Tierärztliche Hochschule Hannover Experimentelle Untersuchungen

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Tierärztliche Hochschule Hannover
Experimentelle Untersuchungen zur antiarrhythmischen
Wirkung von Antazolin am isolierten Kaninchenherzen
INAUGURAL- DISSERTATION
zur Erlangung des Grades einer
Doktorin der Veterinärmedizin
-Doctor medicinae veterinariae(Dr. med. vet.)
vorgelegt von
Magdalena Sterneberg
aus Heidelberg
Hannover 2016
Wissenschaftliche Betreuung:
1. Prof. Dr. Michael Fehr
Klinik für Kleintiere
Tierärztliche Hochschule Hannover
2. Prof. Dr. Peter Milberg
Abteilung für Rhythmologie,
Department für Kardiologie und
Angiologie,
Universitätsklinikum, Münster
1. Gutachter:
- Prof. Dr. Michael Fehr
2. Gutachter:
- Prof. Dr. Sabine Kästner
Tag der mündlichen Prüfung:
30.06.2016
Für meine Familie
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung………………………………………………………………………………...1
2. Literaturübersicht………………………………………………………………………..3
2.1.
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Anatomische und Physiologische Grundlagen………………………………..3
Anatomischer Aufbau des Kaninchenherzens
Physiologie des ventrikulären Aktionspotentiales
Physiologie des atrialen Aktionspotentiales
2.2 Pathophysiologie…………………………………………………………………9
2.2.1 Grundlagen ventrikulärer Arrhythmien……….........................................9
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Störungen der Repolarisation als Grundlage für
Herzrhythmusstörungen
Das lange QT- Syndrom
Frühe Nachdepolarisationen (early afterdepolarizations, EADs)
Torsades de Pointes
2.2.2 Vorhofflimmern…………………………………………………………......14
• Entstehung von Vorhofflimmern
• Beteiligte Ionenkanäle und therapeutische Ansätze
2.3. Antazolin……………………………………………………………………….....20
3. Material und Methode……………………………………………………………….... 22
3.1. Versuchstiere………………………………………………………………………22
3.2. Präparation des Kaninchenherzens……………………………………………..22
3.3. Langendorff- Versuch am isolierten Kaninchenherzen………………………..23
3.3.1. Versuchsapparatur……………………………………………………......24
• Wärmebad und Perfusionslösung
• Elektrokardiogramm
• Ableitung der monophasischen Aktionspotentiale (MAPs)
• Intraventrikuläre Druckmessung
3.3.2. Versuchsprotokoll der ventrikulären Versuchsreihen……………………29
• AV- Block und Stimulation
• Frequenztreppe
• Refraktärzeitbestimmung
• Hochfrequenz- Stimulation
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Hypokaliämische Phase und Registrierung der
Herzrhythmusstörungen
Dosis- Wirkungs- Versuche mit Antazolin
Provokationsversuche zur Simulation des LQT2
Provokationsversuche zur Simulation des LQT3
3.4. Auswertung…………………………………………………………………………..32
•
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Bestimmung der Repolarisationszeiten
Messung der QT- Zeiten
3.5 Statistik……………………………………………………………………………….33
3.6. Vorhofversuche……………………………………………………………………..34
3.6.1. Versuchsaufbau……………………………………………………………....34
3.6.2. Versuchsablauf………………………………………………………………..36
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Stimulation und Stimulationsschwelle
Frequenztreppe
Effektive Refraktärzeit (aERP)
Hochfrequenz- Stimulation
Infusion von Acetylcholin und Isoproterenol
Infusion von Antazolin, Ivabradin, Vernakalant und Flecainid
3.6.3. Auswertung……………………………………………………………………39
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Bestimmung der Repolarisationszeiten der atrialen APD90
Registrierung von Vorhofflimmern
Berechnung der Post- Repolarisations- Refraktärität (aPRR)
Ermittlung der Leitungszeit
3.6.4. Statistik………………………………………………………………………..40
4. Ergebnisse………………………………………………………………………………41
4.1. Untersuchungen zu ventrikulären Arrhythmien……………………………….. 41
4.1.1 Einfluss von Antazolin auf die Aktionspotentialdauer, das QT- Intervall,
die Refraktärzeit und die Dispersion der Repolarisation……………….41
4.1.2 Die antiarrhythmische Wirkung von Antazolin an einem Modell des
LQT2Syndroms……………………………………………………………..43
•
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APD90 und QT- Intervall
Refraktärzeit und Dispersion
Frühe Nachdepolarisationen und Torsades de Pointes
4.1.3 Die Wirkung von Antazolin an einem Modell des LQT3-Syndroms…...53
• APD90 und QT- Intervall
• Refraktärzeit und Dispersion
• Frühe Nachdepolarisationen und Torsades de Pointes
4.2 Untersuchungen zu Vorhofflimmern- Provokationsversuche mit Acetylcholin
und Isoproterenol…………………………………………………………………58
4.2.1 Versuche zur antiarrhythmischen Wirkung von Antazolin……………..58
• Repolarisationsverlauf und Überleitungszeit
• Auftreten von Vorhofflimmern
4.2.2 Vergleichende Versuche zur antiarrhythmischen Wirkung von
Ivabradin…………………………………………………………………………...62
• Repolarisationsverlauf und Überleitungszeit
• Auftreten von Vorhofflimmern
4.2.3 Vergleichende Versuche zur antiarrhythmischen Wirkung von
Vernakalant………………………………………………………………………..67
•
•
Repolarisationsverlauf und Überleitungszeit
Auftreten von Vorhofflimmern
4.2.4 Vergleichende Versuche zur antiarrhythmischen Wirkung von
Flecainid……………………………………………………………………………72
•
•
Repolarisationsverlauf und Überleitungszeit
Auftreten von Vorhofflimmern
5. Diskussion……………………………………………………………………………...76
5.1 Arrhythmogenese durch QT- Verlängerung……………………………………77
5.2 Einfluss von Antazolin auf die Arrhythmogenese durch QT- Verlängerung...79
5.3 Entstehungsmechanismus von Vorhofflimmern- Provokation mit Acetylcholin
und Isoproterenol………………………………………………………………….81
5.4 Atriale antiarrhythmische Effekte von Antazolin……………………………….82
5.5 Vergleich der atrialen antiarrhythmischen Wirkung von Antazolin mit
Vernakalant, Flecainid und Ivabradin…………………………………………...84
•
•
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Vergleichende Analyse zwischen Antazolin und Vernakalant
Vergleichende Analyse zwischen Antazolin und Flecainid
Vergleichende Analyse zwischen Antazolin und Ivabradin
5.6 Limitationen der Studie…………………………………………………………..88
5.7 Ausblick……………………………………………………………………………89
6. Zusammenfassung…………………………………………………………………….92
7. Summary………………………………………………………………………………..94
8. Abbildungsverzeichnis………………………………………………………………...96
9. Tabellenverzeichnis……………………………………………………………………99
10. Literaturverzeichnis…………………………………………………………………..100
11. Abkürzungsverzeichnis………………………………………………………………120
12. Danksagung…………………………………………………………………………..122
1
1. Einleitung
Die kardiologische Forschung ist sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin von großer Bedeutung. In der Tiermedizin spielt insbesondere die stark
zunehmende Anzahl an Tierhaltern mit einer tiefen emotionalen Bindung zu ihren
Haustieren eine entscheidende Rolle. Viele Tierbesitzer sind mittlerweile dazu bereit,
umfangreiche Behandlungs- und Untersuchungskosten für das Wohl des Tieres zu
übernehmen. Darüber hinaus fördern viele Zuchtverbände die Verbesserung der
genetischen Gesundheit der Tiere und fordern ihre Mitglieder zu teilweise
umfangreichen regelmäßigen Untersuchungen auf, um dies zu gewährleisten. Dies
führt dazu, dass Forschungsarbeiten mit kardiologischem Schwerpunkt immer weiter
vorangetrieben werden.
Diese Arbeit kann einen entscheidenden Beitrag zur veterinärmedizinischen und
humanmedizinischen antiarrhythmischen Forschung leisten. Gerade im Zusammenhang mit plötzlichen Todesfällen werden beim Menschen lebensgefährliche
Arrhythmien als häufige Ursache gesehen [1]. Dabei stehen nicht nur genetische
Dispositionen, sondern auch medikamentöse Therapien im Vordergrund in deren
Folge es zu ventrikulären polymorphen Tachykardien kommen kann. Da die
Dokumentation von plötzlichen Todesfällen in der Veterinärmedizin weitaus weniger
erfolgt, ist auch dort von einer großen Dunkelziffer auszugehen, sowohl spontan, als
auch unter der eventuellen Behandlung mit unterschiedlichen Substanzen mit
proarrhythmischem Potenzial. Auch die Behandlung von bereits bestehenden
Arrhythmien stellen Ärzte und Tierärzte immer wieder vor Probleme. So steigt die
Inzidenz von Vorhofflimmern im Tierreich [2] als auch beim Menschen [3] immer weiter
an und es werden neue Substanzen gesucht, die diese Rhythmusstörung zuverlässig
hemmen können.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, die mögliche antiarrhythmische Wirkung von Antazolin,
einem Antihistaminikum der ersten Generation aufzuzeigen, um damit eine mögliche
Therapieoption zur Behandlung lebensgefährlicher Arrhythmien sowie die Reduktion
der proarrhythmischer Wirkungen durch andere Medikamente zu ermöglichen. Dabei
wurden aus klinisch unauffälligen Kaninchen die Herzen entnommen und mit Hilfe der
Langendorff- Apparatur retrograd perfundiert. Durch die Zugabe verschiedener
Substanzen konnten Rhythmusstörungen wie Torsardes de Pointes oder Vorhofflimmern provoziert werden und die Wirkung von Antazolin sowohl auf ventrikulärer als
auch auf atrialer Ebene elektrophysiologisch untersucht werden.
Dieses Modell wurde in der Abteilung für experimentelle Rhythmologie am
Universitätsklinikum Münster schon vielfach genutzt und ist etabliert. Das
Kaninchenherz eignet sich dafür besonders, da die Ionenströme in den Herzmuskelzellen des Kaninchens mit denen des Menschen vergleichbar sind [4]. Somit sind die
2
Ergebnisse sowohl für die Veterinärmedizin als auch für die Humanmedizin von
Bedeutung und wurden als Kooperation zwischen der Klinik für Kleintiere der Stiftung
Tierärztliche Hochschule Hannover und der Abteilung für Rhythmologie des
Departments für Kardiologie und Angiologie des Untiversitätsklinikums Münster
durchgeführt.
3
2. Literaturübersicht
2.1. Anatomische und Physiologische Grundlagen
Anatomischer Aufbau des Kaninchenherzens
Das Kaninchenherz befindet sich zwischen dem dritten und sechsten Interkostalraum,
kranial im Thorax [5] und schlägt mit einer Herzfrequenz zwischen 150- 300 Schlägen
pro Minute. Das Herzgewicht beträgt dabei 0,3% des Körpergewichtes [6].
Das sauerstoffarme Blut wird beim Kaninchen während der Diastole über die rechte
und linke V. cava cranialis [5,7,8], die in den Koronarsinus münden, und der V. cava
caudalis dem rechten Atrium des Herzens zugeführt. Wenn der Druck im rechten
Vorhof den intraventrikulären Druck übersteigt, öffnet sich die Valva tricuspidalis und
das Blut kann in den rechten Ventrikel einströmen [9]. Die Trikuspidalklappe ist beim
Kaninchen im Gegensatz zum Menschen zweizipflig [5,10] und über die sogenannten
Chordae tendineae mit dem Endokard verbunden, sodass die Klappen nicht während
der Systole in die Vorhöfe gedrückt werden können. Nachdem sich die rechte
Hauptkammer des Herzens gefüllt hat, strömt in der Systole das Blut über die
Pulmonalklappe in die beim Kaninchen stark muskuläre Pulmonalarterie [5,10,11]. So
wird das sauerstoffarme Blut in die Lunge weitergeleitet und mit Sauerstoff wieder
angereichert. Dieses sauerstoffreiche Blut gelangt nun wiederum während der Diastole
in den linken Vorhof und wird über die zweizipflige Mitralklappe in den linken Ventrikel
weitergeleitet und erreicht von dort aus während der Systole über die Aortenklappe die
Aorta [10].
Die Versorgung des Herzens selbst erfolgt über die Koronararterien, dabei wird das
Kaninchenherz vorallem über die linke Koronararterie versorgt, sodass es anfälliger
für Myokardischämien ist [8,12].
Physiologie des ventrikulären Aktionspotentiales
Das Herz ist im Gegensatz zum Skelettmuskel fähig, selbständig ohne äußere Reize
zu kontrahieren und dieses selbst außerhalb des Organismus. Grundlage dafür sind
die verschiedenen Ionenströme in den Herzmuskelzellen, die durch Kanalproteine und
Transporter, welche die undurchlässige Lipiddoppelschicht der Zellwand durchziehen,
ermöglicht werden [13,14,15,16]. Besonders in den Bereichen zwischen den einzelnen
Herzmuskelfasern befinden sich in den sogenannten Glanzstreifen, Gebiete mit
erhöhter Leitfähigkeit, welche die einzelnen Zellen zu einem funktionellen Synzytium
verbinden. So ist eine Herzmuskelfaser nicht isoliert wie im Skelettmuskel [17].
Doch dies allein führt noch nicht zur vollständigen Autonomie des Herzens. Erst durch
die verschiedenen Eigenschaften der Herzmuskelzellen kann dies erfüllt werden. So
lassen sich Zellen des erregungsbildenden Systems im Herzen von denen des
Arbeitsmyokardes unterscheiden [18], wobei die Zellen des Arbeitsmyokardes noch
4
weiter in endokardiale, epikardiale und sogenannte midmyokardiale (M-Zellen)
unterteilt werden müssen. Die genannten Zelltypen unterscheiden sich hinsichtlich der
Verteilung der Ionenkanäle [19,20].
Das Aktionspotential von Myokardzellen des Herzens lässt sich nach Kreating und
Sanguinetti in fünf Phasen (0-4) unterteilen [13].
Die Phase 0 beinhaltet die schnelle Depolarisation der Muskelzelle durch einen
raschen spannungs- und zeitgesteuerten Natriumeinstrom (INa) in die Zelle [14]. Dieser
erfolgt aufgrund einer erhöhten extrazellulären Natriumkonzentration und der hohen
negativen Ladung im Zellinneren entlang des elektrochemischen Gradienten [16,21].
Nahezu gleichzeitig erfolgt ebenfalls potential- und zeitgesteuert die Aktivierung von
einem Kalziumkanal ICa-L (long-lasting), der zu einem Kalziumeinstrom führt, der
wiederum Kalzium aus dem sarkoplasmatischen Reticulum über Ryanodinrezeptoren
freisetzt und so die Depolarisation weiter verstärkt [15,22]. Ein Natrium- KalziumAustauscher (NCX) unterstützt die Freisetzung von Kalzium in den intrazellulären
Raum zusätzlich [23].
Mit der rasch einsetzenden Öffnung des Kaliumkanales Ito tritt die Phase 1 ein [21]. Es
kommt zum Kaliumausstrom und damit zur kurzen und schnellen Repolarisation. Da
der Kaliumkanal Ito endokardial seltener vorkommt [24], gibt es beim endokardialen
Aktionspotential keine ausgeprägte Phase 1 im Gegensatz zum Aktionspotential der
M- Zellen und der epikardialen Herzmuskelzellen [19].
Während der Phase 2 erfolgen so gut wie keine Nettoladungsverschiebungen [13,25],
es besteht ein Gleichgewicht zwischen einem langsamen Kalziumeinstrom ICa-L [15,22]
und einem spannungsabhängigen Kaliumausstrom. Dieser erfolgt zum Großteil durch
IKr(rapid=r) und IKs(slow=s) [26,27]. Diese Kanäle sind bei den verschiedenen Spezies
und Individuen unterschiedlich häufig und inhomogen verteilt [14], somit eignet sich
nicht jede Spezies als Modell für das humane Herz. Das Kaninchen stellt jedoch
aufgrund vergleichbarer Ionenkanäle und vergleichbarer geschlechtsabhängiger
Eigenschaften der Herzmuskelzellen ein geeignetes Modell dar [28].
Eine Mutation im HERG-Gen (human-ether-a-go-go related gene), mittlerweile als
KCNH2-Gen bezeichnet [28,20], welches für die α- Untereinheit von IKr kodiert [15],
führt so beispielsweise zu einer Form des Langen- QT- Syndromes (LQT2) [28,29]. Es
wurden bereits genveränderte Kaninchen gezüchtet, die ebenfalls die Mutation im
HERG-Gen oder im KVLQT1 aufweisen und so als Modell für das LQT1 und LQT2
dienen [30].
Darüber hinaus greifen viele Antiarrhythmika und andere Medikamente an diesem
Kanal an und blockieren ihn [31,32], was gerade in der Plateauphase des Aktionspotentiales zu erheblichen Ladungsschwankungen und Herzrhythmusstörungen
führen kann, da in dieser Phase kleine Veränderungen der Ladungsverteilung große
Auswirkungen haben können [13].
5
Die Kaliumkanäle IKr und IKs führen in der Phase 3 zur weiteren Repolarisation [33].
Diese wird durch einen weiteren potenzialgesteuerten Kaliumausstrom IK1 noch
verstärkt [14,22].
Dieser Kaliumausstrom IK1 hält auch das Ruhemembranpotential der Myokardzelle bei
-80 bis -90mV [16,22] aufrecht. Das Ruhepotential entspricht damit einem
Kaliumgleichgewichtspotential [21].
Mit Hilfe des Natrium-Kalzium-Austauschers (NCX) werden während der Diastole, im
Austausch drei Natriumionen ins Zellinnere und ein Kalziumion nach außen,
beziehungsweise zurück ins sarkoplasmatische Retikulum transportiert [34]. Darüber
hinaus werden durch eine Natrium/Kalium Pumpe drei Natriumionen nach außen und
zwei Kaliumionen ins Zellinnere transportiert [21] und somit die ursprünglichen
Ladungsverhältnisse wieder hergestellt.
Das Aktionspotential und die Refraktärzeit der Herzmuskelzelle dauert durch die lange
Plateauphase 200-400ms an und ist damit deutlich länger als das einer normalen
Muskelzelle mit 2-4ms, was eine grundlegende Schutzfunktion gegen eine tetanische
Erregung darstellt [16].
Abbildung 1: Ventrikuläres Aktionspotential
6
Das erregungsbildende System des Herzens besteht aus dem Sinusknoten, dem AVKnoten, dem His-Bündel, der Tawara- Schenkel und den Purkinjefasern [12]. Dabei ist
der Sinusknoten der primäre Rhythmusgeber; erst wenn dieser ausfällt, entsteht ein
neuer Ersatzrhythmus von untergeordneter Stelle mit niedrigerer Schlagfrequenz [35].
Abbildung 2: Schrittmacherpotential
Das Aktionspotential der erregungsbildenden Zelle ist gekennzeichnet durch einen
langsam depolarisierenden, hauptsächlich aus Natrium- und Kaliumionen
bestehenden [36] Kationeneinstrom If (funny channel) [37], der durch eine Hyperpolarisation unter -40/-45 mV aktiviert wird [38] und einer starken Regulation durch das
autonome Nervensystem unterliegt [36,39]. Dieser führt zu einem rhythmisch
wiederkehrenden Präpotential, insbesondere weil in den Schrittmacherzellen ein
stabilisierender Kaliumstrom IK1 im Gegensatz zu den kontrahierenden Herzmuskelzellen nicht vorhanden ist [35]. Wenn das Präpotential die spezifischen Schwellenwerte erreicht, öffnen sich ein schnell inaktivierbarer (transienter) Kalziumkanal ICa-T
und ein länger fortdauernder Kalziumkanal ICa-L, die zum Einstrom von Kalziumionen
und dadurch zur raschen weiteren Depolarisation der Zellmembran führen [40]. Dies
entspricht der Phase 0 des Aktionspotentiales. Eine schnelle Repolarisation und eine
Plateauphase gibt es bei den Zellen des erregungsbildenden Systems nicht, sondern
es folgt direkt die Phase 3 durch einen Kaliumausstrom über IKr und IKs, wobei die
Verteilung zwischen den Spezies und entlang des erregungsbildenden Systems
variiert. So werden beispielsweise beim Kaninchen im Sinusknoten und AV- Knoten
hauptsächlich IKr und in den Purkinjezellen beide Kaliumkanäle exprimiert [41].
7
Das Präpotential nimmt ausgehend vom Sinusknoten über die restlichen Anteile des
erregungsbildenden Systems an Steilheit ab, somit wird eine Ordnung der Erregungsbildung erreicht [42].
Physiologie des atrialen Aktionspotentiales
Abbildung 3: Atriales Aktionspotential
Die Phase 0 wird in den atrialen Myozyten durch den Einstrom von Natriumionen über
INa und den Einstrom von Kalziumionen über ICa-L ausgelöst [43]. ICa-L stellt auch den
wichtigsten Kationeneinstrom während der Plateauphase des Aktionspotentials dar
und wird im Gegensatz zum Ventrikel über second messenger wie Serotonin [44] und
in Abwesenheit von ß-adrenerger Stimulation, von Phosphodiesterasen reguliert
[45,46]. Während Phasen von Vorhofflimmern [47] bzw. durch eine Dilatation der
Vorhöfe [48] wird der Kalziumeinstrom über ICa-L reduziert und somit sowohl die atriale
Aktionspotentialdauer (aAPD) als auch die Refraktärzeit verkürzt und die Schaffung
von Reentry- Mechanismen begünstigt [49]. Die Freisetzung von Kalzium aus dem
sarkoplasmatischen Retikulum, welche in den Vorhofmyozyten deutlich weniger
ausgeprägt ist als in ventrikulären Herzmuskelzellen, wird ebenfalls durch den
Einstrom von Kalzium über ICa-L getriggert [50]. Die Repolarisation während der Phase
1 findet überwiegend über den kalziumabhängigen Chlorideinstrom Ito2 statt [51]. Die
8
weitere Repolarisation erfolgt über einen vorhofspezifischen, frequenzabhängigen
Kaliumausstrom IKur (ultra- rapid) [52], Ito1 [41] und beim Menschen auch über IKr und
IKs [53] statt. Während der Phase 2 halten sich der Kalziumeinstrom und Kaliumausstrom die Waage.
Wie auch im Ventrikel ist das Ruhepotential von -80mV [43] ein Kaliumgleichgewichtspotential, welches über einen Kaliumausstrom durch IKAcH, IK1, welcher sich von dem
ventrikulären IK1 in mehreren Eigenschaften unterscheidet [54], sowie durch IKATP
aufrecht erhalten wird [55].
9
2. 2 Pathophysiologie
2.2.1 Grundlagen ventrikulärer Arrhythmien
Jedes Jahr sterben circa 300‘000 Amerikaner am plötzlichen Herztod, der durch
ventrikuläre Tachyarrhythmien verursacht wird. Viele Betroffene haben im Vorfeld
kardiale Grunderkrankungen, aber es sterben auch immer wieder Personen ohne
vorhergehende Symptomatik [1]. Da es bisher nicht möglich ist diese Arrhythmien
vorherzusagen und vorzubeugen, laufen viele experimentelle Untersuchungen zur
Aufklärung von Faktoren und Grundlagen, die zu diesen Herzrhythmusstörungen
führen.
Der plötzliche Herztod aufgrund von Herzrhythmusstörungen betrifft jedoch nicht nur
die Humanmedizin, sondern ist auch in der Veterinärmedizin von großem Interesse
[56,57]. Insbesondere trifft dies auf die dilatative Kardiomyopathie zu, in deren Folge
es immer wieder zu tödlichen Arrhythmien kommen kann.
Störungen der Repolarisation als Grundlage für Herzrhythmusstörungen
Die Repolarisationsphase stellt die vulnerable Phase des Aktionspotentials dar. So
können schon geringe Veränderungen der Ionenvorgänge zu großen
Potentialschwankungen führen, die nach Beendigung der absoluten Refraktärzeit zu
neuen Erregungen führen können [20]. Eine Blockierung der für die Repolarisation
erforderlichen Kaliumkanäle IKr und IKs (loss of function), beziehungsweise ein
fehlendes Schließen der Natriumkanäle INa (gain of function) [13] führt zur
Verlängerung der Repolarisation und somit zu einer Verlängerung des
Aktionspotentiales und der QT-Zeit im EKG [29].
Da IKr und IKs in der Ventrikelmuskulatur inhomogen verteilt sind [58], kommt es bei
Blockaden dieser Kanäle eventuell zu einer Dispersion der Repolarisation in der
Ventrikelwand. So ist beispielsweise IKs midmyokardial weniger häufig vertreten als
epi- und endokardial, wohingegen IKr in den bisherigen Studien gleichmäßiger verteilt
ist; dies führt dazu dass sogenannte M-Zellen besonders anfällig für APDVerlängerungen sind [59]. Dieses kann die Entstehung von ventrikulären Arrhythmien
fördern, indem ein Reentry der Erregung möglich wird. Wenn beispielsweise die
Erregung unidirektional auf nicht erregbares Gebiet trifft, kann die Erregung andere
Wege nehmen, da Bereiche daneben beziehungsweise dahinter schon wieder
erregbar sein können aufgrund unterschiedlicher Repolarisationszeiten [13]. Das
Intervall vom Scheitelpunkt der T-Welle bis zu deren Ende kann als Maß für die
Dispersion der Repolarisation im EKG verwendet werden [60].
Normalerweise wird diese Gefahr noch durch die sogenannte Repolarisationsreserve
gesenkt, indem die nötigen Ionenkanäle im Überfluss exprimiert werden,
beziehungsweise bei der Blockade eines essentiellen Ionenkanales wie
beispielsweise IKr eine vermehrte Expression von Ersatzkanälen [61] stattfindet.
10
Bestehen jedoch weitere Faktoren wie beispielsweise Hypokaliämie [62,63],
Bradykardie [64] und das weibliche Geschlecht [28], die zu einer Verlängerung der QTZeit und zu einer Verringerung der Repolarisationsreserve führen, so kann die
Entstehung von Reentry-Mechanismen zusätzlich gefördert werden [29].
Allerdings führen nicht alle Medikamente, die eine Verlängerung der QT- Zeit
bewirken, wie beispielsweise Amiodaron [65,66], zu schwerwiegenden Arrhythmien.
Erst wenn zusätzlich eine Dispersion der Repolarisation durch eine unterschiedliche
Verteilung der blockierten Kanäle und eine Verringerung der Repolarisationsreserve
stattfindet, kann dies als prädiktiver Faktor für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen gewertet werden [67].
Schließlich führt eine gleichmäßige Verlängerung der Repolarisation und damit der
absoluten Refraktärzeit über das gesamte Myokard zu einem Schutz vor abnormalen
Erregungen, worin auch die Berechtigung für den jahrelangen Einsatz von
Antiarrhythmika der Klasse ǀǀǀ begründet liegt.
Das lange QT- Syndrom
Als QT-Zeit bezeichnet man im EKG die Strecke zwischen dem Beginn des QRSKomplexes und dem Ende der T-Welle. Am Besten eignet sich zum Ablesen der QTZeit die 2. Ableitung nach Einthoven [68]. Da die QT-Zeit von der Herzfrequenz
abhängig ist, wird sie frequenzkorrigiert und dann als QTc bezeichnet [69].
Eine QT-Zeit von mehr als 500ms ist beim Menschen als pathologisch anzusehen und
ist häufig mit lebensbedrohlichen Arrhythmien verbunden [70].
Das lange QT-Syndrom (LQTS) kann sowohl hereditär als auch erworben sein. Beim
angeborenen LQTS bestehen Genmutationen, die zu fehlerhaften Expressionen der
Ionenkanäle führen, die für die Repolarisation während des Aktionspotentials nötig
sind. So kommt es zur Verlängerung der Aktionspotentiale und in der Summe auch zur
Verlängerung der QT-Zeit [71]. Aufgrund der bestehenden Dispersion der Repolarisation durch die inhomogene Verteilung der Ionenkanäle im Herzen [58] kann es
zu lebensgefährlichen Arrhythmien vom Torsade de Pointes-Typ kommen, insbesondere bei bestehenden Risikofaktoren wie Hypokaliämie [62,63] oder medikamenteller Therapie mit Substanzen, die ebenfalls die QT-Zeit verlängern [72].
Es lassen sich mittlerweile 15 Syndrome vom autosomal-dominanten Romano-Ward
Typ und zwei Syndrome vom selteneren, mit Innenohrschwerhörigkeit einhergehenden Jervell and Lange-Nielsen Typ unterscheiden, die auf verschiedenen
Mutationen beruhen [70]. Die Unterformen LQT1-3 sind jedoch am häufigsten [73].
11
Abbildung 4: Einteilung der kongenitalen QT Syndrome aus: Genetic and Clinical Advances in
Congenital Long QT Syndrome [74]
Das LQT1 beruht auf einer Mutation im KCNQ1 Gen, welches für den Kaliumkanal
Kv7.1 codiert, den einwärtsgerichteten Ionenstrom IKs bewirkt und häufig zu
Arrhythmien während körperlicher Belastung oder emotionalem Stress führt. Die
Rhythmusstörungen treten hier typischerweise während des Schwimmens auf [75].
Das LQT2 wird durch eine Mutation im KCNH2 (HERG) Gen, welches für den
einwärtsgerichteten Gleichrichterstrom IKr codiert, ausgelöst und kann sowohl in Ruhe
als auch unter Belastung und postpartal Synkopen hervorrufen [75].
Das LQT3 entsteht durch eine Mutation im SCN5A Gen [76] und führt im Gegensatz
zu den LQT1 und LQT2 zu einer Verstärkung der Expression des Natriumkanales (gain
of function) und somit zu einem verstärkten Natriumausstrom und so folglich zur
Verlängerung der Repolarisation [71]. Synkopen treten bei diesem Typ vor allem in
Ruhe und in der Nacht auf [75]. Die Häufigkeit von lebensgefährlichen Arrhythmien ist
bei Frauen mit dem LQT1 und LQT2 deutlich häufiger als bei Männern mit den gleichen
genetischen Defiziten, während beim LQT3 häufiger männliche Personen betroffen
sind [70].
Das erworbene LQTS kann durch den Einsatz von Medikamenten, welche die
Kaliumkanäle IKr und/ oder IKs blockieren, beziehungsweise die Aktivität von INa
steigern, hervorgerufen werden. Insbesondere IKr ist ein Kanal, der von vielen
12
Medikamenten aufgrund seiner Struktur mit aromatischen Aminosäuren und deren
Seitenketten sowie zwei Prolinresiduen in der Helix blockiert wird [77]. So bewirken
viele Antiarrhyhthmika der Klasse ǀa und ǀǀǀ, Antihistaminika und Antibiotika eine
Verlängerung der QT-Zeit [72]. Eine Verlängerung der Repolarisation reicht jedoch
nicht aus, um gefährliche Arrhythmien auszulösen. Dafür müssen zusätzliche Faktoren
vorhanden sein, die eine Dispersion der Repolarisation [58] und eine Verringerung der
Repolarisationsreserve [29] bewirken.
In dieser Arbeit wurde das LQT2 durch die Gabe von Sotalol, einem Antiarrhythmikum
der Klasse ǀǀǀ, welches den Ionenstrom durch IKr blockiert [78] und Erythromycin, einem
Makrolidantibiotikum, welches ebenfalls IKr hemmt, simuliert [79,80]. Die Gabe von
Veratridine, einem Alkaloid, führt über die Hemmung der Inaktivierung von I Na zur QTVerlängerung und entspricht damit dem LQT3 [81].
Frühe Nachdepolarisationen (early afterdepolarizations, EADs)
Cranefield nutzte im Jahre 1977 erstmals den Begriff der early afterdepolarizations
(EADs) für neue Depolarisationen während der Repolarisationsphase des Aktionspotentiales [82]. Abzugrenzen sind diese von den späten Nachdepolarisationen
(delayed afterdepolarizations, DADs), die erst nach der vollständigen Repolarisation,
also während der Phase 4 des Aktionspotentials stattfinden [83].
EADs führen häufig zu Arrhythmien vom Torsade de Pointes Typ im Zusammenhang
mit dem erworbenen und kongenitalen QT Syndrom [13,84], insbesondere wenn
weitere Faktoren wie Hypokaliämie [84], Hypomagnesämie [85] und Bradykardie [64]
bestehen, welche die Entwicklung von Herzrhythmusstörungen begünstigen.
Grundlage für das Entstehen von EADs sind oszillierende Potentialschwankungen
während der Plateauphase bzw. der 3. Phase des Aktionspotentials [86] und eine
Hemmung des Ausstromes von Kationen bzw. eine Förderung von positiven
einwärtsgerichteten Ionenströmen, welche die positive Ladung im Zellinneren fördern
und damit die APD verlängern [87].
Wenn unter diesen Voraussetzungen eine zusätzliche Reaktivierung von
Kationenkanälen erfolgt, beispielsweise durch eine Reaktivierung von I Ca-L [88,89] oder
INa [20] bzw. durch die vermehrte Aktivität des Natrium-Kalzium-Austauschers (NCX)
[90] und damit der Erhöhung des intrazellulären Kalziumgehaltes, kann es zur
erneuten Depolarisation kommen, bevor die vorhergehende Erregung beendet war.
13
Abbildung 5: Repräsentatives Beispiel früher Nachdepolarisationen am isolierten Kaninchenherzen
Torsades de Pointes
Dessertenne definierte 1966 erstmals den Begriff Torsades de Pointes (TdP) [91] um
die polymorphen ventrikulären Tachyarrhythmien zu beschreiben, bei denen die
Kammerkomplexe um die isoelektrische Linie rotieren und eine typische
Spitzenumkehr der QRS-Komplexe auftritt [92]. Damals wurden die beschriebenen
Arrhythmien noch nicht mit einem verlängerten QT-Intervall in Verbindung gebracht.
Erst um 1970 wurde die Verlängerung der QT-Zeit durch verschiedene Medikationen
als Ursache für das Auftreten von TdP als sicher angesehen [29].
Grundvoraussetzung für das Auftreten von TdP ist eine Dispersion der Repolarisation
[58], eine Reduktion der Repolaristionsreserve [29] und das Auftreten von EADs als
Auslöser [20]. Dabei reicht eine QT-Verlängerung durch Medikamente wie
beispielsweise Antiarrhythmika der Klasse ǀa und ǀǀǀ, Antibiotika wie Erythromycin,
beziehungsweise Antihistaminika wie Terfenadine oder Psychopharmaka [72] nicht
aus, sondern es müssen weitere Faktoren vorhanden sein, die die repolarisierende
Kanäle beeinträchtigen [85,93-95]. So wurde zum Beispiel bei einigen
Afroamerikanern und einer kaukasischen Familie eine Mutation festgestellt, welche zu
einer Veränderung der Aktivierung des Natriumkanales führt, womit es häufiger zu
Arrhyhthmien bei diesen Personen im Zusammenhang mit einer Blockierung des I KrKanales kommt [29].
14
Viele Medikamente werden darüber hinaus über das Enzymsystem P450
verstoffwechselt. Kommt es zu einer Blockade oder kompetitiven Hemmung mit einem
anderen Stoff um dieses System, steigt der Plasmaspiegel des Medikamentes im Blut
und dies kann in vielen Fällen zu einem erhöhten Risiko für das Auftreten von TdP
führen [96]. So steigt die Anzahl von TdPs unter der Anwendung von Sotalol mit
steigenden Wirkstoffspiegeln [97,98]. Ebenso kann es zu einer Erhöhung der
Plasmaspiegel bestimmter Stoffe kommen, wenn die Leber- bzw. Nierenfunktion
beeinträchtigt ist [99].
Abbildung 6: Repräsentatives Beispiel einer Torsades de Pointes- Episode am isolierten Kaninchenherzen
2.2.2 Vorhofflimmern
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung beim Menschen und die
Prävalenz steigt laut epidemiologischer Studien immer weiter an [3]. Die Ursache für
die zunehmende Häufigkeit liegt wohl im demographischen Wandel der Gesellschaft,
da das Auftreten von Vorhofflimmern mit zunehmendem Alter ansteigt [100]. Die
Pathogenese ist noch immer nicht vollständig aufgeklärt, Risikofaktoren stellen jedoch
Bluthochdruck, das männliche Geschlecht, Diabetes mellitus Typ 2, bestimmte
15
genetische Faktoren, Klappenerkrankungen des Herzens sowie andere chronische
Herzerkrankungen und ein erhöhtes Lebensalter dar [101].
Abbildung 7: Repräsentatives Beispiel einer induzierten Vorhofflimmerepisode am isolierten Kaninchenherzen
Entstehung von Vorhofflimmern
Vorhoffimmern ist eine sehr komplexe Herzrhythmusstörung und es sind diverse
Mechanismen an der Entstehung beteiligt. Als grundlegender Mechanismus wird heute
die Entstehung sogenannter Rotoren angesehen, indem eine Erregungswelle auf ein
Hindernis, beispielsweise durch die Heterogenität oder Fibrose des Gewebes, trifft.
Dabei entstehen durch den Rotor neue Erregungswellen, die ebenfalls zur Entstehung
neuer Rotoren führen können [102]. Bereits 1962 wurde von Gordon Moe die „multiple
wavelet“ Hypothese aufgestellt, in der die Entstehung von Vorhofflimmern in Rotoren
und vielen gleichzeitig auftretenden Wellen begründet liegt [103]. Diese Hypothese
wurde 1977 von Allessie durch die „leading circle“ Theorie zunächst abgelöst, die im
Gegensatz zu den Ergebnissen von Moe nicht auf Computersimulationen beruhte,
sondern anhand von Experimenten am Kaninchenherzen aufgestellt wurde [104]. Ein
wesentlicher Unterschied zwischen
16
beiden Hypothesen ist, dass bei der „leading circle“ Hypothese das Zentrum des
Erregungsringes refraktär ist, da sich die Erregung zentripetal ausbreitet, während bei
der Rotorhypothese von einem erregbaren Zentrum ausgegangen wird und damit die
Rotoren nicht lokal fixiert sind, sondern beweglich [105]. Außerdem ist bei der Theorie
von Rotoren die Kurvatur der Spirale von Bedeutung hinsichtlich der Geschwindigkeit
der Erregungsausbreitung. So breiten sich die Wellen um so schneller aus, je konkaver
die Struktur des Rotors ist, während die Gesamtgeschwindigkeit mit zunehmender
Kurvatur abnimmt, sodass die Depolarisationswelle im Rotorenkern die umliegenden
Zellen nicht mehr erregen kann [106]. Dadurch entsteht ein elektrisches Potential
zwischen dem Kern und dem umliegenden Gewebe, welches zu einer APD
Verkürzung der kernnahen Myozyten führt und damit zur Stabilisierung des Rotors
[107].
Durch Allessie selbst wurde schließlich im Jahre 1985 der experimentelle Nachweis
für die „ multiple wavelet“ Hypothese erbracht [108].
Die Entstehung eines Rotors kann experimentell beispielsweise durch das S1- S2
Protokoll erreicht werden [109]. Dabei wird kurz nach dem ersten Stimulus (S1) ein
zweiter Stimulus (S2) gesetzt, dessen Erregungsfront senkrecht zu der von S2
gerichtet ist. Durch die teilweise blockierte Erregungsfortleitung von S2 am
Kreuzungspunkt kommt es zur Ausbildung einer rotierenden Erregungsspirale [110].
Dieser Vorgang ist in Abbildung 9 veranschaulicht. Im ersten Bild ist die
Erregungswelle von S1 links im Bild als weißer Streifen erkennbar. Die Erregungsfront
von S2 befindet sich bei 185ms als weißer Balken am unteren Bildrand. Die Ausbildung
des Rotors beginnt bei 260ms.
Rotoren wurden mittlerweile nicht nur in Tiermodellen dargestellt [111,112], sondern
auch in menschlichem Gewebe als wichtiger pathogenetischer Faktor in der
Entstehung von Vorhofflimmern und Kammerflimmern erkannt [113]. Es ist jedoch
immer noch umstritten, ob ein einzelner Rotor wie in der „mother rotor“ Hypothese
[112] ausreicht, um eine fibrillatorische Erregungsausbreitung hervorzurufen, oder ob
mehrere Wellen wie in der „multiple wavelet“ Hypothese dafür notwendig sind [114].
Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass beide Hypothesen ihre Berechtigung
haben und an der Entwicklung von Vorhofflimmern beteiligt sind [102].
17
Abbildung 8: Schematische Darstellung der „Leading circle Hypothese“ nach Pandit und Jalife (2013)
[105]
Abbildung 9: Schematische Darstellung der Entstehung von Rotoren (modifiziert aus [115])
Abbildung 10: Schematische Darstellung eines Rotors (modifiziert aus [105])
18
Beteiligte Ionenkanäle und therapeutische Ansätze
Die multifaktorielle Entstehung von anfallsartigem und chronischem Vorhofflimmern
lässt auf eine unterschiedliche Bedeutung und Beteiligung vieler verschiedener
Ionenkanäle schließen, welche noch nicht vollständig aufgeklärt sind.
Bereits nachgewiesen ist ein Anstieg von IK1 bei Patienten mit chronischem
Vorhofflimmern, welches zu einer Hyperpolarisation und im Zusammenhang mit der
gesteigerten Aktivität von INa zu einer Verkürzung der Aktionspotentialdauer führt
[116,117,118]. Dieser Zusammenhang zwischen der Überexpression von IK1 und
Vorhofflimmern wurde durch die Entwicklung von transgenen Mäusen mit einer
verstärkten Expression von IK1, die in experimentellen Versuchen ein häufigeres und
länger bestehendes Vorhofflimmern im Gegensatz zu Wildtyp- Mäusen zeigten, noch
weiter belegt [119]. Die Blockade von IK1, beispielsweise mit Chloroquin führt zu einer
Terminierung des Vorhofflimmerns [120]. Die Ergebnisse bezüglich des Klasse ǀAntiarrhythmikums Flecainid, welches INa hemmt, sind widersprüchlich. Laut
Filgueiras-Rama et al. führt Flecainid in zwei von fünf Fällen zu einem Übergang des
Vorhofflimmerns in eine Tachykardie der Vorhöfe und nicht zum Beenden des
Vorhofflimmerns [120]. Jedoch wird in diesen Versuchen die atriale Fibrillation durch
eine vermehrte Dehnung der Vorhöfe provoziert. In anderen Studien führt Flecainid zu
einer deutlichen Hemmung des Vorhofflimmerns [121] und wird bei herzgesunden
Patienten von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie zur medikamentösen
Therapie ausdrücklich empfohlen [122].
Dies zeigt, dass die Blockade verschiedener Ionenkanäle einen wesentlichen Aspekt
der medikamentösen Therapie des Vorhofflimmerns darstellt.
Bisher werden überwiegend Natriumkanalblocker wie das auch hier verwendete
Flecainid, Kaliumkanalblocker wie Sotalol und Substanzen, die gleichzeitig mehrere
verschiedene Ionenkanäle hemmen, wie beispielsweise Amiodaron eingesetzt. Diese
sind zwar effektiv hinsichtlich der Behandlung von Vorhofflimmern, wirken sich jedoch
auch auf die ventrikuläre Repolarisation aus und können ventrikuläre
Herzrhythmusstörungen begünstigen [123]. So sind Substanzen, welche Natriumkanäle blockieren, im Falle von Koronarerkrankungen und strukturellen Herzerkrankungen kontrainduziert, da sie die Erregungsleitung erheblich verlangsamen.
Kaliumkanalblocker verlängern die QT-Zeit und fördern so die Entwicklung von TdP
und die multifokal wirkenden Substanzen sind assoziiert mit einer toxischen Wirkung
an verschiedenen Organsystemen [124].
So gewinnen Substanzen, die spezifisch an atrialen Ionenkanälen wie beispielsweise
IKur, IK-ACh oder If wirken, zunehmend an Bedeutung. Auch INa- Blocker, die
überwiegend in den Atrien wirken, wie zum Beispiel Ranolazin, stehen im Mittelpunkt
der antiarrhythmischen Forschung. So führt Ranolazin zu einer Verlängerung der
Aktionspotentialdauer und zu einer Verlängerung der Post-RepolarisationsRefraktärität [125] und könnte somit als ein vorhofspezifisches Klasse ǀ Anti-
19
arrhythmikum bezeichnet werden. Ranolazin wirkt jedoch nicht nur auf INa, sondern
blockiert auch IKr und führt so zu einer Verlängerung der APD90. Die Effektivität
Vorhofflimmern zu stoppen, ist mit dieser zweiten Eigenschaft IKr zu blockieren
gekoppelt, da alleinige INa Blocker wie Lidocain nicht effektiv wirken [124]. Ähnliche
Eigenschaften ließen sich jedoch auch am ventrikulären Myokard nachweisen [126].
Die Gesamtmenge des Ionenstromes IK-ACh kann bei Patienten mit chronischem
Vorhofflimmern sowohl erhöht [127] als auch erniedrigt [128] sein. Betrachtet man
jedoch nur den IK-ACh, der nicht muskarinerg bzw. vagal aktiviert wird, ist dieser im Falle
von chronischem Vorhofflimmern sowohl beim Menschen [129] als auch beim Hund
[130] erhöht. Obwohl die selektive Blockade von IK-ACh experimentell zu einer APDVerlängerung führt und Vorhofflimmern unterdrückt [131], sind derzeit keine selektiven
IK-ACh Blocker klinisch verfügbar [124].
Die experimentellen Ergebnisse hinsichtlich IKur sind sehr unterschiedlich. So führt eine
Reduktion von IKur an klinisch unauffälligen Vorhöfen lediglich zu einer Verkürzung der
frühen Repolarisationsphase aber nicht der späten (APD70 und APD90). Im Gegensatz
dazu führt eine Blockierung bei krankhaft veränderten Atrien zu einer Verlängerung
der APD70 und APD90 [132]. Viele Medikamente die IKur blockieren wie beispielsweise
das neue Antiarrhythmikum Vernakalant, bewirken jedoch eine Verlängerung der
Refraktärzeit insbesondere der Post-Repolarisations-Refraktärität, sowohl bei
gesunden als auch bei erkrankten Atrien. Die Ursache hierfür liegt darin, dass viele
Substanzen wie Vernakalant nicht nur IKur, sondern auch INa und IKr im Vorhof hemmen
[133]. Dabei ist die spezifisch atriale Wirkung der Blockierung von IKr
frequenzabhängig. Bei niedrigen Frequenzen besteht eine überwiegend ventrikuläre
Wirkung, währenddessen bei höheren Frequenzen die Wirkung zunehmend selektiv
die Vorhöfe betrifft [124]. Vernakalant wird auch hier verwendet, um dessen
Wirkungsweise mit der von Antazolin vergleichen zu können.
Ein weiterer Ionenkanal, der im Fokus der antiarrhyhtmischen Vorhoftherapie steht, ist
der sogenannte funny-channel If. Dieser nicht selektive Ioneneinstrom, der überwiegend im Sinusknoten, im AV- Knoten und im Myokard der Pulmonalvenen
vorkommt [134], spielt eine ebenfalls entscheidende Rolle in der Genese von
Vorhofflimmern, welches häufig seinen Ursprung in den Pulmonalvenen hat [135], und
mit einer erhöhten Aktivität des If in Verbindung steht [134]. Insbesondere im Falle von
Herzinsuffizienz [136] und vermehrtem linksatrialen Füllungsdruck kommt es zu einem
verstärkten Ionenstrom If [137] sowie unter starker sympathischer Aktivität über cAMP
zur direkten Förderung von If [138].
In dieser Arbeit wird Ivabradin, ein selektiver If-Inhibitor, eingesetzt, um den
hemmenden Effekt von Ivabradin auf Vorhofflimmern und dessen Wirkungsweise im
Langendorff- perfundierten Kaninchenherzen darzustellen und mit der Wirkung von
Antazolin zu vergleichen.
20
2.3 Antazolin
Abbildung 11: Strukturformel von Antazolin
Antazolin ist ein Antihistaminikum der ersten Generation mit chinidin-ähnlichen antiarrhythmischen Eigenschaften [139-141] und einer zusätzlichen anticholinergischen
Wirkung [142,143].
Dutta stellte erstmals 1948 im tierexperimentellen Modell die antiarrhythmischen
Eigenschaften von Antazolin fest [143] und es folgten weitere experimentelle Nachweise und Patientendaten, die eine Hemmung von verschiedenen Arrhythmieformen
durch Antazolin bestätigten [144-147]. So unterdrückt Antazolin sowohl ventrikuläre
als auch atriale Extrasystolen und Tachykardien, hemmt Arrhythmien aufgrund von
Digitalisintoxikationen und verhindert Kammerflimmern während hypothermischer
Phasen [148]. Zu erklären ist dies durch eine Verlängerung des Aktionspotentiales,
einer Hemmung der Kontraktilität des Myokardes, einer Verringerung der Leitungsgeschwindigkeit im Atrium und durch eine Erhöhung der atrialen Refraktärzeit, wohingegen die atrioventrikuläre Überleitung verbessert wird [142,149].
Die überwiegend mehr als 40 Jahre alten Veröffentlichungen basieren dabei
größtenteils auf Erfahrungsdaten und weniger auf fundierten wissenschaftlichen
Studien.
Hinsichtlich der antiarrhythmischen Wirkung von Antazolin in Phasen von Vorhofflimmern sind die bisherigen Ergebnisse widersprüchlich. So sprachen viele Ergebnisse klar gegen eine derartige Wirkungsweise [145], wohingegen andere diese These
unterstützten [150-152].
In Polen wird Antazolin-hydrochlorid bereits seit vielen Jahren zur Behandlung von
Vorhofflimmern eingesetzt [142,153]. Dabei stellt es insbesondere aufgrund seiner
schnellen Wirkungsweise, der kurzen Halbwertszeit von drei Stunden [140,149] und
den selten vorkommenden Nebenwirkungen wie Hypotonie, Benommenheit, Übelkeit
und Erbrechen [145], ein geeignetes Medikament dar. Durch die zuletzt initiierte
21
AnPAF Studie [142] sollen nun schließlich die fehlenden klinischen Daten in Form
einer randomisierten, doppelblinden Studie mit einer Kontrollgruppe erbracht werden.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der AnPAF Studie könnte dies eine Erweiterung
der Leitlinien zur Behandlung von Vorhofflimmern bedeuten, da die bisherigen
Antiarrhythmika aus der Klasse ǀA,ǀC und ǀǀǀ wie beispielsweise Flecainid und Amiodarone sowie der neuere Wirkstoff Vernakalant, die derzeit eingesetzt werden
[154,155], auch zum Teil erhebliche Nachteile mit sich bringen. Diese sind einerseits
das ebenfalls häufig bestehende proarrhythmische Potential, die zum Teil geringe
Effizienz oder die hohen Kosten wie im Falle von Vernakalant [142].
Im Gegensatz dazu stellt Antazolin ein sehr kostengünstiges, mit wenigen
Nebenwirkungen einhergehendes Medikament dar, wenngleich es nicht für Patienten,
die an Hypotonie, chronischer Herzinsuffizienz mit einem verringerten Auswurfvolumen oder koronaren Herzerkrankungen leiden, geeignet ist, da Antazolin das
Schlag- und Auswurfvolumen reduziert und zu Hypotonien führen kann [152].
Das Ziel dieser Arbeit ist es, die antiarrhythmische ventrikuläre und atriale Wirkungsweise von Antazolin in experimentellen Untersuchungen auf Organebene aufzuzeigen,
da diese grundlegenden Untersuchungen bisher nicht durchgeführt worden sind.
Dadurch wird ein weiterer Grundstein auf dem Weg zum therapeutischen Einsatz von
Antazolin zur Behandlung lebensgefährlicher Arrhythmien, sowie zur Reduktion der
proarrhythmischen Wirkungen durch andere Medikamente gelegt. Auch wird es in
dieser Arbeit möglich, die Wirkung von Antazolin direkt mit anderen antiarrhythmisch
wirkenden Substanzen zu vergleichen und Vor- beziehungsweise Nachteile aufzuzeigen.
22
3. Material und Methode
3.1 Versuchstiere
Für die Versuchsreihen wurden insgesamt 116 weibliche Kaninchen der Rasse "Weiße
Neuseeländer“ verwendet. Die Tiere hatten ein durchschnittliches Gewicht von 3,8
Kilogramm. Weibliche Tiere wurden verwendet, da sich bereits gezeigt hat, dass
elektrophysiologische Geschlechtsunterschiede bestehen. So haben Frauen postpubertär ein längeres QTc-Intervall als Männer [28,156] und eine höhere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von medikamenteninduzierten Torsades de Pointes [157].
Somit konnte mit einem häufigeren Auftreten von Arryhthmien unter der Verwendung
von ausschließlich weiblichen Tieren gerrechnet werden.
Die Kaninchen waren in der Zentralen Tierexperimentellen Einrichtung des Universitätsklinikums Münster unter standardisierten Bedingungen untergebracht. Die Tiere
befanden sich einzeln in Kunststoffkäfigen, die Raumtemperatur betrug 20°C, die
Luftfeuchte 60% und der Tag-Nacht-Zyklus betrug 12h:12h. Wasser und Futter stand
ad libitum zur Verfügung. Die Betreuung der Versuchstiere erfolgte durch ausgebildete
Pflegekräfte. Diese waren für die Fütterung, Pflege und tägliche Kontrolle der
Kaninchen zuständig. Vor den Versuchen wurde eine klinische Allgemeinuntersuchung der Kaninchen durchgeführt, um einen guten Gesundheitszustand bei allen
verwendeten Kaninchen zu gewährleisten.
3.2 Präparation des Kaninchenherzens
Den Kaninchen wurde nach der klinischen Untersuchung über die V. auricularis
superficialis, die sich am lateralen Ohrrand befindet, ein venöser Zugang mit einem
Butterfly gelegt. Darüber erfolgte eine Prämedikation mit 1000IE/kg Heparin (HeparinNatrium 25000 ratiopharm GmbH, Ulm) um eine Thrombosebildung im Herzen zu verhindern. Danach wurden 5ml Thiopental (Thiopental-Natrium 0,5g, Inresa Arzneimittel
GmbH, Freiburg) langsam intravenös injiziert, bis eine Erschlaffung der Muskulatur
und der Ausfall des Kornealreflexes eintrat. Nachdem so die vollständige, tiefe
Narkose festgestellt wurde, durchtrennte man die V. jugularis um das Tier zu entbluten
und dadurch den Tod herbei zu führen.
Die Kaninchen wurden dann in Rückenlage fixiert und die Bauchdecke durch eine
Hilfsperson auf Spannung gehalten.
So konnte mit einer Geflügelschere der Peritonealraum direkt kaudal des Arcus costae
eröffnet werden.
Nun erfolgte die Eröffnung des Brustraumes. Mit einer Metzenbaumschere wurde das
Zwerchfell entlang des Rippenbogens abgeschnitten, die Rippen mittels der
Geflügelschere senkrecht durchtrennt und der ventrale Anteil des Thorax zurück-
23
geklappt, sodass man mit freier Sicht auf das Kaninchenherz blicken konnte. Das
Perikard wurde eingeschnitten und entfernt und der Aortenbogen aufgesucht. Dieser
wurde kranial durchtrennt und das Herz durch einen kraniokaudalen Schnitt entlang
der Luftröhre aus der Körperhöhle präpariert.
Das Herz wurde sogleich danach in ein Becherglas mit körperwarmer Nährlösung
überführt, um möglichst schnell ein körperähnliches Milieu zu schaffen und das Herz
zu entbluten.
Durchschnittlich wurden für die Präparation der Herzen circa 90 Sekunden benötigt.
3.3 Langendorff- Versuch am isolierten Kaninchenherzen
Der Aufbau des Langendorff-Versuches am isolierten Kaninchenherzen ist bereits
mehrfach beschrieben worden [4,158,159]. Verwendet wurde hierfür die LangendorffApparatur der Firma Hugo Sachs Elektronik (Medical Research Instrumentation,
March- Hugstetten, Typ843/1 Size 5). So konnte das Kaninchenherz retrograd über
die Aorta ascendens unter kontrolliertem Perfusionsdruck, konstanter Temperatur und
Lösung perfundiert werden und eine Messung der monophasischen Aktionspotentiale
(MAPs) und die elektrokardiographische Ableitung unter standardisierten Bedingungen erfolgen.
24
3.3.1 Versuchsapparatur
Abbildung 12: Schema der Langendorff- Versuchsapparatur
25
Wärmebad und Perfusionslösung
Die Zusammensetzung der Krebs- Henseleit-Lösung (KHB), die das Herz während des
Versuches mit ausreichend Sauerstoff, Elektrolyten und Nährstoffen versorgt, ist in
Tabelle 1 beschrieben. Die nötigen Inhaltsstoffe werden mit einer elektrischen Waage
(Sartorius BP 210 S, Göttingen) abgewogen und in 10 Liter deionisiertes Wasser
gegeben. In einem weiteren Lösungsansatz wird die hypokaliämische KrebsHenseleit-Lösung hergestellt. Nachdem die Chemikalien gelöst sind, wird die gesamte
Lösung noch mit Faltenfiltern (Whatman GE Healthcare, Buckinghamshire UK)
gefiltert.
Tabelle 1: Zusammensetzung der verwendeten Krebs-Henseleit-Lösung
Substanz
C [mmol/l]
NaCl
NaHCO3
Glucose×H2O
Na- Pyruvat
MgSO4×7 H2O
CaCl2×2 H2O
KH2PO4
KCl (5,8mmol)
KCl (1,5mmol)
118,00
24,88
5,55
2,00
0,83
1,80
1,18
4,70
0,33
Die Perfusionslösung wird durch eine Kreiselpumpe ( Ecoline VC-MS/CA 8-6; Ismatec
SA Labortechnik- Analytik, Glattbrugg-Zürich, Schweiz) mit 52ml/min und einem
konstanten Perfusionsdruck von 90mmHg durch die Versuchsapparatur befördert,
dabei durchläuft das Perfusat einen Wärmeaustauscher, der die Lösung auf 37°C
erwärmt. Die Perfusionsgeschwindigkeit wird vor dem Versuch mit einem Messzylinder
überprüft.
Um eine Luftembolie im Myokard durch Luftblasen in der Lösung zu verhindern, wird
die Nährlösung in eine Glaskammer gepumpt, die als Gasfalle funktioniert und so die
eventuellen Luftblasen entfernt.
Das Kaninchenherz wird mit der Aorta an einer Glaskapillare mit chirurgischem
Nahtmaterial (Ethicon Vicryl 3,5 Ph.Eur.0, Norderstedt) befestigt und Bindegewebsreste werden entfernt.
26
Über diese Glaskanüle läuft die Lösung retrograd durch die Aorta ascendens weiter in
die Koronargefäße und versorgt so das Myokard mit allen wichtigen Nährstoffen,
Elektrolyten und Sauerstoff. Dieser wird der Lösung in Form von Cabogen 5, einem
Gemisch aus 95% Sauerstoff und 5% Kohlenstoffdioxid, bereits im Vorratsbehälter
zugesetzt und so die Lösung damit gesättigt. Nachdem die Krebs-Henseleit-Lösung
das Myokard durchflossen hat, sammelt sich diese im rechten Ventrikel und wird über
die Arteria pulmonalis in das Wärmebad entlassen. Darin eingetaucht befindet sich
das Herz. Das doppelwandige Wärmebad wird ebenfalls auf 37°C erwärmt und die
Temperatur vor und während des Versuches mittels eines digitalen Thermometers
überprüft. Das Wärmebad beinhaltet einen Ablauf, über den die verbrauchte Lösung
ablaufen kann.
Abbildung 13: An der Langendorff- Apparatur befestigtes, isoliertes und retrograd perfundiertes
Kaninchenherz
Über Perfusoren (Perfusor® Secura, Braun Melsungen AG) können der KrebsHenseleit-Lösung schon zu Beginn Medikamente zugesetzt werden, die dann mit der
Nährlösung das Herz durchfließen. Dies wird über Dreiwegehähne gesteuert. Ebenso
kann die normale Krebs-Henseleit-Lösung durch eine hypokaliämische Lösung ersetzt
werden, um Arrhythmien zu induzieren.
27
Elektrokardiogramm
Während des gesamten Versuches erfolgte eine elektrokardiographische Ableitung
mittels einer dafür entwickelten Elektrodenplattform der Firma Hugo Sachs. Diese
beinhaltet eine Vielpol-EKG-Ableitung aus Silber/Silberchlorid, welche die
Extremitätenableitung nach Einthoven und Goldberger sowie sechs Brustwandableitungen am isolierten Kaninchenherzen simuliert. Die Elektroden sind über ein
Kugellager mit der Plattform verbunden, welche so im Wasserbad positioniert werden,
dass sich die Elektroden mit den Gummihalterungen dicht um das Herz befinden, ohne
dieses direkt zu berühren. Es werden also lediglich die elektrischen Ströme in der
Krebs-Henseleit-Lösung gemessen. Die Signale werden über einen Standardverstärker mit einem 0,1-300 Hz- Filter verstärkt und über eine elektrophysiologische
Anlage der Firma Bard (Lab System Pro EP Recording System Version 2.4.47.0 C.R.
Bard, Inc. 1986-1996, Salt Lake City, USA) aufgezeichnet.
Ableitung der monophasischen Aktionspotentiale
Abbildung 14: Ableitungsstellen der monophasischen Aktionspotentiale
28
Die Ableitung der monophasischen Aktionspotentiale (MAPs) erfolgte standardisiert
mittels vier epikardialen Ableitungskathetern (EP Technologies, Mountain View, CA,
USA) auf der linken Herzseite sowie weiteren drei Kathetern auf der rechten Herzseite
(Abbildung 14). Diese wurden senkrecht auf dem Myokard platziert und deren Position
nur geringfügig zur Optimierung der Signale verändert. Nur selten musste deren
Stellung aufgrund lokaler Myokardischämien großzügiger verändert werden. Die
Katheter waren mit Metallröhrchen stabilisiert und über einen Federmechanismus mit
der Langendorff-Anlage verbunden, so konnten sie mit konstantem Druck den
Herzbewegungen folgen [160,161].
Ein weiterer beweglicher Ableitungskatheter wurde über den linken Vorhof vorsichtig
über die Mitralklappe in die linke Hauptkammer bis zur Herzspitze vorgeführt und
leitete somit endokardiale Signale ab. Folglich konnten so die Depolarisation und
Repolarisation sowie die regionalen Unterschiede der Monophasischen
Aktionspotentiale abgeleitet und ausgewertet werden. Dafür wurden die Signale
verstärkt und gefiltert (0,1-300 Hz) und mit Hilfe der Bard-Anlage mit einer Rate von
1kHz und einer 12 bit-Auflösung gespeichert. Die Stimulation (Universal Heart
Stimulator UHS 20S, Biotronik Berlin) des Myokards erfolgte über den epikardialen
Katheter, der sich mittig auf dem rechten Ventrikel befand (MAP2).
Die Erfassung der monophasischen Aktionspotentiale wird bereits vielfach zur
Erfassung von Veränderungen der Repolarisation am Herzen, sowohl in vitro
[160,162,163], als auch in vivo in Tiermodellen [164] und beim Menschen [165]
verwendet.
Intraventrikuläre Druckmessung
Um kontinuierlich den linksventrikulären Druck zu messen, wurde ein an einer
Glaskanüle befestigter Latexballon vorsichtig über ein kleines Loch im linken Atrium in
den linken Ventrikel gebracht und mit destilliertem Wasser gefüllt. Die Glaskanüle
wurde mit Klebestreifen an der Langendorff- Apparatur befestigt, sodass das Herz
dadurch zusätzlich im Wasserbad stabilisiert wurde. Der Latexballon befand sich in
einem geschlossenen System mit einem integrierten Druckaufnehmer, welcher vor
dem Versuch geeicht wurde.
29
3.3.2 Versuchsprotokoll der ventrikulären Versuchsreihen
Abbildung 15: Schema zum zeitlichen Ablauf der Ventrikelversuche
AV- Block und Stimulation
Um das Herz in bestimmten Frequenzen stimulieren zu können, musste die
Überleitung über den AV-Knoten geblockt werden und ein junktionaler Ersatzrhythmus
eintreten. Dafür wurde ein weiteres kleines Loch in das rechte Atrium geschnitten, um
mit einer chirurgischen Pinzette das Septum in der Gegend des AV-Knotens, der sich
in der Ventilebene des Herzens befindet, zu komprimieren. Dies erfolgte unter EKG
Kontrolle, bis die Zykluslänge konstant auch ohne Kompression mehr als 900ms
betrug.
Frequenztreppe
Das Kaninchenherz wurde nun für jeweils eine Minute mit sieben verschiedenen
Frequenzen und einer Impulslänge von 2ms stimuliert. Begonnen wurde mit 900ms,
dann wurde die Frequenz in Schritten von 100ms reduziert, bis zu einer Zykluslänge
von 300ms. Da das Kaninchenmyokard sich erst an die einzelnen Frequenzstufen
anpassen musste, wurden lediglich die Signale der letzten 10s der aufgezeichneten
Minute markiert und für die folgende Auswertung verwendet. Danach schlug das Herz
wieder in seinem eigenen Ersatzrhythmus ohne Stimulation.
Refraktärzeitbestimmung
Die effektive Refraktärzeit wurde ebenfalls auf allen sieben Frequenzstufen bestimmt,
indem nach jedem fünften Impuls (S1) in der vorgegebenen Zykluslänge ein weiterer
30
Impuls (S2) kurz danach erfolgte. Die Stimulation für diesen Impuls wurde in Schritten
von 10ms immer näher an den vorangegangen gesetzt, bis das Kammermyokard dem
Impuls nicht mehr mit einer Erregung folgte. Dann befand sich das Herz in der
Refraktärzeit, welche für jede stimulierte Herzfrequenz notiert wurde.
Wenn Kammerflimmern während der Refraktärzeitbestimmung auftrat, wurde nach der
notwendigen Defibrillation die Stimulation für fünf Minuten pausiert, um dem Herz eine
Erholungszeit zu gewähren.
Hochfrequenz- Stimulation
Nach der Bestimmung der Refraktärzeiten erfolgte für fünf Sekunden eine Stimulation
mit 1000 Impulsen pro Minute. Danach wurde eine Minute zur Regeneration
abgewartet und dieser Vorgang noch zweimal wiederholt. Diese Vorgehensweise
erhöhte die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Flimmerepisoden. Trat
Kammerflimmern nach einem "Burst“ auf, so wurde die Regenerationszeit nach der
Defibrillation, auf fünf Minuten verlängert.
Hypokaliämische Phase und Registrierung der Herzrhythmusstörungen
Für fünf Minuten wurde die bisherige KHB- Lösung mit 5,8mM K+ über einen
Dreiwegehahn durch die hypokaliämische KHB- Lösung mit 1,5mM K+ ersetzt.
Dadurch kam es vermehrt zum Auftreten von frühen Nachdepolarisationen (EADs) und
Herzrhythmusstörungen, wie beispielsweise Torsades de Pointes [166]. Diese wurden
qualitativ und quantitativ erfasst. Dabei wurden Nachdepolarisationen, welche die
Repolarisation der vorhergehenden Erregung durchbrechen, als EADs verzeichnet
[167] und polymorphe Kammertachykardien mit mehr als fünf Schlägen, die um die
Nullinie rotieren und selbstlimitierend sind, als Torsades de Pointes [168,169].
Darüber hinaus wurden Episoden mit Kammerflimmern verzeichnet. Wenn dieses
nicht selbstterminierend war, wurde es mit Hilfe eines Defibrillators (Cardial
Pacemaker Inc. VENTAK ECD Cpi Model 2815; St. Paul, USA) gestoppt. Danach
wurde dem Herz wieder eine fünfminütige Regenerationszeit gewährt.
Nach der Phase mit der kaliumarmen KHB-Lösung wurde der Dreiwegehahn wieder
umgelegt und für fünf Minuten wieder normale Nährlösung eingeleitet, ohne dass eine
weitere Stimulation des Herzens erfolgte.
31
Dosis- Wirkungsversuche mit Antazolin
Nachdem das Versuchsprotokoll zunächst unter Ausgangsbedingungen erfolgte,
wurde nun dieses mit steigenden Wirkstoffkonzentrationen von Antazolin wiederholt.
Dafür musste zunächst je eine Lösung mit 10μM, 20μM und 30µM Antazolin hydrochloride (Antazoline hydrochloride SIGMA- Aldrich Chemie GmbH, Steinheim)
hergestellt werden. Das Antazolin wurde zunächst aufgrund der schlechten Löslichkeit
in Dimethylsulfoxid gelöst und dann mit deionisiertem Wasser weiter verdünnt, bis die
gewünschten Konzentrationen erreicht wurden. Über einen seitlichen Zugang wurde
schließlich das Antazolin in das Perfusat geleitet und nach einer Einlaufzeit von 15
Minuten das Versuchsprotokoll erneut durchgeführt. Diese Vorgehensweise
wiederholte sich für alle Konzentrationsstufen.
Ziel dieser ersten Vorversuche war es, eine geeignete Antazolinkonzentration für die
weiteren Kombinationsversuche zu finden. Insbesondere sollte die gewählte
Konzentrationsstufe zu deutlichen Veränderungen der Aktionspotentiallänge, Refraktärzeiten und QT-Länge führen, bei einer stabilen weiteren Herzkontraktion über
den gesamten Versuchsablauf.
Provokationsversuche zur Simulation des LQT2
Es wurde jeweils eine Versuchsreihe mit Sotalol und eine mit Erythromycin
durchgeführt um das LQT2, durch eine Blockade von IKr, zu simulieren und eine
antiarrhythmische Wirkung für Antazolin nachzuweisen. Dabei wird durch eine
Verlängerung der Repolarisation und einer Verringerung der Repolarisationsreserve
ein häufigeres Auftreten von Arrhythmien wie Torsades de Pointes oder EADs
provoziert. Dafür wurde eine 100 micromolare Sotalollösung (Sotalolhydrochlorid
Carinopharm GmbH, Elze) beziehungsweise eine 300 micromolare Erythromycinlösung (Erythromycinlactobionat Inresa Arzneimittel GmbH, Freiburg) hergestellt.
Nach der Durchführung des Versuchsprotokolles unter Ausgangsbedingungen wurde
entweder die Sotalollösung oder die Erythromycinlösung über einen seitlichen Zugang
dem Perfusat zugegeben. Die Einlaufzeit betrug 15 Minuten, danach wurde das
Versuchsprotokoll erneut wiederholt. Durch die fünfminütige hypokaliämische Phase
wurde die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Arrhythmien wie Torsades de
Pointes oder EADs noch weiter gesteigert [170].
Schließlich wurde eine 20 micromolare Antazolinlösung zusätzlich zu Sotalol
beziehungsweise Erythromycin infundiert. Die Einlaufzeit betrug auch hier erneut 15
Minuten und das Versuchsprotokoll wurde ein drittes Mal durchgeführt.
32
Provokationsversuche zur Simulation des LQT3
Es wurde eine 0,5 micromolare Veratridinlösung (SIGMA- Aldrich Chemie GmbH,
Steinheim) hergestellt, indem das Veratridin zunächst in Dimethylsulfoxid gelöst und
schließlich mit deionisiertem Wasser auf die passende Konzentration weiter verdünnt
wurde. Der Versuchsablauf bestand auch bei diesen Versuchen aus drei Teilen.
Zunächst wurde das Versuchsprotokoll unter Ausgangsbedingungen durchgeführt.
Danach erfolgte eine 15-minütige Einlaufzeit der Veratridinlösung, um durch eine
Blockierung der Hemmung des Ionenstromes INa, das LQT3 zu simulieren [81] und
Arrhythmien zu provozieren. Schließlich wurde zusätzlich zur Veratridinlösung eine 20
micromolare Antazolinlösung infundiert und nach einer Einlaufzeit von 15 Minuten
auch hier das Versuchsprotokoll durchgeführt. So konnte die Wirkung von Antazolin
im Zusammenhang mit dem LQT3 festgestellt werden.
3.4. Auswertung
Bestimmung der Repolarisationszeiten
Aus den letzten 10 Sekunden der Aufnahmezeiten wurden jeweils für eine Frequenzstufe 16 MAP Signale ausgeschnitten und in das Programm Rabbit Pulse V7,2 (Patrick
Schwienteck, Universtität Bielefeld) übertragen. Das Programm erkennt in der Regel
die einzelnen MAP Signale, diese Erkennung von Anfang und Ende der Aktionspotentiale wurde überprüft und gegebenenfalls korrigiert.
Wenn die Signale die nötigen Anforderungen erfüllten, indem sich die Amplitude und
die Aktionspotentialdauer nicht mehr als 20% unterschieden und die Nullinie stabil war,
wurde vom Programm die APD90 und die APD50 bestimmt. Dabei handelt es sich, wie
in Abbildung 16 dargestellt, um die Zeit, die von der maximalen Depolarisation bis zur
50-prozentigen bzw. 90-prozentigen Repolarisation vergeht. Die Werte wurden in
Exceltabellen konvertiert und die Mittelwerte bestimmt.
Außerdem wurden ebenfalls die Zeiten für die maximalen und minimalen MAPs und
die dazugehörigen Standardabweichungen bestimmt, um ein Maß für die Dispersion
der Repolarisation zu haben.
33
Abbildung 16: Schematische Darstellung der Messung von APD50 und APD90
Messung der QT- Zeiten
Die Messung der QT- Zeiten erfolgte manuell an der Anlage. Die Werte wurden dann
in Exceltabellen übertragen und die Mittelwerte bestimmt.
3.5. Statistik
Die gewonnen Daten wurden zunächst in einem Datenprogramm (Microsoft Excel)
zusammengefasst und mit dem statistischen Auswertungsprogramm SSPS 22.0 für
Windows ausgewertet. Es wurde der Kolmogorov-Smirnov-Test auf Normalverteilung
durchgeführt. Die Testung auf Signifikanz der nicht- parametrischen Variablen wie die
Aktionspotentialdauer, die Dispersion der Repolarisation und die QT-Dauer wurden
mittels des Wilcoxon-Testes durchgeführt. Das Auftreten von frühen Nachdepolarisationen und Torsade de Pointes wurden mit dem Fisher-Test und dem Chi-QuadratTest analysiert und mit deskriptiven Statistiken übersichtlich dargestellt. Ein Wert von
p< 0,05 wurde als statistisch signifikant angesehen.
34
3.6. Vorhofversuche
Die Grundlagen zu den Versuchstieren, zur Präparation und der LangendorffApparatur unterscheiden sich kaum von den Ventrikelversuchen (siehe Kapitel 3.13.3), sodass im Folgenden nur auf die Unterschiede eingegangen wird.
3.6.1. Versuchsaufbau
Während für die Ventrikelversuche insgesamt sieben epikardiale und ein endokardialer
Ableitungskatheter verwendet wurden, befand sich während der Vorhofversuche
lediglich jeweils ein bipolarer Kontaktelektroden-Katheter epikardial mittig auf der
rechten und linken Ventrikelseite, um die Ventrikelerregung kontinuierlich überprüfen
zu können.
Darüber hinaus befand sich jedoch eine Ableitungsklemme mit zwei Ableitungselektroden auf dem rechten und eine auf dem linken Vorhof. Damit konnten vier atriale
MAP-Ableitungen aufgezeichnet werden. Ein weiterer flexibler Katheter, der sich
während der Ventrikelversuche endokardial befand, wurde lediglich auf den linken
Vorhof aufgesetzt und als Stimulationskatheter verwendet.
Es erfolgten wie bei den Ventrikelversuchen lediglich feine Justierungen der Elektroden zur Signaloptimierung und nur größere Neupositionierungen bei auftretender
Myokardschädigung.
35
Abbildung 17: Katheterplatzierung Vorhofversuche
Abbildung 18: Kaninchenherz an der Langendorff-Anlage nach der Katheterplatzierung
36
3.6.2. Versuchsablauf
Abbildung 19: Schema zum zeitlichen Ablauf der Vorhofversuche
Stimulation und Stimulationsschwelle
Das Herz schlägt während der Versuche im eigenen Sinusrhythmus weiter. Die
Stimulation wurde über das Win LTP Computerprogramm (Win LTP Ver.1.01, Win LTP
Ltd University of Bristol, England) gesteuert. Die 2ms langen Impulse wurden über
einen Stimulator, der mit Amplituden von 0-50mA stimulieren kann, generiert und an
die Stimulationselektrode, auf dem linken Vorhof, weitergeleitet. Die Signale wurden
verstärkt und gefiltert (0,1-300 Hz) und mit der Aufzeichnungsanlage (Bard
Electrophysiology Lab System) aufgezeichnet und mit einer Rate von 1kHz und 12 bit
gespeichert.
Zunächst erfolgte die Bestimmung der Stimulationsschwelle bei einer Frequenz von
250ms. Dabei wurde die Energie des Stimulators immer weiter erhöht, bis die Vorhöfe
dem Stimulationsimpuls folgten. Diese Schwelle wurde notiert und verdoppelt. Mit
dieser Amplitude wurde für den weiteren Versuch fortgefahren.
Frequenztreppe
Ähnlich wie bei den Ventrikelversuchen wurde zu Beginn der Versuche die Stimulation
mit verschiedenen Frequenzen durchgeführt. Es wurde absteigend mit 350ms-,
250ms- und 150ms- Zykluslänge stimuliert. Die Aufzeichnung erfolgte jeweils über 30
Sekunden. Die letzten 16 Schläge einer Frequenz wurden markiert, ausgeschnitten
und später ausgewertet.
37
Effektive Refraktärzeit (aERP)
Die Refraktärzeit wurde bestimmt, indem nach acht Schlägen (S1-S1) in der
vorgegebenen Frequenz von 250ms ein zusätzlicher Impuls (S2) generiert wurde.
Dieser wurde in 10ms- Schritten dichter an den vorhergehenden Impuls herangesetzt,
bis diesem keine Vorhoferregung mehr folgte. Dieser Zeitrahmen wurde dann als
effektive Refraktärzeit bezeichnet und manuell notiert.
High-Rate Stimulation
Um Vorhofflimmern zu provozieren wurde eine Burst-Stimulation durchgeführt. Diese
erfolgte nach acht Schlägen mit einer Zykluslänge von 250ms, über eine Länge von
850ms mit 50Hz. Zwischen dem letzten stimulierten Schlag und dem Burst lagen zu
Beginn 250ms. Dieser Abstand wurde jedoch in Schritten von 10ms bis zu 150ms
reduziert. Zunächst wurde diese Frequenztreppe mit der vierfachen Energie der
Stimulationsschwelle durchgeführt, schließlich noch einmal mit der achtfachen und der
zwölffachen Energiehöhe.
Das Auftreten von Vorhofflimmern wurde erfasst und quantitativ in zwei Gruppen
unterteilt, einmal in fortdauerndes Vorhofflimmern (≥1 s) und in kurzes Vorhofflimmern
(≤1 s).
Abbildung 20: Burststimulation ohne Induktion von Vorhofflimmern
38
Abbildung 21: Burststimulation mit konsekutiver Induktion von Vorhofflimmern
Infusion von Acetylcholin und Isoproterenol
Nachdem das Versuchsprotokoll unter Ausgangsbedingungen durchgeführt wurde,
erfolgte ein Anfluten über 15 Minuten mit Acetylcholin (Acetylcholinechloride, SIGMAAldrich Chemie GmbH, Steinheim) und Isoproterenol (Isoproterenol- Hydrochloride,
SIGMA- Aldrich Chemie GmbH, Steinheim). Dafür wurde eine Kombinationslösung
hergestellt, in welcher beide Wirkstoffe in einer Konzentration von 1μM vorlagen und
über einen seitlichen Zugang dem Perfusat zugeführt wurden. Nach der vergangenen
Einlaufzeit wurde das Versuchsprotokoll erneut durchgeführt. Durch diese Wirkstoffe
alleine und diese Wirkstoffkombination kann das Auftreten von Vorhofflimmern
gesteigert werden [172,172], wodurch die antiarrhythmischen Eigenschaften von
weiteren Substanzen besser dargestellt werden können.
Infusion von Antazolin, Ivabradin, Vernakalant und Flecainid
Im dritten Teil des Versuchsablaufes wurde dem Perfusat ein weiterer Wirkstoff
hinzugefügt, dessen antiarrhythmische Eigenschaften und Wirkungsweise getestet
werden sollte. Nach einer Einlaufzeit von 15 Minuten wurde das Versuchsprotokoll ein
drittes Mal durchgeführt. Es erfolgte zunächst eine Versuchsreihe mit der 20
39
micromolaren Antazolinlösung, die auch für die bisherigen Versuche genutzt worden
war. Um die Ergebnisse der Antazolinreihe mit anderen Wirkstoffen, die
antiarrhythmische Eigenschaften bezüglich Vorhofflimmern besitzen, vergleichen zu
können und eventuelle Rückschlüsse auf die Wirkung von Antazolin auf Ionenkanäle
zu gewinnen, wurden weitere Versuchsreihen durchgeführt. Die erste Versuchsreihe
wurde mit Ivabradin (Ivabradine hydrochloride SIGMA- Aldrich Chemie GmbH,
Steinheim), einem selektiven If -Kanal-Inhibitor, der zunächst unter dem Namen
S16257 beschrieben wurde [173], durchgeführt. Dieser wurde in einer Konzentration
von 3μM eingesetzt. Eine dritte Versuchsreihe wurde mit 10μM Vernakalant
(Brinavess® 20mg/ml Vernakalanthydrochloride, Cardiome UK Limited, Sherborne
House, London) durchgeführt, einem Inhibitor von IKur, INa und IKr [133], der erfolgreich
Vorhofflimmern unterdrückt. Und schließlich wurde die antiarrhythmische
Wirkungsweise von Flecainid (Tambocor® 10mg/ml Flecainidacetat, MEDA Pharma
GmbH+Co KG, Bad Homburg), einem Klasse ǀ Antiarrhythmikum welches INa hemmt,
in einer Konzentration von 2μM untersucht.
3.6.3. Auswertung
Bestimmung der Repolarisationszeiten der atrialen APD90
Aus den letzten 10 Sekunden der Aufnahmezeiten wurden jeweils für eine
Frequenzstufe 16 MAP Signale ausgeschnitten und in das Programm Rabbit Pulse
V7.2 (Patrick Schwienteck, Universtität Bielefeld) übertragen. Es erfolgte eine
manuelle Optimierung der Signalerkennung durch das Programm.
Die Auswertungen der Signale und die Bestimmung der aAPD90 und deren Mittelwerte
mit den dazugehörigen Standardabweichungen erfolgten wie bei den Ventrikelversuchen mit dem Rabbit Pulse Programm V7.2 und der Konvertierung der Zahlenwerte in Exceltabellen.
Registrierung von Vorhofflimmern
Die quantitative Erfassung der Flimmerepisoden erfolgte manuell und wurde in
Exceltabellen überführt. Ereignisse wurden in anhaltendes Vorhofflimmern (≥1 s), und
nicht anhaltendes Vorhofflimmern (≤1 s) unterteilt. Dabei musste eine Flimmerepisode
mindestens 500ms andauern um registriert zu werden.
Berechnung der atrialen Post-Repolarisations-Refraktärität
Die Post-Repolarisations-Refraktärität (aPRR) wurde aus der Differenz zwischen
effektiver Refraktärzeit und aAPD90 berrechnet. Grundlage dafür waren frühere
Studien in denen die aPRR am ventrikulären Myokard berrechnet wurde [174].
40
Ermittlung der Leitungszeit
Als Maß für die Leitungsgeschwindigkeit wurden die Leitungszeiten zwischen den
Vorhöfen gemessen, dafür wurden die MAPs im Rabbit Pulse Programm 7,2
verwendet. Die Zeitintervalle vom Stimulussignal bis zum jeweiligen MAP der
entsprechenden Elektroden der beiden Vorhöfe wurden voneinander subtrahiert und
gemittelt, dadurch ergab sich der Laufzeitunterschied zwischen den beiden Vorhöfen.
3.6.4. Statistik
Die gewonnenen Daten wurden wie bei den Ventrikelversuchen zunächst in einem
Datenprogramm (Microsoft Excel) zusammengefasst und mit dem statistischen
Auswertungsprogramm SSPS 22.0 für Windows ausgewertet. Es wurde auch hier
zunächst der Kolmogorov-Smirnov-Test auf Normalverteilung durchgeführt. Die
Testung auf Signifikanz der nicht- parametrischen Variablen wie die atriale Aktionspotentialdauer, die atriale effektive Refraktärzeit, die Post-RepolarisationsRefraktärität, und die atriale Überleitungszeit wurden mittels des Wilcoxon-Testes
durchgeführt. Das Auftreten von Vorhofflimmern wurde mit dem Fisher- Test und dem
Chi-Quadrat-Test analysiert und mit deskriptiven Statistiken übersichtlich dargestellt.
Ein Wert von p< 0,05 wurde als statistisch signifikant angesehen.
41
4. Ergebnisse
4.1. Untersuchungen zu ventrikulären Arrhythmien
4.1.1 Einfluss von Antazolin auf die Aktionspotentialdauer, das
QT-Intervall, die Refraktärzeit und die Dispersion der Repolarisation
Es wurden insgesamt neun Versuche durchgeführt, in denen lediglich Antazolin in
steigender Konzentration (10μM, 20μM, 30μM) eingesetzt wurde. Damit sollten die
elektrophysiologischen Eigenschaften von Antazolin und die nötige Konzentration für
die weiteren geplanten Versuchsreihen festgestellt werden.
Antazolin führte statistisch signifikant (p< 0,005), mit steigender Konzentration, zu einer
Verlängerung der Aktionspotentialdauer bis zur 90-prozentigen Repolarisation
(APD90). Unter Ausgangsbedingungen betrug die mittlere APD90 130 ± 20ms, unter
10μM Antazolin 150± 24ms und unter 20μM schließlich 157± 17ms. Bei einer
Konzentration von 30μM kam es zu keiner weiteren Verlängerung der Aktionspotentialdauer bis zur 90-prozentigen Repolarisation, sodass die APD90 weiterhin
156±24ms betrug. (Abb.22 oben)
Die QT-Dauer verlängerte sich ebenfalls statistisch signifikant (p< 0,001) mit
steigender Konzentration. Unter Ausgangsbedingungen betrug die QT-Zeit 233±
23ms, diese stieg unter 20μM Antazolin auf 286± 20ms an. Hier kam es auch noch
unter 30μM Antazolin zu einer signifikanten Steigerung auf 327±33ms. (Abb.22 unten)
Hinsichtlich der Refraktärzeiten und der interventrikulären Dispersion sowie der
Dispersion zwischen der endokardialen und epikardialen linksventrikulären Ableitung
kam es zu keiner signifikanten Veränderung mit steigenden Antazolinwirkstoffspiegeln
im Vergleich zu den Ausgangsbedingungen.
42
200
Ausgangsbedingungen
10µM Antazolin
180
20µM Antazolin
30µM Antazolin
APD90 (ms)
160
140
120
100
80
300
400
500
600
700
800
900
Zykluslänge (ms)
400
Ausgangsbedingungen
10µM Antazolin
20µM Antazolin
QT- Intervall (ms)
350
30µM Antazolin
300
250
200
150
300
400
500
600
700
800
900
Zykluslänge (ms)
Abbildung 22: Dosisabhängiger Effekt von Antazolin auf die APD90 (oben) und das QT-Intervall (unten)
43
4.1.2. Die antiarrhythmische Wirkung von Antazolin an einem
Modell des LQT2-Syndroms
APD90 und QT-Intervall
Zur Simulation des LQT2-Syndroms, wurden je 18 Versuche mit dem Klasse ‫װ‬ιAntiarrhythmikum Sotalol und 18 Versuche mit dem Makrolidantibiotikum Erythromycin
durchgeführt.
Wie erwartet kam es unter der Infusion der Sotalollösung zu einer statistisch
signifikanten (p< 0,001) APD90-Verlängerung und QT-Zeit-Verlängerung (Abb.23).
Diese Verlängerung der APD90 verteilte sich jedoch nicht gleichmäßig auf alle
Stimulationsfrequenzen, sondern stieg mit zunehmender Zykluslänge an. So betrug
der Anstieg bei einer Stimulationsfrequenz von 300ms lediglich 8% und bei einer
Zykluslänge von 900ms 12%. Dieser Effekt, der häufig durch IKr-Blocker bewirkt wird
[175], bezeichnet man als „reverse-use-dependence“. Im Zusammenhang mit der
Verlängerung des QT- Intervalls wirkt diese proarrhythmisch, sodass die Entstehung
von TdP gefördert wird.
Die „reverse-use-dependence“ konnte auch unter Erythromycin festgestellt werden.
So kam es auch hier zu einer signifikanten Verlängerung (p< 0,001) der QT-Zeit sowie
der APD90 (Abb.24), wobei der Anstieg bei einer Zykluslänge von 300ms 10% und bei
einer Stimulationsfrequenz von 900ms 15% betrug.
Im weiteren Verlauf der Versuche kam es unter dem zusätzlichen Einleiten des
Antihistaminikums Antazolin in einer Konzentration von 20µM in den
Kombinationsversuchen mit Sotalol zu einer weiteren signifikanten APD 90Verlängerung (p< 0,05) und einer hochsignifikanten QT-Intervall Verlängerung (p<
0,001). (Abb.23)
In den Erythromycinversuchen hingegen führte die zusätzliche Infusion von Antazolin
lediglich zu einer signifikanten QT-Zeit-Verlängerung (p< 0,001), jedoch nicht zu einer
signifikanten APD90-Verlängerung im Vergleich zur reinen Erythromycinwirkung.
(Abb.24)
44
300
Ausgangsbedingungen
280
100µM Sotalol
260
plus 20µM Antazolin
240
APD90 (ms)
220
200
180
160
140
120
100
80
300
400
500
600
700
800
900
Zykluslänge (ms)
500
Ausgangsbedingungen
100µM Sotalol
450
plus 20µM Antazolin
QT- Intervall (ms)
400
350
300
250
200
150
300
400
500
600
700
Zykluslänge (ms)
800
900
Abbildung 23: Zykluslängenabhängiger Effekt von alleiniger Sotalolgabe sowie zusätzlicher Zugabe von
Antazolin auf die APD90 (oben) und das QT-Intervall (unten)
45
Ausgangsbedingungen
220
300µM Erythromycin
200
APD90 (ms)
plus 20µM Antazolin
180
160
140
120
100
300
400
500
600
700
800
900
Zykluslänge (ms)
400
Ausgangsbedingungen
300µM Erythromycin
QT- Intervall (ms)
350
plus 20µM Antazolin
300
250
200
150
300
400
500
600
700
Zykluslänge (ms)
800
900
Abbildung 24: Zyklusabhängiger Effekt von alleiniger Erythromycingabe sowie zusätzlicher Infusion von
Antazolin auf die APD90 (oben) und das QT-Intervall (unten)
46
Tabelle 2: Einfluss von Antazolin auf die APD90 und das QT-Intervall nach der
Behandlung mit Sotalol oder Erythromycin
(*p<0,005 gegenüber Ausgangsbedingungen;**p<0,05 gegenüber Sotalol bzw Erythromycin)
Sotalolversuche
QT- Intervall in ms
APD90 in ms
Baseline
266±62
152±39
Sotalol 100μM
297±78*
172±55*
+20μM Antazolin
331±91**
184±55**
Baseline
251±37
143±25
Erythromycin 300μM
272±59*
162±40*
+20μM Antazolin
312±53**
170±32
Erythromycinversuche
47
Refraktärzeit und Dispersion
Die Refraktärzeit verlängerte sich hochsignifikant (p< 0,001) unter der Wirkung von
Sotalol und Erythromycin im Vergleich zu den Ausgangsbedingungen. Auch die
gesamte Dispersion, die sich aus der interventrikulären Dispersion und der Dispersion
zwischen links-endokardial und links-epikardial zusammensetzt, nahm bei beiden
Substanzen signifikant zu (p< 0,05). (Abb. 25 und 26)
Nach der zusätzlichen Infusion von Antazolin kam es zwar zu einer signifikanten,
weiteren Verlängerung der Refraktärzeit in Bezug auf Sotalol beziehungsweise
Erythromycin, jedoch zu einer signifikanten (p<0,05) Verringerung der Dispersion. Im
Falle von Sotalol sank diese unter Antazolineinfluss von 75±6ms auf 53±5ms (Abb.25),
im Falle von Erythromycin von 80±4ms auf 54±2ms (Abb.26).
48
350
Effektive Refraktärzeiten (ms)
300
p<0,001
250
p<0,001
200
150
100
50
0
Ausgangsbedingungen
100µM Sotalol
plus 20µM Antazolin
90
Räumliche Dispersion (ms)
80
70
p<0,05
p<0,05
60
50
40
30
20
10
0
Ausgangsbedingungen
100µM Sotalol
plus 20µM Antazolin
Abbildung 25: Sotalolversuche: Effektive Refraktärzeiten (oben) und räumliche Dispersion der
Repolarisation (unten)
49
400
Effektive Refraktärzeit (ms)
350
300
p<0,001
250
p<0,001
200
150
100
50
0
Ausgangsbedingungen
300µM Erythromycin
plus 20µM Antazolin
100
90
Räumliche Dispersion (ms)
80
70
p<0,05
p<0,05
60
50
40
30
20
10
0
Ausgangsbedingungen
300µM Erythromycin
plus 20µM Antazolin
Abbildung 26: Erythromycinversuche: Effektive Refraktärzeiten (oben) und die räumliche Dispersion
(unten)
50
Frühe Nachdepolarisationen und Torsades de Pointes
Während der Provokationsversuche mit Sotalol bzw. Erythromycin kam es
insbesondere in der hypokaliämischen Phase, in der der Kaliumgehalt von 5,88mM/L
auf 1,5mM/L reduziert wurde, zum Auftreten von frühen Nachdepolarisationen und
Torsades de Pointes. Unter Sotalolwirkung kam es bei 10 von 18 Herzen zum
Auftreten von EADs und in 6 von 18 Herzen zu Torsades de Pointes (Abb. 27 und
Abb.28). Erythromycin führte bei 11 von 18 Organen zu frühen Nachdepolarisationen
und bei 8 von 18 zu Arrhythmien vom Torsades de Pointes Typ (Abb.29 und Abb. 30).
Die 20 micromolare Antazolinlösung zeigte einen starken antiarrhythmischen Effekt.
So unterdrückte es die frühen Nachdepolarisationen (p< 0,001) und Torsaden (p<0,05)
in allen Herzen, bei denen unter Sotaloleinwirkung diese Ereignisse eintraten (Abb.28).
In den Versuchen mit Erythromycin konnten in 10 von 11 Herzen mit frühen
Nachdepolarisationen diese durch Antazolin verhindert werden (p<0,001), das
Auftreten von Torsaden wurde komplett unterdrückt (p<0,005) (Abb.29).
Abbildung 27: EADs und Torsade de Pointes während der hypokaliämischen Phase unter
Sotaloleinfluss
51
Inzidenzen von EAD und TdP in %
60
55,6
50
40
p<0,005
33,3
30
20
10
0
0
0
0
0
Ausgangsbedingungen
100µM Sotalol
EAD
plus 20µM Antazolin
TdP
Abbildung 28: Inzidenzen früher Nachdepolarisationen und Torsades de Pointes während der Versuche
mit Sotalol und Antazolin
70
Inzidenzen von EAD und TdP in %
61,1
60
50
44,4
p<0,05
40
30
20
10
5,6
0
0
0
0
Ausgangsbedingungen
100µM Erythromycin
EAD
plus 20µM Antazolin
TDP
Abbildung 29: Inzidenzen früher Nachdepolarisationen und Torsades de Pointes in den Versuchen mit
Erythromycin und Antazolin
52
Abbildung 30: EADs und TdPs während der hypokaliämischen Phase unter Erythromycineinfluss
53
4.1.3 Die Wirkung von Antazolin an einem Modell des LQT3Syndromes
APD90 und QT-Intervall
Es wurde das Versuchsprotokoll mit dem Alkaloid Veratridin an insgesamt 17
Kaninchenherzen zur Simulation des LQT3-Syndromes durchgeführt.
Dabei kam es wie erwartet zu einer hochsignifikanten (p< 0,001) Verlängerung der
APD90 von 155± 38ms auf 180±48ms und der QT- Zeit von 269±57ms auf 328±74ms
(Tabelle 3 und Abb. 31). Auch hier konnte, obwohl es sich nicht um einen IKr- Blocker
handelt, eine ausgeprägte „reverse-use-dependence“ nachgewiesen werden, also
eine Steigerung der APD90 mit steigender Zykluslänge. Während bei einer Zykluslänge
von 300ms noch keine Verlängerung der Repolarisation im Vergleich zu den
Ausgangsbedingungen festgestellt werden konnte, war bei einer Stimulationsfrequenz
von 900ms eine ausgeprägte Erhöhung der APD90 von 175±50ms auf 231±49ms
festzustellen. (Abb.31)
Antazolin führte auch in diesen Simulationsversuchen in Kombination mit Veratridin zu
einer weiteren Verlängerung der Zeit bis zur 90-prozentigen Repolarisation von
180±48ms auf 234±54ms (p< 0,001) und des QT-Intervalles von 328±74ms auf
404±65ms (p<0,001) im Vergleich zur reinen Veratridinwirkung. (Tabelle 3 und Abb.31)
Tabelle 3: Einfluss von Antazolin auf die APD90 und das QT- Intervall unter der
Behandlung mit Veratridin
(*p<0,005 gegenüber Ausgangsbedingungen;**p<0,005 gegenüber Veratridin)
APD90 (ms)
QT- Zeit (ms)
Ausgangsbedingungen
155±38
269±57
0,5 µM Veratridin
180±48*
328±74*
plus 20µM Antazolin
234±54**
404±65**
54
360
Ausgangsbedingungen
0,5µM Veratridin
320
plus 20µM Antazolin
APD90 (ms)
280
240
200
160
120
80
300
400
500
600
700
800
900
QT- Intervall (ms)
Zykluslänge (ms)
550
Ausgangsbedingungen
500
0,5µM Veratridin
450
plus 20µM Antazolin
400
350
300
250
200
150
300
400
500
600
700
Zykluslänge (ms)
800
900
Abbildung 31: Zyklusabhängiger Effekt unter alleiniger Veratridingabe und unter zusätzlicher
Antazolinwirkung auf die APD90 (oben) und das QT-Intervall (unten)
55
Refraktärzeit und Dispersion
Veratridin führte zu einer Verlängerung der Refraktärzeit (p<0,001) von 187±47ms auf
242± 77ms. Durch die zusätzliche Infusion von 20µM Antazolin kam es zu einer
weiteren signifikanten (p<0,001) Verlängerung der Refraktärzeit auf 326± 79ms.
(Abb.32) Die totale Dispersion unter der alleinigen Veratridinwirkung wurde signifikant
von 45±3ms auf 82±10ms (p<0,05) verlängert, wodurch das Auftreten von Arrhythmien
gefördert wurde. Antazolin hingegen führte jedoch zu einer Absenkung der gesamten
Dispersion auf 59±13ms (p<0,05). (Abb.33)
450
Effektive Refraktärzeiten (ms)
400
350
p<0,001
300
250
p<0,001
200
150
100
50
0
Ausgangsbedingungen
0,5µM Veratridin
plus 20µM Antazolin
Abbildung 32: Effektive Refraktärzeit nach Gabe von Veratridin und Antazolin
56
100
90
Räumliche Dispersion (ms)
80
p<0,05
p<0,05
70
60
50
40
30
20
10
0
Ausgangsbedingungen
0,5µM Veratridine
plus 20µM Antazolin
Abbildung 33: Veratridinversuche: Mittelwerte der Dispersion
Frühe Nachdepolarisationen und Torsades de Pointes
Während der Infusion mit 0,5µM Veratridin kam es wie bei Sotalol und Erythromycin
bei erniedrigtem Kaliumgehalt des Krebs-Henseleit-Puffers (K+1,5mM/L) zum
Auftreten von frühen Nachdepolarisationen und Torsades de Pointes. Dabei konnten
bei 13 von 17 Herzen EADs und bei 10 von17 Herzen Torsades de Pointes ausgelöst
werden. (Abb.34 und Abb.35)
Antazolin führte zu einer deutlichen Reduktion dieser Ereignisse (p<0,05). So kam es
während der Zugabe der 20 micromolaren Antazolinlösung zum Perfusat nur noch in
4 von 13 Herzen, in denen Veratridin zu frühen Nachdepolarisationen geführt hatte, zu
diesen Arrhythmien. Die Torsades de Pointes wurden in 7 von 10 Kaninchenherzen
unterdrückt. (Abb.34)
57
90
Inzidenzen von EAD und TdP in %
80
76,5
70
58,8
60
p<0,05
50
40
30
23,5
17,6
20
10
0
0
0
Ausgangsbedingungen
0,5µM Veratridin
EAD
plus 20µM Antazolin
TdP
Abbildung 34: Inzidenzen von frühen Nachdepolarisationen und Torsades de Pointes
Abbildung 35: Repräsentatives Beispiel für Torsades de Pointes unter Veratridineinfluss. Monophasische Aktionspotentiale (links) und EKG (rechts)
58
4.2. Untersuchungen zu Vorhofflimmern- Provokationsversuche mit Acetylcholin und Isoproterenol
4.2.1 Versuche zur antiarrhythmischen Wirkung von Antazolin
Diese Versuchsreihe, in der 20µM Antazolin in Kombination mit der Acetylcholin/
Isoproterenol- Mischlösung eingesetzt wurde, umfasste 20 Kaninchenherzen.
Repolarisationsverlauf und Überleitungszeit
Durch die Infusion von Acetylcholin in Kombination mit Isoproterenol kam es wie
erwartet zu einer signifikanten Verkürzung (p<0,001) der atrialen Aktionspotentialdauer bis zur 90-prozentigen Repolarisation (aAPD90) von 79±15ms unter Ausgangsbedingungen auf 54±10ms (Abb.36 oben), zu einer Verkürzung der atrialen effektiven
Refraktärzeit von 117±27ms auf 65±23ms (p<0,001) (Abb.36 unten) und zu einer
Verminderung der atrialen Post- Repolarisations-Refraktärität (aPRR) von 32±26ms
auf 7±20ms (p<0,01) (Abb.37). Die Überleitungszeit wurde durch die AcetylcholinIsoproterenol-Kombination nicht beeinflusst.
Diese Veränderungen wurden durch die weitere Zugabe der 20micromolaren
Antazolinlösung zum Perfusat im weiteren Versuchsablauf wieder aufgehoben. Zum
Teil ging dies über die basalen Ausgangswerte hinaus.
So stieg die aAPD90 wieder von 54±10ms auf 99±17ms hochsignifikant (p<0,001) an
(Abb.36 oben), die aERP verlängerte sich von 65±23ms auf 139±32ms (p<0,01)
(Abb.36 unten) und die aPRR erhöhte sich von 7±20 auf 38±42 (p<0,05) (Abb.37). Die
zusätzliche Applikation von Antazolin führte außerdem zu einer signifikanten
Verlängerung (p<0,005) der interatrialen Überleitungszeit von 6±4ms unter reinem
Acetylcholin/ Isoproterenol-Einfluss auf 12±9ms.
59
140
Ausgangsbedingungen
1µM Acetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
120
aAPD90 (ms)
plus 20µM Antazolin
100
80
60
40
150
250
350
Zykluslänge (ms)
180
160
140
p<0,01
aERP (ms)
120
p<0,001
100
80
60
40
20
0
Ausgangsbedingungen
1µM Acetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 20µM Antazolin
Abbildung 36: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Antazolin auf die aAPD90 (oben) und die
aERP (unten)
60
90
80
70
p<0,001
p<0,05
aPRR (ms)
60
50
40
30
20
10
0
Ausgangsbedingungen
1µM Acetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 20µM Antazolin
Abbildung 37: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Antazolin auf die aPRR
Auftreten von Vorhofflimmern
Durch die ausschließliche Infusion von Acetylcholin und Isoproterenol konnte die
Häufigkeit von durch Burststimulation provozierten atrialen Episoden von Vorhofflimmern, die länger als eine Sekunde andauerten, gesteigert werden. Während
lediglich 5 von 20 Herzen unter Ausgangsbedingungen diese Ereignisse zeigten, so
flimmerten 14 von 20 Organen nach Gabe der Acetylcholin-Isoprotenerol-Mischlösung
(p<0,01). (Abb.38 und Abb.39)
Die zusätzliche Gabe von Antazolin führte zu einer kompletten Unterdrückung des
Vorhofflimmerns (p< 0,001) bei allen Kaninchenherzen. (Abb.38 und Abb.39)
61
160
145
Gesamtanzahl AF > 1000ms
140
120
100
80
p<0,001
p<0,001
60
40
20
7
0
0
Ausgangsbedingungen
1µM Acetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 20µM Antazolin
Abbildung 38: Gesamtanzahl der Episoden anhaltenden Vorhofflimmerns unter Acetylcholin, Isoproterenol und Antazolineinwirkung
Abbildung 39: Beispielhafte Darstellung der Ableitungen unter Ausgangsbedinungungen, AcetylcholinIsoproterenol- Wirkung und zusätzlicher Antazolingabe (AF= Vorhofflimmern)
62
4.2.2 Vergleichende Versuche zur antiarrhythmischen Wirkung
von Ivabradin
Es wurden für diese Versuchsreihe 12 Versuche mit Ivabradin in einer Konzentration
von 3µM in Kombination mit der Acetylcholin/Isproterenol-Mischung durchgeführt.
Repolarisationsverlauf und Überleitungszeit
Wie in der Versuchsreihe mit Antazolin konnte die Acetylcholin-Isoproterenol
Mischlösung die aAPD90, von 95±15ms, unter Ausgangsbedingungen, auf 58±6ms
(p<0,001) senken und darüber hinaus die Refraktärzeit von 108±23ms auf 69±17ms
signifikant (p<0,01) reduzieren. (Abb.40) Eine signifikante Verkürzung der atrialen
Post-Repolarisations-Refraktärität (aPRR) oder der interatrialen Überleitungszeit
konnte in diesen Versuchen durch die Kombination aus Acetylcholin und Isoproterenol
nicht nachgewiesen werden.
Die zusätzliche Applikation von Ivabradin führte wie Antazolin zu einer signifikanten
Verlängerung der Zeit bis zur 90-prozentigen Repolarisation auf 65±9ms (p<0,005)
und zu einer Verlängerung der Refraktärzeit auf 94±22ms (p<0,01) im Vergleich zur
reinen Acetylcholin/Isoproterenol-Wirkung. (Abb.40) Die aPRR wurde durch Ivabradin
im Vergleich zur Ausgangssituation signifikant verlängert (p<0,05), in Bezug auf die
alleinige Applikation von Acetylcholin und Isoprotenerol konnte das Signifikanzniveau
jedoch knapp nicht erreicht werden (p=0,05). (Abb.41) Die Überleitungszeit wurde
durch Ivabradin nicht nachweislich verändert.
63
120
Ausgangsbedingungen
1µMAcetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
100
aAPD90
(ms)
plus 3µM Ivabradin
80
60
40
150
250
350
Zykluslänge (ms)
140
120
aERP (ms)
100
p<0,01
p<0,01
80
60
40
20
0
Ausgangsbedingungen
1µM Acetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 3µM Ivabradin
Abbildung 40: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Ivabradin auf die aAPD 90 (oben) und die
aERP (unten)
64
60
50
p<0,05
aPRR (ms)
40
30
20
10
0
Ausgangsbedingungen
1µMAcetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 3µM Ivabradin
Abbildung 41: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Ivabradin auf die aPRR
Auftreten von Vorhofflimmern
Die Zugabe von Acetylcholin in Kombination mit Isoproterenol zum Perfusat führte zu
einer signifikanten Steigerung der Gesamtanzahl von auftretenden Flimmerepisoden
im Vergleich zur Ausgangssituation (p<0,01). (Abb.42 und Abb.44)
Die zusätzliche Infusion von Ivabradin führte in dieser Versuchsreihe zu einer
Reduktion des induzierten Vorhofflimmerns (Abb.42 und Abb.43). Das Signifikanzniveau wurde jedoch hinsichtlich der Gesamtanzahl des auftretenden Vorhofflimmerns, welche sowohl Ereignisse, die länger als eine Sekunde andauerten, als
auch Ereignisse, die geringer als eine Sekunde andauerten, zusammenfasst, mit
p=0,057 nur knapp überschritten. Damit wird deutlich, dass Antazolin in diesem
Versuchsaufbau effektiver Vorhofflimmern unterdrücken kann als Ivabradin.
65
120
111
Gesamtanzahl AF > 1000ms
100
80
71
60
p<0,01
40
20
13
0
Ausgangsbedingungen
1µMAcetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 3µM Ivabradin
Abbildung 42: Gesamtanzahl anhaltender Episoden von Vorhofflimmern unter Acetylcholin, Isoproterenol und Ivabradineinwirkung
66
180
154
160
Gesamtanzahl AF
140
120
112
100
p<0,01
80
60
45
40
20
0
Ausgangsbedingungen
1µMAcetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 3µM Ivabradin
Abbildung 43: Gesamtanzahl von Flimmerepisoden unter Acetylcholin, Isoproterenol und Ivabradineinwirkung
Abbildung 44: Beispielhafte Darstellung einer anhaltenden Flimmerepisode unter Acetylcholin- und
Isoproterenoleinwirkung
67
4.2.3 Vergleichende Versuche zur antiarrhythmischen Wirkung
von Vernakalant
Es wurden insgesamt 15 Versuche durchgeführt, um die antiarrhythmische Wirkung
der 10-micromolaren Vernakalantlösung in Kombination mit Acetylcholin und Isoproterenol zu überprüfen.
Repolarisationsverlauf und Überleitungszeit
Wie bei den bisherigen Vorhofversuchen kam es unter dem alleinigen Einfluss der
Acetylcholin-Isoproterenol-Mischlösung zu einer Verringerung der APD90 von
87±11ms unter Ausgangsbedingungen auf 60±9ms (p<0,001) (Abb.45) und der
effektiven Refraktärzeit von 101±11ms auf 65±11ms (p<0,005) (Abb.46 oben) nach
der Infusion der Kombinationslösung.
Die zusätzliche Gabe von Vernakalant verlängerte die aAPD90 signifikant auf 71±12ms
(p<0,001) (Abb.45) und die Refraktärzeit stieg unter Vernakalantinfusion wieder auf
81±10ms (p<0,005) an (Abb.46 oben).
Acetylcholin und Isoprotenerol führten zu keiner signifikanten Veränderung der atrialen
Post-Repolarisations-Refraktarität und Überleitungszeit im Vergleich zur basalen
Stimulation, jedoch kam es zu einer signifikanten Verlängerung der aPRR von 4±14ms
während der Applikation der Acetylcholin-Isoproterenol-Kombinationslösung auf
11±13ms (p<0,005) unter der Anwendung von Vernakalant im weiteren Versuchsablauf. (Abb.46 unten) Die Überleitungszeit zwischen den beiden Vorhöfen verlängerte
sich ebenfalls von 4±2ms auf 6±4ms (p<0,05).
Auftreten von Vorhofflimmern
Unter der Einwirkung von Acetylcholin und Isoproterenol kam es auch in dieser
Versuchsreihe zu einer erwarteten Steigerung der Gesamtzahl an Flimmerepisoden.
(Abb.47 und Abb.48) Diese war sowohl hinsichtlich der kurz andauernden (<1s) als
auch in Bezug auf die länger andauernden (>1s) Ereignisse signifikant (p<0,005). Es
konnte bei allen Herzen durch die angewendete Kombinationslösung Vorhofflimmern
ausgelöst werden. (Tabelle 4)
Die Gabe von Vernakalant resultierte in einer signifikanten Reduktion des
Vorhofflimmerns. Es konnte nur noch bei 8 von 15 Herzen Vorhofflimmern durch die
Burststimulationen provoziert werden. (Tabelle 4, Abb.47 und Abb.48)
68
Tabelle 4: Übersicht über die Inzidenz von Vorhofflimmern unter Ausgangsbedingungen, Acetylcholin/Isoproterenol- und zusätzlicher Vernakalantinfusion
(*p<0,005 gegenüber Ausgangsbedingungen;**p<0,05 gegenüber Acetylcholin und Isoproterenol)
Ausgangsbedingungen 1µM
Acetylcholin/
1µM
Isoproterenol
10
150*
Einzelereignisse
>1s
Einzelereignisse 43
insgesamt
Anzahl
von 7 von 15
Herzen,
bei
denen
Vorhofflimmern>
1 s auslösbar war
66**
213*
75**
15 von 15*
8 von 15**
120
Ausgangsbedingungen
1µM Acetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 10µM Vernakalant
100
aAPD90 in ms
10µM
Vernakalant
80
60
40
150
250
350
Zykluslänge in ms
Abbildung 45: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Vernakalant auf die aAPD90
69
120
100
p<0,005
aERP (ms)
80
p<0,005
60
40
20
0
Ausgangsbedingungen
1µM Acetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 10µM Vernakalant
30
25
*
aPRR (ms)
20
p<0,01
15
10
5
0
Ausgangsbedingungen
1µM Acetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 10µM Vernakalant
Abbildung 46: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Vernakalant auf die aERP und aPRR
70
160
150
Gesamtanzahl AF > 1000ms
140
120
p<0,05
100
80
p<0,001
66
60
40
20
10
0
Ausgangsbedingungen
1µM Acetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 10µM Vernakalant
250
213
Gesamtanzahl AF
200
p<0,005
150
p<0,001
100
75
50
43
0
Ausgangsbedingungen
1µM Acetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 10µM Vernakalant
Abbildung 47: Gesamtanzahl anhaltender Phasen von Vorhofflimmern (oben) und Gesamtanzahl der
Flimmerepisoden (unten) unter Acetylcholin, Isoproterenol und Vernakalantwirkung
71
Abbildung 48: Beispielhafte Darstellung der Ableitungen unter Ausgangsbedinungungen, AcetylcholinIsoproterenol-Wirkung und zusätzlicher Vernakalantgabe
72
4.2.4. Vergleichende Versuche zur antiarrhythmischen Wirkung
von Flecainid
Diese Versuchsreihe, in der 2µM Flecainid in Kombination mit der Acetylcholin/
Isoproterenol-Mischlösung eingesetzt wurde, umfasste sieben Kaninchenherzen.
Repolarisationsverlauf und Überleitungszeit
Die zusätzliche Infusion der Flecainidlösung führte, nach einer signifikanten
Verkürzung der aAPD90 durch die Acetylcholin- Isoproterenol- Kombinationslösung
(p<0,005) (Abb.49), nicht zu einer signifikanten Verlängerung der Repolarisation, wohl
aber zu einer Verlängerung der Refraktärzeit von 58±17ms unter Acetylcholin und
Isoproterenol auf 105±27ms (p<0,05) (Abb.50). Die atriale Post-RepolarisationsRefraktärität vergrößerte sich dementsprechend unter Flecainid zwar im Vergleich zur
Acetylcholin- und Isoproterenolwirkung, das Signifikanzniveau wurde jedoch mit
p=0,069 knapp überschritten.
Die Überleitungszeit war nach der Zugabe von Flecainid mit 8±3ms im Vergleich zum
reinen Acetylcholin-Isoproterenol-Einfluss mit 4±2ms (p<0,01) und im Vergleich zur
Ausgangssituation mit 3±1ms (p<0,001) signifikant verlängert.
Ausgangsbedingungen
1µMAcetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
120
plus 2µM Flecainid
100
aAPD90 (ms)
80
60
40
20
0
150
250
350
Zykluslänge (ms)
Abbildung 49: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Flecainid auf die aAPD90
73
140
120
p<0,05
aERP (ms)
100
p<0,05
80
60
40
20
0
Ausgangsbedingungen
1µMAcetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 2µM Flecainid
Abbildung 50: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Flecainid auf die aERP
Auftreten von Vorhofflimmern
Auch in der Flecainid-Versuchsreihe führte Acetylcholin in Kombination mit Isoproterenol zu einer signifikanten Erhöhung (p<0,05) der auftretenden Episoden von
Vorhofflimmern. (Abb.51 und Abb.52)
Die zusätzliche Zugabe von Flecainid zum Perfusat verringerte zwar das provozierte
Auftreten von Vorhofflimmern durch die Acetylcholin-Isoproterenol-Lösung (Abb.52)
jedoch wurde auch hier ähnlich wie in den Ivabradinversuchen das Signifikanzniveau
von p<0,05 nicht erreicht (Abb.51). So zeigt sich auch im Vergleich mit Flecainid, dass
Antazolin eine effektivere Hemmung des Vorhofflimmerns bewirkt.
74
80
68
Gesamtanzahl AF > 1000ms
70
60
50
50
40
p<0,05
30
20
12
10
0
Ausgangsbedingungen
1µMAcetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 2µM Flecainid
120
*
102
Gesamtanzahl AF
100
80
60
40
57
p<0,05
31
20
0
Ausgangsbedingungen
1µMAcetylcholin/ 1µM
Isoproterenol
plus 2µM Flecainid
Abbildung 51: Gesamtanzahl anhaltender Phasen von Vorhofflimmern (oben) und Gesamtanzahl der
Flimmerepisoden (unten) unter Acetylcholin, Isoproterenol und Flecainideinwirkung
75
Abbildung 52: Beispielhafte Darstellung der Ableitungen unter Ausgangsbedinungungen, AcetylcholinIsoproterenol-Wirkung und zusätzlicher Flecainidgabe
76
5. Diskussion
In dieser Arbeit wurde die antiarrhythmische Wirkung von Antazolin am isolierten
retrograd perfundierten Kaninchenherzen unter Verwendung der LangendorffApparatur untersucht. Die Organe stammten dabei von gesunden Tieren ohne
Hinweise auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Durch die durchgeführten ventrikulären
und atrialen Provokationsversuche konnte eine zuverlässige Hemmung von
Herzrhythmusstörungen wie Torsades de Pointes durch die Unterdrückung von frühen
Nachdepolarisationen sowie das Auftreten von Flimmerepisoden während der
Vorhofversuche deutlich reduziert werden.
Am Modell ventrikulärer Arrhythmien stellten die durch Antazolin verlängerte
Aktionspotentialdauer, die Verlängerung der Refraktärzeit und die Reduktion der
Dispersion der Repolarisation die entscheidenden elektrophysiologischen
Mechanismen dar. Am Vorhofflimmermodell konnte Antazolin ebenso eine
Verlängerung der aAPD90, aERP sowie eine Zunahme der interatrialen Leitungszeit
und der Post-Repolarisations-Refraktarität und damit eine Hemmung des durch
Acetylcholin und Isoproterenol induzierten anhaltenden Vorhofflimmerns bewirken.
Da trotz langjähriger Forschungen ventrikuläre Tachyarrhythmien noch immer eine
häufige Mortalitätsursache [1] darstellen, sowohl durch medikamentöse Induktion des
langen QT- Syndromes [72,78,81] als auch die angeborenen Formen der verlängerten
QT- Dauer [70,71], werden noch immer neue Antiarrhythmika ohne proarrhythmisches
Potential und mit wenigen Nebenwirkungen gesucht. Mit dieser Arbeit konnte gezeigt
werden, dass das wesentliche proarrhythmische Potential von Medikamenten wie
Sotalol, Erythromycin und Veratridin durch Antazolin aufgehoben werden kann.
Ebenso stellt das Auftreten von Vorhofflimmern als häufigste Herzrhythmusstörung
beim Mensch mit steigender Prävalenz [3] eine Herausforderung für die therapeutische
Intervention dar. Viele Medikamente haben vielfache Nebenwirkungen an anderen
Organsystemen, sind teuer oder haben eine unbefriedigende Wirkung [124,142]. Auch
hier konnte diese Arbeit eine weitere Therapiemöglichkeit mit dem Antihistaminikum
Antazolin aufzeigen, mit dem eine zuverlässige Hemmung des Vorhofflimmerns
gezeigt werden konnte.
Obwohl die antiarrhythmische Wirkung von Antazolin schon seit mehr als 40 Jahren
bekannt ist und es in Polen vielfach als Antiarrhythmikum eingesetzt wird [153],
mangelt es an fundierten wissenschaftlichen Untersuchungen hinsichtlich der
elektrophysiologischen Wirkungsweise und ebenso an klinischen Studien mit einem
hohen Evidenzlevel.
Diese Arbeit konnte die elektrophysiologische Wirkungsweise von Antazolin darstellen
und so die Grundlage für weitere Forschungen auf diesem Gebiet schaffen, um
77
eventuell eine international akzeptierte Grundlage für den Einsatz von Antazolin als
Antiarrhythmikum zu bewirken.
5.1. Arrhythmogenese durch QT-Verlängerung
Obwohl die Ursachen für Tachyarrhythmien, die zum plötzlichen Herztod führen
können, vielfältig sind, stellen die lebensgefährlichen Torsades de Pointes einen nicht
unwesentlichen Anteil dar. Da die Untersuchung spontaner Tachyarrhythmien
schwierig ist, weil es sich meist um spontane Ereignisse handelt, die kaum
vorhersehbar sind, wurden in dieser Arbeit Provokationsversuche durchgeführt, die
schon in bisherigen Studien zu einem häufigen Auftreten von lebensgefährlichen
Arrhythmien vom Torsade de Pointes-Typ geführt haben [96,176].
Grundlage hierfür ist eine durch Sotalol, Erythromycin und Veratridin hervorgerufene
Verlängerung der QT-Dauer [72,78,81], die auch in den vorliegenden Versuchsreihen
durch diese Substanzen hervorgerufen werden konnte (p<0,001). Dabei liegen den
Wirkstoffen unterschiedliche Mechanismen zugrunde. Sotalol und Erythromycin führen
über eine Blockade des Ionenausstromes IKr (loss of function) zu einer Verlängerung
der Repolarisation. Damit können diese Substanzen zur Simulation des angeborenen
LQT2 dienen, welches durch eine Mutation im KCNH2-Gen zu einem Funktionsverlust
von IKr führt und dadurch die Repolarisation verlängert [178]. Wie Hondeghem zeigen
konnte, ist das Kaninchenherz prädisponiert für Veränderungen der QT-Dauer durch
eine Blockade von IKr. Dies wird durch den hohen Anteil von IKr im Kaninchenmyokard
begründet [175].
Veratridin hingegen führt zu einer Inaktivierung der Blockade von INa und damit zu
einem Funktionszugewinn dieses Ionenstromes und bewirkt dadurch wiederum, dass
sich die Repolarisationsdauer verlängert [90]. Veratridin kann somit als Model für das
LQT3 dienen, welches durch eine Mutation im SCN5A-Gen entsteht und zu einer
längeren Aktivierung und Reaktivierung von INa führt. Diese Vorgehensweise wurde
von unserer Arbeitsgruppe bereits mehrfach erfolgreich zur Simulation des
angeborenen LQT2 und LQT3 durchgeführt [78,81].
Doch eine reine Verlängerung der QT- Dauer reicht nicht aus, um Torsades de Pointes
auszulösen. Ein weiterer wichtiger Faktor neben der Verlängerung der Aktionspotentialdauer, der QT-Zeit und der Refraktärzeit, stellt die Dispersion der
Repolarisation dar [58,81,176]. Diese setzt sich aus der zeitlichen und räumlichen
Dispersion der Erregungsrückbildung zusammen, welche in einer inhomogenen
Verteilung der beteiligten Ionenkanäle begründet liegt. So ist IKs midmyokardial
weniger häufig vertreten als epi- und endokardial, wohingegen IKr in den bisherigen
Studien gleichmäßiger verteilt ist [58]. Dies führt dazu, dass sogenannte M-Zellen
besonders anfällig für APD-Verlängerungen sind [59] und eine Blockade einzelner
Kanäle die Dispersion verstärken kann und somit die Grundlage für ReentryMechanismen schafft, da erregbare und nicht erregbare Zellen nebeneinander liegen
78
können und kreisende Erregungen möglich werden. In klinischen Untersuchungen
konnten Shimizu et al. 1995 nachweisen, dass auch beim Menschen die gesteigerte
Dispersion eine wesentliche Grundlage für die Entstehung von Tachyarrhythmien ist
[179].
Dass sowohl Sotalol [78] und Erythromycin [180] als auch Veratridin [81] zu einer
deutlichen Zunahme der Dispersion führen, ist bereits aus vorhergehenden Studien
bekannt. Diese signifikante Zunahme der Dispersion im Vergleich zu den
Ausgangsbedingungen konnte auch hier unter der Wirkung von Sotalol, Erythromycin
und Veratridin bestätigt werden. Torsades de Pointes und frühe Nachdepolarisationen
traten jedoch überwiegend während hypokaliämischer Bedingungen auf, was in der
vorhandenen Repolarisationsreserve im Herzen begründet liegt. So werden die für die
Repolarisation nötigen Ionenkanäle im Überschuss exprimiert, beziehungsweise bei
der Blockade eines essentiellen Kanales ein anderer rekrutiert, um lebensgefährliche
Arrhythmien zu verhindern [61,67]. Der 1998 von Roden eingeführte Begriff der
Repolarisationsreserve [32] bezeichnet die Tatsache, dass eine verlängerte Repolarisation und Dispersion nur das Substrat für Tachyarrhythmien schaffen kann, aber
weitere Faktoren wie beispielsweise eine Hypokaliämie [62,63], Bradykardie [64] oder
genetische Disposition [70] vorhanden sein müssen, um frühe Nachdepolarisationen
auszulösen, die als Trigger für Torsades de Pointes fungieren.
EADs sind zwingend erforderlich für die Entstehung von Torsade de Pointes und
entstehen dabei durch einen erneuten Kationeneinstrom [87], insbesondere über ICa-L
während der Phase 3 des Aktionspotentials [88,89]. Es traten bei allen Herzen, in
denen durch Sotalol, Erythromycin und Veratridin Torsades de Pointes ausgelöst
werden konnten, auch frühe Nachdepolarisationen auf.
Somit kann zusammengefasst werden, dass die hier gemessenen elektrophysiologischen Parameter, wie eine Verlängerung der Repolarisation, der QT-Zeit und der
Dispersion der Repolarisation die Grundlage für die Entstehung von Arrhythmien wie
EADs und Torsades de Pointes liefern. Die zusätzliche hypokaliämische Phase
während der Versuche und die geringen Stimulationsfrequenzen senken die Repolarisationsreserve zusätzlich und es findet somit eine Provokation von frühen Nachdepolarisationen als Trigger für das Auftreten von Torsade de Pointes statt.
79
5.2. Einfluss von Antazolin auf die Arrhythmogenese
durch QT- Verlängerung
Schon 1948 konnte Dutta im tierexperimentellen Modell erstmals eine
antiarrhythmische Wirkung des Antihistaminikums Antazolin feststellen [143]. Es
folgten weitere überwiegend klinische Nachweise, beispielsweise durch Shah et al
[145], Dreifus et al [146] und Herbst [147] in den siebziger und achtziger Jahren.
Grundlegende molekulare Studien oder Arbeiten an isolierten Organen erfolgten
bislang nicht. Auch wenn Antazolin bis heute hinsichtlich der Behandlung ventrikulärer
tachykarder Arrhythmien ein wenig in Vergessenheit geraten ist, stellt es aufgrund
seiner geringen Nebenwirkungen wie milder Hypotonie, Benommenheit und
vorübergehender Übelkeit und Erbrechen [145] eine vielversprechende Alternative in
der Therapie des angeborenen und erworbenen langen QT- Syndromes dar, wie in
dieser Arbeit gezeigt werden konnte.
So konnte Antazolin das Auftreten der, durch Sotalol, Erythromycin und Veratridin,
ausgelösten Torsades de Pointes und frühen Nachdepolarisationen während
hypokaliämischer Versuchsphasen, in allen Fällen signifikant reduzieren.
Dabei kam es, unter der zusätzlichen Applikation der 20 micromolaren
Antazolinlösung, nicht zu einer Verkürzung der durch die vorhergehenden Substanzen
verlängerten APD90, Refraktärzeit und QT-Zeit, sondern im Falle von Sotalol zu einer
weiteren signifikanten Verlängerung der Refraktärzeit, QT-Zeit und APD90. In den
Versuchen mit Erythromycin kam es sowohl zu einer Verlängerung der QT-Zeit als
auch der Refraktärzeit und im Falle von Veratridin zu einer Verlängerung des QTIntervalles, der Refraktärzeit und der APD90 unter der zusätzlichen Antazolininfusion.
Da dies sowohl im Modell für das LQT2 mit Erythromycin und Sotalol als auch unter
dem vorhergehenden Einsatz von Veratridin erfolgte, konnte folglich die Blockade von
IKr, beziehungsweise die fehlende Inaktivierung von INa durch Antazolin nicht
nachweislich gestoppt oder aufgehoben werden. Im Gegenteil, die Repolarisation und
Refraktärität wurde durch Antazolin noch weiter verzögert. Dies konnte insbesondere
durch die Dosis-Wirkungsversuche zu Beginn dieser Studie gezeigt werden, in denen
es, mit steigenden Antazolinkonzentrationen ebenfalls zu einer Zunahme der APD90,
der Refraktärzeit als auch der QT-Zeit gekommen ist, ohne den zusätzlichen Einfluss
von Sotalol, Erythromycin oder Veratridin. Trotz dieser QT-Verlängerung durch
Antazolin kam es zu einer deutlichen Reduktion von EADs und Torsades de Pointes,
womit die alleinige Verlängerung der QT-Zeit kein guter prädiktiver Faktor für das
Auftreten dieser lebensgefährlichen Tachyarrhythmien ist.
Diesen Effekt zeigten bereits auch andere Medikamente, wie zum Beispiel Amiodaron
oder Ranolazin in weiteren Versuchen dieser Arbeitsgruppe. So führten diese
Substanzen ebenfalls zu einer QT-Verlängerung, allerdings nicht zu einer Erhöhung
der Dispersion und dem Auftreten von frühen Nachdepolarisationen oder Torsaden
[66,126,181]. Ranolazin konnte in Kombinationsversuchen mit dem Klasse ǀǀǀ Anti-
80
arrhythmikum Sotalol ebenso wie Antazolin die negative proarrhythmische Wirkung
von Sotalol aufheben [182].
Ein weiterer Faktor, der zur Erklärung dieser antiarrhythmischen Wirkung vieler
Substanzen betrachtet werden muss, ist die Dispersion. Die gesamte Dispersion setzt
sich aus der spatialen und temporalen Dispersion zusammen und konnte hier durch
die Verteilung der MAP- Ableitungskatheter bestimmt werden, indem sowohl mehrere
epikardiale auf der linken und rechten Herzseite, als auch eine endokardiale Ableitung
erfolgte. Eine erhöhte Dispersion der Repolarisation bedeutet, dass die Erregungsrückbildung in den Herzmuskelzellen zeitlich und regional zunehmend unterschiedlich
verläuft und nicht mehr geordnet erfolgt [183]. Insbesondere wenn die Refrakärzeit
verlängert ist, führt eine zusätzliche Dispersionszunahme dazu, dass kreisende
Erregungen und somit Reentry- Mechanismen entstehen können. Eine Zunahme der
Dispersion wird folglich mittlerweile als viel wichtigerer Faktor zur Einschätzung des
proarrythmischen Potentials von neuen Medikamenten gesehen, als eine alleinige
Verlängerung der QT-Dauer [184]. Betrachtet man nun die Werte für die Dispersion in
dieser Arbeit, so zeigt sich, dass die zusätzliche Infusion von Antazolin sowohl in der
Sotalol- und Erythromycin-Versuchsreihe, als auch in der Veratridinversuchsreihe zu
einer signifikanten Verringerung dieses Faktors führte (p<0,05) und so eine
elektrophysiologische Erklärung für die antiarrhythmischen Effekte von Antazolin
gegeben werden kann.
Da es an molekularen Studien zu Antazolin mangelt, können hier nur Vermutungen
zur Wirkung von Antazolin an verschiedenen Ionenkanälen aufgestellt werden, indem
man die Wirkung mit anderen Medikamenten, von denen bereits mehr über die
molekularen Wirkmechanismen bekannt ist, vergleicht. Da eine deutliche repolarisationsverlängernde Wirkung von Antazolin ausgeht, ist von einer Hemmung des
Kationenausstromes während der Phase 2-3 des Aktionspotentiales auszugehen. Da
dieser Ionenstrom überwiegend über IKr und IKs erfolgt [26,27], liegt der Verdacht nahe,
dass Antazolin eine hemmende Wirkung auf einen oder beide Kanäle ausübt (loss of
function). Außerdem wäre ein Funktionszugewinn eines Kationeneinstromes denkbar,
beispielsweise von ICa- L oder INa wie im Falle von Veratridine [90]. Allerdings muss
Antazolin zusätzlich die Reaktivierung von Kationenkanälen hemmen, die während der
Refraktärzeit zu einer erneuten verfrühten Depolarisation führen können und somit
möglicherweise Arrhythmien provozieren. Ranolazin beispielsweise hemmt den
späten Natriumkanal INa- Late und unterdrückt dadurch frühe Nachdepolarisationen. Da
Ranolazin jedoch auch den Ionenstrom IKr während der Repolarisation hemmt, kommt
es trotzdem zu einer verlängerten QT-Zeit [185]. Dies wäre auch für Antazolin denkbar,
ebenso wie eine Hemmung von ICa-L, wodurch EADs ebenfalls gehemmt werden
könnten [88,89] und so nicht als Trigger für Torsades- de Pointes fungieren können.
Sicher ist jedoch von einer multifokalen Wirkungsweise des Antihistaminikums
Antazolin auszugehen, da es sowohl das Aktionspotential verlängert, als auch, wie in
dieser Arbeit nachgewiesen, deutlich antiarrhythmisch wirkt. Zur genauen Differenzierung der molekularen Wirkungsweise müssen weitere Studien erfolgen.
81
5.3. Entstehungsmechanismus von Vorhofflimmern Provokation mit Acetylcholin und Isoproterenol
Wie bereits erwähnt, stellt das Vorhofflimmern die häufigste Herzrhythmusstörung dar
[3], welche sowohl beim herzgesunden Menschen als auch insbesondere bei
chronischer Herzinfuffizienz infolge des Remodelings auftreten kann. Die Prävalenz
steigt mit zunehmendem Lebensalter an [101]. Auch beim Hund, insbesondere dem
Irischen Wolfshund, ist das Auftreten von Vorhofflimmern ein häufiges Problem [186].
Die genaue Entstehung von Vorhofflimmern ist insbesondere aufgrund des
multifaktoriellen Geschehens noch nicht vollständig aufgeklärt. Dabei spielen sowohl
genetische Prädispositionen als auch die Verteilung und Aktivierung verschiedener
Ionenströme, als auch der Herzaufbau mit eventuellem Remodeling und Fibrosierung
eine Rolle [187]. Eine nicht unwesentliche Beteiligung an der Entstehung von
Vorhofflimmern kommt außerdem dem ICANS (intrinsisches, cardiales, autonomes
Nervensystem) zu, besonders bei dem Auftreten von paroxysmalen Flimmerepisoden
[187]. Da dieser Teil des autonomen Nervensystems vor allem im Bereich des linken
Atriums und der Pulmonalvenen lokalisiert ist [188], stellt dies eine mögliche Erklärung
dafür dar, warum paroxysmales Flimmern in 90% der Fälle seinen Ursprung im Bereich
der Pulmonalvenen hat [189]. So konnte sowohl bei Schweinen [190] als auch beim
Hund [191] durch eine Ablation von Teilen des vegetativen Nervensystems schon das
Auftreten von Vorhofflimmern verhindert werden.
Die Provokation von Flimmerepisoden mit der Acetylcholin-Isoproterenol-Kombinationslösung erfolgt dabei über die Rezeptoren des autonomen Nervensystems.
Acetylcholin wirkt über muscarinerge M2- und M3-Rezeptoren, die über G-Protein
gekoppelte Mechanismen überwiegend zu einem Anstieg von I K-ACh führen und damit
die Repolarisation beschleunigen [187]. Dies ist anhand einer geringeren Aktionspotentialdauer und effektiven Refraktärzeit erkennbar und konnte auch in dieser Arbeit
unter Acetylcholin- und Isoproterenolwirkung in allen Versuchsreihen signifikant
bestätigt werden. Da die Refraktärzeit regional unterschiedlich beeinflusst wird,
entstehen Inhomogenitäten, die als Substrat für die Entstehung von Rotoren dienen
können [192]. Dabei stellt sowohl bei der von Gorden Moe 1962 [103] aufgestellten
multiple wavelet Hypothese als auch bei der von Allessie et al. [104] stammenden
leading circle Hypothese die Wellenlänge einen entscheidenden Faktor dar. Diese ist
das Produkt aus der Refraktärzeit und der Leitungsgeschwindigkeit [193]. Sinkt also
die Refraktärzeit wie unter Acetylcholin- und Isoproterenoleinwirkung, so sinkt auch
die Wellenlänge und damit bleibt mehr Raum für viele Rotoren, die zu einer stabilen
Arrhythmie führen können.
Die Kombination von Acetylcholin und Isoproterenol wurde bereits mehrfach
erfolgreich zur Provokation von Vorhofflimmern eingesetzt [171, 194]. Isoproterenol
führt als β-Agonist zu einer Steigerung der Calciumfreisetzung ins Sarkoplasma [195]
und somit zur Förderung von Vorhofflimmern. Auch in dieser Arbeit konnte durch den
82
Einfluss der beiden Substanzen die Prävalenz von Vorhofflimmern in allen
Versuchsreihen signifikant (p<0,05) gesteigert werden. Durch das vermehrte Auftreten
von Vorhofflimmern wurden die für die Versuchsreihen nötigen Tiere gering gehalten.
Trotzdem wurden gute neue Erkenntnisse zur Wirkungsweise von Antazolin auf
Vorhofebene erzielt.
5.4. Atriale antiarrhythmische Effekte von Antazolin
Es konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass Antazolin nicht nur eine
antiarrhyhtmische Wirkung auf ventrikulärer Ebene hat, sondern auch sehr erfolgreich
die Inzidenz von Vorhoffimmern senken kann. So konnte das Auftreten von
Flimmerepisoden nach Provokation durch Acetylcholin und Isoproterenol durch die
zusätzliche Antazolinapplikation komplett unterdrückt werden.
Die bisherigen Studien zur Wirkung von Antazolin in der Behandlung von
Vorhofflimmern sind widersprüchlich; während viele Ergebnisse klar gegen eine
derartige Wirkungsweise [145] sprechen, unterstützen andere Arbeiten die Ergebnisse
dieser Arbeit [150-152]. Es handelt sich bei diesen Veröffentlichungen jedoch lediglich
um Fallberichte mit niedrigem Evidenzlevel. Außerdem spricht der jahrelange
erfolgreiche Einsatz dieses Antihistaminikums zur antiarrhythmischen Therapie in
Polen für eine zuverlässige Hemmung von Vorhofflimmern durch Antazolin.
Ausgiebige Studien mit hohem Evidenzlevel stehen jedoch noch weitestgehend aus.
Piotrowski et al [149] konnten jedoch in einer neuen Studie aus Polen zeigen, dass
Antazolin insbesondere Vorhofflimmern während Katheterablationen sehr gut
hemmen kann. Dabei stellt insbesondere die kurze Anflutungs-und Halbwertszeit von
circa 3 Stunden und die wenigen Nebenwirkungen einen Vorteil von Antazolin dar.
Eine weitere Studie mit hohem Evidenzlevel (AnPAF= antazoline in rapid cardioversion
of paroxysmal atrial fibrillation study) zur Beurteilung der antifibrillatorischen Wirkung
von Antazolin bei paroxysmalem Vorhofflimmern ist momentan in der Entwicklung
[142]. Die Ergebnisse dieser Studie könnten auch in anderen Ländern zur Erneuerung
der Leitlinien zur Behandlung von Vorhofflimmern führen.
Die elektrophysiologischen Grundlagen für die Wirkung des Antihistaminikums
Antazolin konnte diese Arbeit aufzeigen. So bewirkte Antazolin eine Verlängerung der
effektiven atrialen Repolarisationszeit, der atrialen Repolarisations-Refraktarität, der
atrialen Aktionspotentialdauer und eine Verlängerung der interatrialen Leitungszeit.
Betrachtet man Rotoren als Grundlage für Reentry- Erregungen, in deren Folge es zu
Vorhofflimmern kommen kann, so muss man die Wellenlänge dieser Impulse als
wichtigen Faktor in die Erklärung von antiarrhyhtmischen Wirkungsweisen von
Substanzen einbeziehen. Da sich, wie bereits erwähnt, die Wellenlänge als Produkt
aus der Refraktärzeit und Leitungsgeschwindigkeit zusammensetzt, bewirkt eine
Erhöhung der effektiven atrialen Refraktärzeit eine Vergrößerung der möglichen
Wellenlänge und limitiert damit die Anzahl der Rotoren, die gleichzeitig in den Vorhöfen
83
auftreten können. So kam es in dieser Studie unter der Einwirkung von Acetylcholin
und Isoproterenol zu einer signifikanten Verkürzung der aERP und dadurch zu einer
erhöhten Anzahl von möglichen Rotoren in den Vorhöfen. Die zusätzliche Infusion von
Antazolin konnte diese Wirkung wieder rückgängig machen und eine Erhöhung der
aERP bewirken und somit die Wellenlänge erhöhen und mögliche Arrhythmien
verhindern.
Wie bereits in Studien auf ventrikulärer Ebene [196,197] und auf Vorhofebene [125]
gezeigt wurde, führt eine Verlängerung der Refraktärzeit über das Ende der
Repolarisation hinaus, ebenfalls zu einem Verhindern von irregulären Erregungen und
wird als post-Repolarisations-Refraktarität bezeichnet. Diese errechnet sich aus der
Differenz von APD90 und Refraktärzeit. Physiologischerweise ist eine PostRepolarisations-Refraktarität vorhanden, die insbesondere durch die Wirkung von IKr
und IKs zustande kommt [198]. Diese Ionenströme wirken nicht nur während der
Repolarisationsphase, sondern auch noch während dem Beginn der Diastole und
verhindern so durch einen Efflux von Kationen die erneute Depolarisation der
Herzmuskelzelle. Eine Blockade oder Funktionsstörung dieser Kanäle kann auch in
den Vorhöfen wie im Ventrikel zu inhomogenen Repolarisationsverläufen führen und
Arrhythmien fördern.
Durch die Kombination von Acetylcholin und Isoproterenol wurde die natürliche aPRR
gesenkt, Antazolin verlängerte im weiteren Versuchsablauf die aPRR jedoch wieder.
So kann auch hier die verlängerte aPRR im Zusammenhang mit der
antiarrhyhtmischen Wirkung von Antazolin gesehen werden.
Die signifikante Verlängerung der interatrialen Leitungszeit unter zusätzlicher
Antazolininfusion müsste eher proarrhythmisch wirken, wenn man die mögliche
Beeinflussung der Wellenlänge der Rotoren betrachtet. So entspricht eine verlängerte
Leitungszeit einer verminderten Leitungsgeschwindigkeit und resultiert in einer
kleineren Wellenlänge und damit in einer erhöhten Anzahl von möglichen kreisenden
Erregungen in den Vorhöfen. Steigt jedoch die Refraktärzeitlänge überproportional im
Vergleich zur Verringerung der Leitungsgeschwindigkeit, könnte dies nichtsdestotrotz
eine Vergrößerung der Wellenlänge bedeuten und damit die antiarrhyhtmische
Wirkung von Antazolin erklären. Darüber hinaus kann der negativen Dromotropie
durch eine Verminderung der Leitungszeit auch eine antiarrhythmische Bedeutung
zukommen, wenn Blockaden entstehen, die den Reentryfortlauf verhindern [199].
Nach der Applikation von Acetylcholin und Isoproterenol kam es auch zu einer
Verkürzung der Aktionspotentialdauer, wodurch das Auftreten von Vorhofflimmern
weiter gefördert wurde, da durch die kurze Aktionspotentialdauer die Herzmuskelzellen
schneller wieder erregbar sind, insbesondere wenn sich die Refraktärzeit ebenfalls
verkürzt. Antazolin bewirkte auch hier einen Wiederanstieg der APD 90, trotz weiterer
Infusion von Acetylcholin und Isoproterenol.
84
5.5 Vergleich der atrialen antiarrhythmischen Wirkung
von Antazolin mit Vernakalant, Flecainid und Ivabradin
Um die Effektivität der antiarrhythmischen Wirkung von Antazolin und deren
elektrophysiologischen Grundlagen beurteilen zu können, wurden Versuchsreihen
unter den gleichen Versuchsbedingungen mit weiteren bekannten Substanzen
durchgeführt. Diese werden wie im Fall von Vernakalant und Flecainid in der Therapie
von Vorhofflimmern bereits vielfach eingesetzt oder werden zukünftig in der Therapie
von Vorhofflimmern von Bedeutung sein, wie im Fall von Ivabradin.
Vergleichende Analyse zwischen Antazolin und Vernakalant
Vernakalant kann aufgrund seiner Wirkung auf mehrere Kalium- und Natriumkanäle
zu der Klasse ǀ und ǀǀǀ der Antiarrhyhtmika gezählt werden [200,201] und führt zu einer
schnellen Konversion von paroxysmalen Vorhofflimmern in den Sinusrhythmus [202204]. Dies konnte bereits durch mehrere Studien gezeigt werden [205,206].
Vernakalant wird deswegen von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie
empfohlen, wenn keine strukturellen Herzerkrankungen bestehen [204,207]. Während
man zunächst von einer überwiegend vorhofselektiven Wirkung durch die Blockade
von IKur [133] und INa-Peak [208] ausgegangen ist, konnte durch unsere Arbeitsgruppe
bereits in einer anderen Arbeit die ventrikuläre Wirkung am Langendorff-perfundierten
isolierten Kaninchenherz gezeigt werden [177]. Dabei kam es zwar zu einer
Verlängerung der QT-Zeit, APD90 und der ERP, es konnte jedoch kein proarrhythmisches Potential nachgewiesen werden [177]. Die Begründung dafür kann in
der stabilen Dispersion der Repolarisation und der gesteigerten Post- RepolarisationsRefraktarität liegen. So konnte gezeigt werden, dass Vernakalant zwar nicht vorhofselektiv wirkt, jedoch trotzdem nicht das Auftreten ventrikulärer Arrhythmien
begünstigt.
In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass Vernakalant die Gesamtanzahl an
Ereignissen signifikant reduziert. Elektrophysiologisch kam es unter der zusätzlichen
Anwendung von Vernakalant zu einer Steigerung der aAPD 90 und der effektiven
atrialen Refraktärzeit, außerdem verlängerte sich die Refraktärzeit nach der vollständigen Repolarisation und die interatriale Überleitungszeit nahm signifikant zu, im
Vergleich zu den Werten unter Acetylcholin und Isoproterenol. Diese Veränderungen
durch Vernakalant konnten auch in anderen Studien bereits dargestellt werden
[208,209].
Im Vergleich lagen also der antiarrhythmischen Wirkung von Vernakalant und
Antazolin diegleichen elektrophysiologischen Wirkmechanismen zugrunde, da
Antazolin in dieser Arbeit ebenfalls zu einer Erhöhung der aAPD 90, aERP, aPRR und
der Überleitungszeit führte. Allerdings ist der antiarrhythmische Effekt durch das
Antihistaminikum Antazolin deutlich ausgeprägter. So konnte das Vorhofflimmern
durch die Infusion von Antazolin komplett unterdückt werden, während Vernakalant
85
diese lediglich reduzierte. Dies kann durch die Stärke der Veränderungen,
insbesondere hinsichtlich der aPRR und der effektiven Refraktärzeit erklärt werden,
die unter Antazolin wesentlich ausgeprägter waren als unter Vernakalant. Durch die
verlängerte Refraktärzeit vergrößert sich die Wellenlänge entstehender Rotoren und
damit sinkt die Anzahl möglicher Erregungen in den Vorhöfen, welches zu einer
Hemmung von Vorhofflimmern führt. Außerdem hemmt die Verlängerung der
Refraktärzeit über die Repolarisation hinaus ein Auftreten von verfrühten Depolarisationen.
So kann von vergleichbaren Wirkmechanismen von Antazolin und Vernakalant auf
verschiedene Ionenkanäle ausgegangen werden, wobei keine atriumselektive
Wirkung besteht. Die Effektivität ist jedoch im Fall von Antazolin in diesem Modell
wesentlich ausgeprägter. Um die genaue Wirkungsweise von Antazolin an den
Ionenbewegungen zu klären, sind jedoch weitere molekulare Studien nötig. Ein
weiterer Vorteil von Antazolin im Vergleich zu Vernakalant ist der niedrige Preis, da
Vernakalant einen wesentlich höheren Kostenfaktor darstellt [142].
Hinsichtlich des Einsatzes von Antazolin beim Bestehen von Herz-KreislaufErkrankungen müssen weitere Untersuchungen, beispielsweise an Herzinsuffizienzmodellen, erfolgen, um festzustellen, ob der Einsatz von Antazolin unter bestimmten
Bedingungen möglich ist und einen weiteren Vorteil gegenüber Vernakalant darstellt.
Vergleichende Analyse zwischen Antazolin und Flecainid
Flecainid ist ein Antiarrhythmikum der Klasse ǀC und blockiert damit INa [210], welches
zu einer Verlangsamung der Depolarisation und zu einer Verlängerung der Überleitungszeiten führt [211]. Es kommt zu einer Erhöhung der QRS-Zeit und damit auch
zu einer leichten Verlängerung der QT-Zeit, die Repolarisationsgeschwindigkeit wird
jedoch nicht verändert [211]. Aufgrund der langsamen Erholungszeiten der Natriumkanäle kommt es außerdem zu einer Verlängerung der Refraktärzeiten [212,213]. Da
Flecainid sowohl in den Vorhöfen als auch in den Ventrikeln des Herzens wirkt und es
im Verlauf der CAST-Studie zu gehäuften Todesfällen und Arrhythmien unter der
Behandlung mit Flecainid kam [214], wird der Einsatz nur bei herzgesunden Patienten
empfohlen [122]. Da die Eliminierung überwiegend über die Nieren erfolgt, ist bei
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion der Einsatz bedenklich.
Auch wenn die Effektivität von Flecainid zur Behandlung von Vorhofflimmern vielfach
gezeigt wurde [215-217] und es zu einem Antiarrhyhtmikum erster Wahl hinsichtlich
dieser Indikation gehört, so gab es doch immer wieder Studien, die widersprüchliche
Ergebnisse lieferten [120], beziehungsweise einen klaren Vorteil von anderen
Medikamenten wie beispielsweise Vernakalant aufzeigen konnten [218].
In dieser Arbeit veränderte sich die APD90 unter Flecainideinfluss nicht signifikant. In
anderen Studien wurde bereits eine Verlängerung der APD unter Flecainid im atrialen
Muskel gezeigt [219], jedoch im erregungsbildenden System eine Verringerung [220].
Eine mögliche Erklärung für die Ergebnisse in dieser Arbeit könnte sein, dass sich die
86
verlängernden und verkürzenden Effekte auf die Aktionspotentialdauer aufgehoben
haben und es dadurch nicht zu einer signifikanten Veränderung kam oder die
verkürzende Wirkung durch Acetylcholin und Isoproterenol die verlängernde Wirkung
von Flecainid überwiegt. Hinsichtlich der effektiven atrialen Refraktärzeit konnten
jedoch die bisherigen Ergebnisse bestätigt werden. Es fand eine signifikante
Verlängerung der atrialen effektiven Refraktärzeit statt. Diese Verlängerung der
Refraktärzeit wurde in anderen Arbeiten als Ursache für die Hemmung von
Vorhofflimmern aufgrund der dadurch vergrößerten Wellenlänge auftretender Rotoren
gesehen [213], in dieser Arbeit war jedoch die Reduktion der auftretenden
Flimmerepisoden nicht signifikant. Eine Ursache könnte hierfür in dem verwendeten
Versuchsmodell liegen.Vergleicht man die Wirkung von Flecainid mit der von Antazolin
in diesem Versuchsmodell, so zeigt sich insbesondere auch, dass Flecainid im
Gegensatz zum Antihistaminikum Antazolin nicht zu einer ausgeprägten Erhöhung der
Post-Repolarisations-Refraktarität führte, worin die mangelnde Effektivität von
Flecainid begründet liegen könnte. Die interatriale Überleitungszeit wurde durch
Flecainid ebenso wie unter Antazolinwirkung signifikant erhöht, welches aufgrund der
langsamen Depolarisation durch die Blockade von INa erklärt werden kann.
Abschließend lässt sich sagen, das Flecainid im Gegensatz zum Wirkstoff Antazolin in
dieser Arbeit das Auftreten von Vorhofflimmern im Provokationsversuch mit
Acetylcholin und Isoproterenol nicht ausreichend hemmen konnte. Da durch die
Applikation von Acetylcholin und Isoproterenol insbesondere paroxysmale
Arrhythmien aus dem intrinsischen autonomen Nervensystem des Herzens simuliert
werden, konnte gezeigt werden, dass in diesem Fall die Effektivität von Antazolin
gegenüber Flecainid überwiegt.
Vergleichende Analyse zwischen Antazolin und Ivabradin
Die hauptsächliche Wirkung von Ivabradin ist die Blockade des nicht-selektiven
Kationeneinstromes If. Da dieser durch Hyperpolarisation aktivierte sogenannte funny
channel, der sowohl Kalium- als auch Natriumionen während der Phase 4 des
Aktionspotentiales einströmen lässt [138], zunächst nur im erregungsbildenden
System des Herzens nachgewiesen wurde, ging man von einer selektiven Wirkung
von Ivabradin insbesondere am Sinusknoten aus [173]. Dabei führt Ivabradin zu einer
Verminderung der Herzfrequenz ohne die Kontraktilität des Herzens einzuschränken
[221,222] und ist insbesondere hinsichtlich der Behandlung von ischämischen
Herzerkrankungen von Bedeutung [223]. Dies führt dazu, dass Ivabradin einen
entscheidenden Vorteil gegenüber alternativ eingesetzten β- Blockern mit sich bringt,
da diese die Kontraktilität herabsetzen und zu einer reduzierten Auswurfleistung des
Herzens führen [221,222].
Mittlerweile konnten die, hauptsächlich durch die Gene HCN2- und HCN4 codierten,
If-Kanäle jedoch auch in atrialen Myocyten [224], ventrikulären Herzmuskelzellen [225]
und zu größeren Teilen in den Pulmonalvenen nachgewiesen werden [226]. Dabei
könnte diesen Ionenbewegungen als Trigger zur Entstehung von ektopischen Erreg-
87
ungen eine grundlegende Rolle zukommen [227]. Es wurde bereits gezeigt, dass
insbesondere unter der Entstehung von Vergrößerungen des Vorhofes, eines
vermehrten interatrialen Füllungsdruckes sowie unter atrialen Flimmerepisoden die
Aktivität von If stark ansteigt [137]. Somit stellt der Wirkstoff Ivabradin eventuell eine
neue Möglichkeit der selektiven Behandlung von Arrhyhtmien dar. Wie bereits
erwähnt, sind die proximalen Pulmonalvenen ein häufiger Ursprung für die Entstehung
von Vorhofflimmern; da auch dort eine vermehrte Expression von If stattfindet, kann
Ivabradin als Inhibitor dieses Kanals eine Behandlungsmöglichkeit liefern.
Die zusätzliche Rekrutierung von If-Strömen unterliegt dabei auch dem vegetativen
Nervensystem. So kommt es durch eine vermehrte sympathische Aktivität über βAdrenorezeptoren zu einer Erhöhung von cAMP und dadurch zu einer gesteigerten
Aktivität von If und damit zu einer positven chronotropen Wirkung [138], die durch
Ivabradin unterdrückt werden kann.
Andererseits führen parasympathische Transmitter wie Acetylcholin zu einer
verminderten Aktivierung von If. Durch eine Verschiebung des nötigen Schwellenpotentiales in den negativeren Bereich wird dieses schwerer erreicht und die Kanäle
seltener aktiviert [138].
Der starke Einfluss des intrinsischen kardialen Nervensystems könnte eine Erklärung
dafür sein, warum Ivabradin nicht zu einer ausgeprägten Verringerung des Auftretens
von Vorhofflimmern geführt hat. Da in diesem Modell sowohl Acetylcholin, ein
Parasympathomimetikum, als auch Isoproterenol, ein Sympathomimetikum eingesetzt
wurde, könnte sich die aktivierende und hemmende Wirkung beider Substanzen am
Ionenstrom If zum Teil aufgehoben haben. Außerdem handelte es sich in dieser Arbeit
nicht um kardial erkrankte Tiere, sodass eine Erhöhung der Aktivität von If
beispielweise durch eine Vorhofvergrößerung oder einen erhöhten intraatrialen
Füllungsdruckes nicht provoziert wurde.
Nichtsdestotrotz kam es durch Ivabradin zu zum Teil deutlichen Veränderungen der
elektrophysiologischen Parameter und auch zu einer Tendenz zur Reduktion von
Vorhofflimmern. Eine Ursache könnte in der Wirkung von Ivabradin an anderen
Ionenkanälen sein. Es ist bereits eine Hemmung des Ionenstromes I Kr und ICa-L
beschrieben [38,228]. Dies könnte auch hier zu einer signifikanten Verlängerung der
aAPD90 geführt haben, was konträr zu bisherigen Ergebnissen zur Ivabradinwirkung
ist, in der es zu keiner Veränderung der APD kam [38,224]. Ebenso bewirkte Ivabradin
eine Verlängerung der Refraktärzeit und die aPRR erhöhte sich im Vergleich zu den
Ausgangsbedingungen signifikant. Dass sich die Überleitungszeit unter Ivabradineinfluss nicht verlängert [221,222], konnte hier bestätigt werden.
Obwohl die Verlängerung der Refraktärzeit zu einer Vergrößerung der Wellenlänge
möglicher Rotoren führt und die vergrößerte Refraktärzeit über die Repolarisation
hinaus antiarrhythmisch wirkt, wurde die Gesamtanzahl von Flimmerepisoden, die
länger als eine Sekunde andauerten, reduziert.
88
Damit konnte gezeigt werden, dass Antazolin in diesem Modell eine größere
antiarrhythmische Wirkung bezüglich atrialer Flimmerepisoden aufweist als Ivabradin.
Hier spielt vermutlich das Provokationsmodell mit Acetylcholin und Isoproterenol eine
große Rolle, die gegensätzliche Einflüsse auf If ausüben und sich damit die mögliche
Einflusshöhe von Ivabradin reduziert. Damit treten eventuell andere Wirkmechanismen von Ivabradin auf verschiedene Ionenkanäle in den Vordergrund, auch wenn
diese Wirkungen in früheren Studien überwiegend erst in Konzentrationen von mehr
als 3μM eintraten [228]. Es konnten jedoch auch hier grundlegende antiarrhythmische
Wirkungsweisen wie eine Verlängerung der Refraktärzeit und der aPRR nachgewiesen werden, wie sie auch unter Antazolin entstehen. Während es jedoch durch
die Antazolininfusion zu einer Erhöhung der aAPD90 um 83 % im Vegleich zur reinen
Acetylcholin- und Isoproterenol-Wirkung kam, stieg die aAPD90 durch Ivabradin nur um
12%. Ähnliche Unterschiede zeigen sich auch hinsichtlich der effektiven Refraktärzeit.
Unter Antazolin stieg diese um 114%, unter Ivabradin nur um 36%.
5.6 Limitationen der Studie
Diese experimentelle Studie beinhaltet sowohl Untersuchungen auf Vorhofebene als
auch auf ventrikulärer Ebene, die an isolierten Kaninchenherzen durchgeführt wurden.
Dieses Modell wurde gewählt, da das Aktionspotential der Herzmuskelzellen vom
Kaninchen gut vergleichbar mit dem des Menschen ist. Dies ist vor allem durch die
ausgeprägte Plateauphase in beiden Spezies gekennzeichnet [4], welche beispielsweise bei Mäusen in dieser Weise nicht vorkommt. Unterschiede bestehen jedoch in
der Verteilung der an der Repolarisation beteiligten Ionenströme. Während beim
Kaninchen überwiegend IKr-Ströme von Bedeutung sind, überwiegen beim Mensch
Ladungsverschiebungen durch IKs [175]. In den Vorhöfen hat darüber hinaus der
Ionenstrom Ito beim Kaninchen eine andere Kinetik als beim Menschen und dem
humanen Ionenkanal IKur steht ISus beim Kaninchen gegenüber [229]. Des Weiteren
wurden lediglich junge Tiere verwendet, die im Rahmen einer durchgeführten
Allgemeinuntersuchung keine Hinweise auf vorliegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen
zeigten, was einen weiteren limitierenden Faktor darstellt. Viele Arrhythmien,
insbesondere Vorhofflimmern, entstehen gehäuft nach strukturellen Umbauprozessen
im Herzen und treten mit steigender Prävalenz im höheren Lebensalter auf. Ob
Antazolin in diesem Zusammenhang eine effektive und sichere antiarrhyhtmische
Wirkung hat, war nicht Gegenstand dieser Studie und muss in weiteren Arbeiten
getestet werden.
Darüber hinaus konnten aufgrund der Größenverhältnisse am Kaninchenherzen
lediglich acht Ableitungen platziert werden, davon sieben epikardial und nur eine
endokardial, somit muss insbesondere die Beurteilung der transmuralen Dispersion
kritisch bewertet werden.
89
Weiterhin wurde die QT-Zeit der ventrikulären Versuchsreihen manuell bestimmt, was
ein großes Fehlerpotential verursacht. Die Messung wurde jedoch ausschließlich von
mir selbst vorgenommen, sodass sich diese Fehlerquelle auf ein Minimum reduzieren
ließ.
In den Versuchen auf Vorhofebene wurden Acetylcholin und Isoproterenol zusammen
mit hochfrequenten Burstsstimulationen verwendet, um Vorhofflimmern zu
provozieren. Da es möglich ist, dass diese Substanzen in Wechselwirkung mit den
getesteten Wirkstoffen treten und so die elektrophysiologischen Parameter verändert
werden, müssen weitere Studien zur Beurteilung von Antazolin in anderen Modellen
folgen, beispielsweise in Herzinsuffizienzmodellen oder Modellen, in denen
Flimmerepisoden durch Dehnungsreize der Vorhöfe induziert werden. Gerade im
Hinblick auf die Versuche mit Vernakalant, Flecainid und Ivabradin wurden die
Versuchszahlen gering gehalten, da keine grundlegenden neuen Erkenntnisse zu den
Eigenschaften dieser Wirkstoffe erlangt werden sollten, sondern diese lediglich zu
Vergleichen mit der Wirkung unter Antazolin herangezogen wurden. Die statistische
Aussagekraft dieser Versuche muss also als eingeschränkt betrachtet werden.
Es können durch diese Studie nur Aussagen zu den gemessenen Parametern wie
APD90, ERP, aPRR, Überleitungszeiten und zu den Häufigkeiten von Arrhythmieereignissen gemacht werden, nicht jedoch zu den grundlegenden molekularen
Mechanismen. Dies muss Bestandteil weiterer experimenteller molekularbiologischen
Arbeiten sein.
Ob Antazolin eine mögliche antiarrhythmische Therapie im Falle von Vorhofflimmern
beim Hund, welches vor allem beim Irischen Wolfshund und im Zusammenhang mit
der dilatativen Kardiomyopahtie vorkommt, kann mit dieser Arbeit nicht abschließend
geklärt werden. Die in diesem Modell verwendeten Kaninchenherzen unterscheiden
sich in den zugrunde liegenden Ionenbewegungen und den daraus resultierenden
Ergebnissen vom Hundeherz.
5.7 Ausblick
In dieser Arbeit konnte nachgewiesen werden, dass das Antihistaminikum Antazolin
einen ausgeprägten antiarrhyhtmischen Effekt sowohl auf ventrikulärer als auch auf
Vorhofebene hat. So wurde die Entstehung von frühen Nachdepolarisationen und
Torsades de Pointes im Zusammenhang mit erworbenen langen QT-Syndrom, durch
Antazolin signifikant gehemmt. Dies kann auch auf Vorgänge im Verlauf von
angeborenen QT-Verlängerungen im Zusammenhang mit dem LQT2 und LQT3
übertragen werden. Ausstehend sind noch weitere Untersuchungen hinsichtlich
angeborener genetischer Veränderungen, die zu einer Repolarisationsverlängerung
führen können. Durch diese Studien wäre zu erfahren, ob auch in diesen Modellen
Antazolin antiarrhythmisch wirkt. Außerdem sind weitere Kombinationsversuche mit
proarrhythmisch wirkenden Substanzen nötig, um auch in diesen Fällen
90
herauszufinden, ob eine eventuelle begleitende Therapie mit Antazolin die möglichen
Nebenwirkungen anderer Medikamente, wie lebensgefährliche Tachyarrhythmien,
senken kann.
Darüber hinaus sollten weitere Versuche mit Antazolin in Herzinsuffizienzmodellen
erfolgen, um zu entscheiden, ob Antazolin eine Therapieoption darstellt, wenn
strukturelle Herzerkrankungen vorliegen. Dies könnte insbesondere im Hinblick auf die
Therapieoptionen von Vorhofflimmern von entscheidender Bedeutung sein, da viele
häufig eingesetzte Substanzen nicht im Falle von strukturellen Herzerkrankungen
geeignet sind.
Mit großer Spannung können die Ergebnisse der gerade in Polen laufenden AnPAFStudie erwartet werden, in der die klinische Effizienz von Antazolin im Falle von
paroxysmalem Vorhofflimmern gezeigt werden soll. Positive Ergebnisse würden einen
weiteren Fortschritt in der Akzeptanz von Antazolin als Antiarrythmikum bedeuten und
den bisherigen jahrelangen Einsatz in Polen rechtfertigen. Dabei kommt Antazolin
nicht nur für die Behandlung von spontan auftretenden Vorhofflimmerepisoden in
Betracht, sondern auch zur Behandlung von während Katheterablationen
auftretendem Vorhofflimmern. Aufgrund der schnellen Anflutung, der kurzen
Wirkungsdauer und geringen Nebenwirkungen, könnte eine bisherig zum Teil nötige
Kurznarkose zur Durchführung einer Elektrokardioversion nicht mehr nötig sein.
Diese Studie sollte auch für die Veterinärmedizin einen Beitrag leisten. Insbesondere
bezogen auf die Problematik der dilatativen Kardiomyopathie, die häufig mit dem
Auftreten von schlecht therapierbarem Vorhofflimmern einhergeht, kann Antazolin ein
mögliches Medikament sein, welches im Stande ist dies zuverlässig zu minimieren.
Momentan wird das Vorhofflimmern in der Kleintiermedizin kaum spezifisch behandelt,
da die Ergebnisse unbefriedigend sind. Es wird vielmehr versucht die dadurch
entstehenden hohen Herzfrequenzen mit Digoxin, Atenolol, Esmolol oder Sotalol
sowie Diltiazem zu senken, was zu lebensbedrohlichen AV- Blöcken und Arrhythmien
insbesondere durch Sotalol führen kann.
Es müssen jedoch weitere experimentelle Untersuchungen am Kleintiermodell
erfolgen, um die Ergebnisse dieser Arbeit für Hund und Katze eventuell bestätigen zu
können.
Im Gegensatz zum Kleintier wird in der Pferdemedizin Vorhofflimmern zwar spezifisch
mit dem Alkaloid Chinidinsulfat behandelt. Allerdings sind die Erfolgsraten
verbesserungswürdig und die Anwendung zum Teil mit großen Nebenwirkungen, wie
beispielsweise der Entstehung von Torsaden und ventrikulären Tachykardien
verbunden [230]. Auch in diesem Bereich stellt die Anwendung von Antazolin eventuell
eine wesentlich erfolgreichere Therapieoption dar und sollte weiter untersucht werden.
Wenngleich in der Veterinärmedizin keine genetischen Erkenntnisse hinsichtlich des
angeborenen QT- Syndromes im Gegensatz zum Menschen bestehen, so lässt sich
doch aufgrund der hohen Raten von plötzlichen Todesfällen, die momentan noch als
91
idiopathisch gelten, eine genetische Beteiligung von Veränderungen
Repolarisation durch Mutationen in den nötigen Ionenkanälen vermuten.
der
Beispielsweise konnte in den USA ein Bestand von deutschen Schäferhunden
aufgebaut werden, die im Vergleich zur Kontrollgruppe unter der Behandlung von
Sotalol zur vermehrten Entstehung von Tachyarrhythmien neigen. In zellulären
Untersuchungen zeigten sich Veränderungen, die mit dem angeborenen LQTSyndrom aufgrund von Veränderungen des Ionenstromes IKs mit denen des Menschen
vergleichbar sind [231]. Somit können solche angeborenen Veränderungen eine
grundlegende Ursache für das Auftreten von lebensbedrohlichen Arrhythmien, in
deren Folge es zum plötzlichen Herztod kommt auch in der Veterinärmedizin sein.
Wenn die Forschung hinsichtlich dieser Veränderungen auch in der Tiermedizin weiter
fortgeschritten ist, kann auch hier Antazolin zukünftig eine Behandlungsmöglichkeit
darstellen.
Auch der Einsatz von Antazolin als Begleitmedikation während der Anwendung von
Sotalol in der Kardiologie oder von Erythromycin zur Behandlung bakterieller
Infektionen könnte zukünftig in der Veterinärmedizin eine Rolle spielen, insbesondere
wenn zeitgleich Elektrolytveränderungen wie eine Hypokaliämie vorliegen.
92
6. Zusammenfassung
Sterneberg, Magdalena:
Experimentelle Untersuchungen zur antiarrhythmischen Wirkung von Antazolin
am isolierten Kaninchenherzen
Hintergrund und Ziel der Arbeit:
Das Auftreten lebensgefährlicher Arrhythmien kann sowohl im Tierreich als auch in der
Humanmedizin zu plötzlichen Todesfällen führen. Eine besondere Bedeutung hierbei
kommt polymorphen Tachyarrhythmien vom Torsade de Pointes-Typ zu, welche
infolge einer Verlängerung der QT-Zeit aufgrund verschiedener Medikationen
auftreten können. Ebenso stellt die Therapie des Vorhofflimmerns als häufigste
Arrhythmieform mit zunehmender Tendenz noch immer ein Problem dar. Das
Antihistaminikum Antazolin zeigte in klinischen humanmedizinischen Arbeiten bereits
eine starke antiarrhythmische Wirkung bei unterschiedlichen Arrhythmien, allerdings
fehlen bisher grundlegende experimentelle elektrophysiologische Studien. Ziel dieser
Arbeit ist es, die ventrikuläre und atriale antiarrhythmische Wirkung von Antazolin
aufzuzeigen, insbesondere im Zusammenhang mit proarrhythmisch wirkenden
Substanzen und die grundlegenden elektrophysiologischen Mechanismen darzulegen.
Methoden und Ergebnisse:
Untersuchungen auf ventrikulärer Ebene:
Es wurden herzgesunden weiblichen Neuseelandkaninchen die Herzen entnommen
und in der Langendorff-Apparatur retrograd perfundiert. Die ventrikulären monophasischen Aktionspotentiale wurden über acht epi- und endokardiale Katheter
abgeleitet und anschließend ausgewertet. Dafür wurde nach der Herstellung des AVBlockes in Zykluslängen zwischen 900ms und 300ms stimuliert. Die Applikation der
IKr-Blocker Sotalol (100µM) und Erythromycin (300µM) sowie Veratridin (0,5µM) als
Inhibitor der Natriumkanal-Inaktivierung führten zu einer signifikanten Verlängerung
der APD90, der QT-Zeit und zu einer erhöhten Dispersion der Repolarisation. Diese
provozierte während der hypokaliämischen Versuchsphase das Auftreten früher
Nachdepolarisationen und Torsades de Pointes. Durch die zusätzliche Infusion von
Antazolin (20µM) konnten diese jedoch deutlich unterdrückt werden. Ausschlaggebend dafür war die signifikante Reduktion der Dispersion, wohingegen die APD90
und die QT-Zeit durch Antazolin weiter verlängert wurden.
Untersuchungen auf Vorhofebene:
Auch in den atrialen Versuchsreihen wurden die Herzen von gesunden weiblichen
Neuseelandkaninchen in der Langendorff-Apparatur verwendet. Die atrialen monophasischen Aktionspotentiale wurden an jeweils zwei Stellen des linken und rechten
93
Vorhofes abgeleitet. Es erfolgten Stimulationen bei einer Zykluslänge von 350ms,
250ms und 150ms. Durch die Zugabe einer Acetylcholin-Isoproterenol-Kombinationslösung (1µM/1µM) zum Perfusat wurde die aAPD90, aERP und die aPRR signifikant
verkürzt und das Auftreten von atrialen Flimmerepisoden deutlich gesteigert. Die
zusätzliche Infusion von Antazolin (20µM) im weiteren Versuchsablauf konnte das
Auftreten von Vorhofflimmern wieder deutlich reduzieren. Die elektrophysiologischen
Grundlagen dafür waren eine Umkehr der Wirkung durch Acetylcholin und
Isoproterenol. So wurden die aAPD90, aERP, aPRR und die Überleitungszeit durch
Antazolin wieder signifikant verlängert.
In weiteren Versuchsreihen wurde das Versuchsprotokoll mit weiteren antiarrhythmisch wirkenden Substanzen wie Vernakalant (10µM), Flecainid (2µM) und
Ivabradin (3µM) anstelle von Antazolin wiederholt. Keiner der genannten
Antiarrhythmika konnte jedoch die Inzidenz von Vorhofflimmern unter Acetylcholin und
Isoproterenol so stark hemmen wie Antazolin. Als Ursachen können die unter
Antazolin ausgeprägteren Veränderungen der elektrophysiologischen Parameter
gesehen werden.
Schlussfolgerung:
Antazolin hemmt sowohl im Modell des LQT2-Syndromes, ausgelöst durch Sotalol und
Erythromycin, als auch im Modell des LQT3-Syndromes, ausgelöst durch Veratridin,
effektiv die Entstehung von frühen Nachdepolarisationen und Torsades de Pointes.
Ursächlich dafür kann die starke Verringerung der totalen Dispersion der
Repolarisation gesehen werden.
Darüber hinaus ist Antazolin in der Lage, die mit Acetylcholin und Isoproterenol
gesteigerte Prävalenz von Vorhofflimmern effektiv zu verringern. Im Vergleich mit
anderen wirksamen Substanzen, die zur Therapie von atrialem Flimmern eingesetzt
werden, wie Vernakalant, Flecainid und Ivabradin, zeigt Antazolin eine deutlich
stärkere Effektivität. Dabei spielt insbesondere eine Verlängerung der aAPD 90, der
aERP, der Überleitungszeit und der aPRR eine entscheidende Rolle.
94
7. Summary
Sterneberg, Magdalena:
Experimental analysis of the antiarrhythmic properties of antazoline in isolated
rabbit hearts
Background and Aim of the study:
The incidence of life-threatening arrhythmias can result in sudden cardiac death, both
in veterinary and human medicine. Polymorphic ventricular tachyarrhythmias of the
torsades de pointes-type, which can appear because of different medications leading
to a prolongation of the QT-interval, represent an important proarrhythmic mechanism.
Pharmacologic therapy of atrial fibrillation, the most common arrhythmia, remains a
challenge. The antihistamine antazoline already indicated strong antiarrhythmic
properties in different clinical studies, but basic experimental and electrophysiological
studies are not available. The aim of this study was to show the atrial and ventricular
antiarrhythmic effects of antazoline particulary in relation to proarrhythmic medications
and to present the fundamental electrophysiological mechanisms.
Methods and Results:
Model of ventricular arrhythmias:
Hearts of female New Zealand-rabbits were retrogradely perfused using the
Langendorff-apparatus. Ventricular monophasic action potentials were recorded by
eight endo- and epicardial catheters and analyzed afterwards. Hearts were stimulated
in cycle lengths between 900 and 300ms after mechanical induction of atrioventricular
block. The application of the IKr-inhibitors sotalol (100µM) and erythromycin (300µM)
as well as veratridine (0,5µM), an inhibitor of sodium channel inactivation, resulted in
a significant prolongation of APD90, QT- interval and spatial dispersion of repolarization. This resulted in occurence of early afterdepolarizations and torsades de
pointes after lowering of potassium concentration. These arrhythmias were significantly reduced by the additional use of antazoline (20µM). The underlying electrophysiological mechanisms for this, were the significant reduction of the total dispersion
whereas the APD90 and the QT-interval increased further with antazoline.
Model of atrial fibrillation:
Again, hearts of healthy female New Zealand-rabbits were retrogradely perfused in the
Langendorff-apparatus. Atrial monophasic action potential was recorded at two areas
both at the left and the right atrium. We stimulated in cylce lengths of 350ms, 250ms
and 150ms. The addition of acetylcholine and isoproterenol (1µM/1µM) resulted in a
significant reduction of aAPD90, aERP and of aPRR and in an increased occurrence of
atrial fibrillation. The further infusion of antazoline (20µM) resulted in a complete
95
elimination of atrial fibrillation. The underlying electrophysiological mechanisms were
the reversal of the effect of acetylcholine and isoproterenol. Thus, Antazoline significantly prolonged aAPD90, aERP, aPRR and interatrial conduction time.
In further test series, the study protocol was repeated with other antiarrhythmic agents
like vernakalant (10µM), flecainide (2µM) and ivabradine (3µM) instead of antazoline.
None of the mentioned antiarrhythmics was able to reduce the incidence of atrial
fibrillation, with acetylcholine and isoproterenol, as effectively as antazoline. The
underlying mechanisms were the more pronounced changes of the electrophysiological parameters with the use of antazoline.
Conclusion:
Antazoline inhibits the development of ealy afterdepolarizations and torsades de
pointes both in the model of the LQT2-syndrome and in the model of the LQT3syndrome. The causal connection for this is the significant reduction of spatial dispersion of repolarization.
Moreover, antazoline is able to decrease the incidence of atrial fibrillation, induced by
acetylcholine and isoproterenol. In comparison with other antiarrhythmic agents like
vernakalant, flecainide and ivabradine, antazoline was more effective. The prolongation of aAPD90, aERP, conduction time and of aPRR play a decisive role in this case.
96
8. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Ventrikuläres Aktionspotential.............................................................. 5
Abbildung 2: Schrittmacherpotential ......................................................................... 6
Abbildung 3: Atriales Aktionspotential ...................................................................... 7
Abbildung 4: Einteilung der kongenitalen QT Syndrome aus: Genetic and Clinical
Advances in Congenital Long QT Syndrome ............................................................ 11
Abbildung 5: Repräsentatives Beispiel früher Nachdepolarisationen am isolierten
Kaninchenherzen ...................................................................................................... 13
Abbildung 6: Repräsentatives Beispiel einer Torsades de Pointes- Episode am
isolierten Kaninchenherzen ...................................................................................... 14
Abbildung 7: Repräsentatives Beispiel einer induzierten Vorhofflimmerepisode am
isolierten Kaninchenherzen ...................................................................................... 15
Abbildung 8: Schematische Darstellung der „Leading circle Hypothese“ nach Pandit
und Jalife (2013) ....................................................................................................... 17
Abbildung 9: Schematische Darstellung der Entstehung von Rotoren ................... 17
Abbildung 10: Schematische Darstellung eines Rotors (modifiziert aus [105]) ....... 17
Abbildung 11: Strukturformel von Antazolin ............................................................ 20
Abbildung 12: Schema der Langendorff- Versuchsapparatur ................................. 24
Abbildung 13: An der Langendorff- Apparatur befestigtes, isoliertes und retrograd
perfundiertes Kaninchenherz .................................................................................... 26
Abbildung 14: Ableitungsstellen der monophasischen Aktionspotentiale ............... 27
Abbildung 15: Schema zum zeitlichen Ablauf der Ventrikelversuche ..................... 29
Abbildung 16: Schematische Darstellung der Messung von APD50 und APD90 ... 33
Abbildung 17: Katheterplatzierung Vorhofversuche ............................................... 35
Abbildung 18: Kaninchenherz an der Langendorff-Anlage nach der
Katheterplatzierung .................................................................................................. 35
Abbildung 19: Schema zum zeitlichen Ablauf der Vorhofversuche......................... 36
Abbildung 20: Burststimulation ohne Induktion von Vorhofflimmern ....................... 37
Abbildung 21: Burststimulation mit konsekutiver Induktion von Vorhofflimmern ..... 38
Abbildung 22: Dosisabhängiger Effekt von Antazolin auf die APD90 (oben) und das
QT-Intervall (unten) .................................................................................................. 42
Abbildung 23: Zykluslängenabhängiger Effekt von alleiniger Sotalolgabe sowie
zusätzlicher Zugabe von Antazolin auf die APD90 (oben) und das QT-Intervall (unten)
................................................................................................................................. 44
Abbildung 24: Zyklusabhängiger Effekt von alleiniger Erythromycingabe sowie
zusätzlicher Infusion von Antazolin auf die APD90 (oben) und das QT-Intervall
(unten) ...................................................................................................................... 45
Abbildung 25: Sotalolversuche: Effektive Refraktärzeiten (oben) und räumliche
Dispersion der Repolarisation (unten) ...................................................................... 48
Abbildung 26: Erythromycinversuche: Effektive Refraktärzeiten (oben) und die
räumliche Dispersion (unten) .................................................................................... 49
97
Abbildung 27: EADs und Torsade de Pointes während der hypokaliämischen Phase
unter Sotaloleinfluss ................................................................................................. 50
Abbildung 28: Inzidenzen früher Nachdepolarisationen und Torsades de Pointes
während der Versuche mit Sotalol und Antazolin ..................................................... 51
Abbildung 29: Inzidenzen früher Nachdepolarisationen und Torsades de Pointes in
den Versuchen mit Erythromycin und Antazolin ....................................................... 51
Abbildung 30: EADs und TdPs während der hypokaliämischen Phase unter
Erythromycineinfluss ................................................................................................ 52
Abbildung 31: Zyklusabhängiger Effekt unter alleiniger Veratridingabe und unter
zusätzlicher Antazolinwirkung auf die APD90 (oben) und das QT-Intervall (unten) ... 54
Abbildung 32: Effektive Refraktärzeit nach Gabe von Veratridin und Antazolin..... 55
Abbildung 33: Veratridinversuche: Mittelwerte der Dispersion................................ 56
Abbildung 34: Inzidenzen von frühen Nachdepolarisationen und Torsades de
Pointes ..................................................................................................................... 57
Abbildung 35: Repräsentatives Beispiel für Torsades de Pointes unter
Veratridineinfluss. Monophasische Aktionspotentiale (links) und EKG (rechts) ....... 57
Abbildung 36: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Antazolin auf die
aAPD90 (oben) und die aERP (unten) ....................................................................... 59
Abbildung 37: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Antazolin auf die
aPRR ........................................................................................................................ 60
Abbildung 38: Gesamtanzahl der Episoden anhaltenden Vorhofflimmerns unter
Acetylcholin, Isoproterenol und Antazolineinwirkung ................................................ 61
Abbildung 39: Beispielhafte Darstellung der Ableitungen unter
Ausgangsbedinungungen, Acetylcholin- Isoproterenol- Wirkung und zusätzlicher
Antazolingabe ........................................................................................................... 61
Abbildung 40: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Ivabradin auf die
aAPD90 (oben) und die aERP (unten) ....................................................................... 63
Abbildung 41: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Ivabradin auf die
aPRR ........................................................................................................................ 64
Abbildung 42: Gesamtanzahl anhaltender Episoden von Vorhofflimmern unter
Acetylcholin, Isoproterenol und Ivabradineinwirkung ................................................ 65
Abbildung 43: Gesamtanzahl von Flimmerepisoden unter Acetylcholin,
Isoproterenol und Ivabradineinwirkung ..................................................................... 66
Abbildung 44: Beispielhafte Darstellung einer anhaltenden Flimmerepisode unter
Acetylcholin- und Isoproterenoleinwirkung ............................................................... 66
Abbildung 45: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Vernakalant auf die
aAPD90 ..................................................................................................................... 68
Abbildung 46: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Vernakalant auf die
aERP und aPRR....................................................................................................... 69
Abbildung 47: Gesamtanzahl anhaltender Phasen von Vorhofflimmern (oben) und
Gesamtanzahl der Flimmerepisoden (unten) unter Acetylcholin, Isoproterenol und
Vernakalantwirkung .................................................................................................. 70
98
Abbildung 48: Beispielhafte Darstellung der Ableitungen unter
Ausgangsbedinungungen, Acetylcholin-Isoproterenol-Wirkung und zusätzlicher
Vernakalantgabe ...................................................................................................... 71
Abbildung 49: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Flecainid auf die
aAPD90 ..................................................................................................................... 72
Abbildung 50: Auswirkung von Acetylcholin, Isoproterenol und Flecainid auf die
aERP ........................................................................................................................ 73
Abbildung 51: Gesamtanzahl anhaltender Phasen von Vorhofflimmern (oben) und
Gesamtanzahl der Flimmerepisoden (unten) unter Acetylcholin, Isoproterenol und
Flecainideinwirkung .................................................................................................. 74
Abbildung 52: Beispielhafte Darstellung der Ableitungen unter
Ausgangsbedinungungen, Acetylcholin-Isoproterenol-Wirkung und zusätzlicher
Flecainidgabe ........................................................................................................... 75
99
9. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Zusammensetzung der verwendeten Krebs-Henseleit-Lösung ............... 25
Tabelle 2: Einfluss von Antazolin auf die APD90 und das QT-Intervall nach der
Behandlung mit Sotalol oder Erythromycin ............................................................... 46
Tabelle 3: Einfluss von Antazolin auf die APD90 und das QT- Intervall unter der
Behandlung mit Veratridin ........................................................................................ 53
Tabelle 4: Übersicht über die Inzidenz von Vorhofflimmern unter Ausgangsbedingungen, Acetylcholin/Isoproterenol- und zusätzlicher Vernakalantinfusion
................................................................................................................................. 68
100
10. Literaturverzeichnis
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120
11. Abkürzungsverzeichnis
APD
aAPD
cAMP
AnPAF-Studie
AV-Knoten
bzw.
C
ca.
cm
DAD
DMSO
EAD
EKG
aERP
et al
g
h
HERG
Hg
HR
Hz
IE
ICANS
ICa-L
INa
Ito
JNL
IKr
IKs
i.v.
KCl
KHB
Kg
L
Aktionspotentialdauer
atriale Aktionspotentialdauer
zyklisches Adenosinmonophosphat
Antazoline in rapid cardioversion of
paroxysmal atrial fibrillation study
Atrioventrikulärer Knoten
beziehungsweise
Celsius
circa
Zentimeter
Delayed afterdepolarizations- späte Nachdepolarisationen
Dimethylsulfoxid
Early afterdepolarizations- frühe Nachdepolarisationen
Elektrokardiogramm
atriale effektive Refraktärzeit
et alii
Gramm
Stunde
Human-ether-a-go-go related gene
Quecksilber
High Rate
Hertz
Internationale Einheiten
Intrinsisches, cardiales, autonomes Nervensystem
Calciumströme durch Kanäle vom L-Typ
Natriumstrom
transienter Auswärtsstrom
Jervell und Lange-Nielsen
schnelle (rapid) Komponente des einwärtsgleichrichtenden K+-Stromes
langsame (slow) Komponente des einwärtsgleichrichtenden K+-Stromes
intravenös
Kaliumchlorid
Krebs-Henseleit-Puffer
Kilogramm
Liter
121
LQTS
MAP
min
ml
mmol
ms
M-Zellen
aPRR
s
TdP
µM
V.
VT
z.B.
Langes QT-Syndrom
Monophasisches Aktionspotential
Minute
Milliliter
Millimol
Millisekunde
Midmyokardiale Zellen
Atriale Post-Repolarisations-Refraktärität
Sekunde
Torsade de Pointes
Mikromol
Vena
Ventrikuläre Tachykardie
zum Beispiel
122
12. Danksagung
Zunächst möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. med Peter Milberg für die Möglichkeit
zur Bearbeitung dieses spannenden Themas und die umfassende Betreuung und
Unterstützung bedanken.
Ich danke Herrn Prof. Dr. vet. med Michael Fehr für die Bereitschaft zur
veterinärmedizinischen Betreuung dieser Arbeit. Insbesondere für die sofortige und
unkomplizierte Kommunikation in jeglichen Fragestellungen. Die Zusammenarbeit
zwischen der Tieräztlichen Hochschule Hannover und dem Universitätsklinikum
Münster verlief durchgehend problemlos.
Ein ganz spezieller Dank geht an Priv.-Doz. Dr. med. Gerrit Frommeyer der mir
jederzeit seine Hilfe und Unterstützung anbot und immer ein offenes Ohr für Probleme
hatte und mit zügigen Ratschlägen und Problemlösungen weiterhalf.
Außerdem möchte ich allen aus der AG Milberg danken, insbesondere Dr. med. vet.
Christina Fischer, für die intensive Einarbeitungsphase und die stets freundliche und
unterstützende Zusammenarbeit im Labor und in Dissertationsfragen darüber hinaus.
Frau Dr. vet. med. Wilma Lindhaus möchte ich danken, die als Arbeitgeberin in der
tierärztlichen Praxis diese Dissertation zu jeder Zeit unterstützt hat.
Meiner ganzen Familie und meinen engen Freunden Julia Matena und Sandra Ullrich
möchte ich besonders für die stetige Unterstützung und aufmunternden Worte auf
meinem Lebensweg danken.
Ein besonderer Dank gilt meinem Ehemann und unserer kleinen Familie, die mich
immer wieder zum Weitermachen animiert hat und mir Liebe und Kraft geschenkt hat
für Vergangenes und weiterhin Liebe und Kraft gibt für Zukünftiges.
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