Hauptseminarvortrag WS 2005/2006 Universität Duisburg-Essen Photobioreaktoren Sascha Koch Betreuer: Gruppe Prof. Dr. Franke 1 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung.....................................................................................................................................4 1.1 Was ist ein Photobioreaktor....................................................................................................4 2. Der Verbundreaktor......................................................................................................................5 2.1 Schema eines Verbundreaktors..............................................................................................5 2.2 Der Verbundreaktor – Vorbild Natur......................................................................................5 3. Die Photosynthese........................................................................................................................7 3.1 Der Ort der Photosynthese.....................................................................................................7 3.2 Die Lichtreaktion der Pflanzen...............................................................................................8 3.3 Das Chlorophyll.....................................................................................................................9 3.4 Energieübertragung der Photosynthese – Light Harvesting Complex...................................10 3.5 Die Dunkelreaktion..............................................................................................................12 3.6 Photosynthese der Purpurbakterien ......................................................................................12 4. Stoffwechsel der Bakterien.........................................................................................................14 4.1 Nitrogenase..........................................................................................................................14 4.2 Glycolyse.............................................................................................................................14 4.3 Citrat- oder Zitronensäurezyklus..........................................................................................15 5. Funktionsweise eines Photobioreaktors.......................................................................................16 5.1 Anforderungen an einen Reaktor..........................................................................................16 5.2 Das Lambert-Beer'sche Gesetz.............................................................................................17 5.3 Belichtung eines Reaktorvolumens – der R-Wert.................................................................17 5.4 Die Lichteinkopplung...........................................................................................................18 5.4.1 Methode nach Bayless..................................................................................................19 5.4.2 Methode aus der Solarthermie......................................................................................19 5.5 Lichtleitfasern......................................................................................................................20 5.6 Totalreflexion.......................................................................................................................21 5.7 Numerische Apertur.............................................................................................................22 5.8Ausleuchtung der Bioreaktoren.............................................................................................22 5.9 Wirkungsgrad.......................................................................................................................23 6. Ausblick.....................................................................................................................................25 6.1 CO2 – Reduktion ................................................................................................................25 6.2 Das Bayless-System.............................................................................................................25 6.3 Wirtschaftlichkeit.................................................................................................................26 Quellenangaben..............................................................................................................................28 2 Das dringendste Problem der Technologie von heute ist nicht mehr die Befriedigung von Grundbedürfnissen und uralten Wünschen der Menschen, sondern die Beseitigung von Übeln und Schäden, welche uns die Technologie von gestern hinterlassen hat. (Dennis Gabor (1900-79), ungar.-brit. Physiker, 1971 Physik-Nobelpr. für die Entwicklung der Holographie) 3 1. Einleitung 1.1 Was ist ein Photobioreaktor Ein Photobioreaktor ermöglicht es mit Hilfe biologischer Mechanismen, die im einzelnen in den folgenden Kapiteln näher erläutert werden sollen, aus CO 2, Wasser und Sonnenlicht Wasserstoff und Biomasse zu erzeugen. Die Biomasse, z.B. Algen, finden dabei in der Industrie in vielen Bereichen Anwendung. Zu erwähnen sind hierbei Industrieprodukte wie z.B. Antibiotika, Vitaminzusätze, Farbstoffe und Kohlenhydratzusätze für Lebensmittel, Kosmetikartikel usw., bei dessen Herstellung die Algen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Zusätzlich kann der erzeugte Wasserstoff in naher Zukunft in Brennstoffzellen verwendet werden, aber auch heute schon bei der Herstellung von Treibstoffen aus Erdöl (Cracking-Prozesse), bei der Halbleiterherstellung, der Eisenreduktion und auch noch bei vielen anderen industriellen Prozessen. Eine große Innovation ist dabei die Möglichkeit, die enstehenden Abgase bei diesen oder anderen industriellen Prozessen wieder in den Photobioreaktor einzuspeisen und somit eine Art Kreislauf zu erzeugen, der die CO 2-Bilanz unserer Zeit verbessert. Gerade angesichts der vermehrten Klimaprobleme, erzeugt durch den Treibhauseffekt, gilt es möglichst wenig CO2 in die Atmosphäre abzuführen. Denn nur so ist es möglich Folgen des Treibhauseffektes wie z.B. das Abschmelzen der Polarkappen und der damit zusammenhängenden Störung der Klimamotoren (z.B. Golfstrom) zu verhindern. He rs te llung vo n Was s ers t o f f WasserElekt rolyse Kohle 10,0% Erdgas 0,5% 32,0% Sonst ige Chloralkali1,5% Elekt r olyse Er döl 54,0% 2,0% Abbildung 2: Reichweite fossiler Brennstoffe (aus:http://www.learnline.nrw.de/angebote/agenda21/lexikon/fossil.htm) Wie bereits erwähnt, wäre es durch die Technik des Photobioreaktors möglich, in naher Zukunft kos- Abbildung 1: Wasserstoffherstellung (aus:Dissertation: „Photobiologische Wasserstoffproduktion in einem Purpurbakterien/grünalgen-Verbundreaktor“; von Lutz Schäfer – TU Berlin, 2003) tengünstig und ohne Nutzung fossiler Brennstoffe Wasserstoff bereitzustellen. Heutzutage wird der Wasserstoffbedarf noch zu über 95% aus fossilen Brennstoffen (Öl, Erdgas, Kohle) gedeckt. Angesichts sinkender Vorkommen vor allem an Gas und Öl und der zukünftigen vermehrten Nutzung von Wasserstoff in der Fahrzeug- und Heizungstechnik muß hier nach Alternativen gesucht werden, 4 damit die eigentlich „saubere“ Energieressource Wasserstoff auch „sauber“ wird. 2. Der Verbundreaktor Um die Prozesse eines Photobioreaktors darzustellen, gehe ich im Folgenden auf den Verbundreaktor ein. 2.1 Schema eines Verbundreaktors Ein Verbundreaktor ist eine Kopplung zwischen einem Algenreaktor und einem System mit Purpurbakterien. In den Algenreaktor wird Wasser und CO 2 eingeleitet. Durch Einstrahlung von Licht werden die Algen, hier Chlamydomonas, photosynthetisch aktiv und produzieren Sauerstoff und C6H12O6 Glucose. Der Zucker und Sauerstoff werden in das Purpurbakteriensystem, mit den Bakterien Rhodospirillum, eingeleitet. Da Purpurbakterien ebenfalls photosynthetisch aktiv sind, produzieren sie mit der aus der Photosynthese gewonnene Energie und der Glucose der Algen Wasserstoff. Da bei diesen Stoffwechselprozessen der Purpurbakterien eine Atmung geschieht, wird Kohlendioxid frei, daß wiederrum in den Algenreaktor eingespeist werden kann. In Kapitel 3 und 4 soll noch spezifisch auf die einzelnen Prozesse im Inneren der Zellen eingegangen werden. h·ν O2 H2 CO2 H2O Grünalgen (Chlamydomonas) C 6H12O 6 aerobe Purpurbakterien O2 CO2 5 H2O 2.2 Der Verbundreaktor – Vorbild Natur Wie bei vielen technischen Verfahren und Produkten, die sich die Menschen zu Nutze machen, gibt es auch hier ein Vorbild in der Natur. Bei dem Cyanobakterium Nostoc muscorum kann man einen solchen Verbundreaktor erkennen. Dieses Cyanobakterium besteht aus zwei Zellarten: einer vegetativen, algenähnlichen Zelle und einer Heterocyste. In der vegetativen Zelle wird durch Photosynthese der Heterocyste Glucose und Sauerstoff bereitgestellt. Diese chemische Energie nutzt die Heterocyste für ihren Stoffwechsel. Als Gegenleistung fixiert sie mit Hilfe des Enzyms Nitrogenase Stickstoff in Form von NH 3 (Ammoniak). Die vegetative Zelle nimmt das Ammoniak auf und zusammen mit Glutaminsäure wird Glutamin erzeugt, daß bei allen lebenden Zellen und damit auch beim Menschen im Stoffwechsel benötigt wird. Bei der Stickstofffixierung durch die Nitrogenase wird Wasserstoff frei. Außerdem wird wieder der von den Algen bereitgestellte Sauerstoff veratmet. Der enzymatische Prozess der Nitrogenase läuft nun auch in dem technisch verwirklichten Verbundreaktor ab, allerdings im bakteriellen Teil des Reaktors. Dieser Prozess hat einen großen Anteil an der Produktion von Wasserstoff in „unserem“ Reaktor. Stellt sich nur noch aus evolutionstechnischer Sicht eine Frage: Warum war es für die Alge nicht von Vorteil selber das Enzym Nitrogenase in seine Zellen aufzunehmen sondern eine Art Symbiose mit der Heterocyste einzugehen? Die Erklärung liefert die Nitrogenase selbst. Da in den vegetativen Zellen durch die Photosynthese vermehrt reiner Sauerstoff entsteht und die Nitrogenase bei Kontakt mit einer zu hohen Konzentration an Sauerstoff blockiert bzw. inaktiv wird ist eine Trennung beider Prozesse von Nöten. Die Konzentration an Sauerstoff, die die Heterocyste zur Verwertung der Glucose benötigt, ist dabei so gering, daß diese nicht die Nitrogenase stört. H2 O2 H2O CO2 H2O CO2 Abbildung 3: Cyanobakterium Nostoc muscorum (aus: Dissertation: „Photobiologische Wasserstoffproduktion in einem Purpurbakterien/grünalgen-Verbundreaktor“; von Lutz Schäfer – TU Berlin, 2003) 6 3. Die Photosynthese Die Photosynthese ermöglicht es den Pflanzen den im CO2 gespeicherten Kohlenstoff in einer Zuckerart, der Glucose, zu speichern, wobei Sauerstoff frei wird. Zucker ist auch für den täglichen Energiebedarf unseres Körpers und allen anderen Lebewesen notwendig. Ohne der im Zucker chemisch gespeicherten Energie könnten wird nicht überleben. Die Pflanzen sind damit für unsere Lebensgrundlage enorm wichtig, vor allem da sie zusätzlich Sauerstoff an die Atmosphäre abgeben. Man betrachte sich zunächst einmal die Grundgleichung der Photosynthese: 6CO2 + 6H2O C6H12O6 + 6O2 Diese Stoffumwandlung bzw. Nettoreaktionsgleichung läuft nicht einfach so in der Zelle ab, sondern gliedert sich in zwei grundsätzliche Prozesse: der Lichtreaktion und der Dunkelreaktion oder auch Calvin-Zyklus genannt. Die Spaltung des Wassers, wobei Sauerstoff frei wird, geschieht in der Lichtreaktion während die Fixierung des aus dem CO 2 stammenden Kohlenstoffs zur Glucose bei der Dunkelreaktion abläuft. 3.1 Der Ort der Photosynthese Betrachtet man z.B. ein normales Blatt einer Pflanze unter dem Mikroskop, so erkennt man, daß nicht das gesamte Blatt den grünen Blattfarbstoff besitzt, sondern daß das Chlorophyll in einzelnen „Unterzelleinheiten“ innerhalb der Zellmembran, den sogenannten Chloroplasten, lokalisiert ist. Ein Chloroplast hat einen Längstdurchmesser von ca. 4µm. Im Inneren der Chloroplasten erkennt man das Granum bestehend aus einzelnen Plättchen, den Thylakoiden. In den Thylakoiden bzw. in deren Membran, läuft die Lichtreaktion ab. In den die Granen umgebenden Raum, dem Stroma, läuft die Dunkelreaktion ab. In nachfolgender Abbildung erkennt man das folgende Prinzip: Licht strahlt auf die Thylakoiden ein und zusammen mit Wasser wird die Photonenenergie chemisch in Adenosintriphosphat (ATP) und NiAbbildung 4: Chloroplast (aus: Diplomarbeit Biofilme Phototropher Systeme im Evanescentfeld von Lichtwellenleiter von Davor Kosanic; März 2005 Universität Duisburg-Essen) kotinamidadenosindinukleotidphosphat (NADPH) gespeichert, wobei Sauerstoff frei7 gesetzt wird. Die Energispeicherung wird dabei durch Anlagerung eines Phosphoratoms an ADP (Adenindinukleotidphosphat) und eines Wasserstoffatoms an NADP+ erreicht. Diese Reaktionsprodukte werden an das Stroma abgegeben und damit in die Dunkelreaktion eingebracht. Die Energie wird nun dazu verwendet den Kohlenstoff und einen Teil der Lichtenergie des CO2 über Umwandlungsprozesse in Form von Zucker zu speichern. Das verbrauchte ATP und NADPH, also ADP+P und NADP+, wird wieder von dem Thylakoiden aufgenommen und der Kreislauf schließt sich. 3.2 Die Lichtreaktion der Pflanzen Trifft Licht auf ein Chlorophyllmolekül des Photosystems II (markantes Absorbtionsmaximum bei 680nm), so wird ein Elektron in einen höheren elektronischen Zustand angehoben. Dieser optisch erlaubte Zustand würde jetzt auch wieder in seinen Grundzustand zurückkehren und Licht gemäß diesen Übergangs rotes Licht emittieren. Letzteres wird durch die Hydrogenase verhindert. Diese spaltet H2O zu 2H+ , 2e- und ½O2. Betrachten wir zunächst nur einen Durchlauf. Eines der beiden Elektronen wird jetzt dafür verwendet, den unteren, durch die Lichteinstrahlung freigewordenen Abbildung 5: Lichtreaktion (aus:http://de.wikipedia.org/wiki/Photosynthese) Zustand zu besetzen. Dadurch wird die Fuoreszenz des Chlorophylls verhindert. Das angeregte Elektron wird nun über eine Redoxkette (Pheophytin, Plastochinon QA und QB) zum Plastochinon QH2 transportiert, wo auf das zweite Elektron durch die Hydrogenase freigewordene Elektron gewartet wird, daß ebenfalls vom Chlorophyll über die Redoxkette läuft. Die Elektronen werden an den Cytochrom-bH-Komplex. Hierbei wird je Elektron ein Wasserstoffion frei. Cytochrom-Komplexe sind hervorragende Katalysatoren. Diese sind ähnlich wie Chlorophylle aus Porphynringen aufgebaut mit Eisen als Zentralatom. Das Elektron wird hier auf oxidiertes Eisen Fe3+ übertragen wodurch Fe2+ entsteht. 8 Vom Cytochrom werden die Elektronen zum Plastocyanin übertragen. Dieses stellt dem Photosystem I (markantes Maximum bei 680nm) wieder ein Elektron zur Verfügung, um die durch die erneute Lichtanregung im PS I enstande Lücke im Grundzustand des Chlorophylls zu schließen. Das hierbei im angeregten Zustand befindliche Elektron wird also wieder über zweite Redoxkette dann schließlich zum NADP+ transportiert, wodurch durch die dadurch möglichgemachte Anlagerung von 2H+ schließlich NADPH+H+ erstellt wird. Jetzt wird auch der eigentiche Sinn und Zweck der beiden Photosysteme klar. Wasser hat ein sehr niedriges Redoxpotential. Um ein Elektron an das NADP + zur Synthese zu NADPH+H+ bereitzustellen, welches ein höheres Redoxpotential hat, ist es nötig Energie zuzuführen. Dies gelingt in zwei Stufen, in dem das Elektron allmälich in einen entsprechenden Energiezustand überführt wird, so daß NADP+ reduziert werden kann. Die Bildung von ATP geschieht relativ unabhängig vom Protonengradienten zur Reduktion von NADH +. Durch die Lichtreaktion entsteht (vor allem am Cytochrom-Komplex und bei der Hydrogenase) ein Wasserstoff- bzw. Protonengradient. Das bedeutet auf der innenseite der Thylakoidmembran herrscht ein Überschuß an Wasserstoff während an der Außenseite ein Mangel herrscht. Dieser Protonengradient wird vom Enzym ATP-Synthase genutzt, das als eine Art Verbindung zwischen Außen- und Innsenseite der Membran in dieser verankert ist. Durch Diffusion werden die Protonen durch die ATP-Synthase hindurch getrieben, wobei die kinetische Energie der Protonen durch Konformation des Enzyms in chemische Bindungsenergie des Phosphoratoms an ADP umgewandelt wird. 3.3 Das Chlorophyll Das Chlorophyll besteht aus einem Porphyrinring mit Magnesium (bzw. Mg2+) als Zentralatom. Ein Porphyrinring besteht aus heterozyklischen Fünfringen. Insgesamt hat das Chlorophylmolekül 11 konjugierte Doppelbindungen. Der Überlapp der Molekülorbitale ergibt π-Orbitale, dessen Zustände einfacher als σ-Orbitale anzuregen sind. Chlorophyll absorbiert im Bereich von 430-470 nm und 640-660nm. Das Absorbtionsspektrum ist in Abb. dargestellt. Einen historischen Versuch zur Bestimmung der spektralen Verteilung der Photosynthese wurde von Engelmann durchgeführt. Engelmann züchtete auf einem Nährlösung Algen. Abbildung 6: Chlorophyllmolekül (aus:http://chloroplasten.defined.de/cphyll.htm) 9 Dann zerlegte er mit Hilfe eines Prismas das Sonnenlicht in seine spektralen Bestandteile und projezierte das so erhaltene Spektrum auf die Nährlösung mit Algen. Jetzt siedelte er auf der Algenkultur aerobe Bakterien an. Da diese Bakterien bei ihren Stoffwechselzyklen Sauerstoff brauchen und die Algen durch die Photosynthese Sauerstoff produzieren, ergab sich, daß in den Bereichen maximaler Abosrbtion der Blattfarbstoffe und damit maximaler Sauerstofffreisetzung die Bakterien sich vermehrt ansiedelten und sich vermehrten. In den anderen Bereichen lag unterdes die Anzahl der Bakterien weit unterhalb der in der Näher der Absorbtionsmaxima. 3.4 Energieübertragung der Photosynthese – Light Harvesting Complex Der Light-Harvesting-Complex in photosynthetischen Zellen dient allein der Oberflächenvergrößerung. Um ein sogenanntes Reaktionszentrum sind Chlorophyll- und Carotenoidaggregate angeordnet, die die Energie der Photonen bis zum Reaktionszentrum weiterleiten. Am Reaktionszentrum selber sind die Enzyme die z.B. das ATP synthetisieren (ATP-Synthase) oder das Wasser spalten (Hydrogenase) untergebracht. Wie genau funktioniert jetzt diese Energieübertragung? Die oben erwähnten Chlorophyll- bzw CaroteAbbildung 7: Übersicht Lichtsammelkomplex (Quelle: Gruppe Prof. Dr. Franke) noidaggregate haben bei Bakterien bzw. Pflanzen unterschiedliche Strukturen. Purpurbakterien besitzen ein LHC, bei dem die Chlorophyllund Carotenoidmoleküle ringförmig angeordnet sind. Bei Pflanzen sind diese Pigmente im LHC-II Abbildung 9: Lichtsammelapparat am Bsp. des Bakteriochlorophylls (aus: Physiklische Blätter 57 (2001) Nr.2) Abbildung 8: LHC von Pflanzen (aus:Spektroskopische Untersuchungen aneinzelnen Lichtsammelkomplexen desPurpurbakteriums R. rubrum) 10 Monomer angeordnet (siehe Abb. ). Die Funktionsweise der Energieübertragung funktioniert jedoch ähnlich. An der Energieübertragung sind allgemein verschiedene physikalische Prozesse beteiligt. Diese hängen im großen und ganzen vom Abstand der Pigmente selbst ab, bei dem für den jeweiligen Mechanismus eine bestimmte Wahrscheinlichkeit existiert. Bei einem Abstand <5Å kommt es zum sogenannten Dexter-Transfer. Bei diesem Mechanismus berühren sich die Orbitale der interagierenden Pigmentmoleküle, so daß ein Elektronenaustausch stattfindet. Bei diesem wird z.B. ein durch Photonenenergie angeregtes Elektron eines Chlorophyllmoleküls zum freien anregbaren Zustand des Nachbarmoleküls transferiert. Gleichzeitig wird das sich im Grundzustand befindende Elektron des Nachbarmoleküls zum Grundzustand des ursprünglichen Chlorophyllmoleküls übertragen. Bei einem Abstand <10Å ensteht eine exzitonische Kopplung zwischen einzelnen Chlorophyllmo lekülen durch intermolekulare Wechselwirkung. Diese ist dann über mehrere Pigmente delokalisiert. Damit ändern sich die anregbaren Zustände derart, daß diese vom gesamten Bereich der delokalisierten exzitonischen Kopplung abhängt und nicht von den Anregungszuständen der einzelnen Pigmentmoleküle. Letzterer Vorgang ist immer noch Bestandteil aktueller Forschung und es ist noch nicht komplett verstanden, wie groß der Anteil der Exzitonen am Energietransferprozess ist. Eine dritte Möglichkeit der Energieübertragung besteht im sogenannten Förster-Transfer. Ab einem Abstand der Chlorophyllmoleküle von ca. 10 – 80Å interagieren die Pigmente nicht mehr stark miteinander, so daß die durch die Photonen bereitgestellte Anregungsenergie lokalisiert bleibt. Eine Energieübertragung erfolgt dann über die Coulomb-Wechselwirkung. Dies geschieht derart, daß ein angeregtes Donatorelektron im ersten Singulettzustand strahlungslos die Energie auf ein sich im Grundzustand befindliches Akzeptorelektron überträgt, dessen erster Singulettzustand ernegetisch niedriger liegt. Das Donatorelektron gelangt daraufhin wieder in seinen Grundzustand und das Akzeptorelektron gibt seine Energie an das nächste Pigment ab, fungiert jetzt also selbst als Donator. Dieser Vorgang wird solange wiederholt, bis das Reaktionszentrum erreicht wird, bei dem die im vorherigen Unterkapitel dargestellten Vorgänge ablaufen. Für die Energieweiterleitung in Richtung des Reaktionszentrums existieren ebenfalls unterschiedliche Theorien. Eine Theorie besagt, daß man sich die Anordnung der Chlorophyllringe bzw. des Monomers in Form eines zum Reaktionszentrum hinlaufenden Trichters vorstellen kann. Hierbei sind die Farbstoffe energetisch höher, je weiter sie vom Reaktionszentrum entfernt sind. Demnach verläuft die Anregung in Richtung des RZ immer schneller während sie in entgegengesetzter Richtung langsamer verläuft. Neuere Studien geben diesem Modell nur bedingt recht, da demnach die 11 Hin- und Rücktransferzeiten nahezu gleich sind. Es wäre somit exakter, von einem ungerichteten Energietransfer auszugehen, bei dem die Anregungen als eine Art See beschrieben werden. Aus diesem wird einfach, je nach bedarf, die Energie entnommen. Bei den Bakterien würden hierbei die Chlorophyllringe als Energiespeicher dienen, wodurch insgesamt eine hohe Quantenausbeute garantiert würde. 3.5 Die Dunkelreaktion Bei der Dunkelreaktion wird, wie im Vorherigen bereits erwähnt, der Kohlenstoff des CO 2 in Form von Zucker fixiert, wobei Energie (ATP und NADPH) verbraucht wird, die ebenfalls zum Teil im Zucker gespeichert ist. Im Stroma, dem Ort dieses Calvin-Zyklusses, liegen sechs C 5-Körper (6x DRibulose-1,5-bisphosphat, vor. Durch Anlagerung von 6H2O und 6 CO2 an den C5-Körper sowie unter Verbrauch von 6ATP und 6NADPH+H+ enstehen unter dem Einfluß des Enzyms RUBISCO 12C3-Körper (12x 3-Phospho-D-Glycerat). Durch weitere hier nicht näher beschriebene chemische Prozesse enstehen daraus 6 C 6-Körper (6x β-D-Fructose-6-Phosphat) und daraus dann schließlich ein Glucosemolekül (entspricht einem C6-Körper) und unter weiterem Energieverbrauch von 6ATP wieder 6C5-Körper, also 6x D-Ribulose-1,5-bisphosphat Molekülen, dem Ausgangsmolekül. Damit erhalten wir einen Umwandlungskreislauf. 3.6 Photosynthese der Purpurbakterien Der Unterschied der bakteriellen Photosynthese gegenüber der der Pflanzen besteht hauptsächlich in der Tatsache, daß lediglich nur ein Photosystem vorhanden ist. Dieses absorbiert maximal im Bereich von 870nm. Durch die Anregung in diesem Wellenlängenbereich wird ebenfalls ein Elektron angeregt und in einen energetisch höheren Zustand gehoben. Der dabei freigewordene untere Zustand wird durch ein Elektron des zyklischen Elektronenprozesses aus dem Plastocyanin nachgereicht. Über eine Redoxkette wird dann das höher enegretische Elektron wieder zu einem Cytochrom-Komplex gereicht, an dem das Elektron und ein Wasserstoffion dazu verwendet wird, um aus NAD + (Nikotinamid Adenin Dinucleotid) NADH zu erstellen. Bei Purpurbakterien dient dieser Vorgang einer photoautotrophen Stoffwechsels. Dieser geschieht 12 hierbei lediglich unter anaeroben Bedingungen. In unserem Falle jedoch profitieren wir von der Möglichkeit der Bakterien auch aerob zu existieren. Dazu werden auch die Kohlenhydrate der Algen und Sauerstoff benötigt (=> siehe später: Glycolyse). Mit Hilfe der Nitrogenase, wird Stickstoff fixiert, wobei Wasserstoff frei wird. Dieser Vorgang werde im späteren Kapitel diskutiert. 13 4. Stoffwechsel der Bakterien 4.1 Nitrogenase Für die Reaktionsgleichung der Nitrogenase gilt: N2 + 8H+ + 8e- + 16 ATP → 2NH3 + H2 + 16ADP + 16 Pi Die Nitrogenase ist, wie diese Gleichung zeigt, ein Enzym zur Fixierung von Stickstoff in Form von Ammoniak (NH3). Bei der Speicherung wird molekularer Wasserstoff frei. Damit ist die Nitrogenase für die Erzeugung des Wasserstoffs in einem Verbundreaktor von großer Bedeutung. Die Nitrogenase ist aufgrund ihres großen Redoxpotentials sehr leicht oxidierbar, weswegen sie sehr leicht mit Sauerstoff reagiert. Deshalb darf eine gewisse Konzentration an freien Sauerstoff in der Nähe der Nitrogenase nicht überschritten werden. In der Natur wurden hierbei einige Konzepte entwickelt dies zu verhindern. Eines dieser Konzepte ist die Ausbildung von Heterocysten in den Purpurbakterien. Es existiert weiterhin auch Metallprotein (Leghämoglobin) mit einem Eisenatom als Zentralatom, das den Sauerstoff binden kann und ihn zur Atmungskette transportiert, wo eer dann wieder freigesetzt wird. Unter anaeroben Bedingungen wird der freigewordene molekulare Wasserstoff als Protonen- und Elektronenlieferant für die Photosynthese benötigt; anders als bei Pflanzen, die unter aeroben Bedingungen hierfür Wasser benutzen. 4.2 Glycolyse Bei diesem Stoffwechselvorgang werden schließlich aus der Glucose die Energielieferanten ATP und NADH+H + sowie Brenztraubensäure (Pyruvat) erstellt. Letzteres wird unter Abspaltung von CO2 zum Acetyl-Coenzym-A (aktivierte Essigsäure) umgewandelt, daß in den Citratzyklus eingeführt wird. 14 4.3 Citrat- oder Zitronensäurezyklus Die bei der Glycolyse freigewordene Brenztraubensäure wird in diesem Zyklus über das Produkt Zitronensäure ebenfalls unter Abspaltung von Wasserstoff und CO 2 in Oxalessigsäure zurückgebildet, das wiederrum zur erneuten Reaktion mit Acetyl-Coenzym-A zur Verfügung steht. Dabei wird wiederrum Energie (GTP, NADPH) frei. In einer Endoxidation werden dann Elektronen auf den Luftsauerstoff übertragen, wodurch dieser mit Wasserstoffionen zu Wasser reagiert. Dabei wird ATP gebildet. Abbildung 10: Citratzyklus (aus: Microsoft Encarta, http://de.encarta.msn.com/media_142601948/Citratzyklus_(KrebsZyklus).html) Es ergibt sich als Gesamtbilanzgleichung: C6H12O6 + 6H2O → 6CO2+ 12H2 15 5. Funktionsweise eines Photobioreaktors 5.1 Anforderungen an einen Reaktor (a) möglichst intensitätsstarke Lichteinkopplung (b) gleichmäßige Lichtintensitätsverteilung (c) platzsparende Bauweise (d) ausreichende Be- und Entgasung (e) leicht zu wartendes / reinigendes Baukonzept Zu (a) Ein Photobioreaktor benötigt eine besonders intensitätsstarke Ausleuchtung, da, wie später noch erklärt, die Algensuspension einen starken Absorptionskoeffizienten besitzt, und damit eine geringe Eindringtiefe des Lichtes vorherrscht. Eine möglichst starke Intensität ermöglicht daher eine große Eindringtiefe und damit auch eine dickere photosynthetisch aktive Schicht aus Algen. Zu (b) Um eine möglichst gute Ausleuchtung im gesamten Reaktorvolumen zu erhalten, benötigt man hierbei eine besonders gleichmäßige Lichtintensitätsverteilung. Zu (c) Eine platzsparende Bauweise ist besonders wichtig, wenn man die Bioreaktoren mit industriellen Anlagen koppeln will. „Algenfelder“ in Fußballfeldgröße wären hierbei von Nachteil, da diese schlechter in industrielle Komplexe eingebaut werden können. Zu (d) Eine ausreichende Ent- und Begasung ist besonders wichtig, um einerseits mit maximalsten Wirkungsgrad CO2 aus Rauchgas einzuleiten und andererseits so viel Wasserstoff wie möglich aus dem Reaktor zu entfernen. 16 Zu (e) Ein leicht zu reinigendes und zu wartendes Baukonzept ist ebenfalls von Vorteil, um Algenwucherungen zu vermeiden und den Reaktor möglichst effektiv betreiben zu könnnen. Die einfache Wartung spielt z.B. beim Austausch von LWL eine große Rolle, da dies nicht eine tagelange Reaktorstillegung bedeuten darf. Ansonsten würde evtl. die Wirtschaftlichkeit darunter leiden. 5.2 Das Lambert-Beer'sche Gesetz Das Lambert Beer'sche Gesetz beschreibt den Intensitätsverlustes des Lichtes beim Durchlauf durch ein Volumen V gemäß I =I 0−dI Sei k der Absorbtionskoeffizient des Mediums, dx der zurückgelegte Weg durch das Volumen und l die Breite des Volumens, ergibt sich daraus das Lambert-Berr'sche Gesetz: dI =−I k dx dI ⇔ =−k dx I l I dI =∫0 −k l wobei E Extinktion genannt wird. ⇔∫I I I ln 0 =kl =E I 0 5.3 Belichtung eines Reaktorvolumens – der R-Wert Es werde eine Größe R definiert, die die lokale Absorbtion I(x,y,z) in einer bestimmten Richtung bzgl. eines Reaktorvolumens dV beschreibt. Es gilt: R :=∫ dI x , y , z dV dx 17 Mit dem Verhältnis aus der Herleitung des Lambert-Beerschen Gesetzes gilt dann: dI =k⋅I x , y , z⇒ R=∫ k⋅I x , y , z dV dx Werde k = 50000m-1und I/I0 = 1 % angenommen dann gilt für die Eindringtiefe lE gemäß dem L.B.-Gesetz: ln I0 ln 100 =k⋅l ⇒ =l E ≈92µm I 50000 m−1 Wird jetzt ein Reaktor mit V=1m³ und einer Eindringtiefe lE = 92µm angenommen, ergibt sich ein R-Wert von: R=k⋅I⋅V ⇔ R=50000 m−1 92µm⋅1m²⋅I 0=92⋅10−6 m3 Rmax Rmax ist dabei der maximal mögliche Wert, bei dem die lokale Intensität I=I0 beträgt. Es gilt Rmax =50000m−1⋅I 0 [W ] mit I0 in [W/m²]. Damit ist das Ziel der faseroptischen Beleuchtung: 92·10 -6 m³ Rmax< R < Rmax 5.4 Die Lichteinkopplung Nach meinem bisherigen Kenntnisstand existieren 2 mögliche Konzepte Sonnenlicht in einen Algenreaktor einzukoppeln. Im folgenden möchte ich auf diese beiden Möglichkeiten eingehen. 18 5.4.1 Methode nach Bayless Vom amerikanischen Wissenschaftler Ph. D. David J. Bayless enstand die Anordnung, bei der ein Parabolspiegel ähnlich einer Satellitenschüssel in Richtung der Sonne gerichtet wird. Das Licht wird in der Brennebene gebündelt und über einen zweiten Spiegel in die Lichtleitfasern eingekoppelt. Abbildung 11: links und rechts: Lichteinkopplung nach Bayless (Quelle: Gruppe Prof. Dr. Franke) 5.4.2 Methode aus der Solarthermie Abbildung 12: Lichteinkopplung gemäß Solarthermie (Quelle: Gruppe Prof. Dr. Franke) Aus der Solarthermie stammt das zweite Konzept. Dieses besteht darin, daß die lichtkonzentrierende Vorrichtung, bestehend aus zwei sich schneidenden Parabelbögen, dessen optische Achsen nicht mit der jeweiligen Parabelachse zusammenfallen, als sog. Lichtleitkammer dient. Tritt das Licht unter einem Winkel θ < θ0 in die Lichtleitkammer (wobei 2θ der Akzeptanzwinkel ist) kann das Licht in die Lichtleitfasern eingekoppelt werden. Bei solarthermischen Anlagen ist anstelle der Lichtleitfasern eine Absorberfläche aufgebracht. Zur Erhöhung der numerischen Apertur 19 kann eine Beschichtung aus einem Polymer (z.B. Silikon) angebracht werden. Die Beschichtung der Parabelflächen sollte verspiegelt sein, um diffuses Licht ebenfalls einfangen zu können. Die Lichtleitfaserbündel sind hierbei nebeneinander angeordnet, so daß entweder je Bündel eine Absorberfläche mit eigener Lichtleitkammer (siehe Stackkonzept) oder die Lichtleitfasern sind, wie in der Solarthermie, so nebeneinander angeordnet, daß sie eine „Lichtleitfläche“ der Größe A=l⋅a entsteht. Die Spiegelparabelflächen mit einem gegenseitigem Absatnd von 2d haben dann ebenfalls diese Länge. 5.5 Lichtleitfasern Es existieren drei verschiedene Arten von Lichtwellenleitern: Stufenindexfasern, Gradienindexfasern und Monomodefasern. Abbildung 13: Lichtwellenleiter (aus:http://www.2cool4u.ch/networks/netzwerktop_verkabelu ng/netzwerktop_verkabelung.htm) Stufenindexfasern bestehen aus einem Kern mit Brechungsindex n2 und einem Mantel mit Brechungsindex n1, wobei n1>n2 ist. Durch letztere Bedingung und einem bestimmten Einkopplungswinkel entsteht durch die Totalreflektion die in der Abbildung dargestellte Lichtstrahlführung. Stufenindexfasern sind Multimodenfasern, d.h. sie können mehrere unterschiedliche Moden (stehende Wellen) führen, die sich im LWL ausbilden. Gradientenindexfasern besitzen im Unterschied zu den Stufenindexfasern einen Kern mit einem nicht konstanten Brechungsindex. Genauer gesagt nimmt der Brechungsindex ausgehend von der Fasermitte in Richtung des Mantels zu. Dadurch ergibt sich eine sinusartige Führung der Lichtstrah20 len. Auch diese Fasern sind Multimodefasern.Bei den Monomdefasern breitet sich, wie der Name schon sagt, lediglich nur ein Mode aus, da der Kerndurchmesser der Faser in der Größenordnung der geführten Wellenlänge liegt (ca. 1,5µm). 5.6 Totalreflexion Um die Physik hinter den Lichtleitfasern zu verstehen, muß man sich die Totalreflexion anschauen. n2 n1 Totalreflexion tritt immer dann auf, wenn Licht aus einem Medium mit Brechungsindex n1 auf die Grenzschicht zum Medium mit Brechungsindex n2 unter einem bestimmten Winkel größer als der Grenzwinkel der Totalreflexion αG, wobei n1>n2 gilt, so wird das Licht an dieser Genzfläche vollkommen reflektiert. Man leite jetzt diesen Grenzwinkel aus dem Snellius'schem Gesetz her: n 1 sin 1 =n 2 sin 2 n ⇔sin 1 = 2 sin 2 n1 sin(α 2) kann hierbei maximal 1 werden. Es gilt also: ⇒ sin 1= n2 =sin G n1 Wird der LWL zu stark gekrümmt, wird an den Stellen der Krümmung der Grenzwinkel unterschritten. Aufgrunddessen kann Licht aus dem LWL austreten. Diesen Effekt macht man sich bei der Versorgung des Bioreaktors mit Licht zu Nutze, in dem man durch geschickte Krümmung Licht an die gewünschten Stellen des Reaktors bringen kann. 21 5.7 Numerische Apertur Numerische Apertur ist Maß für den maximalen Winkel, unter dem ein Strahl auf die LWL-Frontfläche auffallen kann, um einen geführten Modus anzuregen. Gemäß Snellius gilt n 0 sin =n1 sin ' '=90−G Man kann aus der Abbildung erkennen, daß gilt: Daraus folgt dann: ⇒ n 0 sin =n1 sin ' =n 1 cos G wobei αG der Grenzwinkel der Totalreflexion ist. Mit cos² G =1−sin² G und sin G = n2 folgt dann: n1 n2 2 n 22 2 2 2 2 2 ⇒ cos² G =1− ⇒ n 0 sin =n1 1− 2 = n1 −n 2 n1 n1 ⇔ n0 sin = n12−n 22= NA NA ist die Numerische Apertur. 5.8Ausleuchtung der Bioreaktoren Auch bei der Ausleuchtung des Photobioreaktors existieren wieder mehrere Möglichkeiten, von denen ich zwei im Folgenden darstellen möchte. Im ersten Beispiel (siehe linke Abb.) wird Licht durch mantellose LWL geschickt. Diese sind seitabstrahlende LWL aus AcrylAbbildung 14: Ausleeuchtungssystem (Quelle: Gruppe Prof. Dr. Franke) glas. Sie sind so durch ein thermisches Verfahren so mit Störungen versehen worden, daß diese LWL das Licht seitlich abstrahlen können. Zusätzlich 22 Abbildung 15: ausleuchtung durch Stacksystem (Quelle: Gruppe Prof. Dr. Franke) verursacht ein bestimmter Krümmungsradius zusätzliche Leistungsabstrahlung. Eine „Tauchsiederstruktur“ ermöglicht eine gleichmäßige Durchleuchtung des mit Algen durchwachsenen Volumens. Bei der anderen Konstruktion handelt es sich um ein sogenanntes Stack-System. In die einzelnen Stackbausteinen gelangt von oben ein Lichtleitfaserbündel. Auf jeder Ebene der Bausteine enden dabei eine giwisse Anzahl von LWL. Durch Überlagerung der Lichtkegel der einzelnen Lichtfasern entsteht eine gleichmäßige Durchleuchtung des gesamten Stacks, daß sich aus meheren Stackbausteinen zusammensetzt. Gekoppelt mit den Lichtleitkammern wird der Stack komplettiert. Abbildung 16: Aufbau komplettes Stacksystem (Quelle: Gruppe Prof. Dr. Franke) 23 5.9 Wirkungsgrad Jetzt werde der Wirkungsgrad eines Photobioreaktors gekoppelt mit einer Brennstoffzelle betrachtet. Der maximale Wirkungsgrad eines Photobioreaktors beträgt: H = 2 EH ≈0,06 E Str. E Glucose 2 Der maximale Wirkungsgrad einer Brennstoffzelle wird angegeben mit: BZ = E el ≈0,6 EH 2 Damit ergibt sich ein Gesamtwirkungsgrad von Gesamt = H ⋅ BZ ≈0,036 2 Dies scheint ein relativ geringer Wirkungsgrad zu sein. Man muß jedoch bedenke, daß die Entwicklung der Photobioreaktoren noch in den Kinderschuhen steckt. Außerdem muß man berücksichtigen, daß es momentan nach Bayless möglich ist bis zu 20% CO2 aus Rauchgas in Biomasse umzuwandeln. Letztere kann ebenfalls industriell verwertet werden. 24 6. Ausblick Zum Abschluß werde nun ein Ausblick auf die Möglichkeiten der zukünftigen Richtung der Forschung an Photobioreaktoren gegeben. 6.1 CO2 – Reduktion Angesichts der heutigen Klimaprobleme haben sich auch die europäischen Regierungen mit dem CO2 – Problem befaßt. Industrieanlagen müssen demnach für ihre CO2-Emissionen Emissionsrechte kaufen. Es sind hierbei Preise im Bereich von über 15€ pro Tonne Kohlendioxid im Gespräch. Betrachtet man Photobioreaktoren nur aus dem Aspekt der CO2-Reduktion, so existiert folgende Vision: Ein Photobioreaktor erhält das kohlendioxidhaltige Rauchgas aus angeschlossenen Industrieanlagen. Tagsüber absorbiert der Reaktor das CO2 und produziert dabei Wasserstoff. Mit dem Wasserstoff, der in Tanks gespeichert werden kann, kann dann nachts eine Kunstlichtanlage betrieben werden, die den Reaktor auch in der Nacht mit Licht versorgt. Damit kann auch nachts CO2 aus dem Rauchgas in Biomasse umgewandelt werden. Zu beachten ist dabei, daß Algen ebenfalls einen Nachtzyklus haben, indem sie selbst Atmung vollführen. Dazu ist es notwendig, zwei Algensysteme zu konzipieren. Eins das am Tage und ein anderes das in der Nacht arbeitet. 6.2 Das Bayless-System Bei diesem Konzept wird an ein Kraftwerk, das mit fossilen Brennstoffen arbeitet, mit einem solchen Photobioreaktor gekoppelt, der hier aber lediglich nur aus Algen besteht. Die Rußpartikel im Rauchgas werden elektrostatisch gefiltert. Da das Rauchgas immer noch sehr heiß ist, muß dieses abgekühlt werden. Im Bereich des „Slug – flow – Reactors“ wird das heiße Rauchgas in Wasser eingeleitet, wo es im Kühlturm abkühlt. Gelöst im Wasser wird das CO2 in den Algenreaktor eingeleitet, wo die Algen, die auf Platten wachsen und durch LWL mit Licht versorgt werden, das CO2 aufnehmen. Überflüssige Algen werden in einem Prozess aus dem Reaktor entfernt, wobei zu große 25 Algen aussortiert werden und die übrigen wieder in den Reaktor geleitet werden. Die aussortierten Algen werden industriell weiterverwertet. Abbildung 17: Kohlendioxidreduktion; Anlagenplan nach Bayless (Quelle: Gruppe Prof. Dr. Franke) 26 6.3 Wirtschaftlichkeit Nach Bayless ist es bisher theoretisch möglich bis zu 20% CO2 aus Rauchgasen mit Hilfe eines Bioreaktors in Biomasse verwandelt werden. Damit kann man nun folgende Abschätzung machen: Kohle verbrennt gemäß C + O2 => CO2 Das bedeutet, daß aus 12g Kohlenstoff 44g CO2 entstehen. Hauptbestandteil der Biomasse ist Cellulose, eine Polysaccharose bestehend aus 2000 Einheiten: 12000 CO2 => 1mol Cellulose bzw: 528kg CO2 => 360kg Cellulose 12000 mol stammen also aus 12000 mol C oder 144kg C. Berücksichtigt man jetzt die 20%'ige Verwertbarkeit ergibt sich: 720kg Kohle erzeugen 360kg Cellulose Mit einer Dichte ρ=1,1 [g/l] entsprechen 360kg einem Volumen von 327,27 l. Die Verbrennung von 1t Kohle würde die Produktion von etwa 500kg oder 450l Algen bedeuten. Das entspricht einem CO2-Verbrauch von 720kg Damit kann man jetzt eine Kostenrechnung aufstellen: Kosten für Aufbau, Wartung und Betrieb eines Photobioreaktors: Aufbau für 3 Jahre (Materialkosten, Messgeräte usw.): 60000€ =>pro Jahr: 20000€ Wartung durch Techniker (pro Jahr): Energiekosten (1000€ / Monat): Nahrungszusätze für die Algen (500€/Monat) 50000€ 12000€ 6000€ Gesamtkosten pro Jahr: 88000€ Gemäß den Berechnungen von Dr. Bayless können 200000t Algen pro Jahr durch ein Kraftwerk mittlerer Größe hergestellt werden. Nimmt man für einen Versuchsreaktor lediglich 10t /Jahr an, entspräche dies 14,4t CO2. Damit ergibt sich ein geschätzter Preis von 6,11€ / t CO2 27 Quellenangaben http://www.csdl.tamu.edu/FLORA/imaxxcrs.htmInternet-Quellen Hauptseminar: http://www.bpg.univie.ac.at/vortrag/Gregor.html http://www.guidobauersachs.de/bc/photosynthese.html http://www.faz.net/imagecache/%7BF78BA547-0474-4348-A818-63C71545890A%7Dpicture.jpeg http://www.energie.ch/themen/infrastruktur/effizenerg/haushalt.gif http://www.rettet-unsere-welt.de/forum/index.php?action=vthread&forum=2&topic=7 www.merian.fr.bw.schule.de/beck/skripten/bilder/!rhodops.jpg&imgrefurl www.internal.eawag.ch http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/MathNat/Biologie/Didaktik/Fotosynthese/dateien/lsf.html http://www.lfa.rwth-aachen.de/Publi/Bilder_Publi/Studienarbeit%20Steffi%20Sandloebes.pdf http://www.daetwyler.de/d/produkte/unilan/service/handbuch/kapitel/kapitel4_3.htm http://www.pi3.uni-stuttgart.de/SMG/smg_systeme_lhcii.htm http://www.emc.maricopa.edu/faculty/farabee/BIOBK/BioBookATP.html http://www.cat.cc.md.us/biotutorials/photosyn/atpasep.html http://www.uniduesseldorf.de/WWW/MathNat/Biologie/Didaktik/Fotosynthese/dateien/atpase2.html http://www.biologie.uni-osnabrueck.de/biophysik/Feniouk www.wikipedia.org Linder – Biologie; Metzler Physik Dissertation: „Grundlegende Untersuchungen zur Entwicklung eines Photobioreaktors auf Basis seitabstrahlender Lichtwellenleiter“; von Norbert Gerbsch, TU Berlin, 1997 Dissertation: „Photobiologische Wasserstoffproduktion in einem Purpurbakterien/grünalgenVerbundreaktor“; von Lutz Schäfer – TU Berlin, 2003 Physikalische Blätter 57 (2001) Nr.2 ; Artikel: „Physik der Photosynthese“ von Thorsten Ritz und Klaus Schulten Dissertation: Christian Spitz, FU Berlin : Exzitonische Anregungen in zylindrischen J-Aggregaten von organischen Farbstoffen 28