Die Einstellung von Jugendlichen zur Polizei im Kanton Zürich Untersuchung und Bericht im Auftrag der Kantonspolizei Zürich Verfasser: Lorenz Biberstein Projektleiter: Prof. Dr. Martin Killias Kriminologisches Institut März 2010 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung.............................................................................................................1 1.1 Bisherige Erkenntnisse.................................................................................1 1.2 Forschungsfrage ..........................................................................................3 2 Methodisches Vorgehen ......................................................................................4 2.1 Zur Befragung ..............................................................................................4 2.2 Angetroffene Probleme ................................................................................5 2.3 Grundgesamtheit ..........................................................................................6 2.3.1 5. Klasse (Volksschule) ......................................................................... 6 2.3.2 10. Klasse (Mittelschule) ....................................................................... 7 2.3.3 1. Lehrjahr (Berufsschule) ..................................................................... 8 2.4 Stichprobe ....................................................................................................9 2.4.1 5. Klasse (Volksschule) ....................................................................... 11 2.4.2 10. Klasse (Mittelschule) ..................................................................... 12 2.4.3 1. Lehrjahr (Berufsschule) ................................................................... 13 2.5 Fragebogen auf Papier...............................................................................15 2.6 Vorbemerkung zur Datenauswertung .........................................................16 2.6.1 Signifikanzen ....................................................................................... 16 2.6.2 Gamma ............................................................................................... 16 2.6.3 Odds Ratio .......................................................................................... 17 3 Einstellung zur Polizei .......................................................................................19 4 Zusammenhänge ..............................................................................................22 4.1 Wahrnehmung der Polizei auf der Strasse .................................................22 4.2 Erwartungen an die Polizei in der Schule und auf der Strasse ...................24 4.3 Demographische Variablen ........................................................................27 4.3.1 Alter..................................................................................................... 27 4.3.2 Geschlecht .......................................................................................... 28 4.3.3 Wohnort/Wohngebiet .......................................................................... 28 4.3.4 Migrationshintergrund ......................................................................... 28 4.4 Freizeitverhalten .........................................................................................30 4.5 Gruppenzugehörigkeit und Kollegen ..........................................................36 4.6 Illegales Verhalten ......................................................................................38 4.7 Eigene Erfahrungen ...................................................................................40 4.7.1 Viktimisierungserfahrung ..................................................................... 40 4.7.2 Wahrnehmung der Kriminalitätsprävention der Polizei........................ 42 4.8 Zufriedenheit mit dem Auftreten der Polizei ...............................................43 4.8.1 Eigener Kontakt zur Polizei ................................................................. 45 4.8.2 Wahrnehmung des Polizeikontaktes ................................................... 50 4.8.3 Gründe für Polizeikontakt als Täter ..................................................... 54 4.8.4 Konsequenzen von Polizeikontakt als Täter ....................................... 55 4.9 Fehlverhalten der Polizei (gesehen oder gehört) .......................................57 4.10 Unsicherheitsgefühl ....................................................................................59 4.11 Hypothetisches Anzeigeverhalten ..............................................................63 5 Multivariate Analysen ........................................................................................66 5.1 5. Schuljahr, Mädchen................................................................................67 5.2 5. Schuljahr, Knaben ..................................................................................68 5.3 10. Schuljahr, Mädchen..............................................................................70 5.4 10. Schuljahr, Knaben ................................................................................72 6 Fazit...................................................................................................................74 Literaturverzeichnis ..................................................................................................76 Zusammenfassung Im Frühjahr 2009 wurden im Auftrag der Kantonspolizei Zürich knapp 4'000 Schülerinnen und Schüler der 5. und 10. darüber befragt, ob sie schon einmal Kontakt zur Polizei gehabt haben, wie sie diesen Kontakt empfunden haben und wie sie die Polizei und ihre Arbeit im Allgemeinen einschätzen. Die Befragung fand unter Mithilfe der Lehrpersonen an den Schulen mittels eines Online-Fragebogens statt. Die Resultate zeigen, dass neben dem eigenen delinquenten Verhalten weitere Faktoren in Zusammenhang stehen mit der Einstellung zur Polizei: So üben speziell die Wahrnehmung der Kriminalitätsprävention und die Einschätzung des Auftretens der Polizei an der Schule und auf der Strasse einen positiven Einfluss auf die Einstellung zur Polizei aus. Wer diese beiden Punkte positiv bewertet, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eine positive Einstellung zur Polizei haben. Wer hingegen findet, die Polizei solle die Schüler an der Schule mehr in Ruhe lassen oder wer schon einmal ein Fehlverhalten eines Polizisten selber beobachtet oder davon im Bekanntenkreis gehört hat, hat höchstwahrscheinliche eine negative Einstellung zur Polizei. Weiter zeigen die Ergebnisse einen negativen Zusammenhang zwischen der Einstellung zur Polizei und dem Alter und dem Geschlecht. Jugendliche im 10. Schuljahr und männliche Jugendliche haben eine schlechtere Einstellung zur Polizei als weibliche Jugendliche und solche im 5. Schuljahr. Dies dürfte darauf zurück zu führen sein, dass ältere und männliche Jugendliche schon häufiger selber Delikte begangen haben und deshalb mit der Polizei in Kontakt standen als jüngere oder weibliche Jugendliche. Zusätzlich ist für die Einstellung zur Polizei zentral, aus welchem Grund der Polizeikontakt stattgefunden hat. War dies, weil die Jugendlichen selbst etwas Illegales getan hatten oder von der Polizei auf der Strasse angehalten wurden, wurde der Kontakt als negativ empfunden. Fand der Kontakt hingegen statt, weil die Polizei in die Schule kam oder die Schüler den Polizisten etwas fragen wollten, wurde der Kontakt positiv wahrgenommen. III 1 Einleitung Dieser Bericht präsentiert die Resultate der Befragung zum Thema „Einstellung der Jugendliche zur Polizei im Kanton Zürich“, welche im Auftrag der Kantonspolizei Zürich vom Februar bis Juni 2009 durchgeführt wurde. Ziel der Untersuchung war, die Einstellung der Jugendlichen1 im Kanton zur Polizei, ihre bisherigen Erfahrungen mit der Polizei, wie sie diese empfunden haben und ihre Erwartungen an die Polizei zu erforschen. Dazu wurden im ganzen Kanton Zürich, inklusive den Städten Zürich und Winterthur, knapp 4'000 Schülerinnen und Schüler des 5. und 10. Schuljahres befragt. Da ein Grossteil der Delikte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen begangen wird, bilden Jugendliche einen substantiellen Anteil der Bevölkerung, welcher mit der Polizei in Kontakt kommen kann. Es ist deshalb wichtig, genau zu wissen, wie sich dieser Kontakt ergeben hat und wie ihn die Jugendlichen erlebt haben. Die Polizei ist zudem auf die Öffentlichkeit angewiesen um effizient und effektiv zu funktionieren. Da die Arbeit der Polizei primär reaktiver Natur ist, kann die Bevölkerung substantiell zur erfolgreichen Arbeit der Polizei beitragen. Hier ist deshalb die Einstellung der Polizei gegenüber speziell wichtig. Weiter können nicht nur die Kriminalitätsraten als Massstab für den Erfolg der Polizei verwendet werden, sondern auch die Zufriedenheit der Bevölkerung mit derselben. Gerade wenn man also von der Polizei als Dienstleistungsbetrieb ausgeht, erhält die Zufriedenheit mit der Polizei eine erhöhte Bedeutung (Killias 2002, 430). 1.1 Bisherige Erkenntnisse Intuitiv würde man annehmen, dass Jugendliche eine eher negative Einstellung zur Polizei haben. Diesen Befund stützen Taylor et al. (2001, 302) nicht: Sie kommen in ihrer Untersuchung zum Schluss, dass die befragten Jugendlichen der Polizei eher gleichgültig gegenüber stehen. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass die Einstellung zur Polizei vor allem durch den bisherigen Kontakt zur Polizei beeinflusst wird. 1 Die männliche Form beinhaltet (wo nicht explizit anders erwähnt) immer auch die weibliche; der Einfachheit halber wird in diesem Bericht jeweils nur die männliche Form verwendet. 1 Hurst und Frank (2000) hingegen finden in ihrer Untersuchung starke Hinweise darauf, dass sich die Einstellung gegenüber der Polizei bei den Jugendlichen substantiell von der Einstellung der Erwachsenen unterscheidet: Die Unterstützung ist von Seiten der Jugendlichen klar kleiner als von den Erwachsenen. Insbesondere sinkt die Zufriedenheit mit der Polizei, wenn nach der Rolle der Polizei beim Verhindern von Verkauf und Konsum von Drogen, Verhindern von Kriminalität im Allgemeinen und dem Herumlungern auf der Strasse gefragt wird. Demgegenüber steigt die Unterstützung der Jugendlichen für die Polizei bei Fragen nach Hilfe seitens der Polizei oder so genannten „Dienstleistungsfunktionen“ (Nachtruhe im Quartier sicherstellen, Personen mit technischen Problemen am Auto, oder kranken Personen helfen) (ebd. 199). In einem kurzen Überblick unterscheiden Hurst und Frank zwischen drei groben Gruppen von Einflussfaktoren auf die Einstellung zur Polizei, welche in der Vergangenheit untersucht worden waren (Hurst und Frank, 2000): 1. Eine Bindung an kriminelle und antisoziale Normen, welche in Zusammenhang mit verstärkten negativen Einstellungen zu juristischen und polizeilichen Institutionen gebracht werden konnten. 2. Der Einfluss von sozialen und demographischen Faktoren sowie die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe. Hier konnte jedoch kein Zusammenhang zwischen demographischen Variablen (z.B. ökonomischer Status der Familie oder das Geschlecht der befragten Jugendlichen) hergestellt werden. Auch zur Rasse (in Amerika eine wichtige soziale Variable) finden sich nur widersprüchliche Ergebnisse. Einerseits finden sich Studien, welche nur einen schwachen Einfluss von Rasse belegen (wobei schwarze Jugendliche negativere Einschätzungen der Polizei lieferten als weisse Jugendliche), andererseits findet eine Studie von Leiber, Nalla und Farnsworth (1998) die Rasse als stärksten Prädiktor für die Einschätzung von polizeilicher Fairness und Diskriminierung. 3. Als letzte Gruppe untersuchten diverse Studien den Einfluss von bisher gemachten Erfahrungen mit der Polizei. Allgemein geht ein häufiger Kontakt mit der Polizei mit negativeren Einstellungen zur Polizei einher, jedoch ist die Art des Kontakts wichtig. Während bei schwarzen Jugendlichen das Mitnehmen 2 auf die Wache einen negativen Einfluss auf den Respekt vor der Polizei hat, reicht bei weissen Jugendlichen bereits das verwarnt (aber wieder laufen gelassen werden) für einen negativen Einfluss. 1.2 Forschungsfrage In diesem Bericht sollen die folgenden Fragestellungen behandelt werden: Wie sind die Einstellung der Jugendlichen im Kanton Zürich zur Polizei und ihre Erfahrung mit der Polizei im Allgemeinen? Welche Faktoren haben einen Einfluss auf die Einstellung der Jugendlichen zur Polizei? Als mögliche Zusammenhänge mit der Einstellung zur Polizei seitens von Jugendlichen sollen die folgenden Einflussfaktoren untersucht werden: • Individueller Faktoren wie Geschlecht und Ethnizität • Die eigenen Erfahrungen mit der Polizei (als Täter oder Opfer) • Die Wahrnehmung der Polizei auf der Strasse und in der Schule • Das Wohnquartier der Schüler und die Wohnumgebung • Das Ausgangs- und Freizeitverhalten und der Freundeskreis • Das wahrgenommene Unsicherheitsgefühl • Der Migrationshintergrund • Die eigene Delinquenz Abbildung 1 zeigt einen Überblick über die postulierten und untersuchtenZusammenhänge. 3 Abbildung 1: Übersicht über die untersuchten Einflüsse Delinquenz (erfahren & ausgeübt) (Un-)Sicherheitsgefühl Kontakt zur Polizei Eigene Erfahrung Freizeitverhalten Wahrnehmung & Einschätzung der Polizei Erwartungen an die Polizei Quartier / Umgebung Anzeigeverhalten Familie / Umfeld Gang-Zugehörigkeit Migrationshintergrund 2 Methodisches Vorgehen Um Einstellungen und Erfahrungen im grossen Umfang, wie dies hier geplant war, zu untersuchen, kommen verschiedene Umfragemethoden in Frage, aus praktischen Gründen erscheint jedoch die Online-Befragung am passendsten. Diese Erhebungsmethode verringert den organisatorischen Aufwand der Befragung erheblich und reduziert dazu das Fehlerrisiko, da eine Transkribierung der Daten überflüssig wird. 2.1 Zur Befragung Als Basis der Stichprobenziehung wird eine Liste aller Schulklassen im 5. und 10. Schuljahr verwendet, welche wir von der Bildungsdirektion des Kantons Zürichs erhalten haben. Da zum Zeitpunkt der Stichprobenziehung noch keine Zahlen zum Schuljahr 2008/2009 erhältlich waren, mussten wir uns auf die Zahlen des Schuljahres 2007/2008 stützen. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die Verteilung und Zusammensetzung der Klassen im Kanton innerhalb eines Jahres keine signifikanten Veränderungen durchgemacht hat, so dass auch eine Stichprobenziehung basierend auf Daten aus dem Vorjahr repräsentativ sein sollte. Aus Gründen des Datenschutzes waren auf diesen Listen die Lehrpersonen nicht aufgeführt, was 4 es für uns nötig machte, die jeweiligen Kontaktinformationen bei den Schulleitungen einzuholen. Dazu wurde wie folgt vorgegangen: 1. Grobe Stichprobenziehung auf Basis Klassen- und Schülerzahlen 2007/2008 2. Ausgewählte Schulen anschreiben mit Bitte um genaue Zahlen und E-MailAdressen der Lehrpersonen 3. Wenn sich aktuelle Zahlen mit grober Stichprobe decken: Vorgängige Information an die Lehrpersonen über anstehende Befragung 4. Anschreiben der Klassenlehrpersonen per E-Mail mit relevanten Informationen über weiteres Vorgehen und dem Link zur Online-Umfrage Es wurde ein Begleitschreiben für die Eltern verfasst, welches über den Zweck der Befragung informiert und die Anonymität und die Verwendung der erhobenen Daten zu rein wissenschaftlichen Zwecken garantiert. Weiter wurden sowohl Eltern als auch Schüler informiert, dass die Teilnahme an der Befragung freiwillig sei (passive Einwilligung). 2.2 Angetroffene Probleme Wie bei den meisten Umfragen stellte auch hier die Teilnahmebereitschaft der Schulen das grösste Problem dar. In Anbetracht der immer gedrängteren Lehrpläne wurde der Grossteil der Ablehnungen mit Zeitmangel begründet. Zudem werden die Schulen, egal welcher Stufe, offenbar vermehrt mit einer gestiegenen Anzahl Anfragen für Informationsveranstaltungen, Anlässe und Befragungen konfrontiert. So planen einige Schulen z.B. Zeit für zwei Befragungen pro Schuljahr ein und weisen später eingehende Anfragen dann ab. Bedenken bezüglich des Datenschutzes oder der inhaltlichen Natur der Befragung wurden nur sehr vereinzelt vorgebracht. Nichtsdestotrotz reagierten nur gerade knappe 50% aller angeschriebenen Schulleitungen auf die erste Anfrage Ende November 2008. Eine Erinnerung Anfang Januar bewirkte nochmals einige Antworten, dieses Mal auch mehrere Ablehnungen (siehe Tabelle 1). Um die Resonanz bei den Schulen zu verbessern, wäre eine stärkere Kooperation oder zumindest Koordination mit den kantonalen und kommunalen Schulbehörden rückblickend sicher von Vorteil gewesen. Weiter erschwert wurde die Umfrage dadurch, dass das stadtzürcherische Schul- und Sportdepartement eine Teilnahme 5 der Zürcher Schulen zuerst kollektiv ablehnte. Es konnte nach entsprechendem Kontakt dann aber erreicht werden, dass den kooperierenden Schulen die Teilnahme freigestellt wurde. Tabelle 1: Rücklaufquote 1. Anfrage Schulen Kanton Zürich Angeschriebene Klassen Positive Antworten Klassen 1. Anfrage Total Antworten in % Volksschule Stadt Zürich 64 27 42.19 Volksschule Stadt Winterthur 26 13 50.00 Volksschule restlicher Kanton 60 31 51.67 Berufsschulen 36 17 47.22 Mittelschulen 24 8 33.33 Total 210 96 45.71 Quelle: Bildungsstatistik Kanton Zürich Wie aus Tabelle 1 ersichtlich ist, weisen die Mittelschulen die tiefste Rücklaufquote auf. Dies konnte auch durch die Erinnerung von Anfang Januar 2009 nicht verbessert werden. Möglicherweise ist die tiefe Bereitschaft der Kantonsschulen, an Befragungen teilzunehmen, darauf zurück zu führen, dass diese mehr als andere Schule von Anfragen dieser Art betroffen sind. Da das Ziel dieser Untersuchung jedoch primär qualitativer Natur ist und vor allem auch das Ziel hatte, Unterschiede zwischen den beiden Alterskategorien festzustellen, ist die tiefere Quote bei den Mittelschülern weniger problematisch als bei einer Befragung, bei der es präziser um die Repräsentativität geht. 2.3 Grundgesamtheit Die Grundgesamtheit besteht aus den 5. und 10. Schulklassen im Kanton Zürich, wobei sich die 5. Klassen an den Volksschulen (also der obligatorischen Schulzeit) und die 10. Klassen an den Berufs- und Mittelschulen finden. Nicht in der Grundgesamtheit berücksichtigt werden Klassen an privaten Schulen. 2.3.1 5. Klasse (Volksschule) Um für Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten kontrollieren zu können, wurde sowohl die Grundgesamtheit als auch die Stichprobe für die 5. Klasse in drei Gruppen aufgeteilt: 6 1. Stadt Zürich 2. Stadt Winterthur 3. Restliches Kantonsgebiet Für die befragten Jugendlichen im 10. Schuljahr wurde dies nicht mehr gemacht, da sowohl die Mittel- als auch Berufsschüler nicht notwendigerweise in ihrem Wohnort zur Schule gehen (so finden sich gerade Mittelschulen neben den grossen Städten Zürich und Winterthur nur gerade in fünf anderen Städten im Kanton, nämlich Bülach, Dübendorf, Küsnacht, Urdorf und Wetzikon). Tabelle 2 zeigt einen Überblick über die Schülerzahlen des 5. Schuljahres im Kanton Zürich für 2007/2008. Tabelle 2: Schülerzahlen 5. Schuljahr Kanton Zürich 2007/2008 Profil Stadt Zürich Stadt Winterthur Restlicher Kanton Anzahl Schüler 2'459 930 9'167 Total 12'556 Quelle: Bildungsstatistik Kanton Zürich 2.3.2 10. Klasse (Mittelschule) Da im 10. Schuljahr die Schüler nicht mehr notwendigerweise an ihrem Wohnort zur Schule gehen, findet für die Untersuchung bei den Mittel- und Berufsschulen keine Unterscheidung nach Stadt/Land statt. Bei den Mittelschulen kann man stattdessen nach Profil der Klassen unterscheiden. Tabelle 3 bietet einen Überblick über die Verteilung der besuchten Profile, sowohl an den öffentlichen als auch den privaten Mittelschulen;2 auch hier wieder auf Basis der Zahlen des Schuljahres 2007/2008. Eine Aufteilung der Stichprobe nach Profil ist jedoch nicht vorgesehen, da es keine Anzeichen dafür gibt, dass das gewählte Profil einen Zusammenhang zu Delinquenz, Viktimisierung oder Einstellung zur Polizei hat. 2 Ausgenommen von der Betrachtung wurde die KME (Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene) und die Klubschule der Migros, da diese beiden ausschlieslich von Personen besucht wird, welche das entsprechende Alter der 10. Klasse bereits hinter sich haben, sowie die beiden Steiner-Schulen im Kanton Zürich, welche zusammen über 35 Schüler im 10. Schuljahr verfügen. 7 Tabelle 3: Schülerzahlen nach Profil im 10. Schuljahr 2007/2008 Neusprachliches Profil (N) Wirtschaftlich-rechtliches Profil (WR) Altsprachliches Profil (A) Mathematisch-naturwissenschaftliches Profil (MN) Musisches Profil (M) Fachmittelschule Basisjahr (ehemals DMS) Handelsmittelschule (HMS) Informatikmittelschule (IMS) Musisches Profil + Bildnerisches Gestalten (M+) Gymnasium ohne Profil Sozialwissenschaftliches Profil (S) Anzahl Schüler 903 514 413 412 349 239 125 58 44 25 4 Anteil in % 29.26 16.66 13.38 13.35 11.30 7.74 4.05 1.88 1.43 0.81 0.13 Total 3'086 100 Quelle: Bildungsstatistik Kanton Zürich Bei einer durchschnittlichen Klassengrösse von 16.4 sollten, um die angestrebte Stichprobe von 1'000 Schülern zu erreichen, also etwa 60 Klassen befragt werden.3 Diese Klassen werden, analog zum Vorgehen beim 5. Schuljahr, per Zufallsstichprobe ausgewählt. 2.3.3 1. Lehrjahr (Berufsschule) Während dem Schuljahr 2007/2008 fanden sich im Kanton Zürich über 18'000 Schüler im zehnten Schuljahr, respektive ersten Lehrjahr. Tabelle 4 gibt Aufschluss über die Verteilung nach Berufsgattung und Art der Schule. Nicht berücksichtigt sind in dieser Aufstellung Schüler in Kleinklasen und in Klassen, welche keiner Berufsgattung zugeordnet werden können (total 387 Schüler). Bei diesen Klassen handelt es sich um Stiftungen, Heilpädagogsiche Schulen und Schulen für Behinderte. An diesen Schulen wurde auf eine Befragung verzichtet. Weiter muss auch speziell darauf geachtet werden, dass an keiner Schule eine Befragung durchgeführt wurde, an der sich Erwachsene in den Schulklassen finden.4 Ebenfalls von der Grundgesamtheit ausgenommen wurden Schulen mit weniger als zehn Schülern in einer Klasse. 3 Wahrscheinlich wird bei 60 Klassen die Zahl von 1'000 Befragten sogar noch übertroffen, da der Median (und auch der Mittelwert) dadurch negativ verzerrt werden, dass in der Klassenliste der Bildungsstatistik Klassen mit mehreren Profilen einzeln aufgeführt sind mit der entsprechend reduzierten Anzahl an Schülern. Mittelwert und Median liegen tatsächlich eher im Bereich von 20-21. 4 Beispielsweise finden sich in den Angaben der Bildungsstatistik zum 10. Schuljahr auch die jeweiligen Polizeischulen der Städte Zürich und Winterthur und des Kantons Zürich. Bei diesen kann davon ausgegangen werden, dass die Absolventen der Schule das 16. Altersjahr hinter sich haben. 8 Tabelle 4: Schülerzahlen nach Berufsgattung oder Art der Schule im 10. Schuljahr an den Berufsschulen im Kanton Zürich 2007/2008 Industrie und Handwerk Handel und Verwaltung Zwischenlösungen Vollzeitberufsschulen Heilbehandlung Übrige Berufe Gastgewerbe/Hauswirtschaft Technische Berufe Land- und Forstwirtschaft Reinigung und Körperpflege Vorkurse Anlehre/Attest Anzahl Schüler 4'365 3'822 2'505 1'506 1'342 1'286 746 708 577 444 293 263 Anteil in % 24.44 21.40 14.03 8.43 7.52 7.20 4.19 3.96 3.23 2.49 1.64 1.47 Total 17'857 100.00 Quelle: Bildungsstatistik Kanton Zürich Im Gegensatz zu den Profilen in den Mittelschulen kann bei den Berufsgattungen in den Berufsschulen nicht ausgeschlossen werden, dass sich je nach Gattung Unterschiede bei Delinquenz, Viktimisierung und Einstellung zur Polizei finden. Aus diesem Grund wir bei den Berufsschulen die Stichprobe repräsentativ für die Grundgesamtheit unter Berücksichtigung der Anzahl Schüler je Berufsgattung gezogen. Ziel war, für jede Gruppierung ca. 10% an Befragten zu erreichen, es konnte also ca. mit 1'800 Befragten gerechnet werden. 2.4 Stichprobe Tabelle 5 zeigt einen Überblick über angestrebten und erreichten Stichproben und befragten Gruppen, Tabelle 6 über die teilnehmenden Schüler nach Geschlecht und Wohnort. Dabei ist ersichtlich, dass die Verteilung nach Geschlecht der teilnehmende Schüler bei allen drei Gruppen sehr ausgeglichen ist. Der Anteil weiblicher Schüler ist in den Mittelschulen am höchsten, was sich auch mit dem realen Frauenanteil deckt, wobei dieser noch ein wenig höher ausfällt.5 5 Für das Schuljahr 2009/2010 beträgt der Frauenanteil an den Kantonsschulen im Kanton Zürich in den 10. Klassen 56.8% (Quelle: http://www.bista.zh.ch/ms/MS_Schuljahr.aspx, 29.09.09). 9 Tabelle 5: Angestrebte und erreichte Stichprobengrösse aller Gruppen Angestrebte Stichprobengrösse ca. 2'500 ca. 1'000 Schüler 5. Klasse VS Schüler 10. Klasse MS Schüler 10. Klasse BS ca. 1'800 VS: Volksschule, MS: Mittelschule, BS: Berufsschule Realisierte Stichprobengrösse 1'814 455 1'713 Bei den Volksschülern stammt rund die Hälfte aus dem übrigen Kantonsgebiet (Kanton Zürich ohne die Städte Zürich und Winterthur), etwas weniger als ein Drittel (29.6%) aus der Stadt Zürich und ca. 15% aus Winterthur. Bei den Mittelschulen fallen zwei Zahlen auf: Erstens ist der Anteil der Schüler aus der Stadt Winterthur verschwindend klein. Dies liegt daran, dass sich keine der Mittelschulen in der Stadt Winterthur an der Umfrage beteiligten. Zweitens ist der Anteil der Schüler, welche als Wohnort „restlicher Kanton Zürich“ angaben, relativ hoch. Dies ist darauf zurück zu führen, dass sich im Ganzen nur ca. 460 Schüler (siehe Tabelle 5) aus einigen wenigen Mittelschulen in der Stadt Zürich und aus dem restlichen Kantonsgebiet an der Umfrage beteiligten. Bei den Berufsschulen fällt als erstes auf, das doch 15.6% der Berufsschüler im Kanton Zürich ihren Wohnsitz ausserhalb des Kantons haben. Ob diese Schüler ihre Freizeit ebenfalls im Kanton Zürich, oder aber ausserhalb, verbringen, kann nicht geklärt werden. Da Zürich aber für Jugendliche über die Kantonsgrenze hinaus als Ausgangsziel am Wochenende beliebt ist, kann man aber davon ausgehen. Die Mehrheit der befragten Berufsschüler kommt auch hier aus dem restlichen Kantonsgebiet. Tabelle 6: Teilnehmende Schüler nach Geschlecht und Wohnort weiblich männlich k.A. Total Stadt Zürich Stadt Winterthur Restlicher Kanton Zürich Ausserhalb Kanton Zürich Möchte nicht antworten k.A. Total Volksschüler Anzahl Prozent 895 49.3 905 49.9 14 0.8 1'814 100 536 284 891 34 63 6 1'814 29.5 15.7 49.1 1.9 3.5 0.3 100 Mittelschüler Anzahl Prozent 236 51.9 219 48.1 455 100 142 8 280 14 11 31.2 1.8 61.5 3.1 2.4 455 100 Berufsschüler Anzahl Prozent 836 48.8 874 51 3 0.2 1'713 100 450 139 811 266 44 3 1'713 26.3 8.1 47.3 15.5 2.6 0.2 100 VS: Volksschule, MS: Mittelschule, BS: Berufsschule 10 2.4.1 5. Klasse (Volksschule) Als Zielgrösse für die Stichprobe der Schüler im 5. Schuljahr wurde die Zahl von 2'500 befragten Jugendlichen definiert.6 Diese wurde aufgeteilt in ca. 1'000 Befragte in der Stadt Zürich, 500 in der Stadt Winterthur und 1'000 im restlichen Kantonsgebiet. Da man davon ausgehen kann, dass Schüler im 5. Schuljahr noch weniger Kontakt zur Polizei und delinquentem Verhalten aufweisen, muss die Stichprobe für die 5. Klassen in einem grösseren Verhältnis gezogen werden als für die 10. Klassen. Nur so kann in der gezogenen Stichprobe eine genügend grosse Varianz der Antworten erreicht werden. Zur Ziehung der Stichprobe wurde die Grundgesamtheit (wie in Kapitel 2.3.1 erläutert) in die drei Gebiete Stadt Winterthur, Stadt Zürich und restliches Kantonsgebiet aufgeteilt. Abbildung 2 bietet einen Überblick über die Altersverteilung der teilnehmenden Schüler der 5. Klassen. Das Alter bewegt sich dabei von zehn bis 15 Jahren, wobei die Mehrzahl der Schüler 11 Jahre alt sind. Abbildung 2: Altersverteilung Volksschulen 1'400 1'198 1'200 Anzahl Personen 1'000 800 600 497 400 200 66 41 0 10 Jahre 11 Jahre 12 Jahre 13 Jahre 1 14 Jahre Alter in Jahren 6 Siehe dazu auch das vorgehen von Eisner, Manzoni und Ribeaud, 2000, 14. 11 2.4.2 10. Klasse (Mittelschule) Im Schuljahr 2007/2008 fanden sich über 3'000 Schüler im Kanton Zürich an einer Mittelschule im 10. Schuljahr (siehe Tabelle 3 auf Seite 8). Mit der angestrebten Stichprobe von ca. 1'000 Schülern an Mittelschulen sollte also ca. jede(r) dritte Schüler(in) befragt werden. Abbildung 3 bietet einen Überblick über die Altersverteilung der teilnehmenden Schüler der Mittelschulen. Das Alter bewegt sich dabei von 15 bis 19 Jahren, wobei die Mehrheit der Teilnehmer 16 Jahre alt ist. Tabelle 7 zeigt die Verteilung der Schulprofile der teilnehmenden Mittelschüler. Abbildung 3: Altersverteilung Mittelschulen 250 198 200 Anzahl Personen 162 150 100 51 50 37 4 0 15 Jahre 16 Jahre 17 Jahre 18 Jahre 19 Jahre Alter in Jahren 12 Tabelle 7: Schulprofil teilnehmende Mittelschüler Wirtschaftlich-rechtliches Profil (WR) Neusprachliches Profil (N) Mathematisch-naturwissenschaftliches Profil (MN) Altsprachliches Profil (A) Musisches Profil + Bildnerisches Gestalten (M+) Musisches Profil (M) Handelsmittelschule (HMS) Informatikmittelschule (IMS) Neusprachlich + Bildnerisches Gestalten (N+) Anderes Profil International Baccalaureate Fachmittelschule Basisjahr (ehemals DMS) Möchte nicht antworten Anzahl Schüler 134 88 59 55 36 26 21 15 5 4 3 1 8 Total 455 2.4.3 1. Lehrjahr (Berufsschule) Tabelle 8 bietet einen Überblick über die Verteilung der Berufsgattungen bei den teilgnehmenden Lehrlingen im 1. Lehrjahr. Im Vergleich zur Grundgesamtheit (Tabelle 4 auf Seite 9) sind einige wesentliche Unterschiede erkennbar. Die Gruppe „Industrie und Handwerk“, welche bei der Grundgesamheit mit 24.4% die grösste Gruppe darstellt, ist hier nur gerade mit 5.18% vertreten. Übervertreten sind insbesondere die beiden Gruppen „Handel und Verwaltung“ mit 36.41% (in der Grundgesamtheit nur 21.4% und „Technische Berufe“ mit 17.87% (in der Grundgesamtheit nur mit 3.96%). Neben diesen beiden Gruppen sind zudem die Gruppen „Zwischenlösungen“ und „Vollzeitberufsschulen“ im der Stichprobe markant untervertreten. Diese Verzerrungen gegenüber der Grundgesamtheit haben folgende Gründe: • Die Teilnahme der Schüler wird kontrolliert durch die Teilnahmebereitschaft der Berufsschulen. Da diese „thematisch“ organisiert sind, also häufig Schüler ähnlicher Berufsgruppen gemeinsam die gleiche Berufsschule besuchen, kann eine Nicht-Teilnahme einer einzelnen Berufsschule einen stark verzerrenden Effekt haben. Umgekehrt hat die Teilnahme einer Schule mit vielen Klassen zur Folge, dass die Anzahl Teilnehmende in dieser Berufsgruppe stark ansteigt. • Die Unterscheidung der Berufsgattung wird primär durch das Bildungsstatistische Amt des Kantons Zürich vorgenommen. Deshalb war es für die Lehrlinge nicht immer einfach, sich selbst einer Berufsgattung zu13 zuteilen. So mussten die individuell eingegebenen Berufsgattungen nachträglich noch den korrekten Gruppen zugeordnet werden. • Die Unterscheidung ist nicht immer klar: Bei den Gattungen „Technische Berufe“ und „Industrie und Handwerk“ dürfte es einige Überschneidungen geben. Dies würde erklären, weshalb die „Technischen Berufe“ in der Stichprobe so stark übervertreten sind. Gut möglich, dass es sich dabei um Schüler handelt, welche z.T. von der Bildungsstatistik in der Gruppe „Industrie und Handwerk“ eingeteilt worden wären. Tabelle 8: Verteilung Berufsgattungen teilnehmende Lehrlinge im 1. Lehrjahr Handel und Verwaltung Technische Berufe Heilbehandlung Industrie und Handwerk Gastgewerbe/Hauswirtschaft Anlehre/Attest Übrige Berufe Reinigung und Körperpflege Land- und Forstwirschaft Zwischenlösung Vollzeitberufsschulen Möchte nicht antworten k.A. Total Häufigkeit 632 310 174 90 88 75 71 58 26 12 5 112 60 Prozent 36.9 18.1 10.2 5.3 5.1 4.4 4.1 3.4 1.5 .7 .3 6.5 3.5 1’713 100.0 Die Verzerrung der Stichprobe gegenüber der Grundgesamtheit ist sicherlich nicht optimal. Allerdings war die angestrebte Kongruenz zwischen Stichprobe und Grundgesamtheit aus den oben genannten Gründen beinahe unmöglich zu kontrollieren. Aus statistischer Sicht dürfte zudem diese Ungleichheit zu verkraften sein, da es auf Grund der genügend hohen Antworten auch so möglich sein sollte, durch Kontrolle der in Frage kommenden Variablen ein aussagekräftiges Bild der Einstellung zur Polizei zu ziehen. 14 Abbildung 4: Altersverteilung Berufsschüler 800 714 700 Anzahl Personen 600 545 500 400 300 245 200 77 100 3 2 23 42 23 10 6 6 1 4 1 1 1 1 13 Ja 14 hre Ja h 15 re Ja 16 hre Ja h 17 re Ja 18 hre Ja 19 hre Ja h 20 re Ja 21 hre Ja h 22 re Ja 23 hre Ja h 24 re Ja 26 hre Ja h 28 re Ja 34 hre Ja 35 hre Ja h 37 re Ja 56 hre Ja hr e 0 Alter in Jahren Abbildung 4 bietet einen Überblick über die Altersverteilung der teilnehmenden Personen der Gruppe der Berufsschüler. Die Altersspanne reicht von 13 Jahren bis 56 Jahren7, die Teilnehmenden sind im Schnitt 17 Jahre alt. 2.5 Fragebogen auf Papier In Schulen, in denen die Anzahl der verfügbaren Computer für eine Teilnahme der Klassen nicht ausreichte, wurden statt des online-Fragebogens solche auf Papier verwendet. Dies ermöglichte es den Lehrpersonen, die Fragebögen von allen Schülern gleichzeitig ausfüllen zu lassen. Da sich die Lehrkräfte für Papier-Fragebögen speziell melden mussten, ist hier die Rücklaufquote viel höher. Insgesamt wurden nur aus zwei Klassen gar keine Fragebogen retourniert. Praktisch immer war jedoch die Anzahl zurück erhaltenen Fragebogen kleiner als die versandte. Von den Lehrpersonen wurde dies nur selten begründet. Die häufigsten erwähnten Gründe waren Abwesenheit von Schülern zum Zeitpunkt der Befragung (andere Aufgaben, Krankheit etc.) oder Teilnahmeverweigerung von Schülern. Tabelle 9 gibt einen Überblick 7 Wobei bei dieser Person nichts darauf hin deutet, dass es sich um einen Schüler handelt, der absichtlich ein falsches Alter eingegeben hat. 15 über die Anzahl versandter und zurück erhaltener Fragebogen auf Papier nach Schulstufe. Tabelle 9: Rücklaufquote Papier-Fragebogen Schultyp Volksschule (5. Klasse) Mittelschule (10. Klasse) Berufsschule (10.Klasse) Total Fragebogen verschickt Fragebogen Rücklaufquote zurück in % 869 86 144 1'099 749 76 126 951 86.2 88.4 87.5 86.5 2.6 Vorbemerkung zur Datenauswertung 2.6.1 Signifikanzen Die entscheidende Frage, wenn man z.B. die Einstellung zur Polizei bei Jungen und Mädchen untersucht und dabei einen Unterschied feststellt, ist, ob diese Differenz auch durch Zufall entstanden sein könnte oder ob es sich dabei um einen „wirklichen“ (statistisch signifikanten) Unterschied handelt – weibliche Jugendliche als z.B. wirklich eine positivere Einstellung zur Polizei haben als männliche. Es hat sich in den Sozialwissenschaften etabliert, dass von einem signifikanten Zusammenhang gesprochen wird, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass dieser zufällig entstanden ist höchstens 5% beträgt (andernfalls spricht man von einem nichtsignifikanten (n.s.) Zusammenhang). Als übliche Signifikanzniveaus gelten p ≤ 0.05 (signifikant oder *), p ≤ 0.01 (sehr signifikant oder **) und p ≤ 0.001 (hoch signifikant oder ***). Findet sich als z.B. ein hoch signifikanter Zusammenhang zwischen Geschlecht und Einstellung zur Polizei, würde dieser mit (***) bezeichnet werden und mit einer Wahrscheinlichkeit von höchstens 0.1% zufällig entstanden sein. 2.6.2 Gamma Im Folgenden werden diverse mögliche Einflussfaktoren auf die Einstellung zur Polizei untersucht. Diese werden zuerst rein deskriptiv beschrieben (wie ist die Verteilung je nach Schultyp und Geschlecht) und anschliessend in einen Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei gestellt. Dazu wird das statistische Mass gamma verwendet. Gamma bietet einige Vorteile: 16 • Es ermöglicht Paarvergleiche: Es wird jeweils von zwei Variablen (der Einstellung zur Polizei und einer weiteren) die Richtung und die stärke des Zusammenhangs berechnet. • Es ist einfach zu interpretieren: o Der Wertebereich bewegt sich von -1 bis +1. Gamma = 1 bedeutet, dass die eine Variable vollkommen von der anderen determiniert wird. o Ein positiver Wert bedeutet einen positiven Zusammenhang, ein negativer Wert einen negativen Zusammenhang. 2.6.3 Odds Ratio Eine weitere Möglichkeit, um den Zusammenhang zwischen zwei Variablen zu untersuchen, sind die so genannten Odds Ratio (OR). Mit diesen wird nicht nur, wie bei gamma, die Stärke des Zusammenhangs berechnet, sondern ebenfalls noch die Richtung. Zusätzlich können bei dieser Berechnung mehrere Faktoren miteinander kombiniert werden um zu sehen, welcher Faktor wie viel Einfluss auf den interessierenden Sachverhalt (hier also die Einstellung zur Polizei) ausübt und ob er vielleicht von einem anderen Faktor überlagert wird. Diese Berechnung wird als multivariate Analyse in Form einer logistischen Regression durchgeführt. • Untersucht wird das Verhältnis zwischen zwei Variablen (Einstellung zur Polizei und weiterer Einflussfaktor) unter Berücksichtigung des Einflusses der anderen miteinbezogenen Faktoren. • Die resultierenden Odds Ratios (OR) können als Wahrscheinlichkeiten oder Faktoren interpretiert werden und ermöglichen eine Aussage über die Stärke des Zusammenhangs. • Odds Ratios sind einfach zu interpretieren: o Sie haben einen Wertebereich von 0 bis unendlich o Ein Wert von grösser als 1 ist ein positiver Zusammenhang, von kleiner als 1 ist ein negativer Zusammenhang Die Odds Ratio berechnen sich in der Proportion der Odds einer Gruppe im Vergleich mit den Odds einer anderen Gruppe. Berechnen wir zum Beispiel für die Wahrscheinlichkeit einer positiven Einstellung zur Polizei die Odds für weibliche und männliche Jugendliche und erhalten eine Odds Ratio von 2, so bedeutet dies, dass 17 die Tatsache, männlich zu sein, mit einer zweimal höheren Wahrscheinlichkeit, eine positive Einstellung zur Polizei zu haben, einhergeht. Ist die Odds Ratio 1, so ist die Wahrscheinlichkeit für beide Gruppen (männliche und weibliche Jugendliche) gleich gross. Je grösser der Wert, desto grösser ist der Unterschied in den Auftretenswahrscheinlichkeiten des Ereignisses in den beiden Gruppen. Das Ganze lässt sich auch an einem Beispiel illustrieren (Tabelle 10): Von 10'000 Personen hatten 2'000 schon einmal Kontakt zur Polizei als Täter. Von diesen 2'000 haben 130 Personen eine negative Einstellung zur Polizei (Feld a), 1'870 eine positive (Feld c). Von den 8'000 Personen, welche noch nie Kontakt zur Polizei als Täter hatten, haben 70 eine negative Einstellung zur Polizei (Feld b) und 7'930 eine positive (Feld d). Tabelle 10: Beispiel Berechnung Odds Ratio (OR) Negative Einstellung zur Polizei Positive Einstellung zur Polizei Total Schon einmal Kontakt zur Polizei als Täter 130 (a) 1’870 (c) 2’000 Noch nie Kontakt zur Polizei als Täter 70 (b) 7’930 (d) 8’000 Total 200 9’800 10’000 Formel 1: Odds Ratio a a×d OR = c = b b×c d Setzt man die Werte aus Tabelle 10 nun in Formel 1 ein, so erhält man einen Wert von ca. 7.88. Das heisst, dass die Wahrscheinlichkeit für Personen, welche schon einmal Kontakt zur Polizei als Täter hatten, etwa 7.88-mal so hoch ist, eine negative Einstellung zur Polizei zu haben als für solche, welche noch nie Kontakt zur Polizei als Täter hatten. Die Odds Ratios mit einem Wert von unter 1 (also mit einer kleineren Wahrscheinlichkeit) sind umständlicher zu interpretieren, da z.B. ein OR von 0.3 eine 0.3-mal höhere, aber in Tatsache ja eine kleinere Wahrscheinlichkeit bedeutet. Der Wert kann jedoch einfach umgerechnet werden, indem man 1 durch den OR dividiert. Ein 18 OR von 0.3 für männliche Jugendliche und Einstellung zur Polizei bedeutet also nichts anderes als eine 3.33-mal höhere (1 dividiert durch 0.3) Wahrscheinlichkeit einer schlechteren Einstellung für männliche Jugendliche im Vergleich zu weiblichen. 3 Einstellung zur Polizei Im Fragebogen wurden den Schülern Aussagen vorgelegt, zu denen sie angeben mussten, ob sie mit ihnen einverstanden seien oder nicht. Diese „Stereotypen“ zur Polizei umfassten eine ganze Reihe von Aussagen, wobei die Aussage jeweils einmal positiv und einmal negativ gestellt wurde. So konnte die Konsistenz der Antworten der Schüler kontrolliert werden. Die Aussagen wurden dabei in einer zufälligen Reihenfolge wiedergegeben.8 Abbildung 5, Abbildung 6 und Abbildung 7 zeigen die Einstellung zur Polizei nach den „Stereotypen“, also Aussagen, zu welchen die befragten Schüler ihre Zustimmung oder Ablehnung angeben mussten, getrennt nach Schultyp. Abbildung 5: "Stereotypen" der Polizei: Volksschüler 100 90 80 Anteil in % 70 60 Ablehnung Weder noch Zustimmung 50 40 30 20 10 Polizisten haben für junge Leute viel Verständnis Ich vertraue der Polizei Polizisten sind freundlich Polizisten sind höflich Polizisten helfen uns häufig Polizisten drücken manchmal ein Auge zu Polizisten sind ehrlich Polizisten respektieren Leute wie mich Polizisten sind unvoreingenommen gegenüber Minderheiten Die Polizei geht bei ihrer Arbeit rücksichtsvoll vor Die Polizei leistet gute Arbeit Ich mag die Polizei Polizisten arbeiten hart 0 "Stereotypen" 8 Siehe dazu auch Gehring und Weins (2002, 41) zum Problem der Zustimmungstendenzen. 19 Polizisten haben für junge Leute viel Verständnis Polizisten drücken manchmal ein Auge zu Polizisten sind unvoreingenommen gegenüber Minderheiten Die Polizei geht bei ihrer Arbeit rücksichtsvoll vor Polizisten helfen uns häufig Ich mag die Polizei Polizisten sind höflich Polizisten sind freundlich Polizisten arbeiten hart Ich vertraue der Polizei Polizisten respektieren Leute wie mich Polizisten sind ehrlich Die Polizei leistet gute Arbeit Anteil in % Polizisten sind höflich Polizisten haben für junge Leute viel Verständnis Ich vertraue der Polizei Polizisten sind freundlich Polizisten drücken manchmal ein Auge zu Polizisten respektieren Leute wie mich Polizisten sind unvoreingenommen gegenüber Minderheiten Polizisten sind ehrlich Die Polizei geht bei ihrer Arbeit rücksichtsvoll vor Die Polizei leistet gute Arbeit Polizisten helfen uns häufig Ich mag die Polizei Polizisten arbeiten hart Anteil in % Abbildung 6: "Stereotypen" der Polizei: Mittelschüler 100 90 80 70 60 50 Ablehnung Weder noch Zustimmung 40 30 20 10 0 "Stereoypen" Abbildung 7: "Stereotypen" der Polizei: Berufsschule 100 90 80 70 60 50 Ablehnung Weder noch Zustimmung 40 30 20 10 0 "Stereotypen" Dabei wird ebenfalls ein klarer Unterschied zwischen den beiden Generationen er- sichtlich. Bei den Volksschülern überwiegt bei allen Aussagen die Zustimmung. Die höchsten Werte erreichen dabei beinahe 90%. Die Mittel- und Berufsschüler unter- scheiden sich zwar in der Reihenfolge der zugestimmten Aussagen (die Aussage: 20 „Polizisten arbeiten hart“ figuriert bei den Mittelschülern auf Platz 1, bei den Berufsschülern dagegen nur auf Platz 5), nicht so sehr jedoch in der Höhe der Zustimmung. Die Mittelschüler bewegen sich zum grossen Teil zwischen 70% und 50% Zustimmung, bei den Berufsschülern ist der Grossteil zwischen 60% und 40%. Tendenziell stimmen also die Berufsschüler positiv formulierten Aussagen zur Polizei etwas weniger zu als die Mittelschüler. Bei beiden Gruppen sehr weit hinten ist die Zustimmung zur Aussage „Polizisten haben für junge Leute Verständnis“. Anhand der Zustimmung oder Ablehnung zu diesen Aussagen konnte für jeden Schüler ein individueller Wert für seine Einstellung zur Polizei berechnet werden. Dieser bewegt sich in einem Wertebereich von 1 bis 4, wobei 1 für eine sehr schlechte und 4 für eine sehr gute Einstellung zur Polizei steht. Tabelle 11: Mittelwerte Einstellung zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht Volksschule weiblich männlich 3.30 3.19 Mittelschule weiblich männlich 2.79 2.52 Berufsschule weiblich männlich 2.78 2.45 Aus Tabelle 11 wird ersichtlich, dass einerseits die Mittel- und Berufsschüler einen tieferen Durchschnittswert zur Einstellung zur Polizei aufweisen als die Volksschüler, also eine negativere Einstellung haben als die Volksschüler, und dass andererseits bei jedem Schultyp der männliche Mittelwert unter demjenigen der Schülerinnen liegt, männliche Jugendliche also ebenfalls kritischer sind als weibliche. Zudem wird ersichtlich, dass die Werte der Mittel- und Berufsschüler relativ nahe beisammen liegen, sich also kein Unterschied zwischen den beiden Schultypen feststellen lässt. 21 4 Zusammenhänge 4.1 Wahrnehmung der Polizei auf der Strasse Abbildung 8 bietet einen Überblick darüber, was die befragten Schüler empfinden, wenn sie per Zufall auf der Strasse einen Polizisten sehen. Abbildung 8: Gefühle, wenn Schüler per Zufall auf der Strasse einen Polizisten sehen 60 Anteil Antworten "Ja" in % 50 40 Volksschüler Mittelschüler Berufsschüler 30 20 10 Ich habe Angst Ich habe ein schlechtes Gewissen Ich möchte vor dem Polizisten fliehen Ich freue mich Ich werde aggressiv Weiss nicht Ich erinnere mich an schlechte Erlebnisse Ich frage mich, ob ich mich korrekt verhalte / verhalten habe Ich möchte wissen, was die Polizisten machen Ich fühle nichts spezielles 0 Allgemein gaben die Schüler aller drei Schultypen in etwa die gleichen Gefühle an, wenn sie auf der Strasse einen Polizisten sehen. Im Gegensatz zu den Mittel- und Berufsschülern, welche als häufigste Antwort „Ich fühle nichts Spezielles“ wählten, wählten die Volksschüler aber „Ich möchte wissen, was die Polizisten machen“ als häufigste Antwort. Grössere Unterschiede finden sich zudem noch bei „Ich freue mich“, welche von den Volksschülern viel häufiger angegeben wurde als von den Mittel- und Berufsschülern, und „Ich werde aggressiv“, welches die Volksschüler viel seltener angaben als die älteren Schüler. 22 Tabelle 12: Zusammenhänge zwischen Gefühlen, wenn Polizisten auf der Strasse gesehen werden und Einstellungen zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht Schlechtes Gewissen Angst Frage mich, ob ich mich korrekt verhalten habe Werde aggressiv Erinnere mich an schlechte Erlebnisse Möchte vor Polizei fliehen Fühle nichts Spezielles Möchte wissen, was Polizisten machen Freue mich Volksschule weiblich männlich -0.176 (n.s.) -0.443 (**) -0.404 (n.s.) -0.389 (n.s.) 0.137 (n.s.) 0.171 (n.s.) Mittelschule weiblich männlich -0.309 (n.s.) -0.787 (*) -0.207 (n.s.) -0.090 (n.s.) -0.011 (n.s.) -0.814 (n.s.) -0.064 (n.s.) -0.899 (***) -0.248 (n.s.) -0.620 (**) -0.786 (*) -0.619 (*) -0.584 (n.s.) 0.200 (n.s.) 0.176 (n.s.) 0.418 (***) 0.299 (**) 0.259 (n.s.) 0.041 (n.s.) -0.057 (n.s.) 0.528 (***) -0.947 (***) -0.771 (***) Berufsschule weiblich männlich -0.295 (n.s.) -0.301 (*) -0.211 (n.s.) -0.482 (*) 0.077 (n.s.) 0.370 (***) -0.976 (***) -0.628 (***) -0.843 (***) -0.585 (***) -0.812 (***) -0.568 (***) 0.583 (***) 0.237 (n.s.) 0.401 (***) 0.247 (**) 0.378 (***) 0.305 (***) 0.200 (n.s.) 0.445 (**) 0.388 (**) *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Tabelle 12 zeigt die Zusammenhänge zwischen den Gefühlen, die die Schüler angeben zu verspüren, wenn sie die Polizei auf der Strasse sehen und ihrer Einstellung zur Polizei. Die leeren Felder sind darauf zurück zu führen, dass bei diesen Kombinationen nicht genügend Fälle vorhanden waren, um eine statistische Untersuchung auf Zusammenhang durchzuführen. So finden sich z.B. bei den weiblichen Mittelschülerinnen keine Personen, welche angeben, aggressiv zu werden, wenn sie die Polizei auf der Strasse sehen. Dadurch können keine Werte berechnet werden. Allgemein entsprechen die gefundenen Zusammenhänge in etwa den Erwartungen: • Wer ein schlechtes Gewissen hat, wenn er die Polizei auf der Strasse sieht, hat eine schlechtere Einstellung zur Polizei. Hier finden sich mittel-starke negative Zusammenhänge, am stärksten ist der Zusammenhang bei den männlichen Volksschülern. • Nur die männlichen Berufsschüler weisen einen signifikanten Zusammenhang zwischen „Ich frage mich, ob ich mich korrekt verhalten habe“ und der Einstellung zur Polizei auf. Dieser ist jedoch positiv; ein Resultat, welches eher überrascht. • Wer aggressiv wird, wenn er die Polizei auf der Strasse sieht, hat den stärksten negativen Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei. Die männlichen Volks- und Mittelschüler und die Berufsschüler beider Geschlechter weisen hier einen sehr starken negativen Zusammenhang auf. 23 • Ähnliches gilt für die Kombination „Ich erinnere mich an schlechte Erlebnisse“ und die Einstellung zur Polizei und „Ich möchte vor der Polizei fliehen“. Wer eine solche Reaktion zeigt, hat auch eine negativere Einstellung zur Polizei (s. dazu auch das Kapitel 4.9 auf S. 57 zu den selbst erfahrenen oder gehörten negativen Erfahrungen mit der Polizei). • Wer nichts Spezielles fühlt, wenn er die Polizei sieht, weist einen positiven Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei auf. Gleiches gilt auch für die Reaktionen „Ich möchte wissen, was die Polizisten machen“ und „Ich freue mich“. Wer also eine positive Einstellung zur Polizei hat, steht ihr allgemein offener und neugieriger gegenüber. 4.2 Erwartungen an die Polizei in der Schule und auf der Strasse Die Schüler wurden ausserdem zu ihren Erwartungen an die Polizei in der Schule und auf der Strasse befragt. Tabelle 13 und Abbildung 9 zeigen die Erwartungen der Jugendlichen (Anteil „Ja“ in Prozent): • Der Wunsch nach mehr Personenkontrolle in der Schule ist bei den Volksschülern am höchsten und nimmt mit zunehmendem Alter ab. Dabei ist die Abnahme bei den Mittelschülern jedoch sehr stark; bei den Berufsschülern sinkt der Wunsch nach Kontrolle zwar ebenfalls, bleibt aber bei 19%, resp. 17.6% Zustimmung. Eventuell ist dies darauf zurück zu führen, dass Volksschüler selber noch seltener kontrolliert wurden und dieser Form des Kontaktes zur Polizei deshalb weniger kritisch gegenüber stehen. • Der Wunsch, von der Polizei in der Schule in Ruhe gelassen zu werden, steigt ebenfalls mit höherem Alter. Hier äussern sich die männlichen Jugendlichen stärker als die weiblichen mit dem Wunsch nach weniger Kontrolle, egal ob diese in der Schule oder auf der Strasse stattfindet. • Dass die Polizei mehr mit den Leuten sprechen sollte, wünschen zwischen 12.80% (männliche Mittelschüler) und 23.10% (weibliche Berufsschüler) der befragten Schüler. Im Gegensatz zu den anderen Fragen findet sich hier kein klares Muster bezüglich Alter oder Schultyp. • Der Wunsch nach mehr Präsenz in der Schule nimmt ebenfalls mit steigendem Alter leicht zu und ist bei den Berufsschülern etwas ausgeprägter als bei den Mittelschülern. Dies ist insofern interessant, als mit höherem Alter auch 24 die Einstellung zur Polizei allgemein eher kritischer wird. Nichtsdestotrotz geht dies auch mit dem Wunsch nach mehr Präsenz der Polizei in der Schule und auf der Strasse einher. • Die Muster der Erwartungen an die Polizei auf der Strasse ähneln denjenigen der Erwartungen in der Schule relativ stark. Allerdings äussern die Schüler für den Einsatz der Polizei auf der Strasse stärker den Wunsch nach mehr Kontrolle, dass die Polizei mehr mit den Leuten sprechen solle und nach mehr Präsenz als in der Schule. Auf der Strasse sollte die Polizei… In der Schule sollte die Polizei… Tabelle 13: Erwartungen der Jugendlichen an die Polizei (Anteil „Ja“ in %) mehr Personen kontrollieren uns mehr in Ruhe lassen mehr mit den Leuten sprechen mehr Präsenz zeigen mehr Personen kontrollieren uns mehr in Ruhe lassen mehr mit den Leuten sprechen mehr Präsenz zeigen Volksschüler weiblich männlich 24.40 27.60 Mittelschüler weiblich männlich 2.60 6.00 Berufsschüler weiblich männlich 19.00 17.60 6.80 13.50 23.70 35.30 19.00 42.20 21.80 20.60 18.50 12.80 23.10 22.70 13.30 18.20 12.10 20.60 21.00 24.50 42.10 40.60 18.10 20.20 36.20 26.30 4.60 11.10 15.50 26.60 17.70 40.80 24.20 26.10 28.00 29.40 31.10 29.00 15.90 18.80 31.50 38.10 36.70 32.10 25 Abbildung 9: Erwartungen der Jugendlichen an die Polizei 45.00 40.00 35.00 Anteil "Ja" in % 30.00 25.00 20.00 15.00 10.00 5.00 0.00 mehr Personen kontrollieren uns mehr in Ruhe lassen mehr mit den Leuten sprechen mehr Präsenz zeigen mehr Personen kontrollieren In der Schule sollte die Polizei… Volksschüler weiblich Volksschüler männlich Mittelschüler weiblich uns mehr in Ruhe lassen mehr mit den Leuten sprechen mehr Präsenz zeigen Auf der Strasse sollte die Polizei… Mittelschüler männlich Berufsschüler weiblich Berufsschüler männlich Tabelle 14: Zusammenhänge zwischen Erwartung an die Polizei in der Schule und auf der Strasse und der Einstellung zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht In der Schule sollte die Polizei mehr Personen kontrollieren In der Schule sollte die Polizei uns mehr in Ruhe lassen In der Schule sollte die Polizei mehr mit den Leuten sprechen In der Schule sollte die Polizei mehr Präsenz zeigen Auf der Strasse sollte die Polizei mehr Personen kontrollieren Auf der Strasse sollte die Polizei uns mehr in Ruhe lassen Auf der Strasse sollte die Polizei mehr mit den Leuten sprechen Auf der Strasse sollte die Polizei mehr Präsenz zeigen Volksschule weiblich männlich -0.270 (n.s.) -0.009 (n.s.) Mittelschule weiblich männlich -0.072 (n.s.) Berufsschule weiblich männlich 0.111 (n.s.) 0.387 (***) -0.749 (***) -0.774 (***) -0.533 (**) -0.705 (***) -0.748 (***) -0.645 (***) -0.276 (n.s.) -0.004 (n.s.) -0.076 (n.s.) 0.092 (n.s.) -0.052 (n.s.) 0.311 (***) -0.300 (n.s.) -0.184 (n.s.) 0.117 (n.s.) 0.366 (*) 0.032 (n.s.) 0.525 (***) 0.025 (n.s.) 0.356 (***) 0.736 (***) 0.346 (*) 0.229 (**) 0.592 (***) -0.800 (***) -0.833 (***) -0.756 (***) -0.852 (***) -0.714 (***) -0.735 (***) -0.044 (n.s.) 0.197 (n.s.) 0.047 (n.s.) 0.057 (n.s.) -0.043 (n.s.) 0.374 (***) 0.344 (*) 0.440 (***) 0.257 (**) 0.567 (***) -0.141 (n.s.) *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Tabelle 14 vermittelt einen Eindruck über die Zusammenhänge zwischen den Erwartungen der Schüler an die Polizei in der Schule und auf der Strasse. Signifikante po26 sitive Zusammenhänge zur Einstellung zur Polizei finden sich bei den folgenden Erwartungen: • In der Schule sollte die Polizei mehr Personen kontrollieren (BS, männlich) • In der Schule sollte die Polizei mehr mit den Leuten sprechen (BS, männlich) • In der Schule sollte die Polizei mehr Präsenz zeigen (BS und MS, männlich) Diese Zusammenhänge widerspiegeln eine positive Einstellung zur Polizei und lassen auf einen Wunsch nach verstärkter proaktiver Arbeit der Polizei an der Schule schliessen. Umgekehrt verhält es sich mit dem Wunsch, von der Polizei an der Schule mehr in Ruhe gelassen zu werden. Hier finden sich – unabhängig von Schultyp oder Geschlecht – statistisch signifikante negative Zusammenhänge. Gleich verhält es sich mit den Erwartungen auf der Strasse: Wer eine positive Einstellung zur Polizei hat, findet auch, die Polizei müsse auf der Strasse mehr Personen kontrollieren, mehr mit den Leuten sprechen und mehr Präsenz zeigen. Wer hingegen eher wünscht, von der Polizei auf der Strasse in Ruhe gelassen zu werden, hat auch eine negative Einstellung zur Polizei. 4.3 Demographische Variablen 4.3.1 Alter Während es bereits nur wenige Studien gibt, welche die Einstellung der Jugendlichen zur Polizei untersuchen (im Gegensatz zur Einstellung der Erwachsenen), gibt es noch weniger Studien, die dazu noch das Alter der befragten Jugendlichen speziell berücksichtigen. So befragen zum Beispiel Hurst und Frank (2000) Schüler aus der neunten bis zur zwölften Klasse. Dieses breite Spektrum erschwert einerseits Schlüsse über sich verändernde Einstellungen (dazu ist der Altersunterschied zu klein), aber auch Schlüsse über Einstellungen zu einem spezifischen Alter (dazu ist der Altersunterschied zu gross). Die Altersverteilung der befragten Schüler wurde bereits in Abbildung 2, Abbildung 3 und Abbildung 4 gezeigt, der Zusammenhang zwischen Alter und Einstellung zur Polizei in Tabelle 17. Hier kann natürlich nicht gut nach Schultyp unterschieden werden, da alle Schüler im gleichen Schultyp in etwa das gleiche Alter haben. 27 4.3.2 Geschlecht Über den Einfluss des Geschlechts auf die Einstellung zur Polizei finden sich ebenfalls keine klaren Angaben. So finden sich Studien, welche keinen signifikanten Zusammenhang herstellen können zwischen Geschlecht und Einstellung zur Polizei, aber auch solche mit gegenteiligem Befund. Hier verweisen Taylor et al. (2001, 297-298) darauf, dass es einerseits zu weniger Kontakt zwischen Polizei und weiblichen Jugendlichen kommt, und sich bei diesem Kontakt die Polizei dann eher darauf beschränkt, die weiblichen Jugendlichen zu verwarnen und laufen zu lassen oder gleich nach Hause zu bringen. Die Verteilung der befragten Jugendlichen nach Geschlecht ist in Tabelle 6 auf Seite 10 ersichtlich, die statistischen Zusammenhänge zur Einstellung zur Polizei in Tabelle 17 auf Seite 29. 4.3.3 Wohnort/Wohngebiet In dieser Untersuchung wurde aus Gründen des Datenschutzes darauf verzichtet, den genauen Wohnort der befragten Schüler zu erheben. Stattdessen wurden die Schüler gefragt, ihren Wohnort anhand der Kategorien „Stadt Zürich“, „Stadt Winterthur“, „Restlicher Kanton Zürich“ und „Ausserhalb des Kantons Zürich“ anzugeben. Tabelle 6 auf Seite 10 bietet einen Überblick über den Wohnort der befragten Schüler. Der statistische Zusammenhang ist in Tabelle 17 ersichtlich. 4.3.4 Migrationshintergrund Der Migrationshintergrund wurde – weil in einem Fragebogen schwierig zu formulieren, so dass die Frage von allen Befragten gleich verstanden wird – im Fragebogen nicht direkt erfragt. Wohl aber wurde nach dem eigenen Geburtsland und demjenigen der Eltern gefragt. Tabelle 15 bietet einen Überblick darüber, nach welchem Schema die Einteilung des Migrationshintergrundes erfolgte, Tabelle 16 über die Verteilung der befragten Jugendlichen je nach Migrationshintergrund und Tabelle 17 über den Zusammenhang zwischen dem Migrationshintergrund und der Einstellung zur Polizei. 28 Tabelle 15: Einteilung Migrationshintergrund Jugendlicher Geburtsort Schweiz Jugendlicher Geburtsort Ausland Beide Elternteile Geburtsort Schweiz Ein Elternteil Geburtsort Schweiz Ein Elternteil Geburtsort Ausland Beide Elternteile Geburtsort Ausland Non-Migrant Non-Migrant Migrant 2. Generation Non-Migrant Migrant 1. Generation Migrant 1. Generation Tabelle 16: Übersicht Verteilung Migrationshintergrund Non-Migrant Migrant 1. Generation Migrant 2. Generation k.A. Total Häufigkeit 2’387 574 801 220 3’982 Prozent 59.9 14.4 20.1 5.5 100 Tabelle 17: Zusammenhänge zwischen demographischen Einflussfaktoren und Einstellung zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht Volksschule weiblich männlich Alter Geschlecht Migrationshintergrund Wohnort Stadt Zürich Wohnort Stadt Winterthur Wohnort restliches Kantonsgebiet Wohnort ausserhalb Kt. Zürich Mittelschule weiblich männlich Berufsschule weiblich männlich weiblich: -.480 (***) männlich: -.580 (***) -0.273 (***) -0.585 (***) -0.465 (***) -0.253 (n.s.) -0.082 (n.s.) -0.105 (n.s.) -0.096 (n.s.) 0.062 (n.s.) -0.075 (n.s.) -0.252 (n.s.) 0.075 (n.s.) -0.064 (n.s.) -0.257 (n.s.) -0.036 (n.s.) -0.005 (n.s.) -0.231 (n.s.) -0.102 (n.s.) -0.309 (n.s.) 0.014 (n.s.) 0.161 (n.s.) 0.076 (n.s.) 0.403 (***) 0.091 (n.s.) 0.220 (n.s.) 0.101 (n.s.) 0.038 (n.s.) 0.357 (**) 0.009 (n.s.) -0.366 (n.s.) -0.314 (n.s.) -0.600 (n.s.) -0.133 (n.s.) -0.027 (n.s.) *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang In Tabelle 17 zeigt sich, dass das Alter in einem klaren, statistisch signifikanten Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei steht. Mit steigendem Alter wird die Einstellung schlechter. Weiter ist zu sehen, dass zwischen der Einstellung zur Polizei und dem Geschlecht ebenfalls ein klarer Zusammenhang besteht. Männliche Befragte haben im Gegensatz zu weiblichen Befragten eine eindeutig negativere Einstellung, wobei dieser Effekt bei den Mittel- und Berufsschülern noch stärker ist als bei den Volksschülern. Der Migrationshintergrund (siehe Tabelle 15) hat keinen signifikanten Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei. Von den Wohngebieten findet sich lediglich bei Schülern mit Wohnort im restlichen Kanton Zürich (ausserhalb Stadt Zürich und Winterthur) ein statistisch signifikanter Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei: Wer im Kanton Zürich aber ausserhalb der beiden grössten Städte wohnt (also tendenziell eher auf dem Land) hat demzufolge eher eine positive Einstellung zur 29 Polizei als wer ein einem der anderen Gebiete wohnt. Statistisch signifikante Zusammenhänge finden sich aber nur bei den weiblichen Volksschülerinnen und den männlichen Mittelschülern. Bei den anderen Gruppen gehen zwar die Zusammenhänge in die gleiche Richtung, sind aber nicht signifikant. 4.4 Freizeitverhalten Abbildung 10: Häufigkeit Ausgang 100% 4.6 8.0 3.5 5.4 12.4 7.5 9.3 16.7 14.7 21.7 80% 26.5 29.2 29.2 31.5 Anteil in % 60% 72.5 64.2 40% 49.2 61.4 49.3 51.2 20% 10.6 7.4 9.2 männlich weiblich 4.7 0% weiblich männlich Volksschule weiblich Mittelschule männlich Berufsschule Schultyp und Geschlecht Nie im Ausgang Ein- bis zweimal pro Woche im Ausgang Drei- bis viermal pro Woche im Ausgang Fünfmal oder mehr pro Woche im Ausgang Aus der in Abbildung 10 dargestellten Häufigkeiten des Ausgangs wurde eine weitere Kategorie gebildet: Diejenigen, welche häufig in den Ausgang gehen. Die Grenze dafür wurde bei vier Mal in der Woche im Ausgang oder häufiger gelegt. Abbildung 11 zeigt die Verteilung darüber. In allen Schultypen geben mehr männliche als weibliche Befragte an, vier Mal oder häufiger pro Woche in den Ausgang zu gehen. Zwei Tatsachen fallen auf, welche ansatzweise auch schon in Abbildung 10 zu sehen waren: Erstens sind die Raten bei den Berufsschülern markant höher als bei den Mittelschülern, während sich zwischen den Mittel- und Volksschülern nur kleine Unterschiede finden. Und zweitens geben sogar mehr männliche Volksschüler als männliche Mittelschüler an, vier Mal oder häufiger in den Ausgang zu gehen. 30 Abbildung 11: Anteil Befragter, welche 4x oder häufiger pro Woche in den Ausgang gehen 30.00 24.14 25.00 19.86 Anteil in % 20.00 15.00 9.72 10.00 9.13 7.63 6.37 5.00 0.00 weiblich männlich weiblich Volksschule männlich weiblich Mittelschule männlich Berufsschule Schultyp und Geschlecht Häufig (4x oder mehr pro Woche) im Ausgang Tabelle 18: Ausgang und elterliche Kontrolle Eltern wissen selten/nie, mit wem ich in Ausgang bin Eltern wissen manchmal, mit wem ich in Ausgang bin Eltern wissen immer/oft, mit wem ich in Ausgang bin Eltern wissen selten/nie, wo ich in Ausgang bin Eltern wissen manchmal, wo ich in Ausgang bin Eltern wissen immer/oft, wo ich in Ausgang bin Eltern sagen mir selten/nie, wann ich wieder zu Hause sein muss Eltern sagen mit manchmal, wann ich wieder zu Hause sein muss Eltern sagen mir immer/oft, wann ich wieder zu Hause sein muss Befolge Rückkehrzeit der Eltern selten/nie Befolge Rückkehrzeit der Eltern manchmal Befolge Rückkehrzeit der Eltern immer/oft Volksschule weiblich männlich 2.3 5.1 Mittelschule weiblich männlich 2.4 4.4 Berufsschule weiblich männlich 3.2 8.6 15.0 18.1 16.6 31.9 22.5 35.5 82.8 76.9 81.0 63.7 74.3 55.9 1.7 6.0 1.0 5.0 4.6 9.4 14.1 23.8 29.2 49.8 28.4 45.0 84.2 70.2 69.9 45.3 66.9 45.6 2.3 4.9 22.0 31.0 4.6 40.4 19.9 24.3 34.9 36.0 28.4 35.6 77.8 70.8 43.1 33.0 66.9 24.0 0.6 4.0 1.5 8.6 8.7 14.8 20.7 27.3 29.8 38.4 30.5 39.2 78.8 68.7 68.8 53.0 60.8 46.0 31 Tabelle 18 bietet einen Überblick über die elterliche Kontrolle des Ausgehverhaltens der befragten Schüler. Der Anteil der Eltern, die immer oder oft wissen, mit wem und wo sich die Schüler im Ausgang befinden, nimmt mit steigendem Alter ab. Gleiches gilt auch für den Anteil der Schüler die angeben, dass ihnen ihre Eltern sagen, wann sie zu Hause sein müssen und die sich an die elterliche Rückkehrzeit halten. Die elterliche Kontrolle nimmt also von der 5. zur 10. Klasse ab und ist tendenziell bei den Berufsschülern noch etwas kleiner als bei den Mittelschülern. Abbildung 12: Von Eltern vorgegebne Rückkehrzeiten 100% 3.2 0.3 1.0 2.3 3.3 0.8 0.3 1.3 2.6 12.9 14.1 19.8 14.4 31.2 35.8 80% 22.6 Anteil in % 21.4 60% 19.4 18.1 20.1 40% 80.0 17.6 16.3 77.4 28.6 24.7 17.2 14.1 14.4 20% 7.0 11.5 6.0 1.5 0% weiblich männlich Volksschule weiblich 9.1 3.8 1.1 6.3 3.6 männlich weiblich Mittelschule 8.0 4.1 2.4 männlich Berufsschule Schultyp und Geschlecht Rückkehrzeit aus Ausgang vor 22.00 Uhr Rückkehrzeit aus Ausgang zwischen 23.00 und 23.59 Uhr Rückkehrzeit aus Ausgang zwischen 01.00 und 01.59 Uhr Rückkehrzeit aus Ausgang nach 03.00 Uhr Rückkehrzeit aus Ausgang zwischen 22.00 und 22.59 Uhr Rückkehrzeit aus Ausgang zwischen 00.00 und 00.59 Uhr Rückkehrzeit aus Ausgang zwischen 02.00 und 02.59 Uhr Abbildung 12 zeigt die Rückkehrzeiten der befragten Schüler auf. Nicht überraschend muss der Grossteil der Schüler der 5. Klassen bereits vor 22.00 Uhr zu Hause sein, jeweils über 90% müssen vor 23.00 Uhr zu Hause sein. Bei den Schülern in den 10. Klassen ist dieser Anteil auf unter 10% gesunken. Männliche Berufsschüler dürfen am längsten im Ausgang bleiben, hier dürfen noch 35.8% nach 03.00 Uhr nach Hause kommen. Auch hier wieder dürfen Berufsschüler eher etwas länger im Ausgang bleiben als Mittelschüler und männliche Schüler eher etwas länger als weibliche. 32 Tabelle 19: Ausgangs- und Freizeitverhalten, in % Oft in Discos, an Parties, Konzerte Oft in den Jugendtreff Oft bei Sportveranstaltungen live zuschauen Oft an öffentlichen Plätzen rumhängen Oft shoppen/"lädelen" gehen Oft in Restaurants, Bars oder Beizen Zeit verbringen Oft bei Freunden zuhause Zeit verbringen Oft Kulturveranstaltungen besuchen Oft Sport machen Volksschule weiblich männlich 0.7 1.1 1.8 4.5 1.5 9.2 24.3 29.4 18.4 11.9 3.3 4.0 36.3 1.1 69.7 38.1 1.3 84.6 Mittelschule weiblich männlich 3.0 2.3 1.8 2.4 1.7 5.7 26.8 28.6 14.4 8.1 14.2 14.8 22.7 0.4 68.4 27.6 1.4 78.9 Berufsschule weiblich männlich 6.8 10.8 2.6 3.7 4.4 10.5 37.1 42.8 23.2 10.7 15.0 16.5 34.7 1.1 47.8 33.2 1.3 66.1 „Oft“=Mehrmals pro Woche oder täglich Tabelle 19 zeigt das Ausgangs- und Freizeitverhalten der befragten Schüler. „Oft“ bezieht sich hier auf „Mehrmals pro Woche oder täglich“. An Discos, Parties oder Konzerte gehen die Schüler im 10. Schuljahr logischerweise häufiger als diejenigen im 5. Schuljahr. Allerdings ist der Anteil der Berufsschüler, die oft an Discos oder Parties gehen, nochmals klar höher als derjenige der Mittelschüler. Beim Jugendtreff finden sich keine grösseren Unterschiede, ebenso wenig beim live an Sportveranstaltungen zuschauen. Interessant ist, dass die männlichen Volksschüler sogar häufiger als die männlichen Mittelschüler angeben, an öffentlichen Plätzen rumzuhängen oder shoppen zu gehen. Beim shoppen übertrifft ihr Wert sogar auch denjenigen der Berufsschüler. Gleiches gilt auch für „bei Freunden zuhause Zeit verbringen“, ein Indiz dafür, dass die älteren Jugendlichen die Zeit mit den Kollegen eher ausser Haus verbringen. Auch beim Sport ist der Anteil derjenigen, die Angaben, dies mehrmals oder täglich zu machen, bei den Volksschülern am höchsten, während er bei den Mittelschülern leicht, bei den Berufsschülern klar tiefer ist. 33 Tabelle 20: Zusammenhänge zwischen Freizeit- und Ausgehverhalten/elterlicher Kontrolle und Einstellung zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht Volksschule weiblich männlich -0.468 (n.s.) -0.463 (**) -0.038 (n.s.) 0.129 (n.s.) Mittelschule weiblich männlich -0.695 (**) -0.526 (*) 0.249 (n.s.) 0.109 (n.s.) Berufsschule weiblich männlich -0.457 (***) -0.581 (***) 0.370 (***) 0.302 (***) -0.021 (n.s.) 0.240 (n.s.) 0.154 (n.s.) 0.227 (n.s.) 0.377 (***) 0.283 (***) 0.016 (n.s.) -0.202 (*) 0.058 (n.s.) -0.257 (n.s.) 0.206 (**) -0.006 (n.s.) 0.027 (n.s.) -0.041 (n.s.) 0.247 (n.s.) 0.260 (*) 0.401 (***) 0.261 (***) Eltern wissen selten/nie mit wem im Ausgang Eltern wissen selten/nie wo im Ausgang Eltern geben selten/nie Rückkehrzeit vor Schüler befolgen selten/nie elterliche Rückkehrzeit -0.257 (n.s.) -0.696 (**) -0.333 (n.s.) -0.631 (**) -0.142 (n.s.) -0.716 (n.s.) -0.747 (**) -0.609 (n.s.) -0.424 (*) -0.386 (***) Oft in Discos, an Parties, Konzerte Oft in den Jugendtreff Oft bei Sportveranstaltungen live zuschauen Oft an öffentlichen Plätzen rumhängen Häufig (> 4x/Woche) Ausgang Eltern wissen immer/oft mit wem im Ausgang Eltern wissen immer/oft wo im Ausgang Eltern geben immer/oft Rückkehrzeit vor Schüler befolgen immer/oft elterliche Rückkehrzeit Oft shoppen/"lädelen" gehen Oft in Restaurants, Bars oder Beizen Zeit verbringen Oft bei Freunden zuhause Zeit verbringen Oft Kulturveranstaltungen besuchen Oft Sport machen -0.446 (n.s.) -0.304 (n.s.) -0.003 (n.s.) -0.275 (***) -0.144 (*) -0.845 (n.s.) -0.702 (*) -0.305 (n.s.) -0.428 (n.s.) -0.572 (***) -0.494 (***) -0.408 (n.s.) -0.750 (n.s.) -0.203 (n.s.) -0.600 (n.s.) -0.330 (*) -0.425 (***) 0.087 (n.s.) 0.009 (n.s.) -0.011 (n.s.) -0.323 (n.s.) -0.109 (n.s.) -0.191 (n.s.) -0.338 (n.s.) -0.451 (n.s.) -0.398 (*) -0.194 (n.s.) -0.111 (n.s.) -0.210 (n.s.) -0.158 (n.s.) -0.426 (*) -0.400 (**) -0.165 (*) -0.337 (***) -0.288 (n.s.) -0.338 (n.s.) -0.279 (n.s.) 0.056 (n.s.) 0.249 (n.s.) -0.425 (n.s.) -0.428 (n.s.) -0.598 (***) -0.120 (n.s.) -0.301 (**) -0.079 (n.s.) -0.320 (***) 0.089 (n.s.) -0.039 (n.s.) -0.309 (n.s.) -0.234 (n.s.) -0.171 (*) -0.281 (***) -0.194 (n.s.) -0.202 (n.s.) 0.350 (n.s.) -0.454 (n.s.) -0.556 (n.s.) -0.127 (n.s.) -0.263 (*) -0.043 (n.s.) 0.255 (***) 0.155 (*) 0.052 (n.s.) „Oft“=Mehrmals pro Woche oder täglich *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Wer häufig, also vier Mal oder mehr pro Woche in den Ausgang geht, hat eher eine negative Einstellung zur Polizei. Dass die weiblichen Volksschülerinnen (als einzige) keinen statistisch signifikanten Zusammenhang aufweisen, dürfte an der geringen Anzahl Personen aus dieser Kategorie liegen, die angegeben haben, vier Mal oder häufiger pro Woche in den Ausgang zu gehen. Allerdings deutet auch ihr (nicht signifikanter) Koeffizient in die gleiche Richtung. Die elterliche Kontrolle hat folgenden Zusammenhang: Schüler, deren Eltern immer oder oft wissen, wo und mit wem sich ihre Kinder im Ausgang befinden, haben eher 34 eine positive Einstellung zur Polizei. Statistisch signifikant ist das allerdings nur bei den Berufsschülern (beide Geschlechter). Gleiches gilt auch für die Schüler, welche sich an die vorgegebenen Rückkehrzeiten der Eltern halten. Unklar ist der Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei bei den Jugendlichen, deren Eltern immer/oft eine Rückkehrzeit vorgeben: Männliche Volksschüler haben hier einen negativen Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei, Berufsschülerinnen einen positiven, die restlichen Gruppen keinen statistisch signifikanten. Allerdings sind beide signifikanten Zusammenhänge eher schwach. Bei fehlender elterlicher Kontrolle ist der Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei der Jugendliche klarer: Schüler, deren Eltern nicht oder selten wissen wo oder mit wem sie im Ausgang sind und deren Eltern selten oder nie eine Rückkehrzeit vorgeben oder welche die vorgegebene Rückkehrzeit selten oder nie befolgen, weisen immer einen negativen Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei auf. Interessant ist hier, dass die männlichen Volksschüler zum Teil stärkere negative Zusammenhänge zur Einstellung zur Polizei aufweisen als die älteren Schüler (-0.747 bei „Eltern wissen selten/nie wo im Ausgang“ und -0.702 bei „Schüler befolgen selten/nie elterliche Rückkehrzeit“). Kein statistischer Zusammenhang findet sich bei allen Gruppen zwischen der Einstellung zur Polizei und den folgenden Freizeitverhalten: • Oft in den Jugendtreff • Oft live an Sportveranstaltungen zuschauen • Oft shoppen (einkaufen) gehen • Oft an Kulturveranstaltungen gehen Wer hingegen mehrmals pro Woche oder täglich an öffentlichen Plätzen Zeit verbringt („rumhängt“), in Restaurants, Bars oder Beizen Zeit verbringt oder oft bei Freunden zu Hause Zeit verbringt, weist ebenfalls einen negativen Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei auf. Auch hier findet sich aber kein statistischer Zusammenhang bei den Volks-, sonder nur bei den Mittel- und Berufsschülern. Interessant ist der Zusammenhang zwischen „Oft Sport machen“ und der Einstellung zur Polizei: Bei männlichen Volksschülern zeigt sich ein signifikant negativer Zusammenhang, während er bei den weiblichen Volksschülern und Mittelschülern nicht 35 signifikant und bei den Berufsschülern beider Geschlechter aber positiv ist. Allerdings ist auch hier der Zusammenhang eher schwach. 4.5 Gruppenzugehörigkeit und Kollegen Abbildung 13: Art von grösserer Kollegengruppe 100% 80% 57.6 64.1 66.3 75.3 Anteil in % 60% 0.8 40% 4.2 4.5 20% 69.7 78.8 2.9 33.1 14.4 4.8 23.4 14.8 8.5 8.6 männlich weiblich 11.9 8.4 6.3 männlich weiblich 0% weiblich Volksschule 3 22.5 11.3 Mittelschule 4.9 männlich Berufsschule Schultyp und Geschlecht Jugendgurppe (Pfadi, Cevi etc.) Sportgruppe (FC, Unihockeyclub etc.) Kulturelle Gruppe (Musik, Theater etc.) Lose Gruppe von Kollegen Abbildung 13 zeigt die Art von Kollegengruppe, mit der die Schüler angeben, ihre Zeit zu verbringen. Bei allen Gruppen dominiert die Kategorie „Lose Gruppe von Killegen“. Diese ist bei den männlichen Befragten jeweils etwas kleiner als bei den weiblichen des gleichen Schultyps, dafür sind diese häufiger in Sportgruppen. Jugendgruppen wie Pfadi oder Cevi finden sich am häufigsten bei den Volksschülern, die Berufsschüler geben dies seltener an als die Mittelschüler. Tabelle 21: Einstellung gegenüber illegalen Tätigkeiten in Kollegengruppe Illegale Sachen in der Gruppe ok Gruppe macht illegale Sachen Illegale Sachen auch mit Gewalt Würde Gruppe als "Gang" bezeichnen Volksschule weiblich männlich 6.6 16.7 9.6 19.3 8.7 41.9 19.2 28.7 Mittelschule weiblich männlich 33.7 74.4 34.2 63.1 13.2 29.4 3.0 12.4 Berufsschule weiblich männlich 41.6 62.9 45.6 60.3 24.7 44.8 6.7 13.3 36 Tabelle 21 zeigt die Einstellung gegenüber illegalen Tätigkeiten in der Kollegengruppe und ob die Schüler die Gruppe als Gang bezeichnen würde. Illegale Tätigkeiten sind bei den älteren Schultypen klar mehr akzeptiert als bei den Volksschülern. Unterschiede gibt es beim Geschlecht: Bei den Mittelschülern ist der Anteil der männlichen Befragten, in deren Gruppe illegale Sachen akzeptiert sind, höher als bei den Mittelschülern. Bei den weiblichen Befragten ist es umgekehrt; hier ist der Anteil bei den Berufsschülern höher. Die gleiche Regel gilt auch bei der Frage, ob in der Gruppe illegale Sachen begangen werden. Allerdings ist der Anteil der männlichen Mittelschüler, welche dabei auch Gewalt anwenden markant tiefer als derjenige bei den Berufsschülern. Bei den Volksschülern ist der Anteil beinahe gleich hoch. Als Gang würden vor allem die Volksschüler (männlich und weiblich) ihre Kollegengruppe bezeichnen. Die Mittelschüler und Berufsschüler würden dies weniger tun. Auch hier ist der Anteil der männlichen Befragten höher als derjenige der weiblichen. Für die Untersuchung des Einflusses einer Gang-Mitgliedschaft auf die Einstellung zur Polizei wurden verschiedene Variablen zu einer „Gang“-Variable zusammengefasst. Es sind dies: • Mitgliedschaft in einer losen Gruppe von Kollegen (gegenüber Jugend- oder Sportgruppen und kulturellen Gruppen) • ob illegale Tätigkeiten in der Gruppe akzeptiert sind • ob in der Gruppe illegale Tätigkeiten verübt werden • ob dabei auch Gewalt angewendet wird • ob die Gruppe als „Gang“ bezeichnet wird Sowohl männliche Befragte in der Volks- als auch in der Berufsschule zeigen einen klar negativen Zusammenhang zwischen Mitgliedschaft in einer Gang und der Einstellung zur Polizei. Die weiblichen Befragten weisen entweder gar keine Personen auf, welche nach der obigen Definition einer Gang angehören (Volks- und Mittelschule) oder weisen keinen signifikanten negativen Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei auf (Berufsschule). 37 Tabelle 22: Zusammenhänge zwischen Gruppen-/Gangmitgliedschaft und Einstellung zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht Mitglied Gang Volksschule weiblich männlich -0.828 (*) Mittelschule weiblich männlich Berufsschule weiblich männlich -0.561 (n.s.) -0.844 (***) *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Tabelle 22 zeigt die Zusammenhänge zwischen dem Gruppenverhalten und der Einstellung zur Polizei: • Mitglied in einer Gruppe zu sein, bei der die Nationalität wichtig ist, um dazu zu gehören, hat nur bei den weiblichen Berufsschülerinnen einen statistisch signifikanten Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei. Dort ist er von mittlerer Stärke und negativ. • Wer hingegen Mitglied einer Gang ist (s. Definition oben) hat eher eine negative Einstellung zur Polizei. Speziell männliche Volks- und Berufsschüler zeigen hier einen starken negativen Zusammenhang. 4.6 Illegales Verhalten Fragen zu Alkohol- und Drogenkonsum sowie selbst berichteter Delinquenz wurden nur den Schülern im 10. Schuljahr gestellt. Bei Schülern im 5. Schuljahr ist abweichendes Verhalten zu erwarten, was eine statistisch relevante Untersuchung verunmöglicht. Tabelle 23 zeigt die Häufigkeit, mit welcher die befragten Schüler angaben, ein gewisses Delikt schon mindestens einmal begangen zu haben. Wenig überraschend haben fast alle befragen Schüler in ihrem Leben schon mindestens einmal Alkohol konsumiert. Beachtenswert ist, dass der Anteil derjenigen, welche in ihrem Leben schon einmal Alkohol konsumiert haben, sowohl in der Mittel- als auch in der Berufsschule bei den weiblichen Befragten höher ist als bei den männlichen. Unter denjenigen Jugendlichen, welche schon einmal Alkohol konsumiert haben, haben über 90% schon einmal Bier, Wein oder Alkopops konsumiert und jeweils um die 85% schon einmal starken Alkohol. 38 Tabelle 23: Alkohol-, Drogenkonsum und selbst berichtete Delinquenz im 10. Schuljahr nach Geschlecht, in % Alkoholkonsum allgemein Bier, Wein, Alkopops Starker Alkohol Konsum Cannabis Schwarzfahren Ladendiebstahl Sonstiger Diebstahl Sachbeschädigung Körperverletzung Fahrraddiebstahl Verbotene Waffe tragen Drogen verkaufen Raub Einbruch Sexuelle Gewalt Mittelschule weiblich männlich 93.5 88.8 96.3 96.9 85.0 88.3 30.5 45.2 65.9 66.2 32.9 40.5 28.6 37.6 8.9 29.0 3.6 18.6 5.8 12.9 3.1 13.8 4.9 16.2 0.0 5.7 0.4 3.3 0.0 1.4 Berufsschule weiblich männlich 90.0 85.1 93.2 91.8 84.7 86.9 40.1 48.7 66.4 67.7 34.1 41.8 29.3 43.1 12.3 30.2 10.6 35.0 9.5 25.2 6.0 25.0 6.0 19.7 1.5 11.6 2.7 10.4 0.5 3.6 Zwischen 30% und knapp 50% der Jugendlichen hat schon einmal Cannabis konsumiert. Der Anteil ist bei den Berufsschülern jeweils leicht höher als bei den Mittelschülern und bei den jungen Männern höher als bei den jungen Frauen. Bei der selbst berichteten Delinquenz ist – ebenfalls wenig überraschend – das Schwarzfahren das häufigste Delikt. Hier finden sich fast keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern oder den Schultypen. Ladendiebstahl und sonstiger Diebstahl (anderer Ort als Laden, Kiosk oder Stand) sind weitere häufige Delikte. Diese Delikte wurden von den männlichen Befragten jeweils etwas häufiger begangen als von den weiblichen; zwischen den Schultypen finden sich keine grösseren Unterschiede. Die restlichen Delikte zeichnen sich ebenso dadurch aus, dass sie einerseits häufiger von Männern als von Frauen und häufiger von Berufs- als Mittelschülern begangen werden. Erwartungsgemäss findet sich bei eigenem delinquenten Verhalten wo signifikant ein negativer Zusammenhang (Tabelle 24). Die positiven Zusammenhänge bei „Konsum Alkohol allgemein“ bei den Berufsschülern sind mit Vorsicht zu geniessen, da bei den Berufsschülern 90.0%, resp. 85.1% der Schülerinnen, resp. Schüler angegeben haben, schon einmal Alkohol konsumiert zu haben: Bei einer solchen Häufigkeit ist es wiederum statistisch schwierig, korrekte Zusammenhänge zu berechen, zudem erscheint die damit verbundene Aussage, dass wer noch nie Alkohol konsumiert hat, eine schlechte Einstellung zur Polizei hat, theoretisch sehr dürftig. 39 Tabelle 24: Zusammenhänge zwischen Alkhol- und Drogenkonsum, illegalem Verhalten und Einstellung zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht Mittelschule weiblich männlich Konsum Alkohol allgemein Konsum Bier, Wein, Alkopops Konsum starker Alkohol Cannabiskonsum Schwarzfahren Verbotene Waffe tragen Drogenverkauf Sachbeschädigung Velodiebstahl Ladendiebstahl Sonstiger Diebstahl Einbruch Raub Körperverletzung Sexualdelikt -0.040 (n.s.) 0.103 (n.s.) -0.779 (***) -0.579 (***) -0.242 (n.s.) -0.530 (n.s.) -0.483 (***) -0.501 (***) -0.731 (***) -0.692 (***) -0.638 (***) -0.834 (***) -0.610 (***) -0.441 (***) -0.753 (*) -0.858 (**) -0.609 (*) -0.453 (n.s.) -0.329 (n.s.) -0.229 (n.s.) -0.434 (n.s.) -0.748 (***) Berufsschule weiblich männlich 0.539 (***) -0.009 (n.s.) -0.569 (***) -0.544 (***) -0.438 (***) -0.692 (***) -0.815 (***) -0.662 (***) -0.573 (***) -0.462 (***) -0.479 (***) -0.516 (*) -0.867 (**) -0.472 (***) 0.343 (***) 0.068 (n.s.) -0.543 (***) -0.540 (***) -0.226 (**) -0.663 (***) -0.699 (***) -0.658 (***) -0.591 (***) -0.389 (***) -0.269 (***) -0.593 (***) -0.686 (***) -0.525 (***) -0.574 (**) *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Ähnliches gilt auch für den Konsum von Bier, Wein oder Alkopops, v.a. da diese Frage auf der ersten Frage nach allgemeinem Konsum basiert. Interessanter sind deshalb die darauf folgenden Delikte, welche alle in einem negativen Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei stehen. Einen speziell starken negativen Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei besteht u.a. bei „verbotene Waffe tragen“, „Drogenverkauf“, „Velodiebstahl“, „Einbruch“ und „Raub“ und „Körperverletzung“. Beim Sexualdelikt finden sich nur bei den männlichen Berufsschülern überhaupt genug Fälle für eine statistische Untersuchung (vgl. Tabelle 23). 4.7 Eigene Erfahrungen 4.7.1 Viktimisierungserfahrung Tabelle 25 bietet einen Überblick über die Viktimierungserfahrung der befragten Jugendlichen. Gefragt wurde nach drei Delikten: Raub, Körperverletzung und Sexualdelikt. Es finden sich einige Unterschiede je nach Geschlecht oder Schultyp: Bei den weiblichen und männlichen Volksschülern ist die Körperverletzung das häufigste Delikt, gefolgt von Raub und Sexualdelikt. Bei den Mittelschülerinnen ist das Sexualdelikt die häufigste Viktimisierungsart. Die Berufsschülerinnen geben zwar im Vergleich noch häufiger Opfererfahrung eines Sexualdeliktes an, wurden aber noch häufiger 40 Opfer von Körperverletzung und Raub. Bei den männlichen Mittelschülern ist Raub das häufigste erfahrene Delikt, während bei den männlichen Berufsschülern Körperverletzung knapp noch etwas häufiger genannt wird als Raub. Tabelle 25: Viktimisierungserfahrung der befragten Jugendlichen Opfer Raub Opfer Körperverletzung Opfer Sexualdelikt Volksschule weiblich männlich 8.8 13.5 9.5 21.8 2.3 1.8 Mittelschule weiblich männlich 7.2 30.6 5.9 21.0 8.9 2.3 Berufsschule weiblich männlich 15.4 25.5 14.2 26.5 11.5 2.2 Tabelle 26: Zusammenhänge Opfererfahrungen und Einstellung zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht Opfer Raub Opfer Körperverletzung Opfer Sexualdelikt Volksschule weiblich männlich -0.266 (n.s.) -0.033 (n.s.) -0.392 (n.s.) -0.175 (n.s.) -0.352 (n.s.) -0.643 (n.s.) Mittelschule weiblich männlich 0.091 (n.s.) -0.346 (*) 0.222 (n.s.) -0.304 (n.s.) 0.242 (n.s.) -0.612 (n.s.) Berufsschule weiblich männlich -0.102 (n.s.) -0.323 (***) -0.424 (***) -0.292 (***) -0.386 (***) -0.174 (n.s.) *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Statistisch signifikante Zusammenhänge zur Einstellung zur Polizei finden sich bei den einzelnen Delikten mit einer Ausnahme (männliche Mittelschüler, „Opfer Raub“) nur bei den Berufsschülern. Die Zusammenhänge sind auch hier durchwegs negativ, man muss aber auch hier in Erinnerung behalten, dass damit noch nichts über die kausale Richtung des Zusammenhangs ausgesagt ist. Ob Schüler mit Opfererfahrungen tatsächlich deshalb eine schlechtere Einstellung zur Polizei haben oder aus anderen Gründen, kann erste eine multivariate Analyse zeigen. 41 4.7.2 Wahrnehmung der Kriminalitätsprävention der Polizei Abbildung 14: Wahrnehmung der Kriminalitätsprävention der Polizei 100 88.0 86.5 83.2 79.1 80 82.0 75.0 74.2 70.8 Anteil in % 68.9 65.3 63.6 60 57.2 54.8 20.9 20 12.0 13.5 25.0 34.7 44.3 42.8 31.1 29.2 25.8 58.6 55.7 50.7 49.3 45.2 36.4 40 66.5 64.6 35.4 41.4 33.5 18.0 16.8 weiblich männlich Volksschule weiblich männlich weiblich Mittelschule Nachtruhe einhalten Verhindern Drogenhandel Allgemeine Kriminalitätsprävention Nachtruhe einhalten Verhindern Drogenhandel Allgemeine Kriminalitätsprävention Nachtruhe einhalten Verhindern Drogenhandel Allgemeine Kriminalitätsprävention Nachtruhe einhalten Verhindern Drogenhandel Allgemeine Kriminalitätsprävention Nachtruhe einhalten Verhindern Drogenhandel Allgemeine Kriminalitätsprävention Nachtruhe einhalten Verhindern Drogenhandel Allgemeine Kriminalitätsprävention 0 männlich Berufsschule Schultyp und Geschlecht Schlecht Gut Abbildung 14 zeigt die Einschätzung der Kriminalitätsprävention der Polizei durch die befragten Jugendlichen auf. Während die Volksschüler der Polizei noch in allen bereichen eine gute Note ausstellen, sind die Mittelschüler und vor allem den Berufsschüler kritischer. So geben sogar 50.7% der männlichen Berufsschüler an, die Polizei leiste eine schlechte Arbeit beim verhindern des Drogenhandels. Auch bei den männlichen Mittelschülern ist dies die Kategorie, die am kritischsten bewertet wird. Tabelle 27: Zusammenhänge Einschätzung der Kriminalitätsprävention der Polizei und der Einstellung zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht Kriminalitätsprävention allgemein Prävention Drogenverkauf Gewährleistung Nachtruhe Volksschule weiblich männlich 0.669 (***) 0.767 (***) Mittelschule weiblich männlich 0.648 (***) 0.543 (***) Berufsschule weiblich männlich 0.715 (***) 0.597 (***) 0.568 (***) 0.418 (**) 0.515 (***) 0.486 (**) 0.653 (***) 0.536 (***) 0.708 (***) 0.694 (***) 0.351 (**) 0.505 (***) 0.516 (***) 0.512 (***) *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Wie in Tabelle 27 ersichtlich, steht eine positive Einschätzung der Kriminalitätsprävention in einem positiven Zusammenhang mit der Einstellung zur Polizei. Wer mit 42 der Kriminalitätsprävention zufrieden ist, hat auch eine positive Einstellung zur Polizei. Dies gilt für alle Geschlechter und Schultypen. 4.8 Zufriedenheit mit dem Auftreten der Polizei Abbildung 15: Zufriedenheit mit Auftreten der Polizei an der Schule 100% 3.0 4.8 18.7 17.6 80% 3.9 4.1 34.1 33.0 2.7 3.8 23.3 29.5 10.0 36.7 Anteil in % 60% 29.6 13.0 12.4 13.4 30.4 40% 25.7 33.1 37.8 34.5 28.6 13.6 20% 11.0 7.2 7.8 0% 7.7 5.2 männlich weiblich 5.2 weiblich Volksschule 10.2 9.1 18.8 13.8 6.8 männlich weiblich Mittelschule männlich Berufsschule Schultyp und Geschlecht Gar nicht zufrieden Eher nicht zufrieden Eher zufrieden Sehr zufrieden Weiss nicht Möchte nicht antworten 43 Abbildung 16: Zufriedenheit mit Auftreten der Polizei draussen, auf der Strasse 100% 2.7 4.5 13.4 10.0 2.6 15.5 3.7 2.6 2.4 8.7 8.7 7.8 7.3 80% 11.1 13.2 10.3 33.1 34.9 33.1 39.0 Anteil in % 60% 47.4 54.3 40% 23.2 37.1 36.3 24.8 20% 20.2 8.1 12.5 7.2 4.7 männlich weiblich 8.9 0% 3.8 weiblich Volksschule 22.4 16.5 8.0 männlich weiblich Mittelschule männlich Berufsschule Schultyp und Geschlecht Gar nicht zufrieden Eher nicht zufrieden Eher zufrieden Sehr zufrieden Weiss nicht Möchte nicht antworten Abbildung 15 und Abbildung 16 zeigen die Zufriedenheit der Schüler mit dem Auftreten der Polizei in den beiden Bereichen Schule und auf der Strasse. Da bei dieser Frage ein hoher Anteil „Weiss nicht“ und „Möchte nicht antworten“ geantwortet wurde, wurden diese Kategorien in der Auswertung berücksichtigt. Gerade beim Auftreten an der Schule haben bis zu einem Drittel der Schüler keine Meinung angegeben (34.1% „weiss nicht“ bei den weiblichen Mittelschülern). Dies deutet darauf hin, dass sie diesen Kontakt noch nicht oft oder gar nicht erlebt haben. Grundsätzlich wurde der Kontakt aber meistens als positiv empfunden, was sich auch in Tabelle 28 zeigt. Den höchsten Anteil an „unzufrieden“ haben beim Auftreten der Polizei an der Schule die männlichen Berufsschüler mit totalen 32.4 %. Beim Auftreten an der Schule ist dieser Anteil höher (auch wieder bei den männlichen Berufsschülern) mit 45.6%. Auch beim Auftreten der Polizei bei sich zu Hause geben viele Schüler keine Meinung an, am kritischsten sind auch hier wieder die männlichen Berufsschüler mit totalen 31.8% „unzufrieden“. Der grösste Anteil mit „zufriedenen“ Schülern findet sich im Gegensatz dazu bei den weiblichen Berufsschülerinnen mit totalen 50.5%. 44 Tabelle 28: Zusammenhänge zwischen Zufriedenheit mit Auftreten der Polizei und Einstellung zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht Auftreten in der Schule Auftreten auf der Strasse Auftreten zu Hause Volksschule weiblich männlich 0.376 (**) 0.554 (***) 0.565 (***) 0.757 (***) 0.194 (n.s.) 0.436 (***) Mittelschule weiblich männlich 0.427 (**) 0.377 (**) 0.691 (***) 0.601 (***) 0.474 (**) 0.297 (*) Berufsschule weiblich männlich 0.365 (***) 0.537 (***) 0.733 (***) 0.741 (***) 0.436 (***) 0.516 (***) *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Ähnlich wie beim Zusammenhang zwischen Einstellung zur Polizei und Einschätzung der Kriminalitätsprävention der Polizei (Kapitel 4.7.2 und Tabelle 27) finden sich auch beim Zusammenhang zwischen Einstellung der Polizei und Zufriedenheit mit dem Auftreten der Polizei (egal ob in der Schule, auf der Strasse oder zu Hause) ein positiver Zusammenhang. Wer eine gute Einstellung zur Polizei hat, ist auch mit dem Auftreten der Polizei zufrieden und umgekehrt. 4.8.1 Eigener Kontakt zur Polizei Es ist zu erwarten, dass Schüler, welche den bisherigen eigenen Kontakt zur Polizei als eher negativ empfunden haben, auch bei ihrer Einschätzung der Polizei (Stereotypen) negativer urteilen werden. Abbildung 17, Abbildung 18 und Abbildung 19 zeigen die bisherigen Erfahrungen der befragten Schüler im Überblick, inklusive der Kategorien „Noch nie passiert“ und „Möchte nicht antworten“. Dabei stechen einige Dinge ins Auge: • Mit zwei Ausnahmen (Volks- und Berufsschüler: Polizist kam zur Schule) gaben alle Gruppen an, aus den angegebenen Gründen noch gar nie in Kontakt zur Polizei gestanden zu haben. • Mittelschüler scheinen am wenigsten Kontakt zur Polizei in der Schule zu haben (fast 40% geben an, noch nie einen Polizisten in der Schule zu Besuch gehabt zu haben). Volksschüler haben am meisten Kontakt zur Polizei in der Schule, werden aber selten von einem Polizisten auf der Strasse angehalten, haben dafür aber am meisten Kontakt zur Polizei in der Schule. 45 Abbildung 17: Bisheriger Kontakt zur Polizei allgemein; Volksschüler 100 90 80 72 Anteil in % 70 69 66 Noch nie passiert Sehr schlecht Schlecht Gut Sehr gut Möchte nicht antworten 60 52 50 43 40 30 30 21 18 20 14 10 4 3 5 4 5 4 3 2 Wurde Opfer eines Verbrechens Selber etwas Verbotenes gemacht 12 11 3 1 2 6 10 8 12 4 11 1 3 0 Wollte Polizisten etwas fragen Wurde von einem Polizisten auf der Strasse angehalten Polizist kam zur Schule Grund für Kontakt zur Polizei Abbildung 18: Bisheriger Kontakt zur Polizei allgemein; Mittelschüler 100 90 80 Anteil in % 70 71 70 Noch nie passiert Sehr schlecht Schlecht Gut Sehr gut Möchte nicht antworten 60 53 51 50 38 40 33 30 27 20 16 10 10 6 3 10 4 6 6 6 8 6 1 18 11 11 6 6 2 7 5 1 2 4 0 Wurde Opfer eines Verbrechens Selber etwas Verbotenes gemacht Wollte Polizisten etwas fragen Wurde von einem Polizisten auf der Strasse angehalten Polizist kam zur Schule Grund für Kontakt zur Polizei 46 Abbildung 19: Bisheriger Kontakt zur Polizei; Berufsschüler 100 90 80 70 Anteil in % 60 60 50 44 44 40 37 30 27 22 20 10 Noch nie passiert Sehr schlecht Schlecht Gut Sehr gut Möchte nicht antworten 54 23 20 15 10 10 10 5 10 10 9 3 2 9 8 9 9 4 12 11 8 7 4 3 0 Wurde Opfer eines Verbrechens Selber etwas Verbotenes gemacht Wollte Polizisten etwas fragen Wurde von einem Polizisten auf der Strasse angehalten Polizist kam zur Schule Grund für Kontakt zur Polizei Abbildung 20, Abbildung 21 und Abbildung 22 zeigen die Verteilung der Antworten nach Gruppe für die Schüler, welche sich überhaupt zum Kontakt zur Polizei äusserten (also ohne diejenigen, welche angaben, noch nie Kontakt zur Polizei gehabt zu haben und ohne diejenigen, welche die Frage nicht beantworten wollten). Dabei ist Folgendes bemerkenswert: • Der Kontakt zur Polizei wurde von allen drei Gruppen am häufigsten als „gut“ bezeichnet, wenn er erfolgte, weil die Schüler den Polizisten etwas fragen wollten oder weil dieser in die Schule kam. • Nur die Volksschüler beurteilten den Kontakt zur Polizei in diesen beiden Situationen in ähnlichem Masse als „sehr gut“. Bei den Mittelschülern wurde nur der Kontakt zur Polizei in der Schule zu über 20% als „sehr gut“ beurteilt, bei den Berufsschülern wurde dieser Wert nie erreicht. • Die Volksschüler sind aber auch die einzige Gruppe, welche den Kontakt zur Polizei in einer bestimmten Situation überwiegend als „sehr schlecht“ beurteilen: Wenn sie selber etwas Verbotenes gemacht hatten. Dies kann ev. bedeuten, dass von ihnen der Kontakt als am unangenehmsten empfunden wurde 47 (im Vergleich zu den beiden älteren Gruppen). Wieso der Kontakt als so negativ empfunden wurde, wird weiter unten untersucht. Ebenso empfanden die Volksschüler den Kontakt zur Polizei als Opfer eines • Verbrechens durchwegs als negativer als die Mittel- und Berufsschüler. Abbildung 20: Bisheriger Kontakt zur Polizei nach Grund des Zusammentreffens; Volksschüler (nur Schüler mit Kontakt zur Polizei) 100 90 80 Anteil in % 70 60 57 56 50 39 40 35 34 31 30 27 23 20 39 Sehr schlecht Schlecht Gut Sehr gut 29 27 24 19 17 14 14 10 4 6 1 4 0 Wurde Opfer eines Verbrechens Selber etwas Verbotenes gemacht Wollte Polizisten etwas fragen Wurde von einem Polizisten auf der Strasse angehalten Polizist kam zur Schule Grund für Kontakt zur Polizei 48 Abbildung 21: Bisheriger Kontakt zur Polizei nach Grund des Zusammentreffens; Mittelschüler (nur Schüler mit Kontakt zur Polizei) 100 90 80 70 65 Anteil in % 62 60 50 44 44 41 40 40 30 27 Sehr schlecht Schlecht Gut Sehr gut 28 26 22 20 18 16 13 15 10 6 13 8 5 3 5 0 Wurde Opfer eines Verbrechens Selber etwas Verbotenes gemacht Wollte Polizisten etwas fragen Wurde von einem Polizisten auf der Strasse angehalten Polizist kam zur Schule Grund für Kontakt zur Polizei Abbildung 22: Bisheriger Kontakt zur Polizei nach Grund des Zusammentreffens; Berufsschüler (nur Schüler mit Kontakt zur Polizei) 100 90 80 Anteil in % 70 67 60 56 Sehr schlecht Schlecht Gut Sehr gut 50 42 40 36 28 30 20 41 35 36 25 19 18 11 10 5 18 18 16 11 8 7 5 0 Wurde Opfer eines Verbrechens Selber etwas Verbotenes gemacht Wollte Polizisten etwas fragen Wurde von einem Polizisten auf der Strasse angehalten Polizist kam zur Schule Grund für Kontakt zur Polizei 49 Tabelle 29: Gründe für Kontakt zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht Kontakt als Opfer Kontakt als Täter Kontakt als Polizisten etwas fragen wollte Kontakt als auf Strasse angehalten Kontakt als Polizist in Schule kam Volksschule weiblich männlich 13.1 18.0 9.4 18.0 33.9 39.7 Mittelschule weiblich männlich 17.8 29.7 15.7 30.1 39 47.9 Berufsschule weiblich männlich 22.6 31.2 20.8 45.5 42.7 45.2 15.1 24.6 32.2 48.4 40.6 61.6 75.3 86.5 47.9 53.0 61.1 60.3 Tabelle 30: Zusammenhänge zwischen Kontaktart mit Polizei und Einstellung zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht Volksschule Kontakt als Opfer Kontakt als Täter Kontakt als Polizisten etwas fragen wollte Kontakt als auf Strasse angehalten Kontakt als Polizist in Schule kam Mittelschule Berufsschule weiblich -0.359 (n.s.) -0.444 (*) 0.470 (n.s.) männlich -0.338 (*) -0.514 (***) -0.094 (n.s.) weiblich 0.014 (n.s.) -0.503 (*) 0.166 (n.s.) männlich -0.309 (*) -0.661 (***) 0.058 (n.s.) weiblich -0.443 (***) -0.633 (***) 0.030 (n.s.) männlich -0.266 (***) -0.539 (***) -0.023 (n.s.) -0.457 (*) -0.410 (***) -0.409 (*) -0.393 (**) -0.329 (***) -0.422 (***) 0.218 (n.s.) 0.081 (n.s.) 0.008 (n.s.) 0.147 (n.s.) 0.140 (n.s.) 0.112 (n.s.) *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Wer mit der Polizei als Opfer oder Täter Kontakt hatte oder weil er von der Polizei auf der Strasse angehalten wurde (egal aus welchem Grund), hat eher eine negative Einstellung zur Polizei als Schüler, welche aus diesen Gründen noch keinen Kontakt zur Polizei hatten. Bei den Gründen „Kontakt als ich Polizisten etwas fragen wollte“ und „Kontakt als Polizist in Schule kam“ finden sich keine statistisch signifikanten Zusammenhänge zur Einstellung zur Polizei. 4.8.2 Wahrnehmung des Polizeikontaktes Abbildung 23, Abbildung 24, Abbildung 25, Abbildung 26 und Abbildung 27 zeigen die Einschätzung des Polizeikontaktes nach Grund des Kontaktes. Erfolgte der Kontakt als Täter oder Opfer, wurde der Kontakt eher negativ empfunden. Dies ist vor allem beim Kontakt als Täter der Fall, wo bei allen Gruppen die negativen Bewertungen überwiegen. Der Kontakt als Opfer zeigt sich aber differenzierter: Gerade die weiblichen Befragten geben jeweils als häufigste Kategorie „gut“ und kommen zusammen mit der Kategorie „sehr gut“ auf jeweils über 50%. Auch die männlichen 50 Jugendlichen urteilen hier positiv; einzig die männlichen Berufsschüler kommen mit den beiden kombinierten negativen Urteilen auf total 57.9%. Abbildung 23: Kontakt zu Polizei als Opfer; wie wurde Kontakt empfunden? 50.0 47.6 45.0 41.5 40.2 40.0 36.3 35.9 35.0 Anteil in Prozent 30.0 28.2 26.5 25.0 32.6 32.3 30.8 23.9 Sehr schlecht Schlecht Gut Sehr gut 25.8 23.8 23.322.7 21.4 21.2 20.0 16.9 15.3 15.0 13.7 12.2 10.8 10.0 9.9 7.1 5.0 0.0 weiblich männlich weiblich Volksschule männlich weiblich Mittelschule männlich Berufsschule Schultyp und Geschlecht Abbildung 24: Kontakt zu Polizei als Täter; wie wurde Kontakt empfunden? 50.0 43.9 45.0 43.7 41.5 40.0 38.0 37.8 Anteil in Prozent 35.0 30.0 25.0 32.4 28.8 28.6 29.9 28.8 26.2 25.0 24.2 20.2 21.5 28.9 24.1 Sehr schlecht Schlecht Gut Sehr gut 23.1 21.6 20.0 15.0 11.7 10.0 8.1 6.5 5.0 3.0 2.3 0.0 weiblich männlich Volksschule weiblich männlich Mittelschule weiblich männlich Berufsschule Schultyp und Geschlecht 51 Abbildung 25: Wollte Polizisten etwas fragen; wie wurde Kontakt empfunden? 80.0 71.7 70.0 63.3 59.7 60.0 Anteil in Prozent 54.9 53.3 49.4 50.0 40.0 Sehr schlecht Schlecht Gut Sehr gut 35.9 31.0 30.0 21.9 20.0 21.8 17.1 14.1 10.0 5.9 12.0 10.6 7.6 5.3 3.9 3.3 18.2 16.8 14.3 5.6 2.2 0.0 weiblich männlich weiblich Volksschule männlich weiblich Mittelschule männlich Berufsschule Schultyp und Geschlecht Abbildung 26: Wurde von Polizei auf Strasse angehalten; wie wurde Kontakt empfunden? 60.0 48.7 50.0 45.1 41.5 Anteil in % 40.0 40.640.6 39.5 38.1 37.7 35.7 36.6 Sehr schlecht Schlecht Gut Sehr gut 31.4 30.0 25.9 20.0 20.0 19.0 14.8 16.0 15.7 12.6 12.1 10.0 7.9 7.6 6.2 3.9 2.8 0.0 weiblich männlich Volksschule weiblich männlich Mittelschule weiblich männlich Berufsschule Schultyp und Geschlecht 52 Abbildung 27: Kontakt als Polizei in Schule kam; wie wurde Kontakt empfunden? 80.0 72.6 71.4 70.0 62.0 59.3 60.0 57.8 Anteil in Prozent 52.4 50.0 Sehr schlecht Schlecht Gut Sehr gut 41.1 40.0 36.4 30.0 26.7 19.4 20.0 16.8 14.2 8.0 10.0 1.0 3.3 4.7 1.8 6.9 8.6 2.7 6.8 15.9 7.8 2.3 0.0 weiblich männlich weiblich Volksschule männlich Mittelschule weiblich männlich Berufsschule Schultyp und Geschlecht Bei den beiden Kontaktarten „Wollte Polizisten etwas fragen“ und „Kontakt als Polizei in Schule kam“ dominieren jeweils ganz klar die positiven Beurteilungen. Erfolgte der Kontakt, weil der Schüler auf der Strasse angehalten wurde, zeigt sich wiederum ein anderes Bild. Während bei den Volksschülern immer noch die positiven Bewertungen überwiegen, sind die älteren Schüler kritischer. So urteilen ca. 56% - 57% der männlichen Mittelschüler und alle Berufsschüler negativ über den Kontakt auf der Strasse. Der Grund hierfür dürfte aber im Anlass für den Kontakt selbst liegen: Wurde der Schüler auf der Strasse von der Polizei angehalten, dürfte es sich höchst wahrscheinlich um eine Kontrolle gehandelt haben, oder aber der Schüler hatte ein (Strassenverkehrs-)Delikt begangen. 53 4.8.3 Gründe für Polizeikontakt als Täter Tabelle 31: Gründe für Polizeikontakt als Täter (in %, Mehrfachnennungen möglich) Schwarzfahren Ladendiebstahl Körperverletzung Sachbeschädigung Verkehrsdelikt (weiche oder harte) Drogen verkauft Diebstahl von Velo, Mofa oder Roller Einbruch Diverses (Restkategorie) Konsum von Marihuana Nichts, unschuldig Raub Verbotene Waffe getragen Sexualdelikt Alkoholkonsum als Minderjährige(r) Ruhestörung "Rumhängen" Gefälschter Ausweis verwendet oder Ausweis jemand anderem gegeben Demonstration Anbau von Marihuana Volksschule weiblich männlich 4.8 13.5 8.3 17.2 2.4 16.6 7.1 18.4 7.1 9.8 2.4 4.9 2.4 8.0 6.1 1.2 4.9 21.4 2.4 2.4 1.2 8.0 4.3 9.2 4.3 1.2 1.8 Mittelschule weiblich männlich 30.6 17.9 13.9 14.9 4.5 2.8 10.4 11.1 9.0 8.3 17.5 2.8 6.0 5.6 5.6 2.8 13.9 8.3 3.0 7.5 3.0 1.5 3.0 3.0 1.5 1.5 1.5 1.5 Berufsschule weiblich männlich 26.0 23.2 23.1 17.4 12.7 25.7 11.6 27.0 12.1 12.1 11.1 16.4 6.9 14.1 4.0 7.3 9.8 6.8 3.5 5.0 2.3 1.8 4.0 9.3 3.5 13.1 0.6 2.0 2.3 0.5 3.5 1.5 2.9 0.8 0.6 1.0 0.6 0.5 0.3 In Tabelle 31 sind die angegebenen Gründe für einen Polizeikontakt als Täter angegeben ersichtlich. Zu beachten ist, dass hierzu nur Schüler gefragt wurden, welche angaben, Kontakt zur Polizei als Täter gehabt zu haben. Zudem sollten diese Häufigkeiten auf Grund der geringen Fallzahl nicht überinterpretiert werden, sondern eher zur Illustration der potentiellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen dienen. Je nach Schultyp und Geschlecht finden sich denn auch grosse Unterschiede bei den angegebenen Gründen. Bei den weiblichen Volksschülerinnen dominiert die Kategorie „nichts, unschuldig“ mit 21.4%. Ladendiebstahl, Sachbeschädigung und Verkehrsdelikt sind weitere häufige Delikte. Bei den männlichen Volksschülern geben nur noch 8% an, sie seien unschuldig gewesen. Die häufigsten Delikte sind hier Sachbeschädigung (18.4%), Ladendiebstahl (17.2%) und Körperverletzung (16.6%). Bei den weiblichen Mittelschülerinnen ist Schwarzfahren (30.9%), zusammen mit Ladendiebstahl und Alkoholkonsum als Minderjährige (jeweils 13.9%) der häufigste Grund für den Polizeikontakt. Bei den männlichen Mittelschülern dominiert ebenfalls das Schwarzfahren (17.9%), wenn auch nicht im gleichen Ausmass wie bei den 54 weiblichen Altersgenossen. Weitere Gründe sind Drogenverkauf (17.5%) und ebenfalls Ladendiebstahl (14.9%). Bei den Berufsschülerinnen sind Schwarzfahren (26%) und Ladendiebstahl (23.1%) die häufigsten Gründe für einen Polizeikontakt. Im Gegensatz zu den Mittelschülerinnen folgt auf dem dritten Platz hier aber die Körperverletzung mit 12.7% (noch häufiger als Schwarzfahren mit 12.1%). Bei den männlichen Berufsschülern ist die Sachbeschädigung (27%) der häufigste Grund, gefolgt von Körperverletzung (25.7%) und Schwarzfahren (23.2%). 4.8.4 Konsequenzen von Polizeikontakt als Täter Tabelle 32: Konsequenzen von Polizeikontakt als Täter (in %; Mehrfachnennungen möglich) Keine Folgen Musste auf den Polizeiposten mitkommen Wurde verhaftet Musste vor den Jugendanwalt Musste vor das Jugendgericht Volksschule weiblich männlich 45.3 45.4 7.0 11.7 1.2 1.2 3.5 3.7 3.7 6.1 Mittelschule weiblich männlich 51.4 52.9 24.3 22.1 5.4 5.4 5.4 11.8 7.4 4.4 Berufsschule weiblich männlich 47.7 36.0 33.9 39.5 4.0 10.9 4.0 18.1 26.2 12.1 Tabelle 32 und Tabelle 33 zeigen die Konsequenzen des Polizeikontaktes als Täter. In Tabelle 32 sind ebenfalls wieder Mehrfachnennungen möglich. Bei den Volksschülern beider Geschlechter dominiert die Kategorie „keine Folgen“. Am häufigsten mussten die Schüler noch auf den Polizeiposten mitgehen, eine Verhaftung oder ein Verfahren blieben die Ausnahme. Bei den Mittelschülern gaben ebenfalls jeweils über 50% an, der Polizeikontakt sei ohne Folgen geblieben. Allerdings musste hier bereits jede vierte bis fünfte Person auf den Polizeiposten mitkommen. Bei den Berufsschülerinnen blieben immer noch knapp 50% der Polizeikontakte ohne Folgen, ein Drittel der Fälle führte dazu, dass die Schülerinnen auf den Polizeiposten mitkommen mussten. Bei den männlichen Berufsschülern mussten bereits knapp 40% einmal mit auf den Polizeiposten kommen und über ein Viertel musste schon einmal vor den Jugendanwalt. Auch hier blieb aber noch über ein Drittel aller Polizeikontakte ohne Folgen. Allgemein erhält man den Eindruck, dass männliche Jugendlich eher härtere Folgen angegeben haben, dies dürfte jedoch auch daran liegen, dass diese Gruppe eher schwerwiegendere Delikte begeht (siehe auch Tabelle 23 und Tabelle 31). 55 Tabelle 33: Urteil, falls Schüler vor Jugendanwalt/Jugendgericht kam (in %) Ich erhielt keine Strafe Ich erhielt nur eine bedingte Strafe Ich wurde bei einer Familie untergebracht Ich wurde in einem Heim untergebracht Ich erhielt einen Verweis Ich musste eine persönliche, unbezahlte (Arbeits-)Leistung erbringen Ich musste eine Busse bezahlen Ich erhielt eine unbedingte Freiheitsstrafe Weiss nicht Möchte nicht antworten Volksschule weiblich männlich 23.3 16.2 2.3 4.1 1.4 1.4 Mittelschule weiblich männlich 10.0 5.3 5.3 1.4 2.3 2.3 44.2 25.6 8.1 5.4 28.4 33.8 40.0 20.0 30.0 15.8 5.3 31.6 36.8 Berufsschule weiblich männlich 16.0 13.1 6.0 7.7 2.0 1.6 4.0 2.2 3.3 8.0 23.0 32.0 2.0 24.0 6.0 26.2 2.7 6.0 14.2 Tabelle 33 zeigt, dass von den Schülerinnen der 5. Schulstufe, welche vor einen Jugendanwalt oder vor ein Jugendgericht kamen, immer noch beinahe ein Drittel straffrei ausging. Als Strafe wurden nur die bedingte Strafe, die Busse und die unbedingte Freiheitsstrafe angegeben. Bei den männlichen Volksschülern finden sich auch einige wenige Fälle, in denen andere Strafen ausgesprochen wurden. Busse, unbedingte Freiheitsstrafe und bedingte Strafe sind aber auch hier am häufigsten genannt. Bei den Mittelschülerinnen gaben 40% an, eine Busse bezahlt haben zu müssen, zehn Prozent erhielten keine Strafe, der Rest machte keine Angaben. Auch bei den Mittelschülern ist die Busse die häufigste Strafe. Dies gilt auch für die Berufsschüler (weiblich und männlich), wobei doch fast ein Drittel der Berufsschülerinnen einmal eine Busse bezahlen mussten. Bei den Berufsschülern geben dies noch 26.2% an, gefolgt von 23%, welche eine persönliche (Arbeits-)Leistung erbringen mussten. 56 4.9 Fehlverhalten der Polizei (gesehen oder gehört) Die befragten Jugendlichen wurden gefragt, ob sie schon einmal einen Polizisten bei einem Fehlverhalten beobachtet oder in ihrem Bekanntenkreis schon einmal von einem solchen Vorfall gehört haben. Tabelle 34 zeigt die Häufigkeiten davon. Im Bekanntenkreis von einem Polizisten gehört, der… Selber einen Polizisten gesehen, der… Tabelle 34: Fehlverhalten eines Polizisten (gesehen oder davon gehört), in % jemanden unhöflich/unanständig behandelt seine nötigen Pflichten nicht wahrnimmt jemanden während Verhaftung ungerecht behandelt in einem Streit zwischen zwei Bürgern Partei ergreift ein Fehlverhalten eines anderen Polizisten deckt jemanden während Verhaftung körperlich misshandelt jemanden unhöflich/unanständig behandelt seine nötigen Pflichten nicht wahrnimmt in einem Streit zwischen zwei Bürgern Partei ergreift jemanden während Verhaftung ungerecht behandelt ein Fehlverhalten eines anderen Polizisten deckt jemanden während Verhaftung körperlich misshandelt Volksschule weiblich männlich 12.5 22.3 Mittelschule weiblich männlich 53.2 59.7 Berufsschule weiblich männlich 47.1 64.9 8.9 12.7 26.2 41.0 25.0 36.9 7.3 13.4 18.2 37.0 22.8 38.3 12.3 22.3 20.9 26.7 20.7 33.0 7.5 12.0 10.5 29.2 15.8 34.2 3.7 7.4 6.1 21.4 9.8 21.8 11.3 17.1 57.0 60.8 49.4 59.8 9.0 11.8 39.0 47.9 31.8 40.5 10.6 18.7 28.3 34.3 25.2 35.2 6.1 9.7 25.2 43.3 27.4 40.4 7.4 11.3 22.7 30.0 17.7 35.8 3.2 6.8 11.7 30.4 16.4 25.9 Wenig überraschend sind die Anteile derjenigen Schüler, welche schon einmal ein Fehlverhalten eines Polizisten gesehen oder davon gehört haben, bei den Mittelund Berufsschülern höher. Wegen ihrem höheren Alter haben diese sicher auch schon mehr Möglichkeiten gehabt, überhaupt mit der Polizei in Kontakt zu kommen oder von einem solchen Vorfall aus dem Bekanntenkreis zu erfahren. Weiter fällt auf, dass bei jeder Art von Fehlverhalten die männlichen Befragten häufiger angeben, dies schon einmal selbst gesehen oder davon gehört zu haben. Sowohl bei den selbst erlebten als auch bei den „gehörten“ Fällen von Fehlverhalten ist der Polizist, der jemanden unhöflich oder unanständig behandelt, der häufigste Fall, gefolgt von einem Polizisten, der seine nötigen Pflichten nicht wahrnimmt. Dass der Fall, in dem man selbst gesehen hat, ein Polizist jemand anderen während einer 57 Verhaftung ungerecht behandelt hat, häufiger bei den Schülern im 10. Schuljahr als denjenigen im 5. Schuljahr vorkommt, dürfte wohl daran liegen, dass die Jugendlichen im 5. Schuljahr selber noch selten Zeuge einer Verhaftung wurden. Gleiches gilt für „jemanden während einer Verhaftung körperlich misshandelt“. Der Polizist, der einen Kollegen deckt, ist zwar der zweit-seltenste Fall, aber trotzdem geben noch rund ein Drittel der männlichen Jugendlichen im 10. Schuljahr an, dies schon einmal selber gesehen oder davon gehört zu haben. Im Bekanntenkreis von einem Polizisten gehört, der… Selber einen Polizisten gesehen, der… Tabelle 35: Zusammenhänge zwischen selbst erlebtem und gehörtem Fehlverhalten eines Polizisten und der Einstellung zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht jemanden unhöflich/unanständig behandelt jemanden während Verhaftung ungerecht behandelt jemanden während Verhaftung körperlich misshandelt ein Fehlverhalten eines anderen Polizisten deckt in einem Streit zwischen zwei Bürgern Partei ergreift seine nötigen Pflichten nicht wahrnimmt jemanden unhöflich/unanständig behandelt jemanden während Verhaftung ungerecht behandelt jemanden während Verhaftung körperlich misshandelt ein Fehlverhalten eines anderen Polizisten deckt in einem Streit zwischen zwei Bürgern Partei ergreift seine nötigen Pflichten nicht wahrnimmt Volksschule weiblich männlich -0.801 (***) -0.671 (***) Mittelschule weiblich männlich -0.595 (***) -0.822 (***) Berufsschule weiblich männlich -0.666 (***) -0.773 (***) -0.635 (**) -0.586 (***) -0.488 (*) -0.840 (***) -0.717 (***) -0.698 (***) -0.753 (**) -0.634 (***) -0.367 (n.s.) -0.775 (***) -0.788 (***) -0.617 (***) -0.809 (***) -0.532 (***) -0.517 (*) -0.804 (***) -0.749 (***) -0.607 (***) -0.421 (*) -0.348 (**) -0.267 (n.s.) -0.557 (***) -0.426 (***) -0.333 (***) -0.656 (***) -0.530 (***) -0.624 (***) -0.666 (***) -0.567 (***) -0.672 (***) -0.704 (***) -0.560 (***) -0.629 (***) -0.652 (***) -0.535 (***) -0.572 (***) -0.548 (*) -0.664 (***) -0.712 (***) -0.716 (***) -0.613 (***) -0.643 (***) -0.876 (***) -0.673 (***) -0.498 (*) -0.741 (***) -0.737 (***) -0.551 (***) -0.769 (***) -0.409 (*) -0.477 (**) -0.761 (***) -0.710 (***) -0.550 (***) -0.475 (*) -0.120 (n.s.) -0.247 (n.s.) -0.611 (***) -0.480 (***) -0.329 (***) -0.659 (***) -0.562 (***) -0.602 (***) -0.493 (***) -0.522 (***) -0.580 (***) *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Das selbst erfahrene oder gehörte Fehlverhalten eines Polizisten hat einen durchwegs stark negativen und bei fast allen Gruppen statistisch signifikanten Zusam58 menhang mit der Einstellung zur Polizei. Wer selbst einmal ein Fehlverhalten der Polizei gesehen hat oder im Bekanntenkreis davon gehört hat, hat unweigerlich eine schlechtere Einstellung zur Polizei als wer noch nie etwas von einem solchen Vorfall gesehen oder gehört hat. Solches Fehlverhalten steht häufig sogar in einem stärkeren negativen Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei als eigene Täter- oder Opfererfahrungen. 4.10 Unsicherheitsgefühl Tabelle 36 zeigt auf, in welchen Situationen sich die befragten Schüler wie unsicher fühlen. Es wurde gefragt, wie häufig sich die Schüler in den Situationen unwohl oder bedroht fühlen, wenn sie ohne Begleitung unterwegs sind. • In der Schule ist bei allen Gruppen das Unsicherheitsgefühl gering. Männliche Volksschüler fühlen sich in der Umgebung der Schule (auf dem Pausenplatz) am unsichersten, jedoch geben gerade einmal 15.4% an, sich dort manchmal unsicher zu fühlen. Vermutlich handelt es sich dabei um Schüler, die gelegentlich von anderen schikaniert oder misshandelt werden. Da das Schulhaus kein Ort ist, an dem man sich freiwillig aufhält oder den man auch meiden könnte, ist ein Anteil von 15%, die sich dort unsicher fühlen, alles andere als eine Bagatelle. • Auch zu Hause in der Wohnung fühlen sich die befragten Jugendlichen sicher. • Allgemein gilt: Männliche Jugendliche fühlen sich häufiger sicher als weibliche, unabhängig vom Geschlecht fühlen sich die Schüler am Abend unsicherer als tagsüber. • Tagsüber im Quartier geben maximal 11.3% der Schüler (männliche Volksschüler) an, sich manchmal, oft oder immer unsicher zu fühlen. Spätabends/nachts sieht es anders aus: Über die Hälfte (53.4%) der Berufsschülerinnen geben an, sich dann im Quartier manchmal, immer oder gar oft unsicher zu fühlen. Tagsüber sind es gerade mal 5.1%. Auch bei den Mittelschülerinnen liegt der Wert beinahe bei 50%. • Während weibliche Schülerinnen mit steigendem Alter im eigenen Quartier am Abend ein erhöhtes Unsicherheitsgefühl entwickeln, nimmt dieses Gefühl bei männlichen Schülern mit zunehmendem Alter ab. 59 Tabelle 36: Unsicherheitsgefühle, in % Auf meinem Schulweg Während des Unterrichts im Schulzimmer In den Pausen auf dem Pausenplatz Auf der Schultoilette Zu Hause in meiner Wohnung Tagsüber in meinem Quartier Spätabends/nachts in meinem Quartier Tagsüber an Tramoder Bushaltestelle Spätabends/nachts an Tram- oder Bushaltestellen Tagsüber an Bahnhöfen Spätabends/nachts an Bahnhöfen Tagsüber im Tram oder Bus Spätabends/nachts im Tram oder Bus Tagsüber im Zug Spätabends/nachts im Zug Spätabends/nachts in Wäldern oder Parks selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie manchmal immer/oft selten/nie Volksschüler Mittelschüler Berufsschüler weiblich männlich weiblich männlich weiblich männlich 85.3 87.3 91.5 92.1 90.5 92.6 12.6 11.6 8.5 7.0 8.6 5.6 2.1 1.1 0.9 0.9 1.8 92.5 91.4 98.7 95.4 96.3 94.4 6.0 5.8 1.3 2.8 2.6 3.1 1.5 2.7 1.9 1.1 2.5 86.9 81.6 98.3 95.8 96.3 91.3 11.2 15.4 0.9 3.7 3.2 6.7 2.0 3.0 0.9 0.5 5.0 2.0 89.4 91.3 97.9 97.2 96.9 95.0 9.1 7.2 1.3 0.9 2.3 3.1 1.5 1.5 0.9 1.9 0.9 1.9 85.1 88.7 93.2 95.8 89.6 95.6 11.9 8.1 6.0 3.2 9.2 2.5 3.0 3.2 0.9 0.9 1.2 1.9 90.6 88.6 97.0 95.3 95.0 93.8 8.5 9.5 3.0 4.7 4.2 4.4 0.8 1.8 0.7 1.8 57.0 66.9 50.8 75.3 46.6 78.7 34.3 28.3 41.1 19.1 38.9 15.8 8.7 4.8 8.1 5.6 14.5 5.5 77.7 84.9 89.3 92.1 83.2 89.5 20.3 13.5 10.3 6.9 15.0 8.4 2.0 1.6 0.4 0.9 1.8 2.2 47.2 63.2 17.4 46.0 18.7 58.5 38.4 30.9 67.2 45.1 59.0 36.2 14.3 5.9 15.3 8.8 22.3 5.4 81.0 89.3 91.5 92.6 86.4 89.7 17.7 9.4 7.7 7.4 12.4 8.1 1.4 1.3 0.9 1.2 2.1 42.9 55.8 13.2 34.4 13.8 45.2 35.0 33.3 61.7 51.6 52.7 44.8 22.1 10.9 25.1 14.0 33.5 10.0 83.8 90.1 95.7 94.9 89.5 92.7 15.2 8.5 3.4 4.7 9.3 5.0 0.9 1.4 0.9 0.5 1.1 2.3 51.5 67.5 26.0 55.6 27.7 67.0 34.2 28.6 63.4 38.4 55.5 28.6 14.4 3.9 10.6 6.0 16.8 4.4 83.3 91.9 94.8 97.2 90.5 93.8 16.1 6.9 4.7 2.3 8.3 4.5 0.6 1.2 0.4 0.5 1.3 1.7 49.6 62.2 19.2 54.9 19.2 59.3 36.8 32.3 65.0 39.4 60.2 34.4 13.6 5.5 15.8 5.6 20.6 6.3 38.1 47.4 12.8 43.0 12.3 46.1 manchmal 34.8 36.2 43.8 43.5 34.1 41.1 immer/oft 27.1 16.4 43.4 13.6 53.5 12.8 60 • Abends an Tram- oder Bushaltestellen sieht es anders aus: Hier steigt auch bei männlichen Jugendlichen das Unsicherheitsgefühl mit höherem Alter. Allerdings entwickeln auch hier die weiblichen Befragten ein stärkeres Unsicherheitsgefühl als die männlichen. • Interessanterweise fühlen sich die Jugendlichen an Bahnhöfen spätabends unsicherer als an den Tram- oder Bushaltestellen, obwohl sich an Bahnhöfen wohl eher mehr Personen aufhalten als an Tram- oder Bushaltestellen. • Zwischen dem Aufenthalt im Tram oder Bus und dem Aufenthalt im Zug finden sich – egal ob tagsüber oder abends/nachts – keine grösseren Unterschiede. • Auch nicht unbedingt überraschend geben die Schüler an, sich spätabends/nachts in Wäldern oder Parks am unsichersten zu fühlen. Ebenfalls interessant ist, dass die Volksschülerinnen dabei seltener angeben, sich in dieser Situation manchmal, immer oder oft unsicher zu fühlen als die älteren Mittel- und Berufsschülerinnen. Hier nimmt die Unsicherheit also mit steigendem Alter zu. Von den untersuchten Unsicherheitsgefühlen in Tabelle 37 stehen nur sehr wenige in einem statistisch signifikanten Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei. Es fällt zudem weiter auf, dass alle Unsicherheitssituationen mit statistischem Zusammenhang sich nicht etwa nachts abspielen, sondern durchwegs tagsüber und in Situationen, in welchem man keine hohe Unsicherheit erwarten würde. Tagsüber im Tram oder Bus, auf der Schultoilette, in der eigenen Wohnung, während dem Unterricht im Schulzimmer und tagsüber im Quartier – das scheinen keine objektiv unsichere Situationen zu sein – ausser bei Schüler(inne)n, die häufig von anderen „geplagt“ werden. Dieser Befund lässt sich wie folgt erklären: Nur bei denjenigen Personen, welche sich in objektiv sicheren Situationen trotzdem unsicher fühlen, ist dieses Gefühl stark genug, um einen Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei zu entstehen zu lassen. Nur bei sehr unsicheren Personen ist also die Einstellung zur Polizei auch eher negativ. Wer sich z.B. spätabends an Tram- oder Bushaltestellen oder in Wäldern oder Parks unsicher fühlt, hat deswegen noch lange keine negative Einstellung zur Polizei. 61 Tabelle 37: Zusammenhänge zwischen Unsicherheitsgefühlen und Einstellung zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht Volksschule Unsicher auf Schulweg Unsicher spätabends/nachts im Zug Unsicher tagsüber an Tram-/Bushaltestelle Unsicher spätabends/nachts im Quartier Unsicher tagsüber im Tram oder Bus Unsicher auf der Schultoilette Unsicher spätabends/nachts an Bahnhöfen Unsicher zu Hause in meiner Wohnung Unsicher spätabends/nachts im Tram oder Bus Unsicher tagsüber an Bahnhöfen Unsicher während Unterricht im Schulzimmer Unsicher tagsüber in meinem Quartier Unsicher in Pausen auf Pausenplatz Unsicher spätabends/nachts an Tram- oder Bushaltestellen Unsicher tagsüber im Zug Unsicher spätabends/nachts in Wäldern/Parks Mittelschule weiblich 0.184 (n.s.) 0.151 (n.s.) männlich -0.644 (n.s.) -0.170 (n.s.) weiblich -0.443 (n.s.) -0.589 (n.s.) -0.013 (n.s.) 0.049 (n.s.) 0.192 (n.s.) -0.751 (*) -0.581 (n.s.) -0.570 (n.s.) -0.716 (*) -0.581 (n.s.) -0.017 (n.s.) -0.138 (n.s.) 0.252 (n.s.) -0.219 (n.s.) -0.543 (*) -0.581 (n.s.) 0.186 (n.s.) -0.078 (n.s.) 0.040 (n.s.) -0.707 (n.s.) -0.581 (n.s.) 0.189 (n.s.) -0.370 (n.s.) -0.676 (*) -0.657 (n.s.) -0.392 (n.s.) -0.443 (n.s.) -0.441 (n.s.) -0.581 (n.s.) 0.036 (n.s.) -0.120 (n.s.) -0.128 (n.s.) männlich 0.014 (n.s.) -0.162 (n.s.) weiblich -0.479 (n.s.) 0.013 (n.s.) männlich -0.216 (n.s.) -0.002 (n.s.) 0.014 (n.s.) -0.483 (n.s.) -0.216 (n.s.) -0.511 (n.s.) -0.082 (n.s.) -0.047 (n.s.) -0.258 (n.s.) -0.255 (n.s.) 0.014 (n.s.) -0.685 (n.s.) -0.261 (n.s.) -0.061 (n.s.) 0.109 (n.s.) 0.170 (n.s.) -0.525 (n.s.) -0.261 (n.s.) 0.029 (n.s.) -0.122 (n.s.) -0.231 (n.s.) -0.465 (n.s.) -0.497 (n.s.) 0.133 (n.s.) 0.320 (n.s.) -0.766 (*) -0.217 (n.s.) -0.829 (*) -0.216 (n.s.) -0.435 (n.s.) -0.386 (n.s.) -0.750 (n.s.) 0.044 (n.s.) Berufsschule 0.055 (n.s.) 0.110 (n.s.) -0.075 (n.s.) -0.361 (n.s.) -0.320 (n.s.) 0.124 (n.s.) 0.231 (*) *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Im Gegenteil: Wer sich spätabends oder nachts in Wäldern oder Parks unsicher fühlt, scheint sogar eher eine leicht positivere Einstellung zur Polizei zu haben als wer sich dort nicht unsicher fühlt. Statistisch signifikant ist dieser Zusammenhang allerdings nur bei den männlichen Berufsschülern. 62 4.11 Hypothetisches Anzeigeverhalten Beim Anzeigeverhalten (Tabelle 38) zeigt sich, das alle befragten Schüler, egal welchen Geschlechts oder welcher Schulstufe, sowohl einen hypothetischen Raub als auch eine Sexualstraftat zur Mehrheit anzeigen würden. Allgemein weisen die männlichen Schüler eine etwas tiefere Quote auf als die weiblichen, die älteren Schüler eine etwas tiefere als die jüngeren und die Berufsschüler eine tiefere als die Mittelschüler. Zudem würde eine Sexualstraftat seltener angezeigt als ein Raub (eventuell hängt dies damit zusammen, dass Straftaten, bei denen ein materieller Schaden entstanden ist, häufiger angezeigt werden als solche ohne, und dass bei einem Sexualdelikt die Rolle des Opfers – zumindest in der Wahrnehmung der Befragten – stärker hinterfragt wird als bei einem Raub (dazu Killias, 2002, 80 ff.). Interessant ist auch, dass die männlichen Jugendlichen mit einer Ausnahme (Volksschüler, Sexualstraftat) eine höhere Rate bei „Möchte nicht antworten“ aufweisen. Im Übrigen liegen die hypothetischen Anzeigeraten weit höher als die realen, wie sie für Jugendliche in anderen Studien erhoben wurden (Killias et al. 2009). Tabelle 38: Hypothetisches Anzeigeverhalten, in % Raub Würde nicht anzeigen Würde anzeigen Möchte nicht antworten Sexualdelikt Würde nicht anzeigen Volksschüler Mittelschüler Berufsschüler weiblich männlich weiblich männlich weiblich männlich 7.9 9.8 9.7 13.4 12.8 23.9 86.0 82.1 86.9 78.7 83.9 69.5 6.2 8.0 3.4 7.9 3.4 6.6 6.4 9.5 9.0 12.1 12.7 23.9 Würde anzeigen 84.0 81.4 80.8 75.3 78.2 64.8 Möchte nicht antworten 9.6 9.2 10.3 12.6 9.1 11.3 Tabelle 39 zeigt die angegeben Gründe, weshalb die befragten Jugendlichen einen hypothetischen Raub oder ein Sexualdelikt anzeigen würden oder wieso nicht. Folgende Punkte fallen auf: • Mittel- und Berufsschüler zeigen einen Raub häufiger an, damit die Täter bestraft werden als die Volksschüler. Bei den Volksschülern überwiegt dafür „Damit die Täter mich nachher nicht erneut „dran nehmen“. • Der Grund „Damit das nicht jemand anderem passieren kann“ für eine Anzeige eines Raubes wurde von Schülerinnen häufiger gewählt als von Schülern. • „Weil man das so macht“ oder „Die Tat war schlimm für mich“ sind die am seltensten gewählten Kategorien. 63 • Als Grund, auf eine Anzeige bei einem Raub zu verzichten, wird von Schüler auffallend häufiger „Ich würde die Angelegenheit lieber selber regeln“ gewählt als von Schülerinnen. Diese wiederum geben häufiger an, sie würden den Fehler auch bei sich suchen oder dass sie Angst hätten, die Täter würden sie dann erst recht „dran nehmen“. • Bei der Kategorie „Die Polizei könnte sowieso nichts tun“ finden sich für Raub massive Unterschiede je nach Alter. 7% bei den Volksschülerinnen stehen 71.4% bei den Mittelschülerinnen gegenüber. Interessant auch, dass dieser Grund bei den älteren Schülergruppen häufiger von Frauen als von Männern angegeben wurden. • Bei einem Sexualdelikt wird als Grund für eine Anzeige von allen Gruppen angegeben „Damit die Täter bestraft werden“. • „Damit das nicht jemand anderem passieren kann“ wird auch hier häufiger von Schülerinnen als von Schülern als Grund angegeben. • „Die Tat war schlimm für mich“ wird bei einem Sexualdelikt häufiger angegeben als bei einem Raub. Dies gilt für alle Gruppen. • Die Gründe, ein Sexualdelikt nicht anzuzeigen, variieren je nach Geschlecht. Alle männlichen Jugendlichen geben an, die Angelegenheit lieber selber zu regeln. Bei den Volks- und den Berufsschülerinnen dominiert die Angst, nochmals Opfer eines Sexualdeliktes zu werden, während die Mittelschülerinnen das Gefühl haben, die Polizei könne sowieso nichts tun. • Auch bei den Sexualdelikten ist der Anteil männlicher Jugendlicher, welche aus Angst vor einem erneuten Delikt keine Anzeige erstatten würden, viel kleiner als bei den weiblichen. • Positiv ist, dass die Antwort „Ich würde nicht mit der Polizei zu tun haben wollen“ nur relativ selten angegeben wird. Dies ist häufiger bei männlichen Jugendlichen und häufiger beim Raub der Fall als bei einem Sexualdelikt. 64 Tabelle 39: Gründe für (Nicht-) Anzeige bei Polizei, in % Würde Raub anzeigen Würde Raub nicht anzeigen Würde Sexualdelikt anzeigen Würde Sexualdelikt nicht anzeigen Damit ich meine Sachen wiederbekomme Damit die Täter bestraft werden Damit die Täter mich nachher nicht erneut "dran nehmen" Damit das nicht jemand anderem passieren kann Weil man das so macht Die Tat war schlimm für mich Das wäre für mich nicht so schlimm Ich würde die Angelegenheit lieber selber regeln Die Polizei könnte sowieso nichts tun Ich würde nichts mit der Polizei zu tun haben wollen Ich würde den Fehler auch bei mir suchen Ich hätte Angst, dass mich die Täter dann erst recht "dran nehmen" Damit die Täter bestraft werden Damit mir das die Täter nachher nicht erneut antun können Damit das nicht jemand anderem passieren kann Weil man das so macht Die Tat war schlimm für mich Das wäre für mich nicht so schlimm Ich würde die Angelegenheit lieber selber regeln Die Polizei könnte sowieso nichts tun Ich würde nichts mit der Polizei zu tun haben wollen Ich würde den Fehler auch bei mir suchen Ich hätte Angst, dass mir das die Täter erneut antun können Volksschüler weiblich männlich 72.8 82.1 Mittelschüler Berufsschüler weiblich männlich weiblich männlich 83.4 83.5 84.7 86.3 61.4 66.8 71.7 72.9 76.7 74.8 54.6 52.7 23.4 22.9 26.9 23.6 65.6 50.8 61.5 31.8 57.4 38.9 20.1 29.0 12.7 30.2 32.6 22.5 38.0 16.6 14.3 37.6 10.0 17.9 28.7 20.7 12.1 30.4 12.8 8.1 19.7 37.1 28.6 60.7 45.5 73.7 7.0 15.7 71.4 60.7 60.6 44.4 9.9 18.0 14.3 25.0 14.1 35.4 12.7 10.1 9.5 - 7.1 3.5 35.2 14.6 23.8 10.7 33.3 8.1 75.4 79.2 87.3 91.4 89.7 88.3 72.9 68.5 69.8 56.8 67.7 56.1 73.7 61.9 86.2 64.2 80.8 65.4 24.3 52.3 12.3 34.0 49.2 11.6 25.4 50.3 - 34.6 35.8 19.2 28.8 57.8 7.1 34.3 32.0 19.7 19.3 27.9 33.3 69.2 31.6 64.1 5.3 12.8 66.7 38.5 37.8 19.7 5.3 16.3 - 15.4 13.3 18.7 7.0 7.0 14.3 7.7 20.4 4.0 42.1 19.8 28.6 - 41.8 2.0 65 Tabelle 40: Zusammenhänge Anzeigeverhalten und Einstellung zur Polizei; nach Schultyp und Geschlecht Würde Raub anzeigen Würde Körperverletzung anzeigen Volksschule weiblich männlich 0.455 (n.s.) 0.629 (***) 0.274 (n.s.) 0.605 (***) Mittelschule weiblich männlich 0.053 (n.s.) 0.735 (***) 0.092 (n.s.) 0.628 (***) Berufsschule weiblich männlich 0.320 (**) 0.579 (***) 0.319 (**) 0.518 (***) *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Das Anzeigeverhalten (Tabelle 40) steht erwartungsgemäss bei allen Schultypen und unabhängig vom Geschlecht in einem positiven Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei: Wer einen Raub oder eine Körperverletzung anzeigen würde, hat auch eine positive Einstellung zur Polizei und umgekehrt. Dies überrascht insofern nicht, als dass sich jemand mit einer negativen Einstellung zur Polizei wohl von einer Anzeige auch nicht sehr viel erhofft und deshalb eher darauf verzichtet. 5 Multivariate Analysen In diesem Kapitel soll nun der Einfluss der vorher dargelegten Faktoren genauer untersucht werden. Mit Hilfe von multivariaten Analysen kann festgestellt werden, welcher Einfluss mit welchem anderen in Zusammenhang steht. Das heisst, so können nicht nur zwei verschieden Variablen (Einstellung zur Polizei und z.B. Kontakt zur Polizei als Täter), sondern mehrere Einflussfaktoren miteinander untersucht werden. So wird ersichtlich, ob sich die Einflüsse mehrerer Variablen überlagern und welche Variablen tatsächlich einen Einfluss ausüben. Die Auswahl der Variablen, welche in diese Untersuchung einfliessen, basiert auf den untersuchten Einflussfaktoren in Kapitel 4. Da multivariate Analysen empfindlich auf eine tiefe Fallzahl reagieren, werden für die folgenden Analysen die Mittel- und Berufsschüler zu einer einzelnen Kategorie (10. Schuljahr) kombiniert. Der Einfachheit und der besseren Übersicht zuliebe werden im Folgenden nur diejenigen Faktoren in den Tabellen angegeben, welche bivariat einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Einstellung zur Polizei aufweisen. 66 5.1 5. Schuljahr, Mädchen Tabelle 41: Multivariate Analyse: Einflussfaktoren auf Einstellung zur Polizei bei Schülerinnen im 5. Schuljahr OR Zufrieden mit Kriminalitätsprävention allgemein (Nein/Ja) Zufrieden mit Auftreten der Polizei auf Strasse (Nein/Ja) Die Polizei sollte uns an der Schule mehr in Ruhe lassen (Nein/Ja) Schon einmal im Bekanntenkreis von einem Polizisten gehört, der ein Fehlverhalten eines anderen Polizisten deckt (Nein/Ja) Schon einmal einen Polizisten gesehen, der jemanden unhöflich oder unanständig behandelt (Nein/Ja) Konstante 2.924 (**) 2.503 (**) .303 (**) .288 (***) .190 (***) 6.666 (***) N = 895 Bei den Schülern im 5. Schuljahr wurden keine Fragen zu selbst berichteter Delinquenz, sowie Alkohol- und Drogenkonsum gestellt. *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Tabelle 41 zeigt die Einflussfaktoren, welche einen signifikanten Einfluss auf die Einstellung zur Polizei bei den Schülerinnen im 5. Schuljahr ausüben. Wie bei den anderen Gruppen nimmt auch hier die Einschätzung der allgemeinen Kriminalitätsprävention den Spitzenplatz ein: Schülerinnen, welche die allgemeine Kriminalitätsprävention als positiv einschätzen, haben eine um 2.9-mal höhere Wahrscheinlichkeit, eine positive Einstellung zur Polizei zu haben als Schülerinnen, welche die allgemeine Kriminalitätsprävention negativ beurteilen. Schülerinnen, welche mit dem Auftreten der Polizei auf der Strasse zufrieden sind, haben eine um den Faktor 2.5 mal höhere Chance, eine positive Einstellung zur Polizei zu haben. Schülerinnen, welche hingegen finden, die Polizei solle sie an der Schule mehr in Ruhe lassen, haben eine um den Faktor 0.3-mal „höhere“ (also eine tiefere) Chance, eine positive Einstellung zur Polizei zu haben als solche, welche dies nicht finden. Umgekehrt bedeutet dies, dass Schülerinnen, welche nicht finden, die Polizei solle sie an der Schule mehr in Ruhe lassen eine 3.3-mal höhere Chance haben, eine positive Einstellung zur Polizei zu haben. Noch stärker sind die Einflüsse bei Schülerinnen, welche schon einmal in ihrem Bekanntenkreis von einem Polizisten gehört haben, welcher das Fehlverhalten eines Kollegen gedeckt hat und bei solchen, welche selber schon einmal einen Polizisten gesehen haben, der jemanden unhöflich oder unanständig behandelt hat. Bei letzterer Gruppe ist die Chance, eine positive Einstellung zur Polizei zu haben nur 0.19 mal so hoch wie bei den Schülerinnen, die noch nie eine Situation erlebt haben. Das heisst, ihre Wahrscheinlichkeit, eine 67 schlechte Einstellung zu haben, ist um 5.2-mal höher als bei solchen ohne eine solche Erfahrung. Alle anderen in Kapitel 4 angeschauten Einflussfaktoren haben keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die Einstellung zur Polizei. Das bedeutet, dass z.B. die Reaktion der Schülerinnen, wenn sie einen Polizisten auf der Strasse sehen, alle demographischen Variablen, das Ausgeh- und Freizeitverhalten, die Kollegen, die Opfererfahrungen, der frühere Kontakt zur Polizei, die individuellen Unsicherheitsgefühle und das Anzeigeverhalten zwar einen Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei aufweisen, aber keinen Einfluss darauf. Für die Schülerinnen in der 5. Klasse lassen sich die relevanten Einflüsse auf ihre Einstellung zur Polizei unter Wahrnehmung und Image der Polizei zusammenfassen. Die eigenen Erfahrungen (ob als Täter oder Opfer) mit der Polizei spielen hier keine Rolle, sondern vielmehr was man über die Polizei gehört und gesehen hat und wie man ihr Auftreten empfindet. 5.2 5. Schuljahr, Knaben Tabelle 42: Multivariate Analyse: Einflussfaktoren auf Einstellung zur Polizei bei Schülern im 5. Schuljahr Zufrieden mit Kriminalitätsprävention allgemein (Nein/Ja) Eltern wissen immer/oft mit wem im Ausgang (Nein/Ja) Im Bekanntenkreis schon einmal von einem Polizisten gehört, der in einem Streit zwischen zwei Bürgern Partei ergriff (Nein/Ja) Würde Sexualstraftat anzeigen (Nein/Ja) Zufrieden mit Auftreten der Polizei auf Strasse (Nein/Ja) Schon einmal einen Polizisten gesehen, der jemanden unhöflich oder unanständig behandelt (Nein/Ja) Eltern geben immer/oft Rückkehrzeit vor (Nein/Ja) Im Bekanntenkreis schon einmal von einem Polizisten gehört, der während einer Verhaftung jemanden ungerecht behandelt (Nein/Ja) Finde, die Polizei sollte uns auf der Strasse mehr in Ruhe lassen (Nein/Ja) Ich werde aggressiv, wenn ich auf der Strasse einen Polizisten sehe (Nein/Ja) Konstante OR 4.665 (***) 2.909 (*) 2.824 (*) 2.715 (*) 2.591 (**) .498 (*) .374 (*) .331 (*) .221 (***) .092 (***) 1.436 (n.s.) N = 905 Bei den Schülern im 5. Schuljahr wurden keine Fragen zu selbst berichteter Delinquenz, sowie Alkohol- und Drogenkonsum gestellt. *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Bei den Knaben im 5. Schuljahr (Tabelle 42) finden sich mehr signifikante Einflüsse als bei den gleichaltrigen Mädchen. Gleich wie bei den Mädchen in dieser Schulstufe übt die Wahrnehmung der allgemeinen Kriminalitätsprävention den stärksten positi68 ven Einfluss aus auf die Einstellung zur Polizei. Wer die allgemeine Kriminalitätsprävention als positiv empfindet, hat eine 4.6-mal höhere Wahrscheinlichkeit, eine positive Einstellung zur Polizei zu haben, als wer sie als negativ empfindet. Weitere positive Effekte finden sich bei Schülern, deren Eltern immer oder oft wissen, mit wem sie im Ausgang sind, die im Bekanntenkreis schon einmal von einem Polizisten gehört haben, welcher in einem Streit zwischen zwei Bürgern Partei ergriff9, wer eine Sexualstraftat anzeigen würde und wer zufrieden ist mit dem Auftreten der Polizei auf der Strasse. Schüler, auf die diese Faktoren zutreffen, haben eine mindestens 2.5-mal so hohe Chance auf eine positive Einstellung zur Polizei als solche, auf die dies nicht zutrifft. Eine kleinere Wahrscheinlichkeit auf eine positive Einstellung zur Polizei haben Schüler, die selber schon einmal einen Polizisten gesehen haben, der jemanden unhöflich oder unanständig behandelte, deren Eltern immer oder oft eine Rückkehrzeit vorgeben, die in ihrem Bekanntenkreis schon einmal von einem Polizisten gehört haben, der jemanden während einer Verhaftung ungerecht behandelte, die finden, die Polizei solle sie auf der Strasse mehr in Ruhe lassen und die angeben, aggressiv zu werden, wenn sie einen Polizisten auf der Strasse sehen. Gerade der letzte Faktor wirkt sehr stark negativ: Wer dies angibt, hat eine 10-mal so hohe Wahrscheinlichkeit, eine negative Einstellung zur Polizei zu haben als wer dies nicht angibt. Dies dürfte darauf zurückzuführen zu sein, dass, wer bei der Ansicht eines Polizisten auf der Strasse aggressiv wird, mit extrem negativen Gefühlen gegenüber der Polizei „belastet“ sein dürfte. Im Gegensatz zu den Mädchen im 5. Schuljahr finden sich hier zwei Variablen aus der Gruppe „Freizeitverhalten“. Wer seine Eltern darüber informiert, mit wem er in den Ausgang geht, hat mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eine positive Einstellung zur Polizei, wer sich nicht and die von den Eltern vorgegebenen Rückkehrzeiten hält, hat mit höherer Wahrscheinlichkeit eine negative Einstellung. Dieser Zusammenhang ist nicht einfach zu erklären. Eventuell hat er damit zu tun, dass wer Autoritäten eher nicht gehorcht (elterliche Rückkehrzeit), auch eher eine negative Einstel- 9 Hier besteht ev. die Möglichkeit, dass diese Frage im Fragebogen von den Volksschülern nicht korrekt verstanden wurde. Ihr ursprünglicher Sinn bezog sich auf Polizisten, welche in einem Streit (im Sinne einer Parteilichkeit) Partei ergriffen und nicht neutral blieben. Vielleicht verstanden die Volksschüler dies hier allgemein als „Streit schlichten“. 69 lung zur Polizei hat. Ebenfalls keinen Einfluss auf die Einstellung der männlichen Volksschüler zur Polizei haben ihre Reaktion auf die Polizei auf der Strasse, demographische Variablen, Gangmitgliedschaft, Opfererfahrungen, der eigene Kontakt zur Polizei und die eigenen Unsicherheitsgefühle. Interessant ist der Einfluss des Anzeigeverhaltens bei einer Sexualstraftat. Eventuell versprechen sich die männlichen Volksschüler mehr von einer solchen Anzeige als die weiblichen, so dass bei ihnen ein positiver Einfluss davon ausgeht. 5.3 10. Schuljahr, Mädchen Tabelle 43: Multivariate Analyse: Einflussfaktoren auf Einstellung zur Polizei bei Schülerinnen im 10. Schuljahr OR Zufrieden mit Kriminalitätsprävention allgemein (Nein/Ja) Zufrieden mit Auftreten Polizei auf Strasse (Nein/Ja) Opfer Raub (Nein/Ja) Kontakt zu Polizei weil ich Polizisten etwas fragen wollte (Nein/Ja) Täter Cannabiskonsum (Nein/Ja) Die Polizei sollte uns auf der Strasse mehr in Ruhe lassen (Nein/Ja) Kontakt zu Polizei weil selber Täter (Nein/Ja) Schon mal einen Polizisten gesehen, der jemanden unhöflich oder unanständig behandelt (Nein/Ja) Schon mal einen Polizisten gesehen, der ein Fehlverhalten eines anderen Polizisten deckt (Nein/Ja) Täter Sachbeschädigung (Nein/Ja) Die Polizei sollte uns an der Schule mehr in Ruhe lassen (Nein/Ja) Im Bekanntenkreis schon einmal von einem Polizisten gehört, der jemanden während einer Verhaftung körperlich misshandelt (Nein/Ja) Ich werde aggressiv, wenn ich auf der Strasse einen Polizisten sehe (Nein/Ja) Konstante 2.955 (***) 2.579 (***) 2.427(**) 1.639 (*) .635 (*) .487 (*) .480 (**) .469 (**) .419 (**) .361 (**) .313 (***) .276 (***) .108 (*) 4.976 (***) N = 1’072 *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Die statistisch signifikanten Einflussfaktoren der Mädchen im 10. Schuljahr (Tabelle 43) sind relativ ähnlich wie bei den beiden vorhergehenden Gruppen. Allerdings kommen hier noch eigene Täter- und Opfererfahrungen hinzu. Auch hier üben die Wahrnehmung der allgemeinen Kriminalitätsprävention und die Zufriedenheit mit dem Auftreten der Polizei auf der Strasse den stärksten Einfluss auf die Einstellung zur Polizei aus. Junge Frauen im 10. Schuljahr, welche mit der Kriminalitätsprävention, resp. mit dem Auftreten der Polizei auf der Strasse zufrieden sind, haben eine 2.9-mal, resp. 2.-5-mal so hohe Wahrscheinlichkeit, eine positive Einstellung zur Polizei zu haben als diejenigen, die das nicht sind. Interessant und positiv für die Polizei ist, dass auch die jungen Frauen, welche schon einmal Opfer eines Raubes wur70 den oder einen Polizisten etwas fragen wollten, eine positivere Einstellung zur Polizei haben. Der Kontakt mit der Polizei scheint in diesen beiden Fällen in positiver Erinnerung geblieben zu sein, oder die Einstellung zur Polizei verbessert zu haben. Auf der anderen Seite hat, wer schon mal Cannabis konsumiert hat (egal ob dadurch ein Kontakt zur Polizei hervorgegangen ist oder nicht) oder selber bereits einmal Kontakt zur Polizei hatte, weil sie etwas Illegales begangen hat, eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine negative Einstellung zur Polizei zu haben. Auch wer schon einmal ein Fehlverhalten eines Polizisten beobachtet hat, selber eine Sachbeschädigung begangen hat, findet, die Polizei solle sie an der Schule mehr in Ruhe lassen, im Bekanntenkreis schon einmal von einem Fehlverhalten eines Polizisten gehört hat oder aggressiv wird, wenn sie auf der Strasse einen Polizisten sieht, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit auf eine negative Einstellung zur Polizei als wer dies nicht angibt. Auch hier wieder hat eine aggressive Reaktion auf einen Polizisten auf der Strasse den stärksten negativen Einfluss auf die Einstellung zur Polizei: Wer dies angibt, hat eine 9.25-mal höhere Wahrscheinlichkeit, eine schlechte Einstellung zur Polizei zu haben als wer keine solche Reaktion verspürt. Im Gegensatz zu den 5. Klässlern spielt hier also auch der eigene Kontakt zur Polizei eine Rolle bei der Bildung der Einstellung zu ihr. Dies macht auch Sinn, hatten die Schüler der 10. Klasse doch schon mehr direkten Kontakt zur Polizei. Positiv ist, dass der Kontakt als Opfer eine positive Auswirkung auf die Einstellung zur Polizei hat. Dass der Kontakt als Täter eine negative Auswirkung hat, dürfte in der Natur der Sache liegen. Bei den Schülerinnen der 10. Klasse lassen sich zwar mehr positive Einflussfaktoren identifizieren als bei denjenigen in der 5. Klasse, nichtsdestotrotz haben auch hier einige der in Kapitel 4 identifizierten Faktoren mit einem feststellbaren Zusammenhang keinen Einfluss: Auch hier findet sich kein Zusammenhang zwischen Einstellung zur Polizei und demographischen Variablen, Freizeitverhalten, Gangmitgliedschaft, Unsicherheitsgefühlen und Anzeigeverhalten. Im Gegensatz zu den identifizierten Variablen mit Einfluss bei den Schülerinnen der 5. Klasse finden sich hier aber auch eigene persönliche Erfahrungen, während bei den 5. Klässlern die Einstellung zur Polizei eher durch indirekt wahrgenommene Handlungen der Polizei oder 71 Erwartungen bestimmt wurde, weniger durch eigene direkte Erfahrungen mit der Polizei. 5.4 10. Schuljahr, Knaben Tabelle 44: Multivariate Analyse: Einflussfaktoren auf Einstellung zur Polizei bei Schülern im 10. Schuljahr Zufrieden mit Kriminalitätsprävention allgemein (Nein/Ja) Zufrieden mit Auftreten Polizei auf Strasse (Nein/Ja) Würde Sexualstraftat anzeigen (Nein/Ja) Ich fühle nichts Spezielles, wenn ich auf der Strasse einen Polizisten sehe (Nein/Ja) Zufrieden mit Auftreten Polizei an der Schule (Nein/Ja) Die Polizei sollte auf der Strasse mehr mit den Leuten sprechen (Nein/Ja) Ich frage mich, ob ich mich korrekt verhalten habe, wenn ich auf der Strasse einen Polizisten sehe (Nein/Ja) Ich möchte wissen, was die Polizisten machen, wenn ich auf der Strasse Polizisten sehe (Nein/Ja) Täter Cannabis (Nein/Ja) Eltern geben selten/nie Rückkehrzeit vor (Nein/Ja) Täter Sachbeschädigung (Nein/Ja) Täter Velodiebstahl (Nein/Ja) Ich erinnere mich an schlechte Erlebnisse, wenn ich auf der Strasse einen Polizisten sehe (Nein/Ja) Ich werde aggressiv, wenn ich auf der Strasse einen Polizisten sehe (Nein/Ja) Die Polizei sollte uns auf der Strasse mehr in Ruhe lassen (Nein/Ja) Konstante OR 2.688 (***) 2.320 (***) 2.318 (***) 1.928 (**) 1.882 (***) 1.607 (*) 1.601 (*) 1.587 (*) .616 (*) .601 (*) .587 (*) .567 (*) .544 (*) .374 (*) .271 (***) .229 (***) N = 1’093 *** Hoch signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.001) ** Sehr signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.01) * Signifikanter Zusammenhang (p ≤ 0.05) (n.s.) Kein signifikanter Zusammenhang Auch bei den männlichen Schülern der 10. Klasse (Tabelle 44) üben die positive Einschätzung der Kriminalitätsprävention allgemein und die Zufriedenheit mit dem Auftreten der Polizei auf der Strasse eine positive Wirkung auf die Einstellung zur Polizei aus. Auch hier (analog zu den Schülern der 5. Klasse) haben Schüler, welche eine Sexualstraftat bei der Polizei anzeigen würden, eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine positive Einstellung zur Polizei zu haben als solche, welche dieses Delikt nicht anzeigen würden. Interessanterweise hat auch wer angibt, nichts Spezielles zu fühlen beim Anblick der Polizei auf der Strasse, eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine positive Einstellung zur Polizei zu haben. Dies, obwohl es sich dabei eher um eine neutrale Reaktion handelt (im Gegensatz denjenigen, welche wissen möchten, was die Polizisten machen, wenn sie sie auf der Strasse sehen, was eher auf eine positive, neugierige Einstellung schliessen lassen würde). Schüler, die finden, die Polizei solle mehr mit den Leuten auf der Strasse reden, haben ebenfalls eine positivere 72 Einstellung zur Polizei. Dies wohl mit dem Hintergrund „Die Polizei sollte offener auf die Leute zugehen und mehr mit ihnen reden, denn sie macht eine gute Sache“. Auch wer sich fragt, ob er sich korrekt verhalten habe, wenn er auf der Strasse einen Polizisten sieht, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine positive Einstellung zur Polizei zu haben, als wer sich das nicht fragt (siehe auch Tabelle 12). Auch hier hat, auf der anderen Seite, wer schon einmal Cannabis konsumiert, eine Sachbeschädigung oder einen Velodiebstahl begangen hat, eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine schlechte Einstellung zur Polizei zu haben, als wer noch nie solche Delikte begangen hat. Interessant ist, dass wem die Eltern selten oder nie eine Rückkehrzeit aus dem Ausgang vorgeben, eine schlechtere Einstellung zur Polizei hat, als wem die Eltern dies vorgeben. Dies steht im Gegensatz zu den Schülern der 5. Klasse, wo Schüler, deren Eltern immer oder oft eine Rückkehrzeit vorgaben, ein höheres Risiko für schlechte Einstellung zur Polizei hatten. Spekulativ könnte man vermuten, dass diejenigen Jungen, welche eine schlechte Einstellung zur Polizei haben, in der 5. Klasse immer oder oft Rückkehrzeiten von den Eltern vorgegeben bekommen, in der 10. Klasse aber dann eben genau nicht mehr. Bei den Mädchen beider Altersstufen spielt im Gegensatz dazu die vorgegebene Rückkehrzeit nie eine Rolle. Wer sich an schlechte Erlebnisse erinnert, wenn er auf der Strasse Polizisten sieht, hat ebenfalls ein höheres Risiko auf eine negative Einstellung zur Polizei. Dies ist ein klarer Hinweis auf vergangene negative persönliche Erfahrungen mit der Polizei. Auch hier finden sich die beiden gleichen Risikofaktoren auf den beiden untersten Rängen wie bei den Schülern der 5. Klasse: Wer aggressiv wird, wenn er auf der Strasse einen Polizisten sieht oder wer findet, die Polizei solle ihn auf der Strasse mehr in Ruhe lassen, hat ein um 2.7-, bzw. 3.7-mal höheres Risiko für eine negative Einstellung zur Polizei als wer dies nicht so empfindet. Bei den jungen Männern im 10. Schuljahr finden sich sowohl am meisten Faktoren mit positivem Einfluss als auch solche mit negativem Einfluss. Dass sich hier viele Faktoren mit negativem Einfluss finden würden war insofern zu erwarten, als dass sich ältere oder männliche Schüler eher kritisch gegenüber der Polizei äusserten als jüngere oder weibliche (Kapitel 4). Dass sich aber auch mehr positive Einflussfaktoren finden als bei den anderen Gruppen überrascht. Junge Männer, die der Polizei 73 offen gegenüberstehen und mit dem Auftreten der Polizei und ihrer Arbeit zufrieden sind, haben demzufolge auch eine klar bessere Einstellung gegenüber der Polizei. 6 Fazit Es hat sich klar gezeigt, dass sowohl das Alter als auch das Geschlecht in einem negativen Zusammenhang zur Einstellung zur Polizei stehen. Dies liegt aber nicht im Alter oder Geschlecht begründet sondern darin, dass die befragten Schüler mit steigendem Alter und die männlichen Schüler im Gegensatz zu den weiblichen schon häufiger in Situationen waren, welche einen negativen Einfluss auf die Einstellung zur Polizei ausüben. Dazu gehören primär eigene Tätererfahrungen, welche zu einem Kontakt mit der Polizei führten. Dass dieser Kontakt von den Schülern als negativ empfunden wurde und deshalb die Einstellung zur Polizei negativ beeinflusst, dürfte selbstredend sein. Neben dem direkten persönlichen Kontakt zur Polizei haben sich jedoch zwei weitere Arten von Einflüssen gezeigt, welche einen grossen Einfluss auf die Einstellung zur Polizei ausüben. Diesen ist insofern noch mehr Bedeutung zukommen zu lassen als dem Kontakt als Täter, weil sie bei allen drei Schultypen und beiden Geschlechtern gleichermassen einen Einfluss haben. Es sind dies (mit positivem Einfluss) die Einschätzung der allgemeinen Kriminalitätsprävention und (mit negativem Einfluss) das selbst gesehene oder indirekt erfahrene Fehlverhalten eines Polizisten. Wer mit der Kriminalitätsprävention der Polizei im allgemeine zufrieden ist, hat auch eine positivere Einstellung zur Polizei. Wer schon einmal selbst ein Fehlverhalten eines Polizisten beobachtet hat oder im Bekanntenkreis schon einmal davon gehört hat, hat mit grosser Wahrscheinlichkeit eine negative Einstellung zur Polizei. Diese Wahrnehmung der Polizei kommt vor allem dort zum Zug, wo noch kein eigener persönlicher Kontakt zur Polizei bestanden hat, also primär bei den Schülern des 5. Schuljahres. Dem gegenüber haben Faktoren wie der Schultyp, das eigene Unsicherheitsgefühl, der Wohnort, Migrationshintergrund und das Ausgangs- oder Freizeitverhalten keinen direkten Einfluss auf die Einstellung zur Polizei. Zwar lassen sich dazu positive oder negative Zusammenhänge finden; einen Einfluss auf die Einstellung zur Polizei 74 üben diese Faktoren aber nicht aus. Dies lässt sich am Beispiel der Opfererfahrungen illustrieren: Zwar finden sich bei den Zusammenhängen zwischen Opfererfahrungen und Einstellung zur Polizei negative Zusammenhänge (Tabelle 26) einen negativen Einfluss üben diese Erfahrungen aber nicht aus. Im Gegenteil: Bei den weiblichen Befragten im 10. Schuljahr zeigte sich sogar ein positiver Einfluss der Opfererfahrung eines Raubes auf die Einstellung zur Polizei (Tabelle 43). Dass Männer beider Altersstufen ein Sexualdelikt anzeigen würden, könnte darauf hindeuten, dass sie a) das Delikt als sehr gravierend empfinden und b) sich von einer Anzeige bei der Polizei auch einiges erhoffen. Allgemein lässt sich der Kontakt zur Polizei wie folgt formulieren: Erfolgt der Kontakt zur Polizei ohne „kriminellen Hintergrund“, d.h. in der Schule oder weil man den Polizisten etwas fragen wollte, wird Kontakt positiv empfunden. Das Anzeigeverhalten korreliert zwar relativ stark positiv mit der Einstellung zur Polizei (Tabelle 40 auf Seite 66), beeinflusst aber die Einstellung zur Polizei nicht. Wahrscheinlicher dürfte ein umgekehrter Effekt sein: Das Anzeigeverhalten wird beeinflusst durch die Einstellung zur Polizei. Hat die eigene delinquente Erfahrung einen Einfluss, so spielen nicht die schweren Delikte wie Sexualdelikt, Körperverletzung oder Raub eine Rolle, sondern Cannabiskonsum, Velodiebstahl oder Sachbeschädigung, also Delikte, welche zwar weniger schwer sind, dafür häufiger vorkommen. Dass Schwarzfahren keinen negativen Einfluss auf die Einstellung zur Polizei ausübt, dürfte daran liegen, dass es so häufig vorkommt und die damit verbundene Strafe akzeptiert ist, dass daraus keine negative Einstellung zur Polizei hervorgeht. Zudem wird Schwarzfahren nur selten von der Polizei geahndet wird, sondern vom Bahnpersonal. 75 Literaturverzeichnis Clerici, Christian und Martin Killias. 1999. “Zum Bild der Polizei in der Öffentlichkeit.” Crimiscope 5. Eisner, Manuel, Patrik Manzoni und Denis Ribeaud. 2000. Gewalterfahrungen von Jugendlichen. Opfererfahrungen und selbst berichtete Gewalt bei Schülerinnen und Schülern im Kanton Zürich. Aarau: Sauerländer. Gehring, Uwe W. und Cornelia Weins. 2002. 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