Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Fakultät für Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften Über den Mechanismus der NADH:Ubichinon Oxidoreduktase aus Escherichia coli INAUGURALDISSERTATION vorgelegt von Diplom-Chemiker Stefan Stolpe Freiburg im Breisgau, Februar 2007 Vorsitzender des Promotionsausschusses: Referent: Korreferent: Tag der Verkündigung des Prüfungsergebnisses: Prof. Dr. Georg Schulz Prof. Dr. Thorsten Friedrich Prof. Dr. Peter Gräber 26.04.2007 Ein Teil der in dieser Arbeit vorgestellten Ergebnisse wurde in folgenden Artikeln veröffentlicht: Stolpe, S. und Friedrich, T. (2004) The Escherichia coli NADH:ubiquinone oxidoreductase (complex I) is a primary proton pump but may be capable of secondary sodium antiport. J. Biol. Chem. 279, 18377-18383. Hellwig, P., Stolpe, S. und Friedrich, T. (2004) Fourier transform infrared spectroscopic study on the conformational reorganization in Escherichia coli complex I due to the redox-driven proton translocation. Biopolymers 74, 69-72. Flemming, D., Stolpe, S., Schneider, D., Hellwig, P. und Friedrich, T. (2005) A possible role for iron-sulfur cluster N2 in proton translocation by the NADH:ubiquinone oxidoreductase (complex I). J. Mol. Microbiol. Biotechnol. 10, 208-222. Friedrich, T., Stolpe, S., Schneider, D., Barquera, B. und Hellwig P. (2005) Iontranslocation by the Escherichia coli NADH:ubiquinone oxidoreductase (complex I). Biochem. Soc. Trans. 33, 836-839. Hielscher, R., Wenz, T., Stolpe, S., Hunte, C., Friedrich, T. und Hellwig, P. (2006) Monitoring redox dependent contribution of lipids in FTIR difference spectra of complex I from Escherichia coli. Biopolymers 82, 291-294. Folgende Artikel sind eingereicht: Pohl, T., Bauer, T., Dörner, K., Stolpe, S., Sell, P., Zocher, G. und Friedrich, T. EPR-spectroscopic detection of iron-sulfur cluster N7 in the Escherichia coli NADH:ubiquinone oxidoreductase (complex I). The cluster is essential for stability but not for activity. Biochemistry Pohl*, T., Walter*, J., Stolpe, S., Defeu Soufo, J.D., Grauman, P.L. und Friedrich, T. Effects of the deletion of the Escherichia coli frataxin homologue CyaY on the respiratory NADH:ubiquinone oxidoreductase. BMC Biochem. Stolpe, S., Mattay, D., Schneider, D., Kaufenstein, M., Hellwig, P. und Friedrich, T. Effects of phospholipids on the isolated Escherichia coli NADH:ubiquinone oxidoreductase (complex I). FEBS J. Schneider*, D., Stolpe*, S., Blaum, B., Keiper, S., Spehr, V., Hoffmann, J., Hellwig, P., Böttcher, B. und Friedrich, T. NADH induces long-range conformational changes enabling binding of ubiquinone in respiratory complex I. EMBO J. (*gleichberechtigte Autoren) "Wirklich ist alles, was messbar ist." (Max Planck) Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung 1 2. Einleitung 2.1 Der Komplex I aus Escherichia coli 4 2.2 Der Elekronentransfer 8 2.3 Die Ionentranslokation 12 2.4 Einfluss von Phospholipiden auf den Komplex I 18 2.5 Thema dieser Arbeit 21 3. Material und Methoden 3.1 Isolierung von Komplex I aus E. coli 3.1.1 Standardpräparation 22 3.1.2 Variationen der Präparation 24 3.2 Aktivitätsmessungen 3.2.1 (d-)NAD(P)H Oxidaseaktivität 28 3.2.2 NAD(P)H/Ferricyanid Oxidoreduktaseaktivität 29 3.2.3 NAD(P)H:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität 30 3.3 Rekonstitution des isolierten Komplex I in Proteoliposomen 3.4 Szintillationsmessungen mit 22 Na+ an Proteoliposomen 34 35 3.5 Spektroskopische Methoden 3.5.1 Fluoreszenzspektroskopie an Komplex I-Proteoliposomen 36 3.5.2 Fourier-transformierte Infrarot (FTIR)-Differenzspektroskopie 38 3.5.3 Elektronenspinresonanz (ESR)-Spektroskopie 40 3.5.4 Circulardichroismus (CD)-Spektroskopie 42 3.6 Verschiedene analytische Methoden 42 4. Ergebnisse 4.1 Isolierung des Komplex I aus E. coli 4.1.1 Standardpräparation 45 4.1.2 Variationen der Präparation 47 4.2 Einfluss von Phospholipiden auf den E. coli Komplex I 4.2.1 Einfluss von Lipiden auf die Inhibition durch Ubichinon 50 4.2.2 Einfluss von Lipiden auf die Affinität zu Piericidin A 51 4.2.3 Titration der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I mit Lipiden 51 4.2.4 Einfluss von Lipiden auf das FTIR-Differenzspektrum des Komplex I 56 4.2.5 Einfluss von Lipiden auf das ESR-Spektrum des Komplex I 57 4.3 Die Reaktivität des E. coli Komplex I mit NAD(P)H 4.3.1 Die (d-)NAD(P)H Oxidaseaktivität der E. coli CytoplasmaMembranen 59 4.3.2 Die NAD(P)H:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I 60 4.3.3 Die NAD(P)H-induzierte Protonentranslokation des Komplex I 61 4.3.4 Die Reduzierbarkeit des Komplex I durch NAD(P)H 62 4.3.5 NAD(P)H-induzierte konformative Änderungen des Komplex I 67 4.3.6 Die Nukleotidspezifität des NADH Dehydrogenase-Moduls des Komplex I 68 4.4 Die mit der Redox-Reaktion des Komplex I gekoppelte Ionentranslokation 4.4.1 Die Abhängigkeit der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I von der Na+-Konzentration 69 4.4.2 Die Abhängigkeit der Hemmung des Komplex I von der Na+-Konzentration 70 4.4.3 Nachweis des mit der Redox-Reaktion des Komplex I gekoppelten Membranpotentials 72 4.4.4 Nachweis der mit der Redox-Reaktion des Komplex I gekoppelten Protonentranslokation 73 4.4.5 Szintillationsmessungen mit Proteoliposomen 22 Na+ an Komplex I- 78 4.4.6 FTIR-Differenzspektren des Komplex I in Gegenwart von Na+- und K+-Ionen 78 4.4.7 FTIR-Differenzspektren des Komplex I in Gegenwart verschiedener Protonenkonzentrationen 80 5. Diskussion 5.1 Der Einfluss von Phospholipiden auf den Komplex I 82 5.2 Die Ionentranslokation des Komplex I 85 5.3 Aussagen zum Mechanismus des Komplex I anhand der Wirkung verschiedener Hemmstoffe 88 5.4 Die Substratspezifität des Komplex I 92 6. Literatur 97 1. Zusammenfassung ___________________________________________________________________________ 1. Zusammenfassung Die NADH:Ubichinon Oxidoreduktase, der so genannte Atmungsketten- Komplex I, koppelt die Elektronenübertragung von NADH auf Ubichinon mit der Translokation von Ionen über die Membran und trägt somit zum Aufbau eines elektrochemischen Gradienten über die Membran bei. Der Komplex I aus dem Bakterium Escherichia coli ist aus 13 verschiedenen Proteinuntereinheiten aufgebaut und besitzt eine molekulare Masse von 535 kDa. Als Redox-Gruppen für den Elektronentransfer dienen ein Flavinmononukleotid und neun Eisen-Schwefel Zentren. Wie die Redox-Reaktion mit der Ionentranslokation gekoppelt ist, ist bislang unbekannt. Es wird sowohl eine direkte, als auch eine indirekte Kopplung sowie eine Kombination beider Möglichkeiten diskutiert. Darüber hinaus wird diskutiert, dass der E. coli Komplex I Na+-Ionen an Stelle von Protonen transloziert. Im Rahmen dieser Arbeit sollte eine neue Präpararationsmethode für den E. coli Komplex I entwickelt werden, bei der auf den Einsatz des bisher verwendeten chaotropen Salzes Natriumbromid verzichtet werden sollte. Die Präparation sollte charakterisiert und der Einfluss von Phospholipiden auf diese Präparation untersucht werden. Es sollte festgestellt werden, ob die Präparation in der Lage ist, Natriumionen zu translozieren und ob konformative Änderungen während der Redoxreaktion auftreten. Der Komplex I wurde aus dem Überproduzenten ANN003/pAR1219 durch Anionenaustausch-Chromatographie an Fractogel EMD TMAE Hicap (M), eine zweite Anionenaustausch-Chromatographie an Source 15Q und Grössen- ausschluss-Chromatographie an Sephacryl S-300 HR an Hand einer Abschätzung nach SDS-PAGE in einer etwa 95 %igen Reinheit gewonnen. Die Präparation katalysierte den Hemmstoff-sensitiven Elektronentransfer von NADH auf DecylUbichinon und eine Protonentranslokation über die Membran. Nach SDS-PAGE wurden die 13 Untereinheiten des Komplexes nachgewiesen und die Kofaktoren ESR-spektroskopisch charakterisiert. -1- 1. Zusammenfassung ___________________________________________________________________________ Im Verlauf der Präparation sank die physiologische Aktivität des Komplexes. Der Grund dafür ist wahrscheinlich eine Delipidierung des Enzyms durch das Detergenz. Es zeigte sich, dass die Präparation durch Zugabe verschiedener Lipide und Lipidgemische reaktiviert wurde, wobei endogene Lipidgemische die grösste Aktivierung bewirkten. Dies deutet auf spezifische Wechselwirkungen der Phospholipide mit dem Enzym hin. Die Affinität zu DecylUbichinon und Piericidin A, einem Hemmstoff der Chinon-Bindestelle, wurden ebenso wie die ESR-Signale der Eisen-Schwefel Zentren des Komplex I durch die Zugabe von Phospholipiden nicht verändert. Diese Zugabe veränderte allerdings die Redox-induzierten FTIR-Differenzspektren der Präparation, was auf eine spezifische Bindung der Lipide an den Komplex I hindeutet. Die Phospholipide aktivieren daher den Komplex I direkt, möglicherweise indem sie seine konformative Beweglichkeit erhöhen oder ermöglichen. Die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität der Präparation war unabhängig von der Natriumionen-Konzentration des Puffers. Verschiedene Hemmstoffe, von denen angenommen wurde, dass sie möglicherweise die Ionentranslokation blockieren, blockieren den Elektronentransfer unabhängig von der Natriumionen-Konzentration des Puffers. Redox-induzierte FTIR- Differenzspektren der NADH:Chinon Reduktase aus Vibrio cholerae, die als primäre Natriumionen-Pumpe arbeitet, zeigten deutliche Unterschiede in Abhängigkeit von der Natriumionen-Konzentration. Diese Unterschiede wurden mit dem E. coli Komplex I nicht gefunden. Somit wurde kein Hinweis auf eine mögliche Translokation von Natriumionen erhalten. Der isolierte Komplex I wurde in Phospholipide rekonstituiert und das durch die Redox-Reaktion über die Proteoliposomen-Membran aufgebaute Potential durch ein Fluorophor nachgewiesen. Das Fluoreszenz-Signal war sensitiv gegenüber einem ProtonenEntkoppler und insensitiv gegenüber einem Natriumionen-Entkoppler. Mit dem Fluorophor ACMA, dessen Fluoreszenz die Ausbildung eines pH-Gradienten über die Membran anzeigt, wurde die Protonentranslokation direkt nachgewiesen. Ein Natriumionen-Gradient über die Membran beeinflusste die Amplitude des Redoxinduzierten pH-Gradienten, was auf einen sekundären Na+/H+-Antiport hindeutet. -2- 1. Zusammenfassung ___________________________________________________________________________ In der Literatur wurde beschrieben, dass die Zugabe von NADH und NADPH in einem veränderten Quervernetzungsmuster der Untereinheiten des Komplex I resultiert. Ergebnisse unserer Arbeitsgruppe haben gezeigt, dass die Zugabe von NADPH nicht zu konformativen Änderungen des Komplexes führen. Es stellte sich daher die Frage, ob NADPH ein Substrat des Komplex I ist. Enzymkinetische Messungen zeigten, dass der KM des Komplex I zu NADPH etwa 150-fach höher ist als zu NADH. Die Aktivität des Enzyms mit Decyl-Ubichinon als Elektronenakzeptor war mit NADPH als Elektronendonor etwa achtfach langsamer als mit NADH. Zudem ist die Reaktion mit NADPH nicht Hemmstoffsensitiv und nicht mit einer Protonontranslokation gekoppelt. Zwar wurden die Eisen-Schwefel Zentren des Komplex I durch NADPH im gleichen Maß reduziert wie mit NADH, aber die Elektronen gelangten nicht an der physiologischen Bindestelle auf das Chinon. Stattdessen gelangten sie zumindest teilweise auf Sauerstoff, was zur Bildung von Superoxid-Radikalen führte. Anscheinend induziert die Bindung von NADH, nicht jedoch von NADPH im E. coli Komplex I eine Konformationsänderung, die für die Bindung des Chinons notwendig ist. Diese Annahme wurde durch Circulardichroismus-Spektren unterstützt, die zeigten, dass zwar NADH die Konformation des Komplexes verändert, aber nicht NADPH. ESR-Spektren zeigten, dass eine durch NADH reduzierte Komplex IProbe schneller von Decyl-Ubichinon reoxidiert wird, als eine durch NADPH reduzierte Probe. -3- 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ 2. Einleitung 2.1 Der Komplex I aus Escherichia coli Die aerobe Atmungskette des Gram-negativen, fakultativ anaeroben Darmbakteriums Escherichia coli besteht im Wesentlichen aus zwei membranständigen Dehydrogenasen, den NADH Dehydrogenasen (NDH) I und II, und zwei Oxidasen, den Chinol Oxidasen bo und bd (Abb. 2-1; Yagi et al., 1998). Die Dehydrogenasen übertragen Elektronen von der reduzierten Form des Nicotinamidadenindinukleotids (NADH) auf Chinone, die durch die Oxidasen unter Reduktion von Sauerstoff reoxidiert werden (Unden, 1988; Wissenbach et al., 1990). Bei diesem Prozess tragen alle Enzymkomplexe mit Ausnahme der NADH Dehydrogenase II durch eine Translokation von Protonen zur Ausbildung eines Membranpotentials bei (Calhoun et al., 1993). Die NADH Dehydrogenase II ist kein Energie-wandelndes Enzym und trägt deshalb nicht zu dem Aufbau des Membranpotentials bei. Es wird als "Überdruck-Ventil" zum Abbau eines NADHÜberschusses angesehen. Das durch die Atmungskettenkomplexe gebildete Potential wird unter anderem für die ATP-Synthese und Transportprozesse genutzt (Mitchell, 1961; Ingledew und Poole, 1984; Neijssel und Teixeira de Mattos, 1994; Rich, 2003). NDH I boKomplex (2 H+/e) (2 H+/e) NADH Q O2 bdKomplex (1 H+/e) NDH II Abb. 2-1; Schematische Darstellung des aeroben Elektronentransport-Systems in E. coli. Die Energiebilanz der energiewandelnden Enzymkomplexe NADH:Ubichinon Oxidoreduktase (NDH I), Chinol bo Oxidase (bo-Komplex) und Chinol bd Oxidase (bdKomplex) sind in Klammern angegeben. Die Pfeile zeigen in Richtung des Elektronenflusses. Q bezeichnet den Elektronenüberträger Ubichinon. -4- 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ Die NDH I NADH:Ubichinon wird aufgrund Oxidoreduktase ihrer auch Homolgie zur respiratorischer mitochondrialen Komplex I genannt. Komplex I koppelt den reversiblen Transfer von zwei Elektronen des NADH auf Ubichinon (Q) mit einer Translokation von vier Protonen über die Membran (Friedrich, 2001). Die Reaktionsgleichung hierfür lautet: NADH + Q + 5 H+(innen) NAD+ + QH2 + 4 H+(aussen) Generell ist der bakterielle Komplex I aus 14 verschiedenen Untereinheiten aufgebaut, die mit NuoA bis N (von NADH:Ubichinon Oxidoreduktase) bezeichnet werden. Jedoch besteht der Komplex I aus E. coli durch die Fusion der Gene nuoC und nuoD aus 13 Untereinheiten, die zusammen eine molekulare Masse von etwa 535 kDa ergeben (Friedrich et al., 1995; Yagi et al., 1998; Friedrich und Scheide, 2000). In der Präparation des Komplexes aus Thermus thermophilus wurde eine weitere, fünfzehnte Untereinheit, gefunden (Sazanov und Hinchliffe, 2006; Hinchliffe et al., 2006). In Eukaryonten wurden neben den Homologen der 14 bakteriellen Untereinheiten bis zu 31 zusätzliche Untereinheiten nachgewiesen (Carroll et al., 2006). Es wird spekuliert, dass die zusätzlichen Untereinheiten des mitochondrialen Komplexes entweder verhindern, dass die hochenergetischen Elektronen dem Enzym entkommen, oder dass sie die Assemblierung des Komplexes regulieren (Carroll et al., 2003; Marques et al., 2005; Brandt et al., 2005; Sazanov und Hinchliffe, 2006). Phylogenetische Studien legen den Schluss nahe, dass der Komplex I evolutionär aus drei Modulen hervorgegangen ist (Abb. 2-2; Friedrich et al., 1995; Friedrich und Weiss, 1997; Friedrich und Scheide, 2000; Friedrich, 2001). Die hydrophilen Untereinheiten Elektroneneingangs-Modul, das NuoE, NuoF entsprechend und seiner NuoG bilden Funktion das NADH Dehydrogenase-Modul genannt wird. Dieses Modul kommt als Diaphorase-Modul in vielen löslichen Hydrogenasen und Dehydrogenasen vor. Die hydrophilen Untereinheiten NuoB, NuoCD und NuoI bilden zusammen mit den hydrophoben Untereinheiten NuoH und NuoL das so genannte Hydrogenase-Modul, das Bestandteil heutiger membranständiger Nickel-Eisen Hydrogenasen ist (Teerstegen und Hedderich, 1999). Die hydrophoben Untereinheiten NuoA, NuoJ, NuoK, NuoM und NuoN bilden das so genannte Transporter-Modul, da die -5- 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ Untereinheiten NuoM und NuoN Homologien zu H+/Na+ (oder K+) Antiportern aufweisen (Friedrich und Weiss, 1997; Ito et al., 2001). Strukturell wird der Enzymkomplex in einen peripheren Arm bestehend aus den hydrophilen Untereinheiten NuoB bis NuoG sowie NuoI und einen membranständigen Arm bestehend aus den hydrophoben Untereinheiten NuoA, NuoH und NuoJ bis NuoN unterteilt. Abb. 2-2; Schematische Darstellung des modularen Aufbaus von Komplex I und des Vorkommens der Module in verwandten Enzymen. Das NADH Dehydrogenase-Modul ist in weiss gezeigt, das Hydrogenase-Modul in hellgrau und das Transporter-Modul in dunkelgrau. (A) Die drei Module des Komplex I aus E. coli (Friedrich und Scheide, 2000), (B) die Ech-Hydrogenase aus Methanosarcina barkeri als Beispiel einer Membranständigen Nickel-Eisen Hydrogenase (Künkel et al., 1998), (C) die NAD+-reduzierende Hydrogenase aus Ralstonia eutropha als Beispiel einer NAD+-abhängigen Hydrogenase (Tran-Betcke et al., 1990) und (D) der K+/H+ Antiporter aus Sinorhizobium meliloti als Beispiel eines Alkaliionen/H+ Antiporters (Putnoky et al., 1998). Komplex I enthält ein nicht-kovalent gebundenes Flavinmononukleotid (FMN) und bis zu neun Eisen-Schwefel (Fe-S) Zentren als interne Redox-Gruppen (Tab. 2-1; Yagi und Matsuno-Yagi, 2003). Durch Elektronenspinresonanz (ESR)Spektroskopie wurden in dem Komplex I aus E. coli bislang zwei binukleare (N1a und N1b) und vier tetranukleare (N2, N3, N4 und N7) Fe-S Zentren nachgewiesen (Leif et al., 1995; Braun et al., 1998; Uhlmann und Friedrich, 2005). Der ESR-spekroskopische Nachweis des vierkernigen Zentrums N7 wurde kürzlich in unserem Arbeitskreis erbracht (Pohl et al., 2007). Zudem wurden die tetranuklearen (Friedrich Zentren et al., 2000; N6a und N6b Rasmussen UV/vis-spektroskopisch et al., 2001). Die identifiziert spektroskopisch nachgewiesenen Fe-S Zentren wurden durch Stellen-gerichtete Mutagenese und Überproduktion einzelner Untereinheiten den konservierten Bindemotiven der Komplex I-Untereinheit zugeordnet (Fecke et al., 1994; Yano et al., 1994, 1995 und 1996; Ohnishi, 1998; Rasmussen et al., 2001; Flemming et al., 2003b). Auf -6- 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ der Untereinheit NuoG befindet sich ein weiteres Bindemotiv für ein vierkerniges Fe-S Zentrum (Weidner et al., 1993), das in E. coli bislang spektroskopisch nicht beschrieben wurde. Dieses Motiv könnte das Fe-S Zentrum N5 binden, das in Komplex I-Präparationen aus Paracoccus denitrificans und Rind nachgewiesen wurde (Ohnishi, 1998; Yano et al., 1995 und 2003). Dieses Zentrum wurde kürzlich auch in der molekular aufgelösten Struktur des peripheren Arms des Komplex I aus T. thermophilus identifiziert (Sazanov und Hinchliffe, 2006). Tab. 2-1; Zuordnung der Kofaktoren des E. coli Komplex I zu den Untereinheiten der verschiedenen Module. Untereinheit Modul Kofaktoren NuoA Transporter NuoB Hydrogenase NuoCD Hydrogenase NuoE NADH Dehydrogenase N1a (zweikernig) NuoF NADH Dehydrogenase FMN; N3 (vierkernig) NuoG NADH Dehydrogenase N1b (zweikernig) N4, N5*, N7 (vierkernig) NuoH Hydrogenase NuoI Hydrogenase NuoJ Transporter NuoK Transporter NuoL Hydrogenase NuoM Transporter NuoN Transporter N2 (vierkernig) N6a, N6b (vierkernig) *In E. coli noch nicht nachgewiesen; das entsprechende Bindemotiv ist konserviert. -7- 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ 2.2 Der Elekronentransfer Alle bekannten Kofaktoren des Enzyms sind im peripheren Arm lokalisiert. Das Fe-S Zentrum N1a weist bei einem pH-Wert von 7.0 mit -370 mV das negativste Mittenpotential (Em,7) auf, die Zentren N1b, N3, N4, N6a und N6b liegen im Bereich von -285 mV bis -230 mV und werden deshalb auch als "isopotentielle Zentren" bezeichnet, das Zentrum N2 weist mit -220 mV das positivste Potential auf und fungiert daher wahrscheinlich als terminaler Elektronenüberträger auf das Chinon (Ohnishi, 1998; Hirst, 2005; Sazanov und Hinchliffe, 2006). Die aus der Struktur des peripheren Arms des Komplex I aus T. thermophilus erkannte Anordnung der Kofaktoren lässt Rückschlüsse auf die Elektronentransfer-Reaktion zu (Abb. 2-3; Sazanov und Hinchliffe, 2006). Abb. 2-3; (A) Struktur des peripheren Arms des Komplex I aus T. thermophilus und (B) die Anordnung der Kofaktoren. Die Pfeile in (B) geben den Hauptelektronenweg an, die Abstände sind in Å von Zentrum zu Zentrum, bzw. Ecke zu Ecke (in Klammern) angegeben. Der mutmaßliche Ort der Chinon-Bindung ist gekennzeichnet (Q). -8- 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ Der primäre Elektronenakzeptor FMN wird von NADH zu FMNH2 reduziert und gibt dann vermutlich zunächst unter Bildung eines Flavosemichinon-Radikals (FMNH●) ein Elektron an das benachbarte Fe-S Zentrum N3 ab (∆Em,7 (FMNH2FMNH●) = -300 mV; Sled et al., 1994). Von N3 wird das Elektron über N1b, N4, N5, N6a, N6b auf N2 und letztendlich Ubichinon übertragen. Wenn N3 reduziert vorliegt, wird die Elektronenübertragung vom FMNH● auf N1a thermodynamisch vorteilhaft (∆Em,7 (FMNH●-FMN) = -390 mV; Sled et al., 1994). Sobald im Verlauf der Chinonreduktion N3 reoxidiert wird, kann das auf N1a "zwischengelagerte" Elektron über das FMN in die Hauptelektronentransportkette gelangen. Da N1a im Gegensatz zum FMN nicht von aussen zugänglich ist, würde der vorgeschlagene Reaktionsablauf die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies (reactive oxygen species, ROS) an FMNH2, bzw. dem FMNH● minimieren (Kudin et al., 2004; Hirst, 2005). Somit würde das Zentrum N1a die Funktion eines Antioxidans erfüllen. Welche Rolle das etwa 20 Å vom Elektronenweg entfernt liegendende Zentrum N7 spielt, ist unklar. Es wurde diskutiert, ob dieses Zentrum ein molekularer Schalter zwischen aeroben und anaerobem Wachstum sein könnte (Nakamaru-Ogiso et al., 2002). ESR-spektroskopische Untersuchungen unserer Gruppe an Zellen einer aeroben und anaeroben Zucht bestätigten diese Hypothese jedoch nicht (Uhlmann, 2005). Stattdessen wurden Hinweise gefunden die darauf hindeuten, dass N7 eine strukturelle Stabilisierung bewirkt (Pohl et al., 2007). Es werden drei Mechanismen der Kopplung der Elektronenübertragung im peripheren Arm mit der Protonentranslokation im membranständigen Arm diskutiert: Eine direkte Kopplung an die Redox-Reaktion, eine indirekte Kopplung über Konformationsänderungen und eine Kombination beider Varianten. Kennzeichnend für eine direkte Kopplung ist eine zeitliche und räumliche Verknüpfung von Ionentransport und Redox-Reaktion, woran z. B. auch die Substrat-Chinone beteiligt sein könnten. Bei der indirekten Kopplung wird die Energiewandlung durch konformative Änderungen im Enzym erreicht. Diese Modelle werden im folgenden Kapitel näher vorgestellt. Abbildung 2-4 zeigt schematisch den hypothetischen Mechanismus des Komplex I, der in unserer Arbeitsgruppe favorisiert wird. Er beinhaltet sowohl eine direkt, als auch eine indirekt mit dem Elektronentransfer gekoppelte Protonentranslokation. Das in Abbildung 2-4 aufgeführte Q●- symbolisiert -9- ein gebundenes Semichinon- 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ Radikalanion, dem eine Rolle als prosthetische Gruppe zugeschrieben wird (Ohnishi und Salerno, 2005). ESR-spektroskopisch wurden zwei unterschiedliche Semichinon-Signale in Komplex I aus Rind beschrieben (Magnitsky et al., 2002). Daraus wurde geschlossen, dass es zwei verschiedene, gebundene Chinone im Komplex I gibt (Ohnishi et al., 2005). Die Semichinone wurden entsprechend ihrer Relaxationszeiten im ESR-Experiment SQNf (fast) und SQNs (slow) genannt. Als besondere Eigenschaften des schnell relaxierenden SQNf wurden seine Stabilisierung von einen transmembranen Protonengradienten und eine Interaktion mit dem Fe-S Zentrum N2 festgestellt (Yano et al., 2005). Daraus wurde geschlossen, dass es bei neutralem pH-Wert anionisch vorliegt. Die magnetische Austausch-Kopplung zwischen N2 und SQNf lässt auf einen Abstand von etwa 12 Å zwischen N2 und SQNf schliessen, was für eine Lokalisation von N2 nahe der Membran spricht. Im Widerspruch dazu wurde vorgeschlagen, dass die Chinon-Bindestelle des Komplex I aus Yarrowia lipolytica im peripheren Arm, weit entfernt von der Membran, liegen soll (Zickermann et al., 2003; Brandt et al., 2003). Die daraus gefolgerte "Rampen-Hypothese", nach der die Chinon-Bindestelle durch einen hydrophoben Kanal mit der Membran verbunden sein soll, ist aber vor allem in Anbetracht der kürzlich publizierten Struktur des peripheren Arms des Komplex I aus T. thermophilus sehr unwahrscheinlich (Sazanov und Hinchliffe, 2006). Der Nachweis von SQNf und SQNs (bzw. des Q●- in Abb.2-4) in Komplex I aus E. coli wurde noch nicht erbracht. Abb. 2-4; Schematische Darstellung eines hypothetischen Mechanismus des Komplex I. Das NADH Dehydrogenase-Modul ist gelb, das Hydrogenase-Modul grün und das Transporter-Modul blau dargestellt. Die Elektronen werden von NADH über FMN und über eine Reihe von Fe-S Zentren (N1a, N1b, N2, N3, N4, N5, N6a und N6b) auf Ubichinon (Q) übertragen. Das Fe-S Zentrum N7 ist nicht am Elektronentransfer beteiligt. Eine durch das Hydrogenase-Modul direkt an die Redox-Reaktion gekoppelte und eine über das Transporter-Modul konformativ getriebene Protonentranslokation sind durch die gestrichelten Pfeile angedeutet (Flemming et al., 2005). - 10 - 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ Die Elektronentransfer-Reaktion des Komplex I wird durch viele synthetische und natürlich vorkommende Substanzen gehemmt. Die meisten dieser Inhibitoren sind hydrophobe oder amphipatische Verbindungen, die als Ubichinon-Antagonisten wirken. Vertreter dieser Klasse von Hemmstoffen sind Piericidin A, 2-Decyl-4-chinazolinylamin (DQA), Rotenon, Annonin VI und Capsaicin (Degli Esposti et al., 1993; Friedrich et al., 1994). Kompetitionsexperimente mit verschiedenen Inhibitoren zeigten, dass sie alle eine gemeinsame Bindungsdomäne teilen, wobei sich deren Bindestellen teilweise überlagern (Ohshima et al., 1998; Okun et al., 1999). Während die meisten Hemmstoffe des Komplex I nahe oder an der Chinon-Bindestelle binden, verhindert 4,5-Dihydroxyanthrachinon-2-carboxylsäure (Rhein) vermutlich durch Bindung in der NADH-Bindestelle (Kean et al., 1971) und Diphenyleniodonium (DPI), von dem bekannt ist, dass es kovalent an FMN bindet (Majander et al., 1994), den Elektroneneintritt in das Enzym. Eine andere Klasse von Inhibitoren beeinflussen nicht die Elektronenübertragung, sondern die Protonentranslokation. Ein Vertreter dieser Klasse ist N,N'-Dicyclohexylcarbodiimid (DCCD; Yagi und Hatefi, 1988; Hassinen und Vuokila, 1993; Wang et al., 1998; Vgenopoulou et al., 2006), das mit Hydroxy-, Sulfhydryl- und Carboxylgruppen von Aminosäuren unter Ausbildung einer kovalenten Bindung reagiert. Dass die NADH Dehydrogenase-Aktivität von Membranextrakten aus E. coli und P. denitrificans DCCD-sensitiv sind, die von Bacillus subtilis, das nur die nicht-energiewandelnde NADH Dehydrogenase II enthält, jedoch nicht, lässt eine Bindung des DCCD an eine für den Protonentransport verantwortliche Untereinheit des Komplex I vermuten (Yagi, 1987). In den Komplexen III, IV und der ATP-Synthase bindet DCCD an eine konservierte saure Aminosäure, die sich in einer Membran-ständigen Helix befindet (Kurki et al., 2000). Mit [14C]DCCD wurde in Komplex I aus Rinderherz die Untereinheit ND-1 markiert, wobei die entsprechende Aminosäure jedoch nicht identifiziert werden konnte (Yagi und Hatefi, 1988). Die zu ND-1 homologe Untereinheit in E. coli ist NuoH. Sie enthält drei konservierte Glutamatreste, die alle in hydrophoben Bereichen Membran-durchspannender α-Helices lokalisiert sind. Da das Enzym nach Ersetzen dieser Reste durch Glutamin jedoch immer noch durch DCCD hemmbar war, sind diese Aminosäuren entweder nicht oder nicht ausschließlich an der DCCD-Bindung - 11 - beteiligt (Kurki et al., 2000). 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ Interessanterweise hemmen auch Amiloride die Komplex I-Aktivität (NakamaruOgiso et al., 2003a). Diese Verbindungen wurden ursprünglich als Hemmstoffe für Na+/H+-Antiporter beschrieben (Cragoe Jr. et al., 1992; Kuroda et al., 1997; Wiebe et al., 2001). Es zeigte sich, dass Amiloride die Markierung der zu NuoL homologen Untereinheit ND5 des Komplex I aus Rinderherz-Mitochondrien mit einem Fenpyroximat-Derivat, einem an die Ubichinon-Bindestelle bindenden Hemmstoff, verhindert (Nakamaru-Ogiso et al., 2003b). Ausserdem wurde auch von einer Hemmung des von der überproduzierten und in Vesikeln + rekonstituierten Untereinheit NuoL bewerkstelligten Na -Transports durch ein Amilorid-Derivat berichtet (Steuber, 2003). 2.3 Die Ionentranslokation Völlig ungeklärt ist die Kopplung der Ionentranslokation an die RedoxReaktion des Komplex I. Es werden verschiedene direkt oder indirekt gekoppelte Transportmechanismen diskutiert. Es wurde vorgeschlagen, dass ein Mechanismus analog zu dem Q-Zyklus des Cytochrom bc1 Komplex an der Protonentranslokation beteiligt sein soll (Abb. 2-5; Dutton et al., 1998). Dieser Zyklus würde im Komplex I in umgekehrter Richtung ablaufen. Demnach nimmt das Chinon (Q) ein Elektron von dem ihm am nächsten gelegenen Fe-S Zentrum und ein Elektron sowie zwei Protonen von einem Ubichinol (QH2) mit bislang unbekannter Bindestelle auf. Das entstandene QH2 diffundiert von dem Enzym ab und wird von einem folgenden Q ersetzt. Das neu gebundene Q nimmt ein Elektron des verbliebenen Semichinon-Radikals (SQ) und ein zweites von einem Fe-S Zentrum der Elektronen-transportkette auf. Die schrittweise Aufnahme von zwei Protonen schliesst den Kreislauf. Die Elektronenübertragung von QH2 oder SQ wäre mit der Translokation je eines Protons gekoppelt. Da dieses Modell zur Translokation von lediglich einem Proton pro übertragenem Elektron beiträgt, wurden erweiterte Modelle mit einer zusätzlichen, direkt an die Redox-Reaktion gekoppelten Protonentranslokation vorgeschlagen (Brandt, 1997; Dutton et al., 1998). Experimentell wurden für diesen Mechanismus aber keine Hinweise gefunden (Sherwood und Hirst, 2006). - 12 - 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ e- 2H+ eQH2 Q Q - e SQ SQ H+ Q H+ Abb. 2-5; Schematische Darstellung des (Erläuterungen im Text; nach Hirst, 2005). andere QH2 e- QH2 Eine 2H+ direkte hypothetischen Kopplungsstelle stellt reversen Q-Zyklus möglicherweise das Fe-S Zentrum N2 dar. Es wurde gezeigt, dass sein Mittenpotential vom pH-Wert abhängig ist (Ingeldew und Ohnishi, 1980). Dies ließe sich damit erklären, dass N2 eine Redox-Bohr-Gruppe ist, oder mit einer Redox-Bohr-Gruppe assoziiert ist (Brandt, 1997). Somit würde das Zentrum bei seiner Reduktion ein Proton aufnehmen und dieses bei seiner Oxidation wieder abgeben. Kürzlich wurde aus Experimenten mit dem Y. lipolytica Komplex I geschlossen, dass ein konserviertes Histidin als Redox-Bohr-Gruppe mit N2 assoziiert sein soll (Zwicker et al., 2006). Aber obwohl die Mutation dieser Aminosäure zum Verlust der pH-Abhängigkeit des Potentials von N2, sowie zu einer Verschiebung seines Mittenpotentials von -70 mV führte, zeigte der Komplex I eine unveränderte Aktivität. Daraus wurde geschlossen, dass N2 lediglich als Elektronendonor für das Substrat-Chinon dient und nicht an der energetischen Kopplung beteiligt ist. Andererseits zeigten FTIR-spektroskopische Untersuchungen an Komplex I aus E. coli Signale, die an den Redox-Übergang des Zentrums N2 gekoppelt sind (Hellwig et al., 2000). Ein Teil dieser Signale wurde einer Reorganisation protonierter/deprotonierter Asparagin- oder Glutaminsäure-Seitenketten, sowie Tyrosin-Seitenketten zugeordnet. Es wurde spekuliert, dass die Oxidation von N2 zu einer Protonenübertragung von Tyrosinen auf eine der sauren Seitenketten führt. Durch die Mutation dreier konservierter Tyrosine und acht konservierter saurer Aminosäuren der Untereinheit NuoB wurden in unserem Arbeitskreis die in Verbindung mit der Redox-Reaktion an N2 protonierten bzw. deprotonierten Aminosäuren identifiziert (Flemming, 2004; Flemming et al., 2006). Es stellte sich heraus, dass wahrscheinlich die Aminosäuren Y114, Y139, E67, D77 und D94 am Redox-getriebenen Protonenweg um N2 beteiligt sind. Aufgrund der Homologie zwischen den Ech-Hydrogenasen, die vermutlich als Redox-getriebene - 13 - 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ Protonenpumpen arbeiten (Hedderich und Forzi, 2005), und Komplex I stellt diese Domäne eine mögliche Kopplungsstelle für die Translokation eines Protons pro übertragenem Elektron dar. Mit der Struktur der kleinen Untereinheit der Nickel-Eisen [NiFe] Hydrogenase aus Desulfovibrio gigas (Volbeda et al., 1995) als Vorlage wurde ein Modell vorgeschlagen, bei dem die für die Protonentranslokation wichtigen Aminosäuren der Untereinheit NuoB in den homologen Positionen der Hydrogenase eingesetzt wurden (Abb. 2-6; Flemming et al., 2005). Nimmt man das proximale Fe-S Zentrum der Hydrogenase als N2 an, ergibt sich eine Anordnung, bei der die beiden Tyrosine im gleichen Abstand zum Zentrum N2 auf einer Seite, die drei sauren Aminosäuren aufgereiht wie Perlen an einer Schnur auf der anderen Seite des Zentrums angeordnet sind. Anhand der FTIR-Spektren wurde geschlossen, dass die Reduktion von N2 zur Deprotonierung der am nächsten gelegenen Aminosäure E67, z. B. durch die Aminosäuren D77 und D94, und zur Protonierung eines der Tyrosine führt. Damit wäre die Oxidation von N2 mit der Deprotonierung eines der Tyrosine und der Übertragung des Protons auf E67 verknüpft. Das Zentrum N2 stellt somit möglicherweise einen molekularen Schalter für die Protonentranslokation dar. Abb. 2-6; Struktur der kleinen Untereinheit der [NiFe] Hydrogenase aus D. gigas. Die funktionell wichtigen Aminosäuren der Untereinheit NuoB des Komplex I aus E. coli wurden in den homologen Positionen eingefügt. Das proximale Fe-S Zentrum der Hydrogenase wurde als N2 angenommen (nach Flemming et al., 2005). - 14 - 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ Da alle bekannten Redoxzentren des Komplex I im peripheren Arm liegen, scheint eine translokation indirekte über Kopplung von weitreichende Elektronentransfer konformative und Änderungen im ProtonenKomplex naheliegend (Yagi et al., 1998; Belogrudov und Hatefi 1994; Friedrich, 2001; Zickermann et al., 2003; Yagi und Matsuno-Yagi, 2003; Mamedova et al., 2004; Flemming et al., 2005; Ohnishi und Salerno, 2005). Dafür sprechen mehrere Beobachtungen. So wurde neben der allgemein anerkannten L-Form des Komplex I auch eine Hufeisen-förmige Struktur beschrieben, die im Gegensatz zur L-Form NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität zeigte (Abb. 2-7; Böttcher et al., 2002). Beide Formen sind reversibel ineinander überführbar. Anscheinend besitzt der periphere Arm des Komplex I eine gewisse Flexibilität, wobei nicht geklärt ist, ob dies eine mechanistische Signifikanz hat (Friedrich und Böttcher, 2004). Einen weiteren Hinweis auf strukturelle Umlagerungen innerhalb des Enzyms in Verbindung mit der Redox-Reaktion lieferten FTIR- spektroskopische Untersuchungen an Komplex I aus E. coli (Hellwig et al., 2000). Anhand von Signalen im Amid I-Bereich zwischen 1'630 und 1'690 Wellenzahlen wurde auf Konformationsänderungen des Polypeptid-Rückgrats geschlossen. Es ist unklar, ob diese Proteinbewegungen alleine durch die Reduktion der Kofaktoren induziert werden. Die Zugabe von NADH führte zu einer Änderung des Verknüpfungs-Musters des Komplex I aus E. coli (Mamedova et al., 2004). Dieses Phänomen wurde als Vergrösserung der Abstände zwischen den Untereinheiten NuoB, NuoI und NuoCD interpretiert. Zuvor war dies schon mit Komplex I aus Rind beobachtet worden (Belogrudov und Hatefi, 1994). Desweiteren führte die NADH-Zugabe zu einem verstärkten proteolytischen Verdau der hydrophilen Untereinheit NuoG (Mamedova et al., 2004). Ein Vergleich elektronenmikroskopischer Aufnahmen des mit NADH oder NAD+ inkubierten Komplex I zeigte eine deutliche Aufweitung der Struktur nur nach Zugabe von NADH (Abb. 2-7; Mamedova et al., 2004), wodurch die bessere Zugänglichkeit für Proteasen erklärt wurde. Erstaunlicherweise trat die Aufweitung sowohl im peripheren Arm, als auch im membranständigen Arm auf. Da dieses "Aufblähen" nach Reduktion der Kofaktoren des Enzyms mit Dithionit nicht beobachtet wurde, kann diese konformative Änderung nicht an die Reduktion der Kofaktoren gekoppelt sein, sondern muß mit der Substratbindung im Zusammenhang stehen. Es wird spekuliert, dass die in der Kristallstruktur des peripheren Arms aus T. thermophilus beschriebene Helix H1 (Abb. 2-3; S. 8) der - 15 - 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ Untereinheit NuoB als eine Art "Hebel" fungieren könnte, um Konformationsänderungen an den vermutlich angrenzenden Membranarm zu übertragen (Sazanov und Hinchliffe, 2006). Es gibt Anzeichen dafür, dass es einen solchen "Hebel" gibt, der für Protonentranslokation die benötigt Kopplung wird. Wie von im Elektronentransfer vorangegangenen und Kapitel beschrieben sind Hemmstoffe bekannt, die die Protonentranslokation blockieren und gleichzeitig den Elektronentransfer von NADH auf Chinon unterbinden. Während z. B. DCCD bei der Ubichinol:Cytochrom c Oxidase (Komplex III) und der Cytochrom c Oxidase (Komplex IV) lediglich die Potonentranslokation hemmt, wird bei dem Komplex I und der ATP-Synthase auch die damit gekoppelte Reaktion gehemmt (Yagi, 1987; Yagi und Matsuno-Yagi, 2003). Komplex I und die ATP-Synthase arbeiten reversibel, während die Komplexe III und IV nur in eine Richtung arbeiten. Dies wird so interpretiert, dass im Komplex I und in der ATP-Synthase die Protonentranslokation indirekt an den Elektronentransport bzw. die ATP-Synthese gekoppelt ist. Es wurde postuliert, dass DCCD nur bei einer indirekten Kopplung Elektronentransport und Protonentranslokation hemmt (Yagi und Matsuno-Yagi, 2003). (A) (B) (C) (D) Abb. 2-7; Verschiedene Formen des Komplex I aus E. coli. Dargestellt sind Modelle (A) der bei hoher Ionenkonzentration vorliegende L-Form und (B) der bei niedriger Ionenkonzentration vorliegende Hufeisen-Form (Böttcher et al., 2002) sowie elektronenmikroskopische Aufnahmen der L-Form nach Inkubation des Enzyms mit (C) NADH und (D) NAD+ (der Balken entspricht 10 nm; Mamedova et al., 2004). Eine Möglichkeit, die beobachtete Stöchiometrie von zwei translozierten Protonen pro übertragenem Elektron zu erklären, ist eine Kombination aus direkter und indirekter Kopplung (Friedrich, 2001; Flemming et al., 2005). Demnach könnte die Redox-getriebene Translokation im Hydrogenase-Modul an die Redox-Reaktion des Zentrums N2 gekoppelt sein und die konformativgetriebene Translokation im Transporter-Modul, wahrscheinlich durch eine der zu Na+/H+-Antiportern homologen Untereinheiten - 16 - NuoL, NuoM oder NuoN, 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ bewerkstelligt werden. Für dieses Modell spricht, dass die FTIR-spektroskopisch gefundene Konformationsänderung des Komplex I mit der Redox-Reaktion des Zentrums N2 verbunden ist (Hellwig et al., 2000). Kürzlich wurde ein ähnlicher Mechanismus vorgeschlagen, wobei statt N2 das Semichinon SQNf als direkte Kopplungsstelle dient (Ohnishi und Salerno, 2005). Bis vor kurzem wurde davon ausgegangen, dass der Komplex I ausschliesslich als Protonenpumpe arbeitet. Diese Annahme wurde in Frage gestellt, nachdem publiziert wurde, dass der Komplex I aus Klebsiella pneumoniae pro übertragenem Elektron ein Natriumion über die Membran transloziert (Krebs et al., 1999; Gemperli et al., 2002; Gemperli et al., 2003). Da die Aminosäuresequenz der Untereinheiten des Komplex I aus E. coli und K. pneumoniae zu 94 bis 98 % identisch ist (Bertsova und Bogachev, 2004), wurde untersucht, ob Komplex I aus E. coli außer Protonen auch Natriumionen translozieren kann (Steuber et al., 2000). Es zeigte sich, dass ein E. coli Stamm, dem die Gene nhaA und nhaB, die für die einfachen Na+/H+-Antiporter kodieren, fehlten, in Anwesenheit hoher Natriumionen-Konzentrationen ausser auf Glycerin und Fumarat nicht wachsen konnte. Unter diesen Bedingungen ist die Expression der Komplex I-Gene etwa verdoppelt (Zientz et al., 1998). An invertierten E. coli Membranvesikeln wurde nach Zugabe von NADH eine Translokation von Natriumionen nachgewiesen, die nicht durch Protonophore, aber durch spezifische Komplex I-Inhibitoren gehemmt wurde (Steuber, 2001b). Daraus wurde geschlossen, dass es sich bei Komplex I aus E. coli wie bei Komplex I aus K. pneumoniae auch um eine Natriumionen-Pumpe handeln muss. Allerdings wurde diese Hypothese durch Deletionsstudien an K. pneumoniae in Frage gestellt. Es zeigte sich, dass dieses Bakterium drei verschiedene NADH:Chinon Oxidoreduktasen enthält (Bertsova und Bogachev, 2004): Eine nicht- energiewandelnde vom NDH II-Typ, eine energiewandelnde vom NDH I-Typ, die als primäre Protonenpumpe arbeitet, sowie eine energiewandelnde vom NADH:Chinon Reduktase (NQR)-Typ, die für die beobachtete Translokation von Natriumionen verantworlich sein soll. Die Enzyme vom NQR-Typ sind Natriumionen-pumpende NADH:Chinon Oxidoreduktasen, die vor allem in VibrioSpezies, aber auch in verschiedenen anderen, zum Teil pathogenen Bakterien vorkommen (Zhou et al., 1999). Die NQR ist weder mit den NDH-I noch den NADH-II-Typ Enzymen verwandt. - 17 - 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ 2.4 Einfluss von Phospholipiden auf den Komplex I Die aus einer Phospholipid-Doppelschicht aufgebauten biologischen Membranen verhindern die freie Diffusion von Substraten und schaffen somit einen geschlossenen Reaktionsraum mit definierten Bedingungen und ermöglichen die Ausbildung von transmembranen Ionengradienten. Die Analyse genomischer Sequenzen deutet darauf hin, dass 20 bis 35 % aller kodierten Proteine Membranproteine sind (Stevens und Arkin, 2000). Die Anordnung der Proteine in der Membran wurde zunächst durch das so genannte Flüssig-Mosaik Modell beschrieben, nach dem sich integrale Membranproteine frei in der Membran bewegen können (Singer und Nicolson, 1972). Später wurde dieses Modell durch das so genannte "lipid-raft"-Modell erweitert, in dem cholesterinreiche, floßartige Strukturen aus Lipiden und Membranproteinen in der Lipiddoppelschicht vorliegen sollen (Simons und Ikonen, 1997; Brown und London, 1998). Diese "rafts" sind in der Membran frei beweglich und bieten die Möglichkeit einer weiteren Kompartimentierung, wodurch Reaktions- geschwindigkeiten weitestgehend unabhängig von den Konzentrationen der Substrate (z. B. Chinone oder Cytochrome) werden und die Umgebung vor reaktiven Zwischenprodukten (z. B. Ubisemichinone), die möglicherweise zur Bildung von ROS führen, geschützt wird. In diesen "rafts" bilden sich "Superkomplexe" aus mehreren Proteinkomplexen aus, die für den Fall, dass die beteiligten Enzyme zur oxidativen Phosphorylierung gehören auch "Respirasome" genannt werden. Die Bildung von "Superkomplexen" soll die beteiligten Proteinkomplexe stabilisieren (Schägger und Pfeiffer , 2000; Schägger, 2001; Genova et al., 2003; Eubel et al., 2003). Die Annahme des "lipid-raft"-Modells impliziert eine spezifische Bindung bestimmter Lipide an Membranproteine. In den letzten Jahren wurde durch verschiedene Methoden, wie die ESR-Spektroskopie, molekulare Genetik, Tryptophan Fluoreszenzspektroskopie, Röntgenstrukturanalyse und molekulardynamische Simulation ein detaillierteres Bild der Wechselwirkung zwischen der Lipiddoppelschicht und integralen Membranproteinen erhalten (Marsh et al., 2002; Palsdottir und Hunte, 2004; Dowhan et al., 2004; Lee, 2005a und 2005b; Powl et al., 2005; Hunte, 2005). Im Allgemeinen wechselwirken Phospholipide mehr oder weniger unspezifisch an Bindestellen niedriger Affinität mit dem Protein. Diese Lipide werden Grenz-, oder - 18 - 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ Ringlipide genannt und dienen dem Protein als Lösungsmittel. Sie sind wichtig für die Konformation und Aktivität der Membranproteine. Aufgrund ihrer geringen Spezifität wird angenommen, dass ihre Zusammensetzung sehr ähnlich der der verfügbaren Membranlipide ist (Palsdottir und Hunte, 2004; Dowhan et al., 2004; Lee, 2005a und 2005b). Allerdings wurden in der Röntgenkristallstruktur einiger integraler Membranproteine auch ungewöhnlich fest gebundene Lipidmoleküle gefunden, die als Kofaktor- oder Nicht-Ringlipid bezeichnet werden (Lee, 2005a und 2005b). Sie befinden sich oft an Protein-Protein Grenzflächen von Oligomeren und erwiesen sich als essentiell für die Stabilität und/oder die Aktivität des Enzyms (Palsdottir und Hunte, 2004; Dowhan et al., 2004; Lee, 2005a und 2005b; Hunte; 2005). In einigen Fällen wurde von "integralen Proteinlipiden" berichtet, die in ungewöhnlichen Positionen innerhalb des Membranproteins gefunden wurden (Palsdottir und Hunte, 2004; Hunte, 2005). So wurde die essentielle Funktion eines fest gebundenen Cardiolipins des Komplex III durch Stellen-gerichtete Mutagenese eines Lysins, das an der Bindung des Cardiolipins beteiligt ist, nachgewiesen (Lange et al., 2001). Die Mutation des Lysins führte zu einem verminderten Anteil des Komplex III in der Membran. Somit vermittelt das Cardiolipin entweder die Stabilität des Komplexes, oder es wird zur korrekten Assemblierung benötigt (Lange et al., 2001). Es wird auch vermutet, dass Cardiolipin allgemein wichtig für die Protonentranslokation ist (Lange et al., 2001). Im Verlauf der chromatographischen Aufreinigung von Komplex I aus Mitochondrien oder Bakterien nimmt die artefizielle NADH/Ferricyanid oder NADH/Hexaaminruthenium Oxidoreduktaseaktivität zu, wohingegen die physiologische NADH:Chinon Oxidoreduktaseaktivität vermindert wird (Dröse et al., 2002; Sinegina et al., 2005; Sharpley et al., 2006). Die artefizielle Aktivität des physiologischen peripheren Aktivität Arms nicht des mit Komplex I einer ist im Gegensatz Protonentranslokation zur gekoppelt (Vinogradov, 1998). Die Verminderung der physiologischen Aktivität ist weder auf den Verlust einer Untereinheit oder eines Kofaktors, noch auf die Verarmung der Präparation an Ubichinon zurückzuführen, kann aber durch Zugabe von Phospholipiden rückgängig gemacht werden (Dröse et al., 2002; Sinegina et al., 2005; Sharpley et al., 2006). Daraus wurde geschlossen, dass Lipide einen direkten Effekt auf den Komplex I ausüben. Während Cardiolipin im Verlauf der - 19 - 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ Präparation des Komplex I aus Rind an das Enzym gebunden bleibt, werden Phosphatidylcholin und Phosphatidylethanolamin abgelöst, was zur irreversiblen Inaktivierung des Komplex I führt (Sharpley et al., 2006). Wurde den Chromatographiepuffern jedoch eines der genannten Lipide oder Asolectin zugesetzt, bleibt die Aktivität des Enzyms erhalten (Sharpley et al., 2006). Die Anwesenheit dieser Lipide während der Isolierung des Komplex I erhöhte die Aktivität etwa zehnfach. Es wurde spekuliert, dass die schwach gebundenen Phosphatidylcholine und Phosphatidylethanolamine mit Phospholipiden aus dem Probenpuffer einen Lösungsmittelraum für das Chinon schaffen, wodurch sich die Substratverfügbarkeit erhöhen würde (Sharpley et al., 2006). Sollte diese Annahme richtig sein, müsste man eine Änderung der Michaelis-Konstante in Abhängigkeit der Phospholipide erwarten. Dies wurde in Experimenten mit dem Komplex I aus E. coli jedoch nicht gefunden (Sinegina et al., 2005). Im Unterschied zu der Präparation des Komplex I aus Rind war die Inaktivierung des Enzyms aus E. coli reversibel. Die Aktivität des E. coli Komplex I wurde durch Zugabe exogener Phospholipide sieben bis zehnfach stimuliert (Sinegina et al., 2005). Des weiteren traten nach Inkubation des isolierten Enzyms mit Lipid Änderungen in den ESR-Signalen zweier Fe-S Zentren auf, woraus auf eine Lipid-induzierte konformative Umlagerung im Komplex geschlossen wurde (Sinegina et al., 2005). Diese Änderungen wurden im mitochondrialen Komplex I allerdings nicht beobachtet (Dröse et al., 2002; Sharpley et al., 2006). Interessanterweise wurde mit E. coli Lipiden eine grössere Aktivierung erreicht, als mit Lipiden aus anderen Organismen (Sazanov et al., 2003), was auf spezifische Interaktionen des Lipids mit dem E. coli Komplex I zurückzuführen sein könnte. - 20 - 2. Einleitung ___________________________________________________________________________ 2.5 Thema dieser Arbeit Viele mechanistische Details der Redox-Reaktion des Komplex I und der damit gekoppelten Translokation von Ionen sind bislang nicht verstanden. So wird diskutiert, ob Komplex I aus E. coli neben Protonen auch Natriumionen translozieren kann. Der Einfluss der Natriumionen-Konzentration auf die enzymatische Aktivität sollte einen ersten Hinweis darauf liefern, ob das Natriumion ein Substrat des Komplex I ist. Falls Komplex I spezifisch mit Natriumionen wechselwirkt, müsste dies durch Redox-induzierte FTIR- Differenzspektroskopie nachweisbar sein. Mit dieser Methode sollte auch die Protonierung bzw. Deprotonierung einzelner Aminosäuren bei verschiedenen pH-Werten untersucht werden. Dadurch sollten Hinweise auf eine mögliche Protonentranslokation gefunden werden. Desweiteren sollte das isolierte Enzym in Proteoliposomen rekonstituiert und ein Membranpotential bzw. pH-Gradient über die Membran durch geeignete Fluoreszenzfarbstoffe nachgewiesen werden. Die Effekte von Na+-, bzw. H+-Ionophoren auf das Fluoreszenzsignal sollten untersucht werden. Um ein besseres Verständnis vom Elektronentransfer und dessen Kopplung mit der Ionentranslokation zu erhalten, sollten die kinetischen Parameter der NAD(P)H-Oxidaseaktivität der E. coli Membranen, sowie die NAD(P)H:DecylUbichinon Oxidoreduktaseaktivität des isolierten Komplex I mit verschiedenen Substraten und Hemmstoffen untersucht werden. Die Reduktion der Fe-S Zentren durch verschiedene Substrate sollte ESR-spektroskopisch bestimmt werden. Die Hemmung des Komplex I durch Amiloride, DCCD und Zn2+ sollte untersucht werden. Es ist bekannt, dass Zn2+ Protonenpumpen hemmt. Daher sollte festgestellt werden, ob dies auch für den Komplex I gilt und falls ja, wie die Hemmung erfolgt. Die molekulare Grundlage der Aktivierung des isolierten Komplex I durch Phospholipide ist noch unbekannt. Um die Spezifität der Aktivierung zu bestimmen, sollte die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität mit verschiedenen Lipiden titriert werden. Die mögliche Änderung des KM von Komplex I zu Decyl-Ubichinon und des IC50 zu Piericidin A durch Phospholipide sollte untersucht werden. Desweiteren sollten mittels ESR- und FTIR- Spektoskopie mögliche molekulare Effekte der Phospholipide erkannt werden. - 21 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ 3. Material und Methoden 3.1 Isolierung von Komplex I aus E. coli Der Komplex I wurde aus dem E. coli Stamm ANN003/pAR1219, in dem die nuoGene chromosomal überexprimiert werden (Spehr et al., 1999), isoliert. Die Zellen wurden in einem 1'000 l Fermenter bei der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung, Braunschweig, angezogen und geerntet. Eine Zucht ergab etwa 4 kg Zellen (Feuchtgewicht). Die Zellen wurden bis zu ihrer Verarbeitung bei -80 °C gelagert. 3.1.1 Standardpräparation Zur besseren Übersicht sind die bei der Präparation verwendeten Puffer in Tabelle 3-1 zusammengefasst. Tab. 3-1; Zusammensetzung der bei der Präparation verwendeten Puffer. Der pH-Wert wurde mit NaOH eingestellt. Bezeichnung Zusammensetzung A-Puffer 50 mM 2-(N-Morpholino)-ethansulfonsäure (MES; Gerbu), pH 6.0 A50-Puffer A-Puffer mit 50 mM NaCl ADM-Puffer A-Puffer mit 0.1 % (w/v) DDM, 30 µM PMSF ADM,50-Puffer ADM-Puffer mit 50 mM NaCl Etwa 30 g Zellen wurden in 250 ml A-Puffer unter Zusatz von 200 µl Phenylmethansulfonylfluorid (PMSF, 0.1 M in Isopropanol; Sigma) und einer kleinen Spatelspitze DNase I (Boehringer) 5 min in einem Mixer (Stufe low; Commercial Blender, Waring) bei Raumtemperatur zerkleinert. Dabei entstandener Schaum wurde durch Zugabe von wenig Antischaum-Emulsion (Antifoam 204, Sigma) entfernt. Im Folgenden wurde bei 4 °C gearbeitet. Die Zellen wurden durch Druckentspannung bei 110 MPa (French Pressure Cell Press, SLM-Amico) aufgeschlossen. Zelltrümmer und nicht aufgeschlossene Zellen wurden durch Zentrifugation für 20 min bei 36'000 g (Rotor A 8.24, 18'000 Upm; RC-5 Superspeed Refrigerated Centrifuge, Sorvall) abgetrennt. Die Plasmamembranen wurden durch Zentrifugation des Überstands für 1 Std bei - 22 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ 180'000 g (Rotor 60Ti, 50'000 Upm; L8-70M Ultrazentrifuge, Beckman) sedimentiert. Die Membranen wurden in einen Teflon-in-Glas-Homogenisator überführt, je Gramm 1.5 ml A50-Puffer und insgesamt 50 µl PMSF zugegeben und homogenisiert. (DDM, in Es wurde Wasser; soviel Glycon) 20 % (w/v) zugegeben, n-Dodecyl-β-D-maltopyranosid dass die DDM-Endkonzentration 3 % (w/v) betrug. Nach erneutem Homogenisieren und Inkubation für 15 min auf Eis wurde so viel A50-Puffer zugegeben, dass das Volumen der Suspension etwa 64 ml entsprach. Es wurde eine Probe ("Membranen") von 50 µl zur Bestimmung der Proteinkonzentration und der Gesamtaktivität entnommen. Anschliessend wurde für 15 min bei 180'000 g wie oben beschrieben zentrifugiert. Das Volumen des Überstands wurde bestimmt und eine weitere Probe ("Extrakt") von 50 µl entgenommen. Der Überstand wurde auf eine 120 ml Fractogel EMD TMAE Hicap (M) Anionenaustausch-Chromatographiesäule (26 x 226 mm; Merck) aufgetragen, die mit ADM,50-Puffer equilibriert worden war. Die Säule wurde mit 80 ml 150 mM NaCl in ADM-Puffer und einer Flussrate von 15 ml/min gewaschen und gebundene Proteine in einem linearen 150 ml Gradienten von 150-350 mM NaCl und weiteren 100 ml 350 mM NaCl in ADM-Puffer eluiert. Es wurde die NADH/Ferricyanid Oxidoreduktase-aktivität der Fraktionen bestimmt, Fraktionen mit mindestens der Hälfte der Aktivität der Gipfelfraktion vereinigt und eine Probe ("Fractogel") von 150 µl entnommen. Die Proteine der vereinigten Fraktionen wurden mit 50%iger (w/v) Polyethylenglykol 4'000-Lösung (PEG, in Wasser; Boehringer) bis zu einer PEG-Endkonzentration von 9 % (w/v) gefällt, 10 min unter Rühren auf Eis inkubiert und anschliessend für 5 min bei 7'650 g (Rotor SS34, 8'000 Upm; RC-5 Superspeed Refrigerated Centrifuge, Solvall) sedimentiert. Nach Waschen der Oberfläche des Sediments mit Milli-Q-Wasser, wurden die Proteine unter Rühren in etwa 5 ml ADM,50-Puffer resuspendiert. Die Lösung wurde auf eine 80 ml Source 15Q AnionentauscherChromatographiesäule (26 x 150 mm; Pharmacia Biotech) aufgetragen, die in ADM,50-Puffer equilibriert worden war. Die Proteine wurden mit 5 ml/min in einem linearen 300 ml Gradienten von 150-250 mM NaCl und weiteren 80 ml 250 mM NaCl in ADM-Puffer eluiert. Die NADH/Ferricyanid Oxidoreduktaseaktivität der Fraktionen wurde bestimmt, sowie von jeder Fraktion ein Absorptionsspektrum aufgenommen (S 2100 Diode Array Spectrometer, WPA Biowave) um die Lage der Hauptverunreinigung, der Succinat Dehydrogenase, anhand der Absorbanz des darin enthaltenen Cytochrom b bei 415 nm zu bestimmen. Die vereinigten - 23 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ Fraktionen wurden nach der Entnahme einer Probe ("Source 15Q") von 300 µl durch Ultrafiltration (Centricon 100, Millipore) etwa 30-fach auf weniger als 1 ml aufkonzentriert. Die Proteinlösung wurde mit Hilfe einer Spritze direkt auf das Gelbett einer mit ADM,50-Puffer equilibrierten 450 ml Sephacryl S-300 HR Grössenausschluss-Chromatographiesäule (26 x 850 mm; Pharmacia Biotech) aufgetragen. Die Proteine wurden in dem selben Puffer bei einer Flussrate von 0.2 ml/min eluiert und ab einem Elutionsvolumen von 180 ml in 3 ml Aliquots fraktioniert, sowie die Flussrate auf 0.5 ml/min erhöht. Es wurde die NADH/Ferricyanid Oxidoreduktaseaktivität der Fraktionen sowie deren Absorbanz bei 415 nm bestimmt. Vereinigt wurden die Fraktionen entsprechend des späteren Verwendungszwecks. So wurden z. B. für die ESR- und die FTIRSpektroskopie ausschliesslich Fraktionen verwendet, die keine Absorbanz bei 415 nm aufwiesen, für Aktivitätsbestimmungen oder Inhibitor-Studien wurden auch weniger reine Fraktionen verwendet. Die Proteinkonzentration der vereinigten Fraktionen ("Sephacryl") wurde photometrisch durch die Absorbanz bei 278 nm bestimmt (s. Kap. 3.6). Die vereinigten Fraktionen wurden in Centricon 100-Konzentratoren wie oben beschrieben auf etwa 10 mg/ml konzentriert, aliquotiert, in flüssigem Stickstoff schockgefroren und bei -80 °C gelagert. 3.1.2 Variationen der Präparation Die oben beschriebene Standardpräparation entwickelte sich aus der ursprünglich im Arbeitskreis etablierten Methode (Stolpe, 2003). Dabei wurden die Zellen in A-Puffer mit DNase, PMSF und Lysozym resuspendiert. Anschliessend wurde die Zellsuspension in einem Teflon-in-Glas-Homogenisator homogenisiert. Nach Zellaufschluss durch Druckentspannung und differentielle Zentrifugationen wurden die isolierten Membranen mit 1.4 M NaBr behandelt, um die bei den späteren chromatographischen Schritten mit dem Komplex I koeluierende F0F1-ATPase zu spalten. Der abgespaltene F0- und F1-Teil der ATPase weisen andere chromatographische Eigenschaften als die intakte F0F1-ATPase auf. Durch diese Behandlung gingen aber auch etwa zwei Drittel des Komplex I verloren (Spehr et al., 1999; Stolpe, 2003). Nach Extraktion der Membranproteine mittels DDM und Sedimentation der nicht solubilisierten Anteile - 24 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ wurden die extrahierten Proteine durch Anionenaustausch-Chromatographie an Source 15Q aufgetrennt. Die Proteine der Fraktionen mit Aktivität wurden mit PEG gefällt und Chromatographie nach an Resuspendieren Ultrogel AcA 34 über (Serva) eine oder GrössenausschlussSephacryl S-300 HR (Pharmacia Biotech) weiter aufgereinigt. Abschliessend wurde Komplex I über eine weitere Anionenaustausch-Chromatographie an Source 15Q (Pharmacia Biotech) erhalten. Zellaufschluss: Es wurde untersucht, ob der Aufschluss der E. coli Zellen durch osmotischen Schock vorteilhaft ist (Kaback, 1968; Leduc und van Heijenoort, 1980; Tkac et al., 2004). Dazu wurden 10 g Zellen mit 100 ml MilliQ-Wasser durch kurzes Mixen (Stufe low; Commercial Blender, Waring) und anschliessender Zentrifugation für 20 min bei 48'000 g (Rotor A8.24, 20'000 Upm; RC-5 Superspeed Refrigerated Centrifuge, Sorvall) gewaschen. Die Zellen wurden unter Rühren bei Raumtemperatur in 60 ml Milli-Q-Wasser resuspendiert und 30 min inkubiert. Dann wurde durch Zugabe von A-Puffer mit 7.5 M NaBr eine NaBr-Endkonzentration von 1 M eingestellt und für 1 Std unter Rühren bei Raumtemperatur inkubiert. Es wurden auch eine Inkubation mit 1 M MgSO4 oder 20 % (w/v) Saccharose ausprobiert. Nach erneuter Zentrifugation wie oben beschrieben wurde das Sediment unter Rühren in 50 ml 50 mM Tris(hydroxymethyl)-aminomethan (Tris; Roth)/HCl, 50 mM NaCl, pH 7.5 unter Zusatz einer kleinen Spatelspitze DNase, einer grossen Spatelspitze Lysozym und 100 µl PMSF (0.1 mM in Isopropanol) resuspendiert. Die Zellwand wurde durch Inkubation über Nacht bei 6 °C enzymatisch abgebaut. Es wurde 1 Std bei 180'000 g wie oben beschrieben zentrifugiert, das Sediment in einen Teflon-inGlas-Homogenisator überführt und in 2 ml A50-Puffer pro Gramm Zellen homogenisiert. Die Membranproteine wurden wie oben beschrieben mit 3 % DDM extrahiert und nicht solubilisierte Bestandteile durch Zentrifugation bei 180'000 g sedimentiert. Zur Vorreinigung wurde der Extrakt auf einer AnionenaustauschChromatographie an 40 ml Fractogel EMD TMAE Hicap (M) (26 x 75 mm; Merck) aufgetrennt und dabei der Überschuss an Detergenz entfernt. Zunächst wurden schwach gebundene Proteine durch Stosselution mit 150 mM NaCl in ADM-Puffer von der Säule gewaschen. Stärker gebundene Proteine wurden durch Stosselution mit einer NaCl-Konzentration von 320 mM NaCl eluiert, das Eluat mit 9 % (w/v) PEG wie beschrieben gefällt und nach Zentrifugation in etwa 5 ml - 25 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ ADM-Puffer mit 150 mM NaCl resuspendiert. Nach einer weiteren Anionenaustausch-Chromatographie an 40 ml Source 15Q (26 x 75 mm) mit einem linearen 240 ml Gradienten von 150 bis 320 mM NaCl in ADM-Puffer wurde eine Grössenausschluss-Chromatographie an 450 ml Sephacryl S-300 HR wie beschrieben durchgeführt, wobei der Puffer zusätzlich 5 mM MgCl2 enthielt. Die NADH/Ferricyanid-Oxidoreduktaseaktivität der Fraktionen wurde bestimmt und die Proteinzusammensetzung der Gipfelfraktionen mittels SDS-PAGE analysiert. Chromatographien: Da der auf die Source 15Q-Säule aufgetragene Extrakt viel Lipid und weitere, nicht gelöste Bestandteile enthielt, musste das Säulenmaterial nach jedem Gebrauch regeneriert werden. Um das relativ teure Source 15Q Material zu schonen, wurde zur Vorreinigung des Komplex I das günstigere Fractogel EMD TMAE Hicap (M) eingeführt. Dieses bildet mit 40 bis 90 µm Partikelgrösse im Vergleich zum Source 15Q-Material mit 15 µm Partikelgrösse deutlich grössere Poren zwischen den Partikeln aus, wodurch grosse Flussraten möglich sind. Daher eignet sich dieses Material auch hervorragend dazu, möglichst schnell die hohe, für den Komplex I schädliche Detergenzkonzentration des Extrakts zu verringern. Durch Abstandshalter an der Matrix angebrachte funktionelle Gruppen (Tentakel vom Q-Typ) sollen zudem Schädigungen des gebundenen Proteins aufgrund elektrostatischer Wechselwirkungen vermindert werden. Zunächst wurde diese Chromatographie als Stufenelution mit einer ersten Stufe bei 150 mM NaCl und einer zweiten Stufe bei 300 mM NaCl und Flussraten von 12 bis 15 ml/min durchgeführt. In späteren Versuchen wurde nach der ersten Stufe eine Trennung der gebundenen Proteine über einen linearen Gradienten bei einer Flussrate von 4 ml/min getestet. Um mit dem Eluat der ersten Anionenaustausch-Chromatographie die nachfolgende, zweite Anionenaustausch-Chromatographie beladen zu können, musste die Salzkonzentration des Eluats verringert werden. Dazu wurden drei Verfahren angewendet. Die Proteine wurden entweder mit PEG wie oben beschrieben gefällt und das Sediment im gewünschten Puffer resuspendiert, oder die Lösung durch Ultrafiltration in Centricon-100 Konzentratoren eingeengt und mit A-Puffer so weit verdünnt, dass die Proteine an die folgende Source 15Q-Säule binden konnten, oder das Eluat direkt mit dem entsprechenden Volumen A-Puffer verdünnt. - 26 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ Wie von Pohl (2004) gezeigt wurde, ist der E. coli Komplex I auch bei pH 6.5 stabil. Deshalb wurde versucht, die Proteine über eine AnionenaustauschChromatographie an Source 15Q bei pH 6.5 aufzutrennen. Ebenso wurde versucht, mit dem NaCl-Gradienten gleichzeitig einen pH-Gradienten von pH 6 bis 7 für die Elution bei dieser Chromatographie anzulegen. Die oben erwähnte Koelution von ATP-Synthase und Komplex I wurde in der Präparation nach Sazanov und Mitarbeitern (2003) nicht beschrieben. Es stellte sich daher die Frage, ob die Regeneration der Säulen einen Einfluss auf deren Trennleistung hat. Deshalb wurden die Anionenaustausch- Chromatographiesäulen nach Regeneration mit 2 M NaCl und 1 M NaOH mit vier bis fünf Säulenvolumina A50-Puffer gewaschen und anschliessend mit einem Säulenvolumen ADM,50-Puffer reequilibriert. Es wurde untersucht, ob die Equilibrierung mit grösseren Volumina des Detergenz-haltigen Puffers die Trennleistung verbessert. Die Grössenausschluss-Chromatographie wurde ursprünglich mit 0.3 ml/min über Nacht eluiert. Mit dem Ziel, die Dauer der Präparation auf einen Tag zu beschränken, wurde die Trennleistung der Säule bei einer Flussrate von 2 ml/min getestet. Dadurch wurde diese Chromatographie von etwa 16 auf 2.5 Std verkürzt. Spaltung der ATP-Synthase: Die Behandlung der Membranen mit NaBr führte zu grossen Ausbeuteverlusten, daher wurde ein für den Komplex I schonenderes Verfahren zur Spaltung der ATP-Synthase gesucht. Es ist bekannt, dass die Stabilität der ATP-Synthase von Mg2+ abhängig ist und durch Behandlung mit Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA; Roth) unter Niedrigsalzbedingungen gestört wird (Suzuki et al., 2002; Reuter, 2005). Daher wurden die isolierten Membranen vor Extraktion der Membranproteine mit 5 mM MES/NaOH, pH 6.0 und 5 mM EDTA (Spaltungspuffer) behandelt. Weiterhin wurde das Sediment der PEG-Fällung im Anschluss an die erste Chromatographie an Fractogel in Spaltungspuffer mit 0.1 % (w/v) DDM resuspendiert und 10-20 min unter Rühren auf Eis inkubiert. - 27 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ Additive: Nachdem in der Literatur beschrieben worden war, dass Ca2+ und Mg2+ eine stabilisierende Wirkung auf Komplex I besitzen sollen (Sazanov et al., 2003), wurde allen Puffern 5 mM MgCl2 (Roth) zugesetzt. Mit der gleichen Absicht wurde den Chromatographie-Puffern auch 0.005 (w/v) Asolectin aus Sojabohne (Sigma) zugesetzt (Sharpley et al., 2006). Um den Komplex I vor Oxidationsschäden zu schützen, wurde er unter reduzierenden Bedingungen mit 5 mM Dithiothreitol (Gerbu) in allen Puffern präpariert. 3.2 Aktivitätsmessungen 3.2.1 (d-)NAD(P)H Oxidaseaktivität Die Atmungsaktivität der Cytoplasma-Membranen des E. coli Stamms ANN001, in dem das Gen für die NADH Dehydrogenase II durch Insertion einer Resistenzkassette inaktiviert ist, wurde bei 30 °C durch Abnahme der Sauerstoffkonzentration mit einer Clark-Sauerstoffelektrode (RE K1-1, Oxytec) gemessen. Zur Kalibrierung wurde 1 ml Sauerstoff-gesättigter Puffer mit Natriumdithionit vollständig reduziert. Dieser Ausschlag entspricht 237 µM Sauerstoff (Truesdale und Downing, 1954). Zur Messung wurden 25 µl einer Membransuspension mit einer Proteinkonzentration von etwa 30 mg/ml in die Messzelle mit 1 ml A50-Puffer oder 1 ml 50 mM Tris/HCl, 50 mM NaCl, pH 7.5 injiziert. Die Reaktion wurde durch Zugabe von 400 µM NADH, NADPH oder Desamino (d)-NADH (Sigma) gestartet. Die Nukleotidlösungen wurden in der Regel frisch angesetzt. Die Konzentrationen eingefrorener Nukleotidlösungen wurden vor erneuter Benutzung photometrisch bei 340 nm (ε340 = 6'178 M-1 cm-1; Friedrich et al., 1994) bestimmt. Die physiologische Komplex I-Aktivität in der Membran wurde mit 22.5 µM Piericidin A (4.5 mM in EtOH; aus Institutsbeständen) inhibiert. Alle Messungen wurden von Herrn Daniel Schneider (2005) im Rahmen seiner Diplomarbeit durchgeführt. - 28 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ 3.2.2 NAD(P)H/Ferricyanid Oxidoreduktaseaktivität Die artefizielle NADH/Ferricyanid Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I wurde durch Messung Elektronenakzeptors der zeitlichen Abnahme Kaliumhexacyanoferrat(III) der Absorbanz (K3[Fe(CN)6]) bei des 420 nm (ε420 = 1 mM-1 cm-1; Gemperli et al., 2002; Ultrospec 1000, Pharmacia Biotech) und bei Raumtemperatur bestimmt. Es wurden 200 µM NADH (10 mM in H2O; Gerbu) in 1 ml 1 mM K3[Fe(CN)6]-Lösung (in A50-Puffer; Fluka) vorgelegt und die Reaktion durch Zugabe von 3-10 µl Probe gestartet. Substratspezifität: Das NADH Dehydrogenase-Modul des Komplex I wird von den Untereinheiten NuoE, NuoF und NuoG gebildet und enthält das FMN, sechs Fe-S Zentren, sowie die NADH-Bindestelle. Das Modul katalysiert die Elektronenübertragung von NAD(P)H auf künstliche Elektronenakzeptoren wie Hexaaminruthenium(III) (Gavrikova et al., 1995) oder K3[Fe(CN)6] (Braun et al., 1998). Das in der NADH Bindestelle enthaltene konservierte Phenylalanin 67 auf NuoF (Hinchliffe und Sazanov, 2006) könnte die Affinität des Moduls zu NADPH verringern, da es möglicherweise sterisch die C2'-Phosphatgruppe der AdenosylRibose des NADPH behindert. Daher wurden von Frau Miriam Herbstritt (2007) diverse F67F-Mutationen auf dem Vektor pET11a/nuoB-G/FC (Bungert, 1999) generiert. Dieser Vektor enthält die Gene nuoB-G des Komplex I, deren Expression zur Produktion des NADH Dehydrogenase-Moduls im Cytosol führt (Braun et al., 1998). Am 3'-Ende von nuoF wurde die Sequenz für den StrepTagII eingefügt, was die Isolierung des Moduls durch eine AffinitätsChromatographie an StrepTactin ermöglicht. Der E. coli Stamm BL21(DE3) wurde mit dem Plasmid pET11a/nuoB-G/FC transformiert und die Transformante im 10 l Maßstab angezogen (Herbstritt, 2007). Das Cytosol der Zellen wurde durch Anionenaustausch-Chromatographie an Fractogel EMD TMAE Hicap (M) vorgereinigt und das NADH Dehydrogenase-Modul durch eine anschliessende Affinitäts-Chromatographie an StrepTactin (IBA) isoliert. Eine detaillierte Vorschrift ist von Dörner (2006) beschrieben. Die kinetischen Parameter der NAD(P)H/Ferricyanid Oxidoreduktaseaktivität des NADH Dehydrogenase-Moduls wurden mit der Präparation aus dem Ausgangsstamm und den NuoF-Mutanten F67A, F67G, F67E, F67H, F67Q und F67Y bestimmt (Herbstritt, 2007). Die apparente Michaelis-Konstante des Elektronenakzeptors K3[Fe(CN)6] beträgt etwa 130 µM (Braun et al., 1998). Um unter annähernd gesättigten Bedingungen - 29 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ zu messen wurden daher 2 mM K3[Fe(CN)6] vorgelegt und die Änderung der Absorbanz bei 444 nm aufgenommen. Der molare Absorptionskoeffizient bei dieser Wellenlänge wurde UV/vis-spektroskopisch durch einen Vergleich der Absorbanz einer 0.5 mM K3[Fe(CN)6]-Lösung bei 420 nm (ε420 = 1 mM-1 cm-1; Gemperli et al., 2002) mit der Absorbanz dieser Lösung bei 444 nm zu ε444 = 480 M-1 cm-1 bestimmt. 3.2.3 NAD(P)H:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität Die physiologische Aktivität des Komplex I wurde als NADH:DecylUbichinon Oxidoreduktaseaktivität in einer gerührten Küvette in 1 ml A50-Puffer mit einem Lichtweg von 1 cm bei Raumtemperatur gemessen. Es wurden in der Regel entweder 20 µg isolierter Komplex I oder 5 µg eines 1:1 (w/w)-Gemischs von Komplex I mit polaren Lipiden aus E. coli (PLec; je 1 mg/ml in ADM,50-Puffer; Avanti), das zunächst für 1 min auf Eis inkubiert wurde, eingesetzt. Nach Zugabe von 50 µM 2,3-Dimethoxy-5-methyl-6-decyl-1,4-benzochinon (DQ; 10 mM in EtOH; aus Institutsbeständen) wurde die Reaktion mit 100 µM NADH (10 mM in Wasser) gestartet. Die zeitlichen Abnahme der Absorbanz von NADH bei 340 nm (ε340 = 6'178 M-1 cm-1; Friedrich et al., 1994) wurde mit einem Ultrospec 1’000Photometer (Pharmacia Biotech) gemessen. Substratspezifität: Die kinetischen Parameter der NAD(P)H:Decyl- Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I wurden bestimmt. Dabei wurden Konzentrationen von 0.25 bis 50 µM DQ und 3 bis 150 µM NADH oder 0.025 bis 5 mM NADPH eingesetzt. Die DQ-Titrationen wurde in Gegenwart von 100 µM NADH oder 5 mM NADPH durchgeführt und die Abnahme der Absorbanz des DQ bei 420 nm (ε420 = 1'840 M-1 cm-1) gemessen. Der Absorptionskoeffizient wurde durch den Vergleich der Differenz der Absorbanz des DQ bei 285 nm und 320 nm (ε285-320 = 9'100 M-1 cm-1; Bechmann et al., 1992) mit der Absorbanz bei 420 nm bestimmt. Die NAD(P)H-Titrationen fanden in Gegenwart von 50 µM DQ statt. Um nicht an die Grenze der Empfindlichkeit des Photometers zu stossen, wurde die Wellenlänge im Verlauf der NADPH-Titration bei hohen NukleotidKonzentrationen angepasst: ε378 = 1'588 M-1 cm-1, ε400 = 172 M-1 cm-1 und ε408 = 52 M-1 cm-1. Die molaren Absorptionskoeffizienten an den entspechenden Wellenlängen wurden UV/vis-spektroskopisch mit einer NADH-Lösung bestimmt, - 30 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ deren Konzentration über die Absorbanz bei 340 nm (ε340 = 6'178 M-1 cm-1; Friedrich et al., 1994) ermittelt worden war. Die Absorptionskoeffizienten wurde von den kleineren zu den grösseren Wellenlängen bestimmt, wobei jeweils der Absorptionskoeffizient der höchsten Wellenlänge als Referenz für die nächstgrössere Wellenlänge diente. Die Konzentration der NADH-Lösung wurde so eingestellt, dass ihre Absorbanz bei der Referenzwellenlänge um 0.5 lag. Der Einfluss verschiedener Protonenkonzentrationen auf die NAD(P)H:Decyl- Ubichinon Oxidoreduktase-aktivität des Komplex I wurde bei pH-Werten von 5.0 bis 8.5 in Schritten von 0.5 pH-Einheiten mit 100 µM NADH oder 1 mM NADPH und je 50 µM DQ bestimmt. Na+-Abhängigkeit: Es wurde berichtet, dass der Komplex I aus E. coli nicht Protonen, sondern Natriumionen translozieren soll (Steuber et al., 2000). Sollte dies zutreffen, wäre ein Einfluss der Na+-Konzentration auf die Aktivität des Enzyms zu erwarten. Daher wurde die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I in Abhängigkeit von der Na+-Konzentration gemessen. Da Natriumsalze im Laboralltag weit verbreitet sind, wurden alle verwendeten Glasgefässe gründlich mit Milli-Q-Wasser gespült. Als Messpuffer diente 50 mM MES/KOH, pH 6.0 mit 100 mM KCl in Milli-Q-Wasser. Dessen Na+-Gehalt wurde am Institut für Mineralogie, Petrologie und Geologie der Albert-LudwigsUniversität Freiburg mit Hilfe der Atomabsorptionsspektroskopie zu 25 µM bestimmt. Durch Mischen mit 50 mM MES/KOH, pH 6.0 mit 100 mM NaCl wurden Na+-Konzentrationen zwischen 25 µM und 100 mM eingestellt. Der Komplex I wurde für die Messungen durch mehrfache Ultrafiltration und Verdünnung in 50 mM MES/KOH, 100 mM KCl, pH 6.0 umgepuffert. Es wurden pro Messung 5 µg Komplex I als 1:1 (w/w)-Gemisch mit PLec (16.5 mg/ml; in 50 mM MES/KOH, pH 6.0, 100 mM KCl mit 3.5 % (w/v) DDM) eingesetzt. Die Reaktion wurde mit 100 µM des K+-Salzes von NADH (Sigma) gestartet. Da ausserdem berichtet wurde, dass bei höheren pH-Werten Komplex I als Na+-Pumpe arbeiten soll (Steuber et al., 2000), wurden analoge Messungen in 50 mM Tris/HCl, pH 7.5 mit 100 mM KCl durchgeführt. Aufgrund der zunehmenden Instabilität des Komplex I in basischem Milieu (Leif et al., 1995; Böttcher et al., 2002; Pohl, 2004) waren Messungen bei höherem pH-Wert nicht möglich. Diese Messungen wurden von Herrn Daniel Schneider (2005) im Rahmen seiner Diplomarbeit durchgeführt. - 31 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ Effekt von Lipiden: Die chromatographische Isolierung des Komplex I führt zu einem Verlust der physiologischen NADH:Chinon Oxidoreduktaseaktivität, der durch Zugabe von Phospholipiden zu der Präparation aufgehoben werden kann (Dröse et al., 2002; Sinegina et al., 2005; Sharpley et al., 2006). Um zu untersuchen, wie sich die Aktivität des isolierten E. coli Komplex I durch Inkubation mit Phospholipiden verändert, wurde die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Enzyms mit Lipiden titriert. Die Lipide (Tab. 3-2) wurden zu 10 mg/ml in A50-Puffer und 1 % (w/v) DDM unter Schütteln bei 6 °C solubilisiert. Bei unvollständiger Solubilisierung wurde die DDM-Konzentration auf max. 3 % (w/v) erhöht. Aus den Stammlösungen wurden durch viermalige 1:10-Verdünnung in A50-Puffer Lösungen von 1.0, 0.1, 0.01 und 0.001 mg/ml hergestellt. Es wurden 5 µg Komplex I (1 bis 3 mg/ml in ADM,50-Puffer) mit Phospholipid (3 bis 25 µl der entsprechenden Verdünnung) in Komplex I zu Lipid Gewichtsverhältnissen von 0.001 bis 2 gemischt und 1 min auf Eis inkubiert. Dann wurde die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität bestimmt. Die Zeitabhängigkeit der Aktivierung des Komplex I durch PLec wurde von Frau Miriam Kaufenstein gemessen. Da innerhalb einer Titrations-Reihe die Menge des Detergenz entsprechend der Menge des zugegebenen Lipids variierte, wurde der Effekt von DDM auf die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktase-aktivität des Komplex I untersucht. Die Messungen wurden sowohl mit isoliertem Komplex I, als auch mit einem 1:1 (w/w)-Gemisch von Komplex I und PLec, das zunächst für 10 min auf Eis inkubiert worden war, bei DDM zu Komplex I Verhältnissen von 0.01 bis 100 (w/w) durchgeführt. Tab. 3-2; Lipide und Lipidgemische, deren Effekt auf die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I untersucht wurde. Lipid polarer Extrakt totaler Extrakt Phosphatidylethanolamin Phosphatidylglycerol Cardiolipin Phosphatidylethanolamin Phosphatidylcholin Cardiolipin Phosphatidylserin Asolectin Dioleylphosphatidylcholin Herkunft Abkürzung Firma E. coli E. coli E. coli E. coli E. coli Eigelb Eigelb Rind Rind Soja synthetisch PLec TLec PEec PGec CLec PEeg PCeg CLbt PSbt SL DOPC Avanti Avanti Sigma Avanti Avanti Fluka Fluka Fluka Fluka Sigma Sigma - 32 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ Hemmung: Es wird davon ausgegangen, dass Piericidin A direkt oder nahe an der Chinon-Bindestelle des Komplex I bindet (Friedrich et al., 1994; Okun et al., 1999). Da die Zugabe von Phospholipiden zum isolierten Komplex I eine Änderung in der Geometrie der Chinon-Bindestelle hervorrufen könnte, wurde die Sensitivität der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I gegenüber Piericidin A in An-, oder Abwesenheit von Lipiden untersucht. Die Messungen erfolgten wie oben beschrieben, wobei der Komplex I im Ansatz vor Starten der Reaktion mit NADH 3 min bei Raumtemperatur mit 2 bis 60 µM Hemmstoff inkubiert worden war. Desweiteren wurde untersucht, ob Substanzen, die vermutlich am Ionentranslokationsweg angreifen, auch den Elektronentransfer des E. coli Komplex I inhibieren. Der Hemmstoff DCCD wurde zur Untersuchung der Ionentranslokation von ATP-Synthasen und Atmungskettenkomplexen verwendet (Yagi, 1987; Vuokila und Hassinen, 1988 und 1989; Hassinen und Vuokila, 1993; Kurki et al., 2000; Yagi und Matsuno-Yagi, 2003; Vgenopoulou et al., 2006). Die ursprünglich als Na+/H+-Antiporter Hemmstoffe beschriebenen Amiloride erwiesen sich ebenfalls als Inhibitoren des mitochondrialen und bakteriellen Komplex I (Nakamaru-Ogiso et al., 2003a). Falls diese Substanzen mit Aminosäuren wechselwirken, die an der Ionentranslokation beteiligt sind, sollte eine Kompetition zu Na+-Ionen feststellbar sein, falls Komplex I Na+-Ionen translozieren sollte. Daher wurde die Hemmung der Komplex I-Aktivität durch die Amiloride Benzamil und 5-(N-Ethyl-N-isopropyl)-amilorid (EIPA), sowie DCCD in 50 mM MES/KOH, pH 6.0 mit entweder 100 mM KCl, oder 100 mM NaCl gemessen. Um eine mögliche Kompetition mit Protonen nachzuweisen, wurde eine DCCD-Titration in 50 mM Tris/HCl, pH 7.8 und 100 mM NaCl durchgeführt. Dazu wurde der Komplex I im Ansatz vor dem Start der Reaktion für die Hemmung mit den Amiloriden 5 min bei Raumtemperatur, für die Hemmung mit DCCD 1 Std auf Eis inkubiert. Die Konzentrationen der in Ethanol gelösten Hemmstoffe im Ansatz lagen im Bereich von 25 bis 300 µM für die Amiloride und von 100 µM bis 1.4 mM für DCCD. Es Hemmstofflösung zugegeben. - 33 - wurden maximal 10 µl der 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ Zn2+ ist ein Hemmstoff für verschiedene Protonen-translozierende Membranproteine (Link und von Jagow, 1995; Cherny und De Coursey; 1999; Axelrod et al., 2000; Gerencsér und Maróti, 2001; Kannt et al., 2001; Mills et al., 2002). Es wird spekuliert, dass Zn2+ möglicherweise den Translokationskanal blockiert, den pKa-Wert einer katalytisch wichtigen Aminosäure beeinflusst oder aber die konformative Beweglichkeit des Enzyms einschränkt. Eine mögliche Hemmung der Protonentranslokation des Komplex I durch Zn2+ wurde bei pH-Werten von 6.0 und 7.5 untersucht. Dazu wurde der Komplex I wie im folgenden Kapitel beschrieben in Phospholipid-Vesikel rekonstituiert und die Komplex I-Proteoliposomen entweder in 5 mM MES/NaOH, 50 mM NaCl, pH 6.0, oder in 5 mM Tris/HCl, 50 mM NaCl, pH 7.5 aufgenommen. Die Protonentranslokation wurde fluoreszenzspektroskopisch in einem Puffer mit pH 6.0 und 7.5 mit Hilfe des Indikators 9-Amino-6-chloro-2-methoxyacridin (ACMA) nachgewiesen (s. Kapitel 3.5.1). Die Hemmung der Protonentranslokation durch Zn2+ wurde in einem Puffer mit pH 6.0 bei Zn2+-Konzentrationen von 10 bis 500 µM und bei pH 7.5 von 2 bis 100 µM untersucht, indem der Ansatz vor dem Start der Reaktion durch Zugabe von NADH mit der entsprechenden Menge einer ZnSO4-Lösung (Stammlösung: 1 mM oder 10 mM in Wasser) versetzt und für 1 min bei Raumtemperatur inkubiert wurde. 3.3 Rekonstitution des isolierten Komplex I in Proteoliposomen Eine gängige Methode zur Untersuchung der Funktion von Membranproteinen ist die Rekonstitution des Detergenz-solubilisierten Enzyms in Phospholipidvesikel. Dies kann durch den Entzug des Detergenz aus einem Gemisch von Phospholipid und Enzym mittels hydrophober Harze erfolgen, deren Poren das Detergenz binden (Cheetham, 1979; Horigome und Sugamo, 1982; Ueno et al., 1984; Dierks und Krämer, 1988). Die Grösse und Stabilität der gebildeten Proteoliposomen, sowie der Einbau des Enzyms hängt dabei von der Geschwindigkeit des Detergenzentzugs ab (Rigaud et al., 1995; Dolder et al., 1996). Die gut untersuchten BioBeads SM-2 Polystyrol-Kügelchen der Firma BioRad eignen sich hervorragend für diese Methode der Rekonstitution (Rigaud et al., 1998). - 34 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ Die optimalen Bedingungen für die Rekonstitution des isolierten Komplex I in PLec-Vesikel durch Detergenzentzug mit BioBeads sind in Stolpe (2003) beschrieben. Es wurden etwa 200 µg Komplex I (1 bis 3 mg/ml in 5 mM MES/NaOH oder KOH, pH 6.0, 0.1 % (w/v) DDM) mit der vier-, oder sechsfachen Menge der Phospholipide (20 mg/ml; in 5 mM MES/NaOH oder KOH, pH 6.0, 2 % (w/v) DDM) gemischt. Der Salzgehalt des Rekonstitutionsansatzes wurde je nach Experiment variiert und wird bei den entsprechenden Ergebnissen genannt. Die BioBeads wurden vor Gebrauch in Milli-Q-Wasser gewaschen und bei 20 mbar entgast. Es wurde ein achtfacher Überschuss BioBeads bezogen auf den DDM-Gehalt der Mischung zugegeben. Dafür wurde eine Aufnahmekapazität der BioBeads von ca. 105 mg DDM/g BioBeads (Rigaud et al., 1998) zugrunde gelegt und die DDM-Konzentrationen der Lipidlösung, der Komplex I-Lösung und das an Komplex I gebundene Detergenz (Böttcher et al., 2002) berücksichtigt. Die Wassermenge in den Poren der BioBeads wurde mit 10 % (w/w) angenommen. Nach 3 Std unter Rühren auf Eis wurde die Suspension von den BioBeads abpipettiert und 30 min bei 150'000 g (2 bar Luftdruck, Rotor A-100; Beckman Airfuge) zentrifugiert. Die sedimentierten Proteoliposomen wurden in 100 µl des gewünschten Puffers resuspendiert, der in den entsprechenden Kapiteln genannt wird. 3.4 Szintillationsmessungen mit 22 Na+ an Proteoliposomen Zum Nachweis einer möglichen Translokation von Na+-Ionen durch den Komplex I aus E. coli wurden in Zusammenarbeit mit PD Dr. Reiner Hedderich am Max-Plank-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg Messungen an Komplex I-Proteoliposomen mit radioaktivem Schönheit, 1989). Der Komplex I wurde 22 Na+ durchgeführt (Kaesler und bei einem Enzym zu PLec Gewichtsverhältnis von 1:6 sowohl in 5 mM MES/NaOH, 10 mM NaCl, pH 6.0, als auch in dem entsprechenden Tris/HCl-Puffer bei pH 7.5 rekonstituiert. Die Proteoliposomen wurden entgegen der in Kapitel 3.3 beschriebenen Vorschrift nicht sedimentiert sondern direkt verwendet. Die Protonen-Dichtigkeit der Proteoliposomen wurde fluoreszenzspektroskopisch mit Hilfe des Indikators 9-Amino-6-chloro-2-methoxyacridin (ACMA) nachgewiesen (s. Kapitel 3.5.1) und die Sensitivität des ACMA-Signals gegenüber - 35 - je 10 µM des Komplex I- 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ Hemmstoffs Piericidin A chlorphenylhydrazon sowie (CCCP) des getestet. Protonophors Es wurden Carbonylcyanid-m5 oder 10 µl der Proteoliposomen-Suspension, 1 µl DQ (10 mM in EtOH), 3.3 µl einer 1:20Verdünnung der 22 NaCl-Lösung (18.23 mCi/ml, 652.28 mCi/mg; in Wasser; Perkin Elmer) und 1 µl NADH (10 mM in Wasser) in einem Gesamtvolumen von 73 µl gemischt. Nach Reaktionszeiten zwischen 30 s und 3 min wurden die Vesikel mit 600 µl des entsprechenden Puffers ohne NaCl über eine 1 ml Dowex 50-K+ Kationen-tauschersäule eluiert. Dem Eluat wurden 4 ml Scintillationsmix Quicksafe A (Zinsser Analytic) zugesetzt und die Radiokativität in einem LS 6500 Scintillationszähler (Beckman) nachgewiesen. 3.5 Spektroskopische Methoden 3.5.1 Fluoreszenzspektroskopie an Komplex I-Proteoliposomen Detektion eines Membranpotentials: Zum Nachweis eines durch die RedoxReaktion des in Proteoliposomen rekonstituierten Komplex I gebildeten Membranpotentials wurde 8-Anilino-1-naphtalin-sulfonsäure (ANS) verwendet (Slavik, 1982; Robertson und Rottenberg, 1983). ANS lagert sich in die Membran ein und zeigt die Bildung eines Membranpotentials (Innen = positiv) durch die Zunahme seines Fluoreszenzsignals an (Ahmed und Krishnamoorthy, 1994). Es wurde mit einem Kontron SFM 25-Fluoreszenzspektrometer bei einer Anregungswellenlänge von 380 nm und einer Emissionswellenlänge von 480 nm gemessen. Die Änderung der Emission wurde bei Raumtemperatur in einer Küvette mit Rührer und einem Messvolumen von 1 ml gemessen. Der isolierte Komplex I wurde wie in Kapitel 3.3 beschrieben in 5 mM MES/KOH, 80 mM NaCl, pH 6.0 in einem Enzym zu PLec Gewichtsverhältnis von 1:4 (w/w) rekonstituiert. Es wurden 3 µl der im oben genannten Puffer resuspendierten Proteoliposomen mit 1 µM ANS (1 mM, in leicht alkalischem Wasser; Sigma) und 50 µM DQ inkubiert und die Reaktion durch Zugabe von 50 µM NADH gestartet. Durch Zugabe von 10 µM des spezifischen Komplex I Hemmstoffs Piericidin A sollte überprüft werden, ob die registrierte Fluoreszenzänderung durch die Aktivität des Komplex I hervorgerufen wird. - 36 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ Sollte der Komplex I aus E. coli in der Lage sein, sowohl Protonen als auch Na+Ionen über die Membran zu translozieren, müsste sowohl der Zusatz des Protonophors CCCP (Sigma; Hatefi et al., 1982), als auch des Natriumionophors N,N'-Dibenzyl-N,N'-diphenyl-1,2-phenylen-diacetamid (ETH-157; Fluka; Simon und Carafoli, 1979) zu einem kleineren Membranpotential und somit kleineren ANS-Signal führen. Werden entweder Protonen, oder Na+-Ionen transloziert, würde das Membranpotential durch Zugabe eines der Ionophore vollständig zusammenbrechen. Es wurden je 10 µM der Ionophore (aus Stammlösungen von 10 mM in Ethanol) zugegeben. Detektion eines pH-Gradienten: Die Fluoreszenzlöschung von ACMA stellt einen gängigen Nachweis für einen transmembranen Protonengradienten dar (Bashford und Thayer, 1977; Kaim und Dimroth, 1993; Rottenberg und MorenoSanchez, 1993; Suzuki et al., 2002; Dröse et al., 2005; Vgnopoulou et al., 2006). Das Fluorophor ändert in Abhängigkeit von seinem Protonierungsgrad seine Lage in der Phospholipid-Doppelschicht. Die Fluoreszenzänderung ergibt sich somit aus der unterschiedlichen Polarität der Umgebung des ACMA (Huang et al., 1983). Die Abnahme der ACMA-Fluoreszenz wurde bei einer Anregungswellenlänge von 410 oder 430 nm und einer Emissionswellenlänge von 480 nm in einem Messvolumen von 1 ml mit einem SFM 25-Fluoreszenzspektrometer (Kontron) gemessen. Es wurden 3 bis 10 µl der in 5 mM MES/NaOH, pH 6.0 oder 5 mM Tris/HCl, pH 7.5 mit jeweils 80 mM NaCl resuspendierten Proteoliposomen mit 1 bis 2 µM ACMA (1 mM in EtOH; Sigma) und 50 µM DQ in Puffer vorgelegt und die Reaktion bei Raumtemperatur durch Zugabe von 50 oder 100 µM NADH gestartet. Für die Messungen wurde der gleiche Puffer verwendet wie für das Resuspendieren der Proteoliposomen, wobei das Gesamtvolumen immer 1 ml betrug. Der Nachweis eines Protonengradienten sollte durch die Zugabe von entweder 10 µM CCCP oder des Na+/H+-Tauschers Monensin (Sigma; Pressman, 1976) verifiziert, die Reaktion durch 10 µM Piericidin A oder 100 µM DCCD gehemmt werden. Um zu untersuchen, ob auch die NADPH-Oxidation durch den E. coli Komplex I mit einer Protonentranslokation gekoppelt ist, wurde ein entsprechendes Experiment mit 5 mM NADPH als Substrat durchgeführt. - 37 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ Einfluss der Na+-Konzentration: Es wurde gezeigt, dass die isolierte und rekonstituierte Untereinheit NuoL einen Na+/H+-Antiport bewerkstelligen kann (Steuber, 2003). Um zu untersuchen, ob dies auch im vollständig assemblierten Komplex I möglich ist, wurde der Komplex I bei einer NaCl-Konzentration von entweder 80 mM oder 1 mM und 79 mM Tetramethylammonium-chlorid (TMA; Aldrich) rekonstituiert und die Proteoliposomen in Puffer mit entweder 1 mM NaCl und 79 mM TMA oder 80 mM NaCl untersucht. 3.5.2 Fourier-transformierte Infrarot (FTIR)-Differenzspektroskopie Die FTIR-spektroskopischen Messungen wurden in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Petra Hellwig, zu der Zeit am Institut für Biophysik der JohannWolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt/Main durchgeführt. Die elektrochemisch induzierten FTIR-Differenzspektren wurden gleichzeitig als Funktion des angelegten Potentials im Bereich von 4'000 bis 1'000 Wellenzahlen an einem modifizierten IFS 25 Interferometer (Bruker) von der selben Probe registriert (Moss et al., 1990; Mäntele, 1993). Es wurde eine optisch transparente elektrochemische Dünnschichtzelle mit Dreielektrodenanordnung und Ag/AgCl/3M KCl Referenzelektrode verwendet (Moss et al., 1990). Die GoldnetzArbeitselektrode war mit 2 mM Cysteamin modifiziert worden, um die Denaturierung des Proteins an der Elektrodenoberfläche zu verhindern (Hellwig et al., 1998). Die Redox-Reaktion wurde durch Zusatz von Mediatoren (Tab 3-3.) mit einer Endkonzentration von je 45 µM beschleunigt (Baymann, 1995; Hellwig, 1998). Die Differenzspektren wurden erhalten, indem das Spektrum der reduzierten Probe vom Spektrum der oxidierten Probe subtrahiert wurde. Dazu wurde zunächst ein vollständig reduzierendes Potential, dann ein vollständig oxidierendes Potential angelegt und jeweils so lange Spektren registriert, bis diese sich nicht mehr änderten. Die exakten Potentiale sind bei den entsprechenden Ergebnissen angegeben. Die Gleichgewichts-einstellung erfolgte in weniger als 10 min. Üblicherweise wurden für jedes Spektrum 128 Interferogramme bei einer Auflösung von vier Wellenzahlen aufgenommen. Es wurden durch Ultrafiltration (Centricon 100, aufkonzentriert Komplex I-Proben vermessen. - 38 - Millipore) auf etwa 0.2 mM 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ Tab. 3-3; Für die FTIR-Spektroskopie eingesetzte Mediatoren und ihre Mittenpotentiale (gegen NHE; nach Hellwig et al., 1998; Hellwig et al., 2000). Alle in dieser Arbeit genannten Potentiale sind im Vergleich zur Wasserstoff-Normalelektrode angegeben. Mediator Em,7 [mV] Tetrachlor-benzochinon Tetramethyl-paraphenylendiamin 2,6-Dichlorphenol-indophenol Rutheniumhexaminchlorid 1,2-Naphthochinon Trimethyl-hydrochinon Menadion 2-Hydroxy-1,4-Naphthochinon Anthrachinon-2-sulfonat Neutralrot Benzylviologen Methylviologen 280 270 217 200 145 100 -12 -125 -225 -307 -360 -446 Na+-Effekt: Um eine mögliche Beteiligung von Na+ an der enzymatischen Reaktion zu untersuchen, wurden zunächst Spektren der Na+-pumpenden NADH:Chinon Reduktase aus Vibrio cholerae (Zhou et al., 1999; Barquera et al., 2002) in Anwesenheit von Na+ oder K+ aufgenommen. Dieser Enzymkomplex ist nicht homolog zu dem respiratorischen Komplex I. Das Experiment wurde mit Komplex I aus E. coli wiederholt und die Unterschiede in den Schwingungsmoden der erhaltenen Spektren mit denen der primären Na+-Pumpe verglichen. Die Proben wurden in 50 mM MES/NaOH oder KOH, pH 6.0, 200 mM NaCl oder KCl, 0.1 % (w/v) DDM vermessen. Die Enzyme wurden durch dreimalige Ultrafiltration mit jeweils anschliessender Verdünnung in den entsprechenden Puffer überführt. Die Na+-Konzentration des KCl-haltigen Puffers wurde am Institut für Mineralogie, Petrologie und Geologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit Hilfe der Atomabsorptionsspektroskopie zu weniger als 100 µM bestimmt. pH-Effekt: Um den Einflusses der H+-Konzentration auf die FTIR-Differenzspektren des Komplex I zu untersuchen, wurden Spektren des bei pH 5.5, 6.5 und 7.5 inkubierten Enzyms aufgenommen. Dazu wurde der Komplex I durch dreimalige Ultrafiltration mit jeweils anschliessender Verdünnung in 50 mM Cacodylat (Sigma), 200 mM NaCl, 0.1 % (w/v) DDM des entsprechenden pH-Werts umgepuffert. - 39 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ Lipid-Effekt: Die FTIR-Spektroskopie wird auch zur Untersuchung struktureller Eigenschaften von Lipiden und Membranen eingesetzt (Mantsch et al., 1981; Blume et al., 1988; Hübner et al., 1991; Désormeaux et al., 1992; Popova und Hincha, 2003; Vogel und Siebert, 2003). Um die Wechselwirkungen von Phospholipiden mit dem E. coli Komplex I zu untersuchen, wurde das isolierte Enzym mit PLec in einem Gewichtsverhältnis von 1:1 gemischt, 20 min auf Eis inkubiert und anschliessend durch Ultrafiltration konzentriert. Als Messpuffer diente ADM,50-Puffer. 3.5.3 Elektronenspinresonanz (ESR)-Spektroskopie Die Fe-S Zentren des Komplex I sind nur im reduzierten Zustand paramagnetisch und somit ESR-spektroskopisch nachweisbar. Die Signale der beiden binuklearen Fe-S Zentren N1a und N1b sind bei einer Temperatur von 40 K nachweisbar. Die zusätzlichen Signale der vier tetranuklearen Zentren N2, N3, N4 und N7 werden bei 13 K nachgewiesen. Die ESR-Spektren wurden von Prof. Dr. Thorsten Friedrich am Institut für Organische Chemie und Biochemie, Albert-Ludwigs-Universität Spektrometer Freiburg, aufgenommen, das mit mit einem Bruker einem ESR-9 EMX 6/1 ESR- Helium-Kryostaten (Oxford Instruments) ausgestattet ist. Die Mikrowellenfrequenz betrug 9.44 GHz, die Modulations-amplitude 0.6 mT, die Zeitkonstante 124 ms und die Aufnahmegeschwindigkeit 17.9 mT/min. Die durch Ultrafiltration (Centricon 100; Millipore) auf 5 mg/ml konzentrierten Komplex I-Proben wurden nach Zugabe des gewünschten Reduktionsmittels zunächst in einer 5:1 (v/v) zur Vermeidung von Gaseinschlüssen Isopentan/Methylcyclohexan-Kältemischung bei -120 C, anschliessend in flüssigem Stickstoff gefroren und bis zur Messung bei -80 °C gelagert. Substratspezifität: Die Reduzierbarkeit der Fe-S Zentren des Komplex I durch NADH und NADPH wurde untersucht. Das isolierte Enzym wurde hierzu mit PLec in einem Gewichtsverhältnis von 1:1 in ADM,50-Puffer gemischt, so dass die Endkonzentration 5 mg/ml betrug und 20 min auf Eis inkubiert. Dann wurden Proben angesetzt, die mit einem 1'000-fachen Überschuss NAD(P)H für 5 s oder 1 min inkubiert wurden, sowie Proben, die mit einem 10-fachen Überschuss - 40 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ NAD(P)H für 5 s inkubiert wurden. Weitere Proben wurden entweder mit einem 1'000-fachen Überschuss NAD(P)H und einem 10-fachen Überschuss DQ für 1 min, oder mit einem 10-fachen Überschuss NAD(P)H und einem 10-fachen Überschuss DQ für 5 s inkubiert. Die kurze Inkubationszeit wurde durch den Einsatz eines speziell freundlicherweise dafür von angefertigten Mischstabes Dr. Tomoko Ohnishi und erreicht, der Dr. Tsuyoshi Ohnishi, Philadelphia, zur Verfügung gestellt wurde. Bildung von Superoxid-Radikalen: Die Entstehung von Superoxid- Radikalen während der NAD(P)H:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I wurde ESR-spektroskopisch bei Raumtemperatur untersucht. Die Mikrowellenfrequenz betrug 9.65 GHz, die Modulationsamplitude 0.1 mT, die Zeitkonstante 164 ms und die Aufnahmegeschwindigkeit 5.4 mT/min. Es wurden in einem Gesamtvolumen von 1 ml je 1 mM NAD(P)H zu einem Komplex I/PLecGemisch (1:1 (w/w), je 45 µg) in A50-Puffer mit 100 mM des Radikalfängers 5-(Diethoxyphosphoryl)-5-methyl-1-pyrrolin-N-oxid (DEPMPO; Calbiochem) (Frejaville et al., 1995; Roubaud et al., 1997; Vasquez-Vivar et al., 1997; Richer und Ford, 2001) gegeben. Die enzymatische Aktivität wurde durch Zugabe von 100 µM DQ gestartet und die Probe für die ESR-Spektroskopie nach 1 min entnommen. Zur Kontrolle wurde Superoxid Dismutase (100 U/ml; Sigma), 10 µM Piericidin A oder kein DQ eingesetzt. Lipid-Effekt: Es wurde berichtet, dass die Zugabe von Asolectin aus Sojabohne die ESR-Signale von zwei tetranuklearen Fe-S Zentren des Komplex I aus E. coli konformative verändert (Sinegina Umlagerung et al., interpretiert 2005), was wurde. Dies als Lipid-induzierte wurde mit dem mitochondrialen Komplex I allerdings nicht beobachtet (Dröse et al., 2002; Sharpley et al., 2006). Um zu klären, ob Phospholipide einen Einfluss auf einzelne Fe-S Zentren des Enzyms haben oder nicht, wurden ESR-Spektren des isolierten Komplex I und des mit PLec in einem Gewichtsverhältnis von 1:1 (w/w) inkubierten Komplex I aufgenommen. Die Proben waren durch einen 1000-fach molaren Überschuss NADH reduziert worden. - 41 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ 3.5.4 Circulardichroismus (CD)-Spektroskopie Durch CD-Spektroskopie lassen sich Änderungen in der Struktur von Proteinen bestimmen (Johnson, 1990; Woody, 1995; Wallace, 2000). Die Aufnahme von CD-Spektren erfolgte in Kooperation mit Prof. Dr. Petra Hellwig, zu der Zeit am Institut für Biophysik der Johann-Wolfgang-von-GoetheUniversität in Frankfurt/Main an einem Jasco J-720 Spectropolarimeter. In einer Küvette der Schichtdicke 0.01 cm wurden jeweils 20 µl Komplex I (1 mg/ml) vermessen. Einzelne Proben wurden direkt vor der Messung mit einem zehnachen molaren Überschuss an NADH oder NADPH versetzt. Die Messungen wurden bei Raumtemperatur und einem Stickstofffluss von 8 l/min durchgeführt. Die Auflösung betrug 0.5 nm, die Aufnahmegeschwindigkeit 50 nm/min. Es wurden je vier Spektren gemittelt. 3.6 Verschiedene analytische Methoden Gelelektrophorese: Es wurden diskontinuierliche NatriumdodecylsulfatPolyacrylamid Gele mit 3 %igem Sammel- und 14 %igem Trenngel verwendet (SDS-PAGE; Laemmli, 1970). Je 15 µl Probe (etwa 60 µg Protein) wurden mit 5 µl Probenpuffer (8 % (w/v) SDS (USB), 20 % (v/v) Glycerin (Roth), 40 % (v/v) 1 M Tris, pH 6.8, 2.5 mM EDTA sowie je eine Spatelspitze Bromphenolblau (Merck) und Dithiothreitol) versetzt und 30 min bei 60 °C geschüttelt. Der Kammerpuffer bestand aus 14 % (w/v) Glycin (Merck), 3 % (w/v) Tris, pH 8.3 und 0.5 % (w/v) SDS. Die Proteine wurden bei einer Stromstärke von 30 mA aufgetrennt. Die Proteinbanden wurden durch Behandlung des Gels mit heisser Coomassie-Blau Lösung (0.1 (w/v) Coomassie Brilliant Blue R-250 (Serva), 50 % (v/v) EtOH, 10 % (v/v) AcOH in Wasser) und anschliessender Entfärbung in 30 % (v/v) Ethanol, 10 % (v/v) Essigsäure sichtbar gemacht. Proteinmengenbestimmung: Die Gesamtproteinmenge wurde nach der Biuret-Methode (Gornall et al., 1949) bestimmt. Als Standard für eine Eichgerade wurde eine Stammlösung von 10 mg/ml Rinderserumalbumin (Serva) verwendet. Es wurden acht Ansätze zu je 100 µl mit Proteinkonzentrationen zwischen 0.5 und 10 mg/ml mit jeweils 1 ml 6 % (w/v) - 42 - Trichloressigsäure (Merck) 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ versetzt. Das ausgefallene Protein wurde mit einer Eppendorf Tischzentrifuge sedimentiert (30 s, 14'000 Upm; Centrifuge 5415 C) und der Überstand abgenommen. Nach Zugabe von 1 ml Biuret-Reagenz (0.5 % (w/v) K+-Na+Tartrat (Fluka), 0.3 % (w/v) CuSO4•5H2O (Merck), 0.5 % (w/v) KJ, 0.2 M NaOH) wurden die Ansätze 30 min bei Raumtemperatur geschüttelt. Dann wurde die Absorbanz der Proben bei 546 nm bestimmt (Ultrospec 1000, Pharmacia Biotech). Mit den zu untersuchenden Proben wurde entsprechend verfahren. Um den Einfluss der Lichtstreuung durch Micellen oder Lipid-Aggregate auf die Absorbanz zu minimieren, wurde der Biuret-Farbkomplex durch Zugabe einiger Körnchen Kaliumcyanid zerstört und die Messung wiederholt. Die Differenz beider Werte lieferte die vom Beitrag der Lichtstreuung bereinigte Absorbanz. Alle Werte wurden doppelt bestimmt. UV/vis-spektroskopische Bestimmung der Proteinkonzentration: Die Konzentration des isolierten Komplex I wurde UV/vis-spektroskopisch bei 278 nm (Ultrospec 1000, Pharmacia Biotech) unter Zuhilfenahme des aus der Aminosäuresequenz mit Inkrementen für Tyrosin, Tryptophan und Cystin bestimmten Absorptionskoeffizienten (Gill und von Hippel, 1989) von Komplex I bei 278 nm (ε278 = 764 mM-1cm-1; Spehr et al., 1999) ermittelt. Die Berechnung der Proteinkonzentration erfolgte aus der gemessene Absorbanz nach dem Lambert-Beer´schen Gesetz. Proteinsequenzierung: Für die N-terminale Sequenzierung wurden die Proteine durch SDS-PAGE aufgetrennt und anschließend durch ein elektrisches Feld auf eine Polyvinylidendifluorid-Membran (PVDF; Westran S, Schleicher und Schuell) übertragen. Dazu wurde das Gel nach der SDS-PAGE 5 min in 25 mM Tris/HCl, 190 mM Glycin, 20 % (v/v) Methanol, 0.05 % (w/v) SDS, pH 7.5 (Blotpuffer) equilibriert. Die PVDF-Membran wurde kurz mit Methanol getränkt und anschließend ebenfalls 5 min in Blotpuffer equilibriert. Außerdem wurden vier Lagen Whatman-Filterpapier und zwei dünne Schwämme mit Blotpuffer getränkt. Die einzelnen Bestandteile wurden in folgender Reihenfolge luftblasenfrei zwischen zwei Plastikgitter geklemmt: ein Schwamm, zwei Lagen Whatman-Filterpapier, die Membran, das Gel, zwei weitere Lagen WhatmanPapier und der zweite Schwamm. Der Aufbau wurde in eine mit Blotpuffer gefüllten Tankblot-Apparatur (160 x 240 x 100 mm; Eigenbau) gestellt und die - 43 - 3. Material und Methoden ___________________________________________________________________________ Proteine 60 min bei 400 mA und 4 °C auf die Membran übertragen. Die Proteinbanden wurden bei Raumtemperatur durch 5 min Inkubation in PonçeauS-Färbelösung (0.5 % (w/v) Ponçeau-S (Merck), 0.1 % (v/v) Essigsäure) angefärbt und anschließend in 30 % (v/v) Methanol, 10 % (v/v) Essigsäure entfärbt. Nach Ausschneiden der gewünschten Bande standen die Proteine für die Sequenzierung zur Verfügung. Diese wurde von Dr. Emile Schiltz am Institut für Organische Chemie und Biochemie an der Universität Freiburg mit einem 477A +120A Protein Sequencer (Applied Biosystems) durchgeführt. - 44 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ 4. Ergebnisse 4.1 Isolierung des Komplex I aus E. coli 4.1.1 Standardpräparation Die Zellen des E. coli Stamms ANN003/pAR1219 wurden in Puffer suspendiert und mittels Druckentspannung aufgeschlossen. Nach Isolation der Membranen durch differentielle Zentrifugation wurden die Membranproteine mit DDM solubilisiert. Der Komplex I Chromatographien und eine wurde durch zwei Anionenaustausch- Größenaustausch-Chromatographie gereinigt. Tabelle 4-1 zeigt den Verlauf der Reinigung des Komplex I, Abbildung 4-1 die Elutionsprofile der Anionenaustausch-Chromatographien an Fractogel und Source 15Q, sowie der Größenausschluss-Chromatographie an Sephacryl. Die Reinheit der Proben nach der Größenausschluss-Chromatographie wurde durch eine SDS-PAGE überprüft (Abb. 4-1, D). Tab. 4-1; Isolation des Komplex I aus 30 g Zellen des E. coli Stamms ANN003/pAR1219. Volumen Protein [ml] [mg] gesamt [U] spezifisch [U/mg] [%] Membranen 60 1'900 6'650 3.5 100 Extrakt 58 1'200 4'320 3.6 65 Fractogel 90 300 3'200 11 48 Source 15Q 26 44 1'560 36 24 Sephacryl 15 12 800 67 12 Probe NADH/Ferricyanid Oxidoreduktaseaktivität Ausbeute - 45 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Abb. 4-1; Isolierung des Komplex I aus E. coli. (A) Chromatographie an Fractogel EMD TMAE Hicap (M); (B) Chromatographie an Source 15Q; (C) Chromatographie an Sephacryl S-300 HR; (─) Absorbanz bei 280 nm; (■) NADH/Ferricyanid Reduktaseaktivität; (---) NaCl-Gradient. (D) zeigt das Bandenmuster der SDS-PAGE der Gipfelfraktionen der Grössenausschluss-Chromatographie. - 46 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ 4.1.2 Variationen des Präparationsprotokolls Die im Arbeitskreis etablierte Präparationsmethode beinhaltete das Waschen der Membranen mit NaBr, um die bei den chromatographischen Schritten mit Komplex I koeluierende ATP-Synthase in den F0- und F1-Teil zu spalten (Spehr et al., 1999). Der Komplex I wurde nach Extraktion aus der Membran mit DDM durch eine erste Anionenaustausch-Chromatographie an Source 15Q, gefolgt von einer Grössenausschluß-Chromatographie entweder an Ultrogel AcA 34 oder an Sephacryl S-300 HR und einer abschliessenden Anionenaustausch-Chromatographie an Source 15Q aufgereinigt. Mit dem Ziel die Ausbeute an intaktem Komplex I zu erhöhen, wurde das Protokoll variiert, woraus sich die beschriebene Standardpräparation entwickelte. Weitere Variationen werden im Folgenden vorgestellt: Behandlung der Zellen mit Lysozym: Vor dem Zellaufschluss durch Druckentspannung wurde der Zellsuspension ursprünglich Lysozym zugesetzt. Es zeigte sich, dass eine zu hohe Konzentration an Lysozym zu einem unbefriedigenden Ergebnis, bis hin zum Erhalt intakter Zellen führt (T. Pohl, persönliche Mitteilung). Der Grund dafür ist nicht bekannt. Daher wurde auf die Zugabe von Lysozym verzichtet, was sich nicht auf die Membranausbeute auswirkte. Nach wie vor wurden etwa 25 % des eingesetzten Feuchtgewichts der Zellen als Membranen erhalten. Zellaufschluss durch osmotischen Schock: Es wurde überprüft, ob diese Methode des Zellaufschlusses die Ausbeute an intaktem Komplex I erhöht. Hierzu wurden die Zellen zunächst in reinem Wasser gewaschen und inkubiert ("downshock"), um sie anschliessend durch Zugabe hoher Konzentrationen an Salzen oder Zucker ("up-shock") zum Platzen zu bringen. Zugegebenes Lysozym sollte die Zellwände abbauen. Das Cytosol wurde durch Zentrifugation abgetrennt und die Membranproteine aus dem Sediment extrahiert. Der Komplex I wurde analog zu der Standardpräparation isoliert. Die Proteinzusammensetzung der Präparation mittels SDS-PAGE zeigte eine ungenügende Reinheit des Komplex I (Daten nicht gezeigt). Deshalb wurde auf eine weitere Charakterisierung der Präparation verzichtet. Die Hauptverunreinigungen waren die Succinat Dehydrogenase, die UV/vis-spektroskopisch identifiziert wurde, und das äussere - 47 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Membranprotein A (outer membrane protein A, Omp A), das durch N-terminale Sequenzierung nachgewiesen wurde. Da die osmolytische Aufschlussmethode im Vergleich zum Aufschluss durch Druckentspannung deutlich umständlicher und langwieriger ist, wurde auf eine Optimierung der Methode verzichtet. Vorreinigung an Fractogel: Die chromatographische Vorreinigung des Komplex I an Fractogel mittels Stosselution bei Flussraten von 12 bis 15 ml/min stellte eine schnelle Methode zur Verringerung der Detergenzkonzentration dar, bei der bis zu 90 % der aufgetragenen Aktivität wieder erhalten wurde. Der Reinigungsfaktor dieses Schritts war kleiner als zwei. Deshalb wurde nach dem Auftrag und dem schnellen Waschen der Säule (15 ml/min) eine langsame Gradienten-Elution (4 ml/min) eingestellt. Der auf diese Weise erhaltene Reinigungsfaktor von vier rechtfertigte aber nicht die knapp vierfach längere Chromatographie-dauer. Als Kompromiss wurde eine schnelle Elution (15 ml/min) mit einem Gradienten etabliert, woraus ein Reinigungsfaktor von etwa drei resultierte (Tab. 4-1). Auf diese Weise wurden etwa drei Viertel der aufgetragenen Aktivität wieder erhalten (Tab. 4-1). Um diese Probe auf die nächste Anionenaustausch-Chromatographie an Source 15Q aufzutragen, musste ihre Salzkonzentration verringert werden. Eine Ultrafiltration an Centricon 100Konzentratoren erwies sich als nicht praktikabel, da die hohe Proteinkonzentration der Probe nach der Chromatographie an Fractogel lange Zentrifugationszeiten erforderlich machte. Durch Verdünnen der Probe mit A-Puffer wurde verminderte die die Salzkonzentration Verdünnung die relativ einfach Trennleistung gesenkt, der allerdings anschliessenden Anionenaustausch-Chromatographie (Daten nicht gezeigt). Vermutlich störte die NaCl-Endkonzentration von etwa 120 mM die Bindung der Proteine an das Säulenmaterial. Eine weitere Verdünnung führt zur Denaturierung des Komplex I und wurde daher vermieden. Die Fällung der Proteine mittels PEG 4'000, einen Zentrifugationsschritt und das Resuspendieren in wenig ADM,50-Puffer resultierte in schärferen Elutionsgipfeln bei der Anionenaustausch-Chromatographie an Source 15Q und wurde daher bevorzugt. Zwar erfordert diese Prozedur etwa 30 Minuten, dafür ist aber das Probenvolumen von etwa 5 ml im Vergleich zu etwa 100 ml nach Verdünnen der Probe mit A-Puffer sehr klein, wodurch die Zeit für die Beladung der Source 15Q-Säule geringer wird. - 48 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ pH-Wert: Die Änderung des pH-Werts des Puffers kann zu einer deutlich veränderten Oberflächengesamtladung des Proteins und damit zu einem anderen Elutionsverhalten während einer Anionenaustausch-Chromatographie führen. Es wurde daher untersucht, ob ein veränderter pH-Wert zu einer besseren Trennung des Komplex I von der Hauptverunreinigung der Präparation, der Succinat Dehydrogenase, führt. Aufgrund der Labilität des Komplex I ist der pH-Bereich auf Werte zwischen 6.0 und 7.0 beschränkt (Pohl, 2004). Die Trennleistung der Anionenaustausch-Chromatographie wurde weder bei pH 6.5 noch durch einen mit dem NaCl-Gradienten parallel laufenden pH-Gradienten von 6.0 bis 7.0 verbessert (Daten nicht gezeigt). Grössenausschluss-Chromatographie: Im Bestreben, die Präparationsdauer zu minimieren, wurde getestet, ob die über 16 Std dauernde GrössenausschlussChromatographie auch mit schnellen Flussraten eine ausreichend gute Trennleistung liefert. Die Verkürzung der Chromatographie auf 2.5 Std resultierte in sehr breiten Elutionsgipfeln (Daten nicht gezeigt) und wurde daher nicht weiter verwendet. Zur Vorreinigung des Enzyms wäre diese Methode jedoch denkbar. Abtrennung der ATP-Synthase: Alternativ zu einer Behandlung der Membranen mit hohen NaBr-Konzentrationen (Spehr et al., 1999) kann die F0F1ATPase in Niedrigsalzpuffer mit EDTA gespalten werden (Suzuki et al., 2002; Reuter, 2005). Die ATP-Synthase wurde mit EDTA in zwei Schritten mit 5 mM MES/NaOH, 5 mM EDTA, pH 6.0 gespalten: Zuerst wurden die isolierten Cytoplasma-Membranen in diesem Puffer homogenisiert und anschliessend die nach der PEG 4'000 ersten Anionenaustausch-Chromatographie gefällten Proteine, bevor sie auf die an Fractogel durch Anionenaustausch- Chromatographie an Source 15Q aufgetragen wurden. Der Komplex I wurde von da ab nach der Standardvorschrift gereinigt. Nach SDS-PAGE beurteilt wurde so eine etwa 95 % saubere Präparation mit hoher spezifischer NADH/Ferricyanid Oxidoreduktaseaktivität (um 70 U/mg) erhalten. Durch sorgfältiges Equilibrieren der Anionenaustausch-Chromatographiesäulen mit vier bis fünf Säulenvolumen DDM-haltigen Puffers erübrigte sich diese Behandlung jedoch, da die ansonsten mit Komplex I koeluierende ATP-Synthase an DDM-gesättigtem Source 15QMaterial gut abgetrennt wurde (Abb. 4-1). - 49 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Additive: Um den Komplex I im Verlauf der Präparation vor Denaturierung zu schützen, wurde den Puffern verschiedene Additive zugesetzt. Sowohl 5 mM MgCl2, als auch 0.005 % (w/v) Asolectin aus Sojabohne erniedrigten die Trennleistung aller chromatographischen Schritte (Daten nicht gezeigt) und wurden nicht weiter verwendet. Die Zugabe von 5 mM Dithiothreitol als Antioxidans veränderte den Präparationsverlauf nicht, bewirkte aber weder eine Ausbeutesteigerung, noch wurde eine Präparation mit höherer Aktivität erhalten (Daten nicht gezeigt). Deshalb wurde auf den Zusatz von Dithiothreitol zu den Präparations-Puffern verzichtet. 4.2 Einfluss von Phospholipiden auf den E. coli Komplex I 4.2.1 Einfluss von Lipiden auf die Affinität von Komplex I zu Ubichinon Um den möglichen Einfluss von Lipiden auf die Affinität von Komplex I zu dem hydrophoben Substrat Decyl-Ubichinon zu untersuchen, wurde die Aktivität des isolierten Komplex I in Detergenz-Lösung und des in PLec rekonstituierten Komplex mit Decyl-Ubichinon titriert (Abb. 4-2). Der apparente KM zu DecylUbichinon erwies sich mit 3.5 µM in beiden Fällen als unabhängig von den Lipiden. Abb. 4-2; Abhängigkeit der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I von der Konzentration des Substrats Decyl-Ubichinon. (o) zeigt die Aktivität des isolierten Enzyms, (●) die Aktivität des mit PLec inkubierten Komplex I. - 50 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ 4.2.2 Einfluss von Lipiden auf die Affinität von Komplex I zu Piericidin A Um den möglichen Einfluss von Lipiden auf die Affinität des Chinonbindestelle-Hemmstoffs Piericidin A zu Komplex I zu untersuchen, wurden die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des isolierten, sowie des in PLec rekonstituierten Komplex I gegen die Piericidin A-Konzentration titriert (Abb. 4-3). Beide Titrationskurven zeigten einen apparenten IC50 von etwa 3 µM. Die Piericidin A-Bindestelle wurde durch die Anwesenheit der Phospholipide nicht verändert. Abb. 4-3; Hemmung der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I durch Piericidin A. Gezeigt sind die Aktivität des isolierten Enzyms in Detergenz (o) und die Aktivität des in PLec rekonstituierten Komplex I (1:1 (w/w); ●). 100 % Aktivität entsprechen 0.3 U/mg (o), bzw. 2.7 U/mg (●). 4.2.3 Titration der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I mit Lipiden Der Einfluss von Phospholipiden auf die enzymatische Aktivität des Komplex I wurde durch Titration der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität mit einzelnen Lipiden oder Lipidgemischen untersucht. Ein typischer Kurvenverlauf ist in Abbildung 4-4 dargestellt. Die spezifische Aktivität des isolierten Komplex I lag bei etwa 0.3 U/mg und wurde durch Zugabe der Lipide maximal zehnfach Übereinstimmung mit gesteigert anderen (Abb. 4-4; Studien - 51 - Tab. 4-2). (Sazanov Dabei et al., 2003) wurde mit in den 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Gemischen aus E. coli Lipiden im Vergleich zu Lipiden anderer Organismen oder einzelner Lipide eine höhere Aktivierung erreicht (Tab. 4-2). Das synthetische Dioleylphosphatidylcholin (DOPC) aktivierte den Komplex I lediglich dreifach (Tab. 4-2). Im Mittel lag der Wendepunkt der Titrationskurven mit den natürlich vorkommenden Lipiden bei einem Gewichtsverhältnis von Lipid zu Komplex I von 0.036. Nimmt man eine mittlere molekulare Masse des Lipids von 900 Da an, entspricht dieser Wert etwa 22 Lipidmolekülen pro Komplex I. Eine bessere Löslichkeit des Decyl-Ubichinons durch die Lipide erscheint daher in Anbetracht der Grösse des Membranarms des Komplex I nicht der Grund für die Aktivierung zu sein, zumal der KM des Komplex I zu Decyl-Ubichinon unabhängig von der Anwesenheit von Lipiden ist (Abb. 4-2). Daher ist es vernünftig anzunehmen, dass die Lipide einen direkten Einfluss auf das Enzym nehmen. Abb. 4-4; Aktivierung des E. coli Komplex I durch TLec. Gezeigt ist ein typischer Kurvenverlauf für eine Aktivierung des Komplex I (●), wie er in ähnlicher Form mit allen Lipiden beobachtet wurde. Der mit der Lipidmenge zunehmende DDM-Gehalt der Proben ist ebenfalls dargestellt (□). - 52 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Tab. 4-2; Aktivierung des E. coli Komplex I durch einzelne Lipide oder Lipidgemische. Der Kurvenverlauf ist durch den Wendepunkt und den Umschlagsbereich der Titrationskurve (Abb. 4-4) charakterisiert. Lipid Aktivierung Wendepunkt Umschlagsbereich (x-fach) (w/w) (w/w) 75% PEec 20% PGec 5% CLec 10 0.05 0.02 - 0.1 TLec 9 0.04 0.008 - 0.2 PLec 8 0.037 0.006 - 0.2 PGec 7 0.027 0.007 - 0.2 PEec 6 0.029 0.006 - 0.1 CLec 6 0.037 0.01 - 0.2 PCeg 7 0.053 0.01 - 0.15 PEeg 6 0.04 0.007 - 0.15 SL 6 0.025 0.005 - 0.08 PSbt 5 0.022 0.006 - 0.1 DOPC 3 1.0 0.2 - 2 Die Titrationskurve mit Cardiolipin aus Rind (CLbt) zeigt einen anderen Verlauf, da bei Gewichtsverhältnissen von CLbt zu Komplex I von grösser als 0.1 eine Deaktivierung gemessen wurde (Abb. 4-5). Ein ähnlicher Kurvenverlauf wurde mit dem Komplex I aus Yarrowia lipolytica für CLbt beobachtet (Dröse et al., 2002). Cardiolipin besitzt nicht die Fähigkeit eine Phospholipid- Doppelschicht auszubilden, sondern fällt in höheren Konzentrationen aus (Dowhan, 1997). Es ist daher naheliegend anzunehmen, dass dies die Ursache für die Deaktivierung darstellt. Dass mit Cardiolipin aus E. coli trotzdem ein Kurvenverlauf wie in Abbildung 4-4 gezeigt erhalten wurde, könnte auf eine spezifische Wechselwirkung des CLec mit dem E. coli Komplex I aufgrund anderer Längen der Fettsäuren hindeuten. - 53 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Abb. 4-5; Titration der NADH:Decyl-Ubichinon Komplex I mit Cardiolipin aus Rind (CLbt). Oxidoreduktaseaktivität des E. coli Da die Lipide in Detergenz solubilisiert waren, führte die Zugabe steigender Mengen Phospholipid auch zu einer Zunahme der Detergenzkonzentration in den Proben (Abb. 4-4). Um auszuschliessen, dass die beobachtete Aktivierung durch das Detergenz DDM verursacht wurde, wurde die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des isolierten und des mit PLec in einem 1:1-Gewichtsverhältnis rekonstituierten Komplex I gegen DDM titriert (Abb. 4-6). Die Aktivität änderte sich in dem Konzentrationsbereich des Detergenzes, der bei den Lipidtitrationen erreicht wurde, kaum. Bei einem DDM zu Komplex I Gewichtsverhältnis von drei wurde eine etwa sechsfache Aktivierung des isolierten Enzyms beobachtet, die möglicherweise auf die Bildung gemischter DDM/DQ-Micellen zurückzuführen ist, da in diesem Bereich (entsprechend 0.03 % (w/v) DDM) die kritische micellare Konzentration von DDM liegt (Rosevear et al., 1980). Diese gemischten Micellen könnten die Verfügbarkeit des Substrats für den Komplex I erhöht haben. Der mit Lipid inkubierte Komplex I zeigte diesen Effekt nicht, wahrscheinlich weil das DDM in gemischten DDM/Lipid-Micellen vorlag. Ab einem Gewichtsverhältnis von Detergenz zu Enzym von grösser 20 war die Aktivität unabhängig von der Anwesenheit von Lipid in den Proben und nahm drastisch ab, was wahrscheinlich auf die Fragmentierung des Enzyms zurückzuführen sein dürfte (Leif et al., 1995; Holt et al., 2003). - 54 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Abb. 4-6; Abhängigkeit der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des isolierten Komplex I (o) und des mit PLec in einem 1:1-Gewichtsverhältnis rekonstituierten Komplex I (●) von der DDM-Konzentration. Es wurde die Zeitabhängigkeit der Aktivierung des Komplex I durch verschiedene Mengen eines Gemischs aus 75% PEec, 20% PGec, 5% CLec untersucht. Dieses Gemisch stellt im Groben die Zusammensetzung der E. coli Cytoplasmamembran dar (Dowhan, 1997). Bei einem Lipid zu Komplex I Gewichtsverhältnis, das mit 0.005 kleiner und mit 0.03 gleich dem Wendepunkt der Titrationskurve ist (Tab. 4-2), wurde der Komplex I auch nach 1 Std Inkubation auf Eis nicht aktiviert (Abb. 4-7). Mit einem Lipid zu Komplex I Gewichtsverhältnis von 0.3 wurde bereits nach 15 s Inkubation etwa 60 % der maximalen Aktivität, nach etwa 15 min Inkubation die maximale Aktivität des Komplex I erreicht (Abb. 4-7). Abb. 4-7; Zeitabhängigkeit der Aktivierung des E. coli Komplex I durch ein Gemisch aus 75% PEec, 20% PGec und 5% CLec. Das Gewichtsverhältnis von Enzym zu Lipid betrug 0.005 (□), 0.03 (o) oder 0.3 (●). 100 % entsprechen 2.4 U/mg. - 55 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ In Zusammenarbeit mit Frau Caroline Fraysse (Arbeitsgruppe Prof. Dr. Wolfgang Meier, Physikalisch-Chemisches Institut, Universität Basel) wurde auch ein Triblock-Kopolymer (JWO8) auf seine aktivierende Wirkung untersucht. Dieses Polymer besteht aus zwei hydrophilen Enden, die durch ein hydrophobes Mittelstück verbrückt sind und somit eine natürliche Membran imitiert. Mit einer ersten Polymer-Charge wurde eine knapp zweifache Aktivierung mit dem Wendepunkt bei einem JWO8 zu Komplex I-Gewichtsverhältnis von 0.15 gefunden (Daten nicht gezeigt). Dieses Ergebnis konnte mit anderen Chargen jedoch nicht reproduziert werden. 4.2.4 Einfluss von Lipiden auf das FTIR-Differenzspektrum des Komplex I Es wurden elektrochemisch induzierte FTIR-Differenzspektren des isolierten Komplex I mit denen des in PLec rekonstituierten Enzyms verglichen. Im spektralen Bereich von 1'705 bis 1'770 Wellenzahlen werden charakteristische C=O Schwingungen detektiert, die insbesondere von sauren Aminosäuren (Siebert et al., 1982; Engelhard et al., 1985), aber auch von Estergruppen stammen können. Daher könnten Änderungen in diesem spektralen Bereich auf Redox-induzierte Änderungen der Umgebung von Lipid-Estergruppen gedeutet werden. Mit dem isolierten Komplex I wurde nur ein kleines negatives Signal bei 1'742 Wellenzahlen beobachtet (Abb. 4-8), das möglicherweise durch eine teilweise Protonierung einer sauren Aminosäure entstanden ist. Nach Reaktivierung durch Lipide zeigte die Probe im oxidierten Zustand ein deutliches Signal bei 1'744 Wellenzahlen, im reduzierten Zustand bei 1'730 Wellenzahlen (Abb. 4-8). Dies wird als Verschiebung der C=O Bande von 1'730 nach 1'744 Wellenzahlen in Verbindung mit der Oxidation des Enzyms interpretiert, was durch die Entstehung einer hydrophoberen Umgebung der C=O Gruppen mit weniger Wasserstoffbrücken-Bindungen zu Wasser erklärt werden kann. - 56 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Abb. 4-8; Elektrochemisch induzierte FTIR-Differenzspektren des isolierten Komplex I in Detergenz (unterbrochene Linie) und des in PLec rekonstituierten Enzyms (durchgezogene Linie). Das Differenzspektrum stammt von Spektren einer Probe bei -0.44 V minus dem der gleichen Probe bei 0.21 V. 4.2.5 Einfluss von Lipiden auf das ESR-Spektrum des Komplex I Der Einfluss von Phospholipiden auf die Fe-S Zentren des mit einem 1000-fach molaren Überschuss NADH reduzierten Komplex I wurde ESR-spektroskopisch untersucht. Die Spektren der binuklearen Zentren wurden bei 40 K und 2 mW Leistung aufgenommen. Es wurden keine Unterschiede zwischen den Proben des isolierten Komplex I und des in PLec rekonstituierten Enzyms ausgemacht (Abb. 4-9 A und B). Auch die bei 13 K und 10 mW Leistung aufgenommenen Spektren, die zusätzlich zu den Signalen der binuklearen Fe-S Zentren auch die Signale der tetranuklearen Fe-S Zentren enthalten, zeigten für beide Proben die gleiche Signalform und Amplitude (Abb. 4-9 C und D). Somit veränderte die Zugabe der Phospholipide nicht die unmittelbare Umgebung der Fe-S Zentren des Komplex I. Dieser Befund steht im Einklang mit der Struktur des peripheren Arms des Komplex I aus T. thermophilus (Abb. 2-3), die klar zeigt, dass keines der Fe-S Zentren in der Membran lokalisiert ist. Dies unterstützt die Idee, dass Lipide den Komplex I in direkter Weise aktivieren. - 57 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ g-Wert (A) (B) (C) (D) (E) = (c) - (d) Magnetfeld [mT] Abb. 4-9; ESR-Spektren des Komplex I in Detergenz (A und C) und in Phospholipiden (B und D). Die Spektren (A) und (B) wurden bei 40 K und 2 mW Leistung, die Spektren (C) und (D) bei 13 K und 10 mW Leistung aufgenommen. (E) zeigt die Differenz der Spektren (C) und (D). Die Mikrowellenfrequenz betrug 9.44 GHz, die Modulationsamplitude 0.6 mT, die Zeitkonstante 124 ms und die Aufnahmegeschwindigkeit 17.9 mT/min. - 58 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ 4.3 Die Reaktivität des E. coli Komplex I mit NAD(P)H 4.3.1 Die (d-)NAD(P)H Oxidaseaktivität der E. coli Cytoplasmamembranen Die Atmungsaktivität der Cytoplasmamembranen des E. coli Stamms ANN001 wurde mit den Substraten NADH, d-NADH und NADPH durch Messung des Sauerstoffverbrauchs bestimmt. In diesem Stamm ist das Gen für die NADH Dehydrogenase II durch Insertion einer Resistenzkassette inaktiviert. Sämtliche gemessene NADH-Dehydrogenaseaktivität stammt daher von Komplex I. Die NADH- und die d-NADH Oxidaseaktivität betrug bei 30°C in einem Puffer mit pH 6.0 jeweils 34 ± 2 µM O2/min und war durch 22.5 µM Piericidin A jeweils vollständig hemmbar (Abb. 4-10). Die NADPH Oxidaseaktivität betrug lediglich 14 % der NADH-Oxidaseaktivität und war zudem nicht durch Piericidin A hemmbar (Abb. 4-10). Entsprechende Ergebnisse wurden mit NADH oder NADPH in einem Puffer mit pH 7.5 erhalten, wobei die Oxidaseaktivitäten noch 40 % der Aktivität bei pH 6.0 betrugen (Daten nicht gezeigt). Abb.4-10; (d-)NAD(P)H Oxidaseaktivitäten von Cytoplasma-Membranen des E. coli Stamms ANN001 bei 30°C in Puffer mit pH 6.0. Die Zeitpunkte der Zugabe von (A) NADH, (B) d-NADH und (C) NADPH, sowie des spezifischen Komplex I-Inhibitors Piericidin A sind gekennzeichnet. - 59 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ 4.3.2 Die NAD(P)H:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I Komplex I wurde mit einem Gemisch polarer Lipide aus E. coli im Verhältnis 1:1 (w/w) inkubiert, im Messpuffer mit der entsprechenden Menge des Nukleotids vorgelegt und die Reaktion durch Zugabe von Decyl-Ubichinon gestartet. Durch Auftragen der Aktivität gegen die Nukleotidkonzentration nach der Hanes-Gleichung wurden die Michaelis-Konstante KM und die maximale Umsatzgeschwindigkeit Konzentration des vmax berechnet Decyl-Ubichinon (Tab. 4-3). bei Es konstant wurden sowohl die gehaltenen Nukleotid- konzentrationen (100 µM NADH oder 5 mM NADPH), als auch die Konzentration der Nukleotide in Gegenwart von 50 µM Decyl-Ubichinon variiert. Die NADPH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität war nicht Piericidin-sensitiv, im Gegensatz zur NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität (Tab. 4-3). Tab. 4-3; Kinetische Parameter der NAD(P)H:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I. Parameter NADH NADPH vmax [U/mg] 2.9 KM [µM] Piericidin ASensitivität DQ NADH NADPH 0.37 2.6 0.43 13 1'870 3.5 8.8 + - + - Für die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität wurde ein KM von Komplex I zu NADH von 13 µM und zu DQ von 3.5 µM gemessen. Der vmax gemessen anhand der Absorbanz des NADH betrug 2.9 U/mg. Ein ähnlicher Wert von 2.6 U/mg wurde bei der Messung der Absorbanz des DQ bestimmt, was zeigt, dass der physiologische Elektronentransfer von NADH auf DQ gemessen wurde. Der KM des Komplex I zu NADPH war 1.9 mM. Damit hat der Komplex I eine etwa 150-fach geringere Affinität zu NADPH als zu NADH. In Verbindung mit der etwa achtfach langsameren Reaktionsgeschwindigkeit des Komplex I mit NADPH im Vergleich zu NADH zeigen diese Daten, dass NADPH ein schlechtes Substrat des Komplex ist. Der 2.5-fach höhere KM des Komplex I zu DQ mit NADPH als Substrat könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Elektronen des NADPH auf eine andere Chinonbindestelle übertragen werden, als die Elektronen des NADH. - 60 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Die pH-Abhängigkeit der NAD(P)H:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktase- aktivität des Komplex I aus E. coli wurde mit 100 µM NADH oder 1 mM NADPH und je 50 µM Decyl-Ubichinon gemessen (Abb. 4-11). Das Optimum der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität lag um pH 7.0, wohingegen es mit NADPH als Substrat bei pH 5.5 lag. Abb. 4-11; Abhängigkeit der NAD(P)H:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des in PLec rekonstituierten Komplex I aus E. coli vom pH-Wert. Die Substratkonzentrationen betrugen (do) 100 µM NADH und (●) 1 mM NADPH bei je 50 µM Decyl-Ubichinon. 4.3.3 Die NAD(P)H-induzierte Protonentranslokation des Komplex I Es wurde untersucht, ob die NADPH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I mit der Ausbildung eines pH-Gradienten gekoppelt ist (vgl. Kap. 4.4.4). Die Reaktion wurde mit 5 mM NADPH gestartet, was mit den kinetischen Parametern der Reaktion (Tab. 4-3) nach der Michaelis-MentenGleichung einen Umsatz von etwa 0.27 U/mg ergeben sollte. Zum Vergleich wurde die Nachweisgrenze der Protonentranslokation über eine Titration mit NADH ermittelt. Für einen Umsatz von 0.27 U/mg werden 1.3 µM NADH benötigt. Die Zugabe von 1 µM NADH führte zur Ausbildung eines erkennbaren ACMASignals, die Zugabe von 5 mM NADPH jedoch nicht (Abb. 4-12). Die Abnahme der relativen Fluoreszenz um 76 % bei NADPH-Zugabe trat auch mit Liposomen ohne Komplex I auf und stammte von der Absorption des NADPH. Um den Einfluss der Nukleotide auf das Fluoreszenzsignal zu minimieren, wurde die Anregungswellenlänge von 410 nm auf 430 nm verschoben. - 61 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Abb. 4-12; Die Protonentranslokation des in Proteoliposomen rekonstituierten E. coli Komplex I. Gemessen wurde die Fluoreszenz des pH-Gradientenindikators ACMA bei einer Anregungswellenlänge von 430 nm und einer Emissionswellenlänge von 480 nm. Die Reaktion wurde entweder mit 5 mM NADPH, oder mit 1, 2, 5, 10, 50 und 100 µM NADH gestartet. Geringere Substratkonzentrationen führten jeweils zu den kleineren Signalen. 4.3.4 Die Reduzierbarkeit des Komplex I durch NAD(P)H Die Daten in Tabelle 4-3 zeigen, dass die Elektronen des NADPH zwar nicht zur Piericidin A-sensitiven Q-Bindestelle gelangen, trotzdem wird NADPH von Komplex I oxidiert (Tab. 4-3). Um zu untersuchen, ob diese Oxidation am FMN stattfindet oder ob die Elektronen auf die Fe-S Zentren übertragen werden, wurden ESR-Spektren eines Komplex I Aliquots, das mit einem 1'000-fach molaren Überschuss NADH reduziert worden war und eines Aliquots, das mit einem 1'000-fach molaren Überschuss NADPH reduziert worden war, aufgenommen (Abb. 4-13). Die Spektren zeigten weder bei 40 K noch bei 13 K signifikante Unterschiede in Position und Amplitude der Signale. - 62 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Abb. 4-13; ESR-Spektren des E. coli Komplex I aufgenommen bei (A) 40 K und 2 mW und (B) 13 K und 5 mW. Die Proben waren mit einem 1'000-fach molaren Überschuss (a) NADH und einem 1'000-fach molaren Überschuss (b) NADPH reduziert worden. Die Mikrowellenfrequenz betrug 9.44 GHz, die Modulationsamplitude 0.6 mT, die Zeitkonstante 124 ms und die Aufnahmegeschwindigkeit 17.9 mT/min. Da die Oxidation des NADPH viel langsamer verläuft als die des NADH, wäre es denkbar, dass eine unterschiedliche Reduktion der einzelnen Fe-S Zentren des Komplexes durch ein möglichst schnelles Mischen der Probe mit dem jeweiligen Nukleotid oder die Reduktion durch einen lediglich zehnfach molaren Überschuss der Nukleotide zu erreichen ist. Nach Reduktion des Komplex I mit jeweils dem 1'000-fach molaren Überschuss NAD(P)H und Einfrieren innerhalb von 5 s lagen beide Proben vollständig reduziert vor (Abb. 4-14). Um auszuschliessen, dass die Reduktion der Fe-S Zentren der geschwindigkeits-bestimmende Schritt der Reaktion mit NADPH darstellt, wurde das Experiment mit einem zehnfachen molaren Überschuss NAD(P)H wiederholt. Anhand der kinetischen Parameter der NAD(P)H:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I (Tab. 4-3) wurde erwartet, dass in diesem Fall der Reduktionsgrad der mit NADH reduzierten Probe im Vergleich zur mit NADPH reduzierten höher ist. Es zeigte sich, dass die Fe-S Zentren verglichen mit vollständig reduziertem Komplex I in beiden Fällen zu etwa 20 bis 40 % reduziert vorlagen, wobei die mit NADH reduzierte Probe einen nur unwesentlich höheren Reduktionsgrad aufwies - 63 - (Abb. 4-14). Ein deutlicher 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Unterschied zeigte sich für das Zentrum N2, das durch NADPH zu weniger als 10 %, mit NADH jedoch zu etwa 25 % reduziert vorlag (Abb. 4-14). Der Grund für die nur teilweise Reduktion der Fe-S Zentren liegt in der geringen Nukleotidkonzentration, da sich unter den experimentellen Bedingungen schnell ein Gleichgewichtspotential einstellt, das nicht ausreicht, den Komplex I vollständig zu reduzieren. Abb. 4-14; ESR-Spektren des E. coli Komplex I aufgenommen bei (A) 40 K und 2 mW und (B) 13 K und 5 mW. Die Proben wurden mit einem 1'000-fach molaren Überschuss (a) NADH und (b) NADPH, sowie einem zehnfach molaren Überschuss (c) NADH und (d) NADPH reduziert und innerhalb von 5 s nach Mischen von Enzym und Substrat eingefroren. Die Mikrowellenfrequenz betrug 9.44 GHz, die Modulationsamplitude 0.6 mT, die Zeitkonstante 124 ms und die Aufnahmegeschwindigkeit 17.9 mT/min. - 64 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Ein wechselseitiger Einfluss der Bindung der Nukleotide und des Chinons wurde durch die Zugabe eines zehnfach molaren Überschuss DQ zu den Proben untersucht. Die Reduktion des Komplex I durch jeweils einen 1'000-fachen molaren Überschuss der Nukleotide in Gegenwart eines zehnfach molaren Überschuss DQ führt zu einer vollständigen Reduktion der Fe-S Zentren des Komplex I (Daten nicht gezeigt). Wurde jedoch nur ein zehnfach molarer Überschuss der Nukleotide eingesetzt und die Reaktion nach 5 s durch Einfrieren der Probe abgebrochen, ergaben sich völlig andere Spektren: Die binuklearen Fe-S Zentren der mit NADH reduzierten Probe waren fast vollständig oxidiert, wohingegen in den mit NADPH reduzierten Proben N1a zu 70 %, N1b zu 40 % reduziert vorlagen (Abb. 4-15). Während die tetranuklearen Fe-S Zentren der mit NADH reduzierten Probe überwiegend oxidiert vorlagen, lagen diese Zentren nach Reduktion mit NADPH zu etwa 50 % reduziert vor (Abb. 4-15). Der durch NADH reduzierte Komplex I wird vermutlich durch DQ viel schneller reoxidiert als bei Reduktion mit NADPH, obwohl beide Reduktionsmittel die Fe-S Zentren im Rahmen der hier erreichten Zeitauflösung im Sekunden-Bereich mit vergleichbarer Geschwindigkeit reduzieren. Abb. 4-15; ESR-Spektren des E. coli Komplex I aufgenommen bei (A) 40 K und 2 mW und (B) 13 K und 5 mW. Die Proben wurden mit einem zehnfach molaren Überschuss (a) NADH und (b) NADPH in Gegenwart eines zehnfach molaren Überschuss DQ reduziert und innerhalb von 5 s nach Mischen von Enzym und Substrat eingefroren Die Mikrowellenfrequenz betrug 9.44 GHz, die Modulationsamplitude 0.6 mT, die Zeitkonstante 124 ms und die Aufnahmegeschwindigkeit 17.9 mT/min. - 65 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Da die Elektronen des NADPH nicht zur Inhibitor-sensitiven ChinonBindestelle gelangten (Tab. 4-3), wurde untersucht, ob sie möglicherweise auf Sauerstoff übertragen werden, was zur Bildung von Superoxid-Radikalen führen würde. Dazu wurde der Radikalfänger DEPMPO eingesetzt, dessen mit SuperoxidRadikalen gebildetes Addukt ESR-spektroskopisch leicht nachweisbar ist (Vasquez-Vivar et al., 2000). Eine Komplex I-Probe, die mit Phospholipiden, einem zehnfach molaren Überschuss DQ und 100 mM DEPMPO inkubiert worden war zeigte in Abwesenheit eines Reduktionsmittels kein ESR-Signal (Abb. 4-16). Die Zugabe von 1 mM NADH resultierte in einem sehr schwachen Signal des DEPMPO-OOH Addukts, wohingegen nach Zugabe von 1 mM NADPH die charakteristischen Signale des DEPMPO-OOH Addukts deutlich detektiert wurde (Abb. 4-16). Diese ESR-Signale wurden in Anwesenheit der Superoxid Dismutase nicht nachgewiesen (Abb. 4-16), was bestätigte, dass die Signale von SuperoxidRadikalen stammten. In Abwesenheit von DQ waren die Signale deutlich kleiner, während sie durch Piericidin A nicht beeinflusst waren (Abb. 4-16). Daher gelangen die Elektronen des NADPH im Komplex I wahrscheinlich zur molekular nicht charakterisierten Inhibitor-insensitiven Chinon-Bindestelle des Komplex I, von wo aus sie über ein Semichinon-Radikal auf Sauerstoff gelangen. Abb. 4-16; ESR-spektroskopischer Nachweis der Entstehung von Superoxid-Radikalen. Die Komplex I-Probe wurde mit (A) Phospholipiden, 100 µM DQ und 100 mM DEPMPO und zusätzlich (B) 1 mM NADH, (C) 1 mM NADPH, (D) 1 mM NADPH und Superoxid Dismutase (100 units/ml), (E) 1 mM NADPH, aber ohne DQ inkubiert und (F) mit 1 mM NADPH und 10 µM Piericidin A inkubiert. Die Spektren wurden bei Raumtemperatur mit einer Mikrowellenfrequenz von 9.65 GHz, einer Modulationsamplitude von 0.1 mT, einer Zeitkonstante von 164 ms und einer Aufnahmegeschwindigkeit von 5.4 mT/min aufgenommen. - 66 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ 4.3.5 NAD(P)H-induzierte konformative Änderungen des Komplex I Die Ergebnisse der Enzymkinetik und der ESR-Spektroskopie können so interpretiert werden, dass die Bindung von NADH eine für die Bindung des Chinons möglicherweise erforderliche Konformationsänderung induziert, die Bindung von NADPH jedoch nicht. Um Änderungen in der Struktur des Komplex I zu untersuchen, wurden CD-Spektren des Enzyms ohne Substrat und in Gegenwart von NAD(P)H aufgenommen (Abb. 4-17). Die Spektren von Komplex I ohne Substrat und in Gegenwart von NADPH waren fast identisch. Das Spektrum des Komplex I in Gegenwart von NADH unterscheidet sich jedoch im Bereich zwischen 204 und 229 nm deutlich von den beiden anderen Spektren. Während die Zugabe von NADH anscheinend zu einer Konformationsänderung des Komplex I führt, ist diese Änderung durch die Zugabe von NADPH nicht nachzuweisen. Abb. 4-17; CD-Spektren von Komplex I ohne Substrat (schwarze Kurve), in Anwesenheit von 20 µM NADH (grüne Kurve) und von 20 µM NADPH (rote Kurve). Der Ausschnitt zeigt eine Vergrößerung des spektralen Bereichs zwischen 204 und 229 nm. - 67 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ 4.3.6 Die Nukleotidspezifität des NADH Dehydrogenase-Moduls des Komplex I Ein in der NADH-Bindestelle positioniertes Phenylalanin (F67 auf NuoF) könnte möglicherweise der Grund dafür sein, dass NADPH im Vergleich zu NADH ein so viel schlechteres Substrat für Komplex I ist. Um diese Hypothese zu untersuchen, wurden von Frau Miriam Herbstritt (2007) diverse Mutationen dieser Position im NADH Dehydrogenase-Modul generiert und deren kinetische Parameter zu NADH und NADPH mit dem Elektronenakzeptor K3[Fe(CN)6] bestimmt (Tab. 4-4). Im Rahmen der Genauigkeit der Messmethode zeigten die Varianten F67A, F67G und F67E keine Aktivität. Die Aktivität der Varianten F67H, F67Q und F67Y war im Vergleich zum Wildtyp deutlich reduziert. Auffällig ist der deutlich kleinere KM der Variante F67H zu NADPH von etwa 700 µM im Vergleich zu der von etwa 2.4 mM des Moduls aus dem Ausgangsstamm (Tab. 4-4). Da die Aktivität bei pH 6.0 gemessen wurde, sollte das eingeführte Histidin (pka = 6.04) zur Hälfte protoniert und somit positiv geladen vorliegen. Dadurch wäre eine ionische Stabilisierung der negativ geladenen C2'-Phosphatgruppe des NADPH denkbar. Warum die F67Y zwar eine unverändert hohe Affinität zu NADH aufweist, aber trotzdem nur etwa 4 % der Aktivität des Wildtyps zeigt, ist unklar, könnte aber daran liegen, dass die Präparation durch das Einfrieren und Auftauen vor der Messung Aktivität verloren hat (Herbstritt, 2007). Möglich wäre, dass die zusätzliche Hydroxy-Gruppe zu einer strukturellen Änderung führt, die eine Elektronenübertragung auf das FMN erschwert. Tab. 4-4; Kinetische Parameter der NAD(P)H/Ferricyanid verschiedener Varianten des NADH Dehydrogenase-Moduls. Probe Ausgansstamm NADH KM [µM] 8±2 Oxidoreduktaseaktivität NADPH vmax [U/mg] KM [µM] vmax [U/mg] 103 ± 4 2381 ± 446 41 ± 5 F67H 51 ± 17 9±1 699 ± 197 16 ± 2 F67Q 292 ± 24 23 ± 1 2521 ± 168 8.8 ± 0.2 4.4 ± 0 — — F67Y 9±2 - 68 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ 4.4 Die mit der Redox-Reaktion des Komplex I gekoppelte Ionentranslokation 4.4.1 Die Abhängigkeit der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I von der Na+-Konzentration Um festzustellen, ob das Na+-Ion ein Substrat des E. coli Komplex I ist, wurde der Einfluss der Na+-Konzentration auf die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des in Lipiden rekonstituierten Komplex I untersucht. Die eingestellten Na+-Konzentrationen lagen im Bereich von 25 µM bis 100 mM, wobei die Ionenstärke des Messpuffers durch Zugabe von KCl konstant gehalten wurde. Die Aktivität wurde sowohl bei pH 6.0 als auch bei pH 7.5 titriert, um einen durch die veringerte H+-Konzentration möglichen Wechsel des Substrats von H+ zu Na+ zu erfassen. Im Rahmen der Messgenauigkeit zeigte sich bei beiden pH-Werten keine signifikante Abhängigkeit der Aktivität von der + Na -Konzentration (Abb. 4-18). Die bei pH 7.5 im Vergleich zu pH 6.0 deutlich niedrigere Aktivität des Komplex I ist auf die im basischerem pH-Wert erhöhte Labilität des Enzyms zurückzuführen (vgl. Abb. 4-11; Leif et al., 1995; Böttcher et al., 2002). Eine Messung in alkalischerem Milieu ist daher nicht möglich. Abb. 4-18; Abhängigkeit der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des in PLec rekonstituierten E. coli Komplex I von der Na+-Konzentration bei (d ) pH 6.0 und (●) pH 7.5. - 69 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ 4.4.2 Die Abhängigkeit der Hemmung des Komplex I von der Na+-Konzentration Der Effekt der Amiloride Benzamil und EIPA, die als Inhibitoren von Na+/H+-Antiportern bekannt sind, sowie von DCCD auf die NADH:DecylUbichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I wurde in Gegenwart von entweder 25 µM oder 100 mM NaCl untersucht (Abb. 4-19). Es ergaben sich unabhängig von der Na+-Konzentration IC50-Werte von 70 µM für Benzamil, 100 µM für EIPA und 250 µM für DCCD. Somit kann ausgeschlossen werden, dass diese Inhibitoren an eine hypothetische Na+-Bindestelle binden. Für den in der Membran vorliegenden Komplex I wurden Werte von 45 µM für Benzamil und >100 µM für EIPA berichtet (Nakamaru-Ogiso et al., 2003a), der IC50 von DCCD betrug für den Komplex I aus Rinderherz 150 µM (Yagi, 1987). Die ermittelten IC50-Werte für den Komplex I aus E. coli liegen somit in verbleichbarem Bereich. Messungen von Herrn Daniel Schneider (2005) in unserer Arbeitsgruppe ergaben bei pH 7.5 einen mehr als fünffach grösseren IC50 zu DCCD im Vergleich zu Messungen bei pH 5.5. Offensichtlich tauscht das Proton der DCCD-bindenden Aminosäure mit der Lösung aus, wodurch die Ausbildung einer kovalenten Bindung zu DCCD erschwert wird. Die pH-Abhängigkeit der DCCD-Inhibition ist ein weiterer Hinweis auf die Protonentranslokation des E. coli Komplex I. - 70 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Abb. 4-19; Inhibierung der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des in PLec rekonstituierten Komplex I durch (A) EIPA, (B) Benzamil und (C) DCCD. Gemessen wurde in Puffer mit 100 mM NaCl ( ), oder in Puffer mit 25 µM NaCl und 100 mM KCl (●) statt. 100 % Aktivität entsprachen 2.5 bis 3.0 U/mg. - 71 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ 4.4.3 Nachweis des mit der Redox-Reaktion des Komplex I gekoppelten Membranpotentials Das durch die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I an Proteoliposomen gebildete Membranpotential wurde durch den Fluorophor ANS nachgewiesen (Abb. 4-20). Der Einbau des Komplexes in die Proteoliposomen in der geeigneten Orientierung war in früheren Arbeiten gezeigt worden (Stolpe, 2003). Die in 5 mM MES/KOH, 80 mM NaCl, pH 6.0 resuspendierten Proteoliposomen wurden in dem selben Puffer mit 50 µM DQ und 1 µM ANS für 3 min bei Raumtemperatur inkubiert. Nach Zugabe von 50 µM NADH wurde ein um 90 % gesteigertes Fluoreszenzsignal gemessen. Dass dieses Signal durch die Redox-Reaktion des Komplex I zustande kam, wurde durch die Sensitivität des Signals gegenüber Piericidin A bewiesen. Die Inkubation der Proteoliposomen mit 100 µM DCCD, einem Komplex I-Hemmstoff (s. Kap. 4.4.2) führte ebenso zum Verlust des Signals. Während der Na+-Ionophor ETH-157 keinen Einfluss auf das Signal hatte, trat nach Inkubation der Proteoliposomen mit dem Protonophor CCCP keine Fluoreszenzänderung auf. Die Zugabe einer entsprechenden Menge Ethanol, in dem die Additive gelöst waren, beeinflusste das ANS-Signal nicht (Daten nicht gezeigt). Diese Ergebnisse sind ein deutlicher Hinweis darauf, dass Komplex I Protonen und nicht Na+-Ionen transloziert. - 72 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Abb. 4-20; Nachweis eines von der Redox-Reaktion des Komplex I induzierten Membranpotentials durch Messung der ANS-Fluoreszenz von Komplex I-Proteoliposomen. Die Redox-Reaktion wurde in Gegenwart von je 50 µM DQ und NADH beobachtet. Spur (A) zeigt die Fluoreszenzänderung des Ansatzes ohne weitere Zugaben, Spur (B) mit 10 µM Piericidin A, Spur (C) mit 100 µM DCCD, Spur (D) mit 10 µM CCCP und Spur (E) mit 10 µM ETH-157. Die Pfeile markieren den Zeitpunkt der NADH-Zugabe. Die Anregungswellenlänge war 380 nm, die Emissionswellenlänge betrug 480 nm. 4.4.4 Nachweis der mit der Redox-Reaktion des Komplex I gekoppelten Protonentranslokation Das Fluorophor ACMA zeigt einen pH -Gradienten über die Membran an. Die Sensitivität des ACMA gegenüber Protonen wurde an Liposomen ohne Enzym getestet. Die Zugabe von 10 mM HCl führte zu einer Zunahme, die Zugabe von 10 mM NaOH zu einer Abnahme der Fluoreszenz, die Zugabe der gleichen Menge NaCl hingegen hatte keinen Einfluss auf das Signal (Daten nicht gezeigt). Somit reagiert ACMA auf die Ausbildung eines Protonengradienten, jedoch nicht auf einen Na+-Gradienten. Die in 5 mM MES/KOH, 80 mM NaCl, pH 6.0 resuspendierten Proteoliposomen wurden in dem selben Puffer mit 50 µM DQ und 2 µM ACMA für 3 min bei Raumtemperatur inkubiert. Nach Zugabe von 50 µM NADH wurde ein um 40 % vermindertes Fluoreszenzsignal gemessen (Abb. 4-21). Dieses Signal war sensitiv gegenüber Piericidin A, DCCD, CCCP, und dem Na+/H+-Tauscher Monensin (Abb. 4-21), sowie den Komplex I-Hemmstoffen EIPA und Benzamil (s. Kap. 4.4.2), die in Konzentrationen von 500 µM bzw. - 73 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ 300 µM eingesetzt wurden. Das mit den Amiloriden gemessene Signal war vergleichbar dem mit DCCD erhaltenen (vgl. Abb. 4-21 C). Die Zugabe einer entsprechenden Menge Ethanol hatte keinen Einfluss auf die ACMA-Fluoreszenz (Daten nicht gezeigt). Um zu zeigen, dass der Komplex I auch in alkalischem Milieu Protonen transloziert, wurden die Experimente in 5 mM Tris/HCl, 50 mM NaCl, pH 7.5 wiederholt. Es wurden entsprechende Ergebnisse erhalten, wobei das Fluoreszenzsignal etwa dreimal kleiner war als bei pH 6.0 (Abb. 4-21). Dies ist zum einen auf die geringere Fluoreszenzinensität des ACMA, zum anderen auf die verminderte Stäbilität des Komplex I bei diesem pH-Wert zurückzuführen. Diese Ergebnisse zeigen, dass es sich bei Komplex I aus E. coli um eine primäre Protonenpumpe handelt. Abb. 4-21; Nachweis eines von der Redox-Reaktion des Komplex I induzierten pHGradienten. Die ACMA-Fluoreszenz von Komplex I-Proteoliposomen wurde gemessen. Die Redox-Reaktion wurde in Gegenwart von je 50 µM DQ und NADH beobachtet. Spur (A) zeigt die Fluoreszenzänderung des Ansatzes ohne weitere Zugaben bei pH 6.0 (─) und bei pH 7.5 (---), Spur (B) mit 10 µM Piericidin A, Spur (C) mit 100 µM DCCD, Spur (D) mit 20 µM CCCP, Spur (E) mit 10 µM Monensin und Spur (F) mit Zugabe von 20 µM CCCP in die laufende Reaktion. Die Pfeile markieren den Zeitpunkt der NADH-Zugabe. Die Anregungswellenlänge war 410 nm, die Emissionswellenlänge betrug 480 nm. - 74 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Um einen von Komplex I möglicherweise katalysierten Na+/H+-Antiport nachzuweisen, wurde der Komplex in einem Puffer mit 80 mM NaCl in Vesikel rekonstituiert und in dem selben Puffer resuspendiert. Die Proteoliposomen wurden in Puffer mit 1 mM NaCl gegeben, wobei die Ionenstärke des Messpuffers mit 79 mM Tetramethylammoniumchlorid (TMA) konstant gehalten wurde und das ACMA-Signal detektiert. Analog wurden Komplex I-Proteoliposomen in einem Puffer mit 1 mM NaCl und 79 mM TMA rekonstituiert und resuspendiert und zur Messung in Puffer mit 80 mM NaCl gegeben. Wäre der E. coli Komplex I zu einem passiven Na+/H+-Antiport fähig, hätte der Na+-Gradient im ersten Fall zu einem Fluoreszenzsignal wie in Abbildung 4-21 (A) gezeigt bzw. im zweiten Fall zu einem entsprechenden Signal mit positiver Änderung der Fluoreszenz führen müssen, was nicht beobachtet wurde (Abb. 4-22). Die Fluoreszenzänderung bei Zugabe der Komplex I-Proteoliposomen wurde auch in einem entsprechenden Experiment mit Phospholipid-Vesikeln beobachtet (Daten nicht gezeigt). Um zu überprüfen, ob der in Proteoliposomen rekonstituierte Komplex I aktiv war, wurde die Redox-Reaktion des Komplex I durch Zugabe der Substrate gestartet. Das erhaltene Signal der in 80 mM NaCl hergestellten Proteoliposomen war in Puffer mit 1 mM NaCl um etwa 20 % grösser, als in Puffer mit 80 mM NaCl (Abb. 4-22). Wurden die Proteoliposomen jedoch vor dem Starten der Reaktion mit 10 µM ETH-157 inkubiert, war der Unterschied in der Signalgrösse nicht mehr feststellbar (Daten nicht gezeigt). Es scheint daher nicht ausgeschlossen, dass die Redox-Reaktion des Komplex I an einen sekundären Na+/H+-Antiport gekoppelt ist. - 75 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Abb. 4-22; Einfluss eines Na+-Gradienten auf den durch Komplex I-Proteoliposomen (KP) gebildeten Protonengradienten. Gezeigt sind die Fluoreszenzsignale von Proteoliposomen, die (A) in Puffer mit 80 mM NaCl hergestellt und in Puffer mit 1 mM NaCl und 79 mM TMA gemessen wurden und (B) in Puffer mit 1 mM NaCl und 79 mM TMA hergestellt und in Puffer mit 80 mM NaCl gemessen wurden. Die Spuren (C) und (D) zeigen die Fluoreszenzsignale von Proteoliposomen, die in Puffer mit 80 mM NaCl hergestellt wurden und in Puffer mit (C) 80 mM NaCl und in Puffer mit (D) 1 mM NaCl und 79 mM TMA gemessen wurden. Alle Messungen fanden bei pH 6.0 mit 3 µl Proteoliposomen, 1 µM ACMA, 50 µM DQ und 50 µM NADH statt. Die Anregungswellenlänge war 410 nm, die Emissionswellenlänge betrug 480 nm. Die Hemmung der Protonentranslokation des Komplex I durch Zn2+ wurde bei pH 6.0 und 7.5 untersucht. Dazu wurden die bei pH 6.0 und einer NaClKonzentration von 50 mM hergestellten Proteoliposomen entweder in 5 mM MES/NaOH, pH 6.0 oder in 5 mM Tris/HCl, pH 7.5 mit 50 mM NaCl, 50 µM DQ, 1 µM ACMA und Zn2+-Konzentrationen im Ansatz bis 0.5 mM (pH 6.0) bzw. bis 0.1 mM (pH 7.5) für 3 min bei Raumtemperatur inkubiert. Die mit der RedoxReaktion gekoppelte Protonentranslokation wurde durch Zugabe von 100 µM NADH gestartet und die Amplitude des ACMA-Signals registriert. Es zeigte sich, dass Zn2+ die Protonentranslokation inhibiert (Abb. 4-23). Bei pH 6.0 ergab sich ein IC50 von etwa 100 µM, bei pH 7.5 von etwa 20 µM, was ein deutliches Indiz für die Kompetition von Zn2+ und Protonen ist. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit zeigte Frau Dinah Mattay (2006), dass auch die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I durch Zn2+ gehemmt wird. Dabei ergaben - 76 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ sich IC50-Werte von 25 µM bei pH 6.0 und 2.5 µM bei pH 7.5. Die Diskrepanz im Vergleich der Werte könnte verschiedene Gründe haben. Es wurde in verschiedenen Systemen gemessen, da die Reaktion mit Proteoliposomen an den entstehenden pH-Gradienten gekoppelt ist, wohingegen die Redox-Reaktion des mit Lipid inkubierten Komplex I entkoppelt abläuft. Die Bestimmung der Fläche des ACMA-Signals statt seiner Amplitude würde zu einem etwas anderen Ergebnis führen. Dieser Aufwand wurde hier nicht betrieben, da es nur darum ging, den prinzipiellen Nachweis der Zn2+-Hemmung bei verschiedenen pH-Werten zu führen. Ausserdem hat die Inkubationsdauer einen grossen Einfluss auf die Hemmung des Komplex I durch Zn2+, wie kürzlich am mitochondrialen Enzym gezeigt wurde (Sharpley und Hirst, 2006). Abb. 4-23; Hemmung der Protonentranslokation des Komplex I durch Zn2+. Es wurde die Amplitude des ACMA-Fluoreszenzsignals mit Komplex I-Proteoliposomen bei einer Anregungswellenlänge von 410 nm und einer Emissionswellenlänge von 480 nm gemessen. Die Kurve (A) zeigt die Messungen bei pH 6.0 die mit etwa 5 µg Komplex I durchgeführt wurden, die Kurve (B) zeigt die Messungen bei pH 7.5 die mit etwa 30 µg Komplex I durchgeführt wurden. Die Reaktion wurde mit 50 µM DQ und 100 µM NADH gestartet. 100 % entsprechen in (A) 40 % Abnahme der relativen Fluoreszenz, in (B) 75 %. Die grössere Abnahme der Fluoreszenz bei pH 7.5 kam durch den Einsatz der sechsfachen Menge Komplex I zustande. Die Signaldauer bis zur Rückkehr zur Basislinie war bei pH 7.5 etwa ein Drittel der Zeit bei pH 6.0. - 77 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ 4.4.5 Szintillationsmessungen mit Falls der Komplex I in 22 der Na+ an Komplex I-Proteoliposomen Lage translozieren, wäre dies eindeutig mit 22 sein sollte, auch Na+-Ionen zu Na+ nachweisbar (Kaesler und Schönheit, 1989). Zunächst wurde die Dichtigkeit der für dieses Experiment in 5 mM MES/NaOH, pH 6.0 oder in 5 mM Tris/HCl, pH 7.5 und je 10 mM NaCl hergestellten Proteoliposomen mittels ACMA-Fluoreszenz und die Sensitivität des Signals gegen Piericidin A und CCCP bestätigt (Daten nicht gezeigt). Ein Aliquot dieser aktiven Proteoliposomen wurde in Puffer mit 22 Na+ (3 µCi) überführt und die NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität durch Zugabe von je 140 µM DQ und NADH gestartet. Die Proben für die Szintillationsmessungen wurden nach Reaktionszeiten signifikantes zwischen Signal Proteoliposomen 30 s und nachgewiesen mit ETH-157 3 min werden. oder entnommen. Es Selbst Behandlung Monensin nach lagen die konnte kein der gemessenen Signalintensitäten im Bereich des statistischen Rauschens. Daher lieferte dieses Experiment keinen Nachweis für eine mögliche Translokation von Na+-Ionen durch den E. coli Komplex I. 4.4.6 FTIR-Differenzspektren des Komplex I in Gegenwart von Na+- und K+-Ionen Die mögliche Wechselwirkung einzelner Aminosäuren des Komplex I mit Na+-Ionen wurde FTIR-spektroskopisch untersucht. Dazu wurde der Komplex I in Puffer gebracht, die als Kationen entweder Na+ oder K+ enthielten. Um Vergleichsspektren einer primären Na+-Pumpe zu erhalten, wurde die NADH:Chinon Reduktase (NQR) aus Vibrio cholerae herangezogen. Die NQR ist evolutionär nicht mit dem Komplex I verwandt, katalysiert aber die gleiche Elektronentransfer-Reaktion, allerdings gekoppelt mit der Erzeugung eines Na+-Gradienten (Zhou et al., 1999; Barquera et al., 2002). Das Enzym wurde freundlicherweise von Dr. Blanca Barquera (Troy Universität, New York, USA) zur Verfügung gestellt. Während das Differenzspektrum des Komplex I aus E. coli in einem Puffer mit 200 mM NaCl nur minimale Änderungen zu dem Differenzspektrum in einem Puffer mit 200 mM KCl aufwies, zeigte die NQR in dem Na+-Puffer ein deutlich anderes Differenzspektrum als in dem K+-Puffer - 78 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ (Abb. 4-24). Die Unterschiede zwischen den Komplex I-Spektren im Bereich von 1'400 bis 1'500 Wellenzahlen sind auf Schwingungen deprotonierter Carboxylatreste zurückzuführen (Venyaminov und Kalnin, 1990), wahrscheinlich aufgrund der Bildung von -CO2-Na+-Paaren. Die deutlichsten Unterschiede zwischen den Spektren der NQR lagen im Amid I-Bereich von 1'620 bis 1'690 Wellenzahlen und stammen hauptsächlich von Carbonylschwingungen der Peptidbindungen des Protein-Rückgrats (Arrondo et al., 1993). Außerdem traten Änderungen in den Schwingungen zwischen 1'540 und 1'590 Wellenzahlen auf, die typisch für protonierte Carboxylreste sind (Venyaminov und Kalnin, 1990). Aufgrund des kleinen Effekts der Na+-Ionen auf das Differenzspektrum des Komplex I im Vergleich mit den grossen Variationen des Spektrums der NQR erscheint eine spezifische Wechselwirkung zwischen Na+ und Komplex I unwahrscheinlich. Abb. 4-24 Elektrochemisch induzierte FTIR-Differenzspektren der NQR (oben) und von Komplex I (unten). Die Spektren wurden in Anwesenheit von entweder je 200 mM Na+ (schwarze Kurve) oder K+ (graue Kurve) aufgenommen. Das Potential wurde für die NQR von -0.45 auf 0 V und für den Komplex I von -0.45 auf 0.2 V geändert. - 79 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ 4.4.7 FTIR-Differenzspektren des Komplex I in Gegenwart verschiedener Protonenkonzentrationen Da an der enzymatischen Reaktion des Komplex I Protonen beteiligt sind, wurde davon ausgegangen, dass der pH-Wert einen Einfluss auf die elektrochemisch induzierten FTIR-Differenzspektren des Komplex I haben sollte. Daher wurden Spektren des Komplexes bei pH 5.5, 6.5 und 7.5 aufgenommen (Abb. 4-25). Das charakteristische Merkmal der Spektren ist das grosse Signal im Amid I-Bereich, das unter anderem Variationen des Polypeptid-Rückgrats anzeigt. Die grossen Änderungen des Spektrums des Komplexes bei pH 7.5 verglichen mit dem bei pH 6.5 könnte auf eine teilweise Fragmentierung des Enzyms hindeuten, die sich in der Abnahme der Signalamplituden bei 1'666 Wellenzahlen zeigt. Ein Vergleich der Spektren des Komplexes bei pH 6.5 und 5.5, die nur Signale des intakten Enzyms enthalten, zeigt eine Änderung bei 1'732 Wellenzahlen, die in Kombination mit der Änderung der Signalamplituden bei etwa 1'585 und 1'408 Wellenzahlen auf eine Protonierung einer Aspartatoder Glutamat-Seitenkette hindeutet (Venyaminov und Kalnin, 1990). Diese bei pH 5.5 durch die Reduktion des Komplex I induzierte Protonierung zeigt, dass der lokale pKa dieses Restes um 5.5 liegen muss. Weitere Unterschiede lassen möglicherweise auf eine veränderte Chinonbindung schliessen. Es wurde angenommen, dass die Präparation pro mol Komplex I 0.5 mol Chinon enthält (Gong et al., 2003). Da die Spektren mit Aliquots der gleichen Präparation aufgenommen wurden, würden diese spektralen Änderungen auf einen Effekt des pH-Werts auf die Affinität des Chinons zu seiner Bindestelle hindeuten. Eine markante Schwingungsbande, hervorgerufen durch die Schwingung der MethoxyGruppe des neutralen Ubichinons, ist bei 1'264 Wellenzahlen zu erwarten (Breton et al., 1994; Hellwig et al., 1999). Desweiteren wären Beiträge bei 1'610, 1'290 und 1'200 Wellenzahlen zu erwarten. Tatsächlich treten diese Signale bei pH 5.5 verstärkt auf, was als eine stärkere Bindung des Chinons in saurem Milieu gedeutet werden könnte. - 80 - 4. Ergebnisse ___________________________________________________________________________ Abb. 4-25; Elektrochemisch induzierte FTIR-Differenzspektren des Komplex I. (A) zeigt eine Überlagerung der bei pH 6.5 (graue Linie) und pH 7.5 (schwarze Linie) aufgenommenen Differenzspektren, (B) zeigt eine Überlagerung der bei pH 5.5 (schwarze Linie) und pH 6.5 (graue Linie) aufgenommenen Differenzspektren. Das Potential wurde von -0.44 auf 0.16 V geändert. - 81 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ 5. Diskussion 5.1 Der Einfluss von Phospholipiden auf den Komplex I Die im Verlauf der Isolierung abnehmende physiologische Aktivität des mitochondrialen und bakteriellen Komplex I kann durch die Zugabe von Phospholipiden zu der Präparation wieder hergestellt werden (Ragan und Racker, 1973; Ragan, 1978; Friedrich et al., 1989; Dröse et al., 2002; Sazanov et al., 2003; Sinegina et al., 2005; Sharpley et al., 2006). Der Grad der Reaktivierung durch Phospholipide hängt vom Ausmass der Delipidierung während der Isolierung und der Fähigkeit ab, den Verlust durch die Bindung exogener Lipide auszugleichen. So wurde im Rahmen dieser Arbeit eine zehnfache Aktivierung der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des aus Escherichia coli isolierten Komplex I gemessen (Tab. 4-2), während andere Präparationen eine zweifache (David et al., 2002; Sinegina et al., 2005) bzw. achtfache (Sazanov et al., 2003) Aktivierung zeigten. Dabei erwiesen sich Lipidgemische aus E. coli als effektivere Aktivatoren als Lipide aus anderen Organismen, was frühere Studien bestätigt und auf eine spezifische Wechselwirkung von Lipid zu Enzym hindeutet, die wahrscheinlich durch die unterschiedliche Länge der Fettsäuren hervorgerufen wird (Jung et al., 1998; Sazanov et al., 2003). Es wurde vorgeschlagen, dass die Phospholipide für eine bessere Verfügbarkeit des Substrats Chinon sorgen sollen (Ragan, 1978). Das hätte zur Folge, dass die apparente Michaelis-Konstante zu Decyl-Ubichinon mit zunehmendem Lipidanteil der Präparation abnehmen sollte. Dies wurde jedoch mit dem E. coli Komplex I weder im Rahmen dieser Arbeit (Abb. 4-2), noch in einer kürzlich erschienenen Veröffentlichung (Sinegina et al., 2005) festgestellt. In Übereinstimmung damit hatte die Zugabe von Phospholipid auch keinen Einfluss auf den IC50 des Chinonstellen-Inhibitors Piericidin A (Abb. 4-3). Die Anwesenheit von Lipiden bewirkt offensichtlich keine Optimierung der Chinonbindung. Die mit dem E. coli Komplex I erhaltenen Daten weisen auf einen direkten Effekt der Phospholipide auf das Enzym hin, wie dies auch für den Komplex I aus Rind mit Phosphatidylcholin und Phosphatidylethanolamin beschrieben wurde (Sharpley et al., 2006). - 82 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ Für das mitochondriale Enzym aus Yarrowia lipolytica ergab die Zugabe von Phospholipiden eine 35-fache Aktivierung von 0.2 auf 7 U/mg (Dröse et al., 2002), wohingegen sich die Aktivität des Komplex I aus Rind knapp verdoppelte und maximal 2 U/mg betrug (Sharpley et al., 2006). Wurde jedoch den Chromatographie-Puffern dieser Präparation Phospholipide zugesetzt, erhöhte sich die spezifische Enzymaktivität auf 4 U/mg (Sharpley et al., 2006). Somit wurde in beiden Fällen nach Inkubation des mitochondrialen Komplex I mit Phospholipiden wieder annähernd die Aktivität des Enzyms in der Membran erreicht. Die Aktivität der Präparationen des E. coli Komplex I verschiedener Laboratorien variierte hingegen von 1 U/mg (David et al., 2002) bis 22 U/mg (Sazanov et al., 2003; Sinegina et al., 2005). Trotz der zehnfachen Aktivierung des isolierten Komplex I durch Phospholipide, betrug die maximal gemessene Aktivität mit Decyl-Ubichinon als Substrat in dieser Arbeit nie mehr als 3.5 U/mg. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein Teil der Präparation einen irreversiblen Verlust an Lipid oder einen anderen Schaden erlitt und deshalb nicht mehr vollständig reaktiviert werden konnte. Ein Grund für diesen Verlust könnte die Extraktionsmethode mit 3 % (w/v) Dodecylmaltosid sein (Kapitel 3.1.1), während nach anderen Vorschriften 2 % (Sazanov et al., 2003) oder 0.5 % (Sinegina et al., 2005) Dodecylmaltosid verwendet wurden. Um dies zu untersuchen, wurde ein mit einem Histidin-tag modifizierter E. coli Komplex I mit 1 % Dodecylmaltosid aus der Membran extrahiert und mittels AffinitätsChromatographie und Grössen-ausschluss-Chromatographie aufgereinigt. Mit dieser schonenden Präparations-methode ergab sich eine fünffach höhere spezifische Aktivität der Präparation von etwa 1.5 U/mg im Vergleich zur Standardpräparation. Die Inkubation der Präparation mit polaren Lipiden aus E. coli führte zu einer Verdopplung der spezifischen Aktivität auf 3 U/mg (Thomas Pohl, persönliche Mitteilung), weshalb ein irreversibler Verlust an Phospholipiden während der Isolierung eher unwahrscheinlich scheint. Andererseits wurde die maximale spezifische d-NADH:Ubichinon-2 Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I in der Membran des E. coli B-Typs zu 0.06 U/mg bestimmt (Friedrich et al., 1994). Aus der d-NADH/Ferricyanid Oxidoreduktaseaktivität und Western-blot Analyse wurde der Gehalt an Komplex I in den Membranen dieses Stamms auf 1 % geschätzt (H. Leif und T. Friedrich, unveröffentlichte Daten). Somit würde sich für vmax des Enzyms in der - 83 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ Membran ein Wert von 6 U/mg ergeben, was gut mit den Werten für den mitochondrialen Komplex I übereinstimmt (Dröse et al., 2002; Sharpley et al., 2006; Sharpley und Hirst, 2006). Für den E. coli Stamm MWC215, dem die alternative NADH Dehydrogenase (NDH-II) fehlt, wurde ein vmax von 0.27 U/mg berichtet (David et al., 2002). Zwar wurde der Gehalt an Komplex I in der Membran dieses Stamms nicht bestimmt, aber es ist bekannt, dass unter aeroben Wachstumsverhältnissen die Deletion der NDH-II zu einer etwa zweifach erhöhten Expression des Komplex I führt (Bongaerts et al., 1995; Bogachev et al., 1996; Tran et al., 1997; Unden und Bongaerts, 1997). Daher wäre in diesem Stamm eine maximale spezifische Aktivität von etwa 13 U/mg zu erwarten, weshalb die physiologische Signifikanz von grösseren Aktivitäten angezweifelt werden muss, zumal die von Sazanov und Mitarbeitern gefundene maximale spezifische NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität von 22 U/mg keine Sensitivität gegenüber Rotenon oder Piericidin A aufwies. Entgegen kürzlich veröffentlichter Daten (Sinegina et al., 2005) wurde nach Zugabe von Phospholipiden keine Änderung der ESR-spektroskopischen Eigenschaften der Fe-S Zentren des Komplex I gefunden (Abb. 4-9). Es war berichtet worden, dass der Zusatz von Asolectin aus Sojabohne zu dem isolierten E. coli Komplex I zu einer Verbreiterung der ESR-Signale zweier tetranuklearer Fe-S Zentren führt (Sinegina et al., 2005). Die Signale des Komplex I in Detergenzlösung unterschieden sich in dieser Arbeit nicht von denen der Präparation nach Inkubation mit einem Extrakt polarer E. coli Lipide, mit einem E. coli Gesamtlipid-Extrakt und mit Asolectin aus Sojabohne (Daten nicht gezeigt). Daher können die Unterschiede in den hier gezeigten ESR-Spektren zu denen von Sinegina und Mitarbeitern nicht an der Verwendung verschiedener Phospholipide liegen. Die hier vorgestellten ESR-Daten widersprechen der Annahme, dass die Umgebung eines Fe-S Zentrums durch die Anwesenheit von Phospholipiden verändert wird. Möglicherweise wurde das Enzym im Verlauf der Präparation nach Sinegina und Mitarbeitern spezifischer delipidiert. Ausserdem deutet das in der genannten Fe-S Zentrum auf eine veröffentlichte Struktur Thermus thermophilus Arbeit Verunreinigung des (Sazanov nachgewiesene binukleare der Präparation hin. Die peripheren und dritte Arms Hinchliffe, des 2006) kürzlich Komplex I und die aus Anzahl konservierter Sequenzmotive für Fe-S Zentren (Uhlmann und Friedrich, 2005) - 84 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ zeigen, dass der Komplex I lediglich zwei binukleare Fe-S Zentren enthält. Die Aktivierung des mitochondrialen Komplex I wurde von einer leichten Verbreiterung der ESR-Signale der meisten Fe-S Zentren begleitet, wobei die g-Werte und die Temperatur- und Leistungsabhängigkeit der Spektren jedoch unverändert blieben (Ohnishi et al., 1974). Dies deutet auf eine Änderung der Gesamtstruktur des Enzyms hin, die nicht auf die spektrale Eigenschaft einzelner Zentren beschränkt ist. Interessanterweise wurde das Mittenpotential des Zentrums N2 durch die Inkubation des inaktiven Komplex I mit Phospholipiden von -265 mV auf -210 mV in der aktiven Form des Enzyms angehoben (Ohnishi et al., 1974). Der Einfluss von Lipiden auf die Mittenpotentiale der Fe-S Zentren wird zur Zeit in unserer Arbeitsgruppe untersucht. Der aktivierende Phospholipide wurde Effekt durch spezifisch FTIR-spektroskopisch an Rhodopsin untersucht und gebundene anhand der C=O Schwingung Änderungen der Lipid-Estergruppen nachgewiesen (Beck et al., 1998; Isele et al., 2000). Die dabei beschriebenen Signale sind charakteristisch für Estergruppen und liegen im spektralen Bereich um 1'740 Wellenzahlen. Die elektrochemisch induzierten FTIR-Differenzspektren des E. coli Komplex I in Detergenz verändern sich, wenn der Präparation Lipide hinzugefügt werden (Abb. 4-8). Ein neues Signal bei 1'744 Wellenzahlen in der oxidierten Form und bei 1'730 Wellenzahlen in der reduzierten Form des Komplex I wurde nach Inkubation der Präparation mit polaren Lipiden aus E. coli gefunden (Abb. 4-8). Da Lipide nicht Redox-aktiv sind, kann dieses Signal nur aus einer veränderten Umgebung der Esterbindungen aufgrund der Redox-Reaktion des Enzyms resultieren. Dies würde auf eine spezifische Bindung von Lipiden an den Komplex I hindeuten. Die vorliegenden Daten zeigen, dass Phospholipide einen direkten Einfluss auf den Komplex I haben, wie dies auch schon von anderen Gruppen vorgeschlagen wurde (Dröse et al., 2002; Sazanov et al., 2003; Sinegina et al., 2005; Sharpley et al., 2006). Die vorgeschlagene Stabilisierung der schwachen Wechselwirkung von peripherem und membranständigem Arm des Komplex, die sich in einer Änderung der ESR-spektroskopischen Eigenschaften bestimmter Fe-S Zentren wiederspiegeln soll (Sinegina et al., 2005), wurde nicht bestätigt. Es wird vermutet, dass die Reaktivität des Komplex I zumindest teilweise mit - 85 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ konformativen Änderungen verbunden ist (Weiss et al., 1991; Friedrich, 1998 und 2001; Brandt et al., 2003; Yagi und Matsuno-Yagi, 2003; Mamedova et al., 2004; Ohnishi und Salerno, 2005). Es ist naheliegend anzunehmen, dass der Komplex I durch Phospholipide aktiviert wird, indem diese für den Katalysemechanismus notwendige Konformationsänderunden ermöglichen oder zumindest erleichtern. 5.2 Die Ionentranslokation des Komplex I Aufgrund seines komplizierten Aufbaus aus mindestens 13 verschiedenen Untereinheiten und dem Fehlen einer molekular aufgelösten Struktur des gesamten Enzyms ist der detaillierte Mechanismus des Komplex I noch nicht bekannt. Es ist allgemein anerkannt, dass der mitochondriale Komplex I pro oxidiertem NADH vier Protonen über die Membran transloziert (Wikström, 1984; Brown und Brand, 1988; Hinkle et al., 1991; Bogachev et al., 1996; Galkin et al., 1999). Für den bakteriellen Komplex I aus Klebsiella pneumoniae wurde jedoch keine Protonentranslokation, sondern eine Translokation von zwei Na+-Ionen pro oxidiertem NADH vorgeschlagen (Gemperli et al., 2003). Die Art der translozierten Ionen hat Konsequenzen für den Mechanismus des Komplex I (Hirst, 2003). Daher ist es erforderlich, zu untersuchen, ob die Na+-Translokation durch den K. pneumoniae Komplex I eine Ausnahme von der Regel darstellt oder eine bislang übersehene, allgemeine Eigenschaft des Enzyms darstellt. Primäre Na+-Pumpen zeigen in Abwesenheit von Na+-Ionen scheinbar keinen Umsatz (Dimroth, 1997). So wurde für den Na+-pumpenden Komplex I aus K. pneumoniae bei 332 µM Na+ nur noch 50 % der maximalen Reaktionsrate gefunden (Gemperli Na+-translozierenden et al., 2002). Die NADH:Chinon Reduktase enzymatische aus Aktivität Vibrio cholerae der beträgt bereits bei 10 mM Na+ nur noch 50 % des vmax (Barquera et al., 2002). Die NADH:Decyl-Ubichinon Phospholipid Oxidoreduktaseaktivität inkubierten E. coli Komplex I des war isolierten jedoch nicht und von mit der Na+-Konzentration abhängig (Abb. 4-18), was gegen die Annahme spricht, dass dieses Enzym als Na+-Pumpe arbeitet. Dem widersprechen Experimente an invertierten Membranvesikeln aus E. coli (Steuber et al., 2000; Steuber, 2001a). Da es bei Messungen an invertierten Membranvesikeln jedoch aufgrund der - 86 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ verschiedenen in der Membran vorliegenden Enzyme zu nicht erwarteten Folgereaktionen kommen kann, wurde die Ionentranslokation in dieser Arbeit an artefiziellen Proteoliposomen des isolierten Komplex I gemessen. Ein Gemisch von Komplex I und polaren Lipiden aus E. coli wurde nach der Methode des Detergenz-Entzugs durch BioBeads zu Proteoliposomen rekonstituiert (Rigaud et al., 1995). Durch Fluoreszenzmessungen an Proteoliposomen mit ANS als Nachweisreagenz für das Membranpotential wurde gezeigt, dass das Membranpotential durch die Redox-Reaktion des Komplex I hervorgerufen wurde, da die Zugabe von Piericidin A und DCCD die Ausbildung des Fluoreszenzsignals nach Starten der Reaktion mit NADH verhinderte (Abb. 4-20). Es zeigte sich, dass das Potential vollständig sensitiv gegenüber dem Protonophor CCCP, jedoch nicht gegenüber dem Natriumionophor ETH-157 war (Abb. 4-20), was eine Beteiligung eines Na+-Gradienten am Membranpotential unwahrscheinlich macht. Dieses Ergebnis wurde durch den direkten Nachweis eines pH-Gradienten durch den fluoreszierenden Indikator ACMA bestätigt (Abb. 4-21). Die Zugabe von Piericidin A und DCCD verhinderte die Ausbildung eines pH-Gradienten. Die Zugabe der Ionophore CCCP oder Monensin, das ein Na+/H+-Tauscher ist, verhinderte ebensfalls die Ausbildung des ACMA-Signals (Abb. 4-21). Somit muss der von dem E. coli Komplex I gebildete Ionengradient ein Protonengradient sein. Dies bestätigt frühere Untersuchungen an E. coli Zellen die zeigten, dass der Komplex I mindestens 1.5 H+/e- transloziert (Reenstra et al., 1980; Matsushita et al., 1987; Bogachev et al., 1996). Die Daten, die darauf hindeuten, dass der E. coli Komplex I eine primäre Na+-Pumpe ist, wurden mit invertierten Membranvesikeln gewonnen (Steuber et al., 2000; Steuber, 2001a). Möglicherweise gelangten die Elektronen des NADH über Komplex I in die Atmungskette und standen dann anderen Energie- konservierenden Enzymen zur Verfügung unter denen sich eine primäre Na+-Pumpe befindet. So würde sich auch die Rotenon-Sensitivität der Reaktion erklären, da Rotenon den Eintritt der Elektronen in die Atmungskette verhindert. In gleicher Weise würde sich das Ausbleiben der Na+-Translokation an invertierten Membranvesikeln eines Komplex I-Deletionsstamms erklären lassen. - 87 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ Sequenzvergleiche zeigten, dass die Untereinheiten NuoL, NuoM und NuoN des Komplex I Homologien zu Kationen/Protonen Antiportern aufweisen (Friedrich und Weiss, 1997; Putnoky et al., 1998; Hamamoto et al., 1994; Krulwich et al., 2001; Mathiesen und Hägerhäll, 2002 und 2003). Experimente mit überproduziertem NuoL aus E. coli und Rhodobacter capsulatus ergaben, dass diese Untereinheit möglicherweise in der Lage ist, einen passiven Na+-Antiport entlang eines Konzentrationsgradienten zu bewerkstelligen (Steuber, 2003; Mathiesen, 2003). Der Natriumtransport der in Proteoliposomen rekonstituierten Untereinheit NuoL aus E. coli wird von einer Zunahme der Permeabilität der Membran begleitet, was als Na+/H+-Antiport interpretiert wurde (Steuber, 2003). Die überproduzierten Untereinheiten NuoL und NuoM aus R. capsulatus verhalfen Bacillus subtilis Mutanten, deren Na+/H+-AntiporterProteine MrpA und Na+-Konzentrationen persönliche MrpD zu Mitteilung). deletiert überleben Die mit worden (Mathiesen, dem in waren, 2003; bei erhöhten Cecilia Hägerhäll, Proteoliposomen rekonstituierten Komplex I erhaltenen Ergebnisse zeigen, dass diese Untereinheiten nicht als passive Na+/H+-Antiporter arbeiten, wenn sie im Gesamtkomplex assembliert vorliegen (Abb. 4-22). Ein über die Membran angelegter Na+-Gradient führte nicht zu der Ausbildung eines Protonen-gradienten, allerdings hing die Amplitude des durch die Redox-Reaktion erzeugten pH-Gradienten von den Na+-Konzentrationen in den Proteoliposomen und dem Puffer ab (Abb. 4-22). War die Na+-Konzentration in den Proteoliposomen grösser als im Messpuffer, wurde ein grösseres ACMA-Signal registriert als bei gleichen Na+-Konzentrationen auf beiden Seiten der Membran (Abb. 4-22). Dies deutet darauf hin, dass der E. coli Komplex I möglicherweise zu einem an die RedoxReaktion gekoppelten Na+/H+-Antiport fähig ist. Der Na+-Ausstrom wäre an eine Aufnahme weiterer Protonengradient Protonen vergrössert gekoppelt, würde. Dieser wodurch Antiport der könnte entstehende von den Untereinheiten NuoL und/oder NuoM bewerkstelligt werden (Steuber, 2003; Mathiesen, 2003). Ob der Komplex I aus E. coli mit Na+ wechselwirkt wurde auch FTIRspektroskopisch untersucht. Falls Na+ ein Substrat für den Komplex I ist, sollten im IR-Spektrum Banden auftreten, die durch eine Bindung von Na+ an das Enzym hervorgerufen werden. An der NQR aus V. cholerae, die als primäre - 88 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ Na+-Pumpe arbeitet, wurden in Anwesenheit von Na+ deutliche Unterschiede zum Spektrum in Gegenwart von K+ gezeigt (Abb. 4-24). Die grössten Veränderungen traten im Amid I-Bereich von 1'620 bis 1'690 Wellenzahlen auf, der charakteristisch für Carbonylschwingungen in den Peptidbindungen des ProteinRückgrats ist. Zusätzlich traten Schwingungen von 1'540 bis 1'590 Wellenzahlen auf, die typisch für deprotonierte Carboxylreste sind. Hingegen wurden lediglich kleine Unterschiede zwischen den Spektren des E. coli Komplex I in Gegenwart von Na+ bzw. K+ festgestellt (Abb. 4-24). Diese lagen im Bereich von 1'400 bis 1'500 Wellenzahlen und könnten -CO2-Na+-Schwingungen zugeordnet werden (Colthup et al., 1990). Der Vergleich der FTIR-Differenzspektren der NQR aus V. cholerae und des E. coli Komplex I bei verschiedenen Na+-Konzentrationen unterstützt somit Natriumpumpe die Annahme, arbeitet. dass Allerdings der schliessen Komplex I diese nicht als Daten eine primäre generelle Wechselwirkung des Enzyms mit Na+, z. B. in Verbindung mit einem sekundären Na+/H+-Antiport, nicht aus. 5.3 Aussagen zum Mechanismus des Komplex I anhand der Wirkung verschiedener Hemmstoffe Es wurde gezeigt, dass DCCD, das mit Hydroxy-, Sulfhydryl- und Carboxylgruppen von Aminosäuren unter Ausbildung einer kovalenten Bindung reagiert, die Redox-Reaktion und die Ionentranslokation des mitochondrialen Komplex I hemmt (Yagi, 1987; Hassinen und Vuokila, 1993; Yagi und Matsuno-Yagi, 2003). Die Inkubation des durch Phospholipide reaktivierten E. coli Komplex I mit DCCD führte zu einer nahezu vollständigen Hemmung sowohl des Elektronentransfers (Abb. 4-19) als auch der Protonentranslokation (Abb. 4-21). Dies spricht für eine indirekte Kopplung von Elektronentransport und Protonentranslokation. Es wurde keine Kompetition von DCCD zu Na+-Ionen gefunden (Abb. 4-19), wie es erwartet worden wäre, wenn es sich bei dem E. coli Komplex I um eine primäre Na+-Pumpe handeln würde. Für den Na+-pumpenden Komplex I + K. pneumoniae wurde gezeigt, dass die Gegenwart von 50 mM Na Hemmung verhindert (Vgenopoulou et al., 2006). Die aus die DCCD- NADH/Ferricyanid Oxidoreduktaseaktivität des Komplex I und des NADH Dehydrogenase-Moduls wurde nicht von DCCD gehemmt (Mattay, 2006). Dies schliesst die Beteiligung - 89 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ der Untereinheiten NuoE, NuoF und NuoG an der DCCD-Bindung aus. Die Hydrophobizität des DCCD und die Tatsache, dass es an saure Aminosäuren in hydrophober Umgebung bindet (Kurki et al., 2000), lässt vermuten, dass sein Wirkort eine für die Ionentranslokation essentielle Aminosäure im Membranarm des Komplexes ist. In Komplex I aus K. pneumoniae wurde mittels [14C]DCCD NuoH als DCCD-bindende Untereinheit ermittelt (Vgenopoulou et al., 2006), was mit Experimenten an dem mitochondrialen Komplex I übereinstimmt, die die zu NuoH homologe Untereinheit ND1 als DCCD-bindende Untereinheit identifizierten (Yagi und Hatefi, 1988). Ein [14C]DCCD Experiment an Komplex I aus E. coli soll in Kürze Aufschluss darüber geben, ob das DCCD auch bei diesem Enzym an NuoH bindet. Es wurde gezeigt, dass Amiloride den Komplex I in verschiedenen Organismen hemmen, wenn auch mit unterschiedlicher Affinität (Hassinen und Vuokila, 1993; Steuber, 2003; Mathiesen, 2003; Nakamaru-Ogiso et al., 2003a und b). Der für den isolierten und in Phospholipiden rekonstituierten E. coli Komplex I gemessene IC50 ist vergleichbar mit dem Wert, der für den Komplex in der E. coli Membran berichtet wurde (Abb. 4-19; Nakamaru-Ogiso et al., 2003a). Die Hemmung war unabhängig von der Na+-Konzentration (Abb. 4-19), was zeigt, dass der Komplex I nicht als primäre Na+-Pumpe arbeitet. Zusätzlich zur Hemmung des Elektronentransfers verhindern die Amiloride EIPA und Benzamil auch die Protonentranslokation (s. Kap. 4.4.4). Da Amiloride ursprünglich als Hemmstoffe für Na+/H+-Antiporter beschrieben wurden (Cragoe Jr. et al., 1992; Kuroda et al., 1997; Wiebe et al., 2001), ist es vernünftig anzunehmen, dass sie an einer (oder mehreren) der zu Alkaliionen/H+-Antiportern homologen Untereinheiten NuoL, NuoM und NuoN des E. coli Komplex I binden. Die Inhibierung des Komplex I durch Amiloride ist nicht auf den bakteriellen Komplex I beschränkt (Steuber, 2003; Mathiesen, 2003), sondern wurde auch für den mitochondrialen Komplex gefunden (Nakamaru-Ogiso et al., 2003a und 2003b). Deshalb könnte der mögliche Redox-getriebene sekundäre Kationen/H+Antiport eine allgemeine Eigenschaft des Komplex I darstellen. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass die Amiloride den H+-Transport und nicht den Na+-Transport der Na+/H+-Antiporter hemmen. - 90 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ Es ist bekannt, dass Zn2+ an Ionenkanäle bindet und so die Translokation von Ionen, in den meisten Fällen Protonen, verhindert (Link und von Jagow, 1995; Cherny und DeCoursey; 1999; Axelrod et al., 2000; Gerencsér und Maróti, 2001; Kannt et al., 2001; Mills et al., 2002). Darüberhinaus wurde für das Reaktionszentrum aus Rhodobacter sphaeroides gefunden, dass Zn2+ sowohl den Elektronentransfer, als auch die Protonentranslokation hemmt (Gerencsér und Maróti, 2001). Bis vor kurzem war die Hemmung des Komplex I durch Zn2+ noch nicht beschrieben, weshalb der Einfluss von Zn2+ auf den durch die RedoxReaktion des Komplex I hervorgerufenen Protonengradienten untersucht wurde. Tatsächlich verkleinerte die Zugabe von Zn2+ das Signal des Fluorophors ACMA (Abb. 4-23). Zn2+ scheint daher auch an einem Protonenkanal des Komplex I zu binden und so die Translokation zu behindern. Dafür spricht auch, dass die Erhöhung des pH-Werts des Messpuffers von 6.0 auf 7.5 zu einer Abnahme des apparenten IC50 von 100 µM auf 20 µM führte (Abb. 4-23), was auf eine Kompetition zwischen H+ und Zn2+ hindeutet. Auch im Reaktionszentrum aus R. sphaeroides (Gerencsér und Maróti, 2001) und in Potential-getriebenen Protonenkanälen aus Ratte (Cherny und DeCoursey; 1999) wurde eine Abhängigkeit der Zn2+-Hemmung vom pH-Wert gefunden. Kürzlich wurde die Hemmung der NADH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität durch Zn2+ auch am mitochondrialen Komplex I nachgewiesen (Sharpley und Hirst, 2006). Diese Aktivität wurde bei dem E. coli Komplex I ebenfalls durch Zn2+ gehemmt und zwar unabhängig von der Na+-Konzentration (Mattay, 2006). Der Komplex I aus E. coli ist daher keine primäre Na+-Pumpe, wie von Steuber und Mitarbeitern postuliert (Steuber et al., 2000). Es wurden auch andere einwertige und zweiwertige Kationen (Li+, K+, Ag+, Ca2+, Mn2+, Co2+, Ni2+, Cd2+ und Cu2+) auf ihre hemmende Eigenschaft hin untersucht, wobei nur Ag+ eine mit Zn2+ vergleichbare Hemmung zeigte (Mattay, 2006). Allerdings ist bekannt, dass Ag+ mit Flavinen reagiert (Steuber et al., 1997). In Studien an der Cytochrom c Oxidase aus R. sphaeroides zeigte Cd2+ eine mit Zn2+ vergleichbare Hemmung (Mills et al., 2002). Der Komplex I aus Rinderherzmitochondrien wurde durch Cd2+ zwar nicht in so geringen Konzentrationen gehemmt wie mit Zn2+, jedoch waren geringere Konzentrationen nötig als mit anderen zweiwertigen Kationen (Sharpley und Hirst, 2006). Insofern scheint der Komplex I aus E. coli sich von dem Rinderherz-Enzym zu unterscheiden. Der KM zu Chinon wird weder im bc1-Komplex aus Rinderherz (Link und von Jagow, - 91 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ 1995) noch im E. coli Komplex I (Mattay, 2006) durch Zn2+ beeinflusst, was bedeutet, dass Zn2+ nicht die Chinon-Bindestelle blockiert. Desweiteren deuten die kinetischen Daten auf eine Bindung an mindestens zwei verschiedenen Stellen in dem E. coli Komplex I hin (Mattay, 2006), wie dies auch schon für die Cytochrom c Oxidase aus Paracoccus denitrificans nachgewiesen wurde (Kannt et al., 2001). Da das Fe-S Zentrum N2 in Gegenwart von Zn2+ in einem geringeren Ausmass reduziert wurde (Mattay, 2006), wird davon ausgegangen, dass Zn2+ entweder in der Nähe von N2 bindet, oder an anderer Stelle eine Konformationsänderung verhindert, die zur vollständigen Reduktion dieses Fe-S Zentrums notwendig ist. Ähnliches wurde im bc1-Komplex aus Rinderherz gefunden, wo Zn2+ die Reduktion der Cytochrome hemmt (Link und von Jagow, 1995). 5.4 Die Substratspezifität des Komplex I Es wurde gezeigt, dass submitochondriale Partikel eine NADPH Oxidaseaktivität mit einem pH-Optimum um pH 6 zeigen, wohingegen die NADH Oxidaseaktivität ein breites Maximum um pH 7 aufweist (Hatefi und Hanstein, 1973). Die NADH Oxidaseaktivität betrug bei pH 6 etwa ein Fünftel der NADH Oxidaseaktivität (Djavadi-Ohaniance und Hatefi, 1975) und war sensitiv gegenüber Hemmstoffen, die an der Chinonbindestelle wirken und an die Phosphorylierung von NADPH Oxidaseaktivität ADP eine gekoppelt. Es intrinsische stellte sich Eigenschaft heraus, des dass die mitochondrialen Komplex I ist und nicht von der NADPH/NAD+ Transhydrogenase hervorgerufen wird (Hatefi und Hanstein, 1973; Djavadi-Ohaniance und Hatefi, 1975). Die physiologische Funktion dieser NADPH Dehydrogenierung könnte daher eine Transhydrogenase-Aktivität des Komplex I sein (Fearnley und Walker, 1992), aber auch eine Beteiligung an der Biogenese von Fettsäuren in Mitochondrien wird diskutiert (Albracht und de Jong, 1997; Schneider et al., 1997; Yamaguchi et al., 2000). Durch ESR- und UV/vis-Spektroskopie wurde nachgewiesen, dass NADPH die Kofaktoren des mitochondrialen Komplex I nur zu einem Teil reduziert (Hatefi und Bearden, 1976; Ragan, 1976). Es wurde vorgeschlagen, dass diese - 92 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ unvollständige Reduktion ein Ergebnis einer schnellen Autoxidaton einer RedoxKomponente mit niedrigem Redox-Potential aufgrund der geringen NADPH Oxidaseaktivität ist (Hatefi und Bearden, 1976; Ragan, 1976). In submitochondrialen Partikeln wurde gezeigt, dass die Hälfte der Fe-S Zentren N1b, N2, N3 und N4 bei pH 7.5 nicht von NADPH reduziert werden (van Belzen und Albracht, 1989; van Belzen et al., 1992). Daraufhin wurden zwei Populationen von Fe-S Zentren, wie auch verschiedene Bindestellen für NADH und NADPH vorgeschlagen, was zu einem dimeren Modell des Komplex I führte. Später wurde dieses Modell modifiziert, indem zwei Nukleotidbindestellen, jede mit einem FMN-Kofaktor, in einem monomeren Komplex postuliert wurden (Albracht und DeJong, 1997). Möglicherweise gibt es verschiedene Elektronenrouten im mitochondrialen Komplex I, je nach dem ob NADH oder NADPH Elektronendonor ist. Aus der unterschiedlichen, durch NADH und NADPH induzierten Peroxidation von Lipiden (Glinn et al., 1997) und aus der Kinetik der durch den mitochondrialen Komplex I katalysierten Transhydrogenase-Reaktion (Zakharova et al., 1999) wurde geschlossen, dass der mitochondriale Komplex I in der Lage ist, diese Nukleotide zu unterscheiden. Eine unterschiedliche Wirkung von Inhibitoren auf die Hin- oder Rückreaktion des Komplexes liesse vermuten, dass bei der NADH-Oxidation bzw. der NAD+-Reduktion verschiedene Nukleotidbindungsstellen benutzt werden (Zharova und Vinogradov, 1997; Vinogradov, 1998; Kotlyar und Bovorok, 2002). Während im mitochondrialen Komplex I mehrere Nukleotidbindestellen in unterschiedlichen Untereinheiten gefunden wurden (Yamaguchi et al., 1998), enthält der bakterielle Komplex I nur eine NAD(P)H-bindende Untereinheit, nämlich das zur mitochondrialen 51 kDa Untereinheit homologe NuoF (Friedrich und Weiss, 1997). Da die NADPH:Decyl-Ubichinon Oxidoreduktaseaktivität des E. coli Komplex I nicht Piericidin A-sensitiv war (Tab. 4-3) und nicht mit einer Protonentranslokation gekoppelt war (Abb. 4-12) wurde geschlossen, dass NADPH kein physiologisches Substrat dieses Enzyms ist. Trotzdem war kein signifikanter Unterschied im Grad der Reduktion der Fe-S Zentren durch NADH oder NADPH erkennbar (Abb. 4-13 und 4-14). Entgegen der Ergebnisse mit dem mitochondrialen Komplex I waren alle Zentren durch NADPH reduziert worden. Unterschiede ergaben sich erst, als das Enzym durch Zugabe von DecylUbichinon reoxidiert wurde. Während die durch NADH reduzierte Probe schnell - 93 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ reoxidierte, blieb ein grosser Teil der durch NADPH reduzierten Fe-S Zentren reduziert (Abb. 4-15). Das lässt vermuten, dass die Bindung des NADH und nicht die Reduktion der Kofaktoren eine konformative Änderung im Enzym induziert, die die Chinonbindestelle des Komplex I öffnet. Die chemische Struktur des Nukleotids würde somit die Eigenschaften der Chinonbindung beeinflussen. Diese Annahme wird durch folgende mit dem mitochondrialen Komplex I erhalten Daten gestützt: a) Die Elektronen des NADPH werden bei physiologischem pH-Wert nicht auf Ubichinon übertragen (van Belzen et al., 1992), b) nur NADH induziert konformative Änderungen, die zur Stabilisierung des Komplex beiträgt (Davis und Hatefi, 1969), c) die Bindung von Hemmstoffen in der Chinonbindestelle wird durch einen kurzen NADH-Puls erleichtert (van Belzen et al., 1992) und d) Hemmstoffe, die an die Chinonbindestelle binden, verhindern Quervernetzungen zwischen Untereinheiten des peripheren Arms (Gondal und Anderson, 1985). Es wurde beschrieben, dass Komplex I zwei Chinonbindestellen hat, wobei die eine Inhibitor-sensitiv und an der Kopplung mit der Protonentranslokation beteiligt ist, die andere nicht (Di Vergilio und Azzone, 1982). Die Lokalisierung dieser Bindestellen wie auch die Identifizierung der Kofaktoren, die am Elektronenweg zur zweiten, Inhibitor-insensitiven Bindestelle beteiligt sind, steht noch aus. Obwohl NADPH in der Lage ist, alle Fe-S Zentren zu reduzieren gelangen die Elektronen nicht über die Inhibitor-sensitive Bindestelle auf Ubichinon. Stattdessen werden sie vermutlich über die Inhibitor-insensitive Stelle über Ubichinon auf Sauerstoff übertragen (Abb. 4-16). Der Unterschied des KM von Komplex I zu Decyl-Ubichinon mit NADH (3.5 µM) oder NADPH (8.8 µM) als Substrat könnte die Beteiligung der verschiedenen Chinonbindestellen widerspiegeln (Tab. 4-3). Die Strukturen mehrerer Enzyme mit NAD(H)-Bindestellen, die auch NADP(H) binden, sind bekannt (Lesk, 1995). Der für die zusätzliche Phosphatgruppe benötigte Raum wird darin von einer WasserstoffbrückenBindung zwischen einer konservierten Asparaginsäure der Bindestelle und der Adenosinribose des NAD(H) blockiert. Es gibt in NuoF zwei konservierte saure Aminosäuren, von denen eine möglicherweise in gleicher Weise wirkt (Fearnley und Walker, 1992). Die NADP(H)-Bindung - 94 - ändert die Konformation des 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ ß-α-ß-α Motivs in der Bindestelle, da die genannte Wasserstoffbrücken-Bindung durch eine andere, zwischen dem Stickstoff eines Glycins und einem Sauerstoff der Phosphatgruppe, ersetzt wird. Wie sich diese Konformationsänderung auf das restliche Enzym auswirkt, ist nicht bekannt. In ähnlicher Weise könnte auch das konserviertes Phenylalanin auf NuoF bei NADPH-Bindung konformative Umlagerungen hervorrufen, da es möglicherweise eine sterische Wechselwirkung mit der C2'-Phosphatgruppe Phenylalanins im des NADPH eingeht. NADH Dehydrogenase-Modul Der Austausch gegen sterisch dieses weniger anspruchsvolle Amino-säuren resultierte allerdings nicht in einer besseren NADPH-Bindung (Kap. 4.3.6). Lediglich der Austausch gegen Histidin führte, möglicherweise aufgrund ionischer Wechselwirkung, zu einer deutlichen Senkung des KM des NADH Dehydrogenase-Moduls zu NADPH, der allerdings immer noch knapp zehnfach grösser war als der des NADH Dehydrogenase-Modul des Ausgangs-stamms zu NADH (Tab. 4-4). Es wurde gezeigt, dass die Zugabe von NADH oder NADPH innerhalb des peripheren Arms des Komplex I aus Rind zu einem veränderten Quervernetzungsmuster und Trypsinabbau-Banden führt (Patel und Ragan, 1988; Belogrudov und Hatefi, 1994; Yamaguchi et al., 1998). Da diese Veränderungen nach Zugabe von NADH und Ferricyanid nicht auftraten, wurde davon ausgegangen, Substratbindung für dass die die Reduktion konformativen des Enzyms Umlagerungen und nicht verantwortlich die ist (Belogrudov und Hatefi, 1994; Yamaguchi et al., 1998). Eine durch NAD(P)H induzierte Umlagerung wurde auch für den E. coli Komplex I durch Quervernetzungsexperimente nachgewiesen (Mamedova et al., 2004), was damit übereinstimmt, dass beide Substrate das Enzym in gleichem Ausmass reduzieren (Abb. 4-13). Die Zugabe von NADH führte bei einer elektronenmikroskopischen Analyse zu einer Aufweitung beider Arme des Komplex I aus E. coli (Mamedova et al., 2004), was dem selben Effekt zugesprochen wurde wie dem veränderten Quervernetzungsmuster. Das Aufweiten des Komplex I wurde mit NADPH als Substrat allerdings nicht beobachtet (S. Keiper, unveröffentlichte Daten). Daher scheint es wahrscheinlich, dass den beiden Beobachtungen unterschiedliche molekulare Prozesse zugrunde liegen. Auch das Ergebnis der CD-Spektroskopie spricht gegen die Annahme, dass NADPH in gleicher Weise wie NADH mit dem - 95 - 5. Diskussion ___________________________________________________________________________ Komplex I wechselwirkt, da nur die NADH-Bindung zu einer Konformationsänderung des E. coli Komplex I führte (Abb. 4-17). Die konformative Beweglichkeit des E. coli Komplex I und des NADH Dehydrogenase-Moduls wurde FTIR-spektroskopisch nachgewiesen (Hellwig et al., 2000; Flemming et al., 2003a). Es zeigte sich, dass die Redox-Reaktion mit grossen Umlagerungen des Polypeptid-Rückgrats einhergeht. Ausserdem wurden Protonierungs/Deprotonierungs-Reaktionen beobachtet, die nur an die Redox-Reaktion von N2 gekoppelt sein können. Aufgrund dieser Ergebnisse wurde postuliert, dass die mit der Oxidation des Fe-S Zentrums N2 verbundene Protonierung einer Aminosäure die molekulare Schaltstelle für eine Protonentranslokation darstellt (Hellwig et al., 2000; Flemming et al., 2006). Dass die Redox-Reaktion die Potonierung einzelner Aminosäuren-Seitenketten ändert und mit einer konformativen Umlagerung verbunden ist, lässt im Umkehrschluss erwarten, dass eine Änderung des pH-Werts einen Einfluss auf die Redox-induzierten FTIR-Spektren des Komplex I haben sollte. Tatsächlich wurden deutliche Unterschiede im Amid I Bereich in Spektren des Komplex I bei pH 5.5 und 6.5 nachgewiesen (Abb. 4-25). Diese wurden Veränderungen der lokalen Umgebung einzelner Aminosäuren und Veränderungen der Chinonbindung zugeordnet. Ausserdem scheinen Redox-abhängige konformative Umlagerungen der Fe-S Zentren des Komplex I zu diesen Signalen beizutragen. Falls das Fe-S Zentrum N2 tatsächlich die molekulare Schaltstelle für die Redoxgetriebene Protonentranslokation darstellt, sollte man erwarten, dass eine Blockierung oder ein Verlust dieses Zentrums zum Ausbleiben der Konformationsänderung führt. In der Tat zeigten NuoB Varianten mit einem verringerten Anteil an N2 Störungen der FTIR-Signale, die konformative Änderungen und die Protonierung/Deprotonierung einzelner Aminosäuren anzeigen (Flemming, 2004; Flemming et al., 2005 und 2006). Daher wird davon ausgegangen, dass der Elektronentransfer um das Fe-S Zentrum N2 konformative Umlagerungen induziert, die möglicherweise durch eine Änderung lokaler pKa-Werte zu einer Protonierung/Deprotonierung von Aminosäuren in der Nähe des Zentrums führt und damit zur Ausbildung des transmembranen Protonengradienten beiträgt. - 96 - 6. Literatur ___________________________________________________________________________ 6 Literatur Ahmed, I. und Krishnamoorthy, G. (1994) Anomalous response of oxonol-V to membrane potential in mitochondrial proton pumps. Biochim. Biophys. Acta 1188, 131-138. Albracht, S.P.J. und de Jong, M. (1997) Bovine-heart NADH:ubiquinone oxidoreductase is a monomer with 8 Fe-S clusters and 2 FMN groups. Biochim. Biophys. 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Dass seine Tür immer offen steht und er immer ein Ohr für die Probleme und Nöte seiner Schützlinge hat und selbst grobe Schnitzer im Labor schnell verziehen sind macht ihn zu einem besonders netten Chef. Prof. Dr. Petra Hellwig bin ich sehr dankbar für die fruchtbare Zusammenarbeit bei der FTIR-spektroskopischen Charakterisierung des Objekts unserer Begierde. PD Dr. Reiner Hedderich danke ich für die nette Zeit in Marburg. Ein grosser Dank auch an unsere technische Assistentin Frau Helga Lay, die "den Laden am Laufen" hält und immer bemüht ist, für ein Problem die ideale Lösung zu finden. Meinen KellegInnen im Labor, ob DoktorandInnen oder DiplomandInnen, ob aktuell oder ehemalig, danke ich für die stets sehr freundschaftliche Atmosphäre. Einen netteren Arbeitskreis kann man sich nicht wünschen! Für den Dank an meine Eltern müssen erst noch die passenden Superlative erfunden werden! Was würde ich bloss ohne Euch machen!?