DENTAL TRIBUNE Medicine Austrian Edition · Nr. 6/2006 · 16. Juni 2006 Impaktierte obere Eckzähne – eine Übersicht 5 tion des impaktierten Zahnes, Wurzelresorption im Bereich des verlagerten Zahnes und/ oder im Bereich der benachbarten Zähne, Ankylose, ausstrahlende Schmerzen und die Kombinationen der oben angegebenen Pathologien. DT Kontakt: von DDr. Maximilian Seemann DDr. Maximilian Seemann WIEN – Der obere Eckzahn ist der zweithäufigste impaktierte Zahn nach dem Weisheitszahn. Er ist bei 0,8–3,3 % aller Patienten impaktiert, bei Frauen etwa doppelt so häufig wie bei Männern. Bevor Eckzähne durchbrechen, müssen sie eine lange Strecke durch den Knochen wandern. Bei diesem Durchbruchsvorgang übt die Eckzahnkrone einen Druck auf die Wurzeln der seitlichen Schneidezähne aus und führt so zwischenzeitlich zu einer Fächerstellung der oberen Schneidezähne. Dies ist etwa im 9. Lebensjahr der Fall und wird als „ugly duckling stage“ bezeichnet (Abb. 1). Abweichungen von diesem Durchbruchspfad können zur Eckzahnimpaktion führen. Es gibt zwei Theorien zur Äthiopathogenese der Impaktion oberer Eckzähne: die Führungstheorie und die genetische Theorie. Bei der Führungstheorie wird das Fehlen des seitlichen Schneidezahnes als Leitstruktur für den Durchbruchspfad des Eckzahnes für die Impaktion verantwortlich gemacht. Die genetische Theorie macht erbliche Faktoren für die Impaktion verantwortlich. Diese Theorie wird von der Tatsache gestützt, dass einige dentale Fehlentwicklungen mit der Eckzahnimpaktion assoziiert sind. Zu diesen gehören hypoplastische oder nicht angelegte seitliche Schneidezähne, Nichtanlagen der zweiten Prämolaren und infraokkludierende Milchmolaren. Die Diagnose der Eckzahnimpaktion erfolgt durch klinische Inspektion, Palpation und mithilfe von bildgebenden Verfahren. Die Computertomographie ermöglicht eine genaue Lokalisation des impaktierten Zahnes sowie die dreidimensionale Darstellung von Wurzelresorptionen. Die Diagnose von Wurzelresorptionen ist für die kieferorthopädische Behandlungsplanung von großer Bedeutung. Bei Patienten ohne Engstand ist die Extraktion des Milcheckzahnes eine Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit einer Eckzahnimpaktion zu reduzieren. Liegt die Krone des Eckzahnes im Orthopantomogramm mit ihrer Spitze mesial einer Längsachse durch den seitlichen Schneidezahn, so beläuft sich die Wahrscheinlichkeit, für einen Spontandurchbruch nach Milcheckzahnextraktion auf etwa 60 % (Abb. 2). Liegt die Spitze des Eckzahnes distal der Längsachse des seitlichen Schneidezahnes, beläuft sich die Wahrscheinlichkeit für einen Spontandurchbruch auf etwa 90%. Die Therapie der Eckzahnimpaktion ist nur in Zusammenarbeit von chirurgisch tätigem Zahnarzt und dem Kieferorthopäden möglich. Der Zahnarzt legt den Zahn chirurgisch frei, dabei ist die Wahl der Freilegungsmethode für den Erhalt der dentogingivalen Ein- heit von großer Bedeutung. Für palatinal verlagerte, hoch impaktierte Eckzähne ist der geschlossene Zugang Mittel der Wahl. Lässt sich die Krone des impaktierten Zahnes palatinal durch die Schleimhaut hindurch tasten, so ist ein offener Zugang zu wählen. Die orthodontische Therapie erfolgt mit festsitzenden Geräten. Nur diese gewährleisten die Applikation gerichteter und dosierter Kräfte. Zur Verankerungsverstärkung der reaktiven Einheit wird häufig ein Transpalatinalbogen verwendet. Bereits Ende der 70er-Jahre wurde eine Feder zur initialen Extrusion impaktierter Eckzähne in der Literatur beschrieben. Diese wurde einer römischen Wurfmaschine nach als „Ballista-Feder“ bezeichnet. Seit der Entwicklung dieser Mechanik wurden zahlreiche Hebelarmmechaniken zur initialen Extrusion impaktierter Eckzähne in der Literatur vorgestellt. Für die Korrektur von Fehlstellungen erster, zweiter und dritter Ordnung eignen sich Overlaybögen, R-Loops sowie superelastische bzw. pseudoelastische Bögen. Für den niedergelassenen Zahnarzt ist es wichtig, den Patienten über die Folgen der Nichtbehandlung einer Eckzahnimpaktion aufzuklären. Mögliche Folgen sind die Infektion bei unvollständigem Durchbruch, Wanderung benachbarter Zähne, Entstehung einer follikulären Zyste, interne Resorp- DDr. Maximilian Seemann Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik Abteilung für Kieferorthopädie Währingerstraße 25 a 1090 Wien ANZEIGE Natürliche Abwehrkräfte stärken: TOOTH MOUSSE von GC. Der natürliche Zahnschutz für Ihre Patienten! 3fach Effekt: GC Tooth Mousse. Stärkt. Schützt. Pflegt. Recaldent™ wird unter Lizenz der Recaldent™ Pty. Limited verwendet. Recaldent™ CPP-ACP wird aus Milchprotein gewonnen und ist laktosefrei. Es darf nicht bei Patienten mit Milcheiweißallergie angewendet werden. Referenzen auf Anfrage oder auf unserer Webseite erhältlich. Abb. 1: Ausschnitt aus einem Orthopantomogramm: Fächerstellung der oberen Schneidezähne während des Eckzahndurchbruches. GC EUROPE N.V. Austrian Office Tallak 124 A - 8103 Rein bei Graz Tel. +43.3124.54020 Fax. +43.3124.54020.40 [email protected] www.austria.gceurope.com Abb. 2: Ausschnitt aus einem Orthopantomogramm: Impaktierter oberer Eckzahn. Rote Linie: Längsachse des impaktierten Eckzahnes, grüne Linie: Längsachse des seitlichen Schneidezahnes. GC EUROPE N.V. Head Office Interleuvenlaan 13 B-3001 Leuven Tel. +32.16.39.80.50 Fax. +32.16.40.02.14 [email protected] www.gceurope.com