Rheuma - Gesundheitsforschung

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welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu
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verstanden werden könnte.
Rheuma
Rheuma-Umschlag+Rücken
1
BMBF PUBLIK
BMBF PUBLIK
Rheuma
Früher erkennen – besser behandeln:
Das schmerzende Gelenk im Visier der Forschung
11.12.2001, 10:04 Uhr
BMBF PUBLIK
Rheuma
Impressum
Herausgeber
Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF)
Referat Öffentlichkeitsarbeit
53170 Bonn
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.bmbf.de
Projektleitung
Deutsches Forschungszentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR), Projektträger des BMBF
Autoren
Rolf Andreas Zell, Christine Unrath
KLARTEXT – das Journalistenbüro in
Sachen Wissenschaft, Stuttgart
Gestaltung
der springende punkt kommunikation gmbh, Köln
Druckerei
Ritterbach Medien GmbH, Frechen
Stand
September 2001
Gedruckt auf Recyclingpapier
Diese Broschüre wurde im Auftrag des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung
(BMBF) erstellt. Die Autoren tragen die
Verantwortung für den Inhalt.
Rheuma-Impressum, Vorwort, Inh.
1
Bildnachweis
Aigner, Thomas: A8 (1-3), A10 (a-f)
Aventis Pharma Deutschland GmbH: A14, A16 (Mitte)
BfA-Archiv: C3 (Rehabilitation, Patientenschulung,
Ergo- und Beschäftigungstherapie)
Burmester, Gerd-Rüdiger: A12 (unten), A16 (oben),
B9 (oben), C13 (unten), C17, D3
Centers for Disease Control and Prevention,
U.S. Department of Health and Human Services: A12 (oben)
der springende punkt kommunikation gmbh: Alle Grafiken,
C3 (Medikamente, Ernährung)
Essex Pharma GmbH: Titelseite (1.v.l.), A3, C7 (alle 3 Fotos)
Jela GmbH: D8 (1-4)
Kuhn, Regina: Titelseite (1.v.r.), A5 (l.), A5 (r.), A18, B3 (l., r.), B6,
B7 (1 und 2), B8 (3), B17, B18 (beide Fotos), B19 (alle 3 Fotos),
B20, C6, C18, C19, C20, C21 (alle 3 Fotos), D5, D6 (l.), D13
Kuipers, Jens: B12
Kur- und Gästeinformation Bad Feilnbach: C3 (Kuraufenthalt)
Mannherz, Hans Georg: B11 (a-d)
MSD Sharp & Dohme GmbH: Titelseite (2.v.l.), A19, B15, D6 (r.), D10
Neumann, Wolfram: C15 (1-3)
Novartis Pharma GmbH: A7 (l.), A11, B9 und B10 (alle unten),
B13 (1-5), B14 (alle 4 Fotos); (alle Novartis-Fotos aus: Rheumatologie aus erster Hand; Burmester, Gerd-Rüdiger und Timo
Ulrichs, Novartis Pharma GmbH 1999)
Okapia: C3 (Psychotherapie)
Radbruch, Andreas: C12 (unten)
Rapp, Anne: Alle Collagen (A2 (unter Verwendung eines Fotos
von Wagner, Boris), B2, C2, D2)
Volk, Friedhelm: Titelseite (2. und 3.v.r.), A6, A20 (1 und 2),
A21 (1-3), A22, C3 (Physikalische Therapie, Operative Therapie),
C13 (oben), C14, C16 (beide Fotos), D7 (beide Fotos), D9 (beide
Fotos), D11 (beide Fotos), D12, D14
Zavrakidis, Ildiko; der springende punkt
kommunikation gmbh: Alle Illustrationen
Früher erkennen – besser behandeln:
Das schmerzende Gelenk im Visier der Forschung
11.12.2001, 10:03 Uhr
BMBF PUBLIK
Rheuma
Impressum
Herausgeber
Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF)
Referat Öffentlichkeitsarbeit
53170 Bonn
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.bmbf.de
Projektleitung
Deutsches Forschungszentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR), Projektträger des BMBF
Autoren
Rolf Andreas Zell, Christine Unrath
KLARTEXT – das Journalistenbüro in
Sachen Wissenschaft, Stuttgart
Gestaltung
der springende punkt kommunikation gmbh, Köln
Druckerei
Ritterbach Medien GmbH, Frechen
Stand
September 2001
Gedruckt auf Recyclingpapier
Diese Broschüre wurde im Auftrag des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung
(BMBF) erstellt. Die Autoren tragen die
Verantwortung für den Inhalt.
Rheuma-Impressum, Vorwort, Inh.
1
Bildnachweis
Aigner, Thomas: A8 (1-3), A10 (a-f)
Aventis Pharma Deutschland GmbH: A14, A16 (Mitte)
BfA-Archiv: C3 (Rehabilitation, Patientenschulung,
Ergo- und Beschäftigungstherapie)
Burmester, Gerd-Rüdiger: A12 (unten), A16 (oben),
B9 (oben), C13 (unten), C17, D3
Centers for Disease Control and Prevention,
U.S. Department of Health and Human Services: A12 (oben)
der springende punkt kommunikation gmbh: Alle Grafiken,
C3 (Medikamente, Ernährung)
Essex Pharma GmbH: Titelseite (1.v.l.), A3, C7 (alle 3 Fotos)
Jela GmbH: D8 (1-4)
Kuhn, Regina: Titelseite (1.v.r.), A5 (l.), A5 (r.), A18, B3 (l., r.), B6,
B7 (1 und 2), B8 (3), B17, B18 (beide Fotos), B19 (alle 3 Fotos),
B20, C6, C18, C19, C20, C21 (alle 3 Fotos), D5, D6 (l.), D13
Kuipers, Jens: B12
Kur- und Gästeinformation Bad Feilnbach: C3 (Kuraufenthalt)
Mannherz, Hans Georg: B11 (a-d)
MSD Sharp & Dohme GmbH: Titelseite (2.v.l.), A19, B15, D6 (r.), D10
Neumann, Wolfram: C15 (1-3)
Novartis Pharma GmbH: A7 (l.), A11, B9 und B10 (alle unten),
B13 (1-5), B14 (alle 4 Fotos); (alle Novartis-Fotos aus: Rheumatologie aus erster Hand; Burmester, Gerd-Rüdiger und Timo
Ulrichs, Novartis Pharma GmbH 1999)
Okapia: C3 (Psychotherapie)
Radbruch, Andreas: C12 (unten)
Rapp, Anne: Alle Collagen (A2 (unter Verwendung eines Fotos
von Wagner, Boris), B2, C2, D2)
Volk, Friedhelm: Titelseite (2. und 3.v.r.), A6, A20 (1 und 2),
A21 (1-3), A22, C3 (Physikalische Therapie, Operative Therapie),
C13 (oben), C14, C16 (beide Fotos), D7 (beide Fotos), D9 (beide
Fotos), D11 (beide Fotos), D12, D14
Zavrakidis, Ildiko; der springende punkt
kommunikation gmbh: Alle Illustrationen
Früher erkennen – besser behandeln:
Das schmerzende Gelenk im Visier der Forschung
11.12.2001, 10:03 Uhr
GELEITWORT
In Deutschland leiden gegenwärtig über
fünf Millionen Menschen unter Gelenkbeschwerden. Die Zahl der Menschen, die
im Laufe eines Jahres zumindest zeitweise
über Beschwerden klagen, wird auf mindestens 15 Millionen Menschen geschätzt.
Krankheiten des rheumatischen Formenkreises sind damit hinsichtlich der Belastungen
der Betroffenen, aber auch angesichts der
Folgekosten eines der wichtigsten Krankheitsfelder in Deutschland.
Als Ergebnis der Forschung sind in den
letzten Jahren neue Therapieansätze entwickelt worden, die nicht nur unmittelbare
Erleichterung bei akuten Beschwerden ermöglichen, sondern auch die Chance eröffnen, besser als bisher das Fortschreiten
dieser chronisch verlaufenden Krankheiten
zu verringern oder gar aufzuhalten.
Mit dieser Broschüre soll den Betroffenen und ihren Angehörigen, aber auch allen
anderen Interessierten der Stand der ForUnter dem Begriff „Rheuma“ verbirgt sich schung nahegebracht und somit ein tieferes
ein breites Spektrum der unterschiedlichs- Verständnis für diese Gruppe chronischer
ten Krankheiten, die teilweise erst in den Krankheiten vermittelt werden.
letzten Jahren dank moderner Forschungsmethodik identifiziert und eindeutig charakterisiert werden konnten. Diese Arbeiten
legen den Grundstock für eine detaillierte
Aufklärung der Krankheitsprozesse, die wiederum die Voraussetzung für die EntwickEdelgard Bulmahn
lung neuer Therapieverfahren darstellt.
Ministerin für Bildung und Forschung
IV
Rheuma-Impressum, Vorwort, Inh.
V
2
11.12.2001, 10:03 Uhr
GELEITWORT
In Deutschland leiden gegenwärtig über
fünf Millionen Menschen unter Gelenkbeschwerden. Die Zahl der Menschen, die
im Laufe eines Jahres zumindest zeitweise
über Beschwerden klagen, wird auf mindestens 15 Millionen Menschen geschätzt.
Krankheiten des rheumatischen Formenkreises sind damit hinsichtlich der Belastungen
der Betroffenen, aber auch angesichts der
Folgekosten eines der wichtigsten Krankheitsfelder in Deutschland.
Als Ergebnis der Forschung sind in den
letzten Jahren neue Therapieansätze entwickelt worden, die nicht nur unmittelbare
Erleichterung bei akuten Beschwerden ermöglichen, sondern auch die Chance eröffnen, besser als bisher das Fortschreiten
dieser chronisch verlaufenden Krankheiten
zu verringern oder gar aufzuhalten.
Mit dieser Broschüre soll den Betroffenen und ihren Angehörigen, aber auch allen
anderen Interessierten der Stand der ForUnter dem Begriff „Rheuma“ verbirgt sich schung nahegebracht und somit ein tieferes
ein breites Spektrum der unterschiedlichs- Verständnis für diese Gruppe chronischer
ten Krankheiten, die teilweise erst in den Krankheiten vermittelt werden.
letzten Jahren dank moderner Forschungsmethodik identifiziert und eindeutig charakterisiert werden konnten. Diese Arbeiten
legen den Grundstock für eine detaillierte
Aufklärung der Krankheitsprozesse, die wiederum die Voraussetzung für die EntwickEdelgard Bulmahn
lung neuer Therapieverfahren darstellt.
Ministerin für Bildung und Forschung
IV
Rheuma-Impressum, Vorwort, Inh.
V
2
11.12.2001, 10:03 Uhr
INHALTSVERZEICHNIS
Ursachen und Ausprägung rheumatischer
Erkrankungen
„Wenn´s so mit meiner neuen Hüfte weitergeht, bin ich zufrieden”
A1
Was ist Rheuma? – Neue Antworten auf eine alte Frage
A3
Die ausgeklügelte Architektur der Gelenke
Arthrosen – Von der Schulter bis zum Zeh
Entzündliches Rheuma der Gelenke
Auch die Wirbelsäule kann sich entzünden
Entzündliche Bindegewebserkrankungen
A4
A5
A5
A6
A7
• Verräterisches Immunsystem
• Nicht nur das Blut liefert Informationen
A
•
•
•
•
•
Behandlung
Was passiert bei Rheuma im Körper?
•
•
•
•
•
•
•
•
Rundgang durch die „Knorpelfabrik“
Die Vorgänge im Knorpel geraten aus dem Gleichgewicht
Wie die Knorpelzellen reagieren
Knorpelschädigung – auch im arthritischen Gelenk
A8
A9
A9
A 10
Wie kann man Rheuma bekommen?
A 11
Gelenke nutzen sich nicht erst im Alter ab
Den „Tätern“ bei entzündlichen Prozessen auf der Spur
Erbgut und Rheuma – die Zusammenhänge werden deutlicher
Auch innere und äußere Faktoren spielen eine Rolle
A 11
A 11
A 13
A 14
Welchen Verlauf nimmt Rheuma?
A 15
Wie häufig ist Rheuma?
A 17
Warum ist Rheuma so schmerzhaft?
A 18
• Schmerzen in den Gelenken
• Unterschiedliche Schmerztypen
„Wir müssen die Forschung an den Patienten bringen”
Diagnostik
B
C
Warum ist es so schwierig, Rheuma festzustellen?
B3
D
B4
Welche Informationen helfen dem Arzt bei der Diagnose?
B5
Welche körperlichen Anzeichen deuten auf Rheuma hin?
B7
Was sagen Labortests aus?
B9
B9
B 13
An welchen Arzt soll ich mich wenden?
B 15
„Meine Arbeit gleicht der eines Kriminologen”
B 17
Ohne Medikamente? – für Diana undenkbar
C1
Ist Rheuma heilbar?
C3
Welche Medikamente helfen bei Rheuma?
C4
Wird es in absehbarer Zukunft neue Medikamente geben?
Leben mit Rheuma
Anhang
E
B 12
Kann man Rheuma sichtbar machen?
• Den Schmerz lindern – Entzündungen stoppen
• Krankheitsprozesse günstig beeinflussen
A 20
B1
• Suche nach Entzündungen
Rheuma-Impressum, Vorwort, Inh.
A 18
A 19
„Gebt doch meiner Krankheit endlich einen Namen”
• Erst viele Mosaiksteine ergeben ein Gesamtbild
VI
A8
B9
C4
C6
C9
Gibt es mehr als Pillen und Spritzen?
C 13
Wann kommt eine Operation in Frage?
C 15
Gibt es alternative Behandlungsmethoden?
C 17
Mit Stoffschlinge, Gehroller und intensiven Gesprächen
C 19
Sich mit dem Leben arrangieren lernen
D1
Lässt sich meine Krankheit durch Ernährung positiv beeinflussen?
D3
Warum ist Bewegung bei Rheuma wichtig?
D5
Wie wichtig sind orthopädische Hilfsmittel?
D7
Wie kann ich meinen Alltag „rheumagerecht” gestalten?
D8
Wie gehe ich mit den Schmerzen um?
D 10
„Vieles hängt am Engagement der Leute”
D 11
Bücher und Broschüren
E1
Internetadressen
E3
Organisationen/Verbände/Selbsthilfegruppen
E4
Stichworte
E5
VII
3
11.12.2001, 10:03 Uhr
INHALTSVERZEICHNIS
Ursachen und Ausprägung rheumatischer
Erkrankungen
„Wenn´s so mit meiner neuen Hüfte weitergeht, bin ich zufrieden”
A1
Was ist Rheuma? – Neue Antworten auf eine alte Frage
A3
Die ausgeklügelte Architektur der Gelenke
Arthrosen – Von der Schulter bis zum Zeh
Entzündliches Rheuma der Gelenke
Auch die Wirbelsäule kann sich entzünden
Entzündliche Bindegewebserkrankungen
A4
A5
A5
A6
A7
• Verräterisches Immunsystem
• Nicht nur das Blut liefert Informationen
A
•
•
•
•
•
Behandlung
Was passiert bei Rheuma im Körper?
•
•
•
•
•
•
•
•
Rundgang durch die „Knorpelfabrik“
Die Vorgänge im Knorpel geraten aus dem Gleichgewicht
Wie die Knorpelzellen reagieren
Knorpelschädigung – auch im arthritischen Gelenk
A8
A9
A9
A 10
Wie kann man Rheuma bekommen?
A 11
Gelenke nutzen sich nicht erst im Alter ab
Den „Tätern“ bei entzündlichen Prozessen auf der Spur
Erbgut und Rheuma – die Zusammenhänge werden deutlicher
Auch innere und äußere Faktoren spielen eine Rolle
A 11
A 11
A 13
A 14
Welchen Verlauf nimmt Rheuma?
A 15
Wie häufig ist Rheuma?
A 17
Warum ist Rheuma so schmerzhaft?
A 18
• Schmerzen in den Gelenken
• Unterschiedliche Schmerztypen
„Wir müssen die Forschung an den Patienten bringen”
Diagnostik
B
C
Warum ist es so schwierig, Rheuma festzustellen?
B3
D
B4
Welche Informationen helfen dem Arzt bei der Diagnose?
B5
Welche körperlichen Anzeichen deuten auf Rheuma hin?
B7
Was sagen Labortests aus?
B9
B9
B 13
An welchen Arzt soll ich mich wenden?
B 15
„Meine Arbeit gleicht der eines Kriminologen”
B 17
Ohne Medikamente? – für Diana undenkbar
C1
Ist Rheuma heilbar?
C3
Welche Medikamente helfen bei Rheuma?
C4
Wird es in absehbarer Zukunft neue Medikamente geben?
Leben mit Rheuma
Anhang
E
B 12
Kann man Rheuma sichtbar machen?
• Den Schmerz lindern – Entzündungen stoppen
• Krankheitsprozesse günstig beeinflussen
A 20
B1
• Suche nach Entzündungen
Rheuma-Impressum, Vorwort, Inh.
A 18
A 19
„Gebt doch meiner Krankheit endlich einen Namen”
• Erst viele Mosaiksteine ergeben ein Gesamtbild
VI
A8
B9
C4
C6
C9
Gibt es mehr als Pillen und Spritzen?
C 13
Wann kommt eine Operation in Frage?
C 15
Gibt es alternative Behandlungsmethoden?
C 17
Mit Stoffschlinge, Gehroller und intensiven Gesprächen
C 19
Sich mit dem Leben arrangieren lernen
D1
Lässt sich meine Krankheit durch Ernährung positiv beeinflussen?
D3
Warum ist Bewegung bei Rheuma wichtig?
D5
Wie wichtig sind orthopädische Hilfsmittel?
D7
Wie kann ich meinen Alltag „rheumagerecht” gestalten?
D8
Wie gehe ich mit den Schmerzen um?
D 10
„Vieles hängt am Engagement der Leute”
D 11
Bücher und Broschüren
E1
Internetadressen
E3
Organisationen/Verbände/Selbsthilfegruppen
E4
Stichworte
E5
VII
3
11.12.2001, 10:03 Uhr
A
URSACHEN UND AUSPRÄGUNG RHEUMATISCHER ERKRANKUNGEN
„Wenn´s so mit
meiner neuen Hüfte
weitergeht, bin ich
zufrieden“
Nicht erst im Alter leiden viele Menschen
unter starken Schmerzen, weil sich ihre
Gelenke abgenutzt haben. Bei Günther K.
etwa „meldete” sich eine Hüftgelenksarthrose, als er 36 Jahre alt war. Nachdem
Medikamente und auch Kuraufenthalte die
Schmerzen nicht mehr linderten, sondern
diese sogar zunahmen, entschloss er sich zur
Operation. Seit fünf Jahren lebt er nun nahezu schmerzfrei mit einer Gelenkprothese.
„Im Fernsehen haben sie kürzlich eine
Hüftoperation gezeigt, da waren die Ärzte
schon nach 40 Minuten fertig.” Der 54-jährige Günther K. sitzt am Tisch in der Essecke
seines Wohnzimmers und deutet mit der
Hand auf den großen Bildschirm, der nur
wenige Meter entfernt steht. Wie lang die
Ärzte bei seiner Hüftoperation gebraucht
haben, kann er allerdings nicht genau
sagen: „Zwischen einer und eineinhalb
Stunden. Irgendwann bin ich halt nach
der Vollnarkose aufgewacht, und alles war
vorbei”, meint er und zuckt gleichmütig
mit den Schultern. Für ihn ist nur wichtig,
dass er durch die Hüftprothese wieder viel
beweglicher geworden ist. Keinen Tag hat
er seitdem die Entscheidung für den Eingriff bereut, der nun vier Jahre zurückliegt.
ein spitz zulaufender, sich dunkel abzeichnender Stift, der in den lang gestreckten
Röhrenknochen des Oberschenkels hineinragt. „Der Stift besteht aus Titan, weil das
ein ganz leichtes Metall ist”, fügt Günther
K. erklärend hinzu.
Eine Titanprothese mit Keramikkopf und
einem Gelenklager aus Kunststoff haben
ihm die Ärzte damals eingesetzt. Über sein
künstliches Gelenk weiß er gut Bescheid,
schließlich musste er damals den erhofften
Nutzen und die möglichen Nachteile einer
Operation gut gegeneinander abwägen.
Selbst die Handgriffe, die der Chirurg während der Operation auszuführen hat, kann
er exakt beschreiben: „Zuerst musste der
geschädigte Kopf des Oberschenkelknochens abgesägt werden, dann wurde der
Titanstift, an dem der Ersatzkopf aus Keramik befestigt ist, mit einem einzigen Schlag
reingeklopft.”
Es war ein langer Leidensweg, den der
heute 54-Jährige zurücklegen musste, bis
er sich schließlich zur Operation entschloss.
Mit 36 Jahren traten bei ihm die ersten
Schmerzen in der rechten Hüfte auf – Beschwerden, unter denen übrigens auch
schon sein Vater gelitten hatte. Er spürte
seine Hüfte vor allem dann, wenn er sie
stärker belastete, zum Beispiel während
seiner Arbeit als Kfz-Mechaniker, bei der er
oft stundenlang an der Werkbank stand, um
Autoteile in Stand zu setzen und zu prüfen.
Sein Hausarzt verschrieb ihm eine Kur im
Niederbayerischen; es sollte die erste von
vielen sein. In der Kurklinik nahm er regelmäßig Schwefelbäder und ließ sich massieren.
Die Schmerzen verschwanden tatsächlich,
und er konnte für etwa ein halbes Jahr
beschwerdefrei seinem Beruf nachgehen.
Doch in den folgenden Jahren kehrten
die Hüftschmerzen zurück, und zwar immer
schlimmer und immer länger anhaltend.
Letztlich zeigten auch die mehrwöchigen
Kuraufenthalte, die Günther K. verschrieben bekam, keine Wirkung mehr. Die Dosis
eines antirheumatischen Medikaments
– zwei Tabletten täglich nahm er seit einiger Zeit ein – wollte er ebenfalls nicht weiter erhöhen. Er hatte schon ein anderes
Präparat absetzen müssen, weil ihm davon
übel wurde. Ihm war klar: „So kann’s nicht
weitergehen, jetzt muss ich etwas tun!”
Er steht auf, geht kurz aus dem Zimmer
und kehrt mit einer großen, schwarzen
Folie in den Händen zurück – die Röntgenaufnahme seines neuen Hüftgelenks. Gegen
das Licht gehalten zeichnen sich deutlich
die einzelnen Bestandteile ab: die so genannte Hüftpfannenplastik, die den Kopf des
Hausarzt – Orthopäde – Fachklinik – viele
Oberschenkelknochens überdacht, sowie Stationen durchlief er, und stets aufs Neue
A1
Rheuma-A
wurden Röntgenaufnahmen gemacht. Die
Diagnose seiner Arthrose erwies sich als
schwierig, da die Röntgenbefunde kein klares Bild lieferten. An der rechten, schmerzenden Hüfte ergaben die Aufnahmen nur
einen geringen Hinweis auf eine Arthrose.
Bei seiner linken Hüfte hingegen, die ihm
keinerlei Probleme bereitete, fehlte der
Gelenkspalt – ein Zeichen dafür, dass der
Hüftknorpel vollständig abgenutzt war.
Die Ratschläge, welche die Ärzte Günther
K. daraufhin gaben, waren widersprüchlich:
Während sowohl Hausarzt als auch Orthopäde eine Hüftoperation befürworteten, rieten ihm die Experten der Fachklinik davon
ab. Er sei noch zu jung für eine Prothese,
lautete ihr Vorbehalt. Schließlich halten
Hüftgelenksprothesen im Höchstfall 15
Jahre, dann muss man sie austauschen,
weil sich die Prothese abgenützt hat oder
nicht mehr fest im Knochen sitzt.
Günther K. war zu diesem Zeitpunkt 49
Jahre alt und seine Schmerzen hatten sich
ins Unerträgliche gesteigert. In dieser Situation erschien ihm der Gelenkersatz trotz
des nicht ganz klaren Befunds und der
nicht gerade ermutigenden Aussicht, später erneut unters Messer zu müssen, als
das geringere Übel. „Mit fünfzig kann man
sich doch nicht mehr so einfach umschulen lassen, und mit meinen Beschwerden
hätte ich bald in Frührente gehen müssen”,
begründet er seine Entscheidung.
Im August 1996 erhielt er im Krankenhaus nahe seines Wohnorts einen OP-Termin für die rechte Hüfte. „Bei mir musste
die Prothese langsam in das vorhandene
Knochengewebe hineinwachsen”, erzählt
Günther K. Anders als bei älteren Patienten,
bei denen der Gelenkersatz gewöhnlich einzementiert wird und die Hüfte schon nach
wenigen Tagen wieder belastbar ist, durfte er
sie anfangs kaum belasten. Für drei Wochen blieb er im Krankenhaus, dann folgten
vier Wochen Aufenthalt in einer Rehaklinik. In dieser Zeit musste er buchstäblich
Schritt für Schritt lernen, mit seiner Gelenk-
prothese möglichst schonend umzugehen.
Und auch danach ging er jede Woche zur
Krankengymnastik. Insgesamt hat es etwa
sechs Monate gedauert, bis er wieder ganz
normal seinem Beruf nachgehen konnte.
Dass er letztlich die richtige Entscheidung
getroffen hat, das haben ihm die Ärzte
nach der Operation bestätigt. Der Knorpel
seines alten Gelenks hatte sich stark abgenutzt, zudem zeigte das Gelenk eine klare
Fehlstellung, die vermutlich die Arthrose
ausgelöst hatte.
Einschränkungen muss Günther K. heute
nur wenige hinnehmen. Um das Gelenk nicht
zu überlasten, darf er beispielsweise keine
schweren Lasten mehr tragen. „Dafür kann
ich wieder problemlos Fahrrad fahren und
es mir so in meiner Freizeit schön machen”,
sagt er lächelnd. „Wenn’s so mit meiner
neuen Hüfte weitergeht, bin ich zufrieden.”
A2
1
11.12.2001, 14:19 Uhr
A
URSACHEN UND AUSPRÄGUNG RHEUMATISCHER ERKRANKUNGEN
„Wenn´s so mit
meiner neuen Hüfte
weitergeht, bin ich
zufrieden“
Nicht erst im Alter leiden viele Menschen
unter starken Schmerzen, weil sich ihre
Gelenke abgenutzt haben. Bei Günther K.
etwa „meldete” sich eine Hüftgelenksarthrose, als er 36 Jahre alt war. Nachdem
Medikamente und auch Kuraufenthalte die
Schmerzen nicht mehr linderten, sondern
diese sogar zunahmen, entschloss er sich zur
Operation. Seit fünf Jahren lebt er nun nahezu schmerzfrei mit einer Gelenkprothese.
„Im Fernsehen haben sie kürzlich eine
Hüftoperation gezeigt, da waren die Ärzte
schon nach 40 Minuten fertig.” Der 54-jährige Günther K. sitzt am Tisch in der Essecke
seines Wohnzimmers und deutet mit der
Hand auf den großen Bildschirm, der nur
wenige Meter entfernt steht. Wie lang die
Ärzte bei seiner Hüftoperation gebraucht
haben, kann er allerdings nicht genau
sagen: „Zwischen einer und eineinhalb
Stunden. Irgendwann bin ich halt nach
der Vollnarkose aufgewacht, und alles war
vorbei”, meint er und zuckt gleichmütig
mit den Schultern. Für ihn ist nur wichtig,
dass er durch die Hüftprothese wieder viel
beweglicher geworden ist. Keinen Tag hat
er seitdem die Entscheidung für den Eingriff bereut, der nun vier Jahre zurückliegt.
ein spitz zulaufender, sich dunkel abzeichnender Stift, der in den lang gestreckten
Röhrenknochen des Oberschenkels hineinragt. „Der Stift besteht aus Titan, weil das
ein ganz leichtes Metall ist”, fügt Günther
K. erklärend hinzu.
Eine Titanprothese mit Keramikkopf und
einem Gelenklager aus Kunststoff haben
ihm die Ärzte damals eingesetzt. Über sein
künstliches Gelenk weiß er gut Bescheid,
schließlich musste er damals den erhofften
Nutzen und die möglichen Nachteile einer
Operation gut gegeneinander abwägen.
Selbst die Handgriffe, die der Chirurg während der Operation auszuführen hat, kann
er exakt beschreiben: „Zuerst musste der
geschädigte Kopf des Oberschenkelknochens abgesägt werden, dann wurde der
Titanstift, an dem der Ersatzkopf aus Keramik befestigt ist, mit einem einzigen Schlag
reingeklopft.”
Es war ein langer Leidensweg, den der
heute 54-Jährige zurücklegen musste, bis
er sich schließlich zur Operation entschloss.
Mit 36 Jahren traten bei ihm die ersten
Schmerzen in der rechten Hüfte auf – Beschwerden, unter denen übrigens auch
schon sein Vater gelitten hatte. Er spürte
seine Hüfte vor allem dann, wenn er sie
stärker belastete, zum Beispiel während
seiner Arbeit als Kfz-Mechaniker, bei der er
oft stundenlang an der Werkbank stand, um
Autoteile in Stand zu setzen und zu prüfen.
Sein Hausarzt verschrieb ihm eine Kur im
Niederbayerischen; es sollte die erste von
vielen sein. In der Kurklinik nahm er regelmäßig Schwefelbäder und ließ sich massieren.
Die Schmerzen verschwanden tatsächlich,
und er konnte für etwa ein halbes Jahr
beschwerdefrei seinem Beruf nachgehen.
Doch in den folgenden Jahren kehrten
die Hüftschmerzen zurück, und zwar immer
schlimmer und immer länger anhaltend.
Letztlich zeigten auch die mehrwöchigen
Kuraufenthalte, die Günther K. verschrieben bekam, keine Wirkung mehr. Die Dosis
eines antirheumatischen Medikaments
– zwei Tabletten täglich nahm er seit einiger Zeit ein – wollte er ebenfalls nicht weiter erhöhen. Er hatte schon ein anderes
Präparat absetzen müssen, weil ihm davon
übel wurde. Ihm war klar: „So kann’s nicht
weitergehen, jetzt muss ich etwas tun!”
Er steht auf, geht kurz aus dem Zimmer
und kehrt mit einer großen, schwarzen
Folie in den Händen zurück – die Röntgenaufnahme seines neuen Hüftgelenks. Gegen
das Licht gehalten zeichnen sich deutlich
die einzelnen Bestandteile ab: die so genannte Hüftpfannenplastik, die den Kopf des
Hausarzt – Orthopäde – Fachklinik – viele
Oberschenkelknochens überdacht, sowie Stationen durchlief er, und stets aufs Neue
A1
Rheuma-A
wurden Röntgenaufnahmen gemacht. Die
Diagnose seiner Arthrose erwies sich als
schwierig, da die Röntgenbefunde kein klares Bild lieferten. An der rechten, schmerzenden Hüfte ergaben die Aufnahmen nur
einen geringen Hinweis auf eine Arthrose.
Bei seiner linken Hüfte hingegen, die ihm
keinerlei Probleme bereitete, fehlte der
Gelenkspalt – ein Zeichen dafür, dass der
Hüftknorpel vollständig abgenutzt war.
Die Ratschläge, welche die Ärzte Günther
K. daraufhin gaben, waren widersprüchlich:
Während sowohl Hausarzt als auch Orthopäde eine Hüftoperation befürworteten, rieten ihm die Experten der Fachklinik davon
ab. Er sei noch zu jung für eine Prothese,
lautete ihr Vorbehalt. Schließlich halten
Hüftgelenksprothesen im Höchstfall 15
Jahre, dann muss man sie austauschen,
weil sich die Prothese abgenützt hat oder
nicht mehr fest im Knochen sitzt.
Günther K. war zu diesem Zeitpunkt 49
Jahre alt und seine Schmerzen hatten sich
ins Unerträgliche gesteigert. In dieser Situation erschien ihm der Gelenkersatz trotz
des nicht ganz klaren Befunds und der
nicht gerade ermutigenden Aussicht, später erneut unters Messer zu müssen, als
das geringere Übel. „Mit fünfzig kann man
sich doch nicht mehr so einfach umschulen lassen, und mit meinen Beschwerden
hätte ich bald in Frührente gehen müssen”,
begründet er seine Entscheidung.
Im August 1996 erhielt er im Krankenhaus nahe seines Wohnorts einen OP-Termin für die rechte Hüfte. „Bei mir musste
die Prothese langsam in das vorhandene
Knochengewebe hineinwachsen”, erzählt
Günther K. Anders als bei älteren Patienten,
bei denen der Gelenkersatz gewöhnlich einzementiert wird und die Hüfte schon nach
wenigen Tagen wieder belastbar ist, durfte er
sie anfangs kaum belasten. Für drei Wochen blieb er im Krankenhaus, dann folgten
vier Wochen Aufenthalt in einer Rehaklinik. In dieser Zeit musste er buchstäblich
Schritt für Schritt lernen, mit seiner Gelenk-
prothese möglichst schonend umzugehen.
Und auch danach ging er jede Woche zur
Krankengymnastik. Insgesamt hat es etwa
sechs Monate gedauert, bis er wieder ganz
normal seinem Beruf nachgehen konnte.
Dass er letztlich die richtige Entscheidung
getroffen hat, das haben ihm die Ärzte
nach der Operation bestätigt. Der Knorpel
seines alten Gelenks hatte sich stark abgenutzt, zudem zeigte das Gelenk eine klare
Fehlstellung, die vermutlich die Arthrose
ausgelöst hatte.
Einschränkungen muss Günther K. heute
nur wenige hinnehmen. Um das Gelenk nicht
zu überlasten, darf er beispielsweise keine
schweren Lasten mehr tragen. „Dafür kann
ich wieder problemlos Fahrrad fahren und
es mir so in meiner Freizeit schön machen”,
sagt er lächelnd. „Wenn’s so mit meiner
neuen Hüfte weitergeht, bin ich zufrieden.”
A2
1
11.12.2001, 14:19 Uhr
Was ist Rheuma?
– Neue Antworten auf
eine alte Frage
Seit mindestens zweieinhalb Jahrtausenden beschäftigen sich Ärzte mit dieser
Frage. Hippokrates, der berühmte Arzt der
griechischen Antike, gibt die erste überlieferte Antwort: Im vierten vorchristlichen
Jahrhundert beschreibt er nicht nur die
Symptome, die er für typisch hält – nämlich
Fieber und Gelenkschmerzen –, er versucht
sich auch an einer Erklärung der Ursachen: Die Krankheit entstehe, „durch die
Galle und den Schleim, wenn diese, in
Bewegung geratend, sich in den Gelenken
festsetzen”. Erst rund zwei Jahrtausende
später prägt der französische Arzt Guillaume
de Baillou im Jahr 1591 den Begriff vom
Rheumatismus: Abgeleitet vom griechischen „rhein” für „fließen”, definiert er die
Krankheit als „fließende Sucht”.
Hinter dem Begriff Rheuma verbirgt sich
also ein vielfältiger Strauß höchst unterschiedlicher Krankheiten. Daher sprechen
Mediziner lieber vom rheumatischen Formenkreis. Allen diesen Krankheiten ist
gemeinsam: Sie betreffen den Bewegungsapparat, also Muskeln, Sehnen, Knochen,
Gelenke und Bänder; sie verursachen
Schmerzen, schränken die Beweglichkeit
der Betroffenen ein, und sie können darüber hinaus innere Organe schädigen. Drei
Hauptgruppen lassen sich unterscheiden:
• degenerative Erkrankungen der
Gelenke wie die Arthrose, in der Fachsprache Osteoarthrose genannt;
• entzündliche Krankheiten der Gelenke
wie die chronische Polyarthritis, von
Medizinern auch rheumatoide Arthritis
genannt; und
• das Rheuma der Weichteile wie die
Fibromyalgie, bei der etwa die Muskeln
betroffen sind.
Obwohl die Unterscheidung in degeneratives und entzündliches Rheuma durchaus
berechtigt ist, ist sie nicht unproblematisch.
So spielen etwa auch bei der Arthrose Entzündungsprozesse eine Rolle. Umgekehrt
treten bei den entzündlichen Arthritiden
degenerative Vorgänge auf.
Hinter dem Begriff Rheuma verbergen
sich viele, sehr unterschiedliche Erkrankungen. Das Röntgenbild zeigt Hände, die
durch eine rheumatoide Arthritis deformiert sind. Um die Schäden besser
beurteilen zu können, wurde die Aufnahme durch Computertechnik
künstlich eingefärbt.
A3
Rheuma-A
Bis heute ringt die Medizin mit dem Begriff, der vielschichtig geblieben ist. Unter
dem Etikett „Rheuma” versammeln sich
mehrere Hundert Krankheiten. Ein paar von
ihnen treten häufig auf, viele hingegen
sind selten; einige verursachen schwere,
lang anhaltende Schäden, andere verlaufen eher glimpflich; bei manchen sind die
Ursachen bekannt, bei den meisten konnte
man die Auslöser noch nicht dingfest
machen; viele dieser Krankheiten lassen
sich heute gut behandeln, gegen manche
scheint „kein Kraut gewachsen” zu sein.
Nur wenige Formen der rheumatischen
Erkrankungen wie etwa die Arthrose häufen sich übrigens im Alter. Rheuma ist also
beileibe keine „Alterskrankheit”. Im Gegenteil: Manche Krankheiten betreffen vor
allem Jugendliche oder junge Erwachsene.
Selbst Säuglinge und Kleinkinder können
rheumatisch erkranken.
Diese Broschüre beschäftigt sich mit den
rheumatischen Erkrankungen der ersten
beiden Hauptgruppen. Die Krankheiten aus
der Gruppe des Weichteilrheumatismus
bleiben hier unberücksichtigt. Sie unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der
betroffenen Körperstrukturen, sondern laufen auch anders ab und erfordern vom Arzt
andere Diagnose- und Therapiemethoden.
Aufgebaut ist der Knorpel aus einem binAuch auf den Knochenschwund, die Osteopo- degewebigen Material, das ihn reißfest
rose, wird diese Broschüre nicht eingehen. und elastisch zugleich macht. Das Knorpelgerüst – die Knorpelmatrix – setzt sich aus
faserförmigen Eiweißmolekülen zusammen,
Die ausgeklügelte
den Kollagenen. Sie verfestigen die Knorpelstruktur mechanisch und verhindern das
Architektur der Gelenke
Auseinanderreißen des Knorpels, wenn
Da rheumatische Gelenkschäden im Mit- Zugspannungen im Gelenk auftreten.
telpunkt dieser Broschüre stehen, lohnt es
sich, diese ausgeklügelten natürlichen KonUnterstützt wird das dichte Kollagennetzstruktionen genauer zu betrachten. Abhän- werk von einer Vielzahl kleinerer Verbingig von seiner Funktion ist jedes Gelenk dungen und von großen, verzweigten Moleanders aufgebaut. So lässt zum Beispiel die külen, den Proteoglykanen. Aufgrund ihrer
Hüfte als Kugelgelenk eine Drehung in drei chemischen Struktur können diese SubstanAchsenrichtungen zu. Das Knie als Dreh- zen sehr leicht Wasser binden; der Knorpel
Scharniergelenk ist nur entlang zweier Ach- besteht denn auch zu etwa 75 Prozent aus
senrichtungen beweglich. Trotz der bauli- Wasser. Im Kollagengeflecht tragen die Prochen Unterschiede weisen alle Gelenke teoglykane ganz wesentlich zur Stoßdämpgemeinsame Strukturen auf:
ferfunktion des Knorpels bei: Das macht
den Knorpel stabil und elastisch zugleich
• den Knorpel; er sorgt zum Gelenkspalt
und hält die Knochen, die sich im Gelenk
hin für eine glatte und reibungsarme
gegenüberstehen, auf Abstand. Wird das
Gelenkoberfläche;
Gelenk jedoch – etwa ein Kniegelenk beim
Gehen – belastet, sorgt der nun auf dem
• den daran angrenzenden Knochen
Knorpel lastende Druck dafür, dass ein Teil
und schließlich
des von den Proteoglykanen gebundenen
Wassers austritt. Zusammen mit der ohne• die Gelenkinnenhaut (Synovialmembhin vorhandenen Synovialflüssigkeit bildet
ran); sie bildet die Gelenkflüssigkeit,
dieses Knorpelwasser einen Gleitfilm zwimit der sie die Gelenke „schmiert”
schen den druckbelasteten, sich gegeneinund die Knorpelzellen mit Nährstoffen
ander bewegenden Gelenkflächen.
versorgt sowie die Abfallprodukte
entsorgt.
Gelenkkapsel
Wie eine Schutzkappe überzieht der
Knorpel den Knochen im Gelenkbereich.
Er dient als Stoßdämpfer und Gleitfläche
zugleich, wenn sich die Knochen im Gelenk
gegeneinander bewegen und dabei äußere
Kräfte einwirken, vor allem die Schwerkraft, aber auch die Kraft der Muskeln.
Die dabei auftretenden Spitzenbelastungen
können enorm hoch sein – bis zu 200 Kilogramm pro Quadratzentimeter Knorpelfläche
an Druckbelastung haben Biomechaniker
bereits gemessen. Bei Spitzensportlern
kann sogar noch ein höherer Druck auf
den Gelenkknorpeln lasten.
Gelenke sorgen für die
Beweglichkeit des Knochenskeletts. Ihr komplexer Aufbau
trägt den enormen Belastungen
Rechnung, die auf ihnen lasten.
Knorpel
Muskel
Bänder
Knochen
Knochen
Gelenkinnenhaut
(Synovialmembran)
Gelenkkapsel
mit Gelenkflüssigkeit
gefüllter Gelenkspalt
A4
2
11.12.2001, 14:19 Uhr
Was ist Rheuma?
– Neue Antworten auf
eine alte Frage
Seit mindestens zweieinhalb Jahrtausenden beschäftigen sich Ärzte mit dieser
Frage. Hippokrates, der berühmte Arzt der
griechischen Antike, gibt die erste überlieferte Antwort: Im vierten vorchristlichen
Jahrhundert beschreibt er nicht nur die
Symptome, die er für typisch hält – nämlich
Fieber und Gelenkschmerzen –, er versucht
sich auch an einer Erklärung der Ursachen: Die Krankheit entstehe, „durch die
Galle und den Schleim, wenn diese, in
Bewegung geratend, sich in den Gelenken
festsetzen”. Erst rund zwei Jahrtausende
später prägt der französische Arzt Guillaume
de Baillou im Jahr 1591 den Begriff vom
Rheumatismus: Abgeleitet vom griechischen „rhein” für „fließen”, definiert er die
Krankheit als „fließende Sucht”.
Hinter dem Begriff Rheuma verbirgt sich
also ein vielfältiger Strauß höchst unterschiedlicher Krankheiten. Daher sprechen
Mediziner lieber vom rheumatischen Formenkreis. Allen diesen Krankheiten ist
gemeinsam: Sie betreffen den Bewegungsapparat, also Muskeln, Sehnen, Knochen,
Gelenke und Bänder; sie verursachen
Schmerzen, schränken die Beweglichkeit
der Betroffenen ein, und sie können darüber hinaus innere Organe schädigen. Drei
Hauptgruppen lassen sich unterscheiden:
• degenerative Erkrankungen der
Gelenke wie die Arthrose, in der Fachsprache Osteoarthrose genannt;
• entzündliche Krankheiten der Gelenke
wie die chronische Polyarthritis, von
Medizinern auch rheumatoide Arthritis
genannt; und
• das Rheuma der Weichteile wie die
Fibromyalgie, bei der etwa die Muskeln
betroffen sind.
Obwohl die Unterscheidung in degeneratives und entzündliches Rheuma durchaus
berechtigt ist, ist sie nicht unproblematisch.
So spielen etwa auch bei der Arthrose Entzündungsprozesse eine Rolle. Umgekehrt
treten bei den entzündlichen Arthritiden
degenerative Vorgänge auf.
Hinter dem Begriff Rheuma verbergen
sich viele, sehr unterschiedliche Erkrankungen. Das Röntgenbild zeigt Hände, die
durch eine rheumatoide Arthritis deformiert sind. Um die Schäden besser
beurteilen zu können, wurde die Aufnahme durch Computertechnik
künstlich eingefärbt.
A3
Rheuma-A
Bis heute ringt die Medizin mit dem Begriff, der vielschichtig geblieben ist. Unter
dem Etikett „Rheuma” versammeln sich
mehrere Hundert Krankheiten. Ein paar von
ihnen treten häufig auf, viele hingegen
sind selten; einige verursachen schwere,
lang anhaltende Schäden, andere verlaufen eher glimpflich; bei manchen sind die
Ursachen bekannt, bei den meisten konnte
man die Auslöser noch nicht dingfest
machen; viele dieser Krankheiten lassen
sich heute gut behandeln, gegen manche
scheint „kein Kraut gewachsen” zu sein.
Nur wenige Formen der rheumatischen
Erkrankungen wie etwa die Arthrose häufen sich übrigens im Alter. Rheuma ist also
beileibe keine „Alterskrankheit”. Im Gegenteil: Manche Krankheiten betreffen vor
allem Jugendliche oder junge Erwachsene.
Selbst Säuglinge und Kleinkinder können
rheumatisch erkranken.
Diese Broschüre beschäftigt sich mit den
rheumatischen Erkrankungen der ersten
beiden Hauptgruppen. Die Krankheiten aus
der Gruppe des Weichteilrheumatismus
bleiben hier unberücksichtigt. Sie unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der
betroffenen Körperstrukturen, sondern laufen auch anders ab und erfordern vom Arzt
andere Diagnose- und Therapiemethoden.
Aufgebaut ist der Knorpel aus einem binAuch auf den Knochenschwund, die Osteopo- degewebigen Material, das ihn reißfest
rose, wird diese Broschüre nicht eingehen. und elastisch zugleich macht. Das Knorpelgerüst – die Knorpelmatrix – setzt sich aus
faserförmigen Eiweißmolekülen zusammen,
Die ausgeklügelte
den Kollagenen. Sie verfestigen die Knorpelstruktur mechanisch und verhindern das
Architektur der Gelenke
Auseinanderreißen des Knorpels, wenn
Da rheumatische Gelenkschäden im Mit- Zugspannungen im Gelenk auftreten.
telpunkt dieser Broschüre stehen, lohnt es
sich, diese ausgeklügelten natürlichen KonUnterstützt wird das dichte Kollagennetzstruktionen genauer zu betrachten. Abhän- werk von einer Vielzahl kleinerer Verbingig von seiner Funktion ist jedes Gelenk dungen und von großen, verzweigten Moleanders aufgebaut. So lässt zum Beispiel die külen, den Proteoglykanen. Aufgrund ihrer
Hüfte als Kugelgelenk eine Drehung in drei chemischen Struktur können diese SubstanAchsenrichtungen zu. Das Knie als Dreh- zen sehr leicht Wasser binden; der Knorpel
Scharniergelenk ist nur entlang zweier Ach- besteht denn auch zu etwa 75 Prozent aus
senrichtungen beweglich. Trotz der bauli- Wasser. Im Kollagengeflecht tragen die Prochen Unterschiede weisen alle Gelenke teoglykane ganz wesentlich zur Stoßdämpgemeinsame Strukturen auf:
ferfunktion des Knorpels bei: Das macht
den Knorpel stabil und elastisch zugleich
• den Knorpel; er sorgt zum Gelenkspalt
und hält die Knochen, die sich im Gelenk
hin für eine glatte und reibungsarme
gegenüberstehen, auf Abstand. Wird das
Gelenkoberfläche;
Gelenk jedoch – etwa ein Kniegelenk beim
Gehen – belastet, sorgt der nun auf dem
• den daran angrenzenden Knochen
Knorpel lastende Druck dafür, dass ein Teil
und schließlich
des von den Proteoglykanen gebundenen
Wassers austritt. Zusammen mit der ohne• die Gelenkinnenhaut (Synovialmembhin vorhandenen Synovialflüssigkeit bildet
ran); sie bildet die Gelenkflüssigkeit,
dieses Knorpelwasser einen Gleitfilm zwimit der sie die Gelenke „schmiert”
schen den druckbelasteten, sich gegeneinund die Knorpelzellen mit Nährstoffen
ander bewegenden Gelenkflächen.
versorgt sowie die Abfallprodukte
entsorgt.
Gelenkkapsel
Wie eine Schutzkappe überzieht der
Knorpel den Knochen im Gelenkbereich.
Er dient als Stoßdämpfer und Gleitfläche
zugleich, wenn sich die Knochen im Gelenk
gegeneinander bewegen und dabei äußere
Kräfte einwirken, vor allem die Schwerkraft, aber auch die Kraft der Muskeln.
Die dabei auftretenden Spitzenbelastungen
können enorm hoch sein – bis zu 200 Kilogramm pro Quadratzentimeter Knorpelfläche
an Druckbelastung haben Biomechaniker
bereits gemessen. Bei Spitzensportlern
kann sogar noch ein höherer Druck auf
den Gelenkknorpeln lasten.
Gelenke sorgen für die
Beweglichkeit des Knochenskeletts. Ihr komplexer Aufbau
trägt den enormen Belastungen
Rechnung, die auf ihnen lasten.
Knorpel
Muskel
Bänder
Knochen
Knochen
Gelenkinnenhaut
(Synovialmembran)
Gelenkkapsel
mit Gelenkflüssigkeit
gefüllter Gelenkspalt
A4
2
11.12.2001, 14:19 Uhr
2
entzündliche Erkrankung
der Gelenkinnenhaut
Was ist Rheuma?
– Neue Antworten auf
eine alte Frage
Arthrosen
– Von der Schulter bis zum Zeh
Abbauprozesse im Gelenk, wie sie bei der
Arthrose auftreten, beeinträchtigen dessen
Funktion und verursachen mitunter heftige
Schmerzen. Ist nämlich die reibungsarme
Bewegung – etwa durch Überbelastung des
Knorpels – nicht mehr möglich, beginnt sich
dieser an seiner Oberfläche zu verändern.
Er wird spröde, splittert auf und wird rau.
Mit jeder Bewegung reibt sich der Knorpel
ein wenig stärker ab – ein chronischer Prozess, der mit der Zeit immer schneller abläuft.
Schließlich erstreckt sich der Gelenkschaden auch auf den darunter liegenden Knochen. Er verdickt sich und wird hart („sklerotisch”), an seinen Rändern treten Wülste
auf, die im Röntgenbild sichtbar sind.
1
Ein sich verengender Gelenk- 1
spalt (rechts im Bild) weist in
dieser Röntgenaufnahme auf
eine Kniegelenksarthrose hin.
Angeschwollene Gelenke 2
können ein schon äußerlich
sichtbares Indiz für eine entzündliche rheumatische
Erkrankung sein.
Beim aufrecht gehenden Menschen lastet der Hauptteil des Körpergewichts auf
den großen Gelenken wie Hüfte und Knie
sowie auf der Wirbelsäule. Sie sind deshalb für arthrotische Veränderungen besonders anfällig. Aber auch die Schulter, ein
weiteres großes Gelenk, ist vom Verschleiß
häufig betroffen. Und selbst die kleinen
Gelenke an Finger und Zehen sind nicht vor
arthrotischen Veränderungen gefeit, etwa
die Endgelenke bei der Fingerarthrose
Bei einer Arthrose werden die
Gelenkknorpel zerstört.
degenerative Erkrankung
des Knorpels
bezeichnen die chronische Polyarthritis als
systemische Erkrankung, weil Entzündungen auch in inneren Organen, etwa Herz,
Blutgefäßen, Lungen, Lymphknoten und
Augen, auftreten können.
oder das Grundgelenk des großen Zehs bei
der so genannten Hallux-valgus-Arthrose.
Von Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule können neben den Zwischenwirbelscheiben und Wirbelkörpern auch die
kleinen Wirbelkörpergelenke betroffen sein.
Manchmal erstreckt sich der Abbau zudem
auf die Wirbelkörperflächen. Darüber hinaus verlieren die Bandscheiben oft ihre
Elastizität und werden brüchig.
Entzündliches Rheuma der Gelenke
Die entzündlichen Formen rheumatischer
Erkrankungen beginnen anderswo im Gelenk, und zwar an der Gelenkinnenhaut.
Oft sind es die Hand- und Fingergelenke,
die sich zuerst entzünden, manchmal treten die Beschwerden aber auch zuerst an
Hüfte oder Knie auf. Schon äußerlich lässt
sich eine Entzündung erkennen: das betroffene Gelenk ist wärmer als normal; es wird
rot und schwillt an.
Von der Gelenkinnenhaut aus erfasst die
Entzündung das Knorpelgewebe und den
gelenknahen Knochen. Durch die fortschreitende Zerstörung stehen sich schließlich
zwei Knochenwunden im Gelenk gegenüber, die im äußersten Fall – vergleichbar
einem Knochenbruch – „zusammenheilen”
können. Dadurch versteift sich das Gelenk,
und zwar oft in einer ungünstigen Stellung.
Starke Schmerzen und Gelenkschwellungen begleiten den Krankheitsprozess.
Die chronische Polyarthritis gilt als die
schmerzhafteste und unberechenbarste unter den entzündlichen Gelenkerkrankungen.
Bei ihr sind nicht nur die Gelenke dauerhaft befallen; oft ist auch das gelenknahe
Gewebe wie Bindegewebe, Sehnen und
Muskeln, und manchmal sind sogar die
Nerven entzündlich geschädigt. Mediziner
A5
Rheuma-A
Was genau diese Entzündung auslöst, ist
zur Zeit eine der wichtigsten Fragen innerhalb der Rheumaforschung. Die meisten
Forscher gehen heute davon aus, dass
bei der chronischen Polyarthritis eine Fehlsteuerung des Immunsystems dafür sorgt,
dass sich dessen Zellen und Abwehrstoffe
gegen körpereigene Gelenkstrukturen richten und diese zerstören. Dieses Phänomen
lässt sich bei einer Reihe entzündlicher
Rheumaerkrankungen beobachten; man
bezeichnet es als Autoimmunität oder Autoaggressivität – mithin eine aus dem Gleichgewicht geratene Steuerung des Immunsystems.
Auch die Wirbelsäule kann
sich entzünden
Die Schmerzen sind Ausdruck der entzündlichen Vorgänge, die sich in den Zwischenwirbelgelenken, den Kreuz-Darmbeingelenken sowie an den Wirbeln und Bandscheiben abspielen. Auch die anliegenden
Bänder und Sehnen können sich entzünden und verkalken, sodass starre Spangen
zwischen den Wirbelkörpern entstehen.
Außerdem bildet sich an der Wirbelsäule
verstärkt Knochensubstanz; das Rückgrat
verknöchert, verwächst und versteift immer
mehr.
Entzündungen der Gelenkinnenhaut markieren den Beginn
einer Arthritis.
Eine weitere Gruppe der entzündlichrheumatischen Erkrankungen bilden die
Spondylarthritiden, bei denen die Wirbelsäule betroffen ist. Die dort ablaufenden
Prozesse ähneln denen der chronischen
Polyarthritis; auch hier ist das Immunsystem beteiligt.
Eine weitere Krankheit, die mit einer Entzündung der Gelenke einhergehen kann, ist
die Schuppenflechte (Psoriasis). Obwohl
viele Patienten hauptsächlich unter Hautund Nagelproblemen leiden, werden manchmal im Verlauf der Erkrankung auch Gelenke und das Achsenskelett angegriffen.
Man spricht dann von einer PsoriasisassoDer bekannteste Vertreter dieser Gruppe ziierten Arthritis.
ist das Krankheitsbild „Morbus Bechterew”.
Die Betroffenen haben typischerweise im
Spätstadium einen starken Rundrücken. Er
entsteht, wenn die gesamte Wirbelsäule
verwächst und sich nach vorne wölbt. Der
Kopf lässt sich dann kaum noch anheben.
Meist macht sich die Krankheit zunächst
durch Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich bemerkbar, die während der Nacht
auftreten und bis zum Morgen nahezu unerträglich werden.
Der Morbus Bechterew zeigt sich
im Röntgenbild als knöcherne
Versteifung der Wirbelkörper
(links) und Deformation der
Wirbelsäule (rechts).
A6
3
11.12.2001, 14:19 Uhr
2
entzündliche Erkrankung
der Gelenkinnenhaut
Was ist Rheuma?
– Neue Antworten auf
eine alte Frage
Arthrosen
– Von der Schulter bis zum Zeh
Abbauprozesse im Gelenk, wie sie bei der
Arthrose auftreten, beeinträchtigen dessen
Funktion und verursachen mitunter heftige
Schmerzen. Ist nämlich die reibungsarme
Bewegung – etwa durch Überbelastung des
Knorpels – nicht mehr möglich, beginnt sich
dieser an seiner Oberfläche zu verändern.
Er wird spröde, splittert auf und wird rau.
Mit jeder Bewegung reibt sich der Knorpel
ein wenig stärker ab – ein chronischer Prozess, der mit der Zeit immer schneller abläuft.
Schließlich erstreckt sich der Gelenkschaden auch auf den darunter liegenden Knochen. Er verdickt sich und wird hart („sklerotisch”), an seinen Rändern treten Wülste
auf, die im Röntgenbild sichtbar sind.
1
Ein sich verengender Gelenk- 1
spalt (rechts im Bild) weist in
dieser Röntgenaufnahme auf
eine Kniegelenksarthrose hin.
Angeschwollene Gelenke 2
können ein schon äußerlich
sichtbares Indiz für eine entzündliche rheumatische
Erkrankung sein.
Beim aufrecht gehenden Menschen lastet der Hauptteil des Körpergewichts auf
den großen Gelenken wie Hüfte und Knie
sowie auf der Wirbelsäule. Sie sind deshalb für arthrotische Veränderungen besonders anfällig. Aber auch die Schulter, ein
weiteres großes Gelenk, ist vom Verschleiß
häufig betroffen. Und selbst die kleinen
Gelenke an Finger und Zehen sind nicht vor
arthrotischen Veränderungen gefeit, etwa
die Endgelenke bei der Fingerarthrose
Bei einer Arthrose werden die
Gelenkknorpel zerstört.
degenerative Erkrankung
des Knorpels
bezeichnen die chronische Polyarthritis als
systemische Erkrankung, weil Entzündungen auch in inneren Organen, etwa Herz,
Blutgefäßen, Lungen, Lymphknoten und
Augen, auftreten können.
oder das Grundgelenk des großen Zehs bei
der so genannten Hallux-valgus-Arthrose.
Von Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule können neben den Zwischenwirbelscheiben und Wirbelkörpern auch die
kleinen Wirbelkörpergelenke betroffen sein.
Manchmal erstreckt sich der Abbau zudem
auf die Wirbelkörperflächen. Darüber hinaus verlieren die Bandscheiben oft ihre
Elastizität und werden brüchig.
Entzündliches Rheuma der Gelenke
Die entzündlichen Formen rheumatischer
Erkrankungen beginnen anderswo im Gelenk, und zwar an der Gelenkinnenhaut.
Oft sind es die Hand- und Fingergelenke,
die sich zuerst entzünden, manchmal treten die Beschwerden aber auch zuerst an
Hüfte oder Knie auf. Schon äußerlich lässt
sich eine Entzündung erkennen: das betroffene Gelenk ist wärmer als normal; es wird
rot und schwillt an.
Von der Gelenkinnenhaut aus erfasst die
Entzündung das Knorpelgewebe und den
gelenknahen Knochen. Durch die fortschreitende Zerstörung stehen sich schließlich
zwei Knochenwunden im Gelenk gegenüber, die im äußersten Fall – vergleichbar
einem Knochenbruch – „zusammenheilen”
können. Dadurch versteift sich das Gelenk,
und zwar oft in einer ungünstigen Stellung.
Starke Schmerzen und Gelenkschwellungen begleiten den Krankheitsprozess.
Die chronische Polyarthritis gilt als die
schmerzhafteste und unberechenbarste unter den entzündlichen Gelenkerkrankungen.
Bei ihr sind nicht nur die Gelenke dauerhaft befallen; oft ist auch das gelenknahe
Gewebe wie Bindegewebe, Sehnen und
Muskeln, und manchmal sind sogar die
Nerven entzündlich geschädigt. Mediziner
A5
Rheuma-A
Was genau diese Entzündung auslöst, ist
zur Zeit eine der wichtigsten Fragen innerhalb der Rheumaforschung. Die meisten
Forscher gehen heute davon aus, dass
bei der chronischen Polyarthritis eine Fehlsteuerung des Immunsystems dafür sorgt,
dass sich dessen Zellen und Abwehrstoffe
gegen körpereigene Gelenkstrukturen richten und diese zerstören. Dieses Phänomen
lässt sich bei einer Reihe entzündlicher
Rheumaerkrankungen beobachten; man
bezeichnet es als Autoimmunität oder Autoaggressivität – mithin eine aus dem Gleichgewicht geratene Steuerung des Immunsystems.
Auch die Wirbelsäule kann
sich entzünden
Die Schmerzen sind Ausdruck der entzündlichen Vorgänge, die sich in den Zwischenwirbelgelenken, den Kreuz-Darmbeingelenken sowie an den Wirbeln und Bandscheiben abspielen. Auch die anliegenden
Bänder und Sehnen können sich entzünden und verkalken, sodass starre Spangen
zwischen den Wirbelkörpern entstehen.
Außerdem bildet sich an der Wirbelsäule
verstärkt Knochensubstanz; das Rückgrat
verknöchert, verwächst und versteift immer
mehr.
Entzündungen der Gelenkinnenhaut markieren den Beginn
einer Arthritis.
Eine weitere Gruppe der entzündlichrheumatischen Erkrankungen bilden die
Spondylarthritiden, bei denen die Wirbelsäule betroffen ist. Die dort ablaufenden
Prozesse ähneln denen der chronischen
Polyarthritis; auch hier ist das Immunsystem beteiligt.
Eine weitere Krankheit, die mit einer Entzündung der Gelenke einhergehen kann, ist
die Schuppenflechte (Psoriasis). Obwohl
viele Patienten hauptsächlich unter Hautund Nagelproblemen leiden, werden manchmal im Verlauf der Erkrankung auch Gelenke und das Achsenskelett angegriffen.
Man spricht dann von einer PsoriasisassoDer bekannteste Vertreter dieser Gruppe ziierten Arthritis.
ist das Krankheitsbild „Morbus Bechterew”.
Die Betroffenen haben typischerweise im
Spätstadium einen starken Rundrücken. Er
entsteht, wenn die gesamte Wirbelsäule
verwächst und sich nach vorne wölbt. Der
Kopf lässt sich dann kaum noch anheben.
Meist macht sich die Krankheit zunächst
durch Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich bemerkbar, die während der Nacht
auftreten und bis zum Morgen nahezu unerträglich werden.
Der Morbus Bechterew zeigt sich
im Röntgenbild als knöcherne
Versteifung der Wirbelkörper
(links) und Deformation der
Wirbelsäule (rechts).
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11.12.2001, 14:19 Uhr
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Was ist Rheuma?
– Neue Antworten auf
eine alte Frage
Entzündliche
Bindegewebserkrankungen
Entzündlich-rheumatische Krankheiten
des Bindegewebes fassen Mediziner als
rheumatische Systemerkrankungen zusammen, früher auch als Kollagenosen bezeichnet. Das Bindegewebe hat im Körper
dieselbe Funktion wie der Mörtel in einer
Mauer: Es verbindet und stützt die Zellen
der verschiedenen Organe und Blutgefäße.
Unter den Kollagenosen erweist sich der
Systemische Lupus erythematodes, kurz
SLE, als besonders variantenreich. Manchmal beschränkt sich die Erkrankung auf die
Haut; häufiger befällt sie auch innere Körperstrukturen, etwa Gelenke, Nieren, Lungen, Herz, Muskulatur und Nervensystem.
SLE ist daher ebenfalls eine
systemische Erkrankung, die
nicht selten sogar noch mit
Begleitkrankheiten einhergeht,
etwa dem Sjögren-Syndrom
– einer Entzündung der Tränenund Speicheldrüsen sowie der
Drüsen der Schleimhäute. Die
Augen werden gereizt, röten
sich und schmerzen.
Systemische Rheumaerkrankungen,
die sich auf den gesamten Körper
erstrecken können, verursachen höchst
unterschiedliche Symptome. Das Foto
zeigt eine Entzündung der Tränendrüsen
– das so genannte Sjögren-Syndrom –
bei einer Patientin mit Systemischem
Lupus erythematodes (SLE).
Was passiert bei
Rheuma im Körper?
Zum Glück führen rheumatische Erkrankungen nur selten zum Tod. Doch sie
sind meist sehr schmerzhaft, entwickeln
sich häufig chronisch und schränken die
Lebensqualität vieler Menschen stark ein.
Aus diesem Grund unternehmen Mediziner sowie Wissenschaftler aus Industrie
und Grundlagenforschung große Anstren-
A7
Rheuma-A
2
3
Rundgang durch die „Knorpelfabrik”
Wie bei der chronischen Polyarthritis
richtet sich das Immunsystem bei SLE
gegen den eigenen Organismus. Es handelt
sich daher ebenfalls um eine Autoimmunerkrankung. So lassen sich bei SLE-Patienten typischerweise ganz bestimmte Immunstoffe nachweisen, die so genannten
antinukleären Antikörper. Diese erkennen
Bestandteile von Zellkernen und provozieren dadurch eine immunologische Attacke
gegen körpereigenes Gewebe; „antinukleär”
bedeutet dabei „gegen den Zellkern (Nukleus) gerichtet”. Die Antikörper erreichen
über den Blutkreislauf praktisch alle Körperbereiche und können dann dort Entzündungen hervorrufen.
Eine seltenere systemische Erkrankung
aus der Gruppe der Kollagenosen ist die
Sklerodermie, bei der sich das Bindegewebe vor allem der Haut entzündet. Im Verlauf der Sklerodermie verändert sich die
Haut auf charakteristische Weise. Sie verdickt sich, wird straff und hart; schließlich
verschwinden alle Falten. Die Gelenke, vor
allem die der Finger, fangen an zu spannen;
später schwellen sie an und versteifen. Eine
inhomogene Gruppe bilden die Vaskulitiden,
bei denen sich die Gefäße entzünden. Zu
dieser Gruppe gehören die Wegener-Granulomatose und die Panarteriitis nodosa, auf
die hier nicht näher eingegangen wird.
gungen, um die zellulären und molekularen
Vorgänge im rheumatischen Gelenk aufzudecken. Ziel dieser „molekularen Medizin”
ist es, mit dem Wissen über Ursachen und
Schadensabläufe neue Ansätze zu entwickeln, mit denen sich diese Krankheiten
möglichst frühzeitig erkennen und besser
behandeln lassen.
Zwar spielen sich die Schadensprozesse
der Arthrose an der Knorpeloberfläche ab,
doch für deren Verständnis ist es wichtig,
einen Blick in die zellulären Fabriken des
Knorpels, nämlich die Knorpelzellen (Chondrozyten), zu werfen. Im gesunden Knorpel
des Erwachsenen sorgen sie für ein stabiles Gleichgewicht zwischen knorpelabbauenden und -aufbauenden Prozessen, die
allesamt extrem langsam und kaum messbar ablaufen. Diese Zellen bilden zum Beispiel mehrere Kollagentypen, von denen
das faserförmige Typ-II-Kollagen etwa 85
bis 90 Prozent ausmacht. Dieser Grundbestandteil des Knorpels lagert sich mit weiteren Kollagentypen zu stabilen, zugfesten
Fibrillen der Knorpelmatrix zusammen.
1-3 Genetische Analyseverfahren erlauben
Viele solcher Signalstoffe, die auf die
es, das bei einer Arthrose veränderte
Knorpelzellen einwirken, hat man inzwiMuster der Kollagen-Produktion sichtbar
schen identifiziert. Es handelt sich um so
zu machen. Im gesunden Knorpel (1) ist
genannte Zytokine und Wachstumsfaktodie Produktion des Typ-2-Kollagens
ren. Jede dieser Substanzen greift spezi(weiße Punkte) gleichmäßig. Bei einer
beginnenden Arthrose (2) verändert sich
fisch in die genetische Steuerzentrale der
das Muster merklich, ohne dass die KnorKnorpelzelle ein: Einige stimulieren etwa
peloberfläche bereits geschädigt ist. Bei
die Produktion knorpelabbauender Enzyme,
fortgeschrittener Arthrose (3) erlischt die
oder sie hemmen die Neubildung von KollaProduktion im oberflächennahen Bereich
– der Knorpel ist extrem aufgeraut.
Zudem setzen die Knorpelzellen Enzyme gen und Wasser bindenden Proteoglykanen.
frei – Eiweiße, die ganz bestimmte knorpelabbauende und -aufbauende Reaktionen
glatte, gesunde Knorpeloberfläche
in und außerhalb der Zelle in Gang setzen
raue, zerstörte Knorpeloberfläche
Wasser
und beschleunigt ablaufen lassen. Darüber hinaus bilden die Knorpelzellen SubKollagenfasern
stanzen, die diese Enzyme wieder hemmen,
Knorpelzellen
sodass sich der Ab- und Aufbau der Knorpelmatrix fein reguliert die Waage halten. Proteoglykane
Dabei beeinflussen nicht nur die Knorpelzellen die Stoffwechselvorgänge im Knorpel.
Umgekehrt gelangen Signalstoffe aus der
Knorpelmatrix an die Oberfläche der Knorpelzellen und docken dort an spezielle Empfangsmoleküle an. Dies setzt eine Signalkette im Innern der Knorpelzelle in Gang,
die schließlich den Zellkern erreicht. Er
ist gewissermaßen die Steuerzentrale der
Knorpelfabriken. Die übertragene chemische Botschaft sorgt dort nun dafür, dass
einige Gene im Erbgut abgeschaltet, andere
hingegen angeschaltet werden. Dadurch
stellen die Zellen ihre Produktion um. Die
Gene im Zellkern enthalten nämlich die
Bauanleitungen für alle Bestandteile der
Knorpelmatrix.
Knochen
Kollagenfasern bilden die stützende
Knorpelmatrix. Darin eingelagerte Proteoglykane sowie Wassermoleküle sorgen
für die „Stoßdämpfung” im Gelenk. Bei
einer Arthrose (rechts) wird die Matrix
zerstört; Wasser und Proteoglykane entweichen. Durch mechanische Reibung
wird die zuvor glatte Knorpeloberfläche
zunehmend aufgeraut.
A8
1
11.12.2001, 14:20 Uhr
1
Was ist Rheuma?
– Neue Antworten auf
eine alte Frage
Entzündliche
Bindegewebserkrankungen
Entzündlich-rheumatische Krankheiten
des Bindegewebes fassen Mediziner als
rheumatische Systemerkrankungen zusammen, früher auch als Kollagenosen bezeichnet. Das Bindegewebe hat im Körper
dieselbe Funktion wie der Mörtel in einer
Mauer: Es verbindet und stützt die Zellen
der verschiedenen Organe und Blutgefäße.
Unter den Kollagenosen erweist sich der
Systemische Lupus erythematodes, kurz
SLE, als besonders variantenreich. Manchmal beschränkt sich die Erkrankung auf die
Haut; häufiger befällt sie auch innere Körperstrukturen, etwa Gelenke, Nieren, Lungen, Herz, Muskulatur und Nervensystem.
SLE ist daher ebenfalls eine
systemische Erkrankung, die
nicht selten sogar noch mit
Begleitkrankheiten einhergeht,
etwa dem Sjögren-Syndrom
– einer Entzündung der Tränenund Speicheldrüsen sowie der
Drüsen der Schleimhäute. Die
Augen werden gereizt, röten
sich und schmerzen.
Systemische Rheumaerkrankungen,
die sich auf den gesamten Körper
erstrecken können, verursachen höchst
unterschiedliche Symptome. Das Foto
zeigt eine Entzündung der Tränendrüsen
– das so genannte Sjögren-Syndrom –
bei einer Patientin mit Systemischem
Lupus erythematodes (SLE).
Was passiert bei
Rheuma im Körper?
Zum Glück führen rheumatische Erkrankungen nur selten zum Tod. Doch sie
sind meist sehr schmerzhaft, entwickeln
sich häufig chronisch und schränken die
Lebensqualität vieler Menschen stark ein.
Aus diesem Grund unternehmen Mediziner sowie Wissenschaftler aus Industrie
und Grundlagenforschung große Anstren-
A7
Rheuma-A
2
3
Rundgang durch die „Knorpelfabrik”
Wie bei der chronischen Polyarthritis
richtet sich das Immunsystem bei SLE
gegen den eigenen Organismus. Es handelt
sich daher ebenfalls um eine Autoimmunerkrankung. So lassen sich bei SLE-Patienten typischerweise ganz bestimmte Immunstoffe nachweisen, die so genannten
antinukleären Antikörper. Diese erkennen
Bestandteile von Zellkernen und provozieren dadurch eine immunologische Attacke
gegen körpereigenes Gewebe; „antinukleär”
bedeutet dabei „gegen den Zellkern (Nukleus) gerichtet”. Die Antikörper erreichen
über den Blutkreislauf praktisch alle Körperbereiche und können dann dort Entzündungen hervorrufen.
Eine seltenere systemische Erkrankung
aus der Gruppe der Kollagenosen ist die
Sklerodermie, bei der sich das Bindegewebe vor allem der Haut entzündet. Im Verlauf der Sklerodermie verändert sich die
Haut auf charakteristische Weise. Sie verdickt sich, wird straff und hart; schließlich
verschwinden alle Falten. Die Gelenke, vor
allem die der Finger, fangen an zu spannen;
später schwellen sie an und versteifen. Eine
inhomogene Gruppe bilden die Vaskulitiden,
bei denen sich die Gefäße entzünden. Zu
dieser Gruppe gehören die Wegener-Granulomatose und die Panarteriitis nodosa, auf
die hier nicht näher eingegangen wird.
gungen, um die zellulären und molekularen
Vorgänge im rheumatischen Gelenk aufzudecken. Ziel dieser „molekularen Medizin”
ist es, mit dem Wissen über Ursachen und
Schadensabläufe neue Ansätze zu entwickeln, mit denen sich diese Krankheiten
möglichst frühzeitig erkennen und besser
behandeln lassen.
Zwar spielen sich die Schadensprozesse
der Arthrose an der Knorpeloberfläche ab,
doch für deren Verständnis ist es wichtig,
einen Blick in die zellulären Fabriken des
Knorpels, nämlich die Knorpelzellen (Chondrozyten), zu werfen. Im gesunden Knorpel
des Erwachsenen sorgen sie für ein stabiles Gleichgewicht zwischen knorpelabbauenden und -aufbauenden Prozessen, die
allesamt extrem langsam und kaum messbar ablaufen. Diese Zellen bilden zum Beispiel mehrere Kollagentypen, von denen
das faserförmige Typ-II-Kollagen etwa 85
bis 90 Prozent ausmacht. Dieser Grundbestandteil des Knorpels lagert sich mit weiteren Kollagentypen zu stabilen, zugfesten
Fibrillen der Knorpelmatrix zusammen.
1-3 Genetische Analyseverfahren erlauben
Viele solcher Signalstoffe, die auf die
es, das bei einer Arthrose veränderte
Knorpelzellen einwirken, hat man inzwiMuster der Kollagen-Produktion sichtbar
schen identifiziert. Es handelt sich um so
zu machen. Im gesunden Knorpel (1) ist
genannte Zytokine und Wachstumsfaktodie Produktion des Typ-2-Kollagens
ren. Jede dieser Substanzen greift spezi(weiße Punkte) gleichmäßig. Bei einer
beginnenden Arthrose (2) verändert sich
fisch in die genetische Steuerzentrale der
das Muster merklich, ohne dass die KnorKnorpelzelle ein: Einige stimulieren etwa
peloberfläche bereits geschädigt ist. Bei
die Produktion knorpelabbauender Enzyme,
fortgeschrittener Arthrose (3) erlischt die
oder sie hemmen die Neubildung von KollaProduktion im oberflächennahen Bereich
– der Knorpel ist extrem aufgeraut.
Zudem setzen die Knorpelzellen Enzyme gen und Wasser bindenden Proteoglykanen.
frei – Eiweiße, die ganz bestimmte knorpelabbauende und -aufbauende Reaktionen
glatte, gesunde Knorpeloberfläche
in und außerhalb der Zelle in Gang setzen
raue, zerstörte Knorpeloberfläche
Wasser
und beschleunigt ablaufen lassen. Darüber hinaus bilden die Knorpelzellen SubKollagenfasern
stanzen, die diese Enzyme wieder hemmen,
Knorpelzellen
sodass sich der Ab- und Aufbau der Knorpelmatrix fein reguliert die Waage halten. Proteoglykane
Dabei beeinflussen nicht nur die Knorpelzellen die Stoffwechselvorgänge im Knorpel.
Umgekehrt gelangen Signalstoffe aus der
Knorpelmatrix an die Oberfläche der Knorpelzellen und docken dort an spezielle Empfangsmoleküle an. Dies setzt eine Signalkette im Innern der Knorpelzelle in Gang,
die schließlich den Zellkern erreicht. Er
ist gewissermaßen die Steuerzentrale der
Knorpelfabriken. Die übertragene chemische Botschaft sorgt dort nun dafür, dass
einige Gene im Erbgut abgeschaltet, andere
hingegen angeschaltet werden. Dadurch
stellen die Zellen ihre Produktion um. Die
Gene im Zellkern enthalten nämlich die
Bauanleitungen für alle Bestandteile der
Knorpelmatrix.
Knochen
Kollagenfasern bilden die stützende
Knorpelmatrix. Darin eingelagerte Proteoglykane sowie Wassermoleküle sorgen
für die „Stoßdämpfung” im Gelenk. Bei
einer Arthrose (rechts) wird die Matrix
zerstört; Wasser und Proteoglykane entweichen. Durch mechanische Reibung
wird die zuvor glatte Knorpeloberfläche
zunehmend aufgeraut.
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11.12.2001, 14:20 Uhr
Was passiert bei
Rheuma im Körper?
Andere wiederum agieren als Gegenspieler: Sie fördern den Knorpelaufbau, indem
sie die Gene für knorpelaufbauende Eiweiße anschalten oder die Gene für knorpelabbauende Enzyme abschalten. Erst dieses
komplizierte Netzwerk aus chemischen
Akteuren und deren Gegenspielern garantiert letztlich, dass sich Auf- und Abbau der
Knorpelmatrix die Waage halten. Im arthrotischen Knorpel – so viel ist heute sicher – ist
dieses Gleichgewicht gestört. Daher stehen
gegenwärtig die Zytokine und Wachstumsfaktoren im Mittelpunkt des Interesses der
Knorpelforscher.
Arthrotische Prozesse im Gelenk
erstrecken sich meist über viele Jahre.
Dreh- und Angelpunkt dabei: Das
Gleichgewicht von Knorpelaufund Knorpelabbau ist gestört.
Die Vorgänge im Knorpel
geraten aus dem Gleichgewicht
Der Abbau beschleunigt sich noch, weil
die aufgerauten Gelenkoberflächen stärker
aneinander reiben. Im so geschädigten Kollagennetzwerk nehmen wiederum die noch
intakten Proteoglykane mehr Wasser auf und
quellen. Der Knorpel wird weicher und weniger elastisch, was den Abbau zusätzlich
fördert – der Teufelskreis der arthrotischen
Zerstörung ist in Gang gesetzt.
Obwohl Knorpelzellen aus den tieferen
Knorpelschichten im Verlauf des arthrotischen Prozesses mehr Proteoglykane bilden, gelingt es ihnen dadurch nicht, das
gestörte Gleichgewicht wiederherzustellen.
Der Knorpel bekommt immer tiefere Risse
und Kerben, die Knorpelzellen verkümmern,
und schließlich geht das Knorpelgewebe
gänzlich verloren. Der Abbauprozess greift
nun im Spätstadium der Arthrose unmittelbar auf den darunter liegenden Knochen
über, der bereits seit den Anfangsphasen
der Erkrankung verdickt und verhärtet ist.
Blutgefäße und bindegewebiges Material
aus dem Knochenmark wuchern in die
Lücken des Knorpels ein; das neu entstehende Gewebe wandelt sich teilweise in
knorpelartiges Narbengewebe um.
Bis sich ein gesunder in einen arthrotisch
zerstörten Knorpel umwandelt, vergehen
meist Jahre bis Jahrzehnte. Die krankhafte
Veränderung zeigt sich zuerst an der Knorpeloberfläche, die nicht länger spiegelglatt
ist, sondern sich immer stärker aufraut.
Dazu kommt es, weil die Knorpelzellen jetzt
Knorpelabbau und Bildung krankhafter vermehrt knorpelabbauende Enzyme herStoffwechselprodukte stellen, die vor allem die Proteoglykane
in kleinere Bruchstücke spalten. Dadurch
verlieren die Kollagenfibrillen ihren natürli- Eine häufige Begleiterscheinung der fortchen Schutzmantel, sodass sie nun ihrer- geschrittenen Arthrose ist eine entzündete
seits dem Angriff von knorpelabbauenden Gelenkinnenhaut. Gelangen etwa abgerieEnzymen ausgesetzt sind.
bene Knorpelteilchen in den Gelenkspalt,
werden sie dort als Fremdkörper erkannt
und lösen daraufhin eine entzündliche
Verengung des Gelenkspalts und erhöhter
Abwehrreaktion des Immunsystems aus.
mechanischer Abrieb
Zudem veranlassen sie die Zellen der Gelenkinnenhaut dazu, mehr Gelenkflüssigkeit abzugeben; es bildet sich ein schmerzhafter
Gelenkerguss. Und schließlich setzen die
oberflächlichen Zellen der Membran Enzyme frei, die ihrerseits zum Knorpelabbau
beitragen.
gesundes Gelenk
vollständiger Knorpelverlust, Knochen
wachsen starr zusammen
A9
Rheuma-A
Wie die Knorpelzellen reagieren
Knorpelforscher haben inzwischen herausgefunden, wie die zellulären Knorpelfabriken im Verlauf des arthrotischen Geschehens ihre Produktpalette verändern: Zum
einen ändert sich die Syntheserate der normalerweise gebildeten Kollagentypen, zum
anderen erzeugen die Knorpelzellen andere
Kollagentypen, und zwar anstelle des zugund reißfesten Typ-II-Kollagens weniger
belastbare Kollagentypen, die üblicherweise in Haut- und in Bindegewebszellen
vorkommen. Die Knorpelfabriken im mittleren Bereich versuchen demgegenüber den
an der Oberfläche herrschenden Verlust an
Proteoglykanen und Kollagenen auszugleichen, indem sie beispielsweise verstärkt
Proteoglykane erzeugen.
Dennoch reichen diese Reparaturbemühungen nicht aus. Vielmehr lagert sich
etwa in der tiefen Zone des Gelenkknorpels
ein neuer Kollagentyp ab, das Typ-X-Kollagen. Produziert wird es normalerweise von
schnell alternden Knorpelzellen in der
Wachstumszone des Knochens. Nach Abschluss des Knochenwachstums verkalken
sie und sterben ab. Dass das Typ-X-Kollagen nun im arthrotischen Knorpel auftritt,
deutet darauf hin, dass die Knorpelzellen
frühzeitig gealtert sind.
Äußerlich ist die arthrotische Zerstörung
Durch die Entzündung verdickt sich die Gedes Knorpels (a) erst sehr spät zu erkennen.
lenkinnenhaut und stülpt sich fingerförmig
Die Schäden sind das Ergebnis eines oft
in den Gelenkspalt vor. Aus den Blutgejahrelangen Krankheitsprozesses. Mit Hilfe
fäßen, die sie versorgen, strömen massiv
verschiedener Laborverfahren (b bis f) und
Entzündungszellen ein. Die Membran verFärbetechniken lassen sich bereits in der Frühphase der Erkrankung molekulare Umbaudickt sich zudem und bildet polypenartige
und Reparaturprozesse sichtbar machen.
Auswüchse, mit denen sie die Knorpeloberfläche regelrecht überzieht. Schließlich
dringt sie als so genannter Pannus in den
Knorpel ein und zerstört ihn dabei. In einem
gesunden Gelenk wiegt die Gelenkinnenhaut etwa fünf Gramm, zum Pannusgewebe
Immunreaktionen gegen körperausgewachsen kann sich ihr Gewicht auf
eigene Strukturen im Gelenk spielen bei
bis zu 100 Gramm verzwanzigfachen. Der
entzündlichen Rheumaerkrankungen eine
entscheidende Rolle. Die Grafik zeigt
Pannus füllt im Extremfall den Gelenkspalt
den Verlauf einer Arthritis.
vollständig aus, sodass es dem Betroffenen nicht mehr möglich ist, das Gelenk zu
bewegen.
entzündete Synovialmembran verdickt sich
Die gesunde Gelenkinnenhaut besteht vor
allem aus Bindegewebszellen (Fibroblasten)
und wenigen Makrophagen (Fresszellen).
Im entzündeten Zustand jedoch tauchen vor
allem verschiedene Abwehrzellen des Immunsystems auf, etwa B- und T-Lymphozyten faserreiches Gewebe (Pannus) dringt in den
sowie die Makrophagen. Ihre Aufgabe ist Gelenkspalt vor
es, die als körperfremd erkannten Substanzen und Krankheitserreger zu vernichten.
Weshalb diese Immunzellen bei einer
Arthritis fälschlicherweise über die Gelenkinnenhaut „herfallen” und diese angreifen
und welche Faktoren diesen autoimmunen,
Pannusgewebe füllt den Gelenkspalt und trägt
also selbstzerstörerischen Prozess in Gang zum Knorpelabbau bei
Knorpelschädigung
setzen, das untersuchen Forscher gegenwärtig sehr intensiv. Sollte es ihnen gelin– auch im arthritischen Gelenk
gen, die Ursache dafür zu finden, dann
Während die krankhaften Veränderungen bestünde die Hoffnung auf neue Behandbei der Arthrose in erster Linie auf Ab- lungsansätze – etwa Medikamente, die
und Umbauprozesse im Knorpel zurück- diese Vorgänge zielgerichtet unterbinden.
Gelenkkapsel verdickt sich
zuführen sind, wird die chronische Polyarthritis in der Gelenkinnenhaut „gezündet”
Gelenk weist Fehlstellungen auf und
– das heißt, das Gewebe entzündet sich.
versteift sich
Die Membran setzt an der Grenze zwischen
Knochen und Knorpel an und umschließt
die Gelenkhöhle. Sie besteht in gesunden
Gelenken aus nur wenigen Zelllagen; ihre
Oberfläche ist durch Ausstülpungen stark
vergrößert.
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11.12.2001, 14:20 Uhr
Was passiert bei
Rheuma im Körper?
Andere wiederum agieren als Gegenspieler: Sie fördern den Knorpelaufbau, indem
sie die Gene für knorpelaufbauende Eiweiße anschalten oder die Gene für knorpelabbauende Enzyme abschalten. Erst dieses
komplizierte Netzwerk aus chemischen
Akteuren und deren Gegenspielern garantiert letztlich, dass sich Auf- und Abbau der
Knorpelmatrix die Waage halten. Im arthrotischen Knorpel – so viel ist heute sicher – ist
dieses Gleichgewicht gestört. Daher stehen
gegenwärtig die Zytokine und Wachstumsfaktoren im Mittelpunkt des Interesses der
Knorpelforscher.
Arthrotische Prozesse im Gelenk
erstrecken sich meist über viele Jahre.
Dreh- und Angelpunkt dabei: Das
Gleichgewicht von Knorpelaufund Knorpelabbau ist gestört.
Die Vorgänge im Knorpel
geraten aus dem Gleichgewicht
Der Abbau beschleunigt sich noch, weil
die aufgerauten Gelenkoberflächen stärker
aneinander reiben. Im so geschädigten Kollagennetzwerk nehmen wiederum die noch
intakten Proteoglykane mehr Wasser auf und
quellen. Der Knorpel wird weicher und weniger elastisch, was den Abbau zusätzlich
fördert – der Teufelskreis der arthrotischen
Zerstörung ist in Gang gesetzt.
Obwohl Knorpelzellen aus den tieferen
Knorpelschichten im Verlauf des arthrotischen Prozesses mehr Proteoglykane bilden, gelingt es ihnen dadurch nicht, das
gestörte Gleichgewicht wiederherzustellen.
Der Knorpel bekommt immer tiefere Risse
und Kerben, die Knorpelzellen verkümmern,
und schließlich geht das Knorpelgewebe
gänzlich verloren. Der Abbauprozess greift
nun im Spätstadium der Arthrose unmittelbar auf den darunter liegenden Knochen
über, der bereits seit den Anfangsphasen
der Erkrankung verdickt und verhärtet ist.
Blutgefäße und bindegewebiges Material
aus dem Knochenmark wuchern in die
Lücken des Knorpels ein; das neu entstehende Gewebe wandelt sich teilweise in
knorpelartiges Narbengewebe um.
Bis sich ein gesunder in einen arthrotisch
zerstörten Knorpel umwandelt, vergehen
meist Jahre bis Jahrzehnte. Die krankhafte
Veränderung zeigt sich zuerst an der Knorpeloberfläche, die nicht länger spiegelglatt
ist, sondern sich immer stärker aufraut.
Dazu kommt es, weil die Knorpelzellen jetzt
Knorpelabbau und Bildung krankhafter vermehrt knorpelabbauende Enzyme herStoffwechselprodukte stellen, die vor allem die Proteoglykane
in kleinere Bruchstücke spalten. Dadurch
verlieren die Kollagenfibrillen ihren natürli- Eine häufige Begleiterscheinung der fortchen Schutzmantel, sodass sie nun ihrer- geschrittenen Arthrose ist eine entzündete
seits dem Angriff von knorpelabbauenden Gelenkinnenhaut. Gelangen etwa abgerieEnzymen ausgesetzt sind.
bene Knorpelteilchen in den Gelenkspalt,
werden sie dort als Fremdkörper erkannt
und lösen daraufhin eine entzündliche
Verengung des Gelenkspalts und erhöhter
Abwehrreaktion des Immunsystems aus.
mechanischer Abrieb
Zudem veranlassen sie die Zellen der Gelenkinnenhaut dazu, mehr Gelenkflüssigkeit abzugeben; es bildet sich ein schmerzhafter
Gelenkerguss. Und schließlich setzen die
oberflächlichen Zellen der Membran Enzyme frei, die ihrerseits zum Knorpelabbau
beitragen.
gesundes Gelenk
vollständiger Knorpelverlust, Knochen
wachsen starr zusammen
A9
Rheuma-A
Wie die Knorpelzellen reagieren
Knorpelforscher haben inzwischen herausgefunden, wie die zellulären Knorpelfabriken im Verlauf des arthrotischen Geschehens ihre Produktpalette verändern: Zum
einen ändert sich die Syntheserate der normalerweise gebildeten Kollagentypen, zum
anderen erzeugen die Knorpelzellen andere
Kollagentypen, und zwar anstelle des zugund reißfesten Typ-II-Kollagens weniger
belastbare Kollagentypen, die üblicherweise in Haut- und in Bindegewebszellen
vorkommen. Die Knorpelfabriken im mittleren Bereich versuchen demgegenüber den
an der Oberfläche herrschenden Verlust an
Proteoglykanen und Kollagenen auszugleichen, indem sie beispielsweise verstärkt
Proteoglykane erzeugen.
Dennoch reichen diese Reparaturbemühungen nicht aus. Vielmehr lagert sich
etwa in der tiefen Zone des Gelenkknorpels
ein neuer Kollagentyp ab, das Typ-X-Kollagen. Produziert wird es normalerweise von
schnell alternden Knorpelzellen in der
Wachstumszone des Knochens. Nach Abschluss des Knochenwachstums verkalken
sie und sterben ab. Dass das Typ-X-Kollagen nun im arthrotischen Knorpel auftritt,
deutet darauf hin, dass die Knorpelzellen
frühzeitig gealtert sind.
Äußerlich ist die arthrotische Zerstörung
Durch die Entzündung verdickt sich die Gedes Knorpels (a) erst sehr spät zu erkennen.
lenkinnenhaut und stülpt sich fingerförmig
Die Schäden sind das Ergebnis eines oft
in den Gelenkspalt vor. Aus den Blutgejahrelangen Krankheitsprozesses. Mit Hilfe
fäßen, die sie versorgen, strömen massiv
verschiedener Laborverfahren (b bis f) und
Entzündungszellen ein. Die Membran verFärbetechniken lassen sich bereits in der Frühphase der Erkrankung molekulare Umbaudickt sich zudem und bildet polypenartige
und Reparaturprozesse sichtbar machen.
Auswüchse, mit denen sie die Knorpeloberfläche regelrecht überzieht. Schließlich
dringt sie als so genannter Pannus in den
Knorpel ein und zerstört ihn dabei. In einem
gesunden Gelenk wiegt die Gelenkinnenhaut etwa fünf Gramm, zum Pannusgewebe
Immunreaktionen gegen körperausgewachsen kann sich ihr Gewicht auf
eigene Strukturen im Gelenk spielen bei
bis zu 100 Gramm verzwanzigfachen. Der
entzündlichen Rheumaerkrankungen eine
entscheidende Rolle. Die Grafik zeigt
Pannus füllt im Extremfall den Gelenkspalt
den Verlauf einer Arthritis.
vollständig aus, sodass es dem Betroffenen nicht mehr möglich ist, das Gelenk zu
bewegen.
entzündete Synovialmembran verdickt sich
Die gesunde Gelenkinnenhaut besteht vor
allem aus Bindegewebszellen (Fibroblasten)
und wenigen Makrophagen (Fresszellen).
Im entzündeten Zustand jedoch tauchen vor
allem verschiedene Abwehrzellen des Immunsystems auf, etwa B- und T-Lymphozyten faserreiches Gewebe (Pannus) dringt in den
sowie die Makrophagen. Ihre Aufgabe ist Gelenkspalt vor
es, die als körperfremd erkannten Substanzen und Krankheitserreger zu vernichten.
Weshalb diese Immunzellen bei einer
Arthritis fälschlicherweise über die Gelenkinnenhaut „herfallen” und diese angreifen
und welche Faktoren diesen autoimmunen,
Pannusgewebe füllt den Gelenkspalt und trägt
also selbstzerstörerischen Prozess in Gang zum Knorpelabbau bei
Knorpelschädigung
setzen, das untersuchen Forscher gegenwärtig sehr intensiv. Sollte es ihnen gelin– auch im arthritischen Gelenk
gen, die Ursache dafür zu finden, dann
Während die krankhaften Veränderungen bestünde die Hoffnung auf neue Behandbei der Arthrose in erster Linie auf Ab- lungsansätze – etwa Medikamente, die
und Umbauprozesse im Knorpel zurück- diese Vorgänge zielgerichtet unterbinden.
Gelenkkapsel verdickt sich
zuführen sind, wird die chronische Polyarthritis in der Gelenkinnenhaut „gezündet”
Gelenk weist Fehlstellungen auf und
– das heißt, das Gewebe entzündet sich.
versteift sich
Die Membran setzt an der Grenze zwischen
Knochen und Knorpel an und umschließt
die Gelenkhöhle. Sie besteht in gesunden
Gelenken aus nur wenigen Zelllagen; ihre
Oberfläche ist durch Ausstülpungen stark
vergrößert.
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11.12.2001, 14:20 Uhr
Wie kann man Rheuma
bekommen?
Ob Menschen arthrotische Beschwerden haben, unter chronischer Polyarthritis
leiden, an Morbus Bechterew oder dem
Systemischen Lupus erythematodes (SLE)
erkranken – immer wieder richten die
Betroffenen dieselben Fragen an ihren
behandelnden Arzt: „Was habe ich falsch
gemacht? Habe ich diese Krankheit von
meinen Eltern geerbt?” Doch nur selten
erhalten sie darauf eine eindeutige Antwort, denn die genauen Ursachen liegen
bei den allermeisten Rheumakrankheiten
nach wie vor im Dunkeln. Dennoch lässt
sich festhalten:
• Genetische Faktoren spielen bei vielen
rheumatischen Erkrankungen eine
wichtige Rolle, als alleinige Auslöser
kommen sie indes nur selten in Betracht. Vielmehr müssen äußere und
innere Faktoren hinzukommen, damit
sich die Erkrankung ausprägen kann.
• Zu den bekannten äußeren Faktoren
gehören verschiedene Krankheitserreger. Diese können rheumatische Krankheiten auslösen, und zwar offenbar
nicht nur direkt durch den Befall der
Gelenke.
Das Schmetterlingserythem, eine
charakteristisch geformte Rötung der
Wangen, ist eines der häufiger auftretenden Symptome des Systemischen Lupus
erythematodes (SLE). Forscher versuchen
herauszufinden, weshalb sich das Immunsystem bei dieser Autoimmunerkrankung
gegen den eigenen Körper wendet.
• Autoimmunprozesse, also Angriffe
des Immunsystems auf körpereigene
Strukturen, spielen bei vielen entzündlichen Rheumaformen eine entscheidende Rolle.
• Stoffwechseldefekte sind dagegen
eher selten die Ursache. Eine wichtige
Ausnahme stellt die Gicht dar, bei der
eine Störung des Harnsäurestoffwechsels zu Kristallablagerungen führt, welche die Gelenke mechanisch zerstören.
Gelenke nutzen sich
nicht erst im Alter ab
bestimmter Gelenke. Wer etwa zu viel
Pfunde auf die Waage bringt, beansprucht
seine gewichttragenden Gelenke stärker
als eine normalgewichtige Person. Fehlstellungen wie X- oder O-Beine belasten wiederum diese Gelenke einseitig, und damit
unter Umständen zu stark.
Ebenfalls zu einseitigen Be- oder gar
Überlastungen kann es nach einem Unfall
oder einer Sportverletzung kommen, etwa
nach einer Meniskusverletzung oder wenn
für längere Zeit einige Muskelgruppen
ausfallen, die ein Gelenk stützen und führen. Auch innerhalb einiger handwerklicher
Berufe, etwa bei Gärtnern oder Fliesenlegern, werden bestimmte Gelenke sehr
stark beansprucht; wer solche Tätigkeiten
über lange Jahre ausübt, trägt ein höheres
Risiko, an Arthrose zu erkranken.
Ist die Nährstoffversorgung des Knorpels
gestört, wird er weniger belastbar und dies
kann eine Arthrose begünstigen. Längere
Bettlägerigkeit etwa, sei es bei älteren oder
jüngeren Menschen, führt dazu, dass die
Beweglichkeit mancher Gelenke eingeschränkt ist. Doch nur bei ausreichender
Bewegung erhält der Gelenkknorpel genügend Nährstoffe. Weitere Gründe für eine
Versorgungsstörung des Knorpels mit Nährstoffen sind Stoffwechselerkrankungen wie
die Zuckerkrankheit, durch die sich die
Zusammensetzung der Gelenkflüssigkeit verändert.
Den „Tätern” bei entzündlichen
Prozessen auf der Spur
Entzündliche Gelenkerkrankungen haben
verschiedene Ursachen. So können Mikroorganismen wie Viren oder Bakterien eine
Entzündung auslösen, aber auch Störungen
des Immunsystems kommen als Ursachen
in Betracht.
Im Unterschied zu den entzündlichen For- Wenn etwa Erreger über die Lymphe oder
men des Rheumas beruht die Arthrose das Blut in ein Gelenk vordringen, können
meist auf einem mechanischen Problem, sie dort eine eitrige Entzündung auslösen.
und zwar vor allem auf einer Überlastung Dabei handelt es sich um Bakterien, die ganz
A 11
Rheuma-A
unterschiedlichen Gruppen angehören. Am
häufigsten verursacht das kugelförmige
Bakterium Staphylococcus aureus solch
eine infektiöse oder septische Arthritis. Seltener sind Tuberkelbazillen oder Borrelien
für die Gelenkentzündung verantwortlich.
Letztere werden durch Zeckenbisse auf
den Menschen übertragen. Gelingt es dem
Arzt, eine infektiöse Arthritis früh zu erkennen, dann lässt sie sich mit Antibiotika gut
behandeln. Sie heilt aus, und ein bleibender Gelenkschaden lässt sich verhindern.
Anders liegt der Fall bei den so genannten
reaktiven Arthritiden. Sie sind die Begleiterscheinung einer Infektion, die sich meist
im Darm abspielt. Zu den Verursachern
gehören Bakterien wie Yersinien, Camphylobacter, Shigellen oder Salmonellen. Häufig
tritt die reaktive Arthritis erst auf, nachdem die Darminfektion überwunden zu sein
scheint. In den betroffenen Gelenken lassen sich – anders als bei einer infektiösen
Arthritis – die Erreger selbst gar nicht nachweisen, sondern höchstens deren Bestandteile. Forscher vermuten, dass letztlich
nicht die Erreger die Gelenkentzündung
hervorrufen, sondern dass dafür Abwehrstoffe und Zellen des Immunsystems verantwortlich sind, die zur Bekämpfung des
Erregers im Darm gebildet wurden und die
sich nun fälschlicherweise auf körpereigene Strukturen (Autoantigene) der Gelenkinnenhaut stürzen. Solche autoimmunen
– also gegen den eigenen Körper gerichteten – Zellen und Antikörper treten bei verschiedenen entzündlichen Rheumaerkrankungen wie der chronischen Polyarthritis
und SLE auf. Ein mögliches Ziel der autoimmunen Attacke ist beispielsweise ein
Autoantigen des Typ-II-Kollagens, also dem
wichtigsten Knorpelbestandteil.
schwellen entzündlich an, die Entzündung
„wandert” dabei oft von einem zum nächsten Gelenk. Viel gefährlicher ist jedoch, dass
die Entzündung auch auf die Herzklappen
übergreift und dort schlimmstenfalls einen
bleibenden Herzfehler verursachen kann.
Aufgrund verbesserter Hygiene- und Ernährungsbedingungen sowie einer wirksamen
Antibiotika-Therapie tritt das Rheumatische
Fieber hierzulande nur noch selten auf.
Bei infektiösen Formen der Arthritis haben
Bakterien wie Staphylococcus aureus
ihre Hand im Spiel. Solche Rheumaerkrankungen lassen sich mit Antibiotika gut
behandeln.
Außer bakteriellen Erregern können auch
verschiedene Viren eine Gelenkentzündung
auslösen, etwa Hepatitis-, Herpes-, Enteround Parvoviren. Bei einer Infektion mit dem
Rötelnvirus kann sich beispielsweise eine
arthritische Gelenkentzündung nach den
Hautveränderungen, die für diese Erkrankung typisch sind, ausbilden und einige
Tage bis wenige Wochen andauern.
Eine wichtige Funktion bei allen entzündlichen Rheumaerkrankungen haben die
diversen Signalstoffe der Abwehrzellen. Es
handelt sich um die bereits erwähnten Zytokine. Sie wirken nämlich nicht nur auf die
genetische Steuerzentrale der Knorpelzellen, sondern dienen den Immunzellen auch
untereinander als Signalgeber. Immunzellen geben zum Beispiel bestimmte Zytokine
als chemisches Alarmsignal nach außen
ab, sobald sie selbst durch den Kontakt mit
einer infizierten Zelle oder einer körperfremden Substanz aktiviert wurden. Zytokine
aktivieren nun ihrerseits weitere Abwehrzellen, indem sie diese zum Entzündungsherd anlocken oder dort zur Teilung anregen. Entzündungsfördernde Zytokine setzen
damit wie in einem Schneeballsystem eine
anschwellende Abwehrkaskade in Gang.
Umgekehrt agieren andere Zytokine als
Gegenspieler, sie bremsen also eine Entzündungsreaktion und sorgen so dafür,
Ein weiteres Beispiel für eine reaktive dass das Immunsystem nach einer erfolgArthritis ist das Rheumatische Fieber, an reichen Attacke den Abwehrkampf nicht
dem meist Kinder im Schulalter erkranken. unentwegt fortführt.
Die Erkrankung beginnt mit einer bakteriellen Mandelentzündung, verursacht durch
bestimmte Typen von Streptokokken. Nach
einer bis drei Wochen bekommt der Patient
hohes Fieber, ein oder mehrere Gelenke
Streptokokken verursachen unter anderem
Mandelentzündungen. Die Bakterien können auch Gelenke infizieren und dort rheumatische Entzündungen auslösen. Sehr
bedrohlich wird die Infektion, wenn sie
die Herzklappen erfasst. Dies geschieht
beim Rheumatischen Fieber.
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11.12.2001, 14:20 Uhr
Wie kann man Rheuma
bekommen?
Ob Menschen arthrotische Beschwerden haben, unter chronischer Polyarthritis
leiden, an Morbus Bechterew oder dem
Systemischen Lupus erythematodes (SLE)
erkranken – immer wieder richten die
Betroffenen dieselben Fragen an ihren
behandelnden Arzt: „Was habe ich falsch
gemacht? Habe ich diese Krankheit von
meinen Eltern geerbt?” Doch nur selten
erhalten sie darauf eine eindeutige Antwort, denn die genauen Ursachen liegen
bei den allermeisten Rheumakrankheiten
nach wie vor im Dunkeln. Dennoch lässt
sich festhalten:
• Genetische Faktoren spielen bei vielen
rheumatischen Erkrankungen eine
wichtige Rolle, als alleinige Auslöser
kommen sie indes nur selten in Betracht. Vielmehr müssen äußere und
innere Faktoren hinzukommen, damit
sich die Erkrankung ausprägen kann.
• Zu den bekannten äußeren Faktoren
gehören verschiedene Krankheitserreger. Diese können rheumatische Krankheiten auslösen, und zwar offenbar
nicht nur direkt durch den Befall der
Gelenke.
Das Schmetterlingserythem, eine
charakteristisch geformte Rötung der
Wangen, ist eines der häufiger auftretenden Symptome des Systemischen Lupus
erythematodes (SLE). Forscher versuchen
herauszufinden, weshalb sich das Immunsystem bei dieser Autoimmunerkrankung
gegen den eigenen Körper wendet.
• Autoimmunprozesse, also Angriffe
des Immunsystems auf körpereigene
Strukturen, spielen bei vielen entzündlichen Rheumaformen eine entscheidende Rolle.
• Stoffwechseldefekte sind dagegen
eher selten die Ursache. Eine wichtige
Ausnahme stellt die Gicht dar, bei der
eine Störung des Harnsäurestoffwechsels zu Kristallablagerungen führt, welche die Gelenke mechanisch zerstören.
Gelenke nutzen sich
nicht erst im Alter ab
bestimmter Gelenke. Wer etwa zu viel
Pfunde auf die Waage bringt, beansprucht
seine gewichttragenden Gelenke stärker
als eine normalgewichtige Person. Fehlstellungen wie X- oder O-Beine belasten wiederum diese Gelenke einseitig, und damit
unter Umständen zu stark.
Ebenfalls zu einseitigen Be- oder gar
Überlastungen kann es nach einem Unfall
oder einer Sportverletzung kommen, etwa
nach einer Meniskusverletzung oder wenn
für längere Zeit einige Muskelgruppen
ausfallen, die ein Gelenk stützen und führen. Auch innerhalb einiger handwerklicher
Berufe, etwa bei Gärtnern oder Fliesenlegern, werden bestimmte Gelenke sehr
stark beansprucht; wer solche Tätigkeiten
über lange Jahre ausübt, trägt ein höheres
Risiko, an Arthrose zu erkranken.
Ist die Nährstoffversorgung des Knorpels
gestört, wird er weniger belastbar und dies
kann eine Arthrose begünstigen. Längere
Bettlägerigkeit etwa, sei es bei älteren oder
jüngeren Menschen, führt dazu, dass die
Beweglichkeit mancher Gelenke eingeschränkt ist. Doch nur bei ausreichender
Bewegung erhält der Gelenkknorpel genügend Nährstoffe. Weitere Gründe für eine
Versorgungsstörung des Knorpels mit Nährstoffen sind Stoffwechselerkrankungen wie
die Zuckerkrankheit, durch die sich die
Zusammensetzung der Gelenkflüssigkeit verändert.
Den „Tätern” bei entzündlichen
Prozessen auf der Spur
Entzündliche Gelenkerkrankungen haben
verschiedene Ursachen. So können Mikroorganismen wie Viren oder Bakterien eine
Entzündung auslösen, aber auch Störungen
des Immunsystems kommen als Ursachen
in Betracht.
Im Unterschied zu den entzündlichen For- Wenn etwa Erreger über die Lymphe oder
men des Rheumas beruht die Arthrose das Blut in ein Gelenk vordringen, können
meist auf einem mechanischen Problem, sie dort eine eitrige Entzündung auslösen.
und zwar vor allem auf einer Überlastung Dabei handelt es sich um Bakterien, die ganz
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Rheuma-A
unterschiedlichen Gruppen angehören. Am
häufigsten verursacht das kugelförmige
Bakterium Staphylococcus aureus solch
eine infektiöse oder septische Arthritis. Seltener sind Tuberkelbazillen oder Borrelien
für die Gelenkentzündung verantwortlich.
Letztere werden durch Zeckenbisse auf
den Menschen übertragen. Gelingt es dem
Arzt, eine infektiöse Arthritis früh zu erkennen, dann lässt sie sich mit Antibiotika gut
behandeln. Sie heilt aus, und ein bleibender Gelenkschaden lässt sich verhindern.
Anders liegt der Fall bei den so genannten
reaktiven Arthritiden. Sie sind die Begleiterscheinung einer Infektion, die sich meist
im Darm abspielt. Zu den Verursachern
gehören Bakterien wie Yersinien, Camphylobacter, Shigellen oder Salmonellen. Häufig
tritt die reaktive Arthritis erst auf, nachdem die Darminfektion überwunden zu sein
scheint. In den betroffenen Gelenken lassen sich – anders als bei einer infektiösen
Arthritis – die Erreger selbst gar nicht nachweisen, sondern höchstens deren Bestandteile. Forscher vermuten, dass letztlich
nicht die Erreger die Gelenkentzündung
hervorrufen, sondern dass dafür Abwehrstoffe und Zellen des Immunsystems verantwortlich sind, die zur Bekämpfung des
Erregers im Darm gebildet wurden und die
sich nun fälschlicherweise auf körpereigene Strukturen (Autoantigene) der Gelenkinnenhaut stürzen. Solche autoimmunen
– also gegen den eigenen Körper gerichteten – Zellen und Antikörper treten bei verschiedenen entzündlichen Rheumaerkrankungen wie der chronischen Polyarthritis
und SLE auf. Ein mögliches Ziel der autoimmunen Attacke ist beispielsweise ein
Autoantigen des Typ-II-Kollagens, also dem
wichtigsten Knorpelbestandteil.
schwellen entzündlich an, die Entzündung
„wandert” dabei oft von einem zum nächsten Gelenk. Viel gefährlicher ist jedoch, dass
die Entzündung auch auf die Herzklappen
übergreift und dort schlimmstenfalls einen
bleibenden Herzfehler verursachen kann.
Aufgrund verbesserter Hygiene- und Ernährungsbedingungen sowie einer wirksamen
Antibiotika-Therapie tritt das Rheumatische
Fieber hierzulande nur noch selten auf.
Bei infektiösen Formen der Arthritis haben
Bakterien wie Staphylococcus aureus
ihre Hand im Spiel. Solche Rheumaerkrankungen lassen sich mit Antibiotika gut
behandeln.
Außer bakteriellen Erregern können auch
verschiedene Viren eine Gelenkentzündung
auslösen, etwa Hepatitis-, Herpes-, Enteround Parvoviren. Bei einer Infektion mit dem
Rötelnvirus kann sich beispielsweise eine
arthritische Gelenkentzündung nach den
Hautveränderungen, die für diese Erkrankung typisch sind, ausbilden und einige
Tage bis wenige Wochen andauern.
Eine wichtige Funktion bei allen entzündlichen Rheumaerkrankungen haben die
diversen Signalstoffe der Abwehrzellen. Es
handelt sich um die bereits erwähnten Zytokine. Sie wirken nämlich nicht nur auf die
genetische Steuerzentrale der Knorpelzellen, sondern dienen den Immunzellen auch
untereinander als Signalgeber. Immunzellen geben zum Beispiel bestimmte Zytokine
als chemisches Alarmsignal nach außen
ab, sobald sie selbst durch den Kontakt mit
einer infizierten Zelle oder einer körperfremden Substanz aktiviert wurden. Zytokine
aktivieren nun ihrerseits weitere Abwehrzellen, indem sie diese zum Entzündungsherd anlocken oder dort zur Teilung anregen. Entzündungsfördernde Zytokine setzen
damit wie in einem Schneeballsystem eine
anschwellende Abwehrkaskade in Gang.
Umgekehrt agieren andere Zytokine als
Gegenspieler, sie bremsen also eine Entzündungsreaktion und sorgen so dafür,
Ein weiteres Beispiel für eine reaktive dass das Immunsystem nach einer erfolgArthritis ist das Rheumatische Fieber, an reichen Attacke den Abwehrkampf nicht
dem meist Kinder im Schulalter erkranken. unentwegt fortführt.
Die Erkrankung beginnt mit einer bakteriellen Mandelentzündung, verursacht durch
bestimmte Typen von Streptokokken. Nach
einer bis drei Wochen bekommt der Patient
hohes Fieber, ein oder mehrere Gelenke
Streptokokken verursachen unter anderem
Mandelentzündungen. Die Bakterien können auch Gelenke infizieren und dort rheumatische Entzündungen auslösen. Sehr
bedrohlich wird die Infektion, wenn sie
die Herzklappen erfasst. Dies geschieht
beim Rheumatischen Fieber.
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11.12.2001, 14:20 Uhr
Wie kann man Rheuma
bekommen?
In den letzten Jahren sammelten Wissenschaftler Hinweise darauf, dass bei sehr
vielen Rheumaerkrankungen ein Ungleichgewicht zwischen entzündungsfördernden
und -hemmenden Zytokinen vorliegt. Diese
Erkenntnis wiederum eröffnete neue Möglichkeiten, mit spezifischen Substanzen die
Wirkung der entzündungsfördernden Zytokine zu blockieren.
Häufigkeit des Merkmals bei Erkrankten
Häufigkeit des Merkmals in der Gesamtbevölkerung
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Bei vielen Krankheiten, darunter auch
rheumatischen Erkrankungen, lässt sich
beobachten, dass die Betroffenen deutlich häufiger über ein bestimmtes genetisches Merkmal verfügen, als dies dem
Durchschnitt der Gesamtbevölkerung
entspricht. Das besagt indes nur, dass
Träger dieser Merkmale einem erhöhten
Krankheitsrisiko unterliegen. Nicht alle
Merkmalsträger müssen tatsächlich
erkranken. Umgekehrt können durchaus
auch Menschen erkranken, die das
entsprechende Merkmal nicht haben.
Erbgut und Rheuma – die
Zusammenhänge werden deutlicher
Vor allem einige der entzündlichen Rheumaerkrankungen treten in bestimmten Familien
gehäuft auf. Keineswegs handelt es sich
um reine Erbkrankheiten; vielmehr spiegelt dieses Phänomen einen komplizierten
Zusammenhang wider, der zwischen der
Ausprägung eines bestimmten genetischen
Merkmals und dem damit verbundenen
Risiko besteht, an einer Form des Rheumas
zu erkranken. Auch diese Spur weist erneut
auf das immunologische Geschehen bei
entzündlichen Rheumaerkrankungen hin.
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Um das Immunsystem auf den Plan zu
rufen, müssen nämlich Körperzellen Teile
eines Erregers oder eines körperfremden
Stoffes – so genannte Fremdantigene – an
ihrer Oberfläche gewissermaßen zur Schau
stellen. Dafür benutzen sie spezielle Eiweißmoleküle als „Präsentierteller”. In der Fachsprache heißen sie HLA-Gewebsantigene.
Über entsprechende Empfangsmoleküle
erkennen nun Immunzellen die auf den
Präsentiertellern dargebotenen Fremdantigene und leiten daraufhin eine Abwehrreaktion ein.
Auffällig ist nun, dass Patienten, die an
einer bestimmten rheumatischen Erkrankung leiden, sehr häufig auch bestimmte
Typen dieser Präsentierteller oder Gewebsantigene aufweisen. Einen dieser Typen
bezeichnen Immunologen kurz als HLA-B-27.
Wie für jedes andere Körpereiweiß auch,
steckt die Bauanleitung für den HLA-B 27Präsentierteller in einem Gen im Zellkern.
Untersuchungen des Erbguts von Patienten mit Morbus Bechterew zeigen, dass
rund 90 Prozent von ihnen gerade dieses
genetische Merkmal ausprägen. Demgegenüber tragen in Mitteleuropa nur etwa acht
Prozent der gesunden Menschen dieses
Gen. Das bedeutet dreierlei:
• Das genetisch festgelegte HLA-B-27Merkmal tritt so häufig bei Patienten
mit Morbus Bechterew auf, dass sich
dieser Zusammenhang nicht mehr mit
dem Zufall erklären lässt. Das Auftreten
dieses Merkmals erhöht also das Risiko,
an Morbus Bechterew zu erkranken;
• aber nicht jede Person, die dieses Gen
trägt, wird deshalb zwangsläufig an
Morbus Bechterew erkranken; und
• ein kleiner Teil der Patienten mit Morbus Bechterew prägt einen anderen
Typ von Gewebsantigenen aus.
Das Gen für HLA-B-27 ist daher weder
die alleinige noch eine zwingende Ursache
für diese rheumatische Erkrankung, sondern lediglich ein Risikofaktor. Ähnliche,
wenn auch nicht ganz so stark ausgeprägte
Zusammenhänge existieren zwischen anderen Typen von HLA-Gewebsantigenen und
dem Auftreten von chronischer Polyarthritis und Systemischem Lupus (SLE).
Damit die Krankheit tatsächlich ausbricht,
müssen indes weitere Faktoren hinzukommen. Das belegt überzeugend eine genetische Studie über das gemeinsame Auftreten
von SLE bei eineiigen, also genetisch identischen Zwillingen: Obwohl beide Zwillingsgeschwister denselben, mit der Krankheit
häufig verbundenen Typ von Gewebsantigenen ausprägten, erkrankten nur in 40 Prozent der untersuchten Zwillingspaare beide
Geschwister.
Gegenwärtig untersuchen Wissenschaftler, weshalb nur bestimmte Typen von Präsentiertellern das Krankheitsrisiko erhöhen.
Dabei ist es wichtig zu wissen, dass jeder
Gewebsantigentyp nur ganz bestimmte
Antigene zur Schau stellt. Es gibt nun
Hinweise darauf, dass die krankheitsassoziierten Gewebsantigentypen vor allem
körpereigene Molekülstrukturen, also Autoantigene vorzeigen. Auch dieser Befund erhärtet die Vorstellung der Rheumaforscher,
dass bei diesen Erkrankungen Autoimmunprozesse eine wesentliche Rolle spielen.
Auch innere und äußere Faktoren
spielen eine Rolle
Unter einigen rheumatischen Erkrankungen, hierzu zählen SLE, das Sjögren-Syndrom und die chronische Polyarthritis, leiden
deutlich mehr Frauen als Männer. Da die
Krankheiten zudem nach den Wechseljahren nur noch selten auftreten, gerieten
die weiblichen Geschlechtshormone schon
früh in den Verdacht, das Risiko einer
Erkrankung zu erhöhen. Doch trotz intensiver Forschung gelang es bislang nicht, die
genauen Zusammenhänge aufzuklären.
In manchen Fällen, zum Beispiel bei SLE,
begünstigen bestimmte Umwelteinflüsse
wie starke Sonneneinstrahlung oder eine
hohe psychische Belastung das Auftreten
der Erkrankung oder provozieren einen
neuerlichen Krankheitsschub. Auch bestimmte Medikamente – vor allem Mittel
gegen Bluthochdruck, Epilepsie und Infektionen – können dafür verantwortlich sein,
dass eine Person an SLE oder an der
Wegener-Granulomatose erkrankt. Werden
die Präparate abgesetzt, verschwinden für
gewöhnlich alle Symptome nach spätestens einigen Monaten.
Molekularbiologische Verfahren
erlauben es, im Erbgut von Patienten
Merkmale aufzuspüren, die häufig mit
bestimmten rheumatischen Erkrankungen verknüpft sind. Dank solcher Untersuchungen lässt sich der Zusammenhang
zwischen Erbgut und Erkrankung
besser erforschen.
Bei degenerativen Rheumaerkrankungen
scheinen erbliche Faktoren ebenfalls eine
Rolle zu spielen. So entdeckten Wissenschaftler, dass manche Krankheitsbilder,
die der Arthrose stark ähneln und mit Veränderungen im bindegewebigen Material
des Knorpels einhergehen, auf einer Erbgutveränderung (Mutation) im genetischen
Bauplan für das Typ-II-Kollagen beruhen.
Dadurch produzieren die Knorpelzellen ein
fehlerhaftes Kollagenmolekül. Allerdings
findet man entsprechende Bauplanveränderungen nur bei etwa zwei Prozent der
Arthrosekranken.
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11.12.2001, 14:22 Uhr
Wie kann man Rheuma
bekommen?
In den letzten Jahren sammelten Wissenschaftler Hinweise darauf, dass bei sehr
vielen Rheumaerkrankungen ein Ungleichgewicht zwischen entzündungsfördernden
und -hemmenden Zytokinen vorliegt. Diese
Erkenntnis wiederum eröffnete neue Möglichkeiten, mit spezifischen Substanzen die
Wirkung der entzündungsfördernden Zytokine zu blockieren.
Häufigkeit des Merkmals bei Erkrankten
Häufigkeit des Merkmals in der Gesamtbevölkerung
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Bei vielen Krankheiten, darunter auch
rheumatischen Erkrankungen, lässt sich
beobachten, dass die Betroffenen deutlich häufiger über ein bestimmtes genetisches Merkmal verfügen, als dies dem
Durchschnitt der Gesamtbevölkerung
entspricht. Das besagt indes nur, dass
Träger dieser Merkmale einem erhöhten
Krankheitsrisiko unterliegen. Nicht alle
Merkmalsträger müssen tatsächlich
erkranken. Umgekehrt können durchaus
auch Menschen erkranken, die das
entsprechende Merkmal nicht haben.
Erbgut und Rheuma – die
Zusammenhänge werden deutlicher
Vor allem einige der entzündlichen Rheumaerkrankungen treten in bestimmten Familien
gehäuft auf. Keineswegs handelt es sich
um reine Erbkrankheiten; vielmehr spiegelt dieses Phänomen einen komplizierten
Zusammenhang wider, der zwischen der
Ausprägung eines bestimmten genetischen
Merkmals und dem damit verbundenen
Risiko besteht, an einer Form des Rheumas
zu erkranken. Auch diese Spur weist erneut
auf das immunologische Geschehen bei
entzündlichen Rheumaerkrankungen hin.
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Um das Immunsystem auf den Plan zu
rufen, müssen nämlich Körperzellen Teile
eines Erregers oder eines körperfremden
Stoffes – so genannte Fremdantigene – an
ihrer Oberfläche gewissermaßen zur Schau
stellen. Dafür benutzen sie spezielle Eiweißmoleküle als „Präsentierteller”. In der Fachsprache heißen sie HLA-Gewebsantigene.
Über entsprechende Empfangsmoleküle
erkennen nun Immunzellen die auf den
Präsentiertellern dargebotenen Fremdantigene und leiten daraufhin eine Abwehrreaktion ein.
Auffällig ist nun, dass Patienten, die an
einer bestimmten rheumatischen Erkrankung leiden, sehr häufig auch bestimmte
Typen dieser Präsentierteller oder Gewebsantigene aufweisen. Einen dieser Typen
bezeichnen Immunologen kurz als HLA-B-27.
Wie für jedes andere Körpereiweiß auch,
steckt die Bauanleitung für den HLA-B 27Präsentierteller in einem Gen im Zellkern.
Untersuchungen des Erbguts von Patienten mit Morbus Bechterew zeigen, dass
rund 90 Prozent von ihnen gerade dieses
genetische Merkmal ausprägen. Demgegenüber tragen in Mitteleuropa nur etwa acht
Prozent der gesunden Menschen dieses
Gen. Das bedeutet dreierlei:
• Das genetisch festgelegte HLA-B-27Merkmal tritt so häufig bei Patienten
mit Morbus Bechterew auf, dass sich
dieser Zusammenhang nicht mehr mit
dem Zufall erklären lässt. Das Auftreten
dieses Merkmals erhöht also das Risiko,
an Morbus Bechterew zu erkranken;
• aber nicht jede Person, die dieses Gen
trägt, wird deshalb zwangsläufig an
Morbus Bechterew erkranken; und
• ein kleiner Teil der Patienten mit Morbus Bechterew prägt einen anderen
Typ von Gewebsantigenen aus.
Das Gen für HLA-B-27 ist daher weder
die alleinige noch eine zwingende Ursache
für diese rheumatische Erkrankung, sondern lediglich ein Risikofaktor. Ähnliche,
wenn auch nicht ganz so stark ausgeprägte
Zusammenhänge existieren zwischen anderen Typen von HLA-Gewebsantigenen und
dem Auftreten von chronischer Polyarthritis und Systemischem Lupus (SLE).
Damit die Krankheit tatsächlich ausbricht,
müssen indes weitere Faktoren hinzukommen. Das belegt überzeugend eine genetische Studie über das gemeinsame Auftreten
von SLE bei eineiigen, also genetisch identischen Zwillingen: Obwohl beide Zwillingsgeschwister denselben, mit der Krankheit
häufig verbundenen Typ von Gewebsantigenen ausprägten, erkrankten nur in 40 Prozent der untersuchten Zwillingspaare beide
Geschwister.
Gegenwärtig untersuchen Wissenschaftler, weshalb nur bestimmte Typen von Präsentiertellern das Krankheitsrisiko erhöhen.
Dabei ist es wichtig zu wissen, dass jeder
Gewebsantigentyp nur ganz bestimmte
Antigene zur Schau stellt. Es gibt nun
Hinweise darauf, dass die krankheitsassoziierten Gewebsantigentypen vor allem
körpereigene Molekülstrukturen, also Autoantigene vorzeigen. Auch dieser Befund erhärtet die Vorstellung der Rheumaforscher,
dass bei diesen Erkrankungen Autoimmunprozesse eine wesentliche Rolle spielen.
Auch innere und äußere Faktoren
spielen eine Rolle
Unter einigen rheumatischen Erkrankungen, hierzu zählen SLE, das Sjögren-Syndrom und die chronische Polyarthritis, leiden
deutlich mehr Frauen als Männer. Da die
Krankheiten zudem nach den Wechseljahren nur noch selten auftreten, gerieten
die weiblichen Geschlechtshormone schon
früh in den Verdacht, das Risiko einer
Erkrankung zu erhöhen. Doch trotz intensiver Forschung gelang es bislang nicht, die
genauen Zusammenhänge aufzuklären.
In manchen Fällen, zum Beispiel bei SLE,
begünstigen bestimmte Umwelteinflüsse
wie starke Sonneneinstrahlung oder eine
hohe psychische Belastung das Auftreten
der Erkrankung oder provozieren einen
neuerlichen Krankheitsschub. Auch bestimmte Medikamente – vor allem Mittel
gegen Bluthochdruck, Epilepsie und Infektionen – können dafür verantwortlich sein,
dass eine Person an SLE oder an der
Wegener-Granulomatose erkrankt. Werden
die Präparate abgesetzt, verschwinden für
gewöhnlich alle Symptome nach spätestens einigen Monaten.
Molekularbiologische Verfahren
erlauben es, im Erbgut von Patienten
Merkmale aufzuspüren, die häufig mit
bestimmten rheumatischen Erkrankungen verknüpft sind. Dank solcher Untersuchungen lässt sich der Zusammenhang
zwischen Erbgut und Erkrankung
besser erforschen.
Bei degenerativen Rheumaerkrankungen
scheinen erbliche Faktoren ebenfalls eine
Rolle zu spielen. So entdeckten Wissenschaftler, dass manche Krankheitsbilder,
die der Arthrose stark ähneln und mit Veränderungen im bindegewebigen Material
des Knorpels einhergehen, auf einer Erbgutveränderung (Mutation) im genetischen
Bauplan für das Typ-II-Kollagen beruhen.
Dadurch produzieren die Knorpelzellen ein
fehlerhaftes Kollagenmolekül. Allerdings
findet man entsprechende Bauplanveränderungen nur bei etwa zwei Prozent der
Arthrosekranken.
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11.12.2001, 14:22 Uhr
Welchen Verlauf nimmt
Rheuma?
Rheumatische Gelenkerkrankungen unter- An einer chronischen Polyarthritis können
scheiden sich hinsichtlich sehr vieler As- Männer wie Frauen erkranken, allerdings
pekte im Erscheinungsbild. Diese betreffen sind dreimal mehr Frauen als Männer
vor allem
betroffen. Die Krankheit tritt in praktisch
jedem Alter auf, am häufigsten entwickeln
• den Verlauf,
sich die Beschwerden jedoch zwischen
dem dritten und dem fünften Lebensjahr• das Lebensalter,
zehnt. Aber auch Kinder oder Säuglinge
in dem sie bevorzugt auftreten,
erkranken daran. Die juvenile chronische
Arthritis kann beispielsweise bereits bei
• das überwiegend betroffene Geschlecht, Kleinkindern unter fünf Jahren einsetzen.
• die Zahl der erkrankten Gelenke,
• die Art der betroffenen Gelenke und
• das symmetrische oder asymmetrische Auftreten der Beschwerden.
Selbst ähnliche Krankheiten entwickeln
sich mitunter sehr variabel. Sehr anschaulich zeigt sich dies etwa bei arthritischen
Erkrankungen. Sie können schleichend,
mit kaum beeinträchtigenden Symptomen
beginnen oder von Beginn an mit heftigen
Gelenkbeschwerden einsetzen. Manchmal
verschwinden die Krankheitszeichen nach
einem ersten Schub wieder. Häufig lassen
die Beschwerden jedoch nur vorübergehend
nach und setzen später umso heftiger wieder
ein. Ein solcher Zyklus aus Krankheitsschub
und symptomlosen Phasen kann sich über
Monate oder Jahre erstrecken. Ebenso häufig verschlimmert sich die Erkrankung stetig.
Rheumatische Erkrankungen verlaufen sehr unterschiedlich. Die Grafik zeigt
dies am Beispiel von Rheumaformen bei
Kindern: Am ungünstigsten ist der Verlauf
von Polyarthritiden. Sehr oft erstreckt sich
die Krankheit bis ins Erwachsenenalter.
Günstiger verlaufen Kollagenosen, Vaskulitiden und Spondylarthritiden. Bei etwa
der Hälfte der betroffenen Kinder
verschwinden diese Krankheiten
nach fünf bis sieben Jahren.
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Kollagenosen/Vaskulitiden
Spondylarthritiden
Oligoarthritiden
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Dauer der Erkrankung in Jahren
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Praktisch alle Gelenke können von einer
chronischen Polyarthritis betroffen sein,
meist zeigen sich die ersten Symptome in
den Grund- und Mittelgelenken der Finger.
Dabei sind typischerweise die Gelenke
beider Körperhälften betroffen; Mediziner
sprechen von einem symmetrischen Auftreten. Manchmal beschränken sich die arthritischen Beschwerden auf nur ein einziges
Gelenk. Bei anderen Patienten sind zwei
oder drei Gelenke betroffen. Und schließlich – der Name Polyarthritis (poly = viel)
drückt dies aus – kann die Erkrankung sehr
viele Gelenke erfassen.
Degenerative rheumatische Erkrankungen wie die Arthrose entwickeln sich am
häufigsten an den gewichttragenden Gelenken. Die Arthrose tritt dabei mit steigendem
Lebensalter häufiger auf; bei mehr als 80 Prozent der über 60-Jährigen lässt sich eine
Arthrose nachweisen, bei den 10- bis 20Jährigen sind es dagegen vier Prozent.
Trotzdem ist die Arthrose weder eine „Alterskrankheit” noch eine simple „Abnutzungserscheinung”, da eben auch jüngere
Menschen und solche ohne erhöhte Gelenkbelastung an Arthrose erkranken können.
Sie entwickelt sich unterschiedlich schnell
und mit variablem Schweregrad – meist
aber verläuft sie langsam, über mehrere
Jahre hinweg. Manchmal zerstört sie ein
Gelenk bereits innerhalb weniger Monate,
in wieder anderen Fällen haben die Betroffenen trotz arthrotisch veränderter Gelenke
über viele Jahre hinweg kaum Beschwerden. Mediziner sprechen dann von einer
„stummen” Arthrose.
Aufgrund des variablen Verlaufs suchen
Arthroseforscher derzeit nach möglichst
einfach feststellbaren Krankheitsmerkmalen, mit denen sich die zu erwartende
Schwere der Erkrankung bei einem Patienten voraussagen lässt. Mit Hilfe so genannter prognostischer Marker könnte man vor
allem jenen Patienten frühzeitig – also vor der
Zerstörung eines Gelenks – helfen, denen
ein schwerer Verlauf droht.
Bei Morbus Bechterew entzündet sich
häufig die Wirbelsäule. Die Mehrzahl der
Erkrankten ist zwischen 20 und 40 Jahre alt;
bei über 45-Jährigen tritt die Erkrankung
dagegen nicht mehr auf. 70 bis 80 Prozent
der Betroffenen sind Männer, bei denen
die Erkrankung zudem meist schwerer als
bei Frauen verläuft.
und zerstört. Dieser entzündlich rheumatische Angriff beschränkt sich nicht nur auf
die Gelenke, sondern kann ebenso Haut,
Herz, Lunge, Leber, Nieren und das Zentrale
Nervensystem erfassen.
Die Gicht wiederum, eine rheumatische
Stoffwechselerkrankung, tritt bevorzugt bei
Männern auf. Sie leiden bis zu zehnmal häufiger darunter als Frauen. Am häufigsten
prägt sich die Erkrankung zwischen dem
vierten und dem sechsten Lebensjahrzehnt
aus. Der Verlauf der Erkrankung ist ausgesprochen variabel – manche Menschen
verspüren keine Beschwerden, obwohl ihr
Harnsäurestoffwechsel krankhaft gestört
ist. In anderen Fällen treten – und zwar
meist im Grundgelenk der großen Zehen –
akute, äußerst schmerzhafte Gichtanfälle
auf, die wenige Stunden, aber auch mehrere Wochen andauern können. Entwickelt
sich die Gicht chronisch über viele Jahre
hinweg, so treten die typischen Gichtknoten an Gelenken oder auch an Weichteilen
– etwa der Ohrmuschel – auf.
Im Röntgenbild ist die arthrotische
Veränderung des linken Hüftgelenks
(rechts im Bild) deutlich an der Verkleinerung des Gelenkspalts
zu erkennen.
Typischerweise entwickelt sich die Erkrankung schubweise in aufeinander folgenden,
immer schwereren Stadien. Die Patienten
klagen zunächst über Rückenschmerzen im
unteren Wirbelsäulenbereich, später kann
es zu Versteifungen und Verknöcherungen
der gesamten Wirbelsäule kommen, die
Schon dieser kleine Überblick zeigt: Die
vom Lendenwirbelbereich ausgehen und bis Bandbreite im Erscheinungsbild rheumatiGelenkrheumatische Erkrankungen
zur Halswirbelregion „aufwärts steigen”.
scher Gelenkerkrankungen ist enorm. Zwar
unterscheiden sich oft im Befallsmuster
– ein wichtiger Umstand für die Diagnostik.
unterscheiden sich Rheumaerkrankungen
Dennoch muss sich die Krankheit nicht hinsichtlich ihrer
juvenile rheumatoide Arthritis
so weit verschlimmern, dass sich die Wir- „typischen” Aus- rheumatoide Arthritis
viele Gelenke
wenige Gelenke
belsäule völlig versteift; sie kann in jedem prägung, aber die
betroffen
betroffen
Stadium „stehen bleiben”. Das Ausmaß Symptome der verder Beschwerden spiegelt dabei nicht den schiedenen RheuSchweregrad der Erkrankung wider. So maformen überverspüren manche Betroffene trotz einer lappen sich sehr
hochgradigen Versteifung der Wirbelsäule stark, und nicht
kaum Schmerzen, während andere über immer machen sie
starke Beschwerden klagen, deren Wirbel- sich so bemerkbar,
säule etwa im Röntgenbild kaum sichtbare wie es die LehrbüSchäden zeigt.
cher beschreiben. rheumatoide Arthritis Psoriasisassoziierte Spondylarthritiden
im Alter
Arthritis
ohne nachweisbare
Dieser Umstand erRheumafaktoren
Während an Morbus Bechterew vor allem schwert die Rheu(z.B. Bechterew)
Männer erkranken, ist beim Systemischen madiagnostik erLupus erythematodes (SLE) das Geschlech- heblich.
terverhältnis zur anderen Seite hin verschoben: Bis zu zehnmal mehr Frauen als Männer
leiden daran. SLE gilt als Modellfall einer
Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift
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Welchen Verlauf nimmt
Rheuma?
Rheumatische Gelenkerkrankungen unter- An einer chronischen Polyarthritis können
scheiden sich hinsichtlich sehr vieler As- Männer wie Frauen erkranken, allerdings
pekte im Erscheinungsbild. Diese betreffen sind dreimal mehr Frauen als Männer
vor allem
betroffen. Die Krankheit tritt in praktisch
jedem Alter auf, am häufigsten entwickeln
• den Verlauf,
sich die Beschwerden jedoch zwischen
dem dritten und dem fünften Lebensjahr• das Lebensalter,
zehnt. Aber auch Kinder oder Säuglinge
in dem sie bevorzugt auftreten,
erkranken daran. Die juvenile chronische
Arthritis kann beispielsweise bereits bei
• das überwiegend betroffene Geschlecht, Kleinkindern unter fünf Jahren einsetzen.
• die Zahl der erkrankten Gelenke,
• die Art der betroffenen Gelenke und
• das symmetrische oder asymmetrische Auftreten der Beschwerden.
Selbst ähnliche Krankheiten entwickeln
sich mitunter sehr variabel. Sehr anschaulich zeigt sich dies etwa bei arthritischen
Erkrankungen. Sie können schleichend,
mit kaum beeinträchtigenden Symptomen
beginnen oder von Beginn an mit heftigen
Gelenkbeschwerden einsetzen. Manchmal
verschwinden die Krankheitszeichen nach
einem ersten Schub wieder. Häufig lassen
die Beschwerden jedoch nur vorübergehend
nach und setzen später umso heftiger wieder
ein. Ein solcher Zyklus aus Krankheitsschub
und symptomlosen Phasen kann sich über
Monate oder Jahre erstrecken. Ebenso häufig verschlimmert sich die Erkrankung stetig.
Rheumatische Erkrankungen verlaufen sehr unterschiedlich. Die Grafik zeigt
dies am Beispiel von Rheumaformen bei
Kindern: Am ungünstigsten ist der Verlauf
von Polyarthritiden. Sehr oft erstreckt sich
die Krankheit bis ins Erwachsenenalter.
Günstiger verlaufen Kollagenosen, Vaskulitiden und Spondylarthritiden. Bei etwa
der Hälfte der betroffenen Kinder
verschwinden diese Krankheiten
nach fünf bis sieben Jahren.
Prozent
100
80
60
40
Kollagenosen/Vaskulitiden
Spondylarthritiden
Oligoarthritiden
Polyarthritiden
20
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
Dauer der Erkrankung in Jahren
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Rheuma-A
9
10
11
12
Praktisch alle Gelenke können von einer
chronischen Polyarthritis betroffen sein,
meist zeigen sich die ersten Symptome in
den Grund- und Mittelgelenken der Finger.
Dabei sind typischerweise die Gelenke
beider Körperhälften betroffen; Mediziner
sprechen von einem symmetrischen Auftreten. Manchmal beschränken sich die arthritischen Beschwerden auf nur ein einziges
Gelenk. Bei anderen Patienten sind zwei
oder drei Gelenke betroffen. Und schließlich – der Name Polyarthritis (poly = viel)
drückt dies aus – kann die Erkrankung sehr
viele Gelenke erfassen.
Degenerative rheumatische Erkrankungen wie die Arthrose entwickeln sich am
häufigsten an den gewichttragenden Gelenken. Die Arthrose tritt dabei mit steigendem
Lebensalter häufiger auf; bei mehr als 80 Prozent der über 60-Jährigen lässt sich eine
Arthrose nachweisen, bei den 10- bis 20Jährigen sind es dagegen vier Prozent.
Trotzdem ist die Arthrose weder eine „Alterskrankheit” noch eine simple „Abnutzungserscheinung”, da eben auch jüngere
Menschen und solche ohne erhöhte Gelenkbelastung an Arthrose erkranken können.
Sie entwickelt sich unterschiedlich schnell
und mit variablem Schweregrad – meist
aber verläuft sie langsam, über mehrere
Jahre hinweg. Manchmal zerstört sie ein
Gelenk bereits innerhalb weniger Monate,
in wieder anderen Fällen haben die Betroffenen trotz arthrotisch veränderter Gelenke
über viele Jahre hinweg kaum Beschwerden. Mediziner sprechen dann von einer
„stummen” Arthrose.
Aufgrund des variablen Verlaufs suchen
Arthroseforscher derzeit nach möglichst
einfach feststellbaren Krankheitsmerkmalen, mit denen sich die zu erwartende
Schwere der Erkrankung bei einem Patienten voraussagen lässt. Mit Hilfe so genannter prognostischer Marker könnte man vor
allem jenen Patienten frühzeitig – also vor der
Zerstörung eines Gelenks – helfen, denen
ein schwerer Verlauf droht.
Bei Morbus Bechterew entzündet sich
häufig die Wirbelsäule. Die Mehrzahl der
Erkrankten ist zwischen 20 und 40 Jahre alt;
bei über 45-Jährigen tritt die Erkrankung
dagegen nicht mehr auf. 70 bis 80 Prozent
der Betroffenen sind Männer, bei denen
die Erkrankung zudem meist schwerer als
bei Frauen verläuft.
und zerstört. Dieser entzündlich rheumatische Angriff beschränkt sich nicht nur auf
die Gelenke, sondern kann ebenso Haut,
Herz, Lunge, Leber, Nieren und das Zentrale
Nervensystem erfassen.
Die Gicht wiederum, eine rheumatische
Stoffwechselerkrankung, tritt bevorzugt bei
Männern auf. Sie leiden bis zu zehnmal häufiger darunter als Frauen. Am häufigsten
prägt sich die Erkrankung zwischen dem
vierten und dem sechsten Lebensjahrzehnt
aus. Der Verlauf der Erkrankung ist ausgesprochen variabel – manche Menschen
verspüren keine Beschwerden, obwohl ihr
Harnsäurestoffwechsel krankhaft gestört
ist. In anderen Fällen treten – und zwar
meist im Grundgelenk der großen Zehen –
akute, äußerst schmerzhafte Gichtanfälle
auf, die wenige Stunden, aber auch mehrere Wochen andauern können. Entwickelt
sich die Gicht chronisch über viele Jahre
hinweg, so treten die typischen Gichtknoten an Gelenken oder auch an Weichteilen
– etwa der Ohrmuschel – auf.
Im Röntgenbild ist die arthrotische
Veränderung des linken Hüftgelenks
(rechts im Bild) deutlich an der Verkleinerung des Gelenkspalts
zu erkennen.
Typischerweise entwickelt sich die Erkrankung schubweise in aufeinander folgenden,
immer schwereren Stadien. Die Patienten
klagen zunächst über Rückenschmerzen im
unteren Wirbelsäulenbereich, später kann
es zu Versteifungen und Verknöcherungen
der gesamten Wirbelsäule kommen, die
Schon dieser kleine Überblick zeigt: Die
vom Lendenwirbelbereich ausgehen und bis Bandbreite im Erscheinungsbild rheumatiGelenkrheumatische Erkrankungen
zur Halswirbelregion „aufwärts steigen”.
scher Gelenkerkrankungen ist enorm. Zwar
unterscheiden sich oft im Befallsmuster
– ein wichtiger Umstand für die Diagnostik.
unterscheiden sich Rheumaerkrankungen
Dennoch muss sich die Krankheit nicht hinsichtlich ihrer
juvenile rheumatoide Arthritis
so weit verschlimmern, dass sich die Wir- „typischen” Aus- rheumatoide Arthritis
viele Gelenke
wenige Gelenke
belsäule völlig versteift; sie kann in jedem prägung, aber die
betroffen
betroffen
Stadium „stehen bleiben”. Das Ausmaß Symptome der verder Beschwerden spiegelt dabei nicht den schiedenen RheuSchweregrad der Erkrankung wider. So maformen überverspüren manche Betroffene trotz einer lappen sich sehr
hochgradigen Versteifung der Wirbelsäule stark, und nicht
kaum Schmerzen, während andere über immer machen sie
starke Beschwerden klagen, deren Wirbel- sich so bemerkbar,
säule etwa im Röntgenbild kaum sichtbare wie es die LehrbüSchäden zeigt.
cher beschreiben. rheumatoide Arthritis Psoriasisassoziierte Spondylarthritiden
im Alter
Arthritis
ohne nachweisbare
Dieser Umstand erRheumafaktoren
Während an Morbus Bechterew vor allem schwert die Rheu(z.B. Bechterew)
Männer erkranken, ist beim Systemischen madiagnostik erLupus erythematodes (SLE) das Geschlech- heblich.
terverhältnis zur anderen Seite hin verschoben: Bis zu zehnmal mehr Frauen als Männer
leiden daran. SLE gilt als Modellfall einer
Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift
A 16
2
11.12.2001, 14:22 Uhr
13,4% sonstige Kollagenosen und Vaskulitiden
5,8% Systemischer Lupus
erythematodes
Wie häufig ist Rheuma?
30% rheumatoide
Arthritis mit nachweisbaren Rheumafaktoren
9,7% sonstige Arthritiden
7,0% Psoriasisassoziierte
Arthritis
9,4% andere
Spondylarthritiden
Die Grafik zeigt die
relative Häufigkeit der
entzündlichen Rheumaformen.
Die häufigste rheumatische Gelenkerkrankung ist die Arthrose, wobei die Zahlenwerte
erheblich schwanken, unter anderem, weil
man den Untersuchungen zu dieser Frage
jeweils andere Krankheitsdefinitionen zu
Grunde legen kann. Zählt man etwa nur
jene Fälle, in denen sich arthrotische Veränderungen im Röntgenbild niederschlagen,
so liegt die Häufigkeit der Arthrose bei den
über 55-Jährigen bei etwa zehn Prozent.
Doch vor allem beginnende Arthrosen lassen sich im Röntgenbild noch gar nicht
erkennen. Die tatsächliche Häufigkeit in
dieser Altersgruppe liegt daher höher,
wenn man bereits Patienten hinzuzählt, die
über bestimmte Krankheitssymptome, etwa
Gelenkschmerzen, klagen.
5% Rückenschmerzen
3%
3%
3%
1%
Unter den entzündlichen Rheumaerkrankungen ist die chronische Polyarthritis die
Arthrosen
häufigste: Rund 0,8 bis 1,0 Prozent der BevölSchmerzen des Bewegungsapparates
kerung – mithin bis zu 800 000 Menschen
in Deutschland – sind davon betroffen. AuRheuma in Weichteilen
ßerdem erkranken hierzulande pro Jahr 750
entzündliche Rheumaformen
bis 1000 Kinder an entzündlichem Rheuma,
Studien in Großbritannien ergaben ein genaues Bild über die Häufigkeit
rheumatischer Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung.
A 17
Rheuma-A
18,5% rheumatoide
Arthritis ohne nachweisbare Rheumafaktoren
6,2% Bechterew-Erkrankung
und zwar an juveniler chronischer Arthritis.
Ebenfalls zu den häufigen rheumatischen
Erkrankungen zählen die Spondylarthritiden, deren häufigster Vertreter der Morbus
Bechterew ist. Insgesamt treten diese
Erkrankungen bei 0,1 bis 0,2 Prozent der
Bevölkerung auf, eventuell sogar häufiger.
Rheumatische Erkrankungen, bei denen
sich das Bindegewebe entzündet (Kollagenosen), haben eine Häufigkeit von 0,2 Prozent in der Bevölkerung. Das wichtigste
Krankheitsbild ist hier der Systemische
Lupus erythematodes (SLE), der in den einzelnen Regionen der Welt unterschiedlich
häufig vorkommt. In Deutschland rechnet
man mit ungefähr 40 000 Betroffenen.
Beim Blick auf die zahlenmäßige Entwicklung rheumatischer Erkrankungen lassen
sich zwei Trends erkennen: Bei den degenerativen Gelenkerkrankungen, also den
Arthrosen, steigt die Zahl der Betroffenen.
Dies hängt vor allem damit zusammen, dass
der arthrotische Gelenkverschleiß mit dem
Lebensalter zunimmt und die Lebenserwartung der Menschen weiterhin steigt. Unter
den entzündlichen Rheumaerkrankungen
ist erfreulicherweise kein Krankheitsbild
häufiger geworden. So stagniert etwa die
Häufigkeit der Polyarthritis, aggressive Verläufe sind sogar seltener geworden. Ob
diese Entwicklung die verbesserte medizinische Versorgung widerspiegelt oder ob
sie auf einer Verschiebung innerhalb des
Krankheitsbilds selbst beruht, lässt sich
indes nicht sagen.
Für viele Rheumapatienten steht neben
der eingeschränkten Beweglichkeit der
Schmerz verständlicherweise im Mittelpunkt ihrer Krankheit. Schmerzmedikamente
verschaffen in vielen Fällen Linderung,
doch sie sind nicht die einzige Hilfe. Die
Erfahrung vieler chronisch kranker Menschen zeigt, dass auch der richtige Umgang
mit dem Schmerz ganz wesentlich dazu beitragen kann, diesen nicht übermächtig werden zu lassen. Das hängt damit zusammen,
wie Schmerz im Körper überhaupt entsteht.
registrieren, setzen nun den mechanischen
Reiz in elektrische Impulse um und leiten
diese über Nervenfasern ans Gehirn weiter. Dort rufen sie nach ihrer Verarbeitung
eine Schmerzempfindung hervor.
Schmerzen entstehen auch, wenn sich
infolge einer Verletzung kleinste Risse im
Knochen bilden. Schwillt das Gewebe dadurch an, reagieren Schmerzfasern in der
Knochenhaut auf den Dehnungsreiz und leiten ihn an das Gehirn weiter. Eine weitere
mögliche Schmerzquelle sind die SchleimSticht man sich etwa mit einer Nadel beutel, etwa im Kniegelenk. Sie können
in den Finger, dann werden Sinneszellen sich – ebenso wie die Gelenkinnenhaut –
– Schmerzrezeptoren – in der Haut gereizt. entzünden und schmerzhaft anschwellen.
Sie leiten den Reiz über Nervenfasern
als Abfolge elektrischer Impulse zunächst
ins Rückenmark und weiter ins Gehirn.
Dort, genauer in der Großhirnrinde, werden
diese Impulse auf komplexe Art verarbeitet.
Dabei entsteht die Schmerzempfindung.
Der Schmerz – oder besser: das Bewusstsein von Schmerz – entsteht also im Kopf.
Wie und wie stark eine Person einen Schmerz
wahrnimmt, hängt daher nicht nur von der
Reizstärke ab, sondern auch von der Art der
Reizverarbeitung. Deshalb erleben Menschen Schmerzen jeweils individuell.
Warum ist Rheuma so
schmerzhaft?
Laboranalysen und
andere diagnostische
Befunde spiegeln nicht
unbedingt wider, wie
stark ein Rheumapatient
unter Schmerzen leidet.
Schmerzen in den Gelenken
Menschen, deren Gelenke verschlissen
sind oder sich entzündet haben, leiden
unter zum Teil heftigen Gelenkschmerzen.
Von den zerstörerischen Prozessen ist vor
allem der Knorpel betroffen. Dennoch geht
der Schmerz nicht von dort aus. Der Knorpel
ist nämlich schmerzunempfindlich; ihm fehlen sowohl Schmerzrezeptoren als auch
Nervenfasern, die den Schmerzreiz weiterleiten könnten.
Aber in den umliegenden Gelenkstrukturen können Schmerzen auftreten: Entzündet sich etwa die Gelenkinnenhaut und bildet daraufhin verstärkt Gelenkflüssigkeit,
so gerät die Gelenkkapsel unter erhöhte
Spannung – sie wird gedehnt. Sinneszellen in der Kapsel, die diese Dehnungsreize
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11.12.2001, 14:22 Uhr
13,4% sonstige Kollagenosen und Vaskulitiden
5,8% Systemischer Lupus
erythematodes
Wie häufig ist Rheuma?
30% rheumatoide
Arthritis mit nachweisbaren Rheumafaktoren
9,7% sonstige Arthritiden
7,0% Psoriasisassoziierte
Arthritis
9,4% andere
Spondylarthritiden
Die Grafik zeigt die
relative Häufigkeit der
entzündlichen Rheumaformen.
Die häufigste rheumatische Gelenkerkrankung ist die Arthrose, wobei die Zahlenwerte
erheblich schwanken, unter anderem, weil
man den Untersuchungen zu dieser Frage
jeweils andere Krankheitsdefinitionen zu
Grunde legen kann. Zählt man etwa nur
jene Fälle, in denen sich arthrotische Veränderungen im Röntgenbild niederschlagen,
so liegt die Häufigkeit der Arthrose bei den
über 55-Jährigen bei etwa zehn Prozent.
Doch vor allem beginnende Arthrosen lassen sich im Röntgenbild noch gar nicht
erkennen. Die tatsächliche Häufigkeit in
dieser Altersgruppe liegt daher höher,
wenn man bereits Patienten hinzuzählt, die
über bestimmte Krankheitssymptome, etwa
Gelenkschmerzen, klagen.
5% Rückenschmerzen
3%
3%
3%
1%
Unter den entzündlichen Rheumaerkrankungen ist die chronische Polyarthritis die
Arthrosen
häufigste: Rund 0,8 bis 1,0 Prozent der BevölSchmerzen des Bewegungsapparates
kerung – mithin bis zu 800 000 Menschen
in Deutschland – sind davon betroffen. AuRheuma in Weichteilen
ßerdem erkranken hierzulande pro Jahr 750
entzündliche Rheumaformen
bis 1000 Kinder an entzündlichem Rheuma,
Studien in Großbritannien ergaben ein genaues Bild über die Häufigkeit
rheumatischer Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung.
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Rheuma-A
18,5% rheumatoide
Arthritis ohne nachweisbare Rheumafaktoren
6,2% Bechterew-Erkrankung
und zwar an juveniler chronischer Arthritis.
Ebenfalls zu den häufigen rheumatischen
Erkrankungen zählen die Spondylarthritiden, deren häufigster Vertreter der Morbus
Bechterew ist. Insgesamt treten diese
Erkrankungen bei 0,1 bis 0,2 Prozent der
Bevölkerung auf, eventuell sogar häufiger.
Rheumatische Erkrankungen, bei denen
sich das Bindegewebe entzündet (Kollagenosen), haben eine Häufigkeit von 0,2 Prozent in der Bevölkerung. Das wichtigste
Krankheitsbild ist hier der Systemische
Lupus erythematodes (SLE), der in den einzelnen Regionen der Welt unterschiedlich
häufig vorkommt. In Deutschland rechnet
man mit ungefähr 40 000 Betroffenen.
Beim Blick auf die zahlenmäßige Entwicklung rheumatischer Erkrankungen lassen
sich zwei Trends erkennen: Bei den degenerativen Gelenkerkrankungen, also den
Arthrosen, steigt die Zahl der Betroffenen.
Dies hängt vor allem damit zusammen, dass
der arthrotische Gelenkverschleiß mit dem
Lebensalter zunimmt und die Lebenserwartung der Menschen weiterhin steigt. Unter
den entzündlichen Rheumaerkrankungen
ist erfreulicherweise kein Krankheitsbild
häufiger geworden. So stagniert etwa die
Häufigkeit der Polyarthritis, aggressive Verläufe sind sogar seltener geworden. Ob
diese Entwicklung die verbesserte medizinische Versorgung widerspiegelt oder ob
sie auf einer Verschiebung innerhalb des
Krankheitsbilds selbst beruht, lässt sich
indes nicht sagen.
Für viele Rheumapatienten steht neben
der eingeschränkten Beweglichkeit der
Schmerz verständlicherweise im Mittelpunkt ihrer Krankheit. Schmerzmedikamente
verschaffen in vielen Fällen Linderung,
doch sie sind nicht die einzige Hilfe. Die
Erfahrung vieler chronisch kranker Menschen zeigt, dass auch der richtige Umgang
mit dem Schmerz ganz wesentlich dazu beitragen kann, diesen nicht übermächtig werden zu lassen. Das hängt damit zusammen,
wie Schmerz im Körper überhaupt entsteht.
registrieren, setzen nun den mechanischen
Reiz in elektrische Impulse um und leiten
diese über Nervenfasern ans Gehirn weiter. Dort rufen sie nach ihrer Verarbeitung
eine Schmerzempfindung hervor.
Schmerzen entstehen auch, wenn sich
infolge einer Verletzung kleinste Risse im
Knochen bilden. Schwillt das Gewebe dadurch an, reagieren Schmerzfasern in der
Knochenhaut auf den Dehnungsreiz und leiten ihn an das Gehirn weiter. Eine weitere
mögliche Schmerzquelle sind die SchleimSticht man sich etwa mit einer Nadel beutel, etwa im Kniegelenk. Sie können
in den Finger, dann werden Sinneszellen sich – ebenso wie die Gelenkinnenhaut –
– Schmerzrezeptoren – in der Haut gereizt. entzünden und schmerzhaft anschwellen.
Sie leiten den Reiz über Nervenfasern
als Abfolge elektrischer Impulse zunächst
ins Rückenmark und weiter ins Gehirn.
Dort, genauer in der Großhirnrinde, werden
diese Impulse auf komplexe Art verarbeitet.
Dabei entsteht die Schmerzempfindung.
Der Schmerz – oder besser: das Bewusstsein von Schmerz – entsteht also im Kopf.
Wie und wie stark eine Person einen Schmerz
wahrnimmt, hängt daher nicht nur von der
Reizstärke ab, sondern auch von der Art der
Reizverarbeitung. Deshalb erleben Menschen Schmerzen jeweils individuell.
Warum ist Rheuma so
schmerzhaft?
Laboranalysen und
andere diagnostische
Befunde spiegeln nicht
unbedingt wider, wie
stark ein Rheumapatient
unter Schmerzen leidet.
Schmerzen in den Gelenken
Menschen, deren Gelenke verschlissen
sind oder sich entzündet haben, leiden
unter zum Teil heftigen Gelenkschmerzen.
Von den zerstörerischen Prozessen ist vor
allem der Knorpel betroffen. Dennoch geht
der Schmerz nicht von dort aus. Der Knorpel
ist nämlich schmerzunempfindlich; ihm fehlen sowohl Schmerzrezeptoren als auch
Nervenfasern, die den Schmerzreiz weiterleiten könnten.
Aber in den umliegenden Gelenkstrukturen können Schmerzen auftreten: Entzündet sich etwa die Gelenkinnenhaut und bildet daraufhin verstärkt Gelenkflüssigkeit,
so gerät die Gelenkkapsel unter erhöhte
Spannung – sie wird gedehnt. Sinneszellen in der Kapsel, die diese Dehnungsreize
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3
11.12.2001, 14:22 Uhr
Warum ist Rheuma so
schmerzhaft?
Unterschiedliche Schmerztypen
Schmerzen, die bei ganz bestimmten Körperhaltungen und Bewegungen auftreten,
werden dem mechanischen Typ zugeordnet.
Leidet etwa eine Person unter Kniearthrose,
dann verspürt sie meist während der ersten Schritte nach dem Aufstehen „Anlaufschmerzen” im Kniegelenk, die nach kurzer
Zeit abklingen. Sind die Fingergelenke
abgenutzt, kann morgens das Ankleiden
beschwerlich sein – Hemdknöpfe lassen
sich dann etwa nur mit Mühe schließen.
Darüber hinaus können Schmerzen bei
Belastung auftreten, zum Beispiel beim
Gehen oder Treppensteigen. Sie verschwinden aber wieder, wenn man sich anschließend ausruht.
Häufig kann ein Patient sein betroffenes
Gelenk mechanisch entlasten, indem er
jene Muskelgruppen stärkt, die für die
Gelenkführung zuständig sind. In solchen
Fällen empfehlen sich spezielle krankengymnastische Übungen, die der Betroffene
zunächst unter Anleitung erlernt und später
allein ausführt. Auch orthopädische Einlagen oder Schienen helfen, die Gelenke zu
entlasten und damit mechanisch bedingte
Schmerzen zu lindern.
Entzündungshemmende Medikamente lindern diesen Schmerztyp in der Regel recht
zuverlässig. Hilfe bieten zudem Eispackungen, mit denen man die entzündeten Gelenke kühlt. Bei einer entzündeten Wirbelsäule ist es etwa wichtig, während der
Nachtruhe entspannt und flach zu liegen.
Eine erhöhte Position von Kopf oder Beinen würde den Druck auf die Wirbelsäule
erhöhen und die Entzündung „anheizen”.
Am schwersten greifbar – und beeinflussbar – sind psychosomatische Schmerzen,
die eher bei weichteilrheumatischen Erkrankungen eine Rolle spielen. Typisch für diesen Schmerztyp ist, dass der Betroffene oft
nur ungenaue Angaben über Ort und Stärke
seiner Schmerzen machen kann. Meist plagen sie ihn Tag und Nacht, sie lassen sich
weder durch bestimmte Körperstellungen
noch durch Bewegung lindern. Auch Medikamente oder eine physikalische Behandlung verschaffen selten Linderung. Häufig
leiden die Betroffenen unter Schlafstörungen und fühlen sich nach dem Aufwachen
„wie gerädert”.
Anders verhält es sich beim Entzündungsschmerz, der einen sowohl in Ruhe als auch
bei Bewegung plagen kann. Er lässt sich
für gewöhnlich genau lokalisieren. Häufig
entsteht er während der Nacht und macht
die entzündeten Gelenke morgens steif. In
schweren Fällen können sich die Patienten erst gegen Mittag oder Abend wieder
normal bewegen; oft fühlen sie sich dabei
müde und haben keinen Appetit.
Schmerzmedikamente verschaffen
vielen Rheumapatienten Linderung.
Doch ebenso wichtig ist der richtige
Umgang mit dem Schmerz.
A 19
Rheuma-A
Arthrose ist die häufigste gelenkrheumatische Erkrankung. Etwa acht Millionen
Menschen in Deutschland suchen jedes
Jahr wegen Gelenkbeschwerden einen
Arzt auf. Die verfügbaren Medikamente
lindern vor allem die Symptome, zu den
Wurzeln der Krankheit stoßen sie nicht vor.
„Wir müssen die Forschung
an den Patienten bringen“
Genau dieses Ziel verfolgt das Leitprojekt
„Knorpelforschung – Osteoarthrose”: Mit
ihm wollen Grundlagenforscher, Kliniker
und Wissenschaftler aus der Pharmaindustrie gemeinsam die Ursachen der Arthrose
aufdecken und mit diesem Wissen neue
Behandlungswege erschließen.
1
Eine wertvolle Fracht überreicht der
Kurier der Biochemikerin Louise McKenna
und ihrer Assistentin Michaela Schäfer.
Absender des Päckchens: die Orthopädische Klinik der Rummelsberger Anstalten,
wenige Kilometer südlich von Nürnberg. Es
enthält ein Laborgläschen mit einer frischen
Gewebeprobe. Ein winziges Stück Knorpel
aus dem Kniegelenk eines Arthrose-Patienten schwimmt in der durchsichtigen Nähr- Aventis fördern das 50 Millionen Mark teure
flüssigkeit.
Vorhaben für zunächst fünf Jahre. Die Koordination haben der Pathologe Thomas Aigner
Um mehr über den möglichen weiteren vom Erlanger Institut und Eckart Bartnik von
Verlauf der Erkrankung zu erfahren, hat Aventis übernommen.
Assistenzarzt Wolfgang Eger bei diesem
Patienten die Gewebeprobe während eines
Thomas Aigner formuliert die Zielrichtung
kleinen Eingriffs entnommen. Seine Kol- des Projekts so: „Wir müssen die Forschung
legen vom Pathologisch-Anatomischen an den Patienten bringen.” Dies, so meint
Institut der Universität Erlangen-Nürnberg der Knorpelspezialist desillusioniert, ist in
werden diese Probe nun untersuchen und der Vergangenheit nicht gelungen: „In den
Eger ihren Befund schnellstmöglich durch- vergangenen 30 Jahren ist für Arthrosepatelefonieren.
tienten kein kausal wirksames Medikament
in die Klinik gekommen. Die Präparate, die
Doch damit nicht genug: Das winzige Ärzte bis heute verschreiben, lindern nur
Knorpelstück enthält einige wenige Knorpel- die Symptome, die eigentliche Krankheitszellen, so genannte Chondrozyten. Michaela ursache bleibt unbehandelt.” Beim LeitproSchäfer wird sie an der sterilen Laborbank jekt hingegen – darin sind sich alle Beteiligisolieren, um die lebenden Zellen in einer ten einig – sollen die Patienten die GewinKulturlösung zu vermehren. Für Louise ner sein.
McKennas Arbeit sind solche Zellkulturen
unerlässlich, wenn es ihr und dem gesamGelingen soll dies, indem sich alle Grupten Team des Erlanger Instituts gelingen pen, die mit dem Krankheitsbild Arthrose
soll, Licht in das Dunkel der arthrotischen befasst sind, in gemeinsamen Projekten
Gelenkzerstörung zu bringen.
zusammentun: Ärzte aus orthopädischen
Kliniken, Aventis als große, forschende ArzDas Erlanger Team ist einer der Teilnehmer neimittelfirma, mehrere Biotechnologieuneines Leitprojekts, das im Juli 1999 bun- ternehmen, und schließlich Grundlagenwisdesweit begann und das den Ursachen der senschaftler aus Universitäten und anderen
Arthrose auf die Spur kommen soll. Das Bun- Forschungseinrichtungen, die sich seit
desministerium für Bildung und Forschung, Jahren mit Fragen der Knorpelentwicklung
kurz BMBF, und das Pharmaunternehmen beschäftigt haben.
2
1 Die britische Biochemikerin
Louise McKenna (links) und ihre
Assistentin Michaela Schäfer
begutachten am Erlanger Institut
das Wachstum der von ihnen
angelegten Knorpelzell-Kulturen.
2 Aus Gewebeproben von Arthrosepatienten gewonnen, werden im
Labor die Knorpelzellen für
spätere Analysen vermehrt
und dauerhaft kultiviert.
A 20
1
11.12.2001, 14:22 Uhr
Warum ist Rheuma so
schmerzhaft?
Unterschiedliche Schmerztypen
Schmerzen, die bei ganz bestimmten Körperhaltungen und Bewegungen auftreten,
werden dem mechanischen Typ zugeordnet.
Leidet etwa eine Person unter Kniearthrose,
dann verspürt sie meist während der ersten Schritte nach dem Aufstehen „Anlaufschmerzen” im Kniegelenk, die nach kurzer
Zeit abklingen. Sind die Fingergelenke
abgenutzt, kann morgens das Ankleiden
beschwerlich sein – Hemdknöpfe lassen
sich dann etwa nur mit Mühe schließen.
Darüber hinaus können Schmerzen bei
Belastung auftreten, zum Beispiel beim
Gehen oder Treppensteigen. Sie verschwinden aber wieder, wenn man sich anschließend ausruht.
Häufig kann ein Patient sein betroffenes
Gelenk mechanisch entlasten, indem er
jene Muskelgruppen stärkt, die für die
Gelenkführung zuständig sind. In solchen
Fällen empfehlen sich spezielle krankengymnastische Übungen, die der Betroffene
zunächst unter Anleitung erlernt und später
allein ausführt. Auch orthopädische Einlagen oder Schienen helfen, die Gelenke zu
entlasten und damit mechanisch bedingte
Schmerzen zu lindern.
Entzündungshemmende Medikamente lindern diesen Schmerztyp in der Regel recht
zuverlässig. Hilfe bieten zudem Eispackungen, mit denen man die entzündeten Gelenke kühlt. Bei einer entzündeten Wirbelsäule ist es etwa wichtig, während der
Nachtruhe entspannt und flach zu liegen.
Eine erhöhte Position von Kopf oder Beinen würde den Druck auf die Wirbelsäule
erhöhen und die Entzündung „anheizen”.
Am schwersten greifbar – und beeinflussbar – sind psychosomatische Schmerzen,
die eher bei weichteilrheumatischen Erkrankungen eine Rolle spielen. Typisch für diesen Schmerztyp ist, dass der Betroffene oft
nur ungenaue Angaben über Ort und Stärke
seiner Schmerzen machen kann. Meist plagen sie ihn Tag und Nacht, sie lassen sich
weder durch bestimmte Körperstellungen
noch durch Bewegung lindern. Auch Medikamente oder eine physikalische Behandlung verschaffen selten Linderung. Häufig
leiden die Betroffenen unter Schlafstörungen und fühlen sich nach dem Aufwachen
„wie gerädert”.
Anders verhält es sich beim Entzündungsschmerz, der einen sowohl in Ruhe als auch
bei Bewegung plagen kann. Er lässt sich
für gewöhnlich genau lokalisieren. Häufig
entsteht er während der Nacht und macht
die entzündeten Gelenke morgens steif. In
schweren Fällen können sich die Patienten erst gegen Mittag oder Abend wieder
normal bewegen; oft fühlen sie sich dabei
müde und haben keinen Appetit.
Schmerzmedikamente verschaffen
vielen Rheumapatienten Linderung.
Doch ebenso wichtig ist der richtige
Umgang mit dem Schmerz.
A 19
Rheuma-A
Arthrose ist die häufigste gelenkrheumatische Erkrankung. Etwa acht Millionen
Menschen in Deutschland suchen jedes
Jahr wegen Gelenkbeschwerden einen
Arzt auf. Die verfügbaren Medikamente
lindern vor allem die Symptome, zu den
Wurzeln der Krankheit stoßen sie nicht vor.
„Wir müssen die Forschung
an den Patienten bringen“
Genau dieses Ziel verfolgt das Leitprojekt
„Knorpelforschung – Osteoarthrose”: Mit
ihm wollen Grundlagenforscher, Kliniker
und Wissenschaftler aus der Pharmaindustrie gemeinsam die Ursachen der Arthrose
aufdecken und mit diesem Wissen neue
Behandlungswege erschließen.
1
Eine wertvolle Fracht überreicht der
Kurier der Biochemikerin Louise McKenna
und ihrer Assistentin Michaela Schäfer.
Absender des Päckchens: die Orthopädische Klinik der Rummelsberger Anstalten,
wenige Kilometer südlich von Nürnberg. Es
enthält ein Laborgläschen mit einer frischen
Gewebeprobe. Ein winziges Stück Knorpel
aus dem Kniegelenk eines Arthrose-Patienten schwimmt in der durchsichtigen Nähr- Aventis fördern das 50 Millionen Mark teure
flüssigkeit.
Vorhaben für zunächst fünf Jahre. Die Koordination haben der Pathologe Thomas Aigner
Um mehr über den möglichen weiteren vom Erlanger Institut und Eckart Bartnik von
Verlauf der Erkrankung zu erfahren, hat Aventis übernommen.
Assistenzarzt Wolfgang Eger bei diesem
Patienten die Gewebeprobe während eines
Thomas Aigner formuliert die Zielrichtung
kleinen Eingriffs entnommen. Seine Kol- des Projekts so: „Wir müssen die Forschung
legen vom Pathologisch-Anatomischen an den Patienten bringen.” Dies, so meint
Institut der Universität Erlangen-Nürnberg der Knorpelspezialist desillusioniert, ist in
werden diese Probe nun untersuchen und der Vergangenheit nicht gelungen: „In den
Eger ihren Befund schnellstmöglich durch- vergangenen 30 Jahren ist für Arthrosepatelefonieren.
tienten kein kausal wirksames Medikament
in die Klinik gekommen. Die Präparate, die
Doch damit nicht genug: Das winzige Ärzte bis heute verschreiben, lindern nur
Knorpelstück enthält einige wenige Knorpel- die Symptome, die eigentliche Krankheitszellen, so genannte Chondrozyten. Michaela ursache bleibt unbehandelt.” Beim LeitproSchäfer wird sie an der sterilen Laborbank jekt hingegen – darin sind sich alle Beteiligisolieren, um die lebenden Zellen in einer ten einig – sollen die Patienten die GewinKulturlösung zu vermehren. Für Louise ner sein.
McKennas Arbeit sind solche Zellkulturen
unerlässlich, wenn es ihr und dem gesamGelingen soll dies, indem sich alle Grupten Team des Erlanger Instituts gelingen pen, die mit dem Krankheitsbild Arthrose
soll, Licht in das Dunkel der arthrotischen befasst sind, in gemeinsamen Projekten
Gelenkzerstörung zu bringen.
zusammentun: Ärzte aus orthopädischen
Kliniken, Aventis als große, forschende ArzDas Erlanger Team ist einer der Teilnehmer neimittelfirma, mehrere Biotechnologieuneines Leitprojekts, das im Juli 1999 bun- ternehmen, und schließlich Grundlagenwisdesweit begann und das den Ursachen der senschaftler aus Universitäten und anderen
Arthrose auf die Spur kommen soll. Das Bun- Forschungseinrichtungen, die sich seit
desministerium für Bildung und Forschung, Jahren mit Fragen der Knorpelentwicklung
kurz BMBF, und das Pharmaunternehmen beschäftigt haben.
2
1 Die britische Biochemikerin
Louise McKenna (links) und ihre
Assistentin Michaela Schäfer
begutachten am Erlanger Institut
das Wachstum der von ihnen
angelegten Knorpelzell-Kulturen.
2 Aus Gewebeproben von Arthrosepatienten gewonnen, werden im
Labor die Knorpelzellen für
spätere Analysen vermehrt
und dauerhaft kultiviert.
A 20
1
11.12.2001, 14:22 Uhr
„Wir müssen die Forschung
an den Patienten bringen“
Einer der Hauptgründe, weshalb die
Arthroseforschung bislang nur schleppend
voran kam, besteht für Aigner in der
„großen Diskrepanz zwischen den objektiven Befunden und der subjektiven Befindlichkeit”. So können sich manche Patienten, deren Röntgenbild auf einen geschädigten Knorpel schließen lässt, durchaus
gut bewegen. Umgekehrt klagen andere
Patienten über Schmerzen, obwohl die
Gelenke kaum geschädigt aussehen.
Hinzu kommt ein weiteres Problem:
Arthrose ist ein sehr langer Prozess, der
in der Anfangsphase meist unbemerkt abläuft. Doch gerade die Vorgänge in dieser
Phase gilt es aufzuklären, will man den
Ursachen der Gelenkzerstörung auf den
Grund gehen: Wann und wodurch kommt es
zum Fortschreiten der Arthrose? Auf diese
Frage eine Antwort zu finden, das erhoffen
sich die Beteiligten des Leitprojekts.
In flüssigem Stickstoff tiefgekühlt, lassen
sich Gewebeproben für spätere Untersuchungen aufbewahren (1). Thomas Aigner
und Louise McKenna (2) analysieren die
Gewebeproben, die sie von ihren Ärztekollegen aus der Klinik erhalten. Die Biochemikerin (3) verfolgt dabei die arthrotischen
Prozesse bis in den molekularen Bereich.
Aigners Team versucht gewissermaßen
ein „Fenster” zu öffnen, das den Blick in
die Startphase der Erkrankung freigibt, in
der sich der Patient noch gesund fühlt.
Dazu „tauchen” die Forscher in das zelluläre Geschehen im Knorpel ein und untersuchen, welche Gene in den Zellen von
gesundem und welche in denen von arthrotischem Knorpelgewebe aktiv sind. Die
Gene dienen den Knorpelzellen als Bauanleitungen für alle knorpelaufbauenden
und -abbauenden Substanzen. Während
die Untersuchung eines arthrotischen Knorpels das Ergebnis eines schon jahrelangen
Krankheitsprozesses widerspiegelt, zeigt
die Arbeit auf der genetischen Ebene das
aktuelle Krankheitsgeschehen.
1
2
Zehn Mitarbeiter gehören zum Team von
Thomas Aigner: Neben fünf Technischen
Assistenten, die für die Laborarbeiten zuständig sind, und einer Fachkraft, die sich um
die Literaturrecherche kümmert, betreuen
vier promovierte Wissenschaftler gemeinsam mit Aigner die verschiedenen Bereiche des Teilprojekts. Louise McKenna ist
im September 1998 aus Großbritannien zu
3
A 21
Rheuma-A
Aigners Team gestoßen. Die Biochemikerin
hat sich zuvor sechs Jahre lang am Kennedy
Institute of Rheumatology in London und für
ein weiteres Jahr in der pharmazeutischen
Industrie mit Knorpelforschung beschäftigt.
Ausschlaggebend für ihre Entscheidung
an dieses Institut zu wechseln, war der
Umstand, „dass hier Forschung und Anwendung eng miteinander verzahnt sind”.
Ihr zur Seite steht die Laborantin Michaela
Schäfer. „Ich bin die ausführende Kraft von
Frau McKenna”, meint sie, „ich setze ihre
Anweisungen um und halte ihr den Rücken
frei.” Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist
es, „die Zellkulturen am Laufen zu halten”.
Lächelnd erklärt sie: „Die muss man behandeln wie die eigenen Babys, sagt Louise
immer.” Doch bis sich die Zellkulturen für
Experimente nutzen lassen, sind viel Zeit
und Geduld erforderlich. Nachdem sie die
Knorpelzellen auf der sterilen Laborbank
isoliert hat, legt Michaela Schäfer eine
Primärkultur an – ein Vorgang, bei dem
sie sehr sorgfältig arbeiten muss. Mehrere
Wochen dauert es dann, bis sich die Knorpelzellen ausreichend vermehrt haben.
Der Grundgedanke von Aigners Gruppe,
den Louise McKenna in ihrer Arbeit aufgreift, ist folgender: Knorpelzellen sind gleichsam die Knorpelfabriken. Sie stellen anhand
ihrer genetischen Baupläne das Knorpelgerüst sowie alle auf- und abbauenden
Enzyme her. Körpereigene Botenstoffe – die
so genannten Zytokine – wirken auf die
Knorpelzellen ein und steuern so, welche
Substanzen die Knorpelfabriken in welcher
Menge produzieren, indem sie bestimmte
Gene an- und andere abschalten.
Die Forscher vermuten nun, dass im arthrotischen Knorpel diese Produktionssteuerung
durcheinander geraten ist, die Knorpelzellen also durch zu hohe Konzentrationen des
einen Zytokins oder eine zu geringe Konzentration eines anderen Zytokins zum Beispiel
veranlasst werden, ungeeignete Knorpelbausteine oder eine zu große Menge von
knorpelabbauenden Enzymen herzustellen.
So weit die Theorie. In der Praxis hat
es Louise McKenna mit einem komplexen
Netzwerk aus vielen Zytokinen und unterschiedlichen Knorpelsubstanzen zu tun.
Ihre Aufgabe besteht darin, herauszufinden,
welche Zytokine die Knorpelfabriken so
durcheinander bringen, dass sie fortan nur
ein unbrauchbares Knorpelgerüst liefern,
der Knorpel sich also arthrotisch verändert.
In ihren Experimenten prüft die Britin, wie
ein bestimmtes Zytokin die Produktpalette
der Knorpelfabriken beeinflusst, indem es
die genetischen Bauanleitungen für einzelne Knorpelbausteine an- oder abschaltet.
Um die auftretenden Veränderungen – sie
summieren sich im Körper erst in vielen Jahren zu einer Knorpelschädigung – gleichsam im Zeitraffer beobachten zu können,
stimuliert die Biochemikerin die Zellkulturen mit einer besonders hohen Konzentration an Zytokinen.
dann einen auffälligen Befund liefern, wenn
der Knorpel bereits stark geschädigt ist. Je
später jedoch die Arthrosegefahr erkannt
wird, desto schwieriger ist es, den Patienten
vor einer weiteren Gelenkzerstörung zu
Ein besonderer Vorteil des Leitprojekts schützen.
ist, dass die Erlanger Forscher auf Knorpelmaterial von Patienten zugreifen können.
Darüber hinaus gilt es, die Mechanismen
Deshalb arbeiten sie eng mit der großen aufzuspüren, die den Krankheitsprozess
orthopädischen Klinik der Rummelsberger vorantreiben. Dabei kommt es letztlich
Anstalten zusammen. Wolfgang Eger konnte darauf an, die bislang noch viel zu lange
bislang seinen Erlanger Kollegen schon 80 Liste der möglichen molekularen Täter im
Knorpelproben liefern. Für ihn stellt das arthrotischen Knorpel so weit zusammenLeitprojekt eine große Chance dar, durch zustreichen, dass nur noch eine Hand voll
klinische Forschung den Patienten zu hel- „dringend Tatverdächtigter” übrig bleibt. Erst
fen. „An einem Wochenende habe ich den dann haben Pharmaforscher wie Aigners
Antrag für das Vorhaben durchgelesen und Projektpartner Eckhart Bartnik bei Aventis
wusste sofort, da will ich mitmachen.” Bei eine reelle Chance, zielgerichtet Substanseinen früheren Arbeitsstellen, so beklagt zen zu entwickeln, die den Umbau eines
er, „war es nicht möglich, den Bogen zwi- gesunden in einen arthrotischen Knorpel
schen Grundlagenforschung und Klinik zu stoppen oder diesen Prozess sogar wieder
spannen”.
rückgängig machen können.
Wolfgang Eger arbeitet an der
Orthopädischen Klinik der Rummelsberger Anstalten. Wie sein
Kollege Thomas Aigner will er mit
diesem Projekt den Bogen von
der Grundlagenforschung
zum Patienten spannen.
Zwei gemeinsame Ziele verfolgen er und
30 weitere Jahre ohne durchschlagenden
Thomas Aigner: eine bessere Diagnostik Erfolg – diese Zeitspanne will jedenfalls
der Arthrose und das Aufzeigen Erfolg keiner der am Leitprojekt Beteiligten mehr
versprechender Behandlungskonzepte. So verstreichen lassen.
suchen beide Wissenschaftler nach klinisch messbaren Veränderungen, die eine
Arthrose möglichst frühzeitig anzeigen. Das
Problem der bisherigen Diagnose liegt nämlich darin, dass ein Röntgenbild oder eine
arthroskopische Untersuchung meist erst
A 22
2
11.12.2001, 14:23 Uhr
„Wir müssen die Forschung
an den Patienten bringen“
Einer der Hauptgründe, weshalb die
Arthroseforschung bislang nur schleppend
voran kam, besteht für Aigner in der
„großen Diskrepanz zwischen den objektiven Befunden und der subjektiven Befindlichkeit”. So können sich manche Patienten, deren Röntgenbild auf einen geschädigten Knorpel schließen lässt, durchaus
gut bewegen. Umgekehrt klagen andere
Patienten über Schmerzen, obwohl die
Gelenke kaum geschädigt aussehen.
Hinzu kommt ein weiteres Problem:
Arthrose ist ein sehr langer Prozess, der
in der Anfangsphase meist unbemerkt abläuft. Doch gerade die Vorgänge in dieser
Phase gilt es aufzuklären, will man den
Ursachen der Gelenkzerstörung auf den
Grund gehen: Wann und wodurch kommt es
zum Fortschreiten der Arthrose? Auf diese
Frage eine Antwort zu finden, das erhoffen
sich die Beteiligten des Leitprojekts.
In flüssigem Stickstoff tiefgekühlt, lassen
sich Gewebeproben für spätere Untersuchungen aufbewahren (1). Thomas Aigner
und Louise McKenna (2) analysieren die
Gewebeproben, die sie von ihren Ärztekollegen aus der Klinik erhalten. Die Biochemikerin (3) verfolgt dabei die arthrotischen
Prozesse bis in den molekularen Bereich.
Aigners Team versucht gewissermaßen
ein „Fenster” zu öffnen, das den Blick in
die Startphase der Erkrankung freigibt, in
der sich der Patient noch gesund fühlt.
Dazu „tauchen” die Forscher in das zelluläre Geschehen im Knorpel ein und untersuchen, welche Gene in den Zellen von
gesundem und welche in denen von arthrotischem Knorpelgewebe aktiv sind. Die
Gene dienen den Knorpelzellen als Bauanleitungen für alle knorpelaufbauenden
und -abbauenden Substanzen. Während
die Untersuchung eines arthrotischen Knorpels das Ergebnis eines schon jahrelangen
Krankheitsprozesses widerspiegelt, zeigt
die Arbeit auf der genetischen Ebene das
aktuelle Krankheitsgeschehen.
1
2
Zehn Mitarbeiter gehören zum Team von
Thomas Aigner: Neben fünf Technischen
Assistenten, die für die Laborarbeiten zuständig sind, und einer Fachkraft, die sich um
die Literaturrecherche kümmert, betreuen
vier promovierte Wissenschaftler gemeinsam mit Aigner die verschiedenen Bereiche des Teilprojekts. Louise McKenna ist
im September 1998 aus Großbritannien zu
3
A 21
Rheuma-A
Aigners Team gestoßen. Die Biochemikerin
hat sich zuvor sechs Jahre lang am Kennedy
Institute of Rheumatology in London und für
ein weiteres Jahr in der pharmazeutischen
Industrie mit Knorpelforschung beschäftigt.
Ausschlaggebend für ihre Entscheidung
an dieses Institut zu wechseln, war der
Umstand, „dass hier Forschung und Anwendung eng miteinander verzahnt sind”.
Ihr zur Seite steht die Laborantin Michaela
Schäfer. „Ich bin die ausführende Kraft von
Frau McKenna”, meint sie, „ich setze ihre
Anweisungen um und halte ihr den Rücken
frei.” Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist
es, „die Zellkulturen am Laufen zu halten”.
Lächelnd erklärt sie: „Die muss man behandeln wie die eigenen Babys, sagt Louise
immer.” Doch bis sich die Zellkulturen für
Experimente nutzen lassen, sind viel Zeit
und Geduld erforderlich. Nachdem sie die
Knorpelzellen auf der sterilen Laborbank
isoliert hat, legt Michaela Schäfer eine
Primärkultur an – ein Vorgang, bei dem
sie sehr sorgfältig arbeiten muss. Mehrere
Wochen dauert es dann, bis sich die Knorpelzellen ausreichend vermehrt haben.
Der Grundgedanke von Aigners Gruppe,
den Louise McKenna in ihrer Arbeit aufgreift, ist folgender: Knorpelzellen sind gleichsam die Knorpelfabriken. Sie stellen anhand
ihrer genetischen Baupläne das Knorpelgerüst sowie alle auf- und abbauenden
Enzyme her. Körpereigene Botenstoffe – die
so genannten Zytokine – wirken auf die
Knorpelzellen ein und steuern so, welche
Substanzen die Knorpelfabriken in welcher
Menge produzieren, indem sie bestimmte
Gene an- und andere abschalten.
Die Forscher vermuten nun, dass im arthrotischen Knorpel diese Produktionssteuerung
durcheinander geraten ist, die Knorpelzellen also durch zu hohe Konzentrationen des
einen Zytokins oder eine zu geringe Konzentration eines anderen Zytokins zum Beispiel
veranlasst werden, ungeeignete Knorpelbausteine oder eine zu große Menge von
knorpelabbauenden Enzymen herzustellen.
So weit die Theorie. In der Praxis hat
es Louise McKenna mit einem komplexen
Netzwerk aus vielen Zytokinen und unterschiedlichen Knorpelsubstanzen zu tun.
Ihre Aufgabe besteht darin, herauszufinden,
welche Zytokine die Knorpelfabriken so
durcheinander bringen, dass sie fortan nur
ein unbrauchbares Knorpelgerüst liefern,
der Knorpel sich also arthrotisch verändert.
In ihren Experimenten prüft die Britin, wie
ein bestimmtes Zytokin die Produktpalette
der Knorpelfabriken beeinflusst, indem es
die genetischen Bauanleitungen für einzelne Knorpelbausteine an- oder abschaltet.
Um die auftretenden Veränderungen – sie
summieren sich im Körper erst in vielen Jahren zu einer Knorpelschädigung – gleichsam im Zeitraffer beobachten zu können,
stimuliert die Biochemikerin die Zellkulturen mit einer besonders hohen Konzentration an Zytokinen.
dann einen auffälligen Befund liefern, wenn
der Knorpel bereits stark geschädigt ist. Je
später jedoch die Arthrosegefahr erkannt
wird, desto schwieriger ist es, den Patienten
vor einer weiteren Gelenkzerstörung zu
Ein besonderer Vorteil des Leitprojekts schützen.
ist, dass die Erlanger Forscher auf Knorpelmaterial von Patienten zugreifen können.
Darüber hinaus gilt es, die Mechanismen
Deshalb arbeiten sie eng mit der großen aufzuspüren, die den Krankheitsprozess
orthopädischen Klinik der Rummelsberger vorantreiben. Dabei kommt es letztlich
Anstalten zusammen. Wolfgang Eger konnte darauf an, die bislang noch viel zu lange
bislang seinen Erlanger Kollegen schon 80 Liste der möglichen molekularen Täter im
Knorpelproben liefern. Für ihn stellt das arthrotischen Knorpel so weit zusammenLeitprojekt eine große Chance dar, durch zustreichen, dass nur noch eine Hand voll
klinische Forschung den Patienten zu hel- „dringend Tatverdächtigter” übrig bleibt. Erst
fen. „An einem Wochenende habe ich den dann haben Pharmaforscher wie Aigners
Antrag für das Vorhaben durchgelesen und Projektpartner Eckhart Bartnik bei Aventis
wusste sofort, da will ich mitmachen.” Bei eine reelle Chance, zielgerichtet Substanseinen früheren Arbeitsstellen, so beklagt zen zu entwickeln, die den Umbau eines
er, „war es nicht möglich, den Bogen zwi- gesunden in einen arthrotischen Knorpel
schen Grundlagenforschung und Klinik zu stoppen oder diesen Prozess sogar wieder
spannen”.
rückgängig machen können.
Wolfgang Eger arbeitet an der
Orthopädischen Klinik der Rummelsberger Anstalten. Wie sein
Kollege Thomas Aigner will er mit
diesem Projekt den Bogen von
der Grundlagenforschung
zum Patienten spannen.
Zwei gemeinsame Ziele verfolgen er und
30 weitere Jahre ohne durchschlagenden
Thomas Aigner: eine bessere Diagnostik Erfolg – diese Zeitspanne will jedenfalls
der Arthrose und das Aufzeigen Erfolg keiner der am Leitprojekt Beteiligten mehr
versprechender Behandlungskonzepte. So verstreichen lassen.
suchen beide Wissenschaftler nach klinisch messbaren Veränderungen, die eine
Arthrose möglichst frühzeitig anzeigen. Das
Problem der bisherigen Diagnose liegt nämlich darin, dass ein Röntgenbild oder eine
arthroskopische Untersuchung meist erst
A 22
2
11.12.2001, 14:23 Uhr
B
DIAGNOSTIK
„Gebt doch meiner
Krankheit endlich
einen Namen!“
Schon sprachlich entpuppt sich der Systemische Lupus erythematodes (SLE) als Zungenbrecher. Bei Medizinern gilt das Fahnden
nach dieser rheumatischen Erkrankung als
„harte Nuss”. Aufgrund der vielen verschie-
„Schnell, ein Taschentuch!” Hilfe suchend
wendet sich die 10-jährige Margarete G. an
ihre Klassenkameradin. Blut strömt aus
ihrer Nase und tropft auf die Schulbank.
Die Freundin reagiert gelassen. Nicht zum
ersten Mal sieht sie sich dieser Bitte
gegenübergestellt. Seit einiger Zeit plagen
ihre Nebensitzerin regelrechte Attacken
von Nasenbluten. Immer wieder, ob in der
Schule oder zu Hause, strömt es plötzlich
rot aus Margaretes Nase. Bei anderer Gelegenheit tauchen an ihrem ganzen Körper
plötzlich riesige blaue Flecken auf. Ein leichter Schlag gegen den Arm oder ins Gesicht,
ein unbedeutender Stoß gegen die Tischkante – und schon stellen sich Blutergüsse
ein, die in allen Farben durch ihre Haut
schimmern. Ständig fühlt sich das Mädchen müde und abgeschlagen. Die Eltern
sind ratlos.
Während der mehrwöchigen Untersuchung in der Uniklinik ist Margarete G. jetzt
zum ersten Mal für längere Zeit von ihren
Eltern und den beiden älteren Geschwistern getrennt. Sie sehnt sich sehr nach
ihrer Familie und will sofort wieder nach
Hause. Stattdessen muss sie Furcht einflößende Untersuchungen erdulden, zum Beispiel als mit einem Bohrer ihr Brustbein
punktiert wird, um an Probenmaterial heranzukommen – eine Szene, die sie noch 45
Jahre später vor Augen haben wird. Ihr Zimmer teilt sie mit älteren Patienten, sie fühlt
sich ungeliebt, das Pflegepersonal empfindet sie als unfreundlich. Hohe Dosen an
Kortison schwemmen ihren Körper auf und
lassen sie unförmig erscheinen. Die Ankündigung, man müsse die Milz entfernen,
macht ihr große Angst und verstärkt das
Gefühl, allem hilflos ausgeliefert zu sein.
Die Operation findet dann aber doch nicht
Die Odyssee beginnt: Die Behandlung statt; der Vater verweigert die Zustimmung.
beim Hausarzt bringt nur für kurze Zeit eine
Linderung. Als es dem Mädchen wieder
Wieder daheim geht es Margarete G.
schlechter geht, überweist dieser sie an gesundheitlich besser; Wechsel auf die
eine Universitätsklinik. Dort, in der Abtei- Realschule. Nach kurzer Zeit verschlechlung für Hämatologie, stellen die Blutspezia- tert sich ihr Zustand erneut – viele Fehllisten die völlig korrekte Diagnose Throm- zeiten, Leistungsdefizite – sie muss zurück
bopenie – die Zahl ihrer Blutplättchen, die auf die Hauptschule. Vielleicht, so spukt es
für die Blutgerinnung wichtig sind, ist dra- ihr schuldbewusst im Kopf herum, ist sie ja
matisch verringert. Vom Werlhof-Syndrom wieder kränker, weil sie die Sonnenbrille
sprechen sie bei Margaretes Blutkrankheit, ihres Vaters kaputt gemacht hat. „Fette
doch dass sich bei dem jungen Mädchen Sau” rufen ihr Kinder auf der Straße hinmit diesem Mangel an Blutplättchen eine terher, aber ohne Kortison kann sie einganz andere Krankheit gemeldet hat, bleibt fach nicht mehr leben. Sie hasst ihre Krankihnen verborgen.
heit und niemand ist da, mit dem sie reden
kann. „Gebt meiner Krankheit doch endlich
einen Namen”, wünscht sie sich aus tiefster Seele.
B1
Rheuma-B
denen Symptome, die das Krankheitsbild
prägen, kann die Diagnose mehrere Jahre
beanspruchen – bei der 55-jährigen Margarete G., die bereits mit zehn Jahren an SLE
erkrankte, dauerte es sogar sieben Jahre.
Mit 15 Jahren kommt sie in ein Internat.
Eineinhalb Jahre später hat sie die mittlere
Reife in der Tasche. Auf Wunsch ihrer Eltern,
die mehrere Fleischereien führen, beginnt
sie mit einer Ausbildung zur Metzgereiverkäuferin – nicht gerade ihr Wunschberuf.
Die ersten Gelenkschmerzen setzen ein.
Es folgt eine schlimme Halsentzündung.
Immer wieder beuteln heftige Fieberschübe
ihren Körper und lassen sämtliche Gelenke
anschwellen. Der konsultierte Hausarzt
weiß nicht weiter. Erneuter Aufenthalt in
der Universitätsklinik: Wieder sorgen nur
die hohen Kortisondosen für eine gewisse
Linderung der Symptome. Doch die Ursache ihrer Erkrankung bleibt im Dunkeln.
Margarete G. ist 17 Jahre alt, als sie zunächst eine Rippenfellentzündung bekommt.
Kurz darauf entzündet sich auch noch der
Herzbeutel. Ein weiteres Mal muss sie stationär behandelt werden. Im Krankenhaus
ihres Wohnorts kommt den Ärzten aufgrund
der Symptome ein erster Verdacht. Sie
ziehen einen rheumatologisch versierten
Internisten zu Rate, der das Puzzle aus den
vielen unterschiedlichen Krankheitszeichen
nach sieben Jahren zum diagnostisch richtigen Gesamtbild zusammenfügt. Margarete
hört zum ersten Mal den Namen ihrer
Erkrankung: Systemischer Lupus erythematodes, kurz SLE.
Mit den Jahren leidet sie zunehmend auch
unter den Begleitsyndromen ihrer Krankheit. Eine ganze Palette an Medikamenten,
jahrzehntelang eingenommen und oft mit
starken Nebenwirkungen verbunden, haben
ihre Organe geschädigt – die Nieren, das
Nervensystem, die Augen, Gefäße und
Bandscheiben.
Noch heute gehört SLE zu den Krankheiten, die sich besonders schwierig diagnostizieren lassen. Zwar gibt es inzwischen
mehr und bessere Untersuchungsmethoden,
aber im Durchschnitt dauert es immer
noch etwa zweieinhalb Jahre, bis SLE
erkannt wird. Das wichtigste, um mit einer
solch schlimmen Krankheit fertig zu werden, sei ein starker Lebenswille, meint die
jetzt 55-Jährige. „Früher zum Beispiel”, so
erklärt sie, „habe ich mich immer vor allem
geschützt. Heute setze ich mich der Sonne
aus, auch wenn die starke Strahlung vielleicht meine Krankheit verschlimmert. Einfach die Wärme genießen und es mir gut
gehen lassen, das ist für mich nun das Entscheidende.”
B2
1
11.12.2001, 9:53 Uhr
B
DIAGNOSTIK
„Gebt doch meiner
Krankheit endlich
einen Namen!“
Schon sprachlich entpuppt sich der Systemische Lupus erythematodes (SLE) als Zungenbrecher. Bei Medizinern gilt das Fahnden
nach dieser rheumatischen Erkrankung als
„harte Nuss”. Aufgrund der vielen verschie-
„Schnell, ein Taschentuch!” Hilfe suchend
wendet sich die 10-jährige Margarete G. an
ihre Klassenkameradin. Blut strömt aus
ihrer Nase und tropft auf die Schulbank.
Die Freundin reagiert gelassen. Nicht zum
ersten Mal sieht sie sich dieser Bitte
gegenübergestellt. Seit einiger Zeit plagen
ihre Nebensitzerin regelrechte Attacken
von Nasenbluten. Immer wieder, ob in der
Schule oder zu Hause, strömt es plötzlich
rot aus Margaretes Nase. Bei anderer Gelegenheit tauchen an ihrem ganzen Körper
plötzlich riesige blaue Flecken auf. Ein leichter Schlag gegen den Arm oder ins Gesicht,
ein unbedeutender Stoß gegen die Tischkante – und schon stellen sich Blutergüsse
ein, die in allen Farben durch ihre Haut
schimmern. Ständig fühlt sich das Mädchen müde und abgeschlagen. Die Eltern
sind ratlos.
Während der mehrwöchigen Untersuchung in der Uniklinik ist Margarete G. jetzt
zum ersten Mal für längere Zeit von ihren
Eltern und den beiden älteren Geschwistern getrennt. Sie sehnt sich sehr nach
ihrer Familie und will sofort wieder nach
Hause. Stattdessen muss sie Furcht einflößende Untersuchungen erdulden, zum Beispiel als mit einem Bohrer ihr Brustbein
punktiert wird, um an Probenmaterial heranzukommen – eine Szene, die sie noch 45
Jahre später vor Augen haben wird. Ihr Zimmer teilt sie mit älteren Patienten, sie fühlt
sich ungeliebt, das Pflegepersonal empfindet sie als unfreundlich. Hohe Dosen an
Kortison schwemmen ihren Körper auf und
lassen sie unförmig erscheinen. Die Ankündigung, man müsse die Milz entfernen,
macht ihr große Angst und verstärkt das
Gefühl, allem hilflos ausgeliefert zu sein.
Die Operation findet dann aber doch nicht
Die Odyssee beginnt: Die Behandlung statt; der Vater verweigert die Zustimmung.
beim Hausarzt bringt nur für kurze Zeit eine
Linderung. Als es dem Mädchen wieder
Wieder daheim geht es Margarete G.
schlechter geht, überweist dieser sie an gesundheitlich besser; Wechsel auf die
eine Universitätsklinik. Dort, in der Abtei- Realschule. Nach kurzer Zeit verschlechlung für Hämatologie, stellen die Blutspezia- tert sich ihr Zustand erneut – viele Fehllisten die völlig korrekte Diagnose Throm- zeiten, Leistungsdefizite – sie muss zurück
bopenie – die Zahl ihrer Blutplättchen, die auf die Hauptschule. Vielleicht, so spukt es
für die Blutgerinnung wichtig sind, ist dra- ihr schuldbewusst im Kopf herum, ist sie ja
matisch verringert. Vom Werlhof-Syndrom wieder kränker, weil sie die Sonnenbrille
sprechen sie bei Margaretes Blutkrankheit, ihres Vaters kaputt gemacht hat. „Fette
doch dass sich bei dem jungen Mädchen Sau” rufen ihr Kinder auf der Straße hinmit diesem Mangel an Blutplättchen eine terher, aber ohne Kortison kann sie einganz andere Krankheit gemeldet hat, bleibt fach nicht mehr leben. Sie hasst ihre Krankihnen verborgen.
heit und niemand ist da, mit dem sie reden
kann. „Gebt meiner Krankheit doch endlich
einen Namen”, wünscht sie sich aus tiefster Seele.
B1
Rheuma-B
denen Symptome, die das Krankheitsbild
prägen, kann die Diagnose mehrere Jahre
beanspruchen – bei der 55-jährigen Margarete G., die bereits mit zehn Jahren an SLE
erkrankte, dauerte es sogar sieben Jahre.
Mit 15 Jahren kommt sie in ein Internat.
Eineinhalb Jahre später hat sie die mittlere
Reife in der Tasche. Auf Wunsch ihrer Eltern,
die mehrere Fleischereien führen, beginnt
sie mit einer Ausbildung zur Metzgereiverkäuferin – nicht gerade ihr Wunschberuf.
Die ersten Gelenkschmerzen setzen ein.
Es folgt eine schlimme Halsentzündung.
Immer wieder beuteln heftige Fieberschübe
ihren Körper und lassen sämtliche Gelenke
anschwellen. Der konsultierte Hausarzt
weiß nicht weiter. Erneuter Aufenthalt in
der Universitätsklinik: Wieder sorgen nur
die hohen Kortisondosen für eine gewisse
Linderung der Symptome. Doch die Ursache ihrer Erkrankung bleibt im Dunkeln.
Margarete G. ist 17 Jahre alt, als sie zunächst eine Rippenfellentzündung bekommt.
Kurz darauf entzündet sich auch noch der
Herzbeutel. Ein weiteres Mal muss sie stationär behandelt werden. Im Krankenhaus
ihres Wohnorts kommt den Ärzten aufgrund
der Symptome ein erster Verdacht. Sie
ziehen einen rheumatologisch versierten
Internisten zu Rate, der das Puzzle aus den
vielen unterschiedlichen Krankheitszeichen
nach sieben Jahren zum diagnostisch richtigen Gesamtbild zusammenfügt. Margarete
hört zum ersten Mal den Namen ihrer
Erkrankung: Systemischer Lupus erythematodes, kurz SLE.
Mit den Jahren leidet sie zunehmend auch
unter den Begleitsyndromen ihrer Krankheit. Eine ganze Palette an Medikamenten,
jahrzehntelang eingenommen und oft mit
starken Nebenwirkungen verbunden, haben
ihre Organe geschädigt – die Nieren, das
Nervensystem, die Augen, Gefäße und
Bandscheiben.
Noch heute gehört SLE zu den Krankheiten, die sich besonders schwierig diagnostizieren lassen. Zwar gibt es inzwischen
mehr und bessere Untersuchungsmethoden,
aber im Durchschnitt dauert es immer
noch etwa zweieinhalb Jahre, bis SLE
erkannt wird. Das wichtigste, um mit einer
solch schlimmen Krankheit fertig zu werden, sei ein starker Lebenswille, meint die
jetzt 55-Jährige. „Früher zum Beispiel”, so
erklärt sie, „habe ich mich immer vor allem
geschützt. Heute setze ich mich der Sonne
aus, auch wenn die starke Strahlung vielleicht meine Krankheit verschlimmert. Einfach die Wärme genießen und es mir gut
gehen lassen, das ist für mich nun das Entscheidende.”
B2
1
11.12.2001, 9:53 Uhr
58
40
Warum ist es so schwierig,
Rheuma festzustellen?
Der erste Teil dieser Broschüre handelte
von der enormen Vielfalt rheumatischer Erkrankungen – mehr als 400 Krankheitsbilder
haben Mediziner unter dem Begriff des rheumatischen Formenkreises zusammengefasst.
Rheuma ist also nicht gleich Rheuma.
Diese feinen Unterscheidungen, so mag
mancher denken, sind vielleicht medizinischwissenschaftlich interessant, doch für den
Betroffenen laufen die meisten dieser Erkrankungen mehr oder weniger auf das gleiche Bild hinaus: schmerzende Gelenke und
eingeschränkte Beweglichkeit. Tatsächlich
macht es gerade diese scheinbare Uniformität der rheumatischen Symptome so schwer,
einzelne Krankheitsbilder im Frühstadium
sicher voneinander zu unterscheiden. Dies
ist jedoch unabdingbar, wenn es gelingen
soll, dem Patienten optimal zu helfen.
Rheumatische Gelenkerkrankungen betreffen je nach Typ andere Gelenkstrukturen,
sie haben unterschiedliche Ursachen, verlaufen jeweils anders, und sie fallen unterschiedlich schwer aus. Deshalb erfordert
jedes Krankheitsbild ein spezifisches Behandlungskonzept, das auf den einzelnen
Patienten zugeschnitten sein muss. Die ärztliche Feststellung „Sie haben Rheuma”
nutzt dem Patienten letztlich nur wenig mehr
als die lapidare Aussage „Sie sind krank”.
An den Zehen eines Patienten (links)
sind arthritische Gelenkdeformationen
schon äußerlich zu sehen. Das Röntgenbild (rechts) zeigt das Ausmaß der
Zerstörung.
Sinnvolle Hilfe kann erst einsetzen, wenn
der im Einzelfall vorliegende Krankheitstyp
möglichst sicher identifiziert ist. Ein Beispiel verdeutlicht dies: Hat ein Patient aufgrund einer bakteriellen Infektion eine septische Arthritis, ist es entscheidend, dass der
Arzt die Krankheitserreger als Verursacher
B3
Rheuma-B
entdeckt. Dann nämlich wird er diesem
Patienten Antibiotika verschreiben, und
„das Rheuma” wird – zusammen mit dem
verursachenden Erreger – nach einigen
Wochen restlos verschwunden sein. Bleibt
hingegen der Erreger unentdeckt, so können sich die betroffenen Gelenke chronisch entzünden. Sie bleiben dann auf
Dauer geschädigt. Umgekehrt würde eine
Antibiotika-Kur einem Patienten, der an
einer anderen Arthritisform erkrankt ist, keinerlei Nutzen bringen.
Gerade die Ähnlichkeit der Symptome
– beide Patienten des gewählten Beispiels
könnten über identische Beschwerden klagen – erfordern höchste Aufmerksamkeit
und Sorgfalt bei der Diagnose. Hinzu kommt,
dass nicht nur rheumatische Erkrankungen
„typische” Rheumabeschwerden hervorrufen, sondern auch andere, unter Umständen sogar noch bedrohlichere Krankheiten.
Beispielsweise könnte eine wachsende
Geschwulst im Gelenkbereich „Rheumaschmerzen” hervorrufen. Bei der Suche
nach der Krankheitsursache bewegt sich
der Arzt daher nicht nur innerhalb des rheumatischen Formenkreises, vielmehr muss
er seine medizinische Detektivarbeit auf
weitere infrage kommende Krankheiten
ausdehnen.
Und ein letzter Punkt erschwert die Rheumadiagnostik: Einige rheumatische Erkrankungen beschränken sich nicht nur auf
Gelenke. Vielmehr erstrecken sie sich auf
weitere Körpergewebe und innere Organe:
Bei einem Patienten ist vielleicht die Haut
geschädigt, bei einem andern haben sich
die Augen entzündet, und beim dritten
arbeiten eventuell die Nieren nicht mehr
normal. Der Arzt muss deshalb die diagnostische Fahndungsarbeit – vor allem,
wenn es sich um eine systemische Rheumaerkrankung handelt – auf den gesamten
Körper ausdehnen. Daher kann es sinnvoll
sein, dass ein Arzt zur Absicherung seiner
Diagnose oder während der weiteren
Betreuung eines Rheumapatienten zusätzliche Spezialisten hinzuzieht, um keine wichtigen Details zu übersehen.
Erst viele Mosaiksteine ergeben
ein Gesamtbild
27
Schmetterlingserythem
Für den Patienten bedeutet dies: Eine
schnelle Diagnose ist bei einer rheumatischen Erkrankung nur selten möglich. In der
Regel wird sich die Suche über mehrere
Wochen oder gar Monate hinziehen, und
sie wird eine Reihe von Arztbesuchen erfordern – unter Umständen sogar in mehreren Fachpraxen. Patient und Arzt müssen
dabei viel Zeit, Geduld und Aufmerksamkeit aufbringen. Doch diese Anstrengungen
lohnen sich, denn dass man bei Rheuma
„sowieso nichts machen kann”, widerlegen
viele Tausende von Rheumapatienten, die
dank der heute verfügbaren Therapieformen
auch bei schweren und langen Krankheitsverläufen spürbare Linderung erfahren.
12
Nervenentzündungen
7
3
Lungenbeteiligung
45
29
52
36
39
Nierenentzündung
17
Fieber
erhöhte
Lichtempfindlichkeit
84
22
69
9
Blutplättchenmangel
Die Vielfalt rheumatischer Erkrankungen
bedingt, dass es „den Rheumatest“ gar
nicht geben kann. Vielmehr beruht die Rheumadiagnostik auf dem akribischen Sammeln sehr unterschiedlicher Indizien:
• Der Arzt trägt alle krankheitsrelevanten Informationen über den Patienten
und dessen Lebensumstände zusammen, und er erkundigt sich, ob innerhalb
der Familie bestimmte Krankheiten aufgetreten sind. Mediziner bezeichnen
diese Arbeit als Anamnese.
• Er betrachtet und betastet den Körper
des Patienten, beobachtet dessen
Bewegungen, misst verschiedene Körper- und Gelenkstellungen und prüft
bestimmte Gelenkfunktionen wie die
Beweglichkeit. Dies fasst man als klinische Untersuchungen zusammen.
Arthritis
4
9
Muskelentzündung
Häufigkeit klinischer Symptome bei SLE-Patienten (in Prozent)
zu Beginn (dunkle Balken) und im Verlauf (helle Balken)
der SLE-Erkrankung
liegt. Vielmehr muss der Arzt die Einzelergebnisse gewissermaßen wie Mosaik• Er nimmt Labortests vor, etwa versteine zu einem stimmigen Gesamtbild
schiedene Blutuntersuchungen.
zusammensetzen. Ein zu hoher Blutwert
hier oder eine kleine Auffälligkeit im Rönt• Er setzt bildgebende Verfahren wie die genbild dort sagen für sich genommen
Röntgenuntersuchung ein.
wenig aus. Erst in der Kombination gewinnen die Einzelergebnisse diagnostische
Keine dieser vier Vorgehensweisen lie- Bedeutung, unterstützen oder entkräften
fert für sich allein den Beweis, dass eine also den Verdacht, dass ein bestimmtes
bestimmte rheumatische Erkrankung vor- Krankheitsbild vorliegt.
Gerade die Vielfalt der Symptome
erschwert die Diagnose von Krankheiten
wie dem Systemischen Lupus erythematodes (SLE). Zudem ist jedes der Symptome
für sich betrachtet unspezifisch, es
tritt also auch bei vielen anderen
Erkrankungen auf.
B4
2
11.12.2001, 9:53 Uhr
58
40
Warum ist es so schwierig,
Rheuma festzustellen?
Der erste Teil dieser Broschüre handelte
von der enormen Vielfalt rheumatischer Erkrankungen – mehr als 400 Krankheitsbilder
haben Mediziner unter dem Begriff des rheumatischen Formenkreises zusammengefasst.
Rheuma ist also nicht gleich Rheuma.
Diese feinen Unterscheidungen, so mag
mancher denken, sind vielleicht medizinischwissenschaftlich interessant, doch für den
Betroffenen laufen die meisten dieser Erkrankungen mehr oder weniger auf das gleiche Bild hinaus: schmerzende Gelenke und
eingeschränkte Beweglichkeit. Tatsächlich
macht es gerade diese scheinbare Uniformität der rheumatischen Symptome so schwer,
einzelne Krankheitsbilder im Frühstadium
sicher voneinander zu unterscheiden. Dies
ist jedoch unabdingbar, wenn es gelingen
soll, dem Patienten optimal zu helfen.
Rheumatische Gelenkerkrankungen betreffen je nach Typ andere Gelenkstrukturen,
sie haben unterschiedliche Ursachen, verlaufen jeweils anders, und sie fallen unterschiedlich schwer aus. Deshalb erfordert
jedes Krankheitsbild ein spezifisches Behandlungskonzept, das auf den einzelnen
Patienten zugeschnitten sein muss. Die ärztliche Feststellung „Sie haben Rheuma”
nutzt dem Patienten letztlich nur wenig mehr
als die lapidare Aussage „Sie sind krank”.
An den Zehen eines Patienten (links)
sind arthritische Gelenkdeformationen
schon äußerlich zu sehen. Das Röntgenbild (rechts) zeigt das Ausmaß der
Zerstörung.
Sinnvolle Hilfe kann erst einsetzen, wenn
der im Einzelfall vorliegende Krankheitstyp
möglichst sicher identifiziert ist. Ein Beispiel verdeutlicht dies: Hat ein Patient aufgrund einer bakteriellen Infektion eine septische Arthritis, ist es entscheidend, dass der
Arzt die Krankheitserreger als Verursacher
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Rheuma-B
entdeckt. Dann nämlich wird er diesem
Patienten Antibiotika verschreiben, und
„das Rheuma” wird – zusammen mit dem
verursachenden Erreger – nach einigen
Wochen restlos verschwunden sein. Bleibt
hingegen der Erreger unentdeckt, so können sich die betroffenen Gelenke chronisch entzünden. Sie bleiben dann auf
Dauer geschädigt. Umgekehrt würde eine
Antibiotika-Kur einem Patienten, der an
einer anderen Arthritisform erkrankt ist, keinerlei Nutzen bringen.
Gerade die Ähnlichkeit der Symptome
– beide Patienten des gewählten Beispiels
könnten über identische Beschwerden klagen – erfordern höchste Aufmerksamkeit
und Sorgfalt bei der Diagnose. Hinzu kommt,
dass nicht nur rheumatische Erkrankungen
„typische” Rheumabeschwerden hervorrufen, sondern auch andere, unter Umständen sogar noch bedrohlichere Krankheiten.
Beispielsweise könnte eine wachsende
Geschwulst im Gelenkbereich „Rheumaschmerzen” hervorrufen. Bei der Suche
nach der Krankheitsursache bewegt sich
der Arzt daher nicht nur innerhalb des rheumatischen Formenkreises, vielmehr muss
er seine medizinische Detektivarbeit auf
weitere infrage kommende Krankheiten
ausdehnen.
Und ein letzter Punkt erschwert die Rheumadiagnostik: Einige rheumatische Erkrankungen beschränken sich nicht nur auf
Gelenke. Vielmehr erstrecken sie sich auf
weitere Körpergewebe und innere Organe:
Bei einem Patienten ist vielleicht die Haut
geschädigt, bei einem andern haben sich
die Augen entzündet, und beim dritten
arbeiten eventuell die Nieren nicht mehr
normal. Der Arzt muss deshalb die diagnostische Fahndungsarbeit – vor allem,
wenn es sich um eine systemische Rheumaerkrankung handelt – auf den gesamten
Körper ausdehnen. Daher kann es sinnvoll
sein, dass ein Arzt zur Absicherung seiner
Diagnose oder während der weiteren
Betreuung eines Rheumapatienten zusätzliche Spezialisten hinzuzieht, um keine wichtigen Details zu übersehen.
Erst viele Mosaiksteine ergeben
ein Gesamtbild
27
Schmetterlingserythem
Für den Patienten bedeutet dies: Eine
schnelle Diagnose ist bei einer rheumatischen Erkrankung nur selten möglich. In der
Regel wird sich die Suche über mehrere
Wochen oder gar Monate hinziehen, und
sie wird eine Reihe von Arztbesuchen erfordern – unter Umständen sogar in mehreren Fachpraxen. Patient und Arzt müssen
dabei viel Zeit, Geduld und Aufmerksamkeit aufbringen. Doch diese Anstrengungen
lohnen sich, denn dass man bei Rheuma
„sowieso nichts machen kann”, widerlegen
viele Tausende von Rheumapatienten, die
dank der heute verfügbaren Therapieformen
auch bei schweren und langen Krankheitsverläufen spürbare Linderung erfahren.
12
Nervenentzündungen
7
3
Lungenbeteiligung
45
29
52
36
39
Nierenentzündung
17
Fieber
erhöhte
Lichtempfindlichkeit
84
22
69
9
Blutplättchenmangel
Die Vielfalt rheumatischer Erkrankungen
bedingt, dass es „den Rheumatest“ gar
nicht geben kann. Vielmehr beruht die Rheumadiagnostik auf dem akribischen Sammeln sehr unterschiedlicher Indizien:
• Der Arzt trägt alle krankheitsrelevanten Informationen über den Patienten
und dessen Lebensumstände zusammen, und er erkundigt sich, ob innerhalb
der Familie bestimmte Krankheiten aufgetreten sind. Mediziner bezeichnen
diese Arbeit als Anamnese.
• Er betrachtet und betastet den Körper
des Patienten, beobachtet dessen
Bewegungen, misst verschiedene Körper- und Gelenkstellungen und prüft
bestimmte Gelenkfunktionen wie die
Beweglichkeit. Dies fasst man als klinische Untersuchungen zusammen.
Arthritis
4
9
Muskelentzündung
Häufigkeit klinischer Symptome bei SLE-Patienten (in Prozent)
zu Beginn (dunkle Balken) und im Verlauf (helle Balken)
der SLE-Erkrankung
liegt. Vielmehr muss der Arzt die Einzelergebnisse gewissermaßen wie Mosaik• Er nimmt Labortests vor, etwa versteine zu einem stimmigen Gesamtbild
schiedene Blutuntersuchungen.
zusammensetzen. Ein zu hoher Blutwert
hier oder eine kleine Auffälligkeit im Rönt• Er setzt bildgebende Verfahren wie die genbild dort sagen für sich genommen
Röntgenuntersuchung ein.
wenig aus. Erst in der Kombination gewinnen die Einzelergebnisse diagnostische
Keine dieser vier Vorgehensweisen lie- Bedeutung, unterstützen oder entkräften
fert für sich allein den Beweis, dass eine also den Verdacht, dass ein bestimmtes
bestimmte rheumatische Erkrankung vor- Krankheitsbild vorliegt.
Gerade die Vielfalt der Symptome
erschwert die Diagnose von Krankheiten
wie dem Systemischen Lupus erythematodes (SLE). Zudem ist jedes der Symptome
für sich betrachtet unspezifisch, es
tritt also auch bei vielen anderen
Erkrankungen auf.
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2
11.12.2001, 9:53 Uhr
Welche Informationen helfen
dem Arzt bei der Diagnose?
Für eine erfolgreiche Diagnose gelenkrheumatischer Erkrankungen ist es unabdingbar,
dass sich der Arzt zunächst während der
Anamnese ein möglichst präzises Bild über
die Beschwerden des Patienten macht. Dazu
wird er eine Reihe von „W-Fragen” stellen:
Wo
Wie
Wann
Warum
?
B5
Rheuma-B
• im Gelenk
• im Bereich eines Gelenks mit
diffusen Schmerzen
• im Bereich der Wirbelsäule
• „Alles tut weh!”
• akuter, heftiger Schmerz
• chronischer, schleichender Schmerz
• mit oder ohne Schwellung
• spontan auftretend oder nach bestimmten
Vorerkrankungen
• vor allem bei Bewegung auftretender Schmerz
• auch in Ruhe vorkommender Schmerz
• warmer, fließender Schmerz
• Beginn der Beschwerden
• Dauerschmerz, auch in Ruhe
• morgendlicher Schmerz
• mechanischer Anlauf- und Belastungsschmerz
• nächtlicher, tiefsitzender Rückenschmerz
• belastungsabhängiger Rückenschmerz
Hängt der Schmerz ab:
• von Verletzungen
• von der Körperhaltung
• von bestimmten Tätigkeiten
• vom Wetter
Möglichst präzise Antworten auf Fragen
wie diese können den Arzt auf die richtige
Spur führen. Arthrose-Patienten klagen etwa
meist über mechanische Schmerzen, die
nach einer Belastung auftreten. Entzündliche Rheumaerkrankungen melden sich
auch in der Nacht („Die Entzündung schläft
nicht”). Über morgendliche Steifigkeit und
Schmerzen klagen viele Patienten mit chronischer Polyarthritis. Eine vorangegangene
Infektion lenkt dagegen den Verdacht auf
eine septische oder eine reaktive Form der
Arthritis. So wird jede Information zu einem
Indiz, das den Verdacht in eine bestimmte
Richtung lenkt.
Die Anamnese ist für eine erste Verdachtsdiagnose von entscheidender Bedeutung. Erfahrene Rheumatologen schätzen
ihren Beitrag für die Diagnosestellung auf
60 bis 70 Prozent. Demgegenüber messen
sie den klinischen Untersuchungen mit 10
bis 20 Prozent und den Laboruntersuchungen mit 10 Prozent eine deutlich geringere
Bedeutung bei. Die Patienten können den
Arzt bei der Anamnese unterstützen, zum
Beispiel indem sie sich Aufzeichnungen
Bei komplizierten Rheumadiagnosen
ist es oft hilfreich, wenn sich Mediziner
verschiedener Fachrichtungen austauschen. Manchmal lässt sich der Rheumatyp erst durch gemeinsames Auswerten
und Beurteilen der Befunde sicher ermitteln – oder es stellt sich sogar heraus,
dass eine ganz andere, nicht rheumatische Erkrankung vorliegt.
Doch nicht nur Fragen rund um das
Beschwerdebild wird der Arzt stellen. Von
Interesse sind auch Informationen über
Erkrankungen, die in der Verwandtschaft
des Patienten aufgetreten sind, denn einige
rheumatische Erkrankungen treten familiär
gehäuft auf. Fragen zur persönlichen Situation können wichtige Hinweise liefern.
Bei manchen Rheumaformen entwickeln
sich Krankheitsschübe während Phasen
starker psychischer Belastung wie einer
Abschlussprüfung.
Das persönliche Gespräch für die Anamnese sollte ohne Zeitdruck stattfinden, und
der Patient sollte sich nicht scheuen, über
alle Aspekte seiner Beschwerden zu sprechen. Selbst für unerheblich erachtete
Details liefern manchmal den entscheidenden Hinweis. Ergänzend zum Gespräch
werden die Patienten oft auch gebeten, Fragebögen auszufüllen. Dafür sollte man sich
Zeit nehmen. So ist es etwa bei einem
schleichenden Krankheitsverlauf gar nicht
so leicht, exakt anzugeben, wann die Beschwerden erstmals auftraten.
über ihre Beschwerden machen, auf die sie
dann im Sprechzimmer als Gedankenstütze
zurückgreifen. Mitunter kann es im Verlauf
der Diagnose sinnvoll sein, ein „Schmerztagebuch” zu führen.
B6
3
11.12.2001, 9:53 Uhr
Welche Informationen helfen
dem Arzt bei der Diagnose?
Für eine erfolgreiche Diagnose gelenkrheumatischer Erkrankungen ist es unabdingbar,
dass sich der Arzt zunächst während der
Anamnese ein möglichst präzises Bild über
die Beschwerden des Patienten macht. Dazu
wird er eine Reihe von „W-Fragen” stellen:
Wo
Wie
Wann
Warum
?
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Rheuma-B
• im Gelenk
• im Bereich eines Gelenks mit
diffusen Schmerzen
• im Bereich der Wirbelsäule
• „Alles tut weh!”
• akuter, heftiger Schmerz
• chronischer, schleichender Schmerz
• mit oder ohne Schwellung
• spontan auftretend oder nach bestimmten
Vorerkrankungen
• vor allem bei Bewegung auftretender Schmerz
• auch in Ruhe vorkommender Schmerz
• warmer, fließender Schmerz
• Beginn der Beschwerden
• Dauerschmerz, auch in Ruhe
• morgendlicher Schmerz
• mechanischer Anlauf- und Belastungsschmerz
• nächtlicher, tiefsitzender Rückenschmerz
• belastungsabhängiger Rückenschmerz
Hängt der Schmerz ab:
• von Verletzungen
• von der Körperhaltung
• von bestimmten Tätigkeiten
• vom Wetter
Möglichst präzise Antworten auf Fragen
wie diese können den Arzt auf die richtige
Spur führen. Arthrose-Patienten klagen etwa
meist über mechanische Schmerzen, die
nach einer Belastung auftreten. Entzündliche Rheumaerkrankungen melden sich
auch in der Nacht („Die Entzündung schläft
nicht”). Über morgendliche Steifigkeit und
Schmerzen klagen viele Patienten mit chronischer Polyarthritis. Eine vorangegangene
Infektion lenkt dagegen den Verdacht auf
eine septische oder eine reaktive Form der
Arthritis. So wird jede Information zu einem
Indiz, das den Verdacht in eine bestimmte
Richtung lenkt.
Die Anamnese ist für eine erste Verdachtsdiagnose von entscheidender Bedeutung. Erfahrene Rheumatologen schätzen
ihren Beitrag für die Diagnosestellung auf
60 bis 70 Prozent. Demgegenüber messen
sie den klinischen Untersuchungen mit 10
bis 20 Prozent und den Laboruntersuchungen mit 10 Prozent eine deutlich geringere
Bedeutung bei. Die Patienten können den
Arzt bei der Anamnese unterstützen, zum
Beispiel indem sie sich Aufzeichnungen
Bei komplizierten Rheumadiagnosen
ist es oft hilfreich, wenn sich Mediziner
verschiedener Fachrichtungen austauschen. Manchmal lässt sich der Rheumatyp erst durch gemeinsames Auswerten
und Beurteilen der Befunde sicher ermitteln – oder es stellt sich sogar heraus,
dass eine ganz andere, nicht rheumatische Erkrankung vorliegt.
Doch nicht nur Fragen rund um das
Beschwerdebild wird der Arzt stellen. Von
Interesse sind auch Informationen über
Erkrankungen, die in der Verwandtschaft
des Patienten aufgetreten sind, denn einige
rheumatische Erkrankungen treten familiär
gehäuft auf. Fragen zur persönlichen Situation können wichtige Hinweise liefern.
Bei manchen Rheumaformen entwickeln
sich Krankheitsschübe während Phasen
starker psychischer Belastung wie einer
Abschlussprüfung.
Das persönliche Gespräch für die Anamnese sollte ohne Zeitdruck stattfinden, und
der Patient sollte sich nicht scheuen, über
alle Aspekte seiner Beschwerden zu sprechen. Selbst für unerheblich erachtete
Details liefern manchmal den entscheidenden Hinweis. Ergänzend zum Gespräch
werden die Patienten oft auch gebeten, Fragebögen auszufüllen. Dafür sollte man sich
Zeit nehmen. So ist es etwa bei einem
schleichenden Krankheitsverlauf gar nicht
so leicht, exakt anzugeben, wann die Beschwerden erstmals auftraten.
über ihre Beschwerden machen, auf die sie
dann im Sprechzimmer als Gedankenstütze
zurückgreifen. Mitunter kann es im Verlauf
der Diagnose sinnvoll sein, ein „Schmerztagebuch” zu führen.
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11.12.2001, 9:53 Uhr
Welche körperlichen
Anzeichen deuten auf
Rheuma hin?
Die klinischen Untersuchungen umfassen
bei der Rheumadiagnostik all jene Verfahren,
mit denen sich der Arzt ein Bild über den
Zustand des Bewegungsapparats macht.
Da sich rheumatische Erkrankungen jedoch
auch systemisch entwickeln können, sich
also nicht nur auf Gelenke und Wirbelsäule, sondern auf den ganzen Körper
erstrecken, muss man die klinische Untersuchung unter Umständen auf diese Bereiche ausdehnen.
oft Probleme beim Abrollen des Fußes.
Hautveränderungen weisen ebenfalls auf
bestimmte rheumatische Erkrankungen hin,
beispielsweise eine schmetterlingsförmige
Gesichtsrötung – das Schmetterlingserythem – beim Systemischen Lupus erythematodes (SLE). Rheumaknoten am Ellenbogen
oder in den Fingern kommen oft bei der chronischen Polyarthritis vor. Der geschulte
Blick des Arztes kann daher schon eine
Reihe wertvoller Indizien liefern.
2
1
Umfangreiche Tests gibt es, um die Funktion – also die Beweglichkeit – schmerzender Gelenke zu untersuchen. Beispielsweise
lässt sich das Winkelspektrum messen,
innerhalb dessen ein Patient sein Gelenk
anwinkeln oder strecken kann. Die Kraft
der Handgelenke misst man mit einem kleinen Gerät, dem Dynamometer. Der Patient
nimmt dazu das Messinstrument in die
Hand und umschließt es, so fest er kann.
Es zeigt dann an, welchen Pressdruck der
Die Grafiken zeigen die Spielräume
der Beweglichkeit von Schulterund Ellenbogengelenk, über die ein
gesunder Patient verfügen sollte.
Eine eingeschränkte Beweglichkeit
deutet auf eine Schädigung des
entsprechenden Gelenks hin.
180 °
0°
20 °-40 °
Schultergelenk (von vorn)
150 °-170 °
3
90 °
40 °
0°
Schultergelenk (seitlich)
0°
40°-60 °
95 °
Schultergelenk (von oben)
Eine klinische Untersuchung umfasst da- Ebenso wichtig ist das Abtasten (Palpabei drei aufeinander folgende Schritte:
tion) der betroffenen Gelenke: Dabei lassen sich Veränderungen erkennen, die
• das Beobachten der Körperhaltung
rein äußerlich verborgen geblieben sind,
und des Gangs;
etwa ein Erguss im Gelenkinnenraum. Mit
bestimmten Handgriffen vermag der Arzt
• das Betasten betroffener Körperstellen, solche „versteckten” Krankheitszeichen zu
etwa der Gelenke; und
ertasten; er kann prüfen, ob nur das Gelenk
selbst oder auch die Umgebung – etwa
• eine Untersuchung der Gelenkfunktion. Sehnen oder Muskelstränge – auf Druck
empfindlich reagieren.
Patienten im fortgeschrittenen Stadium
eines Morbus Bechterew etwa weisen häufig eine gebeugte Haltung auf. Hinkt ein Patient beim Gehen, so deutet dies auf eine Versteifung der Knie- oder Hüftgelenke hin. Bei
arthritischen Schäden in den Sprung- oder
Zehengelenken haben die Betreffenden
Klinische Untersuchungen liefern ein Bild
über den Zustand und die Funktion des
Bewegungsapparates. Dazu gehören das
Ertasten von Schwellungen in Gelenken
(1), das Prüfen ihrer Beweglichkeit (2)
sowie Kraftmessungen (3).
90 °
Patient mit der Hand ausübt. Messungen
bestimmter Abstände – etwa der Abstand
vom Kinn bis zum Schlüsselbein oder der
Abstand der Finger bis zum Boden bei maximal nach vorne gebeugtem Oberkörper –
helfen, rheumatische Veränderungen an
der Wirbelsäule aufzudecken.
30 °
150 °
0°
Ellenbogengelenk
0°
80 °-90 °
80 °-90 °
Unterarm
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Rheuma-B
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11.12.2001, 9:54 Uhr
Welche körperlichen
Anzeichen deuten auf
Rheuma hin?
Die klinischen Untersuchungen umfassen
bei der Rheumadiagnostik all jene Verfahren,
mit denen sich der Arzt ein Bild über den
Zustand des Bewegungsapparats macht.
Da sich rheumatische Erkrankungen jedoch
auch systemisch entwickeln können, sich
also nicht nur auf Gelenke und Wirbelsäule, sondern auf den ganzen Körper
erstrecken, muss man die klinische Untersuchung unter Umständen auf diese Bereiche ausdehnen.
oft Probleme beim Abrollen des Fußes.
Hautveränderungen weisen ebenfalls auf
bestimmte rheumatische Erkrankungen hin,
beispielsweise eine schmetterlingsförmige
Gesichtsrötung – das Schmetterlingserythem – beim Systemischen Lupus erythematodes (SLE). Rheumaknoten am Ellenbogen
oder in den Fingern kommen oft bei der chronischen Polyarthritis vor. Der geschulte
Blick des Arztes kann daher schon eine
Reihe wertvoller Indizien liefern.
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1
Umfangreiche Tests gibt es, um die Funktion – also die Beweglichkeit – schmerzender Gelenke zu untersuchen. Beispielsweise
lässt sich das Winkelspektrum messen,
innerhalb dessen ein Patient sein Gelenk
anwinkeln oder strecken kann. Die Kraft
der Handgelenke misst man mit einem kleinen Gerät, dem Dynamometer. Der Patient
nimmt dazu das Messinstrument in die
Hand und umschließt es, so fest er kann.
Es zeigt dann an, welchen Pressdruck der
Die Grafiken zeigen die Spielräume
der Beweglichkeit von Schulterund Ellenbogengelenk, über die ein
gesunder Patient verfügen sollte.
Eine eingeschränkte Beweglichkeit
deutet auf eine Schädigung des
entsprechenden Gelenks hin.
180 °
0°
20 °-40 °
Schultergelenk (von vorn)
150 °-170 °
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90 °
40 °
0°
Schultergelenk (seitlich)
0°
40°-60 °
95 °
Schultergelenk (von oben)
Eine klinische Untersuchung umfasst da- Ebenso wichtig ist das Abtasten (Palpabei drei aufeinander folgende Schritte:
tion) der betroffenen Gelenke: Dabei lassen sich Veränderungen erkennen, die
• das Beobachten der Körperhaltung
rein äußerlich verborgen geblieben sind,
und des Gangs;
etwa ein Erguss im Gelenkinnenraum. Mit
bestimmten Handgriffen vermag der Arzt
• das Betasten betroffener Körperstellen, solche „versteckten” Krankheitszeichen zu
etwa der Gelenke; und
ertasten; er kann prüfen, ob nur das Gelenk
selbst oder auch die Umgebung – etwa
• eine Untersuchung der Gelenkfunktion. Sehnen oder Muskelstränge – auf Druck
empfindlich reagieren.
Patienten im fortgeschrittenen Stadium
eines Morbus Bechterew etwa weisen häufig eine gebeugte Haltung auf. Hinkt ein Patient beim Gehen, so deutet dies auf eine Versteifung der Knie- oder Hüftgelenke hin. Bei
arthritischen Schäden in den Sprung- oder
Zehengelenken haben die Betreffenden
Klinische Untersuchungen liefern ein Bild
über den Zustand und die Funktion des
Bewegungsapparates. Dazu gehören das
Ertasten von Schwellungen in Gelenken
(1), das Prüfen ihrer Beweglichkeit (2)
sowie Kraftmessungen (3).
90 °
Patient mit der Hand ausübt. Messungen
bestimmter Abstände – etwa der Abstand
vom Kinn bis zum Schlüsselbein oder der
Abstand der Finger bis zum Boden bei maximal nach vorne gebeugtem Oberkörper –
helfen, rheumatische Veränderungen an
der Wirbelsäule aufzudecken.
30 °
150 °
0°
Ellenbogengelenk
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80 °-90 °
80 °-90 °
Unterarm
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11.12.2001, 9:54 Uhr
Prozent
100
80
Mit Hilfe von Fluoreszenzfarbstoffen
lassen sich im Blut eines Patienten so
genannte Autoantikörper (alle Fotos unten)
nachweisen. Dabei handelt es sich um
Immunstoffe, die sich gegen körpereigene
Strukturen richten. Die genaue Analyse
des jeweils vorliegenden Typs gibt einen
Hinweis darauf, um welche rheumatische Autoimmunerkrankung es
sich handeln könnte.
Verräterisches Immunsystem
Dennoch sind Labortests sehr nützlich.
Zum einen liefern sie weitere Indizien bei
der diagnostischen Spurensuche, zum andern machen sie es dem Arzt nach erfolgreicher Diagnose leichter, den Krankheitsverlauf und den Behandlungserfolg einer
Therapie zu beurteilen.
B9
Rheuma-B
Das Immunsystem mit seinen vielen
Typen von Abwehrzellen und -stoffen befindet sich bei gesunden Menschen in einem
fein austarierten Gleichgewicht. Ist es hingegen in einen krankhaften Prozess im Körper verwickelt, so treten normalerweise
• selbst gesunde Menschen bilden
gelegentlich Rheumafaktoren.
Autoantikörper, die sich gegen Bestandteile des Kerns von körpereigenen Zellen
richten, bezeichnet man als antinukleäre
Antikörper (ANA). Einige ANA-Typen treten
zum Beispiel bei fast allen SLE-Patienten
und bei sehr vielen Patienten mit Kollagenosen auf. Doch auch bei nicht rheumatischen Erkrankungen lassen sich manchmal
diese Antikörper nachweisen.
e
nd
su
ge
oi
at
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Ar
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iie
oz
ss
sa
si
Prozent
100
Der Nachweis von
Rheumafaktoren im Blut eines
Patienten sichert die Diagnose rheumatischer Erkrankungen weniger
als ihr Name verspricht. Nur in der
Zusammenschau mit anderen
diagnostischen Befunden lassen
sich Rheumafaktoren richtig
interpretieren.
Minimalwert
Maximalwert
80
60
40
20
0
E)
• sie lassen sich manchmal auch
bei anderen Erkrankungen – etwa
chronischen Lebererkrankungen –
nachweisen; und
rit
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te
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• Sie treten zwar bei vielen, aber nicht
bei allen Patienten mit chronischer
Polyarthritis auf;
ia
So treten bei vielen autoimmunen Rheumaformen, bei denen sich das Immunsystem gegen körpereigene Gewebestrukturen richtet, so genannte Autoantikörper auf
– das sind Abwehrstoffe, die körpereigene
Eiweiße erkennen. Die bekanntesten Autoantikörper sind die so genannten Rheumafaktoren (RF). Doch deren Aussagekraft ist
aus dreierlei Gründen eingeschränkt:
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im Alter
20
or
Das Bestimmen der Blutsenkungsgeschwindigkeit (oben) ist
ein einfacher Labortest, mit dem sich
feststellen lässt, ob eine Entzündung
im Körper vorliegt.
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Einige Labortests zeigen zum Beispiel Entzündungen an. Da entzündliche Reaktionen
bei sehr vielen Krankheitsprozessen auftreten, muss der Arzt allerdings sehr genau
Bei der Anamnese befragt der Arzt den prüfen, wodurch eine festgestellte EntzünPatienten, um etwas über die Ursachen dung letztlich ausgelöst wurde.
seiner Beschwerden zu erfahren; bei der
klinischen Untersuchung „befragt” er den
Ein einfaches Verfahren ist die BlutBewegungsapparat. Mit einer Vielzahl von senkung. Man nimmt dazu dem Patienten
Labortests stellt er gewissermaßen Fragen etwas Blut ab, füllt es in ein durchsichtiges
an das Immunsystem des Patienten. Vor Röhrchen und lässt dieses stehen. Nach
allem entzündliche Formen des Rheumas einiger Zeit sinken die relativ schweren
gehen mit bestimmten Abwehrreaktionen des roten Blutzellen zu Boden. Ist dieser BodenImmunsystems einher, die sich durch entspre- satz nach ein bis zwei Stunden schneller
chende Untersuchungen des Blutes nach- angewachsen als es der Norm entspricht,
weisen lassen. Im Blut befinden sich näm- dann zeigt dies eine Entzündung an, die irlich alle Bestandteile des Immunsystems, gendwo im Körper des Patienten stattfindet.
und zwar die weißen Blutzellen oder Abwehr- Häufig sind die Blutsenkungsgeschwindigzellen, die Antikörper oder Immunglobuline keiten bei akut verlaufenden Kollagenosen,
sowie das so genannte Komplementsystem. einer sich verschlimmernden chronischen
Polyarthritis und beim Rheumatischen FieDer springende Punkt all dieser Untersu- ber stark erhöht.
chungen ist: Für sich genommen beweisen
sie nichts. Ihre Bedeutung für das Krank- Weitere Hinweise auf eine Entzündung lieheitsgeschehen und vor allem für die Rheu- fern das so genannte Blutbild, bei dem die
madiagnostik ergibt sich erst aus der Zahl und die Mengenverhältnisse der unterZusammenschau von Anamnese, klinischer schiedlichen Blutzelltypen ermittelt werUntersuchung und Labordiagnostik. Obwohl den, und die Untersuchung auf bestimmte
der Name es nahe legt, beweist selbst der Eiweiße, die der Körper unmittelbar nach
Nachweis so genannter Rheumafaktoren einer Entzündung bildet. Das häufigste hierim Blut weder, dass der Patient tatsächlich bei untersuchte Eiweiß ist das C-reaktive
an Rheuma leidet, noch klärt er die Frage, um Protein (CRP).
welchen Typ einer rheumatischen Erkrankung es sich handelt.
60
nicht nachweisbare Komponenten auf,
oder die Konzentrationen einzelner Komponenten weichen deutlich von den Normalwerten ab. Inzwischen haben Mediziner
und Immunologen eine Reihe solcher Veränderungen aufgespürt, die mit bestimmten – allerdings nicht nur rheumatischen –
Erkrankungen einhergehen.
rh
Suche nach Entzündungen
Ps
Was sagen
Labortests aus?
So genannte Antinukleäre Antikörper (ANA) treten oft – allerdings
nicht immer – bei rheumatischen
Autoimmunkrankheiten auf.
die der Arzt knüpfen muss, um eine rheumaIhre Bedeutung haben Rheumafaktoren tische Erkrankung zu diagnostizieren. Mit
und andere Autoantikörper nicht nur als ihnen lässt sich auch der Verlauf einer
einzelne „Steinchen” in der Indizienkette, bereits erkannten Erkrankung verfolgen.
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Mit Hilfe von Fluoreszenzfarbstoffen
lassen sich im Blut eines Patienten so
genannte Autoantikörper (alle Fotos unten)
nachweisen. Dabei handelt es sich um
Immunstoffe, die sich gegen körpereigene
Strukturen richten. Die genaue Analyse
des jeweils vorliegenden Typs gibt einen
Hinweis darauf, um welche rheumatische Autoimmunerkrankung es
sich handeln könnte.
Verräterisches Immunsystem
Dennoch sind Labortests sehr nützlich.
Zum einen liefern sie weitere Indizien bei
der diagnostischen Spurensuche, zum andern machen sie es dem Arzt nach erfolgreicher Diagnose leichter, den Krankheitsverlauf und den Behandlungserfolg einer
Therapie zu beurteilen.
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Rheuma-B
Das Immunsystem mit seinen vielen
Typen von Abwehrzellen und -stoffen befindet sich bei gesunden Menschen in einem
fein austarierten Gleichgewicht. Ist es hingegen in einen krankhaften Prozess im Körper verwickelt, so treten normalerweise
• selbst gesunde Menschen bilden
gelegentlich Rheumafaktoren.
Autoantikörper, die sich gegen Bestandteile des Kerns von körpereigenen Zellen
richten, bezeichnet man als antinukleäre
Antikörper (ANA). Einige ANA-Typen treten
zum Beispiel bei fast allen SLE-Patienten
und bei sehr vielen Patienten mit Kollagenosen auf. Doch auch bei nicht rheumatischen Erkrankungen lassen sich manchmal
diese Antikörper nachweisen.
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Der Nachweis von
Rheumafaktoren im Blut eines
Patienten sichert die Diagnose rheumatischer Erkrankungen weniger
als ihr Name verspricht. Nur in der
Zusammenschau mit anderen
diagnostischen Befunden lassen
sich Rheumafaktoren richtig
interpretieren.
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• sie lassen sich manchmal auch
bei anderen Erkrankungen – etwa
chronischen Lebererkrankungen –
nachweisen; und
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• Sie treten zwar bei vielen, aber nicht
bei allen Patienten mit chronischer
Polyarthritis auf;
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So treten bei vielen autoimmunen Rheumaformen, bei denen sich das Immunsystem gegen körpereigene Gewebestrukturen richtet, so genannte Autoantikörper auf
– das sind Abwehrstoffe, die körpereigene
Eiweiße erkennen. Die bekanntesten Autoantikörper sind die so genannten Rheumafaktoren (RF). Doch deren Aussagekraft ist
aus dreierlei Gründen eingeschränkt:
is
w
0
to
d
de (SLEes
Ar )
th
rit
is
im Alter
20
or
Das Bestimmen der Blutsenkungsgeschwindigkeit (oben) ist
ein einfacher Labortest, mit dem sich
feststellen lässt, ob eine Entzündung
im Körper vorliegt.
40
Va
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(S des
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Einige Labortests zeigen zum Beispiel Entzündungen an. Da entzündliche Reaktionen
bei sehr vielen Krankheitsprozessen auftreten, muss der Arzt allerdings sehr genau
Bei der Anamnese befragt der Arzt den prüfen, wodurch eine festgestellte EntzünPatienten, um etwas über die Ursachen dung letztlich ausgelöst wurde.
seiner Beschwerden zu erfahren; bei der
klinischen Untersuchung „befragt” er den
Ein einfaches Verfahren ist die BlutBewegungsapparat. Mit einer Vielzahl von senkung. Man nimmt dazu dem Patienten
Labortests stellt er gewissermaßen Fragen etwas Blut ab, füllt es in ein durchsichtiges
an das Immunsystem des Patienten. Vor Röhrchen und lässt dieses stehen. Nach
allem entzündliche Formen des Rheumas einiger Zeit sinken die relativ schweren
gehen mit bestimmten Abwehrreaktionen des roten Blutzellen zu Boden. Ist dieser BodenImmunsystems einher, die sich durch entspre- satz nach ein bis zwei Stunden schneller
chende Untersuchungen des Blutes nach- angewachsen als es der Norm entspricht,
weisen lassen. Im Blut befinden sich näm- dann zeigt dies eine Entzündung an, die irlich alle Bestandteile des Immunsystems, gendwo im Körper des Patienten stattfindet.
und zwar die weißen Blutzellen oder Abwehr- Häufig sind die Blutsenkungsgeschwindigzellen, die Antikörper oder Immunglobuline keiten bei akut verlaufenden Kollagenosen,
sowie das so genannte Komplementsystem. einer sich verschlimmernden chronischen
Polyarthritis und beim Rheumatischen FieDer springende Punkt all dieser Untersu- ber stark erhöht.
chungen ist: Für sich genommen beweisen
sie nichts. Ihre Bedeutung für das Krank- Weitere Hinweise auf eine Entzündung lieheitsgeschehen und vor allem für die Rheu- fern das so genannte Blutbild, bei dem die
madiagnostik ergibt sich erst aus der Zahl und die Mengenverhältnisse der unterZusammenschau von Anamnese, klinischer schiedlichen Blutzelltypen ermittelt werUntersuchung und Labordiagnostik. Obwohl den, und die Untersuchung auf bestimmte
der Name es nahe legt, beweist selbst der Eiweiße, die der Körper unmittelbar nach
Nachweis so genannter Rheumafaktoren einer Entzündung bildet. Das häufigste hierim Blut weder, dass der Patient tatsächlich bei untersuchte Eiweiß ist das C-reaktive
an Rheuma leidet, noch klärt er die Frage, um Protein (CRP).
welchen Typ einer rheumatischen Erkrankung es sich handelt.
60
nicht nachweisbare Komponenten auf,
oder die Konzentrationen einzelner Komponenten weichen deutlich von den Normalwerten ab. Inzwischen haben Mediziner
und Immunologen eine Reihe solcher Veränderungen aufgespürt, die mit bestimmten – allerdings nicht nur rheumatischen –
Erkrankungen einhergehen.
rh
Suche nach Entzündungen
Ps
Was sagen
Labortests aus?
So genannte Antinukleäre Antikörper (ANA) treten oft – allerdings
nicht immer – bei rheumatischen
Autoimmunkrankheiten auf.
die der Arzt knüpfen muss, um eine rheumaIhre Bedeutung haben Rheumafaktoren tische Erkrankung zu diagnostizieren. Mit
und andere Autoantikörper nicht nur als ihnen lässt sich auch der Verlauf einer
einzelne „Steinchen” in der Indizienkette, bereits erkannten Erkrankung verfolgen.
B 10
5
11.12.2001, 9:54 Uhr
Was sagen
Labortests aus?
Nicht nur das Blut liefert
Informationen
Blutuntersuchungen haben den Vorteil,
dass sich das Probenmaterial durch eine
Blutentnahme verhältnismäßig einfach und
ohne größere Belastung für den Patienten
gewinnen lässt. Doch als Quelle für auffällige Befunde hat Blut den Nachteil, dass es
lokale Krankheitsprozesse in einem Gelenk
nicht unbedingt widerspiegelt. Daher kann
es im Verlauf der Diagnose notwendig sein,
das Probenmaterial direkt am vermuteten
Ort des Krankheitsgeschehens zu gewinnen, etwa mittels Gelenkpunktion. Dabei
saugt der Arzt mit einer Hohlnadel etwas
Gelenkflüssigkeit ab.
Mediziner der Ruhr-Universität
Bochum erforschen die Abläufe bei Autoimmunerkrankungen an gentechnisch
veränderten Mäusen, die ein Krankheitsbild entwickeln, das dem Systemischen
Lupus erythematodes (SLE) beim Menschen entspricht. Solche Tiermodelle
erlauben es, den Abläufen dieser systemischen Erkrankung auf den Grund zu
gehen. Die Fotos zeigen den Nierenkörper einer gesunden Maus (a) sowie die
zunehmende Entzündung des Nierengewebes (b) durch weiße Blutzellen (im
Präparat rot angefärbt) bis zur völligen
Gewebezerstörung (c) und einer
massiven Entzündung rund um eine
Nierenarterie (d).
Nimmt etwa ihre Konzentration während
einer Behandlung ab, so zeigt dies an, dass
die Therapie wirkt; Konzentrationszunahmen hingegen sprechen dafür, dass sich
die Krankheit verschlimmert.
Sowohl für die so genannte Verlaufskontrolle als auch für die Diagnose ist es sinnvoll, spezielle Abwehrstoffe des Immunsystems zu bestimmen, die man zusammenfassend als Komplement bezeichnet. So
sind etwa bei Patienten, die unter SLE oder
bestimmten Vaskulitiden leiden, häufig die
Konzentrationen der Komplementfaktoren
C3 und C4 erniedrigt.
Durch Fortschritte in der Immunologie
und der Gentechnik gelang es Wissenschaftlern in der letzten Zeit, weitere „verräterische” Immunstoffe aufzuspüren. Dabei
handelt es sich entweder um Signalstoffe
(Zytokine), mit denen Entzündungszellen
des Immunsystems weitere Immunzellen
alarmieren und aktivieren, oder um die
B 11
Rheuma-B
Andockstellen (Rezeptoren) dieser Zytokine.
Einige dieser Substanzen, so hoffen die
Forscher, könnten sich als so genannte
Marker eignen, anhand derer der Arzt die
Schwere des weiteren Krankheitsverlaufs
abschätzen kann. Es gibt nämlich Hinweise darauf, dass einige dieser Substanzen bereits sehr früh im Krankheitsverlauf
auftreten und dass ihre Konzentration im
Blut abhängig von der Krankheitsaktivität
schwankt. Aus diesem Grund beschäftigen sich derzeit viele Forschergruppen in
Deutschland wie anderswo auf der Welt mit
diesen immunologischen Signalstoffen. Für
einen Routineeinsatz eignet sich bislang
allerdings noch keine der momentan verfügbaren Methoden, mit denen sich Zytokine oder Rezeptoren bestimmen lassen.
Besonders für die Diagnose einer Gicht
liefert die Gelenkpunktion oft den entscheidenden Hinweis, denn die für diese Krankheit typischen Kristallablagerungen lassen
sich sehr häufig in der Gelenkflüssigkeit
nachweisen. Zeigt die Untersuchung der
Gelenkflüssigkeit hingegen eine hohe Konzentration an bestimmten knorpelabbauenden Enzymen, so lenkt dieser Befund den
Verdacht auf eine Arthrose. Bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen ist eine
Gelenkpunktion nur in bestimmten Fällen
sinnvoll, etwa wenn der Verdacht auf eine
septische Arthritis besteht, sich aber im
Blut kein Erreger feststellen ließ. In solchen
Fällen gelingt es manchmal nur in der Gelenkflüssigkeit, den Erreger nachzuweisen.
Erregererbgut: Enthalten das Blut oder die
Gelenkflüssigkeit eines Patienten den gesuchten Erreger, dann werden Abschnitte
des Erregererbguts in aufeinander folgenden
Schritten immer wieder kopiert, bis genügend viel Erregererbgut für einen Nachweis vorhanden ist. Auf diese Weise gelingt
es, einen Krankheitskeim selbst dann noch
zu entdecken, wenn nur ein einziges Exemplar in der Probe vorhanden war.
Rheumatologen und Molekularbiologen
an der Medizinischen Hochschule Hannover gelang es kürzlich, solche PCR-Tests
für eine Reihe von Bakterien zu entwickeln,
die bei reaktiven Arthritiden eine wichtige
Rolle spielen. Mit Hilfe der Tests entdeckten
sie beispielsweise Erreger in der Gelenkflüssigkeit von Patienten, bei denen alle herkömmlichen Erregernachweise fehlgeschlagen waren. Gegenwärtig setzen mehrere
Rheumazentren in Deutschland diese neu
entwickelten Tests ein, um ihre Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit weiter zu prüfen.
Die so genannte PCR-Analyse erlaubt
es, Erreger im Blut anhand ihrer spezifischen Erbgutabschnitte aufzuspüren. Das
Verfahren ist sehr empfindlich; der Nachweis gelingt selbst dann, wenn konventionelle Tests auf Erreger nicht ansprechen.
Das Foto weist zwei helle Banden auf: Sie
zeigen zwei bestimmte Erbgutabschnitte
von Clamydien bei Patienten mit
einer reaktiven Arthritis an.
Gerade bei den Nachweismethoden für
Erreger haben Wissenschaftler in jüngster
Zeit erhebliche Verbesserungen erreicht.
Vor allem dank neuer molekularbiologischer
Verfahren wie der so genannten PCR-Technik stehen inzwischen ausgesprochen empfindliche Tests zur Verfügung. PCR steht für
Polymerasekettenreaktion. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein Kopierverfahren für
B 12
6
11.12.2001, 9:54 Uhr
Was sagen
Labortests aus?
Nicht nur das Blut liefert
Informationen
Blutuntersuchungen haben den Vorteil,
dass sich das Probenmaterial durch eine
Blutentnahme verhältnismäßig einfach und
ohne größere Belastung für den Patienten
gewinnen lässt. Doch als Quelle für auffällige Befunde hat Blut den Nachteil, dass es
lokale Krankheitsprozesse in einem Gelenk
nicht unbedingt widerspiegelt. Daher kann
es im Verlauf der Diagnose notwendig sein,
das Probenmaterial direkt am vermuteten
Ort des Krankheitsgeschehens zu gewinnen, etwa mittels Gelenkpunktion. Dabei
saugt der Arzt mit einer Hohlnadel etwas
Gelenkflüssigkeit ab.
Mediziner der Ruhr-Universität
Bochum erforschen die Abläufe bei Autoimmunerkrankungen an gentechnisch
veränderten Mäusen, die ein Krankheitsbild entwickeln, das dem Systemischen
Lupus erythematodes (SLE) beim Menschen entspricht. Solche Tiermodelle
erlauben es, den Abläufen dieser systemischen Erkrankung auf den Grund zu
gehen. Die Fotos zeigen den Nierenkörper einer gesunden Maus (a) sowie die
zunehmende Entzündung des Nierengewebes (b) durch weiße Blutzellen (im
Präparat rot angefärbt) bis zur völligen
Gewebezerstörung (c) und einer
massiven Entzündung rund um eine
Nierenarterie (d).
Nimmt etwa ihre Konzentration während
einer Behandlung ab, so zeigt dies an, dass
die Therapie wirkt; Konzentrationszunahmen hingegen sprechen dafür, dass sich
die Krankheit verschlimmert.
Sowohl für die so genannte Verlaufskontrolle als auch für die Diagnose ist es sinnvoll, spezielle Abwehrstoffe des Immunsystems zu bestimmen, die man zusammenfassend als Komplement bezeichnet. So
sind etwa bei Patienten, die unter SLE oder
bestimmten Vaskulitiden leiden, häufig die
Konzentrationen der Komplementfaktoren
C3 und C4 erniedrigt.
Durch Fortschritte in der Immunologie
und der Gentechnik gelang es Wissenschaftlern in der letzten Zeit, weitere „verräterische” Immunstoffe aufzuspüren. Dabei
handelt es sich entweder um Signalstoffe
(Zytokine), mit denen Entzündungszellen
des Immunsystems weitere Immunzellen
alarmieren und aktivieren, oder um die
B 11
Rheuma-B
Andockstellen (Rezeptoren) dieser Zytokine.
Einige dieser Substanzen, so hoffen die
Forscher, könnten sich als so genannte
Marker eignen, anhand derer der Arzt die
Schwere des weiteren Krankheitsverlaufs
abschätzen kann. Es gibt nämlich Hinweise darauf, dass einige dieser Substanzen bereits sehr früh im Krankheitsverlauf
auftreten und dass ihre Konzentration im
Blut abhängig von der Krankheitsaktivität
schwankt. Aus diesem Grund beschäftigen sich derzeit viele Forschergruppen in
Deutschland wie anderswo auf der Welt mit
diesen immunologischen Signalstoffen. Für
einen Routineeinsatz eignet sich bislang
allerdings noch keine der momentan verfügbaren Methoden, mit denen sich Zytokine oder Rezeptoren bestimmen lassen.
Besonders für die Diagnose einer Gicht
liefert die Gelenkpunktion oft den entscheidenden Hinweis, denn die für diese Krankheit typischen Kristallablagerungen lassen
sich sehr häufig in der Gelenkflüssigkeit
nachweisen. Zeigt die Untersuchung der
Gelenkflüssigkeit hingegen eine hohe Konzentration an bestimmten knorpelabbauenden Enzymen, so lenkt dieser Befund den
Verdacht auf eine Arthrose. Bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen ist eine
Gelenkpunktion nur in bestimmten Fällen
sinnvoll, etwa wenn der Verdacht auf eine
septische Arthritis besteht, sich aber im
Blut kein Erreger feststellen ließ. In solchen
Fällen gelingt es manchmal nur in der Gelenkflüssigkeit, den Erreger nachzuweisen.
Erregererbgut: Enthalten das Blut oder die
Gelenkflüssigkeit eines Patienten den gesuchten Erreger, dann werden Abschnitte
des Erregererbguts in aufeinander folgenden
Schritten immer wieder kopiert, bis genügend viel Erregererbgut für einen Nachweis vorhanden ist. Auf diese Weise gelingt
es, einen Krankheitskeim selbst dann noch
zu entdecken, wenn nur ein einziges Exemplar in der Probe vorhanden war.
Rheumatologen und Molekularbiologen
an der Medizinischen Hochschule Hannover gelang es kürzlich, solche PCR-Tests
für eine Reihe von Bakterien zu entwickeln,
die bei reaktiven Arthritiden eine wichtige
Rolle spielen. Mit Hilfe der Tests entdeckten
sie beispielsweise Erreger in der Gelenkflüssigkeit von Patienten, bei denen alle herkömmlichen Erregernachweise fehlgeschlagen waren. Gegenwärtig setzen mehrere
Rheumazentren in Deutschland diese neu
entwickelten Tests ein, um ihre Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit weiter zu prüfen.
Die so genannte PCR-Analyse erlaubt
es, Erreger im Blut anhand ihrer spezifischen Erbgutabschnitte aufzuspüren. Das
Verfahren ist sehr empfindlich; der Nachweis gelingt selbst dann, wenn konventionelle Tests auf Erreger nicht ansprechen.
Das Foto weist zwei helle Banden auf: Sie
zeigen zwei bestimmte Erbgutabschnitte
von Clamydien bei Patienten mit
einer reaktiven Arthritis an.
Gerade bei den Nachweismethoden für
Erreger haben Wissenschaftler in jüngster
Zeit erhebliche Verbesserungen erreicht.
Vor allem dank neuer molekularbiologischer
Verfahren wie der so genannten PCR-Technik stehen inzwischen ausgesprochen empfindliche Tests zur Verfügung. PCR steht für
Polymerasekettenreaktion. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein Kopierverfahren für
B 12
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11.12.2001, 9:54 Uhr
1
Kann man Rheuma
sichtbar machen?
Im Röntgenbild lassen sich nur knöcherne Strukturen gut sichtbar machen.
Weichteile wie Sehnen, Muskeln oder
Gelenkknorpel sind damit nicht darstellbar.
Lediglich indirekt kann der Arzt einen Schaden an diesen Geweben erkennen, wenn
beispielsweise das Bild einen verkleinerten
oder gar fehlenden Gelenkspalt zeigt, sich
also die beiden angrenzenden Knochen
eines Gelenks direkt berühren. Dies passiert zum Beispiel in einem arthrotischen
Gelenk, dessen Knorpelgewebe stark angegriffen oder sogar gänzlich abgerieben ist.
Für entzündliche Rheumaformen hingegen
sprechen andere Auffälligkeiten wie bestimmte Fehlstellungen von Gelenkknochen
oder Schäden im Randbereich der Gelenke.
2-3
4-5
In Röntgenbildern lassen sich Schäden
an knöchernen Strukturen gut sichtbar
machen. Foto 1 zeigt eine spezielle Form
der Arthrose. An den Röntgenaufnahmen
2 bis 5 ist eine rheumatoide Arthritis
der Hand in immer schwereren
Stadien zu sehen.
Verschiedene Verfahren erlauben es dem
Arzt, sich von einem rheumatisch erkrankten Gelenk direkt ein Bild zu machen; am
häufigsten und am längsten eingesetzt werden Röntgenuntersuchungen. Obwohl es
nahe liegt, das rheumatische Geschehen
direkt in Augenschein zu nehmen, liefern
bildgebende Verfahren bei rheumatischen
Erkrankungen nur eines von vielen Teilen
im diagnostischen Puzzle. So schlagen sich
viele rheumatische Krankheitsprozesse zum
Beispiel erst dann im Röntgenbild nieder,
wenn die Zerstörung eines Gelenks relativ
weit fortgeschritten ist. Demgegenüber setzen die Beschwerden oft viel früher ein. Zur
Frühdiagnose sind diese Verfahren daher
weniger gut geeignet.
B 13
Rheuma-B
Räumliche Bilder und die Darstellung
von Weichteilen erlaubt die Computertomographie (CT). Vorteilhaft ist zudem, dass die
Bilder schichtweise entstehen. Dadurch
werden auch Auffälligkeiten in einer Ebene
des Gelenks sichtbar, die in der Röntgenaufnahme nicht zu erkennen wären, weil
davor- oder dahinterliegende Strukturen
sich mit ihnen im Bild überlagern. Eine
Reihe rheumatischer Schäden an Gelenken
lässt sich daher mittels Computertomographie früher erkennen. Allerdings ist das Verfahren erheblich teurer als eine Röntgenuntersuchung, und nur wenige Arztpraxen
verfügen über entsprechende Geräte.
Noch aufwendiger und teurer ist die
Magnetresonanztomographie (MRT). Mit ihr
lassen sich vor allem Weichteile wie die
Gelenkinnenhaut, Sehnen und Sehnenscheiden, Bänder und Gelenkknorpel sichtbar
machen. Auch Pannusgewebe, dass sich
häufig bei arthritischen Gelenkschäden bildet, lässt sich im MRT-Bild oft gut erkennen. Von Vorteil für den Patienten ist, dass
ihn das Verfahren nicht durch Strahlen
belastet. Die „Bilder” entstehen durch ein
Magnetfeld, das auf die unterschiedlichen
Gewebestrukturen im Körper verschieden
stark einwirkt. Aufgrund dieses Aufnahmeprinzips darf das Verfahren unter keinen
Umständen bei Patienten mit einem Herzschrittmacher oder anderen implantierten
In der Computertomographie (CT) werden
Details in einzelnen Ebenen eines Gelenks
sichtbar, ohne dass sie von davor oder
dahinter liegenden Strukturen verdeckt
werden (oben, links: CT eines Sakroiliakalgelenks zwischen Kreuz- und Hüftbein).
Mittels Magnetresonanztomographie
(MRT) sind auch Weichteile zu erkennen
(oben, rechts: MRT desselben Gelenks).
Metallgegenständen angewendet werden.
Nachteilig ist die sehr lange Aufnahmezeit,
um ausreichend präzise Aufnahmen zu
bekommen. Zudem sind die sehr teuren
Geräte meist nur in großen Kliniken und
radiologischen Großpraxen verfügbar.
gut untersuchen; Schäden im Innenbereich
von Gelenken sind sonographisch hingegen
nur schlecht beurteilbar. Die Sonographie
ist preiswert, sie belastet den Patienten
nicht durch Strahlung, ist beliebig oft wiederholbar, und mit ihr lassen sich auch
Gelenke in Bewegung untersuchen. AllerAuf dem Prinzip, dass sich kurzlebige dings setzt das Verfahren einen sehr erfahradioaktive Substanzen (Radionukleide) je renen Arzt voraus.
nach Gewebetyp und Stoffwechselaktivität unterschiedlich stark in Körperzellen
einlagern, beruht das Verfahren der Szintigraphie. Es wird etwa eingesetzt, um das
Skelett zu untersuchen. Auch verborgene
Entzündungsherde lassen sich mit ihm gut
aufspüren. Die Szintigraphie gilt als sehr
empfindlich, aber auch als unspezifisch. So
können beispielsweise im Szintigramm erkennbare Auffälligkeiten für das Krankheitsgeschehen belanglos sein. Verschiedene
Knochenerkrankungen – etwa Knochentumoren – lassen sich indes mit diesem Verfahren sehr gut aufspüren.
Im Szintigramm (Fotos unten) lassen sich
auch Entzündungsherde (Schwärzungen
in Finger- und Handwurzelgelenken) nachweisen, die äußerlich nicht erkennbar
sind. Der Nachteil: Ein positiver Befund
ist unspezifisch. Es muss also geklärt
werden, ob die Entzündung von einer rheumatischen Erkrankung herrührt oder ob
sie eine andere Ursache hat.
Entzündliche Prozesse lassen sich mit
Wärme- oder Infrarotstrahlen sowie mit
Ultraschall sichtbar machen. Mittels der
erstgenannten Methode, der Thermographie, lassen sich beispielsweise entzündete
und daher besonders stark erwärmte Körperstellen kontaktlos messen. Noch bedeutsamer ist die zweitgenannte Methode, die
Sonographie, bei der Ultraschallwellen
durch den Körper geleitet werden. Da die
Wellen je nach Gewebetyp unterschiedlich
gut den Köper durchdringen, kann man
mit ihnen gleichsam ein akustisches Bild
erzeugen. Vor allem entzündliche Weichteilveränderungen lassen sich sonographisch
B 14
7
11.12.2001, 9:54 Uhr
1
Kann man Rheuma
sichtbar machen?
Im Röntgenbild lassen sich nur knöcherne Strukturen gut sichtbar machen.
Weichteile wie Sehnen, Muskeln oder
Gelenkknorpel sind damit nicht darstellbar.
Lediglich indirekt kann der Arzt einen Schaden an diesen Geweben erkennen, wenn
beispielsweise das Bild einen verkleinerten
oder gar fehlenden Gelenkspalt zeigt, sich
also die beiden angrenzenden Knochen
eines Gelenks direkt berühren. Dies passiert zum Beispiel in einem arthrotischen
Gelenk, dessen Knorpelgewebe stark angegriffen oder sogar gänzlich abgerieben ist.
Für entzündliche Rheumaformen hingegen
sprechen andere Auffälligkeiten wie bestimmte Fehlstellungen von Gelenkknochen
oder Schäden im Randbereich der Gelenke.
2-3
4-5
In Röntgenbildern lassen sich Schäden
an knöchernen Strukturen gut sichtbar
machen. Foto 1 zeigt eine spezielle Form
der Arthrose. An den Röntgenaufnahmen
2 bis 5 ist eine rheumatoide Arthritis
der Hand in immer schwereren
Stadien zu sehen.
Verschiedene Verfahren erlauben es dem
Arzt, sich von einem rheumatisch erkrankten Gelenk direkt ein Bild zu machen; am
häufigsten und am längsten eingesetzt werden Röntgenuntersuchungen. Obwohl es
nahe liegt, das rheumatische Geschehen
direkt in Augenschein zu nehmen, liefern
bildgebende Verfahren bei rheumatischen
Erkrankungen nur eines von vielen Teilen
im diagnostischen Puzzle. So schlagen sich
viele rheumatische Krankheitsprozesse zum
Beispiel erst dann im Röntgenbild nieder,
wenn die Zerstörung eines Gelenks relativ
weit fortgeschritten ist. Demgegenüber setzen die Beschwerden oft viel früher ein. Zur
Frühdiagnose sind diese Verfahren daher
weniger gut geeignet.
B 13
Rheuma-B
Räumliche Bilder und die Darstellung
von Weichteilen erlaubt die Computertomographie (CT). Vorteilhaft ist zudem, dass die
Bilder schichtweise entstehen. Dadurch
werden auch Auffälligkeiten in einer Ebene
des Gelenks sichtbar, die in der Röntgenaufnahme nicht zu erkennen wären, weil
davor- oder dahinterliegende Strukturen
sich mit ihnen im Bild überlagern. Eine
Reihe rheumatischer Schäden an Gelenken
lässt sich daher mittels Computertomographie früher erkennen. Allerdings ist das Verfahren erheblich teurer als eine Röntgenuntersuchung, und nur wenige Arztpraxen
verfügen über entsprechende Geräte.
Noch aufwendiger und teurer ist die
Magnetresonanztomographie (MRT). Mit ihr
lassen sich vor allem Weichteile wie die
Gelenkinnenhaut, Sehnen und Sehnenscheiden, Bänder und Gelenkknorpel sichtbar
machen. Auch Pannusgewebe, dass sich
häufig bei arthritischen Gelenkschäden bildet, lässt sich im MRT-Bild oft gut erkennen. Von Vorteil für den Patienten ist, dass
ihn das Verfahren nicht durch Strahlen
belastet. Die „Bilder” entstehen durch ein
Magnetfeld, das auf die unterschiedlichen
Gewebestrukturen im Körper verschieden
stark einwirkt. Aufgrund dieses Aufnahmeprinzips darf das Verfahren unter keinen
Umständen bei Patienten mit einem Herzschrittmacher oder anderen implantierten
In der Computertomographie (CT) werden
Details in einzelnen Ebenen eines Gelenks
sichtbar, ohne dass sie von davor oder
dahinter liegenden Strukturen verdeckt
werden (oben, links: CT eines Sakroiliakalgelenks zwischen Kreuz- und Hüftbein).
Mittels Magnetresonanztomographie
(MRT) sind auch Weichteile zu erkennen
(oben, rechts: MRT desselben Gelenks).
Metallgegenständen angewendet werden.
Nachteilig ist die sehr lange Aufnahmezeit,
um ausreichend präzise Aufnahmen zu
bekommen. Zudem sind die sehr teuren
Geräte meist nur in großen Kliniken und
radiologischen Großpraxen verfügbar.
gut untersuchen; Schäden im Innenbereich
von Gelenken sind sonographisch hingegen
nur schlecht beurteilbar. Die Sonographie
ist preiswert, sie belastet den Patienten
nicht durch Strahlung, ist beliebig oft wiederholbar, und mit ihr lassen sich auch
Gelenke in Bewegung untersuchen. AllerAuf dem Prinzip, dass sich kurzlebige dings setzt das Verfahren einen sehr erfahradioaktive Substanzen (Radionukleide) je renen Arzt voraus.
nach Gewebetyp und Stoffwechselaktivität unterschiedlich stark in Körperzellen
einlagern, beruht das Verfahren der Szintigraphie. Es wird etwa eingesetzt, um das
Skelett zu untersuchen. Auch verborgene
Entzündungsherde lassen sich mit ihm gut
aufspüren. Die Szintigraphie gilt als sehr
empfindlich, aber auch als unspezifisch. So
können beispielsweise im Szintigramm erkennbare Auffälligkeiten für das Krankheitsgeschehen belanglos sein. Verschiedene
Knochenerkrankungen – etwa Knochentumoren – lassen sich indes mit diesem Verfahren sehr gut aufspüren.
Im Szintigramm (Fotos unten) lassen sich
auch Entzündungsherde (Schwärzungen
in Finger- und Handwurzelgelenken) nachweisen, die äußerlich nicht erkennbar
sind. Der Nachteil: Ein positiver Befund
ist unspezifisch. Es muss also geklärt
werden, ob die Entzündung von einer rheumatischen Erkrankung herrührt oder ob
sie eine andere Ursache hat.
Entzündliche Prozesse lassen sich mit
Wärme- oder Infrarotstrahlen sowie mit
Ultraschall sichtbar machen. Mittels der
erstgenannten Methode, der Thermographie, lassen sich beispielsweise entzündete
und daher besonders stark erwärmte Körperstellen kontaktlos messen. Noch bedeutsamer ist die zweitgenannte Methode, die
Sonographie, bei der Ultraschallwellen
durch den Körper geleitet werden. Da die
Wellen je nach Gewebetyp unterschiedlich
gut den Köper durchdringen, kann man
mit ihnen gleichsam ein akustisches Bild
erzeugen. Vor allem entzündliche Weichteilveränderungen lassen sich sonographisch
B 14
7
11.12.2001, 9:54 Uhr
04 31/16 97-3 79
03 81/4 40-12 03
0 38 34/86 58 91
04 51/5 00-23 68
An welchen Arzt soll
ich mich wenden?
Der enorme Wissenszuwachs in der Medizin führte dazu, dass sich Ärzte immer stärker spezialisieren mussten, um zumindest
ein Fachgebiet zu überblicken. So gibt es in
Deutschland derzeit 41 verschiedene Typen
von Fachärzten, darunter auch Fachärzte
für Rheumatologie.
Kiel
weite Anfahrten in Kauf nehmen und unter
Umständen länger auf einen Termin warten muss.
Grundsätzlich ist für eine Rheumadiagnostik keine Spezialpraxis mit besonderem
medizinischen Gerät erforderlich. Die in
diesem Teil der Broschüre beschriebenen
Untersuchungen können bis auf wenige
Ausnahmen in jeder Praxis vorgenommen
werden. Für Laboruntersuchungen oder
spezielle bildgebende Verfahren, die in
einer Arztpraxis nicht verfügbar sind, gibt
es externe Labors oder radiologische Fachpraxen. Dennoch, so zeigen verschiedene
Untersuchungen zur ärztlichen Versorgung
von Rheumakranken in Deutschland, profitieren viele Rheumapatienten davon, wenn
sie nicht nur hausärztlich oder orthopädisch, sondern auch von einem internistischen Rheumatologen mitbetreut werden.
Rostock
Die Frage, welchen Arzt man zuerst aufsuchen sollte, wenn man über „rheumatische”
Beschwerden klagt, ist nicht allgemein
gültig zu beantworten, denn sie hängt
von vielen Faktoren ab. Die „Zuständigkeit”
– also die fachspezifische Kompetenz – ist
dabei nur ein Kriterium. Andere, für den Patienten wichtige Gesichtspunkte sind etwa
der Zeitaufwand für einen Arztbesuch, also
wie nah die Praxis zum Wohnort entfernt
liegt, wie gut sie zu erreichen ist und wie
lang die Wartezeiten dort sind. Entscheidend ist sicher auch, wie gut man einen
Arzt bereits kennt und ob man zu ihm und
seiner Arbeit Vertrauen hat.
Die Wahl des Arztes hängt von vielen
Faktoren ab. Neben der fachärztlichen
Ausrichtung spielen dabei auch Wohnortnähe und die Länge der Wartezeiten
eine Rolle. Wichtig ist vor allem das
Vertrauen, das man in die ärztliche Arbeit setzt.
Auch während der Behandlung einer bereits diagnostizierten rheumatischen Erkrankung kann es sinnvoll sein, einen Rheumatologen hinzuzuziehen. Viele chronisch
kranke Rheumapatienten werden etwa
von ihrem Hausarzt betreut und suchen
nur gelegentlich den Rheumatologen auf,
der dann in regelmäßigen Abständen
Aufgrund dieser Überlegungen suchen den Behandlungserfolg überprüft oder im
erfahrungsgemäß die meisten Menschen Fall einer Verschlechterung vorschlägt, den
mit Gelenk- oder Wirbelsäulenschmerzen Therapieplan zu ändern.
zunächst ihren Hausarzt oder eine örtliche
Orthopädiepraxis auf; Eltern gehen bei ent- In manchen Fällen gestaltet sich die Rheusprechenden Beschwerden ihrer Kinder in madiagnostik so schwierig, dass es sinnder Regel zum Kinderarzt. Das Netz rheuma- voll sein kann, ein regionales Rheumazentologischer Fachpraxen ist demgegenüber trum aufzusuchen. 25 solcher Einrichtungen
erheblich dünner, sodass man oft relativ gibt es in Deutschland. Sie sind in der Regel
B 15
Rheuma-B
0 30/84 45-45 35
05 11/5 32-64 02
03 92 00/67-3 19
02 51/8 35-75 62
Berlin
05 21/8 01-43 50
Hannover
02 01/84 08-3 05
02 11/8 11-78 11
Magdeburg
03 41/97 24-9 30
Münster
Bielefeld
Essen
0 60 32/9 66-21 83
03 51/4 58-31 00
0 36 41/9 39-6 28
Düsseldorf
Leipzig
02 41/60 96-42 01
Giessen
Dresden
Jena
0 69/67 05-3 90
Aachen
0 92 31/82 23 05
06 71/93 22 30
Diese Fachärzte verfügen aufgrund ihrer
Spezialisierung und besonderen Erfahrung
mit den vielfältigen Formen rheumatischer
Erkrankungen über eine besonders hohe
Kompetenz und können dort weiterhelfen,
wo ein Allgemeinmediziner oder ein Kinderarzt vielleicht nicht zum Ziel kommt. In
solchen Fällen sollte der betreffende Arzt
schon von sich aus den Rat einer rheumatologischen Fachpraxis einholen oder eine
Überweisung dorthin vorschlagen.
Greifswald
Lübeck
Frankfurt
Bad Kreuznach
0 68 41/16-30 02
Erlangen
0 62 21/56-80 05
09 41/9 44-71 33
Homburg
Heidelberg
Regensburg
0 75 82/8 00-16 14
07 61/2 70-36 95
0 89/51 60-35 78
Tübingen
Freiburg
München
an Universitätskliniken angeschlossen. Der
Vorteil dieser Zentren ist, dass in ihnen
Fachärzte vieler Disziplinen, neben Rheumatologen etwa Spezialisten aus der Orthopädie, der Nieren-, Lungen- oder Kinderheilkunde, zusammenarbeiten. Vor allem bei
systemischen Rheumaerkrankungen ist die
dadurch gewährleistete Breite des Fachwissens sehr hilfreich. Rheumazentren und
spezialisierte Rheumakliniken bieten zudem
für Patienten, deren Diagnose feststeht,
den Vorteil, dass dort alle Behandlungsangebote – sowohl ambulant als auch stationär – verfügbar sind. Aufgrund ihrer relativ
geringen Zahl bedeuten sie allerdings für
die meisten Patienten weite Anfahrtswege.
Als erste Anlaufstellen kommen sie schon
deshalb kaum in Betracht.
25 regionale Rheumazentren
gibt es derzeit in Deutschland.
Sie bieten den Vorteil, dass dort
Rheumapatienten von Medizinern mehrerer Fachrichtungen
betreut werden können. Die
angegebenen Telefonnummern ermöglichen einen
ersten Kontakt.
B 16
8
11.12.2001, 9:54 Uhr
04 31/16 97-3 79
03 81/4 40-12 03
0 38 34/86 58 91
04 51/5 00-23 68
An welchen Arzt soll
ich mich wenden?
Der enorme Wissenszuwachs in der Medizin führte dazu, dass sich Ärzte immer stärker spezialisieren mussten, um zumindest
ein Fachgebiet zu überblicken. So gibt es in
Deutschland derzeit 41 verschiedene Typen
von Fachärzten, darunter auch Fachärzte
für Rheumatologie.
Kiel
weite Anfahrten in Kauf nehmen und unter
Umständen länger auf einen Termin warten muss.
Grundsätzlich ist für eine Rheumadiagnostik keine Spezialpraxis mit besonderem
medizinischen Gerät erforderlich. Die in
diesem Teil der Broschüre beschriebenen
Untersuchungen können bis auf wenige
Ausnahmen in jeder Praxis vorgenommen
werden. Für Laboruntersuchungen oder
spezielle bildgebende Verfahren, die in
einer Arztpraxis nicht verfügbar sind, gibt
es externe Labors oder radiologische Fachpraxen. Dennoch, so zeigen verschiedene
Untersuchungen zur ärztlichen Versorgung
von Rheumakranken in Deutschland, profitieren viele Rheumapatienten davon, wenn
sie nicht nur hausärztlich oder orthopädisch, sondern auch von einem internistischen Rheumatologen mitbetreut werden.
Rostock
Die Frage, welchen Arzt man zuerst aufsuchen sollte, wenn man über „rheumatische”
Beschwerden klagt, ist nicht allgemein
gültig zu beantworten, denn sie hängt
von vielen Faktoren ab. Die „Zuständigkeit”
– also die fachspezifische Kompetenz – ist
dabei nur ein Kriterium. Andere, für den Patienten wichtige Gesichtspunkte sind etwa
der Zeitaufwand für einen Arztbesuch, also
wie nah die Praxis zum Wohnort entfernt
liegt, wie gut sie zu erreichen ist und wie
lang die Wartezeiten dort sind. Entscheidend ist sicher auch, wie gut man einen
Arzt bereits kennt und ob man zu ihm und
seiner Arbeit Vertrauen hat.
Die Wahl des Arztes hängt von vielen
Faktoren ab. Neben der fachärztlichen
Ausrichtung spielen dabei auch Wohnortnähe und die Länge der Wartezeiten
eine Rolle. Wichtig ist vor allem das
Vertrauen, das man in die ärztliche Arbeit setzt.
Auch während der Behandlung einer bereits diagnostizierten rheumatischen Erkrankung kann es sinnvoll sein, einen Rheumatologen hinzuzuziehen. Viele chronisch
kranke Rheumapatienten werden etwa
von ihrem Hausarzt betreut und suchen
nur gelegentlich den Rheumatologen auf,
der dann in regelmäßigen Abständen
Aufgrund dieser Überlegungen suchen den Behandlungserfolg überprüft oder im
erfahrungsgemäß die meisten Menschen Fall einer Verschlechterung vorschlägt, den
mit Gelenk- oder Wirbelsäulenschmerzen Therapieplan zu ändern.
zunächst ihren Hausarzt oder eine örtliche
Orthopädiepraxis auf; Eltern gehen bei ent- In manchen Fällen gestaltet sich die Rheusprechenden Beschwerden ihrer Kinder in madiagnostik so schwierig, dass es sinnder Regel zum Kinderarzt. Das Netz rheuma- voll sein kann, ein regionales Rheumazentologischer Fachpraxen ist demgegenüber trum aufzusuchen. 25 solcher Einrichtungen
erheblich dünner, sodass man oft relativ gibt es in Deutschland. Sie sind in der Regel
B 15
Rheuma-B
0 30/84 45-45 35
05 11/5 32-64 02
03 92 00/67-3 19
02 51/8 35-75 62
Berlin
05 21/8 01-43 50
Hannover
02 01/84 08-3 05
02 11/8 11-78 11
Magdeburg
03 41/97 24-9 30
Münster
Bielefeld
Essen
0 60 32/9 66-21 83
03 51/4 58-31 00
0 36 41/9 39-6 28
Düsseldorf
Leipzig
02 41/60 96-42 01
Giessen
Dresden
Jena
0 69/67 05-3 90
Aachen
0 92 31/82 23 05
06 71/93 22 30
Diese Fachärzte verfügen aufgrund ihrer
Spezialisierung und besonderen Erfahrung
mit den vielfältigen Formen rheumatischer
Erkrankungen über eine besonders hohe
Kompetenz und können dort weiterhelfen,
wo ein Allgemeinmediziner oder ein Kinderarzt vielleicht nicht zum Ziel kommt. In
solchen Fällen sollte der betreffende Arzt
schon von sich aus den Rat einer rheumatologischen Fachpraxis einholen oder eine
Überweisung dorthin vorschlagen.
Greifswald
Lübeck
Frankfurt
Bad Kreuznach
0 68 41/16-30 02
Erlangen
0 62 21/56-80 05
09 41/9 44-71 33
Homburg
Heidelberg
Regensburg
0 75 82/8 00-16 14
07 61/2 70-36 95
0 89/51 60-35 78
Tübingen
Freiburg
München
an Universitätskliniken angeschlossen. Der
Vorteil dieser Zentren ist, dass in ihnen
Fachärzte vieler Disziplinen, neben Rheumatologen etwa Spezialisten aus der Orthopädie, der Nieren-, Lungen- oder Kinderheilkunde, zusammenarbeiten. Vor allem bei
systemischen Rheumaerkrankungen ist die
dadurch gewährleistete Breite des Fachwissens sehr hilfreich. Rheumazentren und
spezialisierte Rheumakliniken bieten zudem
für Patienten, deren Diagnose feststeht,
den Vorteil, dass dort alle Behandlungsangebote – sowohl ambulant als auch stationär – verfügbar sind. Aufgrund ihrer relativ
geringen Zahl bedeuten sie allerdings für
die meisten Patienten weite Anfahrtswege.
Als erste Anlaufstellen kommen sie schon
deshalb kaum in Betracht.
25 regionale Rheumazentren
gibt es derzeit in Deutschland.
Sie bieten den Vorteil, dass dort
Rheumapatienten von Medizinern mehrerer Fachrichtungen
betreut werden können. Die
angegebenen Telefonnummern ermöglichen einen
ersten Kontakt.
B 16
8
11.12.2001, 9:54 Uhr
„Meine Arbeit gleicht der
eines Kriminologen“
Eine möglichst frühe und sichere Diagnose ist für Patienten mit entzündlichem
Rheuma entscheidend, damit ihre Lebensqualität lange erhalten bleibt. Das erfordert oftmals sehr spezielle Fachkenntnisse,
wie sie in diesem Bereich vor allem die
internistischen Rheumatologen besitzen.
Eine von ihnen, Constanze Richter, praktiziert seit neun Jahren als niedergelassene
Ärztin. Sie kennt die Besonderheiten und
Fallstricke der Rheumadiagnostik aus der
alltäglichen Arbeit sehr genau.
Müde, die schmerzenden Hände im Schoß,
saß Gisela Funk* im Untersuchungszimmer.
Seit etwa zwei Jahren litt die 46-Jährige
unter Gelenkschwellungen an ihren Händen, die alle zwei Monate wiederkehrten
und drei bis vier Tage lang anhielten. Doch
nicht nur die Gelenkbeschwerden machten der Frau zu schaffen, auch ihre frühere Lebensenergie war nahezu erloschen.
Jede Tätigkeit bereitete ihr Mühe, die
Kräfte waren schnell erschöpft, und sie
hatte leicht zugenommen.
„Als ich Frau Funk untersuchte, waren
ihre Fingergrundgelenke und ihre Handgelenke geschwollen”, erinnert sich die Internistin, „mit einer Morgensteifigkeit von
etwa einer Stunde. Es handelte sich um eine
typische Rheumasymptomatik.” Doch die
rheumatologische Labordiagnostik ergab
nichts Auffälliges. Parallel dazu ließ die
Ärztin die Werte der Schilddrüsenfunktion
überprüfen – und hier wurde sie fündig. Der
Wert des Hormons TSH wich deutlich von
der Norm ab. „Dies deutete auf eine Unterfunktion des Organs hin, und ich habe die
Patientin daraufhin an den entsprechenden Facharzt weitergeleitet”, berichtet
Constanze Richter. Der Hormonspezialist
verschrieb Gisela Funk ein Medikament,
das die fehlende Menge an Schilddrüsenhormonen ersetzte. Innerhalb von zwölf
Wochen war sie beschwerdefrei.
Constanze Richter
(rechts) tastet die
Hände einer Patientin nach Entzündungen und Deformationen in den Fingergelenken ab.
Die Labor- und Röntgenuntersuchungen,
die bei Gisela Funk durchgeführt worden
waren, hatten keinen auffälligen Befund
erbracht. Da aber die Vermutung bestand,
dass es sich um entzündliches Rheuma handeln könnte, überwies man sie schließlich
an die Praxis für Rheumatologie von Constanze Richter, die diese seit 1996 gemeinsam mit einem Kollegen führt.
*
B 17
Rheuma-B
Name von der Redaktion geändert
Einige Patienten von Constanze Richter
kommen nur mit einer vagen Verdachtsdiagnose auf entzündliche, rheumatische
Beschwerden zu ihr. Doch hinter den
rheumatischen Symptomen verbergen sich
möglicherweise andere Krankheitsbilder.
Diesem Umstand muss die Ärztin bei
ihrer Untersuchung stets Rechnung tragen.
Nicht wenige Patienten haben schon eine
relativ lange Leidenszeit hinter sich und
mehrere Arztstationen durchlaufen – was
die Ärztin unter anderem auf die oftmals
schwierige Diagnose zurückführt. „Das Problem bei vielen entzündlich rheumatischen
Erkrankungen ist, die Frühsymptome zu
erkennen und die Laborbefunde richtig zu
deuten”, erklärt die 46-Jährige. Als Beispiel nennt sie die Rheumafaktoren, die
als Antikörper gegen eigene Immunstoffe
gerichtet sind. Obwohl Rheumafaktoren für
bestimmte Krankheiten wie die chronische
Polyarthritis typisch seien, müssten sie
nicht zwangsläufig bei allen Betroffenen
vorkommen, so die Ärztin.
Eine 37-jährige Frau beispielsweise berichtete ihr bei der Erstuntersuchung, dass sie
seit einem halben Jahr Schmerzen in ihren
Fingergelenken habe und diese immer wieder
anschwellen würden. Den Verdacht auf eine
Polyarthritis hatte der bislang behandelnde
Orthopäde jedoch wieder verworfen, nachdem in ihrem Blut keine Rheumafaktoren
festzustellen waren und auch die Röntgenaufnahmen keinen auffälligen Befund geliefert hatten. Sie wurde daraufhin mit schmerzlindernden Medikamenten behandelt.„Als
ich nun ihre Fingergelenke röntgen ließ,
konnte ich bereits stecknadelkopfgroße
Erosionen an ihren Grundgelenken ausmachen”, erzählt Constanze Richter. Außerdem wiesen bestimmte Laborwerte auf entzündliche Prozesse bei der Patientin hin.
In Bezug auf die Diagnose heißt das:
Auch Patienten ohne Rheumafaktoren können unter chronischer Polyarthritis leiden.
„Deshalb ist für uns Rheumatologen wichtig,
erst alle Indizien zu sammeln und sie auf
ihre Stimmigkeit hin zu überprüfen, bevor wir
die Diagnose stellen. Darin gleicht unsere
Arbeit der eines Kriminologen”, meint sie.
Die meisten Patienten kommen in ihre
Praxis, nachdem sie der Hausarzt oder
Orthopäde dorthin überwiesen hat. Um die
Hausärzte für die entzündlich rheumatischen Erkrankungen stärker zu sensibilisieren, hat sie in den ersten Jahren ihrer Tätigkeit als niedergelassene Ärztin immer wieder Vorträge gehalten. Seit 1992 praktiziert
sie im Raum Stuttgart, zuvor arbeitete sie
mehrere Jahre lang in der Rheumaklinik in
Bad Wildbad. Dass sie sich für die Rheumatologie entschieden habe, sei allerdings
purer Zufall. „Nach meinem Facharztabschluss als Internistin erfuhr ich von einem
Bekannten, dass in Bad Wildbad gerade
eine entsprechende Stelle frei wäre, und
so nahm das Ganze seinen Lauf”, erzählt
Constanze Richter.
Aus einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern suchen die Patienten ihre Praxis
auf, denn das Netz von Rheumatologen in
Deutschland ist sehr weitmaschig – ein
Zustand, den die Ärztin gern geändert
sehen möchte. Acht bis zehn Wochen Wartezeit für einen Untersuchungstermin sind
bei ihr keine Seltenheit.
Mit dem Ultraschallkopf (rechts)
untersucht die Ärztin das schmerzende
Kniegelenk eines Patienten (links).
„Wenn ein Patient zum ersten Mal kommt,
erkundige ich mich zunächst einmal genau
nach seinen Beschwerden, zum Beispiel,
ob und wo er geschwollene Gelenke hat
und ob diese morgens steif sind. Dann
lasse ich ihn einen Fragebogen ausfüllen,
in dem er unter anderem die Medikamente
einträgt, die er bislang eingenommen hat”,
beschreibt Richter ihre Vorgehensweise.
Danach folgen die körperlichen Untersuchungen: zuerst im Gehen und Stehen, um
die Bewegungsabläufe des Patienten und
seine Haltung beurteilen zu können, dann
setzt oder legt sich der Betreffende hin und
die Ärztin tastet den Körper nach Muskelverspannungen und schmerzhaften Zonen ab.
Besonders wichtig ist für die Rheumatologin die Krankheitsgeschichte des Patienten. „Ein 19-jähriger Patient beispielsweise”, so berichtet sie, „kam zu mir, weil
er ein dickes Knie hatte, ohne sich verletzt
zu haben.” Er erzählte ihr, dass er schon
drei Arthroskopien hinter sich habe, sein
linkes Knie aber immer noch geschwollen
sei und furchtbar schmerze. Bei diesen operativen Eingriffen war ihm stets ein Stück
seiner Gelenkinnenhaut entfernt worden.
Der Orthopäde, der die erste Arthroskopie
durchgeführt hatte, machte kleine Risse
im Meniskus – also ein mechanisches Problem – für die Entzündung verantwortlich.
B 18
9
11.12.2001, 9:54 Uhr
„Meine Arbeit gleicht der
eines Kriminologen“
Eine möglichst frühe und sichere Diagnose ist für Patienten mit entzündlichem
Rheuma entscheidend, damit ihre Lebensqualität lange erhalten bleibt. Das erfordert oftmals sehr spezielle Fachkenntnisse,
wie sie in diesem Bereich vor allem die
internistischen Rheumatologen besitzen.
Eine von ihnen, Constanze Richter, praktiziert seit neun Jahren als niedergelassene
Ärztin. Sie kennt die Besonderheiten und
Fallstricke der Rheumadiagnostik aus der
alltäglichen Arbeit sehr genau.
Müde, die schmerzenden Hände im Schoß,
saß Gisela Funk* im Untersuchungszimmer.
Seit etwa zwei Jahren litt die 46-Jährige
unter Gelenkschwellungen an ihren Händen, die alle zwei Monate wiederkehrten
und drei bis vier Tage lang anhielten. Doch
nicht nur die Gelenkbeschwerden machten der Frau zu schaffen, auch ihre frühere Lebensenergie war nahezu erloschen.
Jede Tätigkeit bereitete ihr Mühe, die
Kräfte waren schnell erschöpft, und sie
hatte leicht zugenommen.
„Als ich Frau Funk untersuchte, waren
ihre Fingergrundgelenke und ihre Handgelenke geschwollen”, erinnert sich die Internistin, „mit einer Morgensteifigkeit von
etwa einer Stunde. Es handelte sich um eine
typische Rheumasymptomatik.” Doch die
rheumatologische Labordiagnostik ergab
nichts Auffälliges. Parallel dazu ließ die
Ärztin die Werte der Schilddrüsenfunktion
überprüfen – und hier wurde sie fündig. Der
Wert des Hormons TSH wich deutlich von
der Norm ab. „Dies deutete auf eine Unterfunktion des Organs hin, und ich habe die
Patientin daraufhin an den entsprechenden Facharzt weitergeleitet”, berichtet
Constanze Richter. Der Hormonspezialist
verschrieb Gisela Funk ein Medikament,
das die fehlende Menge an Schilddrüsenhormonen ersetzte. Innerhalb von zwölf
Wochen war sie beschwerdefrei.
Constanze Richter
(rechts) tastet die
Hände einer Patientin nach Entzündungen und Deformationen in den Fingergelenken ab.
Die Labor- und Röntgenuntersuchungen,
die bei Gisela Funk durchgeführt worden
waren, hatten keinen auffälligen Befund
erbracht. Da aber die Vermutung bestand,
dass es sich um entzündliches Rheuma handeln könnte, überwies man sie schließlich
an die Praxis für Rheumatologie von Constanze Richter, die diese seit 1996 gemeinsam mit einem Kollegen führt.
*
B 17
Rheuma-B
Name von der Redaktion geändert
Einige Patienten von Constanze Richter
kommen nur mit einer vagen Verdachtsdiagnose auf entzündliche, rheumatische
Beschwerden zu ihr. Doch hinter den
rheumatischen Symptomen verbergen sich
möglicherweise andere Krankheitsbilder.
Diesem Umstand muss die Ärztin bei
ihrer Untersuchung stets Rechnung tragen.
Nicht wenige Patienten haben schon eine
relativ lange Leidenszeit hinter sich und
mehrere Arztstationen durchlaufen – was
die Ärztin unter anderem auf die oftmals
schwierige Diagnose zurückführt. „Das Problem bei vielen entzündlich rheumatischen
Erkrankungen ist, die Frühsymptome zu
erkennen und die Laborbefunde richtig zu
deuten”, erklärt die 46-Jährige. Als Beispiel nennt sie die Rheumafaktoren, die
als Antikörper gegen eigene Immunstoffe
gerichtet sind. Obwohl Rheumafaktoren für
bestimmte Krankheiten wie die chronische
Polyarthritis typisch seien, müssten sie
nicht zwangsläufig bei allen Betroffenen
vorkommen, so die Ärztin.
Eine 37-jährige Frau beispielsweise berichtete ihr bei der Erstuntersuchung, dass sie
seit einem halben Jahr Schmerzen in ihren
Fingergelenken habe und diese immer wieder
anschwellen würden. Den Verdacht auf eine
Polyarthritis hatte der bislang behandelnde
Orthopäde jedoch wieder verworfen, nachdem in ihrem Blut keine Rheumafaktoren
festzustellen waren und auch die Röntgenaufnahmen keinen auffälligen Befund geliefert hatten. Sie wurde daraufhin mit schmerzlindernden Medikamenten behandelt.„Als
ich nun ihre Fingergelenke röntgen ließ,
konnte ich bereits stecknadelkopfgroße
Erosionen an ihren Grundgelenken ausmachen”, erzählt Constanze Richter. Außerdem wiesen bestimmte Laborwerte auf entzündliche Prozesse bei der Patientin hin.
In Bezug auf die Diagnose heißt das:
Auch Patienten ohne Rheumafaktoren können unter chronischer Polyarthritis leiden.
„Deshalb ist für uns Rheumatologen wichtig,
erst alle Indizien zu sammeln und sie auf
ihre Stimmigkeit hin zu überprüfen, bevor wir
die Diagnose stellen. Darin gleicht unsere
Arbeit der eines Kriminologen”, meint sie.
Die meisten Patienten kommen in ihre
Praxis, nachdem sie der Hausarzt oder
Orthopäde dorthin überwiesen hat. Um die
Hausärzte für die entzündlich rheumatischen Erkrankungen stärker zu sensibilisieren, hat sie in den ersten Jahren ihrer Tätigkeit als niedergelassene Ärztin immer wieder Vorträge gehalten. Seit 1992 praktiziert
sie im Raum Stuttgart, zuvor arbeitete sie
mehrere Jahre lang in der Rheumaklinik in
Bad Wildbad. Dass sie sich für die Rheumatologie entschieden habe, sei allerdings
purer Zufall. „Nach meinem Facharztabschluss als Internistin erfuhr ich von einem
Bekannten, dass in Bad Wildbad gerade
eine entsprechende Stelle frei wäre, und
so nahm das Ganze seinen Lauf”, erzählt
Constanze Richter.
Aus einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern suchen die Patienten ihre Praxis
auf, denn das Netz von Rheumatologen in
Deutschland ist sehr weitmaschig – ein
Zustand, den die Ärztin gern geändert
sehen möchte. Acht bis zehn Wochen Wartezeit für einen Untersuchungstermin sind
bei ihr keine Seltenheit.
Mit dem Ultraschallkopf (rechts)
untersucht die Ärztin das schmerzende
Kniegelenk eines Patienten (links).
„Wenn ein Patient zum ersten Mal kommt,
erkundige ich mich zunächst einmal genau
nach seinen Beschwerden, zum Beispiel,
ob und wo er geschwollene Gelenke hat
und ob diese morgens steif sind. Dann
lasse ich ihn einen Fragebogen ausfüllen,
in dem er unter anderem die Medikamente
einträgt, die er bislang eingenommen hat”,
beschreibt Richter ihre Vorgehensweise.
Danach folgen die körperlichen Untersuchungen: zuerst im Gehen und Stehen, um
die Bewegungsabläufe des Patienten und
seine Haltung beurteilen zu können, dann
setzt oder legt sich der Betreffende hin und
die Ärztin tastet den Körper nach Muskelverspannungen und schmerzhaften Zonen ab.
Besonders wichtig ist für die Rheumatologin die Krankheitsgeschichte des Patienten. „Ein 19-jähriger Patient beispielsweise”, so berichtet sie, „kam zu mir, weil
er ein dickes Knie hatte, ohne sich verletzt
zu haben.” Er erzählte ihr, dass er schon
drei Arthroskopien hinter sich habe, sein
linkes Knie aber immer noch geschwollen
sei und furchtbar schmerze. Bei diesen operativen Eingriffen war ihm stets ein Stück
seiner Gelenkinnenhaut entfernt worden.
Der Orthopäde, der die erste Arthroskopie
durchgeführt hatte, machte kleine Risse
im Meniskus – also ein mechanisches Problem – für die Entzündung verantwortlich.
B 18
9
11.12.2001, 9:54 Uhr
„Meine Arbeit gleicht der
eines Kriminologen“
„Ich habe den jungen Mann daraufhin
gefragt, ob jemand in seiner Familie unter
Rheuma leide, und zählte dabei verschiedene Krankheitsbilder auf”, erzählt Constanze Richter weiter. Unter anderem fragte
sie auch nach der Schuppenflechte (Psoriasis). Dabei stellte sich heraus, dass
der Vater des 19-Jährigen unter dieser
Krankheit litt. „Das war für mich der entscheidende Hinweis”, stellt die Ärztin fest.
Nach entsprechenden Tests sicherte sie
schließlich bei dem jungen Mann die Diagnose – eine Psoriasisassoziierte Arthritis,
und damit eine entzündliche Rheumaform.
Deshalb verordnete sie ihm ein entzündungshemmendes Basistherapeutikum mit
dem Wirkstoff Sulfasalazin. Die Schwellung am Knie ging daraufhin zurück und die
Schmerzen ließen nach; nach etwa drei
Monaten war der Patient trotz seiner chronischen Erkrankung beschwerdefrei.
Für die verschiedenen Blutuntersuchungen, die neben der Krankheitsgeschichte
und den körperlichen Untersuchungen das
dritte Standbein ihrer Diagnose bilden,
kann Constanze Richter auf ein qualifiziertes Labor zurückgreifen. Eine medizinischtechnische Assistentin wertet dort die Blutproben immunologisch aus. „Im Prinzip
kommt ein Rheumatologe mit relativ wenig
Technik aus”, meint die Ärztin. In ihrer Praxis stehen etwa ein Ultraschallgerät und
ein Röntgenapparat, was bei der Mehrzahl
ihrer Patienten für eine Diagnose ausreicht.
Ultraschall- (rechts) und Röntgenuntersuchungen (zweite Spalte rechts)
sind für Constanze Richter die beiden
wichtigsten bildgebenden Verfahren in
der rheumatologischen Praxis. Für
Spezialuntersuchungen, etwa eine
Computertomographie, schickt sie ihre
Patienten in eine radiologische Praxis.
B 19
Rheuma-B
Erst wenn die Diagnose sicher ist,
erarbeitet die Ärztin einen Therapieplan.
Hier erhält ein Patient mit einer schweren
Polyarthritis eine Infusion mit einem entzündungshemmenden Medikament.
„Für Spezialuntersuchungen habe ich einen
Radiologen zur Hand”, so Richter. Dort
kann sie beispielsweise computertomographische oder kernspintomographische Aufnahmen anfertigen lassen. Mit beiden Techniken lassen sich Gelenkstrukturen sehr
genau und darüber hinaus räumlich darstellen.
inzwischen auch mit anderen Kollegen
über den komplizierten Fall ausgetauscht
– diagnostizierte sie bei dem Mann das so
genannte Sneddon-Syndrom, eine sehr seltene Vaskulitisform.
Immer wieder kommen zu Constanze
Richter Patienten, die unter sehr seltenen
rheumatischen Erkrankungen leiden. Dazu
zählen besonders die Vaskulitiden, bei
denen sich kennzeichnenderweise die
Gefäße entzünden. So suchte beispielsweise ein 50-jähriger Mann ihre Praxis auf,
nachdem sein Hausarzt ihn ein Jahr lang
erfolglos behandelt hatte. Die Haut des
Patienten hatte sich entzündet, und Blutpfropfen hatten wiederholt seine Gefäße
verstopft. Außerdem klagte er über taube
Stellen an Armen und Beinen und über
Schmerzen in seinen Finger-, Zehen- und Ellbogengelenken. Den entscheidenden Hinweis erhielt die Ärztin in diesem Fall durch
einen auffälligen Laborbefund bei den Bluttests: „Es ließ sich ein ganz bestimmter
Typ von Antikörper nachweisen, der eine
erhöhte Gerinnungsfähigkeit seines Bluts
anzeigte”, erinnert sich die Rheumatologin. Nach acht Wochen – sie hatte sich
Da entzündliches Rheuma ein großes
Spektrum unterschiedlichster Krankheitsbilder umfasst und bei der Suche zudem noch
andere innere Erkrankungen berücksichtigt
werden müssen, verlangt die Diagnose viel
Fachkenntnis, Sorgfalt und Zeit. Doch eine
möglichst frühzeitige Diagnose ist oftmals
entscheidend; nur sie kann verhindern,
dass durch die Erkrankung Organe unwiderruflich geschädigt werden oder dass
ein Patient im schlimmsten Fall lebensbedrohlich erkrankt.
Darin sieht Constanze Richter eine große
Herausforderung für die ärztliche Versorgung von Rheumapatienten in Deutschland.
„Hierzulande”, urteilt die Ärztin, „ist die
Rheumabehandlung noch stark orthopädisch ausgerichtet.” Doch gerade Patienten mit entzündlichen Rheumaformen, bei
denen sich neben relativ harten Körperstrukturen wie Knorpel oder Knochen oft
auch Weichteile – etwa Muskeln, Haut
oder andere Organe – krankhaft verändern, seien stärker auf eine internistische
Behandlung angewiesen.
Um auf ihrem Gebiet stets auf dem Laufenden zu bleiben, nehmen sie oder ihr Kollege jedes Jahr an medizinischen Kongressen teil – zum Beispiel an dem jährlich
stattfindenden Kongress der US-amerikanischen Rheumatologen, zu dem sich jedes
Mal rund 6000 Wissenschaftler aus aller
Welt einfinden. „Dort erfährt man dann beispielsweise etwas über neue Behandlungsmethoden, die in klinischen Studien bereits
getestet wurden wie die Stammzelltherapie”, erzählt Constanze Richter. Mit dieser
Methode konnten Ärzte schon das Leben
von Patienten retten, deren Immunsystem
infolge ihrer rheumatischen Erkrankung
nicht mehr funktionsfähig war. Die Rheumatologin verfolgt solche Entwicklungen
sehr aufmerksam, denn sie weiß, irgendwann könnte auch einer ihrer Patienten
von solch neuen Entwicklungen profitieren.
B 20
10
11.12.2001, 9:55 Uhr
„Meine Arbeit gleicht der
eines Kriminologen“
„Ich habe den jungen Mann daraufhin
gefragt, ob jemand in seiner Familie unter
Rheuma leide, und zählte dabei verschiedene Krankheitsbilder auf”, erzählt Constanze Richter weiter. Unter anderem fragte
sie auch nach der Schuppenflechte (Psoriasis). Dabei stellte sich heraus, dass
der Vater des 19-Jährigen unter dieser
Krankheit litt. „Das war für mich der entscheidende Hinweis”, stellt die Ärztin fest.
Nach entsprechenden Tests sicherte sie
schließlich bei dem jungen Mann die Diagnose – eine Psoriasisassoziierte Arthritis,
und damit eine entzündliche Rheumaform.
Deshalb verordnete sie ihm ein entzündungshemmendes Basistherapeutikum mit
dem Wirkstoff Sulfasalazin. Die Schwellung am Knie ging daraufhin zurück und die
Schmerzen ließen nach; nach etwa drei
Monaten war der Patient trotz seiner chronischen Erkrankung beschwerdefrei.
Für die verschiedenen Blutuntersuchungen, die neben der Krankheitsgeschichte
und den körperlichen Untersuchungen das
dritte Standbein ihrer Diagnose bilden,
kann Constanze Richter auf ein qualifiziertes Labor zurückgreifen. Eine medizinischtechnische Assistentin wertet dort die Blutproben immunologisch aus. „Im Prinzip
kommt ein Rheumatologe mit relativ wenig
Technik aus”, meint die Ärztin. In ihrer Praxis stehen etwa ein Ultraschallgerät und
ein Röntgenapparat, was bei der Mehrzahl
ihrer Patienten für eine Diagnose ausreicht.
Ultraschall- (rechts) und Röntgenuntersuchungen (zweite Spalte rechts)
sind für Constanze Richter die beiden
wichtigsten bildgebenden Verfahren in
der rheumatologischen Praxis. Für
Spezialuntersuchungen, etwa eine
Computertomographie, schickt sie ihre
Patienten in eine radiologische Praxis.
B 19
Rheuma-B
Erst wenn die Diagnose sicher ist,
erarbeitet die Ärztin einen Therapieplan.
Hier erhält ein Patient mit einer schweren
Polyarthritis eine Infusion mit einem entzündungshemmenden Medikament.
„Für Spezialuntersuchungen habe ich einen
Radiologen zur Hand”, so Richter. Dort
kann sie beispielsweise computertomographische oder kernspintomographische Aufnahmen anfertigen lassen. Mit beiden Techniken lassen sich Gelenkstrukturen sehr
genau und darüber hinaus räumlich darstellen.
inzwischen auch mit anderen Kollegen
über den komplizierten Fall ausgetauscht
– diagnostizierte sie bei dem Mann das so
genannte Sneddon-Syndrom, eine sehr seltene Vaskulitisform.
Immer wieder kommen zu Constanze
Richter Patienten, die unter sehr seltenen
rheumatischen Erkrankungen leiden. Dazu
zählen besonders die Vaskulitiden, bei
denen sich kennzeichnenderweise die
Gefäße entzünden. So suchte beispielsweise ein 50-jähriger Mann ihre Praxis auf,
nachdem sein Hausarzt ihn ein Jahr lang
erfolglos behandelt hatte. Die Haut des
Patienten hatte sich entzündet, und Blutpfropfen hatten wiederholt seine Gefäße
verstopft. Außerdem klagte er über taube
Stellen an Armen und Beinen und über
Schmerzen in seinen Finger-, Zehen- und Ellbogengelenken. Den entscheidenden Hinweis erhielt die Ärztin in diesem Fall durch
einen auffälligen Laborbefund bei den Bluttests: „Es ließ sich ein ganz bestimmter
Typ von Antikörper nachweisen, der eine
erhöhte Gerinnungsfähigkeit seines Bluts
anzeigte”, erinnert sich die Rheumatologin. Nach acht Wochen – sie hatte sich
Da entzündliches Rheuma ein großes
Spektrum unterschiedlichster Krankheitsbilder umfasst und bei der Suche zudem noch
andere innere Erkrankungen berücksichtigt
werden müssen, verlangt die Diagnose viel
Fachkenntnis, Sorgfalt und Zeit. Doch eine
möglichst frühzeitige Diagnose ist oftmals
entscheidend; nur sie kann verhindern,
dass durch die Erkrankung Organe unwiderruflich geschädigt werden oder dass
ein Patient im schlimmsten Fall lebensbedrohlich erkrankt.
Darin sieht Constanze Richter eine große
Herausforderung für die ärztliche Versorgung von Rheumapatienten in Deutschland.
„Hierzulande”, urteilt die Ärztin, „ist die
Rheumabehandlung noch stark orthopädisch ausgerichtet.” Doch gerade Patienten mit entzündlichen Rheumaformen, bei
denen sich neben relativ harten Körperstrukturen wie Knorpel oder Knochen oft
auch Weichteile – etwa Muskeln, Haut
oder andere Organe – krankhaft verändern, seien stärker auf eine internistische
Behandlung angewiesen.
Um auf ihrem Gebiet stets auf dem Laufenden zu bleiben, nehmen sie oder ihr Kollege jedes Jahr an medizinischen Kongressen teil – zum Beispiel an dem jährlich
stattfindenden Kongress der US-amerikanischen Rheumatologen, zu dem sich jedes
Mal rund 6000 Wissenschaftler aus aller
Welt einfinden. „Dort erfährt man dann beispielsweise etwas über neue Behandlungsmethoden, die in klinischen Studien bereits
getestet wurden wie die Stammzelltherapie”, erzählt Constanze Richter. Mit dieser
Methode konnten Ärzte schon das Leben
von Patienten retten, deren Immunsystem
infolge ihrer rheumatischen Erkrankung
nicht mehr funktionsfähig war. Die Rheumatologin verfolgt solche Entwicklungen
sehr aufmerksam, denn sie weiß, irgendwann könnte auch einer ihrer Patienten
von solch neuen Entwicklungen profitieren.
B 20
10
11.12.2001, 9:55 Uhr
C
BEHANDLUNG
Ohne Medikamente?
– für Diana undenkbar
Nicht nur Erwachsene leiden unter entzündlichem Rheuma, auch viele Kinder und
Jugendliche sind davon betroffen. Liegt das
Alter der Patienten unter 16 Jahren, spricht
man von juvenilen chronischen Arthritiden.
Die 11-jährige Diana E. erkrankte zum Beispiel
bereits im Säuglingsalter. Trotz ständiger
Behandlung hat sich ihr Krankheitsbild zu
einer Polyarthritis verschlimmert. Ein neues
Medikament, das sie seit kurzem erhält und
gut zu wirken scheint, lässt sie und ihre
Eltern jedoch wieder hoffen.
Mühsam hebt Diana das linke Bein um
wenige Zentimeter vom Boden und senkt
es langsam wieder ab, danach wiederholt
sie die Übung mit dem rechten Bein. Ihr
Gesicht ist halb verdeckt. Sie liegt bäuchlings auf einer Wolldecke im Wohnzimmer,
den Kopf polstert ein Kissen ab. „Diese
Figur mach‘ ich gerne, denn die kann ich
am besten,” sagt die 11-Jährige und grinst.
Diana soll Hüfte und Wirbelsäule damit
beweglich halten und die Muskeln im Oberschenkel dehnen, erklärt ihre Mutter, die
auf einem Stuhl daneben sitzt. Diana richtet sich auf, greift nach einem Heftordner,
der alle ihre krankengymnastischen Übungen enthält, und blättert darin. Zweimal in
der Woche geht sie zur Behandlung, und
jeden Tag soll sie etwa eine Viertelstunde
selbst üben. „In letzter Zeit ist sie nur noch
mit Mühe dazu zu bewegen”, meint die
Mutter mit einem resignierenden Lächeln,
„sie hat keine Lust mehr”.
Man verschrieb Diana ein nicht kortisonhaltiges antirheumatisches Mittel, kurz
NSAR genannt, das die Schmerzen lindern
und die Entzündung in den Gelenken zum
Abklingen bringen sollte. Obwohl sie es
regelmäßig einnahm, verschlimmerte sich
die Krankheit. Als sie zwei Jahre alt war,
hatten sich auch ihre Sprunggelenke und
die mittleren Fingergelenke entzündet. Ein
Besuch beim Augenarzt ergab zudem, dass
die Regenbogenhaut ihres linken Auges
entzündet war – eine typische Begleiterscheinung der kindlichen Arthritisformen.
Diana erhielt Augentropfen mit dem entzündungshemmenden Wirkstoff Kortison.
Die Eltern waren inzwischen über den
Krankheitsverlauf bei ihrer Tochter sehr
beunruhigt und wandten sich deshalb an
die Kinderrheumaklinik in Garmisch-Partenkirchen. Das kleine Mädchen blieb dort
– wie schon in der Kinderklinik zuvor – für
mehrere Wochen; die Ärzte untersuchten
Diana leidet seit ihrer frühesten Kindheit es nochmals gründlich und stellten die bis
unter Rheuma. Sie war etwas über ein Jahr dahin eingenommenen Medikamente neu
alt und konnte schon laufen, als sie sich ein.
plötzlich nicht mehr auf ihre Beinchen stellen wollte. Der Orthopäde, den die Eltern
Sechs Jahre lang, jeweils im Frühjahr
aufsuchten, führte die vorhandene Schwel- und Herbst, ging nun Diana zusammen mit
lung in den Knien auf einen möglichen ihrer Mutter in die Klinik, damit die Ärzte
Sturz zurück. Doch der Hausarzt miss- den Krankheitsverlauf kontrollieren und sie
traute den Symptomen und überwies Diana möglichst gut behandeln konnten. Neben
eineinhalb Monate später an die nahe dem NSAR-Präparat, das sie weiterhin
gelegene Universitäts-Kinderklinik. Dort einnehmen musste, erhielt sie das Basiswurden unter anderem zahlreiche Blutun- therapeutikum Methotrexat (MTX), das die
tersuchungen und Ultraschallaufnahmen Abwehrreaktionen des Immunsystems
gemacht. Aufgrund des medizinischen dämpft und so ein weiteres Fortschreiten
Befunds schlossen die Ärzte andere Krank- der Entzündungen verhindern soll. Hin und
heitsbilder, die ebenfalls mit Gelenkschwel- wieder musste sie die Mittel wechseln,
lungen einhergehen, weitgehend aus. Ihre weil ihr davon übel wurde, oder sie bekam
erste Diagnose lautete: juvenile chronische MTX statt als Tabletten in besser verträgliArthritis.
cher Form mit der Spritze verabreicht.
C1
Rheuma-C
Diana litt in dieser Zeit häufig unter Infektionen. So entzündeten sich oft ihre Mandeln, bis diese schließlich entfernt wurden.
Außerdem erkrankte sie seit Babytagen
immer wieder an Mittelohrentzündung – einige ihrer Ärzte vermuten sogar, dass eine
solche frühe Infektion bei ihr das Rheuma
ausgelöst hat.
Seit einigen Wochen schöpfen die Eltern
allerdings wieder Hoffnung, dass sich das
Blatt vielleicht doch noch zum Guten wendet und die Krankheit nicht mehr weiter
fortschreitet. Denn Diana bekommt jetzt
ein neues Medikament als Basistherapeutikum, auf das sie sehr gut anspricht. Es
enthält den seit einiger Zeit zugelassenen
Wirkstoff Leflunomid. Innerhalb kurzer Zeit
Mit neun Jahren verschlechterte sich hat das Mittel dafür gesorgt hat, dass
Dianas Gesundheitszustand rapide. Immer die Entzündungswerte in ihrem Blut rapide
mehr Gelenke sowie die Halswirbelsäule gesunken sind.
entzündeten sich; häufig bildeten sich Ergüsse, etwa an den Hüften. Die oligoartiku- Nochmals einen Skiurlaub wie in diesem
läre Arthritis (oligo = wenige, articulus = Ge- Winter machen zu können, das wünscht
lenk) hatte sich allmählich zur Polyarthritis sich die ganze Familie. „Ich will auf jeden
(poly = viel) verschlimmert. Die Ärzte der Fall wieder Snowboard fahren, das macht
Kinder-Rheumaambulanz in der nahe gele- echt Spaß,” ruft Diana und lacht.
genen Universitätsstadt reagierten darauf,
indem sie Diana hohe Dosen an Kortison
verabreichten. Bis vor kurzem musste sie
das starke Medikament regelmäßig einnehmen, das als zusätzliche Nebenwirkung bei
Kindern das Wachstum hemmt.
Statt wie zu Beginn ihrer Schulzeit zu
den Großen zu gehören, ist sie nun eine
der Kleinsten in der Klasse. „Das belastet
sie sehr”, erläutert Frau E. Schließlich sei
es Diana sehr wichtig, dass sie unter den
anderen Mitschülern möglichst wenig auffalle. Daher will sie seit diesem Schuljahr
– Diana wechselte auf das Gymnasium –
auch ihre Handgelenksschienen nicht mehr
tragen, die Fehlstellungen vermeiden helfen. Nur ihre engsten Freunde dort wissen,
dass sie Rheuma hat.
C2
1
11.12.2001, 9:57 Uhr
C
BEHANDLUNG
Ohne Medikamente?
– für Diana undenkbar
Nicht nur Erwachsene leiden unter entzündlichem Rheuma, auch viele Kinder und
Jugendliche sind davon betroffen. Liegt das
Alter der Patienten unter 16 Jahren, spricht
man von juvenilen chronischen Arthritiden.
Die 11-jährige Diana E. erkrankte zum Beispiel
bereits im Säuglingsalter. Trotz ständiger
Behandlung hat sich ihr Krankheitsbild zu
einer Polyarthritis verschlimmert. Ein neues
Medikament, das sie seit kurzem erhält und
gut zu wirken scheint, lässt sie und ihre
Eltern jedoch wieder hoffen.
Mühsam hebt Diana das linke Bein um
wenige Zentimeter vom Boden und senkt
es langsam wieder ab, danach wiederholt
sie die Übung mit dem rechten Bein. Ihr
Gesicht ist halb verdeckt. Sie liegt bäuchlings auf einer Wolldecke im Wohnzimmer,
den Kopf polstert ein Kissen ab. „Diese
Figur mach‘ ich gerne, denn die kann ich
am besten,” sagt die 11-Jährige und grinst.
Diana soll Hüfte und Wirbelsäule damit
beweglich halten und die Muskeln im Oberschenkel dehnen, erklärt ihre Mutter, die
auf einem Stuhl daneben sitzt. Diana richtet sich auf, greift nach einem Heftordner,
der alle ihre krankengymnastischen Übungen enthält, und blättert darin. Zweimal in
der Woche geht sie zur Behandlung, und
jeden Tag soll sie etwa eine Viertelstunde
selbst üben. „In letzter Zeit ist sie nur noch
mit Mühe dazu zu bewegen”, meint die
Mutter mit einem resignierenden Lächeln,
„sie hat keine Lust mehr”.
Man verschrieb Diana ein nicht kortisonhaltiges antirheumatisches Mittel, kurz
NSAR genannt, das die Schmerzen lindern
und die Entzündung in den Gelenken zum
Abklingen bringen sollte. Obwohl sie es
regelmäßig einnahm, verschlimmerte sich
die Krankheit. Als sie zwei Jahre alt war,
hatten sich auch ihre Sprunggelenke und
die mittleren Fingergelenke entzündet. Ein
Besuch beim Augenarzt ergab zudem, dass
die Regenbogenhaut ihres linken Auges
entzündet war – eine typische Begleiterscheinung der kindlichen Arthritisformen.
Diana erhielt Augentropfen mit dem entzündungshemmenden Wirkstoff Kortison.
Die Eltern waren inzwischen über den
Krankheitsverlauf bei ihrer Tochter sehr
beunruhigt und wandten sich deshalb an
die Kinderrheumaklinik in Garmisch-Partenkirchen. Das kleine Mädchen blieb dort
– wie schon in der Kinderklinik zuvor – für
mehrere Wochen; die Ärzte untersuchten
Diana leidet seit ihrer frühesten Kindheit es nochmals gründlich und stellten die bis
unter Rheuma. Sie war etwas über ein Jahr dahin eingenommenen Medikamente neu
alt und konnte schon laufen, als sie sich ein.
plötzlich nicht mehr auf ihre Beinchen stellen wollte. Der Orthopäde, den die Eltern
Sechs Jahre lang, jeweils im Frühjahr
aufsuchten, führte die vorhandene Schwel- und Herbst, ging nun Diana zusammen mit
lung in den Knien auf einen möglichen ihrer Mutter in die Klinik, damit die Ärzte
Sturz zurück. Doch der Hausarzt miss- den Krankheitsverlauf kontrollieren und sie
traute den Symptomen und überwies Diana möglichst gut behandeln konnten. Neben
eineinhalb Monate später an die nahe dem NSAR-Präparat, das sie weiterhin
gelegene Universitäts-Kinderklinik. Dort einnehmen musste, erhielt sie das Basiswurden unter anderem zahlreiche Blutun- therapeutikum Methotrexat (MTX), das die
tersuchungen und Ultraschallaufnahmen Abwehrreaktionen des Immunsystems
gemacht. Aufgrund des medizinischen dämpft und so ein weiteres Fortschreiten
Befunds schlossen die Ärzte andere Krank- der Entzündungen verhindern soll. Hin und
heitsbilder, die ebenfalls mit Gelenkschwel- wieder musste sie die Mittel wechseln,
lungen einhergehen, weitgehend aus. Ihre weil ihr davon übel wurde, oder sie bekam
erste Diagnose lautete: juvenile chronische MTX statt als Tabletten in besser verträgliArthritis.
cher Form mit der Spritze verabreicht.
C1
Rheuma-C
Diana litt in dieser Zeit häufig unter Infektionen. So entzündeten sich oft ihre Mandeln, bis diese schließlich entfernt wurden.
Außerdem erkrankte sie seit Babytagen
immer wieder an Mittelohrentzündung – einige ihrer Ärzte vermuten sogar, dass eine
solche frühe Infektion bei ihr das Rheuma
ausgelöst hat.
Seit einigen Wochen schöpfen die Eltern
allerdings wieder Hoffnung, dass sich das
Blatt vielleicht doch noch zum Guten wendet und die Krankheit nicht mehr weiter
fortschreitet. Denn Diana bekommt jetzt
ein neues Medikament als Basistherapeutikum, auf das sie sehr gut anspricht. Es
enthält den seit einiger Zeit zugelassenen
Wirkstoff Leflunomid. Innerhalb kurzer Zeit
Mit neun Jahren verschlechterte sich hat das Mittel dafür gesorgt hat, dass
Dianas Gesundheitszustand rapide. Immer die Entzündungswerte in ihrem Blut rapide
mehr Gelenke sowie die Halswirbelsäule gesunken sind.
entzündeten sich; häufig bildeten sich Ergüsse, etwa an den Hüften. Die oligoartiku- Nochmals einen Skiurlaub wie in diesem
läre Arthritis (oligo = wenige, articulus = Ge- Winter machen zu können, das wünscht
lenk) hatte sich allmählich zur Polyarthritis sich die ganze Familie. „Ich will auf jeden
(poly = viel) verschlimmert. Die Ärzte der Fall wieder Snowboard fahren, das macht
Kinder-Rheumaambulanz in der nahe gele- echt Spaß,” ruft Diana und lacht.
genen Universitätsstadt reagierten darauf,
indem sie Diana hohe Dosen an Kortison
verabreichten. Bis vor kurzem musste sie
das starke Medikament regelmäßig einnehmen, das als zusätzliche Nebenwirkung bei
Kindern das Wachstum hemmt.
Statt wie zu Beginn ihrer Schulzeit zu
den Großen zu gehören, ist sie nun eine
der Kleinsten in der Klasse. „Das belastet
sie sehr”, erläutert Frau E. Schließlich sei
es Diana sehr wichtig, dass sie unter den
anderen Mitschülern möglichst wenig auffalle. Daher will sie seit diesem Schuljahr
– Diana wechselte auf das Gymnasium –
auch ihre Handgelenksschienen nicht mehr
tragen, die Fehlstellungen vermeiden helfen. Nur ihre engsten Freunde dort wissen,
dass sie Rheuma hat.
C2
1
11.12.2001, 9:57 Uhr
Ist Rheuma heilbar?
Diese Frage kann kein Mediziner allgemein gültig beantworten. Zu groß ist die Vielfalt der rheumatischen Erkrankungen, zu
unterschiedlich sind die Ursachen, die Verlaufsformen und die Schadensvorgänge in
den jeweils betroffenen Körpergeweben.
auf die Krankheitsursache, sondern auf deren Begleiterscheinungen oder Symptome
abzielt, sprechen Mediziner von symptomatischer Therapie. Ein Beispiel hierfür ist
die Behandlung von Kopfschmerzen mit
entsprechenden Präparaten: Diese lindern
zwar den Schmerz und verbessern dadurch
Außerdem knüpft die Medizin an den Be- das Befinden des Patienten, doch die
griff der Heilung einen sehr hohen Anspruch. Schmerzursachen beseitigen sie nicht.
Als heilbar gilt demnach eine Krankheit
erst dann, wenn sich deren Ursache erfolg- Die Behandlungsmöglichkeiten für die
reich behandeln lässt. Eine Lungenentzün- meisten rheumatischen Erkrankungen fallen
dung beispielsweise ist heilbar; der Patient in diese zweite Kategorie der symptomanimmt ein Antibiotikum ein, das die bakteri- tischen Therapien. Sie zielen darauf ab,
ellen Verursacher der Infektion abtötet.
die Krankheitsfolgen zu verringern: Medikamente sollen etwa die Schmerzen lindern,
Bis heute können Mediziner nur die Entzündungsprozesse stoppen oder immuwenigsten Krankheiten in diesem strengen nologische Fehlreaktionen beeinflussen;
Sinn heilen. Dennoch lassen sich viele erfolg- Physiotherapien oder Operationen sollen
reich behandeln – die Therapie bremst geschädigte Gelenke wieder beweglicher
die Krankheitsprozesse oder mildert deren und belastbarer machen, eine Ergo- oder
eine Psychotherapie soll dem Patienten
den Umgang mit seiner Krankheit im Alltag
erleichtern.
Medikamente
Heilbar – im strengen Wortsinn – sind
lediglich die infektiösen Rheumaformen,
und zwar mit Antibiotika, die den Gelenkschmerz auslösenden Erreger vernichten.
Operative Therapie
Da jedoch die Ursachen der meisten rheumatischen Erkrankungen noch unbekannt
sind, gelingt es in der Regel nicht, sie gänzlich zum Verschwinden zu bringen – sie
können sich daher chronisch über viele
Psychotherapie
Jahre hinweg ausprägen.
Rehabilitation
Rheuma
Ernährung
Patientenschulung
Physikalische Therapie
Ergo- und Beschäftigungstherapie
So unterschiedlich wie die Formen
des Rheumas sind die Behandlungsansätze. Die Therapie von Rheumakranken setzt sich daher je nach Einzelfall aus verschiedenen Maßnahmen
zusammen. Diese stellt der Arzt im
Behandlungsplan zusammen.
Folgen und hilft den Patienten, „mit der
Krankheit zu leben”; sie spüren von ihrer
Krankheit möglichst wenig, und ihr Wohlbefinden ist gar nicht oder kaum beeinträchtigt. Da eine solche Behandlung nicht
C3
Rheuma-C
Kuraufenthalt
Dank vieler Fortschritte in der Rheumatherapie gelang es jedoch in den vergangenen Jahren, den Patienten neue, in vielen
Fällen spürbar wirkungsvollere Therapien
anzubieten. Selbst sehr schwere, in Einzelfällen sonst sogar tödliche Krankheitsverläufe lassen sich heute gut behandeln. Und
die Rheumaforschung schreitet voran: Wissenschaftler können inzwischen die Schadensabläufe bis auf die molekulare Ebene
verfolgen. Damit besteht die Chance, deren
Ursachen zu entschlüsseln. Mit diesem
Wissen – so die berechtigte Hoffnung –
könnte es eines Tages gelingen, auch diese
Krankheiten zu heilen.
Jede der mehr als 400 Rheumaformen
erfordert eine spezifische Behandlung mit
einem oder mehreren Arzneimitteln, die
gegen diese Krankheitsgruppe entwickelt
wurden. Aus diesem Grund ist bei jedem
Rheumapatienten eine präzise Diagnose
unverzichtbar, damit der Arzt mit einem individuell zugeschnittenen Behandlungsplan
langfristig Linderung verschaffen kann.
Bei letzteren Krankheiten kommen oft auch
spannungslösende Muskelrelaxantien zum
Einsatz.
Welche Medikamente
helfen bei Rheuma?
Die „nur” symptomatische Wirkweise der
Analgetika darf man nicht gering schätzen:
Zum einen erleben viele Rheumakranke den
Schmerz als die schlimmste Begleiterscheinung ihrer Krankheit, zum andern ist die
Schmerzlinderung häufig eine Voraussetzung
Die schier unüberschaubare Fülle der dafür, andere Therapien – etwa krankengymRheumamedikamente lässt sich zwei Grup- nastische Übungen – anwenden zu können.
pen zuordnen:
Analgetika unterscheiden sich in der Wirk• Symptomatisch wirkende Arzneimittel
stärke wie in der Schwere ihrer Nebenwirlindern Schmerzen oder hemmen Entkungen. Aus diesem Grund ist es wichtig,
zündungen. Hierzu zählen Schmerzmit- ein adäquates Schmerzmittel zu finden, das
tel (Analgetika), Arzneimittel, die Musdann angemessen dosiert wird. Der Grundkelverspannungen lösen (Muskelrelasatz hierfür lautet: So viel wie nötig, aber so
xantien), und entzündungshemmende
wenig wie möglich. Um die Menge und EinSubstanzen (Antiphlogistika sowie Glu- nahmedauer von Analgetika zu minimieren,
kokortikoide). Ihre Wirkung tritt relativ
empfiehlt es sich, zusätzlich nicht medikaschnell ein.
mentöse Strategien der Schmerzbewältigung anzuwenden.
• Krankheitsbeeinflussende Medikamente
– sie werden auch als Basistherapeutika
Entzündungshemmende Medikamente linbezeichnet – sind langsam wirkende
dern in den meisten Fällen ebenfalls SchmerSubstanzen, mit denen man versucht,
zen, wirken jedoch anders als Analgetika.
bestimmte, mit der Krankheit einherSie greifen nämlich in die biochemische
gehende Schadensprozesse im Körper oder immunologische Kaskade der Entzünpositiv zu beeinflussen. Viele Basisthe- dungsvorgänge im Körper ein. In erster Linie
rapeutika wirken beispielsweise auf
sollen sie diese Prozesse stoppen; dadurch
das Immunsystem ein.
wirken sie auch schmerzlindernd.
Den Schmerz lindern –
Entzündungen stoppen
Zu den schmerzlindernden Medikamenten oder Analgetika zählen Wirkstoffe wie
Paracetamol oder die Gruppe der Pyrazolone.
Sie dämpfen auf verschiedene Weise die
Schmerzempfindung, indem sie etwa die
Schmerzrezeptoren im Körper blockieren. Sie
dienen in der Rheumatherapie in der Regel
als Zusatzpräparate, die mit anderen Medikamenten kombiniert angewendet werden.
Lediglich bei degenerativen Rheumaformen
wie der Arthrose und bei weichteilrheumatischen Erkrankungen werden sie zur akuten
Behandlung als Ersttherapeutika eingesetzt.
Hinsichtlich der Wirkansätze lassen sich
zwei Gruppen von entzündungshemmenden
Medikamenten unterscheiden: die so genannten Glukokortikoide – chemisch synthetisierte Substanzen, die sich vom körpereigenen Steroidhormon Kortison ableiten lassen –
und die Antiphlogistika oder nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), also Substanzen,
die nicht mit Kortison verwandt sind. Der
bekannteste Wirkstoff aus dieser Gruppe ist
die Acetylsalicylsäure (ASS), der Inhaltsstoff,
aus dem etwa auch das Produkt Aspirin
besteht. In der Regel werden NSAR bei entzündlichen Rheumaformen zuerst eingesetzt,
während der Arzt Kortisonpräparate meist
erst dann verwendet, wenn erstere sich als
nicht ausreichend wirksam erwiesen haben.
C4
2
11.12.2001, 9:57 Uhr
Ist Rheuma heilbar?
Diese Frage kann kein Mediziner allgemein gültig beantworten. Zu groß ist die Vielfalt der rheumatischen Erkrankungen, zu
unterschiedlich sind die Ursachen, die Verlaufsformen und die Schadensvorgänge in
den jeweils betroffenen Körpergeweben.
auf die Krankheitsursache, sondern auf deren Begleiterscheinungen oder Symptome
abzielt, sprechen Mediziner von symptomatischer Therapie. Ein Beispiel hierfür ist
die Behandlung von Kopfschmerzen mit
entsprechenden Präparaten: Diese lindern
zwar den Schmerz und verbessern dadurch
Außerdem knüpft die Medizin an den Be- das Befinden des Patienten, doch die
griff der Heilung einen sehr hohen Anspruch. Schmerzursachen beseitigen sie nicht.
Als heilbar gilt demnach eine Krankheit
erst dann, wenn sich deren Ursache erfolg- Die Behandlungsmöglichkeiten für die
reich behandeln lässt. Eine Lungenentzün- meisten rheumatischen Erkrankungen fallen
dung beispielsweise ist heilbar; der Patient in diese zweite Kategorie der symptomanimmt ein Antibiotikum ein, das die bakteri- tischen Therapien. Sie zielen darauf ab,
ellen Verursacher der Infektion abtötet.
die Krankheitsfolgen zu verringern: Medikamente sollen etwa die Schmerzen lindern,
Bis heute können Mediziner nur die Entzündungsprozesse stoppen oder immuwenigsten Krankheiten in diesem strengen nologische Fehlreaktionen beeinflussen;
Sinn heilen. Dennoch lassen sich viele erfolg- Physiotherapien oder Operationen sollen
reich behandeln – die Therapie bremst geschädigte Gelenke wieder beweglicher
die Krankheitsprozesse oder mildert deren und belastbarer machen, eine Ergo- oder
eine Psychotherapie soll dem Patienten
den Umgang mit seiner Krankheit im Alltag
erleichtern.
Medikamente
Heilbar – im strengen Wortsinn – sind
lediglich die infektiösen Rheumaformen,
und zwar mit Antibiotika, die den Gelenkschmerz auslösenden Erreger vernichten.
Operative Therapie
Da jedoch die Ursachen der meisten rheumatischen Erkrankungen noch unbekannt
sind, gelingt es in der Regel nicht, sie gänzlich zum Verschwinden zu bringen – sie
können sich daher chronisch über viele
Psychotherapie
Jahre hinweg ausprägen.
Rehabilitation
Rheuma
Ernährung
Patientenschulung
Physikalische Therapie
Ergo- und Beschäftigungstherapie
So unterschiedlich wie die Formen
des Rheumas sind die Behandlungsansätze. Die Therapie von Rheumakranken setzt sich daher je nach Einzelfall aus verschiedenen Maßnahmen
zusammen. Diese stellt der Arzt im
Behandlungsplan zusammen.
Folgen und hilft den Patienten, „mit der
Krankheit zu leben”; sie spüren von ihrer
Krankheit möglichst wenig, und ihr Wohlbefinden ist gar nicht oder kaum beeinträchtigt. Da eine solche Behandlung nicht
C3
Rheuma-C
Kuraufenthalt
Dank vieler Fortschritte in der Rheumatherapie gelang es jedoch in den vergangenen Jahren, den Patienten neue, in vielen
Fällen spürbar wirkungsvollere Therapien
anzubieten. Selbst sehr schwere, in Einzelfällen sonst sogar tödliche Krankheitsverläufe lassen sich heute gut behandeln. Und
die Rheumaforschung schreitet voran: Wissenschaftler können inzwischen die Schadensabläufe bis auf die molekulare Ebene
verfolgen. Damit besteht die Chance, deren
Ursachen zu entschlüsseln. Mit diesem
Wissen – so die berechtigte Hoffnung –
könnte es eines Tages gelingen, auch diese
Krankheiten zu heilen.
Jede der mehr als 400 Rheumaformen
erfordert eine spezifische Behandlung mit
einem oder mehreren Arzneimitteln, die
gegen diese Krankheitsgruppe entwickelt
wurden. Aus diesem Grund ist bei jedem
Rheumapatienten eine präzise Diagnose
unverzichtbar, damit der Arzt mit einem individuell zugeschnittenen Behandlungsplan
langfristig Linderung verschaffen kann.
Bei letzteren Krankheiten kommen oft auch
spannungslösende Muskelrelaxantien zum
Einsatz.
Welche Medikamente
helfen bei Rheuma?
Die „nur” symptomatische Wirkweise der
Analgetika darf man nicht gering schätzen:
Zum einen erleben viele Rheumakranke den
Schmerz als die schlimmste Begleiterscheinung ihrer Krankheit, zum andern ist die
Schmerzlinderung häufig eine Voraussetzung
Die schier unüberschaubare Fülle der dafür, andere Therapien – etwa krankengymRheumamedikamente lässt sich zwei Grup- nastische Übungen – anwenden zu können.
pen zuordnen:
Analgetika unterscheiden sich in der Wirk• Symptomatisch wirkende Arzneimittel
stärke wie in der Schwere ihrer Nebenwirlindern Schmerzen oder hemmen Entkungen. Aus diesem Grund ist es wichtig,
zündungen. Hierzu zählen Schmerzmit- ein adäquates Schmerzmittel zu finden, das
tel (Analgetika), Arzneimittel, die Musdann angemessen dosiert wird. Der Grundkelverspannungen lösen (Muskelrelasatz hierfür lautet: So viel wie nötig, aber so
xantien), und entzündungshemmende
wenig wie möglich. Um die Menge und EinSubstanzen (Antiphlogistika sowie Glu- nahmedauer von Analgetika zu minimieren,
kokortikoide). Ihre Wirkung tritt relativ
empfiehlt es sich, zusätzlich nicht medikaschnell ein.
mentöse Strategien der Schmerzbewältigung anzuwenden.
• Krankheitsbeeinflussende Medikamente
– sie werden auch als Basistherapeutika
Entzündungshemmende Medikamente linbezeichnet – sind langsam wirkende
dern in den meisten Fällen ebenfalls SchmerSubstanzen, mit denen man versucht,
zen, wirken jedoch anders als Analgetika.
bestimmte, mit der Krankheit einherSie greifen nämlich in die biochemische
gehende Schadensprozesse im Körper oder immunologische Kaskade der Entzünpositiv zu beeinflussen. Viele Basisthe- dungsvorgänge im Körper ein. In erster Linie
rapeutika wirken beispielsweise auf
sollen sie diese Prozesse stoppen; dadurch
das Immunsystem ein.
wirken sie auch schmerzlindernd.
Den Schmerz lindern –
Entzündungen stoppen
Zu den schmerzlindernden Medikamenten oder Analgetika zählen Wirkstoffe wie
Paracetamol oder die Gruppe der Pyrazolone.
Sie dämpfen auf verschiedene Weise die
Schmerzempfindung, indem sie etwa die
Schmerzrezeptoren im Körper blockieren. Sie
dienen in der Rheumatherapie in der Regel
als Zusatzpräparate, die mit anderen Medikamenten kombiniert angewendet werden.
Lediglich bei degenerativen Rheumaformen
wie der Arthrose und bei weichteilrheumatischen Erkrankungen werden sie zur akuten
Behandlung als Ersttherapeutika eingesetzt.
Hinsichtlich der Wirkansätze lassen sich
zwei Gruppen von entzündungshemmenden
Medikamenten unterscheiden: die so genannten Glukokortikoide – chemisch synthetisierte Substanzen, die sich vom körpereigenen Steroidhormon Kortison ableiten lassen –
und die Antiphlogistika oder nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), also Substanzen,
die nicht mit Kortison verwandt sind. Der
bekannteste Wirkstoff aus dieser Gruppe ist
die Acetylsalicylsäure (ASS), der Inhaltsstoff,
aus dem etwa auch das Produkt Aspirin
besteht. In der Regel werden NSAR bei entzündlichen Rheumaformen zuerst eingesetzt,
während der Arzt Kortisonpräparate meist
erst dann verwendet, wenn erstere sich als
nicht ausreichend wirksam erwiesen haben.
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11.12.2001, 9:57 Uhr
Welche Medikamente
helfen bei Rheuma?
NSAR greifen in die biochemische Kaskade der Entzündung ein, indem sie ein bestimmtes Enzym – es heißt Cyclooxygenase
(COX) – hemmen. Dadurch bremsen sie einen
wichtigen Entzündungsvorgang, nämlich die
Bildung von so genannten Prostaglandinen
im Körper, die vor allem für den typischen Entzündungsschmerz verantwortlich sind. Kortison-Präparate beeinflussen demgegenüber
die Prozesse der Körperabwehr bei einer
Entzündung, indem sie zum Beispiel entzündungsfördernde weiße Blutzellen – bestimmte Leukozyten – und Makrophagen hemmen.
Das Spektrum der Nebenwirkungen von
Kortisonpräparaten reicht von Hautveränderungen über psychische Störungen, Augenprobleme bis zur Zuckerkrankheit und
Immunschwäche. Da medikamentöse Kortisongaben die körpereigene Produktion dieses Hormons bremsen, ist es unbedingt
erforderlich, ein ganz bestimmtes Einnahmeschema einzuhalten. So darf der Patient
Kortison-Präparate beispielsweise nicht
schlagartig absetzen. Vielmehr muss er
ihre Dosis schrittweise immer weiter verringern, damit der Körper die Eigenproduktion dieses lebenswichtigen Hormons wieBeide Gruppen entzündungshemmender der ankurbeln kann. Man spricht hier von
Medikamente haben jeweils unterschiedli- ausschleichender Dosierung.
che Nebenwirkungen. NSAR beeinträchtigen
die Schutzfunktion der Magenschleimhaut
Beide Gruppen entzündungshemmender
und begünstigen dadurch das Auftreten von Medikamente sorgen bei vielen RheumaBlutungen und die Bildung von Geschwü- patienten für eine spürbare Linderung. In
ren. Außerdem beeinflussen sie das Blut- jedem Einzelfall müssen Arzt und Patient
gerinnungssystem sowie die Blutbildung, dabei abwägen, welchen Nutzen der Einund sie belasten die Leber und vor allem satz eines Mittels bietet und welches Risiko
die Nieren. Fachleute schätzen, dass bei mit seiner Einnahme verbunden ist. Der Arzt
zehn bis 15 Prozent aller Nierenkranken, muss dazu die medikamentöse Therapie
die sich einer Dialyse unterziehen müssen, sorgfältig überwachen, um etwa drohende,
der Organschaden durch die missbräuch- schwere Nebenwirkungen frühzeitig zu erliche Einnahme solcher Schmerzmittel ent- kennen. Ebenso wichtig ist jedoch, dass der
stand. Obwohl NSAR-Präparate nicht ver- Patient möglichst nicht vom ausgearbeiteschreibungspflichtig sind, sollte man sie ten Einnahmeschema abweicht und den
daher keinesfalls über längere Zeit hinweg Arzt sofort über eine beobachtete Begleitohne ärztliche Kontrolle einnehmen.
erscheinung der Therapie unterrichtet. Nur
dann gelingt es, eine für den Patienten sichere und wirksame Behandlung zu finden.
Die neue Medikamentengruppe der so
genannten COX-2-Inhibitoren hemmt
spezifisch das körpereigene Enzym Cyclooxygenase-2, das bei entzündlichen Vorgängen im Körper eine Schlüsselrolle
spielt. Die Entschlüsselung der molekularen Vorgänge bei einer Entzündung
erlaubt es, Medikamente zu entwickeln,
die immer selektiver wirken und daher
geringere Nebenwirkungen zeigen.
gemeinsames Ausgangsprodukt:
Arachidonsäure
Glukokortikoide
(z.B. Kortison)
Stopp
Stopp
Stopp
COX-1
Stopp
COX-2
nicht-steroidale
antirheumatische Medikamente
(z.B. Acetylsalicylsäure)
wichtige Funktionen im
fördert
Magen-Darm-Trakt,
Entzündungen
den Nieren und für
Blutplättchen
C5
Rheuma-C
COX-2Hemmstoffe
Die Gruppe der nichtsteroidalen Entzündungshemmstoffe ist in jüngster Zeit durch
Substanzen erweitert worden, die aufgrund
ihrer spezifischeren Wirkung geringere
Nebenwirkungen aufzuweisen scheinen. Es
handelt sich dabei um die so genannten
COX-2-Hemmstoffe oder -Inhibitoren, die in
den Medien auch als „Super-Aspirine” für
Furore sorgten. Sie hemmen sehr selektiv
eine Unterform des Enzyms Cyclooxygenase, das als COX-2 bezeichnet wird.
Vor einigen Jahren stellte sich nämlich
heraus, dass dieses Enzym in zwei Spielarten – COX-1 und COX-2 – vorliegt. Bisherige
Entzündungshemmer wirken – wenn auch
jeweils unterschiedlich stark – auf beide
Enzymformen, was einen Teil der Nebenwirkungen bedingt. Während nämlich
die COX-2-Hemmung für den erwünschten
entzündungsbremsenden und schmerzlindernden Effekt sorgt, blockiert die COX-1Hemmung wichtige Stoffwechselvorgänge
und Schutzmechanismen, etwa in der
Magenschleimhaut.
bekämpfen, sondern den Krankheitsverlauf
als Ganzes mildern will – letztlich sogar zur
Ursache der Erkrankung vorstoßen möchte.
Dies, nämlich eine Heilung im strengen Sinn,
ist das Fernziel. Der Wirkansatz der Basistherapeutika liegt damit zwischen dem eines
rein symptomatisch wirkenden Arzneimittels und dem eines „echten” Heilmittels.
Die Gruppe der Basistherapeutika umfasst mehr als ein Dutzend verschiedener
Wirkstoffe, die sich hinsichtlich ihrer Wirkweise stark unterscheiden. Viele von ihnen
wurden übrigens ursprünglich nicht als
Durch die selektive Wirkung der COX-2- Rheumamedikamente entwickelt.
Hemmer lassen sich nun die sonst in Kauf
Das Basistherapeutikum Hydrochloroquin
zu nehmenden Nebenwirkungen auf den
Magen-Darm-Trakt reduzieren. Andere Ne- etwa ist ein Antimalariamittel; Substanzen
benwirkungen, etwa auf Leber und Niere, wie Cyclophosphamid, Methotrexat (MTX)
können indes auch bei COX-2-Hemmern auf- oder Cyclosporin wirken hemmend auf das
treten. Dennoch zeigen die bisherigen Erfah- Immunsystem. Sie wurden zunächst für die
rungen, dass vor allem jene Patienten von Behandlung verschiedener Krebstypen bezieCOX-2-Hemmern profitieren, bei denen die hungsweise für die Transplantationsmedizin
Einnahme von unspezifischer wirkenden entwickelt. Sie erwiesen sich jedoch gerade
COX-Hemmern zu schweren Nebenwirkun- bei entzündlichen Rheumaformen als sehr
gen geführt hat. Allerdings sind COX-2-Hem- hilfreich. Mit MTX, dem zurzeit am häufigsmer auch um ein Mehrfaches teurer als die ten eingesetzten Basistherapeutikum, gelingt
es zum Beispiel, die Bildung entzündungsbisherigen Medikamente dieser Gruppe.
fördernder Botenstoffe wie Interleukin-1 zu
bremsen. Immerhin 70 Prozent der mit MTX
Krankheitsprozesse günstig
behandelten Patienten mit chronischer Polyarthritis profitieren von diesem Medikament.
beeinflussen
Die so genannten Basistherapeutika bilden eine chemisch sehr heterogene Gruppe
von Rheumamedikamenten, denen zwei
Eigenschaften gemein sind: Sie entfalten
ihre Wirkung erst nach mehreren Wochen
oder gar Monaten, und sie zielen darauf ab,
den Krankheitsprozess günstig zu beeinflussen. Der Name „Basistherapeutika” ist
zwar sehr verbreitet, aber etwas irreführend, da diese Medikamente in der Regel
nicht allein und selten bereits zu Beginn
einer Erkrankung eingesetzt werden. Der
englische Begriff „disease modifying drugs”
(DMD) – zu Deutsch etwa: „krankheitsbeeinflussende Medikamente” – mag zwar etwas
unscharf sein, trifft jedoch ihre Wirkweise
besser. Er drückt aus, dass man mit diesen
Substanzen nicht nur einzelne Symptome
Mit entzündungshemmenden
Medikamenten lassen sich Schmerzen
oft akut lindern. Die Behandlung mit
Basistherapeutika verschafft dem Patienten demgegenüber meist erst nach einiger Zeit Linderung. Sie sollen langfristig
wirken, indem sie den Krankheitsprozess günstig beeinflussen.
Eine Antwort auf die Frage, ob einem
Rheumapatienten Basistherapeutika überhaupt helfen und, falls ja, auf welchen
Wirkstoff er am besten anspricht, erhält
man oft nur durch praktisches Ausprobieren. Die Wahl des richtigen Medikaments
setzt dabei vom Arzt große Erfahrung und
vor allem eine möglichst sichere Diagnose
voraus. Bevor diese nicht vorliegt, ist es
in der Regel kaum sinnvoll, ein Basistherapeutikum einzusetzen. Umgekehrt gilt: Je
frühzeitiger im Krankheitsverlauf Basistherapeutika verwendet werden, desto größer
sind die Chancen, ihn günstig zu beeinflussen. Erneut zeigt sich, wie wichtig eine
möglichst schnelle und sichere Diagnose
ist, auf die dann umgehend eine konsequente Behandlung folgt.
C6
3
11.12.2001, 9:58 Uhr
Welche Medikamente
helfen bei Rheuma?
NSAR greifen in die biochemische Kaskade der Entzündung ein, indem sie ein bestimmtes Enzym – es heißt Cyclooxygenase
(COX) – hemmen. Dadurch bremsen sie einen
wichtigen Entzündungsvorgang, nämlich die
Bildung von so genannten Prostaglandinen
im Körper, die vor allem für den typischen Entzündungsschmerz verantwortlich sind. Kortison-Präparate beeinflussen demgegenüber
die Prozesse der Körperabwehr bei einer
Entzündung, indem sie zum Beispiel entzündungsfördernde weiße Blutzellen – bestimmte Leukozyten – und Makrophagen hemmen.
Das Spektrum der Nebenwirkungen von
Kortisonpräparaten reicht von Hautveränderungen über psychische Störungen, Augenprobleme bis zur Zuckerkrankheit und
Immunschwäche. Da medikamentöse Kortisongaben die körpereigene Produktion dieses Hormons bremsen, ist es unbedingt
erforderlich, ein ganz bestimmtes Einnahmeschema einzuhalten. So darf der Patient
Kortison-Präparate beispielsweise nicht
schlagartig absetzen. Vielmehr muss er
ihre Dosis schrittweise immer weiter verringern, damit der Körper die Eigenproduktion dieses lebenswichtigen Hormons wieBeide Gruppen entzündungshemmender der ankurbeln kann. Man spricht hier von
Medikamente haben jeweils unterschiedli- ausschleichender Dosierung.
che Nebenwirkungen. NSAR beeinträchtigen
die Schutzfunktion der Magenschleimhaut
Beide Gruppen entzündungshemmender
und begünstigen dadurch das Auftreten von Medikamente sorgen bei vielen RheumaBlutungen und die Bildung von Geschwü- patienten für eine spürbare Linderung. In
ren. Außerdem beeinflussen sie das Blut- jedem Einzelfall müssen Arzt und Patient
gerinnungssystem sowie die Blutbildung, dabei abwägen, welchen Nutzen der Einund sie belasten die Leber und vor allem satz eines Mittels bietet und welches Risiko
die Nieren. Fachleute schätzen, dass bei mit seiner Einnahme verbunden ist. Der Arzt
zehn bis 15 Prozent aller Nierenkranken, muss dazu die medikamentöse Therapie
die sich einer Dialyse unterziehen müssen, sorgfältig überwachen, um etwa drohende,
der Organschaden durch die missbräuch- schwere Nebenwirkungen frühzeitig zu erliche Einnahme solcher Schmerzmittel ent- kennen. Ebenso wichtig ist jedoch, dass der
stand. Obwohl NSAR-Präparate nicht ver- Patient möglichst nicht vom ausgearbeiteschreibungspflichtig sind, sollte man sie ten Einnahmeschema abweicht und den
daher keinesfalls über längere Zeit hinweg Arzt sofort über eine beobachtete Begleitohne ärztliche Kontrolle einnehmen.
erscheinung der Therapie unterrichtet. Nur
dann gelingt es, eine für den Patienten sichere und wirksame Behandlung zu finden.
Die neue Medikamentengruppe der so
genannten COX-2-Inhibitoren hemmt
spezifisch das körpereigene Enzym Cyclooxygenase-2, das bei entzündlichen Vorgängen im Körper eine Schlüsselrolle
spielt. Die Entschlüsselung der molekularen Vorgänge bei einer Entzündung
erlaubt es, Medikamente zu entwickeln,
die immer selektiver wirken und daher
geringere Nebenwirkungen zeigen.
gemeinsames Ausgangsprodukt:
Arachidonsäure
Glukokortikoide
(z.B. Kortison)
Stopp
Stopp
Stopp
COX-1
Stopp
COX-2
nicht-steroidale
antirheumatische Medikamente
(z.B. Acetylsalicylsäure)
wichtige Funktionen im
fördert
Magen-Darm-Trakt,
Entzündungen
den Nieren und für
Blutplättchen
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Rheuma-C
COX-2Hemmstoffe
Die Gruppe der nichtsteroidalen Entzündungshemmstoffe ist in jüngster Zeit durch
Substanzen erweitert worden, die aufgrund
ihrer spezifischeren Wirkung geringere
Nebenwirkungen aufzuweisen scheinen. Es
handelt sich dabei um die so genannten
COX-2-Hemmstoffe oder -Inhibitoren, die in
den Medien auch als „Super-Aspirine” für
Furore sorgten. Sie hemmen sehr selektiv
eine Unterform des Enzyms Cyclooxygenase, das als COX-2 bezeichnet wird.
Vor einigen Jahren stellte sich nämlich
heraus, dass dieses Enzym in zwei Spielarten – COX-1 und COX-2 – vorliegt. Bisherige
Entzündungshemmer wirken – wenn auch
jeweils unterschiedlich stark – auf beide
Enzymformen, was einen Teil der Nebenwirkungen bedingt. Während nämlich
die COX-2-Hemmung für den erwünschten
entzündungsbremsenden und schmerzlindernden Effekt sorgt, blockiert die COX-1Hemmung wichtige Stoffwechselvorgänge
und Schutzmechanismen, etwa in der
Magenschleimhaut.
bekämpfen, sondern den Krankheitsverlauf
als Ganzes mildern will – letztlich sogar zur
Ursache der Erkrankung vorstoßen möchte.
Dies, nämlich eine Heilung im strengen Sinn,
ist das Fernziel. Der Wirkansatz der Basistherapeutika liegt damit zwischen dem eines
rein symptomatisch wirkenden Arzneimittels und dem eines „echten” Heilmittels.
Die Gruppe der Basistherapeutika umfasst mehr als ein Dutzend verschiedener
Wirkstoffe, die sich hinsichtlich ihrer Wirkweise stark unterscheiden. Viele von ihnen
wurden übrigens ursprünglich nicht als
Durch die selektive Wirkung der COX-2- Rheumamedikamente entwickelt.
Hemmer lassen sich nun die sonst in Kauf
Das Basistherapeutikum Hydrochloroquin
zu nehmenden Nebenwirkungen auf den
Magen-Darm-Trakt reduzieren. Andere Ne- etwa ist ein Antimalariamittel; Substanzen
benwirkungen, etwa auf Leber und Niere, wie Cyclophosphamid, Methotrexat (MTX)
können indes auch bei COX-2-Hemmern auf- oder Cyclosporin wirken hemmend auf das
treten. Dennoch zeigen die bisherigen Erfah- Immunsystem. Sie wurden zunächst für die
rungen, dass vor allem jene Patienten von Behandlung verschiedener Krebstypen bezieCOX-2-Hemmern profitieren, bei denen die hungsweise für die Transplantationsmedizin
Einnahme von unspezifischer wirkenden entwickelt. Sie erwiesen sich jedoch gerade
COX-Hemmern zu schweren Nebenwirkun- bei entzündlichen Rheumaformen als sehr
gen geführt hat. Allerdings sind COX-2-Hem- hilfreich. Mit MTX, dem zurzeit am häufigsmer auch um ein Mehrfaches teurer als die ten eingesetzten Basistherapeutikum, gelingt
es zum Beispiel, die Bildung entzündungsbisherigen Medikamente dieser Gruppe.
fördernder Botenstoffe wie Interleukin-1 zu
bremsen. Immerhin 70 Prozent der mit MTX
Krankheitsprozesse günstig
behandelten Patienten mit chronischer Polyarthritis profitieren von diesem Medikament.
beeinflussen
Die so genannten Basistherapeutika bilden eine chemisch sehr heterogene Gruppe
von Rheumamedikamenten, denen zwei
Eigenschaften gemein sind: Sie entfalten
ihre Wirkung erst nach mehreren Wochen
oder gar Monaten, und sie zielen darauf ab,
den Krankheitsprozess günstig zu beeinflussen. Der Name „Basistherapeutika” ist
zwar sehr verbreitet, aber etwas irreführend, da diese Medikamente in der Regel
nicht allein und selten bereits zu Beginn
einer Erkrankung eingesetzt werden. Der
englische Begriff „disease modifying drugs”
(DMD) – zu Deutsch etwa: „krankheitsbeeinflussende Medikamente” – mag zwar etwas
unscharf sein, trifft jedoch ihre Wirkweise
besser. Er drückt aus, dass man mit diesen
Substanzen nicht nur einzelne Symptome
Mit entzündungshemmenden
Medikamenten lassen sich Schmerzen
oft akut lindern. Die Behandlung mit
Basistherapeutika verschafft dem Patienten demgegenüber meist erst nach einiger Zeit Linderung. Sie sollen langfristig
wirken, indem sie den Krankheitsprozess günstig beeinflussen.
Eine Antwort auf die Frage, ob einem
Rheumapatienten Basistherapeutika überhaupt helfen und, falls ja, auf welchen
Wirkstoff er am besten anspricht, erhält
man oft nur durch praktisches Ausprobieren. Die Wahl des richtigen Medikaments
setzt dabei vom Arzt große Erfahrung und
vor allem eine möglichst sichere Diagnose
voraus. Bevor diese nicht vorliegt, ist es
in der Regel kaum sinnvoll, ein Basistherapeutikum einzusetzen. Umgekehrt gilt: Je
frühzeitiger im Krankheitsverlauf Basistherapeutika verwendet werden, desto größer
sind die Chancen, ihn günstig zu beeinflussen. Erneut zeigt sich, wie wichtig eine
möglichst schnelle und sichere Diagnose
ist, auf die dann umgehend eine konsequente Behandlung folgt.
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11.12.2001, 9:58 Uhr
Welche Medikamente
helfen bei Rheuma?
Die erst nach Wochen oder gar Monaten
einsetzende Wirksamkeit, die den Basistherapeutika zu eigen ist, bedeutet, dass der
Patient, der ein solches Mittel verschrieben
bekommt, Geduld aufbringen muss. Schnelle
Erfolge im Sinn einer sofort spürbaren Besserung seiner Krankheit darf er durch diese
Medikamente nicht erwarten. Daher werden Basistherapeutika meist in Kombination
mit akut wirkenden schmerzlindernden und
entzündungshemmenden Arzneimitteln eingesetzt. Diese „überbrücken” die Zeit, bis das
Basistherapeutikum seine Wirkung entfaltet.
Verbessert sich indes der Gesundheitszustand auch nach Ablauf der Anlaufzeit
nicht, die für jedes Basistherapeutikum
typisch ist, wird der Arzt vorschlagen, dieses Basistherapeutikum abzusetzen und
stattdessen einen anderen Wirkstoff aus
dieser Gruppe auszuprobieren. Unter Umständen muss ein Patient daher mehrere
vergebliche Anläufe mit verschiedenen
Basistherapeutika machen, bevor bei ihm
sich eines als wirksam herausstellen wird.
Die mikroskopischen Aufnahmen
eines Gelenks zeigen die Wirkung von
monoklonalen Antikörpern gegen das
Zytokin Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) bei
rheumatoider Arthritis: Am linken oberen
Bildrand (linkes Foto) ist eine schwere
Entzündung der Gelenkinnenhaut zu
sehen, die sich ohne medikamentöse
Behandlung nach sechs Wochen (Mitte)
über die gesamte Membran ausgeweitet
hat (mittelblaue, gekörnte Flächen).
Bei Behandlung mit Anti-TNF-Antikörpern
(rechts) ist die Entzündung dagegen
nach derselben Zeit abgeheilt.
Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass es sinnvoll sein kann, mehrere
Basistherapeutika miteinander zu kombinieren. Damit lassen sich die notwendigen
Dosierungen für jedes einzelne Präparat
reduzieren und sonst auftretende Nebenwirkungen vermeiden, oder die kombinierte
Einnahme verstärkt die Wirksamkeit der Einzelsubstanzen – Mediziner sprechen dann
von einem synergistischen Effekt.
C7
Rheuma-C
Neben dem Ausarbeiten wirkungsvollerer Wirkstoffkombinationen gelang es Medizinern und Pharmaunternehmen in den
letzten Jahren, die medikamentöse Rheumatherapie durch neue Substanzen zu verbessern. Einer dieser neuen Wirkstoffe ist
Leflunomid, das bei Patienten mit chronischer Polyarthritis erfolgreich angewendet wird. Leflunomid rechnet man den
so genannten Immunmodulatoren zu – es
beeinflusst („moduliert”) die Körperabwehr,
indem es die Produktion entzündungsfördernder Botenstoffe des Immunsystems,
der so genannten Zytokine, hemmt.
Phase 1
Phase 2
Körperzelle präsentiert
auf ihrem MHC-Komplex
das unbekannte Antigen X
aktivierte T-Zelle produziert
Alarmstoffe (z.B. Interleukin-2
und Interferon-gamma)
T-Zell-Rezeptor
erkennt Antigen
Botschaft an Zellkern:
Aktivierung
Zellkern
T-Zelle
Plasmazelle
(B-Lymphozyt)
Makrophage
Diesen immunmodulatorischen Wirkansatz verfolgt auch eine völlig neue Gruppe
von biotechnologisch erzeugten Medikamenten. Es handelt sich um Antikörper,
die an das Zytokin mit dem Namen TumorNekrose-Faktor (TNF) andocken und dieses
dadurch unschädlich machen. Sie werden
daher als Anti-TNF-Antikörper bezeichnet.
TNF gilt als einer der Botenstoffe, die bei
entzündlichen Rheumaerkrankungen wie
der chronischen Polyarthritis die fehlgeleitete Immunreaktion „anheizen”. Die Antikörper unterdrücken gleichsam den Entzündungsalarm, mit dem TNF weitere Immunzellen aktivieren würde. Seit zwei Jahren
werden schwer kranke Rheumapatienten
mit Anti-TNF-Antikörpern – zuerst vor allem
in den USA, nun aber auch in Deutschland –
mit gutem Erfolg behandelt. Ermutigend
dabei ist, dass man mit Anti-TNF-Antikörpern und einem ähnlich wirkenden Medikament, dem löslichen TNF-Rezeptor, Patienten spürbar helfen konnte, bei denen
andere Medikamente nicht oder nur wenig
anschlugen. Allerdings fehlen noch Erfahrungen über die Langzeitwirkung der Präparate, und sie sind sehr teuer.
Phase 3
durch Alarmstoff
aktivierter Makrophage produziert
Entzündungs-Botenstoffe (z.B. TNF
und Interleukin-1)
durch Alarmstoffe
aktivierte B-Zelle produziert Auto-Antikörper
(Rheumafaktoren)
Bindegewebszelle
(Fibroblast)
Phase 4
Entzündungs-Botenstoffe
des Makrophagen verstärken die Aktivierung
der B-Zelle
Die Grafik zeigt die wesentlichen zellulären und molekularen
Abläufe bei einer rheumatischen
Entzündungsreaktion im Gelenk.
Rheumafaktoren lagern sich
mit anderen Antikörpern zu
Immunkomplexen zusammen
Entzündungs-Botenstoffe
aktivieren Fibroblasten–Bildung von Pannusgewebe
und knorpelzerstörenden
Enzymen (z.B. Kollagenasen) sowie Lockstoffen für noch mehr
Immunzellen
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11.12.2001, 9:58 Uhr
Welche Medikamente
helfen bei Rheuma?
Die erst nach Wochen oder gar Monaten
einsetzende Wirksamkeit, die den Basistherapeutika zu eigen ist, bedeutet, dass der
Patient, der ein solches Mittel verschrieben
bekommt, Geduld aufbringen muss. Schnelle
Erfolge im Sinn einer sofort spürbaren Besserung seiner Krankheit darf er durch diese
Medikamente nicht erwarten. Daher werden Basistherapeutika meist in Kombination
mit akut wirkenden schmerzlindernden und
entzündungshemmenden Arzneimitteln eingesetzt. Diese „überbrücken” die Zeit, bis das
Basistherapeutikum seine Wirkung entfaltet.
Verbessert sich indes der Gesundheitszustand auch nach Ablauf der Anlaufzeit
nicht, die für jedes Basistherapeutikum
typisch ist, wird der Arzt vorschlagen, dieses Basistherapeutikum abzusetzen und
stattdessen einen anderen Wirkstoff aus
dieser Gruppe auszuprobieren. Unter Umständen muss ein Patient daher mehrere
vergebliche Anläufe mit verschiedenen
Basistherapeutika machen, bevor bei ihm
sich eines als wirksam herausstellen wird.
Die mikroskopischen Aufnahmen
eines Gelenks zeigen die Wirkung von
monoklonalen Antikörpern gegen das
Zytokin Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) bei
rheumatoider Arthritis: Am linken oberen
Bildrand (linkes Foto) ist eine schwere
Entzündung der Gelenkinnenhaut zu
sehen, die sich ohne medikamentöse
Behandlung nach sechs Wochen (Mitte)
über die gesamte Membran ausgeweitet
hat (mittelblaue, gekörnte Flächen).
Bei Behandlung mit Anti-TNF-Antikörpern
(rechts) ist die Entzündung dagegen
nach derselben Zeit abgeheilt.
Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass es sinnvoll sein kann, mehrere
Basistherapeutika miteinander zu kombinieren. Damit lassen sich die notwendigen
Dosierungen für jedes einzelne Präparat
reduzieren und sonst auftretende Nebenwirkungen vermeiden, oder die kombinierte
Einnahme verstärkt die Wirksamkeit der Einzelsubstanzen – Mediziner sprechen dann
von einem synergistischen Effekt.
C7
Rheuma-C
Neben dem Ausarbeiten wirkungsvollerer Wirkstoffkombinationen gelang es Medizinern und Pharmaunternehmen in den
letzten Jahren, die medikamentöse Rheumatherapie durch neue Substanzen zu verbessern. Einer dieser neuen Wirkstoffe ist
Leflunomid, das bei Patienten mit chronischer Polyarthritis erfolgreich angewendet wird. Leflunomid rechnet man den
so genannten Immunmodulatoren zu – es
beeinflusst („moduliert”) die Körperabwehr,
indem es die Produktion entzündungsfördernder Botenstoffe des Immunsystems,
der so genannten Zytokine, hemmt.
Phase 1
Phase 2
Körperzelle präsentiert
auf ihrem MHC-Komplex
das unbekannte Antigen X
aktivierte T-Zelle produziert
Alarmstoffe (z.B. Interleukin-2
und Interferon-gamma)
T-Zell-Rezeptor
erkennt Antigen
Botschaft an Zellkern:
Aktivierung
Zellkern
T-Zelle
Plasmazelle
(B-Lymphozyt)
Makrophage
Diesen immunmodulatorischen Wirkansatz verfolgt auch eine völlig neue Gruppe
von biotechnologisch erzeugten Medikamenten. Es handelt sich um Antikörper,
die an das Zytokin mit dem Namen TumorNekrose-Faktor (TNF) andocken und dieses
dadurch unschädlich machen. Sie werden
daher als Anti-TNF-Antikörper bezeichnet.
TNF gilt als einer der Botenstoffe, die bei
entzündlichen Rheumaerkrankungen wie
der chronischen Polyarthritis die fehlgeleitete Immunreaktion „anheizen”. Die Antikörper unterdrücken gleichsam den Entzündungsalarm, mit dem TNF weitere Immunzellen aktivieren würde. Seit zwei Jahren
werden schwer kranke Rheumapatienten
mit Anti-TNF-Antikörpern – zuerst vor allem
in den USA, nun aber auch in Deutschland –
mit gutem Erfolg behandelt. Ermutigend
dabei ist, dass man mit Anti-TNF-Antikörpern und einem ähnlich wirkenden Medikament, dem löslichen TNF-Rezeptor, Patienten spürbar helfen konnte, bei denen
andere Medikamente nicht oder nur wenig
anschlugen. Allerdings fehlen noch Erfahrungen über die Langzeitwirkung der Präparate, und sie sind sehr teuer.
Phase 3
durch Alarmstoff
aktivierter Makrophage produziert
Entzündungs-Botenstoffe (z.B. TNF
und Interleukin-1)
durch Alarmstoffe
aktivierte B-Zelle produziert Auto-Antikörper
(Rheumafaktoren)
Bindegewebszelle
(Fibroblast)
Phase 4
Entzündungs-Botenstoffe
des Makrophagen verstärken die Aktivierung
der B-Zelle
Die Grafik zeigt die wesentlichen zellulären und molekularen
Abläufe bei einer rheumatischen
Entzündungsreaktion im Gelenk.
Rheumafaktoren lagern sich
mit anderen Antikörpern zu
Immunkomplexen zusammen
Entzündungs-Botenstoffe
aktivieren Fibroblasten–Bildung von Pannusgewebe
und knorpelzerstörenden
Enzymen (z.B. Kollagenasen) sowie Lockstoffen für noch mehr
Immunzellen
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11.12.2001, 9:58 Uhr
Wird es in
absehbarer Zukunft
neue Medikamente
geben?
Die Chancen dafür stehen gut. Die Richtung, die Forscher gegenwärtig für besonders Erfolg versprechend halten, zeichnet
die jüngste, bereits in der Praxis erprobte
Arzneitherapie mit Anti-TNF-Antikörpern vor:
Künftig werden die Mediziner versuchen,
möglichst zielgerichtet in das immunologische Geschehen bei rheumatischen Erkrankungen einzugreifen.
Diesen Weg beschreiten in Deutschland
beispielsweise Mediziner des vom Bundesforschungsministerium geförderten Berliner
Rheumaforschungsverbunds. Das Team um
Prof. Jochen Sieper, Leiter des Bereichs
Rheumatologie am Universitätsklinikum Benjamin-Franklin, belauscht gewissermaßen
das Konzert der Immunzellen bei unterschiedlichen entzündlichen Rheumaformen.
Dabei stellten die Forscher fest, dass die
„Orchestermitglieder” der Körperabwehr
– so könnte man die Immunzellen bezeichnen – je nach Rheumaform unterschiedliche „Misstöne” erzeugen. Dadurch bringen
sie das Immunsystem auf unterschiedliche
Art aus dem Gleichgewicht; sie zerstören
gewissermaßen dessen konzertante Harmonie, die zwischen der Bekämpfung von
Fremdstoffen und dem Schutz gegenüber
körpereigenen Strukturen besteht.
Alarmsignalen locken sie weitere Immunzellen an, die für die Vernichtung von Erregern
und deren Bestandteile sorgen. Ihre Gegenspieler heißen Th2-Zellen. Diese produzieren sozusagen die „Gegentöne”, nämlich
entzündungshemmende Zytokine wie bestimmte Interleukine.
Beim gesunden Menschen spielen beide
Orchestermitglieder „gleich laut”: Th1- und
Th2-Zellen befinden sich im Gleichgewicht.
Das lässt sich am Zytokinmuster ablesen,
also am Mengenverhältnis der jeweils produzierten Botenstoffe. Doch bei Rheumapatienten ändern die beiden Zelltypen ihre
Spielweise – sie produzieren mehr von dem
einen oder weniger von dem anderen Botenstoff und bringen so das Immunsystem
aus dem fein regulierten Gleichgewicht.
Die Berliner Forscher verglichen nun
das Zytokinmuster bei zwei rheumatischen
Erkrankungen, die zwar beide entzündliche
Formen darstellen, sich aber hinsichtlich
der immunologischen Schadensabläufe deutlich voneinander unterscheiden. Es handelt
sich dabei zum einen um die chronische
Polyarthritis, bei der Forscher einen autoimmunen Ursprung annehmen, und zum andern um die reaktive Arthritis, die durch eine
vorangegangene Infektion im Darm- oder
Siepers Team konzentrierte seinen Blick Urogenitaltrakt angestoßen werden kann.
auf bestimmte Immunzellen. Sie werden
als T-Helferzellen (Th-Zellen) bezeichnet.
Bei beiden Erkrankungen stellten die
Von diesen Zellen gibt es zwei Typen, die Forscher abweichende Zytokinmuster fest;
sich hinsichtlich der Signalstoffe unter- Th1- und Th2-Zellen befanden sich also nicht
scheiden, die sie produzieren. Th1-Zellen mehr im Gleichgewicht. Das eine Orchessind im Immunorchester für die entzün- termitglied spielte gewissermaßen lauter
dungsfördernden „Töne” verantwortlich. Sie als das andere. Doch interessanterweise
produzieren Zytokine wie Interferon-gamma war die Balance zwischen beiden Th-Zelltyund TNF-alpha. Mit diesen molekularen pen bei den beiden Rheumaformen jeweils
Forscher fanden heraus, dass
die entzündlichen Prozesse bei verschiedenen Formen des Rheumas durch
ein jeweils anderes Ungleichgewicht bestimmter Immunzellen – den T-Helferzellen Th1 und Th2 – hervorgerufen werden.
Dieses Ergebnis ist für die Entwicklung
neuer Behandlungskonzepte von
entscheidender Bedeutung.
Th2
Th1
Th1
gesunder Zustand
C9
Rheuma-C
Th2
rheumatoide Arthritis
Lyme-Arthritis
Th1
Th2
reaktive Arthritis
Knorpelabbau
durch Enzyme
Knorpelabbau
durch Enzyme
Knorpelaufbau
durch Wachstumsfaktoren
Knorpelaufbau
durch Wachstumsfaktoren
Oberfläche
Knorpelmatrix
Knorpelzellen
Knochen
gesunder Knorpel
arthrotisch veränderter Knorpel
Auch bei der Arthrose geraten fein
regulierte, gegenläufige Prozesse aus
dem Gleichgewicht. Der Knorpelabbau
überwiegt und führt so zur Zerstörung
der Knorpelmatrix.
zugunsten einer anderen Seite verschoben:
Bei der chronischen Polyarthritis fanden die
Forscher einen Überschuss an entzündungsfördernden Zytokinen; hier spielen also die
Th1-Zellen „zu laut”. Dieser Befund erklärt
auch, weshalb Anti-TNF-Antikörper, die dieses entzündungsfördernde Zytokin abfangen,
bei Patienten mit chronischer Polyarthritis
die Entzündungen so wirksam eindämmen.
hoch spezialisierte Testverfahren voraus.
Zum andern ergeben sich aus dem Belauschen des Immunorchesters bei unterschiedlichen Rheumaformen Ansatzpunkte
für gezielte therapeutische Eingriffe. Durch
medikamentöse Gabe von fehlenden Zytokinen oder durch das Hemmen überschüssig vorhandener Zytokine müsste sich
– die Wirksamkeit der Anti-TNF-Antikörper
spricht dafür – das Gleichgewicht wiederBei der reaktiven Arthritis zeigte sich hin- herstellen lassen.
gegen ein deutlicher Mangel an entzündungsfördernden Zytokinen; die Th1-Zellen
Während Jochen Siepers Interesse vor
spielen also „zu leise”, während umgekehrt allem den reaktiven Arthritiden und den
die Th2-Zellen tendenziell „zu laut” spielen. entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen
Das Gleichgewicht ist in Richtung „Entzün- (Spondylarthritiden) gilt, beschäftigt sich
dungshemmung” verschoben. Das könnte sein Berliner Kollege Prof. Gerd-Rüdiger
erklären, weshalb das Immunsystem bei Burmester, Leitender Rheumatologe an
einer reaktiven Arthritis die Erreger nicht der Charité, vor allem mit rheumatischen
gänzlich eliminieren kann, welche die rheu- Erkrankungen, bei denen die Autoimmunität,
matische Entzündung ursprünglich angesto- also die Attacke des Immunsystems gegen
ßen haben.
körpereigene Strukturen, im Mittelpunkt
des Krankheitsgeschehens steht. Dieses
Mit dieser Art von Forschung verbinden Phänomen sehen Immunologen aufgrund
die Berliner Forscher verschiedene Ziele. ihrer Forschung in einem neuen Licht.
Zum einen könnte die Analyse des Zytokinmusters zur Diagnose des Rheumatyps dieZunächst hielten sie Autoimmunität für
nen. Dies ist gegenwärtig im Routineein- eine Art Betriebsunfall der körpereigenen
satz noch nicht möglich, denn die Zyto- Abwehrmaschinerie. Doch seit einigen
kinbestimmung setzt im Moment noch Jahren wird deutlich, dass autoimmune
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Wird es in
absehbarer Zukunft
neue Medikamente
geben?
Die Chancen dafür stehen gut. Die Richtung, die Forscher gegenwärtig für besonders Erfolg versprechend halten, zeichnet
die jüngste, bereits in der Praxis erprobte
Arzneitherapie mit Anti-TNF-Antikörpern vor:
Künftig werden die Mediziner versuchen,
möglichst zielgerichtet in das immunologische Geschehen bei rheumatischen Erkrankungen einzugreifen.
Diesen Weg beschreiten in Deutschland
beispielsweise Mediziner des vom Bundesforschungsministerium geförderten Berliner
Rheumaforschungsverbunds. Das Team um
Prof. Jochen Sieper, Leiter des Bereichs
Rheumatologie am Universitätsklinikum Benjamin-Franklin, belauscht gewissermaßen
das Konzert der Immunzellen bei unterschiedlichen entzündlichen Rheumaformen.
Dabei stellten die Forscher fest, dass die
„Orchestermitglieder” der Körperabwehr
– so könnte man die Immunzellen bezeichnen – je nach Rheumaform unterschiedliche „Misstöne” erzeugen. Dadurch bringen
sie das Immunsystem auf unterschiedliche
Art aus dem Gleichgewicht; sie zerstören
gewissermaßen dessen konzertante Harmonie, die zwischen der Bekämpfung von
Fremdstoffen und dem Schutz gegenüber
körpereigenen Strukturen besteht.
Alarmsignalen locken sie weitere Immunzellen an, die für die Vernichtung von Erregern
und deren Bestandteile sorgen. Ihre Gegenspieler heißen Th2-Zellen. Diese produzieren sozusagen die „Gegentöne”, nämlich
entzündungshemmende Zytokine wie bestimmte Interleukine.
Beim gesunden Menschen spielen beide
Orchestermitglieder „gleich laut”: Th1- und
Th2-Zellen befinden sich im Gleichgewicht.
Das lässt sich am Zytokinmuster ablesen,
also am Mengenverhältnis der jeweils produzierten Botenstoffe. Doch bei Rheumapatienten ändern die beiden Zelltypen ihre
Spielweise – sie produzieren mehr von dem
einen oder weniger von dem anderen Botenstoff und bringen so das Immunsystem
aus dem fein regulierten Gleichgewicht.
Die Berliner Forscher verglichen nun
das Zytokinmuster bei zwei rheumatischen
Erkrankungen, die zwar beide entzündliche
Formen darstellen, sich aber hinsichtlich
der immunologischen Schadensabläufe deutlich voneinander unterscheiden. Es handelt
sich dabei zum einen um die chronische
Polyarthritis, bei der Forscher einen autoimmunen Ursprung annehmen, und zum andern um die reaktive Arthritis, die durch eine
vorangegangene Infektion im Darm- oder
Siepers Team konzentrierte seinen Blick Urogenitaltrakt angestoßen werden kann.
auf bestimmte Immunzellen. Sie werden
als T-Helferzellen (Th-Zellen) bezeichnet.
Bei beiden Erkrankungen stellten die
Von diesen Zellen gibt es zwei Typen, die Forscher abweichende Zytokinmuster fest;
sich hinsichtlich der Signalstoffe unter- Th1- und Th2-Zellen befanden sich also nicht
scheiden, die sie produzieren. Th1-Zellen mehr im Gleichgewicht. Das eine Orchessind im Immunorchester für die entzün- termitglied spielte gewissermaßen lauter
dungsfördernden „Töne” verantwortlich. Sie als das andere. Doch interessanterweise
produzieren Zytokine wie Interferon-gamma war die Balance zwischen beiden Th-Zelltyund TNF-alpha. Mit diesen molekularen pen bei den beiden Rheumaformen jeweils
Forscher fanden heraus, dass
die entzündlichen Prozesse bei verschiedenen Formen des Rheumas durch
ein jeweils anderes Ungleichgewicht bestimmter Immunzellen – den T-Helferzellen Th1 und Th2 – hervorgerufen werden.
Dieses Ergebnis ist für die Entwicklung
neuer Behandlungskonzepte von
entscheidender Bedeutung.
Th2
Th1
Th1
gesunder Zustand
C9
Rheuma-C
Th2
rheumatoide Arthritis
Lyme-Arthritis
Th1
Th2
reaktive Arthritis
Knorpelabbau
durch Enzyme
Knorpelabbau
durch Enzyme
Knorpelaufbau
durch Wachstumsfaktoren
Knorpelaufbau
durch Wachstumsfaktoren
Oberfläche
Knorpelmatrix
Knorpelzellen
Knochen
gesunder Knorpel
arthrotisch veränderter Knorpel
Auch bei der Arthrose geraten fein
regulierte, gegenläufige Prozesse aus
dem Gleichgewicht. Der Knorpelabbau
überwiegt und führt so zur Zerstörung
der Knorpelmatrix.
zugunsten einer anderen Seite verschoben:
Bei der chronischen Polyarthritis fanden die
Forscher einen Überschuss an entzündungsfördernden Zytokinen; hier spielen also die
Th1-Zellen „zu laut”. Dieser Befund erklärt
auch, weshalb Anti-TNF-Antikörper, die dieses entzündungsfördernde Zytokin abfangen,
bei Patienten mit chronischer Polyarthritis
die Entzündungen so wirksam eindämmen.
hoch spezialisierte Testverfahren voraus.
Zum andern ergeben sich aus dem Belauschen des Immunorchesters bei unterschiedlichen Rheumaformen Ansatzpunkte
für gezielte therapeutische Eingriffe. Durch
medikamentöse Gabe von fehlenden Zytokinen oder durch das Hemmen überschüssig vorhandener Zytokine müsste sich
– die Wirksamkeit der Anti-TNF-Antikörper
spricht dafür – das Gleichgewicht wiederBei der reaktiven Arthritis zeigte sich hin- herstellen lassen.
gegen ein deutlicher Mangel an entzündungsfördernden Zytokinen; die Th1-Zellen
Während Jochen Siepers Interesse vor
spielen also „zu leise”, während umgekehrt allem den reaktiven Arthritiden und den
die Th2-Zellen tendenziell „zu laut” spielen. entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen
Das Gleichgewicht ist in Richtung „Entzün- (Spondylarthritiden) gilt, beschäftigt sich
dungshemmung” verschoben. Das könnte sein Berliner Kollege Prof. Gerd-Rüdiger
erklären, weshalb das Immunsystem bei Burmester, Leitender Rheumatologe an
einer reaktiven Arthritis die Erreger nicht der Charité, vor allem mit rheumatischen
gänzlich eliminieren kann, welche die rheu- Erkrankungen, bei denen die Autoimmunität,
matische Entzündung ursprünglich angesto- also die Attacke des Immunsystems gegen
ßen haben.
körpereigene Strukturen, im Mittelpunkt
des Krankheitsgeschehens steht. Dieses
Mit dieser Art von Forschung verbinden Phänomen sehen Immunologen aufgrund
die Berliner Forscher verschiedene Ziele. ihrer Forschung in einem neuen Licht.
Zum einen könnte die Analyse des Zytokinmusters zur Diagnose des Rheumatyps dieZunächst hielten sie Autoimmunität für
nen. Dies ist gegenwärtig im Routineein- eine Art Betriebsunfall der körpereigenen
satz noch nicht möglich, denn die Zyto- Abwehrmaschinerie. Doch seit einigen
kinbestimmung setzt im Moment noch Jahren wird deutlich, dass autoimmune
C 10
5
11.12.2001, 9:58 Uhr
Wird es in
absehbarer Zukunft
neue Medikamente
geben?
Antikörper
körperfremdes Antigen
1
Auto-Antikörper
Aufgabe von Antikörpern im Blut ist es,
körperfremde Substanzen (Antigene) zu
erkennen und unschädlich zu machen (1).
Auto-Antikörper erkennen dagegen körpereigenes Gewebe und greifen dieses an (2).
Schließlich gibt es Auto-Antikörper, die
sich mit anderen Antikörpern zu unlöslichen Immunkomplexen (3) verbinden.
körpereigenes Antigen
2
3
Auto-Antikörper
Antikörper
Abwehrzellen und Abwehrstoffe gleichsam
zur Normalität gehören; sie sind auch bei
vielen gesunden Menschen nachweisbar.
„Die entscheidende Frage lautet damit nicht,
wie kommt es zur Autoimmunität, sondern
wodurch schlägt Autoimmunität in Autoaggressivität um?”, meint Burmester. Noch
ist diese Frage ungelöst, aber die jüngsten
gedanklichen Konzepte hierzu gehen wie
im Fall der in Balance agierenden Th1- und
Th2-Zellen von immunologischen Regulationsmechanismen aus, bei denen sich
Spieler und Gegenspieler jeweils gegenseitig kontrollieren.
Burmester benutzt dafür eine Metapher:
Das Immunsystem macht sich gleichsam
ein Bild von sich selbst und von seiner
Umwelt. Dieses Bild muss differenzierter
sein als ein schlichtes Freund-Feind-Schema, denn schließlich attackiert ein funktionierendes Immunsystem nicht jede körperfremde Struktur. Vielmehr bekämpft es nur
jene Fremdstrukturen, die dem Organismus
schaden können. Umgekehrt eliminiert es
offenbar nicht alle autoimmunen Abwehrstoffe und -zellen, die im Körper zirkulieren,
sondern im gesunden Zustand nur jene,
Die neuere immunologische Forschung
begreift das Auftreten von Autoantikörpern nicht mehr als „Betriebsstörung”
des Abwehrsystems. Vielmehr gehen die
meisten Wissenschaftler heute davon
aus, dass sich Auto-Antikörper in einem
fein regulierten Netzwerk gleichsam
gegenseitig in Schach halten. Gefährlich
wird es, wenn dieses Gleichgewicht
kippt – dann schlägt Autoimmunität
in Autoaggressivität um.
C 11
Rheuma-C
die potenziell Schaden anrichten können.
Erst wenn diese Sicht des Immunsystems
aus dem Ruder gerät, kommt es entweder
zur Autoaggressivität oder zum sinnlosen
Kampf gegen harmlose körperfremde Strukturen – ein Prozess, der etwa bei Allergien
auftritt.
Burmester und viele andere Immunologen weltweit wollen nun herausfinden,
was auf molekularer und zellulärer Ebene
wirklich passiert, wenn sich „die Sichtweise” des Immunsystems verschiebt. Ein
möglicher therapeutischer Ansatz, der sich
aus diesem Wissen ableiten lässt, ist die
so genannte Stammzelltherapie, die unter
anderem auch in Berlin bereits an Patienten mit lebensbedrohlichen Rheumaerkrankungen erprobt wird.
Züchtung und
Implantation von
Knorpelmatrix
Ein experimenteller Therapieansatz
für die Arthrose ist das so genannte
Tissue-Engineering: Forscher arbeiten
daran, entnommene Knorpelzellen
des Patienten im Labor zu züchten,
um ihm die kultivierten und
massenhaft vermehrten Zellen
nach einiger Zeit in das
Entnahme von
arthrotische Gelenk zu
Knorpelzellen
transplantieren.
Zellvermehrung
Zellisolierung
Die Idee: Ein autoaggressiv agierendes
Immunsystem wird mit Zellgiften bis auf
wenige Stammzellen abgetötet. Aus diesen
zuvor separierten Stammzellen lässt sich
mit Hilfe von Wachstumsfaktoren ein neues
Immunsystem aufbauen, dessen „Sichtweise” nicht autoaggressiv ist.
Erste Erfolge mit dieser noch sehr experimentellen Therapie zeigen an, dass die
Forscher auf dem richtigen Weg sind. Einen
wichtigen Beitrag hierzu leistete ein drittes Berliner Team, nämlich die Arbeitsgruppe von Prof. Andreas Radbruch, dem
4
Wissenschaftlichen Direktor des Deutschen „ist das eigentliche Ziel der Rheumatologen.
Rheumaforschungszentrums. Seinem Team Wir wollen die Ursachen der Erkrankung
gelang es, ein spezielles Verfahren zur Zell- angehen.”
sortierung zu entwickeln, mit dem sich sehr
effektiv die Stammzellen des Immunsystems aus dem Blut der behandelten Patienten „herausfischen” lassen.
Ein wichtiges Problem ist jedoch noch zu
lösen: Bislang „löschen” die Mediziner mit
der Stammzelltherapie gleichsam das komplette immunologische Gedächtnis. Durch
das Abtöten aller Abwehrtruppen verliert
das Immunsystem zwar seine krankhafte,
autoaggressive „Sichtweise”, aber es wird
gewissermaßen total geblendet. Beim Wiederaufbau muss es also – wie das eines
Neugeborenen – erst lernen, welche Strukturen es anzugreifen und welche es in
Frieden zu lassen hat. Viel besser wäre
es, wenn man lediglich die krankheitsauslösenden Zellen ausschalten oder umprogrammieren könnte. „Das”, so Radbruch,
Berliner Forscher entwickelten ein
Gerät, mit dem sich die Bildungszellen
des Bluts – die so genannten Stammzellen – eines Patienten „herausfischen”
lassen. Das ermöglicht es, ein autoaggressiv reagierendes Immunsystem
mit schwersten Zellgiften zu behandeln.
Die zuvor mit dem Gerät gewonnenen
Stammzellen bauen anschließend ein
neues, nicht mehr autoaggressiv reagierendes Immunsystem auf. Gegenwärtig wird diese Stammzelltherapie
an ersten Patienten mit lebensbedrohlichen Rheumaerkrankungen erprobt.
C 12
6
11.12.2001, 9:58 Uhr
Wird es in
absehbarer Zukunft
neue Medikamente
geben?
Antikörper
körperfremdes Antigen
1
Auto-Antikörper
Aufgabe von Antikörpern im Blut ist es,
körperfremde Substanzen (Antigene) zu
erkennen und unschädlich zu machen (1).
Auto-Antikörper erkennen dagegen körpereigenes Gewebe und greifen dieses an (2).
Schließlich gibt es Auto-Antikörper, die
sich mit anderen Antikörpern zu unlöslichen Immunkomplexen (3) verbinden.
körpereigenes Antigen
2
3
Auto-Antikörper
Antikörper
Abwehrzellen und Abwehrstoffe gleichsam
zur Normalität gehören; sie sind auch bei
vielen gesunden Menschen nachweisbar.
„Die entscheidende Frage lautet damit nicht,
wie kommt es zur Autoimmunität, sondern
wodurch schlägt Autoimmunität in Autoaggressivität um?”, meint Burmester. Noch
ist diese Frage ungelöst, aber die jüngsten
gedanklichen Konzepte hierzu gehen wie
im Fall der in Balance agierenden Th1- und
Th2-Zellen von immunologischen Regulationsmechanismen aus, bei denen sich
Spieler und Gegenspieler jeweils gegenseitig kontrollieren.
Burmester benutzt dafür eine Metapher:
Das Immunsystem macht sich gleichsam
ein Bild von sich selbst und von seiner
Umwelt. Dieses Bild muss differenzierter
sein als ein schlichtes Freund-Feind-Schema, denn schließlich attackiert ein funktionierendes Immunsystem nicht jede körperfremde Struktur. Vielmehr bekämpft es nur
jene Fremdstrukturen, die dem Organismus
schaden können. Umgekehrt eliminiert es
offenbar nicht alle autoimmunen Abwehrstoffe und -zellen, die im Körper zirkulieren,
sondern im gesunden Zustand nur jene,
Die neuere immunologische Forschung
begreift das Auftreten von Autoantikörpern nicht mehr als „Betriebsstörung”
des Abwehrsystems. Vielmehr gehen die
meisten Wissenschaftler heute davon
aus, dass sich Auto-Antikörper in einem
fein regulierten Netzwerk gleichsam
gegenseitig in Schach halten. Gefährlich
wird es, wenn dieses Gleichgewicht
kippt – dann schlägt Autoimmunität
in Autoaggressivität um.
C 11
Rheuma-C
die potenziell Schaden anrichten können.
Erst wenn diese Sicht des Immunsystems
aus dem Ruder gerät, kommt es entweder
zur Autoaggressivität oder zum sinnlosen
Kampf gegen harmlose körperfremde Strukturen – ein Prozess, der etwa bei Allergien
auftritt.
Burmester und viele andere Immunologen weltweit wollen nun herausfinden,
was auf molekularer und zellulärer Ebene
wirklich passiert, wenn sich „die Sichtweise” des Immunsystems verschiebt. Ein
möglicher therapeutischer Ansatz, der sich
aus diesem Wissen ableiten lässt, ist die
so genannte Stammzelltherapie, die unter
anderem auch in Berlin bereits an Patienten mit lebensbedrohlichen Rheumaerkrankungen erprobt wird.
Züchtung und
Implantation von
Knorpelmatrix
Ein experimenteller Therapieansatz
für die Arthrose ist das so genannte
Tissue-Engineering: Forscher arbeiten
daran, entnommene Knorpelzellen
des Patienten im Labor zu züchten,
um ihm die kultivierten und
massenhaft vermehrten Zellen
nach einiger Zeit in das
Entnahme von
arthrotische Gelenk zu
Knorpelzellen
transplantieren.
Zellvermehrung
Zellisolierung
Die Idee: Ein autoaggressiv agierendes
Immunsystem wird mit Zellgiften bis auf
wenige Stammzellen abgetötet. Aus diesen
zuvor separierten Stammzellen lässt sich
mit Hilfe von Wachstumsfaktoren ein neues
Immunsystem aufbauen, dessen „Sichtweise” nicht autoaggressiv ist.
Erste Erfolge mit dieser noch sehr experimentellen Therapie zeigen an, dass die
Forscher auf dem richtigen Weg sind. Einen
wichtigen Beitrag hierzu leistete ein drittes Berliner Team, nämlich die Arbeitsgruppe von Prof. Andreas Radbruch, dem
4
Wissenschaftlichen Direktor des Deutschen „ist das eigentliche Ziel der Rheumatologen.
Rheumaforschungszentrums. Seinem Team Wir wollen die Ursachen der Erkrankung
gelang es, ein spezielles Verfahren zur Zell- angehen.”
sortierung zu entwickeln, mit dem sich sehr
effektiv die Stammzellen des Immunsystems aus dem Blut der behandelten Patienten „herausfischen” lassen.
Ein wichtiges Problem ist jedoch noch zu
lösen: Bislang „löschen” die Mediziner mit
der Stammzelltherapie gleichsam das komplette immunologische Gedächtnis. Durch
das Abtöten aller Abwehrtruppen verliert
das Immunsystem zwar seine krankhafte,
autoaggressive „Sichtweise”, aber es wird
gewissermaßen total geblendet. Beim Wiederaufbau muss es also – wie das eines
Neugeborenen – erst lernen, welche Strukturen es anzugreifen und welche es in
Frieden zu lassen hat. Viel besser wäre
es, wenn man lediglich die krankheitsauslösenden Zellen ausschalten oder umprogrammieren könnte. „Das”, so Radbruch,
Berliner Forscher entwickelten ein
Gerät, mit dem sich die Bildungszellen
des Bluts – die so genannten Stammzellen – eines Patienten „herausfischen”
lassen. Das ermöglicht es, ein autoaggressiv reagierendes Immunsystem
mit schwersten Zellgiften zu behandeln.
Die zuvor mit dem Gerät gewonnenen
Stammzellen bauen anschließend ein
neues, nicht mehr autoaggressiv reagierendes Immunsystem auf. Gegenwärtig wird diese Stammzelltherapie
an ersten Patienten mit lebensbedrohlichen Rheumaerkrankungen erprobt.
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6
11.12.2001, 9:58 Uhr
Gibt es mehr als Pillen
und Spritzen?
Die adäquate Behandlung rheumatischer
Erkrankungen umfasst weitaus mehr als
den Einsatz von Medikamenten. Eine eigenständige Form stellen physikalische Therapien dar, deren Zahl so groß ist, dass diese
Broschüre nur einen kurzen Überblick geben kann. Unter physikalischen Therapien
versteht man die Anwendung von:
• mechanischer Energie,
wie etwa bei der Krankengymnastik;
• thermischer Energie in der Kälteund Wärmetherapie;
• elektrischer Energie und von
• elektromagnetischer Strahlung,
wie bei der Bestrahlung mit Infrarotoder UV-Licht.
Mit krankengymnastischen Übungen
lässt sich die Beweglichkeit betroffener
Gelenke oft verbessern.
Diese Behandlungsformen stellen nicht
etwa eine „Alternative” zur Arzneimitteltherapie dar, vielmehr ergänzen sie den Medikamenteneinsatz. Sie zielen zum Beispiel
auf Effekte ab, die sich mit Medikamenten
nur schlecht erreichen lassen, etwa die
Verbesserung der Beweglichkeit und der
Gelenkfunktionen. Sie unterstützen aber
Entzündete, überwärmte Gelenke
sprechen oft auf Kältereize an. Dies nutzt
man bei der Kryotherapie.
C 13
Rheuma-C
auch medikamentös verfolgte Ziele. So wirken etwa Wärme- oder Kälteanwendungen
schmerzlindernd. Mit ihrer Hilfe kann der
Patient daher die erforderlichen Mengen
an Schmerzmitteln reduzieren.
Physikalische Therapien kann man nicht
als „sanfte” Therapien ansehen, nur weil
sie ohne chemische Substanzen auskommen. Im Gegenteil: Sie belasten den Patienten in der Regel und müssen daher – wie
Medikamente auch – angemessen dosiert
werden. Zumeist werden sie in „Reizserien”,
also blockweise, angewendet. Dazwischen
sollten ausreichend lange Behandlungspausen liegen. Das schon für die meisten
Medikamente falsche Motto „Viel hilft viel”
gilt für sie ebenso wenig.
Die Anwendung von mechanischer Energie umfasst krankengymnastische Übungen
und Massagen. Mit ihnen soll in erster Linie
die Beweglichkeit rheumatisch erkrankter
Gelenke verbessert und deren Funktion
erhalten werden. Sie wirken schmerzlindernd oder kräftigen und entspannen die
Muskulatur. Insgesamt gibt es nur wenige
Situationen, in denen eine Krankengymnastik nicht sinnvoll ist.
Sowohl die Zufuhr von Wärme als auch
von Kälte kann bei den unterschiedlichsten
Erkrankungen hilfreich sein, um Schmerzen
zu lindern und Entzündungen zu hemmen.
Wärme – entweder in Form von Wickeln,
Bädern, Packungen sowie elektrischer
Hochfrequenz-, Ultraschall- oder Infrarotbestrahlung – wird häufig bei degenerativen Erkrankungen wie der Arthrose, aber
auch bei chronisch entzündlichen Rheumaformen eingesetzt. Allerdings können
sich durch Wärme akute Entzündungen
noch verschlimmern, und großflächige
Anwendungen lösen bei Patienten mit
chronischer Polyarthritis manchmal sogar
Krankheitsschübe aus.
Der Einsatz von Kälte ist bei akuten Arthritiden daher oft besser. Man unterscheidet die kalte Hydrotherapie mit +15 °C kaltem Wasser von der Eis- oder „Kryotherapie”, bei der Temperaturen von bis zu
–180 °C eingesetzt werden. Um eine entzündungshemmende Wirkung zu erzielen,
muss die Kälte für 10 bis 20 Minuten einwirken. Damit die behandelte Körperstelle
nicht schmerzt, ist es daher sinnvoll, eine
Eispackung nicht direkt auf die Haut zu legen, sondern sie in ein Tuch einzuwickeln.
Viele der genannten Behandlungsformen
lassen sich kombinieren. Beispiele dafür
sind: erstens die Niederfrequenztherapie
mit anschließender Massage, zweitens der
Einsatz von Wärme und Kälte vor, beziehungsweise bei der Krankengymnastik und
drittens die Kombination von UV-Bestrahlung mit Solebädern. Andererseits ist nicht
jede Kombination sinnvoll, einige sind
sogar schädlich. Zudem belasten physikalische Kombinationstherapien den Patienten meist stärker als Einzelbehandlungen.
Es kommt also auf die Erfahrung des Arztes
Bei der Elektrotherapie unterscheidet sich sowie des behandelnden Therapeuten an,
die Wirkung je nach eingesetzter Frequenz um für einen Patienten den in seiner Situaerheblich. Die elektrische Hochfrequenzthe- tion maximalen Effekt zu erzielen.
rapie (500 kHz bis 5000 MHz) ist eine reine
Wärmeanwendung. Da hochfrequente elek- Hinsichtlich der Ziele spannt die Ergotrische Strahlung weit in das Gewebe therapie den vielleicht weitesten Bogen
vordringt, bietet sie im Vergleich zu den unter den physikalischen Therapien. Sie
anderen Formen der Wärmetherapie eine spielt zum einen eine wichtige Rolle im
enorme Tiefenwirkung. Nieder- und mittel- Behandlungsplan eines Patienten, etwa
frequente elektrische Strahlung (bis 1000 Hz wenn es darum geht, Gehhilfen und Schiebeziehungsweise 10 bis 100 kHz) wirkt nen anzupassen und dem Patienten den richschmerzlindernd. Da sie im Unterschied zur tigen Gebrauch damit zu vermitteln. Zum
Wärmetherapie das Herz und den Kreislauf anderen erfüllt sie vorsorgliche Aufgaben
nicht belastet, lassen sich diese Bestrahlun- – etwa beim Gelenkschutz – und sie ist ein
gen auch bei älteren Menschen einsetzen. wichtiges Instrument der Rehabilitation.
Im Wasser entlastet der Auftrieb die
Gelenke vom Tragen des Körpergewichts.
Durch Wassergymnastik lässt sich daher
die Beweglichkeit der Gelenke verbessern, ohne sie zu stark zu
beanspruchen.
C 14
7
11.12.2001, 9:58 Uhr
Gibt es mehr als Pillen
und Spritzen?
Die adäquate Behandlung rheumatischer
Erkrankungen umfasst weitaus mehr als
den Einsatz von Medikamenten. Eine eigenständige Form stellen physikalische Therapien dar, deren Zahl so groß ist, dass diese
Broschüre nur einen kurzen Überblick geben kann. Unter physikalischen Therapien
versteht man die Anwendung von:
• mechanischer Energie,
wie etwa bei der Krankengymnastik;
• thermischer Energie in der Kälteund Wärmetherapie;
• elektrischer Energie und von
• elektromagnetischer Strahlung,
wie bei der Bestrahlung mit Infrarotoder UV-Licht.
Mit krankengymnastischen Übungen
lässt sich die Beweglichkeit betroffener
Gelenke oft verbessern.
Diese Behandlungsformen stellen nicht
etwa eine „Alternative” zur Arzneimitteltherapie dar, vielmehr ergänzen sie den Medikamenteneinsatz. Sie zielen zum Beispiel
auf Effekte ab, die sich mit Medikamenten
nur schlecht erreichen lassen, etwa die
Verbesserung der Beweglichkeit und der
Gelenkfunktionen. Sie unterstützen aber
Entzündete, überwärmte Gelenke
sprechen oft auf Kältereize an. Dies nutzt
man bei der Kryotherapie.
C 13
Rheuma-C
auch medikamentös verfolgte Ziele. So wirken etwa Wärme- oder Kälteanwendungen
schmerzlindernd. Mit ihrer Hilfe kann der
Patient daher die erforderlichen Mengen
an Schmerzmitteln reduzieren.
Physikalische Therapien kann man nicht
als „sanfte” Therapien ansehen, nur weil
sie ohne chemische Substanzen auskommen. Im Gegenteil: Sie belasten den Patienten in der Regel und müssen daher – wie
Medikamente auch – angemessen dosiert
werden. Zumeist werden sie in „Reizserien”,
also blockweise, angewendet. Dazwischen
sollten ausreichend lange Behandlungspausen liegen. Das schon für die meisten
Medikamente falsche Motto „Viel hilft viel”
gilt für sie ebenso wenig.
Die Anwendung von mechanischer Energie umfasst krankengymnastische Übungen
und Massagen. Mit ihnen soll in erster Linie
die Beweglichkeit rheumatisch erkrankter
Gelenke verbessert und deren Funktion
erhalten werden. Sie wirken schmerzlindernd oder kräftigen und entspannen die
Muskulatur. Insgesamt gibt es nur wenige
Situationen, in denen eine Krankengymnastik nicht sinnvoll ist.
Sowohl die Zufuhr von Wärme als auch
von Kälte kann bei den unterschiedlichsten
Erkrankungen hilfreich sein, um Schmerzen
zu lindern und Entzündungen zu hemmen.
Wärme – entweder in Form von Wickeln,
Bädern, Packungen sowie elektrischer
Hochfrequenz-, Ultraschall- oder Infrarotbestrahlung – wird häufig bei degenerativen Erkrankungen wie der Arthrose, aber
auch bei chronisch entzündlichen Rheumaformen eingesetzt. Allerdings können
sich durch Wärme akute Entzündungen
noch verschlimmern, und großflächige
Anwendungen lösen bei Patienten mit
chronischer Polyarthritis manchmal sogar
Krankheitsschübe aus.
Der Einsatz von Kälte ist bei akuten Arthritiden daher oft besser. Man unterscheidet die kalte Hydrotherapie mit +15 °C kaltem Wasser von der Eis- oder „Kryotherapie”, bei der Temperaturen von bis zu
–180 °C eingesetzt werden. Um eine entzündungshemmende Wirkung zu erzielen,
muss die Kälte für 10 bis 20 Minuten einwirken. Damit die behandelte Körperstelle
nicht schmerzt, ist es daher sinnvoll, eine
Eispackung nicht direkt auf die Haut zu legen, sondern sie in ein Tuch einzuwickeln.
Viele der genannten Behandlungsformen
lassen sich kombinieren. Beispiele dafür
sind: erstens die Niederfrequenztherapie
mit anschließender Massage, zweitens der
Einsatz von Wärme und Kälte vor, beziehungsweise bei der Krankengymnastik und
drittens die Kombination von UV-Bestrahlung mit Solebädern. Andererseits ist nicht
jede Kombination sinnvoll, einige sind
sogar schädlich. Zudem belasten physikalische Kombinationstherapien den Patienten meist stärker als Einzelbehandlungen.
Es kommt also auf die Erfahrung des Arztes
Bei der Elektrotherapie unterscheidet sich sowie des behandelnden Therapeuten an,
die Wirkung je nach eingesetzter Frequenz um für einen Patienten den in seiner Situaerheblich. Die elektrische Hochfrequenzthe- tion maximalen Effekt zu erzielen.
rapie (500 kHz bis 5000 MHz) ist eine reine
Wärmeanwendung. Da hochfrequente elek- Hinsichtlich der Ziele spannt die Ergotrische Strahlung weit in das Gewebe therapie den vielleicht weitesten Bogen
vordringt, bietet sie im Vergleich zu den unter den physikalischen Therapien. Sie
anderen Formen der Wärmetherapie eine spielt zum einen eine wichtige Rolle im
enorme Tiefenwirkung. Nieder- und mittel- Behandlungsplan eines Patienten, etwa
frequente elektrische Strahlung (bis 1000 Hz wenn es darum geht, Gehhilfen und Schiebeziehungsweise 10 bis 100 kHz) wirkt nen anzupassen und dem Patienten den richschmerzlindernd. Da sie im Unterschied zur tigen Gebrauch damit zu vermitteln. Zum
Wärmetherapie das Herz und den Kreislauf anderen erfüllt sie vorsorgliche Aufgaben
nicht belastet, lassen sich diese Bestrahlun- – etwa beim Gelenkschutz – und sie ist ein
gen auch bei älteren Menschen einsetzen. wichtiges Instrument der Rehabilitation.
Im Wasser entlastet der Auftrieb die
Gelenke vom Tragen des Körpergewichts.
Durch Wassergymnastik lässt sich daher
die Beweglichkeit der Gelenke verbessern, ohne sie zu stark zu
beanspruchen.
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11.12.2001, 9:58 Uhr
2
1
3
Wann kommt eine
Operation in Frage?
Die operative Rheumaorthopädie hat in
Operative Eingriffe kommen für entzündden letzten Jahrzehnten große Fortschritte liche wie für degenerative Formen des
erzielt. Vor allem von der Möglichkeit, dass Rheumas in Frage, und sie dienen jeweils
sich zerstörte Gelenke durch künstliche verschiedenen Zwecken. Mit ihnen:
Gelenkprothesen ersetzen lassen, profitieren mittlerweile viele Rheumapatienten. So • entlastet man ein rheumatisch erkrankgibt es heute für jedes große Gelenk einen
tes Gelenk und dessen umliegende
funktionellen Ersatz. Allein in Deutschland
Strukturen. Dadurch wirken sie schmerzsetzen Ärzte pro Jahr rund 150 000 Hüftgelindernd. Darauf zielen etwa Nervendelenksprothesen und zirka 50 000 Kniegekompressionen ab – Eingriffe, bei denen
lenksprothesen ein.
man Knorpel- oder Knochenwucherungen entfernt, die auf Nervenstränge drücken. Auch das Entfernen von Rheumaknoten an mechanisch beanspruchten
Stellen dient diesem Zweck;
Künstliche Gelenkprothesen ermöglichen
es vielen Patienten, sich wieder schmerzfrei zu bewegen. Je nach Gelenk und
Schädigung kommen dabei unterschiedliche Typen zum Einsatz (Grafiken unten).
An der Universität in Magdeburg
entwickelten Orthopäden zusammen mit
Kollegen in den USA und einem Medizintechnikunternehmen die „Rotating
Platform” – eine Kniegelenksprothese,
die nicht nur Streck- und Beugebewegungen, sondern sogar eine natürliche
Drehung im Knie zulässt. (Fotos 1 bis 3).
Distanzstücke
nicht fixiert
fixiert
Gelenkflächenersatz
einseitig
beidseitig
Gelenkersatz
halbverblockt
verblockt
C 15
Rheuma-C
• korrigiert man Fehlstellungen in einem
Gelenk. So genannte Korrektur- oder
Umstellungsosteotomien beseitigen
beispielsweise Fehlbelastungen vor
allem der unteren Extremitäten wie
X- oder O-Beine. Diese gelenkerhaltenden Eingriffe beugen einer drohenden
Knie- oder Hüftgelenksarthrose vor,
oder sie verringern das Risiko, dass
sich der Gelenkabbau verschlimmert;
• versteift man ein zerstörtes und
schmerzendes Gelenk und erreicht so
insgesamt eine bessere Beweglichkeit
des Patienten. Solche Eingriffe nennen
Mediziner Arthrodesen. Patienten, bei
denen man etwa das obere Sprunggelenk versteift, können sich relativ unbehindert im Alltag bewegen. Bei Hüftund Kniegelenken spielen Arthrodesen
hingegen heute keine Rolle mehr;
• stellt man die Beweglichkeit wieder
her. Hierzu gehören der Einsatz von
Gelenksprothesen und die Entfernung
einer entzündlich zerstörten Gelenkinnenhaut (Synovialmembran). Letztere
Eingriffe werden als Synovektomien
bezeichnet. Diese mobilisieren zwar
nicht immer das betroffene Gelenk,
aber zumindest entlasten sie es und
lindern die Schmerzen.
Die Frage, ob und wann eine Operation
sinnvoll ist, ist bei fast jedem chirurgischen
Eingriff schwierig zu entscheiden. Es gibt
nur ganz wenige Situationen, in denen ein
Eingriff absolut erforderlich ist, zum Beispiel, wenn Halswirbel aufgrund von Fehlstellungen beginnen, den Rückenmarkskanal einzuquetschen und deshalb eine
Querschnittslähmung droht. In den meisten
Fällen hängt jedoch die Entscheidung vom
Patienten selbst ab: Wie stark sind seine
Schmerzen? Wie gravierend fühlt er sich in
seiner Beweglichkeit eingeschränkt? Solche Fragen werden Patienten mit demselben Gelenksbefund individuell anders
beantworten.
Aus medizinischer Sicht gelten operative
Eingriffe in der Regel nicht als die erste
Behandlungsoption. Im Gegenteil: Operative Eingriffe erwägen Mediziner gewöhnlich erst dann, wenn sich das Ziel mit allen
anderen Behandlungsformen wie einer
medikamentösen und physikalischen Therapie auch nach einem angemessenen Zeitraum nicht erreichen ließ.
Umgekehrt ist es aber auch nicht sinnvoll,
einen Erfolg versprechenden Eingriff zu
lange hinauszuzögern. So können beispielsweise früh im Krankheitsverlauf vorgenommene Synovektomien zu deutlich mehr Entlastung führen als solche, bei denen das
entzündete Gelenk schon fortgeschritten
geschädigt ist.
Die Wahl des „richtigen Zeitpunkts” ist
also für den Arzt äußerst schwer zu treffen,
und sie hängt zudem – wie bereits erwähnt –
stark vom subjektiven Empfinden der Patienten ab. Diese scheuen aus verständlichen
Gründen oft das Operationsrisiko, das sie
allerdings – zum Beispiel das Narkoserisiko – meist überschätzen. Umgekehrt sind
mit Operationen zweifellos auch Nachteile
und Risiken verbunden, die man gegen den
zu erwartenden Nutzen abwägen muss.
Ein Beispiel illustriert diesen Punkt: Der
Einsatz einer Hüftgelenksprothese verbessert die Beweglichkeit eines Patienten
mit einer fortgeschrittenen
Arthrose in diesem Gelenk
ganz enorm. Viele Aktivitäten, die er zuvor nicht mehr
oder nur unter größten
Schmerzen ausüben konnte,
sind für ihn nach erfolgreicher Rehabilitation wieder
möglich; er kann wieder die
Treppen zu seiner Wohnung
hochsteigen, schwimmen,
Rad fahren, und er kann
auch wieder schmerzfrei in
sein Auto einsteigen. Doch
eine solche Prothese hat nach heutigen
Erfahrungen nur eine „Lebensdauer” von
10 bis 15 Jahren. Die heute verwendeten
künstlichen Materialien unterliegen zwar
nur noch einem geringen Verschleiß. Das
Hauptproblem stellen jedoch nach wie vor
Lockerungen dar. Auch wenn der Patient
konsequent alle Bewegungen meidet, die
das künstliche Gelenk gefährden, lockert
es sich mit der Zeit. Irgendwann kehren
dann auch die Schmerzen wieder und ist
die Beweglichkeit erneut eingeschränkt.
Abhilfe schafft dann nur eine zweite
Hüftgelenksoperation.
Dank neuer Materialien, Herstellungsverfahren und chirurgischer Techniken
sind Hüftgelenksprothesen heute erheblich langlebiger, als dies früher der Fall
war. Schwierig bleibt nach wie vor die
Wahl des Zeitpunkts für eine Operation.
Arzt und Patient sollten gemeinsam versuchen, den Nutzen gegen die Risiken
im individuellen Fall abzuwägen.
Je jünger ein Patient bei der Erstoperation ist, desto wahrscheinlicher ist es
daher, dass er die Lockerung seines künstlichen Hüftgelenks erleben wird und sich
dann erneut operieren lassen muss. Dennoch ist es aus medizinischer Sicht nicht
angemessen, jüngeren Patienten grundsätzlich von einer Operation abzuraten.
Gerade sie profitieren vielleicht aufgrund
ihrer größeren körperlichen Aktivität besonders vom Wiedergewinn der Beweglichkeit.
Zudem reduzieren neuere, so genannte
zementfreie Techniken die Gefahr, dass
sich der Prothesenschaft im Oberschenkelknochen lockert, und Materialforscher
experimentieren mit neuen keramischen
und metallischen Werkstoffen sowie Herstellungsverfahren, um noch haltbarere
Prothesen zu fertigen. Das Fernziel dieser
Bemühungen sind Gelenksprothesen, deren durchschnittliche Funktionsdauer im
Körper 20 Jahre beträgt.
C 16
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11.12.2001, 9:58 Uhr
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1
3
Wann kommt eine
Operation in Frage?
Die operative Rheumaorthopädie hat in
Operative Eingriffe kommen für entzündden letzten Jahrzehnten große Fortschritte liche wie für degenerative Formen des
erzielt. Vor allem von der Möglichkeit, dass Rheumas in Frage, und sie dienen jeweils
sich zerstörte Gelenke durch künstliche verschiedenen Zwecken. Mit ihnen:
Gelenkprothesen ersetzen lassen, profitieren mittlerweile viele Rheumapatienten. So • entlastet man ein rheumatisch erkrankgibt es heute für jedes große Gelenk einen
tes Gelenk und dessen umliegende
funktionellen Ersatz. Allein in Deutschland
Strukturen. Dadurch wirken sie schmerzsetzen Ärzte pro Jahr rund 150 000 Hüftgelindernd. Darauf zielen etwa Nervendelenksprothesen und zirka 50 000 Kniegekompressionen ab – Eingriffe, bei denen
lenksprothesen ein.
man Knorpel- oder Knochenwucherungen entfernt, die auf Nervenstränge drücken. Auch das Entfernen von Rheumaknoten an mechanisch beanspruchten
Stellen dient diesem Zweck;
Künstliche Gelenkprothesen ermöglichen
es vielen Patienten, sich wieder schmerzfrei zu bewegen. Je nach Gelenk und
Schädigung kommen dabei unterschiedliche Typen zum Einsatz (Grafiken unten).
An der Universität in Magdeburg
entwickelten Orthopäden zusammen mit
Kollegen in den USA und einem Medizintechnikunternehmen die „Rotating
Platform” – eine Kniegelenksprothese,
die nicht nur Streck- und Beugebewegungen, sondern sogar eine natürliche
Drehung im Knie zulässt. (Fotos 1 bis 3).
Distanzstücke
nicht fixiert
fixiert
Gelenkflächenersatz
einseitig
beidseitig
Gelenkersatz
halbverblockt
verblockt
C 15
Rheuma-C
• korrigiert man Fehlstellungen in einem
Gelenk. So genannte Korrektur- oder
Umstellungsosteotomien beseitigen
beispielsweise Fehlbelastungen vor
allem der unteren Extremitäten wie
X- oder O-Beine. Diese gelenkerhaltenden Eingriffe beugen einer drohenden
Knie- oder Hüftgelenksarthrose vor,
oder sie verringern das Risiko, dass
sich der Gelenkabbau verschlimmert;
• versteift man ein zerstörtes und
schmerzendes Gelenk und erreicht so
insgesamt eine bessere Beweglichkeit
des Patienten. Solche Eingriffe nennen
Mediziner Arthrodesen. Patienten, bei
denen man etwa das obere Sprunggelenk versteift, können sich relativ unbehindert im Alltag bewegen. Bei Hüftund Kniegelenken spielen Arthrodesen
hingegen heute keine Rolle mehr;
• stellt man die Beweglichkeit wieder
her. Hierzu gehören der Einsatz von
Gelenksprothesen und die Entfernung
einer entzündlich zerstörten Gelenkinnenhaut (Synovialmembran). Letztere
Eingriffe werden als Synovektomien
bezeichnet. Diese mobilisieren zwar
nicht immer das betroffene Gelenk,
aber zumindest entlasten sie es und
lindern die Schmerzen.
Die Frage, ob und wann eine Operation
sinnvoll ist, ist bei fast jedem chirurgischen
Eingriff schwierig zu entscheiden. Es gibt
nur ganz wenige Situationen, in denen ein
Eingriff absolut erforderlich ist, zum Beispiel, wenn Halswirbel aufgrund von Fehlstellungen beginnen, den Rückenmarkskanal einzuquetschen und deshalb eine
Querschnittslähmung droht. In den meisten
Fällen hängt jedoch die Entscheidung vom
Patienten selbst ab: Wie stark sind seine
Schmerzen? Wie gravierend fühlt er sich in
seiner Beweglichkeit eingeschränkt? Solche Fragen werden Patienten mit demselben Gelenksbefund individuell anders
beantworten.
Aus medizinischer Sicht gelten operative
Eingriffe in der Regel nicht als die erste
Behandlungsoption. Im Gegenteil: Operative Eingriffe erwägen Mediziner gewöhnlich erst dann, wenn sich das Ziel mit allen
anderen Behandlungsformen wie einer
medikamentösen und physikalischen Therapie auch nach einem angemessenen Zeitraum nicht erreichen ließ.
Umgekehrt ist es aber auch nicht sinnvoll,
einen Erfolg versprechenden Eingriff zu
lange hinauszuzögern. So können beispielsweise früh im Krankheitsverlauf vorgenommene Synovektomien zu deutlich mehr Entlastung führen als solche, bei denen das
entzündete Gelenk schon fortgeschritten
geschädigt ist.
Die Wahl des „richtigen Zeitpunkts” ist
also für den Arzt äußerst schwer zu treffen,
und sie hängt zudem – wie bereits erwähnt –
stark vom subjektiven Empfinden der Patienten ab. Diese scheuen aus verständlichen
Gründen oft das Operationsrisiko, das sie
allerdings – zum Beispiel das Narkoserisiko – meist überschätzen. Umgekehrt sind
mit Operationen zweifellos auch Nachteile
und Risiken verbunden, die man gegen den
zu erwartenden Nutzen abwägen muss.
Ein Beispiel illustriert diesen Punkt: Der
Einsatz einer Hüftgelenksprothese verbessert die Beweglichkeit eines Patienten
mit einer fortgeschrittenen
Arthrose in diesem Gelenk
ganz enorm. Viele Aktivitäten, die er zuvor nicht mehr
oder nur unter größten
Schmerzen ausüben konnte,
sind für ihn nach erfolgreicher Rehabilitation wieder
möglich; er kann wieder die
Treppen zu seiner Wohnung
hochsteigen, schwimmen,
Rad fahren, und er kann
auch wieder schmerzfrei in
sein Auto einsteigen. Doch
eine solche Prothese hat nach heutigen
Erfahrungen nur eine „Lebensdauer” von
10 bis 15 Jahren. Die heute verwendeten
künstlichen Materialien unterliegen zwar
nur noch einem geringen Verschleiß. Das
Hauptproblem stellen jedoch nach wie vor
Lockerungen dar. Auch wenn der Patient
konsequent alle Bewegungen meidet, die
das künstliche Gelenk gefährden, lockert
es sich mit der Zeit. Irgendwann kehren
dann auch die Schmerzen wieder und ist
die Beweglichkeit erneut eingeschränkt.
Abhilfe schafft dann nur eine zweite
Hüftgelenksoperation.
Dank neuer Materialien, Herstellungsverfahren und chirurgischer Techniken
sind Hüftgelenksprothesen heute erheblich langlebiger, als dies früher der Fall
war. Schwierig bleibt nach wie vor die
Wahl des Zeitpunkts für eine Operation.
Arzt und Patient sollten gemeinsam versuchen, den Nutzen gegen die Risiken
im individuellen Fall abzuwägen.
Je jünger ein Patient bei der Erstoperation ist, desto wahrscheinlicher ist es
daher, dass er die Lockerung seines künstlichen Hüftgelenks erleben wird und sich
dann erneut operieren lassen muss. Dennoch ist es aus medizinischer Sicht nicht
angemessen, jüngeren Patienten grundsätzlich von einer Operation abzuraten.
Gerade sie profitieren vielleicht aufgrund
ihrer größeren körperlichen Aktivität besonders vom Wiedergewinn der Beweglichkeit.
Zudem reduzieren neuere, so genannte
zementfreie Techniken die Gefahr, dass
sich der Prothesenschaft im Oberschenkelknochen lockert, und Materialforscher
experimentieren mit neuen keramischen
und metallischen Werkstoffen sowie Herstellungsverfahren, um noch haltbarere
Prothesen zu fertigen. Das Fernziel dieser
Bemühungen sind Gelenksprothesen, deren durchschnittliche Funktionsdauer im
Körper 20 Jahre beträgt.
C 16
8
11.12.2001, 9:58 Uhr
Gibt es alternative
Behandlungsmethoden?
Die Antwort lautet ganz eindeutig „Ja”
– und zwar Dutzende, von „A” wie Aderlass
bis „Z” wie Ziegenbuttersalbe. Tatsache
ist: Mehr als die Hälfte aller Menschen, die
an einer rheumatischen Erkrankung leiden,
haben sich in deren Verlauf auch durch
so genannte Alternativmethoden Linderung
von ihren Leiden versprochen und diese
ausprobiert. Dieser große Anteil reflektiert
verschiedene Probleme der wissenschaftlich begründeten Therapieansätze, wie sie
bislang in diesem Kapitel behandelt wurden.
Der Wunsch nach Linderung oder gar
Heilung von einer chronischen Krankheit
ist verständlich, und Ärzte sollten deshalb
auch Verständnis aufbringen, wenn sich
Patienten nach monate- oder gar jahrelangen Krankheitsphasen, in denen sie keine
oder nur wenig Besserung verspürten,
nach „alternativen” Behandlungsmethoden
umschauen.
Der sowohl von manchen Patienten als
auch von einigen Ärzten empfundene Gegensatz – hier „Schulmedizin”, dort „Alternativmedizin” – verstellt indes den Blick auf
die eigentliche Problematik und förderte in
der Vergangenheit ein dogmatisches und
daher unangemessenes Frontendenken
zwischen Verfechtern und Anhängern beider
„Richtungen”.
Alternative Heilverfahren stehen bei
Patienten meist dann hoch im Kurs,
wenn ihnen die bisherige Behandlung
auch nach längerer Zeit keine oder
nur wenig Linderung verschaffen konnte.
Sinnvoll ist es auf jeden Fall, sich gemeinsam mit dem behandelnden Arzt über
weitere Therapiemöglichkeiten zu
beraten. Vollmundigen „Heilsversprechen” jedweder Art sollte man indes
sehr skeptisch gegenüber sein. Das
Foto zeigt eine Elektroakupunktur.
• wirksame und sichere Therapien, also
solche, deren Nutzen für den Patienten in wissenschaftlichen Studien klar
belegt ist und deren Risikopotenzial
sich als akzeptabel erwiesen hat;
• fragwürdige Therapien, bei denen entweder die Wirksamkeit (noch) nicht
wissenschaftlich belegt ist, oder deren
Gefahrenpotenzial nicht hinreichend
untersucht ist;
• unwirksame und/oder risikoreiche
Therapien, also solche, ohne erkennbaren Nutzen und/oder mit einer nicht
akzeptablen Gesundheitsgefahr für
den Patienten.
Viele so genannte Alternativverfahren
– aber nicht nur diese – fallen in diese dritte
Kategorie. Vor allem der Wirksamkeitsnachweis ist bei ihnen oft nicht erbracht. Die
Wirksamkeit lässt sich allerdings bei rheumatischen Erkrankungen auch besonders
schwer zeigen. Dies hat mehrere Gründe.
So verlaufen sie oft schubweise, wobei
sich lange Krankheitsphasen mit ebenso
langen, beschwerdefreien Phasen abwechseln. Die Wirksamkeit einer Behandlung
lässt sich daher nur beurteilen, wenn man
die Patienten über mehrere Jahre hinweg
beobachtet.
Manche Therapien werden für ein unglaublich breites Anwendungsspektrum
angepriesen; beispielsweise helfen sie angeblich bei Harninkontinenz ebenso wie bei
Bluthochdruck oder bei Rheuma. Derartige
„Allzwecktherapien” sollten auf größte SkepZudem stehen oft nur schwer quantifizier- sis stoßen. Bereits die Behauptung, eine Thebare und zudem subjektive Merkmale – etwa rapie helfe bei Rheuma, muss angesichts
die Schwere der Schmerzen – zur Verfügung, um den Nutzen einer Behandlung
zu beurteilen. Typische Placeboeffekte können Mediziner bei der Bewertung der Wirksamkeit narren. So fühlen sich vielleicht
einige Patienten während und nach einer
zu prüfenden Therapie schon deshalb besser, weil sie viel Hoffnung in das neue Verfahren gesetzt haben oder weil sie intensiver
medizinisch betreut wurden. Nicht zuletzt
können auch sorgfältig erhobene Ergebnisse aus unterschiedlichen klinischen Tests
zu sich widersprechenden Einschätzungen
führen.
Für den Patienten, wie übrigens auch für
den Arzt, ist es daher nicht immer leicht,
den möglichen Nutzen von Therapieangeboten abzuschätzen, zumal ihre große Zahl
noch ständig wächst. Doch es gibt immerhin Anhaltspunkte, um Behandlungsformen,
die außerhalb des Hauptstroms medizinischer Therapien liegen, zu beurteilen. Eine
entscheidende Frage lautet: Welche Versprechungen werden mit einer „alternativen” Therapie gemacht?
der Vielfalt dieser Krankheitsgruppe als
uneinlösbares Versprechen gelten. Es ist
kaum vorstellbar, dass so unterschiedliche Erkrankungen wie eine degenerative
Kniearthrose und eine autoimmune Systemerkrankung wie der Systemische Lupus
erythematodes (SLE) auf ein und dieselbe
Behandlung gleichermaßen ansprechen.
Selbsthilfegruppen bieten
eine gute Gelegenheit, sich
über alternative Behandlungsverfahren zu informieren. Der
Austausch mit Betroffenen
und Informationsabende mit
Fachleuten helfen dabei, ein
Therapieangebot zu beurteilen und zu einer eigenen
Entscheidung zu kommen.
Generell sollte man skeptisch gegenüber
jedem „Heilungsversprechen” sein. In einer
Einschätzung stimmen nämlich streng wissenschaftlich orientierte Ärzte und seriöse
Anbieter von „alternativen” Verfahren überein: Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind
rheumatische Erkrankungen nicht völlig
heilbar.
Ratgeber, die einem Rheumapatienten
Informationen über „Alternativverfahren”
geben können, sind zum Beispiel Selbsthilfegruppen und medizinische Ratgeberbücher,
wie sie im Anhang dieser Broschüre genannt werden.
C 17
Rheuma-C
Aus der Sicht einer wissenschaftlich
begründeten Medizin lassen sich alle Therapien einer von drei möglichen Kategorien zuordnen: Es gibt
C 18
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11.12.2001, 9:58 Uhr
Gibt es alternative
Behandlungsmethoden?
Die Antwort lautet ganz eindeutig „Ja”
– und zwar Dutzende, von „A” wie Aderlass
bis „Z” wie Ziegenbuttersalbe. Tatsache
ist: Mehr als die Hälfte aller Menschen, die
an einer rheumatischen Erkrankung leiden,
haben sich in deren Verlauf auch durch
so genannte Alternativmethoden Linderung
von ihren Leiden versprochen und diese
ausprobiert. Dieser große Anteil reflektiert
verschiedene Probleme der wissenschaftlich begründeten Therapieansätze, wie sie
bislang in diesem Kapitel behandelt wurden.
Der Wunsch nach Linderung oder gar
Heilung von einer chronischen Krankheit
ist verständlich, und Ärzte sollten deshalb
auch Verständnis aufbringen, wenn sich
Patienten nach monate- oder gar jahrelangen Krankheitsphasen, in denen sie keine
oder nur wenig Besserung verspürten,
nach „alternativen” Behandlungsmethoden
umschauen.
Der sowohl von manchen Patienten als
auch von einigen Ärzten empfundene Gegensatz – hier „Schulmedizin”, dort „Alternativmedizin” – verstellt indes den Blick auf
die eigentliche Problematik und förderte in
der Vergangenheit ein dogmatisches und
daher unangemessenes Frontendenken
zwischen Verfechtern und Anhängern beider
„Richtungen”.
Alternative Heilverfahren stehen bei
Patienten meist dann hoch im Kurs,
wenn ihnen die bisherige Behandlung
auch nach längerer Zeit keine oder
nur wenig Linderung verschaffen konnte.
Sinnvoll ist es auf jeden Fall, sich gemeinsam mit dem behandelnden Arzt über
weitere Therapiemöglichkeiten zu
beraten. Vollmundigen „Heilsversprechen” jedweder Art sollte man indes
sehr skeptisch gegenüber sein. Das
Foto zeigt eine Elektroakupunktur.
• wirksame und sichere Therapien, also
solche, deren Nutzen für den Patienten in wissenschaftlichen Studien klar
belegt ist und deren Risikopotenzial
sich als akzeptabel erwiesen hat;
• fragwürdige Therapien, bei denen entweder die Wirksamkeit (noch) nicht
wissenschaftlich belegt ist, oder deren
Gefahrenpotenzial nicht hinreichend
untersucht ist;
• unwirksame und/oder risikoreiche
Therapien, also solche, ohne erkennbaren Nutzen und/oder mit einer nicht
akzeptablen Gesundheitsgefahr für
den Patienten.
Viele so genannte Alternativverfahren
– aber nicht nur diese – fallen in diese dritte
Kategorie. Vor allem der Wirksamkeitsnachweis ist bei ihnen oft nicht erbracht. Die
Wirksamkeit lässt sich allerdings bei rheumatischen Erkrankungen auch besonders
schwer zeigen. Dies hat mehrere Gründe.
So verlaufen sie oft schubweise, wobei
sich lange Krankheitsphasen mit ebenso
langen, beschwerdefreien Phasen abwechseln. Die Wirksamkeit einer Behandlung
lässt sich daher nur beurteilen, wenn man
die Patienten über mehrere Jahre hinweg
beobachtet.
Manche Therapien werden für ein unglaublich breites Anwendungsspektrum
angepriesen; beispielsweise helfen sie angeblich bei Harninkontinenz ebenso wie bei
Bluthochdruck oder bei Rheuma. Derartige
„Allzwecktherapien” sollten auf größte SkepZudem stehen oft nur schwer quantifizier- sis stoßen. Bereits die Behauptung, eine Thebare und zudem subjektive Merkmale – etwa rapie helfe bei Rheuma, muss angesichts
die Schwere der Schmerzen – zur Verfügung, um den Nutzen einer Behandlung
zu beurteilen. Typische Placeboeffekte können Mediziner bei der Bewertung der Wirksamkeit narren. So fühlen sich vielleicht
einige Patienten während und nach einer
zu prüfenden Therapie schon deshalb besser, weil sie viel Hoffnung in das neue Verfahren gesetzt haben oder weil sie intensiver
medizinisch betreut wurden. Nicht zuletzt
können auch sorgfältig erhobene Ergebnisse aus unterschiedlichen klinischen Tests
zu sich widersprechenden Einschätzungen
führen.
Für den Patienten, wie übrigens auch für
den Arzt, ist es daher nicht immer leicht,
den möglichen Nutzen von Therapieangeboten abzuschätzen, zumal ihre große Zahl
noch ständig wächst. Doch es gibt immerhin Anhaltspunkte, um Behandlungsformen,
die außerhalb des Hauptstroms medizinischer Therapien liegen, zu beurteilen. Eine
entscheidende Frage lautet: Welche Versprechungen werden mit einer „alternativen” Therapie gemacht?
der Vielfalt dieser Krankheitsgruppe als
uneinlösbares Versprechen gelten. Es ist
kaum vorstellbar, dass so unterschiedliche Erkrankungen wie eine degenerative
Kniearthrose und eine autoimmune Systemerkrankung wie der Systemische Lupus
erythematodes (SLE) auf ein und dieselbe
Behandlung gleichermaßen ansprechen.
Selbsthilfegruppen bieten
eine gute Gelegenheit, sich
über alternative Behandlungsverfahren zu informieren. Der
Austausch mit Betroffenen
und Informationsabende mit
Fachleuten helfen dabei, ein
Therapieangebot zu beurteilen und zu einer eigenen
Entscheidung zu kommen.
Generell sollte man skeptisch gegenüber
jedem „Heilungsversprechen” sein. In einer
Einschätzung stimmen nämlich streng wissenschaftlich orientierte Ärzte und seriöse
Anbieter von „alternativen” Verfahren überein: Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind
rheumatische Erkrankungen nicht völlig
heilbar.
Ratgeber, die einem Rheumapatienten
Informationen über „Alternativverfahren”
geben können, sind zum Beispiel Selbsthilfegruppen und medizinische Ratgeberbücher,
wie sie im Anhang dieser Broschüre genannt werden.
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Rheuma-C
Aus der Sicht einer wissenschaftlich
begründeten Medizin lassen sich alle Therapien einer von drei möglichen Kategorien zuordnen: Es gibt
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11.12.2001, 9:58 Uhr
Mit Stoffschlinge,
Gehroller und intensiven Gesprächen
Viele Kinder und Jugendliche leiden unter
entzündlichem Rheuma. Die Erkrankungen
ziehen sich oft über Jahre hin und behindern
dadurch die altersgemäße Entwicklung der
Betroffenen. Seit 1991 hat die Kinderklinik
Tübingen eine eigene Rheumaambulanz
eingerichtet, in der verschiedene Fachärzte,
Krankenschwestern, Krankengymnastinnen
und eine Diplompädagogin eng zusammenarbeiten. Durch diese „Rundumbetreuung” lassen sich die jungen Patienten – unter Einbeziehung ihrer Familien – effektiv behandeln.
„Ich sehe was, was du nicht siehst, und
das ist rot”, ruft Daniel* vergnügt und blickt
dabei verstohlen zu einem großen rötlichen Ball, der in dem metallenen Gitterkorb direkt über ihm liegt. An einem der
Gitterkreuze in der Mitte des Korbs hängt
ein Karabinerhaken, durch dessen Öse ein
langes Seil gezogen ist. Der Sechsjährige
liegt mit dem Rücken auf einem schmalen,
gepolsterten Tisch. Sein linker Fuß sowie
der Oberschenkel ruhen jeweils in einer
Stoffschlinge, die beide an je einem Seilende befestigt sind. Langsam bewegt die
Krankengymnastin Iris Laupp Daniels Bein
zur Seite und wieder zurück in die Ausgangsposition; danach hebt sie es an und
senkt es wieder ab – Übungen, die der
Junge später selbstständig durchführt.
„Vielleicht der Ball dort oben im Korb?”
antwortet sie Daniel und geht so auf sein
Fragespiel ein. „Kinder lassen sich schnell
ablenken”, erklärt sie später im Gespräch,
„und damit erreichen wir, dass sie sich bei
den Übungen entspannen.” Mit der Schlingenvorrichtung beispielsweise könne sie
die Beweglichkeit von Daniels Hüfte verbessern, und zwar ohne dass sie belastet
wird, fügt die 39-Jährige hinzu. Sich bewegen und dabei gleichzeitig die Gelenke
schonen ist ein wichtiges Prinzip bei der
Behandlung von Rheumapatienten.
Seit einigen Jahren arbeitet sie in der
Kinderklinik der Universität Tübingen, und
zu ihren Patienten gehören auch die Kinder
der Rheumaambulanz. Dieses Zentrum, das
1991 eingerichtet wurde, ermöglicht eine
enge Zusammenarbeit zwischen den behandelnden Ärzten – Kinderärzte, Internisten,
Orthopäden und Augenärzte – sowie den
Krankengymnasten. „Das ist das Schöne
bei unserer Tätigkeit in der Klinik, dass wir
besser über die Krankheitsgeschichte unserer Patienten informiert sind als in einer Praxis”, sagt Iris Laupp, und ihre Kollegin Eva
Stoffregen ergänzt: „Man kann die Patienten ganzheitlicher sehen, denn mit den Krankenschwestern, Ärzten oder mit Frau Erbis
vom psychosozialen Dienst können wir
direkt über einen bestimmten Fall reden.”
Die Krankengymnastin Iris Laupp bei
der Arbeit mit einem
jungen Patienten:
Die Übungen sollen
die Beweglichkeit
seiner Hüfte verbessern. Dank der Stoffschlingen werden
dabei seine erkrankten Gelenke möglichst geschont.
Besonders wichtig ist dies bei rheumakranken Kindern und Jugendlichen, die
über Jahre hinweg auf eine krankengymnastische Behandlung angewiesen sind.
So ist es bei Daniel, der seit zwei Jahren
die Rheumaambulanz regelmäßig aufsucht.
Seit seinem ersten Lebensjahr leidet er
unter einer schlimmen Form der juvenilen
*
C 19
Rheuma-C
chronischen Arthritis, genannt Morbus Still.
Iris Laupp versucht deshalb bei Daniel,
Viele seiner Gelenke haben sich im Ver- mit gezielten krankengymnastischen Übunlauf der Krankheit entzündet, oft plagen ihn gen sein fehlgestelltes Knie wieder bewegstarke Fieberschübe.
licher zu machen. „Das Wichtigste am Anfang einer Behandlung ist jedoch, dass
„Wenn ein Kind zum ersten Mal nach sich Vertrauen entwickelt”, erklärt sie. DesTübingen kommt, bleibt es meist für fünf halb darf sie bei ihren Untersuchungen nie
Tage, bis alle Diagnoseuntersuchungen ein Gelenk bis über die Schmerzgrenze hinabgeschlossen sind”, erläutert Iris Laupp, aus bewegen, sonst macht sich Angst breit
„Ich nehme dann zuerst einmal den Befund und das Kind verspannt sich gänzlich. „Oft
auf.” Mit einem Winkelmesser – sie zieht singen wir zusammen, während ich Daniels
ein aufklappbares Lineal mit Winkelmaßen Knie bewege. Das macht ihm Spaß, und er
aus der Tasche ihres Arbeitsmantels – hat ein unglaublich großes Repertoire an
untersucht sie, wie groß die Beweglichkeit Liedern,” verrät sie lächelnd.
der Gelenke ist.
Die krankengymnastischen Übungen, die
Dazu führt sie so genannte Schnelltests Iris Laupp mit Daniel zweimal täglich für
durch: Beim Ellbogengelenk etwa muss jeweils etwa eine Stunde durchexerziert,
das Kind seinen Arm ganz ausstrecken und müssen die Eltern zuhause weiterführen.
wieder beugen. Ist das Gelenk gesund, bil- „Wir beziehen daher die Mutter oder den
det der Arm eine gerade Linie und liegt Vater möglichst früh in die Behandlung mit
nun per Definition in der so genannten neu- ein”, erläutert sie. Unter Anleitung lernen
tralen Nullstellung. Ist das Gelenk hinge- diese dann, wie sie die Gelenke bewegen
gen erkrankt, lässt sich der Arm nur einge- müssen, um bestimmte Muskelgruppen zu
schränkt strecken; der Winkelmesser zeigt entspannen oder zu dehnen. Mindestens
dann beispielsweise 20 Grad Abweichung einmal am Tag sollten die Eltern mit jünvon der neutralen Nullstellung an. Um das geren Kindern 10 bis 30 Minuten lang üben.
Kniegelenk zu testen, muss sich die Ferse
ohne Schmerzen an den Oberschenkel zie- Auch bei der Suche nach einer krankenhen lassen. „Bei Daniel”, sagt Iris Laupp, gymnastischen Praxis daheim ist das Tübin„hat sich bereits eine Fehlstellung an seinem ger Team den Eltern behilflich. Denn einen
linken Knie ausgebildet. Sie ist gut zu erken- geeigneten Therapeuten zu finden, ist oft
nen, wenn er aufrecht steht. Das betref- gar nicht so einfach. Viele Krankengymnasfende Knie knickt deutlich nach innen ab.” ten haben mit Kindern nur sehr wenig Erfahrung, oder sie kennen sich nicht ausreiWie es zu solchen Fehlstellungen kommt, chend mit der Behandlung rheumatischer
beschreibt die 29-jährige Krankengymnastin Erkrankungen aus. Doch die RheumaambuEva Stoffregen, die Ansprechpartnerin für lanz verfügt inzwischen über eine lange
die ambulanten Patienten ist. So haben Kin- Liste mit Praxisadressen, die im Einzugsgeder, die an entzündlichem Rheuma erkrankt biet des Zentrums – immerhin ein 100-Kilosind, häufig starke Gelenkschmerzen. Sie meter-Umkreis rund um Tübingen – liegen.
bringen das schmerzende Gelenk deshalb
unbewusst in eine Stellung, in der es weniger
wehtut. Die Muskeln, die es in dieser Schonposition halten, werden dabei angespannt
und verkürzen sich; ihre Gegenspieler hingegen erschlaffen und verlieren an Kraft.
Zweimal täglich übt Iris Laupp mit dem
Patienten jeweils eine Stunde. Zuhause
sollte er die Übungen mit Hilfe seiner
Eltern regelmäßig fortführen.
Name von der Redaktion geändert
C 20
10
11.12.2001, 9:59 Uhr
Mit Stoffschlinge,
Gehroller und intensiven Gesprächen
Viele Kinder und Jugendliche leiden unter
entzündlichem Rheuma. Die Erkrankungen
ziehen sich oft über Jahre hin und behindern
dadurch die altersgemäße Entwicklung der
Betroffenen. Seit 1991 hat die Kinderklinik
Tübingen eine eigene Rheumaambulanz
eingerichtet, in der verschiedene Fachärzte,
Krankenschwestern, Krankengymnastinnen
und eine Diplompädagogin eng zusammenarbeiten. Durch diese „Rundumbetreuung” lassen sich die jungen Patienten – unter Einbeziehung ihrer Familien – effektiv behandeln.
„Ich sehe was, was du nicht siehst, und
das ist rot”, ruft Daniel* vergnügt und blickt
dabei verstohlen zu einem großen rötlichen Ball, der in dem metallenen Gitterkorb direkt über ihm liegt. An einem der
Gitterkreuze in der Mitte des Korbs hängt
ein Karabinerhaken, durch dessen Öse ein
langes Seil gezogen ist. Der Sechsjährige
liegt mit dem Rücken auf einem schmalen,
gepolsterten Tisch. Sein linker Fuß sowie
der Oberschenkel ruhen jeweils in einer
Stoffschlinge, die beide an je einem Seilende befestigt sind. Langsam bewegt die
Krankengymnastin Iris Laupp Daniels Bein
zur Seite und wieder zurück in die Ausgangsposition; danach hebt sie es an und
senkt es wieder ab – Übungen, die der
Junge später selbstständig durchführt.
„Vielleicht der Ball dort oben im Korb?”
antwortet sie Daniel und geht so auf sein
Fragespiel ein. „Kinder lassen sich schnell
ablenken”, erklärt sie später im Gespräch,
„und damit erreichen wir, dass sie sich bei
den Übungen entspannen.” Mit der Schlingenvorrichtung beispielsweise könne sie
die Beweglichkeit von Daniels Hüfte verbessern, und zwar ohne dass sie belastet
wird, fügt die 39-Jährige hinzu. Sich bewegen und dabei gleichzeitig die Gelenke
schonen ist ein wichtiges Prinzip bei der
Behandlung von Rheumapatienten.
Seit einigen Jahren arbeitet sie in der
Kinderklinik der Universität Tübingen, und
zu ihren Patienten gehören auch die Kinder
der Rheumaambulanz. Dieses Zentrum, das
1991 eingerichtet wurde, ermöglicht eine
enge Zusammenarbeit zwischen den behandelnden Ärzten – Kinderärzte, Internisten,
Orthopäden und Augenärzte – sowie den
Krankengymnasten. „Das ist das Schöne
bei unserer Tätigkeit in der Klinik, dass wir
besser über die Krankheitsgeschichte unserer Patienten informiert sind als in einer Praxis”, sagt Iris Laupp, und ihre Kollegin Eva
Stoffregen ergänzt: „Man kann die Patienten ganzheitlicher sehen, denn mit den Krankenschwestern, Ärzten oder mit Frau Erbis
vom psychosozialen Dienst können wir
direkt über einen bestimmten Fall reden.”
Die Krankengymnastin Iris Laupp bei
der Arbeit mit einem
jungen Patienten:
Die Übungen sollen
die Beweglichkeit
seiner Hüfte verbessern. Dank der Stoffschlingen werden
dabei seine erkrankten Gelenke möglichst geschont.
Besonders wichtig ist dies bei rheumakranken Kindern und Jugendlichen, die
über Jahre hinweg auf eine krankengymnastische Behandlung angewiesen sind.
So ist es bei Daniel, der seit zwei Jahren
die Rheumaambulanz regelmäßig aufsucht.
Seit seinem ersten Lebensjahr leidet er
unter einer schlimmen Form der juvenilen
*
C 19
Rheuma-C
chronischen Arthritis, genannt Morbus Still.
Iris Laupp versucht deshalb bei Daniel,
Viele seiner Gelenke haben sich im Ver- mit gezielten krankengymnastischen Übunlauf der Krankheit entzündet, oft plagen ihn gen sein fehlgestelltes Knie wieder bewegstarke Fieberschübe.
licher zu machen. „Das Wichtigste am Anfang einer Behandlung ist jedoch, dass
„Wenn ein Kind zum ersten Mal nach sich Vertrauen entwickelt”, erklärt sie. DesTübingen kommt, bleibt es meist für fünf halb darf sie bei ihren Untersuchungen nie
Tage, bis alle Diagnoseuntersuchungen ein Gelenk bis über die Schmerzgrenze hinabgeschlossen sind”, erläutert Iris Laupp, aus bewegen, sonst macht sich Angst breit
„Ich nehme dann zuerst einmal den Befund und das Kind verspannt sich gänzlich. „Oft
auf.” Mit einem Winkelmesser – sie zieht singen wir zusammen, während ich Daniels
ein aufklappbares Lineal mit Winkelmaßen Knie bewege. Das macht ihm Spaß, und er
aus der Tasche ihres Arbeitsmantels – hat ein unglaublich großes Repertoire an
untersucht sie, wie groß die Beweglichkeit Liedern,” verrät sie lächelnd.
der Gelenke ist.
Die krankengymnastischen Übungen, die
Dazu führt sie so genannte Schnelltests Iris Laupp mit Daniel zweimal täglich für
durch: Beim Ellbogengelenk etwa muss jeweils etwa eine Stunde durchexerziert,
das Kind seinen Arm ganz ausstrecken und müssen die Eltern zuhause weiterführen.
wieder beugen. Ist das Gelenk gesund, bil- „Wir beziehen daher die Mutter oder den
det der Arm eine gerade Linie und liegt Vater möglichst früh in die Behandlung mit
nun per Definition in der so genannten neu- ein”, erläutert sie. Unter Anleitung lernen
tralen Nullstellung. Ist das Gelenk hinge- diese dann, wie sie die Gelenke bewegen
gen erkrankt, lässt sich der Arm nur einge- müssen, um bestimmte Muskelgruppen zu
schränkt strecken; der Winkelmesser zeigt entspannen oder zu dehnen. Mindestens
dann beispielsweise 20 Grad Abweichung einmal am Tag sollten die Eltern mit jünvon der neutralen Nullstellung an. Um das geren Kindern 10 bis 30 Minuten lang üben.
Kniegelenk zu testen, muss sich die Ferse
ohne Schmerzen an den Oberschenkel zie- Auch bei der Suche nach einer krankenhen lassen. „Bei Daniel”, sagt Iris Laupp, gymnastischen Praxis daheim ist das Tübin„hat sich bereits eine Fehlstellung an seinem ger Team den Eltern behilflich. Denn einen
linken Knie ausgebildet. Sie ist gut zu erken- geeigneten Therapeuten zu finden, ist oft
nen, wenn er aufrecht steht. Das betref- gar nicht so einfach. Viele Krankengymnasfende Knie knickt deutlich nach innen ab.” ten haben mit Kindern nur sehr wenig Erfahrung, oder sie kennen sich nicht ausreiWie es zu solchen Fehlstellungen kommt, chend mit der Behandlung rheumatischer
beschreibt die 29-jährige Krankengymnastin Erkrankungen aus. Doch die RheumaambuEva Stoffregen, die Ansprechpartnerin für lanz verfügt inzwischen über eine lange
die ambulanten Patienten ist. So haben Kin- Liste mit Praxisadressen, die im Einzugsgeder, die an entzündlichem Rheuma erkrankt biet des Zentrums – immerhin ein 100-Kilosind, häufig starke Gelenkschmerzen. Sie meter-Umkreis rund um Tübingen – liegen.
bringen das schmerzende Gelenk deshalb
unbewusst in eine Stellung, in der es weniger
wehtut. Die Muskeln, die es in dieser Schonposition halten, werden dabei angespannt
und verkürzen sich; ihre Gegenspieler hingegen erschlaffen und verlieren an Kraft.
Zweimal täglich übt Iris Laupp mit dem
Patienten jeweils eine Stunde. Zuhause
sollte er die Übungen mit Hilfe seiner
Eltern regelmäßig fortführen.
Name von der Redaktion geändert
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11.12.2001, 9:59 Uhr
1
Mit Stoffschlinge,
Gehroller und intensiven Gesprächen
Nicht immer haben die Patienten Lust, mit
den Krankengymnastinnen zusammen die
Übungen zu machen. Jüngere Kinder lassen
sich nach den Erfahrungen von Iris Laupp
und Eva Stoffregen gewöhnlich leichter dazu motivieren. „Da reicht es manchmal schon,
wenn ich sage, dass ich in einer halben
Stunde wiederkomme, sodass das Kind bis
dahin fertig spielen kann”, erläutert Eva
Stoffregen. „Oder ich rede mit ihm über ein
Stofftier und wecke so sein Interesse.”
Die Diplompädagogin Gabi Erbis im
Gespräch mit einem jugendlichen Patienten der Rheumaambulanz (1). Die psychosoziale Beratung der jungen Patienten und
deren Eltern ergänzt die medizinische und
krankengymnastische Betreuung.
Gemeinsam mit einer Lehrerin der Einrichtung hat Gabi Erbis deshalb versucht,
die Situation von Konstantin genau einzuschätzen. Sie telefonierte mit dem Landeswohlfahrtsverband sowie dem Arbeitsamt
und klärte ab, wer etwa die Kosten für eine
Wohnung übernimmt. Ein anderer Lehrer begleitete Konstantin zu einer öffentlichen Berufsschule, die dieser ein Jahr lang vor der
praktischen Ausbildung zum Bauzeichner
besuchen müsste. Angesichts der oftmals
rauen Umgangsformen der Schüler untereinander und der Leistungsanforderungen,
die ihn dort erwarten würden, fühlte er sich
dann doch überfordert. Nun will er zunächst
das für ihn zuständige Berufsbildungswerk,
wo er betreut wohnen kann, vier Wochen
lang „testen” und schauen, ob ihm die Bauzeichnerlehre dort gefällt.
Dass sich Daniel in schlimmen Phasen,
wenn ihn wieder ein heftiger Fieberschub
beutelt, sogar den Tod herbeiwünscht, das
hat Gabi Erbis von der Mutter des Jungen
erfahren. Seit September 1999 gehört die
Diplompädagogin zum Team der KinderRheumaambulanz, und zwar für den psychosozialen Dienst. Bei ihr finden sowohl
Eltern als auch Patienten ein offenes Ohr
für all die Probleme, die ihnen durch die
Erkrankung auf der Seele lasten.
Anders sieht es bei den 16- bis 20-Jährigen aus. „Da kann es schon passieren,
dass einer die Ambulanz verlässt, ohne
dass ich ihn behandelt habe”, sagt sie und
zuckt bedauernd mit den Schultern. Sie
kennt außerdem Fälle, bei denen ein neu
eingenommenes Medikament wie etwa
Kortison zu einer massiven Wesensveränderung geführt hat. „Ein Mädchen namens
Lena beispielsweise”, erzählt sie, „war zuvor ein richtig lustiges Ding, das sich für
alles begeistert hat. Nach dem Medikamentenwechsel ist sie dann fast von heute auf
morgen sehr griesgrämig geworden und hat
seither oft mit depressiven Stimmungen zu
kämpfen.”
So auch Daniels Mutter, die sehr unter
der schweren Krankheit ihres Sohnes leidet. Immer wieder führt Gabi Erbis mit ihr
intensive Gespräche, versucht, gegen die
starken Schuldgefühle anzugehen, die die
Frau niederdrücken. Diese würde gern allen
Mitgliedern ihrer Familie gleichermaßen
gerecht werden. Doch Daniels Pflege und
Betreuung kosten viel Zeit, was besonders dessen drei Jahre älterer Bruder zu
spüren bekommt. Er verhält sich deshalb
Daniel gegenüber oft aggressiv, worunter
wiederum der jüngere leidet. Um die Probleme leichter bewältigen zu können, hat
Gabi Erbis für die ganze Familie eine vierwöchige Rehabilitationskur beantragt und
auch bewilligt bekommen. „Im Sommer ist
Ein Grundbedürfnis von Kindern ist es, un- es so weit, da reisen alle in den Schwarzgehindert herumspringen zu können. Doch wald. Daniel freut sich schon riesig darauf”,
bei so schweren Krankheitsbildern wie im erzählt die 37-Jährige lächelnd.
Fall von Daniel ist jede Bewegung mit
Schmerzen verbunden. Damit Daniel einer- Auch Konstantin* hat bei ihr angeklopft
seits seinen Bewegungsdrang ausleben und sie um Mithilfe gebeten. Der 19-Jährige,
kann und andererseits seine Gelenke ohne der seit seiner Kindheit unter Polyarthritis
Belastung benützt, fährt er mit einem Gehrol- leidet, lebt in einer Einrichtung für Körperler durch die Gegend. Dieser hat in der Mitte behinderte. Dort macht er gerade seinen
einen Sitz, sodass Daniel mit beiden Beinen Hauptschulabschluss; in einem Architekturbequem den Boden erreicht und abwech- büro hat er bereits ein Praktikum als Bauselnd Schwung holen kann. Seine Hüft-, zeichner absolviert. Sein größter Wunsch ist
Knie- und Sprunggelenke werden dadurch es, endlich auf eigenen Füßen zu stehen und
entlastet und gleichzeitig gestreckt.
in eine eigene Wohnung ziehen zu können.
2
3
Die Krankengymnastinnen in der Kinder-Rheumaambulanz haben besonders
viel Erfahrung in der Arbeit mit den zum
Teil noch sehr jungen rheumakranken
Patienten (Fotos 2 und 3). Wichtig ist dabei
nicht nur die Auswahl der Übungen und
die adäquate Hilfestellung, sondern auch
die „Kunst”, die Patienten zu motivieren.
Nur wenn sie nach ihrem Aufenthalt in der
Rheumaambulanz das Übungsprogramm
zuhause regelmäßig fortführen, stellt
sich eine dauerhafte Wirkung ein.
*
C 21
Rheuma-C
Name von der Redaktion geändert
Ganz anderen Problemen sieht sich Gabi
Erbis bei der 16-jährigen Linda* gegenübergestellt. Das Mädchen leidet an einer sehr
seltenen rheumatischen Krankheit, bei der
sich vor allem die Gefäße entzünden. 1997
ging sie in ein Krankenhaus im Umkreis
von Stuttgart, weil sie plötzlich Punkte vor
den Augen sah und ohne ersichtlichen
Grund mehrmals gestürzt war. Die Ärzte
dort erkannten jedoch ihre Krankheit nicht.
Erst zwei Jahre später, im August 1999, kam
Linda schließlich in die Rheumaambulanz
nach Tübingen. Hier wurde dann die richtige Diagnose gestellt. Allerdings waren
nun die Gefäßentzündungen schon sehr
weit fortgeschritten. Drei von vier wichtigen
Gehirnarterien Lindas sind mittlerweile so
stark geschädigt, dass sie kaum mehr Blut
transportieren.
Die Ärzte haben Linda, die auch psychisch unter ihrer Krankheit stark leidet,
angesprochen, ob sie nicht einmal mit Gabi
Erbis über ihre Situation sprechen wolle,
und sie willigte sofort ein. Seit Herbst 1999
sucht sie nun regelmäßig die Diplompädagogin auf. „Am Anfang haben wir mehr
über organisatorische Dinge gesprochen”,
*
erzählt Gabi Erbis. Linda erkundigte sich
etwa, wie es mit Hausunterricht nach längeren Fehlzeiten in der Schule aussieht, oder
ob sie die Fahrtkosten erstattet bekommt.
„Mit der Zeit hat Linda Vertrauen gefasst,
und zunehmend brachte sie auch persönliche Probleme zur Sprache”, fährt Gabi
Erbis fort. Sie will Linda in erster Linie
dabei helfen, trotz der lebensbedrohlichen
Krankheit neue Lebensperspektiven zu finden. Dazu gehört für sie auch, dass das
Mädchen lernt, mit ihrem angeschlagenen
Körper umzugehen, der durch die Behandlung mit hoch dosiertem Kortison stark aufgeschwemmt ist.
„Vor kurzem habe ich Linda vorgeschlagen, mit ihr in die Schule zu gehen, um dort
die Klassenkameraden und Lehrer über ihre
Krankheit zu informieren”, berichtet Gabi
Erbis. Ihrer Erfahrung nach lassen sich so
manche Vorurteile aus dem Weg räumen.
Das Mädchen willigte sofort ein. Zusammen
mit dem Lehrer der Kinderklinik und einem
Arzt der Rheumaambulanz wird Gabi Erbis
nun demnächst Lindas Klasse besuchen
und etwa eine Schulstunde lang mit den
Schülern und der Lehrerin über die Erkrankung des Mädchens reden. Anschließend
soll noch ein Gespräch mit dem Lehrerkollegium stattfinden.
„Das Spannende an meiner Tätigkeit ist,
dass die Patienten mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen zu mir kommen und
mich um Rat fragen”, meint Gabi Erbis.
Auch dass sie einmal mit Jugendlichen,
dann wieder mit Kindern oder deren Eltern
zu tun habe, gefällt ihr sehr gut. Und
außerdem – da stimmt sie mit den beiden
Krankengymnastinnen Iris Laupp und Eva
Stoffregen überein – hält sie den engen
Kontakt zu den Teamkollegen der Rheumaambulanz und den wöchentlichen Informationsaustausch für besonders wichtig. Eine
„Rundumbetreuung” der Patienten – das
möchten alle Beteiligten dieser Einrichtung
letztlich erreichen.
Name von der Redaktion geändert
C 22
11
11.12.2001, 9:59 Uhr
1
Mit Stoffschlinge,
Gehroller und intensiven Gesprächen
Nicht immer haben die Patienten Lust, mit
den Krankengymnastinnen zusammen die
Übungen zu machen. Jüngere Kinder lassen
sich nach den Erfahrungen von Iris Laupp
und Eva Stoffregen gewöhnlich leichter dazu motivieren. „Da reicht es manchmal schon,
wenn ich sage, dass ich in einer halben
Stunde wiederkomme, sodass das Kind bis
dahin fertig spielen kann”, erläutert Eva
Stoffregen. „Oder ich rede mit ihm über ein
Stofftier und wecke so sein Interesse.”
Die Diplompädagogin Gabi Erbis im
Gespräch mit einem jugendlichen Patienten der Rheumaambulanz (1). Die psychosoziale Beratung der jungen Patienten und
deren Eltern ergänzt die medizinische und
krankengymnastische Betreuung.
Gemeinsam mit einer Lehrerin der Einrichtung hat Gabi Erbis deshalb versucht,
die Situation von Konstantin genau einzuschätzen. Sie telefonierte mit dem Landeswohlfahrtsverband sowie dem Arbeitsamt
und klärte ab, wer etwa die Kosten für eine
Wohnung übernimmt. Ein anderer Lehrer begleitete Konstantin zu einer öffentlichen Berufsschule, die dieser ein Jahr lang vor der
praktischen Ausbildung zum Bauzeichner
besuchen müsste. Angesichts der oftmals
rauen Umgangsformen der Schüler untereinander und der Leistungsanforderungen,
die ihn dort erwarten würden, fühlte er sich
dann doch überfordert. Nun will er zunächst
das für ihn zuständige Berufsbildungswerk,
wo er betreut wohnen kann, vier Wochen
lang „testen” und schauen, ob ihm die Bauzeichnerlehre dort gefällt.
Dass sich Daniel in schlimmen Phasen,
wenn ihn wieder ein heftiger Fieberschub
beutelt, sogar den Tod herbeiwünscht, das
hat Gabi Erbis von der Mutter des Jungen
erfahren. Seit September 1999 gehört die
Diplompädagogin zum Team der KinderRheumaambulanz, und zwar für den psychosozialen Dienst. Bei ihr finden sowohl
Eltern als auch Patienten ein offenes Ohr
für all die Probleme, die ihnen durch die
Erkrankung auf der Seele lasten.
Anders sieht es bei den 16- bis 20-Jährigen aus. „Da kann es schon passieren,
dass einer die Ambulanz verlässt, ohne
dass ich ihn behandelt habe”, sagt sie und
zuckt bedauernd mit den Schultern. Sie
kennt außerdem Fälle, bei denen ein neu
eingenommenes Medikament wie etwa
Kortison zu einer massiven Wesensveränderung geführt hat. „Ein Mädchen namens
Lena beispielsweise”, erzählt sie, „war zuvor ein richtig lustiges Ding, das sich für
alles begeistert hat. Nach dem Medikamentenwechsel ist sie dann fast von heute auf
morgen sehr griesgrämig geworden und hat
seither oft mit depressiven Stimmungen zu
kämpfen.”
So auch Daniels Mutter, die sehr unter
der schweren Krankheit ihres Sohnes leidet. Immer wieder führt Gabi Erbis mit ihr
intensive Gespräche, versucht, gegen die
starken Schuldgefühle anzugehen, die die
Frau niederdrücken. Diese würde gern allen
Mitgliedern ihrer Familie gleichermaßen
gerecht werden. Doch Daniels Pflege und
Betreuung kosten viel Zeit, was besonders dessen drei Jahre älterer Bruder zu
spüren bekommt. Er verhält sich deshalb
Daniel gegenüber oft aggressiv, worunter
wiederum der jüngere leidet. Um die Probleme leichter bewältigen zu können, hat
Gabi Erbis für die ganze Familie eine vierwöchige Rehabilitationskur beantragt und
auch bewilligt bekommen. „Im Sommer ist
Ein Grundbedürfnis von Kindern ist es, un- es so weit, da reisen alle in den Schwarzgehindert herumspringen zu können. Doch wald. Daniel freut sich schon riesig darauf”,
bei so schweren Krankheitsbildern wie im erzählt die 37-Jährige lächelnd.
Fall von Daniel ist jede Bewegung mit
Schmerzen verbunden. Damit Daniel einer- Auch Konstantin* hat bei ihr angeklopft
seits seinen Bewegungsdrang ausleben und sie um Mithilfe gebeten. Der 19-Jährige,
kann und andererseits seine Gelenke ohne der seit seiner Kindheit unter Polyarthritis
Belastung benützt, fährt er mit einem Gehrol- leidet, lebt in einer Einrichtung für Körperler durch die Gegend. Dieser hat in der Mitte behinderte. Dort macht er gerade seinen
einen Sitz, sodass Daniel mit beiden Beinen Hauptschulabschluss; in einem Architekturbequem den Boden erreicht und abwech- büro hat er bereits ein Praktikum als Bauselnd Schwung holen kann. Seine Hüft-, zeichner absolviert. Sein größter Wunsch ist
Knie- und Sprunggelenke werden dadurch es, endlich auf eigenen Füßen zu stehen und
entlastet und gleichzeitig gestreckt.
in eine eigene Wohnung ziehen zu können.
2
3
Die Krankengymnastinnen in der Kinder-Rheumaambulanz haben besonders
viel Erfahrung in der Arbeit mit den zum
Teil noch sehr jungen rheumakranken
Patienten (Fotos 2 und 3). Wichtig ist dabei
nicht nur die Auswahl der Übungen und
die adäquate Hilfestellung, sondern auch
die „Kunst”, die Patienten zu motivieren.
Nur wenn sie nach ihrem Aufenthalt in der
Rheumaambulanz das Übungsprogramm
zuhause regelmäßig fortführen, stellt
sich eine dauerhafte Wirkung ein.
*
C 21
Rheuma-C
Name von der Redaktion geändert
Ganz anderen Problemen sieht sich Gabi
Erbis bei der 16-jährigen Linda* gegenübergestellt. Das Mädchen leidet an einer sehr
seltenen rheumatischen Krankheit, bei der
sich vor allem die Gefäße entzünden. 1997
ging sie in ein Krankenhaus im Umkreis
von Stuttgart, weil sie plötzlich Punkte vor
den Augen sah und ohne ersichtlichen
Grund mehrmals gestürzt war. Die Ärzte
dort erkannten jedoch ihre Krankheit nicht.
Erst zwei Jahre später, im August 1999, kam
Linda schließlich in die Rheumaambulanz
nach Tübingen. Hier wurde dann die richtige Diagnose gestellt. Allerdings waren
nun die Gefäßentzündungen schon sehr
weit fortgeschritten. Drei von vier wichtigen
Gehirnarterien Lindas sind mittlerweile so
stark geschädigt, dass sie kaum mehr Blut
transportieren.
Die Ärzte haben Linda, die auch psychisch unter ihrer Krankheit stark leidet,
angesprochen, ob sie nicht einmal mit Gabi
Erbis über ihre Situation sprechen wolle,
und sie willigte sofort ein. Seit Herbst 1999
sucht sie nun regelmäßig die Diplompädagogin auf. „Am Anfang haben wir mehr
über organisatorische Dinge gesprochen”,
*
erzählt Gabi Erbis. Linda erkundigte sich
etwa, wie es mit Hausunterricht nach längeren Fehlzeiten in der Schule aussieht, oder
ob sie die Fahrtkosten erstattet bekommt.
„Mit der Zeit hat Linda Vertrauen gefasst,
und zunehmend brachte sie auch persönliche Probleme zur Sprache”, fährt Gabi
Erbis fort. Sie will Linda in erster Linie
dabei helfen, trotz der lebensbedrohlichen
Krankheit neue Lebensperspektiven zu finden. Dazu gehört für sie auch, dass das
Mädchen lernt, mit ihrem angeschlagenen
Körper umzugehen, der durch die Behandlung mit hoch dosiertem Kortison stark aufgeschwemmt ist.
„Vor kurzem habe ich Linda vorgeschlagen, mit ihr in die Schule zu gehen, um dort
die Klassenkameraden und Lehrer über ihre
Krankheit zu informieren”, berichtet Gabi
Erbis. Ihrer Erfahrung nach lassen sich so
manche Vorurteile aus dem Weg räumen.
Das Mädchen willigte sofort ein. Zusammen
mit dem Lehrer der Kinderklinik und einem
Arzt der Rheumaambulanz wird Gabi Erbis
nun demnächst Lindas Klasse besuchen
und etwa eine Schulstunde lang mit den
Schülern und der Lehrerin über die Erkrankung des Mädchens reden. Anschließend
soll noch ein Gespräch mit dem Lehrerkollegium stattfinden.
„Das Spannende an meiner Tätigkeit ist,
dass die Patienten mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen zu mir kommen und
mich um Rat fragen”, meint Gabi Erbis.
Auch dass sie einmal mit Jugendlichen,
dann wieder mit Kindern oder deren Eltern
zu tun habe, gefällt ihr sehr gut. Und
außerdem – da stimmt sie mit den beiden
Krankengymnastinnen Iris Laupp und Eva
Stoffregen überein – hält sie den engen
Kontakt zu den Teamkollegen der Rheumaambulanz und den wöchentlichen Informationsaustausch für besonders wichtig. Eine
„Rundumbetreuung” der Patienten – das
möchten alle Beteiligten dieser Einrichtung
letztlich erreichen.
Name von der Redaktion geändert
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11.12.2001, 9:59 Uhr
D
LEBEN MIT RHEUMA
Sich mit dem Leben
arrangieren lernen
Viele entzündliche rheumatische Erkrankungen verursachen oft starke Schmerzen
und führen zu dauerhaften Gelenkschäden. Nicht selten müssen die betroffenen
Menschen ihre vertraute Lebensweise oder
ihren Beruf aufgeben und ihren Alltag neu organisieren. So auch der 37-jährige Thomas P.,
der unter Morbus Bechterew leidet.
Ein Arbeitsplatz wie tausend andere:
Thomas P. sitzt auf dem Drehstuhl an seinem
Schreibtisch, die Tastatur des Computers
vor sich. Rechts stapeln sich einige Unterlagen, eine einzelne große Schraube, deren
Güte er heute noch zu kontrollieren hat,
liegt daneben. Hinter ihm ein Wandschrank,
in dem Dutzende von Ordnern aneinander
gereiht stehen. Schaut Thomas P. nach vorn,
kann er die Arbeitsplätze seiner beiden Kollegen sehen und sich mit ihnen unterhalten,
ohne den Kopf wenden zu müssen, was
sehr wichtig für ihn ist. „Ich versuche immer, mir den Rücken frei zu halten”, lacht
er, „auch bei anderen Gelegenheiten wie
in einem Speiselokal.” Erst später im Gespräch wird deutlich, was er damit meint.
Meist führt ihn seine „Wanderung” zur
Fertigungsabteilung seiner Firma, die Produkte für den Hausbau – von Schrauben
bis zu Dachpfannenhalterungen – herstellt.
Als Güteprüfer ist er dafür verantwortlich,
dass die Teile allen DIN-Normen entsprechen. Seit 1994 arbeitet Thomas P. in dem
Unternehmen im Nordschwarzwald. Seinen früheren Beruf als Heizungsmonteur
musste er an den Nagel hängen – der
schweren körperlichen Arbeit auf den Baustellen war er nicht mehr gewachsen.
Der 37-Jährige leidet unter Morbus Bechterew, einer rheumatischen Erkrankung,
bei der sich die Wirbelsäule entzündet
und zu versteifen droht. Besonders der
Nacken- und Schulterbereich sind bei ihm
betroffen. An der Halswirbelsäule haben
sich bereits knöcherne Spangen ausgebildet, die verhindern, dass er den Kopf drehen kann. „Bei meiner Krankheit ist ein
vielseitiger Arbeitsplatz wichtig”, meint er.
Wenn er morgens um sieben Uhr beginnt,
setzt er sich zunächst für zwei Stunden
an den Rechner. Danach braucht er Bewegung, denn zu langes Sitzen quittiert sein
Körper prompt: „Wenn ich spüre, dass
meine linke Hand und die Beine allmählich
taub werden, weiß ich, dass es Zeit für
eine Wanderung ist.”
D1
Rheuma-D
Ob Zufall oder nicht – angefangen hat
alles mit einem Unfall bei der Bundeswehr,
wo Thomas P. seinen Wehrdienst geleistet
hatte: „Das Datum – es war der 1. Oktober
1982 – werde ich bestimmt niemals vergessen.” Beim Umzug in eine andere Stube und
mit einem schweren Seesack beladen verlor er das Gleichgewicht, stürzte rücklings,
und ein aus dem Seesack ragender Karabinerhaken bohrte sich in seinen Rücken.
In der Zeit danach litt er ständig unter einseitigen Rückenschmerzen im Lendenbereich, die immer schlimmer wurden. Nach
fünf Monaten, seinen Wehrdienst hatte
er inzwischen beendet, suchte er einen
Orthopäden auf. Mindestens zweimal pro
Woche ging er während der nächsten beiden Jahre in die Praxis; er unterzog sich
zahlreichen Blut- und Röntgenuntersuchungen, bekam Massagen und erhielt Elektrotherapie. Doch der Orthopäde erkannte
seine Krankheit nicht. „Ein absoluter Pfuscher”, ärgert sich Thomas P. noch heute.
„Damals habe ich fast zehn Minuten gebraucht, um aus dem Auto zu steigen – so
stark waren meine Schmerzen mittlerweile.”
Auf Schmerzmittel verzichtete er dennoch,
denn er wollte seinen Körper nicht zusätzlich den eventuell schädigenden Nebenwirkungen der Medikamente aussetzen.
Erst ein Allgemeinmediziner, den er parallel zum Orthopäden aufsuchte, konnte
Thomas P. weiterhelfen. Dieser überwies
ihn an eine rheumatologische Fachklinik.
Dort schließlich diagnostizierten die Ärzte
Morbus Bechterew, eine chronisch verlaufende, nicht heilbare Krankheit. „Mein
Glück war”, so urteilt er heute, „dass ich es
nicht sofort, zu Beginn meiner Erkrankung,
erfahren habe.” Denn inzwischen hatten
seine Schmerzen bereits den Höhepunkt
überschritten, und von diesem Zeitpunkt an
ging es ihm zunehmend besser.
Doch davor hatte Thomas P. beruflich
gleich doppelt Pech. Der Betrieb, bei dem
er trotz seiner heftigen Schmerzen als
Heizungsmonteur arbeitete, musste schließen. Er fand eine andere Stelle, und sein
neuer Chef – dieser wusste über die inzwischen diagnostizierte Krankheit Bescheid
– konnte ihm nach einiger Zeit eine Stelle
als Lageristen anbieten. Thomas P. erinnert
sich an die „kleinen Tricks”, mit denen er
damals der Krankheit trotzte: „Damit ich
beweglich bleibe, habe ich statt auf eine
Leiter zu steigen mich immer gestreckt, um
etwas aus dem Regal zu holen, oder die
Pakete so um mich verteilt, dass ich mich
beim Sortieren drehen musste.”
Mit der Familie oder den Arbeitskollegen über seine Krankheit reden, vermeidet Thomas P. Gesunde Menschen – so
seine Erfahrung – stehen der Erkrankung
mit dem merkwürdigen Namen meist hilflos
gegenüber. Und auf Sätze wie „Ach ja, mir
tut auch immer mein Knie weh” mag er
gerne verzichten: „Ich brauche Leute zum
Reden, die von dem Ganzen eine Ahnung
haben.” Gefunden hat er sie in der RheumaLiga, schon 1985 nach seinem ersten Klinikaufenthalt. „Medizinische Fachausdrücke
kenn‘ ich trotzdem kaum welche”, bekennt
er mit einem Grinsen, „mir ist es wichtiger
zu wissen, was ich gegen meine Krankheit
tun kann.” Ein schöner Videofilm am Abend,
der ihn von seinen Schmerzen ablenkt
– auch das gehört zu seiner Strategie, sich
als chronisch Kranker mit dem Leben zu
arrangieren.
Doch dann passierte ein zweiter Unfall.
Beim Aufladen von Paketen stürzte er von
einem Lkw und verstauchte sich dabei
die Wirbelsäule. Spätestens jetzt wurde
ihm klar, dass er so nicht weitermachen
konnte – er begann, sich nach einem neuen
Beruf umzuschauen. Über eine Informationsbörse beim Arbeitsamt stieß er auf das
Berufsbild Güteprüfer. Das Tätigkeitsprofil
gehörte zu den wenigen, die für ihn infrage
kamen. Sitzen, stehen und bewegen – das
waren die entscheidenden Kriterien. 1992
begann seine Umschulung, zwei Jahre später fand er schließlich eine Stelle in seinem neuen Beruf. Heute ist er froh, dass
er diesen Schritt gewagt hat. Wenn sich
seine Krankheit nicht wieder verschlechtern sollte, bietet ihm seine neue Tätigkeit
auch langfristig eine gute Perspektive.
D2
1
11.12.2001, 10:00 Uhr
D
LEBEN MIT RHEUMA
Sich mit dem Leben
arrangieren lernen
Viele entzündliche rheumatische Erkrankungen verursachen oft starke Schmerzen
und führen zu dauerhaften Gelenkschäden. Nicht selten müssen die betroffenen
Menschen ihre vertraute Lebensweise oder
ihren Beruf aufgeben und ihren Alltag neu organisieren. So auch der 37-jährige Thomas P.,
der unter Morbus Bechterew leidet.
Ein Arbeitsplatz wie tausend andere:
Thomas P. sitzt auf dem Drehstuhl an seinem
Schreibtisch, die Tastatur des Computers
vor sich. Rechts stapeln sich einige Unterlagen, eine einzelne große Schraube, deren
Güte er heute noch zu kontrollieren hat,
liegt daneben. Hinter ihm ein Wandschrank,
in dem Dutzende von Ordnern aneinander
gereiht stehen. Schaut Thomas P. nach vorn,
kann er die Arbeitsplätze seiner beiden Kollegen sehen und sich mit ihnen unterhalten,
ohne den Kopf wenden zu müssen, was
sehr wichtig für ihn ist. „Ich versuche immer, mir den Rücken frei zu halten”, lacht
er, „auch bei anderen Gelegenheiten wie
in einem Speiselokal.” Erst später im Gespräch wird deutlich, was er damit meint.
Meist führt ihn seine „Wanderung” zur
Fertigungsabteilung seiner Firma, die Produkte für den Hausbau – von Schrauben
bis zu Dachpfannenhalterungen – herstellt.
Als Güteprüfer ist er dafür verantwortlich,
dass die Teile allen DIN-Normen entsprechen. Seit 1994 arbeitet Thomas P. in dem
Unternehmen im Nordschwarzwald. Seinen früheren Beruf als Heizungsmonteur
musste er an den Nagel hängen – der
schweren körperlichen Arbeit auf den Baustellen war er nicht mehr gewachsen.
Der 37-Jährige leidet unter Morbus Bechterew, einer rheumatischen Erkrankung,
bei der sich die Wirbelsäule entzündet
und zu versteifen droht. Besonders der
Nacken- und Schulterbereich sind bei ihm
betroffen. An der Halswirbelsäule haben
sich bereits knöcherne Spangen ausgebildet, die verhindern, dass er den Kopf drehen kann. „Bei meiner Krankheit ist ein
vielseitiger Arbeitsplatz wichtig”, meint er.
Wenn er morgens um sieben Uhr beginnt,
setzt er sich zunächst für zwei Stunden
an den Rechner. Danach braucht er Bewegung, denn zu langes Sitzen quittiert sein
Körper prompt: „Wenn ich spüre, dass
meine linke Hand und die Beine allmählich
taub werden, weiß ich, dass es Zeit für
eine Wanderung ist.”
D1
Rheuma-D
Ob Zufall oder nicht – angefangen hat
alles mit einem Unfall bei der Bundeswehr,
wo Thomas P. seinen Wehrdienst geleistet
hatte: „Das Datum – es war der 1. Oktober
1982 – werde ich bestimmt niemals vergessen.” Beim Umzug in eine andere Stube und
mit einem schweren Seesack beladen verlor er das Gleichgewicht, stürzte rücklings,
und ein aus dem Seesack ragender Karabinerhaken bohrte sich in seinen Rücken.
In der Zeit danach litt er ständig unter einseitigen Rückenschmerzen im Lendenbereich, die immer schlimmer wurden. Nach
fünf Monaten, seinen Wehrdienst hatte
er inzwischen beendet, suchte er einen
Orthopäden auf. Mindestens zweimal pro
Woche ging er während der nächsten beiden Jahre in die Praxis; er unterzog sich
zahlreichen Blut- und Röntgenuntersuchungen, bekam Massagen und erhielt Elektrotherapie. Doch der Orthopäde erkannte
seine Krankheit nicht. „Ein absoluter Pfuscher”, ärgert sich Thomas P. noch heute.
„Damals habe ich fast zehn Minuten gebraucht, um aus dem Auto zu steigen – so
stark waren meine Schmerzen mittlerweile.”
Auf Schmerzmittel verzichtete er dennoch,
denn er wollte seinen Körper nicht zusätzlich den eventuell schädigenden Nebenwirkungen der Medikamente aussetzen.
Erst ein Allgemeinmediziner, den er parallel zum Orthopäden aufsuchte, konnte
Thomas P. weiterhelfen. Dieser überwies
ihn an eine rheumatologische Fachklinik.
Dort schließlich diagnostizierten die Ärzte
Morbus Bechterew, eine chronisch verlaufende, nicht heilbare Krankheit. „Mein
Glück war”, so urteilt er heute, „dass ich es
nicht sofort, zu Beginn meiner Erkrankung,
erfahren habe.” Denn inzwischen hatten
seine Schmerzen bereits den Höhepunkt
überschritten, und von diesem Zeitpunkt an
ging es ihm zunehmend besser.
Doch davor hatte Thomas P. beruflich
gleich doppelt Pech. Der Betrieb, bei dem
er trotz seiner heftigen Schmerzen als
Heizungsmonteur arbeitete, musste schließen. Er fand eine andere Stelle, und sein
neuer Chef – dieser wusste über die inzwischen diagnostizierte Krankheit Bescheid
– konnte ihm nach einiger Zeit eine Stelle
als Lageristen anbieten. Thomas P. erinnert
sich an die „kleinen Tricks”, mit denen er
damals der Krankheit trotzte: „Damit ich
beweglich bleibe, habe ich statt auf eine
Leiter zu steigen mich immer gestreckt, um
etwas aus dem Regal zu holen, oder die
Pakete so um mich verteilt, dass ich mich
beim Sortieren drehen musste.”
Mit der Familie oder den Arbeitskollegen über seine Krankheit reden, vermeidet Thomas P. Gesunde Menschen – so
seine Erfahrung – stehen der Erkrankung
mit dem merkwürdigen Namen meist hilflos
gegenüber. Und auf Sätze wie „Ach ja, mir
tut auch immer mein Knie weh” mag er
gerne verzichten: „Ich brauche Leute zum
Reden, die von dem Ganzen eine Ahnung
haben.” Gefunden hat er sie in der RheumaLiga, schon 1985 nach seinem ersten Klinikaufenthalt. „Medizinische Fachausdrücke
kenn‘ ich trotzdem kaum welche”, bekennt
er mit einem Grinsen, „mir ist es wichtiger
zu wissen, was ich gegen meine Krankheit
tun kann.” Ein schöner Videofilm am Abend,
der ihn von seinen Schmerzen ablenkt
– auch das gehört zu seiner Strategie, sich
als chronisch Kranker mit dem Leben zu
arrangieren.
Doch dann passierte ein zweiter Unfall.
Beim Aufladen von Paketen stürzte er von
einem Lkw und verstauchte sich dabei
die Wirbelsäule. Spätestens jetzt wurde
ihm klar, dass er so nicht weitermachen
konnte – er begann, sich nach einem neuen
Beruf umzuschauen. Über eine Informationsbörse beim Arbeitsamt stieß er auf das
Berufsbild Güteprüfer. Das Tätigkeitsprofil
gehörte zu den wenigen, die für ihn infrage
kamen. Sitzen, stehen und bewegen – das
waren die entscheidenden Kriterien. 1992
begann seine Umschulung, zwei Jahre später fand er schließlich eine Stelle in seinem neuen Beruf. Heute ist er froh, dass
er diesen Schritt gewagt hat. Wenn sich
seine Krankheit nicht wieder verschlechtern sollte, bietet ihm seine neue Tätigkeit
auch langfristig eine gute Perspektive.
D2
1
11.12.2001, 10:00 Uhr
Lässt sich meine
Krankheit durch
Ernährung positiv
beeinflussen?
Bei übergewichtigen Rheumakranken, vor
allem jenen, die unter einer Arthrose der
Knie- oder Hüftgelenke leiden, ist eine
Reduktionsdiät empfehlenswert. Zu viele
Pfunde belasten die gewichttragenden
Gelenke zusätzlich und fördern so deren
Verschleiß. Eine spezielle „Arthrosediät”
gibt es hingegen nicht. Auch knorpel- oder
gelatinehaltige Produkte können den Verschleiß nicht wieder rückgängig machen.
Eine spezielle „Rheuma-Diät” gibt es nach
Auffassung der meisten Experten für die
degenerativen und entzündlichen Formen
des Rheumas nicht. Gewichtsreduktion
bei starkem Übergewicht hilft indes, die
erkrankten Gelenke zu entlasten.
Welche Bedeutung der Ernährung bei
rheumatischen Erkrankungen zukommt, wird
viel diskutiert und ist heftig umstritten. Festzuhalten ist, dass es keine „Rheuma-Diät”
gibt, die sich – insbesondere bei den entzündlichen rheumatischen Erkrankungen –
gleichermaßen anwenden lässt. Studien,
in denen Wissenschaftler untersuchten, ob
beziehungsweise wie sich eine Diät positiv
auf den Verlauf einer rheumatischen Erkrankung auswirkt, haben keine einheitlichen
Ergebnisse erbracht. Nur bei Krankheitsbildern wie der Gicht, die auf einer Stoffwechselstörung beruhen, ist sichergestellt, dass
eine besondere Diät für eine Heilung oder
entscheidende Besserung sorgt.
Manche Patienten haben das Gefühl,
dass sich ihre rheumatischen Beschwerden bessern, wenn sie einen bestimmten
Nahrungsbestandteil weglassen. So gehen
bei einigen Polyarthritikern sowie MorbusBechterew-Betroffenen die Krankheitssymptome zurück, sobald sie auf tierisches Eiweiß verzichten. Wieder andere reagieren
positiv auf Nahrungsmittel, die reichlich
Milchsäurebakterien enthalten. Bei manchen Patienten könnte eine nicht erkannte
Nahrungsmittelallergie die „rheumatischen”
Gelenkbeschwerden hervorrufen, die zurückgehen, sobald sie die bei ihnen allergen
wirkenden Bestandteile meiden.
D3
Rheuma-D
Insgesamt gilt: Es gibt weder Nahrungsbestandteile, die generell als „rheumafördernd” gelten können, noch solche, die
einen deutlich positiven Effekt auf rheumatische Erkrankungen auszuüben scheinen.
Lediglich durch so genannte Omega-3-Fettsäuren, die zum Beispiel als Fischölpräparate angeboten werden, ließ sich in Untersuchungen eine entzündungshemmende
Wirkung bei Rheumapatienten nachweisen.
Allerdings gelang es nicht, eine klare Beziehung zwischen der verabreichten Dosis
und der entzündungshemmenden Wirkung
festzustellen. Dies gilt aber eigentlich als
notwendige Voraussetzung für einen Wirksamkeitsnachweis. Verkomplizierend für
den Verbraucher kommt hinzu, dass Fischölpräparate unterschiedliche Mengen an
Omega-3-Fettsäuren enthalten, je nach
Fischart, aus der man die Substanzen
gewonnen hat.
Vitamin E – als so genanntem „Fänger”
von zellschädigenden Sauerstoff-Radikalen – wurde ebenfalls eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung
zugeschrieben. Bis heute ist jedoch die
Wirksamkeit wissenschaftlich umstritten.
Im Zusammenhang mit der Einnahme
bestimmter Rheumamedikamente spielt die
Ernährung ebenfalls eine wichtige Rolle.
Bei Patienten, die etwa längerfristig Kortison einnehmen müssen, kann sich der Blutzuckerspiegel erhöhen. Dann ist der Rheumakranke gezwungen, eine zuckerfreie Diät
einzuhalten. Andere Präparate können mit
der Zeit einen Mangel an lebenswichtigen
Substanzen hervorrufen. Das Basistherapeutikum Methotrexat greift unter anderem in
den Folsäure-Stoffwechsel ein. Dieses Vitamin ist für den Aufbau bestimmter Stoffwechselprodukte von großer Bedeutung.
Ausgleichen lässt sich ein Folsäuremangel
durch entsprechende Präparate. Allerdings
ist ihr Einsatz unter Medizinern umstritten,
denn es könnte sein, dass zumindest Teileffekte dieses Wirkstoffs bei Rheuma gerade
auf dieser „Nebenwirkung” beruhen.
Starkes Übergewicht belastet auch die
Wirbelsäule und die Bandscheiben. Durch
einen massigen Bauch biegt sich die Wirbelsäule nach vorn durch. Dadurch entsteht ein größerer mechanischer Druck auf
die Bandscheiben und die kleinen Wirbelgelenke der Lendenwirbelsäule. Oft lassen
sich darüber hinaus im Blut übergewichtiger Personen zu hohe Zucker- oder Fettwerte nachweisen. In solchen Fällen hilft
eine zuckerfreie oder fettarme Diät, um den
Viele rheumatische Erkrankungen gehen
Knorpel- und Knochenstoffwechsel nicht mit einem hohen Verlust an Lebensqualizusätzlich ungünstig zu beeinflussen.
tät einher. Oft können sich die Betroffenen
nur noch eingeschränkt bewegen und sind
Beim entzündlichen Rheuma ist die Ernäh- ständigen Schmerzen ausgesetzt. Darüber
rung nach heutigem Wissensstand nicht hinaus auch noch auf lieb gewonnene
unmittelbar dafür verantwortlich, dass eine Ess- und Trinkgewohnheiten verzichten zu
Krankheit ausbricht. Eine Ausnahme stellt müssen, bedeutet für sie deshalb eine wei– wie bereits erwähnt – die Gicht dar. Auf- tere Einschränkung ihres ohnehin schon
grund einer Stoffwechselstörung erhöht gedämpften Lebensgefühls. Aus diesem
sich hier der Harnsäuregehalt im Blut; Grund sollte man auch nicht leichtfertig
dadurch lagern sich Harnsäurekristalle in einem Rheumakranken Diätvorschriften
den Gelenken, Schleimbeuteln und Sehnen- machen, wenn diese aus medizinischen
scheiden ab und verursachen an diesen Gründen nicht wirklich erforderlich sind.
Stellen akute Entzündungen. Eine an Purinen Vor allem Kinder oder Jugendliche fühlen
arme Diät hilft, Gichtanfälle zu vermeiden. sich durch die vielen Einschränkungen und
Purine bilden eine chemische Stoffgruppe, Vorschriften, die ihnen ihre Krankheit aufzu der auch die Harnsäure gehört. Relativ erlegt, gegenüber Gleichaltrigen benachviel Harnsäure enthalten zum Beispiel teiligt. Ist der Arzt davon überzeugt, dass
Innereien, Muscheln oder Hefe. Auf sol- sich eine Ernährungsumstellung nicht verche Nahrungsmittel sollten Betroffene mög- meiden lässt, sollte möglichst die ganze
lichst verzichten. Wichtig ist zudem eine Familie diese aus Solidarität mittragen.
ausreichende Flüssigkeitsmenge; zwei bis
drei Liter Mineralwasser pro Tag sollte man
zu sich nehmen.
D4
2
11.12.2001, 10:00 Uhr
Lässt sich meine
Krankheit durch
Ernährung positiv
beeinflussen?
Bei übergewichtigen Rheumakranken, vor
allem jenen, die unter einer Arthrose der
Knie- oder Hüftgelenke leiden, ist eine
Reduktionsdiät empfehlenswert. Zu viele
Pfunde belasten die gewichttragenden
Gelenke zusätzlich und fördern so deren
Verschleiß. Eine spezielle „Arthrosediät”
gibt es hingegen nicht. Auch knorpel- oder
gelatinehaltige Produkte können den Verschleiß nicht wieder rückgängig machen.
Eine spezielle „Rheuma-Diät” gibt es nach
Auffassung der meisten Experten für die
degenerativen und entzündlichen Formen
des Rheumas nicht. Gewichtsreduktion
bei starkem Übergewicht hilft indes, die
erkrankten Gelenke zu entlasten.
Welche Bedeutung der Ernährung bei
rheumatischen Erkrankungen zukommt, wird
viel diskutiert und ist heftig umstritten. Festzuhalten ist, dass es keine „Rheuma-Diät”
gibt, die sich – insbesondere bei den entzündlichen rheumatischen Erkrankungen –
gleichermaßen anwenden lässt. Studien,
in denen Wissenschaftler untersuchten, ob
beziehungsweise wie sich eine Diät positiv
auf den Verlauf einer rheumatischen Erkrankung auswirkt, haben keine einheitlichen
Ergebnisse erbracht. Nur bei Krankheitsbildern wie der Gicht, die auf einer Stoffwechselstörung beruhen, ist sichergestellt, dass
eine besondere Diät für eine Heilung oder
entscheidende Besserung sorgt.
Manche Patienten haben das Gefühl,
dass sich ihre rheumatischen Beschwerden bessern, wenn sie einen bestimmten
Nahrungsbestandteil weglassen. So gehen
bei einigen Polyarthritikern sowie MorbusBechterew-Betroffenen die Krankheitssymptome zurück, sobald sie auf tierisches Eiweiß verzichten. Wieder andere reagieren
positiv auf Nahrungsmittel, die reichlich
Milchsäurebakterien enthalten. Bei manchen Patienten könnte eine nicht erkannte
Nahrungsmittelallergie die „rheumatischen”
Gelenkbeschwerden hervorrufen, die zurückgehen, sobald sie die bei ihnen allergen
wirkenden Bestandteile meiden.
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Rheuma-D
Insgesamt gilt: Es gibt weder Nahrungsbestandteile, die generell als „rheumafördernd” gelten können, noch solche, die
einen deutlich positiven Effekt auf rheumatische Erkrankungen auszuüben scheinen.
Lediglich durch so genannte Omega-3-Fettsäuren, die zum Beispiel als Fischölpräparate angeboten werden, ließ sich in Untersuchungen eine entzündungshemmende
Wirkung bei Rheumapatienten nachweisen.
Allerdings gelang es nicht, eine klare Beziehung zwischen der verabreichten Dosis
und der entzündungshemmenden Wirkung
festzustellen. Dies gilt aber eigentlich als
notwendige Voraussetzung für einen Wirksamkeitsnachweis. Verkomplizierend für
den Verbraucher kommt hinzu, dass Fischölpräparate unterschiedliche Mengen an
Omega-3-Fettsäuren enthalten, je nach
Fischart, aus der man die Substanzen
gewonnen hat.
Vitamin E – als so genanntem „Fänger”
von zellschädigenden Sauerstoff-Radikalen – wurde ebenfalls eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung
zugeschrieben. Bis heute ist jedoch die
Wirksamkeit wissenschaftlich umstritten.
Im Zusammenhang mit der Einnahme
bestimmter Rheumamedikamente spielt die
Ernährung ebenfalls eine wichtige Rolle.
Bei Patienten, die etwa längerfristig Kortison einnehmen müssen, kann sich der Blutzuckerspiegel erhöhen. Dann ist der Rheumakranke gezwungen, eine zuckerfreie Diät
einzuhalten. Andere Präparate können mit
der Zeit einen Mangel an lebenswichtigen
Substanzen hervorrufen. Das Basistherapeutikum Methotrexat greift unter anderem in
den Folsäure-Stoffwechsel ein. Dieses Vitamin ist für den Aufbau bestimmter Stoffwechselprodukte von großer Bedeutung.
Ausgleichen lässt sich ein Folsäuremangel
durch entsprechende Präparate. Allerdings
ist ihr Einsatz unter Medizinern umstritten,
denn es könnte sein, dass zumindest Teileffekte dieses Wirkstoffs bei Rheuma gerade
auf dieser „Nebenwirkung” beruhen.
Starkes Übergewicht belastet auch die
Wirbelsäule und die Bandscheiben. Durch
einen massigen Bauch biegt sich die Wirbelsäule nach vorn durch. Dadurch entsteht ein größerer mechanischer Druck auf
die Bandscheiben und die kleinen Wirbelgelenke der Lendenwirbelsäule. Oft lassen
sich darüber hinaus im Blut übergewichtiger Personen zu hohe Zucker- oder Fettwerte nachweisen. In solchen Fällen hilft
eine zuckerfreie oder fettarme Diät, um den
Viele rheumatische Erkrankungen gehen
Knorpel- und Knochenstoffwechsel nicht mit einem hohen Verlust an Lebensqualizusätzlich ungünstig zu beeinflussen.
tät einher. Oft können sich die Betroffenen
nur noch eingeschränkt bewegen und sind
Beim entzündlichen Rheuma ist die Ernäh- ständigen Schmerzen ausgesetzt. Darüber
rung nach heutigem Wissensstand nicht hinaus auch noch auf lieb gewonnene
unmittelbar dafür verantwortlich, dass eine Ess- und Trinkgewohnheiten verzichten zu
Krankheit ausbricht. Eine Ausnahme stellt müssen, bedeutet für sie deshalb eine wei– wie bereits erwähnt – die Gicht dar. Auf- tere Einschränkung ihres ohnehin schon
grund einer Stoffwechselstörung erhöht gedämpften Lebensgefühls. Aus diesem
sich hier der Harnsäuregehalt im Blut; Grund sollte man auch nicht leichtfertig
dadurch lagern sich Harnsäurekristalle in einem Rheumakranken Diätvorschriften
den Gelenken, Schleimbeuteln und Sehnen- machen, wenn diese aus medizinischen
scheiden ab und verursachen an diesen Gründen nicht wirklich erforderlich sind.
Stellen akute Entzündungen. Eine an Purinen Vor allem Kinder oder Jugendliche fühlen
arme Diät hilft, Gichtanfälle zu vermeiden. sich durch die vielen Einschränkungen und
Purine bilden eine chemische Stoffgruppe, Vorschriften, die ihnen ihre Krankheit aufzu der auch die Harnsäure gehört. Relativ erlegt, gegenüber Gleichaltrigen benachviel Harnsäure enthalten zum Beispiel teiligt. Ist der Arzt davon überzeugt, dass
Innereien, Muscheln oder Hefe. Auf sol- sich eine Ernährungsumstellung nicht verche Nahrungsmittel sollten Betroffene mög- meiden lässt, sollte möglichst die ganze
lichst verzichten. Wichtig ist zudem eine Familie diese aus Solidarität mittragen.
ausreichende Flüssigkeitsmenge; zwei bis
drei Liter Mineralwasser pro Tag sollte man
zu sich nehmen.
D4
2
11.12.2001, 10:00 Uhr
1
Warum ist Bewegung
bei Rheuma wichtig?
Wie jedes Gewebe und Organ des menschlichen Körpers müssen auch die Gelenke
mit Nährstoffen versorgt werden. Diese
gelangen über das Blut bis zur Gelenkinnenhaut und werden dort von den Zellen in
die Gelenkflüssigkeit abgegeben. Bewegt
man seine Gelenke, wird die Flüssigkeit im
Gelenkinnenraum zusammengepresst und
dringt so in das schwammartige Gewebe
des Knorpels ein, um die Knorpelzellen darin
mit Nährstoffen zu versorgen. Gleichzeitig
werden dabei die Abbauprodukte aus dem
Knorpel entfernt. Ebenfalls auf Bewegung
angewiesen sind die umliegenden Gelenkstrukturen. Muskeln, Sehnen und Bänder
sowie die Gelenkkapsel beginnen zu verkümmern, wenn man sie nicht jeden Tag ein
wenig fordert. Sie sind dann weniger dehnbar und verringern, ähnlich einem zu straff
gespannten Gummiband, die Beweglichkeit.
Besonders anfällig für Fehlstellungen sind
die Fingergelenke; sie weichen häufig im
Grundgelenk nach außen ab und werden
dadurch falsch belastet. Hält eine Fehlstellung länger an, besteht die Gefahr, dass
die Gelenkfunktion auf Dauer verloren geht.
Deshalb behandelt man vor allem Patienten, die unter chronisch-entzündlichem
Rheuma leiden, nicht nur medikamentös,
sondern immer auch krankengymnastisch.
Ziel der Bewegungstherapie ist es,
• die Beweglichkeit der Gelenke und die
Muskelkraft zu erhalten, zu verbessern
oder wiederzuerlangen;
Das Motto für Rheumakranke lautet:
„Gelenke bewegen, aber dabei nicht
belasten”. Der „Garmischer Gehroller”
unterstützt dieses Prinzip: Das Kind
bewegt sich sitzend fort, ohne dass die
Knie- und Hüftgelenke das gesamte
Körpergewicht tragen müssen.
• die verkürzten Muskelgruppen, welche
die Fehlstellung verursachen,
zunächst zu entspannen und danach
vorsichtig zu dehnen;
• diejenigen Muskeln, die der Fehlhaltung
entgegenwirken, gezielt zu aktivieren;
• die „richtigen” Bewegungsabläufe
erneut zu lernen, sodass die Gelenke
wieder ihre ursprüngliche Funktion
erfüllen;
• über die Gelenkbewegung die Knorpelernährung zu verbessern.
D5
Rheuma-D
2
Der ständige Schmerz ist in der Regel
dafür verantwortlich, dass sich an den
erkrankten Gelenken oft Fehlstellungen
ausbilden. Der Betroffene bringt das
entzündete Gelenk unbewusst in eine
Stellung, in der es ihm weniger wehtut.
Diejenigen Muskeln, die es in dieser Schonhaltung fixieren, sind ständig angespannt
und verkürzen sich dadurch mit der Zeit.
Demgegenüber erschlaffen ihre Gegenspieler und werden zunehmend schwächer. Die
Kraft in den Muskeln – so zeigen Patientenbeobachtungen – lässt schon nach zwei
Tagen Ruhe spürbar nach; der Muskelumfang schwindet messbar.
Das “ Münsterpferdchen” (1) ist vor
allem für ganz junge Rheumapatienten
ein beliebtes Sportgerät. Für erwachsene
Rheumapatienten eignen sich viele Arten
von Sport (2). Wichtig dabei: Falsch verstandener Ehrgeiz ist fehl am Platz. Es
kommt auf die Balance zwischen sportlicher Aktivität und kürzeren
Ruhephasen an.
Wichtig ist bei allen Techniken, die der
Krankengymnast anwendet, dass sie dem individuellen Rheumabefund angepasst sind.
Erlebt beispielsweise ein Polyarthritiker
gerade einen akuten Entzündungsschub,
darf er seine Gelenke nicht aktiv bewegen,
sondern muss sie für kurze Zeit ruhig stellen. Damit es aber dennoch zu keiner Versteifung kommt, bewegt der Therapeut die
Gelenke eventuell mehrmals täglich langsam und vorsichtig durch.
Münsterpferdchen oder Gehroller – stets
lastet der Großteil des Körpergewichts auf
einem Sitz, während Hüfte und Beine relativ frei beweglich sind.
Wichtig – für Kinder wie für Erwachsene –
ist es, regelmäßig jene Übungen zu machen,
die man in der Krankengymnastik eingeübt
hat. Die Effekte der Bewegungstherapie
halten nur an, wenn die Rheumakranken
ständig an der Beweglichkeit der betroffenen Gelenke arbeiten. Wenigstens einmal
Ist die Entzündung abgeklungen, gilt das am Tag sollten sie ihre Übungen für 15 bis
Motto: „Auf jeden Fall die Gelenke bewegen, 20 Minuten auch zuhause machen.
aber dabei nicht belasten”. So fallen etwa
bei Kindern mit juveniler chronischer Arthri- Beim Sport treiben sollte jeder Rheumatis viele Ausgangsstellungen für Übungen kranke darauf achten, dass er nicht aus
weg, die ein Therapeut bei anderen jungen, falsch verstandenem Ehrgeiz „zu viel des
aber nicht rheumakranken Patienten be- Guten” tut und dass er seinem Körper zwinutzt. Geht ein Kind zum Beispiel in die schendurch ausreichend Ruhe gönnt. MehHocke, erhöht sich der Druck auf seine Knie- rere kürzere Ruheperioden sind dabei einer
und Sprunggelenke. Wenn sich in diesen stundenlangen Ruhephase vorzuziehen.
Bereichen die Stellung von Gelenkkapseln,
Bändern und Muskeln bereits krankheitsbedingt verändert hat, wird die Fehlhaltung
durch die Hockposition zusätzlich verstärkt.
Inzwischen gibt es speziell für Kinder viele
Hilfsmittel, mit denen sie ihre Gelenke belastungsarm bewegen können. Ob Dreirad,
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11.12.2001, 10:00 Uhr
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Warum ist Bewegung
bei Rheuma wichtig?
Wie jedes Gewebe und Organ des menschlichen Körpers müssen auch die Gelenke
mit Nährstoffen versorgt werden. Diese
gelangen über das Blut bis zur Gelenkinnenhaut und werden dort von den Zellen in
die Gelenkflüssigkeit abgegeben. Bewegt
man seine Gelenke, wird die Flüssigkeit im
Gelenkinnenraum zusammengepresst und
dringt so in das schwammartige Gewebe
des Knorpels ein, um die Knorpelzellen darin
mit Nährstoffen zu versorgen. Gleichzeitig
werden dabei die Abbauprodukte aus dem
Knorpel entfernt. Ebenfalls auf Bewegung
angewiesen sind die umliegenden Gelenkstrukturen. Muskeln, Sehnen und Bänder
sowie die Gelenkkapsel beginnen zu verkümmern, wenn man sie nicht jeden Tag ein
wenig fordert. Sie sind dann weniger dehnbar und verringern, ähnlich einem zu straff
gespannten Gummiband, die Beweglichkeit.
Besonders anfällig für Fehlstellungen sind
die Fingergelenke; sie weichen häufig im
Grundgelenk nach außen ab und werden
dadurch falsch belastet. Hält eine Fehlstellung länger an, besteht die Gefahr, dass
die Gelenkfunktion auf Dauer verloren geht.
Deshalb behandelt man vor allem Patienten, die unter chronisch-entzündlichem
Rheuma leiden, nicht nur medikamentös,
sondern immer auch krankengymnastisch.
Ziel der Bewegungstherapie ist es,
• die Beweglichkeit der Gelenke und die
Muskelkraft zu erhalten, zu verbessern
oder wiederzuerlangen;
Das Motto für Rheumakranke lautet:
„Gelenke bewegen, aber dabei nicht
belasten”. Der „Garmischer Gehroller”
unterstützt dieses Prinzip: Das Kind
bewegt sich sitzend fort, ohne dass die
Knie- und Hüftgelenke das gesamte
Körpergewicht tragen müssen.
• die verkürzten Muskelgruppen, welche
die Fehlstellung verursachen,
zunächst zu entspannen und danach
vorsichtig zu dehnen;
• diejenigen Muskeln, die der Fehlhaltung
entgegenwirken, gezielt zu aktivieren;
• die „richtigen” Bewegungsabläufe
erneut zu lernen, sodass die Gelenke
wieder ihre ursprüngliche Funktion
erfüllen;
• über die Gelenkbewegung die Knorpelernährung zu verbessern.
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Rheuma-D
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Der ständige Schmerz ist in der Regel
dafür verantwortlich, dass sich an den
erkrankten Gelenken oft Fehlstellungen
ausbilden. Der Betroffene bringt das
entzündete Gelenk unbewusst in eine
Stellung, in der es ihm weniger wehtut.
Diejenigen Muskeln, die es in dieser Schonhaltung fixieren, sind ständig angespannt
und verkürzen sich dadurch mit der Zeit.
Demgegenüber erschlaffen ihre Gegenspieler und werden zunehmend schwächer. Die
Kraft in den Muskeln – so zeigen Patientenbeobachtungen – lässt schon nach zwei
Tagen Ruhe spürbar nach; der Muskelumfang schwindet messbar.
Das “ Münsterpferdchen” (1) ist vor
allem für ganz junge Rheumapatienten
ein beliebtes Sportgerät. Für erwachsene
Rheumapatienten eignen sich viele Arten
von Sport (2). Wichtig dabei: Falsch verstandener Ehrgeiz ist fehl am Platz. Es
kommt auf die Balance zwischen sportlicher Aktivität und kürzeren
Ruhephasen an.
Wichtig ist bei allen Techniken, die der
Krankengymnast anwendet, dass sie dem individuellen Rheumabefund angepasst sind.
Erlebt beispielsweise ein Polyarthritiker
gerade einen akuten Entzündungsschub,
darf er seine Gelenke nicht aktiv bewegen,
sondern muss sie für kurze Zeit ruhig stellen. Damit es aber dennoch zu keiner Versteifung kommt, bewegt der Therapeut die
Gelenke eventuell mehrmals täglich langsam und vorsichtig durch.
Münsterpferdchen oder Gehroller – stets
lastet der Großteil des Körpergewichts auf
einem Sitz, während Hüfte und Beine relativ frei beweglich sind.
Wichtig – für Kinder wie für Erwachsene –
ist es, regelmäßig jene Übungen zu machen,
die man in der Krankengymnastik eingeübt
hat. Die Effekte der Bewegungstherapie
halten nur an, wenn die Rheumakranken
ständig an der Beweglichkeit der betroffenen Gelenke arbeiten. Wenigstens einmal
Ist die Entzündung abgeklungen, gilt das am Tag sollten sie ihre Übungen für 15 bis
Motto: „Auf jeden Fall die Gelenke bewegen, 20 Minuten auch zuhause machen.
aber dabei nicht belasten”. So fallen etwa
bei Kindern mit juveniler chronischer Arthri- Beim Sport treiben sollte jeder Rheumatis viele Ausgangsstellungen für Übungen kranke darauf achten, dass er nicht aus
weg, die ein Therapeut bei anderen jungen, falsch verstandenem Ehrgeiz „zu viel des
aber nicht rheumakranken Patienten be- Guten” tut und dass er seinem Körper zwinutzt. Geht ein Kind zum Beispiel in die schendurch ausreichend Ruhe gönnt. MehHocke, erhöht sich der Druck auf seine Knie- rere kürzere Ruheperioden sind dabei einer
und Sprunggelenke. Wenn sich in diesen stundenlangen Ruhephase vorzuziehen.
Bereichen die Stellung von Gelenkkapseln,
Bändern und Muskeln bereits krankheitsbedingt verändert hat, wird die Fehlhaltung
durch die Hockposition zusätzlich verstärkt.
Inzwischen gibt es speziell für Kinder viele
Hilfsmittel, mit denen sie ihre Gelenke belastungsarm bewegen können. Ob Dreirad,
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11.12.2001, 10:00 Uhr
1
Wie wichtig sind
orthopädische
Hilfsmittel?
Haben Gelenke erst einmal eine falsche
Stellung eingenommen – wie es vor allem bei
Patienten, die unter entzündlichem Rheuma
leiden, häufig der Fall ist –, so wirkt sich
dies meist stark auf die Beweglichkeit der
Betreffenden aus. Selbst einfache Alltagsarbeiten lassen sich vielleicht nur noch mit
Mühe bewältigen, etwa das Schreiben mit
einem dünnen Stift, den die fehlgestellten
Finger nicht mehr richtig greifen können.
Eine wichtige Aufgabe kommt hier den
orthopädischen Hilfsmitteln zu, vor allem
den Arbeits- und Lagerungsschienen für
Arme und Beine. Welche Funktionen sie
genau erfüllen, lässt sich an einer Handschiene gut aufzeigen: Kräftige Bänder halten das Hand- und die Fingergelenke. Die
Muskeln, mit denen man die Finger bewegt,
sitzen hingegen am Unterarm und üben mit
Sehnen, die über das Handgelenk verlaufen, einen Zug auf die Fingergelenke aus.
In erster Linie stabilisieren deshalb die Bänder zusammen mit den Gelenkkapseln die
Gelenke der Hand und bestimmen die Richtung, in der sich ein Gelenk bewegen lässt.
Kommt es nun zu einer Entzündung, bei
der die Gelenke anschwellen, beginnen
die straffen Band-Kapsel-Strukturen sich
zu lockern – ein unumkehrbarer Vorgang.
Die Muskelkräfte wirken nun in „falsche”
Richtungen, sodass zum Beispiel die Fingergrundgelenke nach außen in Richtung kleinem Finger abweichen. Solchen Fehlstellungen wirkt eine Handschiene entgegen.
Je nach betroffenem Gelenk kann diese
Orthopädische Hilfsmittel
wie Arbeits- oder Lagerungsschienen (1) helfen, Gelenke zu
entlasten und Fehlstellungen zu
vermeiden. Wichtig dabei: Sie
müssen für jeden Patienten individuell angepasst werden (2).
2
• das Handgelenk stabilisieren und ein
„Abrutschen” der Handwurzel nach
unten verhindern;
• beginnende oder bereits vorhandene
Fehlhaltungen der Finger korrigieren;
• die Kraftübertragung im Hand- und Fingerbereich verbessern, indem sie das
Handgelenk stabilisiert; und
• die erkrankten Gelenke vor Über- oder
Fehlbelastung schützen.
D7
Rheuma-D
Da viele rheumatische Gelenkerkrankungen chronisch verlaufen und die Gelenke dabei immer stärker geschädigt werden, können sich die Betroffenen mit der
Zeit oft nur noch eingeschränkt bewegen.
Verschlimmert sich die Krankheit immer
weiter, so müssen sie unter Umständen
fremde Hilfe in Anspruch nehmen, um bestimmte Aktivitäten im Alltag – etwa sich
Ankleiden oder auf die Toilette gehen –
zu bewältigen.
Ist nur das Handgelenk betroffen, empfiehlt sich eine kurze Hand- oder Funktionsschiene, bei der sich alle Finger frei bewegen lassen. Sind hingegen einzelne oder
mehrere Fingergelenke betroffen, bietet
sich eine Lagerungsschiene aus warm verformbarem Kunststoff an, die der Patient
je nach therapeutischem Befund nur stundenweise oder nachts trägt. Diese Schiene
fixiert die Finger; die verkürzten Gelenk- und
Muskelstrukturen werden dadurch schonend gedehnt.
Ziel einer jeden Rheumatherapie ist es
jedoch, die Selbstständigkeit des Patienten so lange wie möglich zu erhalten.
Hilfestellung und Anleitung hierzu bietet
die ergotherapeutische Betreuung. Ergotherapeuten passen nicht nur orthopädische Hilfsmittel an oder helfen den Rheumakranken, Wohnung und Arbeitsplatz
„rheumagerecht” zu gestalten. Sie leiten
auch Gesprächskreise, Kreativkurse und
Beschäftigungstherapien, die meist mehrere Zwecke verfolgen.
Lagerungsschienen können auch bei
Fehlstellungen des Kniegelenks helfen. Zur
Entlastung von Hüft-, Knie- oder Sprunggelenken dient eine Gehstütze – ein Stock,
an dessen oberem Ende eine Schiene für
den Arm mit Haltegriff befestigt ist. Auch ein
Gehstock mit anatomisch geformtem Griff
bietet Hilfe. Patienten mit fehlgestellten
Fuß- oder Zehengelenken bekommen in der
Regel orthopädische Einlagen verordnet.
Bei manchen rheumatischen Erkrankungen
wie Morbus Bechterew sind häufig die
Gelenke der Halswirbelsäule entzündet. In
solchen Fällen tragen die Betroffenen meist
eine so genannte Halskrawatte oder einen
Halskragen.
Bei allen orthopädischen Hilfen ist jedoch
wichtig, dass sie dem einzelnen Patienten
individuell angepasst werden. Hat der Orthopädiemechaniker beispielsweise Lagerungsschienen dem ärztlichen Befund entsprechend angefertigt, so probiert sie der
Rheumakranke im Beisein seines Krankengymnasten oder Ergotherapeuten an. Dieser überprüft dann, ob die Schiene richtig
sitzt, damit an den Gelenken keine Druckstellen auftreten.
Wie kann ich meinen
Alltag „rheumagerecht“
gestalten?
Handgelenke nicht nach außen abwinkeln
muss. Auch eine gute Sitzhaltung ist wichtig;
mit einem keilförmigen Kissen oder Ballkissen als Sitzunterlage kann man aufrechter
sitzen und so die Wirbelsäule entlasten.
Berufsbedingte einseitige Gelenkbelastungen lassen sich vermeiden, indem man häufig die Arbeitshaltung wechselt – also beispielsweise vom Bürostuhl aufsteht und
ein paar Schritte umhergeht, wenn man
telefoniert.
2
Oft genügt eine simple
technische Hilfe, um dem
Rheumakranken alltägliche
Arbeiten zu erleichtern: Speziell
geformte Bestecke (1) erlauben
deren Gebrauch auch bei starken
Fehlstellungen der Hand- und Fingergelenke und verbessern die
Kraftübertragung. Drehhilfen (2)
erleichtern das Bedienen von
Schaltknöpfen, die dreieckigen
Griffverstärker (3) das Schreiben.
Auf dem Ballkissen (4) kann man
durch ständige Ausgleichsbewegungen im Sitzen die Rückenmuskulatur stärken.
Ein Bereich, bei dem ein „ErgonomieCheck” das Wohlbefinden des Rheumakranken verbessern hilft, ist der Arbeitsplatz. Wer etwa viel vor dem Computer
sitzt und Probleme mit den Handgelenken
hat, sollte eine spezielle, „ergonomisch”
geformte Tastatur benutzen, sodass er die
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Wie wichtig sind
orthopädische
Hilfsmittel?
Haben Gelenke erst einmal eine falsche
Stellung eingenommen – wie es vor allem bei
Patienten, die unter entzündlichem Rheuma
leiden, häufig der Fall ist –, so wirkt sich
dies meist stark auf die Beweglichkeit der
Betreffenden aus. Selbst einfache Alltagsarbeiten lassen sich vielleicht nur noch mit
Mühe bewältigen, etwa das Schreiben mit
einem dünnen Stift, den die fehlgestellten
Finger nicht mehr richtig greifen können.
Eine wichtige Aufgabe kommt hier den
orthopädischen Hilfsmitteln zu, vor allem
den Arbeits- und Lagerungsschienen für
Arme und Beine. Welche Funktionen sie
genau erfüllen, lässt sich an einer Handschiene gut aufzeigen: Kräftige Bänder halten das Hand- und die Fingergelenke. Die
Muskeln, mit denen man die Finger bewegt,
sitzen hingegen am Unterarm und üben mit
Sehnen, die über das Handgelenk verlaufen, einen Zug auf die Fingergelenke aus.
In erster Linie stabilisieren deshalb die Bänder zusammen mit den Gelenkkapseln die
Gelenke der Hand und bestimmen die Richtung, in der sich ein Gelenk bewegen lässt.
Kommt es nun zu einer Entzündung, bei
der die Gelenke anschwellen, beginnen
die straffen Band-Kapsel-Strukturen sich
zu lockern – ein unumkehrbarer Vorgang.
Die Muskelkräfte wirken nun in „falsche”
Richtungen, sodass zum Beispiel die Fingergrundgelenke nach außen in Richtung kleinem Finger abweichen. Solchen Fehlstellungen wirkt eine Handschiene entgegen.
Je nach betroffenem Gelenk kann diese
Orthopädische Hilfsmittel
wie Arbeits- oder Lagerungsschienen (1) helfen, Gelenke zu
entlasten und Fehlstellungen zu
vermeiden. Wichtig dabei: Sie
müssen für jeden Patienten individuell angepasst werden (2).
2
• das Handgelenk stabilisieren und ein
„Abrutschen” der Handwurzel nach
unten verhindern;
• beginnende oder bereits vorhandene
Fehlhaltungen der Finger korrigieren;
• die Kraftübertragung im Hand- und Fingerbereich verbessern, indem sie das
Handgelenk stabilisiert; und
• die erkrankten Gelenke vor Über- oder
Fehlbelastung schützen.
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Rheuma-D
Da viele rheumatische Gelenkerkrankungen chronisch verlaufen und die Gelenke dabei immer stärker geschädigt werden, können sich die Betroffenen mit der
Zeit oft nur noch eingeschränkt bewegen.
Verschlimmert sich die Krankheit immer
weiter, so müssen sie unter Umständen
fremde Hilfe in Anspruch nehmen, um bestimmte Aktivitäten im Alltag – etwa sich
Ankleiden oder auf die Toilette gehen –
zu bewältigen.
Ist nur das Handgelenk betroffen, empfiehlt sich eine kurze Hand- oder Funktionsschiene, bei der sich alle Finger frei bewegen lassen. Sind hingegen einzelne oder
mehrere Fingergelenke betroffen, bietet
sich eine Lagerungsschiene aus warm verformbarem Kunststoff an, die der Patient
je nach therapeutischem Befund nur stundenweise oder nachts trägt. Diese Schiene
fixiert die Finger; die verkürzten Gelenk- und
Muskelstrukturen werden dadurch schonend gedehnt.
Ziel einer jeden Rheumatherapie ist es
jedoch, die Selbstständigkeit des Patienten so lange wie möglich zu erhalten.
Hilfestellung und Anleitung hierzu bietet
die ergotherapeutische Betreuung. Ergotherapeuten passen nicht nur orthopädische Hilfsmittel an oder helfen den Rheumakranken, Wohnung und Arbeitsplatz
„rheumagerecht” zu gestalten. Sie leiten
auch Gesprächskreise, Kreativkurse und
Beschäftigungstherapien, die meist mehrere Zwecke verfolgen.
Lagerungsschienen können auch bei
Fehlstellungen des Kniegelenks helfen. Zur
Entlastung von Hüft-, Knie- oder Sprunggelenken dient eine Gehstütze – ein Stock,
an dessen oberem Ende eine Schiene für
den Arm mit Haltegriff befestigt ist. Auch ein
Gehstock mit anatomisch geformtem Griff
bietet Hilfe. Patienten mit fehlgestellten
Fuß- oder Zehengelenken bekommen in der
Regel orthopädische Einlagen verordnet.
Bei manchen rheumatischen Erkrankungen
wie Morbus Bechterew sind häufig die
Gelenke der Halswirbelsäule entzündet. In
solchen Fällen tragen die Betroffenen meist
eine so genannte Halskrawatte oder einen
Halskragen.
Bei allen orthopädischen Hilfen ist jedoch
wichtig, dass sie dem einzelnen Patienten
individuell angepasst werden. Hat der Orthopädiemechaniker beispielsweise Lagerungsschienen dem ärztlichen Befund entsprechend angefertigt, so probiert sie der
Rheumakranke im Beisein seines Krankengymnasten oder Ergotherapeuten an. Dieser überprüft dann, ob die Schiene richtig
sitzt, damit an den Gelenken keine Druckstellen auftreten.
Wie kann ich meinen
Alltag „rheumagerecht“
gestalten?
Handgelenke nicht nach außen abwinkeln
muss. Auch eine gute Sitzhaltung ist wichtig;
mit einem keilförmigen Kissen oder Ballkissen als Sitzunterlage kann man aufrechter
sitzen und so die Wirbelsäule entlasten.
Berufsbedingte einseitige Gelenkbelastungen lassen sich vermeiden, indem man häufig die Arbeitshaltung wechselt – also beispielsweise vom Bürostuhl aufsteht und
ein paar Schritte umhergeht, wenn man
telefoniert.
2
Oft genügt eine simple
technische Hilfe, um dem
Rheumakranken alltägliche
Arbeiten zu erleichtern: Speziell
geformte Bestecke (1) erlauben
deren Gebrauch auch bei starken
Fehlstellungen der Hand- und Fingergelenke und verbessern die
Kraftübertragung. Drehhilfen (2)
erleichtern das Bedienen von
Schaltknöpfen, die dreieckigen
Griffverstärker (3) das Schreiben.
Auf dem Ballkissen (4) kann man
durch ständige Ausgleichsbewegungen im Sitzen die Rückenmuskulatur stärken.
Ein Bereich, bei dem ein „ErgonomieCheck” das Wohlbefinden des Rheumakranken verbessern hilft, ist der Arbeitsplatz. Wer etwa viel vor dem Computer
sitzt und Probleme mit den Handgelenken
hat, sollte eine spezielle, „ergonomisch”
geformte Tastatur benutzen, sodass er die
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11.12.2001, 10:00 Uhr
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2
Wie kann ich meinen
Alltag „rheumagerecht“
gestalten?
Schmerzen sind immer mit negativen
Gefühlen verbunden, die aber je nach Situation unterschiedlich stark ausgeprägt sein
können. Eine Besonderheit des menschlichen Gehirns ist nämlich, dass es Sinneseindrücke, die eine Person gerade als
uninteressant oder als unwichtig einstuft,
ausblenden kann. So ist es beispielsweise
möglich, mit Freunden im Lokal ein intensives Gespräch zu führen, obwohl dort vielleicht eine Musikbox dröhnt – man nimmt
das Gesagte viel besser wahr als die Musik,
obwohl diese erheblich lauter ist.
Die Gehstütze (1) entlastet Hüft-,
Knie- und Sprunggelenke beim
Gehen. Durch Umbauten lässt sich
auch das Zuhause „rheumagerecht”
gestalten, etwa im Bad mit einem erhöhten WC-Sitz und Armlehnen (2).
Nahezu unverzichtbar für Rheumakranke,
die größere Wegstrecken zurücklegen wollen, ist das Auto. Für sie gibt es eine ganze
Reihe von „Sonderausstattungen”, die keinen Luxus darstellen, sondern für das
sichere und schmerzfreie Autofahren unverzichtbar sind. So versteift sich bei vielen
Patienten mit Morbus Bechterew die Halswirbelsäule. Sie können kaum mehr den
Kopf drehen – zusätzliche Außen- und
Innenspiegel machen den Blick zur Seite
und nach hinten überflüssig. Rheumapatienten, deren Gelenke der unteren Extremitäten betroffen sind, kommen vielleicht
mit der Pedalerie eines Fahrzeugs nicht
mehr zurecht. In solchen Fällen ist ein
Umbau erforderlich; dank spezieller Vorrichtungen kann man am Lenkrad mit den
Händen Gas geben und bremsen.
Oberstes Gebot bei allen Tätigkeiten
des Alltags ist für Rheumakranke der
Gelenkschutz: Damit sie ihre betroffenen
Gelenke nicht überlasten oder falsch belasten, müssen sie lernen, ihre Muskelkraft
möglichst wirkungsvoll einzusetzen. Dazu
gehört vor allem, dass sie
Dasselbe Prinzip der selektiven Wahrnehmung lässt sich auch bei Schmerzen
beobachten: Konzentriert man sich auf
eine fesselnde Tätigkeit, können selbst
starke Schmerzen für Stunden nahezu aus
dem Bewusstsein verschwinden. Auch wie
wach jemand ist, spielt für das Schmerzempfinden eine wichtige Rolle. Wer sich
morgens etwa noch in einem Schwebezustand zwischen Schlaf und Wachheit befindet, nimmt Schmerzen weniger wahr als
später, im wachen Zustand.
Wie gehe ich mit den
Schmerzen um?
Diesen Umstand der selektiven Schmerzwahrnehmung können sich Rheumapatienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, zunutze machen. Schmerzen lassen
sich dabei nicht nur mit Medikamenten
lindern. Vielmehr existieren viele erprobte
und bewährte Verfahren zur Schmerzbewältigung. Eine umfangreiche Übersicht hierzu
bietet die Broschüre „Chronischer Schmerz
– Ergebnisse der Forschung verbessern
die Versorgung der Patienten” aus dieser
Schriftenreihe des Bundesforschungsministeriums.
Schmerzbewältigung ist eine
wichtige Aufgabe für Rheumakranke. Es gibt eine Reihe erprobter Verfahren, mit denen sich
lernen lässt, mit Schmerzen
besser umzugehen.
• Lasten möglichst körpernah tragen,
• Lasten immer gleichmäßig auf beide
Hände und Arme verteilen,
• einseitige Körperhaltungen vermeiden,
• unnötiges Bücken oder Strecken
unterlassen und
• die Hebelgesetze ausnutzen sowie
konsequent Hilfsmittel verwenden.
Ansprechpartner für alle Fragen, die mit
dem unmittelbaren Lebensbereich zu tun haben, sind neben den Ergotherapeuten auch
Selbsthilfeorganisationen wie die RheumaLiga. Hier erhält der Ratsuchende beispielsweise Informationen zu den vielen verschiedenen Hilfsmitteln und kann diese manchmal auch, falls er dies wünscht, über die
Selbsthilfeorganisationen direkt beziehen.
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Rheuma-D
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11.12.2001, 10:00 Uhr
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Wie kann ich meinen
Alltag „rheumagerecht“
gestalten?
Schmerzen sind immer mit negativen
Gefühlen verbunden, die aber je nach Situation unterschiedlich stark ausgeprägt sein
können. Eine Besonderheit des menschlichen Gehirns ist nämlich, dass es Sinneseindrücke, die eine Person gerade als
uninteressant oder als unwichtig einstuft,
ausblenden kann. So ist es beispielsweise
möglich, mit Freunden im Lokal ein intensives Gespräch zu führen, obwohl dort vielleicht eine Musikbox dröhnt – man nimmt
das Gesagte viel besser wahr als die Musik,
obwohl diese erheblich lauter ist.
Die Gehstütze (1) entlastet Hüft-,
Knie- und Sprunggelenke beim
Gehen. Durch Umbauten lässt sich
auch das Zuhause „rheumagerecht”
gestalten, etwa im Bad mit einem erhöhten WC-Sitz und Armlehnen (2).
Nahezu unverzichtbar für Rheumakranke,
die größere Wegstrecken zurücklegen wollen, ist das Auto. Für sie gibt es eine ganze
Reihe von „Sonderausstattungen”, die keinen Luxus darstellen, sondern für das
sichere und schmerzfreie Autofahren unverzichtbar sind. So versteift sich bei vielen
Patienten mit Morbus Bechterew die Halswirbelsäule. Sie können kaum mehr den
Kopf drehen – zusätzliche Außen- und
Innenspiegel machen den Blick zur Seite
und nach hinten überflüssig. Rheumapatienten, deren Gelenke der unteren Extremitäten betroffen sind, kommen vielleicht
mit der Pedalerie eines Fahrzeugs nicht
mehr zurecht. In solchen Fällen ist ein
Umbau erforderlich; dank spezieller Vorrichtungen kann man am Lenkrad mit den
Händen Gas geben und bremsen.
Oberstes Gebot bei allen Tätigkeiten
des Alltags ist für Rheumakranke der
Gelenkschutz: Damit sie ihre betroffenen
Gelenke nicht überlasten oder falsch belasten, müssen sie lernen, ihre Muskelkraft
möglichst wirkungsvoll einzusetzen. Dazu
gehört vor allem, dass sie
Dasselbe Prinzip der selektiven Wahrnehmung lässt sich auch bei Schmerzen
beobachten: Konzentriert man sich auf
eine fesselnde Tätigkeit, können selbst
starke Schmerzen für Stunden nahezu aus
dem Bewusstsein verschwinden. Auch wie
wach jemand ist, spielt für das Schmerzempfinden eine wichtige Rolle. Wer sich
morgens etwa noch in einem Schwebezustand zwischen Schlaf und Wachheit befindet, nimmt Schmerzen weniger wahr als
später, im wachen Zustand.
Wie gehe ich mit den
Schmerzen um?
Diesen Umstand der selektiven Schmerzwahrnehmung können sich Rheumapatienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, zunutze machen. Schmerzen lassen
sich dabei nicht nur mit Medikamenten
lindern. Vielmehr existieren viele erprobte
und bewährte Verfahren zur Schmerzbewältigung. Eine umfangreiche Übersicht hierzu
bietet die Broschüre „Chronischer Schmerz
– Ergebnisse der Forschung verbessern
die Versorgung der Patienten” aus dieser
Schriftenreihe des Bundesforschungsministeriums.
Schmerzbewältigung ist eine
wichtige Aufgabe für Rheumakranke. Es gibt eine Reihe erprobter Verfahren, mit denen sich
lernen lässt, mit Schmerzen
besser umzugehen.
• Lasten möglichst körpernah tragen,
• Lasten immer gleichmäßig auf beide
Hände und Arme verteilen,
• einseitige Körperhaltungen vermeiden,
• unnötiges Bücken oder Strecken
unterlassen und
• die Hebelgesetze ausnutzen sowie
konsequent Hilfsmittel verwenden.
Ansprechpartner für alle Fragen, die mit
dem unmittelbaren Lebensbereich zu tun haben, sind neben den Ergotherapeuten auch
Selbsthilfeorganisationen wie die RheumaLiga. Hier erhält der Ratsuchende beispielsweise Informationen zu den vielen verschiedenen Hilfsmitteln und kann diese manchmal auch, falls er dies wünscht, über die
Selbsthilfeorganisationen direkt beziehen.
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11.12.2001, 10:00 Uhr
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„Vieles hängt am
Engagement der Leute“
Viele Rheumapatienten zwingt die Krankheit dazu, ihr bisheriges Leben einschneidend zu verändern. In einer solchen Situation können Gespräche mit anderen Betroffenen, Informationen zur eigenen Krankheit
und Tipps, wie sich der Alltag zukünftig
am besten organisieren lässt, sehr hilfreich
sein. Unterstützung finden viele Patienten
dabei in Selbsthilfegruppen. Das zeigt der
Besuch zweier örtlicher Arbeitsgruppen der
Rheuma-Liga in Tauberbischofsheim und
Stuttgart.
Ein weißes Schild mit blauer Aufschrift
und Pfeil nach rechts weist den Weg:
Durch die offene Tür zum „Bewegungsbad”
dringen Stimmen, Gelächter und lautes
Plantschen. In dem fünf mal sieben Meter
großen Wasserbecken haben sich sechs
Frauen und zwei Männer in nahezu gleichem Abstand voneinander aufgestellt.
Erwartungsvoll blicken sie zu Gabriele Hattwig, die außen, am Beckenrand steht. Es
ist Donnerstagabend, 18 Uhr. In der folgenden halben Stunde findet nun einer der
Wassergymnastikkurse für Rheumakranke
im Schwimmbad des Kreiskrankenhauses
von Tauberbischofsheim statt.
„Das Becken bietet eigentlich nur Platz
für sechs Patienten, meistens sind es aber
acht, sodass es oft recht eng wird”, berichtet Gabriele Hattwig vor Kursbeginn über
die große Nachfrage. Insgesamt bietet die
Arbeitsgemeinschaft der Rheuma-Liga von
Tauberbischofsheim, der auch die Nachbarstadt Lauda angehört, 18 Kurse pro Woche
für Wassergymnastik an. Die meisten Teilnehmer sind zwischen 50 und 70 Jahre alt.
Manche Gruppen bestehen schon seit Jahren, und die Teilnehmer treffen sich auch
abseits des Kurses zu gemeinsamen Aktivitäten. „Im Hinblick auf die gymnastischen
Übungen wäre es sinnvoll, die Gruppen
nach Krankheitsbildern einzuteilen”, meint
die Therapeutin, „doch da sich die Leute
oft sehr gut kennen, wollen sie nicht, dass
die Gruppe auseinander gerissen wird.”
Viele ihrer Patienten tragen Endoprothesen,
etwa in der Hüfte oder im Knie; andere leiden unter Bandscheibenproblemen, oder
es haben sich Gelenke abgenutzt.
2
1
„Rechte Hand nach außen und dann
nach innen ziehen, Finger bleiben dabei
gestreckt!” Mit forscher Stimme gibt die
Physiotherapeutin den Kursteilnehmern
erste Anweisungen. Plötzlich herrscht Ruhe
im Bad. Auf den Gesichtern der Teilnehmer
zeichnet sich Konzentration ab. „Mit den
Händen Wolle wickeln!” – Gabriele Hattwig geht ohne Pause zur nächsten Übung
weiter und gibt in rascher Folge stets neue
Anweisungen. Die bislang leicht gewellte
Oberfläche des 33 Grad Celsius warmen
Wassers beginnt sich immer stärker zu
kräuseln; dann scheint das Wasser regelrecht zu kochen, als die Teilnehmer mit
ihren Armen Kraulbewegungen ausführen.
D 11
Rheuma-D
So auch bei Frieda Bauer, einer der Teilnehmerinnen der Donnerstagabendgruppe;
bei ihr sind es die Gelenke beider Schultern und die der Halswirbelsäule. „Schon
als Kind”, erzählt die 63-Jährige, „habe
ich gegen die Schmerzen Spritzen in den
Nacken bekommen.” Ihre Eltern betrieben
eine Landwirtschaft, und so musste sie bereits in jungen Jahren hart körperlich arbeiten, vor allem schwere Lasten tragen. Doch
seit sie regelmäßig zur Wasser- und zur
Trockengymnastik geht, ist sie schmerzfrei.
„Die wassergymnastischen Übungen sollen die Patienten wieder fit für den Alltag
machen beziehungsweise sie hinsichtlich
ihrer Beweglichkeit auf dem momentanen
Stand halten”, benennt die Therapeutin
„Nach der Wassergymnastik fühlt man
sich zwar schlapp, aber dem Körper hat’s
richtig gut getan”, meint Frieda Bauer sichtlich zufrieden. Sie gehört seit 1988 der
Arbeitsgemeinschaft Tauberbischofsheim
(AG TBB) der Rheuma-Liga an; eine Physiotherapeutin, die sie damals nach einem
komplizierten Knöchelbruch krankengymnastisch behandelt hatte, erzählte ihr von
den Angeboten dieser Gruppe. Seit 1992
ist sie deren Kassenwartin und Mitglied im
Sprecherrat. „Anfangs”, so berichtet sie,
„umfasste unsere Selbsthilfegruppe nur etwa
zehn Leute, heute sind es 260 Mitglieder,
und rund 300 Personen nehmen das Angebot unserer Gemeinschaft wahr.”
ihre beiden Hauptziele. „Bei manchen älteren Teilnehmern muss ich dazu bisweilen
recht energisch werden und sie regelrecht
antreiben”, fährt sie fort. Das oft geäußerte
Argument, es wäre doch bislang auch so gegangen, lässt sie nicht gelten. Ihre hart klingende, aber zutreffende Antwort lautet dann:
„Wenn Sie nichts tun, werden Sie steif!”
Im Wasserbecken bewegen die Teilnehmer nach den Armübungen nun die Gelenke
ihrer Beine durch. Danach halten sie sich
am Beckenrand fest und trainieren ihre Wirbelsäule. „Steif bleiben wie ein Stück Holz”,
ruft Gabriele Hattwig, „und kein Hohlkreuz
machen!” In jeder Kurseinheit setzt sie
einen anderen Bewegungsschwerpunkt;
heute zum Beispiel sollen die Teilnehmer
ein Gefühl für die richtige Haltung ihres
Rückgrats entwickeln. Der Zeiger der Uhr
ist mittlerweile auf 18.25 Uhr vorgerückt
– Zeit fürs „Karussell fahren”. Plötzlich
lachen und scherzen alle wieder. Sieben
der acht Teilnehmer bilden einen Kreis und
fassen sich an den Händen. „Nun im Seitgalopp nach links”, feuert die Therapeutin
ihre Schützlinge an. Eine Teilnehmerin hat
sich auf Anweisung von Gabriele Hattwig
aus der Übung ausgeklinkt, für sie wird das
eingeschlagene Tempo zu schnell. Dann ist
die halbe Stunde auch schon vorüber, und
nach einem kurzen Beifall für ihre Trainerin
verlassen die Kursteilnehmer das Becken.
„Dass hier bei uns so viel läuft, hängt an
dem Engagement der Leute”, meint Frieda
Bauer. So bietet die Arbeitsgemeinschaft
neben der Wassergymnastik noch 12 Kurse
für Trockengymnastik an – jeweils sechs in
Tauberbischofsheim und in Lauda; fünf Physiotherapeuten betreuen die krankengymnastischen Aktivitäten. Einmal im Jahr hält
ein eingeladener Arzt einen Vortrag; in diesem Jahr ging es etwa um die Behandlung
rheumatischer Erkrankungen mit Akupunktur. Alle zwei Wochen finden Ganztagesausflüge in Thermalbäder im süddeutschen
Raum statt. „Auf einer solchen Fahrt
schauen wir uns dann auch noch eine
Sehenswürdigkeit an, oder wir besuchen
eine bekannte Firma, um im angeschlossenen Fabrikverkauf ein Schnäppchen zu
erstehen”, beschreibt Frieda Bauer den
Ablauf. Außerdem bietet die Arbeitsgemeinschaft im zeitigen Frühjahr einen 14-tägigen Aufenthalt im norditalienischen Kurort
Abano an, und im Mai kann man für eine
Woche nach Bad Gastein reisen.
Kurse für Wassergymnastik
(Fotos 1 bis 3) sind eines der vielen
Angebote der regionalen Arbeitsgemeinschaften der Rheuma-Liga.
18 Kurse pro Woche sind es etwa
in Tauberbischofsheim. Sechs bis
acht Personen nehmen an den
halbstündigen Kursen teil, die
eine Krankengymnastin leitet.
„Alle Bäderfahrten organisiert bei uns
Frau Klein”, berichtet Frieda Bauer. Noch
sei die über 70-Jährige sehr agil und voller
Tatendrang, aber wenn die alte Dame einmal nicht mehr die Kraft dafür habe, könne
es schwierig werden, ein anderes Mitglied
für diese Aufgabe zu gewinnen, befürchtet
sie. Frieda Bauer weiß aus eigener Erfah-
D 12
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11.12.2001, 10:01 Uhr
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„Vieles hängt am
Engagement der Leute“
Viele Rheumapatienten zwingt die Krankheit dazu, ihr bisheriges Leben einschneidend zu verändern. In einer solchen Situation können Gespräche mit anderen Betroffenen, Informationen zur eigenen Krankheit
und Tipps, wie sich der Alltag zukünftig
am besten organisieren lässt, sehr hilfreich
sein. Unterstützung finden viele Patienten
dabei in Selbsthilfegruppen. Das zeigt der
Besuch zweier örtlicher Arbeitsgruppen der
Rheuma-Liga in Tauberbischofsheim und
Stuttgart.
Ein weißes Schild mit blauer Aufschrift
und Pfeil nach rechts weist den Weg:
Durch die offene Tür zum „Bewegungsbad”
dringen Stimmen, Gelächter und lautes
Plantschen. In dem fünf mal sieben Meter
großen Wasserbecken haben sich sechs
Frauen und zwei Männer in nahezu gleichem Abstand voneinander aufgestellt.
Erwartungsvoll blicken sie zu Gabriele Hattwig, die außen, am Beckenrand steht. Es
ist Donnerstagabend, 18 Uhr. In der folgenden halben Stunde findet nun einer der
Wassergymnastikkurse für Rheumakranke
im Schwimmbad des Kreiskrankenhauses
von Tauberbischofsheim statt.
„Das Becken bietet eigentlich nur Platz
für sechs Patienten, meistens sind es aber
acht, sodass es oft recht eng wird”, berichtet Gabriele Hattwig vor Kursbeginn über
die große Nachfrage. Insgesamt bietet die
Arbeitsgemeinschaft der Rheuma-Liga von
Tauberbischofsheim, der auch die Nachbarstadt Lauda angehört, 18 Kurse pro Woche
für Wassergymnastik an. Die meisten Teilnehmer sind zwischen 50 und 70 Jahre alt.
Manche Gruppen bestehen schon seit Jahren, und die Teilnehmer treffen sich auch
abseits des Kurses zu gemeinsamen Aktivitäten. „Im Hinblick auf die gymnastischen
Übungen wäre es sinnvoll, die Gruppen
nach Krankheitsbildern einzuteilen”, meint
die Therapeutin, „doch da sich die Leute
oft sehr gut kennen, wollen sie nicht, dass
die Gruppe auseinander gerissen wird.”
Viele ihrer Patienten tragen Endoprothesen,
etwa in der Hüfte oder im Knie; andere leiden unter Bandscheibenproblemen, oder
es haben sich Gelenke abgenutzt.
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„Rechte Hand nach außen und dann
nach innen ziehen, Finger bleiben dabei
gestreckt!” Mit forscher Stimme gibt die
Physiotherapeutin den Kursteilnehmern
erste Anweisungen. Plötzlich herrscht Ruhe
im Bad. Auf den Gesichtern der Teilnehmer
zeichnet sich Konzentration ab. „Mit den
Händen Wolle wickeln!” – Gabriele Hattwig geht ohne Pause zur nächsten Übung
weiter und gibt in rascher Folge stets neue
Anweisungen. Die bislang leicht gewellte
Oberfläche des 33 Grad Celsius warmen
Wassers beginnt sich immer stärker zu
kräuseln; dann scheint das Wasser regelrecht zu kochen, als die Teilnehmer mit
ihren Armen Kraulbewegungen ausführen.
D 11
Rheuma-D
So auch bei Frieda Bauer, einer der Teilnehmerinnen der Donnerstagabendgruppe;
bei ihr sind es die Gelenke beider Schultern und die der Halswirbelsäule. „Schon
als Kind”, erzählt die 63-Jährige, „habe
ich gegen die Schmerzen Spritzen in den
Nacken bekommen.” Ihre Eltern betrieben
eine Landwirtschaft, und so musste sie bereits in jungen Jahren hart körperlich arbeiten, vor allem schwere Lasten tragen. Doch
seit sie regelmäßig zur Wasser- und zur
Trockengymnastik geht, ist sie schmerzfrei.
„Die wassergymnastischen Übungen sollen die Patienten wieder fit für den Alltag
machen beziehungsweise sie hinsichtlich
ihrer Beweglichkeit auf dem momentanen
Stand halten”, benennt die Therapeutin
„Nach der Wassergymnastik fühlt man
sich zwar schlapp, aber dem Körper hat’s
richtig gut getan”, meint Frieda Bauer sichtlich zufrieden. Sie gehört seit 1988 der
Arbeitsgemeinschaft Tauberbischofsheim
(AG TBB) der Rheuma-Liga an; eine Physiotherapeutin, die sie damals nach einem
komplizierten Knöchelbruch krankengymnastisch behandelt hatte, erzählte ihr von
den Angeboten dieser Gruppe. Seit 1992
ist sie deren Kassenwartin und Mitglied im
Sprecherrat. „Anfangs”, so berichtet sie,
„umfasste unsere Selbsthilfegruppe nur etwa
zehn Leute, heute sind es 260 Mitglieder,
und rund 300 Personen nehmen das Angebot unserer Gemeinschaft wahr.”
ihre beiden Hauptziele. „Bei manchen älteren Teilnehmern muss ich dazu bisweilen
recht energisch werden und sie regelrecht
antreiben”, fährt sie fort. Das oft geäußerte
Argument, es wäre doch bislang auch so gegangen, lässt sie nicht gelten. Ihre hart klingende, aber zutreffende Antwort lautet dann:
„Wenn Sie nichts tun, werden Sie steif!”
Im Wasserbecken bewegen die Teilnehmer nach den Armübungen nun die Gelenke
ihrer Beine durch. Danach halten sie sich
am Beckenrand fest und trainieren ihre Wirbelsäule. „Steif bleiben wie ein Stück Holz”,
ruft Gabriele Hattwig, „und kein Hohlkreuz
machen!” In jeder Kurseinheit setzt sie
einen anderen Bewegungsschwerpunkt;
heute zum Beispiel sollen die Teilnehmer
ein Gefühl für die richtige Haltung ihres
Rückgrats entwickeln. Der Zeiger der Uhr
ist mittlerweile auf 18.25 Uhr vorgerückt
– Zeit fürs „Karussell fahren”. Plötzlich
lachen und scherzen alle wieder. Sieben
der acht Teilnehmer bilden einen Kreis und
fassen sich an den Händen. „Nun im Seitgalopp nach links”, feuert die Therapeutin
ihre Schützlinge an. Eine Teilnehmerin hat
sich auf Anweisung von Gabriele Hattwig
aus der Übung ausgeklinkt, für sie wird das
eingeschlagene Tempo zu schnell. Dann ist
die halbe Stunde auch schon vorüber, und
nach einem kurzen Beifall für ihre Trainerin
verlassen die Kursteilnehmer das Becken.
„Dass hier bei uns so viel läuft, hängt an
dem Engagement der Leute”, meint Frieda
Bauer. So bietet die Arbeitsgemeinschaft
neben der Wassergymnastik noch 12 Kurse
für Trockengymnastik an – jeweils sechs in
Tauberbischofsheim und in Lauda; fünf Physiotherapeuten betreuen die krankengymnastischen Aktivitäten. Einmal im Jahr hält
ein eingeladener Arzt einen Vortrag; in diesem Jahr ging es etwa um die Behandlung
rheumatischer Erkrankungen mit Akupunktur. Alle zwei Wochen finden Ganztagesausflüge in Thermalbäder im süddeutschen
Raum statt. „Auf einer solchen Fahrt
schauen wir uns dann auch noch eine
Sehenswürdigkeit an, oder wir besuchen
eine bekannte Firma, um im angeschlossenen Fabrikverkauf ein Schnäppchen zu
erstehen”, beschreibt Frieda Bauer den
Ablauf. Außerdem bietet die Arbeitsgemeinschaft im zeitigen Frühjahr einen 14-tägigen Aufenthalt im norditalienischen Kurort
Abano an, und im Mai kann man für eine
Woche nach Bad Gastein reisen.
Kurse für Wassergymnastik
(Fotos 1 bis 3) sind eines der vielen
Angebote der regionalen Arbeitsgemeinschaften der Rheuma-Liga.
18 Kurse pro Woche sind es etwa
in Tauberbischofsheim. Sechs bis
acht Personen nehmen an den
halbstündigen Kursen teil, die
eine Krankengymnastin leitet.
„Alle Bäderfahrten organisiert bei uns
Frau Klein”, berichtet Frieda Bauer. Noch
sei die über 70-Jährige sehr agil und voller
Tatendrang, aber wenn die alte Dame einmal nicht mehr die Kraft dafür habe, könne
es schwierig werden, ein anderes Mitglied
für diese Aufgabe zu gewinnen, befürchtet
sie. Frieda Bauer weiß aus eigener Erfah-
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11.12.2001, 10:01 Uhr
„Vieles hängt am
Engagement der Leute“
rung, wie schwierig es sein kann, jemanden
für eine ehrenamtliche Tätigkeit zu gewinnen. Sie selbst hatte es nämlich lange
Zeit abgelehnt, sich innerhalb der Arbeitsgemeinschaft zu engagieren. Erst als
1992 die damalige Kassenwartin diese
Funktion aufgrund ihrer Krankheit aufgeben
musste, plagte Frieda Bauer schließlich das
schlechte Gewissen, und sie übernahm
deren Posten.
Traude Hien leitet eine
Selbsthilfegruppe für Patienten mit
Systemischem Lupus erythematodes
(SLE). Selbst mit 33 Jahren daran
erkrankt, engagiert sich die heute
50-Jährige in der inzwischen 30
Mitglieder umfassenden Gruppe. Ihr
Motiv für diese ehrenamtliche Arbeit:
„Als ich Hilfe suchte und fand, ging
es mir immer besser. Jetzt kann ich
dazu beitragen, dass auch andere
diese Erfahrung machen können.”
Aus einem Umkreis von 15 bis 20 Kilometern kommen die Besucher zu den Kursen
und Veranstaltungen der Arbeitsgemeinschaft. Etliche Fahrgemeinschaften erlauben es auch weniger mobilen Mitgliedern,
die in den kleineren Ortschaften leben, an
den Treffen teilzunehmen.
Inzwischen bereitet ihr die Tätigkeit richtig Spaß. Ihre berufliche Erfahrung in einem
Steuerbüro kommt ihr bei den vielfältigen
Aufgaben zugute: Sammelabrechnungen
der Gymnastikkurse für die Krankenkassen,
Bezahlung der Therapeuten und Überweisung der anfallenden Raumkosten – eben
die gesamte Buchhaltung. Stehen Veranstaltungen auf dem Programm – zum Beispiel ein Vortrag über „Zilgrei”, eine neue
Methode zur Schmerzbewältigung – so
erstellt sie Informationsblätter zum Thema
und verteilt sie gleich bei günstiger Gelegenheit an die Mitglieder. „Das spart Porto
und ist auch noch Werbung”, meint die
agile Badenerin verschmitzt.
Doch nicht nur für die Kranken, auch
für die Therapeuten organisiert die Arbeitsgemeinschaft Veranstaltungen. So fand im
Februar dieses Jahres eine Fortbildung für
Physiotherapeuten am Kreiskrankenhaus
in Tauberbischofsheim statt. 25 Kranken-
D 13
Rheuma-D
gymnasten aus der Region hatten sich
dazu angemeldet. Darauf ist Frieda Bauer
besonders stolz. Auf die Idee dazu brachte sie ein Telefonat mit einer Mitarbeiterin der Rheuma-Liga Nord-Württemberg.
Diese erzählte Frieda Bauer von den regelmäßigen Veranstaltungen, die jedes Jahr
an einem anderen Ort stattfänden. „Da
sagte ich gleich, dann machen Sie’s doch
jetzt mal bei uns”, erzählt Frieda Bauer,
und ihr Vorschlag wurde prompt in die Tat
umgesetzt.
Die Gruppe aus Tauberbischofsheim ist
kein Einzelfall. So sind die Mitgliederzahlen
der Rheuma-Liga in den vergangenen zehn
Jahren fast überall steil nach oben gegangen; vor allem im ländlichen Raum bilden
sich immer mehr Arbeitsgemeinschaften,
weiß Traude Hien. Die 50-Jährige ist Mitglied im Sprecherrat der Arbeitsgemeinschaft Stuttgart und leitet selbst eine
Gruppe für SLE-Betroffene (SLE = Systemischer Lupus erythematodes).
Wie wichtig solche Selbsthilfegruppen
für Rheumakranke sein können, hat Traude
Hien am eigenen Leib erfahren. Mit 33 Jahren bekam sie plötzlich hohes Fieber, die Gelenke ihrer Hand, Finger und Knie schwollen an, und auf ihrem Gesicht bildete
sich ein schmetterlingsförmiger Ausschlag.
Nach zehn schlimmen Tagen daheim und
mehreren Kreislaufkollapsen – ihre Hausärztin befand sich gerade im Urlaub, und
deren Stellvertreter deutete die Symptome
als rheumatisches Fieber – kam sie schließlich ins Krankenhaus. Aufgrund ihrer Blutwerte und dem Nachweis spezifischer Antikörper stellte man dort nach kürzester
Zeit die richtige Diagnose: SLE – eine entzündliche Erkrankung des Bindegewebes.
In den darauf folgenden fünf Jahren litt
Traude Hien immer wieder unter starken Fieberschüben, die mit Gelenk-, Muskel- und
Darmentzündungen einhergingen. 1988 traten dann plötzlich Depressionen auf; die
Ärzte machten „seelische Probleme” dafür
verantwortlich, die das Leben mit einer
chronischen Erkrankung mit sich bringe.
Sie hingegen glaubte, dass die Krankheit
selbst die Depressionen auslöse. „Damals
war noch nicht bekannt, dass bei SLE auch
das Nervensystem beteiligt sein kann”,
berichtet sie. Es dauerte einige Monate, bis
schließlich ein Neurologe ihren Verdacht
bestätigte und sie richtig behandelte.
In dieser Zeit war sie über einen Zeitungsartikel auf die Rheuma-Liga aufmerksam
geworden, den die Leiterin einer Selbsthilfegruppe in Hessen geschrieben hatte – wie
sie SLE-Patientin. Es kam zu einem persönlichen Gespräch, und 1988 nahm sie am ersten „Workshop für SLE-Betroffene” in Bonn
teil. „Es war für mich eine wunderbare
Erfahrung, endlich mit Menschen reden zu
können, die ähnlich schlimme Zeiten hinter
sich hatten, und sich gegenseitig Hilfe und
Rat zu geben”, erinnert sich Traude Hien.
Da sie fortan auf einen solchen Austausch
nicht mehr verzichten wollte, gründete sie
ein Jahr später in Stuttgart die erste LEGruppe in Baden-Württemberg. Tagelang
sei sie in den Bibliotheken gesessen und
hätte Informationen zu ihrer Erkrankung
zusammengetragen. Um auf die LE-Gruppe
aufmerksam zu machen, legte sie in Krankenhäusern und Arztpraxen Informationsblätter aus; außerdem erhielt sie Adressen
von der Rheuma-Liga in Bruchsal.
Heute zählt die LE-Gruppe rund 30 Mitglieder aus dem Stuttgarter Großraum
– ausschließlich Frauen im Alter zwischen
25 und 50 Jahren. „Früher mussten alle
interessierten LE-Kranken aus ganz BadenWürttemberg zu uns kommen”, meint
Traude Hien, „aber inzwischen gibt es hierzulande sieben LE-Gruppen.” Für diese
ist sie stellvertretende Landessprecherin.
Neben den regelmäßigen Treffen findet
einmal im Jahr ein so genannter LE-Tag
statt, der medizinischen Themen gewidmet
ist. Zwei Referenten, meist sind es internistische Rheumatologen, informieren dort
über neue wissenschaftliche Erkenntnisse
und Behandlungsmethoden bei SLE.
Sehr froh ist Traude Hien darüber, dass
sie für die Veranstaltungen keine Räume
anzumieten braucht: „Eine örtliche Krankenkasse stellt uns für unsere Vorträge einen
Raum zur Verfügung, und sie übernimmt
auch die anfallenden Kosten für Post,
Kopien und Rundbriefe.” Für Seminare,
etwa zum Thema Schmerzbewältigung,
kann sie auf Räume im Bürgerhospital
zurückgreifen; dieses Stuttgarter Krankenhaus übernimmt sogar die Bewirtung der
Teilnehmer. Zu dem dortigen Direktor der
Medizinischen Klinik I, Professor HansChristian Benöhr, pflegt Traude Hien einen
sehr guten Kontakt, schließlich ist er seit
vielen Jahren der erste Vorsitzende der
Arbeitsgemeinschaft Stuttgart: „An ihn
kann ich mich jederzeit wenden, wenn es
zum Beispiel um einen Arztvortrag geht.
Er vermag Verbindungen herzustellen, bei
denen ich mich schwerer täte, oder er
springt im Notfall für einen ausgefallenen
Referenten ein.”
Krankengymnastin Gabriele
Hattwig leitet die Wassergymnastik in
Tauberbischofsheim mit viel Verve. Ihr
Anspruch: „Die Übungen sollen die Patienten wieder fit für den Alltag machen.”
In den letzten Jahren hat sich der Gesundheitszustand von Traude Hien stabilisiert;
ihre Gelenke schmerzen nicht mehr, nur
die Haut entzündet sich immer wieder. Bei
größeren Anstrengungen ermüdet sie allerdings rasch, sodass sie ihre Kräfte gut einteilen muss. „Für die LE-Gruppe arbeite
ich deshalb nicht mehr so viel wie am
Anfang. Vieles hat sich inzwischen eingespielt, vor allem, was das Organisatorische
betrifft”, meint sie. Was sie jedoch keinesfalls missen möchte, sind die beratenden Gespräche. „Seit damals, in meiner
schlimmsten Phase, als ich Hilfe suchte
und fand, ging es mir gesundheitlich immer
besser; nun kann ich dazu beitragen, dass
auch andere Betroffene diese Erfahrung
machen können.”
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11.12.2001, 10:01 Uhr
„Vieles hängt am
Engagement der Leute“
rung, wie schwierig es sein kann, jemanden
für eine ehrenamtliche Tätigkeit zu gewinnen. Sie selbst hatte es nämlich lange
Zeit abgelehnt, sich innerhalb der Arbeitsgemeinschaft zu engagieren. Erst als
1992 die damalige Kassenwartin diese
Funktion aufgrund ihrer Krankheit aufgeben
musste, plagte Frieda Bauer schließlich das
schlechte Gewissen, und sie übernahm
deren Posten.
Traude Hien leitet eine
Selbsthilfegruppe für Patienten mit
Systemischem Lupus erythematodes
(SLE). Selbst mit 33 Jahren daran
erkrankt, engagiert sich die heute
50-Jährige in der inzwischen 30
Mitglieder umfassenden Gruppe. Ihr
Motiv für diese ehrenamtliche Arbeit:
„Als ich Hilfe suchte und fand, ging
es mir immer besser. Jetzt kann ich
dazu beitragen, dass auch andere
diese Erfahrung machen können.”
Aus einem Umkreis von 15 bis 20 Kilometern kommen die Besucher zu den Kursen
und Veranstaltungen der Arbeitsgemeinschaft. Etliche Fahrgemeinschaften erlauben es auch weniger mobilen Mitgliedern,
die in den kleineren Ortschaften leben, an
den Treffen teilzunehmen.
Inzwischen bereitet ihr die Tätigkeit richtig Spaß. Ihre berufliche Erfahrung in einem
Steuerbüro kommt ihr bei den vielfältigen
Aufgaben zugute: Sammelabrechnungen
der Gymnastikkurse für die Krankenkassen,
Bezahlung der Therapeuten und Überweisung der anfallenden Raumkosten – eben
die gesamte Buchhaltung. Stehen Veranstaltungen auf dem Programm – zum Beispiel ein Vortrag über „Zilgrei”, eine neue
Methode zur Schmerzbewältigung – so
erstellt sie Informationsblätter zum Thema
und verteilt sie gleich bei günstiger Gelegenheit an die Mitglieder. „Das spart Porto
und ist auch noch Werbung”, meint die
agile Badenerin verschmitzt.
Doch nicht nur für die Kranken, auch
für die Therapeuten organisiert die Arbeitsgemeinschaft Veranstaltungen. So fand im
Februar dieses Jahres eine Fortbildung für
Physiotherapeuten am Kreiskrankenhaus
in Tauberbischofsheim statt. 25 Kranken-
D 13
Rheuma-D
gymnasten aus der Region hatten sich
dazu angemeldet. Darauf ist Frieda Bauer
besonders stolz. Auf die Idee dazu brachte sie ein Telefonat mit einer Mitarbeiterin der Rheuma-Liga Nord-Württemberg.
Diese erzählte Frieda Bauer von den regelmäßigen Veranstaltungen, die jedes Jahr
an einem anderen Ort stattfänden. „Da
sagte ich gleich, dann machen Sie’s doch
jetzt mal bei uns”, erzählt Frieda Bauer,
und ihr Vorschlag wurde prompt in die Tat
umgesetzt.
Die Gruppe aus Tauberbischofsheim ist
kein Einzelfall. So sind die Mitgliederzahlen
der Rheuma-Liga in den vergangenen zehn
Jahren fast überall steil nach oben gegangen; vor allem im ländlichen Raum bilden
sich immer mehr Arbeitsgemeinschaften,
weiß Traude Hien. Die 50-Jährige ist Mitglied im Sprecherrat der Arbeitsgemeinschaft Stuttgart und leitet selbst eine
Gruppe für SLE-Betroffene (SLE = Systemischer Lupus erythematodes).
Wie wichtig solche Selbsthilfegruppen
für Rheumakranke sein können, hat Traude
Hien am eigenen Leib erfahren. Mit 33 Jahren bekam sie plötzlich hohes Fieber, die Gelenke ihrer Hand, Finger und Knie schwollen an, und auf ihrem Gesicht bildete
sich ein schmetterlingsförmiger Ausschlag.
Nach zehn schlimmen Tagen daheim und
mehreren Kreislaufkollapsen – ihre Hausärztin befand sich gerade im Urlaub, und
deren Stellvertreter deutete die Symptome
als rheumatisches Fieber – kam sie schließlich ins Krankenhaus. Aufgrund ihrer Blutwerte und dem Nachweis spezifischer Antikörper stellte man dort nach kürzester
Zeit die richtige Diagnose: SLE – eine entzündliche Erkrankung des Bindegewebes.
In den darauf folgenden fünf Jahren litt
Traude Hien immer wieder unter starken Fieberschüben, die mit Gelenk-, Muskel- und
Darmentzündungen einhergingen. 1988 traten dann plötzlich Depressionen auf; die
Ärzte machten „seelische Probleme” dafür
verantwortlich, die das Leben mit einer
chronischen Erkrankung mit sich bringe.
Sie hingegen glaubte, dass die Krankheit
selbst die Depressionen auslöse. „Damals
war noch nicht bekannt, dass bei SLE auch
das Nervensystem beteiligt sein kann”,
berichtet sie. Es dauerte einige Monate, bis
schließlich ein Neurologe ihren Verdacht
bestätigte und sie richtig behandelte.
In dieser Zeit war sie über einen Zeitungsartikel auf die Rheuma-Liga aufmerksam
geworden, den die Leiterin einer Selbsthilfegruppe in Hessen geschrieben hatte – wie
sie SLE-Patientin. Es kam zu einem persönlichen Gespräch, und 1988 nahm sie am ersten „Workshop für SLE-Betroffene” in Bonn
teil. „Es war für mich eine wunderbare
Erfahrung, endlich mit Menschen reden zu
können, die ähnlich schlimme Zeiten hinter
sich hatten, und sich gegenseitig Hilfe und
Rat zu geben”, erinnert sich Traude Hien.
Da sie fortan auf einen solchen Austausch
nicht mehr verzichten wollte, gründete sie
ein Jahr später in Stuttgart die erste LEGruppe in Baden-Württemberg. Tagelang
sei sie in den Bibliotheken gesessen und
hätte Informationen zu ihrer Erkrankung
zusammengetragen. Um auf die LE-Gruppe
aufmerksam zu machen, legte sie in Krankenhäusern und Arztpraxen Informationsblätter aus; außerdem erhielt sie Adressen
von der Rheuma-Liga in Bruchsal.
Heute zählt die LE-Gruppe rund 30 Mitglieder aus dem Stuttgarter Großraum
– ausschließlich Frauen im Alter zwischen
25 und 50 Jahren. „Früher mussten alle
interessierten LE-Kranken aus ganz BadenWürttemberg zu uns kommen”, meint
Traude Hien, „aber inzwischen gibt es hierzulande sieben LE-Gruppen.” Für diese
ist sie stellvertretende Landessprecherin.
Neben den regelmäßigen Treffen findet
einmal im Jahr ein so genannter LE-Tag
statt, der medizinischen Themen gewidmet
ist. Zwei Referenten, meist sind es internistische Rheumatologen, informieren dort
über neue wissenschaftliche Erkenntnisse
und Behandlungsmethoden bei SLE.
Sehr froh ist Traude Hien darüber, dass
sie für die Veranstaltungen keine Räume
anzumieten braucht: „Eine örtliche Krankenkasse stellt uns für unsere Vorträge einen
Raum zur Verfügung, und sie übernimmt
auch die anfallenden Kosten für Post,
Kopien und Rundbriefe.” Für Seminare,
etwa zum Thema Schmerzbewältigung,
kann sie auf Räume im Bürgerhospital
zurückgreifen; dieses Stuttgarter Krankenhaus übernimmt sogar die Bewirtung der
Teilnehmer. Zu dem dortigen Direktor der
Medizinischen Klinik I, Professor HansChristian Benöhr, pflegt Traude Hien einen
sehr guten Kontakt, schließlich ist er seit
vielen Jahren der erste Vorsitzende der
Arbeitsgemeinschaft Stuttgart: „An ihn
kann ich mich jederzeit wenden, wenn es
zum Beispiel um einen Arztvortrag geht.
Er vermag Verbindungen herzustellen, bei
denen ich mich schwerer täte, oder er
springt im Notfall für einen ausgefallenen
Referenten ein.”
Krankengymnastin Gabriele
Hattwig leitet die Wassergymnastik in
Tauberbischofsheim mit viel Verve. Ihr
Anspruch: „Die Übungen sollen die Patienten wieder fit für den Alltag machen.”
In den letzten Jahren hat sich der Gesundheitszustand von Traude Hien stabilisiert;
ihre Gelenke schmerzen nicht mehr, nur
die Haut entzündet sich immer wieder. Bei
größeren Anstrengungen ermüdet sie allerdings rasch, sodass sie ihre Kräfte gut einteilen muss. „Für die LE-Gruppe arbeite
ich deshalb nicht mehr so viel wie am
Anfang. Vieles hat sich inzwischen eingespielt, vor allem, was das Organisatorische
betrifft”, meint sie. Was sie jedoch keinesfalls missen möchte, sind die beratenden Gespräche. „Seit damals, in meiner
schlimmsten Phase, als ich Hilfe suchte
und fand, ging es mir gesundheitlich immer
besser; nun kann ich dazu beitragen, dass
auch andere Betroffene diese Erfahrung
machen können.”
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ANHANG
Bücher und Broschüren
Arthrose
– Ein Leitfaden für Patienten
Leben mit Arthrose
– Ein Leitfaden für Betroffene
Rheumatische Augenentzündung bei
Kindern – Die chronische Iridozyklitis
Becker, Christel, Katja Dollhopf, Helmut
Schwind, Christine Weigert
und Gülsen Arslan;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 3. Auflage;
Bonn 1997
Quarz, Martin und Franziska Becher;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 1. Auflage;
Bonn 1998
Michels, Hartmut;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 2. Auflage;
Bonn 1995
Checkliste Rheumatologie
Der systemische Lupus
erythematodes – Ein nützlicher
Ratgeber
Mein Kind hat Rheuma – was kann
ich tun? Ein Ratgeber für Eltern bei
juveniler chronischer Arthritis
Rheumatologie aus erster Hand
Schmidt, Klaus L.,
unter Mitarbeit von B. Hellmich,
B. Manger, K. Tillmann, H. Truckenbrodt;
Georg Thieme Verlag;
Stuttgart – New York 2000
Klatt, Birgitt, unter
fachlicher Mitarbeit von Hans Krippner;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 3. Auflage;
Bonn 1998
Deutsche Rheuma-Liga
Bundesverband e.V. (Hrsg.),
in Zusammenarbeit mit der RheumaKinderklinik Garmisch-Partenkirchen und
den Rummelsberger Anstalten der
Inneren Mission e.V., 3. Auflage;
Bonn 1997
Burmester, Gerd-Rüdiger
und Timo Ulrichs;
Novartis Pharma GmbH,
1999
Chronische Polyarthritis
– Ein Leitfaden für Patienten
Gelenkschutz und Funktionshilfen
– Ein Ratgeber für Rheumakranke
Mobil trotz Rheuma – Gelenkschutz
und Hilfen für den Alltag
Rheumatologie in Kürze. Klinisches
Basiswissen für die Praxis
Miehle, Wolfgang;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 5. Auflage;
Bonn 1998
Scharffenberg, Elisabeth, Elisabeth
Strüwe-Bazzanellla, unter Mitarbeit von
Maria Albrecht und Erwin Peter;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 7. Auflage;
Bonn 1994
Bitzer-Munoz, Susanne
und Helmut Sörensen;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 2. Auflage;
Bad Dürkheim 1999
Gerber, Niklaus J., Beat A. Michel,
Alex K. L. So, Alan Tyndall,
Thomas L. Vischer (Hrsg.);
Georg Thieme Verlag,
Stuttgart – New York 1998
Gesundheitswegweiser
– Fachinstitutionen, ihre Aufgaben
und Angebote
Rheuma hat viele Gesichter – Der
Ratgeber für den medizinisch
interessierten Laien
Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (Hrsg.);
Fachverlag Peter Sabo, 3. Auflage;
Schwabenheim a.d. Selz 2000
Becher, Franziska;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 5. Auflage;
Bonn 1996
Heimstädt, Peter
und Karin Wilbrand;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 5. Auflage;
Bonn 1996
Chronischer Schmerz
– Ergebnisse der Forschung
verbessern die Versorgung
der Patienten
Bundesministerium für Bildung
und Forschung (Hrsg.);
Bonn 2001
E1
Rheuma-E-Anhang
Das rheumakranke Kind
in der Schule – Eine Orientierungshilfe für Lehrer
E2
1
11.12.2001, 10:02 Uhr
E
ANHANG
Bücher und Broschüren
Arthrose
– Ein Leitfaden für Patienten
Leben mit Arthrose
– Ein Leitfaden für Betroffene
Rheumatische Augenentzündung bei
Kindern – Die chronische Iridozyklitis
Becker, Christel, Katja Dollhopf, Helmut
Schwind, Christine Weigert
und Gülsen Arslan;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 3. Auflage;
Bonn 1997
Quarz, Martin und Franziska Becher;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 1. Auflage;
Bonn 1998
Michels, Hartmut;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 2. Auflage;
Bonn 1995
Checkliste Rheumatologie
Der systemische Lupus
erythematodes – Ein nützlicher
Ratgeber
Mein Kind hat Rheuma – was kann
ich tun? Ein Ratgeber für Eltern bei
juveniler chronischer Arthritis
Rheumatologie aus erster Hand
Schmidt, Klaus L.,
unter Mitarbeit von B. Hellmich,
B. Manger, K. Tillmann, H. Truckenbrodt;
Georg Thieme Verlag;
Stuttgart – New York 2000
Klatt, Birgitt, unter
fachlicher Mitarbeit von Hans Krippner;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 3. Auflage;
Bonn 1998
Deutsche Rheuma-Liga
Bundesverband e.V. (Hrsg.),
in Zusammenarbeit mit der RheumaKinderklinik Garmisch-Partenkirchen und
den Rummelsberger Anstalten der
Inneren Mission e.V., 3. Auflage;
Bonn 1997
Burmester, Gerd-Rüdiger
und Timo Ulrichs;
Novartis Pharma GmbH,
1999
Chronische Polyarthritis
– Ein Leitfaden für Patienten
Gelenkschutz und Funktionshilfen
– Ein Ratgeber für Rheumakranke
Mobil trotz Rheuma – Gelenkschutz
und Hilfen für den Alltag
Rheumatologie in Kürze. Klinisches
Basiswissen für die Praxis
Miehle, Wolfgang;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 5. Auflage;
Bonn 1998
Scharffenberg, Elisabeth, Elisabeth
Strüwe-Bazzanellla, unter Mitarbeit von
Maria Albrecht und Erwin Peter;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 7. Auflage;
Bonn 1994
Bitzer-Munoz, Susanne
und Helmut Sörensen;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 2. Auflage;
Bad Dürkheim 1999
Gerber, Niklaus J., Beat A. Michel,
Alex K. L. So, Alan Tyndall,
Thomas L. Vischer (Hrsg.);
Georg Thieme Verlag,
Stuttgart – New York 1998
Gesundheitswegweiser
– Fachinstitutionen, ihre Aufgaben
und Angebote
Rheuma hat viele Gesichter – Der
Ratgeber für den medizinisch
interessierten Laien
Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (Hrsg.);
Fachverlag Peter Sabo, 3. Auflage;
Schwabenheim a.d. Selz 2000
Becher, Franziska;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 5. Auflage;
Bonn 1996
Heimstädt, Peter
und Karin Wilbrand;
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. (Hrsg.), 5. Auflage;
Bonn 1996
Chronischer Schmerz
– Ergebnisse der Forschung
verbessern die Versorgung
der Patienten
Bundesministerium für Bildung
und Forschung (Hrsg.);
Bonn 2001
E1
Rheuma-E-Anhang
Das rheumakranke Kind
in der Schule – Eine Orientierungshilfe für Lehrer
E2
1
11.12.2001, 10:02 Uhr
Internetadressen
Deutsche Rheuma-Liga
Rheumawegweiser im Internet
American College of Rheumatology
http://www.rheuma-liga.de
http://www.rheuma-zentrum.com/
online.htm
http://www.rheumatology.org/index.asp
Deutsche Rheuma-Liga
Bundesverband e.V.
Maximilianstraße 14
53111 Bonn
englischsprachige Website der US-ameri- Tel.: 02 28/7 66 06-0
kanischen Vereinigung der rheumatoloFax: 02 28/7 66 06-20
gischen Fachärzte; große Palette an
Forschungsberichten; setzt mediziniAnschriften der Landesverbände und
sches Fachwissen voraus
Städteverbände (Bremen, Hamburg,
Berlin) der Rheuma-Liga können über den
Bundesverband angefordert werden
sehr viele Informationen und Tipps, die
für den medizinischen Laien (Betroffene
und Angehörige) aufbereitet sind
zahlreiche Informationen für den
medizinischen Laien
Deutsches RheumaForschungszentrum Berlin (DRFZ)
Rheumatischer Auskunftsdienst der
Universität München
Weltgesundheitsorganisation (WHO)
http://www.drfz.de
http://www.med.uni-muenchen.de/
rheuma/homepage.html
http://www.who.int/ncd/cra/index.htm
oder http://www.who.ch
Deutsche Vereinigung
Morbus Bechterew e.V.
bietet nützliche Links; Forschungsberichte
als Zusammenfassungen abrufbar
englischsprachige Website; bietet Informationen zur „Bone and Joint Decade
2000-2010“
Metzgergasse 16
97421 Schweinfurt
Tel.: 0 97 21/22-0 33
Fax: 0 97 21/22-9 55
Medizinisches Kompetenzzentrum für
Rheuma
National Institute of Arthritis and
Musculoskeletal and Skin Diseases
http://www.rheumanet.org/mednetrheuma/start.htm
http://www.nih.gov/niams
bietet vor allem nützliche Links
(Übersichtstabelle)
Rheuma online
http://www.rheuma-online.de/index
Informationsdienst, richtet sich an
medizinische Laien; Rheumalexikon, in
dem viele Informationen über rheumatische Krankheitsbilder von A-Z
abgerufen werden können
Das Medizinische Kompetenzzentrum
für Rheuma möchte das Internet nutzen,
um Kommunikationsbarrieren zwischen
Forschung, Versorgung und Patienten
abzubauen. Das Kompetenznetz Rheuma
dient dabei als Informations- und Diskussionsplattform. Noch im Aufbau
begriffen; einige Links noch nicht aktiv;
bietet Zusammenfassungen von
medizinischen Fachartikeln
Organisationen/Verbände/
Selbsthilfegruppen
Lupus Erythematodes
Selbsthilfegemeinschaft e.V.
englischsprachige Website; bietet ausführliche Informationen zu vielen rheumatischen Krankheitsbildern
Ottostraße 15
42289 Wuppertal
Tel.: 02 02/55 92 94
Fax: 02 02/55 92 94
Arthritis Foundation
Selbsthilfegruppe Sklerodermie
in Deutschland e.V.
http://www.arthritis.org
die Website dieser US-amerikanischen
Selbsthilfeorganisation bietet viele englischsprachige Informationen für Patienten und interessierte Laien
Jagdstraße 1
90559 Burgthann
Tel.: 0 91 88/5 12
Fax: 0 91 88/38 67
Elternkreise – Kontaktstelle in der
Rheumakinderklinik
Gehfeldstraße 24
82467 Garmisch-Partenkirchen
Tel.: 0 88 21/70 12 26
E3
Rheuma-E-Anhang
E4
2
11.12.2001, 10:02 Uhr
Internetadressen
Deutsche Rheuma-Liga
Rheumawegweiser im Internet
American College of Rheumatology
http://www.rheuma-liga.de
http://www.rheuma-zentrum.com/
online.htm
http://www.rheumatology.org/index.asp
Deutsche Rheuma-Liga
Bundesverband e.V.
Maximilianstraße 14
53111 Bonn
englischsprachige Website der US-ameri- Tel.: 02 28/7 66 06-0
kanischen Vereinigung der rheumatoloFax: 02 28/7 66 06-20
gischen Fachärzte; große Palette an
Forschungsberichten; setzt mediziniAnschriften der Landesverbände und
sches Fachwissen voraus
Städteverbände (Bremen, Hamburg,
Berlin) der Rheuma-Liga können über den
Bundesverband angefordert werden
sehr viele Informationen und Tipps, die
für den medizinischen Laien (Betroffene
und Angehörige) aufbereitet sind
zahlreiche Informationen für den
medizinischen Laien
Deutsches RheumaForschungszentrum Berlin (DRFZ)
Rheumatischer Auskunftsdienst der
Universität München
Weltgesundheitsorganisation (WHO)
http://www.drfz.de
http://www.med.uni-muenchen.de/
rheuma/homepage.html
http://www.who.int/ncd/cra/index.htm
oder http://www.who.ch
Deutsche Vereinigung
Morbus Bechterew e.V.
bietet nützliche Links; Forschungsberichte
als Zusammenfassungen abrufbar
englischsprachige Website; bietet Informationen zur „Bone and Joint Decade
2000-2010“
Metzgergasse 16
97421 Schweinfurt
Tel.: 0 97 21/22-0 33
Fax: 0 97 21/22-9 55
Medizinisches Kompetenzzentrum für
Rheuma
National Institute of Arthritis and
Musculoskeletal and Skin Diseases
http://www.rheumanet.org/mednetrheuma/start.htm
http://www.nih.gov/niams
bietet vor allem nützliche Links
(Übersichtstabelle)
Rheuma online
http://www.rheuma-online.de/index
Informationsdienst, richtet sich an
medizinische Laien; Rheumalexikon, in
dem viele Informationen über rheumatische Krankheitsbilder von A-Z
abgerufen werden können
Das Medizinische Kompetenzzentrum
für Rheuma möchte das Internet nutzen,
um Kommunikationsbarrieren zwischen
Forschung, Versorgung und Patienten
abzubauen. Das Kompetenznetz Rheuma
dient dabei als Informations- und Diskussionsplattform. Noch im Aufbau
begriffen; einige Links noch nicht aktiv;
bietet Zusammenfassungen von
medizinischen Fachartikeln
Organisationen/Verbände/
Selbsthilfegruppen
Lupus Erythematodes
Selbsthilfegemeinschaft e.V.
englischsprachige Website; bietet ausführliche Informationen zu vielen rheumatischen Krankheitsbildern
Ottostraße 15
42289 Wuppertal
Tel.: 02 02/55 92 94
Fax: 02 02/55 92 94
Arthritis Foundation
Selbsthilfegruppe Sklerodermie
in Deutschland e.V.
http://www.arthritis.org
die Website dieser US-amerikanischen
Selbsthilfeorganisation bietet viele englischsprachige Informationen für Patienten und interessierte Laien
Jagdstraße 1
90559 Burgthann
Tel.: 0 91 88/5 12
Fax: 0 91 88/38 67
Elternkreise – Kontaktstelle in der
Rheumakinderklinik
Gehfeldstraße 24
82467 Garmisch-Partenkirchen
Tel.: 0 88 21/70 12 26
E3
Rheuma-E-Anhang
E4
2
11.12.2001, 10:02 Uhr
Stichworte
A
C
Acetylsalicylsäure (ASS)
C4
Arthrodese
C15
Arthrose (Osteoarthrose)
A5, A8, A17, A20
Alter
A15 • Hüfte
A1
• Finger
A5
Analgetika siehe
• Hallux-vagus
A5
Schmerzmedikamente
• stumme
A15
Anamnese
B4, B5
ASS siehe
Antibiotika
A12, B3, C3 Acetylsalicylsäure
Allergie
C11
Antigen
Auge
A5, A7, B3, C1
• körperfremd (siehe auch
Autoaggressivität siehe
Fremdantigen)
C10
Autoimmunität
• körpereigen
C10
Autoantigene
A12, A14
Antikörper
C10
• Antinukleäre (ANA) A7, B10 Autoimmunerkrankung
A7
• Anti-TNF
C7, C9
Autoimmunität A5, A11, A14,
• Autoantikörper
B10, C10
C10, C11
Antirheumatika, nichtsteroidale (NSAR)
C1, C4
Arthritis
• infektiöse siehe septische
• juvenile chronische
A15, C1, C19
• oligoartikuläre
C2
• reaktive
A12, B12, C9
• rheumatoide siehe
Polyarthritis, chronische
• septische
A12, B3
• Psoriasisassoziierte A6, B19
B
Bakterien
Bandscheiben
A11
A5
F
Camphylobacter
A12
Chondrozyten siehe
Knorpelzellen
Fremdantigen (siehe
auch Antigen)
A13
H
A3
A12, B9
COX siehe Cyclooxygenase
Fischölpräparate
D3
COX-2-Hemmstoffe (COX-2Inhibitoren)
C5
Folsäure
D4
C-reaktives Protein (CRP)
B9
CT siehe
Computertomograhie
Cyclooxygenase (COX)
C5
Cyclophosphamid
C6
Cyclosporin
C6
Forschung
D
Diabetes mellitus siehe
Zuckerkrankheit
Dialyse
C5
A11 Dynamometer
B8
D5
Bindegewebe
A5
Blutgefäße
A5 Einlagen, orthopädische
Blutsenkung
B9 Elektrotherapie
E
D7
C14
A12 Enteroviren siehe Viren
C5, C8
A8
Erbgut siehe Rheuma/Erbgut
Erbkrankheiten
Ergotherapie
A13
C14, D7
A20ff, C9ff
Harnsäure
G
Gehhilfe
Enzyme
Rheuma-E-Anhang
A14
A3
Fieber
• rheumatisches
Entzündung
E5
B15 Gelenkschutz
Computertomographie (CT) B13
Bewegungstherapie
Borrelien
Frauen (siehe auch
Geschlecht)
D9 Kältetherapie
(Kryotherapie)
C13
Gelenkversteifung
A5
Kinderarzt
B15
Geschlecht
A14, A15
Knochen
A4, A18
Geschlechtshormone
A14
Knorpel
A4, A18
Gicht
A11, A16, B12, D3, D4
Knorpelgerüst
Gichtknoten
A16
(Knorpelmatrix)
A4, A9
Glukokortikoide siehe
Knorpelzellen A4, A8, A9, A20
Kortison
Kollagen
A4, A8, A9, A17
Fibromyalgie
Diät
D3
Basistherapeutikum (Disease
modifying drug, DMD)
Disease modifying drug (DMD)
B19, C1, C4, C6 siehe Basistherapeutikum
Beruf
Facharzt
K
Hausarzt
C14
Gehstütze
D7
Gehroller
C21, D6
Gelenke
A4
• Befallsmuster
A15, A16
• Bewegung
D5ff
• Fehlstellungen C15, C20, D5
• Finger
A5
• Hüfte
A5
• Knie
A5
• Punktion
B12
• Schonhaltung
D5
• Schulter
A5
• Zehen
A5
Gelenkerguss
Gelenkflüssigkeit
A9
A4, A9
B15
Haut
A7, B3
Hepatitisviren siehe Viren
A7, B9
Komplement
B11
Kortison
B1, C1, C4, C5, D4
Krankengymnastik
C13, C19, D6
Krankheitserreger
A11, B12
Herpesviren siehe Viren
Krankheitsschub
A5, A12
A15, B6, C17, D6
Herz
Hippokrates
HLA-Gewebsantigene
Hydrochloroquin
A3 Kryotherapie siehe
Kältetherapie
A13
C6
Hydrotherapie
C14
I
Immunmodulatoren
(siehe auch Zytokine)
Immunsystem
Immunzellen
Gelenkinnenhaut
(Synovialmembran)
Interferon
A4, A5, A9, A10, A18, C15
Gelenkprothese
• Hüfte
• Knie
• Lebensdauer
• Lockerung
A16, D4
Kollagenose
C7
L
Labortest
B4, B9
Leflunomid (LE)
C2, C7
Lunge
A5
Lymphknoten
A5
A5, B9, C11
C9
C9
C15ff
A1, C15
C15
C16
C16
E6
3
11.12.2001, 10:02 Uhr
Stichworte
A
C
Acetylsalicylsäure (ASS)
C4
Arthrodese
C15
Arthrose (Osteoarthrose)
A5, A8, A17, A20
Alter
A15 • Hüfte
A1
• Finger
A5
Analgetika siehe
• Hallux-vagus
A5
Schmerzmedikamente
• stumme
A15
Anamnese
B4, B5
ASS siehe
Antibiotika
A12, B3, C3 Acetylsalicylsäure
Allergie
C11
Antigen
Auge
A5, A7, B3, C1
• körperfremd (siehe auch
Autoaggressivität siehe
Fremdantigen)
C10
Autoimmunität
• körpereigen
C10
Autoantigene
A12, A14
Antikörper
C10
• Antinukleäre (ANA) A7, B10 Autoimmunerkrankung
A7
• Anti-TNF
C7, C9
Autoimmunität A5, A11, A14,
• Autoantikörper
B10, C10
C10, C11
Antirheumatika, nichtsteroidale (NSAR)
C1, C4
Arthritis
• infektiöse siehe septische
• juvenile chronische
A15, C1, C19
• oligoartikuläre
C2
• reaktive
A12, B12, C9
• rheumatoide siehe
Polyarthritis, chronische
• septische
A12, B3
• Psoriasisassoziierte A6, B19
B
Bakterien
Bandscheiben
A11
A5
F
Camphylobacter
A12
Chondrozyten siehe
Knorpelzellen
Fremdantigen (siehe
auch Antigen)
A13
H
A3
A12, B9
COX siehe Cyclooxygenase
Fischölpräparate
D3
COX-2-Hemmstoffe (COX-2Inhibitoren)
C5
Folsäure
D4
C-reaktives Protein (CRP)
B9
CT siehe
Computertomograhie
Cyclooxygenase (COX)
C5
Cyclophosphamid
C6
Cyclosporin
C6
Forschung
D
Diabetes mellitus siehe
Zuckerkrankheit
Dialyse
C5
A11 Dynamometer
B8
D5
Bindegewebe
A5
Blutgefäße
A5 Einlagen, orthopädische
Blutsenkung
B9 Elektrotherapie
E
D7
C14
A12 Enteroviren siehe Viren
C5, C8
A8
Erbgut siehe Rheuma/Erbgut
Erbkrankheiten
Ergotherapie
A13
C14, D7
A20ff, C9ff
Harnsäure
G
Gehhilfe
Enzyme
Rheuma-E-Anhang
A14
A3
Fieber
• rheumatisches
Entzündung
E5
B15 Gelenkschutz
Computertomographie (CT) B13
Bewegungstherapie
Borrelien
Frauen (siehe auch
Geschlecht)
D9 Kältetherapie
(Kryotherapie)
C13
Gelenkversteifung
A5
Kinderarzt
B15
Geschlecht
A14, A15
Knochen
A4, A18
Geschlechtshormone
A14
Knorpel
A4, A18
Gicht
A11, A16, B12, D3, D4
Knorpelgerüst
Gichtknoten
A16
(Knorpelmatrix)
A4, A9
Glukokortikoide siehe
Knorpelzellen A4, A8, A9, A20
Kortison
Kollagen
A4, A8, A9, A17
Fibromyalgie
Diät
D3
Basistherapeutikum (Disease
modifying drug, DMD)
Disease modifying drug (DMD)
B19, C1, C4, C6 siehe Basistherapeutikum
Beruf
Facharzt
K
Hausarzt
C14
Gehstütze
D7
Gehroller
C21, D6
Gelenke
A4
• Befallsmuster
A15, A16
• Bewegung
D5ff
• Fehlstellungen C15, C20, D5
• Finger
A5
• Hüfte
A5
• Knie
A5
• Punktion
B12
• Schonhaltung
D5
• Schulter
A5
• Zehen
A5
Gelenkerguss
Gelenkflüssigkeit
A9
A4, A9
B15
Haut
A7, B3
Hepatitisviren siehe Viren
A7, B9
Komplement
B11
Kortison
B1, C1, C4, C5, D4
Krankengymnastik
C13, C19, D6
Krankheitserreger
A11, B12
Herpesviren siehe Viren
Krankheitsschub
A5, A12
A15, B6, C17, D6
Herz
Hippokrates
HLA-Gewebsantigene
Hydrochloroquin
A3 Kryotherapie siehe
Kältetherapie
A13
C6
Hydrotherapie
C14
I
Immunmodulatoren
(siehe auch Zytokine)
Immunsystem
Immunzellen
Gelenkinnenhaut
(Synovialmembran)
Interferon
A4, A5, A9, A10, A18, C15
Gelenkprothese
• Hüfte
• Knie
• Lebensdauer
• Lockerung
A16, D4
Kollagenose
C7
L
Labortest
B4, B9
Leflunomid (LE)
C2, C7
Lunge
A5
Lymphknoten
A5
A5, B9, C11
C9
C9
C15ff
A1, C15
C15
C16
C16
E6
3
11.12.2001, 10:02 Uhr
Stichworte
M
O
Magnetresonanztomographie (MRT)
Omega-3-Fettsäuren
B13
Männer (siehe auch
Geschlecht)
A14
Massage
C13
Medikamente
A14, A18, D4
• entzündungshemmende A19
Methotrexat (MTX) C1, C6, D4
Morbus Bechterew
A6, A13, A16, A17, D1
Morbus Still
Operation
• Risiko
Paracetamol
D6
Muskel
A5
Parvoviren siehe Viren
Placeboeffekt
N
Nebenwirkung
C5, C6
Nerven
A5
Nieren
B3
NSAR siehe Antirheumatika
Nullstellung, neutrale
C20
B1ff, B17, C10
A8, A11, A13
D3
A17
D8ff
A3, A11, A21
B9, B10
B7 Rheumaknoten
C15
A7 Rheumatologe
B15
A10 Rheumazentrum,
regionales
C4
Risikofaktor
Röntgenbild
B15
A14
A5, A21
Röntgenuntersuchung B4, B13
C18 Rötelnvirus siehe Viren
Polyarthritis, chronische A3, Rundrücken
A5, A10, A14, A17, B9, C2, C9
Polymerasekettenreaktion
(PCR)
B12
Prostaglandine
C5
Proteoglykane
A4, A9
Schuppenflechte siehe
Psoriasis
Sehnen
A6
S
Salmonellen
Sauerstoff-Radikal
A12
D3
Schiene,
Psoriasis (Schuppenflechte) A6
orthopädische
C14, D7
Psyche
A14
Schmerz
A18, B5, C4, D10
A19
Purine
D4 • Anlaufschmerz
• Entzündungsschmerz
A19
Pyrazolone
C4
• mechanischer
A19
• psychosomatischer
A19
Schmerzmedikamente
C4
Schmerztagebuch
B6
Schmetterlingserythem
B7
Rheuma-E-Anhang
A12
Sjögren-Syndrom
A7
Sklerodermie
A7
SLE siehe Systemischer
Lupus erythematodes
Sneddon-Syndrom
B20
Solebad
C14
Sonne
Sonographie
(siehe auch Untersuchung/
Ultraschall)
Stammzelltherapie
A11
B20, C11
Staphylococcus aureus
A12
Stoffwechseldefekte
A11
Streptokokken
A12
Sulfasalazin
B19
Therapie
C3ff
• Alternativmethoden C17, C18
• Kombinationstherapie
C7
• physikalische
C13ff
• symptomatische
C3
• Therapieüberwachung C5
(siehe Verlaufskontrolle)
Thermographie
B14
Thrombopenie
B1
Tissue-Engineering
C12
C13
Wassergymnastik
D11
Wegener-Granulomatose
A7, A14
Weichteilrheumatismus
A3, A19, B20, C4
Werlhof-Syndrom
B1
Wirbelkörper
A5
Wirbelsäule
A5, A6
Y
A12
C7, C9
Zeckenbisse
Übergewicht
A11, D4 Zehen
Umschulung
D2 Zuckerkrankheit
(Diabetes mellitus)
B16
Zwillinge, eineiige
Universitätsklinik
C7
Synovektomie
C15
A12
A16
A11, C5
A14
B4, B7 Zytokine
B14
A9, A12, A21, B11, C7, C9
V
Vaskulitiden
A7, B19
Verdachtsdiagnose
B17
Verfahren, bildgebende
A5, A7
Wärmetherapie
Yersinien
U
synergistisch
Synovialmembran siehe
Gelenkinnenhaut
A9, C11
Z
Symptom
Synovialflüssigkeit siehe
Gelenkflüssigkeit
A12
Tumor-NekroseFaktor (TNF)
Untersuchung
• klinische
C3 • Ultraschall
Systemerkrankung
C9 Wachstumsfaktoren
TNF siehe TumorA14
Nekrose-Faktor
B14
Tuberkelbazillen
A6, A17
Sportverletzung
Verlaufskontrolle
Viren
Systemischer
Lupus erythematodes (SLE)
Vitamin E
A7, A14, A16, A17, B1, B4, D13
Szintigraphie
E7
A5
Spondylarthritiden
W
T-Helferzellen
Shigellen
Rheumafaktor
PCR siehe PolymeraseC4 kettenreaktion
Muskelrelaxantien
C14
A1 Rezeptor
B11
C16 • TNF-Rezeptor, löslicher C7
P
Pannus
Münsterpferdchen
D3 Rehabilitation
B15 Rheuma
• Diagnose
Osteoarthrose siehe Arthrose
• Erbgut
Osteoporose
A4 • Ernährung
• Häufigkeit
Osteotomie
C15
• Hilfsmittel
• Ursachen
Panarteriitis nodosa
MTX siehe Methotrexat
T
Orthopäde
C20 Palpation
MRT siehe Magnetresonanztomographie
R
B4
B11
A11, A12
D3
B14
E8
4
11.12.2001, 10:02 Uhr
Stichworte
M
O
Magnetresonanztomographie (MRT)
Omega-3-Fettsäuren
B13
Männer (siehe auch
Geschlecht)
A14
Massage
C13
Medikamente
A14, A18, D4
• entzündungshemmende A19
Methotrexat (MTX) C1, C6, D4
Morbus Bechterew
A6, A13, A16, A17, D1
Morbus Still
Operation
• Risiko
Paracetamol
D6
Muskel
A5
Parvoviren siehe Viren
Placeboeffekt
N
Nebenwirkung
C5, C6
Nerven
A5
Nieren
B3
NSAR siehe Antirheumatika
Nullstellung, neutrale
C20
B1ff, B17, C10
A8, A11, A13
D3
A17
D8ff
A3, A11, A21
B9, B10
B7 Rheumaknoten
C15
A7 Rheumatologe
B15
A10 Rheumazentrum,
regionales
C4
Risikofaktor
Röntgenbild
B15
A14
A5, A21
Röntgenuntersuchung B4, B13
C18 Rötelnvirus siehe Viren
Polyarthritis, chronische A3, Rundrücken
A5, A10, A14, A17, B9, C2, C9
Polymerasekettenreaktion
(PCR)
B12
Prostaglandine
C5
Proteoglykane
A4, A9
Schuppenflechte siehe
Psoriasis
Sehnen
A6
S
Salmonellen
Sauerstoff-Radikal
A12
D3
Schiene,
Psoriasis (Schuppenflechte) A6
orthopädische
C14, D7
Psyche
A14
Schmerz
A18, B5, C4, D10
A19
Purine
D4 • Anlaufschmerz
• Entzündungsschmerz
A19
Pyrazolone
C4
• mechanischer
A19
• psychosomatischer
A19
Schmerzmedikamente
C4
Schmerztagebuch
B6
Schmetterlingserythem
B7
Rheuma-E-Anhang
A12
Sjögren-Syndrom
A7
Sklerodermie
A7
SLE siehe Systemischer
Lupus erythematodes
Sneddon-Syndrom
B20
Solebad
C14
Sonne
Sonographie
(siehe auch Untersuchung/
Ultraschall)
Stammzelltherapie
A11
B20, C11
Staphylococcus aureus
A12
Stoffwechseldefekte
A11
Streptokokken
A12
Sulfasalazin
B19
Therapie
C3ff
• Alternativmethoden C17, C18
• Kombinationstherapie
C7
• physikalische
C13ff
• symptomatische
C3
• Therapieüberwachung C5
(siehe Verlaufskontrolle)
Thermographie
B14
Thrombopenie
B1
Tissue-Engineering
C12
C13
Wassergymnastik
D11
Wegener-Granulomatose
A7, A14
Weichteilrheumatismus
A3, A19, B20, C4
Werlhof-Syndrom
B1
Wirbelkörper
A5
Wirbelsäule
A5, A6
Y
A12
C7, C9
Zeckenbisse
Übergewicht
A11, D4 Zehen
Umschulung
D2 Zuckerkrankheit
(Diabetes mellitus)
B16
Zwillinge, eineiige
Universitätsklinik
C7
Synovektomie
C15
A12
A16
A11, C5
A14
B4, B7 Zytokine
B14
A9, A12, A21, B11, C7, C9
V
Vaskulitiden
A7, B19
Verdachtsdiagnose
B17
Verfahren, bildgebende
A5, A7
Wärmetherapie
Yersinien
U
synergistisch
Synovialmembran siehe
Gelenkinnenhaut
A9, C11
Z
Symptom
Synovialflüssigkeit siehe
Gelenkflüssigkeit
A12
Tumor-NekroseFaktor (TNF)
Untersuchung
• klinische
C3 • Ultraschall
Systemerkrankung
C9 Wachstumsfaktoren
TNF siehe TumorA14
Nekrose-Faktor
B14
Tuberkelbazillen
A6, A17
Sportverletzung
Verlaufskontrolle
Viren
Systemischer
Lupus erythematodes (SLE)
Vitamin E
A7, A14, A16, A17, B1, B4, D13
Szintigraphie
E7
A5
Spondylarthritiden
W
T-Helferzellen
Shigellen
Rheumafaktor
PCR siehe PolymeraseC4 kettenreaktion
Muskelrelaxantien
C14
A1 Rezeptor
B11
C16 • TNF-Rezeptor, löslicher C7
P
Pannus
Münsterpferdchen
D3 Rehabilitation
B15 Rheuma
• Diagnose
Osteoarthrose siehe Arthrose
• Erbgut
Osteoporose
A4 • Ernährung
• Häufigkeit
Osteotomie
C15
• Hilfsmittel
• Ursachen
Panarteriitis nodosa
MTX siehe Methotrexat
T
Orthopäde
C20 Palpation
MRT siehe Magnetresonanztomographie
R
B4
B11
A11, A12
D3
B14
E8
4
11.12.2001, 10:02 Uhr
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Rheuma
Rheuma-Umschlag+Rücken
1
BMBF PUBLIK
BMBF PUBLIK
Rheuma
Früher erkennen – besser behandeln:
Das schmerzende Gelenk im Visier der Forschung
11.12.2001, 10:04 Uhr
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