Klimaschutz, Infrastruktur und Verkehr

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Klimaschutz, Infrastruktur
und Verkehr
175
Wien, 2007
ISBN 978-3-7062-0101-8
Informationen zur Umweltpolitik
Nr 175
Klimaschutz, Infrastruktur
und Verkehr
Autoren:
A.o. Univ. Prof. Dr. Karl Steininger (Koordination)
Mag. Sandra Berdnik
Mag. Brigitte Gebetsroither
Josef Hochwald
Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel und
Institut für Volkswirtschaftslehre, Universität Graz
A.o. Univ. Prof. Dr. Stefan Hausberger
Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik,
Technische Universität Graz
A.o. Univ. Prof. Dr. Michael Getzner
Abteilung für Volkswirtschaftstheorie und -politik, Universität Klagenfurt und
METIS Institut für ökonomische und politische Forschung, Wien
Unter Mitarbeit von: DI Dr. Georg Kriebernegg
Institut für Straßen- und Verkehrswesen,
Technische Universität Graz
Layout:
Christine Schwed (AK Wien)
Zu beziehen bei:
Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien
1040 Wien, Prinz-Eugen-Straße 20-22
Tel.: ++43 (0) 1 -501 65/ 2698
Fax: ++43 (0) 1 –501 65/ 2105
E-Mail: [email protected]
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© 2007, by Bundeskammer für Arbeiter und Angestellte, 1041 Wien, Prinz-Eugen-Straße 20-22
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich
Medieninhaber, Herausgeber, Vervielfältiger: Bundeskammer für Arbeiter und Angestellte, PrinzEugen-Straße 20-22, 1041 Wien. Die in den "Informationen zur Umweltpolitik" veröffentlichten Artikel geben nicht notwendigerweise die Meinung der Bundeskammer für Arbeiter und Angestellte
wieder.
Vorwort
Klimaschutz ist ein zentrales politisches Thema. Beim Kyoto-Übereinkommen hat sich Österreich verpflichtet, die CO2-Emissionen zwischen 2008 bis 2012 um 13 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Auf Grund der Absichtserklärung des Europäischen Rates im März
2007 ist nach 2012 mit einer Reduktionsverpflichtung von 20 Prozent bis 2020 auszugehen. Der Verkehr und somit der CO2-Ausstoß wächst unterdessen ungebremst weiter,
wenn keine wirksamen Klimaschutz-Maßnahmen auch im Verkehrssektor ergriffen werden.
Maßnahmen zum Klimaschutz sind für die Arbeiterkammer als Interessenvertretung der
ArbeitnehmerInnen und KonsumentInnen aber nicht ausschließlich unter umweltpolitischen
Gesichtspunkten zu beurteilen, sondern auch hinsichtlich deren Auswirkungen auf Beschäftigung, Einkommensverteilung und den sozialen Zusammenhalt. Letztendlich stellt
diese integrative Sicht der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Komponenten eine
Voraussetzung für öffentliche Akzeptanz und die erfolgreiche Implementierung von Klimaschutzmaßnahmen dar.
Um Klimaschutz-Maßnahmen im Verkehr aber überhaupt aus einem integrativen Blickwinkel beurteilen zu können, war und ist es aus Sicht der AK notwendig, deren Wirkungen und
Potentiale im Hinblick auf Beschäftigung, Verteilung, Klimaschutz und Reduktion anderer
Schadstoffe zu untersuchen. Dies bildet den Ausgangspunkt für die vorliegende Studie.
Hierfür wurden Maßnahmen mit einem substantiellen CO2-Reduktionspotential auf Basis
der österreichischen Klimaschutzstrategie im Verkehrsbereich so ausgewählt und dimensioniert, dass sie dem maximalen Handlungsspielraum auf österreichischer Ebene entsprechen. Maßnahmen, die nur mit Zustimmung der EU oder internationaler Organisationen
(zB Kerosinbesteuerung) umzusetzen wären, wurden bewusst nicht in die Studie aufgenommen. Zwischen Beginn und Ende der Studienerstellung (Jänner 2005 – Juni 2007)
ereigneten sich einige wesentliche Änderungen der Rahmenbedingungen (zB Anhebung
der Mineralölsteuer und der Lkw-Maut auf Autobahnen und Schnellstraßen), die nicht mehr
in der Studie berücksichtigt werden konnten.
Besonders betont muss jedoch werden, dass weder die einzelnen Modellannahmen noch
die ausgewählten Maßnahmen in der vorliegenden Studie mit den politischen Zielsetzungen der Arbeiterkammer gleichgesetzt werden dürfen. Dies gilt insbesondere für das PkwRoad-Pricing, das in einschlägigen AK-Beschlüssen abgelehnt wird. Vielmehr soll diese
Untersuchung dazu beitragen, bei der Gestaltung klimapolitischer Maßnahmen im Verkehrsbereich Aspekte der Verteilungsgerechtigkeit und der Beschäftigungswirkung so zu
berücksichtigen, dass die Interessen der ArbeitnehmerInnen gewahrt werden.
Wien, Juni 2007
Franz Greil
Inhaltsverzeichnis
1. Executive Summary ..........................................................................................1
1.1 Überblick über die untersuchten Maßnahmen ............................................1
1.1.1 Ausbau der Bahn zur Attraktivierung des ÖV .................................1
1.1.2 Attraktivierung und Ausbau des Öffentlichen Personennahund Regionalverkehrs (ÖPNRV) .....................................................2
1.1.3 Förderung des Radverkehrs ...........................................................2
1.1.4 Ausweitung des Lkw-Road-Pricing auf das gesamte
Straßennetz ....................................................................................2
1.1.5 Flächendeckendes Pkw-Road-Pricing ............................................3
1.1.6 Pkw-Road-Pricing auf dem höherrangigen Straßennetz.................3
1.1.7 Anhebung der Mineralölsteuer ........................................................3
1.1.8 Forcierung der Verwendung von Biokraftstoffen .............................3
1.1.9 Ausbau des kombinierten Verkehrs ................................................4
1.1.10 Einführung von Tempolimits (30/50/80/100) und verstärkter
Tempoüberwachung .......................................................................4
1.1.11 Betriebliches Mobilitätsmanagement ..............................................4
1.2 Methodik der Bewertung der Maßnahmen..................................................5
1.3 Wirkungen der untersuchten Maßnahmen..................................................6
1.4 Wirkungen auf Verkehrsnachfrage und Emissionen .................................10
1.5 Wirkungen auf die Beschäftigung .............................................................12
1.6 Verteilungswirkungen ...............................................................................13
2. Einleitung und Motivation ..............................................................................15
3. Auswahl klimarelevanter verkehrspolitischer Maßnahmen ........................17
4. Analysemethoden zur Ermittlung der Wirkungen ........................................19
4.1 Globales Emissionsmodell (GLOBEMI) ....................................................19
4.2 Erfassung der kurz- bis mittelfristigen quantitativen und qualitativen
Beschäftigungswirkungen .........................................................................22
4.3 Das ASPIT (Austrian Spatial Passenger and Income Transport)Modell 25
4.4 Berechnungsmodell der Verteilungswirkungen der
güterverkehrsbezogenen Maßnahmen .....................................................29
5. Trendszenario..................................................................................................33
6. Wirkungen der ausgewählten Maßnahmen .................................................. 37
6.1 Ausbau der Bahn (Schienennetz, Fahrzeuge) zur Attraktivierung des
ÖV
..................................................................................................... 39
6.1.1 Wirkung auf die Verkehrsnachfrage ............................................. 40
6.1.2 Wirkung auf Emissionen............................................................... 40
6.1.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung........... 41
6.1.4 Verteilungswirkungen ................................................................... 45
6.2 Attraktivierung und Ausbau des ÖPNRV (Busse, Straßenbahn und
U-Bahn).................................................................................................... 46
6.2.1 Wirkung auf die Verkehrsnachfrage ............................................. 47
6.2.2 Wirkung auf die Emissionen ......................................................... 48
6.2.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung........... 49
6.2.4 Verteilungswirkungen ................................................................... 52
6.3 Förderung des Radverkehrs..................................................................... 53
6.3.1 Wirkung auf die Verkehrsnachfrage ............................................. 53
6.3.2 Wirkungen auf Emissionen........................................................... 53
6.3.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung in
kurzer Frist ................................................................................... 54
6.3.4 Verteilungswirkungen ................................................................... 57
6.4 Ausweitung des Lkw-Road-Pricing auf das gesamte Straßennetz ........... 57
6.4.1 Wirkung auf die Verkehrsnachfrage ............................................. 58
6.4.2 Wirkungen auf Emissionen........................................................... 59
6.4.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung........... 60
6.4.4 Verteilungswirkungen ................................................................... 63
6.5 Pkw-Road-Pricing (flächendeckend) ........................................................ 64
6.5.1 Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage ......................................... 67
6.5.2 Wirkungen auf Emissionen........................................................... 68
6.5.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung........... 69
6.5.4 Verteilungswirkungen ................................................................... 73
6.6 Pkw-Road-Pricing auf dem höherrangigen Straßennetz
(Bundesstraßen A und S)......................................................................... 79
6.6.1 Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage ......................................... 79
6.6.2 Wirkungen auf Emissionen........................................................... 83
6.6.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung........... 84
6.6.4 Verteilungswirkungen ................................................................... 86
6.7 Anhebung der Mineralölsteuer (MöSt)...................................................... 87
6.7.1 Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage ......................................... 88
6.7.2 Wirkungen auf Emissionen........................................................... 90
6.7.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung........... 91
6.7.4 Verteilungswirkungen ................................................................... 98
6.8 Forcierung der Verwendung von Biokraftstoffen .................................... 100
6.8.1 Wirkung auf die Verkehrsnachfrage ........................................... 102
6.8.2 Wirkung auf die Emissionen .......................................................102
6.8.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung .........105
6.8.4 Verteilungswirkungen..................................................................111
6.9 Ausbau des kombinierten Verkehrs ........................................................111
6.9.1 Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage........................................112
6.9.2 Wirkungen auf Emissionen .........................................................112
6.9.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung .........114
6.9.4 Verteilungswirkungen..................................................................116
6.10 Einführung von Tempolimits (30/50/80/100) und verstärkter
Tempoüberwachung ...............................................................................116
6.10.1 Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage........................................116
6.10.2 Wirkungen auf Emissionen .........................................................117
6.10.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung .........118
6.10.4 Verteilungswirkungen..................................................................120
6.11 Betriebliches Mobilitätsmanagement ......................................................121
6.11.1 Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage........................................122
6.11.2 Wirkungen auf Emissionen .........................................................125
6.11.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung .........125
6.11.4 Verteilungswirkungen..................................................................128
7. Zusammenfassung der Ergebnisse.............................................................129
7.1 Wirkungen auf Verkehrsnachfrage und Emissionen ...............................133
7.2 Wirkungen auf die Beschäftigung ...........................................................135
7.3 Verteilungswirkungen .............................................................................137
Literaturliste ........................................................................................................139
Anhang: ...............................................................................................................143
Maßnahmenauswahl.......................................................................................143
Verteilungswirkungen Pkw-Road-Pricing (absolute Zahlen)............................151
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1-1:
Übersicht der Wirkungen der untersuchten Maßnahmen ............................ 6
Tabelle 3-1:
Übersicht über die ausgewählten Maßnahmen und Wirkungsbereiche .... 18
Tabelle 4-1:
Verkehrsausgaben der privaten Haushalte in % der gesamten
Konsumausgaben (2000) .......................................................................... 27
Tabelle 4-2:
Verkehrsausgaben der privaten Haushalte absolut (2000) ....................... 28
Tabelle 4-3:
Fahr- und Verkehrsleistung nach Einkommensquartilen........................... 28
Tabelle 4-4:
Anteile der monatlichen Konsumausgabenausgaben nach
Einkommensquartilen (in %)...................................................................... 31
Tabelle 5-1:
Fahrleistung und Verkehrsleistung im Güterverkehr
(Trendszenario-Inlandsverkehr) ................................................................ 33
Tabelle 5-2:
Fahrleistung und Verkehrsleistung im Personenverkehr
(Trendszenario-Inland) .............................................................................. 34
Tabelle 5-3:
Pkw-Fahrzeugbestand und durchschnittliche Fahrleistung
(Trendszenario) ......................................................................................... 34
Tabelle 5-4:
Entwicklung der CO2-Emisionen des Verkehrs im Referenzszenario ...... 35
Tabelle 6-1:
Annahmen zu den privaten Kosten und Preisen für Transportleistungen
(Preisbasis 2005)....................................................................................... 38
Tabelle 6-2:
Wirkung der Ausbaumaßnahmen im Bahn-Personenverkehr auf die
Verkehrsnachfrage .................................................................................... 40
Tabelle 6-3:
Wirkung der Ausbaumaßnahmen im Bahn-Personenverkehr auf die
Emissionen des Verkehrs im Inland .......................................................... 41
Tabelle 6-4:
Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch den Ausbau des
Öffentlichen Verkehrs (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010)......... 43
Tabelle 6-5:
Aufteilung der Verkehrsleistung (Pkm pro Werktag) mit der Bahn auf
Haushalte nach Einkommensklassen (Ausgangslage) ............................. 46
Tabelle 6-6:
Wirkung der Ausbaumaßnahmen im ÖPRNV auf die
Verkehrsnachfrage .................................................................................... 48
Tabelle 6-7:
Wirkung der Ausbaumaßnahmen im ÖPNRV auf die Emissionen des
Verkehrs im Inland..................................................................................... 49
Tabelle 6-8:
Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch den Ausbau
des Öffentlichen Personennah- und Regionalverkehrs
(in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010) ............................................ 50
Tabelle 6-9:
Aufteilung des ÖV (Verkehrsleistung pro Werktag) auf Haushalte nach
Einkommensklassen ................................................................................. 52
Tabelle 6-10:
Wirkung der Förderung des Radverkehrs auf die Verkehrsnachfrage ...... 53
Tabelle 6-11:
Wirkung der Ausbaumaßnahmen im Radverkehr auf die Emissionen
des Verkehrs im Inland.............................................................................. 54
Tabelle 6-12:
Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch den Ausbau
Radverkehrs (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010)....................... 55
Tabelle 6-13:
Aufteilung des Radverkehrs (Fahrleistung pro Werktag) auf Haushalte
nach Einkommensklassen......................................................................... 57
Tabelle 6-14:
Beispiele zur aktuellen Maut und angenommene ÖKOMAUT
[€Cent/km] nach Abgasklassen................................................................. 58
Tabelle 6-15:
Wirkung der Ausweitung des Lkw-Road Pricing auf das gesamte
Straßennetz auf die Verkehrsnachfrage.................................................... 59
Tabelle 6-16:
Wirkung des flächendeckenden Road-Pricings für schwere
Nutzfahrzeuge auf die Emissionen des Verkehrs im Inland...................... 60
Tabelle 6-17:
Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Ausdehnung
der Lkw-Bemautung auf das gesamte Straßennetz (in Personenjahren
pro Jahr, 2006 bis 2010) ........................................................................... 62
Tabelle 6-18:
Kurzbeschreibung Pkw-Road-Pricing, Variante 1 ..................................... 66
Tabelle 6-19:
Kurzbeschreibung Pkw-Road-Pricing, Variante 2 ..................................... 66
Tabelle 6-20:
Wirkung eines flächendeckenden Pkw-Road Pricing (Variante 1) ............ 67
Tabelle 6-21:
Wirkung eines flächendeckenden Pkw-Road Pricing (Variante 2) ............ 68
Tabelle 6-22:
Wirkung des flächendeckenden Pkw-Road-Pricing (Variante 1)
auf die Emissionen des Verkehrs im Inland .............................................. 68
Tabelle 6-23:
Wirkung des flächendeckenden Pkw-Road-Pricing (Variante 2)
auf die Emissionen des Verkehrs im Inland .............................................. 69
Tabelle 6-24:
Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Einführung
der Pkw-Bemautung im gesamten Straßennetz (in Personenjahren
pro Jahr, 2006 bis 2010, Variante 1 mit 5 Cent)........................................ 70
Tabelle 6-25:
Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Einführung
der Pkw-Bemautung im gesamten Straßennetz (in Personenjahren
pro Jahr, 2006 bis 2010, Variante 2 mit 5 Cent)........................................ 72
Tabelle 6-26:
Langfristige Beschäftigungswirkungen nach Pkw-Road-Pricing
Varianten ................................................................................................... 73
Tabelle 6-27:
Verteilung der Fahr- bzw. Verkehrsleistung nach Verkehrsmittel auf
Regionstypen............................................................................................. 74
Tabelle 6-28:
Veränderung der Verkehrsausgaben und Fahrleistungen für ÖV
und MIV nach Einkommensgruppen (in %) Variante 1 mit 5 Cent ............ 75
Tabelle 6-29:
Veränderung der Verkehrsausgaben und Fahrleistungen für ÖV
und MIV nach Einkommensgruppen (in %) Variante 1 mit 10 Cent .......... 75
Tabelle 6-30:
Veränderung der Verkehrsausgaben und Fahrleistungen für ÖV
und MIV nach Einkommensgruppen (in %) Variante 2 mit 5 Cent ............ 76
Tabelle 6-31:
Veränderung der Verkehrsausgaben und Fahrleistungen für ÖV
und MIV nach Einkommensgruppen (in %) Variante 2 mit 10 Cent .......... 77
Tabelle 6-32:
Wirkungen auf stark betroffene Haushalte („Captives“) ............................ 78
Tabelle 6-33:
Kurzbeschreibung Pkw-Road-Pricing auf dem höherrangigen
Straßennetz ............................................................................................... 79
Tabelle 6-34:
Wirkung eines Pkw-Road Pricing auf dem A&S-Netz auf die
Verkehrsnachfrage .................................................................................... 82
Tabelle 6-35:
Wirkung eines Pkw-Road Pricing auf dem A&S-Netz nach
Raumtypen ................................................................................................ 82
Tabelle 6-36:
Wirkungen eines Pkw-Road Pricing auf dem A&S-Netz auf die
Emissionen des Verkehrs im Inland .......................................................... 83
Tabelle 6-37:
Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Einführung
der Pkw-Bemautung im ASFINAG-Straßennetz (in Personenjahren
pro Jahr, 2006 bis 2010)............................................................................ 85
Tabelle 6-38:
Kurzbeschreibung „Anhebung der MöSt (Variante 1)“ .............................. 87
Tabelle 6-39:
Kurzbeschreibung „Anhebung der MöSt (Variante 2)“ .............................. 87
Tabelle 6-40:
Wirkung einer Erhöhung der Mineralölsteuer (MöSt) zur Treibstoffpreiserhöhung auf das Niveau der Nachbarländer (Variante der
Einnahmenverwendung für Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge) auf die Verkehrsnachfrage ......................................................... 88
Tabelle 6-41:
Wirkung einer Erhöhung der Mineralölsteuer (MöSt) zur Treibstoffpreiserhöhung auf das Niveau der Nachbarländer (Variante der
Einnahmenverwendung für Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge) auf die Emissionen des Verkehrs im Inland ............................... 91
Tabelle 6-42:
Wirkung einer Erhöhung der Treibstoffpreise auf das Niveau
der Nachbarländer auf die Emissionen des Verkehrs mit
österreichischem Kraftstoff im Ausland („Tanktourismus“)........................ 91
Tabelle 6-43:
Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Anhebung
der Mineralölsteuer (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010,
Variante 1 – Bezuschussung der Sozialversicherung), ohne
Berücksichtigung des „Tanktourismus“ ..................................................... 93
Tabelle 6-44:
Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Anhebung
der Mineralölsteuer (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010,
Variante 2 – Infrastrukturinvestitionen), ohne Berücksichtigung des
„Tanktourismus“ ........................................................................................ 96
Tabelle 6-45:
Langfristige Beschäftigungswirkungen der MöSt bei unverändertem
Tanktourismus........................................................................................... 98
Tabelle 6-46:
Veränderung der Verkehrsausgaben für ÖV und MIV durch MöStErhöhung, nach Einkommensgruppen (in %)............................................ 99
Tabelle 6-47:
Veränderung der Verkehrsausgaben für ÖV und MIV und der
Verkehrsleistung durch MöSt-Erhöhung, nach Einkommensgruppen (absolute Zahlen) ........................................................................ 99
Tabelle 6-48:
Wirkung der Forcierung der Verwendung von Biokraftstoffen auf
die Emissionen des Verkehrs im Inland (bei CO2 auf verkauften
Kraftstoff)................................................................................................. 104
Tabelle 6-49:
Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Forcierung
von Biodiesel (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010).................... 107
Tabelle 6-50:
Wirkung des Ausbaues des kombinierten Verkehrs auf die
Verkehrsnachfrage .................................................................................. 112
Tabelle 6-51:
Wirkung des Ausbaues des kombinierten Verkehrs auf die
Emissionen des Verkehrs im Inland. ....................................................... 113
Tabelle 6-52:
Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch den Ausbau
des kombinierten Verkehrs (in Personenjahren pro Jahr,
2006 bis 2010)......................................................................................... 115
Tabelle 6-53:
Mittlere Reisegeschwindigkeit sowie Änderung Emissionsfaktoren
von Pkw bei Tempolimit 100/80 gegenüber 130/100 gemäß 0 ............... 117
Tabelle 6-54:
Wirkung Tempolimits 100/80 auf die Emissionen des Verkehrs
im Inland. ................................................................................................. 118
Tabelle 6-55:
Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch ein strenges
Tempolimit (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010)........................ 119
Tabelle 6-56:
Wirkung des betrieblichen Mobilitätsmanagements auf die
Verkehrsnachfrage .................................................................................. 124
Tabelle 6-57:
Wirkung des betrieblichen Mobilitätsmanagements auf die Emissionen
des Verkehrs im Inland............................................................................ 125
Tabelle 6-58:
Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die
Verbesserung des betrieblichen Mobilitätsmanagements (in
Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010) ............................................... 126
Tabelle 7-1:
Übersicht der Wirkungen der untersuchten Maßnahmen ........................ 130
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1-1: Übersicht über die berechneten CO2-Reduktionspotenziale der
untersuchten Maßnahmen......................................................................... 11
Abbildung 2-1: Entwicklung der CO2-Emissionen des Verkehrssektors in der
Emissionsinventur Österreichs zwischen 1990 und 2003 ......................... 16
Abbildung 4-1: Prinzipieller Rechenablauf des Modells GLOBEMI ................................... 20
Abbildung 4-2: Struktur der Haushaltsnachfrage für Einkommensgruppe h...................... 26
Abbildung 4-3: Verkehrsausgaben und Fahr- bzw. Verkehrsleistung nach
Einkommensquartilen ................................................................................ 28
Abbildung 4-4: Gliederung der Haushaltsausgaben nach Ausgabenkategorien und
Einkommensquartilen ................................................................................ 32
Abbildung 5-1: Entwicklung des Güterverkehrsleistung in Mrd. t-km zwischen 1990
und 2020 (Trendszenario) ......................................................................... 33
Abbildung 5-2: Entwicklung der Personenverkehrsleistung in Mrd. P-km zwischen
1990 und 2020 (Trendszenario) ................................................................ 34
Abbildung 5-3: Entwicklung der CO2-Emissionen des Verkehrs im Inland sowie des infolge
Tanktourismus nach Österreich anzurechnenden Verkehrs im Ausland... 36
Abbildung 6-1: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs (inklusive Zulieferbranchen und
Einkommenseffekten)................................................................................ 43
Abbildung 6-2: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
den Ausbau des Öffentlichen Personennah- und Regionalverkehrs (inklusive Zulieferbranchen und Einkommenseffekten) .............. 51
Abbildung 6-3: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
den Ausbau des Radverkehrs (inklusive Zulieferbranchen und
Einkommenseffekten)................................................................................ 56
Abbildung 6-4: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
die Ausdehnung der Lkw-Bemautung auf das gesamte
Straßennetz (inklusive Zulieferbranchen und Einkommenseffekten) ........ 62
Abbildung 6-5: Preisänderungen durch die Erweiterung des Lkw-Road-Pricing im
Güterverkehr, am stärksten betroffene Sektoren ...................................... 64
Abbildung 6-6: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
die Einführung der Pkw-Bemautung im gesamten Straßennetz
(in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010, Variante 1 mit 5 Cent) ........ 71
Abbildung 6-7: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
die Einführung der Pkw-Bemautung im gesamten Straßennetz
(in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010, Variante 2 mit 5 Cent) ........ 72
Abbildung 6-8: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
die Einführung der Pkw-Bemautung im ASFINAG-Straßennetz
(in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010) ............................................ 85
Abbildung 6-9: Entwicklung des im Ausland verbrauchten aber in Österreich getankten
Kraftstoffes im Business as Usual (BAU) und bei Anpassung der
Kraftstoffpreise auf Niveau der Nachbarstaaten („+MöSt“) ....................... 90
Abbildung 6-10: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
die Anhebung der Mineralölsteuer (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis
2010, Variante 1 – Bezuschussung der Sozialversicherung),
ohne Berücksichtigung des „Tanktourismus“ ............................................ 94
Abbildung 6-11: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
die Anhebung der Mineralölsteuer (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis
2010, Variante 1 – Bezuschussung der Sozialversicherung),
mit Berücksichtigung des „Tanktourismus“ ............................................... 95
Abbildung 6-12: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
die Anhebung der Mineralölsteuer (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis
2010, Variante 2 – Infrastrukturinvestitionen), ohne Berücksichtigung des
„Tanktourismus“ ........................................................................................ 96
Abbildung 6-13: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
die Anhebung der Mineralölsteuer (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis
2010, Variante 2 – Infrastrukturinvestitionen), mit Berücksichtigung des
„Tanktourismus“ ........................................................................................ 97
Abbildung 6-14: Jene 10 Sektoren mit der stärksten Preisänderungen durch die MöStErhöhung................................................................................................. 100
Abbildung 6-15: Treibhausgas-Emissionen von Personenkraftwagen mit
Verbrennungskraftmotor betreiben mit Biodiesel und Diesel, Technologie
2002 und 2020 nach Jungmeier und Hausberger (2003)........................ 103
Abbildung 6-16: Angenommene Menge an Biodieselabsatz in Österreich ....................... 104
Abbildung 6-17: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
die Forcierung von Biodiesel (inklusive Zulieferbranchen und
Einkommenseffekten).............................................................................. 108
Abbildung 6-18: Übersicht über die Netto-Beschäftigungswirkungen durch die
Forcierung von Biodiesel (inklusive Zulieferbranchen und Einkommenseffekten) in Abhängigkeit der Importquote (Rohstoffe zur
Biodieselproduktion) ................................................................................ 110
Abbildung 6-19: Emissionen je Nutzlast-Tonnenkilometer verschiedener Verkehrsmittel
im Jahr 2010 (jeweils Flotten- und Energiemix) ...................................... 113
Abbildung 6-20: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
den Ausbau des kombinierten Verkehrs (inklusive
Zulieferbranchen und Einkommenseffekten)........................................... 115
Abbildung 6-21: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
ein strenges Tempolimit (inklusive Zulieferbranchen und
Einkommenseffekten).............................................................................. 120
Abbildung 6-22: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen durch
die Verbesserung des betrieblichen Mobilitätsmanagements (inklusive
Zulieferbranchen und Einkommenseffekten)........................................... 127
Abbildung 7-1: Übersicht über die berechneten CO2-Reduktionspotenziale der
untersuchten Maßnahmen....................................................................... 135
1. Executive Summary
Der Verkehrssektor weist in Österreich – wie auch in der EU insgesamt – derzeit das größte Wachstum der Treibhausgasemissionen aller Sektoren auf. Unter dem Gesichtspunkt
der Verpflichtungen zur Treibhausgasemissionsreduktion, die Österreich im Rahmen des
Kyoto-Protokolls eingegangen ist, werden in dieser Studie klimarelevante verkehrspolitische Maßnahmen untersucht und im Hinblick auf deren Reduktionspotential, Beschäftigungs- und Verteilungswirkung bis 2010 sowie bis 2020 bewertet.
Die Auswahl der Maßnahmen wurde unter den folgenden Aspekten durchgeführt:
-
Maßnahmen, die sich aufgrund der rechtlichen Kompetenzlage durch Österreich
realisieren lassen,
-
Maßnahmen, die Potential für wesentliche Minderungen der CO2-Emissionen haben,
-
Bedachtnahme auf abschätzbare Verhaltensänderungen und der damit verbundenen Einsparungspotentiale, Beschäftigungseffekte und Verteilungswirkungen, sowie
-
Konkretisierung der Maßnahmen, sodass die Wirkungen auf Emissionen, Arbeitsplätze und Verteilung entweder qualitativ oder quantitativ abschätzbar sind.
Die Auswahl der Maßnahmen erfolgte unter diesen Kriterien aus einer Erweiterung des
Maßnahmenkatalogs der Klimastrategie Österreich 2008/2012 (BMLFUW, 2002). Eine Überarbeitung der österreichischen Klimastrategie wurde im März 2007 von der österreichischen Bundesregierung beschlossen.
Eine forcierte Umsetzung der am besten bewerteten Maßnahmen könnte wesentlich zur
erfolgreichen Gestaltung der Klimaschutzpolitik in Österreich beitragen. Für eine effiziente
und effektive Klimaschutzpolitik sind tief greifende Maßnahmen gerade im Verkehrsbereich
notwendig.
1.1
Überblick über die untersuchten Maßnahmen
1.1.1
Ausbau der Bahn zur Attraktivierung des ÖV
In diesem Maßnahmenpaket werden die Effekte von Investitionen in das Schienennetz
sowie Fahrzeuge im Bereich des Schienenverkehrs untersucht. Zwischen 2006 und 2009
erfolgen 5,6 Mrd. € Investitionen in Infrastruktur und rollendes Material (entsprechend 1,4
Mrd. € pro Jahr zusätzlich zu den bereits geplanten Investitionen der ÖBB; davon werden
rund 1,2 Mrd. € für Schieneninfrastrukturen und Verkehrssteuerung veranschlagt, die An-
Bundesarbeitskammer
1
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
schaffung von Schienenfahrzeugen schlägt mit rund 200 Mio. € zu Buche). Es wird angenommen, dass durch die Investitionen die Attraktivität des rollenden Materials erhöht und
ein optimierter Taktfahrplan angeboten werden kann. Die Tarife bleiben gegenüber heute
unverändert (konstante Realpreise). Die Kosten für die Planung, Erstellung und den Betrieb des Taktfahrplanes sowie der Mobilitätszentralen (Integrierte Informationsstellen für
Auskünfte über alle öffentlichen Verkehrsmittel) werden mit rund 115 Mio. € pro Jahr angenommen. Die gesamten zusätzlichen Aufwendungen pro Jahr betragen damit
1,52 Mrd. €.
1.1.2
Attraktivierung und Ausbau des Öffentlichen Personennah- und
Regionalverkehrs (ÖPNRV)
Der öffentliche Personenregionalverkehr (ÖPNRV; Straßenbahn, U-Bahn und Bus) wird
zwischen 2006 und 2009 um insgesamt 2 Mrd. € ausgebaut (500 Mio. € pro Jahr). Die Investitionen werden in neue Fahrzeuge sowie Infrastruktur getätigt. Damit wird die Taktfrequenz vor allem in den Spitzenzeiten in der Stadt und vom Umland in die Stadt erhöht und
der ÖPNRV attraktiviert und beschleunigt. Investitionen in bauliche Maßnahmen umfassen
rund 250 Mio. € (z.B. Busspuren, Schieneninfrastruktur), jene in Fahrzeuge rund
240 Mio. €. Die Investitionen in Mobilitätsmanagement und Verbesserung der Integrierung
der Verkehrsverbünde betragen 10 Mio. €.
1.1.3
Förderung des Radverkehrs
Diese in mehreren Stufen zu realisierende Maßnahme umfasst Investitionen in die Infrastruktur (Hard- und Software) und bewusstseinsbildende Maßnahmen. Für den Bau neuer
Strecken bzw. Lückenschlüsse in den Radverkehrsnetzen, Fahrradabstellplätze, Informationssysteme und Öffentlichkeitsarbeit werden zwischen 2006 und 2010 etwa 360 Mio. €
investiert.
1.1.4
Ausweitung des Lkw-Road-Pricing auf das gesamte Straßennetz
Das Lkw-Road-Pricing wird am gesamten Straßennetz (inklusive Autobahnen) über OnBoard Einheiten (z.B. auf GPS basierend) eingehoben. Die Preisstaffelung erfolgt nach
zulässigem Gesamtgewicht der schweren Nutzfahrzeuge sowie nach deren Emissionsstandard (EURO 0, EURO 1, … EURO 5 mit 2 Cent Preisunterschied je EURO-Kategorie).
Es werden die derzeit in Österreich gültigen Sätze je Gewichtsklasse für den Emissionsstandard EURO 3 übernommen, die Kategorie EURO 4 beispielsweise wird mit 2 Cent/km
weniger belastet, EURO 5 mit 4 Cent weniger, ältere Emissionsklassen werden dementsprechend höher belastet.
Der Weiterentwicklung der technischen Emissionsstandards wird im weiteren dadurch
Rechnung getragen, dass einem zukünftigen besseren Emissionsstandard jeweils der bisher günstigste Road-Pricing-Satz zugeordnet wird und Fahrzeuge aller bisherigen
(schlechteren) Emissionsstandards in höhere Road-Pricing-Klassen aufrücken.
2
Informationen zur Umweltpolitik
EXECUTIVE SUMMARY
1.1.5
Flächendeckendes Pkw-Road-Pricing
Untersucht wird ein Pkw-Road-Pricing in Höhe von 5 Cent pro km auf dem gesamten Straßennetz ab 2008 und eine Erhöhung ab 2018 auf 10 Cent (abgerechnet über On-BoardGeräte mit GPS1). Die Verteilungs- und Beschäftigungswirkungen werden wesentlich durch
die Einnahmenverwendung bestimmt. Demgemäß werden zwei Varianten untersucht: Variante 1: Einnahmen abzüglich Systemkosten werden zu je einem Drittel für Straßeninfrastruktur (Straßen, Fahrradwege, etc.), Öffentlichen Verkehr und Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge verwendet; Variante 2: Einnahmen abzüglich Systemkosten werden in voller Höhe zur Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge verwendet.
1.1.6
Pkw-Road-Pricing auf dem höherrangigen Straßennetz
Als Alternative zu einem flächendeckenden Pkw-Road-Pricing wird auch ein Pkw-RoadPricing System für das höherrangige Straßennetz (Bundesstraßen A und S) untersucht,
wie es derzeit bereits für Lkw in Österreich existiert. Als Tarif pro Kfz-km werden 5 Cent
angenommen, die Einnahmen werden wiederum zu je einem Drittel für den Öffentlichen
Verkehr, Straßeninfrastruktur und Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge verwendet. Aufgrund einer anderen Methodik wird hierfür nur die Wirkung bis 2010 beurteilt.
1.1.7
Anhebung der Mineralölsteuer
Die Benzin- und Dieselpreise werden durch Variation der Mineralölsteuer (MöSt) auf das
Niveau der angrenzenden zentralen Nachbarstaaten Deutschland, Italien, Slowenien und
Ungarn gebracht. Gemäß Molitor et al. (2004) würde dies (bezogen auf die PreisniveauDifferenz zwischen Österreich und seinen Nachbarstaaten im Jahr 2003) bei Benzin und
Diesel eine Erhöhung der MöSt um je 14 Cent pro Liter erfordern. Das heißt, dass der
MöSt-Satz für Benzin von 0,417 €/l auf 0,557 €/l und jener für Diesel von 0,302 €/l auf
0,442 €/l ansteigt.
Die Mehreinnahmen werden zur Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge verwendet. Weiters kann diese Maßnahme auch als Teil-Finanzierungsinstrument für jene Maßnahmen verwendet werden, bei denen ein Bedarf zur Finanzierung der Investitionen auftritt, der nicht aus maßnahmeninduzierten Einnahmen gedeckt werden kann (d.h. für die
Maßnahmen "Ausbau des Bahnverkehrs", "Ausbau des ÖPNRV", "Ausbau des Radverkehrs" und "Ausbau des kombinierten Güterverkehrs").
1.1.8
Forcierung der Verwendung von Biokraftstoffen
Am 8. Mai 2003 wurde die "Richtlinie zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen
oder anderen erneuerbaren Kraftstoffen im Verkehrssektor" (Richtlinie 2003/30/EG) vom
Europäischen Parlament und vom Rat erlassen. In Österreich ist gemäß einem Stufenplan
1
Dies würde auch ein zeitlich und örtlich differenziertes Road-Pricing-Modell ermöglichen.
Bundesarbeitskammer
3
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
bis 2008 ein Anteil von 5,75% Biokraftstoff oder anderer erneuerbarer Kraftstoffe an den
Treibstoffen zu erreichen (Substitutionsverpflichtung). Diese Biokraftstoffverordnung ist im
Sinne der Versorgung durch inländische Rohstoffe als sehr ambitioniert einzustufen.
Obwohl dies keine neue sondern eine bereits beschlossene Maßnahme ist, wird sie hier
analysiert, um die Wirkungen mit jenen der anderen Maßnahmen vergleichen zu können.
1.1.9
Ausbau des kombinierten Verkehrs
Die geplante flächendeckende Ausstattung Österreichs und der EU-Nachbarstaaten mit
Güter-Terminals wird bis 2010 weiter vorangetrieben. Der Zeitpunkt 2010 als Ausbauende
wird hier rein rechentechnisch angenommen, um mit den anderen Maßnahmen für den
ersten Bewertungshorizont vergleichbar zu bleiben, bei denen 2010 schon weitgehend
vollständige Wirkungen unterstellt werden. Aus Sicht der Planungs- und Realisierungszeiten erscheint es aber unwahrscheinlich, dass bis 2010 viele neue Infrastrukturprojekte umsetzbar sind. Weiters wird unterstellt, dass das Nachtsprungprinzip innerhalb von Österreich mit Entfernungen von bis zu 600 km im Ausland funktioniert. Die Transportkosten für
die Kunden bleiben annahmegemäß auf dem derzeitigen Niveau. Für die Errichtung von
Terminals und dafür nötige Streckenausbauten sowie rollendes Material wird ein zusätzlicher Investitionsrahmen von 1 Mrd. € von 2006 bis 2010 angenommen (200 Mio. € p.a.).
Weiters werden Synergien berücksichtigt, die durch den Ausbau der Infrastruktur Bahn
(wie zuvor erläutert, mit 1,4 Mrd € zusätzlich) bestehen.
1.1.10 Einführung von Tempolimits (30/50/80/100) und verstärkter
Tempoüberwachung
Ab 1.1.2007 werden folgende Tempolimits flächendeckend eingeführt: Autobahn 100 km/h,
Freilandstraßen 80 km/h, Innerort Vorrangstraßen 50 km/h, Innerort Nebenstraßen 30
km/h. Höhere Tempolimits werden nur auf vereinzelten Strecken abseits von bewohnten
Gebieten und mit geringer Unfallgefahr zugelassen. Darüber hinaus wird die Überwachung
der Einhaltung der Tempolimits forciert. Dafür werden zwischen 2007 und 2008 zusätzlich
zu den bereits geplanten Ausgaben 30 Mio. € in automatische Geschwindigkeitsüberwachungseinrichtungen investiert und 2.500 Polizisten zusätzlich eingestellt (+7,5% Personal
zur Verkehrsüberwachung). Für die Berechnung wird gemäß Pischinger et al. (1997) angenommen, dass die zusätzlichen Personalkosten von ca. 75 Mio. € sowie die zusätzlichen
Betriebskosten für die Geräte von etwa 5 Mio. € durch die Mehreinnahmen aus Strafgeldern abgedeckt werden.
1.1.11 Betriebliches Mobilitätsmanagement
Es wird ein umfassendes Förderungspaket für die effizientere Gestaltung des betrieblichen
Mobilitätsmanagement eingesetzt. Die Wirksamkeit ist allerdings von anderen Faktoren,
wie dem Erschließungsgrad durch öffentliche Verkehrsmittel, der Stellplatzanzahl, der Erreichbarkeit für die einzelnen Dienstnehmer, usw. abhängig. Von der öffentlichen Hand
4
Informationen zur Umweltpolitik
EXECUTIVE SUMMARY
finanzierte Berater arbeiten mit den Unternehmen spezifische Maßnahmenbündel zum
verbesserten Mobilitätsmanagement aus. Dabei sollen die Bereiche Mitarbeiterverkehr
(Fuß-, Rad-, ÖV- und PKW-Verkehr) und auch der firmeninterne Verkehr (Dienstfahrten,
Betriebslogistik und Fuhrpark) rationalisiert und so auch daraus resultierende CO2–
Emissionen reduziert werden. Ab dem zweiten Jahr nach Beratungsbeginn ist die Maßnahme dauerhaft in den einzelnen Firmen implementiert und die Firmen tragen selbst die
Kosten weiter. Es wird unterstellt, dass ab 2006 pro Jahr 14.400 Unternehmen beraten
werden, dies entspricht einem öffentlichen Förderbedarf von insgesamt 1.300 Mio. € innerhalb von 10 Jahren.
1.2
Methodik der Bewertung der Maßnahmen
Die in Kapitel 1 umfassend dargestellte Methodik zur Bewertung der Maßnahmen kann in
der Executive Summary nur angedeutet werden.
Die Verkehrsemissionen in Österreich wurden mit dem Programm GLOBEMI berechnet.
GLOBEMI wird seit den 90er Jahren zur Berechnung der Luftschadstoffinventur für Österreich (OLI) verwendet (Hausberger, 2004).
Die angewandte Methodik zur Erfassung der kurz- bis mittelfristigen Auswirkungen des
verkehrs- und klimaschutzpolitischen Maßnahmenpakets auf die Beschäftigung fußt auf
zwei Grundlagen:
1. Ermittlung der direkten, indirekten und sekundären Beschäftigungswirkungen anhand eines Multiplikatormodells, welches auf der Input-Output-Tabelle 2000 der österreichischen Volkswirtschaft aufbaut.
2. Erörterung und Beschreibung der qualitativen Beschäftigungswirkungen anhand
ausgewählter Parameter, wie z.B. Informationen über die Verschiebungen der Beschäftigung zwischen den einzelnen Branchen, über die Arbeitsplatzqualität und die
zum Einsatz kommenden Qualifikationen.
Zur Abschätzung der langfristigen Beschäftigungswirkungen und der Verteilungswirkungen
von Maßnahmen im Personenverkehr wird das ASPIT (Austrian Spatial Passenger and
Income Transport) Modell verwendet, das auf einem Angewandten Allgemeinen Gleichgewichtsmodell (CGE) beruht (Steininger et al., 2005, 2006).
Die Datenbasis zur Berechnung der Verteilungswirkungen der einzelnen Maßnahmen im
Güterverkehr – im speziellen die Ausweitung des Lkw-Road-Pricing auf das gesamte Straßennetz und Erhöhung der MöSt – bilden die Input-Output Matrix 2000, sowie die Verbrauchsausgaben der Konsumerhebung der Statistik Austria, da dafür die Preisüberwälzungen in den einzelnen Güterkategorien in unterschiedlicher Gewichtung nach Einkommensklassen zu berücksichtigen sind.
Bundesarbeitskammer
5
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
1.3
Wirkungen der untersuchten Maßnahmen
Tabelle 1-1 fasst die Ergebnisse zu den Wirkungen der in der vorliegenden Studie untersuchten Maßnahmen auf CO2-Emissionen, Beschäftigung und Verteilung zusammen. Zur
Einordnung der "Größenordnung" der jeweiligen Maßnahme sind auch – sofern als ökonomische Maßnahme relevant – die monetären Mittel angeführt, die im Zuge der Maßnahme umgeschichtet werden, z.B. innerhalb der privaten Haushaltsbudgets, oder innerhalb
eines öffentlichen Budgets, oder auch zwischen privaten und öffentlichen Trägern.
Tabelle 1-1: Übersicht der Wirkungen der untersuchten Maßnahmen
CO2Reduktion
Ausbau der Bahn zur
Attraktivierung des ÖV
Attraktivierung und
Ausbau des ÖPNRV
Förderung des
Radverkehrs
Ausweitung des LkwRoad-Pricing
Pkw-Road-Pricing
(Variante 1)
Pkw-Road-Pricing
(Variante 2)
Beschäftigung
Umgeschichtete Mittel
Verteilung
1000
Tonnen
in 2010
Quantitativ
(Personenjahre p.a.,
gerundet)a
Qualitativ
(Arbeitsplatzqualität)
Wirkung
auf ärmere
Haushalte
Wirkung
auf reichere Haushalte
(soferne
relevant)
[Mio €, p.a.]
115
2.800(b)
~
+
+
1.520
75
-100
~
++
~/+
500
499
1.300
~
~
~/+
72
125
-250
~
~
~/-
420
1.019
12.000
+
~
-
2950
840
5.900
+
~
~
2980
545
5.600
+
Pkw-Road-Pricing
(Variante ASFINAGNetz)
6
Informationen zur Umweltpolitik
730
EXECUTIVE SUMMARY
CO2Reduktion
Anhebung der Mineralölsteuer (MöSt,
Variante 1)
Beschäftigung
Umgeschichtete
Mittel
Verteilung
1000
Tonnen in
2010
Quantitativ
(Personenjahre p.a.,
gerundet)a
Qualitativ
(Arbeitsplatzqualität)
Wirkung
auf ärmere
Haushalte
494
4 847(c)
1.700
~
~
3.600
~
4 847(c)
-5.800(d)
~
4 847(c)
-3.800(d)
~
522
430
(soferne
Wirkung
relevant)
auf reichere
Haushalte [Mio €,p.a.]
-
830
Anhebung der Mineralölsteuer (MöSt,
830
Variante 2)
Anhebung der MöSt
(Variante 1), bei verringerten MöSt-Einnahmen
~
-
-
~
~
durch reduzierten
„Tanktourismus“
Anhebung der MöSt,
Variante 2, bei verringerten MöSt-Einnahmen durch reduzierten „Tanktourismus“
Forcierung der
Verwendung von Biokraftstoffen, bezogen
auf inländische Produktion
Forcierung der
Verwendung von Bio-
-400
kraftstoffen, Import der
Rohstoffe
Ausbau des kombinierten Verkehrs
190
300
~
~
~
200
280
1.200
+
~
~
80
76
700
++
~/+
+
130
Einführung von Tempolimits und verstärkter
Überwachung
Betriebliches Mobilitätsmanagement
Bundesarbeitskammer
7
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
a
Die quantitativen Beschäftigungswirkungen beinhalten sämtliche (also direkte, indirekte und sekundäre) Beschäftigungseffekte, und zwar unter Einbeziehung der gegenläufigen Effekte der Finanzierung der Maßnahmen. Ein positiver
Beschäftigungseffekt ergibt sich hierbei rechnerisch auf Basis des Modells, und muss nicht der Anzahl an tatsächlich
geschaffenen Arbeitsplätzen entsprechen; insbesondere im Fall von Unterauslastung (z.B. im Bahnverkehr, Bauwirtschaft) ist eher von allenfalls „gesicherten“ als neu geschaffenen Arbeitsplätzen auszugehen.
Quantifiziert wurden jeweils die kurzfristigen Effekte; langfristig sind auch insbesondere bei Verwendung der Einnahmen zur Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge stärker positive Effekte möglich.
b Die angeführte Beschäftigungswirkung des Ausbaus der Bahn resultiert aus dem Infrastrukturausbau, der z.T. auch
dem Güterverkehr zu gute kommt (Maßnahme „Ausbau des Kombinierten Verkehrs“).
c Wirkung in der CO2-Bilanz für Österreich infolge des sinkenden Tanktourismus.
d Die negative Beschäftigungswirkung ergibt sich daraus, dass nur der Entfall ausländischer MöSt-Zahlungen berücksichtigt wird, nicht aber die gleichzeitig durch die Maßnahme bewirkte Reduktion der Verpflichtung zum staatlichen Zertifikatsankauf aus dem Ausland.
++ sehr stark positive Wirkung (z.B. Reduktion der Verkehrsnachfrage und der CO2-Emissionen, Steigerung der Beschäftigtenzahlen);
+ stark positive Wirkung;
~ keine nennenswerten Wirkungen;
- negative Wirkungen;
- - stark negative (oder kontraproduktive) Wirkungen (z.B. höhere Belastung ärmerer Haushalte);
Die österreichische CO2-Bilanz wird am weitaus effektivsten durch eine Erhöhung der Mineralölsteuer verbessert, wobei ein wesentlicher Teil dieser Wirkung lediglich auf die Reduktion des im Inland getankten aber im Ausland verfahrenen Treibstoffs zurückgeht
("Tanktourismus"), also nicht notwendigerweise eine Verringerung des Treibhauseffektes
bedingt. Die Emissionen werden grundsätzlich dadurch zunächst nur in die Emissionsbilanz des Auslands transferiert, diese werden nur unter der Voraussetzung einer positiven
Preiselastizität der Treibstoffnachfrage (und in Abhängigkeit vom Grad derselben) auch zu
einem gewissen Anteil reduziert. Selbst bei Betrachtung der Auswirkung auf den Inlandsverkehr allein, zählt eine Erhöhung der MöSt um 14 Cent je Liter (zur Beseitigung der derzeitigen Treibstoffpreisdifferenz zu den Nachbarländern) zu den wirksamsten Maßnahmen
in der Emissionsverringerung. Sie ist mit positiven Beschäftigungswirkungen verbunden
(bei Einnahmenverwendung zur Bezuschussung der Sozialversicherung über verringerte
Lohnkosten bzw. bei Verwendung zur ÖV-Infrastrukturinvestition durch deren höheren Beschäftigungsmultiplikator) und die Verwendung der zusätzlichen Einnahmen ist so gestaltbar, dass keine wesentlichen negativen Verteilungswirkungen zu erwarten sind.
Wird in die Überlegungen der derzeit bestehende Tanktourismus und die seit dem Jahr
2000 dadurch zunehmend auch von Ausländern getragene Mineralölsteuer einbezogen, so
wirkt eine MöSt-Erhöhung auf die österreichische Kapitalbilanz (diese Steuereinnahmen
aus dem Ausland fließen dann nicht mehr in das österreichische Budget). Dies kann entweder budgetwirksam (die öffentliche Hand senkt ihre Ausgaben entsprechend) in Form
einer verringerten Beschäftigung (siehe Übersicht 1) durchschlagen oder – und dies ist der
relevantere Vergleichsfall, da es sich um eine CO2-Maßnahme handelt – durch eine dadurch verringerte Verpflichtung, Zertifikate aus dem Ausland anzukaufen, kompensiert
werden.
Nur auf den Inlandsverkehr bezogen sind die beiden am stärksten emissionsreduzierenden
Maßnahmen: die Einführung eines flächendeckenden Pkw-Road Pricing und die bereits
beschlossene Biokraftstoff-Beimischung. Im direkten Vergleich dieser beiden Maßnahmen
weist erstere jedoch wesentliche zusätzliche Vorteile auf:
8
Informationen zur Umweltpolitik
EXECUTIVE SUMMARY
-
Durch die Veränderung der privaten Fahrkosten ergibt sich eine verkehrssteuernde
Wirkung, die auch Emissionen anderer Schadstoffe, Unfall(folge)kosten, sowie negative Lärmwirkungen des motorisierten Individualverkehrs (MIV) senkt.
-
Es kommt zu keinem Einnahmenausfall (die MöSt-Befreiung des Biodiesels führt zu
einer solchen bzw. zu Grenzkosten der gegengleichen Steuererhöhung in anderen
Bereichen).
-
Es werden zusätzliche Einnahmen lukriert, die insbesondere für die Finanzierung
des notwendigerweise zuvor zu erfolgenden Ausbaus des ÖV herangezogen werden können (und damit zusätzliche emissionsreduzierende Wirkung zeitigen).
-
Es steht damit ein Instrument zur Verfügung, mit dem in weiterer Folge durch zeitliche und örtliche Differenzierbarkeit Staukosten für den Personen- und Güterverkehr
reduzierbar wären.
Die Einnahmenverwendung in der Maßnahme Pkw-Road-Pricing entscheidet über Beschäftigungswirkung und Verteilungswirkung. Werden die Einnahmen zur Bezuschussung
des Sozialversicherungsbeitrags verwendet, bewirkt die dadurch bedingte relative Lohnkostensenkung eine besonders deutliche Ausweitung der Beschäftigung (die weitaus größte aller untersuchten Maßnahmen). Die Einnahmen können auch zur direkten Milderung
allfällig unerwünschter Verteilungseffekte verwendet werden. Bei gleichzeitigen Ausbauvorhaben von Verkehrsinfrastruktur, wie etwa die hier untersuchten Maßnahmen im Öffentlichen Verkehr, könnten Einnahmen aus dem Road-Pricing für deren Finanzierung herangezogen werden.
Wird Pkw-Road-Pricing nur auf dem höherrangigen Straßennetz (A&S) eingeführt, so sind
damit wesentliche Ausweicheffekte auf das niederrangige Straßennetz verbunden. Die
dadurch ausgelöste höhere Unfallhäufigkeit erhöht deutlich die volkswirtschaftliche Kosten
und stellt ein auf das A&S-Netz eingeschränktes Pkw-Road-Pricing in Frage.
In der Wirksamkeit zur Reduktion von Treibhausgasemissionen folgt nach Pkw-RoadPricing, Biokraftstoff-Beimischung und MöSt-Erhöhung die Maßnahme "Ausbau des Radverkehrs". Sie ist mit positiven Beschäftigungswirkungen und – abhängig von der Finanzierung der Maßnahme – mit keinen verteilungspolitisch nachteiligen Effekten verbunden.
Bereits deutlich geringere Wirkung zur Reduktion der Treibhausgasemissionen haben die
übrigen untersuchten Maßnahmen. Das Tempolimit führt die Liste dieser verbleibenden
Maßnahmen an, wieder mit ähnlich hoher positiver Beschäftigungswirkung und ohne verteilungspolitische Nachteile, jedoch mit vielen sonstigen volkswirtschaftlichen Vorteilen
(geringere Schadstoffbelastung und erhöhte Verkehrssicherheit) sowie vergleichsweise
sehr niedrigen Kosten.
Es folgen in einigem Abstand in ihrer Reduktionswirkung der Treibhausgasemissionen zwei
Maßnahmen im Güterverkehr: der Ausbau des kombinierten Verkehrs und die Ausweitung
des Lkw-Road Pricing auf das gesamte Straßennetz. Die Beschäftigungswirkung ist für den
Ausbau des kombinierten Verkehrs leicht positiv, für das flächendeckende Lkw-Road Pri-
Bundesarbeitskammer
9
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
cing von der Einnahmenverwendung abhängig: werden diese für Infrastrukturinvestitionen
verwendet ist sie positiv sonst leicht negativ. In der Verteilungswirkung ist die erstgenannte
Maßnahme von deren Finanzierung abhängig, die zweitgenannte Maßnahme trifft insbesondere über steigende Baupreise kurzfristig eher die mittleren Einkommensgruppen, langfristig auch die unteren (erhöhte Mietzahlungen).
Die verbleibenden drei Maßnahmen des Personenverkehrs (Ausbau der Bahn, des
ÖPNRV und des betrieblichen Mobilitätsmanagements) weisen im Vergleich relativ geringe
Emissionswirksamkeit auf, sind insbesondere im Falle des Bahn-Ausbaus deutlich positiv
beschäftigungswirksam, und kommen im Hinblick auf die Wirkung auf die Nutzer den unteren Einkommensgruppen (ÖPNRV) bzw. den mittleren (betriebliches Mobilitätsmanagement) bzw. den mittleren und höheren Einkommensschichten zu gute (Bahn-Ausbau).
Nach dieser gesamthaften Beurteilung wird im Folgenden nun auf die drei Aspekte Emissionsreduktion, Beschäftigungswirkung und Verteilungswirkung der untersuchten Maßnahmen jeweils in größerem Detail eingegangen.
1.4
Wirkungen auf Verkehrsnachfrage und Emissionen
Abbildung 1-1 fasst die berechneten CO2-Reduktionspotentiale der untersuchten Maßnahmen zusammen. Die Zusatzinvestitionen in den ÖV und kombinierten Verkehr zeigen jede
für sich bis 2010 nur relativ geringe Effekte auf die CO2-Emissionen. Auch bis 2020 sind
aus diesen Aktivitäten eher geringe Emissionsminderungen zu erwarten. Diese Maßnahmen sind eher aus der Sicht der Verbesserung der Erreichbarkeit für Personen ohne Pkw
und der Reduktion von lokalen Überlastungen im Straßenverkehr relevant. Der Ausbau des
Radverkehrs zeigt in der Berechnung ein deutlich höheres Reduktionspotential. Ob dieses
im dargestellten Umfang bis 2010 auch ausgeschöpft werden kann, ist aber unsicher.
Von den preispolitischen Maßnahmen hat die Anhebung der MöSt um 14 Cent/Liter in der
CO2-Bilanz das mit Abstand höchste Reduktionspotential (-4.847.000 Tonnen CO2 bzw. 20% im Jahr 2010). 90% des Reduktionspotentiales stammen aber aus der Abnahme des
Tanktourismus, werden also nur anderen Ländern zugeordnet, aber nicht tatsächlich vermieden (oder jedenfalls nur teilweise vermieden, je nach Preiselastizität im Ausland). Das
Pkw-Road-Pricing führt zu deutlich höheren Kosten je Pkw-Kilometer als die MöStErhöhung, bringt insgesamt auch mehr reale CO2-Reduktion im Inlandsverkehr. Allerdings
wird in diesem Fall die Emissionsminderung nur durch Pkw getragen, während bei der
MöSt-Erhöhung alle Kfz-Kategorien zur Einsparung beitragen.
Die bereits beschlossene Substitutionsverpflichtung von Biokraftstoffen hat ein nahezu
gleich hohes CO2-Minderungspotential wie das Pkw-Road-Pricing, ist jedoch mit volkswirtschaftlichen Zusatzkosten verbunden, da Biodiesel in der Erzeugung brutto (derzeit) teurer
als fossiler Diesel ist. Durch die Befreiung von der MöSt blieben die Kraftstoffpreise netto
für den Konsumenten unverändert. Verkehrsverlagernde Auswirkungen treten daher nicht
10
Informationen zur Umweltpolitik
EXECUTIVE SUMMARY
auf. Die beschlossenen Zielsetzungen bezüglich der Menge an bereitzustellendem Biokraftstoff sind zudem sehr ambitioniert.
Die Einführung von Tempo 100/80 mit intensivierter Überwachung brächte höhere CO2Reduktionen als Ausbauaktionen im ÖV. Zusätzliche Nutzen sind ein geringerer Kraftstoffverbrauch, gesenkte Schadstoffemissionen sowie vermindertes Unfallrisiko, Nachteil ist
eine steigende Reisezeit (zwar nicht beim hohen Anteil kurzer Wege aber bei weiteren
Wegen von Relevanz).
Intensiviertes betriebliches Mobilitätsmanagement brächte etwa eine 1%-ige CO2Reduktion im Verkehr.
Alle Maßnahmen gemeinsam könnten die CO2-Emissionen im Inlandsverkehr um etwa
15% senken. Addiert man dazu die Verminderung im Tanktourismus durch die MöStAnhebung, so ergäbe sich für 2010 ein Reduktionspotential von etwa 30% in der CO2Bilanz des Verkehrs. Gegenüber dem CO2-Emissionsniveau von 1990 bliebe aber immer
noch eine Mehremission von ca. 20%.
Abbildung 1-1: Übersicht über die berechneten CO2-Reduktionspotenziale der untersuchten Maßnahmen
CO2 Minderung [1000t in 2010]
-115
1) Ausbau Bahn-Personenverkehr
-75
2) Ausbau des ÖPNRV
-499
3) Ausbau des Radverkehrs
-125
4) SNF-Roadpricing am gesamten Straßennetz
5-1) Pkw-Roadpricing am gesamten Straßennetz, Variante 1
-1019
5-2) Pkw-Roadpricing am gesamten Straßennetz, Variante 2
-840
-545
5-3) Pkw-Roadpricing nur auf A&S (5 Cent/km)
6) Anhebung der Möst auf Niveau der Nachbarländer
-4.847 in Bilanz
-494
-522
7) Forcierung Biodiesel
-190
8) Ausbau des Kombinierten Verkehrs
-280
9) Reduktion des Tempolimits (100 AB und 80 AO)
-76
10) betriebliches Mobilitätsmanagement
-1200
-1000
-800
-600
-400
-200
0
1000t CO2 p.a.
Bundesarbeitskammer
11
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
1.5
Wirkungen auf die Beschäftigung
Die quantitativen Beschäftigungswirkungen der vorgeschlagenen Maßnahmen können
zwar nicht in Summe dargestellt werden, da die Effekte wie auch in den anderen Bereichen
(z.B. Emissionen) nicht additiv sind. Es ergeben sich jedoch unter bestimmten Annahmen
insgesamt positive quantitative Beschäftigungswirkungen, die vor allem auf folgenden Wirkungen beruhen:
-
Die
Schaffung
von
Verkehrsinfrastrukturen
ist
beschäftigungsintensiv.
(Investitions-) Ausgaben in der Bauwirtschaft, aber auch in der Planung und der
technischen Ausstattung von derartigen Infrastrukturen sind mit einem hohen direkten sowie indirekten und sekundären Beschäftigungseffekt verbunden.
-
Die sich aus der Veränderung der Nachfrage nach Verkehrsdienstleistungen (z.B.
Verringerung der MIV-Nachfrage, Erhöhung der ÖV-Nachfrage) ergebenden Transaktionen führen im beschäftigungsintensiven öffentlichen Verkehr ebenfalls zu überdurchschnittlichen Beschäftigungseffekten.
-
Die Finanzierung der Maßnahmen aus Steuermitteln (z.B. Mineralölsteuer, RoadPricing) reduziert das insgesamt verfügbare Einkommen privater Haushalte. Im
Vergleich zu den oben genannten positiven Beschäftigungswirkungen sind die gegenläufigen negativen Beschäftigungswirkungen der Finanzierung geringer.
-
Die Einsparung von Treibstoffen führt zu einer Reduktion der Importe, womit Einkommen im Inland für andere Konsumzwecke zur Verfügung steht.
Diese wesentlichen Faktoren beeinflussen bzw. führen zu den insgesamt positiven NettoBeschäftigungseffekten von Klimaschutz-Maßnahmen im Verkehrsbereich, wobei für einzelne untersuchte Maßnahmen (z.B. MöSt-Anhebung bei Wegfall des "Tanktourismus")
negative quantitative Effekte zu erwarten sind. Die ermittelten positiven Beschäftigungseffekte sind – je nach Maßnahme – in der Größenordnung zwischen 300 und rund 12.000
Personenjahren anzusetzen. Hierbei handelt es sich um den jährlichen Durchschnitt im
Zeitraum 2006 bis 2010, d.h. bei Durchführung einer Maßnahme (z.B. Pkw-Road-Pricing)
können 12.000 Vollzeit-Arbeitsplätze in diesem Zeitraum geschaffen bzw. gesichert werden. Die Einführung eines Pkw-Road-Pricing ist aus beschäftigungspolitischer Sicht – erstaunlicherweise – die effektivste Maßnahme. Durch die Schaffung von einerseits qualitativ
hochwertigen Arbeitsplätzen für die Infrastruktur und Administrierung und andererseits im
Bereich des öffentlichen Verkehrs, ergeben sich diese relativ hohen Beschäftigungseffekte
auch unter Berücksichtigung der gegenläufigen Effekte der Finanzierung dieser Maßnahme. Auch sonst ist die andere wesentliche steuerliche Maßnahme (Anhebung der Mineralölsteuer) mit durchaus hohen Beschäftigungseffekten verknüpft. Dies bedeutet, dass ein
direkter Umstieg auf den öffentlichen Verkehr durch derartige (steuerliche) Maßnahmen mit
einem hohen Beschäftigungspotential verbunden ist. Einschränkend ist hierbei allerdings
zu berücksichtigen, dass durch den möglichen Entfall von Steuereinnahmen durch die Anhebung des Treibstoffpreisniveaus auf jenes der Nachbarländer (Italien, Deutschland) der
12
Informationen zur Umweltpolitik
EXECUTIVE SUMMARY
Entfall der Treibstoffnachfrage durch Ausländer ("Tanktourismus") zu geringeren Steuereinnahmen führt, weshalb diese Maßnahme auch negative Beschäftigungswirkungen entfalten könnte.
Maßnahmen, die den öffentlichen Verkehr attraktivieren, sind ebenfalls mit bedeutenden
Beschäftigungseffekten verknüpft, die sich jedoch in höherem Ausmaß durch die Attraktivierungsmaßnahmen selbst (z.B. Bauinvestitionen) ergeben, und nur in geringerem Ausmaß durch die daraus entstehende zusätzliche Nachfrage nach ÖV-Dienstleistungen. Für
alle Maßnahmen – insbesondere auch für die "kleine" Maßnahme des Ausbaus des Radverkehrs – gilt, dass die Ersparnisse durch die verminderte Nutzung des Privat-Pkw (insbesondere Treibstoffkosten) wesentlich zu einer Erhöhung des privaten Konsums beitragen. Daraus ergibt sich ein in (fast) allen Fällen insgesamt positiver Beschäftigungseffekt.
Die qualitativen Beschäftigungswirkungen von Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrsbereich sind insgesamt differenziert zu beurteilen, es ergibt sich hierbei kein einheitliches
Bild. Die geschaffenen Arbeitsplätze insbesondere in der Bauwirtschaft sowie im öffentlichen Verkehr sind von allenfalls durchschnittlicher Qualität, die Arbeitsbedingungen und
die Entlohnung sowie das erforderliche Qualifikationsniveau ist bestenfalls als durchschnittlich zu beurteilen. In einigen Teilbereichen (Dienstleistungen, Hochtechnologie) werden
Arbeitsplätze von überdurchschnittlicher Qualität geschaffen, diese sind jedoch quantitativ
eher nachrangig. Eine Veränderung von Arbeitsplätzen aufgrund privater Konsumausgaben führt ebenfalls kaum zur Veränderung der durchschnittlichen Qualität der Arbeitsplätze, da die wesentlichen Komponenten von privaten Konsumausgaben keine signifikanten
Auswirkungen auf eine Erhöhung der Arbeitsplatzqualität nahe legen. Allerdings sind die
geschaffenen Arbeitsplätze, die eine allenfalls geringere Arbeitsplatzqualität aufweisen,
aus Sicht von arbeitsmarktpolitischen Problemgruppen (z.B. Menschen mit geringen Qualifikationen) durchaus interessant, da hier Arbeitsmöglichkeiten für sozial Schwächere geschaffen werden.
Insgesamt ergibt sich aus der Analyse, dass die untersuchten verkehrspolitischen Maßnahmen Arbeitsplätze in einem durchaus größeren und – je nach Maßnahme – aus Sicht
der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungspolitik beachtlichem Ausmaß schaffen können
(auch unter Berücksichtigung der Finanzierung der Maßnahmen). Allerdings ist von den
Maßnahmen nicht zu erwarten, dass es zu einer insgesamten Erhöhung der Arbeitsplatzqualität kommt, da viele geschaffene Arbeitsplätze von nur durchschnittlicher Qualität sind.
1.6
Verteilungswirkungen
Verteilungswirkungen in einkommensgruppenspezifischer Hinsicht treten am stärksten in
Verbindung mit ökonomischen verkehrspolitischen Instrumenten im Personenverkehr auf
(Pkw-Road-Pricing, Anhebung der Mineralölsteuer). Sie treten dabei zunächst als zusätzliche Belastung auf. Zwar wachsen relativ die Ausgaben für den MIV bei den untersten Einkommensquartilen stärker an, was jedoch in deren geringem Ausgangswert begründet ist.
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KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Absolut wachsen die Ausgabenzuwächse deutlich mit dem Einkommen (da auch die Fahrleistung im MIV signifikant mit dem Einkommen wächst), somit sind in absolutem Ausgabenzuwachs und in der Konsequenz der Einschränkung des übrigen Konsums Haushalte
mit höherem Einkommen stärker betroffen.
Freilich stehen gerade bei den angesprochenen ökonomischen Instrumenten Einnahmen
zur Verwendung bereit, die auch für eine Milderung oder Umkehrung unerwünschter Verteilungseffekte eingesetzt werden können.
Ökonomische Instrumente im Güterverkehr haben für den Endverbraucher kaum verteilungsrelevante Wirkungen, bewegen sich die Preissteigerungen fast durchwegs im Bereich
unter 1%, und nur für einzelne wenige transportintensive Gütergruppen in einem Bereich
bis 7% (z.B. „Steine und Erden“).
Für administrative Instrumente (Tempolimits, Betriebliches Mobilitätsmanagement) lassen
sich keine oder nur geringe Verteilungswirkungen erwarten, im Falle des betrieblichen Mobilitätsmanagements eher zugunsten der mittleren und höheren Einkommensgruppen.
Maßnahmen im Bereich öffentlicher Investitionen (Ausbau des Bahnverkehrs, des ÖPNRV,
des Radverkehrs und des kombinierten Güterverkehrs) kommen – für die Personenverkehrsinstrumente – zunächst jenen Personengruppen zugute, die diese Verkehrsformen
verstärkt nachfragen (für die Bahn und den Radverkehr sind es eher die oberen Einkommensgruppen, für den ÖV allgemein trifft dies in der relativen Bedeutung verstärkt auf die
unteren Einkommensgruppen zu). Maßnahmen im Güterverkehr weisen eine vernachlässigbare Verteilungswirkung auf.
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2. Einleitung und Motivation
Die Österreichische Bundesregierung hat sich im Rahmen des Kyoto-Protokolls der EU
verpflichtet die nationalen Treibhausgas-Emissionen (CO2, CH4, N2O, H-FKW, P-FKW,
SF6)2 bis zum Beobachtungszeitraum 2008-2012 um 13% gegenüber 1990 (bzw. für HFKW, PFKW und SF6 gegenüber 1995) zu senken. Diese Senkung der Treibhausgasemissionen ist nach Einschätzung der Klimaforscher ein erster Schritt, um kurzfristig den
drohenden Klimaänderungen entgegenzuwirken; nach 2012 werden demnach noch weiterreichende Emissionsreduktionen notwendig sein.
Um die Zielvorgabe des Kyoto-Übereinkommens zu erreichen, werden in Zukunft alle Sektoren zu Emissionsminderungen beitragen müssen, da bislang nicht einmal eine Stabilisierung der Treibhausgasemissionen erreicht werden konnte. Zwischen 1990 und 2003 wurde
ein Anstieg um 16,6% verzeichnet (UBA, 2005). In Österreich sind die weitaus bedeutendsten anthropogenen Treibhausgasemissionen jene von CO2. Der wesentlichste Verursacher
der Zunahme der CO2-Emissionen im Zeitraum von 1990 bis 2003 ist der Verkehrssektor
mit einem Anstieg um rund 69%3(Abbildung 2-1).
Die tatsächlich im Inland verursachten CO2-Emissionen des Verkehrs nahmen um ca. 17%
zu. Die infolge von „Tanktourismus“ der österreichischen Emissionsinventur zugeordneten
CO2-Emissionen stiegen seit 1995 von nahezu Null auf inzwischen 28% der Verkehrsemissionen und sind so maßgeblich für den starken Zuwachs im Verkehr verantwortlich. Ursache dafür ist, dass steigende Kraftstoffpreisdifferenzen zu Italien und speziell zu Deutschland dazu führen, dass eine steigende Menge von Kraftstoff zwar in Österreich getankt,
aber im Ausland verbraucht wird (Molitor et al., 2004). Laut Klimarahmenkonvention
(UNFCCC)4 muss die im Ausland verbrauchte Menge österreichischer Kraftstoffe auch den
österreichischen Emissionen angerechnet werden. Um zur Minderung der Klimaänderung
beizutragen sind natürlich insbesondere Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen des
Inlandsverkehrs bedeutend. Die Emissionen im „Tanktourismus“ entstehen vorwiegend aus
Mitnahmeeffekten ohnehin anfallender Fahrten und würden bei unterschiedlichen Kraftstoffpreisdifferenzen nur anderen Staaten zugeordnet, nicht aber vermieden werden.
2
CO2 (Kohlendioxid), CH4 (Methan), N2O (Lachgas), H-FKW (teilhalogenierte Kohlenwasserstoffe), P-FKW (vollhalogenierte Kohlenwasserstoffe), SF6 (Schwefelhexafluorid)
3
Für das Teilsegement der engeren Verkehrsabgrenzung des UBA, wo die Emissionen einzelner Verkehrsarten direkt bei der Industrie
und Landwirtschaft verbucht werden, beträgt der Zuwachs in diesem Zeitraum knapp 83%.
4
United Nations Framework Convention on Climate Change
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KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Abbildung 2-1: Entwicklung der CO2-Emissionen des Verkehrssektors in der Emissionsinventur Österreichs zwischen 1990 und 2003
30000
25000
Ausland
Inland Sonstige
Inland Straßengüter
Inland PKW
+69% von 1990 bis 2003
1000 t p.a.
20000
15000
10000
5000
0
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003
Jahr
Anmerkung: SNF = Schweres Nutzfahrzeug
LNF = Leichtes Nutzfahrzeug
In der Klimastrategie Österreichs ist eine Vielzahl an Maßnahmen zur Emissionsminderung
aufgelistet. Die Maßnahmen sind dort noch wenig ausformuliert. Damit ist auch deren Umsetzungsgrad sehr gering, die weiter steigenden CO2-Emissionen im Verkehrssektor zeigen aber, dass gerade im Bereich Verkehr noch intensiver Handlungsbedarf besteht, wenn
das Kyoto-Ziel erreicht werden soll.
Aufgabe dieser Studie ist es nun, zentrale Maßnahmen im Verkehrssektor mit hohem CO2Reduktionspotenzial zu analysieren. Dabei werden erstmals auch die Maßnahmenwirkungen auf Beschäftigung und Verteilung untersucht. Eine Beschränkung auf zehn Maßnahmen mit hohem CO2-Reduktionspotenzial wurde gewählt, um die Maßnahmen auch im
erforderlichen Umfang zu konkretisieren und modellmäßig abbilden zu können.
Eine Überarbeitung der österreichischen Klimastrategie wurde im März 2007 von der Bundesregierung beschlossen.
Eine forcierte Umsetzung der am besten bewerteten Maßnahmen könnte wesentlich zur
erfolgreichen Gestaltung der Klimaschutzpolitik in Österreich beitragen. Für eine effiziente
und effektive Klimaschutzpolitik sind tief greifende Maßnahmen gerade im Verkehrsbereich
notwendig.
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3. Auswahl klimarelevanter
verkehrspolitischer Maßnahmen
Den Ausgangspunkt für die Auswahl der Maßnahmen stellt dar: der Maßnahmenkatalog
der Klimastrategie Österreich 2008/2012 (BMLFUW, 2002), sowie ergänzend dazu weitere
Maßnahmen, die im Anhang dieser Studie angeführt sind. Diese Maßnahmen wurden nach
den vom Auftraggeber festgelegten Schlüsselkriterien bewertet. Diese sind Beschäftigungseffekte in Österreich, Verteilungswirkungen (in Bezug auf unterschiedliche Einkommensgruppen und Regionen) und Einsparungspotentiale bei CO2-Emissionen. In einem
Projekt-Workshop zur Maßnahmenauswahl für die vorliegende Studie wurden zusätzlich
folgende Kriterien als wesentlich für die Auswahl erachtet: Reduktion gesundheitsgefährdender Schadstoffe und des Lärms, Erhöhung der Verkehrssicherheit, Umsetzbarkeit der
Maßnahme im Hinblick auf die österreichische rechtliche Kompetenzlage und die Finanzierbarkeit, sowie die Erhaltung und die Verbesserung der Erreichbarkeitsverhältnisse5.
Zunächst wurden die Kriterien gewichtet, wobei die genannten Schlüsselkriterien die höchsten Gewichte erhielten. Die für jedes Kriterium vorgenommene Reihung der Hauptkategorien mündete schließlich in eine Gesamtreihung und Auswahl von 10 Hauptkategorien. Aus
den Hauptkategorien wurden einzelne Maßnahmen ausgewählt bzw. die dahinter stehenden Maßnahmenbündel näher konkretisiert. Das gesamte Maßnahmenpaket wurde danach
auf seine Konsistenz und Wirksamkeit im Hinblick auf die Schlüsselkriterien überprüft.
Für die Auswahl der Hauptkategorien bzw. der darin enthaltenen Einzelmaßnahmen zeigten sich durchgängig ähnliche Merkmale. Erstens wurden nur jene Maßnahmen ausgewählt, die sich aufgrund der rechtlichen Kompetenzlage durch Österreich realisieren lassen
(Maßnahmen, die im Gegensatz dazu nur auf EU-Ebene durchführbar sind, wären etwa die
Forcierung der Verwendung von Ökonometern oder Hinweise auf die Transportintensität
von Produkten durch den Lebensmittelhandel). Zweitens wurden vorwiegend Maßnahmen
ausgewählt, die mit einer im Hinblick auf die gesamtösterreichische CO2-Bilanz mengenmäßig wesentlichen direkten Einsparung bei CO2 verbunden sind (wenig direktes Einsparungspotential hätten hingegen beispielsweise Pilotprojekte oder vereinzelter Einsatz alternativer Antriebsformen). Drittens wurde bei der Auswahl der Maßnahmen auf bereits untersuchte bzw. abschätzbare Verhaltensänderungen und der damit verbundenen Einsparungspotentiale, Beschäftigungseffekte und Verteilungswirkungen Bedacht genommen.
Letztlich wurde auch darauf geachtet, dass die Maßnahmen so konkretisiert werden können, dass die zu untersuchenden Wirkungen auf Emissionen, Arbeitsplätze und Verteilung
entweder qualitativ oder quantitativ abschätzbar sind. Die detaillierten Überlegungen zur
5
Unter Erreichbarkeit versteht man die Möglichkeit, einen Ort oder Funktionsbereich räumlich und zeitlich erreichen und wieder
verlassen zu können.
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KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Auswahl sind je Maßnahme im Anhang dargestellt, die ausgewählten Maßnahmen sind im
Kapitel 6 vor der jeweiligen Wirkungsanalyse näher konkretisiert. Eine Übersicht über die
ausgewählten Maßnahmen im Güterverkehr und Personenverkehr zeigt Tabelle 3-1. Zunächst werden im folgenden Kapitel 3 jedoch noch die methodischen Hintergründe der
Wirkungsanalyse erläutert und im Kapitel 5 die Verkehrsentwicklung im verwendeten
Trendszenario (ohne klimapolitische Maßnahmen) dargestellt.
Tabelle 3-1: Übersicht über die ausgewählten Maßnahmen und Wirkungsbereiche
Wirkungsbereich
Ausbau der Bahn zur Attraktivierung des ÖV (Öffentlicher
Verkehr)
Attraktivierung und Ausbau des ÖPNRV (Öffentlicher Personen-Nah- und Regionalverkehr)
Förderung des Radverkehrs
Ausweitung des Lkw-Road-Pricing
Pkw-Road-Pricing (verschiedene Varianten)
Personenverkehr
Personenverkehr
Personenverkehr
Güterverkehr
Personenverkehr
Anhebung der Mineralölsteuer (MöSt)
Personenverkehr, Güterverkehr
Forcierung der Verwendung von Biokraftstoffen
Personenverkehr, Güterverkehr
Ausbau des kombinierten Verkehrs
Einführung von Tempolimits und verstärkter Überwachung
Betriebliches Mobilitätsmanagement
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Güterverkehr
Personenverkehr, Güterverkehr
Personenverkehr
4. Analysemethoden zur Ermittlung der
Wirkungen
4.1
Globales Emissionsmodell (GLOBEMI)
Die Verkehrsemissionen in Österreich wurden mit dem Programm GLOBEMI berechnet.
GLOBEMI wird seit den 90er Jahren zur Berechnung der Luftschadstoffinventur für Österreich (OLI) verwendet (Hausberger, 2004a). An der Software wurden gegenüber der OLI
für 2003 keine Änderungen vorgenommen.
Das Emissionsinventurmodell GLOBEMI wurde am Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik der TU-Graz zur automatisierten Bilanzierung von Verbrauchs-,
Emissions- und Verkehrsdaten in größeren Gebieten entwickelt und ist in Hausberger
(1997) im Detail beschrieben. Nachfolgend sind die Methoden und Funktionalitäten kurz
dargestellt.
Das Programmpaket GLOBEMI berechnet die Fahr-, Verkehrs- und Transportleistungen
sowie die Abgasemissionen und den Energieverbrauch des Verkehrs. Die Berechnung
erfolgt in Form von Verkehrs- und Emissionsbilanzen. Die Bilanzierung erfolgt dynamisch
über frei wählbare Berechnungszeiträume. Der Verkehr wird dabei nicht auf den einzelnen
Strecken des Berechnungsgebietes erfasst, sondern über die Bestandsstatistiken und spezifischen Jahresfahrleistungen abgeschätzt.
Als Eingangsdaten werden:
(1) die Fahrzeugbestände, aufgeschlüsselt nach Motortyp (Benzin, Diesel), Hubraumgröße und Fahrzeugmasse
(2) die technischen Standards der Kfz nach Erstzulassungsjahrgängen (Emissions- und
Verbrauchsniveaus)
(3) die Fahrzeugbesetzungen (Personen/Kfz) bzw. die Beladungen (Tonnen Nutzlast/Kfz)
(4) wahlweise (da das System sonst überbestimmt ist)
(a) der gesamte Energieverbrauch des Verkehrssystems
(b) die spezifischen Fahrleistungen der Kfz, aufgeteilt auf die Straßenkategorien „Innerorts“, „Außerorts“ und „Autobahn“
benötigt. Für die Berechnung zukünftiger Entwicklungen wurde Variante (4 b) verwendet.
Die Berechnung erfolgt automatisch in Jahresschritten für einen wählbaren Zeitrahmen.
Abbildung 4-1 zeigt den prinzipiellen Ablauf des Modells.
Das Modell berechnet folgende Daten:
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KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
a) spezifische Fahrleistungen der Kfz
b) Gesamte Jahresfahrleistungen,
c) Gesamte Verkehrsleistungen (Personen.- und Tonnenkilometer),
d) spezifischer Energieverbrauch der Kfz-Flotten (Benzin, Diesel, bzw. elektrische Energie
je KFZ- bzw. Personen- oder Tonnen-km),
e) gesamter Energieverbrauch des Verkehrs,
f) spezifische Abgasemissionen der Kfz-Flotten. Berechnet werden CO, HC, NOx, Partikel,
CO2 und SO2,
g) gesamte Abgasemissionen des Verkehrs,
h) die Verdunstungsemissionen aus kraftstoffführenden Bauteilen von Pkw & Kombi
Entsprechend der Berechnungsmethode sind alle Ergebnisse nach den Unterscheidungskriterien in (1) sowie nach dem Jahr der Erstzulassung verfügbar.
Abbildung 4-1: Prinzipieller Rechenablauf des Modells GLOBEMI
Die Berechnung der Fahr-, Verkehrs- und Transportleistungen sowie des Energieverbrauches und der Abgasemissionen in einem bestimmten Bezugsjahr erfolgt nach dem nachfolgend dargestellten Schema.
(1) Hochrechnung des Kfz-Bestandes nach dem Jahrgang der Erstzulassung, Motortyp
und sonstigen Unterscheidungsmerkmalen (Hubraum oder zulässiges Gesamtgewicht)
aus der Bestandsstruktur des Vorjahres mittels alters- und fahrzeuggrößeabhängigen
Ausfallwahrscheinlichkeiten.
Bestand Jg i ,Jahr i = Bestand Jg i ,Jahr i −1 × Ausfall Jg i
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ANALYSEMETHODEN ZUR ERMITTLUNG DER WIRKUNGEN
(2) Abschätzung der spezifischen Jahresfahrleistungen der Kfz nach Zulassungsjahrgängen und sonstigen Unterscheidungsmerkmalen mittels alters- und hubraum- bzw. masseabhängigen Fahrleistungsfunktionen. Iterative Anpassung an vorzugebende durchschnittliche Jahresfahrleistungen der gesamten Kfz-Art (die Kategorie „sonstige mobile
Quellen im Off-Road Bereich“ wird über jährliche Betriebsstunden erfasst).
spez. Fahrleistung Jg i ,Jahr i = F(Alter, Grösse )
(3) Ermittlung der gesamten Jahresfahrleistungen der einzelnen Abgasklassen einer KfzArt:
ende
Gesamte Fahrleistung E i =
∑ (Bestand
Jg,Jahr i
× spez. Fahrleistung Jg i ,Jahr i )
Jg=anfg.
(4) Ermittlung des gesamten Energieverbrauches und der gesamten Emissionen einer Emissionsklasse
Emission E i = Gesamte Fahrleistung E i × durchschn. Emission K j ,Ei
(5) Berechnung des gesamten Energieverbrauches bzw. der gesamten Emission einer KfzArt
ende
Emission KFZ-Art = ∑ Emission Ei
E i =1
1.(6) Berechnung der gesamten Fahr-, Verkehrs- und Transportleistung einer Kfz-Art
ende
Fahrleistung KFZ-Art =
∑ Fahrleistung
E i =1
Ei
ende
Verkehrsleistung KFZ-Art =
∑ (Fahrleistung
E i =1
Ei
× Besetzung E i )
(7) Summenbildung über alle Kfz-Arten.
mit
Jgi ...... Index für Kfz einer Hubraumklasse bzw. zulässiger Gesamtgewichtklasse eines Motortypes und eines bestimmten Zulassungsjahrganges
i
Ei ........ Index für Kfz einer Hubraumklasse bzw. zulässiger Gesamtgewichtklasse eines Motortypes und einer Abgasklasse i
Der durchschnittliche Fahrzeug-Energieverbrauch und die spezifischen Emissionen werden
in Abhängigkeit vom Eigengewicht des Fahrzeuges und der transportierten Nutzlast sowie
dem Fahrzustand ermittelt. Die Emissionsfaktoren stammen aus Messungen und Simulationen und stellen die Emissionsniveaus im realen Verkehr dar. Alle Emissionsfaktoren sind
mit der aktuellen Version des Handbuches Emissionsfaktoren HBEFA 2.1 für Österreich
(Keller et al., 2004) kompatibel.
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KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
4.2 Erfassung der kurz- bis mittelfristigen quantitativen und
qualitativen Beschäftigungswirkungen
Die im Rahmen dieser Untersuchung angewandte Methodik zur Erfassung der Auswirkungen des verkehrs- und klimaschutzpolitischen Maßnahmenpakets fußt auf zwei Grundlegungen:
1. Ermittlung der direkten, indirekten und sekundären Beschäftigungswirkungen anhand eines Multiplikatormodells, welches auf der Input-Output-Tabelle 2000 der österreichischen Volkswirtschaft aufbaut.
2. Erörterung und Beschreibung der qualitativen Beschäftigungswirkungen anhand
ausgewählter Parameter, wie z.B. Informationen über die Verschiebungen der Beschäftigung zwischen den einzelnen Branchen.
In einem ersten Schritt werden die quantitativen Beschäftigungswirkungen erfasst. Die methodische Grundlage bildet dazu die Input-Output-Tabelle (I/O-Tabelle), welche die Verflechtungen der wirtschaftlichen Aktivitäten der österreichischen Volkswirtschaft abbildet.
Die jüngste verfügbare I/O-Tabelle wurde von Statistik Austria (ST.AT) für das Jahr 2000
erhoben. Auf Basis dieser I/O-Tabelle wurden Multiplikatoren ermittelt, die darüber Auskunft bieten, mit welchen direkten, indirekten und sekundären Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten durch eine Veränderung von Endnachfragekomponenten (einzelne
Güter, z.B. Dienstleistungen, oder Verwendungsarten, z.B. privater Konsum) entstehen.
Eine Erhöhung der Nachfrage beispielsweise nach Hoch- und Tiefbauleistungen bewirkt
eine Erhöhung der Wertschöpfung und Beschäftigung zunächst in jenen Unternehmen, die
mit der Durchführung beauftragt sind (direkte Effekte). Diese Unternehmen sind aber mit
ihren Zulieferern verflochten, d.h. sie fragen wiederum andere Güter (Vorleistungen) nach.
Diese Nachfrage nach Vorleistungen führt zu den indirekten Effekten auf Wertschöpfung
und Beschäftigung. Die direkten und indirekten Effekte ergeben in Summe die primären
Effekte einer Nachfrageerhöhung. Durch die Erhöhung der Wertschöpfung und damit eine
entsprechenden Erhöhung des Einkommens privater Haushalte durch Entlohnung der Produktionsfaktoren (insbesondere Bruttoentgelte unselbständiger Tätigkeit als wesentliche
Komponente der Wertschöpfung) entstehen (auf Basis der Konsumneigung der privaten
Haushalte) entsprechende Effekte durch die höhere Nachfrage nach Gütern des privaten
Konsums (sekundäre Effekte).
Die im Rahmen dieser Untersuchung verwendeten Multiplikatoren wurden für das Jahr
2005 (Preisbasis) angepasst. Da die I/O-Tabelle für das Jahr 2000 erstellt wurde, mussten
die Multiplikatoren anhand von Veränderungen der Importquote, des Preisniveaus sowie
der Produktivität fortgeschrieben werden. Diese Fortschreibungen erfolgten dort, wo dies
aufgrund der Datenlage möglich war, sektoral, d.h. unter Berücksichtigung sektoraler Preisund Produktivitätseffekte.
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ANALYSEMETHODEN ZUR ERMITTLUNG DER WIRKUNGEN
Die Aussagekraft von Multiplikatoren ist für eine kurzfristige Betrachtung von Effekten der
Veränderung der Endnachfrage im Allgemeinen gegeben, allerdings sind insbesondere
drei Einschränkungen anzuführen:
-
Multiplikatoren ergeben im Regelfall nur durchschnittliche Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte; relevant wären aber marginale (d.h. zusätzliche) Effekte unter
Einbeziehung der tatsächlich vorhandenen Auslastung der Unternehmen. Bei geringfügigen Änderungen der Nachfrage werden also kaum zusätzliche Effekte entstehen, bei bedeutsameren (wie dies in dieser Untersuchung teilweise der Fall sein
wird) ist dies eher gegeben. Bei Unterauslastung führt demnach der Anstieg der
Nachfrage zunächst zur Auslastung der bestehenden Kapazitäten, wodurch Arbeitsplätze gesichert, aber nicht neu geschaffen werden. In diesem Sinne sind Multiplikatoren als Inanspruchnahme von Produktionsfaktoren (Arbeit) zu interpretieren.
-
Multiplikatoren fußen auf der Annahme linear-limitationaler Produktionsfunktionen,
d.h. dass für die Erhöhung des Outputs ein durchschnittlicher (starrer) Inputmix
notwendig ist (d.h. es gibt z.B. keine Skalenerträge).
-
Die verwendeten Multiplikatoren fußen auf einem starren Preisgefüge, d.h. Anpassungsprozesse (Preisveränderungen auf Güter- und Faktormärkten durch eine Veränderung der Nachfrage oder des Angebots) werden nicht einbezogen, ebenso wie
dadurch bedingte Substitutionsprozesse. (Letztere werden dort, wo diese bekannt
sind, z.B. durch Verkehrsverlagerungen, anhand der sektoral veränderten Nachfrage berücksichtigt.)
Trotz dieser Einschränkungen können Multiplikatoren die durch eine Maßnahme kurzfristig
entstehenden Effekte in genügend großer Genauigkeit für den vorliegenden Zweck abbilden. Ein weiterer Vorteil besteht neben der Abbildung der kurzfristigen Effekte in der einfachen Handhabung und transparenten Interpretation der Ergebnisse. Darüber hinaus sind
die sektoralen Verschiebungen leicht erfass- und beschreibbar, was insbesondere für die
Beschreibung der qualitativen Beschäftigungswirkungen bedeutsam ist.
Zur Interpretation der Beschäftigungswirkungen ist wesentlich, dass die im Rahmen dieses
Forschungsprojektes ermittelten Effekte einerseits aus der Schaffung, andererseits aus der
Sicherung von Arbeitsplätzen resultieren, und eine rein rechnerische Größe darstellen. Die
tatsächlichen Wirkungen können von den errechneten daher abweichen.
Für die empirische Ermittlung der kurz- bis mittelfristigen Beschäftigungswirkungen (bis
2010) wurden die zwischen 2005/2006 und 2010 veränderten Transaktionen (z.B. Investitions- und Betriebsausgaben, Einsparungen) herangezogen und die Nachfrageveränderungen auf Basis der durchschnittlichen Ausgaben pro Jahr ermittelt. Dies bedeutet, dass die
ermittelten Effekte im Zeitraum 2005/2006 bis 2010 pro Jahr anfallen. Darüber hinaus wurde eine durchschnittliche Importquote der nachgefragten Güter bei Erhöhung der Nachfrage angenommen (d.h. die Nachfrage wird zu einem großen Teil von heimischen, und zu
einem kleineren Teil von ausländischen Unternehmen befriedigt). Würden beispielsweise
Bundesarbeitskammer
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KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
bei Infrastrukturinvestitionen ausschließlich ausländische Unternehmen beauftragt werden,
dann verringern sich die Beschäftigungseffekte im Inland entsprechend.
Diese Nachfrageveränderungen sowie Adaptierungen des Steuersystems (Mineralölsteuer,
Pkw- und Lkw-Road-Pricing) können neben den genannten Beschäftigungswirkungen auch
eine Reihe anderer volkswirtschaftlicher Wirkungen entfalten, z.B. eine Veränderung der
Arbeitskosten (durch Verwendung der Einnahmen z.B. zur Bezuschussung der Sozialversicherung). Diese Auswirkungen sowie auch langfristige Wirkungen aufgrund Veränderungen des Preisgefüges sowie der Produktionskapazitäten und –technologien (Wachstumseffekte) werden mit der in diesem Abschnitt beschriebenen und in der Folge angewandten
eher kurzfristig orientierten Methode nicht berücksichtigt. Sehr wohl werden diese langfristigen Veränderungen durch z.B. Änderungen der Arbeitskosten, des Preisgefüges oder der
Produktionstechnologien mit der in Abschnitt 4.3 vorgestellten Methode erfasst. In der Beurteilung der Wirkungen werden daher beide Methoden (kurz- bzw. langfristig) angewandt
und die Wirkungen in dieser Differenzierung dargestellt.
Es ist Grundannahme der vorliegenden Untersuchung, dass die Investitionsausgaben zeitgleich finanziert werden, um auch die gegenläufigen Effekte in vollem Ausmaß darstellen
zu können, d.h. dass die ermittelten Effekte Netto-Effekte darstellen unter Berücksichtigung
der Mittelherkunft. De facto werden derartige Investitionsvorhaben kreditfinanziert. Eine
Rückzahlung der Kredite erfordert jedoch für die Zukunft die Inanspruchnahme von Steuermitteln, wodurch private Konsumausgaben in der Zukunft reduziert werden. Eine Kreditfinanzierung bedeutet also im einfachsten Fall lediglich eine Verschiebung der Auswirkungen auf die Konsumausgaben. (Unberücksichtigt bleiben allfällige längerfristige Wachstums- und Struktureffekte durch Verkehrsinfrastrukturinvestitionen in der Zukunft.)
Während das Multiplikatormodell die Beschäftigungswirkungen in Personenjahren (d.h. auf
Basis von Vollzeitäquivalenten) ausdrückt, beziehen sich die qualitativen Wirkungen auf die
Qualität der Arbeit an sich, d.h. es werden Wirkungen hinsichtlich der Arbeitsplatzqualität
(z.B. Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz, Stress, Qualifikation, Arbeitsumfeld) berücksichtigt.
Für die Ermittlung der qualitativen Beschäftigungswirkungen wird kein eigenes Modell verwendet, sondern es wird anhand einer Reihe von Parametern erörtert, welche qualitativen
Beschäftigungswirkungen von den verkehrspolitischen Maßnahmen ausgehen.
Ausgangspunkt für diese Erörterung sind die Verschiebungen der Beschäftigung zwischen
den Branchen. Eine Verkehrspolitik, die die privaten Haushalte zum sparsamen Gebrauch
des privaten Fahrzeugs anregt, könnte eine Verringerung der Nachfrage nach fossilen
Treibstoffen, und damit eine Verringerung der Wertschöpfung und Beschäftigung im Energiesektor bewirken. Auf der anderen Seite steigt allenfalls die Nachfrage nach Dienstleistungen des öffentlichen Verkehrs, nach Planungsleistungen sowie Beratungsdienstleistungen. Diese Verschiebung zwischen den Branchen soll nun anhand einer Reihe ausgewählter Parameter qualifiziert werden:
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ANALYSEMETHODEN ZUR ERMITTLUNG DER WIRKUNGEN
-
Durchschnittliche Arbeitsbedingungen (z.B. physische Belastung am Arbeitsplatz,
Stressbelastung, Qualifikationsniveau);
-
Entlohnung in den einzelnen Branchen.
Diese Parameter werden nun für die wesentlichen Branchen herangezogen, d.h. hinsichtlich der direkten sowie der wichtigsten indirekten Beschäftigungswirkungen diskutiert. Darauf aufbauend erfolgt eine qualitative (verbale) Beschreibung möglicher Auswirkungen auf
die Arbeitsplatzqualität.
4.3 Das ASPIT (Austrian Spatial Passenger and Income
Transport)-Modell
Zur Abschätzung der langfristigen Beschäftigungswirkungen und der Verteilungswirkungen
von Maßnahmen im Personenverkehr wird das ASPIT (Austrian Spatial Passenger and
Income Transport) Modell verwendet, das auf einem Angewandten Allgemeinen Gleichgewichtsmodell (Computable General Equilibrium, CGE) beruht (Steininger et al. 2005). Ein
CGE Modell verwendet eine Input-Output Tabelle zur Darstellung der sektoralen Verflechtungen, wobei die darin enthaltenen Inputkoeffizienten, anders als bei der Input-OutputAnalyse, endogene Größen darstellen, d.h. sie passen sich bei Änderungen der Inputpreise entsprechend der Knappheit an. Neben dem Gleichungssystem der Inputseite (für jeden
Sektor eine Gleichung) wird die Endnachfrageseite durch im Wesentlichen drei makroökonomische Akteure beschrieben – die Haushalte, den Staat sowie das Ausland. Für Haushalte und Unternehmen werden die üblichen Verhaltensannahmen getroffen, nämlich Nutzen- bzw. Gewinnmaximierung unter einer Budgetrestriktion. Weiters wird unterstellt, dass
die Anpassung der Preise eine Räumung aller Märkte (mit Ausnahme des Arbeitsmarktes)
gewährleistet. Ändert sich nun beispielsweise ein Preis, kann mit Hilfe eines CGE Modells
bestimmt werden, welche anderen Preise steigen und fallen, welche Sektoren in ihrer Aktivität zunehmen und welche abnehmen, wie sich der gesamtwirtschaftliche Output verändert, was mit der Beschäftigung passiert, etc. Die Ergebnisse geben daher die Richtung
und eine Größenordnung der Wirkung an, sie hängen jedoch, wie jede Prognose, von den
Annahmen hinsichtlich der Anpassungsmöglichkeiten ab.
Das verwendete CGE Modell bildet die Produktionsseite durch eine Input-Output Matrix ab,
in der 35 herkömmliche Sektoren unterschieden werden. Die Produktion innerhalb dieser
Sektoren erfolgt im Wesentlichen aus den Faktoren Kapital und Arbeit sowie aus Vorleistungen von den anderen Sektoren. Neben den 35 herkömmlichen Sektoren der InputOutput Tabelle werden, entsprechend den Anforderungen für die Maßnahmensimulationen,
2 zusätzliche Sektoren geschaffen: (1) Pkw-Verkehr und (2) Öffentlicher Verkehr. Die
Umstiegselastizität zwischen diesen beiden Verkehrsnachfragen σ T
tionselastizität
σ
CT
P U
T
sowie die Substitu-
zwischen Verkehrs- und Nicht-Verkehrs-Gütern wird in Steininger et
Bundesarbeitskammer
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KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
al. (2005) anhand eines Verkehrsnachfragemodells kalibriert.6 Bezüglich des Außenhandels wird angenommen, dass die Preise im Ausland durch Änderungen im Inland unverändert bleiben (Annahme der kleinen offenen Volkswirtschaft).
Abbildung 4-2: Struktur der Haushaltsnachfrage für Einkommensgruppe h
Konsum Ch des Haushalts h
σ
CT
C
Konsum der Nicht-Transportgüter i, Xh
Personenverkehrsnachfrage
Th
T PT P
σ
σT
P U
T
p
u
Pkw Th
ÖV Th
0
pf
Fixkosten T
Variable Kosten T
pv
Die Nachfrage nach den Nicht-Verkehrs-Gütern gestaltet sich in Form eines linearen Ausgabesystems, d.h. dass die Budget-Anteile für jedes dieser Güter als konstant betrachtet
werden. Eine relative Preiserhöhung um 10% des Gutes “Chemische Produkte” zum Beispiel führt damit zu einer Abnahme der nachgefragten Menge im Konsum dieses Gutes um
ebenso genau 10%.
Auf Basis der Konsumerhebung 2000 (ST.AT, 2000) wurde die Konsumnachfrage für vier
unterschiedliche Netto-Haushaltseinkommensgruppen (Quartile laut Konsumerhebung) in
die Verkehrsnachfrage und die Konsumnachfrage nach allen anderen Gütern unterteilt. Bei
der Verkehrsnachfrage erfolgte eine Unterscheidung nach Ausgaben für MIV beziehungsweise ÖV, sowie für erstere noch näher unterteilt in fixe und variable Kosten.
Für die Analyse der Verteilungswirkung der Maßnahmen im Personenverkehr wurde auf
eine Datenbasis zurückgegriffen, die die für Österreich vorhandenen Daten über das Ver-
6
Bei einem Mittelwert von
σT
te aus Steininger et al. (2005):
26
P U
T
σT
=0,653 und
σ
P U
T
=1,12 und
CT
σ
=0,275 sind die Werte für die in Abschnitt 6.5.1 verwendete PotenzialvarianCT
=0,55.
Informationen zur Umweltpolitik
ANALYSEMETHODEN ZUR ERMITTLUNG DER WIRKUNGEN
kehrsverhalten aus der Österreichischen Mobilitätserhebung (Herry und Sammer, 1999)
und die Einkommensdaten aus der Österreichischen Konsumerhebung (ST.AT, 2002)
ökonometrisch verknüpft (Steininger et al, 2005). Die Auswertung dieser neuen Datenbasis
in Bezug auf Einkommen und Fahr- (in Kfz-km) bzw. Verkehrsleistung (in Pkm) ist in der
rechten Grafik der Abbildung 4-3 dargestellt. Sie zeigt eine deutliche Zunahme der Fahrbzw. Verkehrsleistung des MIV mit dem Einkommen. Die linke Grafik verdeutlicht, dass die
Anteile der Verkehrsausgaben (Summe MIV und ÖV) an den gesamten Konsumausgaben
ebenfalls mit steigendem Haushaltseinkommen steigen. Der Fixkostenanteil der Ausgaben
für den Pkw (z.B. Abschreibung, Versicherung) verdreifacht sich beinahe vom untersten
zum obersten Einkommensquartil, der Anteil der variablen Kosten nimmt um ca. 40% zu.
Der Anteil der ÖV-Ausgaben entwickelt sich gegenläufig zum Haushaltseinkommen, ist
aber verglichen mit den Pkw-Ausgaben verschwindend klein (nur knapp über 1% des
Haushaltseinkommens selbst für das unterste Quartil).
Setzt man die Verkehrsausgaben zu den Fahr- und Verkehrsleistungen in Beziehung (d.h.
die Daten auf denen die beiden Grafiken der Abbildung 4-3 beruhen), ergeben sich für die
vier Einkommensgruppen differierende Kosten je gefahrenem Kilometer. Daher bewirkt
z.B. eine vom Absolutbetrag her einheitliche Erhöhung der variablen Pkw-Kosten eine prozentuell unterschiedliche Verteuerung des Kilometerpreises. Gleichzeitig unterscheiden
sich die Ausgabenanteile für Verkehr und das Ausmaß der bisherigen Verwendung des ÖV
(umstiegserleichternd) nach Einkommensgruppen. In der gewählten ökonomischen Modellierung werden daher diese Unterschiede in der Wirkung der Maßnahmen im Personenverkehr auf die Verkehrsnachfrage und Konsumnachfrage nach anderen Gütern je Einkommensgruppe herausgearbeitet und untersucht.
Tabelle 4-1: Verkehrsausgaben der privaten Haushalte in % der gesamten Konsumausgaben (2000)
Einkommensquartil*)
Netto-Haushaltseinkommen
(Jahreszwölftel)
Anzahl der Haushalte
1
2
3
4
alle
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Haushalte
805.000
813.700
814.600
808.000
3.241.300
Verkehrsausgaben in % der gesamten Konsumausgaben
Pkw Ausgaben, Fixkosten
5,97
11,00
12,39
14,57
12,00
Pkw Ausgaben,
variable Kosten
2,49
3,71
3,84
3,58
3,52
ÖV Ausgaben
1,13
0,76
0,63
0,47
0,66
Verkehrsausgaben gesamt
9,58
15,47
16,86
18,61
16,17
*) lt. Abgrenzung in der Österreichischen Konsumerhebung (ST.AT 2002)
Quelle: ST.AT (2002), eigene Berechnungen.
Bundesarbeitskammer
27
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle 4-2: Verkehrsausgaben der privaten Haushalte absolut (2000)
Einkommensquartil*)
Netto-Haushaltseinkommen
(Jahreszwölftel)
1
2
3
4
alle
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Haushalte
805.000
813.700
814.600
808.000
3.241.300
Anzahl der Haushalte
Verkehrsausgaben absolut( in Mio. Euro.)
Verkehrsausgaben MIV (in
Mio. Euro)
886,1
2.718,3
3.795,0
6.077,7
13.460,0
Verkehrsausgaben ÖV(in
Mio. Euro)
174,7
159,9
184,5
215,8
758,3
Verkehrsausgaben gesamt
1.060,9
2.878,2
3.979,4
6.293,4
14.218,3
*) lt. Abgrenzung in der Österreichischen Konsumerhebung (ST.AT 2002)
Quelle: ST.AT (2002), eigene Berechnungen.
Tabelle 4-3: Fahr- und Verkehrsleistung nach Einkommensquartilen
Einkommensquartil
1
2
3
4
über alle
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Haushalte
Fahrleistung MIV in Kfz-km
(ohne Geschäftsverkehr) eines
Haushalts / Werktag
20,23
40,84
52,95
90,73
51,19
Verkehrsleistung ÖV in Pkm
eines Haushalts / Werktag
21,66
21,21
28,96
40,38
28,05
Quelle: HERRY und SAMMER 1999, Rohdaten, ST.AT 2002, eigene Berechnungen
20,00
18,00
16,00
14,00
12,00
10,00
8,00
6,00
4,00
2,00
0,00
ÖV Ausgaben
PKW Ausgaben
bis zu €
1.478
bis zu €
2.311
bis zu €
3.267
über €
3.267
Haushaltseink.
pro Monat
Fahr- bzw. Verkehrsleistung eines
Haushalts pro Werktag
Anteil an den gesamten
Konsumausgaben (in %)
Abbildung 4-3: Verkehrsausgaben und Fahr- bzw. Verkehrsleistung nach Einkommensquartilen
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Fahrleistung MIV
(Kfz-km)
Verkehrsleistung
ÖV (Pkm)
bis zu € bis zu €
1.478
2.311
bis zu €
3.267
über €
3.267
Haushaltseinkommen pro Monat
Quelle: STAT.AT 2002, HERRY und SAMMER 1999 und verknüpfte Datenbasis (eigene Berechnungen)
28
Informationen zur Umweltpolitik
ANALYSEMETHODEN ZUR ERMITTLUNG DER WIRKUNGEN
Die gesamtwirtschaftliche Wirkungsweise des Modells (für die lange Frist) kann anhand
des folgenden Beispiels verdeutlicht werden. Wenn sich die Konsumausgaben für Verkehr
verändern, müssen sich, für ein gegebenes Einkommensniveau, die Aufwendungen für
andere Konsumgüter gegenläufig ändern. Dies bewirkt eine Veränderung der Produktionsstruktur (in Folge der Änderung der Nachfrage muss sich auch das Angebot anpassen,
damit es wieder zu einem Gleichgewicht kommt). Damit verbunden ist weiters eine Änderung der Inputnachfrage (z.B. veränderte Arbeitsnachfrage seitens der Unternehmen), aber
auch der Export/Import-Beziehungen, eine Änderung der Steuereinnahmen und
Staatsausgaben (mehr/weniger Mehrwertssteuereinnahmen, steigende/sinkende Arbeitslosenunterstützungszahlung etc.) und nicht zuletzt auch eine Veränderung des wirtschaftlichen Aktivitätsniveaus. Manche Sektoren werden wachsen (auch indirekt über die Inputnachfrage), andere schrumpfen. Diese Interdependenz zwischen verschiedenen Gütern,
aber auch mit den Inputfaktoren wird durch das CGE abgebildet. Dies ist ein großer Vorteil
gegenüber wirtschaftlichen Analysen, die sich auf einen Sektor, beispielsweise den Transportsektor, beschränken und somit von sämtlichen positiven und negativen FeedbackEffekten abstrahieren.
Eine ähnliche Kettenreaktion von Anpassungsmechanismen lösen auch Verlagerungen
zwischen den Verkehrsmitteln aus. Wenn sich der Modal Split im Personenverkehr verändert, bedeutet dies, dass sich die Produktionsstruktur im Verkehrssektor ändert, was über
die Inputverflechtungen wieder Effekte auf viele Bereiche der Volkswirtschaft hat.
4.4 Berechnungsmodell der Verteilungswirkungen der
güterverkehrsbezogenen Maßnahmen
Die Datenbasis der Berechnung der Verteilungswirkungen der einzelnen Maßnahmen im
Güterverkehr -im speziellen die Ausweitung des Lkw-Road-Pricing auf das gesamte Straßennetz (Kapitel 4.4) und Erhöhung der MöSt (Kapitel 4.6) - bilden die Input-Output Matrix
2000, sowie die Verbrauchsausgaben der Konsumerhebung der Statistik Austria.
Das Vorgehen bei der Abschätzung der Verteilungswirkungen gliedert sich in zwei Schritte:
1) Berechnung der relativen Preisänderung aufgrund der Einführung der Maßnahme in
den einzelnen Sektoren mittels einer Input – Output – Analyse.
2) Abschätzung der Wirkung von Preisänderungen der einzelnen Güter bezugnehmend auf österreichische Haushalte unterschiedlicher Einkommensquartile.
Bundesarbeitskammer
29
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Input - Output Analyse
Der Wert des Outputs des Sektors j ist gleich der Summe der Inputkosten, Importkosten,
Arbeitskosten und den Profiten7.
(1) X j =
∑X
i
ij
+ M j + W j + OVA j
Xj ………..Höhe des Output des Sektors j
∑i X ij … Summe der Inputkosten aus den anderen Sektoren
Mj ……….Importkosten
Wj ……….Arbeitskosten
OVAj ……Profite
Im Weiteren werden die Importkosten, Arbeitskosten und Profite zu den Primär-InputKosten Vj zusammengefasst und die gesamte Gleichung mit Anschaffungspreisen Pj gewichtet.
(2) Pj X j =
∑a
i
ij
Pj X ij + V j
Durch Aufteilung des gesamten Werts des Outputs des Sektors j erhält man den Outputpreis pro Einheit des Gutes aus diesem Sektor:
(3) Pj =
wobei v j =
Vj
Xj
∑a
i
ij
Pj + v j
die Primär-Input-Kosten pro Outputeinheit darstellen.
Bei der weiteren Analyse wurden die Erhöhungen der km-Kosten aufgrund der einzelnen
Maßnahmen als zusätzliche Primär-Input Kosten eingeführt. Basis dafür bilden die direkten
sektorspezifischen Kosten des Straßenverkehrs. Somit erhöhen sich analog die PrimärInputkosten pro Output und in weiterer Folge auch der Preis der Outputgüter der Sektoren.
Abschätzung der Konsumwirkungen
Jene 15 Sektoren, in welchen die Preise von der Maßnahmeneinführung am stärksten betroffen sind, werden mit der Verteilung der Haushaltsausgaben nach Einkommensquartilen
des Jahres 2000 verglichen und qualitativ beurteilt. Tabelle 4-4 und Abbildung 4-4 zeigen
die Haushaltsausgaben in % der jeweiligen Ausgabenkategorien für Einkommensquartile.
Es zeigt sich, dass für alle Einkommensgruppen neben dem Zweck Verkehr die Ausgabenkategorien Lebensmittel, Wohnen und Erholung/ Freizeit die größten Anteile an den Haushaltsausgaben aufweisen. Die einkommensschwachen Gruppen sind vor allem in den Bereichen Wohnen und Lebensmittel stärker belastet als höhere Einkommensgruppen. So
7
Als Profite werden in einer Input-Output Tabelle jene Variablen bezeichnet die gewährleisten, dass sich die gesamte Tabelle im
Gleichgewicht befindet.
30
Informationen zur Umweltpolitik
ANALYSEMETHODEN ZUR ERMITTLUNG DER WIRKUNGEN
liegt der Anteil an den gesamten Konsumausgaben für Wohnen beim untersten Einkommensquartil um 9,8 %-Punkte höher als beim obersten Einkommensquartil, bei den Lebensmittelausgaben liegt der Unterschied bei 2,4%. Bei den Ausgaben für Kommunikation
und Bekleidung sind ebenfalls ärmere Haushalte stärker belastet als reichere.
Tabelle 4-4: Anteile der monatlichen Konsumausgabenausgaben nach Einkommensquartilen (in %)
Einkommensquartil
alle
1
2
3
4
Haushalte
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Lebensmittel, Alkoholfreie Getränke
13,2
14,8
13,8
13,3
12,4
Alkoholische Getränke, Tabakwaren
2,7
3,0
3,1
2,7
2,4
Bekleidung, Schuhe
6,6
5,6
5,8
6,3
7,6
Wohnen, Beheizung, Beleuchtung
23,5
30,4
25,2
22,8
20,6
Wohnungsausstattung
7,1
6,1
7,6
6,8
7,3
Gesundheit
2,4
2,3
2,2
2,2
2,6
15,0
8,5
14,3
15,1
17,5
Kommunikation
2,7
3,6
2,9
2,8
2,1
Erholung, Freizeit, Sport, Hobbys
12,3
11,6
11,1
12,5
13,1
Bildung
0,3
-
-
0,5
0,2
Cafés, Restaurants
Sonstige Ausgaben (Körperpflege,
Versicherungen, Kinderbetreuung, etc.)
5,6
5,6
5,3
5,7
5,6
8,7
8,5
8,5
9,2
8,5
Verkehr*
)
*) nicht enthalten sind in diesem Anteil Ausgaben für Kfz-Versicherungen, da diese einer anderen Gruppe nach der Klassifikation der
Verwendungszwecke des Individualverbrauchs (COICOP) zugewiesen sind. (In Tabelle 3-1 sind die Ausgaben für Kfz-Versicherungen
in den Pkw-Ausgaben enthalten)
Quelle: ST.AT 2002.
Bundesarbeitskammer
31
32
Al
ns
m
itt
ko
ho el, A
lis
lko
ch
ho
e
lf r
G
ei
et
e
rä
G
nk
W
et
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n,
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k
kw
le
Be
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en
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g,
un
S
g
c
W
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oh
he
el
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eu
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ch
sa
tu
ng
us
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at
tu
ng
G
es
u
Er
nd
ho
he
lu
it
ng
Ve
Ko
,F
rk
m
re
eh
m
ize
un
r
it,
ik
at
Sp
io
or
n
t,
H
ob
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C
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So
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ur
t ig
a
e
Au nt s
sg
ab
en
Le
be
Anteile nach Kategorien
und Einkommensquartilen
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Abbildung 4-4: Gliederung der Haushaltsausgaben nach Ausgabenkategorien und
Einkommensquartilen
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Informationen zur Umweltpolitik
über € 3.267
bis zu € 3.267
bis zu € 2.311
bis zu € 1.478
5. Trendszenario
Das „Trendszenario“ von 2005 bis 2020 wurde gemäß dem Stand der Arbeiten am
11.5.2005 zu den Energieszenarien Österreich (im Auftrag des Umweltbundesamtes) gewählt. Demnach sind gegenüber dem Jahr 2005 bis 2010 etwa +3,5% Personenkilometer
und +12% Tonnenkilometer im Inland zu erwarten. Bis 2020 steigen die Personenkilometer
um 8,5%, die Tonnenkilometer um fast 40%. Die höchsten Zuwachsraten erfolgen im Straßenverkehr (Tabelle 5-1, Tabelle 5-2, Tabelle 5-3).
Tabelle 5-1: Fahrleistung und Verkehrsleistung im Güterverkehr (TrendszenarioInlandsverkehr)
2005
2010
2015
2020
Straße (in Mio. Kfz-km)
9.175
10.103
11.065
12.037
Straße (in Mio. t-km)
40.232
45.681
51.845
58.270
Bahn (in Mio. t-km)
16.360
17.655
18.924
20.839
Donau (in Mio. t-km)
3.226
3.506
3.756
4.006
Abbildung 5-1: Entwicklung des Güterverkehrsleistung in Mrd. t-km zwischen 1990
und 2020 (Trendszenario)
90
80
60
50
40
30
20
10
0
19
90
19
92
19
94
19
96
19
98
20
00
20
02
20
04
20
06
20
08
20
10
20
12
20
14
20
16
20
18
20
20
Mrd. t-km p.a.
70
Donau
Bahn
Summe Straße Inland
Bundesarbeitskammer
33
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle 5-2: Fahrleistung und Verkehrsleistung im Personenverkehr (TrendszenarioInland)
2005
2010
2015
2020
Pkw (in Mio. Kfz-km)
55.318
58.356
60.930
63.326
Pkw (in Mio. P-km)
82.313
85.959
88.866
91.443
Bahn (in Mio. P-km)
8.541
8.480
8.387
8.287
18.763
19.096
19.386
19.633
ÖPNRV
(1)
(1)
(in Mio. P-km)
Busse (inklusive Reisebusse), Straßenbahn, U-Bahn
Abbildung 5-2: Entwicklung der Personenverkehrsleistung in Mrd. P-km zwischen
1990 und 2020 (Trendszenario)
140
120
Nicht motorisiert
ÖV
Mofa&Motorrad
PKW-Diesel
PKW Otto
Mrd Pers.-km
100
80
60
40
20
19
90
19
92
19
94
19
96
19
98
20
00
20
02
20
04
20
06
20
08
20
10
20
12
20
14
20
16
20
18
20
20
0
Jahr
Tabelle 5-3: Pkw-Fahrzeugbestand und durchschnittliche Fahrleistung
(Trendszenario)
2005
Pkw-Bestand (in Fahrzeugen)
davon mit Otto-Motoren
davon mit Diesel-Motoren
durchschnittliche Jahresfahrleistung (in
km/Pkw)
34
Informationen zur Umweltpolitik
2010
2015
2020
4.163.829
2.128.512
2.035.318
4.414.429
1.729.610
2.684.818
4.632.229
1.401.817
3.230.412
4.838.329
1.176.901
3.661.428
13.285
13.219
13.153
13.088
TRENDSZENARIO
Die Treibhausgasemissionen und Schadstoffemissionen werden für das Referenzszenario
sowie für alle Maßnahmen mit dem Modell GLOBEMI (Hausberger, 1997) berechnet (Kap.
4). Die Ergebnisse zeigen eine Zunahme der CO2-Emissionen im Inland um 2,6% bis 2010
gegenüber 2005. Insgesamt steigen die CO2-Emissionen des Verkehrssektors in der Inventur – also inklusive Tanktourismus - um knapp 2%. Das Modell sagt einen leichten
Rückgang des prozentuellen Tanktourismus bei steigenden absoluten Kraftstoffpreisen und
gleich bleibenden absoluten Preisdifferenzen zum Ausland voraus. Ob die Annahme gleich
bleibender absoluter Preisdifferenzen zum Ausland für die Zukunft zutreffend ist, kann derzeit aber nicht beurteilt werden da weitgehend von den politischen Entwicklungen abhängig. Die schwache Konjunkturentwicklung mit steigenden Kraftstoffpreisen und das LkwRoad-Pricing wirken derzeit jedenfalls leicht dämpfend auf die Verkehrsnachfrage. Bis
2020 wird ein Anstieg der CO2-Emissionen im Inlandsverkehr um etwa 10% vorhergesagt.
In der Gesamtbilanz inklusive Tanktourismus ergibt sich eine Zunahme um etwa 8% gegenüber 2005.
Über den für die Erreichung des Kyoto-Zieles relevanten Zeitraum 1990 bis 2010 steigen
die CO2-Emissionen im Inlandsverkehr um 20%, in der Bilanz wegen des stark gestiegenen
Tanktourismus um 68%. Die Zunahme um 68% im Trendszenario für den Verkehrssektor
wäre für die Einhaltung des Kyoto-Übereinkommens insgesamt sicher sehr ungünstig so
dass umsetzbare Maßnahmen im Verkehrssektor überlegt werden müssen.
Tabelle 5-4:
Entwicklung der CO2-Emisionen des Verkehrs im Referenzszenario
2005
MIV
Straßengüter
Sonstige
Verkehr im Ausland
Summe
10 014
4 569
3 433
6 536
24 551
2010
2015
[1000t CO2 p.a.]
10 029
10 065
4 959
5 464
3 502
3 560
6 470
6 528
24 960
25 617
2020
10 122
6 006
3 631
6 677
26 436
Bundesarbeitskammer
35
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Abbildung 5-3 zeigt die Entwicklung der CO2-Emissionen im Verkehr ab 1990 (inklusive
Off-Road). Es ist zu sehen, dass ein wesentlicher Teil des Anstieges auf den Auslandsverkehr zurückzuführen ist („Tanktourismus“) und dass für diesen ab 2004 kein weiterer Anstieg erwartet wird.8
Abbildung 5-3: Entwicklung der CO2-Emissionen des Verkehrs im Inland sowie des
infolge Tanktourismus nach Österreich anzurechnenden Verkehrs im
Ausland
30000
25000
Ausland
Inland Sonstige
Inland Straßengüter
Inland PKW
+69% von 1990 bis 2003
1000 t p.a.
20000
15000
10000
5000
Jahr
8
Zur unterschiedlichen Abgrenzung des Verkehrssektors relativ zu UBA (2005) siehe Fußnote 2 (Kapitel 1).
36
Informationen zur Umweltpolitik
8
20
20
20
1
4
20
16
20
1
2
20
1
20
10
20
08
20
06
4
20
0
20
02
0
20
0
19
98
6
19
9
4
19
9
2
19
9
19
90
0
6. Wirkungen der ausgewählten
Maßnahmen
Die ausgewählten Maßnahmen werden zunächst im Detail beschrieben und ihre Wirkung
auf die Verkehrsnachfrage abgeschätzt. Auf Basis der im Kapitel 3 dargestellten Modellansätze werden sodann die Wirkungen auf
-
Emissionen,
-
Beschäftigung und
-
Verteilung
ermittelt.
Im Hinblick auf die Fristigkeit der Maßnahmen wird eine Wirksamkeit derselben ab 1. Jänner 2006 unterstellt. Ausgenommen davon sind jene finanz- und ordnungspolitischen Maßnahmen, die einen längeren Vorlauf benötigen:
-
Lkw-Road Pricing (Ausweitung auf das gesamte Straßennetz): nach dem Vorlauf der technischen Implementierung wird eine Wirksamkeit ab 1. Jänner 2008
unterstellt.
-
Pkw-Road Pricing (gesamtes Straßennetz bzw. nur hochrangiges Netz): nach
dem Vorlauf des Ausbaus des öffentlichen Verkehrs und der technischen Umsetzung wird eine Wirksamkeit ab 1. Jänner 2008 unterstellt.
-
Substitutionsverpflichtung Biodiesel: Es wird die gesetzlich bereits fixierte Fristigkeit der steigenden Substitutionsverpflichtung untersucht.
-
Tempolimit (30/50/80/100): nach dem Implementierungsvorlauf wird eine Wirksamkeit ab 1. Jänner 2007 unterstellt.
Bezüglich der Veränderungen der Nachfrage nach Transportleistungen werden die in
Tabelle 6-1 zusammengefassten Annahmen hinsichtlich der Kosten bzw. Preise getroffen:
Bundesarbeitskammer
37
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle 6-1: Annahmen zu den privaten Kosten und Preisen für Transportleistungen
(Preisbasis 2005)
Leistung
Straßengütertransport
Kosten/Preise
€/tkm
0,12 €/tkm
0,036 €/tkm
Bahngütertransport
0,025 €/tkm
Pkw
0,11 €/
Fahrzeug-km
Öffentlicher
Verkehr
0,086 €/
Personen-km
a
Anmerkungen
Große Streuung, da wesentlich vom verwendeten Fahrzeug und der Transportentfernung abhängig.
Aus dem Intermediärverbrauch aller Aktivitäten an Güterstraßenverkehr
(STAT, I-O-Tabelle 2000) und den Transportspannen im Güterstraßenverkehr (Intermediärverbrauch, Sonderauswertung der STAT für die vorliegende Studie) lässt sich in Verknüpfung mit dem Gütererkehrsaufkommen auf
der Straße (wesentlich korrigierte Werte, im Zuge der Verkehrsprognose
2025+ ermittelt) ein österreichweiter Durchschnitt von 0,92 €/Lkw-km
ermitteln und korrespondierend 0,12 €/tkm. Dieser Wert wird für die Schätzung der Reaktion der Güterverkehrsnachfrage auf Preis-Maßnahmen im
Güterstraßenverkehr verwendet. Die Reaktion der Verkehrsnachfrage wird
durch Elastizitäten implementiert, die Verwendung dieses Durchschnittswertes der Ausgangskosten (die höher liegen als für einzelne Straßengüterverkehrssegmente) führt daher zu einer tendenziell konservativen Schätzung
der Reaktion.
Dieser Wert wird von Herry (2001), Puwein (2000) zitierend, als Untergrenze der Kosten angegeben (exkl. Lkw-Road Pricing). Der Wert wird in
der vorliegenden Studie für die Ermittlungen der Einsparungen im Straßengüterverkehr verwendet (Ausweitung Lkw-Road Pricing auf das gesamte,
auch niederrangige Straßennetz), um auch hierbei eine konservative Schätzung zu gewährleisten (die Nachfrage nach Güterstraßenverkehr fällt in
einem Ausmaß weg, die mit zumindest diesem Wert je tkm monetär zu
bewerten ist).
Unterer Durchschnitt einer Reihe von Untersuchungen (vgl. Herry, 2001).
Dieser untere Durchschnitt wird in der vorliegenden Untersuchung verwendet, insbesondere um die allenfalls auftretenden positiven Effekte einer
verstärkten Nachfrage nach Bahn-Gütertransportleistungen nicht zu überschätzen. Realiter wird dieser Wert sicherlich überschritten und hängt von
einer Vielzahl von Faktoren ab (z.B. Stückguttransport, Verfügbarkeit eines
Bahnanschlusses, zu transportierende Container-, Waggon- oder Zugladungen).a Die im Verhältnis geringeren Kosten pro tkm im Bahntransport sind
mitbedingt durch die Art der primär beförderten Güter (großer Massengutanteil). Für das Verlagerungspotenzial ist von höheren Kosten auszugehen.
Für eine konservative Schätzung wird dennoch hier der bisherige Durchschnitt unterstellt.
Hierbei handelt es sich um die variablen Kosten der Pkw-Benützung. Diese
entfernungsabhängigen Kosten von 0,11 €/Kfz-km ergeben sich aus den
entfernungsabhängigen Pkw-Verkehrsausgaben gemäß Konsumerhebung
1999/2000 und den Fahrleistungsdaten der Verkehrsprognose 2025+. Da
sich der Besetzungsgrad durch die im Rahmen dieser Studie angenommenen
Maßnahmen ändert, werden für die Ermittlung der Wirkungen der Maßnahmen die Kosten pro Fahrzeug-km herangezogen.
Diese Kosten für den ÖV-Benutzer (Preise des ÖV) stellen einen Mischsatz
unter Berücksichtigung folgender Daten dar: Für den Bahn-Personenverkehr
werden Tarife von 0,081 €/Personen-km bei Annahme von 40% Fern- und
60% Nahverkehr angesetzt; Fahrten mit dem Bus schlagen mit 0,09
€/Personen-km (Durchschnitt für Busnah- und Regionalverkehr) zu Buche;
der ÖPNV (öffentliche Personen-Nahverkehr) verursacht Kosten in Höhe
von 0,10 €/Personen-km (konservativer Wert anhand der Kosten für Kurzstrecken und Zeitkarten); für alle Teilbereiche des öffentlichen Verkehrs
werden die bestehenden Ermäßigungen (z.B. VorteilsCard der ÖBB, Zeitkarten usf.) angenommen. Es handelt sich daher, wie bei den Kosten des
Pkw-Verkehrs um die direkten marginalen Kosten für die Benützer/innen
des Verkehrsmittels.
Wichtig ist, zu betonen, dass die Relation der Beschäftigungseffekte durch Einnahmen oder Ausgaben im Straßengüter- und Bahngüterverkehr durch das Verhältnis der hier angenommenen Kosten pro tkm bestimmt ist.
38
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
6.1
Ausbau der Bahn (Schienennetz, Fahrzeuge) zur
Attraktivierung des ÖV
Maßnahmenbeschreibung
Es erfolgen € 5,6 Mrd. Investitionen in Infrastruktur und rollendes Material zwischen 2006
und 2009 (entsprechend € 1,4 Mrd. pro Jahr zusätzliche zu den bereits geplanten Investitionen der ÖBB; davon werden rund € 1,2 Mrd. für Schieneninfrastrukturen und Verkehrssteuerung veranschlagt, die Anschaffung von Schienenfahrzeugen schlägt mit rund € 200
Mio. zu Buche)9. Es wird angenommen, dass durch die Investitionen die Attraktivität des
rollenden Materials erhöht und ein optimierter Taktfahrplan angeboten wird. An Bahnhöfen
werden bei Bedarf Park & Ride Plätze erweitert bzw. geschaffen. Die Tarife bleiben gegenüber heute unverändert (konstante Realpreise). Die Kosten der Maßnahmen für die Planung, Erstellung und den Betrieb des Taktfahrplanes sowie der Mobilitätszentralen werden
mit rund € 115 Mio. pro Jahr angenommen. Die gesamten zusätzlichen Aufwendungen pro
Jahr betragen damit € 1,52 Mrd.
Weitere Informationen
Laut Generalverkehrsplan sind für den Zeitraum 2005-2010 für Österreich ÖBBInfrastrukturmaßnahmen von durchschnittlich jährlich € 1,21 Mrd. bereits beschlossen, vorerst nur geplant sind zusätzlich durchschnittlich jährlich € 1,24 Mrd.10. Laut Standard vom
25.2.2005 stehen rund € 230 Mio. in den kommenden zwei bis drei Jahren für den Ankauf
von neuem Wagenmaterial zur Verfügung. Im ÖBB-Rahmenplan wird festgeschrieben, in
welche Strecken der Hauptachsen (Donau, Tauern, Brenner Arlberg Pontebbana,
Pyhrn/Schober, Raum Wien) investiert werden wird. Laut derzeitigen Informationen über
den bislang unveröffentlichten ÖBB-Rahmenplan 2005-2010 sind Infrastrukturmaßnahmen
in Höhe von durchschnittlich € 1,329 Mrd. /Jahr vorgesehen.11
Die SBB investieren bis ca. 2020 30 Mrd. CHF in neue Projekte (Ausbau der Schieneninfrastruktur, Tunnel, Anschluss an Hochgeschwindigkeitsstrecken), also nicht in den Erhalt
und die Verbesserung bestehender Strecken; dies entspricht in etwa € 1,2 Mrd. pro Jahr,
wobei allerdings das Streckennetz der SBB nur rund halb so groß ist wie jenes der ÖBB
(SBB, 2004).
Wirkungen auf den Personen- und Güterverkehr
Die vorliegende Maßnahme für den Ausbau der Bahn enthält eine Reihe von Investitionen
in die Schieneninfrastruktur, die sowohl dem Personen- als auch dem Güterverkehr zugute
9
Ein detaillierter Investitionsplan kann im Rahmen dieses Projektes nicht dargestellt werden. Es kann auch nicht festgestellt werden,
inwieweit überhaupt ausreichend baureife und sinnvolle Projekte im Zeitraum bis 2009 vorhanden sind.
10
Der Standard vom 23.9.2004, Wien 2004.
11
Der Standard vom 25.2.2005, Wien 2005 und Profil Nr. 7 vom 14.2.2005.
Bundesarbeitskammer
39
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
kommen. In diesem Kapitel wird hinsichtlich der Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage und
die Emissionseffekte nur der Personenverkehr betrachtet. Die Effekte auf den Güterverkehr
durch die Maßnahme werden in Kapitel 6.9 (Ausbau des kombinierten Verkehrs) ermittelt.
Hinsichtlich der Beschäftigungseffekte der Investitionsausgaben (ohne jedoch die Wirkungen durch die Verkehrsverlagerungen im Güterverkehr) lässt sich jedoch diese Trennung
nicht vornehmen; dies bedeutet, dass in diesem Kapitel Beschäftigungseffekte bei der Errichtung der Schieneninfrastrukturen ausgewiesen werden, die sowohl dem Personen- als
auch dem Güterverkehr zugute kommen.
6.1.1
Wirkung auf die Verkehrsnachfrage
Die Auswirkungen eines Investitionsschubes dieser Größenordnung auf die Verkehrsnachfrage lassen sich in dieser Studie nur größenordnungsmäßig ermitteln. Gemäß den Analysen in Pischinger et al. (1997) können etwa die in Tabelle 6-2 angegebenen Auswirkungen
auf die Verkehrsnachfrage erwartet werden. Es wird angenommen, dass 85% der zusätzlichen Personen-km im Bahnverkehr durch Verlagerungen des MIV auf die Bahn zustande
kommen. Der übrige Zuwachs im Bahnverkehr stammt zu einem (geringen) Teil von anderen Verkehrsarten als dem MIV, ein Teil sind neu generierte Fahrten durch die Attraktivitätssteigerung. Zudem verbleiben die Fahrten Haus - Station, die zum Teil mit MIV erfolgen. Die Personenkilometer des MIV sind etwa 10-mal höher als die im Bahnverkehr, damit
sinken die Personen-km im MIV um etwa 1,38% infolge der 15% Zunahme der Personenverkehrsleistung der Bahn.
Tabelle 6-2: Wirkung der Ausbaumaßnahmen im Bahn-Personenverkehr auf die
Verkehrsnachfrage
Änderung absolut in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
6.1.2
Personen-km
MIV
-1.203
-1,38%
Kfz-km MIV
-801
-1,36%
Personen-km
Bahn
1.272
15,0%
Summe P-km
69
0,1%
Wirkung auf Emissionen
Die Emissionen wurden mit dem Modell GLOBEMI Hausberger (1997) unter Vorgabe der
geänderten Verkehrsnachfrage berechnet. Die Reduktion der Fahrleistung im MIV wurde
mit Kfz-km dargestellt und wie die Personen-km vorwiegend auf Autobahn und Außerortstraßen angesetzt. Der Effekt auf die Emissionen ist entsprechend der Änderung der MIVkm eher gering.
40
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Tabelle 6-3: Wirkung der Ausbaumaßnahmen im Bahn-Personenverkehr auf die
Emissionen des Verkehrs im Inland
Energie
CO2
NOx
Partikel
HC
CO
SO2
[GWh]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
2005
0
0
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
2010
-331
-115
-0,18
-0,01
-0,04
-0,42
0,01
2015
-337
-117
-0,14
-0,01
-0,02
-0,26
0,01
2020
-343
-119
-0,14
0,00
-0,02
-0,19
0,01
% Änderung mit Maßnahme zu Trendszenario Inlandsverkehr
2005
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
2010
-0,5%
-0,6%
-0,2%
-0,2%
-0,2%
-0,4%
2,6%
2015
-0,5%
-0,6%
-0,2%
-0,2%
-0,1%
-0,3%
2,3%
2020
-0,5%
-0,6%
-0,3%
-0,2%
-0,1%
-0,2%
2,1%
6.1.3
Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung
Die Wirkungen auf die Beschäftigung des vorgeschlagenen Maßnahmenpakets (Ausbau
des ÖV, insbesondere Schieneninfrastruktur) schlagen erwartungsgemäß einerseits im
Baugewerbe und im Bereich des Öffentlichen Verkehrs zu Buche, andererseits wird durch
die Finanzierung der Maßnahmen zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs der private Konsum für die Dauer der Investitionen reduziert.
Dabei wird folgende Wirkungsweise unterstellt:
1. Zunächst werden für die Schieneninfrastruktur Ausgaben getätigt, die in den Bereichen der Bauwirtschaft, der technischen Anlagen (Schienen, Steuerungstechniken,
Fahrzeuge etc.) sowie der Planung und des Betriebes eines Taktfahrplans (z.B. Datenverarbeitungsdienstleistungen) wirksam werden. Die Ausgaben für den Betrachtungszeitraum betragen hierbei rund € 1,52 Mrd. p.a. (Investitionen und Taktfahrplan).
2. Diese Ausgaben führen zu einer Veränderung des Verkehrsverhaltens, und zwar
hinsichtlich der verstärkten Nachfrage nach Verkehrsleistungen auf der Bahn bei
gleichzeitiger Reduktion der privaten Kfz-Nutzung. Dies bedeutet, dass die privaten
Haushalte sich einerseits Ausgaben (in diesem Fall variable Kosten der Autobenützung) ersparen, und die frei werdenden Mittel für den Bahnverkehr ausgeben. Einerseits wird angenommen, dass durch die verstärkte Nachfrage nach ÖVLeistungen zusätzliche Nachfrage im Ausmaß von rund € 54 Mio. pro Jahr entsteht
(Steigerung der Nachfrage um 1.272 Mio. Personen-km); gleichzeitig reduzieren
sich die gefahrenen Kilometer im Pkw bis 2010 um 817 Mio. Fzg-km, was einer Ersparnis an (variablen) Pkw-Ausgaben in Höhe von rund € 45 Mio. entspricht.
3. Zur Finanzierung der Investitions- und Betriebsausgaben wird angenommen, dass
diese zeitgleich durch allgemeine Steuermittel abgedeckt werden, was wiederum
Bundesarbeitskammer
41
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
die privaten Konsumausgaben im Saldo (d.h. unter Einrechung der höheren Verkehrsausgaben für die Benutzung des öffentlichen Verkehrs) um rund € 1,46 Mrd.
reduziert. Eine (Teil-) Finanzierung kann mittels der Anhebung der Mineralölsteuer
(MöSt) erfolgen.12, 13
Die Tabelle 6-4 und die Abbildung 6-1 zeigen im Überblick die kurzfristigen Beschäftigungswirkungen der Maßnahmen zum Ausbau des Öffentlichen Verkehrs. Der größte positive (direkte) Beschäftigungseffekt ergibt sich dabei in der Bauwirtschaft, in welcher rund
10.500 Personenjahre an Beschäftigung geschaffen oder gesichert werden; zusammen mit
den Effekten in den Zulieferbranchen (rund 3.500 Personenjahre) und den sekundären
Effekten durch höhere Konsumausgaben infolge des gesamten Einkommensanstiegs ergibt sich der Gesamteffekt von rund 18.800 Personenjahre durch Ausgaben in der Bauwirtschaft. Der größte negative Beschäftigungseffekt ergibt sich durch die Verringerung von
privaten Konsumausgaben infolge der Finanzierung der Investitionen in Höhe von insgesamt rund 22.000 Personenjahren.
12
De facto werden derartige Investitionsvorhaben kreditfinanziert. Eine Rückzahlung der Kredite erfordert jedoch für die Zukunft die
Inanspruchnahme von Steuermitteln, wodurch private Konsumausgaben in der Zukunft reduziert werden. Eine Kreditfinanzierung bedeutet also im einfachsten Fall lediglich eine Verschiebung der Auswirkungen auf die Konsumausgaben. Unberücksichtigt bleiben jene durch die Investition hervorgerufenen Wachstums- und Einkommenseffekte, die die Rückzahlung von Krediten in der Zukunft erleichtern. Es ist Grundannahme der vorliegenden Untersuchung, dass die Investitionsausgaben zeitgleich finanziert werden, um auch
die gegenläufigen Effekte in vollem Ausmaß darstellen zu können. Diese Annahmen sind für die Problemstellung der vorliegenden
Untersuchung ausreichend; wie das IHS nachgewiesen hat (Grossmann et al., 2002; Felderer und Schuh, 2005). Demnach gehen insbesondere von Schieneninfrastrukturinvestitionen Wachstums- und Produktivitätsimpulse aus, welche dazu führen, dass staatliche
Ausgaben in diesem Bereich einen erheblichen und auch langfristig wirksamen Wachstumsimpuls, welcher sich auch bei Berücksichtigung der Mittelaufbringung selbst einstellt (Nettoeffekt), mit sich bringen.
13
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wird angenommen, dass öffentliche Investitionen durch die Zahlung von Steuern die
privaten Konsumausgaben reduzieren. Diese Annahme beruht auf der Steuerinzidenz, d.h. auf der Ermittlung der Träger einer Steuerlast. Letzen Endes können einerseits private Konsumausgaben direkt reduziert werden, oder es werden andererseits andere Endnachfragekomponenten (z.B. Investitionen von Unternehmen) oder die Gewinne der Unternehmen reduziert. Auch letztere bewirken (wenn
auch verzögert und in indirekter Form) eine Reduktion des Einkommens privater Haushalte. Da im Rahmen dieser Untersuchung Überlegungen diesbezüglich nicht möglich sind, wird vereinfachend von einer Veränderung des privaten Konsums ausgegangen.
42
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Tabelle 6-4: Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch den Ausbau des
Öffentlichen Verkehrs (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010)
Beschäftigungseffekte
NachfrageBranche (wirtschaftliche
Aktivität gemäß I/O-Tabelle änderung
sowie MULTIMAC-Modell) (in Mio. €)
Erdölverarbeitung
-34
Elektrotechnische Einrichtungen
120
Bauwesen
1.080
Handel, Reparatur
-9
Straßen-, Bahn- und Busverkehr
155
Geld- und Kreditwesen,
Versicherungen
-2
F&E, unternehmensbezogene DL
15
Konsum privater Haushalte
-1.462
Investitionen Fahrzeuge
138
Nettoeffekte
0
Direkt
Indirekt
Primär
Sekundär
Insgesamt
-14
-8
-22
-18
-40
558
10.576
-159
319
3.508
-28
877
14.083
-186
401
4.688
-48
1.278
18.772
-234
1.562
1.225
2.787
815
3.602
-15
-7
-22
-11
-33
205
-11.896
684
1.502
7
-5.379
223
-139
213
-17.275
908
1.362
70
-4.745
328
1.480
283
-22.020
1.235
2.842
Abbildung 6-1: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs (inklusive Zulieferbranchen und Einkommenseffekten)
25.000
18.772
15.000
10.000
3.602
5.000
1.278
2.842
1.235
283
-33
0
-40
-234
-5.000
-10.000
-15.000
-20.000
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In
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n
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rb
ve
ot
ec
h
kt
r
El
e
kt
-22.020
-25.000
Er
dö
l
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
20.000
Bundesarbeitskammer
43
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Quantitativ ergibt sich aus dem Ausbau des Öffentlichen Verkehrs ein insgesamt positiver
kurzfristiger Beschäftigungseffekt von rund 2.800 Personenjahren netto, d.h. unter Berücksichtigung der Finanzierung der Maßnahmen über Steuern (deren Einhebung zu einer Verringerung von privaten Konsumausgaben führen). Dieser positive Beschäftigungseffekt
resultiert insbesondere aus der vergleichsweise hohen Beschäftigungsintensität in der
Bauwirtschaft und dem öffentlichen Verkehr, und stellt nicht nur direkte Wirkungen in den
jeweiligen Branchen dar, sondern schließt auch die Wirkungen der Nachfrageveränderungen bei Vorleistungen sowie die Veränderungen des Einkommens und damit der privaten
Konsumausgaben in allen Branchen ein.
Die qualitativen Beschäftigungswirkungen ergeben sich aus den Verschiebungen zwischen
den einzelnen Branchen. Die wesentlichen positiven Wirkungen der Maßnahme bestehen
in der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen im Bauwesen, im öffentlichen Verkehr
sowie im Fahrzeugbau.
Verschiebungen von Arbeitsplätzen zur Bauwirtschaft sichern zwar Arbeitsplätze, die Arbeitnehmer/innen mit geringerer Qualifikation und damit ansonsten vergleichsweise
schlechten Beschäftigungsmöglichkeiten am Arbeitsmarkt in Anspruch nehmen. Dies
schafft unterdurchschnittliche Einkommensmöglichkeiten für am Arbeitsmarkt Benachteiligte (Rechnungshof, 2004; OÖ-AK, 2004a). Andererseits werden in der Bauwirtschaft kaum
qualitativ hochwertige Arbeitsplätze geschaffen; Arbeitsplätze in dieser Branche sind mit
hohen physischen Belastungen, Immissionen am Arbeitsplatz (Lärm, Staub, Schmutz) und
mit einer hohen Unfallgefahr verbunden (Fasching, 1998). Auch hinsichtlich der Vorleistungen der Bauwirtschaft (die bedeutsamsten sind neben der Bauwirtschaft selbst die Verarbeitung von Steinen und Erden sowie die Herstellung von Metallerzeugnissen) trägt eine
Ausweitung der Nachfrage zur Schaffung bzw. Sicherung von Arbeitsplätzen eher unterdurchschnittlicher Qualität bei.
Arbeitsplätze im Öffentlichen Verkehr sind qualitativ zwar in einer größeren Bandbreite zu
beurteilen - die Bereitstellung von Verkehrsdienstleistungen ist zu einem kleineren Teil mit
hochwertigen Planungs- und Organisationsaufgaben verbunden, zu einem größeren Teil
jedoch mit Arbeiten im Bereich des Lenkens von Fahrzeugen, Kontroll- und Verkaufsdienstleistungen. „Diese Arbeitnehmer/innen leiden massiv vor allem unter der unsicheren
wirtschaftlichen Zukunft, den Arbeitsbelastungen, dem großen Reformdruck und dem geringen Ansehen ihrer Berufsgruppe“ (OÖ-AK, 2004b). Dies zeigt, dass zwar einerseits
durch ein gezieltes Programm zum Ausbau des Öffentlichen Verkehrs durchaus Stressund Unsicherheitsfaktoren der Arbeitsplatzqualität verbessert werden können, allerdings
andere Einflussgrößen auf die Qualität der Arbeit (z.B. Schicht- und Wochenendarbeit)
nicht verbessert werden. Hinsichtlich des Einkommens zeigt sich, dass die Arbeitsbelastungen kaum ausgeglichen werden, da im Verkehrsbereich zwar eine größere Schwankungsbreite resultiert, aber insgesamt nur eine durchschnittliche Bezahlung festzustellen
ist. Bezüglich der Vorleistungsverflechtung zeigt sich, dass neben der Branche selbst einerseits wenige Arbeitsplätze in der Mineralölverarbeitung (Treibstoffe), andererseits teil-
44
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
weise durchaus qualitativ hochwertige Arbeitsplätze in den Bereichen Handel und Reparatur sowie Unternehmensdienstleistungen und Beratung geschaffen werden.
Investitionen in Fahrzeuge sind, da in der I/O-Tabelle nicht in Schienen- und Straßenkraftfahrzeuge getrennt wird, hinsichtlich der Arbeitsplatzqualität nur im Durchschnitt zu beurteilen. Sicherlich liegt das Qualifikationsniveau von Facharbeiter/innen im Bereich des Fahrzeugbaus über jenen in der Bauwirtschaft, auch das Einkommen ist über dem Durchschnitt
der Sachgütererzeugung sowie der Bauwirtschaft. Allerdings ist die Belastung von Arbeitsnehmer/innen hinsichtlich Lärm, Schmutz, Staub und Hitze bei Metall- und Maschinenberufen relativ hoch. Auch in den Zulieferbranchen dominieren die Eisen- und Metallbearbeitung, Maschinen- und Kunststoffindustrie, welche darüber hinaus auch teilweise mit gefährlichen Arbeitsstoffen belastet sind.
Der Rückgang von Ausgaben für privaten Konsum reduziert einerseits Ausgaben im Bereich der täglichen als auch einmaligen Konsumausgaben, insbesondere in den Bereichen
Wohnen, Ernährung, Textilien, Tourismus, und vor allem auch im Handel und in Dienstleistungsberufen. Hierbei ergibt sich sicherlich eine insgesamt „durchschnittliche“ Qualität der
Arbeit. Eine genauere Differenzierung ist hierbei nicht möglich, da nicht bekannt ist, welche
privaten Konsumausgaben im Falle einer Finanzierung des Ausbaus des öffentlichen Verkehrs im konkreten Fall vermindert würden; für den Fall der Finanzierung durch die Anhebung der Mineralölsteuer sind qualitative Beschäftigungseffekte, wie sie in Kapitel 6.7.3
beschrieben sind, zu erwarten.
Insgesamt ergibt sich also beim Ausbau des Öffentlichen Verkehrs ein deutlich positiver
quantitativer Beschäftigungseffekt, der insbesondere in Branchen wirkt, welche einerseits
Einkommensmöglichkeiten für „Problemgruppen“ am Arbeitsmarkt (z.B. Arbeitnehmer/innen mit Lehrabschluss, geringerer Qualifikation) bieten, andererseits aber mit qualitativ nur unterdurchschnittlichen Arbeitsplätzen aufwarten.
6.1.4
Verteilungswirkungen
Einkommensspezifische Verteilungswirkungen
Die in Tabelle 6-5 aufbereitete österreichische Datenlage zeigt, dass das unterste und das
oberste Einkommensquartil stärker die Bahn nutzen als die mittleren Einkommensklassen.
Niedrige Einkommensgruppen haben zwar eine gesamt gesehen geringere Verkehrsleistung als höhere Einkommensgruppen, der Anteil des ÖV insgesamt (Bahn und andere) an
der Verkehrsleistung ist allerdings viel höher als jener der obersten Einkommensgruppe
(vgl. Tabelle 4-4 und Abbildung 4-3). Die oberste Einkommensgruppe weist absolut eine
deutlich höhere Verkehrsleistung, sowohl im MIV als auch im ÖV auf.
Bundesarbeitskammer
45
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle 6-5: Aufteilung der Verkehrsleistung (Pkm pro Werktag) mit der Bahn auf
Haushalte nach Einkommensklassen (Ausgangslage)
Einkommensquartil
Verkehrsleistungsanteil in %
1
2
3
4
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
28,6
21,2
23,7
26,4
Quelle: HERRY und SAMMER 1999, Rohdaten, ST.AT 2002, eigene Berechnungen
Mittlere Einkommensgruppen nutzen eher den Pkw. Zur Gruppe der untersten Einkommensgruppen zählen auch Pendler, die mit der Bahn zur Arbeit fahren, während höhere
Einkommensgruppen die Bahn insbesondere auch für weitere Strecken nutzen.
Da keine Studien vorliegen, die die auf eine Attraktivierung der Bahn folgende zusätzliche
Inanspruchnahme nach Einkommensklassen differenzieren (oder belegen, dass eine solche Differenzierung vorliegt), gehen wir davon aus, dass die zusätzliche Nutzung im Wesentlichen der derzeitigen Benützungsstruktur nach Einkommensklassen folgt. In jedem
Fall erfahren auch die bereits derzeit Nutzenden durch eine solche Attraktivierung der
Bahn Vorteile, und deren Verteilung nach Einkommensklassen, wie in Tabelle 6-6 angegeben, ist bekannt.
Unter diesen Gesichtspunkten kommt eine Attraktivierung der Bahn allen Nutzerinnen zugute, insbesondere den beiden am Rand des Einkommensspektrums liegenden Einkommensgruppen.
Die Verteilungswirkung eines Bahn-Ausbaus wird über den Aspekt der Verteilung der
Nutznießer hinaus wesentlich von der Verteilung der Finanzierung desselben bestimmt.
Zur Teil-Finanzierung aus dem Verkehrssektor könnte z.B. eine Erhöhung der MöSt herangezogen werden (zu deren Verteilungswirkung siehe Abschnitt 6.7.4 im Folgenden). Die
Finanzierung aus einem anderen oder dem allgemeinen Steueraufkommen wäre in ihrer
Verteilungswirkung dann durch jene des (jeweiligen) österreichischen Steuer(teil)systems
bestimmt.
6.2 Attraktivierung und Ausbau des ÖPNRV (Busse,
Straßenbahn und U-Bahn)
Maßnahmenbeschreibung
Der öffentliche Personenregionalverkehr (ÖPNRV, Straßenbahn-, U-Bahn- und Bus) wird
zwischen 2006 und 2009 um insgesamt € 2 Mrd. ausgebaut (€ 500 Mio. pro Jahr). Die Investitionen werden in neue Fahrzeuge sowie Infrastruktur getätigt. Damit wird die Taktfrequenz vor allem in den Spitzenzeiten in der Stadt und vom Umland in die Stadt erhöht und
46
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
der ÖPNRV attraktiviert und beschleunigt. Investitionen in bauliche Maßnahmen umfassen
rund € 250 Mio. (z.B. Busspuren, Schieneninfrastruktur), in Fahrzeuge rund € 240 Mio. und
in Mobilitätsmanagement und Verbesserung der Integrierung der Verkehrsverbünde
€ 10 Mio.
Weitere Informationen
Da Investitionspläne auf regionaler Ebene für gesamt Österreich in unterschiedlichem Detailgrad vorliegen, und auch zu unterschiedlichen Kosten durchführbar sind, werden im
Folgenden Größenordnungen für solche Investitionen genannt. Beispielhaft wird in größerer Tiefe auf die ÖPNRV-Investitionskosten im Verkehrsraum Graz eingegangen sowie
deren Auswirkungen auf die Verkehrsnachfrage dargestellt.
Die Investitionskosten für einen Kilometer Straßenbahnlinie liegen etwa bei € 10 Mio, die
eines Kilometer U-Bahnlinie bei € 110-220 Mio. Die Investitionen für Fahrzeuge liegen bei
einer Niederflurstraßenbahn (27m Länge) bei € 2 Mio. die der Busse (ebenfalls je nach
Größe) zwischen € 220.000 und € 370.000. Lichtsignalanlagen können mit rund € 250.000
veranschlagt werden. Eine Maßnahme zur Attraktivierung des ÖPNV ist die Fahrgastinformation an Haltestellen, die die Wartezeiten auf die nächsten Straßenbahnen oder Busse
angeben. Eine Stele kostet je nach bereits verfügbarer Infrastruktur zwischen € 15.000 und
50.000.
Für Graz hat dieses System der Fahrgastinformation beispielsweise insgesamt € 8,7 Mio.
gekostet (darin enthalten waren 120 Stelen, Betriebleitsystem, Bordrechner für 60 Straßenbahnen und 200 Busse, Umrüstung, oder etwa Datenfunk)14. Die Betriebskosten sind
vom Verkehrsmittel, der Streckenlänge und der durchschnittlichen Beförderungsgeschwindigkeit abhängig und liegen für eine Streckenlänge von 20 km und eine Betriebzeit von
12h/Tag beim Bus um € 400.000/Jahr und bei der Straßenbahn bei € 1 Mio./Jahr (Steininger et al., 2005).
In der Steiermark wurden für Steirertakt, P&R und Verkehrsverbund innerhalb der letzten
10 Jahre € 500 Mio. pro Jahr investiert. Der ÖV stieg im Zeitraum zwischen 1988 und 1999
durch den Steirertakt um durchschnittlich 0,9% /Jahr. Aufgrund des stärkeren Anstiegs des
Kfz-Verkehrs in diesem Zeitraum von 2,7% pro Jahr sank allerdings der ÖV Anteil des
stadtgrenzüberschreitenden Verkehrs (Fahrten) von 15,7% auf 13,2% (Amt der Steiermärkischen Landesregierung, 2003). Eine Haushaltsbefragung in Graz bzgl. der Wirkung der
neuen Niederflurstraßenbahnen ergab eine Verschiebung des Modal Split von 1 %-Punkt
von 9 auf 10 % unter ceteris paribus Annahme.
6.2.1
Wirkung auf die Verkehrsnachfrage
Die Auswirkungen eines Investitionsschubes dieser Größenordnung auf die Verkehrsnachfrage lassen sich im Rahmen dieser Studie nur größenordnungsmäßig ermitteln. Gemäß
14
Informationen des Amts für Verkehrsplanung, Magistrat Graz, Gespräch mit Herrn DI Fischer.
Bundesarbeitskammer
47
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
den zuvor beschriebenen Informationen und den Analysen in Pischinger et al. (1997) können etwa 10% Zuwachs der Personenkilometer im ÖPRNV angenommen werden. Im Emissionsmodell GLOBEMI bestehen die Busse aus Reise- und Linienbussen, eine Wirkung
der Maßnahme kann nur auf die Verkehrsleistung der Linienbusse erwartet werden. Die
zusätzlichen Personen-km im Busverkehr werden im Modell durch neu angeschaffte EURO 4 Busse dargestellt15. Es wird angenommen, dass 70% der zusätzlichen Personen-km
im ÖPRNV vom MIV verlagert werden. Der übrige Zuwachs im ÖPNRV stammt zu einem
Teil vom nicht motorisierten Verkehr, ein Teil sind neu generierte Fahrten durch die Attraktivitätssteigerung. Tabelle 6-6 fasst die Verschiebungen im Verkehrsmengengerüst zusammen.
Tabelle 6-6: Wirkung der Ausbaumaßnahmen im ÖPRNV auf die
Verkehrsnachfrage
Personenkm MIV
Änderung absolut
in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
6.2.2
-793
-0,9%
Kfz-km MIV
-526
-0,89%
Personenkm Bus
771
5,0%
Kfz-km Bus
Personen-km
ÖPNV-el.
25
369
4,77%
10,0%
Summe
P-km
347
0,3%
Wirkung auf die Emissionen
Die Emissionen wurden mit dem Modell GLOBEMI (Hausberger, 1997) unter Vorgabe der
geänderten Verkehrsnachfrage berechnet. Die Reduktion der Fahrleistung im MIV wurde
für Pkw-km, Motorrad-km und Mofa-km vorgegeben und vorwiegend innerorts angesetzt.
Damit verringern sich auch die wegen der Kaltstartemissionen relevanten Anteile von
Kurzstreckenfahrten etwas.
Das berechnete Reduktionspotenzial ist in Tabelle 6-7 dargestellt. Die Zunahme in der ÖV
Personenverkehrsleistung um ca. 10%, was bis 2010 realisierbar erscheint, hat auf die
gesamten verkehrsbedingten Emissionen in Österreich nur geringen Einfluss. Lokal können die Wirkungen natürlich beträchtlich höher sein. Der Ausbau des ÖV hat natürlich auch
wichtige soziale und ökonomische Effekte.
15
Personenkilometer von neu angeschafften Bussen führen zu geringeren spezifische Emissionen als wenn die höhere Verkehrsleistung
von der Busflotte des Trendszenarios durch höhere Einsatzzeiten je Bus erbracht würden.
48
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Tabelle 6-7: Wirkung der Ausbaumaßnahmen im ÖPNRV auf die Emissionen des
Verkehrs im Inland
Energie
CO2
NOx
Partikel
HC
CO
SO2
[GWh]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
2005
0
0
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
2010
-283
-75
-0,10
-0,01
-0,07
-0,56
0,00
2015
-285
-76
-0,06
-0,01
-0,04
-0,36
0,00
2020
-288
-77
-0,06
0,00
-0,03
-0,27
0,00
% Änderung mit Maßnahme zu Trendszenario Inlandsverkehr
2005
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
2010
-0,4%
-0,4%
-0,1%
-0,2%
-0,3%
-0,5%
-0,3%
2015
-0,4%
-0,4%
-0,1%
-0,2%
-0,3%
-0,4%
0,0%
2020
-0,4%
-0,4%
-0,1%
-0,1%
-0,2%
-0,3%
-0,3%
6.2.3
Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung
Die Ausgaben zur Attraktivierung des Öffentlichen Personennahverkehrs bestehen insbesondere aus Ausgaben für Infrastrukturen und Fahrzeuge (z.B. Straßenbahnen, Busspuren). Die Wirkungskette ist ähnlich wie in Kapitel 6.1.3 beschrieben, betrifft jedoch den
Nah- und Regionalverkehr mit einer unterschiedlichen Struktur der Investitionen sowie einer geänderten Nachfrage nach Verkehrsleistungen:
1. Durch die Ausgaben für Infrastrukturen und Fahrzeuge entsteht Wertschöpfung und
Beschäftigung in diesen Branchen (Bauwirtschaft, Fahrzeugindustrie). Die Investitionen werden einerseits in bauliche Maßnahmen (z.B. Busspuren, Bevorrangung,
Schieneninfrastruktur; rund € 250 Mio. p.a.) getätigt, andererseits werden Fahrzeuge (rund € 240 Mio. p.a.) angeschafft. Einen kleineren Teil der Investitions- und Betriebsausgaben betrifft das Mobilitätsmanagement und die Verbesserung und Integrierung von Verkehrsverbünden (€ 10 Mio. p.a.).
2. Diese Ausgaben führen zu einer Attraktivierung der Nutzung des ÖPNRV, wodurch
die Ausgaben privater Haushalte für den öffentlichen Verkehr ansteigen (um rund
€ 62 Mio. p.a. bei einer Erhöhung der Nachfrage um bis zu 1.100 Mio. Personen-km
im Jahr 2010), während die Nutzung des privaten Kfz und die damit verbundenen
variablen Kosten der Kfz-Nutzung zurückgehen (Reduzierung der Kosten für die
Kfz-Nutzung in Höhe von rund € 32 Mio. p.a. bei einer Einsparung von bis zu 541
Mio. Fahrzeug-km im Jahr 2010). Der Saldo schlägt wiederum als Veränderung der
privaten Konsumausgaben zu Buche.
3. Zur Finanzierung wird wiederum angenommen, dass die Ausgaben für Investitionen
zeitgleich und in gleicher Höhe durch Steuermittel abgedeckt werden, wodurch wiederum der private Konsum zurückgeht (der (negative) Saldo der Veränderung der
Konsumausgaben beträgt durchschnittlich rund € 529 Mio. p.a.). Wie bereits oben
ebenfalls erörtert, kann auch hier die (Teil-) Finanzierung über Einnahmen aus der
Erhöhung der Mineralölsteuer erfolgen. Die Effekte sind ökonomisch einer Redukti-
Bundesarbeitskammer
49
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
on von privaten Konsumausgaben gleichwertig (ausgenommen Veränderungen des
Verkehrsverhaltens, welche in Kapitel 6.7 bei den Auswirkungen der Erhöhung der
Mineralölsteuer beschrieben werden).
Die Tabelle 6-8 und die Abbildung 6-2 zeigen im Überblick die Beschäftigungswirkungen in
der kurzen Frist der Maßnahmen zum Ausbau des Öffentlichen Verkehrs. Der größte positive Einzeleffekt ergibt sich im Bauwesen mit rund 2.500 direkten Personenjahren und mit
einem insgesamten Beschäftigungseffekt von rund 4.400 Personenjahren. Die Branchen
der Herstellung von Fahrzeugen und des öffentlichen Verkehrs folgen mit rund 1.200 bis
1.300 direkten Personenjahren (gesamter Beschäftigungseffekt rund 2.100 bis 2.900 Personenjahre). Durch die Finanzierung der Maßnahme tritt im Bereich des privaten Konsums
ein gesamter negativer Beschäftigungseffekt von 8.000 Personenjahren ein.
Tabelle 6-8: Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch den Ausbau des
Öffentlichen Personennah- und Regionalverkehrs (in Personenjahren
pro Jahr, 2006 bis 2010)
NachfrageBranche (wirtschaftliche
Aktivität gemäß I/O-Tabelle änderung
sowie MULTIMAC-Modell) (in Mio. €)
Erdölverarbeitung
-24,55
Elektrotechnische Einrichtungen
2,00
Metallerzeugnisse
3,00
Bauwesen
255,00
Reparatur, Handel
-6,55
Straßen-, Bahn- und Busverkehr
62,06
Geld- und Kreditwesen,
Versicherungen
-1,64
Konsum privater Haushalte
-529,32
Investitionen Fahrzeuge
240,00
Nettoeffekt
0,00
50
Beschäftigungseffekte
Direkt
Indirekt
Primär
Sekundär
Insgesamt
-10
-6
-16
-13
-29
9
18
2.497
-114
5
14
828
-20
15
32
3325
-134
7
13
1.107
-34
21
46
4.432
-169
626
491
1117
327
1.444
-11
-4.306
1.190
-100
-5
-1.947
389
-251
-16
-6.254
1578
-351
-8
-1.718
570
251
-24
-7.971
2.148
-101
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Abbildung 6-2: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch den Ausbau des Öffentlichen Personennah- und Regionalverkehrs (inklusive Zulieferbranchen und Einkommenseffekten)
10.000
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
8.000
6.000
4.432
4.000
2.148
1.444
2.000
46
21
0
-29
-24
-169
-101
-2.000
-4.000
-6.000
-8.000
-7.971
kt
to
e
et
In
ve
st
iti
on
e
n
N
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tu
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a
ep
R
ha
l
en
r
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w
an
eh
de
l
en
es
d
G
el
d-
un
is
se
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le
r
al
M
et
B
St
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sc
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dö
l
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ra
rb
nr
ic
ht
ei
un
tu
ng
ge
n
-10.000
Quantitativ ergibt sich aus dem Ausbau des Öffentlichen Personennah- und Regionalverkehrs somit ein insgesamt leicht negativer Beschäftigungseffekt von rund 100 Personenjahren netto, d.h. unter Berücksichtigung der Finanzierung der Maßnahmen über Steuern
(deren Einhebung zu einer Verringerung von privaten Konsumausgaben führen). Dieser
negative Beschäftigungseffekt resultiert insbesondere aus dem Saldo der Beschäftigungseffekte in der Bauwirtschaft, dem öffentlichen Verkehr und des relativ hohen Anteils an
Fahrzeuginvestitionen, und der relativ hohen (negativen) Beschäftigungseffekte privater
Konsumausgaben. Im Vergleich zum Ausbau des Schienennetzes ist ein wesentlich niedriger spezifischer Beschäftigungseffekt zu verbuchen, da hier ein geringer Anteil an Ausgaben für Bauinvestitionen getätigt wird.
Die qualitativen Beschäftigungswirkungen ergeben sich wiederum aus den Verschiebungen zwischen den einzelnen Branchen. Die wesentlichen positiven Wirkungen der Maßnahme bestehen in der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen im Bauwesen, im öffentlichen Verkehr sowie im Fahrzeugbau. Dies bedeutet jedoch, dass, ähnlich wie in Kapitel 6.1.3 beschrieben, zwar Einkommensmöglichkeiten für sozial schwächere Gruppen
(z.B. unterdurchschnittliche Qualifikationen) geschaffen werden, jedoch die geschaffenen
Arbeitsplätze durch überdurchschnittliche Belastungen (z.B. Staub, körperliche Arbeit,
Lärm, Schichtdienst, Stress) gekennzeichnet sind.
Bundesarbeitskammer
51
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
In Relation zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Kapitel 6.1.3 wird dieser qualitativ
eher negative Effekt gemildert, da vergleichsweise mehr höherwertige Facharbeiter/innen
im Fahrzeugbau Beschäftigung finden.
6.2.4
Verteilungswirkungen
Einkommensspezifische Verteilungswirkungen
Tabelle 6-9 zeigt, dass reichere Haushalte einen höheren Anteil an der gesamten in Österreich erbrachten Verkehrsleistung im ÖV haben. Innerhalb der Wege der reicheren Haushalte selbst, haben Wege mit dem ÖV jedoch deutlich geringeres Gewicht. Dass dennoch
ihr Anteil an der gesamten in Österreich erbrachten Verkehrsleistung im ÖV so hoch ist,
wird durch ihre insgesamt deutlich höhere Gesamtverkehrsleistung bedingt. (vgl. Abbildung
4-3).
Eine Attraktivierung des ÖPNRV würde jedenfalls allen derzeitigen Nutzern zu Gute kommen, wobei die relative Bedeutung für die ärmeren Haushalte höher ist (auch in Ausgabenanteilen wird dies sichtbar: der Anteil der ÖV-Ausgaben liegt bei den ärmeren Haushalten bei etwa 1% der gesamten Haushaltsausgaben gegenüber einem Anteil von nur 0,5%
der Haushaltsausgaben beim obersten Einkommensquartil (vgl. Tabelle 4-1)).
Tabelle 6-9: Aufteilung des ÖV (Verkehrsleistung pro Werktag) auf Haushalte nach
Einkommensklassen
Einkommensquartil
Verkehrsleistungsanteil in %
1
2
3
4
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
19,3
18,9
25,8
36,0
Quelle: HERRY und SAMMER 1999, Rohdaten, ST.AT 2002, eigene Berechnungen
Die Verteilungswirkung eines ÖPNV-Ausbaus wird über den Aspekt der Verteilung der
Nutznießer hinaus wesentlich von der Verteilung der Finanzierung desselben bestimmt.
Zur Teil-Finanzierung aus dem Verkehrssektor selbst könnte eine Erhöhung der MöSt herangezogen werden (zu deren Verteilungswirkung siehe Abschnitt 6.7.4 im Folgenden). Die
Finanzierung kann auch aus dem allgemeinen Steueraufkommen erfolgen und ist in ihrer
Verteilungswirkung dann durch jene des österreichischen Steuersystems bestimmt.
52
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
6.3
Förderung des Radverkehrs
Maßnahmenbeschreibung
Diese in mehreren Stufen zu realisierende Maßnahme umfasst Investitionen in die Infrastruktur (Hard- und Software) und bewusstseinsbildende Maßnahmen. Für den Bau neuer
Strecken bzw. Lückenschlüsse in den Radverkehrsnetzen, Fahrradabstellplätze, Informationssysteme und Öffentlichkeitsarbeit werden zwischen 2006 und 2010 etwa 360 Mio. €
investiert.
Zusätzlich zu den Investitionen in Infrastruktur und Bewusstseinsbildung, werden eine Novellierung und Überarbeitung der Rahmenbedingungen zu Gunsten der Radfahrer durchgeführt (z.B. in der Straßenverkehrsordnung, StVO, oder der Richtlinie für Verkehrs- und
Straßenwesen, RVS, sowie eine Verankerung in Bauordnung oder Garagengesetzen von
Mindestgrößen an Radabstellanlagen).
6.3.1
Wirkung auf die Verkehrsnachfrage
Die Auswirkungen des Investitionsschubes für den Radverkehr auf die Verkehrsnachfrage
wurden anhand der Ergebnisse in Pischinger et al. (1997) ermittelt. Dort sind die Verlagerungseffekte im Modal Split für Österreich infolge einer Förderung des Radverkehrs in dem
auch hier unterstellten Umfang berechnet (360 Mio. €, inflationsbereinigt). In Pischinger et
al. (1997) wurde anhand detaillierter Untersuchungen zum Grazer Radverkehrskonzept
das Verlagerungspotenzial für ganz Österreich abgeleitet. Dabei wurde für alle Städte ein
vergleichbares Ausbauprogramm unterstellt und auch für die übrigen Gebiete eine Verbesserung der Infrastruktur angenommen. Die so erwarteten Verlagerungen vom MIV, ÖPNV
und Fußverkehr zum Radverkehr sind in Tabelle 6-10 dargestellt.
Tabelle 6-10: Wirkung der Förderung des Radverkehrs auf die Verkehrsnachfrage
Änderung absolut in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
6.3.2
Personen-km
Radverkehr
Personenkm MIV
5.985
-4 370
200,0%
-5,0%
Kfz-km
MIV
Personenkm ÖPNV
Personen-km Summe
Fußgänger
P-km
-2.968
-778
-612
225
-5,24%
-8,0%
-15%
0,2%
Wirkungen auf Emissionen
Die Änderung der Verkehrsmengen im MIV wird durch entsprechend reduzierte Anzahl an
kurzen Innerortfahrten im Modell GLOBEMI simuliert.
Das berechnete Reduktionspotenzial ist in Tabelle 6-11 dargestellt. Die Verlagerung von
5% der Personenverkehrsleistung des MIV und 8% des OPNV spart etwa 500.000 Tonnen
Bundesarbeitskammer
53
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
CO2 (ca. 2,5% Minderung bezogen auf den gesamten Verkehrssektor). Die Schadstoffe
werden prozentuell weniger gesenkt, da Pkw je verbrauchter Kraftstoffmenge weniger
Schadstoffe emittieren als z.B. der „Off-Road Bereich“.
Tabelle 6-11: Wirkung der Ausbaumaßnahmen im Radverkehr auf die Emissionen
des Verkehrs im Inland
Energie
CO2
NOx
Partikel
HC
CO
SO2
[GWh]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
2005
0
0
0.00
0.00
0.00
0.00
0.000
2010
-1.870
-499
-0.96
-0.05
-0.39
-3.16
-0.003
2015
-1.875
-500
-0.78
-0.03
-0.27
-2.09
-0.003
2020
-1.888
-504
-0.71
-0.02
-0.20
-1.58
-0.004
% Änderung mit Maßnahme zu Trendszenario Inlandsverkehr
2005
0.0%
0.0%
0.0%
0.0%
0.0%
0.0%
0.0%
2010
-2.6%
-2.7%
-1.3%
-1.2%
-1.8%
-2.6%
-1.0%
2015
-2.5%
-2.6%
-1.3%
-1.1%
-1.6%
-2.2%
-1.0%
2020
-2.5%
-2.5%
-1.3%
-1.0%
-1.4%
-1.9%
-1.3%
6.3.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung in
kurzer Frist
Die Ausgaben für Ausbaumaßnahmen des Radverkehrs beinhalten insbesondere die Verbesserung der Infrastruktur für den Radverkehr (bessere Radwege und Abstellanlagen).
Von folgenden wirtschaftlichen Zusammenhängen ist bei der Ermittlung der quantitativen
und qualitativen Beschäftigungswirkungen auszugehen:
1. Durch die Ausgaben für die Radverkehrsinfrastruktur entsteht Beschäftigung in den
Branchen Bauwesen, Metallerzeugnisse und Öffentlichkeitsarbeit. Die Ausgaben
werden in Höhe von rund € 72 Mio. p.a. angenommen und schließen insbesondere
den Bau von Radwegen, die Beschilderung und Radverkehrsorganisation sowie
Abstellanlagen ein.
2. Das verbesserte Angebot von Infrastrukturen für den Radverkehr führt zu Verlagerungen der Verkehrsnachfrage, d.h. zur Verringerung von Fahrzeug-Kilometern im
Motorisierten Individualverkehr (Reduzierung der Pkw-Fahrzeug-km um 541 Mio.
km, entsprechend einer Reduzierung der Ausgaben für den privaten Pkw-Verkehr
in Höhe von durchschnittlich € 190 Mio. p.a.), sowie im öffentlichen PersonenNahverkehr (Einsparung von € 41 Mio. durch Verringerung der ÖV-Nachfrage in
Höhe von bis zu 788 Mio. Personen-km im Jahr 2010). Dies hat in diesen Branchen
negative Wirkungen, während durch die Einsparungen ceteris paribus die privaten
Konsumausgaben (in Höhe von rund € 170 Mio. netto, d.h. unter Berücksichtigung
der Maßnahmenfinanzierung) ansteigen.
54
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
3. Die Finanzierung der Maßnahmen erfolgt aus Steuermitteln (z.B. MöSt.), wodurch
private Konsumausgaben im Ausmaß der Investitionen verringert werden.
Tabelle 6-12 und Abbildung 6-3 zeigen im Überblick die quantitativen kurzfristigen Beschäftigungswirkungen des Ausbaus des Radverkehrs. Diese Maßnahme erbringt einen NettoBeschäftigungseffekt von rund 1.300 Personenjahren, wobei sich der größte Einzelbeschäftigungseffekt durch die Zunahme der privaten Konsumausgaben infolge der Einsparung an MIV- und ÖV-Verkehrsmittelkosten ergibt.
Tabelle 6-12: Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch den Ausbau
Radverkehrs (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010)
NachfrageBranche (wirtschaftliche
Aktivität gemäß I/O-Tabelle änderung
sowie MULTIMAC-Modell) (in Mio. €)
Erdölverarbeitung
-143
Metallerzeugnisse
36
Verlagswesen, Druckerei
3
Bauwesen
21
Reparatur, Handel
-38
Öffentlicher Verkehr
-41
Geld- und Kreditwesen,
Versicherungen
-10
Konsum privater Haushalte
171
0
Nettoeffekt
Beschäftigungseffekte
Direkt
Indirekt
Primär
Sekundär
Insgesamt
-57
221
10
204
-662
-409
-34
168
8
68
-116
-321
-91
389
18
271
-778
-731
-76
158
10
90
-200
-214
-167
547
28
362
-979
-944
-63
1.390
632
-30
628
370
-94
2.018
1.002
-45
554
278
-139
2.572
1.280
Bundesarbeitskammer
55
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Abbildung 6-3: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch den Ausbau des Radverkehrs (inklusive Zulieferbranchen und
Einkommenseffekten)
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
5.000
4.000
3.000
2.572
2.000
1.280
1.000
547
362
28
0
-139
-167
-1.000
-944
-979
N
et
to
ef
fe
kt
K
V
re
er
di
ke
tw
hr
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en
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er
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ch
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M
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w
es
en
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ru
ck
er
ei
Er
dö
lv
er
ar
be
itu
ng
-2.000
Quantitativ ergibt sich somit ein insgesamt positiver Beschäftigungseffekt. Reduktionen
sowohl bei den Kfz-Ausgaben als auch im Öffentlichen Verkehr schlagen sich in den entsprechenden Branchen nieder. Positiv betroffen sind naturgemäß Branchen, die die Infrastrukturen für den Radverkehr bereitstellen (Bauwesen, Metallerzeugnisse).
Die qualitativen Beschäftigungswirkungen ergeben sich wiederum aus den Verschiebungen zwischen den einzelnen Branchen. Hierbei sind keine besonderen Verteilungswirkungen festzustellen, da positive Beschäftigungswirkungen in qualitativ bestenfalls durchschnittlichen Branchen (Bauwirtschaft, Metallerzeugnisse, privater Konsum mit hoher Beschäftigungsintensität im Handel) auftreten, aber auf der anderen Seite der öffentliche Verkehr mit einer ebenfalls nur durchschnittlichen Arbeitsplatzqualität negativ betroffen ist.
56
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
6.3.4
Verteilungswirkungen
Tabelle 6-13: Aufteilung des Radverkehrs (Fahrleistung pro Werktag) auf Haushalte
nach Einkommensklassen
Einkommensquartil
Fahrleistungsanteil in %
1
2
3
4
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
20,7
23,4
30,6
25,3
Quelle: HERRY und SAMMER 1999, Rohdaten, ST.AT 2002, eigene Berechnungen
Es zeigt sich, dass der Fahrleistungsanteil im Radverkehr bei den höheren Einkommensgruppen insbesondere bei der Gruppe bis € 3.267 am größten ist. Daraus ergibt sich, dass
durch eine Verbesserung der Bedingungen für den Radverkehr besonders diese Einkommensgruppen profitieren würden. Eine Attraktivierung des Radverkehrs kommt darüber
hinaus all jenen zugute, die durch eine Ausweitung des Radnetzes und damit einer Erhöhung der Sicherheit der Radfahrer zum Umsteigen bewogen werden können (quer über die
Einkommensgruppen).
6.4 Ausweitung des Lkw-Road-Pricing auf das gesamte
Straßennetz
Maßnahmenbeschreibung
Am gesamten Straßennetz (inklusive Autobahnen) werden über On-Board Einheiten (z.B.
auf GPS basierend) zwischen € 0,14 und € 0,30 je Kilometer eingehoben. Die Preisstaffelung erfolgt nach zulässigem Gesamtgewicht der schweren Nutzfahrzeuge sowie nach deren Emissionsstandard (EURO 0, EURO 1, …EURO 5 mit 2 Cent Preisunterschied je EURO-Kategorie).
Der Weiterentwicklung der technischen Emissionsstandards wird in weiterer Zukunft dadurch Rechnung getragen, dass einem neu verfügbar werdenden besseren Emissionsstandard jeweils der bisher günstigste Road Pricing Satz zugeordnet wird und Fahrzeuge
aller bisherigen (schlechteren) Emissionsstandards in höhere Road Pricing Klassen aufrücken. Für die Berechnung des flächendeckenden Road-Pricings im Jahr 2010 wurden die
Preise gemäß Tabelle 6-14 angenommen.
Bundesarbeitskammer
57
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle 6-14: Beispiele zur aktuellen Maut und angenommene ÖKOMAUT
[€Cent/km] nach Abgasklassen
Achsanzahl
Basis Istwert [Cent/km]
ÖKOMAUT
EU 0
EU 1
EU 2
EU 3
EU 4
EU 5
MIT
LZ/SZ 40
Tonner (mit
SCR)
5
27.3
33.3
31.3
29.3
27.3
25.3
23.3
Solo LKW
Solo LKW
18t (mit
18t
SCR)
(AGR+DPF)
3
2
18.2
13.0
24.2
22.2
20.2
18.2
16.2
14.2
19
17
15
13
11
9
LZ/SZ: LAST- ODER SATTELZUG
Bezogen auf die Verkehrsleistung im Straßengüterverkehr (Tonnen-Kilometer) wird auf
Basis aktueller Forschungsergebnisse angenommen, dass derzeit (Basisjahr 2004) 70%
auf dem derzeit bereits mautpflichtigen Straßennetz erbracht werden (Transitverkehr,
grenzüberschreitender Verkehr, Binnen-Fernverkehr, Teile des Binnennahverkehrs), die
Maßnahme der Ausweitung auf das gesamte Straßennetz somit die übrigen 30% der Straßengüterverkehrsleistung in das Lkw-Road Pricing mit einbezieht (Binnen-Nahverkehr).
Die zusätzlichen Einnahmen werden – insbesondere auch um innerhalb der vorliegenden
Studie Vergleichbarkeit der Ergebnisse der einzelnen Maßnahmen zu gewährleisten – zur
Verringerung des Sozialversicherungsbeitrags der Arbeitnehmer verwendet.
6.4.1
Wirkung auf die Verkehrsnachfrage
Die Wirkung auf die Güterverkehrsnachfrage der Ausweitung und Emissionsbeziehung
des Lkw-Road Pricings lässt sich im vorliegenden Projekt nur größenordnungsmäßig abschätzen. Herangezogen wurden sektoral differenzierte Preiselastizitäten der Güterverkehrsleistungsnachfrage (tkm) für den Nahverkehr, wie sie für die Schweiz ermittelt wurden
(Daten der Ecoplan wie auch in Friedl und Steininger, 2002, verwendet). Es können gemäß
diesen Modellrechnungen für den Nahverkehr in etwa die in Tabelle 6-15 angegebenen
Auswirkungen erwartet werden. Betroffen von der Ausweitung des Lkw-Road pricing ist
einerseits der Binnen-Nahverkehr und Teile bzw. Teilstrecken des Fernverkehrs (d.h. im
Jahr 2010 insgesamt jene knapp 3,5% der Güterverkehrsfahrleistung, die mit Lkw zwischen 3,5 und 14 t höchstzulässigem Gesamtgewicht erbracht werden, sowie ebensoviel,
die mit Solo-Lkw mit über 14 t höchstzulässigem Gesamtgewicht erbracht werden und etwa
23%, die mit Sattelzügen und Lastzügen erbracht werden).
Die Gesamteinnahmen betragen zusätzlich € 420 Mio. (Jahr 2010)16, wovon auch Systemkosten zu tragen sind. Auch auf der Seite der Frächter können je nach gewählter techni-
16
Obwohl nur 30% der Güterverkehrsleistung (tkm) von dieser Ausweitung betroffen sind, ist der Anstieg der Mauteinnahmen (im
58
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
scher Implementierung Kosten anfallen (die Kosten einer GPS-Box liegen beispielsweise
derzeit bei etwa € 500 pro Stück, zu diesem Preis ergibt die Ausstattung der österreichischen Lkws Einmal-Kosten von rund € 75 Mio.). Insgesamt hängen die Systemkosten stark
vom gewählten technischen System wie vom Gesamtsystem der Verkehrsregulierung ab
(etwa von der allfälligen Nachnutzung der bestehenden Mautbaken am hochrangigen Netz
durch ein gesamtes Road Pricing (Lkw und Pkw) für Kontrolle oder Teilsegmente der Nutzer bzw. von der gewählten Aufteilung der Systemkosten auf Pkw- und Lkw-Segmente).
Die Güterverkehrsströme werden durch diese Maßnahme teilweise auf die Bahn verlagert,
teilweise insgesamt verringert bzw. auf nähere Destinationen umgelenkt. Aufgrund der geringen Bedeutung des Binnenschiffverkehrs insgesamt und da durch diese Maßnahme
primär der Güternahverkehr betroffen ist, wurde die durch die Netzausweitung des LkwRoad Pricing allenfalls induzierte Verlagerung auf das Schiff nicht modelliert, und bleibt
daher vernachlässigt.
Insgesamt sinkt die Güterverkehrsleistung bei den verwendeten Reaktionsparametern (EcoPlan, internes memo) um 1,9%, jene der Straße um 3,7%. Der Bahngüterverkehr steigt
durch die Verlagerung um 2,5%.17
Tabelle 6-15: Wirkung der Ausweitung des Lkw-Road Pricing auf das gesamte
Straßennetz auf die Verkehrsnachfrage
Personenkm MIV
Änderung absolut
in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
6.4.2
Kfz-km
MIV
Personenkm ÖV
t-km Straße
t-km Bahn
-1.679
434
0
0
0
0%
0%
0%
-3,7%
Summe
t-km
-1.245
2,5%
-1,9%
Wirkungen auf Emissionen
Die Änderung der Verkehrsmengen im Straßengüterverkehr wird durch entsprechend reduzierte spezifische Fahrleistungen der schweren Nutzfahrzeuge (SNFz) im Modell GLOBEMI simuliert. Die Änderung betrifft jeweils die Straßenkategorien Innerort und Außerort.
Der jetzt schon bemautete Autobahnverkehr der SNFz wird gegenüber dem Trendszenario
nicht verändert.
Die Staffelung des Road-Pricing nach Schadstoffklassen macht neue SNFz wirtschaftlicher
als ältere. Entsprechende Berechnungen für das übergeordnete Straßennetz sind in Haus-
Wesentlichen determiniert durch Fzg-km) überproportional, weil im niederrangigen Netz das Verhältnis Fzg-km zu tkm deutlich höher liegt.
17
Die internationale Literatur weist auf eine große Bandbreite von Reaktionsparametern hin, sodass auch deutlich geringere oder höhere
Reaktionen ableitbar wären. Die gewählten Reaktionsparameter trachten danach eine „mittlere“ Schätzung zu gewährleisten, sind aber
unsicher.
Bundesarbeitskammer
59
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
berger (2004b) dargestellt. Ein funktionierendes, flächendeckendes Road-Pricing am gesamten Netz wird hier jedoch erst im Jahr 2010 angenommen. Vorgezogene Neuzulassungen der EURO 5 SNFz (EURO 5 ist ab 1.10.2009 verpflichtende Emissionsstufe) sind damit also nicht zu erwarten. Für die Jahre 2010 und 2011 wurde aber angenommen, dass
ein Impuls auf die Flottenerneuerung gegeben ist und 20% mehr SNFz pro Jahr als sonst
üblich ausgetauscht werden. Damit wirkt die Maßnahme in Richtung Schadstoffreduktion
mehr als bei der Fahrleistungssenkung. Dies ist speziell bei den NOx-Emissionen festzustellen, wo die SNFz einen großen Anteil haben.
Die Emissionen wurden mit dem Modell GLOBEMI (Hausberger, 1997) unter Vorgabe der
geänderten Verkehrsnachfrage und der beschleunigten Flottenerneuerung nach Einführung des Road-Pricing berechnet. Das berechnete Reduktionspotenzial ist in Tabelle 6-16
dargestellt.
Tabelle 6-16: Wirkung des flächendeckenden Road-Pricings für schwere Nutzfahrzeuge auf die Emissionen des Verkehrs im Inland
Energie
CO2
NOx
Partikel
HC
CO
SO2
[GWh]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
2005
0
0
0,00
0,00
0,00
0,00
0,000
2010
-437
-125
-1,25
-0,02
-0,07
-0,24
0,002
2015
-491
-140
-0,83
-0,02
-0,08
-0,22
0,002
2020
-548
-156
-0,63
-0,01
-0,08
-0,22
0,002
2005
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
2010
-0,6%
-0,7%
-1,6%
-0,5%
-0,3%
-0,2%
0,6%
2015
-0,7%
-0,7%
-1,4%
-0,5%
-0,5%
-0,2%
0,6%
2020
-0,7%
-0,8%
-1,2%
-0,5%
-0,6%
-0,3%
0,6%
% Änderung mit Maßnahme zu Trendszenario Inlandsverkehr
6.4.3
Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung
Die Ausdehnung der Lkw-Bemautung auf das gesamte Straßennetz führt einerseits zu höheren Mauteinnahmen sowie zu Implementierungs- und Administrationskosten des Systems, und andererseits zu entsprechenden Veränderungen der Nachfrage nach Verkehrsleistungen. Die Wirkungsmechanismen könnten aus folgenden Bereichen bestehen:
1. Für die Einhebung der Lkw-Maut ist die Installierung eines Systems notwendig,
welches sich durch eine hochwertige Infrastruktur und den Einsatz von Dienstleistungen auszeichnet. Hierbei wird angenommen, dass österreichische Unternehmen
(mit einer durchschnittlichen Importneigung) beauftragt werden. Im Durchschnitt fallen pro Jahr (im Zeitraum 2008-2010) rund € 63 Mio. an Administrationskosten an,
60
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
welche in den Bereichen der Verkehrstelematik und in der Verwaltung und Administration beschäftigungswirksam werden18.
2. Die Einnahmen aus der Maut können in verschiedener Weise verwendet werden.
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wird angenommen, dass jene Einnahmen, die über die administrativen und technischen Kosten der Maßnahme hinausgehen, für die Bezuschussung zur Sozialversicherung verwendet werden und folglich die privaten Konsumausgaben erhöhen. Die Einnahmen aus der Maut betragen
im Schnitt rund € 252 Mio. p.a. (im Zeitraum 2006-2010)19, unter Berücksichtigung
der Administrationskosten sowie der Einsparungen durch Verkehrsleistungen (s.u.)
steigen die privaten Konsumausgaben um insgesamt rund € 244 Mio. p.a.
3. Die Veränderung der relativen Preise führt zu entsprechenden Veränderungen der
Güterströme, d.h. dass der Straßengüterverkehr an Erlösen verliert (rund € 36 Mio.
bei einer Reduktion der Straßen-tkm um 1.678 Mio.), während die Ausgaben für
den Bahngüterverkehr ansteigen (Zunahme des Bahngütertransportes um 441 Mio.
tkm, dies bedeutet eine zusätzliche Investition in Höhe von rund € 7 Mio. p.a.).
4. Schlussendlich führt die Zahlung der Maut durch die Lkw-Frächter entweder – im
Falle der Möglichkeit zur Überwälzung – zu höheren Preisen der beförderten Güter,
oder zu einer Verringerung von Investitionen oder Gewinnen. Beides führt über unterschiedliche Wege zu einer Verringerung des verfügbaren Einkommens privater
Haushalte und damit zu geringeren privaten Konsumausgaben in Höhe der Einnahmen der Maut. Im Saldo ergeben sich unter Einrechnung aller Effekte durchschnittliche Ausgaben für den privaten Konsum in Höhe von rund € 33 Mio. p.a.
Die Tabelle 6-17 und die Abbildung 6-4 zeigen im Überblick die Beschäftigungswirkungen
in der kurzen Frist der Maßnahme der Ausdehnung des Lkw-Road Pricing. Wie zu sehen
ist, ergibt diese Maßnahme einen insgesamt negativen (allerdings relativ kleinen) Beschäftigungseffekt von rund 250 Personenjahren.
18
Die Administrationskosten werden mit 15% der Einnahmen veranschlagt.
19
Einnahmen werden erst ab 2008 lukriert und betragen € 420 Mio./Jahr.
Bundesarbeitskammer
61
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle 6-17: Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Ausdehnung
der Lkw-Bemautung auf das gesamte Straßennetz (in Personenjahren
pro Jahr, 2006 bis 2010)
Beschäftigungseffekte
NachfrageBranche (wirtschaftliche
Aktivität gemäß I/O-Tabelle änderung
sowie MULTIMAC-Modell) (in Mio. €)
Elektrotechnische Einrichtungen
13
Straßen-, Bahn- und Busverkehr
-30
F&E, unternehmensbezogene DL
13
Datenverarbeitung, Datenbanken
13
Öffentliche Verwaltung
25
Konsum privater Haushalte
-33
Nettoeffekt
0
Direkt
Indirekt
Primär
Sekundär
Insgesamt
59
34
92
42
134
-299
-235
-534
-156
-690
173
6
179
59
238
61
359
-271
23
21
59
-123
-271
82
419
-394
-248
66
137
-108
-2
148
556
-502
-250
Abbildung 6-4: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch die Ausdehnung der Lkw-Bemautung auf das gesamte Straßennetz (inklusive Zulieferbranchen und Einkommenseffekten)
1.000
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
800
556
600
400
238
148
134
200
0
-200
-250
-400
-502
-600
-690
-800
kt
ef
fe
et
to
N
sh
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m
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h
ch
ni
te
tro
ek
El
n
-1.000
Dieser quantitativ negative Beschäftigungseffekt resultiert insbesondere daraus, dass einerseits die Beschäftigungsintensität in den technischen Implementierungsmaßnahmen
relativ groß ist, aber andererseits insbesondere die negativen Beschäftigungseffekte im
62
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Straßengüterverkehr zu Buche schlagen sowie aus der Finanzierung der Maßnahme.20 In
der Administration und Überwachung ist der positive Beschäftigungseffekt mit rund 540
Personenjahren am größten. Würde anstatt der Bezuschussung der Sozialversicherung
eine Mittelverwendung gewählt, die den erhöhten Infrastrukturausgaben entspricht, könnte
aus der Einführung der Lkw-Bemautung ein insgesamt positiver Beschäftigungseffekt resultieren.
Für die qualitativen Beschäftigungswirkungen ergibt sich insgesamt eine vermutliche Steigerung der Arbeitsplatzqualität. Stress und qualitativ relativ niedrige Arbeitsbedingungen im
Straßengüterverkehr stehen hochwertige Arbeitsplätze im Bereich der Hochtechnologie
(Computer- und Datenbanksysteme sowie GPS), der Verwaltung und im Dienstleistungsbereich gegenüber; andererseits sind einige Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich durch
hohe Stressbelastung („Call-Center“, intensive Bildschirmarbeit) gekennzeichnet, welche
die grundsätzlich tendenziell positiven qualitativen Beschäftigungswirkungen verringern
könnten.
6.4.4
Verteilungswirkungen
Die Verteilungswirkungen durch die Ausweitung des Lkw-Road-Pricing ergeben sich aus
einer damit verbundenen Erhöhung der Transportkosten jener Güter, die vor allem im Nahverkehr transportiert werden. Jene Erhöhung der Preise wird je nach Konsumausgabenstruktur (vgl. Tabelle 4-4) unterschiedliche Einkommensgruppen unterschiedlich treffen.
Besonders stark von der Preisänderung betroffen ist der Sektor Steine und Erden mit einer
Steigerung von beinah 7%. Grund dafür ist der Transport dieser gewichtsintensiven Güter
vorwiegend im Nahverkehrsbereich. Weiters zu nennen sind die Verarbeitung von Steinen
und Erden, sowie Bauarbeiten und chemische Erzeugnisse. Die dadurch entstehende Verteuerung im Konsumbereich Wohnen (Mieten, Wohnungsinstandhaltungen, Beheizung)
wird kurzfristig jene Haushalte betreffen, die mit dem Bau oder der Instandhaltung von
Häusern oder Wohnungen beschäftigt sind. Längerfristig kann diese Erhöhung der Baukosten auch auf die Mieten übergewälzt werden. D.h. kurzfristig sind eher die mittleren Einkommensgruppen betroffen, längerfristig jedoch auch die unteren Einkommensgruppen, da
diese bis zu 30,4% ihres Einkommens für den Bereich Wohnen ausgeben.
Eine Sub-Branche, die ebenfalls stärker betroffen ist, die Kurier-Express-Dienstleistungen,
liefert keinen wesentlichen Endnachfrageanteil, weshalb sich daraus auch keine direkten
Verteilungswirkungen ergeben.
20
Der negative Beschäftigungseffekt ergibt sich daraus, dass die in dieser Studie unterstellten Preise für die Beförderung eines TonnenKilometers auf der Bahn niedriger als jene auf der Straße sind, und zwar in Relation dieser Preise zueinander (vgl. Tabelle 6-1).
Bundesarbeitskammer
63
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Abbildung 6-5: Preisänderungen durch die Erweiterung des Lkw-Road-Pricing im
Güterverkehr, am stärksten betroffene Sektoren
8,00%
7,00%
6,00%
5,00%
4,00%
3,00%
2,00%
1,00%
)
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de
ni
ss
e
n
0,00%
6.5
Pkw-Road-Pricing (flächendeckend)
Maßnahmenbeschreibung
In Österreich ist der Motorisierte Individualverkehr (MIV) derzeit einem gesplitteten Abgabensystem unterworfen. Einerseits sind die Abgaben an die einmalige Anschaffung gebunden (Nova) oder werden als jährliche Gebühren eingehoben (Motorbezogene Versicherungssteuer, Autobahnvignette), andererseits auf die variable Nutzung bezogen (Mineralölsteuer). Ein verhaltenssteuernder Effekt ist wesentlich nur über Gebührenvariation für die
variable Nutzung – also letztlich kilometerbezogen – erreichbar. Insgesamt wird der MIV in
Österreich derzeit im Umfang von jährlich zumindest € 10 Mrd. von der öffentlichen Hand
subventioniert (Herry und Sedlacek, 2001; Prettenthaler et al., 2004). Eine Vollkostenanlastung bedingt somit eine Erhöhung der Nutzerkosten des MIV. Verursachergerecht ist diese
an die Verkehrsleistung bzw. Umwelt- und Gesundheitsschäden zu koppeln. Im derzeitigen
Abgabesystem ist dies nur als Veränderung der Höhe des Mineralölsteuersatzes möglich,
dabei aber wesentlichen Grenzen unterworfen:
-
64
Österreich kann die Mineralölsteuer nur innerhalb enger Bandbreiten zum diesbezüglichen Niveau des benachbarten Auslands setzen, ohne substantiellen Tanktou-
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
rismus auszulösen. Insbesondere seit der Euro-Einführung ist die Hemmschwelle
zum Tanktourismus deutlich erniedrigt.
-
Über die Mineralölsteuer sind weder zeitliche (Spitzenlastzeiten) noch räumliche
(sensible Gebiete) Differenzierung möglich.
Als wesentliche ergänzende Maßnahme bietet sich damit fahrleistungsabhängiges PkwRoad Pricing an. Mit diesem Instrument ist (unter Ablösung der Autobahnvignette) ein wesentlicher verkehrslenkender Effekt erreichbar, die Höhe zeitlich differenzierbar (Verringerung der Staus in Spitzenlastzeiten) und räumlich anpassbar (Differenzierung für urbane
Agglomerationen – ländliche Gebiete; sensible Gebiete). Während eine Einführung ausschließlich auf dem hochrangigen Straßennetz (Autobahnen und Schnellstrassen) zu beträchtlichem Ausweichverkehr führt (vgl. die Untersuchung dieser Variante in Abschnitt
6.6), der insbesondere in Hinblick auf die erhöhte Unfallträchtigkeit im niederrangigen
Straßennetz und die punktuelle Zunahme der Lärm- und Umweltbelastung kritisch ist, treten diese nachteiligen Folgen für (gebietsweise) flächendeckendes Pkw-Road Pricing nicht
auf, das daher hier untersucht wird. Technologisch bietet sich dafür die Erfassung mittels
satellitengestützten Systemen an (Galileo bzw. GPS/GSM).
Die Verteilungs- und Beschäftigungswirkungen dieser Maßnahme werden wesentlich bestimmt durch die Einnahmenverwendung. Demgemäß werden zwei Varianten für unterschiedliche Einnahmenverwendung untersucht, mit jeweils 5 Cent nach der Einführung
2008 und einer Erhöhung ab 2018 auf 10 Cent. Im Vergleich dazu betrugen die gemäß
Österreichischer Wegekostenrechnung (Herry und Sedlacek, 2001) auf die Fahrleistung
umgelegten externen Kosten des MIV (durchschnittliche externe Kosten) für das Jahr 2000
rund 10 Cent pro Kilometer.
Für die Kosten der On-Board Unit, die von den Pkw-Besitzern zu tragen sind, ist dabei zu
erwarten, dass die Massenproduktion, die durch die Einführung eines solchen Systems
notwendig wird (rund 4 Mio. Pkws in Österreich) diese Kosten wesentlich senkt. Auch ist
von integrierten Geräten auszugehen, die gleichzeitig z.B. Dienstleistungen im Navigationsbereich erbringen. Als Fixkostenkomponente wird diesen Kosten hier keine Verkehrsnachfragewirkung unterstellt. Die Kosten für die On-Board-Units werden aus einer Verlagerung innerhalb des Konsumbudgets der privaten Haushalte gedeckt.
Bundesarbeitskammer
65
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle 6-18: Kurzbeschreibung Pkw-Road-Pricing, Variante 1
Maßnahmenspezifizierung
5 Cent pro Fzg-Kilometer für Fahrzeuge bis zu einem höchstzulässigen Gesamtgewicht von 3,5 t auf dem gesamten Straßennetz ab
2008, 10 Cent ab 2018
Öffentlicher Investitionsbedarf
bei laufenden Kosten berücksichtigt
Maßnahmengeltungszeitraum
ab 1.1.2008 (zuvor: Ausbau des ÖV und technologischadministrative Vorlaufzeit), Erhöhungsvariante zeitversetzt nach
Ersteinführung, gültig ab 2018
Laufende Kosten des Betriebs
€ 450 Mio (aus Einnahmen gedeckt)
Verwendung der Einnahmen
Einnahmen abzüglich Systemkosten verwendet für:
1/3 Straßeninfrastruktur (Straßen, Fahrradwege, etc.)
1/3 Öffentlicher Verkehr
1/3 Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge
Umsetzungsebene
Bund (gesetzliche Einführung, Regelung der Einnahmenverwendung, Novellierung auch des ASFINAG-Ermächtigungsgesetzes),
Länder
Sofern die Effekte durch das Pkw-Road Pricing möglichst isoliert abgebildet und quantifiziert werden sollen, ist eine möglichst neutrale Einnahmenverwendung vorzuziehen, siehe
Tabelle 6-19.
Tabelle 6-19: Kurzbeschreibung Pkw-Road-Pricing, Variante 2
Maßnahmenspezifizierung
5 Cent pro Fzg-Kilometer für Fahrzeuge bis zu einem höchstzulässigen Gesamtgewicht von 3,5 t auf dem gesamten Straßennetz, 10
Cent ab 2018
Öffentlicher Investitionsbedarf
bei laufenden Kosten berücksichtigt
Maßnahmengeltungszeitraum
ab 1.1.2008 (zuvor: Ausbau des ÖV und technologischadministrative Vorlaufzeit), Erhöhungsvariante zeitversetzt nach
Ersteinführung, gültig ab 2018
Laufende Kosten des Betriebs
€ 450 Mio (aus Einnahmen gedeckt)
Verwendung der Einnahmen
Einnahmen abzüglich Systemkosten werden in voller Höhe zur Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge verwendet
Umsetzungsebene
Bund (gesetzliche Einführung, Regelung der Einnahmenverwendung, Novellierung auch des ASFINAG-Ermächtigungsgesetzes),
Länder
66
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
6.5.1
Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage
Für die Nachfragewirkungen aus flächendeckendem Pkw-Road Pricing liegt jüngst eine
umfangreiche Untersuchung vor, auf deren Ergebnisse hier zurückgegriffen wird. Steininger et al. (2005) kombinieren ein Verkehrsnachfragemodell mit einem ökonomischen Modell und ermitteln die in Tabelle 6-20 und Tabelle 6-21 angegebenen Verkehrsnachfrageänderungen (Potenzialvariante). Im Vergleich mit der Literatur mag es hilfreich sein dazu
zu bemerken, dass für solch starke Preisänderungen keine Elastizitäten direkt verfügbar
sind. Treibstoffpreisänderungen im Ausmaß von 10% werden im Allgemeinen mit Verkehrsnachfrageänderungen in der Größenordnung von 1,5% (kurzfristig) bzw. 3% (langfristig) in Beziehung gesetzt (vgl. dazu den Überblick Goodwin (2004)). Für wesentlich höhere
Preisänderungen der variablen Kosten (wie sie ein kilometerabhängiges Pkw-Road Pricing
in Höhe von 5 Cent/km bedeuten) kann einerseits geschlossen werden, dass dadurch
Schwellwerte überschritten werden, sodass es zu größeren Änderungen kommt (in anderen Worten, dass sonst erst später auftretende Verhaltensänderungen bereits kurzfristig
lukrativ sind), andererseits muss aber auch in Rechnung gestellt werden, dass aus dem
bisherigen Wegemuster nur ein bestimmter Teil der Pkw-Wege einfach zur Disposition
steht. In Steininger et al. (2005) entwickelt daher Kriebernegg ein Verkehrsverhaltensmodell, das im Detail differenziert nach Raumtyp und Wegezweck die Reagibilität und Verhaltensänderungsmöglichkeiten innerhalb des MIV bzw. im Umstieg auf andere Verkehrsmittel
untersucht. Die Nachfragewirkungen der Potenzialvariante sind in Tabelle 6-20 und Tabelle
6-21 dargestellt.
Tabelle 6-20: Wirkung eines flächendeckenden Pkw-Road Pricing (Variante 1)
Personenkm Pkw
Änderung absolut
in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
Änderung absolut
in 2020 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
-6.189
-7,2%
-14.256
-14,6%
Kfz-km Pkw
-6.419
-11,0%
-14.319
-23,5%
Personenkm ÖV
3.033
11,0%
6.896
24,7%
Summe Pkm
-3.155
-2,6%
-7.369
-5,8%
t-km Straße
t-km Bahn
0
0
0%
0%
0
0
0%
0%
Bundesarbeitskammer
67
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle 6-21: Wirkung eines flächendeckenden Pkw-Road Pricing (Variante 2)
Personenkm Pkw
Änderung absolut
in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
Änderung absolut
in 2020 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
6.5.2
Personenkm ÖV
Kfz-km Pkw
Summe Pkm
t-km Straße
t-km Bahn
-4.985
-5.310
3.298
-1.687
0
0
-5,8%
-9,1%
12,0%
-1,4%
0%
0%
-11.796
-11.881
7.510
-4.285
0
0
-12,9%
-19,5%
26,9%
-3,4%
0%
0%
Wirkungen auf Emissionen
Die Emissionen wurden mit dem Modell GLOBEMI (Hausberger, 1997) unter Vorgabe der
geänderten Verkehrsnachfrage nach Einführung des Road-Pricing berechnet. Die Änderungen der Verkehrsleistungen wurden über alle Straßenkategorien gleichmäßig angenommen. Das berechnete Reduktionspotenzial für die beiden Varianten der Einnahmenverwendung ist in Tabelle 6-22 bzw. Tabelle 6-23 dargestellt.
Tabelle 6-22: Wirkung des flächendeckenden Pkw-Road-Pricing (Variante 1) auf die
Emissionen des Verkehrs im Inland
Energie
CO2
NOx
Partikel
HC
CO
SO2
[GWh]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
2005
0
0
0
0
0
0
0
2010
-3.712
-1.019
-1,52
-0,10
-0,85
-6,49
0,003
2015
-3.863
-1.061
-1,33
-0,06
-0,59
-4,43
0,003
2020
-7.969
-2.198
-2,60
-0,09
-0,91
-7,05
0,004
2005
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
2010
-5,2%
-5,5%
-2,0%
-2,3%
-4,0%
-5,4%
0,8%
2015
-5,3%
-5,6%
-2,2%
-2,1%
-3,5%
-4,6%
1,0%
2020
-10,5%
-11,1%
-4,9%
-3,9%
-6,4%
-8,3%
1,2%
% Änderung mit Maßnahme zu Trendszenario Inlandsverkehr
68
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Tabelle 6-23: Wirkung des flächendeckenden Pkw-Road-Pricing (Variante 2) auf die
Emissionen des Verkehrs im Inland
Energie
CO2
NOx
Partikel
HC
CO
SO2
[GWh]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
2005
0
0
0
0
0
0
0
2010
-3.027
-840
-1,10
-0,08
-0,85
-6,25
0,005
2015
-2.964
-823
-0,92
-0,05
-0,54
-3,93
0,004
2020
-6.522
-1.813
-2,02
-0,07
-0,81
-6,25
0,007
% Änderung mit Maßnahme zu Trendszenario Inlandsverkehr
2005
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
2010
-4,3%
-4,5%
-1,4%
-1,9%
-3,9%
-5,2%
1,6%
2015
-4,0%
-4,3%
-1,5%
-1,6%
-3,2%
-4,1%
1,3%
2020
-8,6%
-9,2%
-3,8%
-3,2%
-5,7%
-7,4%
2,1%
6.5.3
Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung
Kurzfristige Beschäftigungswirkungen
Die Wirkungen der Einführung einer flächendeckenden Pkw-Bemautung ergeben sich aus
den Ausgaben für die Implementierung und Administration des Systems, aus den Veränderungen der Nachfrage nach Verkehrsleistungen (Änderungen des Modal Split), aus der
Verwendung der Einnahmen sowie den negativen Auswirkungen auf den privaten Konsum
durch die Zahlung der Maut. Hierbei wird von folgender Wirkungsweise in kurzer bis mittlerer Frist ausgegangen:
1. Die Bemautung des Pkw-Verkehrs wird zunächst für die Implementierung und Administration des Systems verwendet. Hierbei werden Hochtechnologie und hochwertige Dienstleistungen nachgefragt, die Ausgaben betragen hierbei im Schnitt €
450 Mio. p.a.
2. Die Veränderung der variablen Kosten der Pkw-Benützung führt zu einer Veränderung des Verhaltens, also zu einer Verringerung der Pkw-Benützung mit damit verbundenen geringeren Ausgaben (Reduktion der Fahrzeug-km um rund 3.400 Mio.
Fzg-km, entsprechend rund € 350 Mio. an Einsparungen), und weiters zu einer Erhöhung der Ausgaben für den öffentlichen Verkehr in Höhe von € 250 Mio. (rund
3.000 Mio. Personen-km mehr im Öffentlichen Verkehr).
3. Die Verwendung der Einnahmen, welche die Systemkosten übersteigen (im Saldo
rund € 2.200 Mio. p.a.), kann einerseits in einem Ausbau der Verkehrsinfrastrukturen mit entsprechenden Effekten in der Bauwirtschaft und dem öffentlichen Verkehr
liegen (jeweils rund € 590 Mio. p.a. in der Variante 1 mit 5 Cent), andererseits wird
eine Verwendung der Einnahmen zur direkten Bezuschussung der Sozialversicherung angenommen, welche zu einer Erhöhung des verfügbaren Einkommens priva-
Bundesarbeitskammer
69
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
ter Haushalte, und somit zur Steigerung der privaten Konsumausgaben führt (in Variante 1 mit 5 Cent rund € 590 Mio., in Variante 2 mit 5 Cent rund € 1.800 Mio.).
4. Die Finanzierung der Mautausgaben bei der Nutzung des Pkw reduziert private
Konsumausgaben, mit entsprechenden negativen Beschäftigungseffekten (durchschnittlich rund € 2.200 Mio. p.a. im Zeitraum bis 2010).
Die Tabelle 6-24 und die Abbildung 6-6 zeigen im Überblick die Beschäftigungswirkungen
der Maßnahmen zur Einführung eines flächendeckenden Pkw-Road-Pricing gemäß Variante 1 mit 5 Cent (Einnahmenverwendung für Verkehrsinfrastrukturen, den öffentlichen Verkehr sowie zur Bezuschussung der Sozialversicherungen). Wie zu sehen ist, kann diese
Maßnahme einen hohen positiven Netto-Beschäftigungseffekt von rund 12.100 Personenjahren erbringen.
Tabelle 6-24: Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Einführung
der Pkw-Bemautung im gesamten Straßennetz (in Personenjahren pro
Jahr, 2006 bis 2010, Variante 1 mit 5 Cent)
NachfrageBranche (wirtschaftliche
Aktivität gemäß I/O-Tabelle änderung
sowie MULTIMAC-Modell) (in Mio. €)
Erdölverarbeitung
-264
Bauwirtschaft
591
Elektrotechnische Einrichtungen
90
Reparatur, Handel
-70
Straßen-, Bahn- und Busverkehr
837
Geld- und Kreditwesen,
Versicherungen
-18
F&E, unternehmensbezogene DL
90
Datenverarbeitung, Datenbanken
90
Öffentliche Verwaltung
180
Konsum privater Haushalte
-1.526
Nettoeffekt
0
70
Beschäftigungseffekte
Direkt
Indirekt
Primär
Sekundär
Insgesamt
-106
5.784
-63
1.919
-169
7.703
-140
2.564
-309
10.267
419
-1.226
239
-216
658
-1.441
301
-371
959
-1.812
8.449
6.626
15.075
4.408
19.483
-117
-56
-173
-83
-257
1.233
43
1.276
421
1.697
437
2.566
-12.414
5.025
151
424
-5.613
3.454
588
2.990
-18.028
8.478
471
982
-4.952
3.600
1.059
3.972
-22.979
12.078
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Abbildung 6-6: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch die Einführung der Pkw-Bemautung im gesamten Straßennetz
(in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010, Variante 1 mit 5 Cent)
40.000
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
30.000
19.483
20.000
12.078
10.267
10.000
1.697
959
3.972
1.059
0
-309
-257
-1.812
-10.000
-20.000
-22.979
-30.000
ef
fe
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N
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n
ht
irt
Ba
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Er
d
öl
ve
ra
r
be
sc
h
itu
af
t
ng
-40.000
Die Verteilung der Effekte zwischen den Branchen ergibt neben dem größten negativen
Effekt (Gesamteffekte) durch die Verringerung privater Konsumausgaben (rund 23.000
Personenjahre) einen sehr hohen positiven Beschäftigungseffekt im öffentlichen Verkehr
(über 19.500 Personenjahre) sowie in der Bauwirtschaft (über 10.300 Personenjahre). Positive Beschäftigungseffekte sind auch in den Bereichen der Dienstleistungen und der öffentlichen Verwaltung zu verbuchen.
Diese Variante der Pkw-Bemautung im gesamten Straßennetz erbringt aus qualitativer
Sicht eine Reihe von Verteilungseffekten: Oftmals prekäre Arbeitsverhältnisse im Handel
und somit im Bereich des privaten Konsum werden gegen Arbeitsplätze „getauscht“, die im
öffentlichen Verkehr eine geringfügig höhere, und im Baugewerbe eine allenfalls ähnliche,
mit anderen Eigenschaften behaftete Arbeitsplatzqualität aufweisen. Hochwertige
Dienstleistungs- und technische Berufe entstehen durch die Einführung und Administrierung der Generalmaut.
In Variante 2 mit 5 Cent stellen sich die Beschäftigungswirkungen kurz- bis mittelfristig etwas anders dar. Der gesamte Beschäftigungseffekt in Höhe von rund 5.900 Personenjahren ist hierbei deutlich niedriger als bei Variante 1, weil keine Mittel für Verkehrsinfrastrukturen und für den öffentlichen Verkehr direkt verwendet werden, und diese Branchen einen
höheren spezifischen Beschäftigungseffekt aufweisen als private Konsumausgaben. Des
Weiteren werden die Mauteinnahmen praktisch direkt zugunsten der privaten Haushalte
(Bezuschussung der Sozialversicherung) rückverteilt, wodurch sich insgesamt geringere
Multiplikatorwirkungen als bei Variante 1 mit 5 Cent ergeben.
Bundesarbeitskammer
71
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle 6-25: Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Einführung
der Pkw-Bemautung im gesamten Straßennetz (in Personenjahren pro
Jahr, 2006 bis 2010, Variante 2 mit 5 Cent)
Beschäftigungseffekte
NachfrageBranche (wirtschaftliche
Aktivität gemäß I/O-Tabelle änderung
sowie MULTIMAC-Modell) (in Mio. €)
Erdölverarbeitung
-267
Elektrotechnische Einrichtungen
90
Reparatur, Handel
-71
Straßen-, Bahn- und Busverkehr
249
Geld- und Kreditwesen,
Versicherungen
-18
F&E, unternehmensbezogene DL
90
Datenverarbeitung, Datenbanken
90
Öffentliche Verwaltung
180
Konsum privater Haushalte
-343
Nettoeffekt
0
Direkt
Indirekt
Primär
Sekundär
Insgesamt
-107
-64
-171
-142
-313
419
-1.238
239
-218
658
-1.456
301
-375
959
-1.830
2.513
1.971
4.483
1.311
5.794
-118
-57
-175
-84
-259
1.233
43
1.276
421
1.697
437
2.566
-2.794
2.909
151
424
-1.264
1.226
588
2.990
-4.058
4.135
471
982
-1.115
1.770
1.059
3.972
-5.173
5.906
Abbildung 6-7: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch die Einführung der Pkw-Bemautung im gesamten Straßennetz
(in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010, Variante 2 mit 5 Cent)
40.000
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
30.000
20.000
10.000
5.794
5.906
3.972
1.697
959
1.059
0
-313
-259
-1.830
-5.173
-10.000
-20.000
-30.000
ef
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d
öl
Ei
nr
ic
ve
ra
r
ht
be
un
g
itu
en
ng
-40.000
Der größte Einzelbeschäftigungseffekt ergibt sich im Bereich der Steigerung der Nachfrage
nach Dienstleistungen des öffentlichen Verkehrs in Höhe von rund 5.800 Personenjahren;
72
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
weitere positive Beschäftigungswirkungen ergeben sich in der Einrichtung und Administration des Mautsystems. Der negative Beschäftigungseffekt durch die Verringerung der privaten Konsumausgaben ist hierbei wesentlich geringer als in Variante 1 (rund 5.200 Personenjahre).
Aus qualitativer Sicht ergeben sich geringere Umverteilungseffekte zwischen den Branchen
als bei Variante 1, da weniger Arbeitsplätze im privaten Konsum verloren gehen, aber auch
keine Beschäftigung in der Bauwirtschaft direkt entsteht.
Langfristige Beschäftigungswirkungen
In der langen Frist stellt sich die Beschäftigungswirkung der unterschiedlichen Einnahmenverwendung genau umgekehrt dar. In Variante 1 wird ein Teil der Einnahmen zwar für den
beschäftigungsintensiven Bausektor verwendet, in Variante 2 jedoch zur Bezuschussung
der Sozialversicherungsbeiträge, wodurch insgesamt die Gesamt-Lohnkosten sinken. Dies
führt im Gesamtarbeitsmarkt in der langen Frist zu einer – lohnkostensenkungs-bedingten
– Ausweitung der Beschäftigung. Der Ausweitungseffekt ist deutlich stärker als der in der
Variante 1 beobachtete positive Beschäftigungseffekt. Die Ausweitung der Beschäftigung
in Variante 2 senkt in der langen Frist die Arbeitslosenquote um deutliche knapp 2%Punkte (bei 5 Cent/km) bzw. 3%-Punkte (bei 10 Cent/km) (vgl. Tabelle 6-26).
Tabelle 6-26: Langfristige Beschäftigungswirkungen nach Pkw-Road-Pricing Varianten
Referenzszenario
(Jahr 2000)
Veränderung der Beschäftigten (absolut)
Arbeitslosenquote
6.5.4
5,84%
Variante 1
Variante 1
Variante 2
Variante 2
5 Cent
10 €Cent
5 €Cent
10 €Cent
14.850
23.528
60.408
105.639
5,39%
5,13%
4,02%
2,66%
Verteilungswirkungen
Regionale Verteilungswirkungen
Aufgegliedert auf die Regionstypen Wien, Großstädte ohne Wien, zentrale und periphere
Bezirke, zeigt sich, dass der größte Anteil der Verkehrsleistung in den zentralen und peripheren Bezirken erbracht wird. Dies gilt für alle Verkehrsmittel gleichermaßen (vgl. Tabelle
6-27).
Bundesarbeitskammer
73
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle 6-27: Verteilung der Fahr- bzw. Verkehrsleistung nach Verkehrsmittel auf
Regionstypen
Wien
Großstädte
ohne Wien
Zentrale Bezirke
Periphere
Bezirke
Summe
MIV
12,9%
7,8%
42,8%
36,5%
100%
ÖV
21,6%
7,2%
37,4%
33,8%
100%
Fuß
24,1%
12,1%
33,6%
30,1%
100%
Rad
4,6%
21,8%
44,1%
29,4%
100%
Quelle: Herry und Sammer (1999), Mobilitätserhebung 1995.
Für eine explizite Erhöhung der variablen (fahrleistungsbezogenen) Kosten des MIV ergibt
sich daraus eine überproportionale Betroffenheit primär der zentralen Bezirke, und auch
wesentlich der peripheren Bezirke. Da in den zentralen Bezirken noch eine relativ bessere
Verfügbarkeit des ÖV gewährleistet ist, dürften sowohl zentrale als auch periphere Bezirke
etwa gleich stark betroffen sein. In Wien und den anderen Großstädten ist nicht nur die
derzeitige Abhängigkeit vom Modus MIV wesentlich geringer, auch die Alternativoptionen
im ÖV sind bei einer Preisanhebung des MIV wesentlich besser gestaltet.
Einkommensspezifische Verteilungswirkungen
Die Auswirkungen auf unterschiedliche Einkommensgruppen unterscheiden sich je nach
untersuchter Variante des Pkw-Road Pricing.
Für die Variante 1 ist die relative Reduktion der Pkw-Kilometer für das unterste und oberste
Einkommensquartil größer als für die beiden mittleren Quartile (die variablen Kosten sind
für diese beiden Einkommensquartile pro Kilometer vor Einführung des Pkw-Road-Pricing
am höchsten, und zwar aus unterschiedlichen Gründen: für die Niedrig-Einkommensklasse
sind es ältere Fahrzeuge mit höherem spezifischen Verbrauch, für die HochEinkommensklasse sind es neuere, aber große Fahrzeuge mit aus diesem Grund überdurchschnittlichen Verbrauch). Die Verkehrsausgaben für den Pkw steigen am stärksten
für das unterste Einkommensquartil, nämlich um rund 9,8% bei Variante 1 mit 5 Cent und
18,1% bei Variante 1 mit 10 Cent. Das Verkehrsbudget hat aber für diese Gruppe bereits
im Ausgangszustand den kleinsten Budgetanteil. Die Wohlfahrt aus dem Konsum marktüblicher Güter und Dienstleistung (gemessen am Hick’schen Wohlfahrtsindex, d.h. an der
Möglichkeit zum Konsum) sinkt daher als Folge der Maßnahme Pkw-Road Pricing weitgehend progressiv, d.h. mit dem Einkommen steigend; jedoch mit der Ausnahme der stärker
betroffenen zweitniedrigsten Einkommensklasse. In der Variante 1 mit 5 Cent beträgt dieser Verlust an anderen Konsumgütern etwa 1,6%, in der Variante 1 mit 10 Cent rund 3%,
in zweitem Fall etwas deutlicher divergierend über die Einkommensklassen.
Die Ausgaben für den Öffentlichen Verkehr steigen mit dem Einkommen unterproportional,
was wiederum mit der niedrigen ÖV-Nachfrage einkommensstärkerer Gruppe vor Einführung des Pkw-Road-Pricing erklärt werden kann. Zusammenfassend lässt sich daher fest-
74
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
halten, dass die armen Haushalte stärker als die mittleren Einkommensgruppen auf die
Einführung des Pkw-Road-Pricing reagieren indem sie ihre Pkw-Fahrleistung anpassen.
Bezogen auf die Wohlfahrt durch Konsum liegt jedoch die größte Einbuße beim zweitniedrigsten Einkommensquartil, und in sehr ähnlicher Höhe bei den reichsten Haushalten. Für
letztere gilt, dass diese am wenigsten bereit sind, vom Pkw auf den ÖV umzusteigen und
die Refundierung je Haushalt für sie die geringste Bedeutung aufweist. Die Pkw-RoadPricing-Variante 1 wirkt daher in der Tendenz eher progressiv (d.h. dass Haushalte mit
höherem Einkommen stärker belastet sind).
Tabelle 6-28: Veränderung der Verkehrsausgaben und Fahrleistungen für ÖV und
MIV nach Einkommensgruppen (in %) Variante 1 mit 5 Cent
Einkommensquartil
1
2
3
4
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Veränderung in %
Verkehrsausgaben Pkw
9,77
8,09
7,56
8,49
Verkehrsausgaben ÖV
13,20
10,63
9,83
11,03
Veränderung des Konsums gesamt
-1,58
-1,70
-1,43
-1,67
Pkw Fahrzeugkilometer
-15,23
-11,10
-9,85
-10,73
ÖV Personenkilometer
12,94
10,37
9,58
10,78
Tabelle 6-29: Veränderung der Verkehrsausgaben und Fahrleistungen für ÖV und
MIV nach Einkommensgruppen (in %) Variante 1 mit 10 Cent
Einkommensquartil
1
2
3
4
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Veränderung in %
Verkehrsausgaben Pkw
18,15
15,31
14,39
16,10
Verkehrsausgaben ÖV
24,85
20,32
18,90
21,14
Veränderung des Konsums gesamt
-2,90
-3,20
-2,72
-3,15
Pkw Fahrzeugkilometer
-25,68
-19,46
-17,48
-18,84
ÖV Personenkilometer
24,29
19,79
18,38
20,60
In der Variante 2 (Einnahmenverwendung ausschließlich zur Bezuschussung der Sozialversicherung) kommen zu den obig bereits erläuterten Verteilungswirkungen über die Verkehrsnachfrage noch weitere Verteilungswirkungen hinzu. Zum einen dürfte die steigende
Bundesarbeitskammer
75
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Beschäftigung (vgl. Tabelle 6-26) tendenziell stärker den niedrigeren Einkommensklassen
zugute kommen. Zum anderen ist die Verteilungswirkung über die konkrete Ausgestaltung
der Bezuschussung mitbestimmt (etwa Dienstgeber- und/oder Dienstnehmerbeiträge). Im
Allgemeinen wird es u.a. zu einer Nettolohnerhöhung für die Arbeitnehmer/innen kommen,
deren positives Gewicht für die unteren und mittleren Einkommensklassen von relativ größerer Bedeutung sein dürfte. Letztlich ist neben diesen beiden, die unteren Einkommensgruppen tendenziell begünstigenden Wirkungen, noch eine Rückwirkung über die Faktormärkte zu beachten. Die Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge senkt jedenfalls
den Preis des Produktionsfaktors Arbeit (d.h. den Lohnsatz) relativ zum Preis des Produktionsfaktors Kapital (Zinssatz). Dies kommt nun überwiegend den reicheren Haushalten zu
gute.
In Tabelle 6-30 und Tabelle 6-31 ist neben der Nachfragewirkung ausschließlich dieser
letztgenannte Verteilungseffekt berücksichtigt, um zu ermitteln wie groß maximal dieser der
Begünstigung der ärmeren Haushalte gegenläufige Effekt sein kann. Es wird ersichtlich,
dass Pkw-Road Pricing dann seine durch die Nachfragwirkung sich ergebende progressive
Wirkung verliert. Positiv (und in Tabelle 6-30 und Tabelle 6-31 nicht berücksichtigt) schlagen hingegen für die ärmeren Haushalte die anderen beiden genannten Wirkungsketten zu
Buche.
Tabelle 6-30: Veränderung der Verkehrsausgaben und Fahrleistungen für ÖV und
MIV nach Einkommensgruppen (in %) Variante 2 mit 5 Cent
Einkommensquartil
1
2
3
4
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Veränderung in %
Verkehrsausgaben Pkw
10,12
9,08
8,84
10,00
Verkehrsausgaben ÖV
13,52
11,60
11,10
12,53
Veränderung des Konsums gesamt
-1,33
-0,84
-0,31
-0,35
Pkw Fahrzeugkilometer
-14,88
-10,20
-8,69
-9,41
ÖV Personenkilometer
13,04
11,13
10,63
12,06
76
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Tabelle 6-31: Veränderung der Verkehrsausgaben und Fahrleistungen für ÖV und
MIV nach Einkommensgruppen (in %) Variante 2 mit 10 Cent
Einkommensquartil
1
2
3
4
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Veränderung in %
Verkehrsausgaben Pkw
18,88
17,28
16,90
19,08
Verkehrsausgaben ÖV
25,53
22,30
21,43
24,16
Veränderung des Konsums gesamt
-2,44
-1,65
-0,69
-0,78
Pkw Fahrzeugkilometer
-25,12
-17,96
-15,55
-16,66
ÖV Personenkilometer
24,50
21,29
20,43
23,14
Ermittlung der Wirkungen auf besonders stark betroffene Haushalte
In der bisherigen Analyse wurden die Verteilungswirkungen differenziert nach den vier Einkommensquartilen dargestellt. Dies ermöglicht Rückschlüsse über die generelle Tendenz
der Verteilungswirkung. Freilich ist die Betroffenheit innerhalb der einzelnen Quartile
nochmals einer Verteilung unterworfen.
Als zusätzliche Sensitivitätsanalyse wurde in Steininger et al. (2005) auf die Gruppe der
potentiell besonders stark betroffenen Haushalte abgestellt. Diese gilt es zunächst auszuwählen, dann die Wirkungen auf diese darzustellen. Aus der ökonometrischen Zusammenführung der Mobilitätserhebungsdaten und der Einkommensdaten aus der Konsumerhebung ist grundsätzlich das Mobilitätsverhalten der einzelnen Haushalte in jeder der Einkommensquartile verfügbar. Die stärkste Betroffenheit wird bei jenen zu erwarten sein, die
unterdurchschnittliches Einkommen und gleichzeitig eine hohe Pkw-Fahrleistung aufweisen, sowie wenige Alternativoptionen im Verkehrsmittel verfügbar haben. Die Abgrenzung
dieser Gruppe kann auf unterschiedliche Weise erfolgen, wobei über den jeweils gewählten
Erfüllungsgrad der genannten drei Kriterien zwei Aspekte gesteuert werden: die Betroffenheit der ausgewählten Gruppe (steigt mit dem Erfüllungsgrad) und die Größe der ausgewählten Gruppe (fällt mit dem Erfüllungsgrad).
Es wurden in Steininger et al. (2005) jene Haushalte ausgewählt,
•
die einem der beiden unteren Einkommensquartile zugehörig sind, und
•
die mehr als 15.000 Kilometer Jahresfahrleistung im Pkw aufweisen, und
•
die in einem peripheren Gebiet leben (also weniger ÖV-Angebot als Alternative verfügbar haben)
und die wir im Folgenden als „Captives“ bezeichnen.
Bundesarbeitskammer
77
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Zahlenmäßig umfasst diese Gruppe insgesamt 1,8% der österreichischen Haushalte. Darin
sind 0,3% aus dem untersten Einkommensquartil und 1,5% aus dem zweitniedrigsten Einkommensquartil.
Für die in Steininger et al. (2005) berechnete 5 Cent Variante wurden Auswirkungen auf
diese „Captives“ gesondert untersucht (vgl. Tabelle 6-32). Es zeigt sich die für einzelne
Haushalte deutlich stärkere Belastung als die jeweilige Einkommensgruppe im Durchschnitt aufweist. Im untersten Einkommensquartil etwa ist der durchschnittliche Wohlfahrtsverlust im Konsum 0,56%; bei getrennter Betrachtung der Captives für diese allerdings
6,1%, für die Restgruppe des untersten Einkommensquartils dann im Schnitt 0,5%. Im
zweitniedrigsten Einkommensquartil sind es statt den ursprünglichen 1,4% Wohlfahrtsverlust im Konsum nunmehr für die Captives 3,6%.
Tabelle 6-32: Wirkungen auf stark betroffene Haushalte („Captives“)
Berücksichtigung der Captives
Pkw
Ausgaben
ÖV
WohlfahrtsVeränderung (Konsum)
Haushaltseinkommen
19,54%
8,70%
-0,49%
12,05%
3,58%
-6,06%
13,97%
6,21%
-1,26%
12,81%
4,64%
-3,63%
< € 3.267
12,41%
5,42%
-1,46%
> € 3.267
13,52%
5,75%
-1,95%
< € 1.478
< € 2.311
davon Captives*
davon Captives*
* als Captives werden die dem jeweiligen Quartil zurechenbaren Pkw-Nutzer mit einer Fahrleistung über 15.000km/Jahr und
einem Wohnort in einem peripheren Bezirk bezeichnet
Wird die Gruppe der Captives weiter gefasst, d.h. die Grenzen nicht so eng gesetzt, ergibt
sich beispielsweise folgende Größe dieser Gruppe. Wird eine Jahresfahrleistung über
10.000km als Grenze herangezogen und werden die anderen beiden Kriterien beibehalten
(untere beiden Einkommensquartile und Wohnort in einem peripheren Gebiet), so ergibt
sich ein Anteil von 3,6% aller österreichischen Haushalte die dann als Captives zu bezeichnen sind. Davon entfallen 0,6% auf das unterste Einkommensquartil und 3,0% auf
das zweitunterste Einkommensquartil. Die Belastungen für diese weiter gefasste Gruppe
sind allerdings im Durchschnitt geringer als die zuvor ausgewiesenen.
78
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
6.6 Pkw-Road-Pricing auf dem höherrangigen Straßennetz
(Bundesstraßen A und S)
Neben einem flächendeckenden Pkw-Road-Pricing wird auch ein Pkw-Road-Pricing System für das höherrangige Straßennetz (Bundesstraßen A und S) untersucht, wie es derzeit
bereits für Lkw in Österreich existiert. Als Zahlungshöhe pro Kfz-km werden 5 Cent angenommen, die Einnahmen werden wiederum zu je einem Drittel für ÖV, Straßeninfrastruktur
und Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge verwendet. Diese Variante der Mittelverwendung wird aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit der einzelnen in dieser
Studie untersuchten Maßnahmen gewählt; eine Aussage über die politische Durchsetzbarkeit dieser Variante wird damit nicht getroffen.
Tabelle 6-33: Kurzbeschreibung Pkw-Road-Pricing auf dem höherrangigen Straßennetz
Maßnahmenspezifizierung
5 Cent pro Fzg-Kilometer für Fahrzeuge bis zu einem höchstzulässigen Gesamtgewicht von 3,5 t auf dem hochrangigen Straßennetz
(Bundesstraßen A und S)
Maßnahmengeltungszeitraum
ab 1.1.2008 (zuvor: Ausbau des ÖV und administrative Vorlaufzeit)
Verwendung der Einnahmen
Einnahmen abzüglich Systemkosten verwendet für:
1/3 Straßeninfrastruktur (Straßen, Fahrradwege, etc.)
1/3 Öffentlicher Verkehr
1/3 Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge
Umsetzungsebene
Bund (gesetzliche Einführung, Regelung der Einnahmenverwendung, Novellierung auch des ASFINAG-Ermächtigungsgesetzes)
6.6.1
Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage
Methodenbeschreibung
Die Abschätzung der verkehrlichen Wirkungen von Road-Pricing auf dem Autobahnen- und
Schnellstraßennetz (A&S-Netz) erfordert die Verkehrsnachfragemodellierung auf Basis
eines Netzmodells. Damit können insbesondere die Routenwahleffekte und somit die Verdrängung des Verkehrs vom gebührenpflichtigen Netz auf andere Netzteile quantifiziert
werden. Neben der Routenwahl beeinflusst Road-Pricing sowohl die Verkehrserzeugung
als auch die Ziel- und Verkehrsmittelwahl. Für eine plausible Abschätzung der verkehrlichen Wirkungen kommt deshalb ein Prognosemodell zur Anwendung, welches alle vier
Schritte der Nachfragemodellierung in ein Modellsystem integriert. Dieses Prognosemodell,
das inkrementelle Nachfragemodell (INF), wurde im Rahmen einer Dissertation (Kriebernegg, 2005 sowie Kriebernegg und Gobiet, 2005) explizit für die Abschätzung verkehrlicher
Wirkungen auf Grund von Road-Pricing-Maßnahmen entwickelt. Die nachfolgend be-
Bundesarbeitskammer
79
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
schriebene Modellierung bezieht sich auf das Anwendungsbeispiel Oberösterreich, welches in der zitierten Dissertation zur Bestätigung der Praxistauglichkeit des entwickelten
Modellsystems diente.
Die Schätzung der Nachfragereaktionen erfolgte in zwei Hauptarbeitsschritten:
•
Ermittlung der verkehrlichen Wirkungen für Oberösterreich im Jahr 1998 für eine
Road-Pricing-Variante mit 5 Cent pro Kilometer am gesamten Autobahnen- und
Schnellstraßennetz
•
Hochrechnung der Modellergebnisse auf gesamt Österreich zum Prognosezeitpunkt 2010
Inkrementelle Nachfragemodellierung für das Modellbeispiel Oberösterreich
Das inkrementelle Nachfragemodell (INF) stellt eine Kombination zweier Modellgruppen
dar: Aus einem diskreten Entscheidungsmodell basierend auf Individualdaten aus dem
Untersuchungsgebiet werden die Parameter des Wahlverhaltens der Ziel- und Verkehrsmittelwahl sowie eine Segmentierung der Verkehrsnachfrage übernommen. Die Prognoserechnung für den gesamten Modellierungsablauf erfolgt im inkrementellen Nachfragemodell auf Basis von einzelnen Nachfragesegmenten, respektive maßnahmensensitiven Personenkategorien sowie auf dem aggregierten Niveau von Quelle-Ziel-Matrizen.
Kern des Modells ist ein inkrementelles Nested-Logit-Modell. Ausgehend von einem bekannten Niveau der Verkehrsnachfrage können alleine mit den Differenzen in den Nutzenfunktionen (oder generalisierten Kostenfunktionen) des Nested-Logit-Modells die Veränderungen der Ziel- und Verkehrsmittelwahl in einem Schritt ermittelt werden. Die Berechnung
der Verkehrserzeugung sowie Routenwahl und Umlegung erfolgt mit Standardansätzen.
Dabei wird von belastungsabhängigen Zeitwiderständen der Raumüberwindung ausgegangen und über die Kopplung mit praxisüblicher Umlegungssoftware ein Systemgleichgewicht zwischen Nachfrageprognose und Umlegung auf das Verkehrsangebot angestrebt.
Für eine ausführliche Beschreibung des Modellsystems siehe Kriebernegg (2005).
Hochrechnung der Modellergebnisse auf den Prognosezeitpunkt 2010
Die Hochrechnung der Modellergebnisse auf den Prognosezeitpunkt 2010 erfolgt in zwei
Arbeitsschritten:
•
Zunächst werden die Modellergebnisse aus Oberösterreich im Jahr 1998 auf gesamt Österreich ebenfalls im Jahr 1998 umgelegt. Als Referenzdaten dienen die
Fahr- und Verkehrsleistungen für Österreich im Jahr 1998 (Hausberger, 2004a).
Ebenso berücksichtigt werden die jeweiligen Längenanteile des Autobahnen- und
Schnellstraßennetzes in Oberösterreich und in Österreich.
•
Danach können die Nachfrageveränderungen aus dem Jahr 1998 auf das Jahr
2010 hochgerechnet werden. Als Referenzdaten dienen die prognostizierten Fahrund Verkehrsleistungen für Österreich im Jahr 2010. Dabei wurde angenommen,
80
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
dass 2/3 der Verkehrszunahmen vom A&S-Netz getragen werden. Des Weiteren erfolgt die Berücksichtigung einer Steigerung der mittleren Weglängen sowohl im MIV
als auch im ÖV. Außerdem ist von einer insgesamt höhern Netzauslastung im Jahr
2010 auszugehen. Folglich dürften die Verdrängungseffekte vom A&S-Netz auf das
untergeordnete Netz geringer ausfallen als im Jahr 1998. Angenommen wurde eine
Verminderung des Verdrängungseffektes um durchschnittlich 20 %.
Die Modellrechnung mit dem INF und insbesondere die Hochrechnung auf den Prognosezeitpunkt 2010 sind erheblichen Vereinfachungen und Unsicherheiten unterworfen. Daher
sind die ausgewiesenen Ergebnisse ausschließlich als Richtgrößen für die tatsächlichen
Wirkungen zu sehen. Zur Verdeutlichung der Unsicherheiten sind nachfolgend die wichtigsten Annahme und Abgrenzungen der Modellierung angeführt:
Räumlich
•
Untersuchungsgebiet für die inkrementelle Nachfragemodellierung ist Oberösterreich und einige angrenzende niederösterreichische Bezirke, wobei das Straßennetz sämtliche Straßen im Untersuchungsgebiet des Jahres 1998 umfasst.
•
Es wird angenommen, dass die für Gesamtösterreich geschätzten Verhaltensparameter genauso für die oberösterreichische Bevölkerung gültig sind und für Personen mit Wohnorten außerhalb des Untersuchungsgebietes (In- und Ausländer)
werden ebenso die österreichischen Verhaltensparameter angesetzt.
Zeitlich
•
Da die Aufbereitung der Nachfragedaten mit den erforderlichen räumlich fein differenzierten Quelle-Ziel-Matrizen für das Jahr 2010 im Rahmen dieser Studie nicht
möglich ist, erfolgt zunächst die Prognoserechnung für das Jahr 1998. Basis sind
die aufbereiteten Nachfragedaten des Verkehrsmodells Oberösterreich der Oberösterreichischen Landesregierung.
•
Betrachtet werden tägliche Durchschnittsverkehrsstärken des Jahres 1998. Die
Hochrechnung auf Jahresverkehrsstärken erfolgt vereinfacht durch die Multiplikation mit 365.
Inhaltlich
•
Die Modellierung erfolgt für die Verkehrsmittel MIV-Fahrer, MIV-Mitfahrer und ÖV,
wobei Fuß- und Rad-Wege vernachlässigt werden.
•
Die Modellrechnung geht von belastungsabhängigen Zeitwiderständen der Raumüberwindung aus, wobei die Widerstände im ÖV als konstant angesetzt wurden.
•
Auf Grund fehlender empirischer Befunde werden bei der Umlegung mit VISUM
(VerkehrsInformationsSystem – UmlegungsModell) der PTV AG (Planung, Transport, Verkehr AG, Karlsruhe) keine segmentspezifischen subjektiven Zeitwerte ver-
Bundesarbeitskammer
81
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
wendet. Zur Anwendung kommt ein weglängenunabhängiger subjektiver Zeitwert
der Routenwahl für alle MIV-Segmente von 13,30 €/Stunde.
•
Die Bewertung der Straßen mit den erzielbaren Reisegeschwindigkeiten sowie die
nach Straßentyp festgelegten Kapazitätsbeschränkungsfunktionen wurden ohne
Änderungen vom Verkehrsmodell Oberösterreich übernommen (PTV 2000).
•
Die Verhaltensparameter des inkrementellen Nachfragemodells (Kriebernegg,
2005) stammen aus der Parameterschätzung mit österreichischen Mobilitätsdaten
1995 (Herry und Sammer, 1999) und wurden mit vergleichbaren Ergebnissen aus
der Literatur (König et al. 2004) für diese Untersuchung angepasst.
Ergebnisse
Tabelle 6-34 zeigt die Verkehrsnachfragereaktionen für Road-Pricing von 5 Cent pro Kilometer am Autobahnen- und Schnellstraßennetz für Österreich im Jahr 2010 im Vergleich
zum Trend-Szenario im Jahr 2010.
Tabelle 6-34: Wirkung eines Pkw-Road Pricing auf dem A&S-Netz auf die Verkehrsnachfrage
Personen-km
MIV
Gesamt
Änderung absolut in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
A&S-Netz
Änderung absolut in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
Übrige Straßen
Änderung absolut in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
Kfz-km MIV
-1.550,5
-1,80%
-3.030,3
-5,19%
-5.339,8
-18,63%
-4.874,7
-25,05%
+3.789,3
+6,61%
+1.844,4
+4,74%
Personen-km
Summe P-km
ÖV
+990,3
+3,59%
-560,2
-0,49%
Tabelle 6-35: Wirkung eines Pkw-Road Pricing auf dem A&S-Netz nach Raumtypen
Personen-km
MIV
Gesamt
Änderung absolut in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
Innerortsstraßen
Änderung absolut in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
Außerortsstraßen
Änderung absolut in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
82
Kfz-km MIV
-1.550,5
-1,80%
-3.030,3
-5,19%
+1.116,6
+5,22%
+489,9
+3,38%
-2.667,1
-4,13%
-3.520,1
-8,03%
Informationen zur Umweltpolitik
Personen-km
Summe P-km
ÖV
+990,3
+3,59%
-560,2
-0,49%
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Wird Pkw-Road-Pricing nur auf dem höherrangigen Straßennetz (A&S) eingeführt, so sind
damit deutliche Ausweicheffekte auf das niederrangige Straßennetz verbunden: 25% weniger Kfz-Fahrleistung am hochrangigen Netz führt (neben höheren Besetzungsgraden und
Verkürzung oder Streichung von Fahrten) auch zu einer Ausweitung im niederrangigen
Netz um knapp 5% mehr Pkw-Fahrleistung, wobei sich diese Steigerung insbesondere
innerorts niederschlägt. Es erfolgt damit durch diese Variante des Pkw-Road Pricing eine
Verlagerung weg von den in Hinblick auf Unfallkosten/Fahrzeug-Kilometer relativ gut liegenden Autobahnen, hin zu jenen Segmenten, die die höchsten Unfallhäufigkeiten und
Folgekosten aufweisen: niederrangiges Netz und inner-örtlicher Verkehr. Die dadurch ausgelösten höheren volkswirtschaftlichen Kosten sind den im Folgenden dargestellten Effekten gegenüberzustellen und stellen die Einschränkung des Pkw-Road-Pricing auf das A&SNetz in Frage.
6.6.2
Wirkungen auf Emissionen
Die in Tabelle 6-34 und Tabelle 6-35 angegebenen Änderungen der Kfz Fahrleistungen
bzw. Personenverkehrsleistungen im ÖV wurden dem Modell GLOBEMI vorgegeben und
die Emissionen berechnet. Die Änderung der Kfz-km des MIV wurde hier ausschließlich
den Pkw-km zugeordnet, da bei 2-Rädern keine relevante Wirkung erwartet wird. Tabelle
6-36 zeigt die berechnete Maßnahmenwirkungen auf Energieverbrauch und Emissionen im
Jahr 201021. Trotz der Zunahme des Verkehrs auf dem untergeordneten Straßennetz kann
eine CO2 Minderung von fast 3% des Verkehrssektors erreicht werden. Je insgesamt vermiedenen Pkw-km entstehen bei dieser Maßnahme höhere CO2-Minderungen als bei der
flächendeckenden Variante, da Pkw-km auf Autobahnen wegen der höheren Geschwindigkeit mehr CO2 je km verursachen als auf Bundesstraßen. Das gefahrenen Strecken steigen
können, wenn zur Mautvermeidung auf Bundesstraßen ausgewichen wird, ist ja bereits im
Verkehrsmengengerüst berücksichtigt. Die Summe der Schadstoffemissionen nimmt ebenfalls ab. Die Reduktion erfolgt aber nur auf Autobahnen während innerorts und auf sonstigen Außerortsstraßen gegenüber dem Trendszenario Mehremissionen zu erwarten sind.
Tabelle 6-36: Wirkungen eines Pkw-Road Pricing auf dem A&S-Netz auf die Emissionen des Verkehrs im Inland
2010
Energie
CO2
[GWh]
[1000t p.a.]
-2.043
NOx
-545
[1000t p.a.]
-1,39
Partikel
HC
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
-0,06
CO
SO2
[1000t p.a.]
-0,06
[1000t p.a.]
-1,46
-0,003
-1,2%
-1,1%
% Änderung mit Maßnahme zu Trendszenario Inlandsverkehr
2010
21
-2,9%
-2,9%
-1,8%
-1,4%
-0,3%
Da die Wirkung auf das Verkehrsmengengerüst nur für 2010 abgebildet werden konnte, können auch die Emissionsänderungen nur
für 2010 berechnet werden.
Bundesarbeitskammer
83
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
6.6.3
Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung
Die Wirkungen der Einführung einer Pkw-Bemautung auf dem hochrangigen Straßennetz
ergeben sich – ähnlich wie in Kapitel 6.5.3 – aus den Ausgaben für die Implementierung
und Administration des Systems, aus den Veränderungen der Nachfrage nach Verkehrsleistungen (Änderungen des Modal Split), aus der Verwendung der Einnahmen sowie den
negativen Auswirkungen auf den privaten Konsum durch die Zahlung der Maut. Hierbei
wird von folgender Wirkungsweise in kurzer bis mittlerer Frist ausgegangen:
1. Die Einnahmen aus der Straßenbenützungsgebühr des Pkw-Verkehrs werden zunächst für die Implementierung und Administration des Systems verwendet. Hierbei
werden Hochtechnologie und hochwertige Dienstleistungen nachgefragt, die Ausgaben betragen hierbei im Schnitt € 104 Mio. p.a. (dies sind 15% der Mauteinnahmen in Höhe von durchschnittlich rund € 730 Mio.).
2. Die Veränderung der variablen Kosten der Pkw-Benützung führt zu einer Veränderung des Verhaltens, also zu einer Verringerung der Pkw-Benützung mit damit verbundenen geringeren Ausgaben (Reduktion der Fahrzeug-km um rund 3.000 Mio.
Fzg-km – dies ist der Saldo aus der Reduktion der Fahrleistung auf dem hochrangigen Straßennetz und der Zunahme der Fahrleistung auf nicht bemauteten Ausweichrouten –, entsprechend rund € 320 Mio. an Einsparungen), und weiters zu einer Erhöhung der Ausgaben für den öffentlichen Verkehr in Höhe von rund
€ 80 Mio. (rund 990 Mio. Personen-km mehr im Öffentlichen Verkehr).
3. Die Verwendung der Einnahmen, welche die Systemkosten übersteigen (im Saldo
rund € 620 Mio. p.a.), kann einerseits in einem Ausbau der Verkehrsinfrastrukturen
mit entsprechenden Effekten in der Bauwirtschaft und dem öffentlichen Verkehr liegen (jeweils rund € 210 Mio. p.a.), andererseits wird eine Verwendung der Einnahmen zur direkten Bezuschussung der Sozialversicherung angenommen, welche zu
einer Erhöhung des verfügbaren Einkommens privater Haushalte, und somit zur
Steigerung der privaten Konsumausgaben führt (ebenfalls rund € 210 Mio., da eine
Verwendung zu je einem Drittel für Infrastruktur, öffentlicher Verkehr und Sozialversicherungszuschuss angenommen wird).
4. Die Finanzierung der Mautausgaben bei der Nutzung des Pkw reduziert private
Konsumausgaben, mit entsprechenden negativen Beschäftigungseffekten (durchschnittlich rund € 730 Mio. p.a. im Zeitraum bis 2010).
Die Tabelle 6-37 und Abbildung 6-8 zeigen im Überblick die Beschäftigungswirkungen der
Maßnahmen zur Einführung eines Pkw-Road-Pricing auf dem ASFINAG-Netz. Wie zu sehen ist, kann diese Maßnahme einen relativ hohen Netto-Beschäftigungseffekt von rund
5.600 Personenjahren erbringen.
84
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Tabelle 6-37: Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Einführung
der Pkw-Bemautung im ASFINAG-Straßennetz (in Personenjahren pro
Jahr, 2006 bis 2010)
Beschäftigungseffekte
NachfrageBranche (wirtschaftliche
Aktivität gemäß I/O-Tabelle änderung
sowie MULTIMAC-Modell) (in Mio. €)
Erdölverarbeitung
-239
Bauwirtschaft
21
Elektrotechnische Einrichtungen
197
Reparatur, Handel
-64
Straßen-, Bahn- und Busverkehr
279
Geld- und Kreditwesen,
Versicherungen
-16
F&E, unternehmensbezogene DL
21
Datenverarbeitung, Datenbanken
21
Öffentliche Verwaltung
42
Konsum privater Haushalte
-262
Nettoeffekt
0
Direkt
Indirekt
Primär
Sekundär
Insgesamt
-96
97
-57
56
-153
153
-127
70
-280
222
1.931
-1.108
641
-195
2.572
-1.303
856
-335
3.428
-1.638
2.811
2.204
5.015
1.466
6.481
-106
-51
-157
-75
-232
286
10
296
98
394
101
595
-2.131
2.381
35
98
-964
1.777
136
694
-3.095
4.158
109
228
-850
1.440
246
922
-3.945
5.598
Abbildung 6-8: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch die Einführung der Pkw-Bemautung im ASFINAGStraßennetz (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010)
40.000
20.000
10.000
6.481
5.598
3.428
394
222
246
922
0
-280
-232
-1.638
-3.945
-10.000
-20.000
-30.000
kt
fe
ef
et
to
H
au
er
pr
iv
at
N
sh
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ng
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he
Ei
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ic
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lv
er
ar
be
i tu
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ge
n
-40.000
Er
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
30.000
Bundesarbeitskammer
85
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Die Verteilung der Effekte zwischen den Branchen ergibt neben dem größten negativen
Effekt (Gesamteffekte) durch die Verringerung privater Konsumausgaben (rund 6.500 Personenjahre) einen sehr hohen positiven Beschäftigungseffekt im öffentlichen Verkehr (über
6.400 Personenjahre) sowie in der Bauwirtschaft (über 3.400 Personenjahre). Positive Beschäftigungseffekte sind auch in den Bereichen der Dienstleistungen und der öffentlichen
Verwaltung zu verbuchen.
Aus qualitativer Sicht ergeben sich Umverteilungseffekte zwischen den Branchen entsprechend der oben beschriebenen Variante 1a: Oftmals prekäre Arbeitsverhältnisse im Handel
und somit im Bereich des privaten Konsum werden gegen Arbeitsplätze „getauscht“, die im
öffentlichen Verkehr eine geringfügig höhere, und im Baugewerbe eine allenfalls ähnliche,
mit anderen Eigenschaften behaftete Arbeitsplatzqualität aufweisen. Hochwertige
Dienstleistungs- und technische Berufe entstehen durch die Einführung und Administrierung der Maut, allerdings nur in vergleichsweise geringem Ausmaß.
6.6.4
Verteilungswirkungen
Die Verteilungswirkungen der Pkw-Road Pricing Variante für das höherrangige Straßennetz können nicht im Rahmen des ASPIT Modells ermittelt werden. Dies liegt einerseits
daran, dass über die Verteilung der auf Autobahnen und Schnellstraßen erbrachten Fahrbzw. Verkehrleistung auf unterschiedliche Einkommensgruppen keine Daten vorliegen und
andererseits hinsichtlich der Unterschiede bezüglich möglicher Ausweichreaktionen zwischen den Einkommensgruppen aus bisher verfügbaren Daten keine quantitativen Aussagen getroffen werden können. Eine qualitative Abschätzung kann jedoch im Folgenden
vorgenommen werden.
Die Straßenbenutzer messen unterschiedlichen Fahrten einen Fahrtwert zu und einen
Zeitwert. Fahrten mit unterschiedlichen Zwecken werden unterschiedlich bewertet und
auch die dafür aufzuwendende Zeit wird je nach vorhandenem Zeitbudget unterschiedlich
bewertet. Wird davon ausgegangen, dass die Opportunitätskosten der Zeit mit dem Einkommen korrelieren (Lehmann, 1998), so kann davon ausgegangen werden, dass höhere
Einkommensgruppen eher bereit sind die erhöhten Kosten auf der Autobahn auf sich zu
nehmen um dadurch schneller ans Ziel zu gelangen, während Gruppen mit niedrigem Einkommen eher auf eine längere Ausweichroute umsteigen werden, um damit den -relativ zu
den reicheren Haushalten- stärker negativ gewichteten expliziten monetären Kosten zu
entkommen. Kommt es durch den Ausweichverkehr zu Stau, erhöhen sich die Zeitkosten
für jene, die ausweichen, zusätzlich und möglicherweise so erheblich, dass in weiterer Folge der Ausweichverkehr wieder reduziert wird. Eine erste qualitative Abschätzung lässt
also vermuten, dass Haushalte mit einem höheren Haushaltseinkommen mit stärkeren
monetären Einbußen zu rechnen haben, und ärmere Haushalte mit zusätzlichen Zeitkosten. Jedoch ist die zeitliche Bewertung der Fahrt wesentlich vom Fahrtzweck abhängig.
Fahrten zur Arbeit werden zeitlich höher bewertet als etwa Einkaufsfahrten oder Freizeitfahrten.
86
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
6.7
Anhebung der Mineralölsteuer (MöSt)
Maßnahmenbeschreibung
Die Benzin- und Dieselpreise werden durch Variation der MöSt ab 1. Jänner 2006 auf das
Niveau der wesentlichsten Nachbarstaaten (derzeit Deutschland, Italien, Slowenien, Ungarn) gebracht. Gemäß Molitor et al. (2004) würde dies (bezogen auf die PreisniveauDifferenz zwischen Österreich und seinen Nachbarstaaten im Jahr 2003) bei Benzin und
Diesel eine Erhöhung der MöSt um je 14 Cent pro Liter erfordern. Das heißt der MöSt-Satz
für Benzin steigt von 0,417 € pro Liter auf 0,557 €/l und jener für Diesel von 0,302 € pro
Liter auf 0,442 €/l. Dieser Preisanstieg wird in der Berechnung unterstellt. Wie die Situation
im Jahr 2010 bzw. 2020 aussehen wird kann derzeit nicht beurteilt werden.
Die Mehreinnahmen werden – im Falle der MöSt-Erhöhung als Einzelmaßnahme – zur
Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge verwendet. Weiters kann diese Maßnahme auch als Teil-Finanzierungsinstrument für jene Maßnahmen verwendet werden, bei
denen ein Investitionsfinanzierungsbedarf auftritt, der nicht aus maßnahmeninduzierten
Einnahmen gedeckt werden kann (d.h. für die Maßnahmen „Ausbau des Bahnverkehrs“,
„Ausbau des ÖPNRV“, „Ausbau des Radverkehrs“ und „Ausbau des kombinierten Güterverkehrs“).
Tabelle 6-38: Kurzbeschreibung „Anhebung der MöSt (Variante 1)“
Maßnahmenspezifizierung
Benzin- und Dieselpreise werden auf Niveau der wesentlichen
Nachbarstaaten gebracht; Erhöhung der MöSt um 14 Cent/ Liter für
Benzin und Diesel
Maßnahmengeltungszeitraum
ab 1.1.2006
Verwendung der Einnahmen
Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge
Umsetzungsebene
Bund
Tabelle 6-39: Kurzbeschreibung „Anhebung der MöSt (Variante 2)“
Maßnahmenspezifizierung
Benzin- und Dieselpreise werden auf Niveau der wesentlichen
Nachbarstaaten gebracht; Erhöhung der MöSt um 14 Cent/ Liter für
Benzin und Diesel
Maßnahmengeltungszeitraum
ab 1.1.2006
Verwendung der Einnahmen
Finanzierung von Verkehrsinvestitionsmaßnahmen (Maßnahmen
„Ausbau des Bahnverkehrs“, „Ausbau des ÖPNRV“, „Ausbau des
Radverkehrs“ oder „Ausbau des kombinierten Güterverkehrs“)
Umsetzungsebene
Bund
Bundesarbeitskammer
87
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
6.7.1
Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage
Die Wirkungen der Anhebung der MöSt auf die Verkehrsnachfrage als Einzelmaßnahme
(mit der Einnahmenverwendung für die Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge)
werden im Folgenden beschrieben.
Die Verkehrsnachfrageänderung im Personenverkehr wurde mit dem ASPIT-Modell (Steininger et al. 2005) ermittelt, jene im Güterverkehr mit den Preiselastizitäten der Güterverkehrsleistung (Nah- und Fernverkehr, sektoral differenziert), wie sie auch im Environmentally Sustainable Transport (EST)-Austria-Modell (Friedl und Steininger, 2002) eingesetzt
und beschrieben sind. Die Nachfrageänderungen gemessen in Personen-Kilometer und
Tonnen-Kilometer sind in Tabelle 6-40 dargestellt.
Tabelle 6-40: Wirkung einer Erhöhung der Mineralölsteuer (MöSt) zur Treibstoffpreiserhöhung auf das Niveau der Nachbarländer (Variante der Einnahmenverwendung für Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge) auf die Verkehrsnachfrage
Personenkm MIV
Änderung
absolut in
2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
Kfz-km
MIV
-1186 -1.326,50
-1,4%
-2,27%
Personen- Summe Kfz-km
km ÖV
P-km
Pkw
t-km
Straße
t-km
Bahn
Summe
t-km
716
-469
-1.342
-1517
1023
-493
2,6%
-0,38%
-2,3%
-3,3%
5,8%
-0,7%
Neben der Wirkung auf die Inlandsverkehrsnachfrage hat die Anpassung der Kraftstoffpreise auf Niveau der Nachbarstaaten auch einen wesentlichen Effekt auf die Menge des in
Österreich getankten aber im Ausland verbrauchten Kraftstoffes („Tanktourismus“). Dieser
wird nach Molitor et.al (2004) berechnet. Gleichung 1 zeigt beispielsweise das beste gefundene Schätzmodell für den Diesel-Tanktourismus. Speziell die Abhängigkeiten beim
Benzin-Tanktourismus sind als relativ unsicher einzustufen.
Gleichung 1:
Diff_Diesel (1000t) = 9910,5 × Diff Dieselpreis netto (€) + 2,035 × 10 −2 × Summe Sattelfahrzeuge
R2=0,96
mit
Diff_Diesel (1000t).................Differenz zwischen abgesetzter und im Inland verbrauchter Dieselmenge in 1000 Tonnen p.a.
Diff_Dieselpreis netto(€) ........Dieselpreisdifferenz Ausland minus Österreich jeweils
exkl. MWSt. (gewichtet nach SNF-Grenzübertritten)
Summe Sattelfahrzeuge ........Bestand an Sattelzugmaschinen in Österreich
88
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Koeffizientena,b
Modell
1
2
Diff_Dieselpreis netto (€)
Diff_Dieselpreis netto (€)
SUMME_SZ
Nicht standardisierte
Koeffizienten
Standardf
B
ehler
12523.403
1462.791
9910.451
827.826
2.035E-02
.003
Standardisie
rte
Koeffizienten
Beta
.922
.729
.392
T
8.561
11.972
6.437
Signifikanz
.000
.000
.000
a. Abhängige Variable: Diff Diesel (1000t)
b. Lineare Regression durch den Ursprung
Im Jahr 2010 wäre mit einer Abnahme des „Tanktourismus“ um 67% bzw. 1,38 Mio Tonnen
Kraftstoff zu rechnen (Abbildung 6-9). Diese Reduktion hat keine Wirkung auf die effektive
Luftverschmutzung bzw. auf die globale Treibhausgasemission, da die Transportleistungen
nur zu Kraftstoffen unterschiedlicher Herkunft verlagert werden (Kraftstoffe aus Deutschland und Italien statt aus Österreich). Für die Schadstoffinventur würden die dargestellten
Reduktionen im Tanktourismus aber voll wirksam. Nachteilig wäre die geringere Steuereinnahme von Ausländern, die in Österreich tanken. Die höhere MöSt führt insgesamt aber
trotz der rückläufigen Nachfrage zu etwa 10% höheren Steuereinnahmen (MöSt+MwSt aus
dem gesamten in Österreich verkauften Kraftstoff).
Bundesarbeitskammer
89
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Abbildung 6-9: Entwicklung des im Ausland verbrauchten aber in Österreich getankten Kraftstoffes im Business as Usual (BAU) und bei Anpassung der
Kraftstoffpreise auf Niveau der Nachbarstaaten („+MöSt“)
2500
Diesel BAU
Diesel "+MÖST*
Benzin BAU
Benzin "+MÖST*
2000
1000t p.a.
1500
1000
500
0
-500
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2012
2014
2016
2018
2020
Jahr
6.7.2
Wirkungen auf Emissionen
Die Emissionen wurden mit dem Modell GLOBEMI (Hausberger, 1997) unter Vorgabe der
geänderten Verkehrsnachfrage berechnet. Die Änderungen der Verkehrsleistungen wurden
über alle Straßenkategorien gleichmäßig angenommen wobei die Pkw-km um 2,3% gegenüber dem BAU-Szenario gesenkt wurden. Die Besetzung wurde leicht erhöht so dass
die Personenkilometer der Pkw nur um 1,4% sinken. Es wurde unterstellt, dass die MöSt
ab 1.1.2006 angehoben wird. Neben der geänderten Verkehrsnachfrage kann infolge der
Kraftstoffverteuerung nach Hausberger (1997) auch mit einer Abnahme der spezifischen
Verbrauchswerte der Neuwagen gerechnet werden. Es wurden entsprechend Hausberger
(1997) um 3% geringere Neuwagenflottenverbräuche ab 2006 gegenüber dem BAUSzenario im Modell vorgegeben. Das berechnete Reduktionspotenzial für den Inlandsverkehr ist in Tabelle 6-41 dargestellt. Da die Preise für Benzin und Diesel um den gleichen
Betrag zunehmen, wurde keine Auswirkung auf die Anteile von Otto- und Dieselbetriebenen Pkw an der Neuwagenflotte in der Berechnung unterstellt.
90
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Tabelle 6-41: Wirkung einer Erhöhung der Mineralölsteuer (MöSt) zur Treibstoffpreiserhöhung auf das Niveau der Nachbarländer (Variante der Einnahmenverwendung für Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge) auf die Emissionen des Verkehrs im Inland
Energie
[GWh]
2005
2010
2015
2020
0
-1.764
-2.151
-2.371
2005
2010
2015
2020
0,0%
-2,5%
-2,9%
-3,1%
CO2
NOx
Partikel
HC
CO
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
0
0,00
0,00
0,00
0,00
-494
-1,23
-0,05
-0,14
-0,95
-599
-0,88
-0,03
-0,11
-0,65
-660
-0,79
-0,02
-0,10
-0,53
% Änderung mit Maßnahme zu Trendszenario Inlandsverkehr
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
-2,7%
-1,6%
-1,0%
-0,6%
-0,8%
-3,1%
-1,5%
-0,9%
-0,7%
-0,7%
-3,3%
-1,5%
-1,0%
-0,7%
-0,6%
SO2
[1000t p.a.]
0,000
0,005
0,004
0,002
0,0%
1,6%
1,2%
0,5%
Durch die Abnahme des Tanktourismus könnten in der Schadstoffinventur erhebliche Mengen eingespart werden (Tabelle 6-42). Zusätzlich zu den in Tabelle 6-41 dargestellten Emissionsminderungen durch sinkende Nachfrage im Inland würde der Kraftstoffabsatz im
Jahr 2010 durch Entfall großer Teile des Tanktourismus um etwa 18% sinken.
Die bezüglich Erreichung internationaler Zielvereinbarungen wichtigen Schadstoffkomponenten CO2 (Kyoto Protokoll) und NOx (National Emission Ceiling, NEC) würden in der Inventur ebenfalls sinken (CO2: -17,5%; NOx: -26%).
Tabelle 6-42: Wirkung einer Erhöhung der Treibstoffpreise auf das Niveau der Nachbarländer auf die Emissionen des Verkehrs mit österreichischem Kraftstoff im Ausland („Tanktourismus“)
Jahr
2005
2010
2015
2020
Benzin
Diesel
CO2
[1000t p.a.] aus „Tanktourismus(1)“
0
0
0
-46
-1.335
-4.353
-34
-1.351
-4.368
-28
-1.370
-4.407
NOx
0.0
-29.0
-18.9
-15.6
(1) Tanktourismus hier definiert als Überhang von in Österreich verkauftem Kraftstoff zu in Österreich verfahrenem
Kraftstoff. Vorwiegend Mitnahmeeffekte im Güterfernverkehr und internationalem Personenverkehr.
6.7.3
Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung
Kurzfristige Beschäftigungswirkungen
Mit der Erhöhung der Mineralölsteuer (MöSt) sind durch die bereits funktionierende Administration der bestehenden Steuer keine zusätzlichen administrativen Aufwendungen zu
Bundesarbeitskammer
91
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
erwarten. Dies bedeutet, dass der Verwendung der Einnahmen für die Schätzung der Beschäftigungswirkungen eine zentrale Bedeutung zukommt. Es wird für diese Ermittlung von
folgender Wirkungskette ausgegangen:
1. Den Einnahmen in Höhe von rund € 830 Mio. p.a. stehen mehrere Verwendungsmöglichkeiten gegenüber. Einerseits können die Einnahmen für die Bezuschussung
der Sozialversicherung verwendet werden (Variante 1). Der Zahlung der Steuer
steht im Aggregat daher eine Erhöhung des verfügbaren Einkommens gleicher Höhe gegenüber. Anderseits können die Einnahmen zu Infrastrukturinvestitionen zu
Gunsten des öffentlichen Verkehrs verwendet werden (Variante 2, Nachfragesteigerung hierbei rund € 830 Mio.).22
2. Die Veränderungen in der Nachfrage nach Verkehrsleistungen führen sowohl im
Güter- als auch im Personenverkehr zu Verschiebungen zwischen den Verkehrsträgern. Im Güterverkehr ist eine Reduktion der Ausgaben für den Straßengüterverkehr (Reduktion um rund 1.500 Mio. tkm, entsprechend rund € 61 Mio. an Nachfragerückgang p.a.) und im Gegenzug eine Erhöhung der Ausgaben für den Transport
von Gütern auf der Schiene (rund 1.000 Mio. tkm, Einnahmensteigerung für den
Bahngütertransport von rund € 26 Mio. p.a.) zu erwarten. Im Personenverkehr ist
ebenfalls eine Verschiebung vom Straßenverkehr, verbunden mit geringeren Ausgaben für die Pkw-Nutzung (rund € 170 Mio. auf Basis einer Reduktion um rund
1.300 Mio. Fahrzeug-km), zum öffentlichen Verkehr mit entsprechenden Ausgaben
für diesen Verkehrsträger (Nachfragesteigerung um rund 720 Mio. Personen-km
und somit rund € 62 Mio. p.a.), zu verbuchen.
3. Die erhöhten Ausgaben der privaten Haushalte für die Zahlung der erhöhten Mineralölsteuer senken (nach Nachfrageveränderungen) die privaten Konsumausgaben,
verbunden mit entsprechenden Beschäftigungseffekten (Saldo für den privaten
Konsum rund €140 Mio. bei Variante 1; bei Variante 2 rund € -686 Mio. p.a.).
4. Durch den Rückgang des „Tanktourismus“ (Ausländer kaufen Treibstoffe in Österreich, da dieser durch eine geringere Besteuerung vergleichsweise günstiger ist)
entstehen der öffentlichen Hand Einnahmenausfälle. Die Verringerung der Einnahmen führt direkt einer Belastung der öffentlichen und privaten Budgets, da das vom
Ausland bis dato gezahlte Aufkommen der Mineralölsteuer durch den Rückgang der
Nachfrage in Österreich geringer wird. Auf Basis der Berechnungen im Rahmen
dieses Projektes beträgt der Nachfragerückgang in etwa 1.700 Tsd. Tonnen Diesel
sowie rund 50-60 Tsd. Tonnen pro Jahr. Verknüpft mit dem MöSt-Satz von 0,302 €/l
Diesel und 0,417 €/l Benzin ergibt dies im Schnitt ein um rund € 495 Mio. geringeres MöSt-Aufkommen. Dieses fehlende MöSt-Aufkommen reduziert das gesamtwirtschaftliche Einkommen, somit – mangels anderer plausibler Annahmen – den
22
Im Gegensatz zur Maßnahme der Einführung einer Pkw-Maut, die neu eingeführt würde und daher ein größerer Gestaltungsspielraum
bestünde, wird bei der MöSt.-Erhöhung von historisch, rechtlich und strukturell bedingten Verringerungen des Gestaltungsspielraums
der Einnahmenverwendung, nämlich für Infrastrukturmaßnahmen, ausgegangen.
92
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
privaten Konsum. Um diese Effekte transparent darstellen zu können, werden zunächst die Beschäftigungswirkungen ohne Berücksichtigung des „Tanktourismus“
dargestellt.
Festzuhalten ist also, dass sich die wesentlich unterschiedlichen Wirkungen der zwei untersuchten Varianten aus einer unterschiedlichen Verwendung der Einnahmen aus der
Mineralölsteuer ergeben. In der vorliegenden Untersuchung wird als Einnahmenverwendungsmöglichkeit die Variante 1 (Bezuschussung zur Sozialversicherung) und die Variante
2 (Verwendung für Infrastrukturinvestitionen) erörtert. Die Beschäftigungswirkungen ergeben sich hierbei aus der Reduzierung der Ausgaben für die Benutzung des Privat-Pkw, der
Erhöhung der Nachfrage nach ÖV-Dienstleistungen, sowie der aus diesen beiden Transaktionsveränderungen sich ergebenden Veränderung der privaten Konsumausgaben. Die
Zahlung der Steuer selbst, sowie die Bezuschussung zur Sozialversicherung brauchen und
können im vorliegenden Modell nicht getrennt erfasst werden, da sich gemäß den zugrunde liegenden Annahmen des Modells in beiden Fällen die privaten Konsumausgaben in
gleichem Ausmaß (und gegengleich) verändern.23
Wie aus Tabelle 6-43 sowie Abbildung 6-10 hervorgeht, ist ein insgesamt NettoBeschäftigungseffekt von rund 1.700 Personenjahren für die Variante 1 zu erwarten.
Tabelle 6-43: Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Anhebung
der Mineralölsteuer (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010, Variante 1 – Bezuschussung der Sozialversicherung), ohne Berücksichtigung
des „Tanktourismus“
NachfrageBranche (wirtschaftliche
Aktivität gemäß I/O-Tabelle änderung
sowie MULTIMAC-Modell) (in Mio. €)
Erdölverarbeitung
-127
Straßen-, Bahn- und Busverkehr
30
Reparatur, Handel
-34
Geld- und Kreditwesen,
Versicherungen
-8
Private Konsumausgaben
140
Nettoeffekt
0
23
Beschäftigungseffekte
Direkt
Indirekt
Primär
Sekundär
Insgesamt
-51
-31
-82
-68
-149
302
-591
237
-104
540
-695
158
-179
697
-874
-57
1.137
741
-27
514
590
-84
1.652
1.331
-40
454
325
-124
2.105
1.655
Die allenfalls damit verbundenen Effekte, die aus unterschiedlichen Konsumneigungen der Einkommensgruppen resultieren, können
hierbei nicht berücksichtigt werden.
Bundesarbeitskammer
93
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Abbildung 6-10: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch die Anhebung der Mineralölsteuer (in Personenjahren pro
Jahr, 2006 bis 2010, Variante 1 – Bezuschussung der Sozialversicherung), ohne Berücksichtigung des „Tanktourismus“
5.000
4.000
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
3.000
2.105
2.000
1.655
1.000
697
0
-124
-149
-1.000
-874
-2.000
-3.000
-4.000
-5.000
Erdölverarbeitung
Straßen-, Bahn- und
Busverkehr
Reparatur, Handel
Geld- und Kreditwesen,
Versicherungen
Private
Konsumausgaben
Nettoeffekt
Die Beschäftigungswirkungen der Maßnahme ergeben sich durch die Erhöhung der Beschäftigung im Bahn- und Busverkehr (insgesamt rund 700 Personenjahre) sowie durch
Netto-Erhöhung der privaten Konsumausgaben (insgesamt rund 2.100 Personenjahre). Die
mit der Reduzierung des Autoverkehrs verbundenen Nachfragerückgänge führen insbesondere im Fahrzeughandel und -reparatur zu Einbußen (rund 870 Personenjahre).
Im Hinblick auf qualitativen Beschäftigungswirkungen ergibt sich eine neutrale Wirkung der
Maßnahme. Beschäftigung in Branchen mit durchschnittlichen Arbeitsbedingungen gehen
verloren (Handel, Reparatur), und werden durch qualitativ durchschnittliche Arbeitsplätze
im öffentlichen Verkehr und in Folge privater Konsumausgaben ersetzt. Allenfalls könnte
argumentiert werden, dass durch diese Maßnahme insbesondere im Handel (netto) durch
die Konsumausgaben Arbeitsplätze entstehen, die flexible aber teilweise durchaus prekäre
Beschäftigungsverhältnisse schaffen.
Wird nunmehr der Wegfall des „Tanktourismus“ und der damit verbundene Einnahmenausfall berücksichtigt, ergibt sich ein konträres Bild der quantitativen Beschäftigungswirkungen.
Wie Abbildung 6-11 zeigt, entsteht durch den Einnahmenausfall (letztlich Rückgang der
privaten Konsumausgaben) ein negativer Beschäftigungseffekt von insgesamt rund 5.800
Personenjahren.
94
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Abbildung 6-11: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch die Anhebung der Mineralölsteuer (in Personenjahren pro
Jahr, 2006 bis 2010, Variante 1 – Bezuschussung der Sozialversicherung), mit Berücksichtigung des „Tanktourismus“
10.000
8.000
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
6.000
4.000
2.000
697
0
-124
-149
-874
-2.000
-4.000
-5.309
-6.000
-5.759
-8.000
-10.000
Erdölverarbeitung
Straßen-, Bahn- und
Busverkehr
Reparatur, Handel
Geld- und Kreditwesen,
Versicherungen
Private
Konsumausgaben
Nettoeffekt
Die Auswirkungen der MöSt-Erhöhung gemäß Variante 2 (Verwendung der Einnahmen für
Infrastrukturinvestitionen) ergibt einen ebenfalls deutlich positiven Beschäftigungseffekt in
Höhe von rund 3.600 Personenjahren, der größer ist als in Variante 1, da die Einnahmen
für die Bauwirtschaft mit einer höheren Multiplikatorwirkung als private Konsumausgaben
verwendet werden.
Bundesarbeitskammer
95
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle 6-44: Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Anhebung
der Mineralölsteuer (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010, Variante 2 – Infrastrukturinvestitionen), ohne Berücksichtigung des „Tanktourismus“
NachfrageBranche (wirtschaftliche
Aktivität gemäß I/O-Tabelle änderung
sowie MULTIMAC-Modell) (in Mio. €)
Erdölverarbeitung
-127
Bauwirtschaft
826
Straßen-, Bahn- und Busverkehr
30
Reparatur, Handel
-34
Geld- und Kreditwesen,
Versicherungen
-8
Private Konsumausgaben
-686
Nettoeffekt
0
Beschäftigungseffekte
Direkt
Indirekt
Primär
Sekundär
Insgesamt
-51
8.090
-31
2.684
-82
10.774
-68
3.587
-149
14.360
302
-591
237
-104
540
-695
158
-179
697
-874
-57
-5.584
2.110
-27
-2.525
234
-84
-8.109
2.344
-40
-2.227
1.230
-124
-10.337
3.574
Abbildung 6-12: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch die Anhebung der Mineralölsteuer (in Personenjahren pro
Jahr, 2006 bis 2010, Variante 2 – Infrastrukturinvestitionen), ohne
Berücksichtigung des „Tanktourismus“
30.000
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
20.000
14.360
10.000
3.574
697
0
-149
-874
-124
-10.000
-10.337
-20.000
-30.000
Erdölverarbeitung
Bauwirtschaft
Straßen-, Bahnund Busverkehr
Reparatur, Handel
Geld- und
Kreditwesen,
Versicherungen
Private
Konsumausgaben
Nettoeffekt
Die quantitativen Beschäftigungswirkungen ergeben sich einerseits aus dem großen Beschäftigungsimpuls in der Bauwirtschaft von rund 14.400 Personenjahren, während die
Zahlung der erhöhten Mineralölsteuer die privaten Konsumausgaben (mit entsprechend
96
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
relativ geringerer Multiplikatorwirkung) reduziert (negativer Beschäftigungseffekt hierbei:
10.300 Personenjahre).
In qualitativer Hinsicht ergibt sich, dass Arbeitsplätze geringer Qualität in der Bauwirtschaft
entstehen (Stress, schwere körperliche Arbeit, Belastung mit Schadstoffen am Arbeitsplatz), denen im Bereich der privaten Konsumausgaben jedoch auch nur die Verringerung
von Arbeitsplätze mit eher (unter-) durchschnittlicher Qualität gegenüberstehen, auch wenn
die Belastungen am Arbeitsplatz in diesen Branchen andere sind.
Wenn wiederum der Einnahmenausfall und dadurch der Rückgang des privaten Konsums
infolge der geringeren ausländischen Nachfrage nach Treibstoffen im Inland berücksichtigt
werden, dann ergeben sich rund 3.800 Personenjahre an Beschäftigung weniger.
Abbildung 6-13: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch die Anhebung der Mineralölsteuer (in Personenjahren pro
Jahr, 2006 bis 2010, Variante 2 – Infrastrukturinvestitionen), mit Berücksichtigung des „Tanktourismus“
30.000
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
20.000
14.360
10.000
697
0
-149
-874
-124
-3.841
-10.000
-17.751
-20.000
-30.000
Erdölverarbeitung
Bauwirtschaft
Straßen-, Bahnund Busverkehr
Reparatur, Handel
Geld- und
Kreditwesen,
Versicherungen
Private
Konsumausgaben
Nettoeffekt
Langfristige Beschäftigungswirkungen
Die Verwendung der zusätzlichen Einnahmen aus der MöSt zur Bezuschussung der Sozialversicherung senkt die volkswirtschaftlichen effektiven Lohnkosten, verbilligt somit den
Faktor Arbeit. In der langen Frist wird dieser Effekt wirksam, und führt zusätzlich zu den
kurzfristigen direkten Beschäftigungseffekten wie zuvor dargestellt zu weiteren wesentlichen positiven Beschäftigungseffekten. Würde der Tanktourismus unverändert erhalten
Bundesarbeitskammer
97
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
bleiben, hätte die MöSt-Erhöhung in der langen Frist eine Ausweitung der Beschäftigung
um 14.000 Personen zur Folge (vgl. Tabelle 6-45). Bei abnehmendem Tanktourismus (von
dem auszugehen ist), wenn die Nachbarländer ihre Treibstoffpreise nicht parallel erhöhen,
wäre die Ausweitung der Beschäftigung um entsprechend weniger oder hätte eine Abnahme der Beschäftigten zur Folge.
Tabelle 6-45: Langfristige Beschäftigungswirkungen der MöSt bei unverändertem
Tanktourismus
Referenz-szenario
(Jahr 2000)
14.049
Veränderung der Beschäftigten (absolut)
Arbeitslosenquote
Möst
5,84%
5,42%
Bezüglich der Qualität der Beschäftigung ergibt sich im Wesentlichen, dass die Reduzierung der Ausgaben für den MIV einerseits Arbeitsplätze in Branchen reduziert, die eher
eine nur durchschnittliche Qualität aufweisen. Andererseits werden, wie bereits oben detailliert ausgeführt, im öffentlichen Verkehr zwar Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitskräfte
geschaffen, die nicht unbedingt eine hohe Qualifikation aufweisen müssen, jedoch teilweise mit einer geringen Arbeitsplatzqualität verbunden sind (Schicht- und Wochenendarbeit,
Lärmimmissionen am Arbeitsplatz u.ä.).
6.7.4
Verteilungswirkungen
Die Verteilungswirkungen durch die Maßnahme einer Erhöhung der MöSt ergeben sich aus
zwei Komponenten. Einerseits gibt es einen direkten Effekt, der zeigt, dass unterschiedliche Einkommensgruppen aus einer Erhöhung der Verkehrsausgaben durch die Einführung
der MöSt unterschiedlich stark belastet werden. Andererseits ergibt sich durch die Verteuerung jener Güter, deren erhöhte Transportkosten sich auch in einer Erhöhung der Güterpreise nieder schlagen, je nach Konsumausgabenstruktur ebenfalls eine unterschiedliche
Belastung für die einzelnen Einkommensgruppen (siehe Verteilungswirkungen Lkw-RoadPricing Ausweitung).
Es zeigt sich, dass durch die Erhöhung der MöSt in der direkten Wirkung die unterste Einkommensgruppe stärker belastet wird als die oberen Einkommensgruppen. Diese Gruppe
wird auch die Fahrleistung mit dem Pkw am stärksten einschränken müssen, während die
Verkehrsleistung im ÖV bei dieser Gruppe am stärksten steigt. Mitbestimmt wird diese Verteilungswirkung auch durch die konkrete Ausgestaltung der Einnahmenverwendung zur
Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge. Der größtmögliche Beitrag zu einer degressiven Wirkung würde erzielt, wenn nur der Gleichgewichtseffekt auf den Faktormärkten
berücksichtigt wird (vgl. Tabelle 6-46 und Tabelle 6-47), wobei der Produktionsfaktor Arbeit
relativ zum Produktionsfaktor Kapital billiger wird. Während der Kapitalpreis weitgehend
98
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
international mitbestimmt ist, ist der Preis der Arbeit (Entlohnung) national bestimmt. Hingegen begünstigt die Verwendung der Einnahmen aus der MöSt-Erhöhung zur Bezuschussung der Sozialversicherung tendenziell die ärmeren bzw. mittleren Einkommensgruppen, wenn Dienstnehmerbeiträge verringert werden, und profitieren ärmere Einkommensgruppen in der Regel stärker von der durch die Bezuschussung ausgelösten höheren
Beschäftigung. Im Umfang ist die Erhöhung der Kosten je km deutlich geringer als im o.g.
Pkw-Road Pricing Szenario, somit sind auch die Wirkungen relativ dazu kleiner.
Tabelle 6-46: Veränderung der Verkehrsausgaben für ÖV und MIV durch MöStErhöhung, nach Einkommensgruppen (in %)
Einkommensquartil
1
2
3
4
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Veränderung in %
Verkehrsausgaben Pkw
2,25
2,00
1,95
2,21
Verkehrsausgaben ÖV
2,96
2,52
2,41
2,73
Veränderung des Konsums gesamt
-0,28
-0,13
0,00
0,00
Pkw Fahrzeugkilometer
-3,57
-2,31
-1,92
-2,10
ÖV Personenkilometer
2,86
2,42
2,31
2,63
Tabelle 6-47: Veränderung der Verkehrsausgaben für ÖV und MIV und der Verkehrsleistung durch MöSt-Erhöhung, nach Einkommensgruppen (absolute Zahlen)
Einkommensquartil
1
2
3
4
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Verkehrsausgaben Pkw (in Mio. €)
1.081
2.972
4.310
6.640
Verkehrsausgaben ÖV (in Mio. €)
145
153
167
172
Pkw Fahrzeugkilometer (in Mio.)
6.008
12.284
16.003
27.361
ÖV Personenkilometer (in Mio.)
4.291
4.182
5.709
7.983
Im Hinblick auf die indirekte Wirkung über Güterpreisveränderungen ergeben sich die folgenden Effekte. Die stärksten Preisänderungen gibt es in den Sektoren Steine und Erden,
bearbeitete Steine und Erden, sowie im Papier-, Verlags- und Druckgewerbe und der Metallerzeugung. Für die Haushalte bedeutet dies eine Verteuerung in den Ausgabenkategorien Bekleidung und Schuhe, eventuell Wohnungsausstattung, Wohnen selbst, möglicherweise auch im Bereich der Kfz-Anschaffung und Reparatur. Die Verteuerungen im Papier-
Bundesarbeitskammer
99
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
und Druckgewerbe fallen in die Konsumkategorie Erholung und Freizeit, die auch die Kategorie der Printmedien, Papier- und Schreibwaren beinhaltet. Für diese Kategorie, die allerdings für alle Haushalte gesamt lediglich 1,7% der gesamten Konsumausgaben ausmacht,
sind ärmere Haushalte geringfügig stärker belastet als reichere. Eine Verteuerung des Bereichs Wohnen (Mieten, Wohnungsinstandhaltungen, Beheizung) durch die MöSt wird
kurzfristig jene Haushalte betreffen, die mit dem Bau oder der Instandhaltung von Häusern
oder Wohnungen beschäftigt sind. Längerfristig kann diese Erhöhung der Baukosten auch
auf die Mieten übergewälzt werden. D.h. kurzfristig sind eher die mittleren Einkommensgruppen betroffen, längerfristig jedoch tendenziell auch, wenn auch geringfügig, die unteren Einkommensgruppen, da diese bis zu 30,4% ihres Einkommens für den Bereich Wohnen ausgeben (vgl. Tabelle 4-4).
Abbildung 6-14: Jene 10 Sektoren mit der stärksten Preisänderungen durch die MöStErhöhung
G
la
s,
Ke
ra
St
m
ei
ik
ne
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rb
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Pa
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se
0,9%
0,8%
0,7%
0,6%
0,5%
0,4%
0,3%
0,2%
0,1%
0,0%
6.8
Forcierung der Verwendung von Biokraftstoffen
Maßnahmenbeschreibung
Am 8. Mai 2003 wurde die „Richtlinie zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen
oder anderen erneuerbaren Kraftstoffen im Verkehrssektor“ (Richtlinie 2003/30/EG) vom
Europäischen Parlament und vom Rat erlassen. Die Festlegung der Richtwerte sollte auf
nationaler Ebene durch die Mitgliedsstaaten erfolgen. In Österreich geschah dies durch
100
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
eine Novelle der Kraftstoffverordnung und durch eine Steuerspreizung im Mineralölsteuergesetz. Die Novelle wurde am 4. November 2004 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht.
Ab dem 1.10.2005 ist von den Substitutionsverpflichteten24 ein Anteil von 2,5%, ab dem
1.10.2007 ein Anteil von 4,3% und ab dem 1.10.2008 ein Anteil von 5,75% Biokraftstoff
oder anderer erneuerbarer Kraftstoffe, gemessen am gesamten vom Substitutionsverpflichteten im Bundesgebiet in Verkehr gebrachten oder verwendeten fossilen Otto- und Dieselkraftstoff pro Jahr, in Verkehr zu bringen oder zu verwenden.
Derzeit werden in Österreich etwa 70 000 Tonnen Biokraftstoffe abgesetzt. Um die seit
1.10.2005 geltende Verpflichtung eines Energieanteils von 2,5% zu erreichen, sind mindestens etwa 150.000 Tonnen Biokraftstoff nötig. Für diese Menge sind derzeit aber weder die
Anlagen noch die Rohstoffverfügbarkeit gegeben. Die Biokraftstoffverordnung ist so als
sehr ambitioniert im Sinne der Versorgung durch inländische Rohstoffe einzustufen.
Diese Maßnahme wird -obwohl bereits beschlossen- in dieser Form untersucht, um die
Wirkungen mit jenen der anderen Maßnahmen vergleichen zu können. Eine höhere Beimischungsverpflichtung bis 2010 wird als unrealistisch erachtet und nicht untersucht.
Prinzipiell kann die Substitutionspflicht auch mit Bioalkoholen erfolgen, etwa als Beimischung von Bioethanol zu Ottokraftstoffen. In der vorliegenden Studie wird für die Berechnung jedoch vereinfachend angenommen, dass die Substitutionspflicht zu 100% mit Biodiesel erfolgt, da zu diesem Bereich fundiertere Forschungsergebnisse vorliegen.
Derzeit werden in Österreich die Rohstoffe (insbesondere Raps) auf einer Fläche von
35.000 bis 55.000 Hektar angebaut (die Anbaufläche ist in den letzten Jahren unterschiedlich; vgl. z.B. AMA, 2005; Daumann, 2005). Zur Deckung des Eigenbedarfs an Biodiesel
müsste diese Fläche zumindest auf 233.000 (Daumann, 2005) bis 385.000 Hektar (Boxberger und Moitzi, 2005) ausgeweitet werden (letzteres entspricht einem Anteil von 28%
der Ackerfläche Österreich und würde die Substitutionsverpflichtung von 5,75% erfüllen).
Tribl (2005) rechnet sogar mit einem Flächenbedarf von rund 430.000 Hektar (d.s. rund
31% der Ackerfläche Österreichs). Während einzelne Autoren erwarten, dass diese Fläche
in Österreich tatsächlich bebaut werden kann (Boxberger und Moitzi, 2005), hält das Umweltbundesamt (2005b) eine Verdoppelung der Anbauflächen für Biodiesel-Rohstoffe
(Raps) als gerade noch möglich.25 Ausgehend von der Fläche, die in den letzten Jahren
maximal für den Anbau von Energiepflanzen (also z.B. inklusive Sonnenblumen) zur Verfügung stand, nämlich rund 75.000 Hektar, könnten daher pro Jahr bei sehr optimistischer
24
„Substitutionsverpflichteter“ ist, wer Otto- oder Dieselkraftstoffe erstmals im Bundesgebiet in Verkehr bringt oder in das Bundesgebiet verbringt, außer im Kraftstoffbehälter des Fahrzeuges.
25
Die Europäische Union (EU) als gesamtes wird zur Erfüllung der eigenen 5,75%-Substitutionsverpflichtung selbst mit großer Wahrscheinlichkeit zum Großimporteur für Biodiesel-Rohstoffe: 2002 lag die Rapsernte der EU 15 bei rund 11,6 Mio. Tonnen; weltweit
wurden 32 Mio. Tonnen Raps geerntet; bei voller Umsetzung dieser Substitutionsverpflichtung würde der Bedarf in der EU auf 33,6
Mio. Tonnen im Jahr ansteigen, was die bisherige Welternte für Industrieraps nicht unerheblich übersteigt (Stanzl, 2005). Aus Sicht
der EU 15 ergibt die Substitutionsverpflichtung einen neuen Impuls für die Landwirtschaft, insbesondere in den neuen Mitgliedsstaaten der EU: „Für die Landwirtschaft als Rohstoffproduzent eröffnen sich hieraus neue Produktions- und Absatzalternativen, die insbesondere für die EU-Beitrittsländer von großer Bedeutung sein werden“ (Bockey, 2003).
Bundesarbeitskammer
101
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Betrachtung 150.000 Hektar für den Anbau von Raps als Biodiesel-Rohstoff zur Verfügung
stehen. Diese Fläche entspricht einer heimischen Biodiesel-Produktion von etwa 150.000
Tonnen; dies bedeutet, dass Rohstoffe im Ausmaß von etwa der gleichen Menge zur Deckung des österreichischen Eigenbedarfs (Gesamtverbrauch mindestens 250.000 bis
270.000
Tonnen
Biodiesel
im
Jahr
2010
zur
Erfüllung
der
5,75%Substitutionsverpflichtung) importiert werden müssen (hierbei ist noch nicht berücksichtigt,
dass der Treibstoffkonsum derzeit jährlich um etwa 2% steigt). Des Weiteren ist bei der
Ermittlung des Potenzials der heimischen Produktion von Biodiesel noch nicht berücksichtigt, dass auch in anderen Bereichen Biotreibstoffe (z.B. Ethanol und Biogas) verstärkt eingesetzt werden (sollen), was die Verfügbarkeit von heimischen Rohstoffen verringert.
6.8.1
Wirkung auf die Verkehrsnachfrage
Da keine nennenswerten Preis- oder Funktionsänderungen zu erwarten sind, ist keine Änderung der Verkehrsnachfrage gegenüber dem Trendszenario zu erwarten.
6.8.2
Wirkung auf die Emissionen
Es ist anzunehmen, dass die Biokraftstoffe vorwiegend als Beimischung (bis ca. 5%) und
zu einem geringerem Umfang in der reinen Verwendung zunehmen werden. Die Wirkungen auf die Schadstoffemissionen sind bei Einsatz als Beimischung wahrscheinlich zu vernachlässigen, in der reinen Verwendung ist mit ca. 20% geringeren Partikelemissionen
(nach Fahrzyklus Rohstoff des Biodiesel und Motor sehr unterschiedlich), dafür etwa 10%
höheren NOx-Emissionen zu rechnen, bei Stadtbussen wurden bis zu 50% Partikelminderung bei etwa 20% NOx-Anstieg registriert (z.B. Blassnegger (2005); Blassnegger et al.
(2005)).
Den wesentlichsten Emissionsvorteil haben Biokraftstoffe bezüglich CO2, da das Kohlendioxid, dass bei der Verbrennung im Motor natürlich auch emittiert wird, beim Nachwachsen
der Biomasse wieder aus der Atmosphäre gebunden wird. Demnach wären Biokraftstoffe
CO2-neutral. Allerdings entstehen in den vorgelagerten Prozessen (Landwirtschaft, Verarbeitung, Verteilung) Emissionen, die auch bilanziert werden müssen um einen sinnvollen
Vergleich der Umweltwirkungen zu Mineralölprodukten zu ermöglichen.
Dies erfolgt in so genannten „Lebenszyklusanalysen“, wo alle Emissionen von der Rohstofferzeugung bis zur Verbrennung des Kraftstoffes erfasst werden. Eine umfassende
Studie zu den Lebenszyklusemissionen von Biokraftstoffen in Österreich ist in Jungmeier
und Hausberger (2003) dargestellt. Die Ergebnisse werden hier verwendet. Abbildung 6-15
zeigt die Treibhausgasemissionen (CO2-Äquivalente Summe aus CO2, CH4 und N2O) von
verschiedenen Biodieselsorten im Vergleich zu fossilem Diesel. Die Verwendung von Altspeiseöl führt zu fast 100% Reduktion der Treibhausgasemissionen, die Verfügbarkeit von
Altspeiseölen ist allerdings stark beschränkt. Bei Einsatz von Rapsmethylester (RME) entstehen im Lebenszyklus etwa 45% geringere Treibhausgasemissionen als bei fossilem
Diesel. Bei Raps wie auch anderen landwirtschaftlichen Produkten beeinflussen speziell
102
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
der Energieeinsatz in der Landwirtschaft und der Kraftstofferzeugung sowie die Lachgasemissionen (N2O26) aus gedüngten und/oder bearbeiteten Böden die Treibhausgasbilanz.
Abbildung 6-15: Treibhausgas-Emissionen von Personenkraftwagen mit Verbrennungskraftmotor betreiben mit Biodiesel und Diesel, Technologie
2002 und 2020 nach Jungmeier und Hausberger (2003)
110
Raps
66
2002
2020
65
Sonnenblumen
39
-6,9
Altspeiseöl/-fett
3,4
203
Diesel 2002
154
-50
0
50
100
150
200
250
Treibhausgas-Emissionsfaktor [g CO2-Äq/PKW-km]
In der Emissionsberechnung wurde ein „Biodieselmix“ angenommen, der 50% geringere
Treibhausgasemissionen im Lebenszyklus als fossiler Diesel verursacht. Diese Minderung
wurde dem Biodiesel angerechnet. Da der Kraftstofftransport einen sehr geringen Anteil an
den Lebenszyklusemissionen von Biokraftstoffen hat (z.B. Jungmeier, 2003), ist es für die
Bilanzierung nicht von wesentlicher Bedeutung, ob der Biodiesel in Österreich erzeugt oder
importiert wird. Für die Österreichische Treibhausgasbilanz wäre importierter Biokraftstoff
sogar von Vorteil, da mit Null CO2 zu rechnen wäre (Emissionen aus vor gelagerten Prozessen werden in der Inventur ja dem Erzeugerland zugeordnet). Die hier getroffenen Annahmen sind also eine eher vorsichtige Bewertung des Potenzials. Der gesamte Biodieselabsatz, mit dem die Prozentanteile gemäß Richtlinie erreicht würden, ist in Abbildung 6-16
dargestellt.
26
1 kg N2O hat ein ca. 290 mal höheres Treibhauspotenzial als 1 kg CO2
Bundesarbeitskammer
103
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Abbildung 6-16: Angenommene Menge an Biodieselabsatz in Österreich
600
1000t Biodiesel p.a.
500
400
300
200
100
0
2004
2006
2008
2010
2012
2014
2016
2018
2020
Jahr
Tabelle 6-48 zeigt das berechnete Reduktionspotenzial. Die Umsetzung der Biotreibstoffrichtlinie könnte also im Jahr 2008 etwa 2,8% Treibhausgasemissionen im Lebenszyklus
einsparen. Dafür wären etwa 500.000 Tonnen Biokraftstoff nötig. Bei weiterer Forcierung
könnte die benötigte Menge mit in Österreich erzeugten Rohstoffen (Aktivierung brach liegender Flächen) kaum mehr bereitgestellt werden und müsste so aus dem Ausland importiert werden. Es werden aber auch heute schon Biokraftstoffe über die Grenzen gehandelt,
eine autarke österreichische Lösung wäre in der EU ohnehin nicht denkbar. Mit den neuen
EU Mitgliedstaaten dürfte aber vermutlich ausreichend landwirtschaftliche Fläche zur Rohstoffbereitstellung verfügbar sein.
Tabelle 6-48: Wirkung der Forcierung der Verwendung von Biokraftstoffen auf die
Emissionen des Verkehrs im Inland (bei CO2 auf verkauften Kraftstoff)
Energie
CO2
NOx
Partikel
HC
CO
SO2
[GWh]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
2005
0,00
-221
0,24
-0,03
0,00
0,00
0,00
2010
0,00
-522
0,43
-0,05
0,00
0,00
0,00
2015
0,00
-540
0,34
-0,03
0,00
0,00
0,00
2020
0,00
-559
0,30
-0,02
0,00
0,00
0,00
2005
0,0%
-1,2%
0,2%
-0,5%
0,0%
0,0%
0,0%
2010
0,0%
-2,8%
0,6%
-1,1%
0,0%
0,0%
0,0%
2015
0,0%
-2,8%
0,6%
-1,1%
0,0%
0,0%
0,0%
2020
0,0%
-2,8%
0,6%
-1,1%
0,0%
0,0%
0,0%
% Änderung mit Maßnahme zu Trendszenario Inlandsverkehr
104
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
6.8.3
Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung
Kurzfristige Beschäftigungswirkungen
Die grundsätzlichen Wirkungsmechanismen hinsichtlich der Beschäftigungseffekte bei Einführung von Biodiesel sind, im Vergleich mit den anderen Maßnahmen im Verkehrsbereich
relativ einfach und beziehen sich im Folgenden ausschließlich auf die inländische Bereitstellung der Rohstoffe (Raps-Ölsaaten):27, 28
1. Eine Steigerung der Nachfrage nach Biodiesel erbringt im primären Sektor (Landwirtschaft) höheres und gesichertes Einkommen, und somit eine Stabilisierung des
Beschäftigungsniveaus (durchschnittlich rund € 40 Mio. p.a. im Zeitraum 20052010; Berechnung s.u.).
2. Eine Reduktion der Nachfrage nach fossilen Treibstoffen führt zu einem Einnahmenausfall in der Mineralölverarbeitung, welche jedoch durch den hohen Importanteil und den geringen inländischen Beschäftigungseffekt nur sehr geringe volkswirtschaftliche Wirkungen zeigt. Der Nachfrageausfall beträgt rund € 33 Mio. p.a., welcher jedoch zum Teil durch die Verarbeitung (Raffinierung) von Rapsöl kompensiert
wird; netto ist mit einem Nachfrageausfall für die Mineralölverarbeitung von rund € 8
Mio. p.a. auszugehen.
3. Die Produktion von reinem Biodiesel ist im Vergleich zu „normalem“ Diesel um etwa
0,38 bis 0,47 €/l teurer (das entspricht einem doppelt so hohen Nettopreis im Vergleich zu fossilem Diesel, ohne USt. und MöSt.). Der öffentliche Sektor trägt diesem
Umstand durch eine (teilweise) Abdeckung der höheren Kosten in Form von Subventionen Rechnung, welche im Schnitt rund 0,50 €/l ausmachen (s.u.). Diese im
Vergleich zum Kostenunterschied höheren Subventionen ergeben sich durch die
etwas geringere Energieausbeute des Biodiesel und der politisch erwünschten Forcierung von Biotreibstoffen. Da die Stützung der Mineralölsteuer (Reduzierung des
MöSt.-Satzes für Biodiesel) eine indirekte Subvention darstellt (und zur Finanzierung keine neuen Steuern eingeführt werden), müssen Einsparungen in anderen
Bereichen der öffentlichen Budgets vorgenommen werden. Es wird daher angenommen, dass diese Einsparungen zu einer Reduktion des öffentlichen Konsums
führen, und zwar in der Höhe von rund € 32 Mio. p.a.
Die Einführung von Biodiesel hat, wie bereits erörtert, keinerlei Auswirkungen auf die Nachfrage nach Verkehrsleistungen bzw. keine Substitutionseffekte zur Folge. Es wird vereinfachend angenommen, dass der Ersatz von fossilen Treibstoffen durch Biodiesel hinsichtlich
27
Aufgrund der zeitlich relativen kurzen Erfahrungen mit der Treibstoff-Substitutionsverpflichtung der Europäischen Union in Österreich, der unvollständigen Zeitreihen über die Preisentwicklungen bei Raps und Biodiesel, sowie der schwankenden Preise für fossile
Rohstoffe, kann dieses Kapitel nur sehr grob die Wirkungen der verstärkten Biodieselnachfrage in Österreich untersuchen. Es wird
daher kein Anspruch auf Vollständigkeit und exakte Widerspiegelung der Kostenstrukturen und Marktverhältnisse erhoben.
28
Die Daten zu diesem Kapitel stammen aus den in Kapitel 0 angegebenen Quellen sowie aus den laufend aktualisierten Marktübersichten von AMA (2005), UFOP (2005) sowie Deutscher Bundestag (Drucksache 15/5816).
Bundesarbeitskammer
105
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
der Kosten der Aufbereitung und Raffinierung zu keinen zusätzlichen Ausgaben führt. Jedoch wird der Einsatz von Biodiesel (Beimischung) subventioniert, und zwar in Höhe von
0,028 €/l Kraftstoffgemisch (ab 1. Oktober 2005 beträgt der MöSt.-Satz für Diesel 325
€/1.000 Liter, für Diesel mit Beimischung 297 €/1.000 Liter). Ein Liter reiner Biodiesel wird
daher mit etwa rund 0,50 € durch indirekte Subventionen (Reduzierung des Steuersatzes)
gestützt. Diese Steuerbefreiung stellt eine indirekte Subvention dar (Verzicht auf Steuereinnahmen), wodurch die verfügbaren Ausgaben für den öffentlichen Konsum verringert
werden. Die hier ansteigend angenommene Nachfrage nach Biodiesel auf bis zu knapp
300.000 Tonnen pro Jahr führt unter Einrechnung des Imports von Rohstoffen bzw. fertigen
Biodieselprodukten und unter Einbeziehung der Kosten des inländischen Rohstoffanteils
an den gesamten Produktionskosten zu Subventionen im Zeitraum 2006-2010 von insgesamt rund € 32 Mio. im Jahresdurchschnitt.29 Eine Subvention bewirkt, dass einerseits die
Produktion von Biokraftstoffen in dieser Höhe unterstützt wird, und andererseits, dass der
öffentliche Konsum sinkt; dies bedeutet aber in weiterer Folge, dass das verfügbare Einkommen der Haushalte in dieser Höhe durch die indirekte Subvention bei den privaten
Haushalten, die die indirekten Subventionen tragen sinkt, während es bei den empfangenden Haushalten und Unternehmen ansteigt.
Die Aufteilung der gestiegenen Ausgaben für Biodiesel erfordert einige Annahmen. Zunächst ist davon auszugehen, dass die Produktionskosten von normalem Diesel bei rund
0,41 €/l liegen, während die Kosten für Biodiesel bei rund 0,90 €/l betragen. Durch die
Subventionierung sind diese Produkte für die Verbraucher/innen ungefähr gleich teuer. Zur
Branchenzuweisung der zusätzlichen Ausgaben für Biodiesel ist es notwendig, die Rohstoffkosten (für Raps-Ölsaat) und die Verarbeitung (Ölgewinnung, Umesterung, Raffinierung, Verteilung, Zumischung) zu trennen. Rund 50-60% des Biodieselpreises (netto) entfallen auf die Ölgewinnung (Preis für 1 l Rapsöl, ab Ölmühle: rund 0,48 €/l). Der Rest auf
den Preis von 0,90 €/l entfallen auf die Raffinierung und Zumischung;30 da die InputOutput-Tabelle keine Differenzierung hinsichtlich der Art der verwendeten Rohstoffe bei der
Treibstofferzeugung zulässt, muss hierbei angenommen werden, dass die grundsätzlichen
Multiplikatorwirkungen ähnlich sind, unabhängig davon, ob fossile oder biogene Rohstoffe
weiterverarbeitet werden. Vom Preis des Rapsöls (ab Ölmühle) entfallen bei Annahme eines Rapspreises von 230 €/t und einem Ölgehalt der Ölsaat von rund 42,5% etwa die Hälfte auf Rohstoffkosten, die andere Hälfte auf die Verarbeitung in der Ölmühle.
Eine Erhöhung der Nachfrage nach Biodiesel um 1 EUR bewirkt somit eine Erhöhung der
Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten in Höhe von rund 25 Cent, eine Nachfrageerhöhung nach Leistungen der Ölmühlen ebenfalls von rund 25 Cent, und höhere Ausgaben für Raffinierung, Verarbeitung und Zumischung in Höhe von zusätzlich rund 50
29
Dies bedeutet, dass nicht die Produktion von 300.000 Tonnen Biodiesel subventioniert wird, sondern die heimische Rohstofferzeugung: Es wird hierbei angenommen, dass einerseits Rohstoffe oder Fertigprodukte importiert werden können, andererseits nur der
Rohstoffanteil an den gesamten Produktionskosten im Ausmaß von insgesamt einem Viertel Gegenstand der Subvention ist.
30
Es kann damit gerechnet werden, dass nach Tribl (2005) zukünftig die Kostenerhöhung durch Raffinierung und Verarbeitung in
Österreich insgesamt rund 133 Mio. € pro Jahr betragen wird. Davon trägt der Staat ca. ein Viertel, ungefähr 98 Mio. € tragen die
Konsument/inn/en durch einen höheren Dieselpreis.
106
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Cent. Im Vergleich zu herkömmlichem Diesel entfällt der Import der Rohstoffe, d.h. die Raffinierung von Diesel im Inland fällt – da nicht abhängig vom Rohstoff – nicht weg, während
der Rohstoffimport verringert wird.
Dies führt im Aggregat zu jenen, oben angeführten Veränderungen der Transaktionen.
Diese Transaktionen basieren auf der Annahme, dass im Jahr 2010 rund maximal 150.000
Tonnen Biodiesel aus heimischer landwirtschaftlicher Produktion stammen.31 Der sich aus
den Substitutionsverpflichtungen ergebende notwendige Import von Ölsaaten wird weiter
unten diskutiert.
Im Folgenden wird daher eine Ermittlung und Erörterung der Beschäftigungseffekte des
Biodieseleinsatzes in zwei Schritten vorgenommen:
a)
Ermittlung der Beschäftigungseffekte in Österreich durch Kapazitätsauslastung
der Produktion von Biodiesel in Höhe von maximal 150.000 Tonnen.
b)
Diskussion der daraus resultierenden Netto-Beschäftigungseffekte unter Einbeziehung der Importnotwendigkeiten.
Die Tabelle 6-49 und die Abbildung 6-17 zeigen im Überblick die Beschäftigungswirkungen
der Maßnahmen der Erhöhung der Nachfrage nach Biodiesel. Es wird ein Beschäftigungseffekt in Höhe von insgesamt rund 400 Personenjahren ermittelt.
Tabelle 6-49: Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Forcierung
von Biodiesel (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010)
NachfrageBranche (wirtschaftliche
Aktivität gemäß I/O-Tabelle änderung
sowie MULTIMAC-Modell) (in Mio. €)
Landwirtschaftliche Erzeugnisse
40
Mineralölverarbeitung
-8
Öffentliche Konsumausgaben
-32
Nettoeffekt
0
31
Beschäftigungseffekte
Direkt
Indirekt
Primär
Sekundär
Insgesamt
703
-3
624
-2
1.328
-5
23
-4
1.351
-9
-549
151
-133
490
-681
641
-226
-207
-907
434
Diese Menge entspricht ungefähr auch jener von Tribl (2005) ermittelten Produktionskapazität in Österreich, und zwar unter Berücksichtigung der derzeitigen Anbauflächen sowie der Flächen, die derzeit still gelegt sind.
Bundesarbeitskammer
107
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Abbildung 6-17: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch die Forcierung von Biodiesel (inklusive Zulieferbranchen und
Einkommenseffekten)
1.500
1.351
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
1.000
434
500
0
-9
-500
-907
-1.000
-1.500
Landwirtschaftliche Erzeugnisse
Mineralölverarbeitung
Öffentlicher Konsum
Nettoeffekt
Quantitativ ergibt sich aus der Forcierung von Biodiesel ein gesamter NettoBeschäftigungseffekt von rund 400 Personenjahren. Dieser Beschäftigungseffekt ergibt
sich durch eine (rechnerische) Erhöhung der Beschäftigung in der Landwirtschaft von rund
1.350 Personenjahren; diese Auswirkungen sind jedoch gerade im landwirtschaftlichen
Sektor keine zusätzlich geschaffenen Arbeitsplätze, sondern die Sicherung bereits bestehender Arbeitsplätze und die Weiter- oder Wiederverwendung von derzeit brachliegenden
landwirtschaftlichen Flächen. Aus Sicht der Qualität der Beschäftigung ist die Schaffung
von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft sicherlich nicht übermäßig positiv zu bewerten; die
geschaffenen Arbeitsplätze sind im Durchschnitt mit relativ geringen Verdienstmöglichkeiten, hoher körperlicher Belastung und verschiedenen anderen Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz und geringen Karriere- und Weiterbildungschancen verbunden. Andererseits
trägt die Schaffung oder Sicherung von Arbeitsplätzen in diesem Bereich zur Einkommenssicherung landwirtschaftlicher Betriebe sowie zur Stärkung peripherer Regionen bei, und
stärkt daher auch die Wirtschaftskraft dieser Regionen. Insgesamt ist jedoch nicht damit zu
rechnen, dass sich aus dem Anbau von Raps-Ölsaaten entscheidende beschäftigungs-,
wirtschafts- und regionalpolitische Impulse ergeben.
Für die Deckung der Nachfrage nach Biodiesel bzw. dessen Ausgangs-Rohstoffe ergibt
sich ein in den nächsten Jahren steigender Importbedarf an Rohstoffen, der über die in
naher Zukunft ausgeschöpften inländischen Anbaumöglichkeiten hinausgeht. Ausgehend
von einer inländischen Produktion von 150.000 Tonnen Biodiesel (entspricht etwa 180.000
108
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Tsd. Litern Biodiesel) ergibt sich je nach Nachfragszenarium (Annahmen über den Anstieg
des Treibstoffverbrauchs) ein Importbedarf von bis zum Doppelten der heimischen Produktion. Da der Rohstoff für Biodiesel und damit der Preis für Biodiesel höher ist als Rohöl
bzw. „fossiler“ Diesel, ergibt sich aus der Erhöhung der Nachfrage nach Biodiesel nicht nur
bloß ein Ersatz des Imports von Rohstoffen, sondern auch eine Erhöhung des Preises pro
Mengeneinheit. Wenn statt den Rohstoffen für fossilen Diesel Raps-Ölsaaten verstärkt eingeführt werden müssen, dann ist mit einem höheren Preis in der Größenordnung von rund
19 Cent pro Liter des Endprodukts (Biodiesel an der Tankstelle) zu rechnen (hierbei wird
unterstellt, dass die Rohstoffe – Raps-Ölsaaten – importiert werden, dafür die Transportkosten gering sind, und nicht das fertige Endprodukt – Biodiesel – eingeführt wird). Dies
bedeutet bei einer Importnotwendigkeit von Rohstoffen für rund 150.000 Tsd. Litern Biodiesel im Jahr 2010 eine Erhöhung der Ausgaben für Rohstoffimporte in Höhe von € 28,5 Mio.
(unter Annahme derzeitiger Preisniveaus; bei Ausweitung der internationalen Nachfrage
nach Biodiesel könnte langfristig auch die Produktion ansteigen; dies jedoch könnte Auswirkungen im Allgemeinen Gleichgewicht, also z.B. bei den Preisen anderer landwirtschaftlicher Produkte durch Bindung von Flächen für den Energiepflanzenanbau, haben).
Schlussendlich sind die Träger dieser Verteuerung entweder die öffentlichen Haushalte,
die zur Subventionierung den öffentlichen Konsum einschränken, oder direkt die privaten
Haushalte, die höhere Treibstoffpreise in Kauf nehmen müssen. Wird angenommen, dass
die privaten Haushalte ihre Konsumausgaben in Höhe der Importzahlung reduzieren (bei
sonst gleichem Verbrauch, also statisch), dann bedeutet dies eine Reduktion der gesamten
Beschäftigung in Höhe von rund 430 Personenjahren.
Wird nunmehr die Erhöhung der inländischen Produktion von Biodiesel-Rohstoffen sowie
die Erhöhung des Importes gegenübergestellt, so ergibt sich damit aus der Forcierung der
Biodieselbeimischung (Substitution) im Saldo weder ein positiver noch ein negativer Beschäftigungseffekt. Dieser neutrale Saldo wird unter der Annahme ermittelt, dass rund 50%
des Biodieselbedarfs in Österreich produziert werden, während der Rest durch Rohstoffimport abgedeckt wird. Diese Variante wird, wie weiter oben beschrieben, als „optimistisch“
bezeichnet. Wahrscheinlicher ist, dass ein höherer Anteil an Rohstoffen importiert werden
muss. Um diese Unsicherheiten zu berücksichtigen, zeigt Abbildung 6-18 die rechnerischen Netto-Beschäftigungseffekte der Erfüllung der Substitutionsverpflichtung in Abhängigkeit der Importquote. Hierbei handelt es sich lediglich um eine Ermittlung der Größenordnung ohne Anspruch auf Genauigkeit. Da die Importquote größer sein kann als oben
angenommen, wird die Biodieselverpflichtung eher zu einem insgesamt negativen Beschäftigungseffekt führen.
Bundesarbeitskammer
109
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Abbildung 6-18: Übersicht über die Netto-Beschäftigungswirkungen durch die Forcierung von Biodiesel (inklusive Zulieferbranchen und Einkommenseffekten) in Abhängigkeit der Importquote (Rohstoffe zur Biodieselproduktion)
400
349,6
300
200
176,8
100
Nettobeschäftigungseffekt
0
0
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
-100
-168,8
-200
-300
-341,6
-400
-500
-514,4
-600
Importquote (Rohstoffe zur Biodieselproduktion)
Langfristige Beschäftigungswirkungen
Steininger und Voraberger (2003) ermittelten die mittel- und langfristigen Beschäftigungswirkungen einer Ausweitung der Biodieselproduktion bei gleichzeitiger äquivalenter Einschränkung der fossilen Dieselverarbeitung. Im 20-Jahr-Horizont ergab sich für das in diesem Horizont ausbaubare zusätzliche heimische wirtschaftlich verfügbare Erntepotential (in
dieser Untersuchung wurden damals 120.000 t Rapsöl unterstellt, entsprechend 4,4 PJ) ein
Netto-Beschäftigungszuwachs in der gesamten Volkswirtschaft in den im Folgenden dargestellten Höhen. Die effektiven Produktionskosten des Biotreibstoffs in der Zukunft sind
dabei von mehren Faktoren abhängig. Je teurer diese Produktionskosten sind, umso weniger Mittel aus der Volkswirtschaft stehen für andere Zwecke zur Verfügung und umso weniger positive Beschäftigungswirkung verbleibt daher netto:
(a) Wird unterstellt, dass in diesem Horizont der Hybrid-Raps marktgängig ist (plus
20% Ertrag), und dass die Finanzierungsunterstützungen durch die Agenda 2000
dem Wesen und der ungefähren Höhe nach erhalten bleiben, so ist langfristig mit
rund 1.100 zusätzlichen Beschäftigten zu rechnen.
(b) Wird lediglich das Agenda 2000-Konzept unterstellt, ergibt sich eine um rund 750
Personen erhöhte Beschäftigung.
110
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
(c) Sind hingegen alle Kosten der RME-Produktion von dieser selbst zu tragen (ohne
Agenda 2000-Zuschüssen), so stellt sich der Netto-Beschäftigungszuwachs bei etwa 200 Personen ein.
Hinsichtlich der geschaffenen bzw. gesicherten Arbeitsplätze kann festgehalten werden,
dass Berufe im Bereich der Landwirtschaft mit geringen Einkommensmöglichkeiten, häufig
unterdurchschnittlicher Qualifikation, hoher physischer Belastungen (körperlich anstrengende Arbeit), Immissionen (z.B. Staub) und einem hohen täglichen Arbeitspensum und
Wochenendarbeit verbunden sind. Allenfalls positiv ist die Autonomie der Gestaltung des
Arbeitsumfeldes und der Arbeitsschritte. Insgesamt werden jedoch im Bereich der Landwirtschaft sicherlich Arbeitsplätze gesichert, die allenfalls wichtige gesamtgesellschaftliche
Funktionen wahrnehmen, aber mit häufig geringer Qualität der Arbeit verbunden sind.
6.8.4
Verteilungswirkungen
Aufgrund der gleichmäßigen aber geringen allfälligen Kostensteigerung im Treibstoffkauf
von Diesel, die daher alle Einkommensgruppen in nur geringem Ausmaß trifft, sind keine
wesentlichen Verteilungswirkungen nach Einkommensklassen zu erwarten.
Sehr wohl sind hingegen Verteilungswirkungen regional zu erwarten, hier nicht aufgrund
der regional unterschiedlichen Verkehrsnachfrage, sondern aufgrund des regional unterschiedlichen Anteils an der Produktion des verstärkt eingesetzten Treibstoffs. Es ist von
einer relativen Förderung bzw. Stärkung des ländlichen Raumes durch diese Maßnahme
auszugehen.
6.9
Ausbau des kombinierten Verkehrs
Maßnahmenbeschreibung
Die geplante flächendeckende Ausstattung Österreichs und der EU-Nachbarstaaten mit
Terminals wird bis 2010 weiter vorangetrieben. Der Zeitpunkt 2010 wird hier rein rechentechnisch angenommen, um mit den anderen Maßnahmen vergleichbar zu bleiben, wo
2010 schon weitgehend vollständige Wirkungen unterstellt wurden. Aus Sicht der Planungs- und Realisierungszeiten erscheint es aber unwahrscheinlich, dass bis 2010 viele
neue Infrastrukturprojekte umsetzbar sind. Weiters wird unterstellt, dass das Nachtsprungprinzip innerhalb von Österreich mit Entfernungen von bis zu 600km im Ausland funktioniert. Die Transportkosten für die Kunden bleiben auf dem derzeitigen Niveau. Örtliche
Konkretisierungen sind von Rail Cargo geplant (siehe nachfolgende Informationen). ÖBB
und Rail Cargo konnten aber aus Wettbewerbsgründen keine Kostenangaben weiterleiten.
Für die Errichtung von Terminals und für dabei nötige Streckenausbauten sowie rollendes
Material wurde hier ein zusätzlicher Investitionsrahmen von € 1 Mrd. von 2006 bis 2010
angenommen (€ 200 Mio. p.a.). Weiters werden die Synergien berücksichtigt, die durch
Bundesarbeitskammer
111
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
den Ausbau der Infrastruktur Bahn (wie in Abschnitt 6.1 erläutert, mit 1,4 Mrd € zusätzlich)
bestehen.
Weitere Informationen
Österreich hat im europäischen Vergleich bezogen auf die Fläche bereits heute ein sehr
dichtes Terminalnetz. Für die Zukunft sind der Ausbau der Kapazitäten im Terminal Wien
Freudenau, in weiterer Folge der Neubau des Standortes Wien Inzersdorf und der Ausbau
des Standortes Villach Süd geplant. Daneben werden in der Zukunft vor allem selektive,
den Marktbedürfnissen angepasste Maßnahmen auf den weiteren Terminalstandorten der
Rail Cargo Austria AG umgesetzt (z.B. modernere Umschlaggeräte, verbesserte Infrastruktur). Daneben wird es in Zusammenarbeit mit den Betreibern der vorgelagerten Infrastruktureinrichtungen weitere Anpassungen geben (z.B. Wagenhinterstellgleise oder Einfahrgleise). Für den kombinierten Verkehr ist der Streckenausbau unmittelbar in Zusammenhang mit Terminals sehr wichtig. Hier sollte eine optimale Bedienung durch den Verschub
für das Terminal sichergestellt sein (Informationen von Rail Cargo). Der Güterterminal Graz
Süd-Werndorf kostete rund € 110 Mio. wovon € 67 Mio. für die Schieneninfrastruktur und
ca. € 43 Mio. für Hallen und Betriebseinrichtungen investiert wurden (SCHIG, 2003).
6.9.1
Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage
Es wird nach Pischinger (1997) angenommen, dass die Güterverkehrsleistung auf der
Bahn durch diesen Ausbau relativ zum „Trendszenario“ um 20% ansteigt. Für die gesamte
Transportleistung in Österreich wird durch diese Maßnahme keine Änderung gegenüber
dem Trend unterstellt so dass der Zuwachs bei der Bahn zu Lasten des Straßengüterverkehrs erfolgt.
Die Verlagerung erfolgt jeweils auf der Langstrecke, im Straßenverkehr sind dabei die Lastund Sattelzugfahrten betroffen.
Tabelle 6-50: Wirkung des Ausbaues des kombinierten Verkehrs auf die Verkehrsnachfrage
Änderung absolut in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
Summe
P-km
0
0,0%
t-km
Straße
-3.531
-7,7%
Lkw-km
Straße
-281
-2,7%
t-km
t-km
Bahn
LZ&SZ (1)
3.531
-3.531
20%
-8,4%
Summe
t-km
0
0%
(1) LZ&SZ….Last- und Sattelzüge
6.9.2
Wirkungen auf Emissionen
Der Straßentransport weist im Fernverkehr wegen der gegenüber dem Durchschnitt höheren Beladungsgrade, der größeren und neueren Kfz und den hohen Autobahnanteilen ge-
112
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
ringere spezifische Emissionen auf, als der durchschnittliche Straßengüterverkehr in Österreich, vgl. z.B. Abbildung 6-19.
Gegenüber dem Straßengüterfernverkehr hat die Bahn etwa 80%, gegenüber dem durchschnittlichen Lkw-Verkehr etwa 90% geringere CO2-Emissionen.
Abbildung 6-19: Emissionen je Nutzlast-Tonnenkilometer verschiedener Verkehrsmittel im Jahr 2010 (jeweils Flotten- und Energiemix)
NOx
CO2
100
0.6
60
40
0.018
0.016
0.5
0.014
0.4
0.012
0.010
0.3
0.008
0.2
0.0
Bahn
Straße
Mittelwert
Bahn
0.002
Straße
Mittelwert
0
0.004
StraßeFernverkehr
0.1
StraßeFernverkehr
20
0.006
0.000
Bahn
g/t-km
g/t-km
80
0.020
Straße
Mittelwert
0.7
StraßeFernverkehr
120
Partikel
Die deutlich geringere Nachfrage im Straßengüterfernverkehr gegenüber dem Trendszenario wird im Modell durch einen geringeren Bestandszuwachs an Last- und Sattelzügen dargestellt. Dies beeinflusst die Altersverteilung (weniger Neufahrzeuge) und damit die Emissionsfaktoren.
Das kurzfristige Reduktionspotenzial dieser Maßnahme ist mit etwa 1% im Jahr 2010 bezogen auf die gesamten CO2-Emissionen des Inlandsverkehrs eher gering.
Tabelle 6-51: Wirkung des Ausbaues des kombinierten Verkehrs auf die Emissionen
des Verkehrs im Inland.
Energie
CO2
NOx
Partikel
HC
CO
SO2
[GWh]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
2005
0
0
0,00
0,00
0,00
0,00
2010
-550
-190
-0,97
0,00
-0,10
-0,24
0,00
0,02
2015
-588
-207
-0,86
-0,01
-0,11
-0,28
0,02
2020
-644
-231
-0,82
-0,01
-0,13
-0,32
0,02
0,0%
0,0%
0,0%
% Änderung mit Maßnahme zu Trendszenario Inlandsverkehr
2005
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
2010
-0,8%
-1,0%
-1,3%
0,0%
-0,5%
-0,2%
6,8%
2015
-0,8%
-1,1%
-1,4%
-0,2%
-0,7%
-0,3%
6,4%
2020
-0,8%
-1,2%
-1,5%
-0,4%
-0,9%
-0,4%
6,4%
Bundesarbeitskammer
113
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
6.9.3
Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung
Der Ausbau des kombinierten Verkehrs bzw. des Bahngüterverkehrs führt zu einer Reihe
von Investitionen in die Infrastruktur und die Logistik. Die Beschäftigungswirkungen dieser
Maßnahme wurden anhand der folgenden Wirkungskette geschätzt:
1. Der Ausbau des Schienennetzes für den Güterverkehr hat zwar in einigen Bereichen (z.B. Güterzugsumfahrung St. Pölten, Brenner Basistunnel) durchaus große
Bedeutung, wird aber in der vorliegenden Untersuchung nicht in diesem Kapitel,
sondern in Abschnitt 6.1 berücksichtigt (der Ausbau des öffentlichen Verkehrs bewirkt hierbei auch Verbesserungen beim Güterverkehr). Wesentlich für die Umlagerung von Güterströmen von der Straße auf die Schiene sind insbesondere auch logistische Einrichtungen, die Güter leicht vom Lkw auf die Schiene (und am Zielort
umgekehrt) bringen, bzw. einen direkten Transport auf der Schiene ermöglichen.
Hierzu sind insbesondere Terminals und kleinere lokale Lösungen notwendig; Ausgaben für diese Einrichtungen werden insbesondere im Bauwesen wirksam (annahmegemäß sind dies pro Jahr € 200 Mio. bis zum Jahr 2010).
2. Durch Verkehrsverlagerungen sinken die Ausgaben für den Straßengüterverkehr
(Reduktion ansteigend um rund 3.500 Mio. tkm bis 2010, Sinken der Nachfrage
nach Verkehrsleistungen in diesem Sektor um rund € 64 Mio. p.a.), und es erhöhen
sich die Ausgaben für den Bahngüterverkehr (ebenfalls rund 3.500 tkm Nachfragesteigerung ansteigend bis 2010, entsprechende Nachfrageerhöhung hierbei rund
€ 45 Mio. p.a.).
3. Die Finanzierung der Maßnahmen erfolgt wiederum direkt oder indirekt durch Steuermittel, d.h. dass insgesamt das verfügbare Einkommen der Haushalte verändert
wird, und zwar netto um rund € 180 Mio. p.a. (Einsparungen durch Umlagerungseffekte von der Straße auf die Schiene eingerechnet).
Die Tabelle 6-52 und die Abbildung 6-20 zeigen im Überblick die Beschäftigungswirkungen
der Maßnahmen des Ausbaus des kombinierten Verkehrs. Durch die Bauinvestitionen, die
die wesentliche Komponente im Rahmen dieser Maßnahme bedeutet, werden in der Bauwirtschaft die bedeutsamsten Beschäftigungswirkungen verbucht.
114
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Tabelle 6-52: Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch den Ausbau des
kombinierten Verkehrs (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010)
Beschäftigungseffekte
NachfrageBranche (wirtschaftliche
Aktivität gemäß I/O-Tabelle änderung
sowie MULTIMAC-Modell) (in Mio. €)
Bauwesen
200
Straßen-, Bahn- und Busverkehr
-20
Konsum privater Haushalte
-180
Nettoeffekt
0
Direkt
Indirekt
Primär
Sekundär
Insgesamt
1.958
650
2.608
868
3.476
-198
-1.467
293
-156
-663
-169
-354
-2.131
124
-103
-585
180
-457
-2.716
303
Abbildung 6-20: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch den Ausbau des kombinierten Verkehrs (inklusive Zulieferbranchen und Einkommenseffekten)
5.000
4.000
3.476
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
3.000
2.000
1.000
303
0
-457
-1.000
-2.000
-2.716
-3.000
-4.000
-5.000
Bauwesen
Straßen-, Bahn- und Busverkehr
Konsum privater Haushalte
Nettoeffekt
Insgesamt ergibt sich durch die Maßnahme der Forcierung des kombinierten Verkehrs ein
Beschäftigungseffekt (netto) von rund 300 Arbeitsplätzen, wobei der positive Beschäftigungseffekt im Bauwesen rund 3.500 Personenjahre beträgt (bei einem direkten Effekt von
rund 2.000 Personenjahren). Die Finanzierung der Investitionen, welche wiederum zeitgleich angenommen wird, reduziert die privaten Konsumausgaben, was zu einem negativen Beschäftigungseffekt von insgesamt rund 2.700 Personenjahren führt. Geringe negative Beschäftigungswirkungen ergeben sich rechnerisch im Bereich des Straßengüterverkehrs, welche durch die positiven Wirkungen im Güterverkehr auf der Bahn nicht aufgewogen werden können.
Bundesarbeitskammer
115
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Hinsichtlich der Qualität der geschaffenen bzw. gesicherten Arbeitsplätze ergibt sich im
wesentlichen ähnliches wie bei den anderen, im Rahmen dieser Untersuchung angenommen Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur: Arbeitsplätze im Bauwesen sind von nicht
sehr hoher Qualität, und die Umschichtung von Arbeitsplätzen im Handel und bei Konsumgütern in die Bauwirtschaft erbringt grosso modo keine Verbesserungen der Qualität der
Arbeitsplätze.
6.9.4
Verteilungswirkungen
Regionale Verteilungswirkungen – hinsichtlich Be- bzw. Entlastung durch Lkw-Fernverkehr,
Lkw-Zulaufverkehr, Güterzugsverkehr – hängen insbesondere auch von der letztlichen
Standortwahl der Terminals ab.
Im Hinblick auf die Konsumentenpreise der transportintensiven Güter ist für die vorliegende
Maßnahme durch die Bedingung der Transportpreiskonstanz von keinen Veränderungen
auszugehen, und daher auch von keinen Verteilungswirkungen im Hinblick auf die Einkommensklassen über deren unterschiedliche Konsumgewichtung.
6.10 Einführung von Tempolimits (30/50/80/100) und
verstärkter Tempoüberwachung
Maßnahmenbeschreibung
Ab 1.1.2007 werden folgende Tempolimits flächendeckend eingeführt: Autobahn 100 km/h,
Freilandstraßen 80 km/h, Innerort Vorrangstraßen 50 km/h, Innerort Nebenstraßen 30
km/h. Höhere Tempolimits werden nur auf vereinzelten Strecken abseits von bewohnten
Gebieten und mit geringer Unfallgefahr zugelassen. Die Überwachung der Einhaltung der
Tempolimits wird forciert. Dafür werden zwischen 2007 und 2008 zusätzlich zu den bereits
geplanten Ausgaben € 30 Mio. in automatische Geschwindigkeitsüberwachungseinrichtungen investiert und 2500 Polizisten zusätzlich eingestellt (+7,5% Personal zur Verkehrsüberwachung). Für die Berechnung wird gemäß Pischinger et al. (1997) angenommen,
dass die zusätzlichen Personalkosten von ca. € 75 Mio. sowie die zusätzlichen Betriebskosten für die Geräte von etwa € 5 Mio. durch die Mehreinnahmen aus Strafgeldern abgedeckt werden.
6.10.1 Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage
Die geringeren Reisegeschwindigkeiten könnten die Nachfrage im Personenverkehr eventuell etwas dämpfen. Hier wird keine entsprechende Wirkung angenommen.
116
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
6.10.2 Wirkungen auf Emissionen
Die Auswirkungen von Tempolimits auf das Emissionsverhalten der Kfz wurden in Hausberger (2004b) detailliert untersucht. Die dort gefundenen Änderungen der Emissionsfaktoren [g/km] werden auch hier angesetzt (Tabelle 6-53).
Tabelle 6-53: Mittlere Reisegeschwindigkeit sowie Änderung Emissionsfaktoren von
Pkw bei Tempolimit 100/80 gegenüber 130/100 gemäß 0
Mittl. Geschwindigkeit
Autobahn T 100
Freilandstraße T 80
Innerorts T30
97 km/h
(Basis= 112 km/h)
80 km/h
(Basis = 83 km/h)
23 km/h
(Basis = 26 km/h)
CO2
NOx
HC
CO
PM
-12%
-36%
-22%
-18%
-17%
-6%
-18%
-11%
-5%
-16%
0%
0%
0%
0%
0%
Die Tempolimits wirken natürlich nur auf den Strecken und zu den Zeiten wo derzeit eine
höhere Geschwindigkeit möglich ist. Die Wirkung auf die Emissionen im Innerortsverkehr
ist vernachlässigbar (bzw. ergibt sich je nach betrachteter Situation bei Wechsel von T 50
auf T 30 eine unterschiedlich hohe positive oder negative Wirkung dass eine Abschätzung
der gesamtösterreichischen Wirkung im Rahmen der vorliegenden Studie nicht möglich
ist). Im Autobahnverkehr wird geschätzt, dass ca. 50% der gefahrenen Pkw-km vom neuen
Tempolimit beeinflusst werden. Der Rest ist ohnehin schon mit Tempolimit beschränkt oder
es kann schon heute wegen zu hohem Verkehrsaufkommen nicht schneller gefahren werden. Zudem wird ein Teil der Pkw-Fahrer auch bei generellem T 100 weiterhin schneller
fahren und ein Teil der Pkw-Nutzer fährt heute schon generell kaum schneller als 100km/h.
Sonstige Außerortsstraßen lassen über weite Teile nicht mehr als 80 km/h zu und eine
Überwachung ist weniger häufig möglich, dort wird angenommen dass das eingeführte
generelle Tempolimit 25% der Fahrleistung betrifft.
Die Berechnung erfolgt wieder mit dem Modell GLOBEMI unter Verwendung der geänderten Emissionsfaktoren. Das CO2 Reduktionspotenzial beträgt etwa -1,5% bezogen auf den
gesamten Inlandsverkehr (Tabelle 6-54).
Bundesarbeitskammer
117
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle 6-54: Wirkung Tempolimits 100/80 auf die Emissionen des Verkehrs im Inland.
Energie
CO2
NOx
Partikel
HC
CO
SO2
[GWh]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
2005
-
-
-
-
-
-
-
2010
-1.052
-280
-1,82
-0,06
-0,11
-1,21
-0,002
2015
-1.088
-290
-1,42
-0,04
-0,07
-0,77
-0,001
2020
-1.125
-300
-1,25
-0,02
-0,05
-0,55
-0,003
% Änderung mit Maßnahme zu Trendszenario Inlandsverkehr
2005
-
-
-
-
-
-
-
2010
-1,5%
-1,5%
-2,4%
-1,4%
-0,5%
-1,0%
-0,6%
2015
-1,5%
-1,5%
-2,4%
-1,2%
-0,4%
-0,8%
-0,3%
2020
-1,5%
-1,5%
-2,3%
-1,1%
-0,4%
-0,6%
-1,0%
6.10.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung
Die Einführung eines niedrigeren Tempolimits auf den Straßen kann eine Reihe von volkswirtschaftlichen Effekten erbringen, die sich insbesondere in folgenden Bereichen manifestieren:
1. Die Einführung des Tempolimits verursacht zunächst Kosten der Implementierung
und Überwachung. Die Ausgaben für technische Anlagen sowie das Überwachungspersonal führt zu Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten. Die technischen Maßnahmen zur Implementierung sowie die Überwachung verursachen
durchschnittlich bis 2010 pro Jahr rund € 75 Mio.
2. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wird angenommen, dass keine Verlagerungen zwischen den Verkehrsträgern entstehen. Der einzige Effekt ist damit die
Einsparung von Ausgaben für Kraftstoffe (Benzin und Diesel), und zwar im Ausmaß
von durchschnittlich rund 28.000 t Benzin und rund 60.000 t Diesel p.a.; dies entspricht einer Einsparung von durchschnittlich rund € 57 Mio. an Treibstoffkosten.
3. Die Zahlung von Strafen sowie die Errichtung der Infrastrukturen senkt das verfügbare Einkommen der Haushalte und somit die privaten Konsumausgaben, und zwar
unter Berücksichtigung der Treibstoffkosteneinsparung rund € 19 Mio. p.a.
Gerade bei der Einführung des Tempolimits sind noch eine Reihe anderer volkswirtschaftlicher Effekte zu verbuchen, die insbesondere aus der Reduktion des Unfallrisikos entstehen. Die Reduktion der Gefahr, verletzt oder getötet zu werden, reduziert Behandlungsund Krankheitskosten, erhöht die Wertschöpfung (Produktion und Produktivität) durch geringere Ausfälle (Krankenstände) und reduziert Folgeeffekte (z.B. Invalidität). Der Wegfall
dieser Kosten erhöht wiederum das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte. Für die
Ermittlung der Gesundheitswirkungen der hier angenommenen Maßnahmen im Verkehrsbereich wären aber eigene Modelle und Schätzungen notwendig, die im Rahmen dieser
Untersuchung nicht erarbeitet werden können. Des Weiteren werden durch die Reduzie-
118
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
rung der Geschwindigkeit eine Senkung der Schadstoffemissionen (Lärm, Luftschadstoffe)
sowie der Unfälle erreicht. Diese zusätzlichen Nutzeffekte drücken sich in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, wenn sie beseitigt oder vermieden werden, als Defensivkosten aus, deren Wegfall produktive Ressourcen freisetzt. Diese teilweise auch langfristigen
Effekte können in de vorliegenden Untersuchung ebenfalls nicht berücksichtigt werden.
Die Tabelle 6-55 und die Abbildung 6-21 zeigen im Überblick die Beschäftigungswirkungen
eines strengeren Tempolimits in Österreich. Es ergibt sich ein insgesamt positiver quantitativer Beschäftigungseffekt von rund 1.200 Personenjahren, welcher insbesondere aus der
Überwachung des Tempolimits resultiert.
Tabelle 6-55: Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch ein strenges
Tempolimit (in Personenjahren pro Jahr, 2006 bis 2010)
NachfrageBranche (wirtschaftliche
Aktivität gemäß I/O-Tabelle änderung
sowie MULTIMAC-Modell) (in Mio. €)
Erdölverarbeitung
-57
Elektrotechnische Einrichtungen
12
Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung
64
Konsum privater Haushalte
-19
Nettoeffekt
0
Beschäftigungseffekte
Direkt
Indirekt
Primär
Sekundär
Insgesamt
-23
-14
-36
-30
-66
56
32
88
40
128
912
-158
788
151
-71
98
1.063
-229
886
349
-63
296
1.412
-292
1.182
Bundesarbeitskammer
119
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Abbildung 6-21: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch ein strenges Tempolimit (inklusive Zulieferbranchen und Einkommenseffekten)
2.000
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
1.500
1.412
1.182
1.000
500
128
0
-66
-292
-500
Erdölverarbeitung
Elektrotechnische
Einrichtungen
Dilei der öffentlichen
Verwaltung
Konsum privater Haushalte
Nettoeffekt
Durch die Überwachung des Tempolimits ergeben sich gesamte Beschäftigungseffekte von
rund 1.400 Personenjahren; geringere positive Beschäftigungswirkungen ergeben sich
weiter bei den technischen Anlagen zur Administration des Tempolimits, während durch die
Einsparung von Treibstoffen sowie aufgrund der Finanzierung des Systems durch Steuern
und Strafen negative Effekte durch Verringerung von privaten Konsumausgaben entstehen.
Aus qualitativer Sicht sind die geschaffenen oder gesicherten Arbeitsplätze sicherlich positiv zu beurteilen, es handelt sich um Dienstleistungs- und Verwaltungsberufe sowie in geringerem Ausmaß um hochwertige technische Anlagen.
6.10.4 Verteilungswirkungen
Die Betroffenheit von dieser Maßnahme steigt mit der Pkw-Verkehrsleistung, somit im
Durchschnitt mit dem Einkommen. Da die individuelle Betroffenheit jedoch eine sowohl
positive (weniger Unfälle und Unfallfolgen; mit Wahrscheinlichkeitsverteilung auf die Individuen) als auch negative ist (mehr Strafzahlungen, allenfalls geringfügig mehr Zeitkosten
der Fahrten), ist der Netto-Effekt relevant. Für dessen Verteilung nach Einkommensgruppen oder Regionen liegen derzeit für Österreich keine Modellierungen oder Studien vor,
insgesamt dürfte es sich aber – wenn überhaupt aufzeigbar – um eher geringe Verteilungswirkungen durch diese Maßnahme handeln.
120
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
6.11 Betriebliches Mobilitätsmanagement
Das klima:aktiv-Programm (HERRY et al., 2002) „Betriebliches Mobilitätsmanagement“ hat
die Zielsetzung bedeutend mehr Betriebe als bisher in Österreich zum Mobilitätsmanagement zu bewegen. Zahlreiche positive Erfahrungen aus Modellprojekten und die Novellierung des Umweltförderungsgesetzes sollen Anreize dazu liefern. Das Umweltförderungsgesetz (UFG) sieht diesbezüglich im §24 (1) vor:
„Der Fördergegenstand umfasst Investitionen sowie betriebliche Mobilitäts- und Verkehrsmaßnahmen zur Vermeidung und Verhinderung von Umweltbelastungen klimarelevanter
Schadstoffe, insbesondere durch Kohlendioxid aus fossilen Brennstoffen und andere zur
Umsetzung gemeinschafts- und staatsvertragsrechtlicher Reduktionsziele relevanter Gase.“
Als Maßnahme wird ein umfassendes Förderungenpaket für die effizientere Gestaltung des
betrieblichen Mobilitätsmanagement eingesetzt. Die Wirksamkeit allerdings ist von anderen
Faktoren, wie Erschließungsgrad durch öffentliche Verkehrsmittel, Stellplatzanzahl, Erreichbarkeit für die einzelnen Dienstnehmer, usw. abhängig.
Maßnahmenbeschreibung
Von der öffentlichen Hand finanzierte Berater arbeiten in den einzelnen Firmen spezifische
Maßnahmenbündel zum verbesserten Mobilitätsmanagement aus. Dabei sollen die Bereiche Mitarbeiterverkehr (Fuß-, Rad-, ÖV- und Pkw-Verkehr) und auch der firmeninterne
Verkehr (Dienstfahrten, Betriebslogistik und Fuhrpark) rationalisiert und so auch CO2–
Emissionen reduziert werden. Auch die Maßnahmenumsetzung wird im ersten Jahr durch
die öffentliche Hand über „de – minimis“ Beihilfen finanziert. Das eingesetzte Instrumentarium entspricht den im Nationalen Umweltplan (NUP) vorgeschlagenen Instrumenten des
betrieblichen Mobilitätsmanagement, welches sich international in den USA und den Niederlanden schon bewährt hat.
Solch ein Instrumentarium kann folgendermaßen aussehen:
Bereich nichtmotorisierter Verkehr:
o
Anschaffung von Diensträdern
o
Aktion: Fahrradservicewochen, etc.
o
Fahrradcorner
o
Radabstelltürme,
stellplätze
o
o
Bereich öffentlicher Verkehr:
o
Fahrtkostenzuschuss
o
Schnuppermonat mit ÖV
Bereich Kfz – Verkehr:
überdachte
Radab-
o
Parkraummanagementsystem
Bereich „Information“:
Installation von Duschen und Umklei- o
demöglichkeiten
o
Anmietung von Bike & Ride an Bahnhöo
fen
Mobilitätstag
Mobilitätsausstellung
Mobilitätsinfopaket für neue Mitarbeiter
Bundesarbeitskammer
121
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Ab dem zweiten Jahr nach Beratungsbeginn ist die Maßnahme dauerhaft in den einzelnen
Firmen implementiert und die Firmen tragen selbst die Kosten weiter.
Übersicht: Betriebliches Mobilitätsmanagement
Kosten für die öffentliche Hand pro Firma32:
Kosten für die Erhebung der betrieblichen Mobilitätssituation
Kosten für die eingesetzten Berater
Umsetzungskosten
Zeitraum bis zur dauerhaften Implementierung:
1 Jahr je Firma
10 Jahre für eine österreichweit signifikante33 Umsetzung dieser Maßnahme
Betreute Firmen pro Jahr:
2006 und Folgejahre: je 14.400 Unternehmen
Insgesamt entspricht dies einem Investitionsumfang von € 1.300 Mio. innerhalb von 10
Jahren.
6.11.1 Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage
Basis der Wirkungsabschätzungen bilden die Modellversuche, die im Rahmen einer Untersuchung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) in den Jahren 1997 bis 1999 durchgeführt wurden. (BMLFUW, 2005)
Im Zuge dieser Untersuchung wurden die in der Maßnahmenkonkretisierung erwähnten
Instrumente bei verschiedenen Firmen eingesetzt und die Auswirkungen auf die innerbetriebliche Mobilitätsnachfrage nach zwei Jahren Anlaufzeit erhoben.
Es zeigte sich generell, dass in zentral gelegenen Betrieben die Nachfragewirkung eher
gering ausfiel, wohingegen die Wirkungen in peripher gelegenen Betrieben stärker ausfielen.
An Hand dieses Faktums sei auch gezeigt, dass bei dieser Maßnahme eine quantitative
Wirkungsabschätzung sehr schwierig ist, da vielerlei Faktoren, die von Betrieb zu Betrieb
verschieden sind, die Wirkung beeinflussen können, wie:
o
Lage des Betriebs,
o
Erreichbarkeit des Betriebs durch öffentliche Verkehrsmittel,
o
Anschluss an ein Radwegenetz oder
32
Basis dieser Förderungen sind „de – minimis“ Projekte. Im Falle des betrieblichen Mobilitätsmanagement belaufen sich die Beihilfen
auf 30 % der gesamten umweltrelevanten Investitionskosten, wobei diese weiters mindestens € 3.000,- betragen pro Jahr müssen.
33
Österreichweit signifikant meint hier, dass zumindest 144.000 Firmen von Beratern in der Erstellung und Umsetzung eines neuen
Mobilitätskonzeptes betreut worden sind.
122
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
o
Ansiedelung der Mitarbeiter.
Um dennoch eine für Österreich zumindest grob quantitative Schätzung der Wirkung dieser
Maßnahme vorzunehmen, wurden folgende Annahmen getroffen:
1. Betrachtet werden in der weiteren Analyse nur die direkten Auswirkungen auf die Verkehrsleistung in Personenkilometern für Pkw.
2. Bis zum Jahr 2016 können 60 % aller österreichischen Unternehmen beraten werden
und ein neues betriebliches Mobilitätsmanagement erstellt und umgesetzt werden.
3. Insgesamt wird ein Investitionsvolumen von rund € 130 Mio. pro Jahr angenommen,
das vollständig über „de – minimis“ Förderungen gedeckt wird.
Das Berechnungsmodell
Zur Berechnung der maximalen Anzahl an beratenen Betrieben österreichweit wurde folgendermaßen vorgegangen:
Investitionsbasis bilden „de minimis“ Förderungen34, über welche diese Maßnahme insgesamt gefördert werden soll. Daher wird als Förderbasis der Mittelwert aus der jährlichen
maximalen Förderungshöhe von € 100.000,- über 3 Jahre und der Mindestförderhöhe von
30 % der umweltrelevanten Investitionskosten von € 3.000,- bestimmt. Dieser Betrag liegt
bei € 18.166,67.
Der Förderungsgegenstand sind Mobilitäts- und Verkehrskonzepte, sowie Beratung, sofern
sich die zur Förderung eingereichte Maßnahme aus diesen herleiten lässt, maximal jedoch
im Ausmaß von 50 % der Förderungsbasis liegen muss. Somit betragen die durchschnittlichen jährlichen Beratungskosten pro Unternehmen € 9.083,33.
Für eine Beraterstunde beziehungsweise für die Einbringung unternehmensbezogener
Dienstleistungen weist die WKO einen durchschnittlichen Stundensatz von € 22,84 aus.
Zusätzlich wird eine Jahressollarbeitszeit von 1.736 Stunden, basierend auf Statistiken der
WKÖ, angenommen. Ein Berater kostet daher € 39.650,24 im Jahr. Somit muss ein Berater
im Durchschnitt 14,4 Firmen pro Jahr betreuen, um die Beratungskosten selbst abzudecken.
Nun wird die Annahme getroffen, dass im Zuge dieser Maßnahme 1000 Berater eingesetzt
werden und daher rund 144.000 Firmen innerhalb von 10 Jahren erreicht werden können.
Erhebungen der Betriebsanzahlen in Österreich für Jänner 2005 ergaben, dass 239.107
Unternehmen existieren in welchen 2.574.207 Menschen beschäftigt sind.
34
Gemäß der Verordnung (EG) Nr. 69/2001 der Kommission vom 12.01.2001 über die Anwendung der Artikel 87 und 88 EG-Vertrag
auf „de-minimis“-Beihilfen wird die Förderungsgewährung zugunsten eines Unternehmens bis zum Betrag von 100.000,- Euro innerhalb von drei Jahren nicht als staatliche Beihilfe angesehen und unterliegt damit auch nicht der Anmeldungspflicht gemäß EGVertrag.
Bundesarbeitskammer
123
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Somit können durch die Maßnahme innerhalb von 10 Jahren unter der Annahme von 1000
eingesetzten Beratern rund 60 % aller Firmen und analog 60 % der in Österreich Beschäftigten erreicht werden.
Daraus ergibt sich bei einem Anteil des beruflich bedingten Verkehrs von 47 % der gesamten österreichischen Verkehrsleistung an Pkw-Lenkern und Mitfahrern und bei der Berücksichtigung von obig analysierten Erreichbarkeitssatz von rund 6,0 % jährlich ein Anteil von
1,33 % zur Berechnung der Reduktion der Verkehrsleistung in Personenkilometer.
Wirkungsschätzung
Insgesamt ist anzunehmen, dass sich die Verkehrsleistung durch Pkw bei den beratenen
Firmen um rund 4 % pro Jahr reduzieren wird.
Auf die gesamte Pkw-Verkehrsleistung bezogen liegen die Reduktionen durch Einführung
der Maßnahme in Österreich bei 0,11 % pro Jahr. In absoluten Zahlen bedeutet dies eine
Reduktion von 81.000.Tsd. Personenkilometern. Da nur Arbeitswege untersucht werden,
die annahmegemäß nicht wegfallen können, bleibt die Gesamt-Personenkilometerleistung
über alle Verkehrsträger hinweg unverändert.
Da in der vorliegenden Berechnung nur direkte Mengeneffekte der Maßnahme geschätzt
wurden, muss diesbezüglich noch folgendes angeführt werden:
Es ist durchaus ein höheres Reduktionspotential plausibel, da man davon ausgehen muss,
dass sich nach Etablierung des neuen betrieblichen Mobilitätskonzeptes weitere Mitarbeiter
zu einem Umstieg vom Pkw zu alternativen Verkehrsmitteln entschließen werden. Ferner
lassen sich auch positive Rückkoppelungen auf andere Maßnahmen, wie Ausbau des
Radwegenetz oder Attraktivierung des ÖPNV erwarten. Diese würden wiederum zu weiteren indirekten Mengeneffekten führen.
Wie eingangs schon erwähnt darf die Reduktionswirkung dieser Maßnahme nur als qualitativer Wert betrachtet werden, da die Wirkung dieser Maßnahme in jeder Firma unterschiedlich sein wird und man somit keine eindeutige quantitative gesamtösterreichweit betreffende Aussage machen kann.
Tabelle 6-56: Wirkung des betrieblichen Mobilitätsmanagements auf die Verkehrsnachfrage
Änderung absolut in 2010 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
Änderung absolut in 2020 [Mio.]
in % zu Referenzszenario
124
Personen-km
MIV
-688
-0,8%
-1.463
-1,6%
Kfz-km
MIV
-452,50
-0,76%
-1.123
1,73%
Informationen zur Umweltpolitik
PersoSumme
nen-km
P-km
ÖV
344
0
1,2%
0%
732
0
2,6%
0%
t-km
Straße
0
0%
0
0%
t-km
Bahn
0
0%
0
0%
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
6.11.2 Wirkungen auf Emissionen
Die Emissionen wurden mit dem Modell GLOBEMI (Hausberger, 1997) unter Vorgabe der
geänderten Verkehrsnachfrage berechnet. Die Pkw-km wurden zwischen 2006 und 2016
jedes Jahr um 0,16% (bezogen auf die Personenkilometer im Jahr 2005) reduziert. Der
mittlere Besetzungsgrad der Pkw wurde pro Jahr um 0,05% angehoben um die in Kap.
6.11.1 dargestellte Senkung der Personen-km zu erreichen. Verlagerungseffekte auf nicht
motorisierten Verkehr sind nicht extra ausgewiesen, da nicht emissionswirksam.
Die Änderungen der Verkehrsleistungen wurden über alle Straßenkategorien und Fahrtstrecken gleichmäßig angenommen Das berechnete Reduktionspotenzial für den Inlandsverkehr ist in Tabelle 6-57 dargestellt.
Tabelle 6-57: Wirkung des betrieblichen Mobilitätsmanagements auf die Emissionen
des Verkehrs im Inland
Energie
CO2
NOx
Partikel
HC
CO
SO2
[GWh]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
[1000t p.a.]
2005
0
0
0,00
0,00
0,00
0,00
0,000
2010
-285
-76
-0,15
-0,01
-0,03
-0,25
-0,001
2015
-571
-152
-0,24
-0,01
-0,03
-0,32
-0,001
2020
-635
-169
-0,24
-0,01
-0,03
-0,25
-0,002
% Änderung mit Maßnahme zu Trendszenario Inlandsverkehr
2005
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
0,0%
2010
-0,4%
-0,4%
-0,2%
-0,2%
-0,1%
-0,2%
-0,3%
2015
-0,8%
-0,8%
-0,4%
-0,3%
-0,2%
-0,3%
-0,3%
2020
-0,8%
-0,9%
-0,5%
-0,4%
-0,2%
-0,3%
-0,6%
6.11.3 Quantitative und qualitative Wirkungen auf Beschäftigung
Die Wirkungen der Maßnahmen zur Verbesserung des betrieblichen Mobilitätsmanagements schlagen vor allem in der Erhöhung der Nachfrage nach Beratungsleistungen sowie
den dadurch entwickelten Konzepten und den resultierenden Veränderungen des Verkehrsverhaltens:
1. Die Verbesserung des betrieblichen Mobilitätsmanagements erfordert zunächst
kaum Investitionen, sondern Ausgaben für Beratungsdienstleistungen, welche zu
entsprechenden Beschäftigungseffekten in diesem Dienstleistungssektor führen
(Erhöhung der Dienstleistungsnachfrage um € 130 Mio. p.a.).
2. Durch die ausgearbeiteten Konzepte und Maßnahmen werden Verkehrsströme reduziert sowie verlagert, wodurch Einsparungen bei Ausgaben für die Pkw-Nutzung
und eine Erhöhung der Nachfrage nach Dienstleistungen des öffentlichen Verkehrs
resultieren (Reduktion der Fahrzeug-km im privaten Autoverkehr um – ansteigend –
rund 470 Mio. Fzg-km im Jahr 2010; dies bewirkt im Durchschnitt eine Ersparnis an
Bundesarbeitskammer
125
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Verkehrausgaben in Höhe von rund € 22 Mio.). Angenommen wird weiters, dass die
Nachfrage nach ÖV-Leistungen steigt, und zwar um rund 170 Mio. Personen-km,
entsprechend einer Nachfrageerhöhung von rund € 15 Mio. p.a. im Durchschnitt bis
2010. Es wird unterstellt, dass eine Angebotserweiterung aus diesen zusätzliche
Tarifeinnahmen finanziert wird.
3. Die Finanzierung der Maßnahme erfolgt annahmegemäß durch öffentliche Förderungen sowie eigene Beiträge der Unternehmen, wodurch insgesamt das verfügbare Einkommen und somit private Konsumausgaben reduziert werden (rund
€ 115 Mio. unter Berücksichtigung der Ersparnisse an Verkehrsausgaben).
Die Tabelle 6-58 und die Abbildung 6-22 zeigen im Überblick die Beschäftigungswirkungen
in der kurzen Frist der Maßnahmen der Verbesserung des betrieblichen Mobilitätsmanagements. Erwartungsgemäß entstehen Arbeitsplätze in der hochwertigen Dienstleistungsbranche (unternehmensbezogene Dienstleistungen), während in anderen Bereichen mit
Ausnahme des privaten Konsums kaum negative Effekte zu erwarten sind.
Tabelle 6-58: Kurzfristige sektorale Beschäftigungswirkungen durch die Verbesserung
des betrieblichen Mobilitätsmanagements (in Personenjahren pro Jahr,
2006 bis 2010)
NachfrageBranche (wirtschaftliche
Aktivität gemäß I/O-Tabelle änderung
sowie MULTIMAC-Modell) (in Mio. €)
Erdölverarbeitung
-23
Reparatur, Handel
-6
F&E, unternehmensbezogene DL
130
Straßen-, Bahn- und Busverkehr
15
Geld- und Kreditwesen,
Versicherungen
-2
Privater Konsum
-115
Nettoeffekt
0
a
Beschäftigungseffekte
Direkt
-9
-106
Indirekt
Primär
Sekundär
Insgesamt
-5
-19
-15
-125
-12
-32
-27
-157
62
1.843
608
2.451
152
119
271
79
350
-10
-932
875
-5
-421
-269
-15
-1.353
606
-7
-372
264
-22
-1.724
870
1.000a
Rein rechnerisch ergibt sich aufgrund der Input-Output-Tabelle und des Multiplikatoreffektes ein direkter
Beschäftigungseffekt von 1.781 Personenjahren; die Ursache für diese Diskrepanz zwischen der oben angenommenen Anzahl an Berater/innen und der höheren rechnerischen Beschäftigung liegt in dem für Berater/innen angenommenen höheren Einkommen im Vergleich zum Branchenschnitt, auf welchem der I/OMultiplikator fußt. Die indirekten und sekundären Effekte beruhen daher nur mittelbar auf dem direkten
Beschäftigungseffekt, sondern sind mit der durch die Maßnahme ausgelösten Wertschöpfung verknüpft.
126
Informationen zur Umweltpolitik
WIRKUNGEN DER AUSGEWÄHLTEN MAßNAHMEN
Abbildung 6-22: Übersicht über die kurzfristigen sektoralen Beschäftigungswirkungen
durch die Verbesserung des betrieblichen Mobilitätsmanagements
(inklusive Zulieferbranchen und Einkommenseffekten)
3.000
Beschäftigung (insg., in Personenjahren)
2.451
2.000
870
1.000
350
0
-27
-22
-157
-1.000
-1.724
-2.000
ef
fe
kt
m
N
et
to
su
Pr
iv
er
si
c
es
en
,V
at
he
er
K
on
ru
n
rk
sv
e
Bu
-u
nd
G
el
du
nd
St
ra
Kr
ße
ed
i
n,
tw
Ba
hn
ne
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er
E,
un
t
F&
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n
eh
r
L
D
ne
ge
sb
ez
o
en
ep
a
R
Er
d
öl
ve
ra
r
ra
tu
r,
H
be
an
itu
de
l
ng
-3.000
Insgesamt ergibt sich durch die Maßnahme der Verbesserung des betrieblichen Mobilitätsmanagements ein Nettoeffekt auf die Beschäftigung von rund 870 Personen. Der positive Beschäftigungseffekt resultiert aus der hohen Beschäftigungsintensität von Beratungsdienstleistungen; die Branche der unternehmensbezogenen Dienstleistungen hat (rechnerisch) einen Zuwachs von rund 1.800 Personenjahren, zuzüglich der indirekten und sekundären resultiert ein gesamter Beschäftigungseffekt von rund 2.500 Personenjahren. Die
vorliegende Maßnahme ist von ihrem Umfang hinsichtlich der Ausgaben und der daraus
resultierenden Effekte vergleichsweise bescheiden, hat jedoch durch die Umlagerung der
Nachfrage in den Dienstleistungssektor einen hohen spezifischen NettoBeschäftigungseffekt. Auch im öffentlichen Verkehr entstehen eine Reihe von Arbeitsplätzen im Ausmaß von rund 350 Personenjahren.
Diese Maßnahme ist aus Sicht der Qualität der geschaffenen Arbeitsplätze durchaus begrüßenswert. Während bei anderen Maßnahmen Arbeitsplätze nur durchschnittlicher oder
unterdurchschnittlicher Qualität geschaffen werden, ist die Schaffung von Beschäftigung in
der Dienstleistungsbranche mit einer hohen Qualität der Arbeit verbunden (hohe Qualifikationen, geringe Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz). Einzig ergonomische Aspekte
(Schäden an der Wirbelsäule), welche aber im Vergleich zu anderen Berufen oder Branchen gering sein können, sowie die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen im öffentlichen Verkehr relativieren den insgesamt sehr positiven qualitativen Beschäftigungseffekt
dieser Maßnahme geringfügig.
Bundesarbeitskammer
127
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
6.11.4 Verteilungswirkungen
Die Verteilungswirkungen hängen direkt davon ab, welche Firmen im Zuge der Maßnahme
des betrieblichen Mobilitätsmanagement erreicht und beraten werden können. Über die
diesbezüglichen Aktivitäten wäre allenfalls auch eine regionale Verteilung der Wirkungen
steuerbar.
Für die einkommensspezifischen Verteilungswirkungen sind allgemeine Schlussfolgerungen möglich. Durch die Reduktion der privaten Kfz-Kilometer ist anzunehmen, dass die
Haushalte mehr verfügbares Einkommen besitzen. Dieser Effekt wird wahrscheinlich in
allen Einkommensquartilen gleich, beziehungsweise - abhängig von den erreichten Firmen
und deren Dienstnehmerstruktur - eher in den oberen Einkommensklassen stärker ausfallen.
Dieser Effekt lässt sich in erster Linie durch die geographische Lage des Betriebs erklären.
In zentral gelegenen Betrieben wird der Anteil an Pendlern, die nicht mit dem privaten Pkw
anreisen, schon vor der Maßnahmendurchsetzung generell höher sein. In solchen Betrieben wird sich der Effekt relativ homogen über die einzelnen qualitativ differierenden Beschäftigtengruppen verteilen.
In peripher gelegenen Betrieben wird der Anteil der Pkw-Lenker am Arbeitsverkehr höher
sein und auch schwerpunktmäßig eher bei den höher qualifizierten Beschäftigungsgruppen
liegen, da schon vor der Einführung eines neuen betrieblichen Mobilitätsmanagement die
Beschäftigungsgruppen mit niedriger Qualifikation eher den ÖV nutzen. Der Effekt der Erhöhung des verfügbaren Einkommens durch die Reduktion der privaten Kfz-Kilometer basierend auf dieser Maßnahme verschiebt sich in diesem Falle in Richtung der oberen Einkommensquartile.
128
Informationen zur Umweltpolitik
7. Zusammenfassung der Ergebnisse
Der Verkehrssektor weist in Österreich – wie auch in der EU insgesamt – derzeit das größte Wachstum der Treibhausgasemissionen aller Sektoren auf. Unter dem Gesichtspunkt
der Verpflichtungen zur Treibhausgasemissionsreduktion die Österreich im Rahmen des
Kyoto-Protokolls eingegangen ist, werden in der vorliegenden Studie daher klimarelevante
verkehrspolitische Maßnahmen untersucht und im Hinblick auf deren Reduktionspotential,
Beschäftigungswirkung und Verteilungswirkung bewertet.
Die Auswahl der Maßnahmen wurde unter den folgenden Aspekten durchgeführt:
-
Maßnahmen, die sich aufgrund der rechtlichen Kompetenzlage durch Österreich
realisieren lassen
-
Maßnahmen, die Potenzial für wesentliche Minderungen der CO2 Emissionen haben
-
Bedachtnahme auf bereits untersuchte bzw. abschätzbare Verhaltensänderungen
und der damit verbundenen Einsparungspotentiale, Beschäftigungseffekte und Verteilungswirkungen
-
Konkretisierung der Maßnahmen so, dass die zu untersuchenden Wirkungen auf
Emissionen, Arbeitsplätze und Verteilung entweder qualitativ oder quantitativ abschätzbar sind
Die detaillierten Überlegungen zur Auswahl sind je Maßnahme im Anhang dargestellt, die
ausgewählten Maßnahmen sind im Kapitel 6 vor der jeweiligen Wirkungsanalyse näher
konkretisiert.
Tabelle 7-1 gibt einen Überblick über die Stärke der Wirkungen auf CO2-Emissionen, Beschäftigung und Verteilung der in dieser Studie untersuchten Maßnahmen. Zur Einordnung
der „Größenordnung“ der jeweiligen Maßnahme sind auch – sofern als ökonomische Maßnahme relevant – die monetären Mittel angeführt, die im Zuge der Maßnahme umgeschichtet werden, d.h. die Mittel die zB innerhalb der privaten Haushaltsbudgets, oder innerhalb
eines öffentlichen Budgets, oder auch zwischen privaten und öffentlichen Trägern durch
die jeweilige Maßnahme umgeschichtet werden.
Bundesarbeitskammer
129
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle 7-1: Übersicht der Wirkungen der untersuchten Maßnahmen
CO2Reduktion
Ausbau der Bahn zur
Attraktivierung des ÖV
Attraktivierung und
Ausbau des ÖPNRV
Förderung des
Radverkehrs
Ausweitung des LkwRoad-Pricing
Pkw-Road-Pricing
(Variante 1)
Pkw-Road-Pricing
(Variante 2)
Beschäftigung
Verteilung
Umgeschichtete
Mittel
(soferne
relevant)
[Mio €,
p.a.]
1000
Tonnen
in 2010
Quantitativ
(Personenjahre p.a.,
gerundet)a
Qualitativ
(Arbeitsplatzqualität)
Wirkung
auf ärmere
Haushalte
Wirkung
auf reichere
Haushalte
115
2.800(b)
~
+
+
1.520
75
-100
~
++
~/+
500
499
1.300
~
~
~/+
72
125
-250
~
~
~/-
420
1.019
12.000
+
~
-
2950
840
5.900
+
~
~
2980
545
5.600
+
494
4 847(c)
1.700
~
3.600
~
-5.800(d)
~
Pkw-Road-Pricing
(Variante ASFINAG-
730
Netz)
Anhebung der Mineralölsteuer (MöSt,
Variante 1)
~
-
830
Anhebung der Mineralölsteuer (MöSt,
830
Variante 2)
Anhebung der MöSt
(Variante 1), bei verringerten MöSt-Einnahmen
4 847(c)
durch reduzierten
„Tanktourismus“
130
Informationen zur Umweltpolitik
~
-
ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE
CO2Reduktion
Beschäftigung
1000
Tonnen in
2010
Quantitativ
(Personenjahre p.a.,
gerundet)a
Qualitativ
(Arbeitsplatzqualität)
4 847(c)
-3.800(d)
~
522
430
Umgeschichtete Mittel
Verteilung
Wirkung
auf ärmere
Haushalte
Wirkung
auf reichere
Haushalte
-
~
~
(soferne
relevant)
[Mio €,p.a.]
Anhebung der MöSt,
Variante 2, bei verringerten MöSt-Einnahmen durch reduzierten „Tanktourismus“
Forcierung der
Verwendung von Biokraftstoffen, bezogen
auf inländische Produktion
Forcierung der
Verwendung von Bio-
-400
kraftstoffen, Import
der Rohstoffe
Ausbau des kombinierten Verkehrs
190
300
~
~
~
200
280
1.200
+
~
~
80
76
700
++
~/+
+
130
Einführung von Tempolimits und verstärkter Überwachung
Betriebliches Mobilitätsmanagement
a
b
c
d
++
+
~
- -
Die quantitativen Beschäftigungswirkungen beinhalten sämtliche (also direkte, indirekte und sekundäre) Beschäftigungseffekte, und zwar unter Einbeziehung der gegenläufigen Effekte der Finanzierung der Maßnahmen. Ein
positiver Beschäftigungseffekt ergibt sich hierbei rechnerisch auf Basis des Modells, und muss nicht der Anzahl
an tatsächlich geschaffenen Arbeitsplätzen entsprechen; insbesondere im Fall von Unterauslastung (z.B. im
Bahnverkehr, Bauwirtschaft) ist eher von allenfalls „gesicherten“ als neu geschaffenen Arbeitsplätzen auszugehen.
Quantifiziert wurden jeweils die kurzfristigen Effekte; langfristig sind auch insbesondere bei Verwendung der Einnahmen zur Bezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge stärker positive Effekte möglich.
Die angeführte Beschäftigungswirkung des Ausbaus der Bahn resultiert aus einem Ausbau der zT auch dem Güterverkehr zu gute kommt (Maßnahme Ausbau des Kombinierten Verkehrs).
Wirkung in der CO2-Bilanz für Österreich infolge des sinkenden Tanktourismus
Die negative Beschäftigungswirkung ergibt sich daraus, dass nur der Entfall ausländischer MöSt-Zahlungen berücksichtigt wird, nicht aber die gleichzeitig durch die Maßnahme bewirkte Reduktion der Verpflichtung zum staatlichen Zertifikatsankauf aus dem Ausland.
sehr stark positive Wirkung (z.B. Reduktion der Verkehrsnachfrage und der CO2-Emissionen, Steigerung der Beschäftigtenzahlen);
stark positive Wirkung;
keine nennenswerten Wirkungen;
negative Wirkungen
stark negative (oder kontraproduktive) Wirkungen (z.B. höhere Belastung ärmerer Haushalte);
Bundesarbeitskammer
131
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Die österreichische CO2-Bilanz wird am weitaus effektivsten durch eine Erhöhung der Mineralölsteuer verbessert, wobei ein wesentlicher Teil dieser Wirkung lediglich auf die Reduktion des im Inland getankten aber im Ausland verfahrenen Treibstoffs zurückgeht
(„Tanktourismus“), also keine Verringerung des Treibhauseffektes bedingt. Selbst bei Betrachtung nur der Auswirkung auf den Inlandsverkehr zählt eine Erhöhung der MöSt um 14
Cent je Liter (zur Beseitigung der derzeitigen Treibstoff-Preisdifferenz zu den Nachbarländern) zu den wirksamsten Maßnahmen in der Emissionsverringerung. Sie ist mit positiven
Beschäftigungswirkungen verbunden, und die Verwendung der zusätzlichen Einnahmen ist
so gestaltbar, dass keine wesentlichen negativen Verteilungswirkungen zu erwarten sind.
Wird in die Überlegungen der derzeit bestehende Tanktourismus und die seit dem Jahr
2000 dadurch zunehmend auch von Ausländern getragene Mineralölsteuer einbezogen, so
wirkt eine MöSt-Erhöhung auf die österreichische Kapitalbilanz (es fließen diese Steuereinnahmen aus dem Ausland nicht mehr, in diesem Fall fließen sie nicht mehr in die österreichischen Steuereinnahmen). Dies kann entweder budgetwirksam durchschlagen in Form
einer verringerten Beschäftigung (vgl. Tabelle 7-1) oder -und dies ist der relevantere Vergleichsfall, da es sich um eine CO2 Maßnahme handelt- durch eine dadurch verringerte
Verpflichtung, Zertifikate aus dem Ausland anzukaufen, kompensiert werden.
Nur auf den Inlandsverkehr bezogen sind die beiden am stärksten Emissionsreduzierenden
Maßnahmen die Einführung eines flächendeckenden Pkw-Road Pricing und die bereits
beschlossene Forcierung der Biodiesel-Beimischung. Im direkten Vergleich dieser beiden
Maßnahmen weist erstere jedoch wesentliche zusätzliche Vorteile auf:
-
Durch die Veränderung der privaten Fahrkosten ergibt sich eine verkehrssteuernde
Wirkung, die auch Emissionen anderer Schadstoffe, Unfall(folge)kosten, sowie negative Lärmwirkungen des MIV senken.
-
Es kommt zu keinem Einnahmenausfall (die MöSt-Befreiung des Biodiesels führt zu
dieser bzw. zu Grenzkosten der gegengleichen Steuererhöhung in anderen Bereichen).
-
Es werden zusätzliche Einnahmen lukriert, die insbesondere für die Finanzierung
des notwendigerweise zuvor zu erfolgenden Ausbaus des ÖV herangezogen werden können (und damit zusätzliche emissionsreduzierende Wirkung zeitigen).
-
Es steht damit ein Instrument zur Verfügung, mit dem in weiterer Folge durch zeitliche und örtliche Differenzierbarkeit Staukosten für den Personen- und Güterverkehr
reduzierbar wären.
Die Einnahmenverwendung in der Maßnahme Pkw-Road-Pricing entscheidet über Beschäftigungswirkung und Verteilungswirkung. Werden die Einnahmen zur Bezuschussung
des Sozialversicherungsbeitrags verwendet, bewirkt die dadurch bedingte relative Lohnkostensenkung eine besonders deutliche Ausweitung der Beschäftigung (die weitaus größte aller untersuchten Maßnahmen). Die Einnahmen können auch zur direkten Milderung
allfällig unerwünschter Verteilungseffekte verwendet werden. Bei gleichzeitigen Ausbau-
132
Informationen zur Umweltpolitik
ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE
vorhaben von Verkehrsinfrastruktur, wie etwa die hier untersuchten Maßnahmen im ÖV,
könnten Einnahmen aus dem Road-Pricing für deren Finanzierung herangezogen werden.
Wird Pkw-Road-Pricing nur auf dem höherrangigen Straßennetz (A&S) eingeführt, so sind
damit wesentliche Ausweicheffekte auf das niederrangige Straßennetz verbunden. Die
dadurch ausgelöste höhere Unfallhäufigkeit, erhöht deutlich die volkswirtschaftliche Kosten
und stellt ein solch auf das A&S-Netz eingeschränktes Pkw-Road-Pricing in Frage.
In der Reduktionswirksamkeit von Treibhausgasemissionen folgt nach Pkw-Road-Pricing,
Biodiesel und MöSt-Erhöhung die Maßnahme „Ausbau des Radverkehrs“. Sie ist mit positiven Beschäftigungswirkungen und – abhängig von der Finanzierung der Maßnahme – mit
keinen verteilungspolitisch nachteiligen Effekten verbunden.
Bereits deutlich geringere Reduktionswirkung der Treibhausgasemissionen haben die übrigen untersuchten Maßnahmen. Das Tempolimit führt die Liste dieser verbleibenden Maßnahmen an, wieder mit ähnlich hoher positiver Beschäftigungswirkung und ohne verteilungspolitische Nachteile.
Es folgen in einigem Abstand in ihrer Reduktionswirkung der Treibhausgasemissionen zwei
Maßnahmen im Güterverkehr: der Ausbau des kombinierten Verkehrs und die Ausweitung
des Lkw-Road Pricing auf das gesamte Straßennetz. Die Beschäftigungswirkung ist für den
Ausbau des kombinierten Verkehrs leicht positiv, für das flächendeckende Lkw-Road Pricing von der Einnahmenverwendung abhängig: werden diese für Infrastrukturinvestitionen
verwendet ist sie positiv sonst leicht negativ. In der Verteilungswirkung ist die erstgenannte
Maßnahme von deren Finanzierung abhängig, die zweitgenannte Maßnahme trifft insbesondere über steigende Baupreise kurzfristig eher die mittleren Einkommensgruppen, langfristig auch die unteren (erhöhte Mietzahlungen).
Die verbleibenden drei Maßnahmen des Personenverkehrs (Ausbau der Bahn, des
ÖPNRV und des betrieblichen Mobilitätsmanagements) weisen im Vergleich relativ geringe
Emissionswirksamkeit auf, sind insbesondere im Falle des Bahn-Ausbaus deutlich positiv
beschäftigungswirksam, und kommen im Hinblick auf die Wirkung auf die Nutzer den ärmeren Einkommensgruppen (ÖPNRV) bzw. den mittleren (betriebliches Mobilitätsmanagement) bzw. den mittleren und höheren Einkommensschichten zu gute (Bahn-Ausbau).
7.1
Wirkungen auf Verkehrsnachfrage und Emissionen
Abbildung 7-1 fasst die berechneten CO2-Reduktionspotenziale der untersuchten Maßnahmen zusammen. Die Zusatzinvestitionen in den ÖV und kombinierten Verkehr zeigen
jede für sich bis 2010 nur relativ geringe Effekte auf die CO2-Emissionen. Auch bis 2020
sind aus diesen Aktivitäten keine sehr signifikanten Emissionsminderungen zu erwarten.
Diese Maßnahmen sind eher aus der Sicht der Verbesserung der Erreichbarkeit für Personen ohne Pkw und der Reduktion von lokalen Überlastungen im Straßenverkehr relevant.
Der Ausbau des Radverkehrs zeigt in der Berechnung ein deutlich höheres Reduktionspo-
Bundesarbeitskammer
133
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
tenzial. Ob dieses im dargestellten Umfang bis 2010 auch ausgeschöpft werden kann ist
aber unsicher.
Von den preispolitischen Maßnahmen hat die Anhebung der MöSt um 14 Cent/Liter in der
CO2-Bilanz, wie erwähnt, das mit Abstand höchste Reduktionspotenzial (-4.847.000 Tonnen CO2 bzw. -20% im Jahr 2010). 90% des Reduktionspotenziales stammen aber aus der
Abnahme des Tanktourismus, werden also nur anderen Ländern zugeordnet aber nicht
wirklich vermieden. Das Pkw-Road-Pricing führt zu deutlich höheren Kosten je PkwKilometer als die MöSt-Erhöhung, bringt insgesamt auch mehr reale CO2-Reduktion im
Inlandsverkehr. Allerdings wird in diesem Fall die Emissionsminderung nur durch Pkw getragen, während bei der MöSt-Erhöhung alle Kfz-Kategorien zur Einsparung beitragen.
Die bereits beschlossene Substitutionsverpflichtung von Biokraftstoffen hat ein nahezu
gleich hohes CO2-Minderungspotenzial wie das Pkw-Road-Pricing, ist jedoch mit volkswirtschaftlichen Zusatzkosten verbunden, da Biodiesel in der Erzeugung brutto (derzeit) teurer
als fossiler Diesel ist. Durch die Befreiung von der MöSt blieben die Kraftstoffpreise netto
für den Konsumenten voraussichtlich unverändert. Verkehrsverlagernde Auswirkungen
treten daher nicht auf. Die beschlossenen Zielsetzungen bezüglich der Menge an bereitzustellendem Biokraftstoff sind zudem sehr ambitioniert.
Die Einführung von Tempo 100/80 mit intensivierter Überwachung brächte höhere CO2Reduktionen als Ausbauaktionen im ÖV. Zusätzlicher Nutzen sind ein geringerer Kraftstoffverbrauch, gesenkte Schadstoffemissionen sowie vermindertes Unfallrisiko, Nachteil ist
eine steigende Reisezeit.
Intensiviertes betriebliches Mobilitätsmanagement brächte etwa 1% CO2-Reduktion im
Verkehr.
Alle Maßnahmen gemeinsam könnten die CO2-Emissionen im Inlandsverkehr um etwa
15% senken. Addiert man dazu die Verminderung im Tanktourismus durch die MöStAnhebung, so ergäbe sich für 2010 ein Reduktionspotenzial von etwa 30% in der CO2Bilanz des Verkehrs. Gegenüber dem CO2-Emissionsniveau von 1990 bliebe aber immer
noch eine Mehremission von ca. 20%.
134
Informationen zur Umweltpolitik
ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE
Abbildung 7-1: Übersicht über die berechneten CO2-Reduktionspotenziale der untersuchten Maßnahmen
CO2 Minderung [1000t in 2010]
-115
1) Ausbau Bahn-Personenverkehr
-75
2) Ausbau des ÖPNRV
-499
3) Ausbau des Radverkehrs
-125
4) SNF-Roadpricing am gesamten Straßennetz
5-1) Pkw-Roadpricing am gesamten Straßennetz, Variante 1
-1019
-840
5-2) Pkw-Roadpricing am gesamten Straßennetz, Variante 2
-545
5-3) Pkw-Roadpricing nur auf A&S (5 Cent/km)
6) Anhebung der Möst auf Niveau der Nachbarländer
-4.847 in Bilanz
-494
-522
7) Forcierung Biodiesel
-190
8) Ausbau des Kombinierten Verkehrs
-280
9) Reduktion des Tempolimits (100 AB und 80 AO)
-76
10) betriebliches Mobilitätsmanagement
-1200
-1000
-800
-600
-400
-200
0
1000t CO2 p.a.
7.2
Wirkungen auf die Beschäftigung
Die quantitativen Beschäftigungswirkungen der vorgeschlagenen Maßnahmen können
zwar nicht in Summe dargestellt werden, da die Effekte wie auch in den anderen Bereichen
(z.B. Emissionen) nicht additiv sind; es ergeben sich jedoch unter bestimmten Annahmen
insgesamt positive quantitative Beschäftigungswirkungen, die sich vor allem auf folgenden
Wirkungen begründen:
-
Die Schaffung von Verkehrsinfrastrukturen ist beschäftigungsintensiv. (Investitions-)
Ausgaben in der Bauwirtschaft, aber auch in der Planung und der technischen Ausstattung von derartigen Infrastrukturen sind mit einem hohen direkten und nachfolgend auch indirekten und sekundären Beschäftigungseffekt verbunden.
-
Die aus der Veränderung der Nachfrage nach Verkehrsdienstleistungen (z.B. Verringerung der MIV-Nachfrage, Erhöhung der ÖV-Nachfrage) sich ergebenden
Transaktionen führen im beschäftigungsintensiven öffentlichen Verkehr ebenfalls zu
überdurchschnittlichen Beschäftigungseffekten.
Bundesarbeitskammer
135
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
-
Die Finanzierung der Maßnahmen aus Steuermitteln (z.B. Mineralölsteuer, RoadPricing) reduziert das insgesamt verfügbare Einkommen privater Haushalte; im
Vergleich zu den oben genannten positiven Beschäftigungswirkungen sind die gegenläufigen negativen Beschäftigungswirkungen der Finanzierung geringer.
Diese wesentlichen Faktoren beeinflussen bzw. führen zu den insgesamt positiven NettoBeschäftigungseffekten von Klimaschutz-Maßnahmen im Verkehrsbereich, wobei in nur
einzelnen untersuchten Maßnahme (Lkw-Road-Pricing, öffentlicher Personen-Nahverkehr,
MöSt.-Anhebung bei Wegfall des „Tanktourismus“) negative quantitative Effekte zu erwarten sind. Die ermittelten positiven Beschäftigungseffekte sind – je nach Maßnahme – in der
Größenordnung zwischen 300 und rund 12.000 Personenjahren anzusetzen. Hierbei handelt es sich um den jährlichen Durchschnitt im Zeitraum 2006 bis 2010, d.h. bei Durchführung einer Maßnahme (z.B. Pkw-Road-Pricing) können in diesem Zeitraum 12.000 VollzeitArbeitsplätze in diesem Zeitraum geschaffen bzw. gesichert werden. Die Einführung eines
Pkw-Road-Pricing ist aus beschäftigungspolitischer Sicht – erstaunlicherweise – die am
weitesten führende Maßnahme. Durch die Schaffung von einerseits qualitativ hochwertigen
Arbeitsplätzen für die Infrastruktur und Administrierung, und andererseits im Bereich des
öffentlichen Verkehrs, ergeben sich diese relativ hohen Beschäftigungseffekte auch unter
Berücksichtigung der gegenläufigen Effekte der Finanzierung dieser Maßnahme. Auch
sonst ist die andere wesentliche steuerliche Maßnahme (Anhebung der Mineralölsteuer)
mit durchaus hohen Beschäftigungseffekten verknüpft; dies bedeutet, dass ein direkter
Umstieg auf den öffentlichen Verkehr durch derartige (steuerliche) Maßnahmen mit einem
hohen Beschäftigungspotenzial verbunden ist. Einschränkend ist hierbei allerdings zu berücksichtigen, dass durch den möglichen Entfall von Steuereinnahmen durch die Anhebung
des Treibstoffpreisniveaus auf jenes der Nachbarländer (Italien, Deutschland) der Entfall
der Treibstoffnachfrage durch Ausländer („Tanktourismus“) zu geringeren Steuereinnahmen führt, weshalb diese Maßnahme auch negative Beschäftigungswirkungen entfalten
könnte. Maßnahmen, die den öffentlichen Verkehr attraktivieren, sind ebenfalls mit bedeutenden Beschäftigungseffekten verknüpft, die sich jedoch in höherem Ausmaß durch die
Attraktivierungsmaßnahmen selbst (z.B. Bauinvestitionen) ergeben, und nur in geringerem
Ausmaß durch die daraus entstehende zusätzliche Nachfrage nach ÖV-Dienstleistungen.
Für alle Maßnahmen – insbesondere auch für die „kleine“ Maßnahme des Ausbaus des
Radverkehrs – gilt, dass die Ersparnisse durch die verminderte Nutzung des Privat-Pkw
(insbesondere Treibstoffkosten) wesentlich zu einer Erhöhung des privaten Konsums beitragen. Daraus ergibt sich ein in (fast) allen Fällen insgesamt positiver Beschäftigungseffekt.
Die qualitativen Beschäftigungswirkungen von Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrsbereich sind insgesamt differenziert zu beurteilen, es ergibt sich hierbei kein einheitliches
Bild. Die geschaffenen Arbeitsplätze insbesondere in der Bauwirtschaft sowie im öffentlichen Verkehr sind von allenfalls durchschnittlicher Qualität, die Arbeitsbedingungen und
die Entlohnung sowie das erforderliche Qualifikationsniveau ist bestenfalls als durchschnittlich zu beurteilen. In einigen Teilbereichen (Dienstleistungen, Hochtechnologie) werden
Arbeitsplätze von überdurchschnittlicher Qualität geschaffen, diese sind jedoch quantitativ
136
Informationen zur Umweltpolitik
ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE
eher nachrangig. Eine Veränderung von Arbeitsplätzen aufgrund privater Konsumausgaben führt ebenfalls kaum zu Veränderung der durchschnittlichen Qualität der Arbeitsplätze,
da die wesentlichen Komponenten von privaten Konsumausgaben keine signifikanten
Auswirkungen auf eine Erhöhung der Arbeitsplatzqualität nahe legen. Allerdings sind die
geschaffenen Arbeitsplätze, die eine allenfalls geringere Arbeitsplatzqualität aufweisen,
aus Sicht von arbeitsmarktpolitischen Problemgruppen (z.B. Menschen mit geringen Qualifikationen) durchaus interessant, da hier Arbeitsmöglichkeiten für sozial Schwächere geschaffen werden.
Insgesamt ergibt sich aus der Analyse, dass die untersuchten verkehrspolitischen Maßnahmen Arbeitsplätze in einem durchaus größeren und – je nach Maßnahme – aus Sicht
der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungspolitik beachtlichem Ausmaß schaffen können
(auch unter Berücksichtigung der Finanzierung der Maßnahmen). Allerdings ist von den
Maßnahmen nicht zu erwarten, dass es zu einer insgesamten Erhöhung der Arbeitsplatzqualität kommt, da viele geschaffene Arbeitsplätze von nur durchschnittlicher Qualität sind.
7.3
Verteilungswirkungen
Verteilungswirkungen in einkommensgruppenspezifischer Hinsicht treten am stärksten in
Verbindung mit ökonomischen verkehrspolitischen Instrumenten im Personenverkehr auf
(Pkw-Road-Pricing, Anhebung der Mineralölsteuer). Sie treten dabei zunächst als zusätzliche Belastung auf. Zwar wachsen relativ die Ausgaben für den MIV bei den untersten Einkommensquartilen stärker an, jedoch begründet in deren geringem Startwert. Absolut
wachsen die Ausgabenzuwächse deutlich mit dem Einkommen (da auch die Fahrleistung
im MIV signifikant mit dem Einkommen wächst), somit sind in absolutem Ausgabenzuwachs und in der Konsequenz der Einschränkung des übrigen Konsums die reicheren
Haushalte die stärker betroffenen.
Freilich stehen gerade bei den angesprochenen ökonomischen Instrumenten Einnahmen
zur Verwendung bereit, die auch für eine Milderung oder Umkehrung andernfalls unerwünschter Verteilungseffekte eingesetzt werden können.
Ökonomische Instrumente im Güterverkehr haben für den Endkonsumenten kaum verteilungsrelevante Wirkungen, bewegen sich die Preissteigerungen fast durchwegs im Bereich
unter 1%, und nur für einzelne wenige Gütergruppen, etwa infolge der zusätzlichen Belastung des Straßengüternahverkehrs, in einem Bereich bis 7%.
Für administrative Instrumente (Tempolimits, Betriebliches Mobilitätsmanagement) lassen
sich keine oder nur geringe Verteilungswirkungen erwarten, im Falle des betrieblichen Mobilitätsmanagements eher zugunsten der mittleren und höheren Einkommensgruppen.
Maßnahmen im Bereich öffentlicher Investitionen (Ausbau des Bahnverkehrs, des ÖPNRV,
des Radverkehrs und des kombinierten Güterverkehrs) kommen – für die Personenverkehrsinstrumente – zunächst jenen Personengruppen zugute, die diese Verkehrsformen
Bundesarbeitskammer
137
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
verstärkt nachfragen (für die Bahn und den Radverkehr sind es eher die oberen Einkommensgruppen, für den ÖV allgemein trifft dies in der relativen Bedeutung verstärkt auf die
unteren Einkommensgruppen zu). Maßnahmen im Güterverkehr weisen eine vernachlässigbare Verteilungswirkung auf.
In regionaler Verteilung wirken zum einen die Investitionsmaßnahmen über deren regionale
Auswahl der Projekte. Zum anderen ist eine wesentliche Förderung allgemein des ländlichen Raumes durch die Forcierung von Biodiesel zu erwarten.
138
Informationen zur Umweltpolitik
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KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
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142
Informationen zur Umweltpolitik
Anhang:
Maßnahmenauswahl
Maßnahme
Maßnahmen- Begründung für Auswahl bzw. Nicht-Berücksichtigung
auswahl
der Maßnahme in dieser Studie
A) Flottenverbrauchsabsenkung
1) Vereinbarungen mit Herstellerverbänden auf EU-Ebene
Diese Vereinbarung besteht bereits und ist eine Maßnahme, die
nur auf EU-Ebene durchzuführen ist.
2) Richtlinien im öffentlichen Beschaffungswesen für emissions- und
verbraucharme Kfz
Die öffentliche Vergabe ist derzeit am billigsten Angebot und
nicht an Umweltstandards ausgerichtet. Richtlinien im öffentlichen Beschaffungswesen für emissions- und verbrauchsarme
Fahrzeuge hätten eine Vorbildwirkung, die direkten CO2Reduktionspotentiale werden allerdings als gering eingestuft.
3) Forcierung der Verwendung von
Ökonometern in Fahrzeugen (freiwillige Verwendung)
Diese Maßnahme hat ein CO2-Reduktionspotential von ca. 1015 %, eine generelle Verpflichtung ist allerdings nur auf EUEbene mit den Herstellern zu erreichen (in etwa 5-8 Jahren
realistisch).
4) Initiativen in der EU zu Begleitmaßnahmen zu den geschlossenen
Vereinbarungen mit den Herstellerverbänden (ACEA, JAMA, KAMA)
Mit ACEA wurde bereits eine Vereinbarung zu einer Reduktion
von 15 % des Flottenverbrauchs getroffen. Eine Reduktion des
Treibstoffverbrauchs führt zu einer Verteuerung und damit zu
einem verringerten Absatz dieser Fahrzeuge. Weiters besteht
der Trend zu einer erhöhten Nachfrage an Zusatzfunktionen der
Fahrzeuge, die wiederum in einen Mehrverbrauch münden.
B) Förderung der Entwicklung, der
Erprobung und der breiten Anwendung alternativer und energieeffizienter Fahrzeuge und Antriebskonzepte (E-Fahrzeuge, Brennstoffzelle,
CNG, LPG, Biodiesel, Bioalkohol,
Wasserstoff, Hybridkonzepte etc.)
E-Fahrzeuge sind nicht rentabel, weil Batterien nicht billiger
und besser wurden und die Frage der Erzeugung des Stroms
wesentlich für das CO2-Reduktionspotential ist. Brennstoffzellen-Fahrzeuge werden kurz- bis mittelfristig nicht zum Einsatz
kommen (nicht vor 2020 auf breiter Basis), Initiativen bei den
Herstellern laufen. Ebenso können Wasserstoff-Fahrzeuge und
Hybridfahrzeuge langfristig CO2-Einsparungen bringen, vorerst
sind diese Fahrzeuge jedoch zu teuer, um zur Anwendung zu
kommen. Der Einsatz biogener Kraftstoffe wird unter Maßnahme K genauer beschrieben.
5) Pilotaktionen insbesondere in
Städten und ökologisch sensiblen
Gebieten (Tourismusregionen, Städte, große Flottenbetreiber, öffentlicher Dienst)
Pilotaktionen bringen in Hinblick auf die gesamtösterreichische
CO2-Bilanz verhältnismäßig geringe direkte Einsparungen bei
CO2.
5a-Zusatz: Weiter verstärkte Anwendung von Erdgas als Kraftstoff
wenig CO2-Reduktionspotenzial
Bundesarbeitskammer
143
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Maßnahme
6) Weitere Verschärfung der Emissionsstandards und Verbesserung der
Treibstoffqualität, insbesondere
durch weitere Absenkung des maximalen Schwefelgehalts von Benzin
und Diesel
Maßnahmen- Begründung für Auswahl bzw. Nicht-Berücksichtigung
auswahl
der Maßnahme in dieser Studie
Eine Verschärfung der Emissionsstandards bringt bei CO2
wenig und kann teilweise sogar kontraproduktiv wirken, wie
z.B. bei NOx. Emissionsoptimierung im Hinblick auf NOxReduktion wirkt CO2–Emissions-erhöhend.
6a-Zusatz: Schärfere Emissionsgrenzwerte Schwere Nutzfahrzeuge
Euro 5
siehe Maßnahme 6)
6b-Zusatz: EURO 5 Emissionsgrenzwerte für Pkw und leichte
Nutzfahrzeuge
siehe Maßnahme 6)
6c-Zusatz: Förderungen zur rascheren Flottendurchdringung neuer
Technologien; Variante 1: alle KFZ
älter EURO 1 bzw. älter BJ 1994
nicht mehr im Verkehr, Voraussetzung 2-2 und 2-3 umgesetzt
siehe Maßnahme 6)
6d-Zusatz: Förderungen zur rascheren Flottendurchdringung neuer
Technologien; Variante 2: alle KFZ
älter EURO 3 bzw. älter Stage I nicht
mehr im Verkehr, Voraussetzung 2-2
und 2-3 umgesetzt
siehe Maßnahme 6)
7) Fokussierung der bestehenden
Forschungs- & Technologieförderungen (z.B. BMVIT, UFI) im Bereich des Verkehrs auf klimarelevante Zielsetzungen – Forschungskooperationen mit anderen Mitgliedstaaten
Für diese Maßnahme sind CO2-Reduktionspotentiale nicht
direkt abschätzbar, dennoch ist diese Maßnahme aufgrund
strategischer Ausrichtung und zu erwartender positiver Beschäftigungswirkungen näher zu untersuchen. Diese Maßnahme
ist Voraussetzung einer Reihe weiterer Maßnahmen, deren
direkte Emissionsreduktionspotentiale untersucht werden (siehe
Biodiesel, Verbesserungen im Güterverkehr, Verbesserungen
im ÖV und ÖPNV)
C) Bewusstseinsbildende Maßnahmen
8) Konsumenteninformation: verpflichtende Kennzeichnung von NeuPkw nach kilometer-spezifischen
CO2-Emissionen (Umsetzung der
Richtlinie 1999/94/EG bereits erfolgt) zur Unterstützung der Flottenverbrauchsvereinbarungen, Konsumenteninformation, Angabe der
Verbrauchswerte bei Neuwagen.
144
Diese Maßnahme ist nur auf EU-Ebene durchführbar.
Informationen zur Umweltpolitik
ANHANG
Maßnahme
Maßnahmen- Begründung für Auswahl bzw. Nicht-Berücksichtigung
auswahl
der Maßnahme in dieser Studie
9) Mobilitätsmanagement; breite
Forcierung des betrieblichen Mobilitätsmanagements; Aufbau von Servicestelle und Netzwerken
Die Potentiale zur Reduktion der Emissionen werden bei dieser
Maßnahme sehr hoch eingeschätzt (z.B. kann ein Besetzungsgrad über 1 Person bei jedem dritten Pkw zu einer Reduktion
des Verkehrs um 15 % führen). Im Umweltförderungsgesetz
(UFG) sind Förderungen für CO2-relevante Umstellungen von
Transportsystemen und Fuhrparks sowie betriebliche Investitionen zur Forcierung des öffentlichen Verkehrs sowie des Radund Fußgängerverkehrs vorgesehen.
10) Forcierung regionaler Mobilitätszentralen
Zusätzlich zu regionalen Mobilitätszentralen scheint die Errichtung einer koordinierten und überregionalen Reiseinformation
(z.B. Abfrage einer Route von Haus zu Haus mit dem ÖV) von
Bedeutung. Dies wird im Maßnahmenbündel F) berücksichtigt.
11) Verkehrserziehung: Integration
von Umwelt- und Klimaschutz;
Verbesserung der Aus- & Weiterbildungsmöglichkeit für Mobilitätsberatung und -management
Für verschiedene Fahrstile lassen sich die Veränderungen des
CO2-Ausstoßes einfach berechnen. Die Abschätzung der Veränderung der Fahrstile, also Lerneffekte und Reaktionen der
ÖsterreicherInnen im Durchschnitt auf diese Maßnahme, können jedoch nur schwierig abgeschätzt werden. Weiters sind bei
dieser Maßnahme wenig zusätzliche Arbeitsplätze zu erwarten.
12) Fahrlehrer- und Fahrschülerausbildung zu verbrauchsarmen Fahren
(Ecodrive und alternative Verkehrsmittel und Fahrzeuge)
Siehe Maßnahme 11)
13) Pilotprojekte für klimafreundliche Mobilität (z.B. Freizeitverkehr,
Pendlerverkehr, flächensparende
Siedlungsplanung, Verkehrsspargemeinde)
Pilotaktionen bringen im Hinblick auf die gesamtösterreichische CO2-Bilanz verhältnismäßig geringe direkte Einsparungen
bei CO2.
14) Hinweise auf die Transportintensität von Produkten durch den Lebensmittelhandel
Bei dieser Maßnahme ist eine Konkretisierung bzw. Abschätzung der Wirkungen nur schwierig zu bewerkstelligen (beispielsweise: ab welcher Produktionsstufe wird die Transportintensität, wie gemessen?). Diese Maßnahme wäre weiters nur auf
EU-Ebene sinnvoll umsetzbar.
14a-Zusatz: Intensivierung aller
bewusstseinsbildende Maßnahmen
D) Verbesserungen im Güterverkehr
15) Verstärkte Anschlussbahnförderung
Ist im Zuge der Raumplanung/Raumordnung und Betriebsbewilligung direkter umzusetzen (siehe Maßnahmenpaket Raumordnung)
16) Ausbau und Flexibilisierung des
kombinierten Verkehrs sowie Verbesserung der Rahmenbedingungen
Im Sinne einer "Pull" Strategie soll durch den Ausbau und die
Attraktivierung des kombinierten Verkehrs mehr Güterverkehr
mit der Bahn abgewickelt werden.
17) Adaptierung der EUWegekostenrichtlinie (Einbeziehung
von Umwelt- und Gesundheitskosten)
Diese Maßnahme ist nur auf EU-Ebene durchführbar. Intensive
Bemühungen eines österreichischen Beitrags dazu bestehen
derzeit bereits.
Bundesarbeitskammer
145
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Maßnahme
18) Verkehrsmanagement für Güterverkehr in sensiblen Gebieten unter
Forcierung ökonomischer Instrumente (Nachfolge ÖKOPUNKTE)
19) Urbane, regionale und überregionale Logistikkonzepte (z.B. Stückgutlogistik, „Green Logistics“, Vermeidung von Leerfahrten durch
Telematik)
Maßnahmen- Begründung für Auswahl bzw. Nicht-Berücksichtigung
auswahl
der Maßnahme in dieser Studie
Eine mögliche Nachfolge in Form von handelbaren Zertifikaten
für bestimmte Mengen an Tonnen(kilometer) würden lokal zur
Reduktion der Emissionen führen, jedoch Umleiteffekte auslösen und deshalb insgesamt (d.h. europaweit) wenig zum Klimaschutz beitragen. Das Bezugsgebiet dürfte sich für eine Klimawirksamkeit nicht nur auf sensible Gebiete beschränken, sondern wäre eine solche Regelung großflächig umzusetzen.
Maßnahme 19) und 20) als Maßnahmenbündel, weil in der
Umsetzung wesentliche Reduktionspotentiale gesehen werden.
20) Betriebslogistikkonzepte zur
Transportrationalisierung
21) Forcierung der Forschung und
technologischen Entwicklung im
Logistikbereich
Diese Maßnahme ist in Maßnahme 7) inkludiert und mit den
dort beschriebenen Einschränkungen bewertbar.
22) Kontrollschwerpunkt Straßengüterverkehr
Diese Maßnahme hat ein hohes Potenzial für Verkehrssicherheit und zur Reduktion von Partikelemissionen jedoch keinen
nennenswerten Effekt auf CO2.
E) Förderung des Fußgänger- und
Radverkehrs
Dieses Maßnahmenbündel wird als eine Maßnahme behandelt,
wobei vorwiegend auf den Ausbau des Radverkehrs eingegangen wird, das Maßnahmenbündel ist im Hauptteil des Berichts
näher spezifiziert.
23) Adaptierung des Wege- u. Straßennetzes, Ausbau der Infrastruktur,
Verkehrsorganisation und Neuorientierung der Siedlungsplanung auf
Nutzungsmischung und kurze Wege
24) Bundes- und Landesförderung
für Fuß- und Radwege
25) Neustrukturierung der Baulastträgerschaft bei Straßenbau im Ortsgebiet
26) Novellierung und Überarbeitung
rechtlicher Rahmenbedingungen zu
Gunsten der Radfahrer und Fußgänger (z.B. StVO, RVS-Richtlinien,
etc.)
27) Verstärkte Förderung des Radverkehrs und Fußgängermobilität und
Unfallvermeidungspartnerschaft
146
Informationen zur Umweltpolitik
ANHANG
Maßnahme
F) Attraktivierung und Ausbau von
ÖV und ÖPNV
Maßnahmen- Begründung für Auswahl bzw. Nicht-Berücksichtigung
auswahl
der Maßnahme in dieser Studie
Dieses Maßnahmenbündel wird als eine Maßnahme behandelt
und ist im Hauptteil des Berichts näher spezifiziert.
28) Ausrichtung der Verkehrskonzepte sowie der verkehrsrelevanten
Zielkataloge und Infrastrukturpläne
(z.B. Generalverkehrsplan) insbesondere auf die Reduktion der CO2
Emissionen
29)Ausbau und Sicherung der Investitionsmittel (SCHIG) und der Nahverkehrsfinanzierung (ÖPNRV-G)
mit verbesserten Leistungsanreizen
und verstärkter Qualitätssicherung im
öffentlichen Verkehr
30) Aufbau einer österreichweiten
Mobilitätsberatung und von Reiseinformationssystemen
31) Schaffung eines optimal abgestimmten kundenfreundlichen Busund Bahnangebotes mit Schwerpunkt
Berufs- und Freizeitverkehr, insbesondere Aufbau regionaler kundenoptimierter Taktsysteme und Abschluss von Nahverkehrsdienstleistungsverträgen
32) Attraktivierung der beruflichen
ÖPNV-Nutzung
33) Attraktivierung und Kundenoptimierung der Haltestellen und Verknüpfungspunkte der Öffentlichen
Verkehrsmittel
34) Anreize zu verstärktem Wettbewerb zwischen Verkehrsleistungsanbietern
35) Verstärkte Umsetzung flexibler
Betriebsformen
36) Abstimmung von Betriebs-,
Öffnungs- und Schulzeiten mit dem
ÖV
G) Anpassung Raum- und Regionalplanung
Bundesarbeitskammer
147
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Maßnahme
37) Verankerung der Umwelt- und
Klimaschutzziele als Priorität in der
Neufassung des österreichischen
Raumordnungskonzeptes (ÖRK
2001) und in den Raumordnungsgesetzen und Raumordnungsplänen der
Länder
Maßnahmen- Begründung für Auswahl bzw. Nicht-Berücksichtigung
auswahl
der Maßnahme in dieser Studie
Diese Ziele sind bereits größtenteils im ÖRK verankert, die
Verbindlichkeit dieser Empfehlungen ist jedoch von den
Raumordnungsgesetzen der Länder abhängig, deren Veränderungspotential auch aufgrund der zeitlichen Verschiebung der
Wirksamkeit dieser Maßnahmen nur schwer abzuschätzen ist.
38) Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen für einen gebietskörperschaftsübergreifenden Nutzenund Lastenausgleich (z.B. in der
Standortpolitik);
Diese Maßnahme wurde nicht ausgewählt, da die konkreten
rechtlichen Schritte für einen derartigen Nutzen- und Lastenausgleich nicht absehbar sind, und damit allfällig verbundene
Ausgaben, aber auch Potenziale zur Emissionsvermeidung im
Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht quantifiziert
werden können. Im Sinne einer gerechteren Verteilung beispielsweise in der Standortpolitik würde eine solche Maßnahme
längerfristig aber sicherlich wirtschaftspolitischen Sinn ergeben.
39) Implementierung der EURichtlinie zur strategischen Umweltverträglichkeitsprüfung
Österreich ist bereits zur Umsetzung angehalten (erst teilweise
auf Länderebene in den Raumordnungsgesetzen verankert)
Die Wirkung der SUP auf Emissionsreduktion ist allerdings
schwer abschätzbar, da die SUP erst für zukünftige derzeit nicht
vorhersehbare Projekte zum Einsatz kommen wird.
40) Vermeidung weiterer Zersiedelung und weiterer Verkehrserreger
auf der grünen Wiese
siehe Maßnahme 37)
41) Forcierung der verdichteten
Bauweise und Nutzungsmischung
sowie Siedlungserweiterung nur
anschließend an bestehende Bebauung und Linien des Öffentlichen
Verkehrs
siehe Maßnahme 37)
42) Novellierung der Stellplatzverordnungen
Die Verfügbarkeit von Parkplätzen führt zu einer vermehrten
Nutzung des Pkw, weshalb eine Differenzierung von Stellplatzmindestanzahl je nach Verfügbarkeit des ÖV, sowohl für
Betriebe als auch für Private zu einer Reduktion des motorisierten Individualverkehrs überprüft werden soll. Die CO2 Reduktion bzw. die Beschäftigungseffekte dieser Maßnahme werden
sich allerdings nur qualitativ abschätzen lassen.
43) Vermeidung von Einkaufs und
Freizeitzentren „auf der grünen
Wiese“ und Integration in Siedlungsgebiete zur leichteren Erreichbarkeit
mit öffentlichem Verkehrsmitteln
bzw. durch Fußgänger und Radfahrer
(Verkehrserregerabgabe)
Diese Maßnahme ist im Hauptteil des Berichts näher spezifiziert.
44) Überprüfung der bestehenden
Flächenwidmungen und Bebauungsplanung
siehe Maßnahme 37)
H) Parkraummanagement
148
Informationen zur Umweltpolitik
ANHANG
Maßnahme
45) Weitere Ausdehnung der Parkraumbewirtschaftung
46) Einführung einer Parkraumbewirtschaftung auch bei privaten
Verkehrserregern
Maßnahmen- Begründung für Auswahl bzw. Nicht-Berücksichtigung
auswahl
der Maßnahme in dieser Studie
Die Einführung von Kurzparkzonen kann zu einer besseren
Verfügbarkeit, einer Begünstigung von Kurzparkern und damit
einer verstärkten Anziehung von motorisiertem Individualverkehr in den Städten führen. Die Wirkungen auf eine CO2 Reduktion werden als gering eingestuft.
siehe Maßnahme 45)
I) Verkehrsmanagement zur optimalen Nutzung bestehender Infrastrukturen
Informatisierung des Verkehrs (Telematik, „e-transport“) zur optimalen
Ausnutzung bestehender Infrastrukturen (multimodal)
Wurde als Maßnahmenbündel „Forschung und Entwicklung“
zusammen mit anderen Maßnahmen behandelt.
J) Verstärkte Tempoüberwachung
sowie selektive bzw. temporäre
Einführung von Tempolimits auf
Bundesstraßen und Autobahnen unter
besonderer Bedachtnahme auf Lärmschutz und Verkehrssicherheit sowie
zur Vermeidung von Staugefahr
48) Variante 1: Tempolimits 100/80
für Pkw bei hohen Immissionsbelastungen; Flächendeckendes „Section
Control“ auf hochrangigem bzw.
derzeit bemautetem Straßennetz für
Pkw und Lkw; Reduzierung der
Messunsicherheit bei Geschwindigkeitsmessung
Siehe 49)
49) Variante 2: generelle Tempolimits 100/80 für Pkw, sonst wie Variante 1
Diese Maßnahme wird erweitert durch Tempo 30 im städtischen Bereich, zur näheren Erläuterung siehe den Hauptteil des
Berichts.
K) Forcierung der Anwendung von
Biodiesel (Biokraftstoffen)
50) reine Verwendung
Siehe 51)
51) Biodieselbeimischung
Im Hinblick auf die Umsetzung der EU Richtlinie zur Förderung der Verwendung
von Biokraftstoffen oder anderen erneuerbaren Kraftstoffen im
Verkehrssektor (Richtlinie
2003/30/EG) mittels der Novellierung der Kraftstoffverordnung, wird eine Beimischung von 5,75% vorgesehen. Die Reduktion der CO2 Emissionen sowie die Arbeitsplatzwirkungen
sind quantitativ bewertbar.
52) Richtlinien im öffentlichen Beschaffungswesen zur Sicherstellung
der Biodieseltauglichkeit
Siehe Maßnahme 2)
Bundesarbeitskammer
149
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Maßnahme
Maßnahmen- Begründung für Auswahl bzw. Nicht-Berücksichtigung
auswahl
der Maßnahme in dieser Studie
53) Forcierung der Anwendung von
Biodiesel aus Altölen und Altfetten
Siehe 51)
54) bei Zug- und Arbeitsmaschinen
Siehe 51)
L) Schrittweise Anpassung und
Reform der MöSt (Weiterentwicklung der Möst im Rahmen einer
aufkommens-neutralen ökologischen
Steuerreform unter Berücksichtigung
der EU-Mindeststeuersätze und der
Steuersätze im benachbarten Ausland)
Dieses Maßnahmenbündel ist im Hauptteil des Berichts näher
spezifiziert.
M) Einführung einer fahrleistungsabhängigen Maut
55) Emissionsabhängige Gestaltung
des Lkw-Road-Pricing am hochrangigen Straßennetz
56) Ausweitung des Lkw-RoadPricing auf das gesamte Straßennetz
(andere Technologie)
57) aktive Mitarbeit auf EU-Ebene
zur Neuorientierung der Wegekostenrichtlinie unter besonderer Berücksichtigung des Konzepts der
externen Kosten
Diese Maßnahme ist im Hauptteil des Berichts näher spezifiziert.
Siehe Maßnahme 17)
57) Road-Pricing am gesamten Straßennetz für Pkw, LNF, SNF und
Motorräder (gestaffelt nach Abgasklassen zur Unterstützung der Flottenerneuerung)
Pkw-Road Pricing ist eine Maßnahme, die geeignet ist den
motorisierten Individualverkehr zu verringern, Stau zu vermeiden und damit Emissionen zu reduzieren. Je nach Verwendung
der Einnahmen lassen sich unterschiedliche Beschäftigungseffekte und Verteilungswirkungen quantitativ bewerten. Diese
Maßnahme ist im Hauptteil des Berichts näher spezifiziert.
N) Anpassung der NOVA
Die NOVA ist ein verkehrspolitisches Instrument, das bei der
Entscheidung über einen Kauf eines Kfz ansetzen soll. Erst eine
wesentliche Erhöhung der NOVA würde die Kaufentscheidung
beeinflussen und somit potentiell zu einer Verminderung der
CO2 Emissionen beitragen. Bezüglich der Verringerung anderer
Emissionen kann die NOVA Wirkung zeigen.
59) Stärkere Differenzierung der
Normverbrauchsabgabe, ohne besonders verbrauchsarme Fahrzeuge
zusätzlich zu belasten
Siehe N)
60) Einbeziehung von NOx- und
Partikelemissionen in die NOVABerechnung zur Unterstützung der
rascheren Durchdringung von EURO4 und EURO 5
siehe Maßnahme 6)
150
Informationen zur Umweltpolitik
ANHANG
Maßnahmen- Begründung für Auswahl bzw. Nicht-Berücksichtigung
auswahl
der Maßnahme in dieser Studie
Maßnahme
O) Öffentliches Förderwesen (Ordnungsrecht und Fiskalrecht)
Untersucht werden: Stellplatzverordnung (siehe 42)), Verkehrserregerabgabe (siehe 43)), flächendeckendes Lkw und PkwRoad-Pricing (siehe 57))
61) Anpassung und Orientierung des
verkehrsrelevanten Förderwesens des
Bundes, der Länder und der Gemeinden an den Erfordernissen des Klimaschutzes
Verhaltensänderungen dieser Maßnahmen und damit die Wirkungen auf CO2-Emissionen und Arbeitsplätze sind nicht abschätzbar.
62) Nutzung der EURegionalförderung zum Klimaschutz
siehe Maßnahme 61)
63) Öffnung der Umweltförderungsinstrumente für betriebliche Mobilität
und Verkehrsmaßnahmen
bereits umgesetzt, wird unter Maßnahme 9) berücksichtigt.
Verteilungswirkungen Pkw-Road-Pricing (absolute Zahlen)
Tabelle A-1:
Veränderung der Verkehrsausgaben für ÖV und MIV und der Verkehrsleistung nach Einkommensgruppen (absolute Zahlen) Variante 1a
Einkommensquartil
1
2
3
4
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Verkehrsausgaben Pkw (in Mio. €)
1.160
3.149
4.547
7.047
Verkehrsausgaben ÖV (in Mio. €)
159
165
179
186
Pkw Fahrzeugkilometer (in Mio.)
5.282
11.178
14.709
24.949
ÖV Personenkilometer (in Mio.)
4.712
4.507
6.115
8.617
Bundesarbeitskammer
151
KLIMASCHUTZ, INFRASTRUKTUR UND VERKEHR
Tabelle A-2:
Veränderung der Verkehrsausgaben für ÖV und MIV und der Verkehrsleistung nach Einkommensgruppen (absolute Zahlen) Variante 1b
Einkommensquartil
1
2
3
4
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Verkehrsausgaben Pkw (in Mio. €)
1.249
3.360
4.836
7.542
Verkehrsausgaben ÖV (in Mio. €)
176
180
194
203
Pkw Fahrzeugkilometer (in Mio.)
4.631
10.127
13.464
22.682
ÖV Personenkilometer (in Mio.)
5.186
4.892
6.606
9.381
Tabelle A-3:
Veränderung der Verkehrsausgaben für ÖV und MIV und der Verkehrsleistung nach Einkommensgruppen (absolute Zahlen) Variante 2a
Einkommensquartil
1
2
3
4
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Verkehrsausgaben Pkw (in Mio. €)
1.164
3.178
4.601
7.145
Verkehrsausgaben ÖV (in Mio. €)
160
167
181
189
Pkw Fahrzeugkilometer (in Mio.)
5.304
11.292
14.897
25.317
ÖV Personenkilometer (in Mio.)
4.716
4.538
6.173
8.717
Tabelle A-4:
Veränderung der Verkehrsausgaben für ÖV und MIV und der Verkehrsleistung nach Einkommensgruppen (absolute Zahlen) Variante 2a
Einkommensquartil
1
2
3
4
bis zu € 1.478
bis zu € 2.311
bis zu € 3.267
über € 3.267
Verkehrsausgaben Pkw (in Mio. €)
1.256
3.417
4.942
7.735
Verkehrsausgaben ÖV (in Mio. €)
176
183
198
208
Pkw Fahrzeugkilometer (in Mio.)
4.665
10.315
13.779
23.291
ÖV Personenkilometer (in Mio.)
5.194
4.953
6.720
9.578
152
Informationen zur Umweltpolitik
Informationen zur Umweltpolitik
„Informationen zur Umweltpolitik“ werden in unregelmäßigem Abstand vom Institut für Wirtschaft und Umwelt der AK herausgegeben und behandeln aktuelle Fragen der Umweltpolitik. Sie sollen in erster Linie Informationsmaterial und Diskussionsgrundlage für an diesen
Fragen Interessierte darstellen.
Bei Interesse an vergriffenen Bänden wenden Sie sich bitte an die Sozialwissenschaftliche
Studienbibliothek der AK Wien.
1
Thomas Delapina
Umweltpolitik und Produktivität. 1983
(vergriffen)
13
Harald Glatz/Rainer Juch/Renate Machat/
Wolfgang Veit
Wiener Grünraumpolitik.1984 (vergriffen)
2
Brigitte Unger
Die Bewertung des Nutzens von Umweltpolitik
durch verhinderten Schaden.1983 (vergriffen)
14
Robert Luckesch/Günther Scheer
Landwirtschaft und Umwelt. 1984 (vergriffen)
15
3
Harald Glatz/Werner Meißner
Verteilungswirkungen der Umweltpolitik. 1983
(vergriffen)
4
Jörn Kaniak
Small is beautiful. 1983 (vergriffen)
Energiesparpolitik durch
Energieversorgungsunternehmen? Die
Übertragbarkeit der US-Modelle auf
Österreich ("Tennesse Valley Authority").
1985 (vergriffen)
16
William Stamatiou
Ökonomische Instrumente der Schadstoffund Lärmbegrenzung im Verkehrssektor.
1985 (vergriffen)
17
Harald Glatz
Markt statt Paragraphen? Marktwirtschaftliche
Instrumente in der Umweltpolitik. 1985
(vergriffen)
18
Materialien zur kritischen Ökologie. 1985
(vergriffen)
19
Harald Glatz/Wolfgang Hein
Daten zur Umweltdiskussion. 1985 (vergriffen)
20
Peter Rosner
Wirtschaftswachstum und Umweltschutz.
1983 (vergriffen)
Sebastian Alber
Verpackungsverbrauch in Österreich. 1985
(vergriffen)
21
Kurt Bayer
Zur Finanzierung von Altanlagensanierung
aus Umweltschutzgründen. 1983 (vergriffen)
Günther Kittel
Pestizide und Umweltrecht Ein internationaler
Überblick. 1985 (vergriffen)
22
Wolfgang Hein
Klärschlamm - Verwertung oder Beseitigung.
1985 (vergriffen)
23
Materialien zu einem Sonderabfallkonzept
Sonderabfalldeponien. 1985 (vergriffen)
24
Sebastian Alber
Ökobilanzen von Verpackungssystemen
Theoretische Grundlagen. 1985 (vergriffen)
5
Werner Meißner
Auflagen und Abgaben als Instrumente der
Altanlagensanierung. 1983 (vergriffen)
6
Werner Meißner
Subventionen als Instrument der
Altanlagensanierung. 1983 (vergriffen)
7
Werner Meißner
Altanlagensanierung als Programm. 1983
(vergriffen)
8
Peter Schneidewind
Öffentliche Investitionserfordernisse im
Umweltschutz Das Beispiel
Straßenverkehrslärm. 1983 (vergriffen)
9
10
11
12
Thomas Heinze/Peter Schneidewind
Öffentliche Investitionserfordernisse im
Umweltschutz Das Beispiel
Abwasserbeseitigung. 1984 (vergriffen)
Harald Glatz/Wolfgang Hein
Luftreinhaltepolitik Analysen und Maßnahmen.
1984 (vergriffen)
25
Sebastian Alber
Ökobilanzen von Verpackungssystemen
Fallbeispiele für Österreich, 1985 (vergriffen)
26
Materialien zu einem Sonderabfallkonzept
Thermische und chemisch-physikalische
Behandlung von Sonderabfällen. 1985
(vergriffen)
44
Gerhard Hirczi
Die Abwasserabgabe Internationale
Erfahrungen - Anwendbarkeit für Österreich.
1987 (vergriffen)
45
Ingeborg Pirke
Die Finanzierung der Altlastensanierung. 1987
(vergriffen)
27
Ökologische und ökonomische Aspekte der
Sammlung. des Transports und der
Entsorgung von Sonderabfällen. 1986
(vergriffen)
46
Der Reaktorunfall von Tschernobyl
Störfallfolgen und Strahlenbelastung Auswirkungen und Maßnahmen in Österreich.
1987 (vergriffen)
28
Stadtentwicklung und Grünraumpolitik. 1986
(vergriffen)
47
29
Hans Glatz
Fremdenverkehr und Umweltbelastung. 1986
(vergriffen)
Werner Robert Svoboda
Vollzugsdefizite im Umweltschutz I Überblick
über die Implementationsforschung. 1988
(vergriffen)
48
Werner Robert Svoboda
Vollzugsdefizite im Umweltschutz II
Gewerberechtliche Genehmigung - Rolle der
Sachverständigen. 1988 (vergriffen)
49
Werner Niederle
Schadstoffbegrenzung bei Dieselmotoren Fahrzeugtechnische Möglichkeiten. 1988
(vergriffen)
50
Jan C Bongaerts/R Andreas Kraemer Haftung
für Umweltschäden und Anreize zur Vorsorge.
1988 (vergriffen)
51
Betriebsgeheimnis Schadstoffe?. 1988
(vergriffen)
52
Umweltpolitik und EG. 1988 (vergriffen)
53
Chemiepolitik. 1988 (vergriffen)
54
Gerhard Hirczi
Emissionsabgaben als Instrumente der
Luftreinhaltepolitik. 1988 (vergriffen)
55
Thomas Wiederstein
Landwirtschaft und Wasserbelastung. 1989
(vergriffen)
56
Umweltpolitik und EG II. 1989 (vergriffen)
30
Privatrecht und Umweltschutz I. 1986
(vergriffen)
31
Strafrecht und Umweltschutz. 1986
(vergriffen)
32
Gerhard Hirczi
Emissionsabgaben für die Bereiche Luft und
Wasser - Theoretische Grundlagen. 1986
(vergriffen)
33
Privatrecht und Umweltschutz II. 1986
(vergriffen)
34
Privatrecht und Umweltschutz III. 1986
(vergriffen)
35
Harald Glatz/Edith Pohl
Innovation und Umweltpolitik. 1986
(vergriffen)
36
Sebastian Alber/Helmut Effenberger
Biologische Müllvergasung. 1987 (vergriffen)
37
"Waldsterben" und staatliche Politik in
Österreich Analyse und praktische
Empfehlungen aus sozialwissenschaftlicher
Sicht. 1987 (vergriffen)
38
Umweltschutz und Arbeitsplätze. 1987
(vergriffen)
57
Chlorierte Kohlenwasserstoffe als
Lösungsmittel. 1990 (vergriffen)
39
Luftreinhaltepolitik Analysen. Daten.
Maßnahmen. 1987 (vergriffen)
58
40
Donaubereich Wien. 1987 (vergriffen)
Wolfgang Lauber
Umweltpolitik der EG zum Wasser I. 1989
(vergriffen)
41
Privatrecht und Umweltschutz IV. 1987
(vergriffen)
59
Wolfgang Lauber
Umweltpolitik der EG zum Wasser II. 1989
(vergriffen)
42
Abfallrelevante Verpackungsdaten für
Österreich. 1987 (vergriffen)
60
43
Gewerkschaften und Umweltpolitik. 1987
(vergriffen)
Wolfgang Lauber
Umweltpolitik der EG zum Wasser III. 1989
(vergriffen)
61
Transitgüterverkehr und Umweltbelastung.
1989 (vergriffen)
81
Harald Glatz (Hrsg.)
Umweltpolitik und EG III. 1992
62
Harald Glatz/Wolfgang Hein/Edith Pohl
Gedanken zum ökologischen Umbau des
Steuersystems. 1989 (vergriffen)
82
63
Umwelt und Öffentlichkeit. 1989 (vergriffen)
Cornelia Mittendorfer
Vollzugsdefizite im Umweltrecht II Überlegungen zur Verbesserung der
Vollzugssituation. 1992
64
Wolfgang Lauber
Zellstoffindustrie und Gewässerschutz in
Österreich. 1989 (vergriffen)
83
Günther Kittel/Helmut Bohacek
Vergleich von Grenzwerten im Umweltschutz
und Arbeitnehmerschutz. 1992
65
Haftung für Umweltschäden. 1990 (vergriffen)
84
66
Walter Scharf/Sebastian Kux
Altpapier. 1990 (vergriffen)
Wolfgang Lauber (Hg) Hausmüllverbrennung Zwischen Akzeptanz und Ablehnung. 1993,
(vergriffen)
85
67
Umweltschutz. Qualifikation und berufliche
Bildung. 1990 (vergriffen)
Franz Leutgeb (Hg)
Perspektiven der Chemiepolitik I Chemiepolitik und Arbeitnehmerpolitik. 1993
68
Harald Glatz/Cornelia Krajasits/Edith Pohl
Mehr Markt oder mehr Staat in der
Umweltpolitik? 1990 (vergriffen)
86
Cornelia Mittendorfer
Umweltbeauftragte im Betrieb. 1993
87
69
Wolfgang Lauber
Gedanken zur Einführung einer
Abwasserabgabe in Österreich I. 1990
(vergriffen)
Harald Glatz/Ditmar Wenty (Hg)
Energie aus Biomasse - Ausweg oder
Sackgasse. 1993 (vergriffen)
88
Franz Leutgeb (Hg)
Perspektiven der Chemiepolitik II - Leitbilder
und Instrumente. 1993
89
Harald Glatz (Hg)
Perspektiven der Chemiepolitik III –
Chlorchemie. 1993
90
Franz Leutgeb (Hg)
Perspektiven der Chemiepolitik IV Chemiepolitik national und international. 1993
91
Cornelia Mittendorfer
Eine Lobby für den Umweltschutz - Thesen zu
Umweltbeauftragen im Betrieb. 1993
(vergriffen)
92
Ditmar Wenty/Alfred Schwinghammer (Hg)
Solarenergienutzung "Wunsch und
Wirklichkeit". 1993
93
Einschätzung der Hausmüllverbrennung als
Abfallbehandlungsverfahren., 1993
94
Wolfgang Lauber
Cadmium in Österreich 1993
95
Erich Pospischil
Bauchemie - Gefahrenstoffe in der
Bauwirtschaft. 1993 (vergriffen)
96
Anton Sapper/Georg Schadt
Möglichkeiten und Grenzen der
Ökologisierung von Abwasser- und
Abfallgebühren, 1993 (vergriffen)
97
Ökologische Perspektiven für Österreich –
20 Jahre Umweltpolitik der AK. 1993
70
Kurt Kratena
Sektoraler Strukturwandel, Umweltbelastung
und Beschäftigung. 1990 (vergriffen)
71
Wolfgang Hein/Wolfgang Lauber Stromtarife
und Energiesparen. 1991
72
Erika Furgler
Öko-Schmäh oder Information. 1991
73
Der Zustand der Umwelt. 1991 (vergriffen)
74
Wolfgang Hein
Energien der Zukunft - warum nicht schon
heute? 1991
75
Wolfgang Lauber
Gedanken zur Einführung einer
Abwasserabgabe in Österreich II. 1991
76
Least-Cost-Planning Erfahrungen im Ausland
- Möglichkeiten für Österreich. 1991
77
Wasser in der Großstadt. 1992
78
Vollzugsdefizite im Umweltrecht - Am Beispiel
des gewerblichen Betriebsanlagenrechts.
1992
79
Frieda Andorfer
Österreichisches Abfallrecht und europäischer
Binnenmarkt. 1992 (vergriffen)
80
Bürgerbeteiligung und
Umweltverträglichkeitsprüfung bei
Abfallprojekten. 1992 (vergriffen)
98
Werner Hochreiter
Abfallwirtschaft und EU.1994 (vergriffen)
116 Thomas Ritt
Ökologische Steuerreform. 1996
99
Thomas Ritt
Verteilungswirkungen von Energiesteuern.
1994
117 Herbert Laa, Claudia Palt
Umweltbeauftragte II – Vom Ingenieur zum
Prozeßverantwortlichen. 1996
100 AK – Umweltprogramm. 1994
101 Andreas Käfer
Luftverkehr und Umweltauswirkungen. 1994
102 Franz Rauchenberger
Nitrat im Grundwasser. 1994
103 Cornelia Mittendorfer (Hrsg.) vergriffen
Umweltzeichen und Öko-Audit. 1994
104 Werner Hochreiter
Abfallwirtschaft privat oder öffentlich? 1994
105 Sepp Eisenriegler, Harald Glatz (Hrsg.)
Brav getrennt und dann …? 1994
106 Angela Köppl, Claudia Pichl
Entsorgungswirtschaft in Österreich I –
Branchenstudie. 1994 (vergriffen)
107 Susanne Kummerer, Günther Kittel
Entsorgungswirtschaft in Österreich II,
Arbeitsbedingungen in der
Entsorgungswirtschaft. 1994
108 Uwe Schubert, Martin Büchele, Alois Flatz
Stoffstrommanagement am Beispiel der
Elektronikbranche. 1994
109 Sepp Eisenriegler, Harald Glatz (Hrsg.)
Von der Abfallwirtschaft zum
Stoffstrommanagement. 1994
110 Wilfried Schönbäck (Hrsg.)
Kosten und Finanzierung der öffentlichen
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung
in Österreich. 1995 (vergriffen)
111 Harald Glatz
Österreichische Umweltpolitik, Eine kritische
Einschätzung der Instrumente. 1995
112 Gabriele Hrauda
Checkpoint Umwelt – Brauereien. 1995
113 Ditmar Wenty, Alfred Schwinghammer
Vom Stromerzeuger zum Energiedienstleistungsunternehmen. 1995 (vergriffen)
114 Thomas Ritt
Standort, internationale Wettbewerbsfähigkeit
und Umweltschutz. 1995
115 Renate Gabriel
Elektroaltgeräte in Österreich, Übernahme,
Demontage und Aufarbeitung. 1996
118 Christian Schrefel, Wolfgang Lauber (Hrsg.)
Agenda 21, Nachhaltigkeit – Die
Herausforderung. 1997
118a (In englischer Sprache erschienen)
119 Mathias Grandosek, Cornelia Kühhas,
Wolfgang Lauber
Angst vor der Öffentlichkeit? Der Umgang von
Behörden und Betrieben mit der
Störfallinformation. 1997
120 Goldschmid Helga, Hauer Walter
Kosten der Abfallwirtschaft für Konsumenten.
1997
121 Oliver M. Fritz, Edith Kranvogel, Helmut
Mahringer
Die Beschäftigungssituation im Umweltbereich
– Eine empirische Untersuchung für
Österreich, Umwelt und Arbeit I. 1997
122 Angela Köppl, Claudia Pichl
Wettbewerbsvorteile durch umweltorientierte
Innovation – Überprüfung der First-MoverThese, Umwelt und Arbeit II. 1997
123 Michael Kosz
Integrierter Umweltschutz und Arbeit – Erste
Erfahrungen und langfristige Perspektiven,
Umwelt und Arbeit III. 1997
124 Thomas Ritt (Hrsg.)
Umwelt und Arbeit – Bestandsaufnahme und
Perspektiven, Umwelt und Arbeit IV. 1998
125 Franz Kok, Reinhard Steurer
Klimaschutzpolitik in Österreich – Ziele,
Maßnahmen, Umsetzungsstand, Hemmnisse
und Empfehlungen. 1998
126 Wolfgang Lauber (Hrsg.)
Osterweiterung, Umwelt- und Verkehrsfragen
127 Christian Onz, Christoph Streissler
Altlastensanierung in Österreich – Regelungsund Vollzugsprobleme. 1998 (vergriffen)
128 Werner Hochreiter
Das Projekt „nachsorgefreie Deponie“ vor dem
Scheitern? 1998 (vergriffen)
129 Oskar Grün, Julia Michl, Herbert Haller,
Anita Eder
Genehmigungsverfahren bei Betriebsanlagen,
Dauer, Beschleunigungspotentiale, Effizienz –
Maßnahmenhandbuch. 1998
130 Waltraud Winkler-Rieder, Dieter Pesendorfer
Landwirtschaft und Kulturlandschaft – Zur
internationalen Diskussion. 1998
142 Klaus Federmair
Unternehmensverflechtungen in der
österreichischen Entsorgungswirtschaft. 2001
131 Christine Podlipnig, Wolfgang Stock
Wegefreiheit im Wald – Umwelt im
Interessenkonflikt. 1998
143 Werner Hochreiter, Christoph Streissler,
Walter Hauer
Lenkungswirkung und Verwendung des
Altlastenbeitrags – Beiträge zur Umsetzung
der Deponieverordnung und zur Reform der
Altlastensanierung in Österreich. 2001
132 Werner Hochreiter (Hrsg.)
Abfallpolitik und Konsumenteninteressen Nationale Erfahrungen im europäischen
Vergleich - Künftige Regelungen für Altautos
und Elektroaltgeräte am Prüfstand.1999
133 Renate Gabriel
Autoverwertung - Fallstudien zur Behandlung
von Alt-Pkw in Autoverwertungsbetrieben.
1999
134 Österreichisches Institut für Raumplanung
Verkehrsentwicklung in Österreich
Verkehrsmengen und Emissionen auf
wichtigen Straßen. 1999
135 Manfred T. Kalivoda
Verkehrslärmschutz in Österreich
Maßnahmen und Aufwände im Vergleich je
Verkehrsträger Schienen-, Straßen- und
Luftverkehr. 2000
136 Manfred T. Kalivoda
Verkehrslärmschutz in Österreich – Teil II
Anteil des LKW-Verkehrs am
Straßenverkehrslärmproblem. 2000
137 Ralf Aschemann
Umweltfolgen von Gesetzen
Ausländische Erfahrungen mit
a priori-Abschätzungen – Möglichkeiten für
Österreich? 1999
138 Christian Onz
Deregulierung im Umweltrecht
Ein Überblick. 1999
139 Eckart Hildebrandt, Eberhard Schmidt (Hg.)
Arbeitnehmerbeteiligung am Umweltschutz
Die ökologische Erweiterung der industriellen
Beziehungen in der Europäischen Union.
2000
140 Mario Offenhuber
Wegefreiheit im Wald II
Historische Entwicklung in Österreich
Mit einem Anhang über das Betretungsrecht
in Schweden, Schweiz und Deutschland. 2000
141 Österreichisches Institut für Raumplanung
Verkehrsentwicklung und
Schadstoffemissionen im Straßennetz von
Wien. 2001
144 Oliver Fritz, Michael Getzner, Helmut
Mahringer, Thomas Ritt
Umwelt und Beschäftigung Strategien für eine
nachhaltige Entwicklung und deren
Auswirkungen auf die Beschäftigung. 2001
145 Michael Hecht
Partizipation und Access to Justice im
Umweltbereich – Umsetzung der AarhusKonvention in Österreich. 2001
146 Werner Hochreiter (Hrsg.)
Abfallpolitik zwischen Nachhaltigkeit und
Liberalisierung – Das Projekt „Gesamtreform“
aus Arbeitnehmer- und Konsumentensicht.
2001
147 Beate Littig, Erich Grießler
Umwelt und Arbeit – Integrierter
Umweltschutz; Innerbetriebliche Veränderung
und Partizipation. 2001
148 David Hall, Klaus Lanz
Kritik der Studie von PricewaterhouseCoopers
über Wasserver- und
Abwasserentsorgung.2001
148a (In englischer Sprache erschienen)
149 Thomas Ritt (Hrsg.)
Soziale Nachhaltigkeit Von der Umweltpolitik
zur Nachhaltigkeit ? 2002
150 Wolfgang Lauber (Hrsg.)
Wasser zwischen öffentlichen und privaten
Interessen – Internationale Erfahrungen.2002
151 Werner Hochreiter (Hrsg.)
Umwelthaftung - bitte warten.
Der Vorschlag der EU-Kommission zur
Umwelthaftung – Wem nützt er wirklich ?
2002
152 Michael Hecht
Das rechtliche Umfeld des Berichts von
PricewaterhouseCoopers zur österreichischen
Siedlungswasserwirtschaft. 2003
153 Bände 1-5
Wilfried Schönbäck et.al.
Internationaler Vergleich der
Siedlungswasserwirtschaft.2003
153/Band 1: Länderstudie Österreich.2003
153/Band 2:Länderstudie England und
Wales.2003
153/Band 3:Länderstudie Frankreich.2003
153/Band 4:Überblicksdarstellungen
Deutschland und Niederlande.2003
153/Band 5:Systemvergleich vor
europäischem und ökonomischem
Hintergrund.2003
165 Anteil des LKW-Quell-Ziel-Verkehrs sowie
dessen Emissionen an gesamten
Straßengüterverkehr in Wien
Österreichisches Institut für Raumplanung,
2006
166 Privatisierung des Wassersektors in Europa
Reformbedarf oder Kapitalinteressen?
Wolfgang Lauber (Hrsg), 2006
167 EU und Wasserliberalisierung
Elisa Schenner, 2006
154 Wolfgang Lauber (Hrsg.)
Was kostet die Umwelt ? GATS und die
Umweltrelevanz der WTO-Abkommen
Tagungsband.2003
169 REACH am Arbeitsplatz
Die Vorteile der neuen europäischen Chemikalienpolitik für die ArbeitnehmerInnen
Tony Musu, 2006
155 Wolfgang Lauber (Hrsg.)
Ausverkauf des Staates ? Zur Privatisierung
der gesellschaftlichen Infrastruktur,
Tagungsband. 2003
170 Feinstaub am Arbeitsplatz
Die Emissionen ultrafeiner Partikel und ihre
Folgen für ArbeitnehmerInnen
Tagungsband, 2006
156 Thomas Gutwinski, Christoph Streissler
(Hrsg.)
Umweltschutz- und ArbeitnehmerInnenschutzManagementsysteme. 2003
171 Luftverkehr und Lärmschutz
Ist-Stand im internationalen Vergleich
Grundlagen für eine österreichische Regelung
Andreas Käfer, Judith Lang, Michael Hecht,
2006
157 Werner Hochreiter (Hrsg.)
Bestrafung von Unternehmen –
Anforderungen an die kommende gesetzliche
Regelung aus ArbeitnehmerInnen- und
KonsumentInnensicht, Tagungsband. 2003
158 Was kostet die Umwelt? Wie
umweltverträglich ist die EU? Tagungsband.
2004
159 Walter Hauer
Schutz von Getränkemehrwegsystemen –
Aufarbeitung fachlicher Grundlagen anläßlich
der Aufhebung der Getränkeziele durch den
Verfassungsgerichtshof. 2003
160 Beate Littig, Erich Grießler
Soziale Nachhaltigkeit. 2004
161 Hans Huber Abendroth
Der „Wasserkrieg“ von Cochabamba. Zur
Auseinandersetzung um die Privatisierung
einer Wasserversorgung in Bolivien. 2004
162 Hauptsache Kinder! Umweltpolitik für Morgen
Tagungsband. 2004
163 Österreichisches Institut für Raumplanung
Verkehrsmengen und Verkehrsemissionen auf
wichtigen Straßen in Österreich 1985 – 2003.
2004
164 Einflußfaktoren auf die Höhe der
Müllgebühren, 2005
173 Welche Zukunft hat der Diesel?
Technik, Kosten und Umweltfolgen
Tagungsband, Franz Greil (Hrsg), 2007
174 Umsetzung der EU-Umwelthaftungsrichtlinie
in Österreich
Tagungsband ergänzt um Materialien und Hintergrunddokumente zum Diskussionsprozess.
Werner Hochreiter (Hrsg), 2007
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