visIT 1 2007 - Fraunhofer IOSB - Fraunhofer

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vis IT
Fraunhofer
[S i c h e r h e i t ]
Essay – Integrierte Sicherheit
AMFIS - Aufklärung im Verbund
SOBCAH – Überwachung von
Grenzen, Küsten und Häfen
AMROS – Autonome
multisensorielle Roboter
SAR-Tutor – Auswertung
von Radarbildern
Aufklärungsbedarfskarten am
»Digitalen Lagetisch«
1/2007
www.iitb.fraunhofer.de
ISSN 1616-8240
Impressum
Inhalt
Essay
Herausgeber
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Beyerer
Redaktion
Sibylle Wirth
Layout und graphische Bearbeitung
Christine Spalek
Seite 4
Druck
Engelhardt und Bauer
Karlsruhe
Themen
Anschrift der Redaktion
Fraunhofer-Institut
Informations- und Datenverarbeitung IITB
Seite 6
AMFIS: Aufklärung mit mobilen und
ortsfesten Sensoren im Verbund
Sandro Leuchter
Seite 8
SOBCAH – Surveillance of Borders, Coastlines and Harbours
Barbara Essendorfer
Seite 10
AMROS Ein autonomes mobiles Robotersystem zur
multisensoriellen Überwachung von Liegenschaften
Thomas Müller, Christian W. Frey
Seite 12
SAR-Tutor – Computerunterstützte Ausbildung
für die Auswertung von Radarbildern
Wolfgang Roller
Seite 14
Aufklärungsbedarfskarten am »Digitalen Lagetisch«
Susanne Eckel
Fraunhoferstr. 1
76131 Karlsruhe
Telefon: +49 (0) 7 21 / 60 91-3 00
Fax: +49 (0) 7 21 / 60 91-4 13
[email protected]
© Fraunhofer IITB
Karlsruhe 2007
ein Institut der Fraunhofer-Gesellschaft
zur Förderung der angewandten
Forschung e. V. München
Integrierte Sicherheit
Gunther P. Grasemann
8. Jahrgang
ISSN 1616-8240
Bildnachweis
Deckblatt, Personen Fotos
indigio Werbefotografie
Seite 4
Ingram Image Library
Fraunhofer IITB
Nachdruck, auch auszugsweise,
nur mit vollständiger Quellenangabe und
nach Rücksprache mit der Redaktion.
Belegexemplare werden erbeten.
vis IT
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Editorial
Liebe Freunde des IITB,
Nach einem Bonmot von Louis Pasteur begünstigt das Glück den vorbereitenden
Geist. Wir streben alle nach Sicherheit und wissen doch, dass wir Risiken in Kauf
nehmen und damit immer ein wenig auf unser Glück hoffen müssen. Der vorbereitende Geist bedient sich dabei auch der Fülle technischer Möglichkeiten, Risiken zu
mindern. Dabei sind Offenheit für ambitionierte technische Lösungen gepaart mit
dem rechten Augenmaß für deren Verwendung gefordert.
Die Ihnen vorliegende Ausgabe unseres Institutsmagazins visIT möge Ihnen zeigen,
dass sich die Forscher des Fraunhofer IITB mit wissenschaftlicher Leidenschaft und
gesellschaftlicher Verantwortung dem drängenden Thema der Sicherheit stellen.
Videoüberwachung integriert in ein Gesamtkonzept mit dem Prinzip »weg vom
Bild«, so dass Menschen die Daten von Überwachungskameras nur noch dann zu
sehen bekommen, wenn automatische Auswertungsverfahren einen Alarm gegeben haben: das ist der Kern des Essays »Integrierte Sicherheit«, mit dem Dr. Gunther
Grasemann den Bogen der folgenden Aufsätze einleitet.
Beispiel für ein solches System ist die Integrationsplattform AMFIS, das Ihnen Herr
Sandro Leuchter ab Seite 6 vorstellt. Unterschiedlichste Sensoren und Trägerplattformen, von Bewegungsmeldern am Zaun über Minihubschrauber mit Infrarotaugen
bis zu einem Überwachungsballon mit Videokamera wird ein System bereitgestellt,
das flexibel auf Überwachungsaufgaben in einer Liegenschaft konfigurierbar ist.
Im großräumigen Maßstab zeigt der Bericht über das Projekt SOBCAH, welche Technologie die europäische Union fördert, um in Zukunft die Unversehrheit ihrer 72 000
km langen Außengrenze zu Lande und zu Wasser gegen unbefugtes Eindringen sichert. Frau Barbara Essendorfer informiert Sie ab Seite 8, wie für solche Sicherungsaufgaben ein Konzert von Sensoren orchestriert und in ihrem Zusammenspiel experimentell überprüft wird - im Sommer dieses Jahres mit einem Großversuch im
Hafen von Genua.
Gilt es bei AMFIS noch, viele Sensorträger mit jeweils nur wenigen Sensoren koordiniert einzusetzen, zeigen Ihnen Herr Dr.-Ing. Thomas Müller und Herr Christian Frey
mit dem Projekt AMROS ab S. 10, wie vielfältige Sensoren kompakt auf einem fahrenden Miniroboter zu integrieren sind. Ein solcher Roboter führt autonom Inspektions- und Überwachungsaufgaben, vornehmlich innerhalb großer Gebäude, aber
auch in deren unmittelbarer Außenumgebung durch.
Bilder von gewöhnlichen Videokameras sind von Menschen relativ leicht zu interpretieren. Umfassende Sicherheit erfordert jedoch den scharfen Blick bei Tag und Nacht
und ungestört vom Wetter. Hier bietet sich das abbildende Radar (SAR) an, das besonders in der Flugzeug- und Satellitengestützten Aufklärung immer häufiger eingesetzt wird. Um Sicherheitskräfte für die Interpretation solcher ungewohnter Bilder
zu schulen und in Übung zu halten, wurde vom IITB die Ausbildungssoftware »SARTutor« entwickelt, die Ihnen Herr Wolfgang Roller ab S. 12 vorstellt.
Je mehr Sensoren und Sensorträger zur Überwachung eingesetzt werden, desto
schwieriger ist es, den Überblick zu behalten und die sensorischen Ressourcen ökonomisch effizient zu nutzen. Ein solches Sensormanagement muß sich sprichwörtlich von den Bäumen lösen und den Wald in den Blick nehmen. Frau Susanne Eckel
führt Sie abschließend mit Ihrem Aufsatz über die Aufklärungsbedarfskarten in eine
neue Sicht auf die Aufklärungs- und Überwachungsprozesse ein.
Karlsruhe, im April 2007
Jürgen Beyerer
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Jürgen Beyerer
Essay
Integrierte Sicherheit
diese Technologie heute aber immer
noch rasch an Grenzen. Denn auf Grund
fehlender Kooperation von Insellösungen
kann keine optimale Detektion und
Charakterisierung der Lage und dementsprechend keine geeignete und
weitgehend automatisierte Reaktion
erfolgen.
K O N TA K T
Sicherheit gibt es nicht – soviel ist sicher.
Sicherheit ist ein Idealbild, die Vorstellung dass zu keinem Zeitpunkt irgendwo etwas Gefährliches passieren kann.
Das ist ebenso wenig realistisch wie
wünschenswert. Was man erreichen
kann und so gut wie möglich sollte,
ist ein umfassender Schutz vor Bedrohungen und ein weitestgehendes Abmildern der Folgen, wenn ein Unfall,
ein Verbrechen oder eine Naturkatastrophe nicht verhindert werden konnte.
Dass dies gleichermaßen für zufällig
entstandene Bedrohungslagen gilt wie
für solche, die absichtlich herbeigeführt
wurden, liegt in erster Linie daran, dass
es nach dem Eintreten der Bedrohungslage kaum noch eine Rolle spielt, aus
welchem Grund sie entstanden ist.
Dr. Gunther P. Grasemann
Interaktive Analyse und Diagnose
Fraunhofer IITB Karlsruhe
Telefon:07 21/60 91-4 41
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www.iitb.fraunhofer.de/IAD
Die heutige Technologie der Sensoren,
Rechenleistung und Telekommunikation
hat einen Stand erreicht, der bereits an
vielen Stellen eine schnelle Detektion
von Gefahren, eine rasche Meldung
und zeitnahe Reaktion und damit oft
eine Verhinderung oder zumindest
Abmilderung von Folgen ermöglicht.
In komplexen Gefährdungslagen stößt
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Gefährdete Gebäude und Liegenschaften, bei denen dies anzutreffen ist,
sind beispielsweise alle großen öffentlichen Gebäude, in denen sich viele
Menschen aufhalten (wie Flughäfen,
Bahnhöfe und öffentliche Plätze), aber
auch temporäre Ansammlungen wie
bei großen Sportveranstaltungen (z. B.
Tour de France) und politischen Kundgebungen (z. B. Castor-Transport). Die
Reihe von Beispielen, bei denen es auf
Grund mangelnder Funktionalität der
Schutzsysteme zu schlimmen Folgen
kam, ist leider sehr lang.
Die Fraunhofer-Gesellschaft hat sich im
Rahmen ihres Verbunds für Verteidigungs- und Sicherheitsforschung (VVS)
zum Ziel gesetzt, die Entwicklung von
integrierten Schutzsystemen voranzutreiben. Das IITB übernimmt dabei die
Aufgabe, die Sensorik, Entscheidungsfindung und Aktorik im Rahmen einer
informationstechnischen Referenzarchitektur optimal zu verbinden und zur
Entfaltung zu bringen.
Für die Erkennung von Gefahrsituationen wird eine Vielzahl von unterschiedlichen Sensoren eingesetzt.
Ereignisgesteuerter Arbeitsablauf in einer Leitstelle.
Die größte Bedeutung hat dabei die
Videotechnik. Sie ist jedoch nicht unproblematisch, was die Persönlichkeitsrechte und den Datenschutz betrifft.
Gerade deshalb ist eine weitestgehend
automatische Auswertung der Bilder
erforderlich, damit im Normalfall niemand diese Bilder zu sehen bekommt,
sondern nur in automatisch detektierten
Ausnahmesituationen. Die einer erweiterten Videoüberwachung entgegengebrachte Akzeptanz in der Öffentlichkeit
wird entscheidend davon abhängen,
wie groß das Vertrauen in die Wahrung
der Persönlichkeitsrechte und der Privatheit ist (»weg vom Bild«).
Entscheidend ist dabei eine aufgabenorientierte Informationsverdichtung
von den Daten der einzelnen Sensoren
bis hin zum aggregierten Lagebild,
unterstützt durch vielfältige automatische und interaktive Assistenten.
Die Umsetzung dieser komplexen und
sich ständig wandelnden Aufgabe kann
nur mit Hilfe einer variablen und leicht
konfigurierbaren Systemarchitektur
bewältigt werden. Eine webbasierte
service-orientierte Dienstearchitektur
bietet sich deshalb an, weil auf diese
Weise neu hinzukommende Sensoren
weitestgehend automatisch integriert
werden können (»plug & protect«).
Um die Vielzahl von zur Verfügung stehenden Sensoren zielgerichtet einzusetzen,
ist eine Integration in ein komplexes
Gesamtsystem zwingend erforderlich,
damit eine zeitnahe und umfassende
Analyse der aktuellen Gefährdungslage
auf der Basis aller zur Verfügung stehenden Informationen durchgeführt werden
kann. Hierfür müssen effiziente Schnittstellen zwischen den Informationsquellen und den analysierenden und
bewertenden Stellen geschaffen werden.
Von zentraler Bedeutung bei der Konzeption von Schutzsystemen sind die
Interaktionskomponenten zur Bedienung
durch die Anwender. Im Mittelpunkt
steht dabei der oben schematisch dargestellte Prozess. Angestoßen durch
ein detektiertes Ereignis wird zyklisch
geprüft, welche Informationen noch zu
beschaffen sind, welche Gegenmaßnahmen zu ergreifen sind und wie diese
Maßnahmen ihre Wirkung entfalten
konnten.
Die Plattformen für die Interaktionskomponenten reichen von einer detallierten Darstellung am großen Lagetisch
(siehe Beitrag S. 14) bis hin zum kondensierten »summary executive view«
auf dem Notebook oder PDA.
Im Rahmen des derzeit im Aufbau befindlichen Innovationsclusters »Future
Security Baden-Württemberg1« wird
das IITB an einer Reihe von sicherheitstechnischen Verbundprojekten teilhaben
und hier die oben skizzierten Inhalte
einbringen. Flankiert durch eine Innovationspartnerschaft mit dem Innenministerium des Landes sowie einem
Kooperationsvertrag mit dem LKA erfolgt dies in enger Abstimmung mit
den künftigen Nutzern der entstehenden Systeme.
Aktuell entsteht am IITB ein videobasiertes Referenzüberwachungssystem
am Beispiel der eigenen Liegenschaft.
1
Die Fraunhofer-Gesellschaft hat das Instrument
des Innovationsclusters geschaffen, um schnell
und ergebnisorientiert optimale Projektkonsortien aus FhI, Hochschulinstituten, Industrieunternehmen und Nutzern zusammenzustellen und
in ihrer Arbeit zu unterstützen.
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Themen
AMFIS: Aufklärung mit mobilen und ortsfest
Integrationsplattform für Sensorik im Nahbereich
K O N TA K T
Das Fraunhofer IITB betreibt eine Reihe
von unterschiedlichen Sensoren auf
mobilen und ortsfesten Plattformen für
Aufklärung und Überwachung wie z. B.
unterschiedliche Quadrocopter (fliegende Drohnen mit vier Rotoren, Fluglagekontrolle und Steuerung werden durch
die Änderung der Drehgeschwindigkeit
dieser Rotoren bewirkt), einen heliumgefüllten Ballon, ein Blimp, ad hoc verknüpfte Funk-Sensornetze, unterschiedliche Webcams und in Zukunft auch
mobile Land- und Unterwasserroboter.
Dipl.-Inform. Sandro Leuchter
Interoperabilität und
Assistenzsysteme
Fraunhofer IITB Karlsruhe
Telefon: 07 21 / 60 91-4 24
[email protected]
www.iitb.fraunhofer.de/IAS
Die Herausforderung für die Forschung
und Entwicklung ist, diese einzelnen
Sensordatenquellen in einen Verbund
zu integrieren, der eine gemeinsame
Planung und Steuerung der Einzelsensoren erlaubt und mit dem durch Fusion
eine Effektivitätssteigerung bei der Aufgabenbearbeitung erreicht werden kann.
Das AMFIS System des Fraunhofer IITB
ist eine Integrationsplattform, mit der
sich Systemkomponenten und Algorithmen verbinden lassen.
Zu den konkreten Aufgaben, die mit
dem AMFIS System bearbeitet werden
können, gehören die Überwachung
von Szenen und Wegen, die Detektion,
Lokalisierung und Identifikation von
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Personen und Fahrzeugen, Feststellung
und Klassifikation auffälligen Verhaltens
von Personen oder Fahrzeugen sowie
die Beweissicherung.
Das System ist generisch konzipiert
und kann an unterschiedliche Einsatzszenarien angepasst werden. Denkbar
sind die Aufklärung im urbanen Umfeld, oder Konvoibegleitung, aber auch
Innenraumüberwachung wie z. B. in
Messehallen oder bei Konferenzen.
Damit die Anwender nicht aufwändig
in der Steuerung der Quadrocopter geschult werden müssen ist eine einfache
Bedienbarkeit der Geräte zwingend.
Konkret verfügt deshalb der Quadrocopter z. B. über eine teil-autonome
Navigation. Der gewünschte Flugweg
wird als Trajektorie in einer AMFIS-eigenen GIS-Anwendung geplant, welche
der Quadrocopter dann autonom abfliegt. Der Bediener kann im Bedarfsfall
die Steuerung jederzeit übernehmen.
en Sensoren im Verbund
grundlage für die folgenden Entscheidungen. Parallel dazu wird ein Quadrocopter, ausgerüstet mit einem geeigneten Videosensor, gestartet, um über ein
flexibles Beobachtungsmittel am Ort des
Geschehens zu verfügen.
Das AMFIS System ist mobil, d. h. es
kann ohne großen Aufwand an einen
Einsatzort gebracht und dort in Betrieb
genommen werden, wo es als Ergänzung zu vorhandenen stationären Überwachungssystemen dient. Die Sensorträger des multisensoriellen Systems
können zu unterschiedlichen Konfigurationen kombiniert werden, um jeweils
spezielle Aufgaben zu erfüllen.
Gegenwärtig werden optische Sensorik
(infrarot, visuell) und Alarmmelder
(PIR, akustisch) unterstützt, chemische
Sensoren sollen in der Zukunft angebunden werden.
Zur Integration der Sensorträger und
zur Anbindung an eine übergeordnete
Leitstelle dient eine Bodenkontrollstation. Der aktuelle Demonstrator ist für
die Sicherung gegen unbefugtes Eindringen einer ausgedehnten, sicherheitskritischen Liegenschaft ausgelegt.
Die Aufgabe beginnt mit der Detektion
des Eindringlings, der durch Bewegungsdetektoren eines Sensornetzes an der
Außengrenze des Geländes festgestellt
werden kann. Verschiedene, fest installierte, Überwachungskameras – die über
die Bodenkontrollstation gesteuert
werden – dienen zur Klassifikation des
Ereignisses und bilden eine Informations-
Eine Analyse der Anforderungen aus
diesem und ähnlichen Szenarien hat
ergeben, dass zwei Operateure zur
Aufgabenbearbeitung erforderlich sind.
Einer der beiden Operateure ist ausschließlich für die Steuerung und Kontrolle der mobilen Sensorplattformen
zuständig (gegenwärtig eine Plattform
einzeln, Konzepte für die gleichzeitige
Benutzung mehrerer Sensorplattformen
– durch teilautonomen Flug – werden
gegenwärtig entwickelt).
Der andere Operateur ist für die Auswertung der Sensordatenströme und
die Kommunikation mit der Einsatzleitstelle verantwortlich.
Für die Zukunft sind vernetzte Schwärme
von solchen Flugaufklärern denkbar,
die mit mobilen Bodenrobotereinheiten
(wie dem System AMROS) kooperieren.
Sensor Platforms and Sensory
Operation control centre
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Themen
SOBCAH – Surveillance of Borders, Coastlin
Konzeption eines integrierten Grenzüberwachungssyst
Mit dem Jahresbeginn 2007 ist die EU
auf 27 Mitgliedsstaaten angewachsen.
Die Außengrenzen erstrecken sich nun
auf über 60.000 km See- und 12.000 km
Landesgrenzen.
K O N TA K T
Diese verlaufen oft in nicht erschlossenem, kaum zugänglichem Gelände.
Warenschmuggel, illegaler Grenzübertritt und kriminelle Operationen sind
schwer zu überwachen.
Barbara Essendorfer, M.A.
Sicherheitskritische Bereiche wurden in
der Vergangenheit meist ausschließlich
unter Safety-Aspekten1 betrachtet.
Beispielsweise gibt es im Bereich von
Häfen zwar Systeme um ankommende
Schiffe zu orten, allerdings liegt deren
Fokus auf der Vermeidung von Kollisionen und sicherheitsgefährdenden Handlungen (z. B. Navigieren in flachem Gewässer) sowie der geregelten Abwicklung des Be- und Entladens.
Abb. 1: EU-27
(aus CIA Factbook (https://www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/ee.html)).
Interoperabilität und
Assistenzsysteme
Fraunhofer IITB Karlsruhe
Telefon: 07 21/60 91-5 96
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www.iitb.fraunhofer.de/IAS
1
Security: Schutz vor zielgerichteten und böswilligen Angriffen von innen und außen.
Safety: Technisches und menschliches Versagen (Systemausfälle, Bedienungsfehler etc.)
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nes and Harbours
ems für die EU
Werden Grenzen und kritische Bereiche
zielgerichtet attackiert oder infiltriert
(Security-Aspekte) ändert sich der Blickwinkel:
1. Ein zielgerichteter Angriff wird geplant. Vorbereitende Handlungen,
die lange vorher, außerhalb des
eigenen Beobachtungsbereichs
erfolgen können, und scheinbar
unzusammenhängende Tätigkeiten
müssen in Relation gebracht werden.
2. Auch verteilte Informationen und Informationsquellen (Intelligence Data)
sind von Interesse. Die Bestimmung
und Auswertung von »typischen«
Handlungsmustern muss gewährleistet werden.
3. Kritische Bereiche müssen neu definiert werden: Unter Safety-Aspekten
liegt der Fokus auf dem reibungslosen Betriebsablauf, unter SecurityAspekten sind vor allem Bereiche
kritisch, in denen durch gezielte Angriffe hoher (ökonomischer) Schaden
entstehen kann. Zusätzlich müssen
»blinde« Bereiche, also solche mit
geringer Überwachung, miteinbezogen werden um Schmuggel und
Menschenhandel zu unterbinden.
Im Bereich der Überwachung haben
Nutzer und Anbieter bisher auf unabhängige isolierte Systeme und proprietäre Datenformate gesetzt. Daten und
Informationen werden häufig nicht gespeichert, kombiniert und an benachbarte Überwachungseinheiten weitergegeben. So können Systeme zur
Bewertung auffälliger Objekte nicht
selbständig auf Daten aus anderen
Einheiten zugreifen. Folglich ist derzeit
grenz- und zeitübergreifende Überwachung kaum möglich.
Das Projekt SOBCAH (Surveillance of
Borders, Coastlines and Harbours) ist
Teil der PASR (Preparatory Action in the
field of Security Research) Aktivitäten
2005. Vertreter von Firmen, Forschungsinstituten und Anwendern aus 11 europäischen Nationen bearbeiten oben
genannte Herausforderungen. Es wird
untersucht, wie vorhandene Sicherheitssysteme mit innovativen Technologien
kombiniert werden können um zu
einem verbesserten Lagebewusstsein
(Situation Awareness) zu gelangen.
Der besondere Fokus des Projektes
liegt auf der Verteilung und Fusion
von (Sensor-)Daten und Informationen.
Um relevante Informationen (mit)teilen
zu können, müssen die Schnittstellen
standardisiert, ein Zugriffsmechanismus
auf alle relevanten Daten definiert und
Informationen anforderungsgerecht
aufbereitet werden.
Neben der Entwicklung eines Gesamtkonzepts zur Grenzüberwachung werden die zentralen Elemente anhand
eines Demonstrators dargestellt. Dabei
werden in einem Teil des Hafens von
Genua Sensorik wie Kameras, Sonar,
Radar, Bewegungsmelder und Containerüberwachungssysteme mit im Hafen
fest installierter Technik (CCTV, Radar)
kombiniert und die aggregierten Daten
und Informationen verteilt.
Das IITB entwickelt die Architektur des
Gesamtsystems (Abb. 2), stellt die Funktionalitäten zum Datenmanagement
(Speicherung, Verteilung, Filter) sowie
das ad-hoc Sensornetz aus dem Projekt
Amfis (Beitrag S. 6) zur Verfügung.
Konzepte aus wehrtechnischen Vorhaben konnten hier verwendet werden
(»dual use«).
Des weiteren werden Algorithmen und
Verfahren zur Verarbeitung von Bildfolgen integriert, welche einerseits von eigenen Kameras gewonnen, andererseits
von anderen Partnern über den Datenspeicher abgerufen werden.
Externe Partner stellen weitere Sensorik
zur Verfügung, die Gesamtleitung liegt
bei Galileo Avionica (I).
Aufbauend auf Erfahrungen aus dem
Projekt SOBCAH sollen weitere Projekte
mit dem Schwerpunkt »Situational
Awareness« im Bereich der zivilen
Sicherheit aquiriert werden.
Abb. 2: Grobdarstellung der SOBCAH Architektur.
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Themen
AMROS
K O N TA K T
K O N TA K T
Ein autonomes mobiles Robotersystem zur multisensor
Dr.-Ing. Thomas Müller
Autonome Systeme und
Maschinensehen
Fraunhofer IITB Karlsruhe
Telefon: 07 21 / 60 91-4 58
[email protected]
www.iitb.fraunhofer.de/ASM
Die Sicherung von gefährdeten öffentlichen und industriellen Liegenschaften,
wie z. B. Kraft- oder Wasserwerke aber
auch Verkehrsknotenpunkte wie Bahnhöfe und Flughäfen, wird angesichts
einer steigenden Unberechenbarkeit krimineller Aktivitäten immer schwieriger.
Die Fähigkeit, flexibel und schnell neue
Bedrohungserkenntnisse zu gewinnen,
ist von ausschlaggebender Bedeutung.
Multisensoriell operierende Inspektionsroboter können hierzu einen entscheidenden Beitrag leisten. Effizient und
zuverlässig sind sie in der Lage, weitgehend autonom zu patrouillieren,
verdächtige Situationen automatisch
zu detektieren, zu diagnostizieren und
geeignete Sicherungsmaßnahmen auszuführen.
Dipl.-Ing. Christian W. Frey
Mess-, Regelungs- und
Diagnosesysteme
Fraunhofer IITB Karlsruhe
Während für die Inspektion der überwiegend klar strukturierten IndoorBereiche bereits leistungsfähige Robotersysteme am Markt zur Verfügung stehen,
besteht noch erheblicher Entwicklungs-
Telefon: 07 21 / 60 91-3 32
[email protected]
www.iitb.fraunhofer.de/MRD
vis IT
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10
iellen Überwachung von Liegenschaften
bedarf für die autonome multisensorielle
Überwachung des weitaus komplexeren,
stark variierenden Outdoor-Umfeldes.
Hier dominieren nach wie vor stationäre
TV-basierte Technologien, die in verdeckten Objektbereichen wenig wirksam sind.
Am Fraunhofer IITB wird in diesem Zusammenhang eine Entwicklungs- und
Demonstrationsplattform zur roboterbasierten Sicherheitsüberwachung
gegenüber vorsätzlichen Bedrohungen
(Security) oder zufälligen Gefährdungen
(Safety) für den In- und Outdoorbereich
privater, industrieller und öffentlicher
Gebäude und Anlagen entwickelt.
Mit dem AMROS-System (Autonomous
Multisensoric Robots for Security
Applications) soll einerseits die rasche
Entwicklung und prototypische Erprobung von innovativen Konzepten von
Hard- und Softwarekomponenten ermöglicht werden (Fast Prototyping),
andererseits soll die Plattform als Entwicklungsgrundlage dienen, mit deren
Hilfe vorhandene Lösungskonzepte auf
gefahrenspezifische Aufgabenstellungen
adaptiert und demonstriert werden können. AMROS ist ein Gemeinschaftsprojekt der Abteilungen MRD (Navigationsund Missionsplanung) und ASM (bildgestützte Überwachung, Objektdetektion, Tracking).
system ermöglicht die Hinderniserkennung in unstrukturierter Umgebung.
Die Übertragung der Videoströme zur
externen Auswertestation erfolgt über
Videodigitalfunk (OCFDM) und / oder
WLAN-Übertragung. In der ersten Entwicklungsstufe der Bildauswertekomponenten wurden Verfahren zur Navigations- und Inspektionsunterstützung
integriert (u. a. m3motion-Bildstabilisierung, Bildteppichgenerierung zur
Umgebungserfassung, Bewegungsdetektion). Hier spielt insbesondere
die m3motion-Bewegungsdetektion
eine wichtige Rolle, um bewegte Objekte auch während der Roboterfahrt
robust detektieren zu können. Darauf
bauen die zentralen Bildauswertungsfunktionen des AMROS-Systems auf,
d. h. eine Objektbewegungserkennung
und -verfolgung sowie eine Änderungsdetektion zur Erkennung von z. B. offenen Türen bzw. Fenstern oder von platzierten, potentiell gefährlichen oder auf
Gefahren hindeutenden Gegenständen.
Um eine robuste Lokalisierung, Navigation (SLAM) und Bahnplanung der
mobilen Roboter zu gewährleisten, sind
diese neben den herkömmlichen, relativ
messenden Positionssensoren (Odometriesensoren, Gyro und 2-D / 3-D Laserscanner) zusätzlich mit absolut messender Sensorik, wie GPS und Kompass,
ausgestattet. Durch Fusion dieser heterogenen Sensordaten mittels Kalmanfilter- und Partikelfilterverfahren wird
eine sehr leistungsfähige Lokalisierung
und somit eine zuverlässige Navigation
und Bahnberechnung ermöglicht.
Zur flexiblen Steuerung und Koordination der roboterbasierten Überwachung
wurde am IITB ein bedienerfreundliches
Leitsystem entwickelt, welches eine
intuitive graphische Eingabe von Roboterpatrouillen ermöglicht sowie eine
effektive Kooperation von mehreren
Robotern bei Überwachungsmissionen
gewährleistet.
Um als Entwicklungsumgebung vielfältige Aufgaben abdecken zu können,
wird die AMROS-Plattform mit einer
Vielzahl an Sensoren ausgestattet. Für
die Bildauswertung decken NIR-, IR-, UVund Videokameras einen breiten Spektralbereich ab und ein Stereokamera-
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Themen
SAR-Tutor – Computerunterstützte Ausbild
Mit dem Start des ersten SAR-Lupe
Satelliten am 19.12.2006 wird Deutschland in die Lage versetzt, Aufklärungsinformationen von nahezu jedem Ort der
Erde und zu jeder Tageszeit zu erhalten.
Im Vollausbau werden fünf Satelliten
Radardaten zur Bodenstation in Gelsdorf
senden, wo ein Team von Auswerteexperten relevante Informationen aus
den Bilddaten extrahiert.
Weltweite Aufklärung
K O N TA K T
Internationaler Terrorismus, organisierte
Kriminalität, die Weiterverbreitung von
Massenvernichtungswaffen und Trägermitteln sowie die Folgen auch weit entfernter regionaler Krisen und Konflikte
beeinträchtigen zunehmend die Sicherheit Deutschlands sowie der anderen
Mitgliedstaaten von NATO und EU.
Dipl.-Phys. Wolfgang Roller
Interoperabilität und
Assistenzsyssteme
Fraunhofer IITB Karlsruhe
Telefon: 07 21 / 60 91-2 47
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www.iitb.fraunhofer.de/IAS
Das Aufgabenspektrum der Bundeswehr
umfasst deshalb auch die internationale
Konfliktverhütung und Krisenbewältigung, einschließlich des Kampfes gegen
den internationalen Terrorismus. Aufgrund der geographischen Erweiterung
der möglichen Einsatzgebiete werden
bisher nicht vorhandene Teilfähigkeiten
der Bundeswehr wie z. B. »Weltweite
Aufklärung« mit Priorität hergestellt.
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Allerdings unterscheidet sich die Auswertung von Radarbildern hinsichtlich
der Bewertung und Analyse maßgeblich von der Auswertung von optischen
Bildern. Das Synthetische Apertur Radar,
kurz SAR, kann mit Hilfe elektromagnetischer Wellen selbst Bilder, welche beispielsweise bei »Nacht und Nebel« entstanden sind, interpretierbar darstellen.
Wie diese SAR-Bilder zu deuten sind und
welche Bildinformationen sich daraus
ableiten lassen ist Teil der Ausbildung
für Radarbildauswerter. Durch die Kombination von Präsenzveranstaltungen
und E-Learning-Systemen, auch Blended
Learning genannt, werden die Vorteile
beider Lernformen optimal genutzt.
Lehrgänge, bei denen der Lehrstoff in
Klassenverbänden vermittelt wird, werden durch den Einsatz von E-LearningSystemen, die ein zeit- und ortsunabhängiges Lernen ermöglichen, ergänzt.
ung für die Auswertung von Radarbildern
SAR-Tutor
Das IITB entwickelt einen SAR-Tutor,
der in das Themengebiet der bildgebenden Radarsensoren einführt. Damit
werden Grundlagen des Synthetischen
Apertur Radars vermittelt. Auf spezielle
Effekte der Abbildungsgeometrie eines
Radarsystems wird eingegangen. Ausgehend von einer Lehrbuchmetapher
bedient sich SAR-Tutor verschiedener
Multimedia- und Hypertexttechniken
zur Unterstützung des Lernprozesses.
Interaktive Skizzen und Animationen
bieten Raum zur Exploration der den
SAR-Bildern zugrunde liegenden Eigenschaften. Übungen und Selbsttests
dienen zur Festigung des Gelernten
bzw. zur Feststellung des eigenen
Wissensstandes. Typische an die Praxis
angelehnte Bildauswerteaufgaben sind
zu lösen.
SAR-Tutor wurde mit Hilfe der IITB
eigenen Autoren- und E-LearningUmgebung Crayons® realisiert, die
wiederum auf dem Content- und
Community-Management-System
WebGenesis® aufsetzt. Damit ist SARTutor sowohl auf Einzelplatzrechnern
als CBT (Computer Based Training) als
auch im Intra- und Internet als WBT
(Web Based Training) nutzbar. Glossare,
Hilfe und Navigationsmöglichkeiten
stehen zur Verfügung. Ergänzungen
und Anpassung der Inhalte können
von Autoren jederzeit durchgeführt
werden. Erweiterungen hinsichtlich
SCORM-Kompatibilität, nutzerangepasste Lernpfade sowie die Integration
weiterer Aufgabentypen sind für die
Zukunft vorgesehen.
Dadurch wird die Handlungskompetenz
des Radarbildauswerters als ein wichtiges Zahnrad im Getriebe der »Weltweiten Aufklärung« effizient gesteigert.
SAR-Tutor wird als Teil der Radarbildauswertelehrgänge in die Bundeswehr
eingeführt. Der weitere Ausbau um
spezifische Lektionen erfolgt im Auftrag
des BMVg/BWB.
Fernausbildung
Als Baustein eines umfassenden Fernausbildungskonzepts für die Radarbildauswertung lässt sich SAR-Tutor
sowohl zur Vor- und Nachbereitung als
auch zur Unterstützung während eines
Radarbildauswertelehrgangs nutzen.
Weitere Dienste wie moderierte Themenforen, Veranstaltungs- / Terminkalender, Online-Formulare, Bestell- und
Benachrichtigungsdienste erlauben eine
optimale Betreuung durch Tele-Tutoren.
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vis IT
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Themen
Aufklärungsbedarfskarten am »Digitalen
Am 15. April 2007 starteten »RecceTornados« der Bundesluftwaffe im
Auftrag der Nato zu ihrem ersten Bildaufklärungsflug über Afghanistan.
K O N TA K T
Dem Start eines Aufklärungsflugzeugs
geht ein aufwändiger Planungsprozess
voraus, in dem der Informationsbedarf
der militärischen Führung mit dem
Potenzial der Aufklärungskräfte zur
Deckung gebracht werden muss. Die
Tornados der Bundeswehr sind nur ein
Teil dieses Aufklärungspotenzials, das
durch Fortschritte in der Sensor- und
Datenübertragungstechnologie einer-
seits und andererseits durch die internationale militärische Zusammenarbeit
immer umfangreicher und vielfältiger
wird. Damit steigt die Komplexität des
Planungsprozesses steil an, da es gilt,
die vielen und unterschiedlichen Ressourcen – von der Videokamera bis zum
Radarbildsensor, von der unbemannten
Kleindrohne bis zum Recce-Tornado
oder sogar zum Aufklärungssatelliten –
optimal aufeinander abzustimmen.
Im Projekt »Generische Konzepte Multisensor« wird im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg)
Dipl.-Math. Susanne Eckel
Interaktive Analyse und Diagnose
Fraunhofer IITB Karlsruhe
Telefon: 07 21 / 60 91-5 43
[email protected]
www.iitb.fraunhofer.de/IAD
Legende:
Relevanz:
hohe Relevanz
Aktualität am Beispiel
der hohen Relevanz:
aktuelle Information
mittlere Relevanz
weniger aktuelle Information
niedrige Relevanz
veraltete / keine Information
Abb.1: Aufklärungsbedarfskarte aus einem Beispielszenario. Zu Gebiet 1 wurden zum ersten Zeitpunkt,
zu Gebiet 2 und Gebiet 3 zum zweiten Zeitpunkt und zu Gebiet 4 und Gebiet 5 zum dritten Zeitpunkt
Daten akquiriert. Der Schleier über den Gebieten 4 und 5 ist somit am durchlässigsten.
vis IT
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Lagetisch«
an einem formalen Modell für den
Aufklärungsprozess gearbeitet, das
helfen soll, diese Komplexität auch in
Zukunft im Griff zu behalten. Am Beginn dieses Prozessmodells steht eine
verdichtete und intuitiv zugängliche
Darstellung des Aufklärungsbedarfs
mittels sogenannter Aufklärungsbedarfskarten. Aufklärungsbedarfskarten
vermitteln dem Anwender auf einen
Blick, von welchen Gebieten zu welchem Zeitpunkt Information welcher
Qualität vorliegt und wie relevant einzelne Teilgebiete im Bezug auf eine Aufgabenstellung sind. Im Umkehrschluss
ermöglichen sie es somit festzustellen,
in welchem Gebiet zu welchem Zeitpunkt zusätzliche Beobachtungsdaten
akquiriert werden müssen.
Zur Erstellung einer Aufklärungsbedarfskarte wird der allgemeine Informationsbedarf, z. B. über die Bedrohung der
eigenen Kräfte, auf das geographische
Interessensgebiet abgebildet. Daraus
ergibt sich, dass verschiedene Regionen
unterschiedliche Relevanz im Bezug auf
den Informationsbedarf haben. Diejenigen Regionen, von denen die höchste
Bedrohung ausgeht, besitzen auch die
höchste Relevanz für die Aufklärung.
Die Relevanz wird durch Überlagerung
der Gebietskarte mit einem farbigen
Schleier angezeigt (Abb. 1). Ein roter
Schleier bedeutet hierbei, dass die Zone
von hoher Relevanz für den Aufklärungsauftrag ist, gelb symbolisiert eine
mittlere und grün eine niedrige Relevanz. Je jünger die Information ist, die
über ein Gebiet vorliegt, desto durchlässiger wird dessen Farbschleier. Ein
Abb. 2: Aufklärungsbedarfskarte, dargestellt an einem »Großen Lagetisch«.
solches Gebiet ist also im wahren Sinne
der Wortes »aufgeklärt«. Der Farbschleier zeigt dabei nur das Alter und
den Sicherheitsgrad der Information
an. Er gibt keine Auskunft darüber,
was beobachtet wurde. Die Dichte des
Schleiers ist somit direkt proportional
zum Grad des Unwissens, das über ein
Gebiet herrscht.
Die Kombination von »Relevanz«, symbolisiert durch die Farben rot bis grün
und »Wissensgrad«, ausgedrückt in
der Dichte des Farbschleiers, gibt dem
Aufklärungsplaner somit einen intuitiv
zugänglichen Überblick darüber, wo
gerade der höchste und wo ein eher
niedriger Aufklärungsbedarf besteht.
Aufklärungsbedarfskarten werden in
einem Geoinformationssystem (GIS)
repräsentiert und an einem digitalen
Lagetisch dargestellt (Abb. 2). Sie ermöglichen somit die übersichtliche
Darstellung des aktuellen Aufklärungsbedarfs für ein Planungsteam.
Die weiteren Arbeiten in dem Projekt
»Generische Konzepte Multisensor«
widmen sich dynamischen Modellen
der Bedrohungslage, mit denen der
Grad des Wissens zwischen den einzelnen sensoriellen Beobachtungen fortgeschrieben werden kann. Weiterhin
wird ein Modellrahmen für die Ermittlung der optimalen Sensorkombination
zur Deckung des Aufklärungsbedarfs
entwickelt und es werden wahrnehmungspsychologische Untersuchungen
zur Optimierung der Visualisierung
durchgeführt.
Mit den Aufklärungsbedarfskarten
wurde somit ein erster Schritt gemacht,
die Effizienz der zukünftigen Aufklärung sowohl für militärische als auch
zivile Sicherheitsaufgaben wesentlich
zu erhöhen.
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vis IT
1/2007
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