3900055787-1 Das „offene Bein“ – Anzeige – Moderne kombinierte Behandlungsmöglichkeiten für ein Gesundheitsproblem, das betroffene Patienten oft über Jahrzehnte aufgrund der Geruchsbildung und aus Scham sozial isoliert hat. Ein nicht unerheblicher Teil unserer Bevölkerung leidet seit Jahren, teilweise jahrzehntelang unter einem so genannten „offenen Bein“. Darunter versteht man eine kleinere oder größere offene Wunde (Geschwür) meist im unteren Bereich des Unterschenkels oder der Knöchelregion. Ursache dieser Unterschenkelgeschwüre ist in überwiegender Zahl von bis zu 80 % eine Venenerkrankung der Beine, in weniger häufigen Fällen auch eine Durchblutungsstörung der Schlagadern, Gefäßentzündungen oder Bluterkrankungen. Bei den Venenerkrankungen handelt es sich um Folgezustände von Thrombosen im Bereich der tiefen Venen oder im Bereich der oberflächlichen Venen um ein langjähriges Krampfaderleiden. Bei diesen Venenerkrankungen stellen ein hoher Stauungsdruck und eine Volumenüberlastung der venösen Gefäße den Grund für eine Ernährungsstörung und Schädigung des Weichgewebes am Unterschenkel dar, welche für die Geschwürsbildung verantwortlich sind. Früher waren Patienten durch schmerzende und übel riechende Wunden meistens bis zu ihrem Lebensende betroffen, ohne dass aufgebrachte Salben, Puder oder Verbandsmaterialien das offene Beine zur Abheilung bringen konnten, da eine Diagnostik und Therapie der ursächlichen Gefäßerkrankungen noch nicht existierte. Auch heute leben viele Menschen mit Geschwüren an den Beinen, an die sie sich gewöhnt haben, ohne dass eine spezielle Untersuchung der Ursache veranlasst wurde. Am Anfang steht die genaue Abklärung der Gründe für ein chronisches Geschwür am Unterschenkel, das wir als „offenes Bein“ bezeichnen. Bei 80% dieser Geschwüre liegt allein eine Erkrankung der Beinvenen vor. Jedoch müssen gleichzeitig eine arterielle Erkrankung (Arteriosklerose), eine Hauterkrankung oder rheumatische Entzündung als weitere mögliche Ursachen ausgeschlossen werden. Die wesentlichen Befunde lassen sich durch Doppler- und Farbultraschall sowie Venenfunktionsteste gewinnen, welche ohne Eingriff oder Schmerz erhoben werden können. Ziel der Behandlung ist die Krampfaderausschaltung zur Normalisierung des venösen Blutflusses zurück zum Herz, die schonende Abhebung des nicht heilenden Geschwürgrundes durch Shaving und die Deckung des Defektes mittels einer Hautverpflanzung, deren Einheilung durch die Vakuumtherapie und elastische Kompression unterstützt wird. Das Behandlungskonzept der Gefäßchirurgie am Klinikum Bad Hersfeld verwirklicht die operativen Schritte, welche sich früher auf mehrfache Eingriffe verteilten, einzeitig mit einer Operation. Nach einer exakten Diagnostik der zugrunde liegenden venösen Störung wird die Operation durch Einleitung einer nach Wundabstrich erregergerechten Antibiotikumbehandlung vorbereitet, da Geschwürsgrund und Lymphgefäße eine reichliche bakterielle Besiedlung aufweisen. Bei der operativen Kombinationsbehandlung in Narkose erfolgt zunächst die operative Ausschaltung der Krampfadern. Dabei werden die kranken Stammvenen schonend mittels Radiofrequenztherapie verschlossen, statt diese über einen Leistenschnitt durch Stripping zu entfernen. Seitenastvenen können über winzige, nahezu narbenfreie Schnitte nach der Häkelmethode entfernt werden. Anschließend wird der Wundgrund mit einem elektrischen Messer in dünnen Schichten oberflächlich abgetragen (Shaving), bis gesundes, gut durchblutetes Gewebe als Empfängerstelle für die Hautverpflanzung erreicht wird. Mittels eines maschinellen dünnschichtigen Messers werden ganz oberflächliche Hautschichten vom Oberschenkel entnommen und netzförmig aufbereitet, welche als Hautverpflanzung auf der Wunde des offenen Beines fixiert werden. Die Einheilung der verpflanzten Haut wird durch Auflage eines Vakuumverbandes für 5 Tage gesichert und durch einen elastischen Kompressionsverband unterstützt. Für Patienten, die teilweise 10 oder 20 Jahre unter einem offenen Bein gelitten haben, stellt sich durch diese Behandlungsmöglichkeit eine völlig neue Lebensperspektive dar. Die exakte Diagnostik und Therapie stellt deshalb in jedem Fall eine Herausforderung dar, das chronisch offene Bein zur Abheilung zu bringen. Die Chancen einer erfolgreichen Behandlung haben sich heute dank Anwendung der schonenden Radiofrequenztherapie und der Vakuumunterstützung erfreulicherweise verbessert. Kontakt Klinikum Bad Hersfeld Klinik für Gefäßchirurgie Dr. med. Markus Schmidt Chefarzt Gefäßchirurgie Tel.: 0 66 21 / 88 15 86 Fax: 0 66 21 / 88 15 88