beigelegter Jetzt neu mit nüle Sicherheitska 50 nach TRBA 2 Direkt am Ziel – Berirab® schützt sofort nach Exposition! Tollwut-Immunglobulin (i. m.) vom Menschen Berirab ® Berirab® Inhalt Humanes Tollwut-Immunglobulin 1. Allgemeines zur Tollwut .......................................................................................... Seite 1.1 Verbreitung ...................................................................................................... Seite 1.2 Erreger und Übertragung .................................................................................. Seite 1.3 Inkubationszeit und Symptomatik ..................................................................... Seite 1.4 Diagnostik und Therapie ................................................................................... Seite 1.5 Fallbeispiele ..................................................................................................... Seite 2.4 Herstellung und Sicherheit ................................................................................ Seite 8 8 12 12 13 3. Literatur ................................................................................................................. Seite 15 4. Fachinformation Berirab® ........................................................................................ Seite 16 2. Berirab®....................................................................................... .............................. Seite 2.1 Indikation und Anwendung .............................................................................. Seite 2.2 Dosierung ........................................................................................................ Seite 2.3 Verträglichkeit .................................................................................................. Seite Ihre Vorteile auf einen Blick • Fertigspritze mit Luer-Lock-Anschluss und beiliegender Sicherheitskanüle • anwenderfreundlich durch drei verschiedene Packungsgrößen • hohe Virussicherheit durch zwei unabhängige Virusreduktionsverfahren • seit 30 Jahren in der Anwendung bewährt • über die Notfalldepots der Landesapothekerkammern jederzeit verfügbar 4 4 5 6 6 7 1. Allgemeines zur Tollwut 1.1 Verbreitung Tollwut ist eine weltweit verbreitete Viruserkrankung, die von infizierten Säugetieren, vor allem von Hunden, Füchsen und Fledermäusen, auf den Menschen übertragen wird. Nach Schätzungen der World Health Organization (WHO) werden jährlich rund 35.000 Tollwuterkrankungen beim Menschen registriert, wobei jedoch mit einer erheblichen Dunkelziffer, insbesondere in Asien und Afrika, zu rechnen ist. Die meisten Todesfälle ereignen sich 1.2 Erreger und Übertragung in den asiatischen Ländern, in denen die Tollwut zu den sechs wichtigsten Infektionskrankheiten zählt. Ohne eine ausreichende präexpositionelle Impfung bzw. eine sofortige postexpositionelle Immunprophylaxe endet die Erkrankung nahezu immer tödlich. Jährlich erhalten schätzungsweise 10 Millionen Menschen eine postexpositionelle Tollwutprophylaxe. In Deutschland und Europa ist die Tollwut bei Füchsen und Haustieren durch konsequente Impfprogramme stetig zurückgegangen. Entsprechend hat sich bei uns die Zahl der Tollwutfälle bei Menschen in den vergangenen Jahrzehnten drastisch reduziert. Das Risiko, sich in Deutschland mit Tollwut zu infizieren, ist gering, jedoch ist sie hierzulande noch immer endemisch. Erreger Die Tollwut (Rabies) wird durch ein LyssaVirus aus der Familie der Rhabdoviren von tollwutinfizierten Tieren auf den Menschen übertragen. Dabei sind alle warmblütigen Wirbeltiere, vor allem Säugetiere, für die Krankheit empfänglich. Hochendemisch ist die Tollwut in weiten Teilen Asiens (Nepal, Indien), Lateinamerikas und Afrikas, dort sind die Überträger vor allem Hunde.1 Weltweite Verbreitung der Tollwut In Deutschland kann die Tollwut von Wildtieren wie Fuchs, Dachs, Marder und Reh sowie von Haustieren wie Rind, Schaf, Ziege, Pferd sowie Hund und Katze übertragen werden, wobei das hauptsächliche Virusreservoir der Fuchs darstellt. Hunde und Katzen spielen vor allem als Expositionstiere für den Menschen eine wichtige Rolle. Die Wahrscheinlichkeit einer Tollwutinfektion durch Nagetiere (z. B. Eichhörnchen, Ratten und Mäuse) Übertragung Bei der Tollwutinfektion eines Tieres kommt es zur Virusvermehrung im ZNS und von dort zur Erregerstreuung, so dass das Rabies-Virus massenhaft im Speichel ausgeschieden wird. Kein Risiko Geringes Risiko: TollwutImpfung wird für Personen empfohlen, die in Kontakt mit Fledermäusen kommen. Quelle: WHO Presence/Absence of Rabies, 2008 Mittleres Risiko: Tollwut-Impfung wird für Reisende sowie Personen empfohlen, die in Kontakt mit Fledermäusen und anderen Wildtieren kommen. Hohes Risiko: Tollwut-Impfung wird für Reisende sowie Personen empfohlen, die in Kontakt mit Haustieren, insbesondere Hunden, und anderen tollwutübertragenden Tieren kommen. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt meist durch Bisse, ist aber auch durch direkten Kontakt des infektiösen Tierspeichels mit offenen Wunden, Hautverletzungen oder der menschlichen Schleimhaut möglich. ist in Deutschland sehr gering, kann aber nicht zu 100% ausgeschlossen werden. In den letzten Jahren traten außerdem immer mehr Fälle von Fledermaus-Tollwut auf.2 In Nordamerika stellen Waschbären, Stinktiere, Fledermäuse und Füchse die Hauptreservoire für Tollwut dar. Zu den von terrestrischer Tollwut freien Ländern zählen vor allem Inselstaaten wie Australien, Neuseeland, Japan und Grönland, aber auch Teile der skandinavischen und der iberischen Halbinsel sowie Italien und Griechenland. Folgende epidemiologische Formen der Tollwut werden unterschieden:3 • Urbane Tollwut, die von Haustieren bzw. Tieren, die mit Menschen in Kontakt kommen, übertragen wird (Zyklus Hund – Hund und häufiger auch der Mensch aufgrund des engeren Kontaktes zu dem domestizierten Tier); Vorkommen v. a. in Nordafrika, Asien und Osteuropa. Erreger beider Formen ist der gleiche Virustyp. • Fledermaustollwut, die durch andere Viren (Europäische Fledermaus-Tollwutviren, EBLV) hervorgerufen wird und mit der Tollwut bei Füchsen nichts zu tun hat; Vorkommen v. a. in Mittel- und Südamerika und den USA, aber auch in Norddeutschland. • Sylvatische Tollwut, die von Wildtieren übertragen wird (Zyklus Fuchs – Fuchs und in seltenen Fällen ein anderes Tier bzw. der Mensch); Vorkommen v. a. in Nordamerika und Mitteleuropa. Dabei sind Füchse, Hunde und Katzen gewöhnlich drei bis sieben Tage vor Auftreten der klinischen Symptome sowie während der gesamten Dauer der Erkrankung ansteckend. Bei der Fledermaustollwut erfolgt die Übertragung auch aerogen durch die Inhalation von Kotpartikeln.3 Abbildung 1 4 5 1.3 Inkubationszeit und Symptomatik Inkubationszeit Die Inkubationszeit liegt in der Regel zwischen zehn Tagen und drei Monaten, kann jedoch auch deutlich kürzer oder aber wesentlich länger sein (dokumentiert ist ein Fall von sieben Jahren). Die Zeit bis zum Ausbruch der klinischen Symptomatik ist abhängig von der Expositionsstelle (je näher am Gehirn, desto kürzer) und von der Menge an eingebrachten Viruspartikeln. Symptomatik Die Tollwut ist eine tödlich verlaufende akute virale Enzephalomyelitis. Das Rabies- Virus ist neurotrop und wandert entlang der Nervenbahnen zum Gehirn. Drei Phasen charakterisieren den Krankheitsverlauf 4 : • Prodromalstadium mit uncharakteristischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, z. T. Fieber, Schmerzen und Jucken an der Bissstelle. • Nach zwei bis zehn Tagen folgt die akute neurologische Phase mit zerebralen Funktionsausfällen, Sprachunfähigkeit und einer ausgeprägten Hydrophobie (u. a. durch Krämpfe der Schlundmuskulatur), außerdem hochgradiger motorischer Unruhe und einem 1.5 Fallbeispiele Wechsel von aggressiver und depressiver Verstimmung (enzephalitische Verlaufsform). Bei der paralytischen Form betreffen die Veränderungen überwiegend die peripheren Nerven und das Rückenmark, so dass es zu Lähmungen kommt, die dem GuillainBarré-Syndrom ähneln. • Wird die neurologische Phase überlebt, folgt ein Koma. Es kommt zu Herzrhythmusstörungen und schließlich treten Herz- und Atemstillstand ein. Zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und dem Tod liegen maximal sieben Tage. 1.4 Diagnostik und Therapie Diagnostik Die klinische Diagnose der Tollwut ist schwierig, weil anfangs keine spezifischen Symptome existieren und zudem die Inkubationszeit sehr lang sein kann. Der Verdacht auf das Vorliegen einer Tollwuterkrankung beim Menschen ergibt sich deshalb zunächst aus der Summe der klinischen Symptome und einer gründlichen Anamnese. Erst im späteren Krankheitsverlauf kann das Tollwut-Virus in den Epithelzellen der Cornea, in Nackenhautbiopsien, im Speichel oder im Liquor nachgewiesen werden. Alle intra vitam eingesetzten diagnostischen Verfahren erbringen jedoch nicht selten negative Resultate und stellen deshalb keine Ausschlusskriterien dar. Für eine frühzeitige und lebensrettende Behandlung ist es daher wichtig, durch ein Gespräch mit der exponierten Person wichtige Informationen über die Art des Tierkontaktes und das Verhalten des Tieres zu erhalten. 6 Die sichere Bestätigung der klinischen Verdachtsdiagnose gelingt erst post mortem, beispielsweise aus Proben vom Ammonshorn, aus dem Cerebellum und dem Hirnstamm. Therapie Eine medikamentöse Therapie der Tollwut ist nicht möglich, die manifeste Erkrankung verlief in der Vergangenheit immer tödlich. Eine Ausnahme stellte Anfang 2005 ein Fall in den USA dar, wo eine 15-jährige ungeimpfte Jugendliche die Erkrankung nach einer experimentellen virustatischen Behandlung und mehrwöchigen Intensivtherapie überlebt hat.5 Da es kein bekanntes Heilmittel gegen Tollwut gibt, ist die richtige Prophylaxe von vitaler Bedeutung: Die letzten Tollwut-Todesfälle in Deutschland traten 2004 und 2007 jeweils nach Reisen in den asiatischen bzw. nordafrikanischen Raum auf. Hohe Aufmerksamkeit erlangte die Tollwut bei uns auch Anfang 2005 aufgrund von Übertragungen bei Organtransplantationen. Tollwuterkrankung nach Indienaufenthalt (2004)6 Anfang Mai 2004 erkrankte ein 51-jähriger Mann sechs Wochen nach seiner Rückkehr von einem längeren Aufenthalt in Indien mit grippeartigen Beschwerden, Abgeschlagenheit, Fieber und Krankheitsgefühl. Er hatte dort unter einfachen hygienischen Bedingungen gelebt und Kontakt mit streunenden Hunden gehabt. Vor drei Jahren sei er bei einem anderen Indienaufenthalt von einem wilden Affen gebissen worden. Tollwuterkrankung nach Aufenthalt in Marokko (2007)7 • Kontaminierte Wunden sollten sofort und ausgiebig mit Seifenlösung oder Wasser gereinigt und mit Alkohol desinfiziert werden. Tiefe Bisswunden kann man mittels Kathetern spülen. Verätzung und Nähen der Wunde sollten nicht erfolgen. • Der Schutz vor einer Erkrankung wird aufgrund der langen Inkubationszeit nur durch die kombinierte Gabe von TollwutImmunglobulin und -Impfstoff sichergestellt (siehe Kapitel 2.1). Daneben ist auch an die Tetanusprophylaxe zu denken. Die Behandlung der manifesten Tollwut erfolgt symptomatisch unter intensivmedizinischen Bedingungen und beinhaltet die Kontrolle der Atmung, des Kreislaufes und der ZNS-Symptome. Ein 55-jähriger Mann wurde Anfang März 2007 während einer Marokkoreise von einem streunenden Hund in die linke Hand gebissen. Nach einer Wundbehandlung durch Mitreisende heilte die Wunde rasch ab. Eine postexpositionelle TollwutImmunisierung wurde nicht erwogen. Nach seiner Rückkehr begannen die Beschwerden am 13. April initial mit Schmerzen und Missempfindungen in der linken Hand. Zunächst wurde eine muskuloskelettale Irritation vermutet. Am 16. April klagte er zusätzlich über starke Kopfund Nackenschmerzen, Schluckstörungen und Benommenheit. Eine Tollwut wurde aufgrund der Bissanamnese vermutet. Am Abend des 16. April wurde nach Rücksprache mit dem Robert Koch-Institut eine Postexpositionsbehandlung gegen Tollwut begonnen: Simultan wurden 15 ml (20 IE/kg) Hyperimmunglobulin (Berirab®) und Aktivimpfstoff (Rabipur®, „Essen- Am 6. Mai traten Schmerzen im Bereich der rechten Schulter und des rechten Armes auf, einen Tag später zusätzlich Hydrophobie, Aerophobie und Schlundkrämpfe. Am 9. Mai kam es zu einer zunehmenden Bewusstseinstrübung und blutigem Erbrechen. Daraufhin erfolgte die Einweisung auf eine neurologische Intensivstation unter der Verdachtsdiagnose Enzephalitis. Sowohl der einweisende Arzt als auch der Notarzt äußerten angesichts der Vorgeschichte bereits einen Verdacht auf Tollwut. In der Klinik stand nach der Aufnahme eine respiratorische Insuffizienz im Vordergrund. Der Patient verstarb am 29. Mai 2004. Zu Lebzeiten konnten verschiedene diagnostische Methoden eine TollwutDiagnose nicht bestätigen: Sämtliche Untersuchungen erbrachten negative Resultate. Die endgültige Sicherung der Diagnose gelang durch zwei auf Tollwutdiagnostik spezialisierte Laboratorien mittels des direkten Immunfluoreszenztests sowie durch Virusisolierung in der Zellkultur an entnommenen Hirngewebeproben. Schema“) verabreicht. Dabei wurde ein Teil des Hyperimmunglobulins rund um die Narbe in der linken Hand appliziert. Aufgrund der Notwendigkeit spezieller Laboruntersuchungen sowie einer entsprechenden intensivmedizinischen Behandlung erfolgte am 17. April die Verlegung in das Bernhardt-Nocht-Institut/UKE in Hamburg. Eine noch am Aufnahmetag durchgeführte PCR für Tollwutvirus-Nukleokapsid war in Konjunktivalabstrichen und Speichel positiv, Antikörper gegen Tollwutvirus waren weder im Serum noch im Liquor cerebrospinalis nachweisbar. An Tag 6 nach Symptombeginn wurde nach kritischer Aufklärung des Patienten die Therapie entsprechend eines modifizierten „Wisconsin-Protokolls“ aufgenommen: Tiefe Analgosedierung, maschinelle Beatmung und Substitution von Neurotransmitter-Metaboliten. Bis zu Tag 21 waren kranielles MRT, transkranielle Doppleruntersuchung und Hirndruck unauffällig. Das EEG zeigte eine therapeutisch induzierte Aktivitätsunterdrückung. Ab diesem Zeitpunkt traten bei dem Patienten erstmals Symptome (Blutdruckkrisen, Speichelfluss, Pupillenstarre) auf, die bei anderen intensivmedizinisch betreuten Tollwutpatienten ebenfalls als Komplikation beschrieben wurden. Das EEG zeigte jetzt keine Hirnaktivität mehr, obwohl die Sedierung bereits schrittweise reduziert und dann beendet wurde. Jedoch konnte dies nicht sicher als Zeichen eines Hirntodes gewertet werden, da hochdosierte Sedativa und eine Enzephalitis solche EEG-Veränderungen hervorrufen können. Am 29. Tag nach Symptombeginn zeigte eine MRT-Untersuchung nun generalisierte ödematöse Veränderungen des gesamten Kortex und der Basalganglien. Der Patient verstarb an Tag 31 (13. Mai) klinisch unter dem Bild eines Multiorganversagens, nachdem bereits in der Nacht ventrikuläre Arrhythmien und intermittierende AVBlockierungen aufgetreten waren. 7 2. Berirab® 2.1 Indikation und Anwendung Die Prophylaxe der Tollwut erfolgt durch eine präexpositionelle Impfung (siehe Tabelle 1, Schema A) oder – nach Kontakt mit einem tollwutverdächtigen Tier oder Tollwut-Impfstoffköder – in Form einer postexpositionellen Impfung (Schema B) bzw. Simultanprophylaxe mit Tollwutimpfstoff und Berirab® (Schema C). Die Maßnahmen der postexpositionellen Tollwutprophylaxe sind dann durchzuführen, wenn der Verdacht auf eine Tollwutvirusinfektion nicht entkräftet werden kann. Nach Kontakt von unzureichend geimpften Personen mit einem tollwütigen oder tollwutverdächtigen Tier oder einem Tollwut-Impfstoffköder ist für Deutschland das postexpositionelle Schema der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut verbindlich: In Abhängigkeit vom Expositionsgrad wird die alleinige Gabe von Tollwut-Impfstoff bzw. die simultane Gabe von TollwutImmunglobulin (Berirab®) und TollwutImpfstoff empfohlen (siehe Tabelle 2). Prophylaxeschemata Schema A Schema B Schema C Präexpositionelle Impfung Postexpositionelle Impfung Postexpositionelle Simultanprophylaxe Tollwut-Impfstoff i.m. je eine Dosis an den Tagen 0, 7, 21 (oder 28) Tollwut-Impfstoff i.m. je eine Dosis an den Tagen 0, 3, 7, 14, 28 (Essen-Schema) Tollwut-Impfstoff i.m. je eine Dosis an den Tagen 0, 3, 7, 14, 28 Postexpositionelles Impfschema für unzureichend geimpfte Patienten* in Abhängigkeit vom Expositionsgrad durch ein tollwutverdächtiges oder tollwütiges Wild- oder Haustier** + GRAD I einmalig 20 I.E./kg KG Berirab® gleichzeitig mit der 1. Tollwutimpfstoffgabe oder spätestens bis Tag 7 nach der 1. Impfstoffgabe Nach einer kompletten Grundimmunisierung beträgt die Schutzdauer bis zu fünf Jahre. Bei Personen mit weiter bestehendem Expositionsrisiko sollten regelmäßig Auffrischungsimpfungen entsprechend den Angaben der Hersteller durchgeführt werden. Zur Festlegung des exakten Auffrischungszeitpunktes ist eine Titerkontrolle empfehlenswert, wobei eine Auffrischungsimpfung bei Titern < 0,5 I.E./ml Serum indiziert ist. Impfschema durch einen Tollwutimpfstoffköder • Berühren/Füttern von Tieren, aber sicher kein Kontakt mit dessen Speichel; eigene Haut weder vor noch bei Kontakt verletzt • Berühren von Impfstoffködern bei intakter Haut Keine Impfung erforderlich • Knabbern an oder Belecken der unbedeckten Haut • Berühren von Impfstoffködern bei nicht-intakter Haut Sofortige postexpositionelle Impfung nach Schema B, Tabelle 1 • oberflächliche, nicht blutende Kratzer durch ein Tier mit Ausnahme von Kratzern an Kopf, Hals, Schultergürtel, Arme oder Händen (vgl. Grad III) • blutende Kratzwunden • jegliche Kratzwunden an Kopf, Hals, Schultergürtel, Armen oder Händen • Kontakt von Schleimhäuten mit Speichel (z. B. Lecken, Spritzer) Bei Unklarheiten Impfung wie nach Grad II Bei Unklarheiten Simultanprophylaxe wie nach Grad III • Speichelkontakt • jegliche Bissverletzungen GRAD III Eine präexpositionelle Tollwut-Impfung wird für expositionsgefährdete Personen empfohlen. Dazu gehören Tierärzte, Jäger, Forstangestellte, Personen, die Umgang mit Tieren in tollwutgefährdeten Gebieten haben, Personen mit beruflichem oder sonstigem engen Kontakt zu Fledermäusen und Personen in Laboratorien mit Tollwutrisiko. Auch Reisende in Regionen mit hoher Tollwutgefährdung sollten im Rahmen der reisemedizinischen Beratung über die Risiken der Tollwut und die Möglichkeit einer Tollwut-Impfung informiert werden. Zur präexpositionellen Prophylaxe wird in der Regel je eine Impfstoffdosis an den Tagen 0, 7, 21 (oder 28) verabreicht (WHO-Schema). Dadurch erhält man spätestens nach 35 Tagen eine belastbare Immunität.8 GRAD II Tabelle 1 PräexpositioneIle Impfung Art der Exposition Grad der Exposition Wenn Tier nach Untersuchungsergebnis gesund, Fortführung der Impfung als präexpositionelle Propylaxe empfohlen; Impfschutz gegen Tetanus prüfen! • Kontakt von Schleimhäuten und frischen Hautverletzungen mit Impfstoffködern Sofortige Simultanprophylaxe nach Schema C, Tabelle 1 Wenn Tier nach Untersuchungsergebnis gesund, Fortführung der Impfung als präexpositionelle Propylaxe empfohlen; Impfschutz gegen Tetanus prüfen! Tabelle 2 Postexpositionelle Impfung Bei einer Verletzung durch ein ansteckungsverdächtiges Tier ist in Anbetracht des tödlichen Ausgangs von Tollwut grundsätzlich so schnell wie möglich nach der Verletzung eine Post ex po sitionsprophylaxe durchzuführen. Eine 8 indizierte Postexpositionsprophylaxe sollte jedoch immer durchgeführt werden, unabhängig von der Zeit, die seit der Verletzung verstrichen ist. Tollwutverdächtig ist u. a. jedes Tier, das sich in einem amtlich als gefährdeter Bezirk gekennzeichneten Gebiet auffällig verhält. Auch Kadaver tollwütiger Tiere können noch ansteckend sein. Als nicht ansteckungsverdächtig gilt ein Tier, wenn es sich ausschließlich in einem tollwutfreien Gebiet aufgehalten hat, regelmäßig gegen Tollwut geimpft wurde oder ein Tierarzt bescheinigen kann, dass klinisch kein Verdacht auf Tollwut besteht. * Als unvollständig geimpfte Personen gelten dabei: • Personen, die mit einem Impfstoff von zweifelhafter Wirksamkeit geimpft wurden • Personen, die mit einem Impfstoff von einer Stärke < 2,5 I.E./ml geimpft wurden • Personen mit begonnener oder abgebrochener Impfserie, die nicht sicher zur Grundimmunisierung geführt hat • Personen, deren vollständige aktive Immunisierung mehr als 5 Jahre zurückliegt ** Als tollwutverdächtig gilt auch eine Fledermaus, die sich anfassen lässt oder ein sonstiges auffälliges oder aggressives Verhalten zeigt oder tot aufgefunden wurde. 9 Postexpositionelle Simultanprophylaxe Die Gabe von Tollwut-Immunglobulin (Berirab®) ist bei Expositionen des Grades III unbedingt erforderlich (siehe Tabelle 2). Bei Unsicherheiten bezüglich der Exposition nach Grad II sollte ebenfalls eine Immunglobulingabe erfolgen. Zusätzlich erhält die exponierte Person je eine Tollwut-Impfstoffdosis an den Tagen 0, 3, 7, 14 und 28 (Abbildung 2). Durch die Gabe von Berirab® wird dabei das schutzlose Intervall bis zum Einsetzen der körpereigenen Immunreaktion durch die aktive Immunisierung überbrückt. Rechtzeitig appliziert, liegt die Schutzrate nach einer Immunisierung bei peripheren Verletzungen bei 100%.4 Vorgehen nach ausländischer Erstimpfung in Abhängigkeit von der Vorbehandlung Vorbehandlung Schema der postexpositionellen Simultanprophylaxe Berirab am Tag 0 ® Unbekannter Vakzinetyp (z. B. Gehirnvakzine, Maus-Impfstoff, nicht identifizierbarer Zellkulturimpfstoff) mit oder ohne Tollwut-Immungl. Zellkulturvakzine mit Tollwut-Immunglobulin. 1. Praxisbesuch bis zum 7. Tag nach Beginn der postexpositionellen Therapie Gesamte postexpositionelle Therapie so beginnen, als wenn bisher keine Impfungen durchgeführt worden wären, entsprechend Essen-Schema 20 I.E./kg KG Tollwut-Immunglobulin am ersten Tag des Praxisbesuchs 0 3 7 14 28 Zellkulturvakzine ohne Tollwut-Immunglobulin. Abbildung 2 20 I.E./kg KG Tollwut-Immunglobulin am ersten Tag des Praxisbesuchs Beendigung entsprechend dem Essen-Schema (Tag 0, 3, 7, 14, 28) mit verfügbarem Zellkulturimpfstoff (die unterschiedlichen Typen der Zellkulturvakzinen (PCEC, Verrab, HDCV) sind austauschbar) Kein Tollwut-Immunglobulin Tollwut-Impfstoff an den Tagen 1. Praxisbesuch nach dem 7. Tag nach Beginn der postexpositionellen Therapie Kein Tollwut-Immunglobulin Beendigung entsprechend dem Essen-Schema mit verfügbarem Zellkulturimpfstoff (die unterschiedlichen Typen der Zellkulturvakzinen (PCEC, Verrab, HDCV) sind austauschbar) 20 I.E./kg KG Tollwut-Immunglobulin am ersten Tag des Praxisbesuchs Kein Tollwut-Immunglobulin Tabelle 3 Vorgehen nach Erstimpfung im Ausland In vielen Entwicklungsländern ist im Notfall kein bzw. kein moderner Impfstoff verfügbar, sondern nur veraltete Nervengewebe-Impfstoffe, die in der Regel starke Nebenwirkungen hervorrufen und deren Wirksamkeit zweifelhaft ist. Bei im Ausland begonnener postexpositioneller Therapie gelten deshalb für die Weiterbehandlung in Deutschland folgende Regelungen (siehe Tabelle 3):8 • Nach Impfungen mit unbekanntem Impfstoff oder Gehirnimpfstoff (z. B. Impfstoff aus Hirngewebe vom SempleTyp oder vom Suckling-mouse-brain-Typ) wird unabhängig vom Zeitraum seit der Erstimpfung die gesamte postexpositionelle aktive und passive Immunisierung 10 so durchgeführt, als wenn bisher keine Impfungen erfolgt wären (Tabelle 1, Schema C). • Nach Impfungen mit einem ZeIlkulturImpfstoff und der Gabe von TollwutImmunglobulin werden die im Ausland verabreichten Impfungen als gültige Impfungen gezählt und die Impfserie nach Schema B (Tabelle 1) vervollständigt. • Nach Impfungen mit einem ZeIlkulturImpfstoff ohne die Applikation von Tollwut-Immunglobulin wird in Abhängigkeit vom zeitlichen Abstand zwischen der Erstimpfung im Ausland und dem Arztkontakt in Deutschland unterschiedlich verfahren: Arztkontakt in Deutschland sieben Tage oder weniger, wird sofort 20 I.E. Berirab ® pro kg Körpergewicht verabreicht. Die im Ausland durchgeführten Impfungen werden voll angerechnet und die Impfserie mit einem Zellkulturimpfstoff komplettiert (gemäß Tabelle 1, Schema C). Nach dem 7. Tag: Ist der zeitliche Abstand zwischen Erstimpfung im Ausland und Arztkontakt in Deutschland größer als sieben Tage, wird das Impfschema für die aktive Impfung ebenfalls fortgesetzt, jedoch ohne die Gabe von Tollwut-Immunglobulin (Tabelle 1, Schema B). Hinweise zur Anwendung von Berirab® und der Impfstoff sind in unterschiedliche Körperhälften zu verabreichen. Bei gegebener Indikation ist die Immun prophylaxe unverzüglich durchzuführen, man sollte nicht bis zur Klärung des Infektionsverdachtes beim Tier abwarten. Es soll soviel wie möglich der Gesamtmenge von Berirab® möglichst tief in und um die Wunde herum appliziert werden. Der Rest wird intramuskulär im Glutealbereich appliziert. Ein Nähen der Wunde sollte nur in dringenden Fällen und unter Gabe eines Immunglobulins erfolgen9. Vor der Applikation sollte Berirab® auf Körpertemperatur erwärmt werden, um eine bessere Verträglichkeit zu gewährleisten. Wegen der gleichzeitigen Gabe von Tollwut-Impfstoff darf weder die empfohlene Dosis von Berirab® erhöht, noch Berirab® wiederholt verabreicht werden. Das Tollwut-Immunglobulin Bei Vorliegen einer schweren Thrombozytopenie oder anderen Gerinnungsstörungen, bei denen intramuskuläre Injektionen kontraindiziert sind, darf Berirab® subkutan verabreicht werden. Danach soll die Injektionsstelle sorgfältig mittels Tupfer komprimiert werden. Wenn die Gesamtmenge an Berirab® zu gering ist, um alle Wunden ausreichend mit Immunglobulin zu infiltrieren (z. B. bei Kindern), ist es möglich, Berirab ® mit physiologischer Kochsalzlösung zu verdünnen, um alle Wunden versorgen zu können.9 Bis zum 7. Tag: Ist der zeitliche Abstand zwischen der Erstimpfung im Ausland und dem 11 2.4 Herstellung und Sicherheit 2.2 Dosierung Die Dosierung von Berirab® erfolgt körpergewichtsbezogen mit einer Dosis von 20 I.E. pro Kilogramm Körpergewicht, wobei 1ml Berirab® mindestens 150 I.E. Antikörper gegen Tollwut-Virus enthält. Dosierung von Berirab® nach Körpergewicht Körpergewicht Dosis Körpergewicht Dosis 5 kg 0,7 ml 50 kg 6,7 ml 10 kg 1,3 ml 60 kg 8,0 ml 15 kg 2,0 ml 70 kg 9,3 ml 20 kg 2,7 ml 80 kg 10,7 ml 30 kg 4,0 ml 90 kg 12,0 ml 40 kg 5,3 ml 100 kg 13,3 ml CSL Behring produziert seit über 50 Jahren humane Immunglobuline, die in vielen Millionen Dosen angewendet wurden. Eine Übertragung von Infektionen durch diese Produkte ist nicht bekannt. Um dieses hohe Maß an Sicherheit auch in Zukunft zu gewährleisten, werden eine Reihe von Maßnahmen kombiniert, die zusammen das integrierte Sicherheitssystem von CSL Behring ergeben (Abbildung 3). Die vier Grundpfeiler dieses Sicherheitssystems sind: • Qualitätssicherung bei der Produktion (Überprüfung der Herstellungsanlagen und der Produktionsschritte) • Qualitätssicherung beim Rohstoff Plasma (Auswahl und Überwachung der Spendestationen, der Spender und der einzelnen Spenden, auch durch PCRTestung) • Qualitätssicherung bei der Virusreduktion und deren Überwachung (Validierung aller relevanten Herstellungsschritte in Bezug auf die Reduktion von Viren) • Qualitätssicherung bei der abschließenden Produktprüfung (interne Prüfung und Freigabe, Chargendokumentation und -rückverfolgungsmöglichkeit, unabhängige Prüfung und Freigabe) Tabelle 4 Das integrierte Sicherheitssystem von CSL Behring 2.3 Verträglichkeit Berirab® ist sehr gut verträglich. Entsprechend den Angaben in der Fachinformation sind Nebenwirkungen wie allergoide oder lokale Reaktionen nach der Applikation von Berirab® selten. Nur in Einzelfällen (Häufigkeit von < 1:100.000 gemäß CIOMS-Kategorien) sind, insbesondere bei unbeabsichtigter intravasaler Injektion, Symptome bis zum Schock zu beobachten, die gegebenenfalls als Sofortreaktion (Typ-I-Allergie) auftreten. Schwangerschaft und Stillzeit Kontrollierte klinische Prüfungen mit Berirab® in der Schwangerschaft sind nicht durchgeführt worden. Langzeiterfahrungen mit Immunglobulinen, besonders die Anwendung von Anti-DImmunglobulinen, haben jedoch gezeigt, 12 dass keine schädigenden Auswirkungen auf die Schwangerschaft, den Fötus und das Neugeborene zu erwarten sind. Darüber hinaus zeigten prospektive Studien mit schwangeren Frauen, die eine Postexpositionsprophylaxe mit Tollwut-Impfstoff und Tollwut-Immunglobulin erhalten haben, die gleiche Nebenwirkungsrate wie bei nicht schwangeren Patientinnen, die die gleiche Behandlung erhielten.10, 11 Angesichts des tödlichen Ausgangs manifester Tollwut sollte daher die Behandlung mit Tollwut-Immunglobulin nicht vorenthalten oder verzögert werden, wenn die Patientin entsprechend exponiert war. Während der Stillzeit gehen Immunglobuline in die Muttermilch über und können eine Übertragung schützender Antikörper auf das Neugeborene bewirken. Immunglobuline wie Berirab® können somit in der empfohlenen Dosis sowohl in der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit angewendet werden. 1. 2. 3. 4. Plasmaauswahl und Spendenkontrolle Herstellung Qualitätskontrolle Überwachung der Handelspräparate Selektion der Spendestationen Dokumentation der Anwendung Ausschluss von Risikospendern Ärztliche Untersuchung der Spender Serologische Testung jeder Spende 5-fach NAT/PCR-Testung der Spenden Sperr- bzw. QuarantäneLagerung der Plasmen mit Look-Back-Verfahren interne Qualitätskontrolle Produktspezifische Viruseliminationsund Inaktivierungsverfahren behördliche Zertifizierung und Freigabe Meldung, Auswertung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen und Durchführung geeigneter Gegenmaßnahmen EDV-Überwachung der Plasmaauswahl Abbildung 3 13 3. Literatur Verfahrensvalidierung Die Validierung der Herstellungsschritte von Berirab® erfolgt gemäß den Anforderungen der deutschen Zulassungsbehörde (Paul-Ehrlich-Institut, Langen) an mehreren Viren mit unterschiedlichen Eigenschaften (Tabelle 5), die jeweils als Modellviren für folgende Virustypen dienen: • HIV-1 (humanes Immundefizienz-Virus) als relevantes Risikovirus und als Modell für mittelgroße, behüllte RNS-Viren • das bovine virale Diarrhoe-Virus (BVDV) als Modell für Hepatitis-C- und HepatitisG-Viren sowie das West-Nile-Virus (WNV) als Modell für Hepatitis-C-Viren • PEV (porzines Enterovirus) als Modell für unbehüllte RNS-Viren wie z. B. das Hepatitis-A-Virus • das Pseudorabiesvirus (PRV) und das Canine Parvovirus (CPV) als Modell für mittelgroße, behüllte bzw. kleine, unbehüllte DNS-Viren Das aufwendige Verfahren führt zu Zahlen, die angeben, wie stark ein Virustyp durch einen bestimmten Herstellungsschritt eliminiert oder inaktiviert wird. Dabei bedeutet zum Beispiel die Zahl 2,0, dass dieses Virus durch den entsprechenden Herstellungsschritt um den Faktor 102,0 = 100 abgereichert wird. Wenn also die Ausgangsbelastung im Plasma 104,2 dieses Typs beträgt, so enthält das Material nach dem Herstellungsschritt nur noch 102,2 Viren. Das gesamte Herstellungsverfahren soll eine Titerreduktion um mindestens den Faktor 1010 für behüllte Viren und den Faktor 106 für unbehüllte Viren gewährleisten.12 Nach menschlichem Ermessen enthält das Endprodukt somit keine Viren mehr, so dass die Übertragung von Infektionskrankheiten ausgeschlossen ist. Die bei der Herstellung von Berirab® eingesetzten Verfahren zur Viruseliminierung bzw. -abreicherung sind Alkohol-/pHPräzipitation und Pasteurisierung (Erhitzen in wässriger Lösung über 10 Stunden bei 60 °C). Es handelt sich bei diesen beiden Herstellungsschritten um zwei unabhängige Virusreduktionsverfahren gegen behüllte und unbehüllte Viren, die die Anforderungen in Bezug auf die getesteten Viren erfüllen. 1. Roß R., Kruppenbacher J., Schiller W.-G. et al., Menschliche Tollwuterkrankungen in Deutschland. Dt Ärztebl 1997; 94: A 34-37 [Heft 1-2] 2. Thraenhart O., Roß R., Menschliche Tollwuterkrankungen in Deutschland. Dt Ärztebl 1997; 94: A 2010-12 [Heft 3D] 3. Edigkaufer M., Epidemiologie der Tollwut – eine Übersicht. ImpfDialog 1/2006, 25-30 4. RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten – Merkblätter für Ärzte, Tollwut (Rabies, Lyssa). Robert-Koch-Institut, Febr. 2005 5. Die Validierungsdaten bestätigen somit die hohe Sicherheit von Berirab®. Validierungsdaten von Berirab® Virus Modellvirus für Alkohol-/pHPräzipitation* Pasteurisierung* Gesamtreduktionsfaktor* HIV-1 HI-Virus (behüllte RNS-Viren) 6,2 6,5 12,7 BVDV Hepatitis C- und G-Virus (behüllte RNS-Viren) 5,3 8,7 14,0 WNV Hepatitis C-Virus (behüllte RNS-Viren) 4,4 9,3 13,7 PEV Hepatitis A-Virus (unbehüllte RNS-Viren) 6,7 3,7 10,4 PRV Hepatitis B- und Herpes-Virus (behüllte DNS-Viren) 6,2 7,9 14,1 CPV Parvo B 19-Virus (unbehüllte DNS-Viren) 6,7 2,3 Tabelle 5 14 Willoughby R., Tieves K., Hoffman G. et al., Survival after treatment of rabies with induction of coma. N Engl J Med 2005; 352: 2508-14 6. Summer R., Ross R., Tollwut – ein Erkrankungsfall nach Indienaufenthalt. Epidemiologisches Bulletin 42/2004, 362-63 7. Muchow U., Bradt K., Zu einer Tollwut-Erkrankung nach Aufenthalt in Marokko. Epidemiologisches Bulletin 24/2007, 199-202 8. Doerr H., Gerlich W., Medizinische Virologie, Kapitel 38 Rhabdoviren: Tollwutviren. Thieme-Verlag, 2002 9. World Health Organization, Rabies, Fact sheet N°99, revised September 2006 10. Chabala S., Williams M. Amenta R. et al., Confirmed rabies exposure during pregnancy: Treatment with human rabies immune globulin and human diploid cell vaccine. Am J Med 1991; 91: 423-24 11. Chutivongse S., Wilde H., Benjavongkulchai M. et al., Postexposure rabies vaccination during pregnancy: Effect on 202 women and their infants. Clin Inf Dis 1995; 20: 818-20 12. Paul-Ehrlich-Institut, Abwehr von Arzneimittelrisiken. Deutsche Apotheker Zeitung 1994; 134: 95 9,0 * Mittelwerte der Virusreduktionsfaktoren (log10) 15 4. Fachinformation Berirab® 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS Berirab® Injektionslösung zur intramuskulären Anwendung 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG Wirkstoff: Tollwut-Immunglobulin vom Menschen 1 ml enthält: Protein vom Menschen 100 – 170 mg; mit einem Anteil an Immunglobulinen von mind. 95 %; mit Antikörpern gegen Tollwut-Virus mind. 150 IE Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1 3. DARREICHUNGSFORM Injektionslösung zur intramuskulären Anwendung. Berirab® ist eine klare Lösung der Immunglobulinfraktion. Die Farbe kann von farblos über schwach gelb, und im Laufe der Haltbarkeitsdauer bis zu hellbraun variieren. • Kontamination der Schleimhäute mit infektiösem Gewebe oder Speichel von tollwutverdächtigen Tieren. • Kontakt von Schleimhäuten oder frischen Hautverletzungen mit Rabies-Lebendimpfstoffen, z. B. Impfstoffködern. Tollwut-Immunglobulin vom Menschen muss immer in Kombination mit einem Tollwut-Impfstoff verabreicht werden. Nationale und/oder WHO-Empfehlungen zum Schutz vor Tollwut sollen beachtet werden. 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung Dosierung Die Tollwut-Prophylaxe nach vermuteter Ansteckung besteht aus der Gabe einer Dosis Immunglobulin und einer vollständigen Tollwut-Impfung. Das TollwutImmunglobulin und die erste Dosis des Tollwut-Impfstoffs sollten so schnell wie möglich nach der Ansteckung erfolgen. Die weiteren Impfungen richten sich nach allgemeinen Richtlinien und den Angaben des Herstellers. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete Prophylaxe der Tollwut nach vermuteter Exposition durch • Kratz- oder Bisswunden oder andere Verletzungen verursacht durch tollwutverdächtige Tiere. 16 Einmalige Gabe von 20 IE Berirab® pro kg Körpergewicht in Verbindung mit der simultanen Impfstoffgabe. Wegen der Gefahr einer Interferenz mit der Antikörperbildung bedingt durch die Impfbehandlung darf weder die empfohlene Dosis erhöht, noch TollwutImmunglobulin wiederholt verabreicht werden. Dies gilt auch bei einem verspäteten Beginn der Simultanprophylaxe. Art und Dauer der Anwendung Tollwut-Immunglobulin vom Menschen wird intramuskulär verabreicht. Für weitere Informationen zur Art der Anwendung s. Abschnitt 6.6 „Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung“. Von der Gesamtmenge des TollwutImmunglobulins soll soviel wie möglich tief in und um die Wunde herum instilliert werden. Die verbleibende Menge wird intramuskulär, vorzugsweise in den M. vastus lateralis am liegenden Patienten verabreicht. Bei größeren Gesamtdosen ist eine Aufteilung auf verschiedene Körperstellen zweckmäßig. Das gilt für Dosen von mehr als 2 ml bei Kindern bis zu 20 kg Körpergewicht und mehr als 5 ml bei Personen mit höherem Körpergewicht. Bei der Simultanprophylaxe sollen das Immunglobulin und der Impfstoff an kontralateralen Körperhälften verabreicht werden. Die Immunprophylaxe ist unverzüglich durchzuführen, auch wenn der Infektionsverdacht beim Tier noch nicht geklärt ist. Wunden sollten möglichst nicht primär genäht werden. Möglicherweise kontaminierte Körperstellen und alle Wunden sind unverzüglich und großzügig mit Seife oder Detergenzien zu reinigen, mit Wasser gründlich zu spülen und mit 70 %igem Alkohol oder einem Jodpräparat zu behandeln; dies gilt auch bei einer Kontamination mit Impfflüssigkeit eines Impfstoffköders. Bei Vorliegen einer Gerinnungsstörung, bei der intramuskuläre Injektionen kontraindiziert sind, darf Berirab® subkutan verabreicht werden. Danach soll die Injektionsstelle sorgfältig mittels Tupfer komprimiert werden. Es wird darauf hingewiesen, dass keine Daten zur klinischen Wirksamkeit bei subkutaner Verabreichung vorliegen. Nach Gabe von Berirab® wird eine Nachbeobachtungszeit von mindestens 20 Minuten empfohlen. Besonders bei unbeabsichtigter i.v.-Gabe sind die Patienten längerfristig (etwa 1 Stunde) zu überwachen. Wichtige Informationen über bestimmte sonstige Bestandteile von Berirab® 4.3 Gegenanzeigen Da eine Tollwuterkrankung ein lebensbedrohliches Risiko darstellt, gibt es keine Gegenanzeigen zur Verabreichung von Berirab®. 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Es muss sichergestellt werden, dass Berirab® nicht in ein Blutgefäß injiziert wird, da es sonst zur Entwicklung einer Schocksymptomatik kommen könnte. Echte Überempfindlichkeitsreaktionen sind selten. Berirab® enthält einen kleinen Anteil von IgA. Bei Patienten mit IgA-Mangel kann es zu einer IgA-Antikörperbildung kommen. Dadurch kann bei der Verabreichung von Blutprodukten mit IgA-Anteil eine anaphylaktische Reaktion auftreten. Selten kann humanes Tollwut-Immunglobulin einen Abfall des Blutdruckes mit anaphylaktischen Reaktionen bewirken, selbst bei Patienten, die eine Behandlung mit Immunglobulin vom Menschen zuvor vertragen hatten. Therapeutische Maßnahmen richten sich nach Art und Schweregrad der Nebenwirkung. Im Falle eines Schocks sind die aktuellen medizinischen Standardmaßnahmen anzuwenden. Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Dosis, d. h. es ist praktisch „natriumfrei”. der Verabreichung von Immunglobulinen keine Übertragung von Hepatitis A oder Parvovirus B19 erfolgt. Außerdem kann der Antikörpergehalt einen wichtigen Beitrag zur Virussicherheit liefern. Es wird auf die Dokumentationspflicht gemäß Transfusionsgesetz hingewiesen. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen Impfungen mit abgeschwächten Virus-Lebend-Impfstoffen Virussicherheit Standardmethoden zur Vermeidung von Infektionskrankheiten, die im Rahmen der Anwendung von aus menschlichem Blut oder Plasma hergestellten Arzneimitteln auftreten können, umfassen die Auswahl der Spender, die Prüfung jeder einzelnen Spende und jedes Plasmapools auf spezifische Marker für Infektionen, sowie die Einbeziehung effektiver Herstellungsschritte zur Inaktivierung/ Eliminierung von Viren. Trotz dieser Maßnahmen kann die Möglichkeit der Übertragung von Erregern bei der Anwendung von aus menschlichem Blut oder Plasma hergestellten Arzneimitteln nicht vollständig ausgeschlossen werden. Dies gilt auch für bisher unbekannte Viren und andere Pathogene. Die getroffenen Maßnahmen werden als wirksam angesehen für umhüllte Viren wie z. B. HIV, HBV und HCV, und für die nichtumhüllten Viren HAV und Parvovirus B19. Aufgrund klinischer Erfahrungen kann davon ausgegangen werden, dass bei Die Gabe von Immunglobulinen kann für einen Zeitraum von bis zu drei Monaten die Wirksamkeit von Impfungen mit Virus-Lebend-Impfstoffen wie z. B. gegen Masern, Röteln, Mumps und Varizellen beeinträchtigen. Nach Verabreichung von Berirab® sollte ein Zeitraum von mindestens drei Monaten vergehen, bevor eine Impfung mit Virus-Lebend-Impfstoffen durchgeführt wird. Im Falle von Masern kann die Beeinträchtigung bis zu vier Monaten anhalten. Deshalb sollten Patienten, die Masernimpfungen erhalten, ihren Antikörperstatus prüfen lassen. Auswirkung auf serologische Untersuchungen Bei der Beurteilung von serologischen Testergebnissen muss berücksichtigt werden, dass es nach Injektion eines Immunglobulins durch einen vorübergehenden Anstieg passiv übertragener Antikörper zu irreführenden positiven Testergebnissen kommen kann. 17 Die passive Übertragung von Antikörpern gegen Erythrozytenantigene, z. B. A, B und D kann einige serologische Tests auf Erythrozyten-Alloantikörper (z. B. den Coombs-Test) verfälschen. 4.6 Schwangerschaft und Stillzeit Kontrollierte klinische Prüfungen mit Berirab® in der Schwangerschaft sind nicht durchgeführt worden. Die lange klinische Erfahrung mit Immunglobulinen lässt erkennen, dass keine schädigende Wirkung auf den Verlauf der Schwangerschaft, den Fötus oder das Neugeborene zu erwarten ist. 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen Lokale Reaktionen: An der Injektionsstelle können selten örtliche Schmerzen, Druckempfindlichkeit oder Schwellungen beobachtet werden. Informationen zum Infektionsrisiko siehe Abschnitt 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“. 4.9 Überdosierung Folgen einer Überdosierung sind nicht bekannt. Die Dosis soll aber keinesfalls erhöht werden (Interferenz mit der Impfstoffgabe, siehe Abschnitt 4.2 „Dosierung“). 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit Der in Berirab® enthaltene arzneilich wirksame Bestandteil Tollwut-Immunglobulin wird aus humanem Plasma gewonnen und verhält sich wie körpereigene Plasmabestandteile. Die einmalige intramuskuläre Verabreichung von Immunglobulin an verschiedene Tierspezies gab keine Hinweise auf toxische Auswirkungen auf die Labortiere. Präklinische Studien mit wiederholten Dosisgaben (chronische Toxizität, Kanzerogenität, Reproduktionstoxizität) können in herkömmlichen Tiermodellen nicht sinnvoll durchgeführt werden, da aufgrund der Verabreichung heterologer Proteine Antikörper gebildet werden. 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung dung auf Körpertemperatur gebracht werden. Berirab® ist bei +2 °C bis +8 °C im Kühlschrank aufzubewahren. Nicht einfrieren! Abfallmaterial oder nicht verwendetes Arzneimittel sind entsprechend den lokalen Anforderungen zu entsorgen. Behältnisse in der geschlossenen Faltschachtel aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen. Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren! 6.5 Art und Inhalt der Behältnisse Art der Behältnisse OPC Ampullen aus farblosem Glas (Typ I, Ph.Eur.) SCF Spritzen aus farblosem Glas (Typ I, Ph. Eur.) 7. INHABER DER ZULASSUNG CSL Behring GmbH – Emil-von-Behring-Str. 76 35041 Marburg – Verkauf Deutschland Philipp-Reis-Str. 2 65795 Hattersheim Tel.: +49 69 305 84437 Fax: +49 69 305 17129 8. ZULASSUNGSNUMMER 107a/89 Es wurden keine Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit oder die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beobachtet. 4.8 Nebenwirkungen In seltenen Fällen können folgende unerwünschte Reaktionen auftreten: • Allergische Reaktionen einschließlich Blutdruckabfall, Atemnot, Hautreaktionen, in Einzelfällen bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock, selbst wenn Patienten keine Hypersensitivität bei früheren Immunglobulingaben zeigten. • Generalisierte Reaktionen wie Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen, Gelenkschmerzen und leichte Rückenschmerzen. • Kreislaufreaktionen, insbesondere auch bei unbeabsichtigter intravasaler Gabe. 18 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: Immunsera und Immunglobuline Humanes Tollwut-Immunglobulin, ATC-Code: J06B B05. 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile Aminoessigsäure (Glycin), Natriumchlorid, HCl bzw. NaOH (in geringen Mengen zur Einstellung des pH-Wertes), Wasser für Injektionszwecke. 6.2 Inkompatibilitäten Berirab® enthält überwiegend Immunglobulin G (IgG) mit einem spezifischen hohen Gehalt an Antikörpern gegen das Tollwut-Virus. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Humanes Tollwut-Immunglobulin zur intramuskulären Anwendung ist im Blutkreislauf des Patienten nach 2 bis 3 Tagen bioverfügbar. Die Halbwertszeit beträgt durchschnittlich 3 bis 4 Wochen und kann von Patient zu Patient variieren. IgG und IgG-Komplexe werden in den Zellen des retikuloendothelialen Systems abgebaut. Da keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln, Lösungs- oder Verdünnungsmitteln vermischt werden. Packungsgrößen Packung mit 1 Ampulle zu 2 ml mit mindestens 300 IE Tollwut-Antikörpern Packung mit 1 Fertigspritze zu 2 ml mit mindestens 300 IE Tollwut-Antikörpern Packung mit 1 Ampulle zu 5 ml mit mindestens 750 IE Tollwut-Antikörpern Packung mit 1 Fertigspritze zu 5 ml mit mindestens 750 IE Tollwut-Antikörpern Packung mit 1 Ampulle zu 10 ml mit mindestens 1.500 IE Tollwut-Antikörpern Berirab® darf nach Ablauf des auf Packung und Behältnis angegebenen Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden. Nach Öffnen der Behältnisse, ist deren Inhalt sofort zu verbrauchen. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG ODER DER VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG Erteilung der Zulassung: 22.09.1992 Letzte Verlängerung der Zulassung: 23.09.2002 10. STAND DER INFORMATION September 2008 Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht. 6.3 Dauer der Haltbarkeit 3 Jahre 9. 6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung 11. HERKUNFTSLÄNDER DES BLUTPLASMAS Deutschland, Österreich, USA 12. VERSCHREIBUNGSSTATUS Trübe Lösungen oder Lösungen mit Rückständen (Partikeln/Niederschlägen) sind nicht zu verwenden. Berirab® ist gebrauchsfertig und sollte vor der Anwen- Verschreibungspflichtig 19 319281 (2) Mai 2010 Deutschland CSL Behring GmbH Philipp-Reis-Straße 2 65795 Hattersheim Telefon +49 69 305 84437 Fax +49 69 305 17129 www.cslbehring.de Schweiz CSL Behring AG Wankdorfstrasse 10 3000 Bern 22 Gratis-Telefon 0800 55 14 15 Telefon +41 31 344 4444 Fax +41 31 344 2600 www.cslbehring.ch Österreich CSL Behring GmbH Altmannsdorfer Straße 104 1121 Wien Telefon +43 1 80101 2464 Fax +43 1 80101 2810 www.cslbehring.at