340 www.journalonko.de O s teoo n ko lo g i e Ü b er d en a d j u va n t en Ei n s at z vo n B i s ph os ph o n at en b ei Pat i en t i n n en m i t Mammak arzinom Teil 2: Bisphosphonate zur Behandlung der Tumortherapie-induzierten Osteoporose Ingo J. Diel, Schwerpunktpraxis für gynäkologische Onkologie, Mannheim. Die Osteoonkologie beschäftigt sich mit der Beeinträchtigung des Skeletts durch Tumorerkrankungen und deren Behandlung. Definitionsgemäß sind damit nicht primäre Sarkome des Knochens gemeint, sondern metabolische Osteopathien wie die Tumor- und Tumortherapie-induzierte Osteoporose und die Behandlung von Knochenmetastasen und deren Auswirkungen. Der Begriff Osteoonkologie sollte Wortgebilde wie „Knochengesundheit bei Tumorpatienten“ und die häufig genutzte englische Übersetzung „Bone health and cancer care“ ersetzen [1]. Die Osteoonkologie ist ein typisches interdisziplinäres Arbeitsfeld. Das heißt, dass Vertreter unterschiedlicher Fachrichtungen ihr Wissen einbringen müssen, um Leitlinien zu erarbeiten, Kollegen weiterzubilden und Patienten zu informieren. Voraussetzungen dafür sind ein breites Wissen über die Grundlagen des Knochenstoffwechsels und die Auswirkungen von Tumorerkrankungen auf das Skelett und deren Behandlungen, weiterhin Kenntnisse zu Diagnostik von Osteoporose und Knochenmetastasen und deren Prophylaxe und Therapie. Da im ersten Teil des Beitrags dem Thema Prävention von Knochenmetastasen ausreichend Raum gegeben wurde (siehe JOURNAL ONKOLOGIE 3/09), soll im folgenden zweiten Abschnitt ausschließlich auf die Osteopenie und Osteoporose bei Patientinnen mit Mammakarzinom eingegangen werden. Knochenstoffwechsel und Osteoporose Der Knochen ist ein Organ mit hoher Stoffwechselaktivität – ständig wird Knochen auf- und abgebaut und damit die Möglichkeit zur Adaptation und Änderung geschaffen. In den ersten beiden Lebensjahrzehnten wird das Skelett rasant aufgebaut, bis ein maximales Gewicht – die sogenannte „Peak Bone Mass“ – erreicht ist. Ab dem 3. Lebensjahrzehnt verliert das Skelett an Masse, zunächst nur langsam (ca. 1% jährlich), dann ab der Lebensmitte mit höherer Akzeleration. Der stetige Umbau des Knochens (Remodeling) wird von Osteoklasten und Osteoblasten bewerkstelligt, die in BMUs (Bone Multicellular Units) in millionenfacher Zahl in unserem Körper im Einsatz sind und von übergeordneten Systemen geregelt werden. Osteoklasten und Osteoblasten sind in ihrer Funktionsweise aneinander gekoppelt (Coupling). Die molekularen Signalwege, über die sie kommunizieren, wurden erst in den letzten Jahren aufgeklärt. Vereinfacht gesagt bildet der Osteoblast Substanzen, die den Osteoklast aktivieren und hemmen können. Zur Aktivierung wird RANKL (Receptor Activator of NF-kB-Ligand) gebildet, der an RANK auf der Oberfläche des Klasten gebunden wird und zur Rekrutierung und Ausreifung neuer Osteoklasten führt. Um die Aktivität von RANKL zu bremsen, kann der Osteoblast Osteoprotegerin (OPG) sezernieren, das RANKL blockt. RANKL kann aber auch von anderen Zellen (Fibroblasten, T-Zellen u.a.) gebildet werden, was das Zusammenspiel wieder komplizierter werden lässt (Abb. 1) [2,3]. Substanzen und Hormone, die stimulierend am Knochen wirken (Testosteron und Östradiol), führen zu einer I JOURNAL ONKOLOGIE 07 2009 Überproduktion von OPG und hemmen damit die Aktivierung der Klasten. Dieser Vorgang erklärt die Entwicklung der postmenopausalen Osteoporose, wenn Östrogen nicht mehr in ausreichender Menge vorliegt. Neben genetischen, traumatischen, entzündlichen und neoplastischen Erkrankungen des Skeletts gibt es zahlreiche metabolische Störungen, deren mit Abstand häufigste die Osteoporose ist. Definitionsgemäß versteht man unter eiReceptor Activator of Nuklear Factor kappa B RANK – Ligand Osteoprotegerin Osteoklast Osteoblast Osteozyt Nach Prof. Jakob, Würzburg Abb. 1: Das RANK/RANKL/OPG System ner Osteoporose eine systemische Skeletterkrankung, charakterisiert durch eine Verminderung der Knochenfestigkeit infolge einer niedrigen Knochenmasse und Verschlechterung der Mikroarchitektur mit dadurch bedingter Frakturneigung (WHO-Definition, Konsensus 2001). Zahlreiche Faktoren können bei der Entwicklung der Erkrankung eine Rolle spielen (Tabelle 1). www.journalonko.de O s teoo n ko lo g i e 341 Zu Beginn ist die Krankheit stumm. Bei fortschreitender Entwicklung kommt es durch Frakturen, insbesondere in den Wirbelkörpern, zu typischen Deformationen, Körpergrößenabnahme, Immobilität und Schmerzen, die zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen. Auch das Auftreten von extravertebralen Frakturen nach Bagatelltraumen, insbesondere im Oberschenkel, sind typisch und gehen mit einer gesteigerten Mortalität einher. Es drohen Behinderung und Pflegebedürftigkeit. Risikofaktoren für eine Osteoporose • Genetik • Familiäre Prädispostion • Ernährung: • Geschlecht • „Lifestyle“ • Kalziumarme Ernährung • Rauchen • Phosphatreiche Ernährung • Bewegungsmangel • Hoher Alkoholkonsum • Alkohol • Salzreiche Ernährung • Viele tierische Proteine • Endokrine Faktoren • • Östrogene Medikamentöse Therapien • Zyklusstörungen • Kortikosteroide • Frühzeitige Ovarektomie • Chemotherapeutika • Verhältnis Körperfett zu Muskelmasse • Antihormone (GnRH, AI) • Heparin • Immunsuppressiva • Antikonvulsiva • Schilddrüsenhormone Tab. 1: Risikofaktoren für eine Osteoporose Die postmenopausale Osteoporose zählt wie die senile Osteoporose, von der auch Männer betroffen sind, zu den primären Osteoporosen. Daneben gibt es zahlreiche Erkrankungen und Medikamente, die zu einem erhöhten Osteoporose- und Frakturrisiko führen (Tabelle 2). Bekanntestes Beispiel ist die Glucocorticoid-induzierte Osteoporose. Diese Formen der Osteoporose bezeichnet man als sekundäre Osteoporosen. Bei vielen älteren Patientinnen pfropft sich eine sekundäre Osteoporose auf eine postmenopausale/senile Osteoporose auf und beschleunigt den Knochenabbau. Die Tumor- und Tumortherapie-bedingte Osteoporose Es ist keineswegs nur die Therapie, die im Rahmen einer Tumorerkrankung zu einer Osteoporose führen kann. Es kann die Grundkrankheit selbst sein. Sowohl reduzierte körperliche Aktivität, Immobilisierung, Nausea, Mangelernährung und direkte Effekte des Tumors (Tabelle 3) können zu einer Reduktion der Knochenmasse führen. Insbesondere die medikamentöse Therapie muss als eigenständiger Risikofaktor gesehen werden. Zahlreiche Chemotherapeutika können den Knochen direkt, auch ohne dass es zur Ausschaltung der gonadalen Aktivität kommt, schädigen [4]. Am besten untersucht ist der Pathomechanismus für Methotrexat. Die Substanz hemmt die Mineralisation, stört das Coupling zwischen Knochenzellen und vermindert die Rekrutierung von Osteoblasten. Ähnliche Mechanismen sind beschrieben für Doxorubicin, Cyclophosphamid, Ifosphamid und Docetaxel. Da Chemotherapien meistens über kurze Zeiträume verabreicht werden, hält sich die direkte Schädigung allerdings in Grenzen. Weitaus nachhaltiger wird der Knochen durch den Hypogonadismus beeinträchtigt, der bei Patienten mit hormonempfindlichen Tumoren erklärtes und erwünschtes Therapieziel ist. Beim Mammakarzinom werden 3 Formen der endokrinen Therapie eingesetzt: Die Blockade von Hormonrezeptoren, die Ausschaltung der Gonaden durch Ovarektomie oder GnRH-Analoga oder der komplette Östrogenentzug durch Aromatasehemmer bei der postmenopausalen Patientin, bzw. der Kombination von Kastration und Aromatasehemmern in der prämenopausalen Situation. Wie sehr das Frakturrisiko vom Östrogenspiegel abhängig ist, haben Cummings et al. eindrucksvoll in ihrer Untersuchung bei postmenopausalen Frauen nachgewiesen (Abb. 2). Ein Östradiol-Spiegel unter 5 pg/ml ging mit einem um 33% gesteigerten Risiko für eine Hüft- und Wirbelfraktur einher, verglichen mit Werten über 5 pg/ml [5]. Eine weitere Arbeit verweist auf die direkte Abhängigkeit sinkender Knochendichte-Werte in der Hüfte und am Calcaneus von abfallenden Östrogenspiegeln im Serum [6]. Dass das Risiko, eine Fraktur zu erleiden, bei Patientinnen mit Mammakarzinom deutlich erhöht ist, haben schon Kanis und Co-Autoren 1999 in einer eindrucksvollen Arbeit beschrieben, wobei keine Differenzierung zwischen Einfluss der Therapie und der Erkrankung gemacht wurde. Bei nichtmetastasierten Patientinnen wurde ein 5fach erhöhtes Risiko für vertebrale Frakturen im Vergleich zur Normalbevölkerung berechnet und für Patientinnen mit fortgeschrittener Erkrankung ohne Knochenmetastasen hatten sogar ein Einteilung der Osteoporosen Primäre Osteoporosen Sekundäre Osteoporosen • Senile Osteoporose • Immobilisation • Postmenopausale Osteoporose • Medikamente (Kortison, CHT, Antihormone u.a.) • Fehlernährung und Malabsorption • Entzündliche und Tumorerkrankungen • Hyperparathyreoidismus u.v.a. mehr Tab. 2: Einteilung der Osteoporosen I 07 2009 JOURNAL ONKOLOGIE O s teoo n ko lo g i e Tumor- und tumortherapieinduzierte Osteoporose Pathogenetische Faktoren A. Tumorbedingt B. Tumortherapie • Reduzierte körperl. Aktivität, Immobilisierung • Chemotherapie, Korticosteroide • Inappetenz, Nausea, Mangelernährung, Gewichtsverlust • Hypogonadismus • negative Effekte von Analgetika und Hypnotika • Systemische Effekte des Tumors (PTHrP etc.) Tab. 3: Tumor- und tumortherapieinduzierte Osteoporose 20fach erhöhtes Risiko [7]. Zahlreiche Arbeiten bestätigen die Daten von Kanis und unterstreichen dabei den Einfluss von Chemotherapie und endokriner Therapie auf die Frakturrate bei postmenopausalen Patientinnen und die Knochendichte bei prämenopausalen Frauen [8]. Knochenmasseverlust durch totalen Östrogenentzug Der totale Östrogenentzug zur adjuvanten Behandlung von Brustkrebspatientinnen ist eng mit dem Einsatz moderner Aromatasehemmer verbunden. Aromatasehemmer (AI) hemmen den letzten Schritt der Konversion von Östron und Östradiol aus Androgen-Vorstufen. Ein Aromatase-Gen (CYP19) findet sich neben den Ovarien in Fettgewebe, Muskeln, Leber, Haut und anderen Organen. Man unterscheidet nichtsteroidale Aromatasehemmer mit reversibler Wirkung (Anastrozol, Letrozol) von steroidalen mit irreversibler Hemmung 1,2 1,0 Realtives Risiko 342 Östrogenspiegel unter 5 pg/ml gehen mit einem ca. 33% erhöhten Risiko einer Hüft- oder Wirbelkörperfraktur einher 1 1 Hüftfraktur Wirbelkörperfraktur 0,8 0,6 0,5 0,5 0,4 0,4 0,4 0,3 0,3 0,2 0 <5 5-6 7-9 >9 Endogene Serumöstradiolspiegel (pg/ml) Abb. 2: Niedrige Östrogenspiegel erhöhen das relative Frakturrisiko [5] (Exemestan). Alle drei Substanzen führen zu einer 96%igen Unterdrückung der Aromatase und einer Suppression der Serum-Östradiolspiegel auf Werte <5 pg/ml [9-11]. Diese totale Östrogenblockade erklärt, warum die Osteoporose und die daraus resultierende Erhöhung der Frakturhäufigkeit zu den typischen Nebenwirkungen einer Aromatasehemmertherapie bei Patientinnen mit Mammakarzinom gehört. I JOURNAL ONKOLOGIE 07 2009 VELCADE® 1 mg/3,5 mg Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung. Wirkstoff: Bortezomib. Zusammensetz.: Jede Durchstechfl. enth. 1 mg bzw. 3,5 mg Bortezomib (als ein Mannitol-Borsäureester). Sonst. Bestandt.: Mannitol (E421), Stickstoff. Anw.geb.: In Kombin. m. Melphalan u. Prednison für d. Bhdlg. v. Pat. m. bisher unbehand. multiplem Myelom, die für e. Hochdosis-Chemotherapie m. Knochenmarktranspl. nicht geeign. sind. Als Monotherapie für d. Bhdlg. v. progressivem, multiplem Myelom b. Pat., die mind. 1 vorangeh. Therapie durchlaufen haben u. die sich bereits einer Knochenmarktranspl. unterzogen haben od. die für eine Knochenmarktranspl. nicht geeign. sind. Gegenanz.: Überempfindl. gg. Bortezomib, Bor od. einen d. sonst. Bestandt.; schwere Leberfunkt.störg.; akute diffus infiltrat. pulmon. u. perikard. Erkr.; Schwangerschaft u. Stillzeit; päd. Patienten; gleichz. Gabe v. hochdos. Cytarabin (2 g/m2 pro Tag) als Dauerinfusion üb. 24 h mit Daunorubicin. Vorsicht bei: Obstipation; Thrombozytopenie; Neutropenie; Anämie; Blutungsrisiko; Bhdlg. unterbr., wenn d. Thrombozytenzahl < 25.000/μl u. mit reduz. Dosis wieder aufnehmen, wenn d. tox. Reakt. abgeklungen sind; sorgf. Nutzen-Risiko-Abwäg., bes. in Fällen moderater bis schwerer Thrombozytopenie u. Blutungsrisiken (engm. Blutbildkontr., einschl. Thrombozytenzähl. währ. ges. Bhdlg.); Flüssigkeitsretention; Herzinsuff. (engm. Überw. b. Risikopat. f. Herzerkr. od. besteh. Herzerkr.); Lungenerkr., Lungeninfiltration (Röntgenthorax vor Bhdlgs.beg. empf., um festzust., ob weit. diagn. Maßn. notw. sind u. als Ausgangsbef. f. mögl. pulmon. Veränd.; b. neu auftret. od. sich verschlecht. pulmon. Sympt. sollte e. sofortige diagn. Abklärung sowie e. adäq. Bhdlg. d. Pat. erfolgen; vor Fortsetz. d. VELCADE®-Ther. Nutzen-RisikoVerhältn. abwägen); Nierenfunkt.störg.; Leberfunkt.störg. (Dosisred. erwägen); Amyloidose; Risikopat. f. Krampfanfälle u. Tumor-Lyse-Syndr.; Pat., d. Bortezomib in Kombin. m. potenten CYP3A4-Inhibitoren (z.B. Ketoconazol, Ritonavir), CYP2C19-Inhibitoren (z.B. Fluoxetin) od. CYP3A4-Indukt. (z.B. Rifampicin) erh.; Kombin. v. Bortezomib m. CYP3A4od. CYP2C19-Substraten; eine normale Leberfunkt. soll gesichert sein; Gabe v. oralen Antidiabetika; Bhdlgs.abbruch b. schweren mögl. Immunkomplex-vermitt. Reakt. (z.B. Serumkrankh. od. Serumtypreakt., gelegentl. Polyarthr. m. Ausschl. u. proliferat Glomerulonephr.); Pat. sorgfält. auf Anz. autonom. od. periph. Neuropathie überw.. Im Zus.hang m. d. Bhdlg. m. VELCADE® tritt häufig e. orthostat. posturale Hypotonie auf, daher bes. Vorsicht, wenn Pat. m. Synkopen in d. Anamn. m. Arzneim. bhdlt. werden, d. zu Hypotonie führen können, als auch b. Pat., d. aufgr. rezidiv. Diarrh. od. Erbr. dehydriert sind. Männer in zeugungsfäh. Alter u. Frauen in gebärfäh. Alter müssen währ. u. 3 Monate n. Abschluss d. Bhdlg. effekt. Verhütungsmaßn. anw.. Nebenwirk.: Sehr häufig: Herpes zoster (einschl. disseminiertem), Thrombozytopenie, Anämie, Neutropenie, Neuropathie (periph., periph. sensor. autonome), Kopfschm., Parästhesie, Dyspnoe, Übelk., Diarrh., Erbr., Obstipat., Ausschlag, Myalgie, Müdigk., Fieber, vermind. Appetit. Häufig: Leukopenie, Lymphopenie, Schwindel (außer Vertigo), Störg. d. Geschmacksempfind., periph. Neuropathie verschlimmert, Polyneuropathie, Dysästhesie, Hypästhesie, Tremor, Pneumonie, Bronchitis, Sinusitis, Nasopharyngitis, Herpes simplex, Dehydratat., Hyperglyk., Hypokali., Schlaflosigk., Angstzust., Verwirrth., Depression, verschwomm. Sehen, Augenschmerz, Vertigo, Hypotonie [inkl. orthostat. u. postural], Phlebitis, Hämatom, Hypertonie, Epistaxis, Belast.-Dyspnoe, Husten, Rhinorrh., Bauchschm., Dyspepsie, weicher Stuhl, Oberbauchschm., Blähg., gebläht. Abdomen, Singult., orale Ulcerat., Halsschm., Stomatit., Mundtrockenh., Pruritus, Erythem, periorbitales Ödem, Urtikaria, Pruritus-art. Hautausschl., vermehrt. Schwitzen, trockene Haut, Ekzem, Schmerz i. d. Gliedmaßen, Muskelkrämpfe, Arthralgie, Knochenschm., periph. Schwellung, Muskelschwäche, Rückenschmerz, muskuloskelet. Schmerz, Nierenfunkt.störg., Dysurie, Schwäche, Rigor, allg. Unwohlsein, gripp. Infekte, (periph.) Ödem, Schmerz, Lethargie, Brustschm., Asthenie, Gewichtsabn., erhöhte Lactatdehydrogenase. Gelegentl.: Candida-Infekt., Gastroenterit., Infekt. d. oberen u. unt. Respirationstrakts, Infekt., Influenza, Pilzinfekt., Sepsis, Harnwegsinfekt., Katheter-beding. Infekt., Hämophilusinfekt., Pneumokokkenpneum., Postzoster-Neuralg., Bakteriämie, Blepharitis, Bronchopneum., Cytomegalievirusinfekt., infekt. Mononukleose, Varizellen, orale Candidose, Pleurainfekt., Tumor-Lyse-Syndr., Lymphadenopathie, febrile Neutropenie, Panzytopenie, hämolyt. Anämie, thrombozytopen. Purpura, Hypersensitivität, Immunkompl.-vermitt. Hypersensitivität, Immunkompl.-vermitt. Reakt. wie in d. Art d. Serumkrankh., Polyarthrit. m. Ausschl. u. prolif. Glom.-Nephritis, Hyperkalz., Hyperkali., Hypernatr., Hyperurikämie, Hyponatr., Hypocalc., Hypomagnes., Hypophosphat., Hypoglyk., vermehrt. Appetit, Kachexie, Vit.-B12-Mangel, inadäquate ADHSekret., Agitat., Delir, Unruhe, Stimmungsschwank., Veränd. d. psych. Zust., Schlafstörg., Erregbark., Halluzin., anormale Traumzust., Krampfanf., Synkope, Konzentrat.störg., verstärk. Aktivität, Geschmacksverlust, Somnolenz, Migräne, periph. motor. Neuropathie, unwillkürl. Zuckungen, Lageschwindel, Ischiasbeschw., Wahrnehmungsstörg., Mononeuropathie, Parese, Syndr. d. unruh. Beine, Sprachstörg., intrakran. Blutg., Paraplegie, subarachn. Blutg., trock. Auge, Konjunktivit., Augenausfl., abnorm. Sehen, Augenblutg., Photophobie, Augenreizung, gesteig. Tränenfluss, gerötete Augenbindehaut, geschwoll. Auge, Tinnitus, Taubheit, Schwerhörigk., beeinträcht. Hörvermögen, Entwickl. od. Exazerbat. e. dekompens. Herzinsuff., Herzinsuff., ventrik. Hypokinesie, (akutes) Lungenödem, Herzstillst., kardiog. Schock, Tachyk., Sinus-Tachyk., supraventr. Tachyk., Arrhyth., Vorhofflimmern, Palpitat., Sinusknotenarrest, kompl. AV-Block, (instab.) Angina pect., Myokardinfarkt, Gesichtsrötg., Petechien, Hitzewall., kleinfläch. Hautblutg., Purpura, zerebr. Blutg., Vaskulit., venenbeding. Hautverfärbg., Venenerweit., Blutg. aus Wunden, pulmon. Hypertonie, zerebrovask. Ereign., verstopfte Nase, pfeif. Atmen, Pleuraerguss, Heiserk., Thoraxschmerz, Hypoxie, pulmon. Insuff., Rhinitis, Asthma, Hyperventil., Orthopnoe, Sinusschmerz, Rachenenge, prod. Husten, respirat. Alkalose, Atemstillst., Tachypnoe, paralyt. Ileus, abdomin. Unwohlsein, Aufstoßen, gastrointest. Motilitätsstörg., Mundschm., Brechreiz, Antibiotika-assoz. Kolitis, Veränd. d. Stuhlgang-Gewohnh., hämorrhag. Diarrh., gastrointest. Blutg., Milzschmerz., Kolitis, Dysphagie, Ösophagit., Gastritis, gastroösoph. Refluxkrankh., gastrointest. Schmerz, Blutg. u. Schmerzen d. Mundschleimhaut, Hämatemesis, Hiatushernie, Reizdarmsyndr., orale Schleimhaut-Petech., rekt. Blutg., vermehrt. Speichelfluss, belegte Zunge, verfärbte Zunge, Enteritis, Fäkalstauung, akute Pankreatitis, Hyperbilirubinämie, Hepatitis, hepat. Hämorrhagie, Hypoproteinämie, Nachtschweiß, erythemat. Hautausschlag, Haarausfall, Quetschung, generalis. Pruritus, fleck. u. papul. Hautausschl., Hautnoduli, generalis. Hautausschlag, (atopische) Dermatitis, Augenlidödem, Nagelveränd., Photosensitivit.reakt., Hautverfärb., anorm. Haarbeschaffenh., Miliara rubra, Psoriasis, vaskulit. Hautausschlag, Gesichtsödem, Dekubitalgeschwür, Ichthyosis, Gelenksteife, Schmerz i. Gesäß, Gelenkschwell., Muskelspasmen, Muskelzuck. od. Schweregefühl, Muskelsteifheit, Schwellung, Kieferschmerz, akutes Nierenversag., Nierenkolik, Hämaturie, Proteinurie, veränd. Miktionsfrequ., Schwierigk. b. Wasserlassen, Niereninsuff., Oligurie, Harnverhalt, Lendenschmerzen, Harninkont., verstärk. Harndrang, Sturz, Schleimhautentz., Kältegef., Gefühl v. Druck i. Brustkorb, Phlebitis a. d. Injekt.stelle, Schleimhautblutg., Druckempfindlichk., Erythem a. d. Injekt.stelle, Neuralgie, Leistenschmerz, Brustenge, Extravasatentz., Unwohlsein i. Brustber., Alaninaminotransferase, Aspartaminotransferase, alk. Phosph., Kreatininspiegel, Harnstoff i. Blut, Gammaglutamyltransferase, Amylase i. Blut, Bilirubin i. Blut erhöht; vermind. Phosphat i. Blut, auffäll. Leberfunkt.test, vermind. Erythrozytenzahl, Gewichtszun., vermind. weiße Blutkörperchenzahl, Bikarbonatspiegel vermind., unregelmäß. Herzrhythmus, erhöh. Creakt. Protein, Katheter-bez. Komplikat., Schmerzen n. Applikat., Blutg. n. Applikat., Brennen, Hodenschmerz, erekt. Dysfunkt. Selten: neu auftret. Abnahme d. linksventr. Ejektionsfraktion, vereinzelt in klin. Stud. QT-Verläng., akutes Leberversagen. Herpes-zosterReaktivierung. Erfahr. n. Markteinf.: D. Häufigk. d. Auftr. ist nicht bekannt: Herpes-Meningoenzephalitis, sept. Schock, Angioödem, Enzephalopathie, auton. Neuropathie, Herpes ophthalmicus, Herzbeuteltamponade, Perikardit., Herz- u. Kreislaufstillst., ventrik. Arrhyth., kompl. AV-Block, Vorhofflimmern, Tachyk., Sinus- u. ventrik. Tachyk., akute diffus infiltrat. Lungenerkr. wie Pneumonitis, interstit. Pneumonie, Acute Respiratory Distress Syndrom (ARDS) auch mit Todesfolge, Pneumonie, pulmon. Hypertension, respirat. Versagen, pulmon. alveoläre Hämorrh., akutes Lungenödem, Lungenödem, Lungenembolie, periph. Embolie, ischäm. Kolitis, Leberversagen, Stevens-Johnson-Syndrom, tox. epidermale Nekrolyse. Zytotoxisch: Nicht verwendetes Arzneimittel od. Abfallmaterial ist gem. d. nat. Anforderungen zu entsorgen. Stand d. Inform.: 04/2009. Verschreibungspflichtig. JANSSEN-CILAG GmbH, 41457 Neuss. www.velcade.de Überleben verlängern. Von Anfang an.1,2 VELCADE® ist in Kombination mit Melphalan und Prednison zur Erstlinientherapie von Patienten mit multiplem Myelom zugelassen, die sich für eine Stammzelltransplantation nicht eignen. Das 3-Jahres-Überleben betrug im VELCADE®-haltigen Regime 72% gegenüber 59% unter Melphalan/Prednison, und das trotz Cross-over von bisher 43%. 1 San Miguel J et al., IMW 2009;Poster #232. 2 Fachinformation VELCADE®. www.journalonko.de O s teoo n ko lo g i e Knochendichte in den Lendenwirbelkörpern der Frauen in der Anastrozol-behandelten Gruppe ohne Bisphosphonatschutz (Abb. 5). Während zu Beginn der Studie noch 75% der Patientinnen eine normale Knochendichte aufwiesen, waren es nach 3 Jahren nur noch 20%. Osteopenisch waren am Anfang der Studie 23%, nach 3 Jahren 60%. Osteoporotische Werte hatten am Ende des Follow-ups ca. 24%, am Studienbeginn ca. 2%! Die T-Werte im Schen- Frakturraten in Studien; Vergleich Aromatasehemmer adjuvant vs. Tamoxifen 12 11 8 7,7 7 6 2,0 1,5 1,0 0,5 1 0 At risk 4,9 4 5,7 A T 4 3092 3094 2 3 4 Zeit seit Randomisatioin (Jahre) 2923 2932 2724 2741 2553 2579 2393 2401 2070 2100 5 6 845 846 Nach Kaplan-Meier Metode berechnet * Abb. 4: ATAC vollständige Therapieanalyses – Jährliche Frakturraten über 5 Jahre [15] 2 0 2,5 0,0 AI Tam 10 Anastrozole (A) Tamoxifen (T) 3,0 Jährliche Raten ( %*) Anastrozol Bereits die erste Publikation zum Einsatz von Anastrozol vs. Tamoxifen in der Behandlung von postmenopausalen Patientinnen mit primärem Mammakarzinom (ATAC Trial) beschrieb einen Anstieg der Rate von Patientinnen mit Osteoporose und Frakturen (Abb.3) [12]. Die Analyse der Knochensubstudie zum Anastrozol beschreibt nach nur 2 Jahren Therapie einen Knochenmasseverlust bei AI-behandelten Patientinnen von minus 4,1% in der LWS und minus 3,9% im Schenkelhals, verglichen mit einem Knochenzuwachs von 2,2% und 1,2% bei den Patientinnen, die Tamoxifen erhielten [13]. ATAC (68 Mon.) IES (56 Mon.) BIG 1-98 (26 Mon.) Abb. 3: Patienten haben ein Risiko für Knochenbrüche, unabhängig von der therapeutischen Option [12, 18, 21] Nach 5 Jahren konnte in der Substudie (n=308) gezeigt werden, dass der Knochenverlust bei Frauen unter Anastrozol weiter abnahm (ca. -7%), bei Frauen unter Tamoxifen hingegen leicht zunahm (+1-2%) [14]. Die Autoren differenzierten die Ergebnisse allerdings nach den Ausgangswerten der Knochendichte und verwiesen darauf, dass Frauen mit normalen Werten vor Therapie nicht osteoporotisch wurden. Allerdings wiesen 17% nach 5 Jahren osteopenische Werte auf, und von den Frauen mit osteopenischen Ausgangswerten erlitten 5% eine Osteoporose. Interessanterweise ändert sich das Bild nach Beendigung der Therapie mit Anastrozol dramatisch. In einer Re-Analyse der Patientinnen nach 100 Monaten (5 Jahre Behandlung, 3-4 Jahre Follow-Up) sanken die Frakturraten unter das Risiko vor Therapiebeginn ab, obwohl die Frauen um durchschnittlich 8-9 Jahre älter geworden waren und damit in der Postmenopause auch physiologisch ein höheres Osteoporose- und Frakturrisiko bestand (Abb. 4) [15]. Eine Erklärung dafür könnte der punktuelle Einsatz von Bisphosphonaten sein sowie der allgemeine Bewusstseinswandel im Hinblick auf den Erhalt der Knochengesundheit durch Maßnahmen wie Sport und kalziumreiche Ernährung. Was aber eine totale Östrogenblockade am Knochen anrichten kann zeigt die im März 2007 publizierte Arbeit von Gnant et al. [16], die über prämenopausale Patientinnen berichtet, die mit Anastrozol oder Tamoxifen bei gleichzeitiger Verabreichung von Goserelin behandelt wurden. Am eindrucksvollsten sind die Abfälle der I JOURNAL ONKOLOGIE 07 2009 kelhals waren weitaus weniger dramatisch, was sich durch den weitaus trägeren Knochenmetabolismus im kompakten Knochen, verglichen mit dem trabekulären in der LWS erklären lässt. Auch in dieser Studie erholte sich der Knochen 2-3 Jahre nach Abbruch der Therapie (Abb. 6) [17]. Das erscheint zunächst nicht ungewöhnlich. Immerhin hatte bei ca. 75% der Frauen die Regelblutung als Zeichen der ovariellen Erholung wieder eingesetzt. Die Autoren verweisen darauf, dass die Knochendichtewerte nicht das Ausgangsniveau erreichten. Jedoch zeigten nach der letzten Messung die Erholungskurven weiterhin steil nach oben, sodass die kurze Nachbeobachtung der Grund sein dürfte. Die BMD-Werte der Frauen mit beibehaltenen Zoledronatbehandlung verbesserten sich allerdings signifikant über den Basiswert zu Studienbeginn. Offene Fragen bleiben: wie ist die Qualität der Mikroarchitektur des wieder erstarkten Knochens und Knochendichte in der LWA im Behandlungszeitraum 100% 80% Patienten (%) 344 Osteoporose Osteopenie Normal 60% 40% 20% 0% N= 0 78 6 73 12 71 36 24 Zeit (Monate) Abb. 5: Osteoporose und Osteopenie bei prämenopausalen Patientinnen unter totaler Östrogenblockade [16] www.journalonko.de O s teoo n ko lo g i e 345 wie wäre die Knochendichte der Patientinnen, wenn sie standardgemäß noch länger behandelt worden wären? In der vorliegenden Publikation wurde von nur 2 Frakturen in der Gruppe ohne Bisphosphonat berichtet und von keiner Fraktur bei Frauen unter Zoledronat. Letrozol Eine weitere Studie, in der Letrozol adjuvant gegen Tamoxifen getestet wurde, zeigt, dass das Frakturrisiko für die mit Letrozol behandelten Patientinnen signifikant erhöht war im Vergleich zur Tamoxifen-Gruppe [18]. Da ein nicht geringer Anteil an Fernrezidiven beim Mammakarzinom 5-10 Jahre nach Diagnosestellung auftritt, lag es nahe, eine adjuvante endokrine Therapie über einen so langen Zeitraum durchzuführen. Das Design der sogenannten MA.17-Studie entsprach diesem erweiterten adjuvanten Konzept [19]. Patientinnen, die bereits 5 Jahre Tamoxifen erhalten hatten, wurden nach Randomisierung weitere 5 Jahre mit Letrozol oder Plazebo behandelt. Auch hier zeigte sich, dass die Patientinnen, die durch Tamoxifen einen „Schutz- Knochendichte (g/cm2) ANA+ZOL: p<0,0001 TAM+ZOL: p=0,049 TAM alone: p<0,0001 ANA alone: p<0,0001 1,04 1,03 1,02 1,01 1,00 0,99 0,98 0,97 0,96 0,95 0,94 0,93 0,92 0 12 24 Monate 36 48 60 Abb. 6: Änderungen der Knochendichte an der LWS vom Ausgangswert bis 60 Monate Therapie unter Anastrozol (ANA) und Tamoxifen (TAM)+/- Zoledronsäure (ZOL) [17] faktor“ gegen Knochenmasseverlust hatten, durch Letrozol Knochenschäden erlitten. Zwar war die Frakturrate nicht signifikant erhöht, aber es wurden eindeutig mehr Patientinnen mit osteoporotischen Knochendichtewerten gefunden. Es ist nur eine Frage der Zeit, insbesondere wenn Patientinnen länger als 5 Jahre behandelt werden, bis mehr Knochenbrüche auftreten. Die Subanalyse zum Knochenstoffwechsel zeigt neben einem gesteigerten Knochenumbau in der Letrozolbehandelten Gruppe Knochenmasseverluste im Schenkelhals von -3,6% und in der LWS von -5,35%, hingegen im Tamoxifen-behandelten Kollektiv eine geringe Zunahme der Knochendichte (jeweils +0,7%) [20]. Exemestan Zunächst schien es, dass Brustkrebspatientinnen, die mit Exemestan behandelt wurden, kein erhöhtes Risiko für Osteoporose und Frakturen hatten. Doch auch in der IES-Studie konnten nach einem längeren Follow-up für die Exemestan-behandelten Patientinnen die bekannten ossären Nachteile nachgewiesen werden, obwohl alle postmenopausalen Patientinnen zunächst mit Tamoxifen für 2-3 Jahre vorbehandelt waren [21] und somit durch das Medikament und seine bekannte intrinsische östrogene Restaktivität eine relativ gute Osteoprotektion hatten. In einer 2007 publizierten umfassenden Studie von Coleman et al. [22] wurde für alle Patientinnen, die mit dem Aromatasehemmer Exemenstan behandelt wurden, sofort ein Anstieg der Knochenumbaumarker festgestellt. Die Knochendichte zeigte Abfälle, wie sie für Patientinnen mit totalem Östrogenentzug typisch sind, das Frakturrisiko stieg signifikant für Patientinnen unter Exemestan (n=162, 7%) verglichen mit denen unter Tamoxifen (n=111, 5%, p=0,003). In der adjuvanten Studie mit Exemestan ohne vorherige Tamoxifenbehandlung (TEAM) scheint sich der knochenabbauende Effekt nach 12 Monaten Behandlungszeit deutlich abzuschwächen [23-25]. Patientinnen, die mit Exemestan behandelt wurden, verloren zunächst (im ersten Jahr) Knochenmasse vergleichbar zu denen, die Anastrozol oder Letrozol erhielten. Danach verlief die Kurve erheblich flacher, sowohl für die Knochendichte, als auch für die Abbaumarker (z.B. ICTP). Die Autoren vermuten, dass Exemestan durch seine steroidale Funktion einen anderen, weniger schädigenden Einfluss auf die Knochendichte und -struktur hat. Nur eine Studie, die alle drei Aromatasehemmer miteinander vergleicht (z.B. MA-27), kann aufklären, ob es langfristig zu unterschiedlichen Resultaten kommt. Behandlungsmöglichkeiten der Tumortherapieinduzierten Osteoporose Grundlagen der Osteoporose-Diagnostik und -Therapie kann man erarbeiten, wenn man sich mit den Leitlinien des Dachverbandes Osteologie (DVO) beschäftigt. Diese sind abrufbar unter der Web-Adresse: www.lutherhaus.de/ dvo-leitlinien. Neben den Leitlinien zur Behandlung der primären Osteoporose gibt es auch Leitlinien zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie von sekundären Osteoporosen. Kurzgefasst wird Folgendes empfohlen: 1.Regelmäßige körperliche Aktivität. Spezielles Training zur Steigerung der Muskelkraft, Balance, Koordination, Ausdauer und Leistung. 2. Vermeidung von Immobilisation 3. Sturzanamnese und Vermeidung von Sturzrisiken 4.Ausreichende Ernährung, Vermeidung eines Body Mass Index < 20 5.Kalziumreiche Ernährung 1200-1500 mg p.d. eventuell Supplementierung 6.Supplementierung von Vit D (400-800 I.E.) bei zu seltener und geringer Sonnenexposition. 7.Kein Nikotin und Vermeidung eines übermäßigen Alkoholkonsums. I 07 2009 JOURNAL ONKOLOGIE www.journalonko.de O s teoo n ko lo g i e 1 0 *** *** -1 ** * -2 -3 -4 P < 0,0001 0 1 P = 0,215 3 2 Time (years) 4 5 P<0,05, **P<0,01, ***P<0,001 between treatments. * Abb. 7: Effekt von Clodronat auf die Tumortherapie-induzierte Osteoporose [28] tientinnen unter Chemotherapie mit dem Bisphosphonat Risedronat ähnlich gute Ergebnisse zeigen. Risedronat, ein Aminobisphosphonat, das im Gegensatz zum Clodronat eine Zulassung zur Therapie der Osteoporose hat, verbesserte die Knochendichte im Vergleich zur placebobehandelten Gruppe dramatisch. Interessant ist, dass nach Ende der Therapie nach 2 Jahren die Knochendichte sofort abfällt [29]. Die beiden wichtigsten Arbeiten zur Vermeidung von Knochenmasseverlust durch Aromatasehemmer sind erst Anfang 2007 erschienen. Die erste von Gnant et al. [16] wurde bereits im vorigen Kapitel zitiert. Ziel der 4-armigen Studie (n=401) war es, die Schutzfunktion des Bisphosphonats Zoledronat zu untersuchen, und so wurde ein Kollektiv mit Anastrozol und eines mit Tamoxifen jeweils mit 4 mg Zoledronat i.v. alle 6 Monate behandelt (alle Patientinnen erhielten außerdem Goserelin). In der Abbildung zu den Ergebnissen der BMD (Bone Mineral Density) für LWS und I JOURNAL ONKOLOGIE 07 2009 Schenkelhals konnte durch die Hinzunahme des Bisphosphonats die Knochendichte über 36 Monate fast komplett bewahrt werden (Abb. 8). Da Zoledronat im Gegensatz zur Hochdosisbehandlung bei Knochenmetastasen nur in geringer Menge verabreicht wurde, wurden in der Untersuchung auch keine Fälle von Nephrotoxizität und Kieferosteonekrose beobachtet. Eine weitere Studie bei postmenopausalen Patientinnen, die mit Letrozol behandelt wurden, untersuchte ebenfalls die Schutzwirkung von Zoledronsäure (4 mg i.v. alle 6 Monate). Bei diesem Konzept wurden die Patientinnen entweder von Anfang an mit Zoledronat behandelt oder erst dann, wenn die T-Werte unter -2,0 abfielen oder eine Fraktur auftrat [30,31]. Nach einem Jahr Nachbeobachtungszeit war die Knochendichte bei den von Anfang an Behandelten deutlich besser im Vergleich zur Gruppe der mit Verzögerung Behandelten (Abb. 9). Auch in dieser Arbeit wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen berichtet. Sehr gute Ergebnisse liegen auch aus einer Studie mit oralem Ibandronat bei Patientinnen bei Anastrozol-induzierter Osteopenie vor [32]. Jeweils 25 Frauen erhielten 150 mg Ibandronat oral monatlich für 2 Jahre. Nach diesem Zeitraum war die Knochendichte in der Verum-Gruppe um bis zu 3% angestiegen, wohingegen in der Placebo-Gruppe im gleichen Zeitraum eine Verminderung um 3-4% konstatiert wurde. Parallel dazu verhielten sich Knochenanbau- und -abbaumarker. Tam + Z T-Score (Standardabweichung) Prophylaxe und Therapie mit Bisphosphonaten Zwar gibt es zahlreiche medikamentöse Möglichkeiten zur Behandlung und Prophylaxe der Osteoporose, aber mit keiner anderen Substanzklasse liegen bei der Tumortherapie-induzierten Osteoporose so gute Resultate vor wie zu den Bisphosphonaten. Die ersten Arbeiten stammen aus der Arbeitsgruppe von Inkeri Eloma aus Helsinki [26,27]. Mammakarzinompatientinnen, die entweder mit endokriner Therapie oder mit Chemotherapie behandelt wurden, erhielten 1600 mg Clodronat oral tgl. oder ein Plazebo. In allen untersuchten Knochenabschnitten konnte durch Clodronat die Knochendichte erhalten oder gebessert werden. Zu ähnlich guten Resultaten gelangten Powles et al. [28], die in ihrer großen Prophylaxe-Studie mit Clodronat die Knochendichte untersuchten. Obwohl die Kollektive in Bezug auf die Tumortherapie sehr heterogen waren, wurden in allen gemessenen Knochenabschnitten Verbesserungen der T-Werte unter Clodronat nachgewiesen (Abb. 7). Delmas konnte bei Pa- LS-BMD (% Change) 346 Ana + Z Tam Tamoxifen und Zolendronat nur Tamoxifen Anastrozol und Zolendronat nur Anastrozol 0 12 24 Monate nach Randomisierung p<0,0001 Ana p<0,0001 36 Abb. 8: Knochendichte von Patientinnen unter totaler Östrogenblockade und Osteoprotektion mit Zoledronsäure [16] Diese kurze, nicht vollständige Übersicht, zeigt, dass eine Bisphosphonatbehandlung, unabhängig davon, ob oral oder i.v., ältere oder neuere Präparate, Amino- oder NichtAmino-BP, wirksam ist und dem Abbau des Knochens durch Hormonentzug entgegenwirkt [33-35]. Die Resultate zur Osteoprotektion bei Patienten mit Prostatakarzinom und Hormonablation sind vergleichbar. Wer sollte medikamentös behandelt werden? Die Frage, wer behandelt werden sollte, ist unklar. Die ASCO empfiehlt eine Prävention von den Verläufen der www.journalonko.de O s teoo n ko lo g i e 347 % Veränderung der Knochendichte (g/cm2) T-Werte abhängig zu machen: Unter -1 Verlaufskontrollen durch DEXA-Messung; unter -2,5 medikamentöse Therapie; zwischen -1 und -2,5 Therapie nach individueller Risikokonstellation [36]. Wann sollte die Knochendichte gemessen werden? Bei Frauen über 65 Jahren, bei Frauen ab 60 bei familiärem Risiko, niedrigem BMI, prävalenter Fraktur und bei Frauen, die eine Therapie mit Aromatasehemmern erhalten. Wiederholung in jährlichem Abstand. 3 Änderung der Knochendichte in der LWS • • • • Regular BMD-measurement recommended Bisphosphonates RANK-ligand antibody HRT (independent from ER-status of BC) Oxford / AGO LoE / GR 2b 1b 2b 5 B B B D + + + - Some date derived from steroid induced bone loss*: • • • Physical activity Calcium and Vitamine D suppl. Avoiding BMI < 18 4 C ++ 4 C ++ 3b C ++ Fischer M. Leitlinie für die Radionuklidtherapie bei schmerzhaften Knochenmetatstasen. Nuklearmedizin 1999; 38:270-272 * 2 Abb. 11: AGO Leitlinie 2009 (www.ago-online.de) 1 Upfront-Gruppe Verzögerte Gruppe 0 -1 -2 -3 Prevention and Therapy of Tumor Therapie-Induced Bone Loss P < 0,0001 Monat 6 Monat 12 Abb. 9: Osteoprotektion mit Zoledronsäure bei Patientinnen mit Mammakarzinom (LWS) [30, 31] Hilfreich könnte auch eine Expertenempfehlung sein, die 2008 in Annals of Oncology publiziert wurde [37]. Danach sollten Patientinnen, die mit Aromatasehemmern behandelt werden und einen T-Score besser als minus 2 aufweisen, nicht mit Bisphosphonaten behandelt werden, sondern nur mit Kalzium und Vitamin D (neben der Anleitung zu mehr Bewegung und Sport). Patientinnen mit einer Knochendichte von minus 2 und schlechter sollten zusätzlich ein Bisphosphonat erhalten, das zur Therapie der Osteoporose zugelassen ist. Patientinnen, die neben einer grenzwertigen Knochendichte zusätzliche Risikofaktoren aufweisen (Therapie mit Kortikosteroiden, Alter über 65, niedriger BMI usw.), sollten ebenfalls mit Bisphosphonaten therapiert werden (Abb. 10). Patientin mit Aromatasehemmertherapie Jeweils 2 der folgenden T-Score > -2,0 Risikofaktoren: Keine Risikofaktoren T-Score < -1,5 Alter >65 Jahre niedriger BMI Kalzium und (<20 kg/m2) Vitamin D Schenkelhalsfraktur Kortikoide länger 6 Risikostatus und Monate Knochendichte Raucherin alle 2 Jahre T-Score < -2,0 Bisphosphonate und Kalzium/Vitamin D Knochendichte alle 2 Jahre Abb. 10: Konsensus-Empfehlungen 2008 [37] Auch die Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie Kommission Mamma (AGO-Mamma) hat die Behandlung der Tumortherapie-induzierten Osteoporose in ihre neuen Leitlinien integriert (Abb. 11). In der Leitlinie werden sowohl Bisphosphonate, als auch der neue RANK-L-Antikörper zur Therapie und Prophylaxe empfohlen. Letztendlich hängt vieles von der Bestimmung der Knochendichte vor und während der Behandlung ab. Da diese Messung in Deutschland nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird, werden viele Patientinnen mit einem Osteoporoserisiko unerkannt bleiben und eine Fraktur erleiden. Wichtig ist es, die Aufmerksamkeit der Onkologen für diese Langzeitkomplikation zu wecken und den Blick auf Risikopatientinnen zu schärfen. Nach derzeitigem Wissensstand können wir hoffen, durch den adjuvanten Einsatz von Bisphosphonaten bei einem kleinen, aber signifikanten Teil der Patientinnen eine Metastasierung zu vermeiden und bei einem größeren Teil der Frauen eine Osteoporose zu verhindern. Bei einem moderatem Risikoprofil der Substanzklasse und fallenden Behandlungspreisen ist das eine gute Nachricht für Tumorpatienten. Abstract Ingo Diel, Institut für gynäkologische Onkologie, Mannheim Bisphosphonates are used for the prevention of skeletal related complications in patients with bone metastasis for many years. At the moment numerous clinical trials are evaluating the role of bisphosphonates in the adjuvant therapy of breast cancer. There ist good evidence for bisphosphonates improving survival in women with breast cancer. Due to the low therapeutic doses there is a low rate of side effects. Keywords: Bisphosphonates, Clodronic acid, Zoledronic acid, Adjuvant Therapy, Breast Cancer, Survival I 07 2009 JOURNAL ONKOLOGIE 348 O s teoo n ko lo g i e Prof. Dr. Ingo J. Diel Schwerpunktpraxis für gynäkologische Onkologie P7, 16-18 68161 Mannheim Tel.: 0621/125064-20 Fax:-29 E-Mail: [email protected] Literatur: 1.Theriault RL, Biermann S, Brown E et al. NCCN Task Force Report: Bone Health and Cancer Care. JNCCN 2006;4(Suppl.2):S1-S24 2.Boyle WJ, Simonet WS, Lacey DL. 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