Bissnahme vor der Präparation

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Autor
Anwender
Status
Innovativ
Bissnahme vor der Präparation ...
... erhöht Präzision von CEREC-Restaurationen
Kategorie
Verfahrensbeschreibung
Dr. Gerhard Werling
Dass mit der heutigen Generation des
n Das Registrat wird direkt im Mund beschliffen.
CEREC-Systems (Sirona Dental Systems,
D-Bensheim) chairside Restaurationen von
hoher Passgenauigkeit gefertigt werden
können, ist unbestritten. Die biogenerische
Zahndatenbank ermöglicht zudem, die zu
einem hohen Prozentsatz exakt der natürlichen Ursprungssituation entsprechende
Rekonstruktion von Okklusalflächen.
Dennoch kommt es vor, dass Versorgungen
manuell nachgearbeitet werden müssen:
Manchmal sind die Restaurationen in Relation zu ihren Antagonisten zu hoch und ein
Größte Fehlerquelle der ersten Methode ist, dass
das Bissregistrat bei der Reposition häufig nicht mehr
exakt passt. Generell besteht das Problem bei Erstellung des Registrats nach erfolgter Präparation darin,
dass der Patient oftmals die Okklusion nicht mehr
findet, wenn er körperlich durch die Anästhesie und
langwierige Lagerung in einer der Physiologie nicht
ensprechenden Position, z. B. mit überstrecktem
Kopf, beeinträchtigt ist.
Lösung
Einschleifen der Okklusalflächen ist erforderlich. Ist dies nicht nur ab und an der Fall,
sondern tritt täglich auf, sollte Ursachenforschung betrieben werden.
Mögliche Fehlerquellen
Ein möglicher Grund sind Fehleinstellungen des
Sys­tems. Sind Hard- und Software in Ordnung, könnte
die Bissnahme die Ursache des Übels sein. Auf sie kann
nur verzichtet werden, wenn die Res­tauration im Modus Korrelation erstellt wird. Die Einschränkung hierbei
liegt darin, dass die Kaufläche des zu kopierenden Zahns
häufig nicht suffizient ist und dieses Verfahren somit
nicht genutzt werden kann. Liegen intakte Kauflächen
vor, muss auf eine gleichmäßig dichte und gleichzeitig
möglichst dünne Schicht Scanpuder geachtet werden.
Ein erhöhter Aufwand entsteht zudem dadurch, dass
ein zweiter Aufnahmekatalog erforderlich ist.
Wird eine Bissnahme erstellt, kommt in der Regel
eines der beiden folgenden Verfahren zum Einsatz:
n Nach erfolgter Anästhesie und Präparation
wird ein Bissregistrat erstellt, das außerhalb des
Patientenmundes beschnitten und anschließend
für die Aufnahme repositioniert wird.
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Das Fehlerpotenzial der beiden beschriebenen
Vorgehensweisen kann eliminiert werden, indem
noch vor der Präparation und somit der Anästhesie eine fraktionierte Bissnahme in habitueller Interkuspidation durchgeführt wird. Auf diese Weise ist
bei Bedarf sowohl die Erstellung eines dynamischen
Bissregistrats unter Kaubewegung während des Abbindevorgangs als auch ein zentrisches Registrat möglich. Bei der Versorgung mit Kronen ist allerdings in
der Regel eine zentrische Bissnahme ausreichend.
Der Vorteil bei dieser Methode ist, dass der Patient während der Bissnahme relaxiert und daher in
der Lage ist, seinen gewohnten Kauvorgang ohne Fehl­
orientierung umzusetzen. Die Restzahnsubstanz beziehungsweise der bestehende Zahnersatz, der erneuert
werden soll, bietet hierbei maximale Abstützung.
Vergleich
Um zu zeigen, dass durch das vorgestellte Verfahren tatsächlich eine höhere Präzision erzielt wird,
wurden testweise bei der Behandlung eines Patienten
zwei Versorgungen erstellt, um diese mit einander
vergleichen zu können.
DIGITAL_DENTAL.NEWS • 2. Jahrgang • Dezember 2008
Geplant war die Erstellung einer temporären
dreigliedrigen Brücke aus VITA CAD-Temp (VITA
Zahnfabrik, D-Bad Säckingen) für den hinteren Seitenzahnbereich. Abbildung 1 zeigt die Ausgangssitua-
Abb. 4: Nach der Präparation.
Abb. 1: Ausgangssituation
tion, auf Abbildung 2 sind die bestehenden Kontaktpunkte zu sehen. Von der Ausgangssituation wurde
sofort, noch vor der Präparation, ein initiales Registrat genommen (Abb. 3). Anschließend erfolgte die
lokale Anästhesie des Patienten sowie die Präparation der Zähne 25 und 27 – in Hinblick auf die spä-
tere vollkeramische Versorgung mit einer deutlichen
Hohlkehle (Abb. 4). Nach der Präparation wurde
zum einen eine zweite direkte Bissnahme angefertigt,
im Mund beschnitten und mit der CEREC-Aufnahmeeinheit digitalisiert. Des Weiteren wurde das vor der
Präparation genommene initiale Bissregistrat auf die
Kauflächen im Gegenkiefer repositioniert und der
sichere Sitz kontrolliert. Danach wurde der Patient
bei sitzender, entspannter Körperhaltung gebeten,
den Mund einige Male zu öffnen und zu schließen.
Dadurch ist es möglich, zu sehen, ob der Patient seine habituelle Okklusion wiederfindet. Zudem ist so
leicht feststellbar, wieviel und an welchen Stellen Registrationsmaterial appliziert werden muss, um die
Höhe der Substanzreduktion, die durch die Zahnpräparation stattgefunden hat, auszugleichen. Abbildung 5 zeigt beide Bissregistrate. Bei dem oberen
handelt es sich um das unterfütterte. Abschließend
wurde die Präparation wie gewohnt digitalisiert.
Eine Aufnahme von Bissregistraten außerhalb des
Patientenmundes ist nicht möglich, da die Software
Abb. 2: Okklusionsprüfung
Abb. 3: Bissnahme vor der Präparation (initiales Registrat).
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Abb. 5: Für einen Vergleich der erzielbaren Präzision
wurden zwei Bissregistrate erstellt, das eine noch vor
(o.), das andere wie üblich erst nach der Präparation
(u.).
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Bezugspunkte in Form der Nachbarzähne für eine
eindeutige Zuordnung der Aufnahmen benötigt.
Auf Basis des Aufnahmekatalogs Präparation sowie der beiden Aufnahmekataloge Antagonist für die
Okklusion wurden zwei Konstruktionen der drei­
gliedrigen Brücke erstellt und mit der CEREC Schleif­
einheit aus VITA CAD-Temp Blöcken ausgeschliffen (Abb. 6). Beide Brücken wurden schließlich im
Patientenmund eingesetzt und die Kontaktpunkte mit
Okklusionspapier kontrolliert.
Abb. 6: Schon auf den ersten Blick sind Unterschiede zwischen den beiden temporären Brücken zu erkennen.
Ergebnis
Abbildung 7 zeigt, dass die mit in konventioneller
Weise erstelltem Bissregistrat gefertigte Brückenversorgung eindeutig zu hoch ist. Die temporäre Brücke
hingegen, die auf der noch vor der Anästhesie und
Präparation angefertigten initialen Bissnahme basiert,
weist fast perfekte Okklusalflächen auf (Abb. 8). Der
direkte Vergleich zeigt den Unterschied besonders
deutlich (Abb. 9).
Abb. 7: Die Brückenversorgung, die auf Basis einer herkömmlichen Bissnahme erstellt wurde, ist deutlich zu hoch.
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Abb. 8: Die zweite Versorgung weist auf Anhieb fast perfekte Okklusalflächen auf.
Abb. 9: Beide Versorgungen im direkten Vergleich.
Empfehlung
Wird kein scanbares Material verwendet, müssen Bissregistrate vor der Aufnahme wie die Präparation mit Scanpuder beziehungsweise -spray überzogen werden. Das Problem hierbei besteht darin,
dass oftmals, um die erforderliche gleichmäßige Abdeckung zu erzielen, ein mehrfacher Auftrag nötig ist.
Die Puderschicht führt so bereits zu einer Erhöhung
des Registrats und somit insgesamt zu einem ungenaueren Ergebnis. Es empfiehlt sich daher die Verwendung von beispielsweise R-SI-Line® METAL-BITE®
(R-dental, D-Hamburg), das für eine puderfreie 3DDatenerfassung genutzt werden kann. Dieses ist in
drei unterschiedlichen Versionen erhältlich: Das klassische dunkelgraue A-Silikon R-SI-LINE METAL-BITE,
R-SI-LINE METAL-BITE Function mit verlängerter
Aushärtezeit und R-SI-LINE METAL-BITE GOLD mit
goldgelber Farbe für erhöhte Kontraste bei der Digitalisierung. Alle drei Materialien können sowohl für
die Registrierung der statischen als auch der dynamischen Okklusion genutzt werden und weisen eine
vergleichsweise hohe Formstabilität auf.
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Fazit
Insbesondere bei der Fertigung von Brücken ist
eine absolut genaue Bissnahme immens wichtig, denn
im Rahmen der Chairside-Fertigung mit CEREC liegt
ausschließlich ein virtueller Gegenkiefer auf Grundlage des Bissregistrats vor. Es darf daher grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass die Versorgung
des­to präziser wird, je genauer das Registrat ist. Vor
allem wenn die Konstruktion einer definitiven Brückenrestauration anatomisch reduziert erfolgt, kann
die geplante anatomische Unterstützung mithilfe einer definierten Schichtstärke zur Vermeidung von
Abplatzungen der Verblendschicht durch ein fehlerhaftes Bissregistrat signifikant beeinträchtigt werden.
Die vorgestellte Methode bedeutet für den Zahnarzt zwar einen erhöhten Aufwand, dieser sollte jedoch
aufgrund der im Gegenzug erheblich verbesserten Präzision in Kauf genommen werden. Die zusätzlich inves­
tierte Zeit für die Unterfütterung des Bissregistrats
nach der Präparation sowie der erhöhte Materialeinsatz
lohnen sich insbesondere im Rahmen hochpreisiger
Versorgungen. Zudem wird der Aufwand durch verringerte Einschleifmaßnahmen wieder ausgeglichen. n
Dr. Gerhard Werling
Bellheim, Deutschland
n 1983-1885 Ausbildung zum
Zahntechniker n 1985-1989
Studium der Zahnmedizin in
Frankfurt am Main n 1992 Gründung einer
Praxisgemeinschaft mit Schwester Ursula
Werling in Bellheim n seit 1993 Referent
für Implantologie im In- und Ausland n 2005
Gründung eines Speziallabors für CAD/CAMTechnik n Supervisions- und Hospitationskurse
im Bereich Implantologie und CAD/CAM
n Wissenschaftlicher Berater für Dentalunternehmen und medizinische Fakultäten
Kontakt: [email protected]
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