Weiterbildung Rettungsdienst Schädel-Hirn-Trauma Dipl.-Med. U. Peterseim Klinik Herzberg und Osterode GmbH Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie Spezielle Unfallchirurgie Dr. med. K. Ortlepp, Chefarzt Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 1 26.09.2007 Häufigkeit 200.000 SHT aller Schweregrade/Jahr 12.700 schwere SHT - 7.700 versterben in Akutphase - 1.300 mit schweren Behinderungen VKU häufigste Ursache des schweren SHT Unterberg et al. 2003 Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 2 26.09.2007 Definition Durch äußere Gewalteinwirkung bedingte strukturelle Verletzung des Schädels und des Gehirns ohne oder mit Störungen der Hirnfunktion Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 3 26.09.2007 Symptome Bewußtlosigkeit Amnesie (retrograd, antegrad) Übelkeit, Erbrechen Schwindel Fokale neurologische Defizite (Lähmungen, Sprachstörungen, Krämpfe etc.) Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 4 26.09.2007 Einteilung - Seit 17. Jahrhundert - Orientiert sich an Gewebeschäden Commotio cerebri (Erschütterung) Contusio cerebri (Prellung) Compressio cerebri (Quetschung) Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 5 26.09.2007 Einteilung Tönnis und Loew 1953 - Nach Dauer neurologischer Störungen Grad I: Bewußtlosigkeit < 5´ Rückbildung Neurologie in 5 Tagen Grad II: Bewußtlosigkeit 5 – 30´ Rückbildung Neurologie in 30 Tagen Grad III: Bewußtlosigkeit > 30´ Bleibende neurologische Störungen Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 6 26.09.2007 Einteilung - Nach klinisch-neurologischem Befund (GCS) - Ableitung therapeutischer Konsequenzen Leichtes SHT: GCS 13 – 15 Mittelschweres SHT: GCS 9 – 12 Schweres SHT: GCS < 9 Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 7 26.09.2007 Glasgow Coma Scale (GCS) Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 8 26.09.2007 Einteilung Geschlossenes SHT Offenes SHT (Dura mater eröffnet) - direkt (Hirn oder Liquor in der Wunde) - indirekt (Schädelbasisfraktur mit Liquorrhoe aus Nase oder Ohr) > Infektionsgefahr Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 9 26.09.2007 Offenes SHT - Direkt Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 10 26.09.2007 Offenes SHT - Indirekt Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 11 26.09.2007 Physiologie cerebrale Durchblutung Zerebrale Autoregulation Cerebraler Blutfluss (CBF) Verlust der Autoregulation 60 mmHg 150 mmHg Cerebraler Perfusionsdruck (CPP=MAP-ICP) Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 12 26.09.2007 Cerebrale Durchblutung beim SHT Cerebraler Perfusionsdruck (CPP) 60 – 70 mm Hg CPP = Mittlerer arterieller Druck (MAP) – ICP Intrakranieller Druck (ICP) normal 10 mm Hg Therapiebedürftig > 20 mm Hg (Hirnödem, Blutung) > CPP 70 = MAP 90 – ICP 20 > MAP 90 ca. systol. RR 120 mm Hg Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 13 26.09.2007 Erhöhter intrakranieller Druck Ursachen Hirnödem (Störung der Blut-Hirn-Schranke) Normalbefund Intrakranielle Blutung Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 14 26.09.2007 Epidurales Hämatom Zwischen Dura mater und Schädel Klassisch: freies Intervall (nach Aufklaren erneute Bewußtlosigkeit) Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 15 26.09.2007 Subdurales Hämatom Zwischen Hirnoberfläche und Dura mater Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 16 26.09.2007 Intracerebrale Hämatome Meist in Kontusionsherden Häufig Entwicklung eines perifokalen Ödems Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 17 26.09.2007 Erhöhter intrakranieller Druck Symptome (Hirndruckzeichen) Kopfschmerzen Übelkeit, Erbrechen Bewußtseinsstörungen Druckpuls Mittelhirneinklemmung Hirnstammeinklemmung Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 18 26.09.2007 Mittelhirneinklemmung Einklemmung des Mittelhirns im Tentoriumschlitz Gleichseitig weite Pupille durch Läsion des N. oculomotorius Gegenseitige Lähmungen Streckkrämpfe Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 19 26.09.2007 Hirnstammeinklemmung Einklemmung des Hirnstammes im Foramen magnum Weite lichtstarre Pupillen Lähmungen Ateminsuffizienz Kreislaufversagen Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 20 26.09.2007 Präklinische Diagnostik Anamnese Unfallmechanismus (Mehrfachverletzungen ?) An andere Ursache der Bewußtlosigkeit denken (Alkohol, Drogen, ischämischer Insult, Hypoglykämie) Vitalparameter Äußerliche Verletzungen GCS nach Stabilisierung der Vitalfunktionen (zum Erfassen von Veränderungen wiederholen) Pupillen (Anisokorie, Lichtreaktion) Monokel- oder Brillenhämatom Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 21 26.09.2007 Therapieziel Primärer Hirnschaden kann nicht rückgängig gemacht werden Therapieziel ist die Vermeidung von Sekundärschäden - Intrakraniell - Extrakraniell Hirnödem Hypoxie Blutung Hypotonie Infektion Hyper-, Hypokapnie Epileptische Anfälle Hyperthermie Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 22 26.09.2007 Atmung GCS < 9 primäre Intubation und Beatmung, FiO2 1,0 (Bei Begleitverletzungen auch früher) O2-Gabe über Maske oder Nasensonde spO2 > 95 % Normoventilation Kapnometrie petCO2 35 mm Hg - Hyperkapnie > Vasodilatation > Hirnödem - Hypokapnie > Vasokonstriktion > Hirndurchblutung ↓ Keine Hyperventilation in der Prähospitalphase Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 23 26.09.2007 Kreislauf Sicherung eines adäquaten cerebralen Perfusionsdruckes CPP 60 – 70 mm Hg Bei leicht erhöhtem ICP von 20 mm Hg ist ein MAD von 90 mm Hg erforderlich Ca. systol. RR 120 mm Hg Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 24 26.09.2007 Volumentherapie Ein hämorrhagischer Schock hat eine extrakranielle Ursache Isotone Lösungen (Jonosteril, NaCl 0,9 %) Keine hypotonen Lösungen (Glukose 5 %) Begünstigen Hirnödem Kolloide (HAES 6 %) Hypertone hyperonkotische Lösungen (HyperHaes) Senkung des ICP ? Normovolämie Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 25 26.09.2007 Vasoaktive Substanzen Wenn Hypotonie durch Volumengabe nicht zu beheben ist Noradrenalin, Akrinor Cerebrale Durchblutung kann sich durch Vasokonstriktion verschlechtern Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 26 26.09.2007 Analgosedierung Ausreichende Analgosedierung besonders bei beatmeten Patienten Schmerzen und Unruhezustände erhöhen ICP Dormicum + Fentanyl Nachteil: Schlechtere neurologische Beurteilbarkeit Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 27 26.09.2007 Neuroprotektive Medikamente Keine Glukokortikoide Mannitol (Osmodiurese) nicht präklinisch Bei Einklemmungssymptomen gerechtfertigt Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 28 26.09.2007 Transport Bis zum Ausschluß einer HWS-Verletzung Stiffneck Schnellster und schonendster Transport in geeignete Klinik Oberkörperhochlagerung 30 ° bei stabilem Kreislauf (Verbesserung des venösen Abflusses) Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 29 26.09.2007 Neurochirurgie Schweres SHT, GCS < 9 Zunehmende Eintrübung, Verschlechterung GCS Pupillenstörungen Lähmungen Offenes SHT Schädelimpressionen Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 30 26.09.2007 Neurochirurgische Therapie Kraniotomie und Hämatomausräumung Dekompressionskraniektomie zur Druckentlastung bei Hirnödem Messung des ICP Versorgung offener Verletzungen Reposition von Impressionsfrakturen Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 31 26.09.2007 Konservative Therapie Mannitol (Osmodiurese) senkt kurzzeitig ICP Milde Hyperventilation für einen kurzen Zeitraum kann ICP senken (pCO2 30 – 35 mm Hg) Längere Hyperventilation verschlechtert cerebrale Durchblutung Hypothermie senkt ICP Antikonvulsive Therapie Einstellung von Glukose und Elektrolyten Barbiturattherapie Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 32 26.09.2007 Krankenhaus Herzberg Leichtes SHT Wundversorgung Konventionelles Röntgen CCT Bei Antikoagulation bereits bei Verdacht auf SHT Stationäre Überwachung 72 Stdn. Kreislauf und Vigilanzkontrolle Analgetika, Antiemetika Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 33 26.09.2007 Krankenhaus Herzberg Mittelschweres SHT Intensivüberwachung mit Kontrolle GCS CCT mit kurzfristigen Kontrollen bzw. bei GCS ↓ Konservative Therapie bei kleinen intrakraniellen Hämatomen und wachen Patienten Bei Verschlechterung Kraniotomie und Hämatomausräumung nach Befundübermittlung und konsiliarischer Beurteilung in Zusammenarbeit mit Neurochirurgie Seesen Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 34 26.09.2007 Regionalkonzept SHT Neurochirurgie Seesen Teilnehmende Kliniken: Hildesheim, Goslar, Wernigerode, Gronau, Alfeld, Bad Gandersheim, Herzberg Dezentrale Bildgebung und Primärversorgung Bildübertragung und Festlegung der Behandlung Notfalloperationen dezentral durch neurochirurgischen Konsiliarius Konsiliarische Weiterbetreuung oder Sekundärverlegung in Neurochirurgie Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 35 26.09.2007 Regionalkonzept SHT Vorteile Rasche Diagnosestellung Rasche Primärversorgung Kostensenkung durch Ressourcenschonung Fächendeckend standardisiertes Behandlungskonzept Planung Folgetherapie (Neurologische Frühreha, Reha) Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 36 26.09.2007 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit Schädel-Hirn-Trauma, Klinik Herzberg und Osterode GmbH 37 26.09.2007