als bei der Aufnahme der Backenzähne. Um
einen Flüssigkeitsspiegel in den Kieferhöhlen festzustellen,
kann ein Kettchen an die Röntgenplatte geklebt werden, um
am Röntgenbild ein Lot zum waagrechten Flüssigkeitsspiegel
zu haben.
Literatur
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Stuttgart.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
ATF-anerkannte interaktive fortbildung
Der praktische tiErarzt 91 (Suppl. 3),
2), 12–18
x–x (2010)
(2010)
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Störungen beim Zahndurchbruch
Tilman Simon, Isabell Herold
Schneidezähne
Die dI1 eruptieren vor der Geburt oder innerhalb der ersten
Lebenswoche. Die dI2 sind mit vier bis sechs Wochen und die
dI3 mit sechs bis neun Monaten sichtbar. Der Zahnwechsel
erfolgt beim I1 mit zweieinhalb Jahren, beim I2 mit dreieinhalb
Jahren und der I3 mit viereinhalb Jahren.
Persistierende Milchschneidezähne
Zum Zeitpunkt des Zahnwechsels drückt die sich vergrößernde
Anlage des permanenten Zahns von apikal auf den Milchzahn.
Die Wurzel des Milchzahns atrophiert durch den Druck und der
Milchzahn fällt aus. Der bleibende Zahn eruptiert manchmal
etwas lingual (bzw. palatinal) vom Milchzahn. So kann es
vorkommen, dass der Milchzahn nicht ausfällt, sondern nach
labial geschoben wird, wo er jahrelang bleibt. Man spricht
dann von einem persistierenden Milchschneidezahn. Durch
Zwischenräume, in die sich Futter einbeißt, fungiert er dort als
Bakterienreservoir und verursacht Zahnfleischentzündungen.
Keilen sich Reste des Milchzahns zwischen zwei bleibenden
Schneidezähnen ein, wird zusätzlich die Schneidezahnreihe
verschoben.
Die Diagnose wird bei der Adspektion der Schneidezähne
gestellt. Wenn Zweifel bestehen, ob es sich um einen persistierenden Milchzahn oder einen überzähligen Schneidezahn
handelt (Polyodontie), sollte ein Röntgenbild in laterolateraler
❚
kompakt
Extraktion eines persistierenden Milchzahnes
Instrumente:
• Kopflampe
• Dentalhalfter und Strick
• Aspirationsspritze mit Zylinderampulle für
Lokalanästhesie falls vorhanden, sonst normale
Injektionsspritze mit gelber Kanüle und Lokalanästhetikum
• Bein´scher Hebel
• Reynoldszange
Vorbereitung des Patienten:
• Sedation
• Okklusionskorrigierte Backenzähne
• Dentalhalfter anlegen
• Lokale Infiltrationsanästhesie
• Abklärung des Tetanusimpfschutzes und ggfs.
Verabreichung von Tetanusserum
12
Ebene und von dorsoventral mit der Aufbisstechnik angefertigt
werden. Zur Therapie wird der persistierende Milchschneide­
zahn extrahiert.
Werden Milchzähne vor dem Zeitpunkt ihres physiologischen Wechsels extrahiert, wird die Zahnanlage des permanenten Zahnes erheblich geschädigt. Milchzähne sollten also
erst dann extrahiert werden, wenn der bleibende Schneidezahn
meist hinter dem Milchzahn bereits sichtbar ist oder der Antagonist bzw. der entsprechende Schneidezahn im anderen
Quadranten des gleichen Kiefers bereits eruptiert ist.
Therapie. Mit dem Bein´schen Hebel wird die Gingiva um
den persistierenden Milchschneidezahn abgelöst und der
Zahn wird unter Schonung des permanenten Zahns vorsichtig
gelockert. Anschließend kann er mit der Reynoldszange entnommen werden. Die meist recht kleine Wundhöhle wird auf
Wurzelreste palpiert. Sollte der Milchzahn eingekeilt gewesen
sein, entsteht durch die Extraktion eine Zahnlücke. Diese wird
sich im Lauf von einigen Monaten von selbst schließen. Eine
Nachsorge ist in der Regel nicht erforderlich.
Folgen eines unregelmäßigen Zahnwechsels
der Schneidezähne
Erfolgt der Zahnwechsel an den Antagonisten der Schneidezähne zeitlich versetzt, kann sich ein Schneidezahn durch
fehlenden Abrieb höher als bis zur Okklusalfläche schieben.
Dadurch entsteht im Falle vom I1 oder I2 ein Stufenbiss.
Dabei interdigitiert der höhere Schneidezahn zwischen die
beiden Nachbarn seines zu niedrigen Gegenspielers. Dadurch
wird das Maul nahezu verriegelt und macht eine ovoide
Kaubewegung unmöglich. Deshalb sind auch erhebliche
Befunde an den Backenzähnen zu erwarten. Der Stufenbiss
wird durch Kaubewegungen im Lauf der Zeit eingeschliffen
und kommt deshalb nur als Übergangsform zur Ventral- oder
Dorsalkurvatur bzw. schiefen Ebene vor.
Eine Ventral- und Dorsalkurvatur entsteht durch einen
verzögerten Wechsel beider I1 eines Kiefers oder Traumata.
Ist die Eruption der I1 im Unterkiefer verzögert, bilden sich
überlange I1 im Oberkiefer und es entsteht eine Ventralkurvatur (Smilie). Dementsprechend bildet sich bei überlangen
I1 des Unterkiefers durch einschleifende Kaubewegung eine
Dorsalkurvatur aus (Frown). Eine ausgeprägte Dorsal- oder
Ventralkurvatur beeinträchtigt die ovoide Kaubewegung und
verändert durch unphysiologischen Abrieb die Winkelung an
der Okklusalfläche der Backenzähne.
Ursachen für eine schiefe Ebene der Schneidezähne sind
Veränderungen an den Schneidezähnen selbst oder Pathologien der Backenzähne. Bei einem verzögerten Zahnwechsel
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
Abb. 18: Dieser persistierende Milchschneidezahn schiebt sich
wie ein Keil zwischen I2 und I3. So kann er langfristig einen unphysiologischen Abrieb verursachen.
Abb. 19: Dorsalkurvatur der Schneidezahnreihe. Vermutlich
durch ein Trauma ausgelöst, kam es bei diesem Patienten zu
ungleichmäßig langen Schneidezähnen und damit zu einem
assymmetrischen Abrieb.
eines I2 oder I3 z. B. im linken Unterkiefer können sich die
Antagonisten im linken Oberkiefer höher schieben. Dadurch
kommt die gesamte Schneidezahnreihe in ungleichmäßigen
Abrieb und I2 und I3 am rechten Oberkiefer werden höherem
Kaudruck ausgesetzt sein als ihre Antagonisten im rechten
Unterkiefer. So wird sich die schiefe Ebene entsprechend
einschleifen. An den Backenzähnen ist eine Pathologie wie ein
Scherenbiss stets auf der Seite zu suchen, an der die schiefe
Ebene nach unten zeigt. In der Praxis ist eine schiefe Ebene
allerdings meist die Folge und nicht die Ursache z. B. eines
Scherengebisses.
Die Diagnose ist sehr leicht bei der Adspektion der Schneidezähne zu stellen.
neue Niveau der Okklusalfläche an den Schneidezähnen ist
von der Backenzahnreihe abhängig, weil eine Dreipunktbalance aus Schneidezähnen, Backenzähnen und dem Kiefergelenk hergestellt werden soll.Vor und während der Kürzung
der Schneidezähne ist immer wieder eine Lateralexkursion
am abgesenkten Kopf durchzuführen. Der Ausschlag der
Lateralexkursion beträgt im physiologischen Zustand in etwa
eine Schneidezahnbreite.
Wegen der hohen Konzentrationen von Feinstaub sollten
Tierärztin oder Tierarzt bei der Kürzung der Schneidezähne
stets eine Feinstaubmaske und eine Schutzbrille tragen.
Eine Handfläche wird quer im Interdentalspalt gehalten.
Dadurch wird eine Maulöffnung erzwungen, gleichzeitig
lässt sich die Zunge zurückhalten. Mit der anderen Hand
werden die einzelnen prominenten Schneidezähne mit einer Diamanttrennscheibe um maximal 2 mm gekürzt. Die
Schnittfläche ist möglichst parallel zum Nasenrücken zu halten.
Therapie. Zur Therapie werden die überlangen Schneidezäh-
ne gekürzt. Dabei ist zu beachten, dass zuerst die Backenzähne
einer Okklusionskorrektur unterzogen werden müssen. Das
❚
kompakt
Kürzung Überlanger Schneidezähne
Instrumente:
• Kopflampe
• Dentalhalfter und Strick
• Spülspritzen und lauwarmes Wasser
• 0,1%ige Chlorhexidinlösung
• Feinstaub-Atemmaske und Schutzbrille
• Rotierende Schleifinstrumente:
• Diamanttrennscheiben unterschiedlicher
Durchmesser mit Handstück und entsprechendem Antriebsmotor
• Kugelfräse mit Handstück und entsprechendem Antriebsmotor
• Bei iatrogener Pulpeneröffnung:
• Papierspitzen
• Adrenalin
• Kalziumhydroxidpaste
Vorbereitung des Patienten:
Abb. 20: Einseitiger Scherenbiss. Quelle: Simon T, Herold I,
Schlemper H (2009): Praxisleitfaden Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. Parey Verlag Stuttgart.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
• Sedation
• Okklusionskorrigierte Backenzähne
• Maulgatter entfernen
• Dentalhalfter anlegen
• Maulhöhle bei gesenktem Kopf ausspülen
13
➞ Störungen beim Zahndurchbruch
14
Abb. 21: Um bei der Kürzung der Schneidezähne eine Überhitzung der Zahnpulpen zu vermeiden, ist eine häufige Wasserkühlung empfehlenswert.
Abb. 22: Hakenzähne bei einem männlichen Pferd. Anhand
dieser Aufnahme wird der Platzbedarf der Zunge in der geschlossenen Maulhöhle deutlich. Sehr große Hakenzähne konkurrieren
mit dem Trensengebiss oder gar einer Kandare um den Platz.
Durch Kürzung und Abrundung der Canini kann hier Abhilfe
geschaffen werden.
Daraufhin wird der Kopf abgesenkt, das Maul gespült und
eine Lateralexkursion durchgeführt. Durch das wiederholte
Prüfen wird eine zu starke Kürzung und eine versehentliche
Pulpeneröffnung vermieden.
In einer Sitzung sollten nicht mehr als 5 mm entfernt
werden, um keine Pulpeneröffnung zu provozieren. Wenn
eine stärkere Kürzung notwendig ist, ist die Behandlung zu
fraktionieren und mehrmals im Abstand von einigen Monaten
durchzuführen.
Als Abschluss wird der Winkel der Okklusalfläche korrigiert
und parallel zum Nasenrücken gestellt. Zu beachten ist, dass
dadurch noch mehr Zahnmaterial abgetragen wird, wenn die
Schnittfläche beim Kürzen stark abweichend geführt wurde.
Mit einer Kugelfräse werden die Schnittkanten geglättet, um
eine Verletzung der Lippen zu vermeiden.
Tritt ein Blutstropfen an der Kaufläche auf, ist die Pulpa
versehentlich eröffnet worden. Der Zahn ist dann so weit
zu kürzen, dass kein Kaudruck des Antagonisten auf den
erkrankten Zahn mehr ausgeübt wird (Infraokklusion). Mit
Adrenalin getränkte Papierspitzen werden in die eröffnete
Pulpa gesteckt bis die Blutung gestillt ist. Verbliebene Blutkoagel werden entfernt und mit einer Applikatorspritze wird
Kalziumhydroxid in die Kavität injiziert.
Blinder Caninus
Abb. 23: Bei Trensenkontakt kann ein blinder Hakenzahn sehr
schmerzhaft sein, daher sollte er freigelegt werden.
Abb. 24: Freilegen eines blinden Hakenzahns.
Der Caninus wird auch als Haken- oder Hengstzahn bezeichnet. Er liegt im rostralen Drittel des Interdentalspalts,
im Unterkiefer etwas weiter rostral als im Oberkiefer. Der
Caninus besitzt Milchzähne, die in der Regel aber nicht durchbrechen, sondern beim älteren Pferd vereinzelt symptomlos
unter dem Zahnfleisch als Rudiment gefunden werden. Der
Hengstzahn kommt auch bei etwa einem Drittel der Stuten
vor und bricht normalerweise zwischen dem vierten und
sechsten Lebensjahr durch.
Die physiologische Eruption von Canini ist sehr schmerzhaft und kann das Wohlbefinden eines Pferdes stark beeinträchtigen. Ist die Eruption eines Hakenzahnes verzögert
oder nicht möglich, spricht man von einem blinden Caninus.
Die Ursache kann genetisch sein oder die Zahnanlage im
Interdentalspalt wurde traumatisch geschädigt. Ein retinierter
Caninus beeinträchtigt die Okklusion des Pferdes nicht, ist
aber sehr schmerzhaft und führt bei jedem Kontakt mit dem
Trensengebiss zu heftigen Abwehrbewegungen.
Ein blinder Caninus macht sich durch eine harte und
palpationsdolente Wölbung im Interdentalspalt bemerkbar.
Beim vier- bis sechsjährigen Pferd kann die Eruption gerade
vonstatten gehen oder ist verzögert. Beim älteren Pferd ist
der Zahndurchbruch ohne Hilfe unmöglich.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
Differenzialdiagnostisch ist ein blinder Caninus von einem
blinden Wolfszahn abzugrenzen, der meist weiter kaudal lokalisiert ist. Im Röntgenbild, welches im Zweifel angefertigt
werden sollte, zeigt der Caninus seine wesentlich längere und
bananenförmig gekrümmte Wurzel.
Therapie. Dem retinierten Zahn sollte „Geburtshilfe“ geleistet werden, indem das darüberliegende Zahnfleisch und
Periost entfernt werden.
Man wählt aus dem Wolfszahnextraktionsset eine Hülse
aus, die der Größe der Wölbung entspricht und stanzt damit
das Zahnfleisch über dem blinden Caninus aus.
Mit Pinzette und Schere wird das ausgestanzte Zahnfleisch
entfernt. Oft befindet sich über dem freigelegten Zahn eine
sehr zähe Membran, das Periost, welches auch entfernt werden
muss. Der freigelegte Caninus wird schmerzfrei innerhalb
weniger Wochen oder Monate in die Höhe wachsen.
Blinder Wolfszahn
Etwa die Hälfte aller Pferde haben Wolfszähne, die funktions­
los sowohl uni- als auch bilateral meist im Oberkiefer vorkommen. Sind Wolfszähne angelegt, eruptieren aber nicht,
spricht man von „blinden“ Wolfszähnen. Der Wolfszahn wird
anatomisch als erster Prämolar (P1) angesprochen und liegt
rostral des P2. Er besitzt nach aktueller Lehrmeinung keine
Milchzahnvorläufer.
Meistens sind Wolfszähne flammenförmig und sehr klein.
Sind sie breit und besitzen eine Pulpa, bezeichnet man sie
als molarisiert.
Die Wolfszähne brechen meist nach dem fünften Lebensmonat und vor dem zweiten Lebensjahr durch die Gingiva.
Beim Jungpferd ist der Zahnhalteapparat elastisch in der
Alveole verankert und sklerosiert zunehmend ab dem Alter
von drei Jahren.
Ein eruptierter Wolfszahn wird bei der Adspektion des
Interdentalspaltes am unsedierten Pferdes festgestellt. Nicht
eruptierte Wolfszähne findet man durch Palpation des Interdentalspaltes rostral des P2. Differenzialdiagnostisch ist ein
blinder Wolfszahn, der sehr weit rostral liegt, von einem nicht
eruptierten Hengstzahn abzugrenzen.
Meist stehen blinde Wolfszähne nicht rechtwinkling zum
Kieferknochen, sondern spießen nach rostral. Dies dürfte den
Hauptgrund für ihre ausbleibende Eruption darstellen und
auch die Schmerzhaftigkeit erklären. Aller Erfahrung nach
verbessert sich die Rittigkeit der Pferde nach der Extraktion
deutlich. Dies ist ein Hinweis, dass ein blinder Wolfszahn oft
mehr Schmerzen verursacht als ein eruptierter.
❚
kompakt
freilegen Eines Blinden Caninus
Instrumente:
• Dentalhalfter und Strick
• Maulgatter
• Spülspritzen und lauwarmes Wasser
• Aspirationsspritze mit Zylinderampulle für
Lokalanästhesie falls vorhanden, sonst normale
Injektionsspritze mit gelber Kanüle und Lokalanästhetikum
• Bein´scher Hebel
• 0,1%ige Chlorhexidinlösung
• Wolfszahnextraktionsbesteck nach Stelzer
• Chirurgische Schere
• Chirurgische Pinzette
Vorbereitung des Patienten:
• Sedation
• Tetanusimpfschutz
• Maulgatter einsetzen
• Maulhöhle ausspülen
• Subgingivale und supraperiostale Infiltrationsanästhesie
Therapie: Der blinde Wolfszahn wird vor seiner Extraktion
freigelegt. Idealerweise wird der Zahnpatient vor dem Anreiten
vorgestellt. Bei einem jungen Pferd ist die Wolfszahnextraktion
durch die noch nicht vorhandene Ankylosierung mit dem
Kieferknochen einfacher.
Analog zum Freilegen blinder Hakenzähne wird eine
scharfe Hülse aus dem Extraktionsset gewählt, die in ihrer
Größe dem Wolfszahn entspricht. Die Gingiva und das darunterliegende Periost werden rund um den Zahn eingeschnitten
und mit Schere und Pinzette entfernt.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
15
➞ Störungen beim Zahndurchbruch
Abb. 25: Wolfszähne im Oberkiefer.
Abb. 26: Wolfszahnfistel endoskopisch. Bei einem früheren
Extraktionsversuch ist die Wurzel des Wolfszahns in der Alveole
verblieben. Sie fistelt nun und sollte extrahiert werden, um eine
vollständige Abheilung zu ermöglichen.
Mithilfe des Wolfszahnextraktors wird zunächst die Gingiva
rund um den Wolfszahn weiter abgelöst und dann die Wurzel
vorsichtig von allen Seiten in ihrer Alveole gelockert. Befindet
sich der Wolfszahn sehr nahe am P2, muss die Wurzel zuerst
an den drei anderen Seiten gelockert werden. Dadurch entsteht ein kleiner Spalt in der Alveole, sodass dann mit dem
Wurzelheber zwischen Wolfszahn und P2 eingegangen werden
kann. So kann der Wolfszahn wenige Millimeter nach rostral
gedrückt werden. Erst nach hinreichender Lockerung wird
der Wolfszahn mit der Extraktionszange gefasst und samt
Wurzel entnommen.
Mit dem Wolfszahnextraktor wird die Extraktionsalveole kürettiert und der scharfe Rand der Alveolenränder geglättet.
Bricht die Wurzel eines nicht molarisierten Wolszahnes
bei der Extraktion ab und ist ohne Traumatisierung des Kie-
ferknochens nicht zu entnehmen, sollte sie in der Alveole
belassen werden. Nach etwa sechs Monaten ist die Wurzel
entweder resorbiert oder näher an die Oberfläche geschoben
worden, wo sie dann leichter extrahiert werden kann. Eventuell bestehende Rittigkeitsprobleme werden in dieser Zeit
allerdings weiterhin bestehen bleiben. Keinesfalls sollten die
Wolfszähne routinemäßig auf Zahnfleischniveau abgebrochen
oder heruntegeschliffen werden, wie dies meist von Laien­
behandlern mangels Sedations- und Anästhesiemöglichkeiten
praktiziert wird. Durch verbleibende Wurzelreste kann eine
Wolfszahnfistel verursacht werden, die durch das dunkel verfärbte Fistelmaul diagnostiziert werden kann. Sie verursacht
häufig große Rittigkeitsprobleme.
Eine Verletzung der A. oder V. palatina major kann beim
Abrutschen von scharfem Instrumentarium vorkommen.
Sie verläuft im Oberkiefer einige Millimeter palatinal der
Backenzahnreihe und zieht durch den Interdentalspalt zu den
Schneidezähnen. Sie bildet zahlreiche Anastomosen, sodass
eine Ligatur sowohl rostral als auch kaudal der Verletzung
notwendig ist. Da die elastischen Gefäßstümpfe unter der
Gingiva in die Tiefe schnellen, ist diese Ligatur jedoch fast
unmöglich. Man sollte die Sedation verlängern und durch
Druckkompressen versuchen, die Blutung zum Stehen zu
bringen. Dazu kann eine Rolle Verbandsmull mit einer Binde
umwickelt werden, auf die Verletzung gebracht und dem Pferd
mit einer Trense das Maul so verschlossen werden, dass ein
möglichst großer Druck auf die Gefäßenden ausgeübt wird.
Eine antibiotische und analgetische Nachsorge ist bei
einer Wolfszahnextraktion nur in Ausnahmefällen nötig. Der
Patient sollte in den ersten zwölf Stunden nach der Extraktion
kein Körnerfutter erhalten. Nach dieser Zeit ist das Koagel in
der Extraktionsalveole so hart, dass sich keine Körner mehr
einbeißen können. Bis zum Abschluss der Wundheilung nach
etwa einer Woche sollte kein Gebiss eingelegt werden.
❚
kompakt
extraKtion Eines Wolfszahnes
Instrumente:
• Dentalhalfter und Strick
• Spülspritzen und lauwarmes Wasser
• 0,1%ige Chlorhexidinlösung
• Maulgatter
• Kopflampe
• Chirurgische Schere
• Anatomische Pinzette
• Wolfszahnextraktionsset nach Stelzer
• Wolfszahnextraktor nach Erbrich oder Stelzer
• Aspirationsspritze mit Zylinderampulle für
Lokalanästhesie falls vorhanden, sonst normale
Injektionsspritze mit gelber Kanüle
• Reynoldszange
Vorbereitung des Patienten:
• Sedation
• Tetanusimpfschutz
• Maulgatter einsetzen
• Maulhöhle ausspülen
• Subgingivale und supraperiostale Infiltrationsanästhesie
16
Backenzähne
Die drei Prämolaren sind bei der Geburt bereits als Milchzähne
vorhanden. Sie wechseln mit zweieinhalb Jahren (P2), drei
Jahren (P3) und vier Jahren (P4). Die Molaren haben keine
Milchzahnvorläufer und eruptieren mit ein bis eineinhalb
Jahren (M1), eineinhalb bis zweieinhalb Jahren (M2) und
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
Abb. 27: Bumps am Unterkiefer.
Abb. 28: Bumps am Oberkiefer sind nur bei genauer Beobachtung feststellbar, da sie zunächst in Kopfhöhlen ragen, bevor eine
Knochenauswölbung sichtbar wird.
drei bis vier Jahren (M3). Wächst der permanente Zahn nach
oben, werden durch den hohen Druck auf den Milchzahn
Osteoklasten aktiviert und die Wurzel des Milchzahnes atrophiert. So bleibt nur noch die „Kappe“ des Milchzahnes auf
der Okklusalfläche des bleibenden Zahnes übrig. Dieser Rest
lockert sich unter anderem durch Scherkräfte beim Kauen und
fällt aus. Auf der apikalen Seite des permanenten Zahnes bauen
die wasserbindenden Zellen im Zahnsäckchen im Wurzelbereich
einen hohen hydrostatischen Druck auf. Dadurch bilden sich
Umfangsvermehrungen im Kieferknochen, die als Pseudo­
eruptionszysten, Knäste oder Bumps bezeichnet werden. Im
Unterkiefer sind sie auffälliger als im Oberkiefer, wo sie jedoch
auch vorkommen können. Diese knöchernen Auftreibungen
sind Ausdruck der bevorstehenden Abstoßung der Milchzahnkappe. Bei physiologischem Verlauf erfährt der permanente
Zahn dann bald keine Deckelung durch den Milchzahn mehr,
kann vorstoßen und alsbald mit seinem Gegenspieler aus dem
anderen Kiefer in Reibung gehen. Innerhalb von einem Jahr bis
maximal drei Jahren bilden sich die Knäste wieder zurück.
Auch wenn diese Vorgänge physiologisch sind, sind sie
doch mit großen Spannungszuständen in der Maulhöhle
verbunden und können das Wohlbefinden eines Pferdes
beeinträchtigen.
Persistierende Milchzahnkappen
Verbleibt eine Milchzahnkappe oder ein Rest davon auf der
Okklusalfläche des permanenten Zahnes über die Zeit des
physiologischen Zahnwechselalters hinaus, spricht man von
einer persistierenden Milchzahnkappe. Eine Disposition dafür
besteht beim P4. Wenn der P4 wechselt, ist der permanente P3
bereits hochgewachsen und der M1 ist vollständig eruptiert.
Deshalb kann die Milchzahnkappe zwischen den beiden Nachbarn eingeklemmt werden. Der permanente Zahn schreitet
in seinem Längenwachstum jedoch weiter fort. Wenn dieses
Wachstum nach okklusal nicht möglich ist, setzt es sich nach
apikal fort und so kann ein Backenzahn mit seinem apikalen
Ende den dünnen Kieferknochen nach außen durchstoßen.
Bei den Backenzähnen im Unterkiefer und dem P2 und P3
im Oberkiefer kann auf diese Weise eine Fistel nach außen
entstehen. Der P4 des Oberkiefers kann eine Fistlung in die
rostrale Kieferhöhle verursachen.
❚
kompakt
Entfernen von Milchzahnkappen
Instrumente:
• Dentalhalfter und Strick
• Maulgatter
• Kopfleuchte
• Spülspritzen und lauwarmes Wasser
• 0,1%ige Chlorhexidinlösung
• Wolfszahnextraktor nach Erbrich oder Stelzer
• Universalextraktionszange
• Wurzelheber
• Zahnspiegel oder Zahnendoskop
• Isopropylalkohol in einer Sprühflasche
(Zerstäuber)
Vorbereitung des Patienten:
Abb. 29: Bild einer persistierenden Milchzahnkappe. Die Trennungslinie zwischen der Zahnkappe und dem darunterliegenden
permanenten Backenzahn ist erkennbar.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
• Sedation
• Dentalhalfter und Maulgatter
• Ausgespülte Maulhöhle
17
➞ Störungen beim Zahndurchbruch
Eine persistierende Milchzahnkappe bildet stets ein Reservoir für Bakterien und verursacht so Karies, Gingivitis,
Parodontitis und damit vorzeitigen Zahnverlust.
Die Diagnose einer persistierenden Milchzahnkappe wird
spätestens bei der Untersuchung in Sedation durch Ad­
spektion mit dem Zahnspiegel gestellt, wenn sie nicht schon
vorher ins Auge fiel. Man erkennt die Milchzahnkappe an der
horizontalen Trennungslinie zum permanenten Zahn auf der
bukkalen oder lingualen Seite.
Therapie. Die Therapie besteht in der Entfernung der Milch-
zahnkappen oder deren Reste.
Die Milchzahnkappe wird mit der Universalextraktionszange gegriffen und durch Drehbewegungen in horizontaler Ebene
gelockert. Nun wird die Kappe mit dem Wolfszahnextraktor
vom permanenten Zahn gehoben. Um ein Abbrechen der
bukkalen Milchzahnwurzeln zu vermeiden, sollte die Kappe
in palatinaler bzw. lingualer Richtung entfernt werden. Auf
der bukkalen Seite ist eine Entfernung von Milchzahnsplittern
schwieriger. Sind solche Splitter zurückgeblieben, werden sie
mit einem Wurzelheber entfernt.
Abb. 30: Entfernte Milchzahnkappen.
Es ist auf synchronen Zahnwechsel der Antagonisten zu
achten. Deshalb ist eine Zahnkappe des Antagonisten ebenfalls
zu entfernen, wenn der permanente Zahn das Zahnfleisch
durchstoßen hat.
Literatur
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Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover.
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Lippincott Williams und Wilkins, Philadelphia 79–114.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
ATF-anerkannte interaktive fortbildung
Der
Der
praktische
praktische
tiErarzt
tiErarzt
9191
(Suppl.
(Suppl.
3),2),
19–28
x–x (2010)
2
Fehlerhafte Abnutzung des Gebisses
Isabell Herold, Tilman Simon
Beim physiologischen Kauvorgang bewegt sich der Unterkiefer
gegen den Oberkiefer. Deshalb ist eine freie Beweglichkeit
des Unterkiefers zum Oberkiefer eine Voraussetzung für
die ovoide Kaubewegung. Der Kauvorgang beginnt mit der
Öffnung des Maules durch Senken des Unterkiefers. Durch
Muskelarbeit wird der Unterkiefer wieder geschlossen und
verschiebt sich dabei wenige Zentimeter zu einer Seite und
etwas nach rostral. In der dritten Phase des Kauens, dem
Mahlen, bewegt sich der Unterkiefer bei geschlossenem Maul
seitlich soweit gegen den Oberkiefer wie möglich. Mit einer
kleinen Rückholphase kommt der Unterkiefer wieder zu
seinem Ausgangspunkt zurück und eine neue Kaubewegung
wird begonnen.
Im Zustand der Normokklusion besteht eine Dreipunktbalance aus Schneidezähnen, Backenzähnen und dem Kiefergelenk. Die Kaukräfte werden gleichmäßig auf diese drei
Säulen verteilt. Da der Unterkiefer etwas schmaler ist als der
Oberkiefer, bringt das Pferd nur eine Seite der Backenzähne
in vollständige Reibung. Es kaut also entweder rechts oder
links, aber niemals gleichzeitig auf beiden Seiten. Für eine
gleichmäßige Abnutzung der Zähne muss das Pferd die Seiten
immer wieder abwechseln.
Senkt das Pferd den Kopf zum Boden, verschiebt sich
der Unterkiefer dabei etwas nach rostral und erst dann ist
die optimale Okklusion erreicht. Eine rückwärtsgerichtete
Bewegung ist dem Unterkiefer nur einige Millimeter möglich,
weil der Condylus des Ramus mandibulae sonst schmerzhaft
auf den Processus retroarticularis des Os temporale gedrückt
wird. Durch Zahnhaken am P2 im Oberkiefer oder am M3
im Unterkiefer wird die Mandibula bei jedem Schließen des
Maules nach kaudal gedrückt. Dieser Zustand verursacht
Schmerzen und eine Schädigung des Kiefergelenkes.
Eine fehlerhafte Abnutzung des Gebisses entsteht durch
eine unphysiologische Kaubewegung. Die Kaubewegung kann
in laterolateraler oder rostrokaudaler Richtung eingeschränkt
werden. Diese Beeinträchtigung kann durch eine Störung
beim Zahnwechsel entstehen oder durch Missbildungen und
Traumata. Es wird diskutiert, inwieweit Haltungsbedingungen
wie Rohfasergehalt des Futters und Kopfstellung beim Fressen
die Kaubewegung beeinflussen.
Durch Traumata oder Störungen beim Zahnwechsel können
Gleithindernisse entstehen, die eine ovoide Kaubewegung
verhindern. Beim Zahnwechsel entsteht nach dem Verlust
der Milchzahnkappe eine temporäre Lücke, bis der Zahn
vollständig hochgewachsen ist. In diesem Zeitraum kann aber
ein Gegenspieler weit in diese Lücke hineinwachsen, wenn
er früher gewechselt hat und schon vollständig eruptiert ist.
Auf diese Weise kann in der Backenzahnreihe ein Meißelzahn
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
entstehen, der über das Okklusionsniveau der anderen Zähne
hinaussteht. Der Meißelzahn verhindert als Gleithindernis die
ovoide Kaubewegung und zieht so die Bildung eines rauen
Gebisses, eines Wellen- oder Scherengebisses nach sich. Der
Rest einer eingekeilten Milchzahnkappe kann sich durch den
erheblichen Druck beim Kauen zwischen zwei Backenzähne
drücken und diese stetig auseinanderpressen. Das entstehende
Diastema hat eine Parodontalerkrankung zur Folge und führt
zu vorzeitigem Zahnverlust. Derartige schmerzhafte Prozesse
können das Pferd dazu veranlassen, nur noch eine Seite der
Backenzähne in Reibung zu bringen.
Durch diese Ausführungen soll verständlich gemacht
werden, dass Veränderungen in der Maulhöhle zu einer abweichenden Kaubewegung führen können. Diese Abweichungen
verursachen die Entwicklung weiterer Malokklusionen. Erst
dieses Verständnis um die Pathogenese ermöglicht uns ein
therapeutisches Eingreifen in diesen Circulus vitiosus. Bei
einer Zahnbehandlung beim Pferd wird die Wiederherstellung
oder der Erhalt der Normokklusion angestrebt.
Zahnkanten
Bringt die Kaubewegung nicht die gesamte Okklusalfläche
der Backenzahnreihen in Reibung, bleiben an den harten
Schmelzleisten spitze Kanten seitlich am Backenzahn stehen.
Man spricht dann von Zahnkanten oder Zahnspitzen. Diese
entstehen im Oberkiefer vor allem auf der bukkalen und
im Unterkiefer auf der lingualen Seite, weil der Unterkiefer
etwas schmaler ist als der Oberkiefer. Um also die bukkale
Seite der Unterkieferbackenzähne bis zur bukkalen Seite der
Oberkieferbackenzähne zu bringen, muss der Kauausschlag
die maximale Bewegungsfreiheit in laterolateraler Richtung
nutzen und nutzen können.
Ein maximaler seitlicher Kauauschlag wird vom Pferd
nur ausgeführt, wenn es Raufutter frisst. Körnerfutter würde
ihm bei dieser weiten Bewegung von den Backenzahnreihen
fallen. Eine Einschränkung der laterolateralen Bewegung des
Unterkiefers entsteht durch Kiefergelenksleiden, aber noch
häufiger durch Zahnkanten selbst. Die scharfen Schmelzspitzen bohren sich schmerzhaft in die Backenschleimhaut
und führen zu immer kleineren Kauausschlägen und damit
wiederum zu vermehrter Bildung von Zahnkanten und zahlreichen anderen Malokklusionen.
Zahnkanten sind der häufigste Befund in der Pferdezahnheilkunde. Sie lösen erhebliche klinische Symptome bezüglich
des Fressverhaltens und vor allem der Rittigkeit aus.
Die Diagnose kann schon in der Palpation vor der Sedation gestellt werden. Wird die Zahnreihe im Oberkiefer mit
19
➞ Fehlerhafte Abnutzung des Gebisses
Abb. 31: Zahnkanten der Oberkieferbackenzähne.
Abb. 32: Endoskopisches Bild einer Zahnkante mit Schleimhautläsion.
sanftem Druck von außen palpiert, kann man Zahnkanten
an den Prämolaren des Oberkiefers ertasten und erzielt eine
Abwehrreaktion des Patienten. Bei der Untersuchung in Sedation sind die Zahnkanten zu sehen und direkt zu palpieren.
Zahnkanten im hinteren Bereich der Backenzahnreihe dürfen
nicht übersehen werden, weil sie aufgrund der beengten
Platzverhältnisse auch dann starke Läsionen der Schleimhaut
verursachen können, wenn sie klein sind.
Die Schleimhautläsionen heilen binnen weniger Tage nach
Entfernung der auslösenden Zahnkanten ab. In der Regel
bedürfen sie keiner weiteren Behandlung.
Schaden anrichten, wenn zu viel Zahnsubstanz (overfloat)
abgetragen und der Okklusionswinkel (Curve of Wilson)
verändert wird.
Werden die Zahnkanten maschinell abgeschliffen, kann
diese Maßnahme schneller durchgeführt werden und ist somit
für den Patienten schonender. Die Handraspeln kommen für
die Feinarbeit am Schluss zum Einsatz.
Gearbeitet wird von hinten nach vorne und erst im Unterkiefer, dann im Oberkiefer.
Die Schleifmaschine wird waagerecht zu den Zahnkanten
gehalten. Diese werden entfernt, ohne die Winkelung der Kaufläche zu verändern. Kleine Zahnkanten können im Oberkiefer
auch auf der lingualen und im Unterkiefer auf der bukkalen
Seite vorhanden sein. Nun wird die Schleifmaschine nahezu
senkrecht gehalten und es werden die seitlichen Wellen an
den Backenzähnen, die Cingulae, etwas abgeflacht, um das
Entstehen neuer Zahnkanten zu verzögern. Weil im Oberkiefer
vor allem die bukkale Seite bearbeitet werden muss, wird die
Öffnung des Maulgatters etwas verringert, um die Spannung
der Backe zu reduzieren.
Nun wird die Maulhöhle am abgesenkten Kopf ausgespült
und die Backenzahnreihen werden palpiert. Als Abschluss
werden nun Handraspeln eingesetzt, um die Backenzähne
zu konturieren. Der M3 im Oberkiefer wird mit einer geraden Raspel auf der bukkalen und mit einer gekröpften Raspel auf der kaudobukkalen Seite nachbearbeitet. Die P2 im
Oberkiefer weisen oft noch scharfe Ränder auf, die mit einer
S-förmigen Flachraspel sorgfältig entfernt werden müssen,
damit Schleimhautfalten die zwischen Trense und P2 geraten,
nicht verletzt werden.
Am Ende der Behandlung sind alle Ränder der Backenzähne
palpatorisch zu überprüfen und eventuell noch manuell zu
bearbeiten.
Verletzungen oder Ulcera an der Backenschleimhaut bedürfen in der Regel keiner Behandlung und heilen nach
Beseitigung ihrer Ursache schnell und vollständig ab.
Eine Veränderung der „Curve of Wilson“, also der Okklusionswinkel der Backenzähne zueinander gilt als Kunstfehler
und verursacht eine mehrwöchige Dysmastikation. Wird bei
der Einschleifmaßnahme Kaufläche entfernt, wirkt die gleiche
Kaukraft auf eine kleinere Fläche, der Zahn nutzt sich schneller
ab und seine Lebensdauer verkürzt sich.
Therapie. Zur Therapie werden die Zahnkanten manuell
oder maschinell abgeschliffen. Diese Maßnahme wird am
sedierten Patient durchgeführt, dem ein Maulgatter eingesetzt ist. Das Maulgatter ermöglicht eine Sichtkontrolle. Das
weitverbreitete „blinde“ Raspeln mit der Hand vernachlässigt
die hinteren Backenzähne, weil dabei vermieden werden
muss, mit der Raspel an den sensiblen Ramus mandibulae
zu stoßen. Dadurch wird die Situation im Pferdemaul nur
manchmal verbessert. Das maschinelle „blinde“ Schleifen
verbessert die Situation auch nur selten, kann aber großen
❚
kompakt
Abschleifen Von Zahnkanten
Instrumente:
•Kopflampe
•Maulgatter
•Dentalhalfter und Strick
•Spülspritzen und lauwarmes Wasser
•0,1%ige Chlorhexidinlösung
•Schleifmaschine mit Diamantschleifscheibe
(z. B. Erbrich® oder Eisenhut®)
•Handraspeln (gerade, konvex, S-förmige Flachraspel)
Vorbereitung des Patienten:
•Sedation
•Dentalhalfter und Maulgatter
•Ausgespülte Maulhöhle
20
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
❚
kompakt
Abschleifen Von Zahnhaken
Instrumente:
Abb. 33: Raues Gebiss: „excessive transverse ridges“.
Das raue Gebiss
Die Backenzahnreihe weist auf ihrer Okklusalfläche von der
Seite betrachtet Querkämme und -täler auf. Diese Rinnen
bezeichnet man im Englischen als „transverse ridges“. Sie
vergrößern die Oberfläche der Backenzähne und verbessern
damit die Funktion als Mahlstein. Dem Unterkiefer wird durch
die interdigitierenden Querkämme eine größere Stabilität in
Ruhestellung und beim Kauen verschafft.
Sind die Quertäler sehr ausgeprägt, spricht man von einem
rauen Gebiss bzw. von „excessive transverse ridges“.
Das raue Gebiss entsteht durch eine betont laterolaterale
Bewegung mit Vernachlässigung der rostrokaudalen Kaurichtung. Je tiefer die Quertäler sind, desto mehr wird die
Kaubewegung in laterolaterale Richtung gezwungen. Diese
Art der Kaubewegung kommt bei Gleithindernissen in rostro­
kaudaler Richtung vor, wie z. B. beim Meißelzahn und dem
Papageienschnabel.
Die Diagnose wird bei der Untersuchung in Sedation mit
Maulgatter gestellt.
Therapie. Zur Therapie ist die Ursache des rauen Gebisses
zu beheben. Betragen die Querkämme 4–5 mm, sind keine
Maßnahmen einzuleiten, weil der vom Gleithindernis befreite Kiefer die Querkämme dann selbst einschleift. Sind
die Querkämme höher als ca. 5 mm, werden sie mit der
Schleifmaschine auf diese Höhe geschliffen, ohne dabei eine
korrekte „Curve of Wilson“ zu verändern. Bei jungen Tieren,
deren bleibende Backenzähne noch nicht lange in Kaukontakt
sind, sind diese Querkämme und -täler naturgemäß stärker
ausgeprägt als bei alten Tieren. Dies ist bei der Korrektur zu
berücksichtigen.
•Kopflampe
•Maulgatter
•Dentalhalfter und Strick
•Spülspritzen und lauwarmes Wasser
•0,1%ige Chlorhexidinlösung
•Zahnspiegel oder Zahnendoskop
•Isopropylalkohol in einer Sprühflasche
(Zerstäuber)
•Atemschutzmaske für den Tierarzt
•Schleifmaschine mit Diamantschleifscheibe
(z. B. Erbrich® oder Eisenhut® mit rauer Schleifscheibe)
•Drahtbürste zum Schleifscheibenreinigen
•Walzenfräse mit Schleimhautschutz und Handstück sowie entsprechendem Antriebsmotor
•Handraspeln (gerade, konvex, S-förmige Flachraspel)
•Zahnsonde (z. B. nach Erbrich)
Bei sehr langen Zahnhaken am M3:
•Röntgengerät mit entsprechender
Zusatzausrüstung
•Sägedraht oder Zahnschneidezange
Vorbereitung des Patienten:
•Sedation
•Eingesetztes Maulgatter
•Ausgespülte Maulhöhle
Die Ursache und auch die Folge von Zahnhaken sind ein
Überbiss und Unterbiss der Schneidezähne. Beim Überbiss
wird der Oberkiefer stets nach rostral gedrückt und verhindert
so, dass der P2 im Oberkiefer auch an seinem rostralen Ende
und der M3 im Unterkiefer auch an seinem kaudalen Ende
abgerieben wird. Beim seltener vorkommenden Unterbiss ist
entsprechend ein Zahnhaken am M3 des Oberkiefers und dem
P2 im Unterkiefer zu erwarten. Durch diese Zahnhaken wird
im Lauf der Zeit die rostrokaudale Inkongruenz der beiden
Kiefer und damit auch der Fehlbiss an den Schneidezähnen
weiter begünstigt. Zahnhaken können so lang werden, dass
Zahnhaken
Als Zahnhaken werden Protuberantien an den Enden der
Backenzahnreihen bezeichnet. Sie kommen am häufigsten
am P2 im Oberkiefer und am M3 des Unterkiefers vor. Am P2
bilden sich Haken, wenn der rostrale Teil der Okklusionsfläche
keinen Abrieb vom Antagonisten erfährt. Steht die gesamte
Backenzahnreihe im Oberkiefer etwas weiter rostral als die
im Unterkiefer, ist entsprechend zusätzlich ein Zahnhaken
am kaudalen Ende des M3 im Unterkiefer zu erwarten.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
Abb. 34: Zahnhaken am P2 des rechten Oberkiefers.
21
➞ Fehlerhafte Abnutzung des Gebisses
Abb. 35: Der Zahnhaken am M3 des rechten Unterkiefers ist im
Gegensatz zu dem am P2 wesentlich schwieriger zu entdecken.
Abb. 36: Papageienschnabel.
sie das Zahnfleisch des gegenüberliegenden Kiefers verletzen. Der verstärkte Kaudruck auf diese Zähne schädigt ihr
Parodont und sie werden bei jeder Kaubewegung von der
Zahnreihe weggedrückt. So geht der Approximalkontakt zum
P3 bzw. M2 verloren und es entstehen ein Diastema und eine
Parodontalerkrankung.
Die Kaubewegung eines Patienten mit Zahnhaken ist
seitwärts-rückwärts gerichtet und verursacht auf diese Weise
eine Reihe von anderen Malokklusionen.
Weil der Unterkiefer in rostraler Richtung gegen den
Oberkiefer verriegelt ist, geht dieser Befund meist mit Rittigkeitsstörungen einher. Die Diagnose am P2 kann bereits
in der Adspektion ohne Sedation gestellt werden. Ein Zahnhaken am M3 offenbart sich erst in der Untersuchung in
Sedation mit dem Zahnspiegel. Oft ist er in der Schleimhaut
der Backe und in der Zunge verborgen und wird deshalb
leicht übersehen.
wird abschließend mit Handraspeln geglättet und konturiert.
Bei Schleifmaßnahmen ist mit einer potentiell schädlichen
Hitzeentwicklung zu rechnen, daher sollte häufig gespült
werden und eine Stelle niemals mehr als ca. 10 Sekunden
am Stück beschliffen werden.
Therapie. Die Zahnhaken werden abgeschliffen.
Es wird mit der Behandlung am M3 begonnen und der
Zahnhaken mit der Schleifmaschine heruntergeschliffen.
Der physiologische Bogen der Backenzähne (Curve of Spee)
führt in kaudaler Richtung etwas nach oben und muss beim
Abschleifen eines Hakens am M3 weitergeführt werden.
Im Anschluss werden mit Handraspeln die Schleifkanten
abgerundet und der Zahn konturiert.
Bei sehr langen Zahnhaken ist es manchmal nicht möglich,
eine ausreichende Maulöffnung zu erreichen, um mit der
Schleifscheibe auf die Hakenspitze zu kommen. Man schleift
dann zunächst von der lingualen bzw. palatinalen Seite oder
versucht, die Spitze mit der Handraspel oder einer Walzenfräse so zu kürzen, dass die Schleifscheibe unter den Haken
passt. Ist der Zahnhaken so groß, dass auch diese Maßnahme
nicht möglich ist, muss ein Sägedraht kaudal um den Zahn
gelegt und der Haken abgesägt werden. Beim Einsatz einer
Zahnschneidezange, mit welcher der Zahn abgezwickt wird,
kann der Zahn zersplittern und muss dann extrahiert werden.
Eine Extraktion des M3 mit zersplitterter Krone gestaltet sich
sehr schwierig.
Die Zahnhaken am P2 werden mit einer Walzenfräse mit
Schleimhautschutz eingeschliffen. Dabei hält man mit einer
Hand die Zunge zurück und mit der anderen Hand wird
der Haken auf das Okklusalniveau geschliffen. Auch der P2
22
Über- und Unterbiss
Beim Überbiss stehen die Schneidezähne des Oberkiefers
weiter rostral als die des Unterkiefers. Haben die Schneide­
zähne dabei noch Okklusionskontakt, spricht man von einem Vorbiss. Schieben sich dagegen die Schneidezähne des
Oberkiefers vollständig vor die des Unterkiefers, liegt ein
Papageienschnabel vor. Die angeborene Ursache ist eine
Brachygnatie des Unterkiefers bzw. eine Prognathie des Oberkiefers. Eine erworbene Ursache können Zahnhaken am P2
des Oberkiefers und am M3 des Unterkiefers sein. Dabei wird
bei jedem Schließen des Maules der Unterkiefer nach kaudal
geschoben. Zahnhaken und Überbiss beeinflussen sich auf
diese Weise gegenseitig negativ.
Seltener als der Überbiss ist der Unterbiss. Dabei stehen die Schneidezähne des Unterkiefers entsprechend vor
denen des Oberkiefers. Er kommt angeboren meist nur bei
Miniatur­rassen vor.
Beide Diagnosen stellen ein rostrokaudales Gleithindernis dar und zwingen die Kaubewegung dadurch in eine
laterolaterale Richtung. Darum ist an den Backenzähnen
eine Malokklusion zu erwarten, z. B. Zahnhaken und ein
raues Gebiss.
Wenn ein Pferd durch das Genick geritten wird, schiebt
sich der Unterkiefer etwas nach vorne. Ist dies dem Unterkiefer durch einen Überbiss nicht möglich, kommt es zu
Fehlbelastungen der Kiefergelenke und zu Verspannungen
der Kaumuskulatur. Aus diesem Grund wird bei einem erheblichen Überbiss in der Anamnese meist über massive
Rittigkeitsprobleme berichtet. Im Falle eines Unterbisses
kann der Unterkiefer nach vorne gleiten und verursacht
weniger Probleme.
Die Diagnose wird sehr leicht bei der Adspektion der
Schneidezähne gestellt. Am angehobenen, gestreckten Kopf
ist ein leichter Vorbiss physiologisch. Deshalb ist die Diagnose eines geringgradigen Vorbisses nur am gesenkten Kopf
möglich.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
Abb. 37: Überlange Schneidezähne. Quelle: Simon T, Herold I,
Schlemper H (2009): Praxisleitfaden Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. Parey Verlag, Stuttgart.
Beim angeborenen Papageienschnabel kann bei frühzeitiger Diagnose eine Drahtcerclage am Oberkiefer versucht
werden. Diese Maßnahme muss unter Vollnarkose und Klinikbedingungen erfolgen. Der erworbene Überbiss ist durch
Beseitigung der Zahnhaken am P2 des Oberkiefers und am M3
des Unterkiefers zu therapieren. Erst dann kann eine Überlänge der Schneidezähne beurteilt und korrigiert werden. Ein
Überbiss ist meist von einer mehr oder weniger ausgeprägten
Ventralkurvatur begleitet, die durch entsprechende Kürzung
der Schneidezähne mit behoben wird.
Abb. 38: Mangels Gegenspieler ist der P3 im linken Unterkiefer
als Meißelzahn in die Lücke „emporgewachsen“ und richtet hier
und an den Nachbarzähnen erhebliche Traumata an.
Die Schneidezähne werden in mehreren Schritten um jeweils einen Millimeter mit der Diamanttrennscheibe gekürzt.
Nach jedem Schritt wird der Ausschlag der Lateralexkursion
am abgesenkten Kopf überprüft. Um eine iatrogene Pulpen­
öffnung zu vermeiden, sollten in einer Sitzung nie mehr als
5 mm entfernt werden.
Überlange Schneidezähne
Sind die Schneidezähne im Verhältnis zu den Backenzähnen
zu lang, muss das Pferd erheblichen Kaudruck aufwenden, um die Backenzähne in Reibung zu bringen. Damit
kommt es durch die gestörte Dreipunktbalance zu einer
erhöhten Druckbelastung auf die Schneidezähne und die
Kiefergelenke. An den Schneidezähnen bildet sich ein Winkelgebiss, also ein zunehmend spitzer Winkel, mit dem die
Schneidezähne des Ober- und Unterkiefers aufeinander
treffen. Durch den erhöhten Kaudruck auf die Schneidezähne werden auch Parodontalerkrankungen derselben
begünstigt. Die Kiefergelenke werden überlastet und dadurch
geschädigt. Schmerzen in den Kiefergelenken verursachen
eine Verspannung der Kaumuskulatur, die durch neurogene
Verbindungen auch Verspannungen in der Halsmuskulatur
hervorrufen können.
Bei Pferden mit ausgiebigem Weidegang kommen überlange Schneidezähne seltener vor als bei Tieren, die ihre
Schneide­zähne nicht benutzen müssen. Dadurch liegt der
Schluss nahe, dass sich die Schneidezähne tatsächlich durch
Ausrupfen von Gras abnutzen. Unterforderte Schneidezähne können in Relation zu den Backenzähnen also zu lang
werden.
Die Diagnose wird nach Abschluss der Okklusionskorrektur
an den Backenzähnen gestellt. Erst nach Beseitigung jeglicher
Vorkontakte und Gleithindernisse kann eine Überlänge der
Schneidezähne überhaupt beurteilt werden. Man prüft mit
der Lateralexkursion die relative Länge der Schneidezähne.
Beträgt der Ausschlag der Lateralexkursion mehr als eine
Schneidezahnbreite, ist eine Kürzung der Schneidezähne
angezeigt.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
23
➞ Fehlerhafte Abnutzung des Gebisses
❚
kompakt
herunterschleifen Eines MeiSSelzahnes
Instrumente:
• Kopflampe
•Maulgatter
•Dentalhalfter und Strick
•Spülspritzen und lauwarmes Wasser
•0,1%ige Chlorhexidinlösung
•Zahnspiegel oder Zahnendoskop
•Isopropylalkohol in einer Sprühflasche (Zerstäuber)
•Atemschutzmaske für den Tierarzt
•Schleifmaschine mit Diamantschleifscheibe (z. B.
Erbrich® oder Eisenhut® mit rauer Schleifscheibe)
•Messingdrahtbürste zum Schleifscheibenreinigen
Vorbereitung des Patienten:
•Sedation
•Eingesetztes Maulgatter
•Ausgespülte Maulhöhle
Meißelzahn und Treppengebiss
Ein Meißelzahn steht ganz oder teilweise über das Okklusal­
niveau seiner Backenzahnreihe hinaus. Er entwickelt sich bei
fehlendem Abrieb durch einen Antagonisten. Der Antagonist kann dann durch Missbildung oder Verlagerung, durch
Zahnverlust oder Zahnfraktur und auch durch Diastemata
keinen genügenden Abrieb gewährleisten. Die Bildung eines
Meißelzahnes durch zeitlich versetzten Zahnwechsel kommt
am häufigsten am P4 vor und wurde schon erläutert.
Von einem Treppengebiss spricht man, wenn mehrere
Meißelzähne auf einer Kieferseite vorhanden sind.
Ein Meißelzahn interdigitiert in die Backenzahnreihe des
gegenüberliegenden Kiefers und stellt so ein erhebliches
mechanisches Hindernis der rostrokaudalen Beweglichkeit
des Unterkiefers dar. Eine ovoide Kaubewegung wird durch
dieses Gleithindernis unterbunden und damit sind der Entstehung weiterer Malokklusionen Tür und Tor geöffnet. Mit
der Verriegelung der Kiefer geht eine Störung der Rittigkeit
und der Futteraufnahme einher, die nicht selten bis zur Abmagerung führt.
Ein Meißelzahn kann soweit in die Lücke ragen, dass die
Schleimhaut und sogar der Knochen im anderen Kiefer verletzt
werden. Bei jedem Kauvorgang werden erhebliche Kräfte auf
den Meißelzahn selbst und auf die Nachbarn des fehlenden
Antagonisten ausgeübt, an die er immer wieder anstößt. So
kommt es zu Absplitterungen sowie Parodontalerkrankungen
und somit zu vorzeitigem Zahnverlust.
Die Diagnose eines Meißelzahnes oder eines Treppengebisses kann bei der Adspektion der Backenzähne sehr einfach
gestellt werden. Der Meißelzahn wird auf seine Integrität
untersucht. Ist er frakturiert oder gelockert, ist eine Extraktion
indiziert. Ein Augenmerk ist auf das Parodont des Meißelzahnes selbst, seines fehlenden oder zu niedrigen Antagonisten
und dessen Nachbarn zu richten.
24
Therapie. Der Meißelzahn wird auf das Okklusionsniveau
heruntergeschliffen.
Beim Herunterschleifen eines Meißelzahnes werden sehr
raue Diamantschleifscheiben verwendet, die während der
Schleifmaßnahme immer wieder gereinigt werden sollten,
um ihre Effizienz zu erhalten. Der Meißelzahn sollte ohne
Unterbrechung nicht länger als zehn Sekunden beschliffen
und immer wieder durch Spülungen gekühlt werden, um eine
thermische Pulpitits zu vermeiden. Der Meißelzahn sollte etwas niedriger geschliffen werden als seine Nachbarn, um ihn
aus dem Kaudruck zu nehmen (Infraokklusion). Abschließend
werden seine Ränder mit der Handraspel geglättet und das
eventuell geschädigte Parodontium behandelt.
Diese Therapiemaßnahmen bergen Risiken für den Meißelzahn. In Anbetracht des Schadens, den ein Meißelzahn
dem Rest des Gebisses zufügt, sollte der Verlust dieses Zahnes
jedoch riskiert werden.
Der Meißelzahn kann durch diese Maßnahme gelockert
werden und muss dann schließlich doch noch extrahiert werden. Da ein großer Teil der Krone entfernt werden muss, ist die
Gefahr einer Pulpeneröffnung erheblich. Sie macht sich durch
eine diskrete Blutung auf der Okklusalfläche bemerkbar und
sollte mit einer Vitalüberkappung versorgt werden. Zur Technik
derselben ist weiterführende Literatur empfohlen.Vor allem an
den hinteren Backenzähnen kann eine Pulpenöffnung übersehen werden. Um die Gefahr einer Pulpitis zu verringern, sollte
über einige Tage kein Körnerfutter gegeben werden. Pferdezähne
können die iatrogene Pulpenöffnung durch Anlagerung von
Tertiärdentin wieder verschließen und die Infraokklusion des
Meißelzahnes wirkt sich hier vorteilhaft aus.
Schließlich besteht das Risiko einer thermischen Pulpitis
durch die Hitzeentwicklung beim Schleifen. Es entwickelt
sich eine Pulpennekrose und die Lebensdauer des Zahns ist
dadurch verkürzt.
Als Nachsorge ist einige Tage auf Körnerfutter zu verzichten
und es sollte über fünf bis sechs Tage ein NSAID verabreicht
werden. Ist die Ursache eines Meißelzahnes ein fehlender
Antagonist, muss in jährlichen Abständen der Meißelzahn
immer wieder gekürzt werden. Kann nach dieser Maßnahme dagegen ein Antagonist mit verzögerter Eruption bis
zum Okklusalniveau emporwachsen, wird sich nach einer
jährlichen Untersuchung eine Nachbehandlung eventuell
als unnötig erweisen.
Wellengebiss
Wenn der Antagonist eines Meißelzahnes nicht fehlt, sondern geringgradig zu niedrig ist, steht ein Meißelzahn nur
einige Millimeter über das Okklusionsniveau seiner Backenzahnreihe. Der Meißelzahn kann dann die Nachbarn
seines Antagonisten so abschleifen, dass eine Welle in der
Backenzahnreihe entsteht. Dabei gibt es keine abrupte Stufe
wie beim Meißelzahn, sondern einen fließenden Übergang.
Eine Wellenbildung hat ihre Ursache meist in Veränderungen
des P4 und M1. Befindet sich der Wellenkamm im Unterkiefer,
kann man eine Umkehrung des Zahnbogens (Curve of Spee)
beobachten. Seltener sind dagegen die überlangen Zähne im
Oberkiefer, dabei wird der konvexe Zahnbogen verstärkt und
man spricht von einem inversen Wellengebiss.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
Abb. 40: Endoskopische Aufnahme eines
Diastemas von lateral: Das
Zahnfleisch ist entzündlich-hyperplastisch. Es
befindet sich eingebissenes, vergorenes Futter in
der Zahnlücke. Mit einer
Mess-Sonde kann die Tiefe der Zahnfleischtasche
sondiert werden.
Abb. 39: Wellengebiss. Quelle: Simon T, Herold I, Schlemper H
(2009): Praxisleitfaden Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. Parey Verlag, Stuttgart.
Diese Fehlstellung macht bei stärkerer Ausprägung eine
ovoide Kaubewegung unmöglich und zieht eine Reihe weiterer Malokklusionen nach sich. Die Rittigkeit ist durch die
rostrokaudale Verriegelung beeinträchtigt, während sich das
Fressverhalten anfangs noch unauffällig zeigt.
Die Diagnose wird im Anfangsstadium der Erkrankung
bei der Adspektion der Backenzähne in Sedation gestellt.
Mehrere Backenzähne sind dabei überlang und haben ihre
Antagonisten excaviert. In fortgeschrittenem Stadium kann
der Befund bereits in der Untersuchung ohne Sedation erhoben werden.
Gefahr einer Pulpitis bei übersehener iatrogener Pulpenöffnung ist dann geringer. Der Besitzer ist darauf hinzuweisen,
dass der Patient in den ersten Tagen schlecht fressen könnte,
weil er sich an die neue Bisslage gewöhnen muss.
Diastema
Als Diastema wird jeder Verlust des Approximalkontaktes in
der Backenzahnreihe bezeichnet. Dabei spielt es keine Rolle,
ob ein Spalt von wenigen Millimetern oder eine Lücke von
Therapie. Als therapeutische Maßnahme werden die ver-
längerten Backenzähne abgeschliffen.
Zunächst werden Zahnkanten entfernt und eventuell
vorhandene Zahnhaken abgeschliffen. Dann werden die
überlangen Backenzähne um maximal 4 mm mit der Schleifmaschine verkürzt. Dabei ist eine physiologische „Curve of
Wilson“ von 10–15° einzuschleifen. Man verwendet sehr raue
Diamantschleifscheiben und bearbeitet keinen Zahn ohne
Unterbrechung länger als zehn Sekunden, um eine thermische Pulpitis zu vermeiden. Diese Zähne werden dadurch
infraokkludiert und die Antagonisten haben die Möglichkeit,
hoch zu wachsen. Bei hohen Wellen ist eine Abflachung nur
durch jahrelang wiederholte Einschleiftherapien möglich.
Beim alten Patienten ist die Ersatzkrone des Antagonisten
unter Umständen schon verbraucht und er schließt nicht
bis zur Okklusalfläche auf. Eine Restitutio ad integrum ist
dann nicht mehr möglich und man findet jedes Jahr eine
vergleichbare Welle wieder.
Bei dieser Maßnahme ist zu beachten, dass mehrere Backenzähne infraokkludiert und geglättet werden. Die Kaukräfte belasten deshalb alle anderen Zähne mehr. Folglich
sollten so wenig Zähne wie möglich in dieser Weise bearbeitet
werden und die raue Oberfläche der anderen muss erhalten
bleiben.
Im Anschluss werden die Schneidezähne durch Lateralexkursion in ihrer Länge überprüft und gegebenenfalls gekürzt
und in ihrem Kauflächenwinkel korrigiert.
Als Komplikation ist eine Pulpeneröffnung zu erwähnen,
die dann mit einer Vitalüberkappung versorgt werden sollte.
Das Pferd sollte über drei Tage kein Körnerfutter erhalten. Die
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
❚
kompakt
abschleifen Von Backenzähnen
Instrumente:
•Kopflampe
•Maulgatter
•Dentalhalfter und Strick
•Spülspritzen und lauwarmes Wasser
•0,1%ige Chlorhexidinlösung
•Zahnspiegel oder Zahnendoskop
•Isopropylalkohol in einer Sprühflasche
(Zerstäuber)
•Atemschutzmaske für den Tierarzt
•Schleifmaschine mit Diamantschleifscheibe
(z. B. Erbrich® oder Eisenhut® mit feinkörniger
Schleifscheibe)
•Rotierende Schleifinstrumente:
• Diamanttrennscheiben unterschiedlicher Durchmesser mit Handstück und entsprechendem
Antriebsmotor
• Kugelfräse mit Handstück und entsprechendem
Antriebsmotor
• Handraspeln (gerade und gekröpft)
Vorbereitung des Patienten:
•Sedation
•Eingesetztes Maulgatter
•Ausgespülte Maulhöhle
25
➞ Fehlerhafte Abnutzung des Gebisses
❚
kompakt
breiter fräsen eines Diastemas
Instrumente:
•Kopflampe
•Maulgatter
•Dentalhalfter und Strick
•Spülspritzen und lauwarmes Wasser
•0,1%ige Chlorhexidinlösung
•Zahnspiegel oder Zahnendoskop
•Isopropylalkohol in einer Sprühflasche
(Zerstäuber)
•Xylocain Pumpspray
•Schleifmaschine mit Diamantschleifscheibe
(z. B. Erbrich® oder Eisenhut®)
•Zahnsonde (z. B. nach Erbrich)
•Gingivaseparator und Molarfragmentelevator
(z. B. nach Erbrich)
•Dentalirrigator nach Simon mit 0,1%iger
Chlorhexidinlösung
•Chlorhexidin-Adhäsivpaste (z. B. Dentisept®)
•Winkelstück mit Antriebsmotor
•Bohrer: abgerundeter konischer Diamantschleifer
(Länge mehr als 3 cm; Durchmesser ca. 2 mm)
•Methylcellulose (Resopac®)
•Chlortetracyclin-Rezepturgrundlage mit 2 ml
Gentamycin zur Paste angerührt oder
Chlorhexidin-Adhäsivgel
Vorbereitung des Patienten:
•Sedation
•Eingesetztes Maulgatter
•Ausgespülte Maulhöhle
•Okklusion korrigiert
•Ausräumen der Periodontaltasche
•Debridement der Periodontaltasche unter
Lokalanästhesie
der Breite eines Backenzahnes vorliegt. Ist das Diastema sehr
eng, kann sich Futter zwischen zwei Zähne einbeißen und
das Diastema nicht mehr verlassen. Diese Futterreste werden
bakteriell besiedelt, vergären und verursachen eine Parodontitis. Ist das Diastema sehr breit, wird der Antagonist in diese
Lücke stoßen und es bildet sich ein Meißelzahn.
Die Ursachen eines Diastemas sind, abgesehen von der
Zahnlücke durch Zahnverlust, alle Malokklusionen, die den
Approximalkontakt zweier Backenzähne beeinträchtigen.
In Frage kommt hier das raue Gebiss, bei dem ein hoher
Querkamm im gegenüberliegenden Kiefer zwischen zwei
Zähne ragt und sie immer wieder auseinanderdrückt. Retinierte Milchzahnkappen, die zwischen zwei Backenzähnen
eingeklemmt sind, drücken diese stetig auseinander und
unterbrechen den Approximalkontakt. Rotierte, deviatierte
oder überzählige Zähne fügen sich aufgrund ihrer Fehlstellung nicht lückenlos in die Backenzahnreihe und verursachen
durch das entstehende Diastema in den meisten Fällen eine
Parodontitis. Ein P2 oder M3 mit Zahnhaken wird bei jeder
26
Kaubewegung von der Backenzahnreihe weggedrückt und
verliert dabei seinen Approximalkontakt, da sich die Ersatzkronen nach apikal etwas verjüngen, kann der Approximalkontakt der Backenzähne auch mit zunehmendem Alter
verloren gehen.
Therapie. Ziel ist zunächst die Beseitigung der Ursache.
Reste retinierter Milchzahnkappen sollten entfernt, die hohen Kämme eines rauen Gebisses etwas geglättet werden,
Zahnhaken werden abgeschliffen und fehlgestellte Zähne
sollten extrahiert werden, wenn eine Parodontalerkrankung
vorliegt. Dadurch können sich geringgradige Diastemata
zurückbilden. Bei größeren Lücken ist eine Rückbildung nicht
möglich. Wenn von vornherein keine Parodontalerkrankung
vorliegt oder diese bis zur Reepithelisierung behandelt wurde,
ist der Patient schmerzfrei und nicht beeinträchtigt. Ist der
Spalt in der Backenzahnreihe so groß, dass sich Futter einbeißen kann und so klein, dass dieses Futter die Lücke nicht
mehr verlassen kann, besteht die Möglichkeit, das Diastema
breiter zu fräsen.
Nach der Okklusionskorrektur des Gebisses wird der
Gegenspieler des betroffenen Zahnes infraokkludiert. Dabei
wird dieser soweit gekürzt, dass kein Kaudruck mehr auf
den erkrankten Zahn ausgeübt wird. Dadurch kann sich sein
Parodont erholen und abheilen.
Zunächst wird die Parodontalerkrankung behandelt. Es
erfolgt eine Nachkontrolle nach einigen Monaten, bei der
die Abheilung des Parodonts überprüft wird. Ist keine Besserung eingetreten, sollte das Diastema erweitert werden.
Diese Erweiterung sollte erst erfolgen, wenn alle anderen
Maßnahmen fehlgeschlagen sind, weil die Backenzähne noch
mehr Approximalkontakt und damit Halt verlieren.
Dazu wird ein abgerundeter konischer Diamantschleifer
mit einer Länge von mehr als 3 cm und einem Durchmesser
von ca. 2 mm auf ein Winkelstück aufgesetzt. Das Diastema wird an beiden beteiligten Nachbarn erweitert. Der
Zahnzwischenraum verläuft bei den Backenzähnen nicht
rechtwinklig sondern etwas schräg. Entsprechend diesem
Winkel ist der Bohrer zu führen. An jedem Zahn können
seitlich 2–3 mm abgetragen werden, bevor mit einer Eröffnung der Pulpenhörner gerechnet werden muss. Dadurch
erhält man ein mindestens 4–6 mm großes Diastema und
das eingedrungene Futter kann diese Lücke wieder verlassen.
Die Lücke wird mit Chlorhexidin-Adhäsivgel oder mit einer
Paste mit Chlortetracyclin und Gentamycin aufgefüllt und
mit Methylcellulose überbrückt.
Im Rahmen der Nachsorge ist eine Verlaufskontrolle des
Parodonts in sechsmonatigen Abständen zu empfehlen. Der
Antagonist ist einmal jährlich zurückzuschleifen, um eine
Meißelzahnbildung zu verhindern. Wenn ein hochragender
Antagonist Scherkräfte auf ein aufgefrästes Diastema ausübt,
kommt es sehr leicht zur Zahnfraktur oder zum Zahnverlust
der geschmälerten Zähne.
Eine seitliche Eröffnung der Pulpa am Backenzahn ist
schwer zu erkennenen und noch schwerer zu überkappen.
Diese Komplikation kann vermieden werden, wenn der
Bohrer im richtigen Winkel geführt und pro Zahn nur wenige
Millimeter abgetragen werden.
Der praktische TIERARZT 91 (Suppl. 3) 2010
Literatur
Bartmann CP, Bienert-Zeit A (2010): Ursachen und chirurgische Therapie von Unterkieferfisteln beim Pferd. Pferdeheikunde 26 (2): 191–198.
Becker E (1945): Das Ergebnis von 30 000 Zahnunter­
suchungen bei Truppenpferden. Zschr Veterinärk 1: 32–36.
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Autoren
Dr. Isabell Herold und Dr. Tilman Simon
Bürg 27
83627 Warngau
www.pferdedental.de
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