Hypertonie ist gefährlich: Jeder Mensch sollte seinen Blutdruck

Werbung
Jeder Mensch sollte seinen Blutdruck kennen
Vortragshinweis:
21.11. Herz in Gefahr
Hypertonie ist gefährlich
Bluthochdruck wird zu wenig beachtet und zu wenig behandelt
Bluthochdruck (Hypertonie) ist eine der häufigsten
Erkrankungen in Deutschland und weltweit. In
Deutschland sind ca. 20 bis
30 Millionen Menschen betroffen, mehr als ein Viertel
der Bevölkerung. Allerdings
ist nur knapp zwei Dritteln
der Hypertoniker ihr hoher
Blutdruck bekannt. Effektiv
behandelt wird weniger als
die Hälfte der Erkrankten.
Alkohol – mehr Gemüse, mehr
Früchte) sowie regelmäßiger
Bewegung und deutlicher Gewichtsabnahme konnte er nach
einiger Zeit nach Rücksprache
mit dem Hausarzt ein Medikament wieder absetzen.
(über 140/90 mm Hg) erforderlich, ggfs. eine 24-Stunden-Blutdruckmessung sowie
eine Blutdruckmessung unter
Belastung. Auch alle Begleiterkrankungen müssen erfasst
werden.
Wie sind gemessene
Blutdruckwerte
einzuschätzen?
Risiken
Bei mehr als 90 % aller
Hypertoniker liegt eine sogenannte essentielle arterielle Hypertonie vor, d.h. dass
es keine zugrunde liegende
Krankheit gibt.
Werner V. (63 Jahre, erfolgreicher Manager) fühlt
sich rundum wohl. Seine Frau
kocht sehr gut, zusätzlich geht
er mehrfach monatlich geschäftlich essen. Zum Essen
trinkt er ein bis zwei Bier. Im
Rahmen einer Aktionswoche
einer Apotheke wird sein Blutdruck - 184/97 mm Hg – gemessen. Er fragt sich, warum
sein Blutdruck so hoch ist.
Es gibt aber eine Reihe von
Risikofaktoren: Unbeeinflussbar ist das Lebensalter. Bei
über 60jährigen ist die Hälfte der Menschen betroffen, bei
sehr alten Menschen mehr als
75%. Beeinflussbar sind aber
Faktoren wie Übergewicht,
Bewegungsmangel, zu viel
Kochsalz, zu viel Alkohol, zu
wenig Obst und Gemüse, Rauchen, zu viel Stress, Einnahme bestimmter Medikamente
(z. B. Rheuma/Schmerzmittel,
Pille, Cortison), aber auch zu
viel Lakritze. Nur bei wenigen
Patienten ist der Bluthochdruck Folge anderer Erkrankungen wie z.B. Schlafapnoe
(Schnarchen und Atempausen
im Schlaf), Nierenerkrankungen, Durchblutungsstörungen
der Niere, erhöhte Hormonproduktion.
Herr V. erinnert sich an hohen Blutdruck bei seinen Eltern. Die beim Hausarzt und
beim Kardiologen durchgeführten Untersuchungen ergeben keinen Hinweis auf eine
Ursache, so dass eine blutdrucksenkende medikamentöse Therapie begonnen wurde.
Aufgrund einer Umstellung
der Ernährung (weniger Kalorien, weniger Salz und weniger
Der optimale Blutdruck
liegt bei 120/80 mm Hg (systolischer/diastolischer Wert),
krankhafter Bluthochdruck
beginnt bei wiederholt gemessenen Werten von über 140 /
90 mm Hg.
Zur Entdeckung und frühestmöglichen Behandlung
sollte der Blutdruck mindestens einmal bei Schulantritt,
im Jugendalter und im frühen Erwachsenenalter gemessen werden. Ab 30 Jahre
jährlich, wenn in der Familie
bereits Bluthochdruck aufgetreten ist. Ab dem 40. Lebensjahr jährlich, ab dem 50. Lebensjahr halbjährlich. Zur
Diagnosestellung sind mehrfache Blutdruckmessungen
Hoher Blutdruck kann katastrophale Folgen haben:
-Gefäßschäden an kleinen
und großen Arterien, insbe sondere der Schlaganfall,
-Herzrhythmusstörungen
(Vorhofflimmern),
-Herzinfarkt und Herz schwäche
-Chronische Verschlechterung
der Nierenfunktion, die
wiederum den Blutdruck
steigen lässt.
-Am Auge eine Beeinträchti gung der Sehfähigkeit.
Therapie
Wenn die Diagnose Bluthochdruck gestellt ist, sollte umgehend eine Behandlung
eingeleitet werden. Diese beruht auf zwei Grundprinzipien: Änderungen des Lebensstils
und medikamentöse Therapie.
Immer erforderlich sind die welchem Medikament behanÄnderungen des Lebensstils: delt wird, hängt auch von BeÜbergewicht abbauen, Ein- gleiterkrankungen ab und ist
halten einer gesunden Ernäh- eine Entscheidung des behanrung, salzarm essen, wenig Al- delnden Arztes. Für jeden Pakohol trinken, nicht rauchen, tienten wird eine individuelStress bewältigen und selbst- le Entscheidung getroffen, die
verständlich mehr bewegen. im Verlauf ggf. nochmals geänAm besten ist eine regelmäßige körperliThemen Der SN-Serie
che Ausdaueraktivität an drei bis fünf Ta- 20.10. Divertikel
gen wöchentlich mit
20 bis 30 min. Durch 27.10. Schilddrüse
konsequentes Einhalten dieser Änderun- 3.11. Bluthochdruck
gen kann der systolische Blutdruck um bis 10.11. Achillessehne
zu 20 mm Hg gesenkt
werden, so dass in vie- Ihre Fragen zu den angekündigten Themen
schicken Sie als Email bitte einfach an:
len Fällen [email protected]
mente überflüssig sind
oder zumindest eingespart werden können.
dert werden muss. Zwei DritSollten die Lebensstilän- tel aller Patienten werden zwei
derungen nicht ausreichen oder drei Medikamente einbzw. die anfänglichen Wer- nehmen müssen.
Ziel der Blutdrucktherapie
te zu hoch sein, ist die Einleitung einer medikamentö- sind in Ruhe gemessene Wersen Therapie erforderlich. te von unter 140 / 90 mm Hg,
Man beginnt meist mit ei- bei Begleiterkrankungen ggfs.
nem Medikament, ggfs. wird niedriger. Bei über 80jährigen
ein zweites oder drittes aus ei- systolisch unter 150 mm Hg.
ner anderen Gruppe hinzugeAuch bei guter Blutdruckgeben. Welcher Patient mit einstellung sind regelmäßi-
Bluthochdruck nach wie vor häufig
Bluthochdruck ist der bedeutendste Risikofaktor für
vermeidbare Todesfälle weltweit und war im Jahre 2002 für
rund 26% aller Todesfälle in Deutschland verantwortlich. Er
ist der wichtigste Risikofaktor für einen Schlaganfall und
einer der Hauptrisikofaktoren für einen Herzinfarkt.
Bild links: Schlaganfall im CT
systolisch
(mmHg)
diastolisch
(mmHg)
normaler Blutdruck
120 - 129
80 - 84
hochnormaler Blutdruck
130 - 139
85 - 89
Grad 1:
leichter Bluthochdruck
140 - 159
90 - 99
Grad 2:
mittelschwerer Bluthochdruck
160 - 179
100 - 109
Grad 3:
schwerer Bluthochdruck
über 180
über 110
isolierter systolischer
Bluthochdruck
über 140
unter 90
Illustration/Fotos: Kreiskrankenhaus Rinteln
Dr. Christian Vielhauer
Oberarzt Kreiskrankenhaus
Rinteln
Ich war bisher immer gesund und habe
keine Beschwerden. Jetzt ist bei einer
Routinemessung beim Betriebsarzt
ein Blutdruckwert von 166 / 97 mm
Hg aufgefallen. Was soll ich tun?
Ein einmalig erhöhter Blutdruck reicht für
die Diagnose eines Bluthochdrucks nicht
aus. Erforderlich sind mehrfache Kontrollen
des Blutdrucks zu unterschiedlichen
Tageszeiten und eine gründliche hausärztliche
Untersuchung. Sollten sich hohe
Blutdruckwerte bestätigen, ist eine Einleitung
einer Therapie mit Lebensstiländerung
und ggfs. Medikamentengabe nötig.
und spazieren gehen habe ich in letzter
Zeit immer Blutdruckwerte um 120 / 85
mm Hg. Kann ich die drei verordneten
Medikamente jetzt absetzen?
Blutdruckwerte um 120 / 85 mm Hg sprechen
für einen sehr gut eingestellten Bluthochdruck.
Sie sollten mit Ihrem Blutdruckprotokoll zum
Hausarzt gehen und mit ihm besprechen welches der drei Medikamente abgesetzt oder wenigstens in der Dosis reduziert werden kann.
Anschließend sind jedoch weiter regelmäßige Blutdruckkontrollen notwendig. Sollte der
Blutdruck deutlich steigen, müsste die Medikation eventuell wieder intensiviert werden.
Vor zwei Jahren wurde bei mir ein hoher
Blutdruck festgestellt. Nach Umstellung der
Ernährung mit einer Gewichtsabnahme von
10 kg sowie regelmäßigem Fahrradfahren
Vor wenigen Wochen wurde bei mir
ein hoher Blutdruck festgestellt und
eine Therapie mit zwei Medikamenten
eingeleitet. Seitdem geht es mir deutlich
schlechter: Ich bin ständig müde,
schwindelig und habe keine Energie
mehr. Soll ich die medikamentöse
Therapie nicht wieder beenden?
Ihr Körper ist an deutlich erhöhte Blutdruckwerte über lange Zeit gewöhnt. Nach Beginn
einer Therapie mit zwei Medikamenten sinkt
der Blutdruck rasch, so dass die von Ihnen geschilderten Beschwerden entstehen. Sie sollten
nach Rücksprache mit Ihrem Arzt die Dosis der
Medikamente vermindern bzw. eins zunächst
absetzen und erst langsam wieder steigern. Es
reicht aus, wenn der empfohlene Zielblutdruck
von unter 140 / 90 mm Hg im Verlauf von Wochen bis Monaten erreicht wird. Sie sollten aber
die Therapie nicht ohne Rücksprache mit dem
Arzt beenden!
Jede Woche eine Gesundheitsseite in den SN: Neben aktuellen Themen zu Gesundheit und Krankheitsbildern stellen wir Ihnen die passenden
Therapiemethoden vor und machen Ursache oder Verlauf einer Erkrankung verständlich. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit zu den
behandelten Themen Ihre Fragen an uns zu stellen! Schreiben Sie einfach per Email
[email protected]
Ort: Kreiskrankenhaus Rinteln
Speisesaal
Referenten:
Dr. Christian Vielhauer,
Oberarzt KKH Rinteln
Dr. Torsten Figura,
Facharzt für Kardiologie
Fr. Dr. Costea
Assistenzärztin KH Rinteln
17 Uhr
ge Kontrollen beim Hausarzt,
ggf. mit Laborkontrollen erforderlich.
Wenn Patienten trotz Einnahme von mindestens drei
Medikamenten diese Werte
nicht erreichen, spricht man
von einem therapieresistenten Bluthochdruck. Hier gibt
es neuere, jedoch deutlich eingreifendere Verfahren: Die renale Sympathicusdenervation,
bei der mittels eines Katheters
im Bereich der Nierenarterien Nervenfasern der Stressnerven mit Hilfe von Hitze erzeugendem Hochfrequenzstrom
verödet werden. Es kommt zu
deutlicher Absenkung des Blutdrucks. Als weiteres Verfahren
gilt die Barorezeptorstimulation, bei der die Barorezeptoren im Bereich der Halsschlagader – die für die körpereigene Regulierung des Blutdrucks
verantwortlich sind – mit Hilfe eines Schrittmachers beeinflusst werden. Beide Verfahren
sind relativ neu, so dass bei gut
dokumentierter rascher Blutdrucksenkung noch keine Aussagen über langfristige Folgen
möglich sind.
Bluthochdrucknotfall
Der Blutdruck kann krisenhaft ansteigen. Treten dabei
keine ernsten Beschwerden auf,
gilt es vor allem Ruhe zu bewahren. Meist wird der Blutdruck nach einer Ruhe- und
Entspannungsphase deutlich
sinken, ggfs. vergessene Medikamente sollten sofort eingenommen werden. Eventuell
kann auch das übliche Medikament noch einmal eingenommen werden oder der Hausarzt
hat für solche Fälle ein Notfallmedikament verschrieben.
Wenn der Blutdruck innerhalb einer Stunde nicht deutlich sinkt, muss umgehend der
Hausarzt oder das Krankenhaus aufgesucht werden.
Sollten starke Beschwerden
auftreten, z.B. Brustschmerzen, Atemnot, neurologische Ausfälle wie Seh- oder
Sprechstörungen, Benommenheit, Lähmungen oder
Übelkeit und Erbrechen muss
umgehend der Notarzt unter
der Telefonnummer 112 alarmiert werden. Er wird die Behandlung vor Ort beginnen
und entscheiden, in welche
Klinik der Patient eingewiesen wird.
Fazit
Jeder Mensch sollte seinen Blutdruck kennen! Wichtig ist die lebenslange Behandlung eines einmal diagnostizierten Bluthochdrucks, sei es
durch Lebensstiländerungen
oder regelmäßig eingenommene Medikamente. Dosierung und Einnahmehäufigkeit
sollten immer nur nach Rücksprache mit dem Hausarzt geändert werden. Hilfreich ist
eine Medikamentenbox, die
der Patient stets sichtbar vor
Augen hat. Erforderlich sind
regelmäßige Kontrollen beim
Hausarzt. Durch konsequente
Behandlung können am ehesten Komplikationen des Bluthochdrucks verhindert werden.
Eine umfangreiche Broschüre zum Thema Bluthochdruck kann für 3 Euro bei der
Deutschen Herzstiftung bestellt werden (www.herzstiftung.de).
Herunterladen