Gesundheitliche Aspekte niederfrequenter Felder der

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M E D I Z I N
Gesundheitliche Aspekte
niederfrequenter Felder der
Stromversorgung
Jürgen Helmut Bernhardt
Zusammenfassung
Bei der Bewertung von Gesundheitsbeeinträchtigungen durch elektrische oder magnetische Felder müssen direkte Reaktionen, aufgrund felderzeugter Körperströme oder durch
Oberflächeneffekte und indirekte Feldwirkungen, wie Elektrisierungen durch Kontaktströme oder Funktionsbeeinflussungen von
implantierten Körperhilfen, unterschieden werden. Für die Auslösung von Wirkungen bestehen Schwellenwerte, die im Fall der Wahrnehmung individuell verschieden sind. Die Risikobewertung hat im Einklang mit internationalen
Forschungsergebnissen zu Grenzwertempfehlungen geführt, die alle bisher nachgewiesenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen
durch direkte Feldwirkungen ausschließen. Die
aus epidemiologischen Untersuchungen abgeleiteten Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für
kindliche Leukämie durch die Felder der Strom-
D
ie Entwicklung des Menschen erfolgte in einem komplexen Milieu
elektromagnetischer Felder, deren Spektrum Frequenzen von 0 Hz (atmosphärische elektrische Felder, geomagnetische Felder) über schwache
nieder- und hochfrequente Anteile bis
zum Hochenergiebereich (kosmische
und ionisierende Strahlung natürlichen
Ursprungs) umfasst.
Expositionsquellen
Seit Anfang dieses Jahrhunderts hat
der Mensch seine elektromagnetische
Umwelt drastisch verändert, sodass in
einigen Frequenzbereichen Expositionen auftreten können, die um viele
Größenordnungen höher sind als die
natürlich vorhandenen. Der moderne
Haushalt hat zahlreiche Elektrogeräte,
in deren unmittelbarer Nähe elektrische und magnetische Felder auftreten. Die weltweite Einführung der Mo-
A 1898
versorgung zeigen, dass über die Gefahrenabwehr hinaus auch Vorsorgemaßnahmen sinnvoll sind. Diese umfassen neben weiterer Forschung auch Empfehlungen, mit denen eine
Minimierung der Feldeinwirkungen angestrebt
wird.
Schlüsselwörter: elektromagnetische Felder,
Strahlenexposition, Umweltbelastung, Grenzwerte
Summary
Health Aspects of Low-Frequency Fields of
Electric Power Supply
For the assessment of health impairments from
exposure to electric or magnetic fields, direct
field reaction due to induced electric body
currents or reactions at the surface of the body
should be separated from indirect field reac-
bilfunknetze mit einem flächendeckenden System von Mobilfunkantennen ist weit fortgeschritten. Folge
dieser Entwicklung und weiterer Anwendungen ist eine ständige Zunahme
der Immission elektromagnetischer
Felder. Gesundheitliche Aspekte des
Mobilfunks wurden in einer früheren
Übersicht des Deutschen Ärzteblattes
behandelt (Dtsch Arztebl 1999; 96: A845–852 [Heft 13]).
In weiten Teilen der Bevölkerung
werden Gesundheitsbeeinträchtigungen durch elektrische, magnetische und
hochfrequente elektromagnetische Felder befürchtet. Diskutiert werden vor
allem Berichte, in denen ein Zusammenhang zwischen Feldwirkungen und
dem Auftreten von Kopfschmerzen, Erschöpfungszuständen, Allergien, Erbschäden oder Krebs hergestellt wird. In
den Medien wird der Begriff „Elektrosmog“ verallgemeinernd für die vielfältig in der technischen Umwelt vorhandenen elektromagnetischen Felder
tions due to contact currents or interference
of electronic body aids and implants. For the
generation of field reactions threshold values
exist which vary from person to person for
perceptible reactions. The risk assessment has
lead to recommendations of limit values which
– in agreement with international reseach
results – exclude scientifically proven impairments of health from direct field reactions.
Data from scientific indications of epidemiological investigations indicate an increased risk
for leukemia in children due to exposure to
magnetic fields from the electric power supply.
Therefore precautionary measures are important in addition to the prevention of hazards.
These include recommendations for measures
for the minimization of field exposures as well
as further research work.
Key words: electromagnetic fields, radiation
exposure, environmental damage, limit values
unterschiedlicher Frequenz und unterschiedlicher Stärke verwendet. In ihren
Wirkungen sind diese Felder jedoch je
nach Frequenz und Feldstärke unterschiedlich. Sie sind nicht mit dem durch
chemische Substanzen verursachten
Smog vergleichbar.
Ebenso wie im Alltag ist auch im industriellen Bereich sowie in der Medizin die Anwendung elektrischer Energie nicht mehr wegzudenken. Quellen
vor allem starker magnetischer Felder
sind in der elektrochemischen sowie in
der Elektrowärmeindustrie zu finden.
In der Medizin werden starke statische
und zeitlich veränderliche Magnetfelder zum Beispiel bei Anwendung kernmagnetischer Resonanzverfahren eingesetzt. Eine Übersicht über häufig verwendete Größen und Einheiten, die bei
der Beurteilung der Wirkungen elektrischer und magnetischer Felder benutzt
werden, gibt Tabelle 1. Typische Feldstärkewerte bei Exposition durch niederfrequente elektrische Felder (angeDeutsches Ärzteblatt½ Jg. 99½ Heft 27½ 5. Juli 2002
M E D I Z I N
´
Tabelle 1
C
´
Übersicht über häufig verwendete Größen und Einheiten
Größe
Einheit
Bemerkungen
Frequenz
Hertz, Hz, kHz
Die Spannung eines Leiters unserer Energieversorgung wechselt 50-mal
in der Sekunde ihr Vorzeichen, man sagt, die Energieversorgung wird
mit 50 Hz betrieben. Die Energieversorgung der Eisenbahn wird mit
162/3 Hz betrieben.
Elektrische Feldstärke
Volt pro Meter
V/m, kV/m
Wird an einem Leiter eine Spannung gelegt, bildet sich um den Leiter
ein elektrisches Feld, das rasch mit der Entfernung abnimmt. Das elektrische Feld ist unabhängig von der Stromstärke in dem Leiter.
Magnetische Feldstärke
Ampere pro Meter
A/m, kA/m
Ursache für das magnetische Feld ist der in einem Leiter fließende Strom.
Das magnetische Feld nimmt ebenfalls sehr stark mit zunehmendem Abstand ab.
Magnetische Flussdichte
Tesla, Mikrotesla
(µT),
Millitesla (mT)
Bei 50 Hertz wird die Stärke des magnetischen Feldes auch häufig durch
Angabe der magnetischen Flussdichte oder magnetischen Induktion beschrieben. Für Luft und biologisches Gewebe gilt ein fester Umrechnungsfaktor: 80 A/m = 100 µT oder 1 A/m = 1,25 µT
Stromstärke
Ampere, A, kA
Die Stromstärke ist ein Maß für den elektrischen Strom, der in einem
Leiter fließt. Sie wird auch verwendet, um den Körperstrom anzugeben,
der durch den menschlichen Körper fließt, wenn man einen elektrisch
geladenen Leiter berührt. Biologische Reaktionen treten bereits bei
Stromstärken von wenigen mA auf.
Stromdichte
Ampere pro Quadratmeter
A/m2; mA/m2
Elektrische und magnetische Felder erzeugen elektrische Spannungen
und Ströme im Körper. Die Stromdichte ist ein Maß für die biologische
Reaktion. 5 kV/m oder 100 µT erzeugen Stromdichten im Körper, die unterhalb von 2 mA/m2 liegen. Die Stromdichtebereiche, bei denen akute
Gesundheitsgefahren möglich sind, liegen oberhalb von 1 000 mA/m2.
Aus: Bernhardt JH: Physikalische Einflussfaktoren.Teil 2: Niederfrequente elektrische und magnetische Felder. In: Beyer A, Eis D (eds.): Praktische Umweltmedizin. Springer Lose Blatt Systeme. Berlin, Heidelberg: SpringerVerlag 1997: 1–27. Mit freundlicher Genehmigung des Springer-Verlags.
geben in V/m) und magnetische Felder
(angegeben in µT) zeigen die Tabellen 2
und 3. Tatsächlich variieren die Expositionswerte im Alltag sehr stark. So können die Feldstärken unter Hochspannungsfreileitungen bis zu 6 kV/m beziehungsweise 15 µT betragen, in unmittelbarer Nähe von Haushaltsgeräten können sie noch höher sein (15). Die Feldstärkewerte nehmen jedoch stark mit
zunehmendem Abstand ab, was für eine
Person, je nach dem, wo sie sich aufhält,
zu sehr unterschiedlichen Expositionen
im Laufe des Tages führt. Die Mittelwerte über 24 Stunden können jedoch
um Größenordnungen unterhalb der in
den Tabellen 2 und 3 genannten Werte
liegen. Dies zeigt beispielsweise Grafik
1, die einer großen Messstudie (3) entnommen ist. Die Mittelung der etwa
2 000 personenbezogenen Expositionsdaten ergab einen Mittelwert über 24
Stunden von etwa 0,1 µT. Die 26. Ver-
A 1900
ordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes schreibt
zum Beispiel für die Felder von Hochspannungsfreileitungen einen maximalen Effektivwert von 100 µT vor (4).
Der vorliegende Beitrag beschränkt
sich bei der Beschreibung der Wirkungsmechanismen und der biologischen Reaktionen bei Exposition gegenüber elektrischen und magnetischen
Feldern hauptsächlich auf die am häufigsten verwendeten Frequenzen von 16
2/3 Hz (Bahn) sowie von 50 Hz (in den
USA 60 Hz).
Wirkungen
Akute Reaktionen, die bei einer Exposition gegenüber niederfrequenten
elektrischen und magnetischen Feldern
auftreten können, sind im Textkasten
zusammengefasst.
Direkte Reaktionen
Elektrische Felder. Bei Exposition lebender Organismen gegenüber elektrischen Feldern kommt es zu einer Umverteilung der elektrischen Ladungsträger innerhalb des Körpers, die als Influenz bezeichnet wird. Die Ladungsumverteilung erfolgt so lange, bis im Innern des Körpers kein elektrisches Feld
mehr auftritt. Bei einer Frequenz von 50
Hz wechselt dieser Zustand 50-mal in
der Sekunde und führt damit zu schwachen Körperströmen im Innern des
Körpers.
Im Außenraum hat die Ladungsumverteilung zur Folge, dass das elektrische Feld gegenüber dem ungestörten
Feld verzerrt ist. Die Verzerrung des
Feldes ist um so größer, je spitzer der
leitende Körper ist (Grafik 2). Die
elektrische Feldstärke an der Körperoberfläche bewirkt eine mit der FreDeutsches Ärzteblatt½ Jg. 99½ Heft 27½ 5. Juli 2002
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´
Tabelle 2
C
´
Typische Expositionswerte durch Quellen niederfrequenter elektrischer
Felder, überwiegend 50 Hz
Quellen des elektrischen Feldes
Elektrische Feldstärke (kV/m)
Erde (statisches Feld)
0,2–0,5
Erde (50-Hz-Anteil)
10–7
Unterhalb von Hochspannungsfreileitungen
110 kV
1–2
245 kV
2–3
420 kV
5–6
420 kV, 25 m seitlich der Trasse
circa 1
Schaltstationen
110 kV
5–6
245 kV
9–10
420 kV
14–16
Expositionen in Büro und Haushalt
´
in 30 cm Abstand von verschiedenen elektrischen Geräten
2–500 V/m
Hintergrundfeldstärke
1–10 V/m
Tabelle 3
C
´
Typische Expositionswerte durch Quellen niederfrequenter elektrischer Magnetfelder,
überwiegend 50 Hz
Quellen des magnetischen Feldes
Magnetische Flussdichte (µT)
Erde (statisches Feld)
circa 50
Erde (50 Hz-Anteil)
10–6
Hochspannungsfreileitungen und Einrichtungen der
Energieversorgung
420 kV
10 – 40
420 kV, 25 m seitlich von der Trasse
circa 8
im Abstand von 1 m von Trafostation (630 kVA)
30
Schaltstationen
20 – 40
Exposition in Büro und Haushalt
Normale Wohnungen, Hintergrundfeldstärken
0,01 – 1
Wohnungen mit elektrischer Heizung
0,6 – 12
In 3 cm Abstand von verschiedenen Geräten
20 – 2000
In 30 cm von verschiedenen Geräten
0,3 – 30
30 cm von Bildschirmgeräten
0,8
Industrie und Medizin
Elektrolyseprozesse (0 und 50 Hz)
1 – 10 x 103
Elektroschweißen
0,1 – 5,8 x 103
Punktschweißen
0,7 – 1,7 x 103
Induktive Erwärmung
1 – 6 x 103
Kernspintomographie (Schaltzeiten der Gradientenfelder 0,1 ms)
Einige 103
Deutsches Ärzteblatt½ Jg. 99½ Heft 27½ 5. Juli 2002
quenz wechselnde Aufladung der Behaarung des Körpers. Zwischen den
Haaren und der Hautoberfläche werden Kräfte wirksam, die eine Vibration
des Haarschaftes anregen und die über
Berührungsrezeptoren in der Haut registriert werden können. Durch die
starke Feldüberhöhung an der Körperoberfläche kann es auch zu einem
wahrnehmbaren Kribbeln zwischen
Kleidung und Haut sowie zur direkten
Stimulation von peripheren Rezeptoren in der Haut kommen. Die Wahrnehmung elektrischer Felder hängt
von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Orientierung des Körpers
zum Feld, Stellung der Extremitäten,
Kleidung, Erdungsverhältnisse. Die
Schwellenwerte der Wahrnehmung
sind von Person zu Person verschieden, sie beginnen bei Feldstärken von
etwa 1 kV/m. Wahrnehmungen, die als
Belästigungen empfunden werden,
zeigt etwa ein Prozent der Probanden
bei elektrischen Feldern mit Feldstärken oberhalb von etwa 2,5 kV/m. Der
Schwellenwert für gesundheitlich
nachteilige Reaktionen ist nicht genau
bekannt; er liegt oberhalb praktisch
realisierbarer elektrischer Feldstärken
(über 100 kV/m).
Zusätzlich zu den Oberflächeneffekten kommt es im Körperinnern aufgrund der Ladungsumverteilung zu
elektrischen Körperströmen, die berechnet werden können (Grafik 2 ).
Magnetische Felder. Im Gegensatz
zum elektrischen Feld kann beim magnetischen Feld eine Feldverzerrung
durch biologische Objekte vernachlässigt werden, da die magnetischen Materialkonstanten für Luft und für die meisten biologischen Substanzen gleich
sind. Der wichtigste Wirkungsmechanismus ist die magnetische Induktion,
die sowohl für statische als auch für
zeitlich veränderliche Magnetfelder
bedeutsam ist. In statischen Magnetfeldern kommt es zu Kraftwirkungen des
Magnetfeldes auf bewegte Ladungsträger, wie beispielsweise im Blutstrom
oder während der Kontraktion des
Herzens, die zu induzierten elektrischen Feldern und Strömen führen.
Zeitlich veränderliche Magnetfelder
induzieren in biologischen Objekten
elektrische Wirbelfelder und -ströme,
die genau wie die herkömmlich appli-
A 1901
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zierten elektrischen Ströme wirken
und zum Beispiel Nerven- und Muskelzellen erregen können (Grafik 3). Diese Reaktionen überwiegen die Effekte
durch andere Wirkungsmechanismen
(zum Beispiel „elektronische“ oder
magnetomechanische Wechselwirkungen).
Wirkmechanismen. Obwohl die felderzeugte elektrische Feldstärke im
Körper als die für die biologische Reaktion bestimmende Basisgröße angesehen werden muss, wird bei Angabe von
Dosis-Wirkungs-Beziehungen meistens
die elektrische Stromdichte genannt.
Beide Größen können ineinander umgerechnet werden, wobei häufig eine
elektrische Leitfähigkeit von 0,2 Siemens/m zugrunde gelegt wird (das heißt
5 mV/m = 1 mA/m2). Unterhalb von 1
mA/m2 sind keine wissenschaftlich abgesicherten biologischen Reaktionen
bekannt. Die Stromdichte von 1 mA/m2
entspricht im Allgemeinen der natürlicherweise vorhandenen Stromdichte in
elektrisch nicht aktiven Organen und
Geweben des Körpers; das vom Herzen
oder Gehirn erzeugte Hintergrundrauschen liegt in der Größenordnung von 1
bis 10 mA/m2. An der Oberfläche elektrisch aktiver Nerven oder Muskelzellen können kurzzeitig Stromdichten
von über 1 000 mA/m2 auftreten.
In Laboruntersuchungen an isolierten Zellen und Tieren konnten bei einer
Stromdichte von bis zu 10 mA/m² keine
auf gesundheitliche Beeinträchtigungen hindeutende Reaktionen durch niederfrequente Felder nachgewiesen werden. Bei höheren Werten der im Gewebe induzierten Stromdichten (10
mA/m² bis 100 mA/m²) waren durchweg signifikante Gewebereaktionen,
etwa funktionelle Änderungen im Nervensystem, zu beobachten (11).
Eine Stromdichte von 10 mA/m² bei
Frequenzen von einigen Hertz bis 1
kHz wird als untere Schwelle für eine
geringe Beeinflussung des Zentralnervensystems angenommen. Bei Probanden äußerten sich die stimmigsten Reaktionen der Exposition im Auftreten
von Magnetophosphenen (magnetfeldinduzierte Lichterscheinungen im Auge). Grobe Abschätzungen für die
Stromdichteschwellenwerte für visuelle
Phosphene ergeben Werte oberhalb
von 10 mA/m².
A 1904
Grafik 1
Indirekte Reaktionen
Transiente Entladungen (Funkenentladungen) und Kontaktströme können dann entstehen, wenn sich der menschliche Körper einem elektrisch aufgeladenen Gegenstand nähert und/oder diesen
berührt. Dabei kann entweder
der Gegenstand oder der Körper durch ein elektrisches
Feld elektrisch aufgeladen
sein. Die Aufladungen hängen
von der Stärke des elektrischen Feldes und von der
Magnetfeldexposition eines Landwirts, gemessen über Größe des Gegenstands ab.
24 Stunden mit einem Personendosimeter. B, magnetiDie Schwellenwerte für solsche Flussdichte
che indirekten Reaktionen
sind gut untersucht; sie liegen
für die Wahrnehmung von
Textkasten
Funkenentladungen oberhalb
Akute Reaktionen bei Exposition
von 1 kV/m (50 Hz), wobei die
durch niederfrequente elektrische (E) oder/und
Wahrnehmungsschwelle inmagnetische (B) Felder.
dividuell unterschiedlich ist.
Direkte Feldeinwirkungen:
Oberhalb von 5 kV/m werden
Reaktionen durch felderzeugte Körperströme (B; zum Beispiel
Funkenentladungen von 50
visuelle Flimmererscheinungen, Zellmembranveränderungen,
Prozent der Personen als BeReizwirkungen)
lästigung empfunden.
Oberflächeneffekte (E;Wahrnehmungen infolge der Bewegung
Bei 50 Hz liegen die
von Körperhaaren sowie aufgrund von Mikroentladungen)
Schwellenwerte für die WahrIndirekte Feldeinwirkungen:
nehmung von KontaktströReaktionen durch Körperströme nach Berührung leitfähiger
men, die bei Berührung aufgeGegenstände (hauptsächlich E; Kribbeln, Elektroschock, Musladener Gegenstände durch
kelverkrampfung; Herzkammerflimmern)
den Körper fließen, im Mittel
Reaktionen durch kurzzeitige Funkenentladungen (E; wie
im Bereich von 0,2 bis 0,4 mA.
oben)
Mit Muskelverkrampfungen,
EMV-Probleme (E, B; zum Beispiel Störung oder Inhibierung der
Funktion von Herzschrittmachern)
die lebensgefährlich sein können, ist bei Kontaktströmen
Für die Auslösung dieser Reaktionen bestehen in der Regel Schwelvon mehr als 10 mA zu rechlenwerte, die im Fall der Wahrnehmung verschieden sind.
nen (zum Beispiel beim elektrischen Unfall). Für Frequenzen oberhalb von 1 kHz nehBei Stromdichten oberhalb von 100 men die Schwellenwerte mit zunehmA/m² kann es zu einer Stimulation mender Frequenz zu (11). Einige
von Nerven- und Muskelzellen kom- Schwellenwerte für direkte und indimen. Erregungen von Nerven- und rekte Reaktionen beim Menschen, herMuskelgewebe werden als gesundheit- vorgerufen durch elektrische 50-Hzliche Beeinträchtigungen angesehen. Felder, sind in Tabelle 4 angegeben.
Als niedrigster Schwellenwert für wissenschaftlich nachgewiesene gesund- Funktionsbeeinflussung von
heitliche Beeinträchtigungen werden Körperhilfen
100 mA/m² für Frequenzen von einigen
Hz bis 1 kHz angenommen. Für Fre- Bei elektrisch betriebenen implantierquenzen oberhalb von etwa 1 kHz neh- ten Körperhilfen kann es zu einer
men die Schwellenwerte der Strom- Beeinflussung durch elektrische oder
dichte für diese Reaktionen mit zuneh- magnetische Felder mit einer möglichen Funktionsstörung als Folge kommender Frequenz zu.
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men. Beispiele sind Herzschrittmacher, Defibrillatoren, Nervenstimulatoren, Innenohrimplantate und Insulinpumpen. Als empfindliches medizinisches Gerät gilt der implantierte unipolare Herzschrittmacher, bei dem nur
eine Elektrode vom Schrittmacher
zum Herzen führt und das Körpergewebe als zweite Elektrode wirkt. Die
elektromagnetische Beeinflussung eines Herzschrittmachers führt häufig zu
einem Umschalten auf einen festen
Rhythmus. Sie kann aber auch von einer unbedeutenden einmaligen Intervallverlängerung bis hin zu „Stolperrhythmen“ reichen, wenn zum Eigenrhythmus des Patienten noch der des
Herzschrittmachers hinzu kommt.
Eine Störbeeinflussung von unipolaren Herzschrittmachern kann durch
magnetostatische Felder von mehr als
300 mT oder durch 50-Hz-Wechselfelder von mehr als 20 mT beziehungsweise 2,5 kV/m hervorgerufen werden.
Auch wenn diese Werte vor allem im
Nahbereich von elektrischen Geräten
im Haushalt oder Betrieb überschritten werden können, erwächst daraus
für den Schrittmacher-Patienten bei
den im Alltag üblichen Tätigkeiten in
der Regel nur selten eine Gefahr. Als
Faustregel kann gelten, dass ein Abstand
zwischen
felderzeugendem
Gerät (einschließlich Mikrowellengerät) und Herzschrittmacher von 30
cm eine Beeinflussung ausschließt.
Wissenschaftlich nicht
abgesicherte Wirkungen
Niederfrequente Felder und Krebs
Ein möglicher Zusammenhang zwischen der Magnetfeldexposition in der
Wohnumgebung und dem Auftreten
von Leukämie bei Kindern wird bereits seit 20 Jahren diskutiert (18). Spätere epidemiologische Studien haben
uneinheitliche Ergebnisse gezeigt und
wiesen häufig gravierende methodische Limitierungen auf.
Neuere, methodisch ausgereiftere
Studien und entsprechende Metaanalysen bestätigen aber die Aussage, dass
ein statistischer Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Leukämie
bei Kindern und einer überdurch-
A 1906
sich gegenseitig stützenden
epidemiologischen Befunde
aus der Sicht der Strahlenschutzkommission (SSK) die
Basis für einen wissenschaftlich begründeten Verdacht einer gesundheitlichen Beeinträchtigung bei Feldstärken
weit unterhalb der derzeitigen Grenzwerte und unterstreichen die Notwendigkeit
der weiteren Erforschung
möglicher kausaler Zusammenhänge (16).
Die Internationale Agentur
für Krebsforschung, IARC,
der WHO hat dementsprechend niederfrequente Magnetfelder, wie sie durch
die EnergieversorgungssysteVerzerrungen eines elektrischen Feldes (50 Hz) durch eime erzeugt werden, als mögnen stehenden, geerdeten Menschen. Bei einer ungestörten (das heißt, ohne Anwesenheit der Person) Feld- licherweise kanzerogen bestärke von 5 kV/m ergibt sich im Kopfbereich eine Über- wertet (10). Ausschlaggebend
höhung der Feldstärke um das 14-fache. Die durch- für diese Einordnung sind
schnittlichen Stromdichten im Körper reichen von etwa
einerseits der wiederholt
0,6 mA/m² im Kopf bis zu 10 mA/m² in den Fußgelenken.
bestätigte statistische ZuAus: Bernhardt JH: Physikalische Einflussfaktoren. Teil 2:
Niederfrequente elektrische und magnetische Felder. In: sammenhang mit kindlicher
Beyer A, Eis D (eds.): Praktische Umweltmedizin. SprinLeukämie und andererseits
ger Lose Blatt Systeme. Berlin, Heidelberg: Springer-Ver- das Fehlen eines bekannten
lag 1997; 1–27. Mit freundlicher Genehmigung des SprinWirkungsmechanismus, eines
ger-Verlages.
Nachweises entsprechender
Wirkungen im Tierversuch
schnittlich hohen, zeitlich gemittelten und fehlende Evidenzen für einen ZuMagnetfeldexposition in der Wohnung sammenhang mit anderen Krebsfor(über 0,3 µT oder 0,4 µT je nach Stu- men bei Kindern und Krebs bei Erdie) existiert (1, 9, 17). Insbesondere wachsenen.
sind die umfangreichen Studien aus
Großbritannien (17), Kanada (8, 13), Andere gesundheitliche Aspekte
Neuseeland (5) sowie die bundesweite
Studie von Schüz et al. (14) zu erwäh- Es wurde eine Vielzahl verschiedener
nen. Die deutsche Studie zeigt vor al- Endpunkte im Zusammenhang mit
lem, dass die Exposition in der Nacht möglichen gesundheitlichen Beeinbesonders bedeutsam sein könnte. Die trächtigungen, mit Ausnahme von
Autoren der Studie kommen zu dem Krebs, untersucht. Für die unterSchluss, dass ein Prozent der Fälle aller schiedlichen Aspekte liegen häufig
Leukämien bei Kindern in Deutsch- einzelne Studien vor. Fundierte
land (3 bis 4 Fälle von circa 620 Fällen Schlussfolgerungen sind zumeist nicht
im Jahr) auf die Exposition durch möglich.
Hinsichtlich
neurodegenerativer
magnetische Felder zurückzuführen
wären, sofern ein kausaler Zusammen- Erkrankungen (zum Beispiel Alzheihang vorliegen würde. Ob tatsächlich mer, Parkinson, amyotrophe Lateein kausaler Zusammenhang vorliegt, ralsklerose [AML]) zeigen neuere epiist bisher nicht geklärt. Bislang fehlt ei- demiologische Studien im Fall von
ne Evidenz karzinogener Wirkungen AML einen Hinweis auf einen Zusambei Erwachsenen oder eine Bestäti- menhang zur Magnetfeldexposition.
gung durch den Nachweis entspre- Insgesamt sind jedoch auf Grundlage
chender Wirkungen an Tieren oder an dieser Arbeiten keine belastbaren
isolierten Zellen. Dennoch bilden die Aussagen möglich, ob niederfrequente
Grafik 2
Deutsches Ärzteblatt½ Jg. 99½ Heft 27½ 5. Juli 2002
M E D I Z I N
Magnetfelder neurodegenerative Erkrankungen beeinflussen können.
Tierversuche, die einen solchen Zusammenhang nahe legen könnten, liegen bisher nicht vor.
Zu möglichen negativen Einflüssen
auf die Reproduktion wurden sowohl
epidemiologische Studien als auch
Tierversuche durchgeführt. Ihre Ergebnisse zeigen ein inkonsistentes
Bild, aufgrund dessen bisher nicht auf
Gesundheitsbeeinträchtigungen durch
niederfrequente Felder mit Intensitäten unterhalb der Grenzwerte geschlossen werden kann (16).
Seit langem werden Beeinflussungen des kardiovaskulären Systems und
Veränderungen des Melatoninhaushalts diskutiert. Entsprechende Wirkungen könnten eine gesundheitliche
Relevanz aufweisen. Die bisherigen
Untersuchungen haben in beiden Fällen offene Fragen erbracht, die durch
weitere Untersuchungen unter relevanten Bedingungen geklärt werden
sollten. Bislang sind die Ergebnisse
nicht schlüssig zu interpretieren (16).
Risikobewertung und
Grenzwertempfehlungen
Basisbegrenzungen
Zur Risikobewertung direkter Feldeinwirkungen ist heute das Konzept
der Begrenzung von im Körper induzierten elektrischen Feldern beziehungsweise Stromdichten allgemein
anerkannt (2, 11, 15), da diese Größen
als die physikalischen Basisgrößen angesehen werden können, die mit dem
Auftreten biologischer Reaktionen
verknüpft sind. Die Bewertung hat zu
internationalen
Grenzwertempfehlungen geführt, die für beruflich Exponierte und die Allgemeinbevölkerung
unterschiedlich sind. Es wird empfohlen, dass die felderzeugte Körperstromdichte einen Wert von 10 mA/m2
im Zentralnervensystem (ZNS) nicht
überschreiten sollte. Dieser Wert liegt
um einen Faktor von mindestens 10
(Sicherheitsfaktor) unterhalb des
Schwellenwertes für die Stimulation
von Nerven- und Muskelzellen, der
oberhalb von 100 mA/m² liegt. Der
Basisgrenzwert von 10 mA/m² (der die
A 1908
Basisbegrenzung für berufliche Exposition darstellt) soll auch eine geringfügige Beeinflussung des ZNS ausschließen (zum Beispiel Magnetophosphene). Für eine Dauerexposition der Bevölkerung wird eine Begrenzung auf 2 mA/m2 (zusätzlicher Sicherheitsfaktor von 5 auf 10 mA/m²)
empfohlen (11).
brachten die in Tabelle 5 zusammengefassten Feldstärkewerte. Die in der Tabelle 5 genannten Grenzwerte für die
Bevölkerung führen bei einer Frequenz
von 50 Hz zu Körperstromdichten von
etwa 1 bis 2 mA/m2. Sieht man von den
Fußgelenken ab, so erzeugen äußere
elektrische Felder von 5 kV/m oder magnetische Felder mit Flussdichten von
100 mT nur in wenigen Körperteilen
und nur unter ungünstigen ExpositionsAbgeleitete Grenzwerte
bedingungen (Mensch stehend, elektriDie für die Beurteilung einer Feldexpo- sches Feld parallel beziehungsweise
sition relevanten Stromdichten im Ge- Magnetfeld senkrecht zur Körperachse,
webe entziehen sich der direkten mess- Grafik 2 und 3) elektrische Stromdichtechnischen Erfassung. Deshalb sind ten von 2 mA/m2.
Die Angaben über die Grenzwerte
für die Praxis leicht messbare abgeleitete Sekundärstandards notwendig. Im werden unterstützt von zahlreichen
niederfrequenten Bereich sind dies die Versuchsergebnissen, die bei kontrolelektrische und magnetische Feldstär- lierten Laborversuchen mit Probanden
mit Expositionszeiten zwischen drei Stunden und einer
Grafik 3
Woche bei elektrischen Feldstärken bis 20 kV/m und magnetischen Flussdichten bis 5
mT gewonnen wurden. Es
konnten keine akuten Veränderungen signifikanter Art
festgestellt werden. Untersucht wurden Reaktionszeiten auf akustische und optische Reize, psychologische
Faktoren, EEG, EKG, Blutdruck, Pulsfrequenz, Körpertemperatur, hämatologische
Induktion von elektrischen Feldern beziehungsweise Parameter, biochemische EiStrömen im Körper, der einem 50-Hz-Magnetfeld aus- genschaften des Harns sowie
gesetzt ist (äußere magnetische Flussdichte 100 µT). Die Enzymfunktionen (11).
induzierten Stromdichten sind in der Peripherie am
größten und nehmen zum Körperinneren hin ab. Aus:
Bernhardt JH: Physikalische Einflussfaktoren. Teil 2: Niederfrequente elektrische und magnetische Felder. In:
Beyer A, Eis D (eds.): Praktische Umweltmedizin. Springer Lose Blatt Systeme. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag 1997; 1–27. Mit freundlicher Genehmigung des Springer-Verlages.
ke. Die entsprechenden Feldstärkegrenzwerte werden unter Annahme
ungünstiger Expositionsbedingungen
so abgeleitet, dass die Basisgrenzwerte
eingehalten werden. Dabei wurden einfache, elektrisch homogene geometrische Körper betrachtet. Moderne numerische Techniken ermöglichen eine
immer detailliertere Approximation
des Körpers unter Berücksichtigung
einzelner Organe (12). Bisher vorliegende Messungen und Rechnungen er-
Nationale und internationale
Grenzwertempfehlungen
Die 26. Verordnung zum
Bundesimmissionsschutzgesetz über elektromagnetische
Felder (26. BImSchV, [4])
legt fest, dass im Bereich von Hochspannungsleitungen und Transformatoren ein Grenzwert von 5 kV/m, beziehungsweise 100 µT (Effektivwerte) nicht überschritten werden darf.
Die Empfehlung des Europäischen
Rates von 1999 hat diese Grenzwerte bestätigt (6). Diese Grenzwerte
stützen sich auf die Empfehlungen
der internationalen Kommission zum
Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP, [11]).
Deutsches Ärzteblatt½ Jg. 99½ Heft 27½ 5. Juli 2002
M E D I Z I N
Bisher konnten keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch direkte
Feldwirkungen bei Einhaltung der
Grenzwerte wissenschaftlich nachgewiesen werden. Allerdings können gelegentlich infolge von Oberflächeneffekten (Haarvibrationen, Kribbeln der
Haut) sowie durch Elektrisierung starke elektrische Felder von einigen Personen als Belästigung empfunden werden. Die Elektrizitätsversorgungsunternehmen gehen in der Regel entsprechenden Beschwerden im Einzelfall
nach.
Die bestehenden Grenzwerte für die
Dauerexposition (100 mT) können allerdings an der Oberfläche einiger
Geräte in Haushalt und Büro überschritten werden. Die Einwirkung des
meist sehr inhomogenen Feldes zum
Beispiel bei Verwendung eines Haarföns oder eines Trockenrasierers ist jedoch lokal auf einen kleinen Teil des
Körpers begrenzt. Die im Körper induzierten elektrischen Felder und Ströme
liegen trotz des Überschreitens der
Grenzwerte hinreichend weit unter
den Basisgrenzwerten, da die Induktionsschleifen bei lokaler Exposition
sehr klein im Vergleich zur Ganzkörperexposition sind.
´
Tabelle 4
C
´
Direkte und indirekte Reaktionen beim Menschen, hervorgerufen durch elektrische
Felder von 50 Hz
´
Feldstärke kV/m
Reaktion
> 50
Direkte Wahrnehmung des Körperableitstromes bei geerdeten Füßen
20
Mittlere Wahrnehmungsschwelle für Männer für Empfindungen an Kopf
oder Kopfhaar bzw. Kribbeln zwischen Körper und Kleidung
14 – 16
Mittlere Schwelle für Schmerzempfindung für Frauen bei Fingerkontakt
mit einem Auto
10 – 12
Mittlere Schwelle für Schmerzempfindung für Kinder bei Fingerkontakt
mit einem Auto
7
Mittlere Belästigungsschwelle durch Funkenentladungen
4–5
Mittlere Wahrnehmungsschwelle für Männer bei Fingerkontakt mit einem Auto
3
Mittlere Wahrnehmungsschwelle von Funkenentladungen zwischen Finger und kleinen Gegenständen durch Aufladung der Person
2 – 2,5
Mittlere Wahrnehmungsschwelle für Kinder bei Fingerkontakt mit einem
Auto
2,5
Schwelle für Funktionsstörungen für sehr empfindliche unipolare Herzschrittmacher
Tabelle 5
C
´
Grenzwerte für die Exposition durch elektrische und magnetische Felder von 162/3 und
50 Hz
Expositionierte
Personengruppe
Elektrische Feldstärke
(kV/m), Effektivwerte
Magnetische Flussdichte
(mT), Effektivwerte
Vorsorgegesichtspunkte
Beruflich Exponierte
ICNIRP-Richtwert, [11])
Gesetzliche Anforderungen
162/3 Hz
20
1500
50 Hz
10
500
10
5
300
100
Die Verordnung über elektromagnetische Felder (4) enthält in § 4 Anforderungen zur Vorsorge. Danach dürfen
bei der Errichtung oder wesentlichen
Änderung von Niederfrequenzanlagen in der Nähe von Wohnungen,
Krankenhäusern, Schulen, Kindergärten, Kinderhorten, Spielplätzen oder
ähnlichen Einrichtungen in diesen Gebäuden oder auf diesen Grundstücken
die Werte von 5 kV/m und 100 mT
auch in den Spitzenwerten nicht überschritten werden. Bei Anwendung dieser Vorsorgeregelungen ist zu erwarten, dass die in der Praxis erreichten
Dauerexpositionswerte des schwer
abschirmbaren und daher in diesem
Zusammenhang besonders relevanten
Magnetfeldes unterhalb von 10 mT
liegen oder dieser Wert zumindest
nicht wesentlich überschritten wird.
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Bevölkerung
26. BlmSchV, [4])
bis zu 24 h pro Tag
162/3 Hz
50 Hz
Neubewertung durch die
Strahlenschutzkommission
Die Strahlenschutzkommission (SSK)
ist vom Bundesministerium für Umwelt
gebeten worden, in Vorbereitung der
Novellierung der 26. BImSchV den aktuellen Stand der wissenschaftlichen
Erkenntnisse zu Gesundheitsbeeinträchtigungen durch elektromagnetische Felder zu überprüfen. Dabei sollte
auch geprüft werden, inwieweit die wis-
senschaftlichen Erkenntnisse Vorsorgemaßnahmen nahe legen. Bei der Beurteilung wissenschaftlicher Arbeiten hat
die SSK untersucht, ob es sich bei den
Arbeiten um wissenschaftliche Nachweise, um einen wissenschaftlich begründeten Verdacht oder nur um unbestätigte Hinweise handelt. In Bezug auf
die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten orientierte sich die SSK an den anerkannten Qualitätsstandards für wissenschaftliche Forschung.
A 1909
M E D I Z I N
Bei ihren Betrachtungen zur Vorsorge orientierte sich die SSK an der Mitteilung der EU-Kommission über die
Anwendbarkeit des Vorsorgeprinzips
(7). Sie stützt ihre Überlegungen ausschließlich auf die Analyse wissenschaftlicher Untersuchungen und befasst sich nicht mit dem Risikomanagement und der Risikoakzeptanz. Das Risikomanagement, einschließlich einer
Berücksichtigung der Risikoakzeptanz
der Bevölkerung, liegt in erster Linie in
der Verantwortung der politischen Entscheidungsträger.
Aufgrund ihrer Neubewertung der
wissenschaftlichen Literatur (16) stellt
die Strahlenschutzkommission fest,
dass keine neuen wissenschaftlichen
Erkenntnisse im Hinblick auf nachgewiesene Gesundheitsbeeinträchtigungen vorliegen, die Zweifel an der wissenschaftlichen Beurteilung aufkommen lassen, die den Schutzkonzepten
der ICNIRP beziehungsweise der EURatsempfehlung zugrunde liegen.
In Hinblick auf wissenschaftlich begründete Verdachtsmomente stellt die
SSK fest, dass sich auch unter Berücksichtigung des Umfangs und des Ausmaßes der Verdachtsmomente ein über
die bisher bekannten gesundheitlichen
Beeinträchtigungen zusätzliches Risiko
nicht angeben lässt. Sie empfiehlt daher
auch keine so genannte Vorsorgegrenzwerte. Die Strahlenschutzkommission
spricht in ihrem aktuellen Empfehlungstext (16) jedoch eine Reihe allgemeiner
Empfehlungen zur Vorsorge aus. Diese
tragen vor allem dem Verdacht auf einen
möglichen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Risiko für kindliche
Leukämie und einer Magnetfeldexposition Rechnung. Als wesentlich wird angesehen, bei der Entwicklung von Geräten und der Errichtung von Anlagen die
Minimierung von Expositionen zum
Qualitätsziel zu machen, sowie für alle
Geräte und Anlagen, die relevante Expositionen verursachen können, entsprechende Produktinformationen zur
Verfügung zu stellen. Des Weiteren empfiehlt sie bei der Errichtung von ortsfesten Anlagen, die relevante elektromagnetische Expositionen verursachen
können, eine verstärkte Information der
Bürger und die Einbeziehung von Vertretern der Kommunen in die Planung.
Aufgrund einiger nicht bestätigter Hin-
A 1910
weise aus Einzelstudien über biologische
Reaktionen und mögliche Gesundheitsbeeinträchtigungen empfiehlt die SSK
weiter, die Kenntnisse über Reaktionen
bei Einwirkung elektrischer und magnetischer Felder durch weitere Forschung
zu verbessern.
Darüber hinaus gilt auch für niederfrequente Felder der allgemeine strahlenhygienische Grundsatz, dass unnötige Expositionen vermieden und unvermeidbare Expositionen so gering wie
möglich gehalten werden sollten. Im
Falle niederfrequenter Magnetfelder ist
dies am einfachsten und effektivsten
durch individuelle Maßnahmen zu erreichen: Unnötigen Stromverbrauch
vermeiden und Abstand zu elektrischen
DISKUSSION
zu dem Beitrag
Diagnostik und Therapie
des primären
Schnarchens
von
Dr. med. Boris A. Stuck
Dr. med. Joachim T. Maurer
Dr. med Thomas Verse
Prof. Dr. med. Karl Hörmann
in Heft 11/2002
Indikation für
Protrusionsgeräte
Der Artikel greift ein für viele Patienten
und Lebenspartner belastendes Thema
auf. Orale Protrusionsgeräte haben sich
als eine effektive Behandlungsform des
primären Schnarchens etabliert. Überrascht hat mich die Renaissance der aus
den USA bekannten „boil and bite“-Ap-
Geräten halten. Ein Abstand von 30 cm
ist hier zumeist ausreichend, da bei diesem Abstand die Werte für die magnetische Flussdichte ausreichend weit abgesunken sind.
Manuskript eingereicht: 26. 11. 2001, revidierte Fassung
angenommen: 6. 3. 2002
❚ Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2002; 99: A 1898–1910 [Heft 27]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser
und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. habil.
Dipl.-Phys. Jürgen Helmut Bernhardt
Neureutherstraße 19, 80799 München
paraturen. Diese in den USA frei verkäuflichen Produkte sind von der FDA in
den USA nicht mehr zugelassen und erfahren derzeit in Europa vermehrt Beachtung. Der Unterkiefervorschub wird
mit den Geräten über die Zähne und den
Schleimhäuten während des Schlafes gewährleistet; hierbei wirken reziproke
Kräfte auf das stomatognathe System.
Die verantwortungsbewusste Empfehlung oraler Protrusionsgeräte durch den
Arzt bedarf einer erweiterten Indikationsstellung durch einen zahnärztlichen
Kollegen. Gesunde orale Verhältnisse, eine hinreichende prothetische und konservative Sanierung, ein unauffälliger
myofunktioneller Befund sowie eine ausreichende Verankerung der Geräte sind
vor dem Einsatz der Geräte unbedingt
abzuklären, um den erwünschten therapeutischen Effekt zu gewährleisten und
bei einer dauerhaften Anwendung der
Geräte keine unerwünschten Schädigungen im stomatognathen System hervorzurufen. Ohne zahnärztliche Vorbehandlung besteht bei kritischer Betrachtung
bei 30 Prozent der bedürftigen Patienten
eine Kontraindikation für diese Therapieform (1). Neben Myoarthopathien,
Deutsches Ärzteblatt½ Jg. 99½ Heft 27½ 5. Juli 2002
M E D I Z I N
die bei der Verwendung neuer ZweiSchienen-Apparaturen sehr selten zu beobachten sind, können insbesondere
beim parodontal vorgeschädigten Gebiss
gravierende dentale Nebenwirkungen
auftreten.
dass die Indikationsstellung zur Anpassung einer thermoplastischen Bissschiene durch einen Arzt erfolgen sollte, der in
der Beurteilung der enoralen Verhältnisse ausreichende Erfahrung besitzt. Dies
gilt auch für die Anpassung selbst.
Literatur
Dr. med. Boris A. Stuck
Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik
Klinikum Mannheim, 68135 Mannheim
1. Rose E, Ridder G, Staats R, Jonas I: Intraorale Protrusionsgeräte bei schlafbezogenen obstruktiven Atmungsstörungen. Zahnärztliche Befunde und Behandlungsmöglichkeiten. HNO 2002; 50: 29–34.
Dr. med. Dr. med. dent. Edmund Rose
Abteilung Poliklinik für Kieferorthopädie
Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Universitätsklinikum Freiburg
Hugstetter Straße 55, 79106 Freiburg
Schlusswort
Herr Rose unterstreicht zu Recht die Bedeutung oraler Protrusionsgeräte und
verweist auf die Notwendigkeit der Konsultation eines Zahnarztes im Rahmen
einer erweiterten Indikationsstellung,
um Schäden am stomatognathen System
zu vermeiden.
Im Rahmen der Therapie mit enoralen Applikatoren ist die enge Kooperation mit den zahnärztlichen Kollegen
äußerst hilfreich und gerade bei einer
dauerhaften Schienenversorgung unabdingbar. Da die Kosten für enorale Applikatoren bei Patienten mit primärem
Schnarchen nicht von den Krankenkassen übernommen werden, ist die Anpassung einer dauerhaften, durch den Zahnarzt angefertigten Bissschiene für den
Patienten mit erheblichen Kosten verbunden. Da weder die Wirksamkeit noch
die Verträglichkeit für den einzelnen Patienten vorhergesehen werden kann,
birgt dies ein erhebliches finanzielles Risiko.
Hier besteht nun mit den thermoplastischen Schienen die kostengünstige
Möglichkeit, die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Protrusionsschiene zu
überprüfen, sofern der Zahnstatus dies
zulässt. Profitiert der Patient von der
Therapie und toleriert er das Tragen der
Schiene, so kann auf dieser Grundlage
die Anfertigung und Anpassung einer
dauerhaften, auf das jeweilige Gebiss abgestimmten Schiene (beispielsweise die
erwähnte
Zwei-Schienen-Apparatur)
durch den Zahnarzt empfohlen werden.
Zu Recht weist Herr Rose darauf hin,
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DISKUSSION
zu dem Beitrag
Fortgeschrittene
extrakranielle
Hämangiome und
vaskuläre
Malformationen
von
Prof. Dr. med.
Jochen A. Werner
Prof. Dr. med. Siegfried Bien
Dr. med. Anja-Alexandra Dünne
Prof. Dr. med.
Hannsjörg Seyberth
Dr. med. Benedikt J. Folz
Priv.-Doz. Dr. med.
Burkard M. Lippert
in Heft 4/2002
Gegebenenfalls Radiotherapie
Der Artikel zeigt wichtige Behandlungsverfahren von fortgeschrittenen extrakraniellen Hämangiomen und vaskulären Malformationen auf und betont die
Wichtigkeit einer engen interdisziplinären Kooperation. Ergänzend zu den beschriebenen Behandlungsverfahren (Lasertherapie, Chirurgie, Sklerosierung,
Steroide, Interferon alpha-2a) sollte erwähnt werden, dass die strahlentherapeutische Therapie bei fortgeschrittenen
Hämangiomen unter bestimmten Umständen eine sinnvolle und etablierte Ergänzung der beschriebenen Therapieop-
tionen darstellt. 10 bis 20 Prozent aller
Hämangiompatienten haben eine starke Funktionsbeeinträchtigung aufgrund
von Kompression oder Verlagerung
angrenzender Organe. Zudem können
Hämangiome aufgrund von Herzversagen, akuter Atemnot oder Verbrauchskoagulopathie (Kasabach-Merritt-Syndrom) lebensbedrohliche Zustände verursachen. Hier ist eine unverzügliche
Therapie erforderlich. Falls durch eine
medikamentöse Therapie (Steroide, Interferon alpha) kein sichtbarer Erfolg
eintritt, alternative Methoden (Operation, Lasertherapie, Sklerosierung) ausscheiden und sich der Zustand des Patienten weiter verschlechtert, sollte eine
Strahlentherapie, trotz der Möglichkeit
einer Tumorinduktion, nicht unnötig verzögert werden. Aus der eigenen klinischen Erfahrung (2) und den zur Verfügung stehenden Literaturdaten lässt sich
in vielen Fällen eine deutliche Besserung
der klinischen Situation schon während
der Bestrahlungsserie erreichen (1, 2, 4).
Hierbei sollte die gewählte Strahlendosis
möglichst gering sein,gleichzeitig aber eine Kontrolle der Symptome gewährleisten. Eine Gesamtdosis von 10 Gy HD in
5 bis 10 Fraktionen (2, 4) oder eine Einzeldosis von 4 Gy HD (3) ist möglicherweise ausreichend, obwohl die genaue
Festlegung eines Fraktionierungsschemas oder eine eindeutige Dosisempfehlung anhand der zur Verfügung stehenden Literatur schwierig erscheint.
Literatur
1. El-Dessouky M, Azmy AF, Raine PA, Young DG: Kasa
bach-Merritt Syndrome. J Pediatr Surg 1988; 23:
109–111.
2. Hesselmann S, Micke O, Marquardt T et al.: KasabachMerritt syndrome: A review of the therapeutic options
and a case report of successful treatment with radiotherapy and interferon alpha. Br J Radiol 2002; 75:
180–184.
3. Miller JG, Orton CI: Long term follow-up of a case of Kasabach-Merritt syndrome successfully treated with radiotherapy and corticosteroids. Br J Plast Surg 1992; 45:
559–561.
4. Ogino I, Torikai K, Kobayasi S et a.: Radiation therapy
for life- or function-threating infant hemangioma.
Radiology 2001; 218: 834–839.
Dr. med. Stefan Hesselmann
Dr. med. Oliver Micke
Dr. med. Ulrich Schäfer
Prof. Dr. med. Normann Willich
Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie
Radioonkologie
Universitätsklinikum Münster
Albert-Schweitzer-Straße 33, 48129 Münster
A 1911
M E D I Z I N
Weiterführende Klassifikation
Zu Recht verweisen die Autoren auf die
Bedeutung der Klassifikation von Mulliken und Glowacki, welche Hämangiome von vaskulären Malformationen abgrenzten. Inzwischen ist aber das Wissen
über dieses Gebiet weiter fortgeschritten, was in erster Linie der Arbeit der
ISSVA (International Society for the
Study of Vascular Anomalies) zu verdanken ist. Die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe haben – aus der Erkenntnis heraus, dass inzwischen völlig neuartige
Hämangiomformen bekannt wurden –
die Bezeichnung „Hämangiom“ ganz
aufgegeben und ersetzt durch die Bezeichnung „vaskulärer Tumor“. Die offizielle Definition der ISSVA lautet seit
1992 wie folgt: „Gefäßanomalien sind zu
unterteilen in Gefäßmalformationen und
vaskuläre Tumoren“.
Nun stellt auch die Bezeichnung „vaskulärer Tumor“ einen Sammelbegriff
dar, unter welchem die unterschiedlichsten Formen vaskulärer Tumoren zusammengefasst werden. Eine pauschale Diskussion über die Behandlung „vaskulärer Tumoren“ ist daher nicht möglich,
sondern nur bei genauer Definition der
verschiedenartigen Formen. Ich hielt es
daher für erforderlich, eine weiterführende Klassifizierung vaskulärer Tumoren zu erstellen, welche ich in zahlreichen
Publikationen (1,2,3) und Fachvorträgen
dargelegt habe und welche inzwischen
auch im neuesten Textbook of Angiology
von Chang übernommen wurde (4). Bei
den von den Autoren angesprochenen
Hämangiomformen handelt es sich überwiegend um die Gruppe der „lokalisierten klassischen Hämangiome“ (LKH),
welche als oberflächliche, gemischte und
tiefliegende Formen vorkommen. Die
mit Abstand häufigsten oberflächlichen
Formen haben in aller Regel nach anfänglichem, oft beträchtlichem Wachstum eine ausgeprägte Rückbildungstendenz. Eine frühzeitige Behandlung empfiehlt sich bei sehr raschem Wachstum
und bei solchen LKHs, welche sich in
kosmetisch kritischen Bereichen (Gesicht) oder in ulzerationsgefährdeten
Arealen (ano-genital) befinden, wobei
die Kryotherapie in der Hand des erfahrenen Arztes eine sinnvolle und bewährte Alternative zur Lasertherapie darstellt.Ansonsten kann die spontane Invo-
A 1912
lution in vielen Fällen abgewartet werden. Viszerale Angiome (wohl kaum je
zerebrale Angiome) gibt es bei der „disseminierten Hämangiomatose“, nicht
aber bei der „benignen neonatalen Hämangiomatose“. Beide Formen lassen sich
in der Regel mit einer „Per-Blick-Diagnose“ unterscheiden. Im Zweifelsfalle
reicht eine Ultraschalluntersuchung.
Es trifft auch nicht zu, dass „Hämangiome definitionsgemäß zum Zeitpunkt
der Geburt nicht vorhanden“ seien. Eine
eigene Auswertung von über 1 000 LKHs
ergab, dass LKHs in fast 30 Prozent
schon nach der Geburt sichtbar – wenn
auch in der Regel noch sehr klein – waren.
Eine primär chirurgische Behandlung
von LKHs ist nur ausnahmsweise indiziert (zum Beispiel akut drohender Visusverlust durch Obstruktion), sie stellt
meist eine „Zweitbehandlung“ nach vorangegangener Lasertherapie dar. Bei
ausgedehnten tiefliegenden und gemischten LKHs im Gesichtsbereich ist
ein aktives chirurgisches Vorgehen nur
selten indiziert wegen der Gefahr bleibender entstellender Narben. Hier ist es
oft sinnvoller, eine Spontanrückbildung
abzuwarten.Bei drohendem Visusverlust
infolge Obstruktion hat sich in vielen Fällen eine systemische Corticosteroidtherapie bewährt. Dies gilt auch für alpha-2Interferon, welches allerdings mit erheblichen Nebenwirkungen belastet ist.
Literatur
1. Cremer H: Gefäßanomalien im Bereich der Haut. Monatsschr Kinderheilk 1998; 146: 622–638.
2. Cremer H: Klassifikation der benignen vaskulären Tumoren des Gefäßendothels im Kindesalter. In: Kautz G, Cremer H, Hrsg. Hämangiome. Berlin, Heidelberg, New York:
Springer; 1999.
3. Cremer H: Gefäßanomalien im Bereich der Haut. In:Traupe H, Hamm H, (eds.) Pädiatrische Dermatologie. Berlin,
Heidelberg, New York: Springer; 1999.
4. Cremer H:Vascular tumors (Hemangiomas) in childhood,
chap. 102. In: Chang JB, editor. Textbook of Angiology.
New York: Springer; 2000.
Prof. Dr. med. Hansjörg Cremer
Dittmarstraße 54, 74074 Heilbronn
Schlusswort
weist, dann aber bemerkt, dass nicht
diese, sondern eine von ihm beschriebene Klassifikation Anwendung finden
sollte. Die erfolgreiche Verbreitung der
Cremer-Klassifikation ist eine wünschenswerte, allerdings erst in einigen
Jahren auch begründbare Forderung.
Zuvor müssten andere Arbeitsgruppen
die Wertigkeit dieser Nomenklatur in
umfangreichen Untersuchungen überprüfen, was natürlich unmittelbar an
der Wahrnehmung der Cremer-Klassifikation auf internationaler Ebene gebunden sein wird.Wie auch die im April
diesen Jahres von Kinderchirurgen und
HNO-Ärzten publizierte Arbeit zur
Klassifikation von Gefäßfehlbildungen
zeigt (1), sollte nicht ein dritter Schritt
vor dem ersten unternommen werden.
Der aktuelle klinische Sprachgebrauch
verdeutlicht, dass wir von einer wie
auch immer gearteten gemeinsamen interdisziplinären, begründbaren Basisnomenklatur derzeit noch weit entfernt
sind.
Die von Hesselmann et al. vorgebrachte Erinnerung, die Strahlentherapie im Notfall nicht zu vergessen, hat
unzweifelhaft ihre Berechtigung. Die
Anwendung dieses Therapieverfahrens
sollte allerdings, und hier liegt die Ursache für die nicht erfolgte Erwähnung in
unserer Arbeit, ganz speziellen Situationen vorbehalten bleiben, da sie ein
auch von Hesselmann et al. eingeräumtes Gefahrenpotenzial hinsichtlich
möglicher, zum Teil auch schwerwiegender Komplikationen bei den vielfach sich im Säuglingsalter befindenden
Patienten mit sich bringt (2).
Literatur
1. Very M, Nagy M, Carr M, Collins S, Brodsky L:
Hemangioms and vascular malformations: analysis of
diagnostic accuracy. Laryngoscope 2002; 112: 612–615.
2. Holmberg E, Holm LE, Lundell M, Mattsson A, Wallgren
A, Karlsson P: Excess breast cancer risk and the role of
parity, age at first childbirth and exposure to radiation
in infancy. Br J Cancer 2001; 85: 362–366.
Prof. Dr. med. Jochen A. Werner
Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und
Ohrenheilkunde
Deutschhausstraße 3, 35037 Marburg
Die in unserer Arbeit hinreichend erläuterte Konfusion zur Nomenklatur
der Gefäßfehlbildungen findet sich in
den Anmerkungen von Herrn Cremer
wieder, der zunächst auf die ISSVA verDeutsches Ärzteblatt½ Jg. 99½ Heft 27½ 5. Juli 2002
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