V O N 3 2 3 B I S 2 7 V. C H R . Rom und der Hellenismus der Eroberung Ägyptens durch Octavian, der sich ab 27 v. Chr. Augustus nennt. Das herausragende politische Ereignis dieser Epoche ist der Zerfall des Alexanderreichs in drei Nachfolgestaaten, die sich dem Expansionsdrang Roms beugen müssen. Kulturgeschichtlich zeichnet sich der Hellenismus durch die Verbreitung der griechischen Lebensart und Sprache vom Atlantik bis zum Indus aus. Griechisch wird zur Weltsprache. Die moderne 20-bändige „Große Weltgeschichte“ präsentiert die Geschichte unserer Welt präzise, leichtverständlich und streng chronologisch. Genaue Einzelinformationen und verständliche Zusammenhangs- und Spezialdarstellungen mit über 8000 Abbildungen machen die Vergangenheit inhaltlich und visuell erfahrbar. Je drei Bände beschreiben die Vor – und Frühgeschichte, die Antike und das Mittelalter. Der Zeitraum von der frühen Neuzeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wird in fünf, das 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart in sechs Bänden behandelt. ISBN 978-3-902016-79-9 9 7 83 902 01 67 99 Titelbild: Kolosseum in Rom; Copyright: Simeone Huber/gettyimages Rom und der Hellenismus Das Zeitalter des Hellenismus beginnt mit dem Tod Alexanders des Großen und endet mit WELTGESCHICHTE VON DEN ANFÄNGEN BIS ZUR GEGENWART W E LT G E S C H I C H T E V O N D E N A N F Ä N G E N B I S Z U R G E G E N W A R T 5 NO- 5 Überblick Rom und der Hellenismus Das Zeitalter des Hellenismus beginnt mit dem Tod Alexanders des Großen und endet mit der Eroberung Ägyptens durch Octavian, der sich ab 27 v. Chr. Augus­ tus nennt. Das herausragende politische Ereignis dieser Epoche ist der Zerfall des Alexanderreichs in drei große Nachfolgestaaten, die sich nacheinander dem aufsteigenden Rom beugen müssen. Kulturgeschichtlich zeichnet sich der Hellenismus dadurch aus, dass sich die griechische Lebensart vom Atlantik bis zum Indus verbreitet und das Griechische zur Weltsprache wird. A ls der Welteneroberer Alexander der Hinsicht dennoch zu wenig Gewicht, um den Große im Jahr 323 v. Chr. im Alter von zentrifugalen Kräften, die sich nach seinem nur 32 Jahren stirbt, hinterlässt er ein gewal- Tod bemerkbar machen, wirksam Einhalt tiges Reich, das sich von einer Linie zwischen zu gebieten. Himalaja und Indischem Ozean über weite Gebiete Zentral- und Vorderasiens bis nach Ein Weltreich zerfällt Ägypten und Südosteuropa erstreckt. Das »Alexanderreich« ist allerdings alles andere als ein homogenes Staatsgebilde. Vielmehr lexander stirbt, ohne dass ein Thronfolger gleicht es einem Konglomerat einstmals geboren ist. Seine Frau Roxane ist zwar vollständig getrennter Herrschaftskomplexe schwanger, aber niemand weiß, ob sie einen im griechisch-makedonischen, ägyptischen männlichen Thronerben oder eine Tochter und persischen Raum. Auch Alexanders Ver- erwartet, Alexanders Halbbruder Arrhidaios suche, sein Reich durch die kulturelle Assimi- gilt als schwachsinnig. Im Einklang mit der lation seiner Völkerschaften zu konsolidieren, makedonischen Reichsordnung wird er von ändern daran wenig. Um der Einheit willen der Heeresversammlung offiziell als Nachfolhatte er 327 v. Chr. die persische Prinzes- ger bestätigt, aber de facto werden die Resin Roxane geheiratet und wenig später ei- gierungsgeschäfte von Heerführern aus dem ne Massenhochzeit zwischen 10 000 seiner engsten Umfeld Alexanders übernommen. Soldaten und persischen In der »Reichsordnung Frauen organisiert. Beim von Babylon« vereinbaren Die Teilung des AlexanderHofzeremoniell und der die Diadochen (»Nachfolreiches ist nur ein notdürftiger Königstracht ließ er mager«) eine VerwaltungsKompromiss, der die Diffekedonische und persische teilung: Ptolemäos erhält renzen kaum überdeckt. Traditionen verschmelzen, Ägypten, Perdikkas Asien, er gründete eine Vielzahl Antipatros übernimmt die griechischer Städte in weiten Teilen Asiens griechischen Besitzungen, Antigonos Monound nahm im Laufe seiner Feldzüge immer phthalmos, »der Einäugige«, Kleinasien, Lymehr persische Soldaten in seine Bataillone simachos Thrakien, Leonnatos die größten auf. Obgleich diese Anstrengungen in kul- Teile Phrygiens und Eumenes Paphlagonien tureller Hinsicht durchaus Früchte tragen und Kappadokien. und der griechischen Lebensart den Weg Gäbe es unter den Nachfolgern ein eininach Osten bahnen, haben sie in politischer gendes Band, könnte diese Reichsordnung A 12 05_012-039_Ts.indd 12 22.08.2007 11:10:40 Uhr 323 – 27 v. Chr. von Dauer sein. Unter den gegebenen Umständen ist sie nur ein notdürftiger Kompromiss, der die grundlegenden Differenzen über die Zukunft des alexandrischen Erbes kaum überdeckt. So setzen sich Antipatros und Eumenes für den Erhalt der Reichseinheit unter der Herrschaft eines Angehörigen des makedonischen Königshauses ein, während Perdikkas und Antigonos Monophthalmos zwar auch das Reichsgebilde erhalten, aller- dings jeweils in eigener Person die Nachfolge Alexanders antreten möchten. Andere Diadochen wie Ptolemäos, Lysimachos und der bei der Verwaltungsteilung übergangene Seleukos – der sich wenig später an der Ermordung des Perdikkas beteiligen wird – stehen der Reichseinheit vollkommen indifferent gegenüber, weil sie sich lieber in einem abgegrenzten Territorium eine zwar kleinere, aber stabile Herrschaft errichten möchten. Grabhügel von Antiochos I. Theos auf dem Berg Nemrut in Anatolien. Der König von Kommagene (69–36 v. Chr.) und Sohn einer seleukidischen Prinzessin konnte nicht verhindern, dass sein Reich ein Vasall Roms wurde. 13 05_012-039_Ts.indd 13 22.08.2007 11:10:50 Uhr Rom und der Hellenismus Blutige Diadochenkriege D iese Interessenskonflikte lösen mit den Diadochenkriegen eine lange Serie von kriegerischen Auseinandersetzungen aus, durch die in den folgenden 20 Jahren viele der potenziellen Nachfolger ihre ehrgeizigen Ambitionen mit dem Leben bezahlen. In den ersten beiden Diadochenkriegen (321 bis 320 v. Chr. und 319–316 v. Chr.) sehen sich die Vertreter des Reichsgedankens einem strategischen Bündnis der Sezessionisten gegenüber, ab dem dritten Diadochenkrieg (316–311 v. Chr.), der Mesopotamien, Syrien, Kleinasien und die ägäische Welt in Mitleidenschaft zieht, geht es fast nur noch um die gewaltsame Durchsetzung partikularer Machtinteressen. 310 v. Chr. lässt Kassander, der älteste Sohn von Antipatros, auch Alexanders Witwe Roxane und seinen inzwischen zwölfjährigen Sohn ermorden, um auch noch die letzte, ohnehin nur noch formalrechtliche bestehende Hürde auf dem Weg zur vollständigen Autonomie der nachfolgenden Teilreiche zu beseitigen. Nach dem vierten Diadochenkrieg (302 bis 301 v. Chr.) zwischen Antigonos Monophthalmos und den verbündeten Kassander, Lysimachos, Seleukos I. und Ptolemäos I. zeichnet sich erstmals in groben Zügen die spätere Staatenwelt ab: Ptolemäos I. erhält Ägypten, Palästina, Zypern und Teile der Ägäis, Kassander Griechenland, Lysimachos Thrakien und Kleinasien bis zum Taurus, Seleukos I. das restliche Kleinasien, Syrien Das Amphitheater von Taormina auf Sizilien: Die hellenistische Kultur dominiert den Mittelmeerraum. 14 05_012-039_Ts.indd 14 22.08.2007 11:10:57 Uhr 323 – 27 v. Chr. und Babylonien. Im fünften Diadochenkrieg (288–286 v. Chr.) verbünden sich Lysimachos, Ptolemäos I. und Seleukos I. gegen das expandierende Makedonien. Sie verjagen König Demetrios und teilen sein Land unter sich auf. Nur sechs Jahre später stehen sich Lysimachos und sein ehemaliger Verbündeter Seleukos I. im sechsten Diadochenkrieg gegenüber. Lysimachos fällt in der Schlacht von Kurupedion im Westen Kleinasiens, der europäische Teil seines Reichs geht an Makedonien, der östliche Teil wird Seleukos I. zugeschlagen. Als der Begründer des Seleukidenreichs wenig später von Ptolemäos Keraunos, dem ältesten Sohn Ptolemäos I., ermordet wird, endet die Zeit der Diadochen und es beginnt die Epoche der hellenistischen Staatenwelt mit der klassischen Trias der Nachfolgereiche: dem Ptolemäerreich in Ägypten, dem Seleukidenreich im Vorderen Orient und dem Antigonidenreich in Klein­ asien und Griechenland. teres Charakteristikum der Nachfolgereiche ist die Kluft zwischen der griechischen Oberschicht und der einheimischen Bevölkerung, die sich niemals wirklich schließt. Alle hohen Verwaltungsposten werden von Griechen besetzt, Einheimische finden sich allenfalls auf lokaler Ebene. Erst später steigen Einzelne in der Hierarchie etwas weiter auf, aber zu einer wirklichen Vermischung zwischen den Bevölkerungsgruppen kommt es nicht. Auch als Ptolemäos I. in Ägypten den neuen Serapis-Kult stiftet, in dem sich griechische und ägyptische Traditionslinien mischen, kann er die soziokulturellen Differenzen zwischen seinen Untertanen nur unwesentlich mildern. Im 2. Jahrhundert v. Chr. werden sie schließlich vielerorts für Aufstände und Erhebungen sorgen. Wie bereits zu Lebzeiten Alexanders des Großen werden alle neu gegründeten Städte nach dem Muster der griechischen Polis angelegt. In ihrem Zentrum liegt der Marktplatz, der oft von einer Säulenhalle flankiert wird. Außerdem zeichnen sich helGrundzüge des Hellenismus lenistische Gründungen durch Tempel, ein Theater und – als Inbegriff attischer Lebensie klassische Antike war eine Welt der art – ein Gymnasium für Sport und Bildung Stadtstaaten und der Städtebündnisse, aus. Nicht nur die Stadtarchitektur, auch der der Hellenismus ist eine Epoche der Groß- griechische Götterhimmel wird im Hellereiche. Sie alle erleben im nismus tradiert. Die alten 3. Jahrhundert v. Chr. eine Heiligtümer und Orakel Ein Kennzeichen des HellenisBlütezeit, bis sie schließwerden weiterhin besucht, mus ist die Kluft zwischen der lich nach und nach unter Auswanderer nehmen ihgriechischen Oberschicht und den Einfluss Roms gerare Glaubensvorstellungen einheimischer Bevölkerung. ten. Gemeinsam ist ihnen in die neue Heimat mit. auch die absolutistische Allerdings sind die HelHerrschaftsform: Sie werden von Königen lenen den einheimischen Kulten gegen­über regiert, die göttergleiche Verehrung genie- weitgehend tolerant und fördern damit den ßen. Da die Reiche als persönlicher Besitz religiösen Synkretismus. Eine Tendenz, ihrer Regenten gelten, werden Verwaltung die sich später unter römischer Herrschaft und Finanzwesen stark hierarchisch orga- noch verstärken soll, ist die kontinuierliche nisiert, auch wenn die Provinzstatthalter im Zunahme des Mysterienwesens und der inweitläufigen Seleukidenreich immer eine dividuellen Glaubenspraktiken neben dem gewisse Unabhängigkeit bewahren. Ein wei- offiziellen Landeskult. D 15 05_012-039_Ts.indd 15 22.08.2007 11:10:57 Uhr Rom und der Hellenismus Das politische Herz der neuen Reiche ist Aufstieg Roms mit Waffengewalt die Hauptstadt mit dem Hof, an dem es einen Hofstaat aus hohen Offizieren und Beamten gibt. Als absoluter Herrscher kann der Fürst ls Alexander in Babylon stirbt, ist Rom nach Gutdünken über Grund und Boden bereits auf dem besten Wege, zur domiverfügen, dem Adel Rechte verleihen oder nierenden Macht in Italien zu werden. Von entziehen, politische Entscheidungen tref- dem Schock des »dies ater«, der Zerstörung fen sowie Städte gründen. Athen durch keltische Horden 387 v. Chr., und Griechenland werden erholt sich die Stadt am Tiber von neuen Metropolen relativ rasch. Mit dem Latiwie zum Beispiel nischen Bund er­obert sie Alexandria, Andie Gebiete vom südtiochia oder lichen Etrurien bis Pergamon im­zum nördlichen Kammer deutlicher panien, am Ende des über­strahlt. Latinischen Krieges Als großzü(340–338 v. Chr.) begige Mäzene herrscht Rom weite ziehen die Teile Mittelitaliens. In hellenistischen den folgenden 40 JahHerrscher viele ren kämpfen die Römer Wissenschaftler, unter anderem gegen die Dichter und GeSamniten, Sabiner, Aequer, lehrte an ihren Hof. In Volsker, Kelten und Etrusker. der Konkurrenz mit dieKaum hat sich die Stadt an allen sen Potentaten und ihren Fronten militärisch behauptet, Metropolen sind die alten als Tarent, die einst griechischen Poleis chancenmächtigste grielos. In Alexandria entstehen chische Koneben 30 m breiten, von Palonie in lästen und Säulenhallen gesäumte Prachtalleen kostbare Sakral- und Repräsentationsbauten, darunter das dem Sa- Römische Patrizierdame mit kunstvoll frisierter Haartracht: Ehen zwischen rapis gewidmete Sara- dem Geburtsadel und Plebejern sind zunächst verboten (1. Jh. n. Chr.). peion, eine der größten Tempelanlagen der antiken Welt, und der Süditalien, König Pyrrhos gegen die expanLeuchtturm auf der Insel Pharos, der zu den dierende Macht im Norden zu Hilfe ruft. Die sieben Weltwundern zählt. Sie alle werden zwei enorm verlustreichen Siege gegen die überstrahlt von der berühmten alexandri- Römer veranlassen den König der Molosser nischen Bibliothek, die mit ihren 500 000 aus Epirus zu seinem berühmten Ausspruch: Schriftrollen zum geistigen Zentrum des »Noch so ein Sieg, und ich bin verloren!« Hellenismus wird. Nach seinem Abzug und dem Fall Tarents A 16 05_012-039_Ts.indd 16 22.08.2007 11:11:00 Uhr 323 – 27 v. Chr. 272 v. Chr. kontrolliert Rom die Apenninen- Mauern zwei Klassen, die strikt voneinander Halbinsel von der Straße von Messina bis getrennt sind. Die aus dem etrus­kischen Reizum heutigen Rimini. teradel hervorgegangenen Patrizier bilden Die unterlegenen Städte müssen in den den neuen Geburtsadel. Diese Schicht von Bündnisverträgen Waffenfolge versprechen, Grundbesitzern, die sich durch eine straffe darüber hinaus siedeln die Römer ihren Be- Familienorganisation und einen starken innevölkerungsüberschuss in den eroberten Ge- ren Zusammenhalt auszeichnet, übernimmt bieten an; in späteren Zeiten zunehmend Le- vom König alle politischen, rechtlichen, migionäre, die zum Lohn für ihre militärischen litärischen und religiösen Funktionen. Die Dienste eine eigene Parzelle Land erhalten. Patrizier sind die unumschränkten Herren Sobald der Frieden geschlossen ist, wird mit über das Gemeinwesen. den Besiegten allerdings milde verfahren. Sie Ihnen gegenüber stehen die Plebejer: Handübernehmen das Latinische Recht, bewahren werker und Bauern, die, wenigstens in der aber eine fast vollständige Autonomie und Anfangszeit, praktisch keinerlei Rechte haprofitieren sogar vom Bündnis mit Rom ben. Prekär ist vor allem die ökonomische Ladurch eine kulturelle und ge der kleinen Bauern. Wie wirtschaftliche Belebung zahllose Standesgenossen Die Plebejer setzen ihre Forihrer Stadt. Vor allem die in späteren Jahrhunderten derungen durch, weil sich die urbane Oberschicht, die müssen sie von den ErträStadt nicht auch noch einen von den Invasoren keinesgen kleiner Parzellen leBürgerkrieg leisten kann. wegs gestürzt, sondern vielben, wobei die landwirtmehr zum gemeinsamen schaftlichen Techniken Nutzen in ihrer Autorität befestigt wird, ist noch wenig entwickelt, die Böden oft trocken, der aufstrebenden Hegemonialmacht fast manchmal sogar ausgesprochen karg sind. immer zugetan. Trotz der enormen Auswei- Jede Missernte kann schwerwiegende Folgen tung seines Einflussbereichs verfolgt Rom haben. Einmal gezwungen, sich Nahrung, kein Konzept der Landnahme oder Macht- Vieh oder Saatgut zu leihen, bleibt ihnen nur konzentration. Nach dem Keltensturm von noch eine fatale Wahl: Entweder verpflichten 387 v. Chr. wird die Stadt eher von ihrem sie sich, die Leihgabe binnen einer kurzen präventiven Sicherheitsbedürfnis dazu ge- Frist mit Zinsen zurückzuzahlen – was in trieben, das Land in einem Bündnissystem der Regel nahezu unmöglich ist, ihren Gläuzu einen. bigern aber das Recht verleiht, sie nach Ablauf dieser kurzen Zeitspanne in die Sklaverei zu verkaufen –, oder sie begeben sich sogleich Patrizier und Plebejer – in die Schuldknechtschaft, entgehen dadurch gegen- und miteinander ihrer Tötung oder Versklavung, müssen aber ihren Kredit unter härtesten Bedingungen enn es in der römischen Geschichte vor abarbeiten. der Kaiserzeit ein sozialgeschichtliches Allerdings halten die Plebejer in der FrühKontinuum gibt, dann sind es die Stände- zeit Roms einen wichtigen Trumpf in der kämpfe zwischen den Patriziern und Ple- Hand: die außenpolitische Isolation der Stadt bejern. Obgleich die Stadt nach dem Sturz nach dem Sturz des Königs. Auch die Patriziihres letzten etruskischen Königs 509 v. Chr. er können sich in dieser Lage keinen blutigen nominell eine Republik ist, leben in ihren Bürgerkrieg leisten. Die Forderungen der Ple­- W 17 05_012-039_Ts.indd 17 22.08.2007 11:11:00 Uhr Rom und der Hellenismus Nach der endgültigen Niederlage wurde Karthago von den Römern vollständig zerstört, später aber neu gegründet. Davon zeugen heute noch römische Ruinen östlich von Tunis. bejer führen um 450 v. Chr. zur schriftlichen Fixierung des Zwölftafelgesetzes, fünf Jahre später wird sogar das Eheverbot zwischen den Ständen aufgehoben. Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. bildet sich allmählich als neue Führungsschicht die »Nobilität« her­aus, der Amtsadel, zu dem im Unterschied zum Geburtsadel nun auch Plebejer Zutritt haben. Neben den patrizischen gehören nun auch einige plebejische Familien zur politischen Führungsschicht. Ein weiteres wichtiges Resultat der plebejischen Mitbestimmung ist die gesetzliche Abschaffung der Schuldknechtschaft 326 v. Chr., auch wenn die juristischen Vorgaben noch oft umgangen werden und das Gesetz im 3. Jahrhundert v. Chr. zunehmend obsolet wird, weil durch die römische Expansion so viele Sklaven ins Land gelangen, dass die Schuldknechtschaft zu einem Anachronismus wird. Trotz dieser Einschränkungen begründen die Ständekämpfe die für die spätere römische Rechtstradition charakteristische Haltung, Konflikte wenn möglich per Kompromiss zu lösen. Diese Fähigkeit zum Konsens und die daraus resultierende Geschlossenheit des römischen Bürgerverbandes bilden die Basis für die außenpolitische Expansion Roms. Die Punischen Kriege I n den Kriegen gegen die Karthager, die von den Römern als Punier bezeichnet werden, muss sich Rom erstmals als Führungsmacht gegen eine ausländische Macht bewähren. Nach langen Kämpfen wird Rom im westlichen Mittelmeer eine hegemoniale Rolle übernehmen, doch scheinen sich die römischen Kriegsziele erst im Verlauf der Kampfhandlungen herauszukristallisieren. Der Erste Punische Krieg (264–241 v. Chr.) 18 05_012-039_Ts.indd 18 22.08.2007 11:11:04 Uhr 323 – 27 v. Chr. beginnt mit einem Konflikt auf Sizilien. Dort Als Hasdrubals Sohn Hannibal trotz einer bekämpfen sich bereits mehrere Parteien, als ultimativen Warnung 218 v. Chr. die unter sich das von den Karthagern belagerte Mes- römischem Schutz stehende Stadt Sagunt sina mit einem Bittgesuch an Rom wendet in Spanien erobert, beginnt der Zweite Puund die Übergabe der Stadt offeriert. Unter- nische Krieg (218–201 v. Chr.). In dieser mistützt von Heeren der ostsizilianischen Städ- litärischen Auseinandersetzung ist das Glück te, können vier römische zunächst auf punischer Legionen einen schnellen Seite, zumal Hannibal die In der Auseinandersetzung Erfolg erzielen. Karthago Römer, die zum Teil noch mit Karthago wächst Rom muss die römische Hegein Spanien operieren, nach zusehends in die Rolle einer monie auf Sizilien anerkenseinem legendären Marsch Schutzmacht über Italien. nen, der Konflikt scheint über die Alpen von dort beendet. Erst als Karthaangreift, von wo sie es am go im folgenden Jahr beginnt, Akragas mi- wenigsten erwarten: von Norden. Auf seilitärisch zu befestigen und die italienischen nem anschließenden Zug durch die gesamte Küsten mit Blitzüberfällen zu überziehen, italienische Halbinsel, fügt er gemeinsam beschließt das in Seekriegen noch gänzlich mit den Kelten, die sich ihm angeschlossen unerfahrene Rom den Bau einer Kriegsflotte. Als Modell dienen punische Kriegsschiffe, die allerdings mit einem Novum versehen werden: der Enterbrücke. In den folgenden Jahren wird die römische Flotte in Kämpfen und Stürmen mehrfach schwer angeschlagen oder vernichtet. Erst nachdem die Stadt 242 v. Chr. dank der großzügigen Spenden reicher Bürger ein letztes großes Seegeschwader aufrüsten kann, gelingt es ihr, den Karthagern 241 v. Chr. vor der Westküste Siziliens den entscheidenden Schlag zu versetzen. Die Unterlegenen werden gezwungen, im Laufe der folgenden zehn Jahre hohe Reparationszahlungen zu leisten, alle gefangenen Römer freizulassen und Sizilien, Korsika sowie Sardinien abzutreten. Das gedemütigte Karthago verlagert seinen Expansionsschwerpunkt in den folgenden Jahren nach Spanien. Unter Hamilkar Barkas und seinem Schwiegersohn Hasdrubal stoßen die Punier ab 237 v. Chr. von der Küste bis weit ins Landesinnere vor. Die Römer gründen unterdessen nach dem Ersten Illyrischen Krieg das »Protektorat« Illyrien (228 v. Chr.) und kämpfen erfolgreich gegen ein Bündnis Der karthagische Feldherr Hannibal bringt Rom an den der oberitalischen Kelten (225–222 v. Chr.). Rand einer militärischen Niederlage (Medaille, 15. Jh.). 19 05_012-039_Ts.indd 19 22.08.2007 11:11:06 Uhr